WiSe 14/15 - Universität Bremen
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WiSe 14/15 - Universität Bremen
Erfahrungsbericht ERASMUS University of Warwick 2014/15 Im September 2014 begann ich meinen ERASMUS Aufenthalt an der University of Warwick in Englands Westmidlands. Nach der Bewerbungsphase gelang es einer weiteren Kommilitonin aus meinem Soziologie- Studiengang und mir die beiden verfügbaren Plätze für uns zu beanspruchen. Aufgrund einer sehr kurzfristigen Vertragsverlängerung zwischen den beiden Universitäten, die aufgrund des eher einseitigen Austausches Bremer Studenten nach England in Frage stand, wurde England lange Zeit nicht in der ERASMUS Liste aufgeführt. Zum Glück für uns waren wir die einzigen Bewerber auf Warwick, welche international besonders für Sociology, Economics und für die Warwick Business School einen sehr guten Ruf geniesst und auf Platz 3 des Universitäts- Ranking des „Guardians“ für Universitäten jünger als 50 Jahre, steht. Nach dem Motivationsschreiben, welches ich vorsichtshalber auf Englisch verfasst habe und der Abgabe meiner drei Wunsch Universitäten stand im April 2014 fest; ich gehe für sieben Monate nach England! Ein entscheidender Unterschied zu dem Großteil meiner KommilitonINNEN war die voraussichtliche Dauer meines ERASMUS Auslandssemesters. Da es in England keine Semester sondern Trimester gibt war es erforderlich, den vorgegebenen Workload für das fünfte Semester innerhalb von zwei Trimestern zu bewältigen, ergo von September ´14 bis März ´15. Die Betreuung vorab war absolut problemlos. Nachdem unsere Anmeldung von den Bremer ERASMUS Koordinatoren eingereicht wurde, hat sich umgehend das International Office der Uni Warwick bei uns gemeldet und uns Anfang August mit konkreten Infobroschüren per E Mail versorgt und uns zur international Orientationweek eingeladen, welche vom 23.- 26. September auf dem Campus der Uni Bremen stattfand. Die einzige große Vorbereitung, die wir leisten mussten war das Organisieren einer Unterkunft. Die University of Warwick befindet sich nicht in Warwick, sondern in Coventry (11. größte Stadt des Vereinigten Königreichs). Um eine Unterkunft von der Universität zu beziehen, so wie es viele meiner neuen ERASMUS Bekanntschaften getan haben, muss man einen 10- Monatsvertrag unterschreiben, um dann mit 4-7 anderen ERASMUS Studierenden in ein von der Uni Warwick verwaltetes WG Haus zu ziehen. Die Preise hierfür betrugen in etwa 450 Pfund (ca. 600€). Da meiner Bremer Kommilitonin und mir dies zu teuer und aufgrund der Vertragslaufzeit zu unsicher erschien beschlossen wir auf eigene Faust Unterkünfte zu suchen. Die britische WG Seite flatshare.com hat uns hierbei sehr geholfen, als auch facebook.com mit diversen Gruppen, die die Unterkunftssuche in Coventry behandelten. Eine Möglichkeit wäre auch in dem etwas ruhigeren und abgelegeneren Leamington Spa zu wohnen, das eine belebtere Studentenkultur aufweist, aber aufgrund seines Kurort Status auch etwas kostspieliger Behausungen offeriert. Leamington Spa befindet sich ebenfalls 20 Minuten mit dem Bus vom Campus, sozusagen zur anderen Seite hin. Die Wohnungssuche hat sich alles in allem als schwieriger als erwartet gestaltet. Es stellte sich schnell heraus, dass alle Agenturen und Landlords eine 10- monatiger Mindestdauer verlangen und der allgemeine Bauzustand britischer Häuser in den meisten Fällen mangelhaft ist. Um mich vor Ort von den Häusern zu überzeugen flog ich vier Tage Anfang September zu im voraus gebuchten Viewings. Fündig wurde ich im PLZ Bereich CV1, also Coventry City Centre. 325 Pfund (420€) für ein 18qm Zimmer in einer 7er WG. Heute weiß ich, dass mit ein bisschen Argumentation und mit voran gegangen Planungen auch bei der Uni Warwick ein Aussteigen aus dem 10- Monatsvertrag möglich gewesen wäre. Das Leben in einer selbst organisierten WG war eine großartige Erfahrung, speziell da es sich bei meinen Mitbewohnern, um britische Studenten der Coventry Uni handelte und diese Kommunikation mit englischen Muttersprachlern nicht nur förderlich für den sprachlichen Lernerfolg aber auch für den kulturellen Austausch mit Locals, war. Seitens interkulturellem Austausch ist es jedem zu empfehlen die Einaldung zur internationalen O- Woche ernst- und anzunehmen. Auch wenn 250€ für vier Nächte im Studentenwohnheim auf dem Campus und die sogenannte Vollverpflegung erst einmal ein Schlag ins Gesicht sind für Studenten der Uni Bremen, die so viel für ihr gesamtes Semester zahlen, wäre es fatal dieses Event auszulassen, da sich hier alle internationalen