Landesmusikrat AKTUELL 06/2007
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Landesmusikrat AKTUELL 06/2007
Juni/2007 ÜBER GEGENSÄTZE die keine sind. musik bewegt. THEMA POP IST DIE KLASSIK VON MORGEN – KLASSIK IST DER POP VON MORGEN Nein, ich liefere keinen neuen Aufguss der ihren kreativen, avantgardistischen Spitzen nie enden wollenden Diskussion um E- und in komplexen Strukturen von Komposition U-Musik. Ich rede nicht über die vermeintlich und Vermittlung zu Hause gewesen? Zu anunterschiedliche Wertigkeit von Unterhaltung spruchsvoll und doch wegweisend für den und Ernst. Nicht über ein Mehr oder Weniger stets lernbereiten aber gern diskriminierten an historischer Bedeutung von Klassik, zeitMainstream? genössischer Avantgarde, Jazz oder Pop. “Was ist wirklich wichtig?“, fragt der GeEs geht um mehr. Es geht um gegenseitischäftsführer der Kulturpolitischen Gesellgen Respekt. Es geht also … um alles. Das schaft, Norbert Sievers (Kulturpolitische ist nicht eben wenig. Mitteilungen Nr. 115, Die Auflösung kommt IV/2006). Immer sind es zwei wichtige Aspekte, aber gleich zum Be- die den Kulturmenschen auszeichnen: Aufgrund der Erosion ginn: Gegensätze exi- die Auseinandersetzung mit uns selbst der sozialen Netzwerstieren hier nicht. und die Auseinandersetzung mit der ke (Familie, NachbarEr habe gewisse Welt. Wir brauchen also „Selbstschaften etc.) brau„Strategien von den Musik“ und „Welt-Musik“ – ohne chen Menschen in Pop-Kollegen überjede weitere Klassifizierung. den nächsten Jahren nommen“ sagt Per „Plätze“ für KommuniHauber, verantwortlich im Marketing bei Unikation und Teilhabe. Sievers: „Schon heute versal, dem Mutterkonzern der Deutschen ist für viele Kulturnutzer genau dieses grundGrammophon und von Decca ganz offen. legende Bedürfnis nach Kommunikation Anna Netrebko veröffentlicht ihre CDs als Bewegungsgrund für den Museums- oder Künstlerin bei der Deutschen Grammophon. Theaterbesuch und nicht in erster Linie die Sie ist Teil des Erfolgs eines veränderten Kunst.“ Noch heute findet das „Sehen-undKlassik-Marketings. gesehen-werden“ Ovids samt der dazugeIn dem Artikel “Kurven und Koloraturen“ (Der hörigen Unterhaltung in unseren KulturtemSpiegel 17/2007) erfahren wir weiter von der peln statt und ist wichtiger denn je. Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen: Was fangen wir aber mit dieser nicht gerade „Die Diven der Vergangenheit … waren mythineuen Erkenntnis an? Noch einmal von vorn: sche Wesen“ … Die Diva der Jetztzeit sei entschieden diesseitig, marktorientiert, wirke kerngesund und sei eine erotische Arbeiterin mit Alltagsallüre. Und: „Übergewichtige Primadonnen… sind heute unverkäuflich.“ Die CD-Verkäufe der Netrebko und ihrer Kolleginnen haben die Umsätze im Klassikmarkt um erhebliche 11,7 % gesteigert – in einem Zeitraum zwischen 2003 und 2006, der im gesamten Tonträgermarkt von einem Umsatzminus in Höhe von 7,4 % gezeichnet ist. Bewegt sich die klassische Musik auf das Rezeptionsverhalten neuer (Popkultur-sozialisierter) Publikumsschichten zu? Machen die neuen Erscheinungsformen die „alten Werte“ wieder interessant für neue Fans? Heben und lösen sich Gegensätze auf? Oder aus anderer Perspektive beleuchtet: Ist die Popkultur, sind Popmusik und Jazz nicht schon immer – trotz genereller Marktorientierung – in Anna Netrebko Foto: Peter Rigaud AKTUELL von Jens Klopp Grundlegende Fragen dürfen wieder gestellt werden: Was treibt uns in die Kunst, was macht uns zu Kulturmenschen? Was macht Kultur so wertvoll und unabdingbar für jede gesellschaftliche Entwicklung und – ganz tief schürfend schlicht – für unser Alltagsleben? Immer sind es zwei wichtige Aspekte, die den Kulturmenschen auszeichnen: die Auseinandersetzung mit uns selbst und die Auseinandersetzung mit der Welt. Wir brauchen also „Selbst-Musik“ und „WeltMusik“ – ohne jede weitere