Informationsbroschüre Besser gesund bei - Athos
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Informationsbroschüre Besser gesund bei - Athos
Besser gesund bei Atemwegserkrankungen Ein Projekt der Charité - Universitätsmedizin Berlin im Rahmen des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung, gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient, Inhalt Infektionen der Atemwege – Ein Massenphänomen 3 Die vielen Gesichter von Atemwegsinfektionen 5 Tröpfchen und Hände – So steckt man sich an 10 Besser gesund – Das hilft bei Atemwegsinfekten 13 Antibiotika – Eine medizinische Revolution 17 Antibiotikaresistenz – Ein globales Problem 22 Entstehung und Förderung resistenter Erreger 24 Weniger, gezielter, kürzer – Der richtige Umgang mit Antibiotika 26 Antibiotika verantwortungsvoll einsetzen – Das können Sie selbst tun 28 Diese Materialien wurden ohne Unterstützung der pharmazeutischen Industrie erstellt. 2 | 2 im April 2014 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation WHO einen Bericht mit dem Titel „Antimikrobielle Resistenz: Globaler Report über Surveillance-Maßnahmen“. Basierend auf den Daten aus 114 Ländern wird dort umfassend aufgezeigt, dass sich weltweit Bakterienstämme ausbreiten, die gegen eines oder mehrere gängige Antibiotika unempfindlich sind. Das bedeutet, dass die Keime mit diesen Medikamenten nicht mehr behandelt werden können. Damit rückt der Bericht eine Problematik in den öffentlichen Fokus, die uns am Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité seit Jahren beschäftigt und der wir nur mit Ihrer Hilfe und Ihrem Verständnis begegnen können. Bei über 80 Prozent der (unkomplizierten) Atemwegsinfektionen ist eine Antibiotikatherapie wirkungslos. Hinzu kommt, dass die Behandlung negative Begleiterscheinungen nach sich ziehen kann, etwa eine Veränderung des Gleichgewichts der Mikroorganismen im Darm. Ein weiterer Grund, Antibiotika nur einzusetzen, wenn es wirklich angebracht ist. Andere Medikamente wie abschwellende Nasentropfen und Hausmittel wie Hustentees oder Erkältungsbäder haben sich bei Atemwegsinfekten bewährt. Sie lindern die Beschwerden und machen Sie – auch langfristig gesehen – zumeist „besser gesund“ als der kurzfristige und häufig unnötige Einsatz von Antibiotika. Auf den folgenden Seiten möchten wir Ihnen vermitteln, wie Sie bei Denn Antibiotikaresistenzen stellen eine wachsende Erkältungskrankheiten schnell und gut wieder gesund werden. Außerdem informieren wir Sie über das Gefährdung für die Gesundheit dar. Thema Antibiotika und Antibiotikaresistenzen. Der Gebrauch von Antibiotika – insbesondere der so In Zusammenarbeit mit Ihrem behandelnden Arzt genannten Breitspektrum-Antibiotika – ist mit der oder der Ärztin wollen wir die Antibiotikagabe in Entwicklung von antimikrobiellen Resistenzen assoziiert. Aus diesem Grund sollten die Medikamente Berlin reduzieren und verbessern, mit dem Ziel, die nur nach sorgfältiger Abwägung des Arztes Häufigkeit antibiotikaresistenter Keime zu verringern. verschrieben werden. Erfahrungen haben gezeigt, dass die rationale Anwendung von Antibiotika die Wir würden uns freuen, Entstehung von Resistenzen reduzieren kann. wenn Sie uns dabei unterstützen! Entfalten Sie den Umschlag und erhalten Sie einen Überblick über wichtige Fakten zu Atemwegsinfektionen, Antibiotika und Antibiotikaresistenzen. Mit freundlichen Grüßen Prof. Dr. med. Petra Gastmeier Direktorin des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin der Charité Infektionen der Atemwege – Ein Massenphänomen Was da bei Lara gerade im Anflug ist, wird umgangssprachlich gerne als Erkältung bezeichnet. Im medizinischen Fachjargon gehören die Erkältungskrankheiten zu den Atemwegsinfektionen. Wie der Name sagt, fasst dieser Begriff alle Erkrankungen zusammen, die durch einen Infekt der Atemwege mit Viren, Bakterien oder Pilzen hervorgerufen werden. Grundsätzlich können diese krankheitserregenden Mikroorganismen jeden Bereich der Atemwege befallen. Wenn Nase, Nebenhöhlen, Mittelohr, Rachen, Gaumenmandeln und/oder Kehlkopf betroffen sind, sprechen Ärzte von einer oberen Atemwegsinfektion. Die akute Bronchitis, der Keuchhusten sowie die Lungenentzündung (Pneumonie) und die „echte“ Grippe (Influenza) als Sonderformen gehören hingegen zu den unteren Atemwegsinfektionen. Sie verlaufen oft schwerer als ein Infekt der oberen Luftwege. Lara, freie Designerin aus Berlin 30 Jahre alt, drei Kinder zwischen 6 Monaten und 6 Jahren Es ist schon nervig, dass die Kinder aus dem Kindergarten so viele Keime nach Hause bringen. Die Halsschmerzen, den Schnupfen und das leichte Fieber habe ich diesmal von Cara. Ein Antibiotikum lasse ich mir deshalb nicht verschreiben – anders als bei der Streptokokken-Angina von Annatevka. Dort waren Antibiotika nötig. Eine ganz gewöhnliche Erkältung wie die jetzt bekomme ich mit Inhalieren, Salbeitee und heißer Milch mit Honig in den Griff – ganz ohne Medikamente. 2 | 3 Etwa 80% aller akuten oberen Atemwegsinfektionen werden durch Viren verursacht. Diese Rate gilt ebenso für die unkomplizierte Bronchitis. Lungenentzündungen hingegen sind in bis zu 90 Prozent der Fälle durch Bakterien bedingt. Zu den häufigsten Auslösern von Erkältungskrankheiten gehören Rhino-, Adeno-, Coxsackie-, Parainfluenza- und RespiratorySyncytial-Viren. Insgesamt kommen über zweihundert unterschiedliche Viren als potenzielle Erreger in Betracht. Gelingt es den Keimen, in die Zellen der Atemwege einzudringen und sich dort zu vermehren, führt dies zu einer lokalen Entzündung, die dann letztlich die Beschwerden hervorruft. Atemwegsinfektionen kann man mit Fug und Recht als Massenphänomen bezeichnen. Es gibt sie überall auf der Welt und kein Mensch ist vor ihnen gefeit. So zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, dass Kinder durchschnittlich vier- bis achtmal im Jahr unter einer „Erkältung“ leiden. Erwachsene werden jährlich zwei- bis viermal von einem solchen grippalen Infekt heimgesucht. In Industrienationen wie Deutschland sind akute Atemwegsinfektionen aber nicht nur die häufigste Erkrankung überhaupt, sondern auch einer der Hauptgründe für Krankschreibungen. Allein im Jahr 2009 gingen hierzulande über 1,5 Millionen Episoden von Arbeitsunfähigkeit auf das Konto von Schnupfen, Halsweh & Co. 4 | 5 Dass diese Infektionen so weit verbreitet sind, hat anatomische Gründe. Denn anders als Knochen, Nieren oder Blutgefäße, die gut geschützt im Inneren des Körpers liegen, stehen