Julia Steffen
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Julia Steffen
Erfahrungsbericht Auslandssemester an der Sophia Universität, Tokyo 2010/ 11 Julia Steffen Vorbereitungen auf den Auslandsaufenthalt Bevor man sein Auslandssemester / -jahr antreten darf, gibt es einige Formalitäten zu erledigen. Zunächst einmal sind die Bewerbungsformulare für die Sophia Universität sehr umfangreich. Es wird unter anderem ein Röntgenbild der Lunge sowie der TOEFL oder IELTS-Test benötigt. Genaueres zu den Bewerbungsunterlagen gibt es hier: http://www.sophia.ac.jp/eng/admissions/exchangeprograms/application_info/application_mat erials Hinzu kommt, dass man sich unbedingt um ein Stipendium bemühen sollte, da Tokyo, wie man weiß, eine der teuersten Städte überhaupt ist. Ich hatte das Glück, das Köln-SophiaStipendium (90,000 ¥ monatlich) zu bekommen. Davon erfährt man meist recht kurzfristig, umso erfreulicher war die Überraschung, als ich am Welcome-Day an der Sophia Uni in meinen Unterlagen die Zusage entdeckt habe. Für dieses Stipendium muss man sich nicht bewerben, sondern wird von dem Akademischen Auslandsamt vorgeschlagen. Es gibt noch die Möglichkeit, sich beim DAAD zu bewerben, sowie über JASSO (dieses wird ebenfalls über das Akademische Auslandsamt abgewickelt). Außerdem sollte man sich vorab Gedanken darüber machen, wie man sich während des Auslandsaufenthaltes versichern möchte. Ich hatte es vorgezogen, mich privat zu versichern beim StaTravel (hier kann man übrigens auch günstige Flüge bekommen), da das Paket so ziemlich alles enthält, was passieren könnte. Eine vergleichbare Variante ist soweit ich weiß auch der ADAC. Es ist aber nicht ganz günstig und da ich die Versicherung während meines Aufenthaltes (zum Glück) nicht in Anspruch nehmen musste, kann ich leider auch nichts darüber sagen, wie der Service dann tatsächlich ist. Positiv aufgefallen beim Sta ist mir aber, dass man, falls man früher abreist, sein Geld problemlos zurückerstattet bekommt. Am Welcome Day muss man noch etwa 700 Yen für die Sophia-Versicherung zahlen, hierbei ist man nur auf dem Campus versichert. Des Weiteren gibt es die staatliche Versicherung, wobei man 30 % der anfallenden Kosten selbst zahlen müsste. Dies wären wohl die wichtigsten Schritte, ansonsten sollte man sich noch um das Visum kümmern, was recht unkompliziert ist, und die Beurlaubung bei der Universität beantragen. Studienzeit in Tokyo Bei der Ankunft in Narita gibt es die Möglichkeit, den Abholservice der Sophia zu nutzen. Hierbei wird man von einem japanischen Studenten der Sophia abgeholt und zur Unterkunft begleitet. Dazu muss man allerdings an einem vorgegebenen Termin in Japan ankommen. So wurde ich also von einer sehr netten Kommilitonin empfangen, die mir dann auch bei der Ankunft im Wohnheim geholfen hat. Ich hatte mich schon im Voraus für die Option Wohnheim entschieden und diese bei der Bewerbung angegeben. Meine Unterkunft für das halbe Jahr war das Motohasunuma Dormitory in Itabashi-ku. Dieses japanische Wohnheim ist nur für Frauen und die große Mehrheit waren hier Japanerinnen. Soweit ich weiß, war es sogar das erste Mal, dass hier auch Studenten aus dem Ausland aufgenommen wurden. Dieses Wohnheim ist eher traditionell, mit einer Ausgehsperre von 0 bis 6 Uhr und einigen sonstigen Regelungen. Etwas gewöhnungsbedürftig waren diese schon, doch ich hatte das Gefühl, dass bei den Austauschstudenten ein Auge zugedrückt und alles nicht so streng gesehen wurde. Jedenfalls waren der Dormmanager und seine Frau immer sehr nett (trotz anfänglicher Verständigungsschwierigkeiten) und standen einem bei Fragen fast immer zur Verfügung. Insgesamt hat mir dieses Wohnheim sehr gut gefallen und schon bald habe ich mich in dem sauberen und für japanische Verhältnisse recht großen Zimmer mit Kochnische, Balkon und eigenem Bad sehr wohl gefühlt. Die Kosten betrugen monatlich 52,000 ¥ ohne Verpflegung und 68,300 mit Frühstück und Abendessen im dorm, hinzu kamen noch Gas-, Wasser- und Stromkosten. Bis zur Universität waren es, Bahnfahrt und Fußweg mit eingerechnet, ca. 45 Minuten. Der Campus der Sophia Universität ist recht übersichtlich und wie ich finde sehr praktisch aufgebaut. Es gibt u. a. 4 Mensen, einen Buchladen und einen Conbini. In diesem kann man zum Beispiel auch Geld abheben und seine Rechnungen