Das Duell der Spielmacher

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Das Duell der Spielmacher
24
Sport
Nummer 263 • Mittwoch, 13. November 2013
Heynen nimmt
seine Volleyballer
in die Pflicht
Beim Turnier in Ludwigsburg geht
es um die WM-Qualifikation
Von Julia Klassen
LUDWIGSBURG. Über verlorene Spiele redet Vital Heynen nicht gerne. Folgerichtig
spricht der Trainer der deutschen Volleyball-Nationalmannschaft auch nicht über
das Länderspiel gegen Frankreich vom
Mai 2013. Damals verlor sein Team in der
MHP-Arena in Ludwigsburg mit 2:3. Und
trotzdem kehrt der Belgier gerne zurück in
die Barockstadt – vom 3. bis 5. Januar, zum
„wichtigsten Turnier der nächsten zwölf
Jahre.“ Deutschland, Kroatien, Estland
und die Türkei treten an – nur der Sieger
des Qualifikationsturniers fährt sicher
zur WM nach Polen (2. bis 21. September
2014). Zusätzlich kommt der beste Zweite
der fünf Vierergruppen weiter. Für Vital
Heynen sind die Vorzeichen klar: „Wenn
wir diese Gruppe nicht gewinnen, müssen
wir die Klappe halten. Dann haben wir
auch bei der WM nichts zu suchen.“
Die Reihenfolge der Begegnungen
stimmt den Bundestrainer jedoch zuversichtlich: „Ich hoffe, dass unser erster
Gegner Kroatien nicht so gut vorbereitet
nach Ludwigsburg kommt. Estland kenne
ich ehrlich gesagt nicht so gut. Aber meine
Erfahrung mit den Türken sagt mir, dass
sie zu Beginn stark sind, aber am dritten
Tag – wenn sie gegen uns spielen nicht
mehr die volle Leistung bringen“, sagte er.
Sollten Georg Grozer und seine Mannschaftskollegen die Qualifikation verpassen, würden die deutschen Volleyballer
künftig auf dem Weg zu internationalen
Großereignissen in immer mühsamere
Qualifikations-Tretmühlen geraten. Die
WM ist auf dem Weg zu Olympia 2016 ein
Meilenstein. Daher wird Heynen in Ludwigsburg keine Experimente wagen und
auf den Kader setzen, der bei der EM erst
im Viertelfinale an Bulgarien scheiterte.
Tim Kneule: Der Aufsteiger
Foto: Baumann
Foto: Getty
Martin Strobel: Der Stratege
Foto: Bm
Felix König: Der Perspektivspieler
Foto: Bm
Das Duell der Spielmacher
Im Handball-Derby HBW Balingen-Weilstetten gegen Frisch Auf Göppingen treffen vier der besten deutschen Mittelmänner aufeinander
Tickets ab sofort erhältlich
¡ Karten für das Turnier in der Ludwigsburger MHP-Arena (3. bis 5. Januar) gibt
es über www.easyticket.de oder unter
07 11 / 2 555 555. Tageskarten kosten
zwischen zehn (ermäßigt) und 30 Euro,
Turnierkarten zwischen 25 und 70 Euro.
Familientickets gibt es für 59 (Tagesticket) und 99 Euro (Turnierticket).
Die Gemeinsamkeit: Alle vier Steuermänner stammen aus Württemberg.
Der Unterschied: Jeder hat eine andere
Spielweise. An diesem Samstag (19 Uhr)
steht das HBW-Duo Martin Strobel und
Felix König den Göppingern Tim Kneule
und Michael Kraus im Handball-Bundesliga-Derby in Balingen gegenüber.
Von Jürgen Frey
Nachgefragt
Guillermo Naranjo Hernández
Der neue Trainer des VolleyballErstligisten MTV Allianz Stuttgart feiert
an diesem Mittwoch seine Premiere.
„Jetzt kommen
die großen drei“
Von Tom Bloch
Herr Hernández, Sie sind jetzt Headcoach,
das waren turbulente Tage fürs Team nach
der Entlassung von Gil Ferrer Cutiño, oder?
Foto: Baumann
Ja, das war eine Überraschung für uns alle. Und jede Spielerin hat ihre eigenen Gefühle, klar. Aber das hilft uns jetzt nicht
weiter. Alle sind Profis, und wir werden
jetzt nach vorne
schauen und uns auf
das nächste Spiel
konzentrieren.
Und da kommt im
Tabellenzweiten
Dresdner SC keine
leichte Aufgabe auf
Sie zu. Wie sehen Sie
Ihre Chancen?
