Die Geschichte der Burg Layen

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Die Geschichte der Burg Layen
Die Geschichte der Burg Layen
von Dr. Friedrich Schmitt
Die Ruinen der Burg Layen stehen auf einem
Felsenrücken im Trollbachtal am Unterlauf der
Nahe, kurz vor ihrer Einmündung in den
Rhein. Die Anfänge liegen im Dunkel der
Geschichte. In den ersten Urkunden wurde es
Veste
Laiga
genannt,
im
dreizehnten
Jahrhundert soll es erbaut worden sein.
Danach ist der Besitz des Schlosses umstritten
zwischen den Rheingrafen, die damals noch
rechts des Rheins im Rheingau ihre Herrschaft
ausübten, und den Herren von Bolanden, die
aus dem Gebiet des Donnersbergs stammten
und besonders in der Naheregion über große
Besitzungen verfügten.
Nach
l250 war das Schloss Layen fest in der
Hand der Herren von Bolanden, von denen es
etwa l00 Jahre später auf die Grafen von Sponheim-Tannenfels im Erbgang kam. l393 ging
Schloss Layen als Erbteil auf die Grafen und
späteren Fürsten von Nassau-Saarbrücken bzw.
Nassau-Weilburg über, in deren Eigentum es
bis zur Enteignung durch die Franzosen im
Jahre l796 blieb.
Die adligen Eigentümer wohnten selbst nicht
dort, sondern sie vergaben ihre „Veste“ im
Trollbachtal als Lehen an Ritter und Adlige, die
mit ihren Familien im Schloss Layen lebten und
gleichzeitig im Auftrag der Eigentümer auch die
Ortsherrschaft über Rümmelsheim ausübten.
Dazu gehörte die Gerichtsbarkeit über die
Einwohner und die Einziehung von Steuern
und Abgaben.
Jede in ungeteilter Gemeinschaft lebende adlige
Familie wurde als Ganerbschaft bezeichnet. Im
Schloss Layen wohnten im Mittelalter mehrere
solcher Ganerbschaften zusammen, von denen
jede einen bestimmten Anteil, meistens ein
Viertel, am Schloss und an der Herrschaft über
Rümmelsheim besaß.
Die Anteileigner der einzelnen Familien, die
Gemeiner, regelten das Zusammenleben unter
sich in einer Vereinbarung, die als Burgfrieden
bezeichnet wurde. Aus Urkunden und Berichten geht hervor, dass gelegentlich unbeteiligte
Adlige, wie etwa Franz von Sickingen oder
Wigand von Dienheim, Irrungen und Streitigkeiten zwischen den Gemeinern von Schloss
Layen schlichten mussten.
Wie
im Mittelalter allgemein üblich, waren
auch Ritter aus der Burg Layen in Fehden und
Kriege verwickelt. So schlossen im Jahre l450
drei Brüder von Layen Frieden mit dem Zisterzienser-Kloster Eberbach im Rheingau. Im Jahre
l493 verpflichteten sich sieben im Schloss Layen
wohnende Ritter, in den nächsten zwanzig
Jahren nur in eigenen Angelegenheiten aus der
Burg heraus eine Fehde zu führen.
Der gelegentlich erhobene Vorwurf, das Schloss
Layen sei ein Raubritternest gewesen, ist nicht
durch Nachweise belegt. Wie aus Verträgen um
l400 zwischen den Gemeinern des Schlosses
Layen und dem Erzbischof von Mainz hervorgeht, war die Burg ein militärischer
Stützpunkt, den der Erzbischof im Falle bewaffneter Auseinandersetzungen durch seine
Streitmacht belegen durfte.
Die Geschichte der Burg Layen
Im Jahre l499 kaufte Ulrich Ullner von Dieburg
dreizehn
Morgen
Land
in
Rümmelsheim und Sarmsheim von Paul von
Leyen und wurde damit Grundstückseigentümer in der Nachbarschaft des
Schlosses Layen. Zwei Jahre später erhielt
Ulrich von seinem Vetter Hartmann von
Albig als freie Gabe unter Lebenden dessen
Anteil am Schloss Layen samt Scheune und
sonstigem Zubehör innerhalb des Burgfriedens. Dieser Anteil wurde dann vom
Lehnsherrn des Schlosses, dem Grafen von
Nassau-Saarbrücken, im Jahre l508 an Ulrich
und seine Nachkommen als Erblehen
verliehen. Damit waren die Ullner von
Dieburg Gemeiner des Schlosses Leyen
geworden.
