Sebastian Feil - Phil.
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Sebastian Feil - Phil.
ERASMUS-Bericht Limerick 2010/2011 – Sebastian Feil Nachdem ich etwas kurzfristig zu diesem Erasmus Platz in Limerick gekommen war, hatte ich mich im Vorfeld nicht wirklich mit Irland beschäftigt. Ich wusste ein wenig (Joyce und Guinness natürlich, Bankenkrise war auch gerade), aber wirkliche Einblicke in Land und Leute fehlten mir gänzlich. So bin ich dann relativ unbedarft mit einem Lonely Planet Guide to Language and Culture, den mir mein Bruder zu Weihnachten schenkte, los, und hatte erstmals auf der Busfahrt von Cork nach Limerick Gelegenheit, mich ein wenig einzulesen. Wenn Aer Lingus günstig von München aus dorthin fliegt, lohnt sich das schon, da sich die initiale Zeit im Bus im Vergleich zu Dublin halbiert, ich fand es jedenfalls angenehm, erst einmal anzukommen, wusste ich ja ohnehin nichts über das Land. Heute würde ich auf jeden Fall zunächst nach Dublin fliegen und dort ein paar Tage verbringen, bevor ich in den Westen rüberfahre. Über Limerick ist das meiste detailreicher meinen Vorgängern im Berichteschreiben zu entnehmen. Das Wohnheim City Campus ist immer noch Abzocke, der einzige Vorteil (aber manchmal auch Nachteil) ist das enge Zusammensein mit sämtlichen anderen Internationals. Es gibt jedenfalls einige Wohnungen, die traditionell an internationale Studenten vermietet werden (auch immer mal Iren dabei), eine, wie ich finde, gute Alternative zu Wohnblockromantik oder Isolation. Informationen dazu bekommt man im Placement Office des Colleges. Wer sich selbst ein Zimmer suchen will, sollte sich vorher gründlich schlau machen, sonst ist die Gefahr, in einer ungünstigen Ecke zu landen doch größer als man meinen möchte. Einkaufen ist immer noch gleich, Convenience Stores sind teuer, Supermärkte besser, der Lidl stadtauswärts von City Campus hat jetzt eine neue „internationale“ Brot- und Backwarentheke. In der Gegend findet sich ein recht teurer Spar, der sich aber durch einen Geldautomaten auszeichnet (neben dem im College der nächste vom Wohnheim aus, nur für den Fall...). Der daneben gelegene gut sortierte Off-License Store spendet dem Parkplatz die richtige Portion scumminess, nachts nicht immer gemütlich. Bequemer ist meist Dunnes im Zentrum, gute 2-for-1 deals, die den Laden meiner Erfahrung nach den günstigsten von allen machen, vor allem, weil die Sachen meist auch echt gut sind. Tesco ist ohnehin bekannt und darf für das kleine französische Bier aufgesucht werden, das sich hervorragend in Tayto-Tüten verstecken lässt, Trinken in der Öffentlichkeit ist verboten. In Bars dagegen ist das alles kein Problem: O’Dwyer’s ist das Stammlokal der Mary Immaculate-Studenten mit Abenden von der Live-Music Society gestaltet. Daneben Bobby Byrnes (die haben auch einen Laden) mit ausgezeichneter Küche und als Geheimtipp Charlie Malone’s, die authentische Bar der Straße, ohne Musik, dafür Fernsehen, und wenn der Wirt gut drauf ist, serviert er auch mal Hamburger oder Limerick Ham and Cabbage for free. Offensichtlicher ist dagegen Dolan’s, mit traditionellen Abenden und zwei Bühnen für kleinere (Limerick Jazz Club oder lokale Bands) und größere Events (Kate Nash, Mr Scruff), was das Lokal auch zur Nummer Eins Adresse der Stadt macht, wenn mehr als aber auch gemütliches