1 Kurzkompendium Grünplanung Vorbemerkungen „Grünplanung

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1 Kurzkompendium Grünplanung Vorbemerkungen „Grünplanung
Kurzkompendium Grünplanung
Vorbemerkungen
„Grünplanung“* steht für den Entwurf der Vegetationsstruktur eines Planungsraumes
und ist eine Teildisziplin der Freiraumplanung.
* nicht zu verwechseln mit Grünordnungsplanung; s. Skript „Einführung in die Freiraumplanung“, Tabelle S. 3
Der Landschaftsarchitekt fertigt Bepflanzungs- bzw. Pflanzpläne für jeden zu begrünenden Teilbereich an. Dafür muss er sich während des Studiums umfassendes Wissen
über Wuchseigenschaften und Ansprüche von Hunderten Gehölz-, Stauden- und Sommerpflanzen-Arten aneignen (wenn er später nicht den größten Teil seiner Zeit mit dem
Blättern in Pflanzen-Katalogen vertun will), und er muss die Standortgegebenheiten für
das Pflanzenwachstum (Standortfaktoren: Boden, Strahlung, Wasser) richtig „ansprechen“ können, denn Abweichungen von den Bedingungen ihres natürlichen Standortes
verkraftet die Pflanze nur innerhalb bestimmter Grenzen. Fällt auch nur einer der Parameter wesentlich aus dem Rahmen, verkümmert die Pflanze.
Derartige Spezialkenntnisse benötigt weder der Architekt, noch der Stadtplaner, doch
ein gewisses Grundkompendium wichtiger grünplanerischer Begriffe und deren inhaltliche Bedeutung sollte ihnen schon geläufig sein, wie auf der anderen Seite für angehende Landschaftsarchitekten Städtebau bzw. Stadtplanung als mindestens zweisemestriges Pflichtfach im Studium zu fordern ist, damit sie für gemeinsame Entwurfsprojekte mit Architekten und Stadtplanern das nötige Grundverständnis mitbringen.
1. Grünstrukturen
Wälder, Felder und Weideflächen, Gehölzplantagen, Flächen des Gemüse- oder Zierpflanzenbaus sind Grünstrukturen, deren ökologisch verträgliche, nachhaltige Umgestaltung bzw. Neuordnung vor allem dann in das Aufgabenspektrum der Landschaftsarchitektur fällt, wenn sie in Landschaftsräumen liegen, welche für die Erholungsnutzung
erschlossen werden sollen und somit zugleich die Verschönerung des Landschaftsbildes ansteht. In diesem Falle würde man von Landschaftsplanung sprechen.
Wenn von „Grünplanung“ die Rede ist, bezieht sich das jedoch eher auf die Planung
derjenigen Grünstrukturen, die auf den von Überbauung freien Flächen einer Siedlung
und ihres unmittelbaren Umfeldes entstehen oder umgestaltet werden sollen.
In der gebauten bzw. bebauten Umwelt lassen sich Grünstrukturen in aller Regel den
folgenden Grundkategorien zuordnen: Rahmen-, Zentral- und Verbindungsgrün.
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Rahmengrün
Zentralgrün
Verbindungsgrün
Einzelbauwerk
Hausgarten
Dach- u. Fassadenbegrünung
Gartenhof
Atrium
Baublock
Blockrandeingrüng.
(oft als Verkehrsbegleitgrün, s.u.)
Blockinnen-/
Hofbegrünung
Siedlungsteil
Stadtviertel
oft Verkehrsbegleitgrün od. Grünzüge
Stadtgrünplatz
Stadtteilpark
Friedhof
Verkehrsbegleitgrün
od. Grünzüge
Siedlungsbereich
Gesamtstadt
Grüngürtel
(Wald- u. Feldflur)
Stadtpark
Zoologischer od.
Botan. Garten
Grünzüge
innere Grünringe, z.B.
ehemal. Wallanlagen
2. Vegetationseinheiten
Jeder Pflanzenbestand in freier Natur, der unter ganz bestimmten Standortgegebenheiten (Bodenart und -feuchte, Humus- und Nährstoffgehalt, Lichtverhältnisse, Lufttemperatur und -feuchte) eine ganz bestimmte Artenzusammensetzung aufweist, ist eine
Vegetationseinheit.