Dresden ist vom
Papier her natürlich
Favorit. Aber auf
dem Spielfeld? Das
werden wir sehen.
Wenn wir unser eigenes Side-out-Spiel,
also Annahme, Zuspiel, Angriff, kontrolliert aufs Feld bringen, haben wir durchaus gute Chancen. Denn die anderen Elemente, Block, Verteidigung, Aufschlag
und Angriff, funktionieren bei uns schon
recht gut.
Und wie geht es weiter? Sie haben als neuer
Cheftrainer ja nun auch einen neuen Assistenten bekommen.
Ja, Hector Gutiérrez Hernández ist am
Sonntagabend von der amerikanischen
Westküste eingeflogen und war am Montagmorgen bereits im Training in der
Scharrena. Wir haben schließlich keine
Zeit zu verlieren. Das Dresden-Spiel ist
der Auftakt, denn jetzt kommen die großen drei. Heute Dresden, am Samstag auswärts beim Tabellenführer Rote Raben
Vilsbiburg und am kommenden Mittwoch
das Pokal-Halbfinale beim Schweriner
SC. Mit dem Heimspiel gegen den VC
Wiesbaden (23. November, 19.30 Uhr) sind
das vier Spiele in elf Tagen.
STUTTGART. Ob es Zufall ist, dass in der
Schaltzentrale auf dem Handballfeld so viele gute Spieler aus dem Land kommen? Markus Baur (42) schüttelt energisch den Kopf:
„Nein, das liegt vielmehr an der sehr guten
Ausbildung in Württemberg.“ Auch der frühere Topspielmacher (228 Länderspiele/712
Tore) ging bei Trainer Kurt Reusch beim VfL
Pfullingen in die Lehre. Unter dem aktuellen
Göppinger Coach Velimir Petkovic gelang
ihm bei der HSG Wetzlar der Durchbruch.
„Petkovic hat ein Händchen für Mittelleute“, lobt ihn Baur. So entwickelte sich auch
Michael Haaß (inzwischen SC Magdeburg)
bei Frisch Auf zum Spielmacher Nummer
eins in der Nationalmannschaft. Und am
Aufstieg von Michael „Mimi“ Kraus (wie
Baur 2007 Weltmeister) hat der gebürtige
Bosnier ebenfalls großen Anteil. Jetzt
schaffte sein Frisch-Auf-Teamkollege Tim
Kneule wieder den Sprung in die A-Nationalmannschaft. Und bei Balingen haben
Strobel und König in Rolf Brack ebenfalls
einen ausgewiesenen Fachmann als Trainer.
Ein Überblick über das Quartett:
Tim Kneule (27 Jahre/seit 2006 bei Frisch
Michael Kraus (30/von 2002 bis 2007 und
Auf, davor TV Neuhausen): Er ist der Aufsteiger der vergangenen Monate. In Göppingen hat er derzeit mehr Spielanteile als
Kraus. Beim Supercup überzeugte Kneule
(neun A-Länderspiele) im Nationalteam.
„Tims Individualität ist genial. Seine Zweikampfstärke tut uns gut, weil wir nicht mehr
alles nur übers Kollektiv lösen müssen“, sagt
Bundestrainer Martin Heuberger. Dass der
Junioren-Europameister von 2006 nicht
schon früher den Durchbruch schaffte, lag
auch an einem Kreuzbandriss 2011. Danach
kam er gestärkt zurück. In Sachen Athletik
legte er enorm zu. Baur: „Seine Dynamik
und sein Zug zum Tor sind überragend.“
wieder seit 2013 bei Frisch Auf): Ebenso wie
Kneule hat auch Kraus (113 Länderspiele)
eine seiner Stärken im Eins-gegen-eins, dazu besticht er durch einzigartige Wurfqualität: „Mimi schießt ansatzlos und knallhart“,
weiß sein Ziehvater Petkovic. Dass er sich
nach dem WM-Gewinn trotz der Erfolge mit
dem TBV Lemgo (EHF-Cup-Sieg 2010) und
dem HSV Hamburg (deutscher Meister 2011
und Champions-League-Sieg 2013) nicht in
der Weltklasse etablierte, lag auch an vielen
Verletzungen. In Göppingen kommt er langsam in Form. Petkovic: „Mimi fehlte die
Spielpraxis. Man kann nicht in drei Monaten
aufholen, was vier Jahre verpasst wurde.“
Hintergrund
Bundesliga-Derby wird live übertragen
¡ Das württembergische Handball-BundesligaDerby HBW Balingen-Weilstetten – Frisch
Auf Göppingen an diesem Samstag (19 Uhr)
in der Balinger Sparkassenarena ist mit 2300
Zuschauern bereits ausverkauft. Das Spiel
wird von Spontv im Kabel-BW-Netz und im
Internet-Livestream (www.spontv.de) zu
sehen sein und auch bei der Filstalwelle.