Mundraum, Nase, Nebenhöhlen, Rachen, Kehlkopf, Luftröhre und Bronchien in direktem Kontakt mit der Außenwelt. Und damit auch mit Krankheitserregern, die über die Atemluft problemlos in die Atemwege gelangen können. Zwar gibt es dort sehr effektive Mechanismen, um solche Eindringlinge zu bekämpfen – wie das zähe Sekret, das die Schleimhäute, die den Atemtrakt auskleiden, produzieren. Und trotzdem kann es Keimen gelingen, diese Barriere zu überwinden und so einen Infekt auszulösen. Die vielen Gesichter von Atemwegsinfektionen Atemwegsinfektionen ist der Sammelbegriff für eine ganze Reihe verschiedener Erkrankungen. Abhängig davon, wo die Entzündung sitzt, werden die einzelnen Krankheitsbilder unterteilt und auch benannt. Bei der Bronchitis sind das also die Bronchien, bei der Rhinitis die Nase, bei der Sinusitis die Nasennebenhöhlen. Allerdings bleibt es die Ausnahme, dass ein Infekt auf einen einzigen Bereich begrenzt bleibt. Mit den Krankheitsbezeichnungen drücken Ärzte also aus, welcher Teil der Atemwege hauptsächlich für die Beschwerden des Patienten verantwortlich ist. Beziehungsweise welche Teile. Denn oft handelt es sich um Mischformen, die zwei oder mehr Abschnitte des Atemtrakts betreffen, wie etwa bei einer Rhinosinusitis. Die wichtigsten und häufigsten akuten Atemwegsinfektionen sind: Rhinitis (Schnupfen) Plötzliche Niesattacken, eine juckende, laufende Nase, geschwollene Nasenschleimhäute, die das Atmen erschweren, oft auch ein beeinträchtigter Geruchssinn – ob jung oder alt, mit dem gewöhnlichen Schnupfen macht jeder Mensch ab und an Bekanntschaft. Als Verursacher der akuten Rhinitis, so der medizinische Fachbegriff, kommt eine Vielzahl von Viren in Frage, allen voran die Rhino- und die Adenoviren. Der Schnupfen kann sowohl Auslöser als auch Folge von Infektionen in benachbarten Abschnitten der Atemwege sein, etwa der Nasennebenhöhlen oder des Rachens. Akute Rhinosinusitis und Nasennebenhöhlenentzündung Eine akute Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) entwickelt sich oft aus einem Schnupfen und wird dann als Rhinosinusitis bezeichnet. Der Grund ist, dass die geschwollenen Nasenschleimhäute die Belüftung und den Sekretabfluss der Nebenhöhlen beeinträchtigen. Das erleichtert es Krankheitserregern, sich dort auszubreiten. Schmerzen und Druck im Stirn- und Oberkieferbereich, die sich beim Vorbeugen verstärken, ein Stauungsgefühl im Gesicht, eine verstopfte Nase, aus der Sekret läuft, und Geruchsunempfindlichkeit sind die Hauptsymptome dieser Atemwegsinfektion, die ebenfalls meist durch Viren ausgelöst wird. Klingen die Beschwerden nach einigen Tagen zunächst ab, um sich dann wieder zu verstärken, spricht das allerdings für eine bakterielle Infektion. 6 | 7 91 r yn La in us iti git s is 2. 1.4 62 83 2. ia eS ak ut sm ed ie iti on Ot m eu 5 5 4 32 3. 3. is ph no hi ak ut eR Pn yn ar r yn ha eP ut ak Laryngitis (Kehlkopfentzündung) Heiserkeit bis hin zum Stimmverlust und trockener, bellender Husten sind die charakteristischen Beschwerden einer akuten Kehlkopfentzündung, die oft im Zusammenhang mit einer Rhinitis, einer Pharyngitis oder einer Bronchitis auftritt. Genau wie diese Atemwegsinfekte wird auch die Laryngitis meist durch die typischen „Erkältungsviren“ verursacht. Ist der obere Teil der Luftröhre mit entzündet, was häufig vorkommt, sprechen Ärzte von einer Laryngotracheitis. Bei einer akut stenosierenden Laryngitis schwillt die Kehlkopfschleimhaut stark an, so dass es zu bellendem Husten, hörbar erschwertem Einatmen und Luftnot kommen kann. Diese auch Krupp-Syndrom genannte Erkrankung betrifft in erster Linie Kinder im Alter von sechs Monaten bis drei Jahren. Bei Erwachsenen tritt sie nur selten auf. Akute Bronchitis Eine akute Bronchitis, die häufigste untere Atemwegsinfektion, beginnt mit trockenem, oft auch schmerzendem Husten, der von Symptomen wie Schnupfen, Heiserkeit, Kopfschmerzen und Fieber begleitet sein kann. Nach ein paar Tagen produziert die entzündete Schleimhaut des von der Luftröhre bis in die Lungenbläschen reichenden Bronchialsystems dann vermehrt zähflüssigen Schleim, den die Betroffenen abhusten. Die unkomplizierte akute Bronchitis wird meist durch Viren verursacht. Wenn aber Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) eine Bronchitis entwickeln, stecken öfter Bakterien hinter der Infektion. git is git n ste Hu git r yn ha lop ak ut eT on sil At nfek em ti we on ge re be ro de Otitis media (Mittelohrentzündung) Die Otitis media entwickelt sich in der Regel während oder kurz nach einem anderweitigen viralen Infekt der oberen Atemwege wie einem Schnupfen oder einer Halsentzündung. Während Erwachsene sehr selten an einer akuten Mittelohrentzündung leiden, gehört sie bei Säuglingen und Kleinkindern zu den häufigsten Infektionskrankheiten überhaupt. Hauptsymptom sind plötzlich einsetzende, heftige Ohrenschmerzen mit Hörstörungen. Hinzu kommt ein allgemeines Krankheitsgefühl, das bei kleinen Kindern oft im Vordergrund steht – mit Beschwerden wie Fieber, Durchfall und Erbrechen. n ut ak ak ut eB ro eI nc hi tis is Anzahl der Atemwegsinfektionen, die im 1. Quartal 2009 bei allen AOK-Patienten in Brandenburg diagnostiziert wurden Pharyngitis und Tonsillopharyngitis Eine Halsentzündung (Pharyngitis) äußert sich durch Halsschmerzen, die sich beim Schlucken in der Regel noch verstärken. Die Rachenschleimhaut ist sichtbar gerötet und oft haben die Betroffenen auch Fieber. Ebenfalls häufige Begleiter sind andere „Erkältungsbeschwerden“ wie Husten oder Schnupfen. Wenn die Rachenmandeln mit entzündet sind, sprechen Ärzte von einer Tonsillopharyngitis. Hinter diesen Atemwegsinfektionen stecken wiederum zumeist Viren, vor allem bei Erwachsenen. Bei Kindern hingegen sind 15 bis 30 Prozent der akuten Tonsillopharyngitiden durch Bakterien bedingt, insbesondere durch A-Streptokokken. Zu den Anzeichen einer solchen Streptokokken-Angina zählen hohes Fieber, stark geschwollene, gelblich belegte Mandeln, schmerzhaft geschwollene Lymphknoten unterhalb des Ohrs sowie das Fehlen von Husten und Schnupfen. 51 7 4 80 3. 4. 5. 