Klassifizierung. Wir begreifen, dass unsere unterschiedlichen kulturellen Präferenzen allesamt Ausdruck des Wunsches, des Bedarfs nach Kommunikation und Geselligkeit sind. Hier treffen wir uns, hier lernen wir uns kennen, hier erfahren wir etwas Neues voneinander. Diese Begegnungen finden auf „Marktplät- zen“ wie Konzerten, Wettbewerben von „Jugend musiziert“, in Seminaren, Chorfreizeiten, bei Festivals etc. statt. Wir gestalten sie mit, wir fördern diese Begegnungen. Der Landesmusikrat Schleswig-Holstein sei beispielgebend für die musikalische Vielfalt, den Respekt voreinander und nicht zuletzt für die gegenseitige Neugier am Schaffen der anderen Aktiven in den unterschiedlichen Bereichen von Musikkultur. Pilotprojekt in Schleswig-Holstein „Jugend musiziert“ goes Pop? antwortlichen vor einiger Zeit mit der Situation auseinander, dass sich in den letzten 50 Jahren eine Popkultur entwickelt hat, die in ihrer Stilvielfalt die musikalischen Lebenswelten Jugendlicher weitgehend dominiert. An den Musikschulen hat die Arbeit im PopBereich daher große Bedeutung gewonnen, ebenso haben sich spezielle Pop- und Rockschulen gebildet und leisten erfolgreiche Arbeit. Aber mit Ausnahme einiger renommierter Band-Wettbewerbe gibt es für die popmusikalisch interessierten Schülerinnen und Schüler bisher keine Möglichkeit, sich an Instrumentalwettbewerben zu beteiligen. „Jugend musiziert“ will nun versuchen, diese Lücke zu schließen. Intensive und kontroverse Diskussionen und Bedenken gab es sowohl von Klassik- als auch von Pop-Vertretern: • Wie würde ein Solistenwettbewerb in der von Bandwettbewerben geprägten Pop-Szene angenommen? • Können qualifizierte und engagierte Jurymitglieder gefunden werden? • Funktioniert die Übernahme der JuryEine stetige Erweiterung und Veränderung Richtlinien und Bewertungsmaßstäbe? sowohl der zur Teilnahme zugelassenen • Wie lässt sich die neue Kategorie Instrumente als auch der Besetzungsmögin den „klassisch“ geprägten Verlichkeiten in den kammermusikalischen Kaanstaltungskontext einbinden? tegorien bildet die Grundlage für den bis heute andauernden Erfolg und die Aktualität Man entschloss sich, in einer auf zwei Jahre des Wettbewerbes. So haben sich beim 44. angelegten Pilotphase Erfahrungen zu samWettbewerb in diesem Jahr 16.200 junge meln. In zunächst fünf Bundesländern wurMusikerinnen und Musiker zur Teilnahme bei de eine Teilnahme in den neuen Kategorien den 140 Regionalwettbewerben gemeldet, Keyboard, Bass, Drums, Pop-Gesang, E-Gica. 2.100 von ihnen wurden von den Jurys tarre und DJ angeboten. zur dritten Ebene, dem Bundeswettbewerb Schleswig-Holstein war dabei. Aus orgaweiter geleitet. Stets ist zu beobachten, nisatorischen und finanziellen Gründen dass „Jugend musiziert“ unmittelbar in die wurden die Wermusikalische Nachtungen jedoch nur Dem Wandel und den Bedürfnissen der Zeit w u c h s f örde ru n g im Rahmen des entsprechend, befindet sich der Wettbewerb ausstrahlt, dass Landeswettbewer„Jugend musiziert“ noch immer in einem der Wettbewerb bes durchgeführt. ständigen Veränderungsprozess, um dem Maßstäbe setzt, Eine Spende des musikalischen Nachwuchs Ziele zu bieten, die Schülerinnen Lions-Club Eckernihn anzuspornen und um „die Musizierund Schüler und förde ermöglichte freudigkeit zu fördern und Leistungen deren Lehrkräfte sichtbar werden zu lassen.“ die Erweiterung fordert und fördert des Wettbewerbes und allen Beteiligwährend der beiden Pilotjahre. ten die Augen öffnet, was junge Leute imHohe Anforderungen wurden an die Teilstande sind zu leisten. nehmenden in der Ausschreibung gestellt: Stilistisch unterschiedliche Titel mussten So setzten sich die „Jugend musiziert“ – Ver„Neben der Entwicklung der Musizierfreudigkeit sollen Leistungen sichtbar werden, welche vielleicht einmal die Grundlage einer künftigen Lebensarbeit bilden.