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Projektbeispiele für die erfolgreiche Praxis
... Rein ins
Leben 1.
Berufsfrühorientierung in Mecklenburg-Vorpommern
Eine Gemeinschaftsaktion für Jugend und Zukunft
Berufsfrühorientierung in Mecklenburg-Vorpommern
Projektbeispiele für die erfolgreiche Praxis
1
Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
Inhalt
Berufsfrühorientierung in Mecklenburg-Vorpommern
Ein Programm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung mit finanzieller Unterstützung
des Ministeriums für Arbeit, Bau und Landesentwicklung des Landes MecklenburgVorpommern.
Die DKJS fördert das Programm mit finanziellen Mitteln der Robert Bosch Stiftung und
der Heinz Nixdorf Stiftung.
1.
Grußwort
des Ministers für Arbeit, Bau und Landesentwicklung
Mecklenburg-Vorpommern
04
2.
Berufsfrühorientierung – ein Programmelement der
Deutschen Kinder- und Jugendstiftung
06
3.
Einführung der Arbeitsstelle für Schule und Jugendhilfe
Mecklenburg-Vorpommern:
Das Programm und die Projekte
09
4.
Zehn Projektbeispiele für die erfolgreiche Praxis
13
5.
Material und Literaturempfehlungen
50
6.
Impressum
Herausgeber: Deutsche Kinder- und Jugendstiftung gGmbH, Berlin
Fotos: Georg Scharnweber
Redaktion: Margitta Kupler, Ute Schröder, Katrin Hukal
Redaktionsasistenz: Uta Rüchel
Satz und Layout: Blawat, Kurtzner/Pralle_Sonne, Berlin
Druck: tritec Grafikwerkstatt, Berlin
© DKJS 2003
Förderrichtlinien für die Programme Berufsfrühorientierung und Berufsfrühorientierungsferien
3
55
7.
Antragsunterlagen
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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
kap. 1
Grußwort des Ministers für Arbeit, Bau und
Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern
Berufsfrühorientierung ist eine der interessantesten Aufgaben in der präventiven
Arbeitsmarktpolitik. Das Programm verkörpert Aktion, wo sonst in Sachen Beschäftigung oft nur Reaktion bleibt. Wir vermögen mit der Frühorientierung Zeichen zu setzen.
Es kann in den Einstellungen junger Menschen im Hinblick auf ihre Berufswahl noch
etwas bewegt werden. Zugleich wird ihnen ein Kompass in die Hand gegeben – er
erleichtert es ihnen, sich in der Berufslandschaft zurechtzufinden.
Das Angebot an die jungen Menschen geht auf einen Vorschlag der Gewerkschaften in
Abstimmung mit der Vereinigung der Unternehmensverbände zurück. Diese Anregung
ist in dem Programm zur Erhöhung der Berufswahlkompetenz junger Menschen gut
aufgehoben.
»Eine Investition in Wissen bringt immer noch die besten Zinsen«, so ein Wort von Benjamin Franklin. Wenn man sich den Weg in die Wissensgesellschaft betrachtet, dann
kann man heute nur hinzufügen: Und die Zinsen steigen! Denn inzwischen sind das
Wissen und die Fertigkeiten die Hauptquellen von Wettbewerbsvorteilen. Wissen und
Fertigkeiten bestimmen fast ausschließlich darüber, wo im beginnenden 21. Jahrhundert wirtschaftliche Aktivitäten stattfinden.
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Mit der Berufsfrühorientierung ist die Chance gegeben, einen Einblick in die Ausbildungs- und Berufswelt verbunden mit eigenen vorberuflichen Erfahrungen, zu
erhalten. Damit soll zugleich dazu beigetragen werden, die Quote der Ausbildungs
abbrüche zu senken. Die Schülerinnen und Schüler erweitern vor der Bewerbung den
Erfahrungshorizont, üben Teamfähigkeit und Selbstorganisation – und verbessern mit
solchen Qualifikationen ihre Chancen für den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. Unzureichende Kenntnisse über den Ausbildungsmarkt, die Anforderungen in der Lehre und
die Berufslandschaft führen immer wieder dazu, dass der erlernte Beruf später nicht
ausgeübt wird. Die Folge sind Doppelausbildungen und Frustration bei den jungen Mitbürgern.
Schon als Schüler sollten junge Menschen auf die hohen Anforderungen der heutigen Arbeits- und Lebenswelt vorbereitet werden und ihr erworbenes Wissen praktisch
anwenden. Dass man die junge Generation dabei nicht unterschätzen darf, merken die
Erwachsenen spätestens dann, wenn ihre Kinder ihnen am Computer Möglichkeiten
zeigen, von denen sie vorher keine Ahnung hatten.
Doch oft fehlt den jungen Leuten neben dem nötigen Startkapital der Mut, ihre Ideen
und Pläne in die Tat umzusetzen. Sie fürchten, Fehler zu machen und sich ihren Start
ins Berufsleben zu verbauen. Hier setzt ein weiteres Element der Berufsfrühorientierung
an – Selbstständigkeit auf Probe in Schülerfirmen. Sie sind von den Jungunternehmerschulen in Güstrow und Parchim, der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), dem
Bildungswerk der Wirtschaft sowie verschiedenen Arbeitsgemeinschaften und Initiativen auf den Weg gebracht worden.
In der hier nun vorliegenden Broschüre werden verschiedene Projekte der Berufsfrühorientierung vorgestellt. Ich hoffe, sie können anderen Interessierten als Anregung für
eigene Projekte dienen. Mein Ziel ist es, das Angebot der Berufsfrühorientierung so zu
streuen, dass möglichst viele an den Seminaren und Workshops teilnehmen können.
Ich bitte deshalb junge Menschen, die Angebote der Berufsfrühorientierung zu nutzen.
Helmut Holter
Minister für Arbeit, Bau und Landesentwicklung
Mecklenburg-Vorpommern
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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
kap. 2
Berufsfrühorientierung – ein Programmelement der
Deutschen Kinder- und Jugendstiftung
»Comic-Zeichner, Erfinder und Pilotin« antworten Kinder ganz selbstverständlich auf
die Frage nach ihrem Berufswunsch. Jugendlichen dagegen fällt die Antwort schon
schwerer, denn mit dem Erwachsenwerden stellen sich Unsicherheiten und Zweifel
ein: Welche Berufe kommen für mich in Frage? Was erwartet mich dort? Bekomme ich
nach meiner Ausbildung einen Arbeitsplatz? Kann ich auch genügend Geld für meinen
Lebensunterhalt verdienen? Was interessiert mich wirklich und auf Dauer?
Für diesen Prozess der Orientierung brauchen Jugendliche Anregungen und Beispiele,
um eine ebenso selbstbestimmte wie realistische Entscheidung für ihren zukünftigen
Beruf treffen zu können. Und die Herausforderungen wachsen, vieles gilt es zu bedenken. Junge Menschen müssen sich heute auf die Anforderungen einer zunehmend
komplexeren Arbeitswelt einstellen. Sie müssen frühzeitig Flexibilität, Eigeninitiative,
Motivation und Offenheit für neue Wege entwickeln, damit sie in einer sich rasant verändernden Arbeitswelt ihren Weg finden. Dafür bedarf es Instrumente und Modelle, die
diese neuen Anforderungen, und Wege zu ihrer Bewältigung aufzeigen.
Berufswahl eine realistische und, gegenüber traditionellen Rollenvorstellungen, selbstbestimmte Entscheidung treffen können, die auf eigenen Erfahrungen und eigenem
Erleben basiert.
Mit der konkreten Einbindung in berufsbildbezogene Arbeitsprozesse werden berufliche Anforderungen für Jugendliche vorstellbar. So können sie nicht nur ihre Ideen vom
Traumberuf mit der Wirklichkeit vergleichen, sondern entdecken vielleicht ganz neue
berufliche Interessen und Eignungen.
Von 1998 bis 2002 wurden mehr als 285 Projekte in Mecklenburg-Vorpommern gefördert. Das bedeutet, dass mehr als 21000 Jugendliche sich in unterschiedlichsten
Berufsfeldern ausprobieren konnten.
Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung entwickelt und verbreitet vielfältige Programme für junge Menschen, in denen sie Eigeninitiative und Unternehmergeist, Teilhabe und Mitverantwortung, sowie eine demokratische Kultur des Zusammenlebens
erlernen und erleben können. Einen inhaltlichen Schwerpunkt setzt der Programmbereich »Sich für die Zukunft qualifizieren«. Mit ihm sollen junge Menschen befähigt werden, sich einen guten Berufsstart und eine erfolgreiche Zukunftsperspektive zu sichern.
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Ein Programm dieses Bereiches ist die »Berufsfrühorientierung in Mecklenburg-Vorpommern«, ein Förderprogramm, das die DKJS mit finanzieller Unterstützung durch die
Robert Bosch Stiftung und die Heinz Nixdorf Stiftung umsetzt. Vor vier Jahren – 1998 –
startete das Programm. Seitdem fördert die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung in
Kooperation mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern und mit Unterstützung des Europäischen Sozialfonds (ESF) zahlreiche Projekte, die Schülerinnen und Schülern Praxiserfahrungen außerhalb des Unterrichts in einer Vielzahl von Berufsbildern vermitteln.
Ziel der Projekte innerhalb des Programmes Berufsfrühorientierung ist es, Jugendliche frühzeitig im Prozess der Berufsentscheidung zu unterstützen, damit sie für ihre
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Bei der Antragstellung, Umsetzung und qualitativen Weiterentwicklung von Projektideen
werden die Träger durch die Arbeitsstelle für Schule und Jugendhilfe Mecklenburg-Vorpommern beraten. Die Auswahl für die Förderung der Projekte trifft eine Jury, in der
neben der Arbeitsstelle für Schule und Jugendhilfe M-V der Deutsche Gewerkschaftsbund Nord, die Landesministerien für Arbeit, Bau und Landesentwicklung und für Bil-
Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
kap. 3
Einführung der Arbeitsstelle für Schule und Jugendhilfe
Mecklenburg-Vorpommern:
Das Programm und die Projekte
dung, Wissenschaft und Kultur, sowie die Vereinigung der Unternehmensverbände und
die DKJS vertreten sind.
Eine vielfältige, innovative und hoch interessante Projektelandschaft ist so in Mecklenburg-Vorpommern gewachsen: Da erproben sich Jugendliche in Werkstätten beim
Malern, Mauern und Tischlern. In Workcamps arbeiten junge Menschen auf einem Eselhof, lernen Bioanbau von herkömmlicher Landwirtschaft unterscheiden oder helfen
beim Instandsetzen von Booten in einem Bootsverleih. Es werden Computer- und Internetnutzung geübt, im Team Entscheidungen über Arbeitsabläufe getroffen und Konfliktsituationen gemeinsam bewältigt.
Alle Jugendlichen nehmen freiwillig an den Projekten teil und das ausschließlich in ihrer
Freizeit! Nur wenige entziehen sich oder brechen ihre Projektmitarbeit ab. Die meisten
Schülerinnen und Schüler nutzen das Angebot in vollem Umfang – und fragen nach
einem nächsten Mal...
Bis zum Juni 2003 erfährt das Programm eine Evaluierung, die der aktiven Weiterentwicklung des Programmes dienen soll. Im Auftrag der DKJS wird Prof. von Wensierski,
gemeinsam mit Studenten der Universität Rostock, dafür einen Überblick der unterschiedlichen Projektstrukturen erarbeiten. Es werden die jeweiligen Methoden der
Berufsfrühorientierung analysiert, das Berufswahlverhalten von Jugendlichen untersucht und die Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler als Projektteilnehmer ausgewertet.
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Das Thema Berufsfrühorientierung wird in Mecklenburg-Vorpommern mit einer breiten
Palette an Projektideen und Handlungsansätzen gestaltet und umgesetzt. Wie die vielfältigen Projekte arbeiten, auf welche Methoden sie zugreifen, wie sie auf spezifische
Bedarfe reagieren, welche Angebote sie daraus entwickeln und wie Jugendliche selbst
aktiv werden, zeigen die Projektbeispiele in dieser Broschüre. Sie soll Praxiserfahrung
und Anregung vermitteln, für Akteure, die selbst im Bereich Berufsfrühorientierung aktiv
sind – oder es, mit Unterstützung durch die DKJS, werden wollen.
Ute Schröder
Erzähle mir – und ich vergesse.
Zeige mir – und ich erinnere mich.
Lass es mich tun – und ich verstehe.
(Konfuzius)
Das Programm und die Projekte
Dieses Zitat von Konfuzius könnte der Leitspruch für die Projekte sein, die im Rahmen
des Förderprogramms »Berufsfrühorientierung in Mecklenburg-Vorpommern« entstanden sind. Seit nunmehr vier Jahren erhalten Jugendliche in Mecklenburg-Vorpommern
durch das Programm die Chance, sich in außerunterrichtlichen, handlungsorientierten
Projekten aktiv und intensiv auf ihre Berufswahlentscheidung vorzubereiten. Durch die
Umsetzung und Weiterentwicklung des Förderprogramms können Jugendliche zahlreiche Berufe selbst ausprobieren und die Arbeitswelt im wahrsten Sinne des Wortes
»begreifen« lernen.
Allein im Jahr 2002 konnten 61 Projekte gefördert werden. 5429 der über 14-jährigen
Schülerinnen und Schüler aller Schultypen haben die Angebote der Projekte für sich
genutzt.
Der Schwerpunkt der Projekte lag im städtischen und kleinstädtischen Bereich. Wenige
Projekte stellten sich leider bisher den langen Fahrtwegen und infrastrukturellen
Schwierigkeiten, um damit auch Jugendlichen auf dem Lande ähnliche Chancen in
Sachen Berufsfrühorientierung wie ihren Altersgenossen in den Städten zu eröffnen.