69 45 6 3 19 .14 7 83 .2 24 Häufigkeit von Atemwegsinfektionen Grippaler Infekt Wenn Ärzte von einem grippalen Infekt sprechen, meinen sie das, was die meisten Menschen unter einer gewöhnlichen Erkältung verstehen. Also eine durch Viren bedingte akute Infektion der oberen Atemwege, die häufig mit einem Kratzen im Hals beginnt und nach ein paar Tagen in die typischen Erkältungsbeschwerden übergeht: Husten, Heiserkeit, Halsschmerzen und Schnupfen. Häufig klagen die Betroffenen auch über Kopfschmerzen, haben leichtes Fieber und fühlen sich müde und schlapp. Pneumonie (Lungenentzündung) In Deutschland erkranken jedes Jahr 400.000 bis 600.000 Erwachsene an einer ambulant erworbenen Pneumonie. Bei bis zu 90 Prozent der Patienten wird diese Infektion des Lungengewebes durch Bakterien verursacht. Typisch für eine Lungenentzündung sind akut einsetzende Beschwerden wie eine beschleunigte, angestrengte Atmung, Husten und Fieber, die von Abgeschlagenheit, Schwindel, beschleunigtem Pulsschlag, Erbrechen und Schmerzen im Brustkorb begleitet sein können. Eine bakteriell bedingte Pneumonie muss umgehend mit Antibiotika behandelt werden. Influenza (Grippe) Während grippale Infekte in der Regel harmlos sind und nach einer guten Woche wieder abklingen, nimmt die echte Grippe (Influenza) bei 20 Prozent der Betroffenen einen ungleich schwereren Verlauf – mit plötzlich einsetzenden Symptomen wie hohem Fieber, Kopf-, Hals-, Muskel- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost und trockenem Husten. Oder anders gesagt: Man fühlt sich schlagartig richtig krank. Vor allem bei kleinen Kindern, Senioren, schwangeren Frauen und Menschen mit Grunderkrankungen kann die durch Influenza-Viren ausgelöste Grippe sogar eine Behandlung im Krankenhaus notwendig machen. Karol, Architekt aus Berlin 56 Jahre alt, alleinstehend Nasskaltes Matschwetter auf Baustellen und meine eigene Nachlässigkeit, mir keinen Schal umzubinden, haben mal wieder dafür gesorgt, dass meine Nase läuft, mein Kopf schmerzt und es im Hals kratzt. Vor drei Jahren fing so auch meine Lungenentzündung an, bei der ich dann Antibiotika genommen habe. Die ging zwar schnell weg – der Durchfall, die Blähungen und Bauchschmerzen sind mir aber noch in lebhafter Erinnerung. Jetzt gönne ich mir trotz Terminstress etwas mehr Schlaf, trinke heißen Tee gegen den Hustenreiz und achte auf Anzeichen einer Lungenentzündung. Dann erst nehme ich Antibiotika. Und in ein paar Tagen bin ich erholt und gesund auf den Baustellen unterwegs. Ohne Medikamente, aber mit Schal. Mittelohrentzündung (Otitis media) • plötzlich einsetzende, heftige Ohrenschmerzen • Hörstörungen • allgemeines Krankheitsgefühl Akute Rhinosinusitis und Nasennebenhöhlenentzündung • Schmerzen im Stirn- und Oberkieferbereich • Stauungsgefühl im Gesicht • verstopfte Nase und Geruchsunempfindlichkeit Rhinitis (Schnupfen) • plötzliche Niesattacken • juckende, laufende Nase und Geruchsunempfindlichkeit • geschwollene Nasenschleimhäute Pharyngitis und Tonsillopharyngitis • Halsschmerzen, schmerzhaftes Schlucken • gerötete Rachenschleimhaut, geschwollene Mandeln • Fieber Laryngitis (Kehlkopfentzündung) • Heiserkeit bis zum Stimmverlust • trockener Husten Akute Bronchitis • trockener, oft schmerzender Husten • Begleitsymptome wie Schnupfen, Heiserkeit, Kopfschmerzen und Fieber 8 | 9 Tröpfchen und Hände – So steckt man sich an Im Herbst und Winter fangen sich in unseren Breiten mehr Menschen einen Atemwegsinfekt ein als im Frühling und im Sommer. Ein Grund dafür ist, dass in der kalten Jahreszeit die Schleimhäute von Nase, Rachen und Kehlkopf auskühlen. Das verringert dort die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheitserregern und kann so eine Infektion begünstigen. Gleiches gilt übrigens auch, wenn man sich in übermäßig klimatisierten Räumen aufhält. Atemwegsinfekte werden vor allem über Tröpfcheninfektion weitergegeben. Wenn eine erkrankte Person hustet oder niest, versprüht sie winzige Tropfen, in denen sich unzählige Erreger befinden, die andere dann einatmen. Übertragungsweg Nummer zwei ist die Schmierinfektion. Hier gelangt beim Husten, Niesen oder Naseputzen infektiöses Sekret auf die Hände und damit auch auf alles, was wir anfassen – ob Telefon, Treppengeländer, Stuhllehne oder Türklinke. Von dort kommen die Keime über die Hände dann weiter auf die Schleimhäute ihres neuen Wirts. Halten sich also viele Menschen mit ausgekühlten, infektanfälligen Schleimhäuten in geschlossenen Räumen auf, haben Erkältungsviren leichtes Spiel. Darüber hinaus fördert ein geschwächtes Immunsystem, etwa bedingt durch Stress, Schlafmangel, extreme körperliche Anstrengung oder eine Grunderkrankung, die Anfälligkeit für Atemwegsinfekte. Auch das Rauchen, vorangegangene Infektionen und eine eingeschränkte Belüftung des Atemtrakts, beispielsweise durch Nasenpolypen, können das Erkrankungsrisiko erhöhen. Wie verlaufen akute Atemwegsinfektionen? Bakterien lassen sich mit Antibiotika abtöten oder in ihrem Wachstum hemmen. Arzneimittel, die Gleiches vermögen, gibt es hingegen für die meisten Erkältungsviren nicht. Das bedeutet: Der Arzt kann bei den akuten Atemwegsinfektionen, die durch Viren bedingt sind, – also in über 80 Prozent der Fälle – nur sehr wenige Medikamente verordnen, die das Übel an der Wurzel packen und die Ursache beseitigen. Doch ist eine Verordnung in der Regel auch gar nicht notwendig. Denn der Körper verfügt selbst über äußerst wirksame Mechanismen, mit denen er sich gegen die Keime zur Wehr setzt. Dringen Krankheitserreger in die Atemwegszellen ein, springt das Immunsystem sofort an, setzt verschiedene Botenstoffe frei und schickt eine Armee von Abwehrzellen vor Ort. Dadurch kommt es zu einer Entzündung, die mit Entzündungszeichen wie Rötung, Schwellung, Erwärmung, Schmerz und einer gestörten Funktion des betroffenen Gewebes einhergeht. Diese Entzündungsreaktion bewirkt einerseits die wenig erfreulichen Symptome, unter denen man bei einem Atemwegsinfekt leidet. Gleichzeitig ist sie der entscheidende Schritt, um die Keime zu bekämpfen und letztlich zu vernichten. Fieber hilft dem Immunsystem dabei, noch effektiver zu arbeiten. Und auch die für Erkältungskrankheiten so typische verstärkte Schleimproduktion dient dazu, die Krankheitserreger aus den Atemwegen zu entfernen. Deshalb heilen akute Atemwegsinfektionen bei ansonsten gesunden Menschen in der Regel von selbst wieder aus – also ohne dass man dazu Medikamente einnehmen müsste. Was der Körper aber braucht, um mit den Viren fertigzuwerden, ist Zeit. Zwar stimmt die Regel „Eine Woche kommt sie und eine Woche geht sie“ nicht ganz, doch sieben bis zehn Tage vergehen im Normalfall schon, bis bei Erkältungskrankheiten die Beschwerden vollständig abgeklungen sind. Mitunter können diese auch bis zu vier Wochen anhalten. Virus Adenoviridae Viren und Bakterien Adenoviren, die zu den häufigsten Erregern von Atemwegsinfektionen gehören, haben eine Größe von etwa 80 Nanometern. Sie sind so klein, dass sie nur mit dem Elektronenmikroskop sichtbar gemacht werden können. Bakterien wie Escherichia coli messen hingegen bis zu 2 Mikrometer, was 2 Tausendstel Millimeter entspricht. 