Gebäude war außen in gutem, innen aber in
schlechtem Zustand. Es wurde von Zinsleuten
(Mietern) bewohnt. Daneben stand das
Schlossgebäude der Familie von Fürstenwärther und siehet aus, nach Falcks Bericht,
dass es eine Schande ist. Es wurde von
fünfundzwanzig Familien bewohnt, eher so
„zusammen geloffenes Gesindel, das die umliegenden Gemeinden plünderte. Der Rauch
geht zu allen Löchern heraus, und sogar die
Keller und Gewölbe sind bewohnet.“
Aus
der Zeit nach l500 sind keine
Nachrichten über einen abgeschlossenen
Burgfrieden unter den Gemeinern des
Schlosses Layen erhalten. Das könnte seine
Ursache darin haben, dass von dieser Zeit ab
keine der oben angegebenen Adelsfamilien
mehr im Schloss selbst wohnte. Mit
Sicherheit ist das für die Zeit nach dem
Dreißigjährigen
Krieg
(l6l8-l648)
zu
unterstellen, da das Schloss ziemlich ruiniert
war, wie es in einem Bericht von l678 heißt.
Etwa
hundert Jahre später, im Jahre l77l,
berichtet der nassauische Amtmann Falck,
das Schloss bestehe aus einer alten Burg mit
Mauern, Wachtürmen, Zwinger und Gräben.
Das alte Mauerwerk war noch vorhanden.
Innerhalb der Ringmauer der Burg gab es
drei voneinander getrennte Schlossgebäude,
von denen eines der Familie Ullner von Dieburg, das zweite der Familie von WeyhersLeyen in Mainz und das dritte der Familie
von Fürstenwärther in Meisenheim gehörte.
Das Ullnerische Schlossgebäude befand sich
auf der linken Seite der Eingangspforte und
war dreistöckig, die beiden unteren Stock-
Das
dritte, von Weyhers-Leyen gehörende
Schlossgebäude war in ähnlichem Zustand wie
das von Fürstenwärther. Der Schlossbrücke
gegenüber befanden sich die drei getrennten
Hofgebäude der Adelsfamilien, jedes mit
eigenem Hofbereich. Das Hofgebäude der
Familie Ullner von Dieburg umfasste zwei
Scheunen, Stallungen und Wohnhaus, dessen
unterster Stock aus solidem Mauerwerk
bestand, der obere aus Holz. Der Hof war von
einer Mauer umschlossen. Neben der
Landesherrschaft über Rümmelsheim besaßen
die Adelsfamilien auch Grundeigentum:
Äcker, Weinberge, Wiesen und Waldungen in
den Gemarkungen der Ortschaften um das
Schloss Layen. Sie bewirtschafteten ihre
Grundstücke
nicht
selbst,
sondern
verpachteten sie an Dorfbewohner für eine
jährlich abzuliefernde Pacht in Geld oder
Naturalien. In der Sprache der Zeit nannte man
verpachten: auf Bestand geben. Jedes Jahr am
Martinstag war die Pacht abliefern.
Die Geschichte der Burg Layen
Nach der Übertragung eines weiteren Lehens
von 84 Morgen (2l Hektar) in den Gemeinden
Rümmelsheim, Sarmsheim und Genheim
durch den Pfalzgrafen bei Rhein im Jahre l545
gehörte die Familie Ullner von Dieburg zu den
größten Grundbesitzern
im Umkreis des
Schlosses Layen. Ein Jahr später (l546) erhielt
die Familie Ullner von Dieburg ein drittes
Erblehen, dieses Mal von der Grafschaft
Falkenstein, bestehend in Grundstücken in den
Gemarkungen Rümmelsheim und Dorsheim
(etwa l4 ha). Im Jahre l573 wurden die Ullner
von Dieburg erstmals auch als Teilhaber an der
Ortsherrschaft von Rümmelsheim genannt, die
die sie zu einem Viertel bis zum Tod des letzten Namensträgers im Jahre l77l besaßen.
Im Jahr 1770 kam Freiherr Wolfgang Heribert
von Dalberg (l750-l806) durch die Heirat mit
Elisabetha Augusta Freiin Ullner von Dieburg
in den Besitz von Teilen des Schlosses Layen.
In der Zeit zwischen 1792 bis l796 eroberten
die französischen Revolutionsarmeen das
gesamte deutsche Gebiet auf der linken
Rheinseite und gliederten es in das
französische Staatsgebiet ein. In dieser Zeit
verlor die Kirche und der Adel dort alle
Herrschaftsrechte, das Eigentum wurde
entschädigungslos requiriert.
Wolfgang Heribert Freiherr von Dalberg
Dem auf der rechten Rheinseite in Mannheim
ansässigen Freiherrn von Dalberg gelang es
jedoch, die Aufhebung der Beschlagnahme von
Schloss Layen zu erreichen. Dies hatte er
offenbar den guten Beziehungen seines Bruders
Karl Theodor von Dalberg zu verdanken,
seinerzeit Erzbischof und Kurfürst zu Mainz,
der bekanntermassen als Freund der Franzosen
galt. Am 11. September 1802 wird der
Kaufvertrag zwischen Freiherr Wolfgang
Heribert von Dalberg und Johann Peter Diel in
französischer Sprache durch den Notaire Public
Potthoff in Kreuznach beurkundet. Seitdem
befindet sich die Burg Layen in ununterbrocher
Linie im Eigentum der Familie Diel, die im Jahr
2002 anlässlich des 200-jährigen Jubiläums ein
fulminantes Fest feierte.

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