Nachahmenswerte Beispiele für den kreativen Umgang mit ländlicher Benachteiligung
sind der mobile Werkstattbus des Christlichen Jugenddorfwerks (CJD) in Vorpommern
und das »Seefahrer«-Projekt des E-Werk Saßnitz. Beide Projektideen können in dieser
Broschüre nachgelesen werden.
Ein zentrales Kriterium für die Förderung von Projekten durch die DKJS ist es, dass diese
außerhalb des Unterrichts angesiedelt werden. Die Berufsorientierungsangebote finden also am Nachmittag oder an den Wochenenden statt. Mit dem Jahr 2002 wurden
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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
erstmals auch »Berufsfrühorientierungsferien« angeboten. Schülerinnen und Schüler
aus Mecklenburg-Vorpommern konnten nun unabhängig von ihrem Wohnort auch entferntere Angebote zur Berufsorientierung (mit Übernachtungsmöglichkeiten) nutzen.
Mit dieser Neuerung können nun auch diejenigen Jugendlichen erreicht werden, denen
unmittelbar am Wohnort kein Berufsorientierungsprojekt zur Verfügung steht.
Bezugpersonen zu erfahren. Auf Grund der Richtlinien des ESF ist jedoch innerhalb der
Berufsfrühorientierung derzeit eine Förderung von Jugendlichen unter 14 Jahren nicht
möglich.
Die Arbeitsstelle für Schule und Jugendhilfe (ASJ)
Neben der großen Gestaltungsfreiheit, die den einzelnen Projektträgern offen steht,
müssen alle Projekte einen handlungsorientierten Ansatz verfolgen und den Jugendlichen konkrete Einblicke in die Arbeitswelt und praktische Erfahrungen vermitteln.
Die Schülerinnen und Schüler arbeiten in Werkstätten oder direkt in den Betrieben
der Regionen. In Gesprächen mit Auszubildenden und Personalchefs bekommen sie
einen Eindruck von den jeweiligen Arbeitsanforderungen, den sie bei Exkursionen und
Betriebsbesichtigungen abrunden können.
Als Service- und Beratungsangebot der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung – in
Trägerschaft der RAA Mecklenburg-Vorpommern e.V. – steht die Arbeitsstelle den Projektträgern für alle konzeptionellen und organisatorischen Fragen zur Umsetzung des
Förderprogramms zur Verfügung: von der ersten Anfrage über die Antragstellung bis zur
Realisierung des Projektes beraten und begleiten wir den Prozess der Projektgestaltung.
Dazu gehört auch die Projektberatung vor Ort.
Ebenso wichtig wie die praktische Erfahrung ist für die Jugendlichen die Reflexion des
Erlebten. Was hat jede/r von ihnen in seinem Projekt lernen können und welche Auswirkungen lassen sich daraus für den Berufswunsch ableiten? Im Förderprogramm »Berufsfrühorientierung in Mecklenburg-Vorpommern« versuchen wir, die Angebote für die
Jugendlichen in die Vorstellungen ihrer Lebensweggestaltung einzubetten und dadurch
den Prozess der Berufswahl erweitert zu unterstützen und zu begleiten.
Neben der Projektberatung setzt die ASJ folgende Schwerpunkte im Programm Berufsfrühorientierung:
Besonderes Augenmerk wird dabei (z.B. von der Mädchenorientierungswerkstatt der
AWO) auf einen geschlechterdifferenzierten Ansatz gelegt. Traditionelle »Männer-« und
»Frauenberufe« werden dabei ebenso hinterfragt wie die deutliche Unterrepräsentation
von Mädchen an den Universitäten und in den Handwerksausbildungen in Mecklenburg-Vorpommern.
Dafür initiierte die Arbeitsstelle die landesweite »Arbeitsgemeinschaft Schule – Beruf«,
in der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Arbeitsverwaltungen, der Jugend- und
Schulämter, der Kammern, der Unternehmerverbände, der Landesministerien und der
Projektträger zusammen arbeiten. Ein Ergebnis ihrer guten Kooperation ist der »Qualipass«. Mit ihm werden für die Berufswahl wichtige Qualifikationen, wie die erfolgreiche
Teilnahme an einem Projekt der Berufsfrühorientierung oder an einem Praktikum zertifiziert. Der »Qualipass« wurde auf der Grundlage des »Qualipasses« der Freudenberg
Stiftung entwickelt – und kann dank des Engagements des Arbeitsministeriums seit
Sommer 2000 für alle Schüler des Landes angeboten werden.
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Das Programm unterstützt Schülerinnen und Schüler ab dem 14. Lebensjahr in ihrer
Berufswegplanung. Sicherlich wäre es grundsätzlich erstrebenswert, noch frühzeitiger
eine Auseinandersetzung mit dem Berufswunsch und eine möglichst intensive Orientierungbegleitung anzubieten. Dies gilt insbesondere angesichts der hohen, beinahe flächendeckenden Arbeitslosigkeit, die es Jugendlichen erschwert, positive Beispiele einer
erfüllten Berufstätigkeit innerhalb der elterlichen Familie oder anderer erwachsener
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die Ausdehnung des Förderprogramms auf den ländlichen, strukturschwachen
Raum
die Qualitätsentwicklung der Projekte.
Darüber hinaus fördert die »Arbeitsgemeinschaft Schule – Beruf« den fachlichen
Austausch und den Erfahrungstransfer der beteiligten Akteure. Beispiele hierfür sind
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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
kap. 4
Zehn Projektbeispiele für die erfolgreiche Praxis
jährliche regionale Arbeitstreffen der Projektträger sowie die Organisation eines Jahreskongresses zum Thema.
Margitta Kupler
In Mecklenburg-Vorpommern werden mit den hier vorgestellten Projekten innovative
Modelle der Berufsfrühorientierung erprobt. Sie zeigen nicht nur die vielfältigen Realisierungsmöglichkeiten, sondern wollen gleichzeitig dazu anregen, neue Ideen zu entwicklen und umzusetzen.
Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den Projekten danken wir herzlich für die
Erarbeitung der nachstehenden Porträts. Sie zeigen eindrucksvoll das Profil, die Schwerpunkte, den Alltag und die »Handschrift« ihrer Projekte.
Die mitunter ausschließlich verwendete männliche Form schließt Mädchen und Frauen
unter den Teilnehmenden und Akteuren keinesfalls aus, sondern spiegelt die sprachliche Tradition der Projekte und redaktionelle Aspekte wider.
I.
Die bewegte Werkstatt
Mobile Jugendarbeit: Werkstattbus (Zinnowitz/Usedom)
Das Projekt »Mobile Jugendarbeit: Werkstattbus« wurde 1998 im Landkreis Ostvorpommern ins Leben gerufen. Besonders in den ländlichen Gebieten abseits der Städte fehlt
es an Angeboten im Freizeitbereich. Das Projekt wendet sich an diejenigen Schüler, die
in Bezug auf ihren beruflichen Werdegang noch gar keine Vorstellungen haben und sich
außerhalb der Schule informieren wollen. Um die Jugendlichen für das Projekt zu
interessieren, fährt der mobile Werkstattbus dorthin, wo sie sich in ihrer Freizeit treffen:
auf Dorfplätzen oder an Haltestellen, aber auch in Schul- und Gemeinderäumen.
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Viele der über 14-Jährigen sind durch die Arbeitslosigkeit ihrer Eltern, anderer Jugendlicher und den bekannten Lehrstellenmangel verunsichert. Zusätzlich führen Jugendkriminalität, rechtsorientierte Einflüsse, Alkoholmissbrauch (schon bei Kindern und
Jugendlichen), materielle Armut in der Familie und im Freundeskreis zu Entmutigung
und Resignation in Hinblick auf die eigenen Zukunftsaussichten.
Vor diesem Hintergrund fällt es den Jugendlichen in den hochgradig strukturschwachen
Gebieten des Landkreises Ostvorpommern oft schwer, die vorhandenen Möglichkeiten
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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
für eine selbstbestimmte positive Lebensgestaltung zu nutzen und eine bewusste Entscheidung hinsichtlich ihrer Berufswahl zu treffen. Dementsprechend hoch ist auch die
Zahl der Ausbildungsabbrüche in diesen Regionen.
Mit Hilfe des Werkstattbusses erhalten die Jugendlichen erste Einblicke in bestimmte
Berufszweige, können ihre Interessen besser kennen lernen und bekommen Wege für
eine spätere Berufswahl aufgezeigt.
Leitgedanke des Projektes ist es, eine aktive Freizeit- und Lebensgestaltung mit einer
beruflichen Orientierung und Stärkung von wichtigen Kompetenzen – wie Kommunikations- und Beziehungsfähigkeit, Selbstständigkeit, Toleranz, Selbstvertrauen, Selbstfindung und Kreativität – zu verbinden.
Die Arbeit im Werkstattbus bietet positive Erlebnisse und fördert soziales Verhalten. So
wirkt das Projekt nicht zuletzt präventiv in Bezug auf die hohe Kinder- und Jugendkriminalität sowie die Suchtgefährdung der Jugendlichen in Ostvorpommern.
Nach einem bedarfsorientierten Tourenplan ist die mobile Werkstatt in Dörfern und an
Schulen Ostvorpommerns unterwegs und fördert die Berufsfrühorientierung über eine
sinnvolle Werkstatt- und Freizeitarbeit. Neben der Organisation von Exkursionen, z.B.
Das Projekt »Mobile Jugendarbeit: Werkstattbus« arbeitet eng mit anderen kompetenten Partnern wie Schulen, Berufsinformationszentren, Schulsozialarbeitern, Bürgermeistern, Pastoren u.a. zusammen.
Kontakt:
Christliches Jugenddorfwerk (CJD) Insel Usedom Zinnowitz,
Bereich Berufshilfe Ostvorpommern
Dr.-Wachsmann-Str. 26 in 17454 Zinnowitz
Tel.: (03 83 77) 4 20 64
Fax: (03 83 77) 4 05 19
E-Mail: [email protected]
Ansprechpartnerin: Elisabeth Regneri
II.
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ins Berufsinformationszentrum oder zu Betriebsbesichtigungen, bietet der zur Werkstatt umgebaute Kleintransporter den Jugendlichen die Möglichkeit, sich praktisch zu
erproben: sei es bei der Reparatur von Fahrrädern und Mopeds, bei Holzarbeiten, dem
Umgang mit Videokamera und Fotoapparat, in der Metallbearbeitung, beim Drucken
oder in der Floristik.
Fit für Ausbildung und Beruf – Jugend informiert Jugend (Hasenwinkel)
Als wir das Schülerfreizeitprojekt »Fit für Ausbildung und Beruf – Jugend informiert
Jugend« im Oktober 1999 starteten, verfolgten wir zwei Ansätze, um Schüler bei ihrer
Berufsorientierung zu unterstützen: Zum einen sollten sie durch Betriebsbesichtigungen
die Vielfalt der Ausbildungsberufe in den umliegenden Regionen kennen lernen und
die Anforderungen an Ausbildungsplatzbewerber erkunden. Zum anderen wollten wir
mit ihnen gemeinsam die gesammelten Informationen und Erfahrungen für ein eigenes Web-Angebot aufbereiten und dieses mit verschiedenen Jugendservern verlinken
– damit es auch anderen Jugendliche zugänglich wird.
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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
Wir begannen mit insgesamt vierzig Schülern der 8. und 9. Klasse aus Neubrandenburger und Pasewalker Realschulen. Ein Interviewbogen für die Betriebsbesichtigungen
war schnell entwickelt, zumal er auch die eigenen Fragen der Schüler zu Ausbildung und
Beruf aufnahm. Schließlich sollten sie es sein, die Antwort und Entscheidungshilfen
erhalten, um persönlich von diesem Projekt zu profitieren. Um interessante Unternehmen gemeinsam auswählen zu können, loteten wir die spezifischen Berufswünsche der
beteiligten Schüler aus. Dabei stießen wir sowohl auf absolute Orientierungslosigkeit,
wie auch auf bereits festgelegte berufliche Vorstellungen. Indem wir die so gesammelten Erwartungen der Schüler mit der regionalen Wirtschaftsstruktur abglichen, ergab
sich für uns der Weg durch verschiedene Branchen, die es in persönlichen Kontakten zu
erschließen galt.
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Welche Tätigkeiten und Arbeitsabläufe prägen diese Berufe?
Welche Anforderungen stellt das Unternehmen an Bewerber?
Wie und wann bewerbe ich mich?
Wie wählt das Unternehmen seine Azubis aus?
Bietet die Firma Praktikumsplätze an?
Um die in den Gesprächen mit den Unternehmensvertretern gewonnenen wichtigen
Informationen zu Ausbildung und Beruf, die speziellen Hinweise der Unternehmen
sowie besondere Tipps zur Bewerbung auch anderen Schülern zur Verfügung stellen
zu können, analysierten wir in Feedback-Veranstaltungen die Interviewergebnisse und
strukturierten sie für die aufzubauenden Internetseiten. Dort sollte all das nachgelesen
werden können, was zuvor bei den Betriebsbesichtigungen von uns erfragt worden war.
Dabei bemühten wir uns, die Schüler nicht nur mit alt hergebrachten Berufen bekannt
zu machen, sondern ihnen auch attraktive Alternativen und neue berufliche Chancen
aufzuzeigen. Besonders Mädchen an technische Berufe heran zu führen und ihnen
die Möglichkeiten der Informationstechnologie nahe zu bringen, war ein Schwerpunkt
unseres Projektes. Doch war es oftmals gerade im Bereich der neuen Berufsbilder nicht
leicht, einen Ausbildungsbetrieb zu finden.