10 | 11 Bakterium Escherichia coli Werde ich denn nicht schneller wieder gesund, wenn der Arzt mir ein Antibiotikum verschreibt? Besser gesund – Das hilft bei Atemwegsinfekten Diese Frage beschäftigt sicherlich so manches genervte Erkältungsopfer und wurde auch in zahlreichen wissenschaftlichen Studien unter die Lupe genommen. Die Antwort lautet: Unter normalen Umständen nein. So zeigen Übersichtsarbeiten, die diverse Untersuchungsergebnisse zusammenfassen, dass alle Patienten mit Schnupfen oder akuter Rhinosinusitis gleich lang krank sind – unabhängig davon ob sie ein Antibiotikum bekommen oder nicht. Und auch bei einer akuten Bronchitis klingen die Symptome mit einer Antibiotikatherapie nicht oder höchstens marginal schneller ab als ohne. Ursächlich behandeln lassen sich virale Atemwegsinfektionen bis heute nicht. Hat es einen erwischt, dann gilt es, ein paar unangenehme Tage mit Schnupfen, Husten, Halsweh und eingeschränktem Wohlbefinden so gut wie möglich hinter sich zu bringen. Glücklicherweise gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, um Erkältungsbeschwerden zu lindern, angefangen mit Medikamenten über bestimmte Verhaltensregeln bis hin zu bewährten Hausmitteln, auf die schon die Großeltern setzten. Eine solche bakterielle Superinfektion, wie Mediziner sagen, macht manchmal eine Behandlung mit Antibiotika notwendig. Wenn eine Erkältungskrankheit länger als sieben bis zehn Tage andauert, sollten die Patienten deshalb immer zum Arzt gehen. Gleiches gilt, wenn die Beschwerden schon ausgeprägt sind und noch stärker werden, sowie bei Fieber über 38,5 Grad. Denn dann könnte es sich um eine Lungenentzündung handeln. Neben hohem Fieber sind eine beschleunigte, angestrengte Atmung, Luftnot, Brustschmerzen und Abgeschlagenheit Anzeichen dieser Krankheit, die in bis zu 90 Prozent der Fälle Hat man sich einen Atemwegsinfekt eingefangen, durch Bakterien hervorgerufen wird und dann mit lindern Antibiotika also in den meisten Fällen weder Antibiotika behandelt werden muss. Auch andere die Symptome, noch helfen sie dabei, schneller wieder Atemwegsinfekte wie die Streptokokken-Angina fit zu werden. Was schlicht daran liegt, dass diese können eine Antibiotikatherapie erforderlich machen. Medikamente gegen Viren, die 80 Prozent dieser Für die meisten Patienten mit Erkältungskrankheiten Infektionen verursachen, nicht wirken. Allerdings führt reicht aber eine rein symptomatische Behandlung eine virale Entzündung der Atemwege häufig dazu, vollkommen aus, um in einer guten Woche wieder dass sich Bakterien dort ebenfalls festsetzen. gesund zu sein. Einige dieser symptomatischen Therapien haben ihren Nutzen in großen Patientenstudien unter Beweis gestellt. Bei anderen wurden solche aufwändigen und teuren Untersuchungen bislang nicht durchgeführt oder lieferten keine eindeutigen Ergebnisse. Das bedeutet aber keineswegs, dass diese Mittel unwirksam sind. Und es nützt dem Patienten ja bereits, wenn er sich nach dem Gurgeln mit Salbeitee oder der gerade getrunkenen heißen Zitrone rein subjektiv wohler fühlt. Hier ein Überblick über Medikamente und Maßnahmen, die Ihnen helfen, bei einem akuten Atemwegsinfekt besser wieder gesund zu werden: Schmerzmedikamente Dauer einer viralen Atemwegsinfektion mit Antibiotikagabe ▶ 7 – 10 Tage ohne Antibiotikagabe ▶ 7 – 10 Tage 12 | 13 Schmerzmittel der Wahl bei Erkältungskrankheiten sind die so genannten nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR). Mit diesen Medikamenten – bekannteste Vertreter sind Paracetamol und Acetylsalicylsäure (Aspirin) – lassen sich Kopf-, Gliederund Halsschmerzen für einige Stunden ganz beseitigen oder zumindest deutlich lindern. Darüber hinaus besitzen sie eine fiebersenkende Wirkung. Auf andere Symptome von akuten Atemwegsinfekten haben die NSAR keinen Einfluss. Wichtig zu wissen ist, dass Kinder und Jugendliche wegen der Gefahr schwerwiegender Nebenwirkungen keine Arzneimittel einnehmen dürfen, die Acetylsalicylsäure enthalten. Sekretlöser und Hustenstiller Sekretolytika oder Expektorantien dienen dazu, den zähen Schleim in den Atemwegen flüssiger zu machen, ihn so zu lösen und damit das Abhusten zu erleichtern. Der therapeutische Effekt chemisch hergestellter Expektorantien ist zwar nicht belegt, doch viele Patienten mit Erkältungskrankheiten und akuter Bronchitis sagen, dass sie sich subjektiv besser fühlen, wenn sie diese Medikamente nehmen. Für pflanzliche Expektorantien wie Efeu-, Thymian- und Primelwurzel-Extrakte konnte auch wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass sie die Symptome von akuten Atemwegsinfektionen reduzieren. Die Schleimlöser können aber nur dann gut wirken, wenn man genügend trinkt. Von pharmazeutischen Hustendämpfern, die den Hustenreiz unterdrücken, raten Ärzte hingegen ab. Eine gute Alternative dazu sind gesüßte Hustentees, Hustenbonbons und – insbesondere bei Kindern über einem Jahr – Honig. Mit einem Teelöffel vor dem Schlafengehen wird die Nacht für die Kleinen ruhiger. Ausreichend trinken Nehmen Sie eine Infektion der Atemwege zum Anlass, sich und Ihrem Körper eine Auszeit zu gönnen. Denn damit machen Sie den entscheidenden Schritt, um schon bald wieder ganz gesund zu sein. Genügend zu trinken ist bei Erkältungskrankheiten wichtig und hilfreich, weil das den Abfluss des Sekrets aus den entzündeten Atemwegen unterstützt. Bei Fieber sollte man ganz besonders auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten, da der Körper durch das Schwitzen und die beschleunigte Atmung mehr Flüssigkeit verliert. Ob Kaltes oder Warmes können Sie selbst entscheiden, je nachdem, was sich angenehmer anfühlt und besser schmeckt. Inhalationen und Einreibungen Inhalationen mit Wasserdampf werden von vielen Erkältungspatienten als angenehm empfunden. Dieses alte Hausmittel ist also heute noch empfehlenswert. Auch wenn wissenschaftlich kein Nutzen nachweisbar ist, kann man bei der Inhalation zusätzlich ätherische Öle wie Eukalyptus oder Kamille benutzen. Äußerlich angewandt – entweder als Einreibung oder Brustwickel – erweitern Öle aus Pfefferminz, Kiefern- und Fichtennadeln, Kampfer oder Eukalyptus die Bronchien und wirken so symptomlindernd, etwa bei einer akuten Bronchitis. Bei Kindern unter zwölf Jahren ist dabei allerdings Vorsicht geboten, da die Einreibungen einen Krampf der Stimmritze mit nachfolgender Atemnot auslösen können. 