“ Mit diesen Worten begründete 1962 der damalige Vorsitzende des Deutschen Musikrates, Professor Hans Mersmann, die Notwendigkeit von Jugend-Musikwettbewerben als pädagogische Maßnahme. Es mangelte an Orchesternachwuchs und aus den Musikhochschulen waren nicht genügend qualifizierte Absolventen dieser Fächer zu erwarten. So startete 1964 der erste Wettbewerb „Jugend musiziert“ mit 2500 Teilnehmenden auf der Regionalebene, 179 von ihnen erreichten den Bundeswettbewerb. Zunächst wurden die Kategorien Streichinstrumente im Wechsel mit einigen Blasinstrumenten ausgeschrieben. Mittlerweile steht nicht mehr die gezielte Suche nach Orchesternachwuchs im Vordergrund, sondern der Team-Gedanke: miteinander zu musizieren, gemeinsam ein Werk der Musikliteratur zu erarbeiten und es vor Publikum zur Aufführung zu bringen. 2 präsentiert werden, davon mindestens eine eigene Komposition, ein Werk war ohne Begleitung, bzw. a capella vorzutragen. Um das Ergebnis vorweg zu nehmen: Die von den Klassik- und Pop-Vertretern geäußerten Bedenken erwiesen sich als unbegründet. Die Möglichkeit, sich als Solist einem Wettbewerb zu stellen, wurde von den jungen Teilnehmenden als neue Herausforderung gesehen und gern angenommen. Dafür sprechen die ausgezeichneten Teilnehmerzahlen in Schleswig-Holstein. Darüber hinaus waren auch die Instrumentallehrkräfte sehr an den neuen Kategorien interessiert, zumal sich für sie bei dieser Gelegenheit erstmals die Möglichkeit zum Vergleich der musikalischen Leistungen und zum Erfahrungsaustausch mit anderen Kolleginnen und Kollegen bot. Es war überraschenderweise kein Problem, hochrangige Juroren für den Wettbewerb zu gewinnen. Künstlerinnen und Künstler mit nationalem bzw. internationalem Renommee waren sofort bereit, bei diesem Pilotprojekt mitzuwirken, und das zu den (eingeschränkten) finanziellen Bedingungen, die der Wettbewerb zu bieten hat. Das Engagement der Jurymitglieder auch in den Beratungsgesprächen mit den Teilnehmenden war beispielhaft. Gerade aus diesem Kreis wurde massiv der Wunsch geäußert, „Jugend musiziert – Pop“ zu einer ständigen Einrichtung werden zu lassen. In diesem Zusammenhang gab es auch keinerlei Probleme bei der Handhabung der ursprünglich für die klassischen Kategorien konzipierten Juryrichtlinien und Bewertungsmaßstäbe. Für die Beurteilung aller Leistungen ist die musikalische und spiel- bzw. gesangstechnische Darstellung der vorgetragenen Werke maßgebend. Die künstlerische Gestaltung, Ton- bzw. Stimmqualität, Spieltechnik, stilistisches Verständnis und im kammermusikalischen Bereich die Qualität des gemeinsamen Musizierens sind die Kriterien, nach denen gemessen wird. Das gilt für alle Bereiche des aktiven Musizierens. E- oder U-Musik? Klassische oder Pop-Instrumente? Nach dieser Pilotphase ist einmal mehr festzustellen, dass diese angeblichen Gegensätze keine sind. Die Einbindung der Foto: Hartmut Schröder Pop-Kategorien hat sich als Bereicherung des Wettbewerbes „Jugend musiziert“ herausgestellt. Ressentiments zwischen den „Klassikern“ und den Rock-Pop- Teilnehmenden traten kaum auf, zumal beispielsweise in den Gitarren-Kategorien auch Doppelteilnahmen (Klassik und Pop) stattfanden. Das Miteinander war eher von gegenseitigem Respekt geprägt. Aus inhaltlichen Gründen sind eine Fortführung der Pop-Kategorien und eine Ausweitung auf die Regional- und Bundesebene absolut wünschenswert! Eine Integration in die erfolgreiche Struktur des Wettbewerbes „Jugend musiziert“ wird sich positiv auf alle Beteiligten auswirken. Der Landesmusikrat Schleswig-Holstein bedauert vor diesem Hintergrund sehr, dass der Landesausschuss „Jugend musiziert“ aus finanziellen Gründen den Entschluss fassen musste, das Pilotprojekt nicht fortzuführen. Trotz der För- Musikalische Bausteine für eine Ostsee-Identität folkBALTICA 2007 übertraf alle Erwartungen Das neue Musikfestival Schleswig-Holsteins