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Insgesamt haben die Teilnehmer unseres Projektes bis zum Jahr 2001 in Neubrandenburg und Pasewalk 73 Unternehmen besucht. Sie besuchten die Betriebe, führten
Gespräche mit Geschäftsführern bzw. den für die Berufsausbildung verantwortlichen
Mitarbeitern und machten sich vor Ort mit den täglichen Arbeitsaufgaben der Azubis bekannt. Durch Exkursionen wie zum Beispiel zur Peene – Werft nach Wolgast,
zu Pfanni nach Stavenhagen oder zur optimal media production GmbH nach Röbel,
haben die Schüler Firmen und Ausbildungsmöglichkeiten kennen gelernt, die es an
ihren Heimatorten nicht gibt. Insgesamt 67 verschiedene Berufsbilder wurden dabei
erkundet.
Wichtig waren für die Teilnehmer vor allem folgende Fragen:
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Was ist das für ein Unternehmen?
Welche Berufe kann ich hier lernen?
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Für Interessierte gibt es weitere Informationen auf den mit unserer Seite verlinkten
Homepages der Unternehmen. Und wer Genaueres über das jeweilige Berufsbild wissen
will, kann entsprechende Seiten des Arbeitsamtes nutzen, die ebenfalls über einen Link
zugänglich sind.
Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
Darüber hinaus findet man einen kleinen Bewerbungsleitfaden, in dem wir zusammenfassten, was uns die Unternehmen zu diesem Thema verrieten:
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Worauf legen sie bei den Bewerbungsunterlagen wert?
Was passiert im Vorstellungsgespräch?
Mit welchen Tests muss man rechnen?
Bevor wir mit der konkreten Konzeption unserer Webseite begannen, recherchierten wir
selbst im Internet nach Bewerbungsformen, Lehrstellenbörsen und anderen Erfahrungsberichten und diskutierten, wie wir die Vielzahl von Informationen in unserem InfoPaket verwertet könnten.
Schwieriger als die Recherchearbeiten gestalteten sich die direkten Vorarbeiten für die
Einrichtung unserer Webseite: zu unterschiedlich waren die Internet-Kenntnisse der
Schüler. Also entwickelten wir selbst gemeinsam mit unserem Projektpartner GWS e.V.
Neubrandenburg die Konzeption der Webseite, ihre Navigation und ihr Grundlayout.
Übersichtlichkeit, leichte Handhabung, verschiedene Suchmöglichkeiten und vernetzte
Informationen standen bei der Erstellung im Vordergrund.
Für die Schüler, die beim Gestalten der einzelnen Seiten mitarbeiten wollten, führten
wir einen HTML-Grundkurs durch. Gemeinsam mit interessierten Jugendlichen übernahmen die Mitarbeiter des GWS e.V. die technische Umsetzung des Projektes und das
Übertragen der Daten ins Internet.
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Als fassbares und konkretes Ergebnis des Projektes erarbeiteten wir für jeden Teilnehmer persönliche Bewerbungsunterlagen mit eingefügten, bearbeiteten Digitalfotos – denn die Jugendlichen hatten während ihrer Internetrecherchen entdeckt, dass
es bereits in vielen großen Unternehmen üblich ist, sich per E-Mail zu bewerben und
Bewerbungsunterlagen online zu versenden.
Unser Internet-Informationspaket zu Ausbildung und Beruf ist unter http://www.nordost.de/ausbildung zu finden. Unsere Seiten sind ebenso über den Landesjugendserver
und über den Stadtjugendserver Rejis Neubrandenburg zu erreichen.
Ein großer Erfolg unseres Projektes ist, dass die erarbeitete Website im AWT-Unterricht
der beteiligten Schulen genutzt wird. Dass sie auch für andere sehr hilfreich und interessant ist, belegen die Eintragungen in unserem Gästebuch.
Kontakt:
www.bildungswerk-wirtschaft.de
/www.nord-ost.de/ausbildung
Bildungswerk der Wirtschaft Mecklenburg-Vorpommern
Am Schlosspark 4 in 19417 Hasenwinkel
Tel.: (0 38 47) 6 63 02
Fax: (0 38 47) 6 63 16
Ansprechpartnerin: Dr. Ute Thomas
Bildungswerk der Wirtschaft Mecklenburg-Vorpommern
Außenstelle Neubrandenburg:
Torfsteg 11 in 17033 Neubrandenburg
Tel.: (03 95) 4 30 77 19
Fax.: (03 95) 4 30 77 11
E-Mail: [email protected]
Ansprechpartnerin: Christiana Lemke
III. Weil ich ein Mädchen bin
Berufsfrühorientierung in der Mädchenorientierungswerkstatt (Güstrow)
»Weil ich ein Mädchen bin« – dieser Satz spielt auf die Schwierigkeiten an, vor denen
Mädchen im Prozess der Berufswahl stehen; aber er drückt auch Stolz, Selbstbewusstsein und das Wissen um ihre besondere Situation aus.
Mädchen haben es trotz besserer schulischer Leistungen und höherer Schulabschlüsse
meist schwerer als Jungen, einen Ausbildungsplatz zu finden. Häufig wählen sie eher
schulische als betriebliche Ausbildungsberufe. Insbesondere viele Mädchen und junge
Frauen verlassen wegen schlechter beruflicher Perspektiven Mecklenburg-Vorpommern.
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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
Vor diesem Hintergrund wird seit 1998 mit Mädchen ab der 8. Klasse in Haupt- und
Realschulen die Berufsfrühorientierung in der Mädchenorientierungswerkstatt durchgeführt. Mädchen brauchen auch deshalb eine andere Berufsfrühorientierung als Jungen,
weil für sie die Berufsorientierung mit einer Lebenswegplanung verbunden ist. Sie überlegen schon bei der Berufswahl, wie sie später einmal Familie und Beruf miteinander
vereinbaren können. In unserem Projekt greifen wir daher ganz bewusst die Lebenswelten von Mädchen auf und nehmen uns viel Zeit für die Thematisierung der Lebensgestaltung. In unseren Angeboten arbeiten wir mit Erfahrungen und Methoden aus der
Mädchenarbeit: Collagen, Übungen und Spiele zum Thema Selbstbild und Fremdbild
können den Mädchen helfen, ihre Situation zu reflektieren und sich zu artikulieren.
und Schwächen zu unterstützen. Wir ermutigen sie, ihre Interessen auszuweiten und
sich Berufe jenseits des traditionellen Rollenklischees zuzutrauen. In der Mädchenorientierungswerkstatt haben junge Frauen die Möglichkeit, sich in der Glas-, Holz- und
Kreativwerkstatt sowie im Computerkabinett und im Umweltlabor auszuprobieren und
herauszufinden, wo ihre Interessen und Neigungen liegen.
Die Berufsorientierung von Mädchen beginnt in der Adoleszenzphase. Häufig beobach-
2.
Die Berufsfrühorientierung in der Mädchenorientierungswerkstatt untergliedert sich in
drei Phasen:
1.
3.
Herausfinden von Neigungen, Interessen und Fähigkeiten sowie Recherche und
Informationen über mögliche Berufsbilder.
Durchlaufen konkreter beruflicher und arbeitsweltlicher Erfahrungszusammenhänge. Hier geht es vorrangig um praktisches Ausprobieren von zukünftigen beruflichen Tätigkeiten in der Mädchenorientierungswerkstatt, in Übungsfirmen, sowie
in Betriebspraktika bei örtlichen Unternehmen.
Konkrete Vorbereitung für die Bewerbung um einen Ausbildungsplatz: Kommunikations- und Bewerbungstraining, Anfertigung von Bewerbungsunterlagen am
Computer, Durchführung von Eignungstests.
Für diese drei Phasen entwickelten wir ein thematisch breit gefächertes Bausteinsystem, das die unterschiedlichen Interessen und Wünsche der Mädchen integriert.
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ten wir, dass sich Mädchen in dieser Zeit weniger zutrauen und ihr Selbstwertgefühl sie
im Stich lässt. Aus dem eigentlichen Traumberuf der Kindheit wie z.B. der Ärztin, wird
dann bei der tatsächlichen Berufswahl häufig – unabhängig von den Leistungen – die
Arzthelferin. Darum ist es unser Anliegen, Mädchen während der Berufsfrühorientierung in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken und sie beim Herausfinden ihrer Stärken
Wir haben bspw. festgestellt, dass sich junge Frauen zunächst vorrangig für typische
Frauenberufe und weitergehende Schulmöglichkeiten interessieren. Sie favorisieren
Betriebserkundungen bei Banken und Versicherungen, in Rechtsanwaltskanzleien,
Friseur- und Kosmetikgeschäften oder im Krankenhaus. Wir greifen die Wünsche der
Mädchen auf und organisieren entsprechende Betriebsbesichtigungen, da wir auch
die aktive Mitarbeit und die Akzeptanz der Persönlichkeit als wichtiges Prinzip unserer
Arbeit betrachten. Im Nachhinein bzw. in anderen Veranstaltungen thematisieren wir
dann die Problematik »Frauenberufe – Männerberufe« und diskutieren in Gesprächsrunden gemeinsam das Für und Wider der typischen Berufsbilder. Im Zusammenhang
mit dem Thema: »Was kostet das Leben?« wird den Mädchen bspw. bewusst, dass
viele der typischen Frauenberufe so schlecht bezahlt werden, dass ein selbstbestimm-
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Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
tes und finanziell unabhängiges Leben kaum möglich ist. Auch aus diesem Grund sind
wir bestrebt, die Mädchen mit neuen Berufen, insbesondere den Computerberufen,
vertraut zu machen. Ein Schritt in diese Richtung ist der Besuch des Instituts für neue
Medien in Rostock, die Nutzung des Media-Busses der Initiative »Frauen ans Netz« und
der Besuch des lokalen Fernsehsenders »Hallo Güstrow«. Unser derzeitiges Projekt ist
die Produktion eines Fernsehfilmes in Zusammenarbeit mit dem Rostocker Offenen
Kanal. Dabei arbeiten die jungen Frauen völlig selbstständig: angefangen bei der Idee
und der Erstellung eines Drehbuches über die Organisation, die Kameraarbeit und das
Schneiden bis hin zur Fertigstellung des Films.
Innerhalb von vier Jahren hat sich die Berufsfrühorientierung zu einem tragenden Projekt in der Mädchenorientierungswerkstatt entwickelt. Erinnern wir uns an unsere ersten
Kontakt:
Mädchenorientierungswerkstatt der AWO, Kreisverband Güstrow e.V.
Waldweg 29 in 18273 Güstrow
Tel.: (0 38 43) 85 11 60
Fax: (0 38 43) 85 11 71
Ansprechpartnerin: Beate Kaune, Tel.: 0 38 43 (24 64 85)
IV. Kapitän auf einem Schiff sein, fremde Welten entdecken, das wäre schön!
(Saßnitz)
Für Menschen, die am Wasser leben, ist das Meer immer ganz nah. Und sie haben sich
das Meer zu Nutzen gemacht. Auch in Saßnitz auf der Insel Rügen, lebt man immer mit
dem Meer vor Augen. Und doch gibt es einige, besonders junge Menschen, die selten
oder nie auf einem Schiff hinaus auf’s Meer gefahren sind.
Was liegt näher, als diesen jungen Menschen die Berufe auf See vorzustellen? Was
man dazu braucht, haben wir: ein großes und ein kleines Schiff, erfahrene Seeleute,
einen Kapitän (der auch gut kocht), einen Maschinisten (der auch gut schweißt) und
einen lang zur See gefahrenen Fischer (mit einer Engelsgeduld). Was die jungen Menschen kennen lernen, ist die Geschichte der Seefahrt und der Fischerei. Sie lernen
Seemannsknoten knüpfen, eine Seekarte lesen und bei genügend Geschick sogar,
einen Kurs für das Schiff zu berechnen. Auf einer Fahrt mit unserem Motorfischkutter
»Sophie Scholl« erleben sie, wie sich Schiff und Maschine ihren Weg durch die Wellen
suchen und können die »Sophie« auch mal selbstständig steuern. Spätestens jetzt
erfahren sie, dass die Seefahrt durchaus ein richtiger Beruf ist und nicht nur romantische Seiten hat.
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Kursteilnehmerinnen, die heute schon in der Ausbildung sind, können wir resümieren:
fast alle haben ihren Weg gefunden, und so manche hat ihren Traumberuf verwirklichen
können. Durch das Programm »Berufsfrühorientierung« sind die Mädchen frühzeitig »in
die Spur« Richtung Berufswahl gekommen – und wir konnten mit unserem Projekt einen
Beitrag dazu leisten.
Zur See fahren kann man auf verschiedene Weise. So besuchen wir die unterschiedlichsten Schiffe, die der Wasserschutzpolizei, der Deutschen Gesellschaft zur Rettung
Schiffsbrüchiger, die großen Fährschiffe, Fischereischiffe oder auch Gäste im Hafen,
zum Beispiel ein Ausbildungsschiff der polnischen Marineschule. Ein Besuch im Saßnitzer Fischerei- und Hafenmuseum vermittelt die Geschichte der Seefahrt.
23
Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
Die Berufsbilder verändern sich mit den Jahren, aber Mecklenburg-Vorpommern wird
immer am Meer liegen und der Beruf eines Seemanns eine Perspektive haben.
Um aber dem sich verändernden Berufsbild gerecht zu werden, bieten wir noch zwei
weitere wichtige Arbeitsfelder an: Im Bereich der neuen Informationstechnologien erlernen die Schüler den Umgang mit neuester Hard- und Software sowie den Umgang mit
dem Internet. Handwerkliche Geschicklichkeit ist im Bereich der Fahrrad- und Metallwerkstatt gefragt und außerdem wird hier ein Gefühl für Mechanik und die Bearbeitung
von Metallen vermittelt.