¡ Saison 2006/07
Göppingen – Balingen-Weilstetten 35:31
Balingen-Weilstetten – Göppingen 27:29
¡ Saison 2007/08
Balingen-Weilstetten – Göppingen 26:23
Göppingen – Balingen-Weilstetten 32:21
¡ Saison 2008/09
Göppingen – Balingen-Weilstetten 28:22
Balingen-Weilstetten – Göppingen 24:23
¡ Saison 2009/10
Balingen-Weilstetten – Göppingen 32:33
Göppingen – Balingen-Weilstetten 29:28
¡ Saison 2010/11
Balingen-Weilstetten – Göppingen 31:31
Göppingen – Balingen-Weilstetten 25:25
¡ Saison 2011/12
Göppingen – Balingen-Weilstetten 22:21
Balingen-Weilstetten – Göppingen 27:31
¡ Saison 2012/13
¡ Balingen-Weilstetten – Göppingen 29:25
Göppingen – Balingen-Weilstetten 33:22
Neue Flugshow in Stuttgart
Im März zeigen die Slopestyle-Mountainbiker in der Schleyerhalle ihre spektakulären Tricks
Von Dirk Preiß
STUTTGART. Es ist erst wenige Tage her, dass
jede Menge Fildererde aus der Stuttgarter
Schleyerhalle entfernt worden ist. Die
Super-Cross-Veranstaltung ist für dieses
Jahr Geschichte – doch die Lust am Buddeln
anscheinend noch immer vorhanden. Rolf
Schneider, Abteilungsleiter der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart, jedenfalls
kündigte am Dienstag an: „Wir werden wieder viel Erde bewegen.“ Im Frühjahr 2014.
Motorsportfans kommen dann
allerdings nicht auf ihre Kosten,
ähnlich spektakulär wird es dennoch. Zu Gast in der Schleyerhalle sind vom 28. bis zum 30. März
die besten Slopestyle-Mountainbiker – die eine Flugshow der
besonderen Art bieten. Auf einer
riesigen Rampe nehmen sie Geschwindigkeit auf, es folgt der erste Sprung, dann kommen drei oder vier bis zu fünf Meter hohe Kicker, die die Sportler in die Höhe katapultieren. In der Luft zeigen sie dann
atemberaubende Tricks „bis hin zum doppelten Rückwärtssalto“.
So jedenfalls klingt die Ankündigung von
Peter Henke – und der muss es wissen. Der
20-Jährige aus Ingelheim am Rhein ist der
beste Vertreter seiner Zunft in Deutschland,
im Sommer erreichte er bei den X-Games in
München das Finale der besten acht, die
World-Tour der Profis schloss er in diesem
Jahr als Zehnter ab, und dass die neue Saison
mit dem Mountainbike-Festival in Stuttgart
beginnt, stimmt ihn außerordentlich froh.
„Da werden einige der Besten am Start sein –
und weil es der Auftakt ist, werden wir viele
neue Tricks sehen“, sagt er – und verspricht:
„Es wird spektakulär.“
„In der Halle ist die
Stimmung immer
besser als draußen“
Foto: StN
Info
Diesen Mittwoch
(19 Uhr/Scharrena)
spielt Stuttgart
gegen Dresden
Michael Kraus: Der Weltmeister
Peter Henke
Mountainbike-Profi
Darauf setzen die Stuttgarter Macher, die
mit der neuen Veranstaltung ein junges
Radsportpublikum ebenso erreichen wollen
wie Familien und Hobby-Mountainbiker.