hat sein ganz eigenes Profil entwickelt und im nunmehr dritten Jahr gefestigt. Und dieses Profil erweist sich als außerordentlich erfolgreich: Ausverkaufte Konzerte an ungewöhnlichen Spielorten und große Festivalatmosphäre in der Alten Post, dem Herzen von folkBALTICA. Ein Musik-Genre, das keines ist, weil es sich als so vielseitig und alle landläufigen Schubladen sprengend erweist, feiert Triumphe: beim großen Eröffnungskonzert „Sibelius Erben“ in der St. Marien Kirche, bei dem finnische Spielleutemusik, archaische Runengesänge sowie romantische und neue Sinfonik ohne jegliche Brüche zueinander fanden und die Zuhörer anrührten. Beim eher meditativen Sonderkonzert auf dem Museumsberg mit norwegischen Tierhornklängen und Kantele-Magie. Aber auch bei finnischem Tango in der völlig überfüllten Alten Post, oder bei der jugendlichen Folk-Party. Und der Bogen lässt sich spannen bis hin zum Moscow Art Trio mit auch geografisch nicht festzulegender wahrhaft nordeuropäischer Musik zwischen klassischen, hochmodernen und Volks-Traditionen. „Von guten Nachbarn lernen“ – auch mit diesem Motto trat folkBALTICA 2005 an. Wir haben gelernt: Gute Musik rund um die Ostsee kennt weder Staatsgrenzen noch künstlerische Barrieren. Und ob man das Ganze dann Klassik, Pop, Jazz, Folklore oder Folk nennt, das ist eigentlich vollkommen gleich. Dieser letzte Aspekt ist vor allem für die Nachwuchsförderung von besonderer Bedeutung. Hier ist Schleswig-Holstein in der glücklichen Lage, sich von unmittelbaren Nachbarn im Norden inspirieren lassen zu können, wie es zugehen kann in Musikschulen, Universitäten und Hochschulen. folkBALTICA wird auch in diesem Bereich weiterhin neue Wege aufzeigen. Außerdem werden die Länderschwerpunkte mit außermusikalischen Anteilen wie Filmen und Ausstellungen ausgebaut, und die Konzerte mit experimentellem Charakter werden ihren festen Platz haben. Nach dem großen Erfolg des Konzertes der norddeutschen sinfoni- derung durch das Land Schleswig-Holstein und der Finanzgruppe Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein hat die Praxis gezeigt, dass eine Erweiterung des Wettbewerbs nur mit einer erheblichen Aufstockung der Mittel zu leisten ist. Vor der endgültigen Entscheidung über den Verbleib der Pop-Kategorien bei „Jugend musiziert“ bedarf es jedoch einer bundesweiten Auswertung der Erfahrungen auch aus den übrigen Pilotländern. Es bleibt spannend, wie sich die Zukunft gestalten wird. Christine Braun / Arvid Maltzahn Foto: Archiv folkBALTICA Fazit nach zwei Jahren Pilotphase in Schleswig-Holstein: Die finnische Akkordeonvirtuosin Johanna Juhola und die norddeutsche sinfonietta beim Konzert „Sibelius Erben“ etta gemeinsam mit finnischen Künstlern denkt man sogar an eine vergleichbare Auftragskomposition mit Musikern aus anderen Ländern des Ostseeraums. Und noch etwas Besonderes: Das Festival in Flensburg und Umland hat eine von vielen ehrenamtlichen Helfern geprägte ausgesprochen herzliche Atmosphäre, die sogar in persönlichen Dankesbriefen der Künstler an die Festivalleitung ihren Niederschlag findet. folkBALTICA ist in seinem dritten Jahr zu einem Kulturereignis geworden, das in der Lage ist, einen Beitrag zu leisten zu einer neuen Ostsee-Identität. Jörg-Rüdiger Geschke AUS DEN MITGLIEDSVERBÄNDEN Arbeitskreis Musik in der Jugend feiert sechzigjähriges Bestehen Der Arbeitskreis Musik in der Jugend (AMJ) feiert in diesem Jahr sein sechzigjähriges Bestehen. Aus diesem Anlass haben sich am Wochenende 9. - 11. 2. 