Kontakt:
Unternehmen Saßnitz e.V.
Jugendprojekt E-WERK, Berufsfrühorientierung
Stubbenkammer Str. 6-7 in 18546 Saßnitz (Rügen)
Tel.: (03 83 92) 6 63-0
Fax: (03 83 92) 663-10
E-Mail: [email protected]
www.ewerk-sassnitz.de
Ansprechpartner: Christian Cimander
Parallel dazu laufen Besichtigungen von Betrieben vor Ort wie dem Fischwerk Saßnitz,
der Metallbaufirma und der Schiffswerft Saßnitz sowie ein Besuch der örtlichen Berufs-
V.
Miteinander arbeiten – Voneinander lernen
Evaluierung und Kooperation im Projekt Berufsfrühorientierung
(Schwerin)
Das Schweriner Ausbildungszentrum e.V. (SAZ) bietet seit 1994 Kurse zur beruflichen
Frühorientierung an, um Schülern konkrete und wirksame Orientierungshilfen für die
Berufswahl sowie spätere berufliche Entscheidungen zu geben und damit ihre Chancen
auf dem Ausbildungsstellenmarkt zu verbessern.
Bei der Umsetzung des Förderprogramms »Berufsfrühorientierung in Mecklenburg-Vorpommern« spielen für uns zwei Aspekte eine besondere Rolle:
t
t
der Auf- und Ausbau von Kooperationen und
die Evaluation als Mittel zur Qualitätssicherung.
24
25
Auf- und Ausbau von Kooperationen
schule und des Berufsinformationszentrums des Arbeitsamtes. Hier erfahren die jungen Menschen vieles über verschiedenste Berufe. Diese Vielfalt wollen wir ihnen nahe
bringen, weil wir das für eine frühe Berufsorientierung in unserer mobilen, globalisierten Welt für wichtig erachten. Und vielleicht heißt es dann irgendwann: Arzt in Afrika
– anderen Menschen helfen – das wäre schön!
Ziel der Kooperationen ist es, die Kräfte aller Akteure zu bündeln, die Verantwortung für
die berufliche Orientierung der Jugendlichen übernehmen – so kann die Wirkung von
Einzelaktivitäten potenziert werden.
Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
a)
Kooperationspartner: Träger
Seit 1998 wird das Projekt »Berufsfrühorientierungskurse für Schülerinnen und Schüler ab dem 14. Lebensjahr« als Kooperationsmodell der drei Bildungsträger Schweriner
Ausbildungszentrum e.V. (SAZ), Gesellschaft für berufliche Bildung (FAA) und dem IHKBildungszentrum durchgeführt.
Durch die Zusammenarbeit der drei Bildungsträger wird für die Schweriner Schüler ein
flächendeckendes Angebot der Berufsfrühorientierung bereit gestellt. Nahezu jeder interessierte Schüler hat die Möglichkeit, sich beruflich zu orientieren und vorzubereiten.
Zugleich wird durch die Kooperation eine große inhaltliche Breite an Berufsfrühorientierungskursen ermöglicht, da die drei Bildungsträger – entsprechend ihres Ausbildungsprofils – unterschiedliche berufliche Schwerpunkte setzen (SAZ: gewerblich-technische
Zweige sowie die Berufe der Informations- und Kommunikationstechnik, IHK-Bildungszentrum: insbesondere kaufmännischer Bereich, FAA: touristisch-gastronomische
Berufe). Auf diese Weise kann den Teilnehmern ein breites Berufsspektrum angeboten
werdenden, das den Anforderungen des regionalen Arbeitsmarktes entspricht.
Schüler und Eltern etc.), die Teilnahme der Schüler organisieren bzw. koordinieren und
sich gegenseitig über wichtige Fragen im Zusammenhang mit der Berufsfrühorientierung
informieren.
c)
Kooperationspartner: Unternehmen
Die drei Bildungsträger verfügen über langjährige Kontakte zu zahlreichen Unternehmen der Region. Diese werden im Rahmen der Berufsfrühorientierung genutzt, um die
Jugendlichen möglichst betriebsnah zu orientieren und auf ihre Berufswahl vorzubereiten. Die Teilnehmer kommen frühzeitig mit der betrieblichen Realität in Kontakt und
lernen im Unternehmen berufliche und betriebliche Anforderungen kennen. Die Koope-
Die praktische Umsetzung dieses Kooperationsgedankens erfolgt, indem die drei Bildungsträger ein gemeinsames Konzept entwickeln, realisieren und evaluieren. Jeweils
ein Bildungsträger arbeitet mit bestimmten Schulen der Stadt zusammen, wobei auf die
Angebote der anderen Bildungsträger hingewiesen wird.
b)
26
Kooperationspartner: Schulen der Region
Die Kooperation mit den Schulen erfolgt auf der Grundlage des § 40 des Schulgesetzes
des Landes Mecklenburg-Vorpommern, des § 13 des Kinder- und Jugendhilfegesetzes
und des § 3 des Kinder- und Jugendförderungsgesetzes des Landes Mecklenburg-Vorpommern.
Seitens der Schulen und der Bildungsträger wurden Verbindungslehrer bzw. -mitarbeiter
benannt, die das Projekt bekannt machen (Info-Blätter, Informationsveranstaltungen für
27
ration im Rahmen der Berufsfrühorientierungskurse erfolgt vor allem durch das gemeinsame Organisieren und Durchführen von Firmenbesichtigungen mit Erkundungsauftrag,
sowie durch Gespräche zwischen Schülern und Firmenmitarbeitern.
Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
d)
Kooperationspartner: Arbeitsamt und Jugendamt
Das örtliche Arbeitsamt ist über das Projekt Berufsfrühorientierungskurse informiert.
Mitarbeiter der Abteilung Berufsberatung und des Berufsinformationszentrums (BIZ)
weisen im Rahmen ihrer Beratungstätigkeit oder bei gemeinsamen Veranstaltungen mit
den Bildungsträgern auf die Angebote zur Berufsfrühorientierung hin. Auch das Jugendamt wird regelmäßig über das Projekt informiert und unterstützt die Aktivitäten zur
beruflichen Orientierung von Schülern einerseits durch einen Sachkostenzuschuss der
Stadt Schwerin und andererseits durch eine gezielte Informationspolitik in den Schulen.
Evaluation als Mittel der Qualitätssicherung
Im Rahmen des Qualitätsmanagementsystems (DIN EN ISO 9001-2000) wurden im
Schweriner Ausbildungszentrum Festlegungen getroffen, denen alle Bildungsmaßnahmen – so auch die Berufsfrühorientierung – unterliegen. Das Schweriner Ausbildungszentrum misst der Evaluation als Mittel zur Qualitätssicherung von Projekten großen
Wert bei. Indem die Ergebnisse der Arbeit ermittelt, die angewendeten Konzepte und
Methoden überprüft und diese noch während des Projektverlaufes verbessert werden,
trägt die Projektevaluation zur prozessbegleitenden Optimierung des Projektverlaufes
bei (formative Evaluation).
28
Zum einen wird die Berufsfrühorientierung von den Projektmitarbeitern selbst evaluiert
(Selbstevaluation). Zum anderen werden regelmäßig Gespräche und Feedbackrunden
mit den Schülern sowie mit den Kursleitern durchgeführt, die zugleich dem Erfahrungsaustausch dienen (prozessbegleitende Evaluierung). Die dabei erzielten Ergebnisse
fließen in die Umsetzung sowie in die Weiterentwicklung des Konzeptes ein.
Für die abschließende Evaluierung wurde ein Fragebogen entwickelt, mit dem Angaben
zu den Schülern (Schulart, Klassenstufe, Alter, BFO-Kurs, Berufswunsch) sowie deren
Motive für die Teilnahme an der Berufsfrühorientierung erfasst werden. Außerdem haben
die Teilnehmer die Möglichkeit, mit Hilfe des Fragebogens ihren Kurs nach verschiedenen Aspekten einzuschätzen und Vorschläge zur weiteren Verbesserung einzubringen.
Bei der Auswertung der Fragebögen der Berufsfrühorientierung 2001/2002 wurde beispielsweise ein wachsendes Interesse für die neuen Berufe der Informations- und Telekommunikationstechnik deutlich, mit dem gleichzeitig ein hoher Informationsbedarf
einhergeht. Die Berufe sind den Schülern zumeist nur oberflächlich bekannt, konkrete
Vorstellungen über die Inhalte der IT-Berufe und die Ausbildungsanforderungen fehlen
ihnen. Dieses Evaluationsergebnis bildete den Ausgangspunkt, um ein neues Angebot
unter dem Leitgedanken »IT – nicht nur ein Schlagwort« aufzunehmen. So wie hier beispielhaft dargestellt, werden kritische Anmerkungen und Anregungen der Schüler auch
in anderen Zusammenhängen analysiert und auf ihre Umsetzbarkeit überprüft.
Kontakt:
Schweriner Ausbildungszentrum (SAZ) e.V.
Ziegeleiweg 07 in 19057 Schwerin
Tel.:(03 85) 48 02-0
Fax: (03 85) 48 02-15
E-Mail: [email protected]
Ansprechpartnerin: Frau Dr. Waldeck, Tel.: (03 85) 48 02-27
29
Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
Fragebogen
zur Auswertung der Berufsfrühorientierungskurse im SAZ
1.
2.
Ich bin Schüler/in
¨ eines Gymnasiums
¨ einer Hauptschule
¨ einer Realschule
¨ einer Gesamtschule
Ich gehe in Klasse
¨8
¨9
¨ 10
¨ 11
¨ 12
Ich bin ...... Jahre alt
4.
Ich besuche den Kurs:
t
5.
Auf die Berufsfrühorientierungskurse im SAZ bin ich aufmerksam geworden durch:
¨ meine Eltern
¨ Freunde / Mitschüler
¨ Information in der Schule
¨ Faltblatt
¨ Zeitung
¨ Arbeitsamt
¨ andere ..........................
¨
t
¨
Ich weiß bereits, welchen Beruf ich erlernen möchte, nämlich
Ich weiß es noch nicht.
30
7.
Zum Berufsfrühorientierungskurs gehe ich, weil
t
t
t
t
Den Berufsfrühorientierungskurs, den ich zur Zeit besuche, finde ich
¨ sehr gut
¨ gut
¨ mittel
¨ nicht so gut
¨ schlecht
9.
Besonders gefallen mir ... (bitte Stichworte nennen!)
t
t
t
t
10.
Überhaupt nicht gefallen mir ... (bitte Stichworte nennen!)
t
t
t
t
11.
Hat der Kurs Unterstützung bei der Berufswahl/Berufsfindung gegeben? Wurden
Sie in Ihrem Berufswunsch bestärkt? Oder sind Sie auf andere Berufe aufmerksam
geworden?
t
t
t
t
12.
Was könnten wir tun, um die Berufsfrühorientierungskurse in Zukunft zu verbessern?
t
t
t
t
¨ 13
3.
6.
8.
Mit diesem Fragebogen möchten wir Ihnen Gelegenheit geben, sich zu dem Berufsfrühorientierungskurs zu
äußern, an dem Sie gegenwärtig teilnehmen. Da wir fortlaufend an der Verbesserung unserer Kurse arbeiten,
sind wir an Ihrer Meinung und Ihren Hinweisen besonders interessiert. Wir danken Ihnen für Ihre Mitarbeit!
31
Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
VI. Ein Bienenkorb voller Betriebe
Seminare, Kurzpraktika und Praxisbesuche (Demmin)
»Ich bekomme eh’ keine Lehrstelle!« Ina sieht ihre Freundin Katrin mutlos an. »Wozu
noch anstrengen? Arbeit gibt es hier so und so nicht. Schau dir doch unsere Eltern an.«
Ina und Katrin sind keine Einzelfälle in Mecklenburg-Vorpommern. Bedingt durch die
hohe Arbeitslosigkeit breitet sich unter den Jugendlichen immer mehr Resignation aus.
Sicher stimmt es, dass unsere Region wenig Lehrstellen und Arbeitsplätze anbietet. Das
bedeutet aber auf keinen Fall, dass jeder junge Erwachsene auf der Straße landet.
Berufsfrühorientierung in Demmin – wie fing es an?
Der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) Demmin begann im Jahr 1998 mit Hilfe
der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, des örtlichen Jugendamtes und des Europäischen Sozialfonds das Projekt »Berufsfrühorientierung« für Jugendliche der 8. und
9. Klasse. Erreicht wurden die Jugendlichen über die Demminer Realschulen. Auf den
Elternabenden der 8. und 9. Klassen wurde das Projekt vorgestellt. Die Eltern waren
sehr interessiert, oft meldeten sich die Klassen fast vollständig an. Und nun hieß es,
auch die Jugendlichen zu begeistern, d.h. die Berufsfrühorientierung zu ihrer eigenen
Sache werden zu lassen.
ein hohes Maß an Vertrauen in uns. Unachtsamkeit oder Unzuverlässigkeit führen dazu,
dass dieses Vertrauen zerstört wird. Die Großlieferanten ziehen ihre Aufträge zurück.
Im Klartext heißt das, die Firma geht Pleite.« Die jungen Leute hören beeindruckt zu.
Am Ende treffen wir uns im Büro der Leiterin. Jetzt ist Zeit für Fragen. Katrin meldet sich.
»Was für Leistungen braucht man als Fotolaborantin?« Die Leiterin winkt ab: »Die Noten
können 2 oder 3 sein, viel wichtiger sind eure Beurteilungen. Wer hier arbeitet, muss
absolut ehrlich und zuverlässig sein. So etwas erfährt man aus den Beurteilungen. Nach
einer Vorauswahl werden die Bewerber und Bewerberinnen zum Vorstellungsgespräch
eingeladen. Dort machen sie unter anderem einen kleinen Test. Wichtig ist auch, wie sie
sich ausdrücken können und was sie über unser Labor und die Arbeit hier wissen.«
Als wir das Labor verlassen, sieht Ina nicht besonders glücklich aus. »Na«, frage ich.