Eine solche Pflanzengesellschaft ist immer zugleich Lebensraum („Biotop“) für ganz
bestimmte Tierarten. Es entsteht in freier Natur also immer ein ökologisches Verknüpfungsgefüge, eine durch bestimmte Charakterarten gekennzeichnete Lebensgemeinschaft von Flora und Fauna (= „Biozönose“).
Auf natürlichen Standorten regelt sich die Zusammensetzung und Veränderung der
Pflanzenbestände von selbst; im europäischen Flachland würde jede ungehinderte Bestandsentwicklung („Sukzession“) überwiegend zu einer Laubwaldgesellschaft führen
und in Hochlagen entstände Nadelwald, wenn der Mensch nicht ständig roden, pflügen,
graben, hacken, schneiden, mähen würde. Mit diesen Eingriffen in die natürliche Entwicklung erhalten wir uns den nötigen (manchmal auch unnötig üppig bemessenen)
Raum für die Erfüllung und Abwicklung lebensnotwendiger Bedürfnisse und Prozesse.
In den Gärten und Parks des Stadtraumes stellen wir Vegetationseinheiten meistens
künstlich her und müssen deren Entwicklung durch Pflegemaßnahmen ständig steuern
– nicht nur, um das nach ästhetischen Vorstellungen geschaffene Bild, sondern auch
die Funktionsfähigkeit der Nutzungsbereiche zu erhalten.
Um diesen Erhaltungsaufwand zu minimieren, ist bei der Bepflanzungsplanung, also
der „Grünplanung“, zweierlei wichtig:
Erstens – Pflanzen auszuwählen, deren Ansprüchen der Standort weitgehend entspricht, d.h. standortgerechte Pflanzenverwendung; anderenfalls ist man gezwungen,
pflanzengerechte Standortkultivierung zu betreiben (Bodenverbesserung, Düngung,
Bewässerung).
Zweitens – Pflanzen auszuwählen, deren Benachbarung soziologisch verträglich ist,
d.h. natürlicher Bestandszusammensetzung weitgehend nahe kommt; anderenfalls ist
man gezwungen, den wechselseitigen Verdrängungseffekten durch Wurzel- und Lichtkonkurrenz oder biochemisch bedingte Unverträglichkeiten ständig entgegen zu wirken.
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Diese - hohe Sachkenntnis erfordernde - Planungsaufgabe fällt in die Zuständigkeit der
Landschaftsarchitekt(inn)en, aber zum ressortübergreifenden planungssprachlichen
Grundwortschatz - zumindest der Stadtplaner(innen)! - gehört die Kenntnis der im folgenden definierten ...
Bezeichnungen für park- bzw. gartentypische Vegetationseinheiten bzw. -strukturen:
Die Abfolge der Begriffserklärung ist hier nach der Raumwirkung vorgenommen – von hohen, raumwirksamen Vertikalstrukturen bis
zu den flächigen Vegetationsbildern.
Boskett
Von „bosco“ (ital.); in Renaissancegärten = Schatten spendende Baumpflanzung, welche - i.d.R. rechtwinklig - durch Wege und mitunter zusätzlich durch → geschnittene
Hecken umgrenzt ist. Im Barockpark – Begriffserweiterung auf Außenräume, die durch
hohe Bäume mit kastenförmigem Kronenschnitt und/ oder hohe Baumhecken begrenzt
bzw. separiert waren. In peripheren Parkpartien auch durch Schneisenrodung aus vorhandenen Waldbeständen „herausgeschält“ - dann oft Mischbestand mit absichtlich belassenem natürlichem Unterwuchs (für das jagdbare Wild).
Hain
Artgleicher lichter (durchschaubarer) Baumbestand geringer Dimension; Begriff sollte
vorzugsweise für gerasterte Anordnung und geometrische Grundrissform verwendet
werden (anderenfalls - z.B.: „Birkenwäldchen“, „Robinienwäldchen“).
Allee
Von (üblicherweise artgleichen) Großbäumen in regelmäßiger Anordnung gesäumter,
mindestens 6 m breiter und mehrfach längerer Verkehrs- bzw. Bewegungsraum.
Eine Allee (normalerweise eher gerade) sollte wenigstens an einem Ende eine gewichtige „Aufhängung“ haben, einen bemerkenswerten Endpunkt „inszenieren“ (Ortseingang, Platz, Bauwerk) - so, wie eine breite Freitreppe, als große „Geste“ von innen nach
außen, ohne entsprechend weiten Außenraum witzlos ist.
