Eschweiler

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Eschweiler
Seite 15 · Nummer 168 · Donnerstag, 21. Juli 2016
Es grünt und blüht am Kinzweiler Wasserschloss. Um die zahlreichen Beete mit ihren derzeit
herrlich blühenden Hortensien
und anderen pflanzlichen
Schönheiten kümmern sich seit
Jahren Mitarbeiter des CaritasBehindertenwerks. Für ein perfektes Grün auf den Spielflächen sorgen Kambachs Greenkeeper.
Wer dem Unkraut ans Leder
will, der hat es nicht leicht. Das
weiß auch Jakob Schönleber, der
als Head-Greenkeeper im Kambacher Grün immer wieder mit
Klee und Löwenzahn zu kämpfen hat – siehe Artikel auf dieser
Seite. Jetzt ist auch noch das
probateste Mittel gegen diese
beiden ungeliebten Pflanzen
verboten worden. Restbestände
müssen bis Juni 2017 aufgebraucht werden. „Zum Glück
konnten wir davon noch einiges
ergattern“, sagt Schönleber.
Umweltschutz ist schön und
gut. Das kann er nur unterstreichen. Aber wenn die GolfplatzGreenkeeper, die nur fünf ihrer
knapp 70 Hektar bei Bedarf mit
Pflanzenschutzmitteln bearbeiten, sich immer restriktiveren
Vorschriften ausgesetzt sehen,
während – so Schönleber – ein
durchschnittlicher Landwirt
100 Prozent seiner durchschnittlich 100 Hektar mit einer
vielfachen Menge dessen spritzen darf, was uns erlaubt ist“, da
kommt man doch schon mal
ins Grübeln.
Rudolf Müller
kurz notiert
Auch beim Sport
ins Internet
Eschweiler. Für weitere FreifunkRouter im Stadtgebiet setzt sich
die SPD-Ratsfraktion ein. Sie
regte jetzt per Brief an den Bürgermeister an, in sämtlichen
städtischen Sportstätten (Hallen, Sportplätze, Bäder) solche
Router zu installieren. Damit
soll es Bürgern auch dort möglich werden, kostenlos ins Internet zu gehen. Städtische Freifunk-Router gibt es bereits u.a.
im Rathaus und im VHS-Gebäude.
Kleiderstube macht
im August Ferien
Eschweiler. Die Kleiderstube des
SkF an der Peilsgasse macht ab
1. August Ferien. Geöffnet wird
wieder am 22. August.
eS freut unS, . . .
. . . dass ein jahrelang als Ruine
die Bohler Straße verschandelndes Gemäuer derzeit durch einen schicken Neubau ersetzt
wird.
eS ärgert unS, . . .
. . . dass an der Ecke Aachener
Straße/Dreieckstraße keine Umleitung ausgeschildert ist. Die
Dreieckstraße ist bekanntlich
zur Zeit wegen Bauarbeiten gesperrt. Für Ortsunkundige ist es
äußerst schwierig, von dort beispielsweise zur Hehlrather
Straße zu finden.
Haben auch Sie etwas, das Sie freut oder
ärgert? Rufen Sie an (☏ 555 49 30), faxen
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nürburgring
Freikarten für das
Sechs-Stunden-Rennen
▶ Seite 16
blauSteinSee
Vandalen wüten
auf der Terrasse
▶ Seite 20
Engagiertes Team: Kambachs Greenkeeper um ihren Chef Jakob Schönleber (oben, Mitte) sind Tag für Tag und bei Bedarf auch rund um die Uhr im Einsatz, um der renommierten Golfanlage
den nötigen Schliff zu geben.
Fotos: Rudolf Müller
Das grüne Gold ist täglich beim „Friseur“
Kambachs wertvollster Besitz: der Rasen. Greenkeeper-Team hat mit der Pflege manchmal rund um die Uhr alle Hände voll zu tun.
Von rudolf Müller
einer Mischung aus Sand und etwas Humus. Dabei hat die Körnungslinie, sprich: die Verteilung
der Größe der Körner der verwendeten Sande erheblichen Einfluss
auf die Funktionseigenschaften
der Grüns. Gröbere Sandkörner
sorgen für die Wasserdurchlässigkeit der Rasentragschicht; die feineren Anteile bestimmen die
Scherfestigkeit und die Ebenheit
Eschweiler. Den Bestseller von
Förster Peter Wohlleben, „Das geheime Leben der Bäume“, hat Jakob Schönleber zwar noch nicht
gelesen. Den hat er sich für seinen
Urlaub in Norwegen aufgespart.