»wäre das nicht was für dich?« »Das kann ich ja doch nicht«, antwortet sie. Diesen Satz
hört man leider sehr häufig. Immer mehr Jugendliche trauen sich kaum noch etwas zu.
Vor diesem Hintergrund verfolgt das Demminer Projekt zur Berufsfrühorientierung vor
allem drei Zielstellungen:
Die Jugendlichen...
a)
b)
c)
... werden sich bewusst, was sie gut können.
... entdecken die Vielfalt der möglichen Berufsfelder.
... erleben ganz praktisch die Anforderungen an einen Arbeitnehmer
Berufsfrühorientierung in Demmin – Aufgaben und Ziele
Daraus entstanden die drei tragenden Säulen des Projektes:
32
Ina und Katrin sind ganz neu im Kurs. Obwohl Ferien sind, haben sie sich für die Exkursion zum Fotogroßlabor angemeldet. Zusammen mit sechs weiteren Jugendlichen geht
es um vier Uhr morgens mit einem Kleinbus in Demmin los. Ein Fotogroßlabor arbeitet
hauptsächlich in der Nacht. Gegen sechs Uhr kommen wir dort an. Die Leiterin empfängt uns und führt uns zuerst durch die Produktionsstätte. Anschaulich erläutert sie die
verschiedenen Arbeitsbereiche und die dafür notwendigen Ausbildungen. »Wisst ihr«,
erklärt sie den Jugendlichen: »ein Film ist das persönliche Eigentum des Kunden. Die
Bilder eines zerstörten Filmes sind nicht wieder zu beschaffen. Somit setzt der Kunde
a)
Wöchentliche Seminare in Gruppen zu maximal 8 Jugendlichen
Die Jugendlichen besuchten im Laufe des Kurses mindestens acht Seminare zu folgenden Themen:
t
t
Mein Traumberuf
Wer bin ich? Was kann ich?
33
Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
t
t
t
t
t
t
»Das wollen alle«-Berufe
Neue Berufe vorgestellt
Meine Fragen zur Berufswahl
Vorstellungsgespräch
Berufseignungstest
Auswertung Kurzpraktikum
b)
Vierwöchige Kurzpraktika á drei Wochenstunden in Demminer Firmen und sozialen
Einrichtungen
Die Jugendlichen absolvieren zwei Kurzpraktika in verschiedenen Berufszweigen. Fast
50 Betriebe in und um Demmin waren bereit, einen Schüler als Praktikanten aufzunehmen.
Fähigkeiten, organisatorisches Talent sowie einen PKW-Führerschein mit. Außerdem
hatte das Projekt die Möglichkeit, einen Seminarraum sowie einen Kleinbus zu nutzen.
Erstaunlich war die Bereitschaft der ansässigen Betriebe und sozialen Einrichtungen,
Jugendlichen ein Kurzpraktikum zu ermöglichen. So konnten die Jugendlichen – ihren
Wünschen entsprechend – in Altersheimen, Krankenhäusern, Computerfirmen, KfzWerkstätten, Verkaufsstellen und Kindergärten oder beim Friseur, bei Tischlern, in landwirtschaftlichen Betrieben und anderen Einrichtungen in Demmin ihr Kurzpraktikum
absolvieren. Die nachfolgenden Auswertungsseminare zeigten, dass die Jugendlichen
dabei ganz neue Erfahrungen machten. Am Anfang fiel es ihnen oft schwer, sich zu
bewerben. Am Ende aber waren sie stolz darauf, es allein geschafft zu haben. Die Beurteilungen der Schüler und Schülerinnen wiesen häufig darauf hin, dass sie sehr aufgeschlossen waren, sich jedoch zu wenig zutrauten.
Die Jugendlichen stellten sich selbst bei dem gewählten Praktikumsbetrieb vor und vereinbarten Termine. Am Schluss des Praktikums bekam jeder Schüler eine Beurteilung.
c)
Exkursionen zu Großbetrieben im Umkreis von 100 km
Die Jugendlichen nahmen im Laufe eines Kurses an mindestens acht Exkursionen zu
Betrieben im Umkreis von 100 km teil. Sehr eindrucksvoll waren Besuche bei Siemens
in Greifswald, bei Plasmaselect in Teterow, bei der Bundeswehr in Basepool, beim NDR
in Greifswald sowie im Fotogroßlabor bei Rostock.
Alle Aktivitäten wurden in einem Begleitheft quittiert, auf dessen Grundlage die Jugendlichen am Ende des Kurses ein Zertifikat erhielten.
34
35
Berufsfrühorientierung in Demmin – ein Projekt nur für Profis?
Keineswegs! Das Projekt in Demmin wurde von einer Mitarbeiterin in Vollzeitanstellung
konzipiert und betreut. Als notwendige Voraussetzungen brachte sie pädagogische
Bei der Organisation der Exkursionen machten wir sehr unterschiedliche Erfahrungen.
Doch ein Großteil der angesprochenen Betriebe war letztlich bereit, den Jugendlichen
die Arbeit in ihren Firmen zu zeigen. Besonders kompetente Führungen fanden in den
Betrieben statt, die selbst Lehrlinge ausbilden. Sie berichteten, dass Jugendliche immer
Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
wieder mit falschen Vorstellungen von dem gewählten Beruf ihre Lehre beginnen und
diese dann nach kurzer Zeit abbrechen. Die Mitarbeiter der Firmen führten die Jugendlichen durch die Betriebe, erklärten die verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten und
Aufstiegschancen. Auch Anlernarbeitsplätze wurden vorgestellt und den Schülern damit
der Unterschied zwischen einem Facharbeiter und einem ungelernten Arbeiter deutlich
gemacht.
In den vergangenen drei Jahren erklärten sich fast 80 Betriebe und soziale Einrichtungen bereit, dem Projekt als Exkursionsziel oder als Praktikumbetrieb zur Verfügung zu
stehen. An dieser Stelle, auch im Namen aller beteiligten Jugendlichen: ein herzliches
Dankeschön!
alle zuständigen Mitarbeiter des Trägers in regelmäßigen Abständen in die Entwicklung
von Qualitätsstandards eingebunden.
Als immer mehr Jugendliche ihr Interesse am Projekt signalisierten, machten sich
die Nachteile der ländlichen Struktur des Müritzkreises deutlich bemerkbar. Deshalb
beschlossen wir, ein flächendeckendes Angebot im Bereich der Berufsfrühorientierung
für alle Jugendlichen ab dem 14. Lebensjahr im Landkreis zu schaffen.
Wir erkannten schnell, dass dieses Ziel nur erreicht werden kann, wenn man über den
»Trägerrand« hinausschaut. Auf der Suche nach entsprechenden Lösungen wurde beschlossen, ein standardisiertes Lehrprogramm »Berufspropädeutik in der Berufsfrühorientierung« zu entwickeln und einen Trägerverbund zur Berufsfrühorientierung im
Kontakt:
Christlicher Verein Junger Menschen (CVJM) Demmin e.V.
Kirchplatz 1 in 17109 Demmin
Tel.: (03 99 93) 7 69 41
E-Mail: [email protected]
AnsprechpartnerIn: Maria Beck
VII. Alle können zu uns kommen – jeder ist willkommen
Ein flächendeckendes Angebot für den Landkreis Müritz (Waren)
36
Berufsfindung und Lebensplanung sind für die jungen Menschen von großer Bedeutung. Das Kennenlernen von verschiedenen Berufsfeldern und der eigenen Person
sind in diesem Zusammenhang eine wichtige Basis für die tragfähige Berufswahlentscheidung jedes Einzelnen. Denn nur wer seine persönlichen Fähigkeiten, Stärken und
Schwächen, aber auch die Anforderungen der einzelnen Berufsbranchen kennt, kann
seine Kompetenzen für die Lebensplanung bewusst einsetzen.
Vor diesem Hintergrund beteiligt sich das Christliche Jugenddorfwerk (CJD) Waren
(Müritz) seit 1998 mit eigenen Angeboten am Förderprogramm »Berufsfrühorientierung
Mecklenburg-Vorpommern«. In einem Arbeitszirkel »Berufsfrühorientierung« werden
37
Landkreis zu schaffen. Dabei ging man davon aus, dass es im Sinne einer Berufsfrühorientierung wichtig ist, mit den Jugendlichen Fragen des Arbeits- und Sozialverhaltens zu
thematisieren. Ebenso wichtig erschienen uns konkrete Gespräche mit Unternehmern
und Firmenmitarbeitern in ihrem Arbeitsumfeld und die hierbei gewonnenen Erkenntnisse durch praktische Tätigkeiten zu ergänzen. Im Rahmen dieser Projekterweiterung
Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
wurde die Frage diskutiert, ob praktische, handwerklich orientierte Tätigkeiten ausreichen können, um dem Projektansatz der Berufsfrühorientierung gerecht werden. Wir
entschieden uns, das Erarbeiten persönlicher Bewältigungstechniken der Berufsorientierung und das Training sozialer Kompetenzen in den Mittelpunkt des Konzeptes zu
rücken.
Über einen Zeitraum von sechs Monaten wurde ein flächendeckendes Angebot für
den Landkreis Müritz erarbeitet. Ausschlaggebend für den Erfolg des Projektes sind
aus heutiger v.a. zwei Umstände: Zum einen die Zusammenarbeit im Trägerverbund
»Berufsfrühorientierung im Landkreis Müritz«, der sich aus dem CJD Waren (Müritz),
dem Kreisjugendring »Müritz« e.V. und dem überbetrieblichen Ausbildungszentrum
Grevesmühlen/Waren (ÜAZ) zusammensetzt. Grundlage für diesen Trägerverbund ist
Berufsberatung des Arbeitsamtes beteiligt sind, maßgeblich zum Erfolg beigetragen.
Durch das Verbundsystem konnte den Teilnehmern ein erweiterter realitätsnaher Raum
zur Berufsorientierung angeboten werden. Gleichzeitig erhielt das Projekt zusätzliche
materielle Unterstützungen.
Anhand der derzeitigen Angebote des Trägerverbundes »Berufsfrühorientierung im
Landkreis Müritz« lässt sich der Entwicklungsweg von einem kleinen Schulprojekt zu
einem flächendeckenden Angebot für den Landkreis beobachten: An den Projekten des
Trägerverbundes »Berufsfrühorientierung im Landkreis Müritz« sind derzeit 400 Schüler
in 14 Schulen aller Schultypen (ausgenommen Grundschulen) beteiligt. Jeder Teilnehmende ist in das standardisierte Programm »Berufspropädeutik in der Berufsfrühorientierung« integriert und durchläuft die folgenden drei Phasen des Projektes:
t
t
t
Lebensplanung (Training sozialer Kompetenzen, Berufsperspektiven, Berufsplanung)
Berufswegeplanung (berufliche Informationen, Erstellung der persönlichen Bewerbungsunterlagen, Materialsammlung »Bewerbung«, berufspraktische Tätigkeiten
in Firmen oder Werkstätten)
Informationstechnischer Grundkurs (Vermittlung von Grundlagen im IT-Bereich).
Die Prozesse der Projektentwicklung garantieren für den Trägerverbund ein stetiges Ausloten von Qualität und Weiterentwicklung. Durch die regelmäßige Reflexion der Arbeit mit
den Dozenten können die sich verändernden Bedürfnisse der Jugendlichen relativ schnell
erfasst und berücksichtigt werden. So sollen unter dem Slogan »Unternehmen machen
mit« noch mehr einheimische Unternehmen in das Verbundnetz integriert werden.
Auch die örtlichen Schulträger und Träger der Jugendhilfe wollen wir stärker in das Konzept einbinden. Ein erster Schritt hierzu wurde im Jahr 2001 vollzogen: der Landkreis
(Jugendamt) beteiligt sich an den Kosten für das Projekt.
38
die Kombination von Ausbildungs-, Bildungs- und Beschäftigungsträgern mit Trägern
der Jugendhilfe, die Zusammenarbeit erfolgt über einen Projektbeirat.
Zum anderen hat das so genannte Verbundsystem, an dem die Schulträger und Schulen, der Landkreis Müritz, ortsansässige Unternehmen und die Arbeitsverwaltung/
Mit der Berufsfrühorientierung beschreiten wir einen neuen Weg der Projektarbeit, der
zu einer ständigen Neuformulierung von Arbeitsaufgaben geführt hat. Das Hauptziel
aber ist und bleibt: junge Menschen beim Einstieg in die Berufs- und Arbeitswelt zu
unterstützen.