Hecke
Linearer Gehölzbestand mit Raumbegrenzungs- und Schutzfunktion: Einfriedung,
Sichtschutz, Wind- u. Erosionsschutz (als Lärmschutz ist eine Hecke wenig effektiv).
a) Geschnittene Hecke
„Lebende Mauer“ aus vorzugsweise arteinheitlichen, abstandsgleich gereihten Gehölzen, die durch regelmäßigen Rückschnitt (mindestens 1x jährlich) in Form gehalten
werden.
Geeignet ist nur eine begrenzte Anzahl von Baum- und Straucharten, deren besondere
Wüchsigkeit und Regenerationsfähigkeit ihre sog. „Schnitttauglichkeit“ ausmachen.
Für hohe Hecken eignen sich nur relativ wenige Baumarten:
⋅ Laubbäume, wie Feldahorn, Hainbuche, Linde, Rotbuche sowie
⋅ Nadelbäume, wie Eibe, Fichte und Lebensbaum.
Für niedrige Hecken ist die Auswahl größer, weil hier auch kleinwüchsigere, strauchartig wachsende Gehölze eingesetzt werden können.
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Wenn Wind- und Sichtschutz durch eine Hecke auch im Winter gewährleistet sein soll,
kommen nur die sogenannten „Immergrünen“ infrage. Das sind (fast) alle Nadelgehölze;
bei den Laubgehölzen hingegen sind nur einige Straucharten immergrün.*
Für Schnitthecken sind allerdings nur relativ wenige der immergrünen Laub- und Nadelholzarten gut geeignet.
*Unserer Klimazone haben sich große immergrüne Laubbäume nicht anpassen können. Die größte Höhe als immergrünes Gehölz
erreicht hier (mit bis ca. 30m) der Efeu, aber das ist kein Baum, sondern eine Kletterpflanze (s. Skript „Fassadenbegrünung“), die
ohne Stütze nicht hoch kommt (dafür ist Efeu allerdings ein hervorragender Bodendecker in schattigen Lagen!).
Die sog. Stechpalme (Ilex aquifolium) ist das einzige immergrüne Laubgehölz, das sich bei uns in gemäßigten Lagen zu einem über
5 m hohen Baum auswachsen kann, aber – in Jahrzehnten!
Nicht ganz so perfekt in den Oberflächenformen und nicht ganz so dicht wie eine
Schnitthecke, aber ähnlich in Raumwirkung und Platzbedarf ist Spalierobst; das macht
zwar noch mehr Arbeit als Heckenschnitt, ist allerdings höchst einträglich!
Auch nicht ganz so „ordentlich“, aber ebenso platzsparend und gut raumbegrenzend ist
ein Zaun mit Kletterpflanzen; - macht am wenigsten Arbeit, ist billig und kann viel Farbe
in den Garten bringen, wenn man die richtige Auswahl trifft (s. Skript „Fassadenbegrünung“).
b) Freiwachsende Hecke
In Architektenentwürfen wird gern und reichlich mit Schnitthecken gearbeitet, aber nicht
bedacht, dass der Formschnitt (meist 2 x jährlich) immensen Zeitaufwand erfordert, und
dass Laubgehölze eigentlich blühen würden (und duften, wie z.B. Liguster als typisches
Heckengehölz), wenn nicht die peripheren blühfähigen Austriebe ständig dem Rückschnitt zum Opfer fielen.
Wenn es also der Platz im Randbereich zulässt, ist die freiwachsende Hecke mit verschiedenen Blütensträuchern (Wuchshöhe und Durchmesser beachten!) eine attraktive
und ökologisch viel wertvollere Variante, besonders wenn zusätzlich eine Unter- bzw.
Vorpflanzung mit Stauden (→Rabatte) erfolgt.
Deckpflanzung
Flächendeckender, geschlossener Vegetationsbestand; vorzugsweise als Mischung von
Arten unterschiedlicher Größe, weil damit eine (klimatisch und lufthygienisch wirksamere) größere Blattoberfläche pro Flächeneinheit der Pflanzfläche (= „Blattflächenindex“) erzielt wird.