2007 in Wolfenbüttel die Leitungsgremien zur Vorstands- und Beiratssitzung getroffen, um Zukunftsperspektiven zu besprechen und einem ersten Jubiläumskonzert zu lauschen. Der AMJ wurde 1947 in Hamburg als „Musikantengilde“ gegründet und hat sich seither als Chorverband vor allem für Kinder- und Jugendchöre profiliert. In vielen praktischen Fragen gibt er Hilfen und Tipps. Er bietet umfangreiche Angebote zur Weiterbildung der Chorleiter. Mit seinem Projekt „Komponisten schreiben für Kinder- und Jugendchöre“, hat er seit 1997 dazu beigetragen, dem Mangel an altersgemäßer singbarer zeitgenössischer Chorliteratur abzuhelfen. Als Kursanbieter führt der AMJ jährlich bundesweit über 170 Kurse in allen Bereichen der vokalen und instrumentalen Musik durch. Entgegen dem allgemeinen Trend steigen die Teilnehmerzahlen an den Kursen von Jahr zu Jahr. Ein wichtiger Schwerpunkt der Arbeit des AMJ liegt in der Förderung internationaler Beziehungen. Bereits in den frühen fünfziger Jahren gelangen erste Kontakte ins europä3 ische Ausland. 1978 brachte der AMJ den ersten israelischen Chor nach Deutschland zu den Festlichen Tagen Arnsberg. Der Austausch mit Israel hat seitdem kontinuierlich stattgefunden, sowohl für Chöre als auch im Rahmen von Studienreisen für Chorleiter. Chorleiterstudienreisen hat es darüber hinaus auch mit den USA, mit Ungarn und mit Frankreich gegeben. Der AMJ ist für alle Jugendchöre Deutschlands Zentralstelle des Deutsch-Französischen und des DeutschPolnischen Jugendwerkes. Fester Bestandteil im internationalen Terminkalender der Chöre der Welt sind die zwei großen Chorfestivals des AMJ: die „Internationale JugendKammerchor-Begegnung USEDOM“ und vor allem der „EUROTREFF WOLFENBÜTTEL“, die im jährlichen Wechsel stattfinden. R.P. 10 Jahre Rock & Pop Schule (1.2.1997 - 1.2.2007) Seit 10 Jahren ist der Rock´n & Roll bei uns zu Hause. Er schallt aus allen Räumen und begeistert nach wie vor alle Generationen. Die Rock & Pop Schule hat sich in dem Jahrzehnt zu einer gefragten und anerkannten Einrichtung in Kiel und Schleswig-Holstein etabliert. ist für uns eine Herzensangelegenheit und Bestandteil unseres Konzeptes. Unsere jährlich stattfindenden Festivals in der Pumpe und auf der Kieler Woche haben eine große öffentliche Resonanz - und inzwischen Kultcharakter! Unsere vielseitigen Unterrichtsangebote nutzen inzwischen über 400 Schülerinnen und Schüler. Sie finden bei uns viel Raum für ihre musikalische Entwicklung und Begegnungen mit anderen Musikbegeisterten. Wir feiern unseren 10-jährigen Geburtstag mit vielen prominenten Musikern und Künstlern, die ihr Wissen und Know-How in Workshops präsentieren werden. Zur Förderung der Nachwuchsszene wird im Oktober 2007 ein DemoCD-Hearing für Künstler und Bands mit renommierten Musikern und Produzenten stattfinden. Udo Dahmen, Leiter der Popakademie in Mannheim und Präsidiumsmitglied des Deutschen Musikrats, hat bereits zugesagt. Den Erfolg der Rock & Pop Schule verdanken wir auch unserem engagierten und hochqualifizierten Lehrerteam. Unseren Musikunterricht kennzeichnen musikalische Professionalität und pädagogische Kompetenz verbunden mit Spaß und Kreativität. Die Förderung des musikalischen Nachwuchses 100 Jahre Philharmonisches Orchester Kiel Foto: Christoph Risch Am 12. Mai 1907 gründete der zu diesem Zweck ins Leben gerufene Verein der Musikfreunde das „Orchester des Vereins der Musikfreunde“ – wie es damals noch hieß. Mit einem bunten Jubiläumsprogramm feiern die Kieler Philharmoniker nun ihr 100jähriges Bestehen. Startschuss zum Jubiläumsjahr – das in seinem Programm viele Reminiszenzen an die vergangenen Jahrzehnte bietet – war ein großes Bürgerfest auf dem Rathausplatz am 12. Mai 2007. Ein Fest, bei dem sich das Orchester nicht nur als ausgezeichneter Klangkörper präsentierte, sondern auch vielfältige Blicke „hinter die Kulissen“ gewährte. Nach der feierlichen Eröffnung durch Ministerpräsident Peter Harry Carstensen und Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz führte NDR-Moderator Hans-Jürgen Mende von 12 Uhr bis 21 Uhr durch ein buntes Programm mit Musikdarbietungen, Interviews und verschiedenen Mitmachaktionen für Groß und Klein. Die Kinder bastelten