39
Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
Kontakt:
Christliches Jugenddorfwerk (CJD) Waren (Müritz)
Strelitzer Str. 36 in 17192 Waren
Tel.: (0 39 91) 67 32-0
Fax: (0 39 91) 67 32 15
ÜAZ Waren/Grevesmühlen, Hauptsitz Waren
Warensdorfer Str. 18 in 17192 Waren
Tel.: (0 39 91) 15 02-0
Fax: (0 39 91) 15 02 50
VIII. Nur wer sich selbst kennt, kennt auch seinen Beruf
Frauen setzen Akzente in der Berufsfrühorientierung (Stralsund)
Unser Verein »Frauen setzen Akzente« arbeitet im Bereich Berufsfrühorientierung
schwerpunktmäßig in der Region Vorpommern, hier vor allem mit Schülerinnen und
Schülern von Haupt- und Realschulen, Gymnasien und freien Schulen. Das Konzept
unserer Arbeit besteht aus drei Phasen, die jeder beteiligte Jugendliche durchläuft:
a)
b)
c)
Stärke-Schwäche-Analyse
Praxiseinsatz in Unternehmen
mehrtägige Workcamps
a)
Stärke-Schwäche-Analyse
Wir holen die an unserem Projekt beteiligten Schülerinnen und Schüler auf dem jetzigen Stand ihrer Auseinandersetzung mit einer Berufsentscheidung ab: Wir differenzieren zwischen Jugendlichen, die schon einen Berufswunsch haben und denjenigen, die
diese Vorentscheidung noch nicht getroffen haben. Erfahrungsgemäß entspricht bei den
meisten Jugendlichen der Berufswunsch leider nicht dem Persönlichkeitsprofil. Externe
Einflüsse wie Empfehlungen der Eltern, ein Sicherheitsbedürfnis, Modeentscheidungen
oder Ähnliches können eine große Rolle spielen und führen zu einer Favorisierung von
Berufen z.B. im öffentlichen Sektor bzw. im Bereich gesellschaftsorientierter Dienstleistungen. Ein alternativer Berufswunsch fehlt zumeist. Im Prozess der Bewerbung kann es
dann passieren, dass die eine oder andere gewünschte Ausbildungsstelle schwer oder
gar nicht zu erhalten ist. Erst jetzt einsetzende alternative Überlegungen kosten Zeit und
können Stressreaktionen auslösen.
40
Koordinierungsstelle und Ansprechpartner:
CJD Waren (Müritz)
Silke Kriemann, Tel.: (03 99 31 ) 8 66 16
Holger Kiehn, Tel.: (0 39 91) 67 32 23
Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll, mit interessierten Schülerinnen und Schülern
in der Anfangsphase des Projektes Stärken- und Schwächenprofile zu erarbeiten. Auf
dieser Grundlage wird es möglich, objektiv und persönlichkeitsbezogen über Berufswünsche und mögliche Alternativen zu diskutieren – und berufliche Vorstellungen unter
dem Aspekt des eigenen Persönlichkeitsprofils zu betrachten.
41
Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
b)
Praxiseinsatz in Unternehmen
Über die Praxiseinsätze in Unternehmen können die Jugendlichen die Anforderungen
kennen lernen, welche in der beruflichen Realität an ihre Qualifikation und Persönlichkeit gestellt werden und sich mit speziellen Ansprüchen unterschiedlicher Tätigkeitsfelder auseinander setzen. Die anvisierten Effekte können vor allem durch Exkursionen und
Praktika erreicht werden. Wir versuchen mit Partnern zusammen zu arbeiten, die sich
engagieren, weil sie daran interessiert sind, motivierte und interessierte junge Leute
kennen zu lernen, um sie ggf. nach einer ersten Einschätzung ihrer Eignung für eine spätere Tätigkeit in ihrem Unternehmen zu gewinnen. Wichtig ist, dass die relativ kurze Zeit,
in der die Jugendlichen in den Betrieben sind, viele Eindrücke bietet, Bewährungssituationen schafft, Impulse bringt und die Übernahme zeitlich befristeter Aufgaben beinhaltet. Wir favorisieren ein rotierendes Prinzip, wodurch jeder beteiligte Jugendliche die
Möglichkeit hat, verschiedene Unternehmensbereiche kennen zu lernen.
Die Zusammenarbeit mit neuen Partnern brachte es 2001 mit sich, dass wir unsere Aktionsräume bei der Projektdurchführung bis Greifswald und Rügen ausdehnen mussten.
Das damit verbundene Mobiliätsproblem haben wir bisher relativ gut lösen können.
Behilflich war uns die Tatsache, dass »pendelnde« Eltern und Geschwister uns tagtäglich unterstützten.
c)
42
mehrtägige Workcamps
Nach unseren Erfahrungen ist es den Schülerinnen und Schülern sehr wichtig, Praxiseindrücke und gewonnene Erfahrungen zu reflektieren. In Workcamps organisieren wir
daher Diskussionsrunden und Situationen, welche die Schüler über mehrere Tage zu
einem intensiven Austausch zusammen führen. Mit der Herauslösung der Jugendlichen
aus ihrem gewohnten Umfeld erreichen wir eine große Offenheit Konzentration der Auswertung – und minimieren gleichzeitig die ablenkenden Umstände des Alltages.
Unsere Workcamps können wir nur in Kooperation mit anderen Vereinen und freiberuflich Tätigen bewerkstelligen, denn der Einsatz von erlebnis- oder theaterpädagogischen
Methoden in der Berufsfrühorientierung bedarf eines hohen Grades an Professionalität.
Die Workcamps produzieren einen Synergie-Effekt, weil hier an alle bisherigen Berufsfrühorientierungs-Aktivitäten angeknüpft wird. Darüber hinaus aktivieren und motivieren sie die Jugendlichen, besonders in Bezug auf den Abbau von Schwächen und die
Förderung ihrer Stärken. Diese Effekte sind für die weitere Ausprägung des Kompetenzgefüges der Jugendlichen von großer Bedeutung.
Fazit
Die vom Land Mecklenburg-Vorpommern geförderte Berufsfrühorientierung ist wichtig!
Bei ihrer Realisierung gibt es vielfältige Möglichkeiten, um Heranwachsende bei der
schwierigen Entscheidung für Beruf oder Studium wirksam zu unterstützen. Wenn die
hier aufgeführten Angebote aktiv in der Schule aufgearbeitet werden, entstehen interessante Synergien, die ihrerseits auch die Berufsfrühorientierung weiter stärken können.
Kontakt:
women accent – frauen setzen akzente e.V.
c/o IEFP Heinrich-Mann-Straße 11 in 18435 Stralsund
Tel.: (0 38 31) 36 79 90
Fax: (0 38 31) 36 79 91
E-Mail: [email protected]
Ansprechpartnerin: Birgit Bauer
IX. Streuobstwiese und Eselpflege
Ökologischer Landbau (Warnow-Ost)
Der Verein MeLaTe hat sich in seiner Satzung das Ziel gesetzt, nach der tief greifenden
Umstrukturierung der Landschaft in der Vergangenheit, einen eigenständigen Beitrag
zur Wiederbelebung der typischen Mecklenburger Kulturlandschaft zu leisten.
In diesem Sinne gilt es, die ausgeprägte großflächige Agrarlandschaft durch entspre-
43
Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
chende Biotoppflege und Vernetzung neu zu beleben, Lebensräume für Fauna und Flora
zu schaffen und gleichzeitig neue Erholungsräume für die Bewohner der Region zu
erschließen.
Mittels einer 28 Hektar großen Streuobstwiese wurde ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung
genetisch wertvoller Obstarten und -sorten geleistet. Der angelegte Streuobstwiesenpark – mit Streuobstwiese, Naturerlebnis- und Umweltbildungsstätte, Eselpark, Bauernund Kräutergarten sowie Streichelgehege und Naturspielplatz – dient als vielseitiges
Demonstrationsobjekt für Umweltbildungsmaßnahmen und ist gleichzeitig selbst ein
Lehrmeister mit hohem Erholungswert.
Ein nachhaltiges Verständnis für die Erhaltung wertvoller Kulturgüter und einer naturnahen Kulturlandschaft ist nur zu erreichen, wenn Kindern und Jugendlichen Kenntnisse
von Gesetzmäßigkeiten in der Natur vermittelt werden.
Aufgaben wie den Umgang mit den Tieren, Fütterung, Reiten, Führen und Anspannen.
In der theoretischen Ausbildung beschäftigen wir uns mit Eselrassen, ihrer Physiologie,
Haltung, Pflege etc. Natürlich kommt neben der notwendigen Arbeit auch der Spaß nicht
zu kurz. Einen Esel reiten oder mit der Kutsche durch die Streuobstwiese fahren, ist
immer ein tolles Erlebnis.
Kontakt:
Me La Te Warnow Ost e. V.
Griebnitzer Weg 6 in 18196 Dummerstorf
Tel.: (03 82 08) 6 07 29
Fax: (03 82 08) 6 07 30
Ansprechpartnerin: Frau Neubert, Tel.: (03 82 08) 6 15 56
Im Rahmen der Berufsfrühorientierung bieten wir deshalb an:
a)
Arbeitsweisen im ökologischen Landbau am Beispiel der Bewirtschaftung einer
Streuobstwiese mit Bauerngarten
Den Teilnehmern wird entsprechend dem Verlauf der Jahreszeiten Interessantes und
Wissenswertes aus dem ökologischen Landbau vermittelt, wie z.B. Gärtnern im Obstund Gemüsebau nach ökologischen Gesichtspunkten einschließlich der notwendigen
Arbeiten auf einer Streuobstwiese. Wir verdeutlichen dabei, dass die Erzeugung gesunder, unbelasteter Nahrungsmittel durch den Landwirt zu einer wichtigen Existenzfrage
der Landwirtschaft geworden ist.
44
45
b)
Artgerechte, landwirtschaftliche Tierhaltung am Beispiel von Eseln, Schafen, Hühnern und Ziegen
Die Jugendlichen haben die Möglichkeit zum direkten Kontakt mit den Tieren und
beschäftigen sich mit Tierpflege und Tierschutz. In diesem Zusammenhang bieten wir
das Projekt «Alles um und mit dem Esel« an. Der praktische Teil des Projektes umfasst
Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
X.
Mit elf Jahren Firmenchef
Schülerfirmen in der Berufsfrühorientierung (Rostock)
Mit elf Jahren bereits Firmen-Chef – geht denn das überhaupt? An der Gesamtschule
Rostock-Schmarl ist dies Realität. Dort haben Schüler seit 1997 die Möglichkeit, sich
im Rahmen des Projektes Berufsfrühorientierung in den Schülerunternehmen »Grafix«,
»Schülercafé« und »Schreibbüro« aktiv auf den Einstieg ins Berufsleben vorzubereiten.
Das ist ganz im Sinne der auf Integration ausgerichteten Schulkonzeption, in der als ein
Baustein auch die Integration von allgemeiner und beruflicher Bildung festgeschrieben
ist. Getragen werden die Schülerfirmen durch den Schulverein, die konkrete Anleitung
erfolgt durch Lehrer der Schule, aber auch durch Pädagogen, die auf Honorarbasis
arbeiten oder durch das Arbeitsamt für einen bestimmten Zeitraum gefördert werden.
Anerkennung ihrer Arbeit bei öffentlichen Präsentationen und die Nachfrage nach ihren
Produkten werden Aspekte wie Selbstbewusstsein und Zufriedenheit über Erreichtes
(auch bei sonst schulisch leistungsschwachen Jugendlichen) und das Unternehmen
als Ganzes gestärkt. Neben der konkreten Umsetzung von Produktaufträgen gewinnen
die Jugendlichen erste Eindrücke eines Betriebsalltags. Sie erwerben Fähigkeiten im
Umgang mit computergesteuerten Maschinen, mit Kalkulationen, Akquisition und vielem mehr. Vor allem aber lernen sie, für die Qualität ihrer Produkte Verantwortung zu
übernehmen und unternehmerische Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Eigeninitiative,
Verantwortungsbereitschaft, Kreativität, Entscheidungsfähigkeit, Durchhaltevermögen
und technische Kompetenz zu entwickeln.
»Schülerschreibbüro«
»Grafix«
Steffen Sandow leitet als Geschäftsführer das Schülerunternehmen »Grafix«. Der Crew
stehen Produktionsmittel vom Feinsten zur Verfügung wie z.B. zwei CNC-gesteuerte
Maschinen (Gravier- und Folienplotter), mit denen aus selbstklebender bunter Folie jede
beliebige Form, Figur oder Schrift angefertigt und somit verschiedene Aufträge erledigt
werden können, z.B.:
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Firmenschilder
Türschilder für Privatpersonen
Orientierungstafeln für das Erasmusgymnasium Lütten-Klein
diverse, kreativ gestaltete Schilder
46
Die Eigenverantwortlichkeit und Aktivität jedes Firmenmitgliedes ist Grundlage des
gesamten Firmenlebens. Die Jugendlichen übernehmen selbstständig alle Arbeitsschritte, wie Werbung, Auftragsbeschaffung, Ausführung der Aufträge vom Gestaltungsentwurf bis zum Endprodukt, Preiskalkulation, Rechnungslegung sowie Vertrieb
– und erfüllen sie mit eigener Kreativität. Dabei erhalten die Jugendlichen Einblicke
in Arbeitsprozesse, die sie für ihre berufliche Orientierung nutzen können. Durch die
Im Rahmen des »Schülerschreibbüros« werden den Schülern Einsichten in bürowirtschaftliche Aufgaben, die in allen Unternehmen wesentlicher Bestandteil des Betriebsablaufes sind, vermittelt. Sie lernen die Bedeutung eines modernen Büros für die
effektive Aufnahme, Weitergabe und Verarbeitung von Informationen kennen. Um die
Jugendlichen auf ihre Berufswahlentscheidung vorzubereiten, werden Exkursionen in
berufsnahe Bereiche, wie zum Beispiel Sekretariate, Büros oder Computerkabinette
unternommen. Im »Schülerschreibbüro« erhalten die Jugendlichen möglichst oft die
Gelegenheit zum selbstständigen Agieren. Ihre »Berufspraxis« erlangen die Mitarbeitenden des »Schreibbüros« durch Tätigkeiten wie Bibliotheksdienst, Kopierarbeiten,
Schreibarbeiten, Konferenzvorbereitungen und Öffentlichkeitsarbeit. Gerade auch leistungsschwache Schülerinnen und Schüler haben durch die Arbeit im »Schülerschreibbüro« die Möglichkeit, angemessenes und sicheres Auftreten zu üben und positive
Lernerfahrungen zu sammeln.
»Schülercafé«
Das »Schülercafé« ist zu einem zentralen Anlaufpunkt an unserer Schule geworden.
