Willi Otremba: perplex expansive Komplexität Fayrouz Abdelhakam
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Willi Otremba: perplex expansive Komplexität Fayrouz Abdelhakam
Willi Otremba: perplex expansive Komplexität Fayrouz Abdelhakam Christoph Bangert bassfrucht Marcel Bleeck Franziska Frey Maria Gamper Agata Gostkowska & Leif Schmidt Joachim Grommek Sebastian Hempel Barbara Hoheisel Ruben Kindermans Heike Lessel Friederike Mainka Ivo Mayr Martina Muck Babak Saed Studio Düsburg 102 Der Teufel steckt im Detail. Oder besser gesagt, er versteckt sich hinter den simplen und einfachen Arbeiten in der Ausstellung perplex. Der Teufel ist natürlich hier nicht als moralische Instanz gemeint. Es ist eine Andeutung auf so etwas wie ein verteufelt spannendes und lebendiges Spiel, denn alle Arbeiten sind bei näherer Betrachtung unerwartet komplexer, als sie zuerst einmal vermuten lassen. Die künstlerischen Arbeiten sind alle scheinbar simpel: zu sehen sind alltägliche Dinge und Tatsachen oder einfache Handlungen und Vorgänge. Komplex sind jedoch die Wirkungs- und Deutungsangebote, zum Beispiel durch Andeutungen und Anspielungen auf einen größeren Kontext, auf den sie – versteckt – hinweisen. Zu diesen komplexen Zusammenhängen gehören auch die berühmten „Vorbilder“ aus der Geschichte der modernen Kunst, die auch schon eine programmatische Reduktion der eingesetzten Mittel zeigten (Suprematismus, De Stijl, Bauhaus, DADA, Farbmalerei, Minimal Art, Concept Art...). Ebenso kann es Anspielungen geben auf Motive außerhalb der bildenden Kunst wie Literatur, Musik, Theater und Film... Der Titel der Gruppenausstellung perplex wendet sich an den Betrachter. Ähnlich wie bei einem spannenden Spiel, bei dem einfache Regeln lebendige, also komplexe, unvorhersehbare Spielverläufe ermöglichen, besteht ein Spannungsverhältnis zwischen der einzelnen Arbeit und dem Betrachter. Sobald er nach einem sinnvollen Zusammenhang, einer möglichen Bedeutung sucht, beginnt das „Rätselspiel“: er entdeckt unterschiedliche Andeutungen und Mitteilungen, die jedoch zusammengedacht letztendlich doch uneindeutig bleiben – damit das Spiel keinen Abschluss finden kann. Diese Uneindeutigkeit – als Ausdruck andauernder Lebendigkeit – ist also selbst ein Moment ästhetischer Intension und ästhetischer Komplexität. In der Ausstellung perplex geht es neben dem Thema, wie komplex die einzelne Arbeit ist, besonders auch um das Phänomen, dass die einfachen Arbeiten überhaupt in ihrer Wirkung komplex sind. Gemeint ist damit die Frage nach den künstlerischen Strategien für diese besondere – expansive – Komplexität. In meinem Aufsatz (ab Seite 60) versuche ich dieses Phänomen zu umkreisen und es aus verschiedenen Perspektiven andeutungsweise zu beschreiben, ohne es aber erledigen zu wollen. 103