Entsprechend gestaltet ist das Rahmenprogramm mit Nachwuchswettbewerben in
der olympischen Cross-Country-Disziplin,
einer Bike-Messe, der Party am Abend und
organisierten Mountainbike-Touren zur
Schleyerhalle. Wichtiger Partner ist neben
dem Sparkassenverband als Hauptsponsor
dabei der Württembergische Radsportverband – dem das neue Event wie gerufen
kommt. „Wir wollen deutlich mehr an die
Öffentlichkeit und raus aus dem Schattendasein einer Randsportart“, sagt Präsident
Hans Lutz und fragt rhetorisch: „Was wäre
da besser geeignet?“
in.Stuttgart-Geschäftsführer
Andreas
Kroll hofft schon jetzt, dass sich die Veranstaltung etablieren wird. Zunächst einmal
aber muss das Debüt gelingen, das eine echte
Premiere ist. Ein derartiges Event, das die
Disziplinen Slopestyle und Cross-Country
unter einem Hallendach vereint, gab es bislang nicht. Bei Peter Henke, der bisher lediglich einige Show-Auftritte in der Halle hatte, ist die Vorfreude jedenfalls groß. „In der
Halle ist die Stimmung immer besser als
draußen“, sagt der Mountainbike-Profi,
„außerdem kann uns der Wind bei den
Sprüngen nicht gefährlich werden.“ Dass
Stuttgart Teil der World-Tour-Serie ist, garantiert zudem ein starkes Starterfeld. „Da
wollen alle gleich zum Saisonstart Punkte
sammeln“, vermutet Henke, der selbst auf
ein gutes Ergebnis hofft. Zum Beispiel dank
des doppelten Rückwärtssaltos.
¡ Karten unter www.easyticket.de und
unter Telefon 0711 / 2 55 55 55.
Martin Strobel (27/von 2005 bis 2008 und
wieder seit 2013 in Balingen): Der Dynamik
und Torgefahr des Göppinger Duos stellt
Strobel seine strategischen Fähigkeiten entgegen. „Er hat in etwa den gleichen Handball-Intelligenz-Quotienten wie Markus
Baur. Er kann ein Spiel lesen“, adelte Handball-Ikone Stefan Kretzschmar einst den Junioren-Europameister von 2006, der bis heute 84 A-Länderspiele absolviert hat. Nach
seiner Rückkehr vom TBV Lemgo hat der
Rechtshänder unter Brack Fortschritte gemacht: „Seine Torgefährlichkeit hat sich
nachweislich verbessert“, betont der Balinger Trainer. Durch die Verletzung von Kai
Häfner, dessen Wechsel am Saisonende zur
TSV Hannover-Burgdorf nun offiziell ist,
kommt Strobel derzeit auch häufig auf der
halbrechten Rückraumposition zum Einsatz.
Felix König (23/seit 1995 in Balingen): Im
Nachwuchsbereich feierte er Titel mit der Jugend-Nationalmannschaft (Europameister
2008) und den Junioren (Weltmeister 2011).
Seit zwei Jahren ist König verletzungsfrei
und hat sich in der Bundesliga etabliert, was
auch die Nominierungen für das B-Nationalteam zeigen. König macht das Spiel ungemein schnell und kann gut organisieren. Physisch muss der noch zulegen, das Leichtgewicht (79 Kilogramm bei 1,86 m Größe) deckt
vor allem deshalb in der Abwehr nur auf
außen. „Das ist sein größtes Manko“, weiß
Brack. Im Angriff sieht er in dem kommunikativen Mathe- und Sport-Studenten den
Mann mit den größten Perspektiven. Brack:
„Bei drei Viertel aller an einer EM teilnehmenden A-Nationalmannschaften wäre
Felix jetzt schon Stammspieler.“
Anand bringt
Carlsen an Rand
einer Niederlage
CHENNAI (nwa). Endlich Kampfschach in
Chennai. Die dritte der Partien der Schachweltmeisterschaft brachte zwar das dritte
Unentschieden. Diesmal aber lieferten sich
die Kontrahenten nach den vorsichtigen
Auftaktbegegnungen einen spannenden
Fight. Titelverteidiger Wiswanathan Anand
brachte dabei den favorisierten Herausforder Magnus Carlsen an den Rand einer
Niederlage.
Damit ist der Norweger auch mit seinem
zweiten Versuch gescheitert, mit dem Anzugsvorteil der weißen Steine etwas Zählbares herauszuholen. Weltmeister Anand
konnte erneut eine überlegene Stellung aufbauen, die es ihm erlaubte, einer möglichen
zwingenden Remisabwicklung aus dem Weg
zu gehen und stattdessen voll auf Angriff zu
setzen. Carlsens Dame hatte sich ins Abseits
manövriert, während der Inder zwischenzeitlich zwei Mehrbauern besaß, und der
Norweger in kritischer Stellung zudem in
Zeitnot geriet. Aber er behielt die Nerven.
Anand konnte den K.-o.-Schlag nicht anbringen. Dennoch tritt der Titelverteidiger
bislang überzeugender auf. Carlsen, eindeutige Nummer eins der Weltrangliste, konnte
den Champion bislang nie in ernsthafte
Schwierigkeiten bringen. An diesem Mittwoch folgt die vierte Partie.