Die Jugendlichen, die das Café betreiben, halten sich an die gemeinsam aufgestellten
47
Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
Regeln und identifizieren sich mit dem Café. Sie akzeptieren, dass neben dem direkten
Verkauf im Café auch verschiedenste andere Tätigkeiten anfallen und bewältigt werden müssen. So gibt eine wechselnde Verantwortungsübernahme für das Abwaschen,
Staubsaugen, Einkaufen, Preisvergleich, Wiederherstellung von Ordnung und Sauberkeit im Café, Zubereitung und Auffüllen von Speisen oder Eindecken der Tische. Vielfach
halten sich die Schüler auch über ihre Dienstzeit hinaus im Schülercafé auf. Sie sehen
nach dem Rechten und überprüfen, ob etwas zu tun ist. Gleichzeitig ist das Café für sie
Schülerclub und ein beliebter Treffpunkt mit Freunden. Auch bei Einsätzen an Wochenenden (Elternsprechtag, Tag der offenen Tür u. a.) kann stets auf das Schülercafe zurückgegriffen werden.
Im September 2001 wechselte die Stammbesatzung, da sich sechs Jungen der
blick über die Firma und überwacht den Umgang mit den Finanzen kritisch. Auch die
anderen jugendlichen Mitarbeiter identifizieren sich mit dem Café ebenso wie mit der
Schule und führen das Café genauso pflichtbewusst wie ihre Vorgänger. Selbstbewusst
und höflich treten sie als Verkäufer auf. Die erprobte Form der Dienstverteilung wurde
übernommen. Auch das enge Miteinander von Schülern und pädagogischem Personal
hat sich bewährt. Da sich zwischen beiden Seiten ein offenes und kameradschaftliches
Verhältnis entwickelt hat, geht die beratende oder pädagogische Tätigkeit oft sogar über
das Schülercafé hinaus.
Gerade bei den Firmengründern hat sich gezeigt, dass sie mit ihren Aufgaben im Café
gewachsen sind und wie positiv diese Tätigkeit sich auf ihre Persönlichkeitsentwicklung
ausgewirkt hat. Das betrifft vor allem das sichere, selbstbewusste und äußerst kritische
Auftreten, sowie den sachlichen Umgang miteinander. Zwei Drittel der Jugendlichen, die
während ihrer Schulzeit im Schülercafé mitgearbeitet haben, begannen eine Ausbildung
in der Gastronomie. Bei der Bewerbung war es vielfach hilfreich, dass die Jugendlichen
ein Zertifikat ihrer Schülerfirma vorweisen konnten, in dem ihre Fähigkeiten und ihre
Leistungen bescheinigt wurden.
Aber schon wenn von den Firmenmitgliedern geäußert wird: »Ich wusste gar nicht, dass
Arbeit vor allem Spaß machen kann.« oder »Ich bin in meiner Freizeit mehr im Schülercafé als zu Hause, weil es hier interessanter ist.«, haben wir mit unserer Arbeit sehr viel
erreicht.
48
10. Klasse verstärkt ihren schulischen Aufgaben widmen wollten. Das Schülercafé wurde
nach einer Einarbeitungszeit an Jüngere übergeben.
Der neue Geschäftsführer erfüllt seine Aufgabe seit seinem Amtsantritt mit Umsicht
und großem Verantwortungsbewusstsein. Immer wieder verschafft er sich einen Über-
Kontakt:
Schulverein der Gesamtschule Schmarl e.V.
Stephan-Jantzen-Ring 5-6 in 18106 Rostock
Tel.: (03 81) 1 21 42 84
Fax: (03 81) 1 21 42 86
Ansprechpartnerin: Frau Grell
49
Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
kap. 5
Material- und Literaturempfehlungen
t
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100 Ausbildungsberufe die es bislang noch nicht gibt – aber geben könnte!
Hrsg.: Handelskammer Hamburg, Geschäftsbereich Berufsbildung
Adolphsplatz 1, 20457 Hamburg
Tel.: (0 40) 36 13 83 86
www.hamburg.handelskammer.de
t
Berufsorientierung in der Schule – Grundlagen und Praxisbeispiele
Jörg Schredy, Verlag Klinkhardt, Bad Heilbronn
ISBN 3-7815-1183-9
t
Berufs- und Lebensplanung – Werkstatthefte, Heft 47
Hrsg.: Pädagogisches Landesinstitut Brandenburg
Vertrieb: Wissenschaft und Technik Verlag, Berlin
ISBN 3-89685-703-7
t
Chips & Schräubchen – Newsletter für die Fachfrau von morgen
Hrsg.: Jugendgemeinschaftswerk im Ev. Kirchenkreis Hamm
Hohe Str. 10, 59065 Hamm, Tel.: (0 23 81) 2 90 32
t
Datenbank PRAXIMO – Praxismodelle Jugend in Arbeit
CD Update mit 202 Datensätzen, Hrsg.: DJI 2001
Vertrieb: Deutsches Jugendinstitut e. V., Regionale Arbeitsstelle Leipzig,
Datenbank PRAXIMO, TTeubnerstr. 11, 04317 Leipzig
www.cgi.dji.de
t
Girl’s Day: Mädchen-Zukunftstag
Bundesweiter Berufsorientierungstag für Mädchen zwischen 10 und 15 Jahren
www.girlsday.de
Berufliche und soziale Integration benachteiligter Jugendlicher in M-V
INBAS, Kaiserstr. 61, 60329 Frankfurt am Main
Tel.: (0 69) 27 22 4 0
www.inbas.com
t
Handbuch Berufswahl 2002/2003
Eichborn Verlag
ISBN 3-8218-3908-2
www.eichborn.de
Berufsorientierung an der Gymnasialen Oberstufe
Hrsg.: Frauke Stübing, Kassel: kassel university press GmbH
ISBN 3-933146-60-7
t
Aktuell: Stichworte zur Jugendarbeitslosigkeit
Hrsg.: arbeit für alle e.V.
Vertrieb: jugendhaus düsseldorf e.V., Verkauf-Verlag,
Carl-Mosterts-Platz 1, 40477 Düsseldorf
Tel.: (02 11) 4 69 31 28
[email protected]
t
Ausbildung und Beruf – Rechte und Pflichten während der Berufsausbildung
Hrsg.: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF),
Referat Öffentlichkeitsarbeit, 53170 Bonn
www.bmbf.de
t
Beratung Jugendlicher zwischen Schule und Beruf – Projekt Mannheim
Interkulturelles Bildungszentrum, H2-2, 68159 Mannheim
Tel.: (06 21) 1 47 30
E mail: [email protected]
t
50
t
handfest – Das Handwerk: Tipps zur Berufswahl
Hrsg.: Westdeutscher Handwerkskammertag
Sternwartstr. 27-29, 40223 Düsseldorf
Tel.: (02 11) 3 00 79 00
www.handwerk-nrw.de
51
Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
t
Innovative Schulmodelle für eine verbesserte Vorbereitung von Jugendlichen auf
Erwerbsarbeit, Praxismodelle Band 12 Hrsg.: DJI 2002
Vertrieb: Deutsches Jugendinstitut e. V., Regionale Arbeitsstelle Leipzig,
Datenbank PRAXIMO, TTeubnerstr. 11, 04317 Leipzig
www.cgi.dji.de
t
MädchenTHEATERWERKSTATT – Ein Berufsorientierungskurs für Mädchen
Hrsg.: Jugendwerkstatt Felsberg, Abt. Arbeit und Orientierung
Sälzer Straße 3 a, 34587 Felsberg
Tel.: (0 56 62) 9 49 70
[email protected]
t
Job Central – Regionale Jugendagentur Badische Bergstraße e. V.
Bahnhofstr. 19, 69469 Weinheim
Tel.: (0 62 01) 18 47 62
[email protected]
t
Mädchenwerkstatt – 10 Jahre Berufsorientierung für Mädchen
Hrsg.: Mädchenwerkstatt Mannheim F 7, 22-23, 68159 Mannheim
Tel.: (06 21) 10 67 94
[email protected]
t
JOBLAB – Ein Multimedialabor zur Berufsfindung
Hrsg.: Bildungswerk der hessischen Wirtschaft e.V. Forschungsstelle
Postfach 50 05 61, 60394 Frankfurt/ Main
Tel.: (0 69) 95 80 80
www.joblab.de
t
Mit MUMMM zur Berufsorientierung – Methoden und Materialien für die Praxis
Barbara Winkler, Veritas Verlag, Linz
ISBN 3-7058-5358-9
t
Öffnung der Schulen zum Berufsleben – Chorweiler Projekte stellen sich vor
Stadt Köln, Amt Weiterbildung, RAA
Deutz-Kalker Str. 18-26, 50679 Köln
Tel.: (02 21) 2 21 92 84
t
Trans-Job – Herbstkongress 2000 – Dokumentation
Hrsg.: Stiftung der Deutschen Wirtschaft – Kooperation Schule-Wirtschaft
Breite Str. 29, 10178 Berlin
Tel.: (0 30) 20 33 15 59
www.sdw.org
t
Schüler unternehmen was – Schülerfirmen in Mecklenburg-Vorpommern
Hrsg.: Arbeitsstelle für Schule und Jugendhilfe Mecklenburg-Vorpommern,
Lange Str. 17, 17192 Waren (Müritz)
Tel.: (0 39 91) 66 70 41
www.raa-mv.de
t
Jugend in Arbeit – Neue Wege des Übergangs Jugendlicher in die Arbeitswelt
Opladen: Leske + Budrich
ISBN 3-8100-3079-1
t
Lebensweg – Berufswegplanung – Projekte im Land Sachsen Anhalt
Hrsg.: Ministerium für Arbeit, Frauen, Soziales und Gesundheit des Landes Sachsen Anhalt, Referat Presse und Öffentlichkeitsarbeit,
Postfach 3740, 39012 Magdeburg
Tel.: (03 91) 5 67 67 11
t
Mädchen und junge Frauen: Berufsfindung – Berufsorientierung – Berufswahl
Deutsches Jugendinstitut e.V., 2. Auflage 2000
Vertrieb: Deutsches Jugendinstitut e. V., Regionale Arbeitsstelle Leipzig
Forschungsschwerpunkt Übergänge in Arbeit,
Stallbaumstr. 9, 04155 Leipzig , Tel.: (03 41) 5 66 54 16
www.cgi.dji.de
52
53
Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
kap. 6
Förderrichtlinien für die Programme
Berufsfrühorientierung und Berufsfrühorientierungsferien
Wege aus der Ausbildungskrise – Memorandum des Forums »Jugend – Bildung –
Arbeit« Opladen: Leske + Budrich
ISBN 3-8100-2196-2
6.1. »Berufsfrühorientierung in Mecklenburg-Vorpommern«
t
Wegweiser zur Berufswahl – Ein Arbeitsbuch für Jugendliche
Hrsg.: S&B Institut für Berufs- und Lebensgestaltung AG
Vertrieb: W. Bertelsmann Verlag
ISBN 3-7639-3001-9
www.wbv.de
t
Wiwa – Wir warten nicht auf Wunder, wir tun etwas – Projektdokumentation
Hauptschule Wehringhausen, Eugen-Richter-Str. 77-79, 58089 Hagen
Tel.: (0 23 31) 33 50 61
www.ha.shuttle.de/wehrinhausen
Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung fördert mit Unterstützung des Europäischen
Sozialfonds (ESF) und des Landes Mecklenburg-Vorpommern Projekte, die geeignet
sind, jungen Menschen ab dem vollendeten 14. Lebensjahr Orientierungshilfen für die
Berufswahl zu geben. Die Projekte zielen auf die Verbesserung des Zugangs zur Erstausbildung und sollen allen jungen Menschen, die dies wünschen, geeignete berufliche
Orientierung und Beratung anbieten. Ebenso zielen die Projekte auf das Erlernen von
Fähigkeiten, sich den Erfordernissen eines durch zunehmende Dynamik und Mobilität
geprägten Arbeitsmarktes anzupassen. Sie sollen u.a. »verengten« Berufsentschei-
t
Was wird gefördert?
54
55
dungen vorbeugen, wobei besonders für Mädchen eine Orientierung außerhalb der
traditionellen Frauenberufe gefördert wird. Die Teilnehmer/-innen sollen in geeigneten
Projekten tiefere Einblicke in die Berufs- und Arbeitswelt erhalten, um somit Berufsinteressen und ein realistisches Berufswahlverhalten ausprägen zu können. Die Projekte sollen die Angebote der Abteilungen Berufsberatung der Arbeitsämter sinnvoll ergänzen.
Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
Die Projekte sollen insbesondere
t
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t
t
jungen Menschen durch praktische Kurse in verschiedenen Branchen und Berufsfeldern erste vorberufliche Erfahrungen vermitteln und die Entwicklung von Eigeninitiative fördern,
jungen Menschen am individuellen Lebensweg orientierte Unterstützung in der
Berufswegeplanung anbieten,
zusätzlich zu bereits bestehenden arbeitsweltbezogenen Unterrichtsthemen weiterführende längere Projekte, Praktika oder andere geeignete Maßnahmen, die
den schulischen Auftrag zur Berufsorientierung maßgeblich erweitern, anbieten,
jungen Menschen helfen, Flexibilität, Mobilität und mehr Berufsverständnis zu
gewinnen und berufliches Lernen durch einen geeigneten betrieblichen Praxisbezug erfahrbar werden lassen, sodass schulisches Lernen anschaulich umgesetzt
und erweitert wird,
sich mit ihren Angeboten an der aktuellen Arbeitsmarktentwicklung orientieren,
eine Gründung von betriebsähnlichen Schülerunternehmen zum Verstehen von
Betriebsstrukturen und als Ermutigung zur Eigeninitiative zum Ziel haben.
t
t
die den Teilnehmer/-innen ein praktisches Erproben in mindestens drei verschiedenen Berufsfeldern ermöglichen,
welche den Teilnehmer/-innen durch z.B. Betriebsbesichtigungen, -erkundungen
und/oder Praktika die Gelegenheit geben, Betriebsabläufe und -strukturen kennen
zu lernen.