Aus demselben Grund ist, wo immer möglich, eine „abgestufte“ Bepflanzung zu bevorzugen, d.h. Bildung von Vegetationsschichten: Sträucher unter die Bäume und Stauden
oder Sommerpflanzen unter die Sträucher; damit werden zugleich hochwertige Biotope
für die Fauna geschaffen, - besonders, wenn heimische Pflanzenarten bevorzugt zur
Anwendung kommen.
a) Hohe Deckpflanzung
- über Augenhöhe als Raumbegrenzung, Wind-/ Sichtschutz
b) Niedrige Deckpflanzung - unter Augenhöhe zur inneren Raumdifferenzierung
Bodendecker
Wenn der Boden eine geschlossene, weniger als kniehohe Vegetationsdecke erhalten
soll, wo →Rasen oder →Wiese nicht möglich oder erwünscht sind, verwendet man
Kleinsträucher oder Stauden, die flach ausgebreitet wachsen und sehr dicht werden.
Auch einige Klettergehölze, wie z.B. Efeu (im Schatten) u. Wilder Wein (in der Sonne),
sind als „Rasenersatz“ - vor allem für große Flächen - geeignet.
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Beet
Geometrisch geformte/ gefasste Pflanzfläche für Gemüse, Stauden, Sommerpflanzen
im Nutzgarten, an Wegrändern oder in der Rasenfläche.
Die aufwändigste Variante sind die verschnörkelten, aber meist streng symmetrisch angelegten Teppichbeete der Renaissance- u. Barockparterres (Broderieparterres).
Die vielfältige Sommerblumenpflanzung wird z.T. mehrfach im Jahr gewechselt und der
Schnitt der niedrigen Einfassungsheckchen - meistens Buchsbaum (immergrün) - ist ein
äußerst mühsames Unterfangen.
Rabatte
Größere Vegetationsfläche mit nicht unbedingt geometrisch regelhafter Begrenzung
und überwiegend artenreicher Bepflanzung (Kleingehölze, Stauden, Sommerpflanzen)
und daher ökologisch meist wertvoller als jede Beetpflanzung.
Wenn „Schnittblumenrabatte“ in einem Plan steht, weist das ausdrücklich auf eine Bepflanzung speziell mit solchen Stauden und/ oder Sommerpflanzen hin, deren Blütenstände zur Entnahme für Dekorationszwecke besonders geeignet sind.
Rasen
Einzige Vegetationsdecke, die dafür vorgesehen und geeignet ist, häufig betreten zu
werden. Rasen besteht aus einer Mischung verschiedener Gräser, die sich (dank jahrzehntelanger intensiver Auslese und Züchtung) durch relativ kurztriebigen Wuchs sowie
Schnitt- und Trittverträglichkeit auszeichnen.
Jeder Rasen entwickelt sich unweigerlich zur →Wiese, wenn er nicht regelmäßig geschnitten wird (in der Hauptwachstumszeit - 1 x pro Woche); nur Kräuter mit ganz flach
am Boden ausgebreiteten Blättern bleiben vom Mäher verschont und können sich „einnisten“ (z.B. Gänseblümchen, Günsel, Löwenzahn, Wegerich).
Wiese
Artenreicher Bestand aus höheren Gräsern und Kräutern (Stauden und Sommerpflanzen); durch Beweidung oder Mahd wird das Aufkommen von Gehölzen (Bäume u.
Sträucher) unterbunden.
Wiese ist ökologisch viel wertvoller als Rasen, aber für häufige Belastung (intensive
Nutzung) nicht geeignet („Spielwiese“ oder „Liegewiese“ in einem Schwimmbad zu deklarieren, ist also - genau genommen - falsch!).
Die Tatsache, dass in einem Wiesenbestand Wildkräuter (züchterisch nicht oder kaum
veränderte Arten) überwiegen, berechtigt nicht den immer wieder in Architekten-Plänen
anzutreffenden Begriff „Wilde Wiese“ bzw. „Wildwiese“; besser ist „Blumenwiese“, wenn
die Farbenvielfalt zahlreicher Blütenpflanzen ausdrücklich gewünscht wird!
Der Bauer legt darauf wenig Wert, weil die Gräser den besseren Futterertrag erbringen
und mäht möglichst noch, bevor die bunte Pracht der zweikeimblättrigen Kräuter zur
Samenreife gelangt und sich unnötig vermehrt. Eine „Blumenwiese“ jedoch mäht man
erst nach der Hauptblütezeit (frühestens im Spätsommer), lässt das Mähgut abtrocknen
und schüttelt es beim Abräumen gut durch, damit die Samen ausfallen!