Aber was Wohlleben den Bäumen
zugesteht, das gilt auch fürs Grün
auf dem Golfplatz, ist sich der
Head-Greenkeeper der
Golfanlage Kambach sicher: „Ich bin der festen
„Ich bin der festen
Meinung, dass unsere
Grüns wie auch der geÜberzeugung, dass unsere
samte Platz eine Seele haGrüns wie auch der gesamte
ben. Behandelt man das
Grün mit Respekt, bePlatz eine Seele haben.“
kommt man viel Gutes
JaKob SchönlEbER,
zurück. Tritt man es,
hEad-GREEnKEEpER dER GolfanlaGE
wird man bestraft.“ Seit
KaMbach
vier Jahren ist der 28-Jährige Chef des Kambacher
Grünpflegeteams.
In
Kempen absolvierte der gelernte der Oberfläche. Der ein- bis dreiGarten- und Landschaftsbauer aus prozentige Humusanteil dient als
Übach-Palenberg eine zweijährige Wasser- und Nährstoffspeicher.
Ist der Aufbau der Grüns schon
Ausbildung zum Fachagrarwirt für
Golfplatzpflege. Seit 2012 sorgt er eine Wissenschaft für sich, so gilt
dafür, dass die Golfer auf der knapp das für die Pflege nicht minder. Tag
70 Hektar großen Anlage am Orts- für Tag ist Jakob Schönleber mit
rand von Kinzweiler stets den Ra- seinem fünfköpfigen Team – Birk
Peschen, Holger Sieger, Marco
sen vorfinden, den sie brauchen.
Und der hat mit dem, den Otto Cori, Fiodor Ceban und Joachim
Normalverbraucher in seinem Hecker – auf den Grüns unterwegs,
Garten hat, sehr wenig zu tun. Was um den Golfern optimale Spielbeauf den Golfgrüns wächst, ist das dingungen zu bieten. Gar nicht so
Weiße Straußgras (Agrostis stolo- einfach bei ständig wechselnden
nifera). Kosten pro Kilo Samen: Wetterbedingungen.
rund 100 Euro. Ausgesät wird es
nicht etwa auf üblichen Mutterbo- Täglich stundenlang im Einsatz
den, sondern auf eine spezielle
DIN-genormte
Ra- „Die klare Wettereinteilung Frühsentragschicht
ling, Sommer, Herbst und Winter
(RTS), die wiede- gibt es längst nicht mehr“, sagt
rum auf einer Schönleber. Immer öfter muss sein
kiesigen Drai- Team sich nach Unwettern um
nageschicht
umgestürzte Bäume und unterliegt. Die RTS spülte Grüns kümmern. Die Grünbesteht
aus pflege ist für alle ein Vollzeitjob.
Von Anfang April bis Ende September täglich von 6.30 bis 16 Uhr.
Manchmal auch schon ab 5 Uhr
früh. Im Winterhalbjahr von 8 bis
15.30 Uhr. Und vor wichtigen Turnieren kommt es wetterbedingt
auch dazu, ganze Nächte durchzuarbeiten, um beispielsweise überflutete Bunker leerzupumpen.
Aber nicht nur Sturzregen
macht den Greenkeepern Arbeit,
auch die Hitze der vergangenen
Tage setzt dem Rasen zu. „Bei Hitze
wird bei uns jede Nacht beregnet“,
erklärt Schönleber. Immerhin verdunstet aus der Grünfläche im
Sommer je Quadratmeter zwischen drei und acht Liter Wasser
täglich. Aufs Jahr gerechnet, verteilen die Beregnungsanlagen auf
Kambach rund 100 000 Kubikmeter Wasser aufs Grün. Einen Rasen
zu erzielen, wie der Kambacher
Golfplatz ihn bietet, dazu fehlt
dem Privatmann das Know-how,
das Equipment und wohl auch das
nötige Kleingeld, wie Schönleber
erläutert. Jeden Tag wird der Golfrasen gepflegt, wird gemäht – auf
3,5 bis 4,5 Millimeter Länge – und
„gebügelt“, sprich: mit Rollen geglättet. „Je häufiger man mäht,
desto feiner wird die Grasnarbe“,
sagt Schönleber. Immer wieder
nimmt Jakob Schönleber auch Proben, begutachtet die Feuchtigkeit
und die Wurzeldichte, die Rückschlüsse auf die Nährstoffversorgung zulässt. Dementsprechend
werden Düngepläne aufgestellt,
wird frischer Quarzsand eingebracht, wird gekalkt, belüftet und
alle zwei bis drei Wochen vertikutiert.
Und natürlich gibt es auch Unkraut auf dem Golfplatz. Nicht nur
auf den zahlreichen Ausgleichsflächen, Feuchtwiesen, Trockenbiotopen und extensiven Magerwiesen. Sehr artenreiche Flächen, die
nicht gedüngt werden. Auch in
den Spielflächen sprießen Löwenzahn, Wegerich und Klee. Und dagegen muss etwas getan werden.
Schon seit 2012 ist ein vorbeugendes, großflächiges Aufbringen von
Pflanzenschutzmitteln verboten.
Gespritzt wird gezielt nur noch
dort, wo Störenfriede massiert auftauchen. Schönleber findet das
grundsätzlich gut: weil es „sinnlosen und überflüssigen Einsatz“ der
chemischen Keulen verhindert.