zahlen. Außerdem gibt es 10 Minuten von der Uni entfernt die Mitsubishi UFJ Bank, wo man sich als Student ein Konto eröffnen kann. Wenn man das Köln-Sophia-Stipendium bekommt, braucht man ein japanisches Konto, da man das Geld von der Universität in Japan überwiesen bekommt. An der Sophia Universität gibt es unzählige Clubs und Circles, auf jeden Fall ist es ratsam sich das Angebot mal anzuschauen, denn diese machen auch einen großen Teil des japanischen „Uni-Lebens“ aus. Es gibt auch einige Clubs, in denen japanische Kommilitonen mit den ausländischen Studenten gemeinsam Ausflüge, Feste u. Ä. planen. Bei GL network wurden zum Beispiel kurze homestays organisiert. Diese Möglichkeit habe ich genutzt und konnte im Januar 2 Tage lang einen kleinen Einblick in das japanische Familienleben erhalten. Auch die Kurse an der Sophia Universität sind qualitativ sehr gut und breit gefächert. Man kann aussuchen, ob man an einem Intensive oder Regular kurs teilnimmt. Nach dem Einstufungstest wird man einem bestimmten Niveau zugeteilt, kann aber unter Umständen wechseln. Ich durfte schließlich in einen höheren Kurs wechseln, da ich es nicht für sinnvoll hielt, noch mal dasselbe Lehrbuch durchzunehmen, das ich in Köln schon zwei Semester lang gemacht habe. Der Intensive-Kurs 3 war dann erwartungsgemäß sehr aufwendig und arbeitsintensiv mit täglichen Tests, Präsentationen, einer Projektarbeit etc. Wie ich finde, ist ein ziemlich großer Sprung zwischen diesem Kurs und dem davor. Aber ich hatte mich bewusst für diesen Kurs entschieden und obwohl es am Anfang auch sehr schwierig war mitzukommen, bin ich trotzdem sehr froh ihn gemacht zu haben, da man einiges lernt. Was ich sehr positiv fand, war, dass der Sprachunterricht abwechslungsreich gestaltet war. Die Dozenten waren alle sehr nett und konnten selbst komplizierte Sachverhalte gut erklären. Allerdings ist vor allem der Kanji-Unterricht wohl eher darauf konzipiert, innerhalb kürzester Zeit möglichst viel durchzunehmen und weniger darauf, die Kanji praktisch zu üben, um sie sich auf Dauer einzuprägen. Dafür war die Organisation des Kurses sehr gut, man hat zu Beginn sogar eine Übersicht mit Themen und Hausaufgaben für das ganze kommende Semester bekommen, sodass man einen guten Überblick hatte. Auch an das Overseas Liaison Office, das für die ausländischen Studierenden zuständig war, konnte man sich bei Fragen stets richten und wurde immer gut beraten. Praktisches Was das alltägliche Leben in Japan anbetrifft, so sollte man sich gleich zu Beginn um einiges kümmern. Zunächst wäre die Alien Registration Card zu erwähnen. Diese kann man in einem Rathaus des jeweiligen Bezirks, in dem man lebt, beantragen. Da man den Ausweis nicht sofort ausgehändigt bekommt, sollte man sich einen Bestätigungsschein mitgeben lassen. Wenn man einen Handyvertrag abschließen möchte, wird man den Schein vorzeigen müssen. Es gibt verschiedene Anbieter wie Softbank, Docomo oder AU, ich hatte mich jedoch für den Ersteren entschieden. Die Tarife sind relativ günstig, man hat Internet-Zugang und bekommt kostenlos ein Handy dazu. Um Verständigungsschwierigkeiten bei Abschluss des Vertrages zu vermeiden, kann ich die Filiale In Omotesando / Harajuku empfehlen, in der es auch einige englischsprachige Mitarbeiter gibt. Wer sich am Anfang noch mit technischem Zubehör und Geräten eindecken möchte, der sollte sich mal in Akihabara umzuschauen. Dort gibt es wohl in dieser Hinsicht nichts, was es nicht gibt. Des Weiteren lohnt es sich definitiv, sich vorab eine Visa-Karte zu beantragen. Macht man dies bei der DKB, kann man zum Beispiel in allen 7Eleven shops kostenlos Geld abheben. Dies fand ich sehr praktisch. Schließlich noch ein Tipp für alle, die in den Semesterferien günstig durch Japan reisen wollen: http://www.japan-guide.com/e/e2362.html Fazit Die Metropole Tokyo hat mich von Anfang an begeistert. In dieser Stadt gibt es unzählige Unternehmungsmöglichkeiten und immer etwas Neues zu entdecken. Der Aufenthalt in Japan war eine tolle Zeit und hat mir viele neue Einsichten über dieses Land und die Leute gebracht. Ich hoffe, dass noch viele weitere Studenten von der Partnerschaft mit der Sophia Universität profitieren werden. Zuletzt möchte ich mich noch einmal bei Frau Sperber, Prof. Dr. Ehmcke und Frau Dr. Watabe für Ihre großartige Unterstützung bedanken!