Instrumente und zum krönenden Abschluss konnten alle Anwesenden noch die Stimmen im Riesenkollektiv u. a. zu Beethovens „Ode an die Freude“ erheben. Auch für das leibliche Wohl war im großen Festzelt mit allerlei Leckereien aufs Beste gesorgt. Die Jubiläumssaison bietet in allen Sparten ein abwechslungsreiches Programm und zusätzlich vier Sonderkonzerte, in denen The King’s Singers, Hans Liberg, Oleg Maisenberg und die Klazz Brothers & Cuba Percussion mit dem Orchester konzertieren werden. T.R. Kieler Philharmoniker beim Festkonzert am 12. Mai 4 Foto: Rock- und Popschule Lehrerteam Rock- und Popschule Unsere Philosopie ist und bleibt der Rock´n Roll. Er begleitet uns im Unterricht, auf der Bühne und in unserem Leben. Auf die nächsten 10 Jahre..... Hörbie Schmidt folkBALTICA feiert Grieg Nach dem Sibelius-Projekt zum diesjährigen Länderschwerpunkt Finnland ehrt folkBALTICA Ende September 2007 den 100. Todestag des norwegischen Komponisten Edvard Grieg mit einem eigenen Folk-Klassik Projekt. In Zusammenarbeit mit dem Landessinfonieorchester spielt die norwegische Gruppe „Sturm und Drang“ vom 24.30. September „Peer Gynt für Kinder“ als Schul- und Familienkonzert. Außerdem tritt das Trio aus Oslo mit dem Programm „Nordic Rhapsody“ auf. Veranstaltungsorte sind Flensburg, Schleswig, Rendsburg, Husum und Kiel. Mehr unter www.folkbaltica.de J.P.M. MELDUNGEN Kulturforum Kiel Kultur und Ökonomie – geht das zusammen? Unter Musikern ist diese Geschichte sehr bekannt: Geht ein Wirtschaftsprüfer mit einer Partitur ins Konzert und hört sich eine klassische Sinfonie an. Anschließend verfasst er einen Bericht, in dem er die Hälfte des Orchesters wegrationalisiert. Begründungen sind: die Streicher spielen zu mehreren eine Stimme, die zweite Oboe spielt so wenig Noten, dass es die Flöte übernehmen könnte usw.. An diese Posse fühlt man sich erinnert, wenn man den Bericht der Wirtschaftsberater Kienbaum und Partner zu den Möglichkeiten der Kosteneinsparung im Kulturbereich der Stadt Kiel studiert. Es ist nun mal Tatsache, dass Kultur Geld kostet. Es ist aber auch klar, dass dieses eine wichtige Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft ist. Der Stadt Kiel ist es in der Vergangenheit gelungen, mit dem Kulturforum eine Institution zu schaffen, die mit Ihrem Angebot an Veranstaltungen mit jungen Künstlern Vorbildcharakter in Schleswig-Holstein hat. Es gibt im Lande kaum einen zweiten Ort, an dem junge Künstler in angemessenen Räumen, von einer professionellen Organisation unterstützt, sich einem größeren Publikum vorstellen können. Aufgrund dieses Konzepts konnten mehr als zweihundert Veranstaltungen im Jahr durchgeführt werden, die ein Publikum von 30.000 Das LandesJugendJazzOrchester probt im Kulturforum Kiel Besuchern gefunden haben. Neben der jahrelangen engagierten Aufbauarbeit dürfte dabei vor allen Dingen die zentrale Lage des Veranstaltungsortes Grundlage dieses Erfolges sein, wozu auch die hervorragenden Rahmenbedingungen beigetragen haben. Die Erfahrung zeigt, dass eingeführte Veranstaltungsorte nicht ohne weiteres versetzbar sind. Mit der geplanten Verlegung der Veranstaltungen in die Musikschule nach Gaarden – was in diesem Umfang auch völlig unrealistisch scheint – würde aus unserer Sicht ein einmaliger, eingeführter Veranstaltungsort zerschlagen und vielen Bands und Nachwuchskünstlern, unter anderem auch dem LandesJugendJazzOrchester, ein wichtiges künstlerisches Forum genommen. Die zu erwartenden Einsparungen stehen dabei in keinem Verhältnis zu dem dadurch entstehenden Schaden für die Kultur der Landeshauptstadt. Was lernen wir daran? Eine ökonomisch kritische Betrachtung kultureller Aktivität ist sicher richtig und in Zeiten knapper Kassen auch absolut notwendig. Sie kann aber nur von Institutionen und Personen vorgenommen werden, die mit den inhaltlichen Problemen