Maßnahmen der Berufsorientierung nach § 33 des Job – AQTIV – Gesetzes können im
Rahmen des Förderprogramms »Berufsfrühorientierung in Mecklenburg-Vorpommern«
keine zusätzlichen Zuschüsse erhalten.
Welche Partner sollen an den Projekten beteiligt werden?
Die Projektträger schließen für die Durchführung der Projekte mit einzelnen Schulen
und Unternehmen Kooperationsverträge ab, in denen die Rahmenbedingungen der
Zusammenarbeit geregelt werden.
Wie hoch ist die Förderung?
Wer wird gefördert?
Träger der beruflichen Bildung und der freien Jugendhilfe, sowie landwirtschaftliche
Fachverbände mit Sitz in Mecklenburg-Vorpommern.
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Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?
t
56
Gefördert werden vorrangig Projekte für Haupt- und Realschüler/-innen,
t
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an denen jeweils mindestens 8 Jugendliche teilnehmen,
welche die einzelnen Teilnehmer/-innen in der außerunterrichtlichen Zeit mindestens 45 Stunden qualifizieren,
t
t
Gefördert werden Sach- und Personalausgaben.
Die Höhe der Zuwendung beträgt bis zu 140,- ¤ pro Teilnehmer/-in.
Für Projekte, in denen die Teilnehmer/-innen mehr als 45 Stunden, höchstens aber
120 Stunden im Sinne dieses Förderprogramms qualifiziert werden, kann darüber
hinaus eine Zuwendung von bis zu 3,- ¤ pro Teilnehmer/-in und zusätzlich geleisteter Stunde gewährt werden.
Für Projekte, die Blockveranstaltungen beinhalten, in denen die Teilnehmer/-innen
mindestens 4 Stunden, aber nicht mehr als 7 Stunden pro Tag qualifiziert werden
und die mit Übernachtungen verbunden sind, kann ein Übernachtungsgeld von bis
zu 3,- ¤ pro Teilnehmer/-in und Übernachtung gewährt werden.
Für Projekte im ländlichen Raum, die mit erhöhten Transportaufwendungen verbunden sind können zusätzliche Fahrtkostenbeihilfen beantragt werden.
Anschaffungen über 410,- ¤ sind nicht zuwendungsfähig.
57
Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
Unabhängig von diesen Fördergrundsätzen besteht die Möglichkeit, für Anschaffungen
mit einem Wert von mehr als 410,- ¤, die zur Gründung von Schülerunternehmen nötig
sind, ergänzende Mittel bei der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, über die Arbeitsstelle für Schule und Jugendhilfe Mecklenburg-Vorpommern, zu beantragen.
Was muss der Antrag beinhalten?
Die Anträge müssen alle erforderlichen Angaben hinsichtlich
t
t
t
des zeitlichen Rahmens,
der geplanten Teilnehmer/-innenzahl und
der Einnahmen und Ausgaben (Ausgaben- und Finanzierungsplan) des Projektes
enthalten (Antragsformulare in dieser Broschüre).
Wo kann die Förderung beantragt werden?
Projektanträge an die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung werden schriftlich bei der
Arbeitsstelle für Schule und Jugendhilfe Mecklenburg-Vorpommern
Lange Str. 17
17192 Waren (Müritz)
Tel. (0 39 91) 66 70 41
Fax (0 39 91) 66 70 43
E-Mail: [email protected]
eingereicht.
Zusätzlich ist ein schriftliches Konzept einzureichen, das folgende Gliederungspunkte
beinhalten sollte:
t
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t
t
t
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t
t
Angaben zum Projektträger
Beschreibung der Zielgruppe
Darstellung des Arbeitsansatzes und der Ziele des Projektes
Ressourcen bzw. Ausstattung für das Projekt
Personelle Rahmenbedingungen des Projektes
Umsetzung bzw. Durchführung des Projektes
Detaillierte Darstellung des zeitlichen Ablaufes
Angaben zu den Kooperationspartnern
58
59
Die Projektanträge müssen durch eine arbeitsmarktliche Stellungnahme der Abteilung
Berufsberatung der örtlich zuständigen Arbeitsämter ergänzt werden. Außerdem müssen die örtlich zuständigen Jugendämter über die geplante Durchführung des Projektes
informiert werden.
Die Arbeitsstelle ist ein Service- und Beratungsangebot der Deutschen Kinder- und
Jugendstiftung. Sie unterstützt die Projektträger bei der Antragstellung, Projektkonzipierung und -durchführung.
Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
Wie wird über eine Förderung entschieden?
Die Entscheidung über förderwürdige Projekte trifft ein Projektbeirat der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Die Antragsteller/-innen erhalten einen schriftlichen Bescheid
über die Bewilligung bzw. Ablehnung des Projektes.
6.2. Berufsfrühorientierungsferien in Mecklenburg-Vorpommern
Modellförderung – »Wohnortunabhängige Berufsfrühorientierung in M-V« im Rahmen
Förderprogramm »Berufsfrühorientierung in M-V«
sind, jungen Menschen ab dem vollendeten 14. Lebensjahr Orientierungshilfen für die
Berufswahl zu geben. Ebenso zielen solche Projekte auf das Erlernen von Fähigkeiten,
sich den Erfordernissen eines durch zunehmende Dynamik und Mobilität geprägten
Arbeitsmarktes anzupassen.
Gerade im ländlichen, strukturschwachen Raum sind Schüler/-innen darauf angewiesen strukturelle Benachteiligungen zu überwinden. Um diese strukturellen Unterschiede auszugleichen und somit die Schaffung annähernd gleichwertiger Bedingungen
unabhängig vom Wohnort zu realisieren, können in diesem Jahr erstmalig modellhaft
Projekte die Berufsfrühorientierung unabhängig vom Wohnort in Mecklenburg-Vorpommern anbieten, gefördert werden. Jugendliche sollen somit die Möglichkeit erhalten, in
den Ferien an Projekten der Berufsfrühorientierung entsprechend ihrer Interessen und
Bedürfnisse teilzunehmen.
Was ist zu beachten?
Abweichend von der Richtlinie zum Förderprogramm Berufsfrühorientierung in Mecklenburg-Vorpommern ist Folgendes zu beachten:
t
t
t
t
60
t
geeignete Mitarbeiter/-innen müssen den Gruppenprozess pädagogisch begleiten
und fördern können,
Übernachtungen müssen Bestandteil des Projektes sein,
die Höhe der Eigenbeteiligung der Teilnehmer/-innen muss im Finanzierungsplan
ausgewiesen werden,
für die An- und Abreise können den Teilnehmer/-innen die Kosten des Ferienticket
M-V erstattet werden,
eventuell erhöhte Kosten können formlos mit Begründung zusätzlich beantragt
werden.
Was wird gefördert?
Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung fördert mit Unterstützung des Europäischen
Sozialfonds (ESF) und des Landes Mecklenburg-Vorpommern Projekte, die geeignet
Im Weiteren gilt die Richtlinie des Förderprogramm Berufsfühorientierung in Mecklenburg-Vorpommern!
61
Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
kap. 7
Antragsunterlagen
Förderprogramm
»Berufsfrühorientierung in Mecklenburg-Vorpommern«
Wo kann die Förderung beantragt werden?
Projektanträge an die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung werden schriftlich bei der
Arbeitsstelle für Schule und Jugendhilfe Mecklenburg-Vorpommern
Lange Str. 17
17192 Waren (Müritz)
Tel. (0 39 91) 66 70 41
Fax (0 39 91) 66 70 43
e-mail: [email protected]
An die
Arbeitsstelle für Schule und Jugendhilfe M-V
Lange Str. 17
17192 Waren (Müritz)
eingereicht.
Die Arbeitsstelle ist ein Service- und Beratungsangebot der Deutschen Kinder- und
Jugendstiftung. Sie unterstützt die Projektträger bei der Antragstellung, Projektkonzipierung und -durchführung.
Wie wird über eine Förderung entschieden?
Die Entscheidung über förderwürdige Projekte trifft ein Projektbeirat der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Die Antragsteller/-innen erhalten einen schriftlichen Bescheid
über die Bewilligung bzw. Ablehnung des Projektes.
62
63
Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
Antrag auf Gewährung einer Zuwendung
Das Projekt wendet sich
Antragsteller/-in:
01
02
03
Straße:
hauptsächlich an Mädchen
hauptsächlich an Jungen
in etwa gleicher Weise an beide Geschlechter.
PLZ/ Ort:
Berufsfelder, auf die das Projekt orientiert:
Telefon:
Fax:
E-Mail:
Projektleiter/-in:
¨
Erstantrag
Telefon:
¨
Folgeantrag; Aktenzeichen im Vorjahr:
Bezeichnung des Projektes:
Kooperierende Schule/n:
PLZ / Durchführungsort
64
Kreis
Durchführungszeitraum
01
02
03
04
05
06
07
08
09
10
11
12
13
14
Berufe in der Informationstechnik
Berufe im naturwissenschaftlich-technischen Bereich
Berufe im physikalisch und chemisch-biologischen Bereich
künstlerische und gestalterische Berufe, inklusive Marketing
Berufe im wirtschaftlichen und kaufmännischen Bereich
Metall- und Elektrotechnik/Elektronikberufe
Verwaltungs- und Büroberufe
Berufe im sozialen und pädagogischen Bereich
Berufe im Gesundheitswesen
Berufe im Tourismus- und Gastgewerbe
Gartenbau, forst- und landwirtschaftliche Berufe inklusive Tierhaltung
Lager-, Transport- und Verkehrsberufe
Hoch-. Tief- und Gebäudeausbauberufe
Sonstige Berufe
Kurzbeschreibung des Projektes für den Projektbeirat:
65
Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
Ich/Wir bitte/n um Gewährung einer Zuwendung für o.a. Projekt
in Höhe von insgesamt:
¤.
Ich/Wir erkläre/n,
t
t
t
t
t
dass die Angaben in diesem Antrag (einschließlich Anlagen) vollständig und richtig sind,
dass mit dem geplanten Projekt noch nicht begonnen wurde,
dass die Finanzierung des Gesamtprojektes gesichert ist,
dass ich/wir außer den im Finanzierungsplan ausgewiesenen Zuwendungen keine
anderweitige Förderung aus öffentlichen Mitteln insbesondere nicht nach § 33
des Job-Aktiv-Gesetzes für dieses Projekt beantragt habe/n bzw. in Anspruch
nehme/n,
dass das örtlich zuständige Jugendamt über die Durchführung des Projektes informiert wurde.
Je Teilnehmer/-in vorgesehene Qualifizierungsstunden:
Teilnehmer/-innen*:
x 140 ¤ =
¤ (Grundförderung 45 h)
Ort/Datum
Bei Qualifizierungen von mehr als 45 Stunden pro Teilnehmer/in:
66
zusätzliche Stunden** x
Teilnehmer/-innen* x 3 ¤ =
¤
Anzahl Übernachtungen x
Teilnehmer/-innen* x 3 ¤ =
¤
zusätzliche Transportaufwendungen (Erläuterung bitte beifügen) =
* Mindestanzahl: 8
** Mindestanzahl: 15 ; Maximalzahl: 75
¤
Anlagen: t
t
t
t
t
Rechtsverbindliche Unterschrift/en und Stempel
Beschreibung des geplanten Projektes (Konzeption)
Ausgaben- und Finanzierungsplan (Vordruck Anlage 3)
Einzelaufstellung der geplanten Ausgaben (Vordruck Anlage 4)
Arbeitsmarktliche Stellungnahme des örtlich zuständigen Arbeitsamtes
Kooperationsverträge mit den kooperierenden Schulen und Unternehmen
bei Erstanträgen:
t Anerkennungsnachweis als Träger der Jugendhilfe bzw. Weiterbildung
t Satzung und Vereinsregisterauszug oder vergleichbares
67
Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
Anlage 3: Ausgaben- und Finanzierungsplan
B.
zum Projekt
Gesamteinnahmen
davon entfallen auf
A.
Ausgaben
Gesamtausgaben
davon entfallen auf
1.
Datum:
Höhe der Ausgaben in €
Finanzierungsplan
1.
Beantragte Zuwendung
2.
Eigenmittel des Trägers
3.
Sonstige Zuwendungen
Höhe der Einnahmen in €
Sachausgaben
1.1. Ausstattung*
1.2. Geschäftsbedarf
1.3. Transport
1.4. Verbrauchsmaterialien*
1.5. Unterkunft
1.6. Sonstige projektbezogene
Sachausgaben*
68
2.
Personalausgaben
69
2.1. Personalausgaben/Stellen*
2.2. Honorare*
Hinweis: Gesamtausgaben und Gesamteinnahmen – unter Berücksichtigung der beantragten Zuwendung –
2.3. Werkverträge*
* Einzelaufstellung der Ausgaben (Vordruck Anlage 4) bitte beifügen!
müssen übereinstimmen.
Projektbeispiele für die erfogreiche Praxis
Anlage 4: Einzelaufstellung und Erläuterung der geplanten Ausgaben
zum Projekt
zu 1.6.
Sonstige projektbezogene Sachkosten
zu 2.1.
Personalausgaben / Stellen
zu 2.2.
Honorare
Datum:
Alle Angaben bitte in ¤.
zu 1.1.
zu 1.4.
Ausstattung:
Verbrauchsmaterialien
Stundensatz
¤ x
Stundenanzahl
Stundensatz
¤ x
Stundenanzahl
70
71
zu 2.3.
Werkverträge
(Anzahl/Betrag)