14 | 15 Hausmittel Nasentropfen und Nasenspülungen Ruhe und Schonung Kartoffelwickel, Gurgeln mit Salbeitee, warme Milch mit Honig, die heiße Badewanne – wer kennt sie nicht, die klassischen Hausmittel bei Erkältungskrankheiten. Zwar ist ihre Wirksamkeit nach streng wissenschaftlichen Kriterien nicht belegt. Demgegenüber steht aber, dass sich diese Behandlungsmethoden teils schon seit Jahrhunderten bewährt haben. Hinzu kommt, dass die Hausmittel innerhalb von Familie und Freundeskreis weitergegeben werden. Das verschafft ihnen einen gefühlten Nutzen, denn Ratschläge und Unterstützung von seinen Nächsten zu bekommen, tut wohl jedem Kranken gut. Geborgen zu sein, den Eindruck zu haben, dass sich jemand um einen kümmert, trägt viel dazu bei, sich besser zu fühlen. Abschwellende Nasentropfen und -sprays helfen Schnupfengeplagten beim Durchatmen. Sie sind vor allem abends sinnvoll, weil es sich mit freier Nase erholsamer schläft. Auch bei einer akuten Rhinosinusitis verschaffen diese Medikamente den Kranken Erleichterung. Allerdings sollten sie höchstens fünf bis sieben Tage am Stück benutzt werden, da sonst ein Dauerschnupfen entstehen kann. Diese Gefahr besteht bei Kochsalz-Nasentropfen nicht. Viele Erkältete empfinden es als angenehm, ihre Nasenschleimhaut mit diesen Mitteln zu befeuchten. Nasenspülungen mit Salzlösungen empfehlen Ärzte lediglich bei einer akuten Sinusitis und dann für maximal eine Woche. Bei einem akuten Atemwegsinfekt braucht Ihr Körper vor allem eines: Ruhe. Denn das hilft dem Immunsystem dabei, die Krankheitserreger möglichst schnell und effektiv zu bekämpfen. Bei Fieber empfehlen Ärzte, ein Weilchen das Bett zu hüten. Ansonsten genügt es aber, einfach mal einen Gang runterzuschalten. Stress und körperliche Anstrengungen, sei es beim Sport oder bei der Gartenarbeit, sollten Patienten mit Erkältungskrankheiten vermeiden. Gegen einen entspannten Spaziergang an der frischen Luft gibt es aber keine Einwände, sofern Sie sich dafür fit genug fühlen. Wichtig für die Selbstheilungskräfte ist auch, genügend zu schlafen. Auf Rauchen und Alkohol sollte man verzichten. Antibiotika – Eine medizinische Revolution Die nach Ansicht vieler Experten bedeutsamste Entwicklung der Medizin verdankt die Menschheit einem Zufall. Denn der Schimmelpilz Penicillium notatum, den Alexander Fleming im September 1928 auf einer seiner Bakterienkulturen fand, war versehentlich dorthin geraten. Der im Londoner St Mary’s Hospital arbeitende Bakteriologe warf die verunreinigte Kultur aber nicht wie sonst üblich weg, weil er bemerkte, dass der Bakterienrasen rund um den Schimmelpilz verschwunden war. Offenbar sonderte Penicillium notatum eine Bakterien abtötende Substanz ab, die Alexander Fleming Penicillin nannte. Zwölf Jahre später reinigten der Physiker Howard Walter Florey und der Chemiker Ernst Boris Chain den Stoff auf, am 24.08.1940 wurde er dann als wirksames Therapeutikum vorgestellt. 1945 brachten die Leistungen den drei Forschern den Medizin-Nobelpreis ein. Nach langer Suche hatten Ärzte jetzt endlich eine Waffe in der Hand, mit der sie bakteriell bedingte Infektionskrankheiten bekämpfen und besiegen konnten. Florian, selbstständiger Start-up Unternehmer, Modebranche 26 Jahre alt, Freundin, keine Kinder Bei den vielen rotzenden Nasen vor einigen Tagen im Meeting war es klar, dass ich mir eine Erkältung einfange. Als Unternehmer kann ich es mir kaum leisten, krank zu sein. In zwei Tagen muss ich im Flieger nach Mumbai sitzen, da will ich wieder fit sein. Deshalb nehm ich jetzt ein Antibiotikum, der zweite Arzt hat es mir dann doch verschrieben. Er wollte ja eigentlich nicht, wegen diesen resistenten Keimen. Falls die alten Antibiotika wirklich nicht mehr wirken, sollen die Forscher eben neue entwickeln. 16 | 17 Wirkweise von Antibiotika Bakterien besitzen Zellstrukturen wie eine schützende Zellwand, Zellplasma, in denen sich ihr Erbgut befindet, eine eigene „Maschinerie“, um Proteine herzustellen, und einen eigenen Stoffwechsel. Allerdings wirkt Penicillin nicht gegen alle Bakterien. Deshalb wurden seit seiner industriellen Einführung in den 1940er Jahren zahlreiche neue Antibiotika entwickelt, die es ermöglichen, Infektionen durch die unterschiedlichsten Bakterien erfolgreich zu behandeln. Diese Medikamente haben unzähligen Menschen das Leben gerettet und Krankheiten wie Diphtherie, Syphilis, Scharlach, Typhus, Wundinfektionen, Lungen- oder Hirnhautentzündungen, denen Ärzte einst hilflos gegenüberstanden, viel von ihrem Schrecken genommen. Oder kurz gesagt: Antibiotika haben die Medizin revolutioniert. Antibiotika greifen genau diese Strukturen an, je nach Antibiotikaklasse an unterschiedlichen Stellen. Manche Wirkstoffe schädigen die Zellwand, andere verhindern die Produktion von Eiweißen im Inneren der Bakterien. Einführung der Antibiotikaklassen/-substanzen und Resistenzentwicklung Zeitpunkt der Einführung Unter der Wirkung von Antibiotika werden wichtige Zellstrukturen geschädigt und lebensnotwendige Prozesse unterbunden. Deshalb sterben die Bakterien ab oder können sich nicht weiter vermehren. Glycylcycline volle Wirksamkeit Resistenzentwicklung zyklische Lipopeptide (Erste resistente Bakterien wurden gefunden.) Oxazolidinone Carbapeneme Wie wirken Antibiotika? Fluorchinolone Bakteriostatische Antibiotika hemmen das Wachstum und die Vermehrung von Bakterien, die dann vom Immunsystem vollends eliminiert werden. Bakterizide Substanzen hingegen töten die Bakterien ab. Allerdings sind die Grenzen hier bei manchen Antibiotika fließend und hängen von deren Konzentrationen ab. Lincosamide Streptogramine Rifamycine Glykopeptide Makrolide Aminoglykoside Chloramphenicol Tetrazykline Beta-Lactame/Penicilline 18 | 19 20 10 0 19 9 0 19 7 0 19 5 19 3 0 Sulfonamide Ihre Wirkweise wird maßgeblich vom Angriffspunkt bestimmt. Beta-Lactam-Antibiotika stören den Aufbau des Peptidoglykangerüsts, einem Bestandteil der bakteriellen Zellwand. Auf diese Weise sorgt diese Antibiotikaklasse, zu der neben den Penicillinen auch die Cephalosporine und die Carbapeneme gehören, dafür, dass in der Zellwand „Löcher“ entstehen, die das Bakterium vor allem in der Wachstumsphase absterben lassen. Glykopeptide wie Vancomycin hemmen ebenfalls die Peptidoglykansynthese, allerdings über einen anderen