derart vertraut sind, dass sie die langfristigen Folgen für die Gesellschaft überblicken und in ihre Betrachtungen einbeziehen. Eine solche Betrachtungsweise käme auch rechnerisch zu anderen Ergebnissen. In diesem Sinne bleibt zu hoffen, dass die Stadt Kiel aufgrund des vorliegenden Gutachtens nicht ihre eigene Aufbauarbeit zerschlägt, sondern das Kulturforum in der jetzigen Form weiter betreibt und unterstützt. Dr. Klaus Volker Mader Foto: Arvid Maltzahn Deutsch-Dänische Blechbläserakademie im neuen Gewand Die Deutsch-Dänische Blechbläserakademie ist wieder da! Vom 29. Juli bis 4. August 2007 treffen sich wieder Trompeter und Posaunisten aus Deutschland und Dänemark in Gråsten, um gemeinsam zu musizieren, alte Freundschaften zu pflegen und neue zu schließen. deriksen. Ihm zur Seite stehen erneut Bo Fuglsang und Bob Lanese. Die Verstärkung des Teams bilden Karl Husum (Trompete), Don Immel (Posaune) sowie Louise Schrøder (Korrepetition). Mit der Gråsten Landbrugsskole hat der Kurs eine attraktive und „hyggelige“ Alternative zu der leider nicht mehr zur Verfügung stehenden Schule auf Rømø gefunden. Für diesen Kurs anmelden können sich Studenten und fortgeschrittene Schüler der Instrumente Trompete und Posaune, die Lust haben, klassische Werke und Jazzimprovisationen für verschiedene Brassensembles zu erarbeiten und dabei neue und alte Freunde diesseits und jenseits der Grenze zu treffen. Ebenfalls können Einzelstunden bei den Dozenten genommen werden. Größtenteils gleich geblieben ist jedoch das Dozententeam: Die künstlerische Leitung und den Unterricht in Grundlagen und Kammermusik übernimmt wieder John Fre- 5 Die Ergebnisse des Kurses erklingen dann in einem Abschlusskonzert am 3. August 2007 um 20.00 Uhr in der Sankt Marie Kirche, Kirke Allé 6, 6400 Sønderborg. Anmeldprospekte können beim Landesmusikrat SH angefordert werden. Kontakt: Landesmusikrat Schleswig-Holstein e.V., Annette Prieß, Rathausstraße 2, 24103 Kiel, Tel.: 0431-98 658-10, eMail: [email protected], www.landesmusikrat-sh.de Anmeldeschluss ist der 17. Juni 2007. Foto: Christine Braun 25 Jahre LandesJugendJazzOrchester Schleswig-Holstein Porträt Jens Köhler 1982 gegründet und dynamisch wie eh und je: Das LandesJugendJazzOrchester gab am 17. April sein erstes Jubiläumskonzert im Kieler Kulturforum. Ausverkauft hieß es bei dieser Veranstaltung der HypoVereinsbank („Jugend kulturell“) und wie schon so oft konnte eine neu zusammengestellte Ausgabe der Band überzeugen. Weitere Jubiläumskonzerte: 30. Juni: JazzBaltica (Salzau) 25. August: Marne 26. August: Wyk auf Föhr 27. August: Apenrade (DK) 09. September: Norderstedt In den letzten 25 Jahren haben weit über 300 Jugendliche die „Talentschmiede“ LJJO besucht, für einige von Ihnen war es der Start zu einer viel versprechenden künstlerischen Karriere. Kontakt: Landesmusikrat Schleswig-Holstein e.V., Arvid Maltzahn, Rathausstraße 2, 24103 Kiel, Tel.: 0431-98 658-12, eMail: [email protected], www.landesmusikrat-sh.de „Die Orchestrale 2007“ Ein Orchesterfest für jung und alt. Ein Fest der Begegnung soll es am 17./18. November 2007 in Hamburg geben, wenn sich Orchester der unterschiedlichsten Besetzungen erneut zur „Orchestrale“, dem Landesorchesterwettbewerb, treffen. Wie bereits bei der „Orchestrale 2003“ haben sich die Landesmusikräte aus Schleswig-Holstein und der Hansestadt Hamburg zusammengeschlossen, um diesen Wettbewerb gemeinsam zu einem lebhaften Fest werden zu lassen. Außerhalb der Konkurrenz und ohne Weiterleitung zum Bundeswettbewerb soll der so genannte „Begegnungsteil“ all diejenigen ansprechen, die sich mit Kollegen austauschen möchten und nach der Begutachtung ihres Auftritts durch eine Fachjury wertvolle Ratschläge mit nach Hause nehmen wollen. Neben den Wertungsspielen wird es ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm und die Möglichkeit