„Streuobstwiese“ ist meistens eine Weidefläche, in der verstreut einzelne Obstbäume
stehen; diese Kombination - temporär eventuell sogar mit Vieh (spart die Mahd) - sollte
in größeren Parkanlagen mehr zur Anwendung kommen!
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Feuchtbiotop
Alles- und nichtssagender Modebegriff insofern, als nun mal ein Teich, ein Bach, ein
Fluss und deren Ufer, eine Sumpfzone, eine Retentions- oder Versickerungsmulde für
Regenwasser (Regenrückhaltebecken) normalerweise meistens „feucht“ sind und jede
andere der vorgenannten Vegetationseinheiten grundsätzlich auch ein eigenständiges
„Biotop“ darstellt - mehr oder weniger reich an Pflanzenarten, aber immer auch Lebensraum für ganz bestimmte Mikroorganismen, Pilze, Würmer, Spinnen, Insekten, Lurche,
Schlangen, Vögel, Kleinsäuger, ... Benennen Sie also Ihr „Feuchtbiotop“ konkret!
Pflanzenkläranlage (– auch ein „Feuchtbiotop“)
Kaskadenartig hintereinander geschaltete flache Wasserbecken, in welchen durch
Sumpf- und Wasserpflanzen dem durchströmenden Brauchwasser gelöste Substanzen
und Schwebstoffe entzogen werden. Die Klärung erfolgt allerdings sowohl sedimentativ
als auch bakteriologisch, aber da „phyto-bakteriologische Sedimentationskläranlage“
wohl kaum ein mundgerechter Terminus ist, mag es bei der - inzwischen geläufigen Bezeichnung bleiben.
Durch Sedimenteintrag und üppiges Pflanzenwachstum verlanden die Becken meist in
wenigen Jahren und müssen ausgebaggert und neu bepflanzt werden; es muss deshalb eine Zufahrtmöglichkeit gewährleistet sein!
Die Becken sind gegen Schadstoffeintrag ins Grundwasser abzudichten, sofern nicht
undurchlässiger Untergrund (z.B. Lehm oder Ton) ansteht.
3. Vegetationselemente
Die Pflanze ist das wichtigste Bau- und Gestaltungselement für den Freiraum und zugleich das problematischste, denn - es lebt!
Die Pflanze verändert im Zyklus der Jahreszeiten ständig ihr Aussehen; es wechseln
die Farben von Blättern, Blüten und Früchten und damit der farbliche Gesamteindruck
des Raumbildes. Die Dominanz mehr oder weniger dichter Texturen des Laubkleides im
Sommer weicht der Dominanz von Strukturbildern der Sprossgerüste im Winter und
damit wechselt zugleich der Eindruck von der Geschlossenheit bzw. Offenheit, der Enge bzw. Weite sowie der Helligkeit des Raumes.
Es reicht also nicht, ästhetische Qualitäten der Pflanze (Form des Pflanzenkörpers,
Struktur des Sprossgerüstes, Farben, Formen, Größen von Blättern, Blüten, Früchten)
in einem bestimmten Entwicklungszustand vor Augen zu haben, sondern man muss die
unterschiedlichen Erscheinungsbilder (Aspekte) im Jahresverlauf kennen wie auch
phänologische Eckdaten (Zeit des Austriebs, der Blüte, der Fruchtreife, der Herbstfärbung, des Laubfalls).
Darüber hinaus muss man noch die Entwicklung langlebiger Pflanzen, d.h. vor allem
der Gehölze, über Jahre voraussehen können, denn deren Zuwachs kann entscheidend
auf Kosten des nutzbaren Raumvolumens und der Lichtverhältnisse gehen.
Damit nicht genug: Der Landschaftsarchitekt sollte mindestens auch wissen, welche
Pflanzenarten besonders geeignet sind
- für die Begrünung von Straßen, Parkplätzen, Dächern, Fassaden,
- für die Begrünung devastierter oder kontaminierter Standorte,
- für die Sicherung von Hang- und Uferböschungen gegen Wassererosion,
- für Windschutzpflanzungen im Landschafts- und Stadtraum,
- als Nahrungsgrundlage und Brutstätte für bestimmte Tierarten,
- als Nähr-, Heil- oder Würzpflanze für den Menschen.