Beisammensein angesagt ist. Nummer Zwei ist Nancy’s (bis Baker’s wieder aufmacht) und vielleicht könnte man Costell’s als Nummer Drei noch in die Liste aufnehmen, der Rest ist fürchterlich trashig auf eine unangenehme Billigweise. Ansehen lohnt vielleicht trotzdem... Am College ist auch alles beim Alten (also Vorgängerberichten zu entnehmen), lediglich das neue Gebäude wäre zu erwähnen, das nun ausreichend Räume und einige nützliche Einrichtungen zur Verfügung stellt (Geldautomat samt kleiner Bankfiliale der Bank of Ireland, kleiner Laden für Essen, Trinken, Schreibwaren und insgesamt kursrelevantes Material, Sitztreppen und die Räume der Student’s Union). Die Betreuung internationaler Studenten war hervorragend, zum Orientierungstreffen ist wirklich alles organisiert, man wird in sämtliche Einrichtungen eingeführt, bekommt Kurspläne, Studentenausweis und Planer und kann eigentlich sofort loslegen. Die Kurse sind oft sehr oberflächlich und meist auch in höheren Semestern wie kleine Vorlesungen gestrickt. Das Angebot des English Departments fand ich langweilig, vermutlich war das aber organisationsbedingt, Englisch ist ein großes Fach dort. Nur wenn dir der Dozent über fünf Vorlesungen hinweg A Vindication for the Rights of Women vorliest, kommt einem das schon etwas verschwenderisch vor (das war das Romantikmodul, ich habe von anderen Besseres gehört). Wirklich empfehlen kann ich sämtliche Kurse der Philosophieabteilung bei Stephen Thornton, Chris Lawn (und wieder: Limerick Jazz Club) und Stephen Bond. Hier schien mir das „surveyhafte“ eine gelungene Abwechslung zum in Deutschland gängigen „Brüten über dem Original“ (natürlich hatten die Kurse auch Lektüreanteile), wirklich empfehlenswerte ideengeschichtliche Abrisse und analytische (nicht-kontinentale) Philosophie „aus erster Hand“. Auch über das Reisen wurde bereits jede Menge berichtet. Sei hier nur gesagt, dass es sich lohnt, mit dem Auto durch den Westen zu fahren, da fährt man durch so manche kleine Stadt auf dem Weg. Auch toll sind natürlich die Aran Islands, ich war selbst auf Inishmore, das sich locker an einem Tag mit dem Fahrrad (für zehn Euro) zwischen Fährenankunft und Wiederabfahrt umfahren lässt (Fähre ist von Galway aus mit dem Bus erreichbar, das Ganze gibt’s in Form eines Tickets in dortigen Reisebüros), da gibt’s dann tolle Klippen und einen Strand und Aran sweaters und auf dem Rückweg kommt so mancher vielleicht ins Schmunzeln “to be [nach Martin McDonagh] bastarding down that bastarding hill on than bastarding bicycle of yours.” Insgesamt dürfte der Bus das Fortbewegungsmittel der Wahl sein (Bus Eireann oder City Link), in den Osten kann sich auch der Zug lohnen (Iarnrod Eireann), Frühbuchen wird mit guten Rabatten belohnt (wer übrigens vom Airport Dublin direkt nach Limerick will, kann sich die Angebote von JJ Kavanagh& Sons ansehen, geht anders als Bus Eireann non-stop.) Weiterführende Informationen finden sich hier und ich kann versprechen, nach einem halben Jahr Limerick versteht man das auch und wahrscheinlich findet man’s auch echt witzig (geht zumindest mir so): http://www.youtube.com/watch?v=zYgZFm43ZN4 http://www.youtube.com/watch?v=ljPFZrRD3J8 http://www.youtube.com/watch?v=CurAKGaT0rQ Alles in allem eine sehr gute Zeit gewesen! (Kontaktinformationen auf Anfrage beim Erasmus-Koordinator der Anglistik.)