Berneroberland- Australien Connection
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Berneroberland- Australien Connection
Die «BerneroberlandAustralien Connection» Wenn Kontraste sich ergänzen Susan E. Lauber-Wright, geboren 1979, Familienfrau, Mutter und Logopädin ist australischer und deutscher Nationalität. Sie ist verheiratet mit Samuel Lauber, geboren 1976, einem Schweizer Bergführer und Zimmermann. Die Ehen vieler Bergführer sind durch den speziellen Lebensstil zusätzlich unter Druck. Wie sieht das bei euch aus? SUSAN: Als Frau eines Bergführers lebe ich unter einem unausgesprochenen Druck sportlich und belastbar sein zu müssen. Früher meinte ich, eine sportliche Leistung bringen zu müssen. Dies raubte mir die Freude am Bergsport und belastete unsere Beziehung. Ein Prozess der Vergebung und Heilung ließ mich realisieren, dass Gott mich annimmt, wie ich bin. Ich bin ein Kind Gottes, geliebt und geschätzt und schöpfe meinen Selbstwert aus ihm. Meinen Mann kann ich am besten unterstützen, indem ich das Basislager halte, ihn ermutige und meine Freude an der Bewegung frei von Leistungsdruck lebe. Seit der Geburt unseres Sohnes Simeon weiß ich zudem, dass ich Spitzensportlerin bin! Ich muss niemandem mehr etwas beweisen. «UNSERE BEZIEHUNG IST SO KONTRASTREICH WIE UNSERE HERKUNFTSLÄNDER. FRÜHER BELASTETE DAS UNSERE BEZIEHUNG.» Sämi & Susan Lauber 12 Ihr seid vom TTyp hher bbeide id sehr h unterschiedlich. t hi dli h Wi Wie muss man sich i h di diese Mi Mischung h vorstellen? SUSAN: Unsere Beziehung ist so kontrastreich wie unsere Herkunftsländer. Australien: groß, flach, trocken, umringt vom Meer, geprägt von einem lockeren 13 Lebensstil. Die Schweiz: klein, gebirgig, regnerisch, ein umschlossenes Land mit einem strukturierten Lebensstil. Früher belasteten die kulturellen Unterschiede unsere Beziehung. Ein Konkurrenzdenken in Form von «du musst so sein wie ich» oder «so, wie du das machst, ist es falsch» bedrohte unsere Beziehung. Manchmal entschuldigte ich Charakterschwächen mit meinem kulturellen Hintergrund. Von Jesus habe ich Demut gelernt und realisiert, dass jeder von uns, unabhängig seines Hintergrundes, an seinem Charakter schleifen muss. Jetzt sehen wir unsere Verschiedenheit als eine Ergänzung und versuchen, den anderen zu ehren und zu respektieren. Sämi hat viel Geduld, ist zuverlässig und hat Ruhe in unsere Ehe gebracht. Ich Gastfreundschaft, Offenheit und Spontaneität. SÄMI: Wir ergänzen uns gut. «Bergler» sind eher in sich gekehrte Menschen. Australier sind offener und vor allem Menschen- und Beziehungsorientiert. Wir beide können von dieser Unterschiedlichkeit profitieren, mussten das aber zuerst lernen. Wie habt Ihr Euch kennen gelernt? SUSAN: Wir haben uns in Sommer 2001 in Adelboden kennengelernt. Ich hatte an der Uni ein Zwischenjahr eingelegt und durch Freunde Sämi getroffen. Damals wusste ich kaum, was ein Bergführer macht! Als Individualist in einer Beziehung – wie geht das? SÄMI: Beziehung ist ein Prozess, der am Anfang besonders schwierig war für mich. Ich musste lernen auf die Bedürfnisse und die Liebessprache von Susan einzugehen, ihr zeigen, dass sie die wichtigste Person in meinem Leben ist, vor meinen Hobbys und dem Beruf. Noch eine Frage an dich, diejenige nach der Verantwortung in der Wand – und im Alltag? SÄMI: Als Bergführer trage ich die ganze Verantwortung, was für mich eine spannende Herausforderung ist. Je mehr Verantwortung wir tragen, desto schwieriger ist es, Fehler einzugestehen. Darum ist es für mich wichtig, im Alltag und in der Ehe 14 authentisch zu sein. Ich versuche, mein bestes zu geben und bin enttäuscht, wenn ich den Erwartungen nicht gerecht werde. So muss ich mir immer wieder sagen: «Überall, wo Menschen sind, passieren Fehler.» Susan, Sämis Beruf birgt Gefahren. Wie schaffst du es, deinen Mann immer wieder loszulassen? Die Angst packt mich manchmal schon. Vor allem, wenn ich von Unfällen und Lawinen