Studenten, seien es „Freshers“ (Erstsemester) oder Austauschstudenten treffen, austauschen und den Campus und die Universität kennenlernen. Das gesamte soziale Umfeld, welches mich in diesen 7 Monaten begleitet hat, entstammte aus Bekanntschaften aus diesen paar Tagen! Auch der Beitritt in Societies oder Sportvereinen wird in Warwick sehr gefördert. Dies gibt die Möglichkeit sich mit Leuten zusammen zu finden und Interessen gemeinsam zu praktizieren und zu fördern, die sonst im Curriculum eventuell keine Erwähnung finden (zB good food society, movies club, fashion society, campus newspaper usw.) Auch hier sollte im Hinterkopf bewahrt werden, dass auch diese Tätigkeit kostenpflichtig sind. Eine Mitgliedschaft im sports centre kostet für 2 Terms in etwa 130 Pfund ca. 200€ und beinhaltet Fitness Studio und diverse Mannschaftssowie Einzelsportarten. Die größten universitären Unterschiede liessen sich in der Betreuung und Praxisnähe der Lehre erkennen. Bereits in der O Woche kriegt man einen persönlichen Tutor zugewiesen, der/ die nicht müde wird zu betonen, dass man sich bei jedem Anliegen, sei es privat oder universitätsbedingt, an sie wenden möge. Egal wie individuell die Probleme oder Unklarheiten waren, es wurde einem perfekt verständlich und effektiv weiter geholfen. Die Lehre bestand, genauso wie in Bremen aus Vorlesung und dazugehörigem Begleitseminar. Die Vorlesung waren um einiges übersichtlicher und die Seminare bestanden aus maximal 20 Studenten und einem Lektor. Dies ermöglichte eine individuelle und bedarfsgerechte Vermittlung der Lehrinhalte. Meine Kursbelegung reichte von Sociology of Education (2. spezielle Soziologie), über Quantitative Research Äquivalent zum Methoden MSND Modul in Bremen), Commercial Cultures in Global Capitalism bis hin zu Racism and Xenophobia. Die Auswahl lässt bereits darauf schließen dass zum 1) mit der Hilfe der jeweiligen Bremer ERASMUS KoordinatorIN eine kompatible Kurswahl zu den heimischen (Soziologie-) Pflichtmodulen funktionieren kann, sodass das Bremer Soll während des ERASMUS Semester erfüllt werden kann und zum 2) ganz allgemein erkennbar ist, wie praxis- und lebensnah die Soziologielehre in Warwick stattfindet. Abschließend, die Punkte, über die ich gerne besser im Voraus im Bilde gewesen wäre (sei es durch einen solchen Erfahrungsbericht oder umfangreichere Eigenrecherche im Voraus): Die britischen Lebenshaltungskosten sind auch mit dem Stufe 1- Mobilitätszuschuss nicht zu stemmen, sofern man nur sein gewohntes Monatsbudget zur Verfügung hat, da neben signifikant höherer Miete und Preisen für Lebensmittel auch ein unvorteilhafter Währungswechselkurs und diverse zusätzliche Kosten an der Universität dazu kommen, vor allem wenn man keine Einschnitte in social events eingehen möchte. Bei britischen Universitäten handelt es sich erkennbar um global ausgerichtete Unternehmen, die an stetiger Gewinnmaximierung interessiert sind. Es sei jedoch erwähnt, dass dies keinesfalls auf Kosten der Lehre geht! Des Weiteren wäre bessere Unterstützung bei der Suche nach einer Unterkunft hilfreich gewesen, da man leicht Gefahr läuft aufgrund von Unwissens in einem Knebelvertrag einer Wohnagentur oder in einem schimmeligen oder schlecht isolierten Haus landet. Die positiven Aspekte, die mich dazu bewegen jedem zu einem Auslandssemester an einer englischen Universität, oder genauer der University of Warwick, zu raten sind: Die umwerfende Internationalität der Studentenschaft. Nach sieben Monaten ERASMUS verfügt man über ein Netzwerk von Freunden und Bekannten, welches sich über den gesamten Globus und sehr vielfältig in Europa erstreckt. Dies ermöglicht eine Erweiterung des eigenen Horizontes und den internationalen Austausch von Ideen und Lösungsansätzen globaler Probleme unser Zeit. Ausserdem die Lehre, die wie erwähnt einen neuen Blickwinkel auf das eigene Studienfach ermöglicht. Das Erlernen der elementarsten Sprache der Welt. Fortschritte im Englischen Wortschatz und auch bei der Sicherheit des Sprechens stellten sich bereits nach einigen Wochen ein. Zu guter letzt eine Menge Spaß, intellektuelle Bereicherung und tolle Reisen und Ausflüge durch Irland, Schottland, Wales und durch die vielseitigen Englischen Großstädte mit einer Geschichte, die teilweise 2000 Jahre zurückreicht. Die vergangenen sieben Monate haben sich jetzt dem Ende geneigt und einen derart bleibenden Eindruck hinterlassen, dass in die Planung bezüglich eines Master jetzt auch englische Universitäten einbezogen werden. Mit der University of Warwick könnte ich mich sehr glücklich schätzen.