geben, Freunde zu treffen, sich auszutauschen und vielleicht das ein oder andere spontane „Konzert“ zu geben. Orchester aller Besetzungen, vom Sinfonieorchester bis zum Posaunenensemble, vom Zupforchester bis zur Jugend-Bigband, die sich anmelden möchten, können Informationen und Anmeldeformulare beim Landesmusikrat Schleswig-Holstein anfordern. Anmeldeschluss ist der 30. Juni 2007. Mit den Profis Seite an Seite Die im Jahr 2005 begründete Patenschaft zwischen dem Philharmonischen Orchester Kiel und dem Landesjugendorchester hat im vergangenen Frühjahr einen vorläufigen Höhepunkt erreicht: Seite an Seite mit den Profis aus dem Kieler Orchester führten die jungen Musiker unter der Leitung von Generalmusikdirektor Georg Fritzsch „Die Planeten“ von Gustav Holst auf. Es hat schon vielfach eine mehr oder weniger formelle Zusammenarbeit zwischen den beiden Orchestern gegeben: sei es der Austausch unter den Musikern, die Verstärkung des Philharmonischen Orchesters durch LJO-Musiker bei den Dirigierkursen oder auch die Leitung von Sektionsproben durch Musiker aus dem Philharmonischen Orchester und die Leitung von Arbeitsphasen durch Georg Fritzsch. So eng wie dieses Frühjahr wurde aber noch nie zusammen musiziert – der große Abstimmungsaufwand in Proben- und Besetzungsplanung wurde von Martin Hahn, Orchestermanager der Profis, und unserem Orchesterreferenten Martin Doerks mit viel Engagement bewältigt. Der Erfolg beim Abschlusskonzert im Kieler Schloss war Lohn für die Einsatzfreude - mit frenetischem Beifall wurde das klangliche Resultat der Kooperation gefeiert und auch die Presse stimmte in den Kritiken ein Loblied auf die Zusammenarbeit an. Kontakt: Landesmusikrat Schleswig-Holstein, Rathausstraße 2, 24103 Kiel, Tel.: 0431-98658-10, eMail: [email protected], www.landesmusikrat-sh.de HSr Er kocht italienisch, hat über mittelalterlichen Minnesang promoviert und leitet das LandesJugendJazzOrchester: Für Jens Köhler scheint grenzüberschreitende Abwechslung der Normalfall zu sein. Der Einstieg in das Musikgeschäft begann für den gebürtigen Kieler Anfang der 70er Jahre als Rock-Gitarrist. Allerdings in Bands, „die allesamt nicht den Sprung nach vorn geschafft haben“, wie er schmunzelnd hinzufügt. Dann packte ihn 1979 das Jazz-Fieber, eine Infektion, die bis heute unvermindert Wirkung zeigt. Schon bei seinen ersten Jazzprojekten zeigte sich, dass Jens Köhler die seltene Neigung und das Talent zum Arrangieren und Komponieren besitzt. „Von Anfang an hat mich das Schreiben von Musik interessiert“, bekennt er und bildet sich autodidaktisch („the hard way“) weiter. Äußerst erfolgreich, denn das „ClasenKöhler-Quartett“ und später das „Jazz Art Orchestra“ sind Formationen, die den modernen Jazz in Schleswig-Holstein geprägt haben. Nach dem Abschluss des Germanistik-Studiums fiel dann die Entscheidung leicht, freiberuflich als Gitarrist, Komponist und Arrangeur zu arbeiten. Seit 1995 leitet Jens Köhler das LandesJugendJazzOrchester und hat damit auch seine pädagogische Ader entdeckt. Zurzeit tourt er vermehrt mit seinen „Sultans Of Swing“ durch Norddeutschland und freut sich über die Wiederauferstehung des „Clasen-Köhler-Quartetts“. Jens Köhler ist verheiratet und hat einen neunjährigen Sohn, für seine Familie kocht er bevorzugt italienisch, z.B. Penne al Arrabiata. MZ Impressum V.i.S.d.P: Landesmusikrat Schleswig-Holstein e.V. • Rathausstraße 2, 24103 Kiel • Tel.: 0431-986 58-0 • Fax: 0431-986 58-20 eMail: [email protected] • www.landesmusikrat-sh.de Redaktion: Arvid Maltzahn, Annette Prieß, Hartmut Schröder Präsidium des Landesmusikrates Schleswig-Holstein e.V.: Dr. Klaus Volker Mader (Präsident), Wolfgang Roggatz (Vizepräsident), Christine Braun, Frank Engelke, Jens Klopp, Jörg-Rüdiger Geschke, Hagen Sommerfeldt Satz & Druck: Schmidt & Klaunig, Medienhaus Kiel, Ringstraße 19, 24114 Kiel 6