„Bei uns werden nur 5 der 70 Hektar intensiv gepflegt – auch mit
Hilfe von Pflanzenschutzmitteln.
Wir tun alles, um den Einsatz von
Pflanzenschutzmitteln unnötig zu
machen. Präventives Spritzen gibt
es bei uns nicht!“
Wertvoller Maschinenpark
Um ihren Aufgaben gerecht zu
werden, können die Greenkeeper
von Kambach auf einen stattlichen Maschinenpark zurückgrei-
fen: vier Großflächenmäher, je
rund 80 000 Euro teuer, zwei kleinere Mäher, ein 80-PS-Schlepper
und mehr gehören dazu. „Das
summiert sich schnell auf eine
halbe Million“, resümiert Schönleber. 600 Stunden im Jahr sind die
Fairway-Mäher im Einsatz. Nach
gut 5000 Stunden ist die Neuanschaffung günstiger als die weitere
Wartung. Das gehe an die Nerven
und ins Geld. „Rasenpflege“, so
sagt Schönleber, „ist richtig teuer.“
Und nicht zuletzt deshalb wünscht
er sich, dass auch die Golfer pfleglich umgehen mit dem wertvollen
Grün. Zum Beispiel keine Schläger
auf den Rasen feuern. Oder nicht
vor dem Abschlag von einem Fuß
auf den anderen trampeln. „Dem
Spieler muss bewusst sein, dass er
Spuren hinterlässt“, sagt Jakob
Schönleber. Er weiß es in doppelter
Hinsicht: Schließlich greift der
Head-Greenkeeper auch selbst
gerne mal zum Schläger.
Regelmäßig nimmt Jakob Schönleber vorsichtig Bodenproben. Manchmal
kann er schon am Geruch erkennen, wie es um den Nährstoffgehalt des
Bodens bestellt ist.
Freibad: Die Stadt bleibt bei flexiblen Öffnungszeiten
An Wochenenden wird weiterhin immer morgens bis 10 Uhr entschieden, ob ab 13 Uhr das Freibad oder das Hallenbad geöffnet wird.
Eschweiler. Die Stadt Eschweiler
bedauert, dass am vergangenen
Sonntag trotz schönen Wetters das
Freibad
Dürwiß
geschlossen
wurde. Das sei eine Entscheidung
gewesen, die man kritisch sehen
könne – die aber immer einmal
vorkommen könne. Grundsätzlich
soll es keine Änderungen bei den
Öffnungszeiten geben, teilte Bürgermeister Rudi Bertram mit: „Wir
werden die flexiblen Öffnungszeiten beibehalten.“ Der Bürgermeister wies zudem mit Nachdruck da-
rauf hin, dass es keinerlei Überlegungen im Rathaus gebe, den Badebetrieb in Dürwiß einzustellen.
Das Eschweiler Freibad sei vor wenigen Jahren erst mit großem finanziellen Aufwand saniert worden. Eschweiler sei eine der wenigen Gemeinden in der Region mit
einem modernen Freibad und
könne zugleich ein Hallenbad anbieten. Den Eindruck, dass die
Stadt ihre Freibadkunden bewusst
vergraulen wolle, hatten Badegäste
geäußert. Sie kritisierten, dass an
Wochenenden auch bei schönem
Wetter das Freibad nachmittags
geschlossen werde, mit der Begründung, das Wetter sei zu kalt
oder zu regnerisch.
Einmal durchgehend geöffnet
Besucher des Bades werden dann
mit einem Aushang darauf hingewiesen, dass stattdessen das Hallenbad an der Jahnstraße geöffnet
wird. Nach Mitteilungen von Badegästen war das Freibad in Dür-
wiß seit Beginn der Badesaison am
9. Mai nur an einem einzigen Wochenende durchgehend geöffnet.
Das wird von der Verwaltung der
städtischen Bäder bestätigt, die allerdings versichert, sie habe andere
Lufttemperaturen gemessen als die
Badegäste. So war beispielsweise
am 26. Mai, dem Fronleichnamstag, das Bad ganztägig geschlossen.
Die städtische Statistik nennt für
diesen Tag 18 Grad Celsius, betroffene Bad-Kunden teilten mit: 25
Grad. Die Wetterstation Aachen-
Orsbach registrierte 20,5 Grad und
12 Stunden Sonnenschein.
Bei der Regelung, an Wochenenden nachmittags nur eines der beiden Bäder zu öffnen, will die Stadt
Eschweiler bleiben. Und die Entscheidung, das Freibad ab 13 Uhr
zu schließen, „wird ab und zu auch
grenzwertig sein“, so Bürgermeister Rudi Bertram. Überlegt wird
aber im Rathaus, die Entscheidung, die jeweils bis 10 Uhr am
Vormittag fällt, besser zu kommunizieren.
(fe)

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