Mechanismus. Weitere Antibiotika unterbinden die Produktion von Eiweißen in den so genannten Ribosomen, die sich im Innern der Bakterienzelle befinden. Auch hier gibt es mehrere Substanzklassen, die an verschiedenen Stellen in diese so genannte Proteinbiosynthese eingreifen, wie die Makrolide, die Tetrazykline, die Aminoglykoside oder die Lincosamide. Gyrasehemmer (Chinolone) verhindern die Vervielfältigung des Erbmaterials, indem sie dafür sorgen, dass die spiralförmige DNA nicht entdreht wird. Dieser Prozess ist aber unbedingt notwendig, damit Bakterien sich vermehren können. Antibiotika lassen sich nach unterschiedlichen Gesichtspunkten einteilen, angefangen von ihrer chemischen Struktur über ihre biologische Herkunft bis hin zu ihren therapeutischen Anwendungsgebieten. Welche Nebenwirkungen haben Antibiotika? Das können Antibiotika Wie für alle Medikamente gilt für die Antibiotika: Keine Wirkung ohne Nebenwirkungen! Antibiotische Wirkstoffe unterscheiden nicht zwischen „bösen“ und „guten“ Bakterien. Das heißt, sie töten auch die Bakterien in unserem Darm ab, die für eine funktionierende Verdauung wichtig sind. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass bei einer Antibiotikatherapie die Vielfalt der Keime im Darm verloren geht. Bedingt durch die (Zer-)Störung der Darmflora, gehören Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall, Blähungen, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit und Bauchschmerzen zu den häufigen Nebenwirkungen von Antibiotika. Jedes Antibiotikum beziehungsweise jede Substanzklasse hat ein eigenes Wirkspektrum. Das heißt, es hilft gegen bestimmte Bakterien und gegen andere nicht. Dies liegt einerseits an den jeweiligen Angriffspunkten, andererseits hängt es damit zusammen, dass die Bakterienarten sich in ihrem Aufbau und ihrem Stoffwechsel teils deutlich unterscheiden. Auswirkungen von Antibiotika auf die Darmflora Das können Antibiotika nicht Viren & Antibiotika Viren bestehen aus Proteinen und Nukleinsäuren. Sie haben keinen eigenen Stoffwechsel und können sich auch nicht selbstständig vermehren. VOR DER ANTIBIOTIKAGABE anaerobe Bakterien Um sich zu vermehren, benutzen sie die „Zellmaschinerie“ ihrer Wirtszelle. Da sie keinen eigenen Stoffwechsel besitzen und vollkommen anders aufgebaut sind als Bakterien, bieten Viren den Antibiotika keinerlei Angriffspunkte. Antibiotika schädigen weder die Struktur eines Virus, noch unterbinden sie deren Vermehrung. Unter einer Antibiotikatherapie können Viren daher unbeeinträchtigt weitere Wirtszellen befallen. 20 | 21 NACH DER ANTIBIOTIKAGABE Ein natürliches Verhältnis zwischen Anaerobiern und Enterobakterien ist ein Kennzeichen einer „normalen” Darmflora. Die Gabe eines gegen Enterobakterien wirksamen Antibiotikums tötet diese Bakterien ab. Deshalb können sich die anaeroben Bakterien ausbreiten. Antibiotika, die gegen Anaerobier wirken, verschieben das Verhältnis in die andere Richtung. Dieser Verlust der bakteriellen Diversität erklärt die antibiotikatypischen Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt. Besonders stark gefördert wird dadurch auch die Ausbreitung resistenter Keime. DARMFLORA OHNE RESISTENTE ERREGER Ob breit oder schmal, gegen Virus-Infektionen sind alle Antibiotika machtlos. Viren besitzen weder eine Zellwand noch Ribosomen und nicht einmal einen eigenen Stoffwechsel. Um sich zu vermehren, schleusen sie ihre Erbinformationen in fremde Zellen ein, deren Erbgut sie dann umprogrammieren. Weil den Antibiotika somit jeglicher Angriffspunkt fehlt, können sie bei viralen Infektionen nicht wirken. DARMFLORA MIT RESISTENTEN ERREGERN Breitspektrum-Antibiotika bekämpfen eine Vielzahl von Bakterien, Schmalspektrum-Antibiotika nur manche, wie beispielsweise die so genannten grampositiven Bakterien. Das bedeutet keineswegs, dass Letztere weniger wirksam sind. Gezielt gegen ein bestimmtes Bakterium eingesetzt, ist ein SchmalspektrumAntibiotikum ebenso effektiv wie die BreitspektrumAntibiotika und hat oft weniger Nebenwirkungen. Antibiotika mit einem sehr breiten Wirksamkeitsspektrum gehören in der Regel zu den ReserveAntibiotika, die für die Behandlung lebensbedrohlicher Infektionen im Krankenhaus vorgesehen sind. antibiotikaempfindliche Enterobakterien Weitere häufige unerwünschte Effekte, die bei bestimmten Antibiotika beziehungsweise Antibiotikagruppen auftreten können, sind allergische Reaktionen mit Hautausschlägen, Rötungen und Juckreiz, Kopfschmerzen, Schwindel, Störungen des Geruchsund Geschmacksempfindens, Entzündungen der Mundschleimhaut, ein Anstieg der Leber- und der Harnstoffwerte im Blut sowie Veränderungen des Blutbilds. Bei Frauen ziehen die Medikamente auch die Scheidenflora in Mitleidenschaft, was häufig zu Pilzinfektionen der Vagina führt. resistente Enterobakterien Darüber hinaus gibt es noch eine Vielzahl gelegentlicher und seltener Nebenwirkungen, die sich von Antibiotikum zu Antibiotikum unterscheiden. Welche das sind, weiß der Arzt oder der Apotheker und ist auch auf der Packungsbeilage angegeben. Alles in allem werden Antibiotika von den meisten Menschen zwar relativ gut vertragen. Um Nebenwirkungen zu verhindern, sollten sie aber trotzdem immer nur dann eingesetzt werden, wenn es aus medizinischer Sicht wirklich notwendig ist. Antibiotikaresistenz – Ein globales Problem Ob beim Hausarzt oder auf der Intensivstation – Antibiotika sind für die moderne Medizin unabdingbar. Doch die wirksamste Waffe bei bakteriellen Infektionen droht, mehr und mehr stumpf zu werden. Denn weltweit breiten sich Bakterienstämme aus, die gegen eines oder mehrere der gängigen Antibiotika resistent sind. Das bedeutet, dass die Medikamente ihre Fähigkeit, diese Keime abzutöten oder im Wachstum zu hemmen, verloren haben. Die wohl größten Sorgen bereiten Fachleuten derzeit Enterobakterien wie Klebsiellen und Escherichia coli, die zu den normalen Darmbewohnern des Menschen gehören. So ist zum Beispiel der Anteil der Klebsiellapneumoniae-Stämme mit einer kombinierten Resistenz gegen Cephalosporine der dritten Generation, Aminoglykoside, Fluorchinolone und neuerdings auch gegen Carbapeneme in der gesamten EU zwischen 2009 Ein im April 2014 erschienener Bericht der Weltgesund- und 2012 deutlich angestiegen. In einigen Ländern, heitsorganisation WHO beschäftigt sich eingehend mit beispielsweise in Griechenland, liegt die Rate dieser Problemkeime bei über 50 Prozent. Auch in Deutschder globalen Bedrohung durch Bakterien, die gleich gegen mehrere Antibiotika unempfindlich sind. Darin land haben die antibiotikaresistenten Enterobakterien dramatisch zugenommen. 