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Wenn in der Überschrift „Vegetationselemente“, statt einfach nur „Pflanzen“ steht, liegt
das darin begründet, dass die Pflanze in der Freiraumplanung unter den o.g. funktionellen Aspekten - quasi wie ein Baustein bzw. Baustoff - zum Einsatz kommt:
- für die Raumbildung und Raumdekoration,
- für Schutzpflanzungen gegen Wind- u. Wassererosion,
- als „Klimaanlage“, „Luftfilter, „Wasserfilter“,
- als „Dämmstoff“ an und auf Gebäuden.
Viele Begriffe für verschiedenste Vegetationselemente sind bisher schon – wie selbstverständlich – verwendet worden: Bäume, Sträucher, Stauden, Sommerpflanzen, Kletterpflanzen, Gräser, Wildkräuter u.a.m.
Selbst in den Fachbüchern sucht man vergeblich nach einer übersichtlichen und gut
nachvollziehbaren Gegenüberstellung der generellen Unterscheidungsmerkmale verschiedener für die Freiraumplanung wichtiger Pflanzengruppen.
Die übergeordnete Systematik ist die Unterscheidung nach Lebensform-Gruppen;
die nachgeordnete Systematik ist die Unterscheidung nach Wuchsform-Gruppen.
Lebensform:
Hauptkriterien der Einteilung in Lebensform-Gruppen sind generelle Gemeinsamkeiten
bzw. Unterschiede in Morphologie, Wachstum und Entwicklung unterschiedlicher Gattungen, insbesondere die jeweilige Form des Überdauerns der Vegetationsruhe (bedingt durch Kälte, Trockenheit oder Lichtmangel) sowie die Unterschiede in der Lebensdauer.
Folgende Lebensformen sind zu unterscheiden:
a) Gehölze = Pflanzen mit verholzenden Achsenorganen
-
Bäume, Sträucher
-
Zwergsträucher, Halbsträucher
(s. Skript Pflanzenkunde, Tabelle 1)
Sprossorgane (Zweige, Äste, Stamm) und Wurzelsystem verholzen und bleiben langjährig erhalten; Erneuerungsknospen (Spross-, Blatt- u. Blütenknospen) für den Austrieb nach der Vegetationsruhe (Winter) überdauern an den oberirdischen Sprossachsen.
b) Kräuter = Pflanzen mit krautigen Achsenorganen
-
Stauden (Oberflächenstauden, Bodenstauden)
-
Sommerpflanzen (Zweijährige, Einjährige)
(s. Skript Pflanzenkunde, Tabelle 2)
Sproßorgane (= Stengel) sind krautig, allenfalls in der Basis der Hauptachsen teilverholzt; alle höher als 20cm werdenden Achsensysteme sterben i.d.R. im Winter ab; nur
niedrige Sproßorgane (z.B. von Sämlingen oder Kleinstauden) sowie bodennahe Erneuerungsknospen und unterirdische Speicherorgane können überdauern.
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Wuchsform:
Hauptkriterien der Einteilung in Wuchsform-Gruppen sind spezielle gemeinsame morphologische Merkmale unterschiedlicher Gattungen, deren Ausprägung durch Anpassung an bestimmte Standortverhältnisse bedingt ist.
Für die Freiraumplanung von Bedeutung sind folgende Wuchsform-Gruppen:
Laubgehölze, Nadelgehölze, Kletterpflanzen, Zwiebelpflanzen, Knollenpflanzen,
Wasserpflanzen, Farne, Gräser.
In der Fachliteratur und in den Pflanzenkatalogen werden aus Gründen der gärtnerischen Gleichbehandlung (Anzucht, Pflege, Vertrieb) bzw. unter Verwendungsaspekten
folgende Gruppen häufig separat aufgeführt:
Blütenstauden, Blattschmuckstauden, Bodendecker, Balkonpflanzen, Bienennährpflanzen, Heil- u. Gewürzpflanzen, Obstgehölze, Rhododendron, Rosen, Straßenbäume,
Vogelschutzgehölze u.a.m.
Dies sind jedoch keine eigenständigen Wuchsform-Gruppen gemäß obiger Definition!
(s. Skript Pflanzenkunde, 1.2 Wuchsform)
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