höre. Schlussendlich entscheide ich mich jeden Tag, Gott zu vertrauen. Aktives Loslassen in seine Hände – mein Leben, meinen Mann und meinen kleinen Simeon. Ich finde Ruhe, nicht indem ich weiß, was die Zukunft hält, sondern wer. Gemeinsam an einem Seil – was habt Ihr zusammen am Berg eingeübt, was ihr in der Beziehung umsetzen könnt? SUSAN: Unsere ersten gemeinsamen Bergerlebnisse waren nicht so einfach. Oft war ich überfordert und Sämi war verzweifelt mit mir als ’Gast’. Jetzt kann ich mich besser einschätzen und habe Demut gelernt. Der Leistungsdruck ist weg und ich sage auch mal «stopp». Beim Klettern habe ich gelernt, Sämi zu vertrauen und auf seinen Rat zu hören. Beide Eigenschaften sind für eine Ehe wesentlich. «BEIM KLETTERN HABE ICH GELERNT, SÄMI ZU VERTRAUEN UND KLAR ZU KOMMUNIZIEREN.» In den Bergen haben wir vor allem gelernt klar zu kommunizieren, zu vertrauen, durchzubeißen, Grenzen zu überschreiten, Angst zu überwinden, Rücksicht zu nehmen und Freude auszudrücken. Welche ’Ausrüstung’ in eurer Ehe hat sich bewährt? SUSAN: Ehrlichkeit und Offenheit. Transparent sein. Ehrliche Kommunikation ist in 15 der Ehe, wie am Berg unverzichtbar. Ohne klare und direkte Kommunikation passieren Unfälle mit Folgen wie körperlichen oder seelischen Verletzungen. Vertrauen: Ich muss Sämi vertrauen, dass er in den Bergen wie auch für unser Familienleben gute Entscheidungen trifft. Geduld und Vergebung: Weil niemand perfekt ist, müssen wir einander mit Fehlern akzeptieren. Wir haben gelernt geduldig zu sein und sofort zu vergeben oder um Vergebung zu bitten. SÄMI: Kommunizieren. Den andern höher achten, als sich selbst. Susan, du bist Mutter und wartest zuhause auf deinen Mann, machst den Haushalt usw. währenddem er die Berge genießt. Fühlt man sich da etwas hängengelassen? SUSAN: Mit einem Bergführer verheiratet zu sein setzt viel Flexibilität, Verständnis und Vertrauen voraus. Wir erleben oft einen Spagat zwischen Selbständigkeit und Abhängigkeit. Dieser spannende Lebensstil ist alles andere als 08/15! Ich habe mich klar entschieden Mutter zu sein und nehme unseren Simeon dankbar an, als ein Geschenk von Gott. Klar gibt es Zeiten, wo ich lieber ein Bergpanorama genießen möchte, als x-mal Windeln zu wechseln. Aber Sämi hat sicher auch Momente, wo er lieber zuhause bei uns sein möchte, als in einer überfüllten Hütte unter einer juckenden Wolldecke. Jeder Job hat Vor- und Nachteile. Obwohl ich mich manchmal alleine fühle, weiß ich, dass Gott immer bei mir ist und dass er mich nie in Stich lässt. Gott gibt mir die Kraft Einsamkeit zu bekämpfen und meinen Job als Mutter mit Einsatz und Leidenschaft zu machen. 16 Bitte gebt kurze Statements zu folgenden Worten: TEAMWORK SUSAN: Zusammen mit Gott formen wir ein festes Team. Er macht unsere Ehe stark, wo wir schwach sind und schweißt uns zusammen. SÄMI: Die Ehe braucht einen Leiter und Zusammenhalt, auch wenn es schwierig ist. GEMEINSAME LIEBLINGSBESCHÄFTIGUNG SÄMI: Im Winter mit dem Snowboard Tiefschnee fahren. Im Sommer zu Fuß oder mit dem Bike die Natur genießen. DAS WAR EIN SCHOCK FÜR UNS SUSAN: Letzten Sommer hat Sämi einen guten Kollegen in den Bergen verloren. Beim Klettern löste sich ein Felsblock und hat ihn samt seinem Gast in den Tod gerissen. Er hinterließ seine schwangere Frau und eine kleine Tochter. Dieser Verlust hat bei uns viele Fragen ausgelöst. Warum er? Könnte uns das auch passieren? Meint Gott es doch nicht gut mit uns? Wir haben festgestellt, dass wir oft keine Kontrolle über unsere Umstände haben und dass unser Leben zerbrechlich ist. Uns bleibt das Gottvertrauen und das Wissen, dass er uns das Ewige Leben schenkt. DAS IST UNSER FOKUS SUSAN: Wir möchten echt und transparent sein in unserer Familie, in unserer Beziehung und in unserem Glauben. Unsere Lebensfreude, Motivation und Lebenssinn kommen von Jesus. Ohne ihn, könnten wir keine aufbauende und gesunde Beziehung führen. Interview: Thomas Zindel 17