1995 betrug der Anteil der geht man davon aus, dass allein in Europa jährlich E.coli-Bakterien, die gegen Ciprofloxacin unempfindlich 25.000 Todesfälle durch Infektionen mit solchen sind, nur 5,5 Prozent. 2010 waren es dann 32,1 Prozent multiresistenten Krankheitserregern verursacht – ein Sprung um mehr als 25 Prozentpunkte. werden. Tendenz steigend. Dr. Janine Zweigner, Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin Antibiotika sind für die Medizin unverzichtbar. Sie ermöglichen es, durch Bakterien bedingte Infektionen erfolgreich zu bekämpfen, und retten damit unzähligen Menschen das Leben. Allerdings droht diese Wunderwaffe an Schlagkraft zu verlieren. Denn rund um den Globus gibt es immer mehr bakterielle Krankheitserreger, gegen die eines oder gleich mehrere der gängigen Antibiotika keinerlei Wirkung mehr haben. Jeder Einsatz von Antibiotika kann diese so genannte Resistenzentwicklung weiter befördern. Deshalb ist es enorm wichtig, die so wertvollen Medikamente möglichst verantwortungsvoll einzusetzen und auch richtig anzuwenden. Entscheiden Sie sich daher gemeinsam mit Ihrem Arzt dafür, Ihre Erkältung nur dann mit Antibiotika zu behandeln, wenn es auch nötig ist. Das heißt bei begründetem Verdacht oder Nachweis einer bakteriellen Infektion. Damit schonen Sie Ihre Gesundheit und helfen dabei, die Antibiotikaresistenzen in Deutschland und global einzudämmen. 22 | 23 Entstehung und Förderung resistenter Erreger Bakterien sind äußerst anpassungsfähige Lebewesen. Sie vermehren sich sehr schnell und vervielfältigen währenddessen auch ihr Erbgut, die DNA. Dabei kommt es natürlicherweise zu Veränderungen der Erbinformationen. Diese zufälligen Mutationen können dazu führen, dass ein Bakterium Eigenschaften und Fähigkeiten entwickelt, die die Wirkung eines bestimmten Antibiotikums abschwächen oder vollständig ausschalten. Hier gibt es verschiedene Mechanismen. Manche Bakterien produzieren Enzyme wie die Beta-Lactamasen, die das Antibiotikum zerstören beziehungsweise chemisch inaktivieren. Andere Keime verhindern, dass der Wirkstoff in sie eindringen kann, pumpen ihn sofort aus ihrem Inneren wieder heraus oder verändern das Angriffsziel des Antibiotikums so, dass es dort nicht mehr binden kann. Dass Antibiotikaresistenzen entstehen, ist also ein ganz natürlicher, durch genetische Veränderungen bedingter Vorgang. So paradox es klingen mag, kann aber jeder Einsatz von Antibiotika dazu führen, dass dieser Prozess noch gefördert und beschleunigt wird. Denn unter ihrem Einfluss kommt es zu einer so genannten Selektion. Bakterien, die gegen das Antibiotikum empfindlich sind, werden abgetötet oder in ihrem Wachstum gehemmt. Die resistenten Bakterienstämme hingegen überleben den Angriff und können sich ungehindert vermehren. Warum sind resistente Bakterien so problematisch? Grundsätzlich ist ein antibiotikaresistenter Keim nicht pathogener als sein nicht resistenter Artverwandter. Je nachdem, um welches Bakterium es sich handelt, können beide gleichermaßen Krankheiten wie Lungenentzündung, Harnwegsinfekt oder Wundinfektionen hervorrufen. Steckt hinter der Infektion aber ein Erreger, der gegen ein Antibiotikum unempfindlich ist, kann der Patient mit diesem Medikament nicht mehr behandelt werden. Bei multiresistenten Bakterien bleiben gleich mehrere Antibiotika beziehungsweise Antibiotikaklassen wirkungslos. Bis dann eine wirksame Alternative gefunden ist, kann unter Umständen einige Zeit vergehen. Zeit, in der sich die Keime ausbreiten, was die Behandlung zusätzlich erschwert. Bei multiresistenten Erregern müssen Ärzte oft zu einem Reserveantibiotikum greifen. Doch auch gegen diese Mittel sind immer mehr Bakterien resistent. Verschärft wird die Situation dadurch, dass in den letzten zehn Jahren kaum noch neue Antibiotika entwickelt wurden. Bei der Vorstellung des im April 2014 erschienenen Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO warnt Keiji Fukuda eindringlich vor den Folgen der weltweiten Zunahme von Antibiotikaresistenzen. Es drohe, so der Generaldirektor für Gesundheitssicherheit, „eine postantibiotische Ära, in der gewöhnliche Infektionen und kleine Verletzungen, die für Jahrzehnte behandelbar waren, wieder tödlich sein können“. Diese Bakterien überstehen den Einsatz von Antibiotika, gegen die sie resistent sind, ohne Schaden zu nehmen. Die nicht resistenten Bakterien hingegen werden abgetötet oder an ihrer Vermehrung gehindert. Die unempfindlichen Bakterien überleben, vermehren sich und geben die Resistenzgene an andere Bakterien weiter. Antibiotika führen also zu einer Selektion, bei der nicht resistente Bakterienstämme absterben, während sich die resistenten Stämme ausbreiten. Verbreitung von Resistenzen Abschnitte im Erbgut, die ein Bakterium unempfindlich machen, werden Resistenzgene genannt. Einige Bakterien sind von Natur aus damit ausgestattet. Andere bekommen sie erst, denn Resistenzgene können sowohl innerhalb einer bakteriellen Art als auch über die Artgrenzen hinweg auf andere Keime übertragen werden. Erwirbt ein Bakterium mehrere solcher Resistenzfaktoren, entsteht ein multiresistenter Erreger. Veränderungen des Erbguts können bewirken, dass einige Bakterien unempfindlich für ein oder mehrere Antibiotika werden. 24 | 25 Die optimale Antibiotikatherapie – Der richtige Umgang mit Antibiotika EG R E 26 | 27 • Wirkungsspektrum • Behandlungsdauer • notwendige Dosierung • Verteilung im Körper • Nebenwirkungen • Verabreichungsform •W echselwirkungen mit anderen Medikamenten TI K • Art der Infektion • Ort der Infektion • mikrobiologischer Befund • Resistenzspektrum • Ablauf der Krankheit • krank machende Erregereigenschaften optimale Verordnung UM • Alter • Grunderkrankungen • Vorbehandlungen • Allergien • Beruf / Lebensumfeld • Auslandsaufenthalt • Abwehrschwäche • klinische Diagnostik ERR Die Zahl der Antibiotikaverordnungen bleibt in Deutschland seit 20 Jahren weitgehend konstant. Kontinuierlich angestiegen ist der Anteil der Reserveantibiotika an diesen Verordnungen – von 12,7 Prozent im Jahr 1991 auf 46,5 Prozent 2009. PATIENT Ihre oft unangebrachte Gabe bei bakteriellen Infektionen, die mit einem gezielt eingesetzten Schmalspektrum-Antibiotikum genauso gut oder sogar effektiver behandelt werden könnten, führt ebenfalls zu einem Selektionsdruck. Und damit zu einer Resistenzentwicklung gegenüber diesen sehr breit wirkenden Antibiotika. Darüber hinaus kann auch eine zu lange Therapie mit einem Antibiotikum oder eine Unterdosierung die Selektion resistenter Bakterien begünstigen. Wie Experten schätzen, sind hierzulande die Hälfte der Antibiotikaverordnungen in der ambulanten medizinischen Versorgung wahrscheinlich überflüssig. Oder aber die Medikamente werden nicht adäquat angewendet. Sowohl der Arzt als auch Sie als Patient können gemeinsam für den richtigen Umgang mit Antibiotika sorgen und so verhindern, dass sich gefährliche Problemkeime entwickeln und ausbreiten. Entscheidungsmodell des Arztes zur optimalen Antibiotikatherapie IO Fachleute sind sich einig: Um die Wirksamkeit der verfügbaren Antibiotika zu erhalten und damit das von der WHO skizzierte Schreckensszenario einer postantibiotischen Ära abzuwenden, ist es unabdingbar, mit diesen so wichtigen Medikamenten verantwortungsvoll umzugehen. Das bedeutet vor allem, dass sie ausschließlich dann eingesetzt werden, wenn es wirklich notwendig ist. Gegen Viren, die – abgesehen von der Lungenentzündung – etwa 80 Prozent der Atemwegsinfektionen verursachen, können Antibiotika nichts ausrichten. Wer sie trotzdem einnimmt, wird also nicht schneller oder besser gesund, sondern fördert nur die Entstehung resistenter Bakterien. Dann gilt es ein Antibiotikum auszuwählen, das spezifisch gegen die Bakterien wirkt, die die Infektion auslösen. Neben dem Wirkungsspektrum spielt dabei auch eine Rolle, ob der Patient Allergien hat oder unter Grunderkrankungen leidet. Bei der Behandlungsdauer lautet das Prinzip: So kurz wie möglich und so lang wie nötig. All das zeigt: Die Antibiotikatherapie ist eine komplexe Angelegenheit. Deshalb gibt es Entscheidungsmodelle, die den Arzt dabei unterstützen, die individuell optimale Verordnung für jeden seiner Patienten zu finden. IB Weniger, gezielter, kürzer Braucht mein Patient Antibiotika? Und wenn ja, welches, für wie lange und in was für einer Dosierung? Um hier zur besten Lösung zu kommen, muss der Arzt eine ganze Reihe von Faktoren berücksichtigen. Dazu gehören der Ort der Infektion und die Beschwerden, die ihm Rückschlüsse auf den auslösenden Erreger ermöglichen. Wichtige Hinweise gibt dem Arzt hier auch das Alter des Patienten, was er arbeitet, wo er lebt und ob er in letzter Zeit im Krankenhaus oder im Ausland war. In südeuropäischen Ländern beispielsweise sind multiresistente Bakterien häufiger als bei uns. Ein Aufenthalt dort erhöht deshalb die Wahrscheinlichkeit, dass solche Keime die Infektion verursachen. Für eine gezielte Therapie kann unter Umständen eine mikrobiologische Bestimmung des Erregers notwendig sein. T N A Antibiotika verantwortungsvoll einsetzen – Das können Sie selbst tun Notwendigkeit Wechselwirkungen Vertrauen Sie Ihrem Arzt. Wenn er sagt, dass Sie kein Antibiotikum brauchen, hat das auch seine Berechtigung. Wegen möglicher Wechselwirkungen muss Ihr Arzt vor einer Antibiotikatherapie wissen, ob Sie noch andere Medikamente nehmen. Wenn Sie schwanger sind oder stillen, sollten Sie das dem Doktor ebenfalls vorab sagen. Verordnung Greifen Sie niemals auf eigene Faust zu Antibiotika, sondern nur, wenn Ihr Arzt es verschreibt. Ebenso wenig dürfen Sie Ihr Antibiotikum an jemand anderen weitergeben – selbst dann nicht, wenn dessen Beschwerden Ihren eigenen sehr ähnlich erscheinen. Regelmäßigkeit Halten Sie sich an die vorgegebenen Einnahmezeiten. Nur dann ist gewährleistet, dass der Wirkspiegel des Antibiotikums immer hoch genug bleibt. Dreimal täglich bedeutet alle acht Stunden, zweimal am Tag alle zwölf Stunden. Dauer Nehmen Sie Ihr Antibiotikum so lange ein, wie der Arzt Ihnen sagt. Auch wenn Sie sich besser fühlen, ist es wichtig, die Behandlung bis zum Ende fortzusetzen. 28 | 29 Einnahme Schlucken Sie das Antibiotikum mit Wasser. Vor allem Milch, aber auch Fruchtsäfte, Kaffee und Alkohol können Aufnahme und Wirkung mancher Präparate beeinflussen. Weitere Informationen zu Atemwegsinfektionen, Antibiotika und dem vernünftigen Umgang mit diesen Medikamenten sowie zur Problematik der Resistenzentwicklung finden Sie hier: Initiative Zündstoff Antibiotikaresistenz: Ein Zusammenschluss der führenden deutschen Fachgesellschaften auf dem Gebiet der Infektiologie. www.zuendstoff-antibiotika-resistenz.de Europäischer Antibiotikatag: Eine europäische Initiative für die Gesundheit. http://ecdc.europa.eu/de/EAAD/Pages/Home.aspx Gesundheitsinformationen.de (Website des Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen): Antibiotika richtig anwenden und Resistenzen vermeiden. http://www.gesundheitsinformation.de/antibiotika-richtig-anwenden-undresistenzen.2321.de.html?part=meddrei-ci Robert-Koch-Institut: Antibiotikaresistenz. http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Antibiotikaresistenz/Antibiotikaresistenz.html Infektionsschutz.de (eine Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA): Atemwegsinfektionen. http://www.infektionsschutz.de/krankheitsbilder/atemwegsinfektionen WHO: Antimikrobielle Resistenz: Globaler Report über Surveillance-Maßnahmen 2014. http://www.who.int/drugresistance/documents/surveillancereport/en Entsorgung GERMAP 2012: Antibiotikaverbrauch und die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen in der Human- und Veterinärmedizin in Deutschland. http://www.paul-ehrlich-gesellschaft.de/print/econtext/germap Geben Sie Antibiotikareste bei den Sammelstellen der lokalen Müllentsorger oder in der Apotheke ab. Eine Entsorgung über den Hausmüll oder die Toilette belastet die Umwelt. Faktencheck Antibiotika: Ein Informationsportal der Initiative für gute Gesundheitsversorgung (INIgG) der Bertelsmann Stiftung. https://antibiotika.faktencheck-gesundheit.de Therapieempfehlungen der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft 2013: Atemwegsinfektionen. http://akdae.de/Arzneimitteltherapie/TE/A-Z/index.html Unterstützt durch Institut für Hygiene und Umweltmedizin Nationales Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen Direktorin: Prof. Dr. med. Petra Gastmeier Charité Campus Benjamin Franklin (CBF) Prof. Dr. med. Petra Gastmeier Hindenburgdamm 27 12203 Berlin Tel.: (030) 84 45 - 36 80 Fax: (030) 84 45 - 36 82 E-Mail: [email protected] Impressum: Konzeption, Design & Herstellung: Lindgrün GmbH Fotografie: Wolfgang Hanke Text: Ulrich Kraft Illustration: Lindgrün GmbH Inhaltliche Verantwortung: Charité - Universitätsmedizin Berlin Druck: Druckerei Conrad Schrift: Pill Gothic 4 | 4