Aktivierungsgrad (Index Aktives Altern)

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Aktivierungsgrad (Index Aktives Altern)
Aktivierungsgrad (Index Aktives Altern)
Sowohl im ESS4, wie auch im TooLS-Survey wurden Informationen erhoben, die sich als
Indikatoren für „aktives Altern“ interpretieren lassen:
• Ob jemand einer Erwerbstätigkeit nachgeht
• Ob jemand an einer Fort- oder Weiterbildung teilnimmt
• Ob jemand zivilgesellschaftlich engagiert ist
• Ob jemand über ein Kontaktnetzwerk verfügt und
• Ob jemand eine eher aktive oder eher passive Grundhaltung besitzt.
Im Hinblick auf diese Indikatoren unterscheiden sich die hier berücksichtigten Länder der
Europäischen Union sehr deutlich und auch zwischen den TooLS-Erhebungsorten lassen
sich z.T. beachtliche Unterschiede beobachten. Es ist deshalb sinnvoll, zusammenfassende
Darstellungsformen für diese Aggregatebenen zu entwickeln, also für Länder und für Städte.
Wir schlagen dazu folgendes vor:
• Eine Kennziffer „Aktivierungsgrad“, mit der sich zusammenfassend der
„Aktivierungsgrad“ der Generation 50+ auf Länderebene und auf kommunaler Ebene
beschreiben lässt.
• Länder- bzw. Stadtprofile, mit denen sich zeigen lässt, welche Bedeutung einzelne
„Aktivierungsdimensionen“ für die Generation 50+ in einem Land oder in einer Stadt
besitzen.
Kennziffer „Aktivierungsgrad“ für Länder und Kommunen
Ein für die kommunale Ebene brauchbares Informationssystem sollte in der Lage sein, für
einzelne Kommunen zu zeigen, ob und in welchem Maße sich ein am „aktiven Altern“
orientierter Lebensplan in der Generation 50+ unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte
durchgesetzt hat. Dazu ist es erforderlich, die Informationen zu den hier berücksichtigten
Indikatoren zusammenzufassen. Das ist möglich, wenn die Indikatoren auf einer Dimension
liegen. Eine Faktorenanalyse zeigt, dass für die Aggregatebene, d.h. für die im ESS4
berücksichtigten Länder der EU und für den TooLS-Survey diese Annahme zutreffend ist.
Hinter den fünf Indikatoren für „aktives Altern“ steht ein Faktor, mit dem sich 68 % der
Varianz erklären lässt. Die fünf Indikatoren lassen sich daher zu einer Skala
„Aktivierungsgrad der Generation 50+“ (in Ländern und Kommunen) zusammenfassen.1
1 Da die Faktorwerte nahezu perfekt mit einer additiven Skala „Aktivierungsgrad“ aus diesen
fünf Indikatoren korrelieren (r=0,997) gehen wir davon aus, dass diese Skala in einer validen
Weise, eine Einstufung der Länder danach ermöglicht, in welchem Umfang „aktives Altern“ in
EU-Ländern und in den TooLS-Erhebungsorten realisiert wurde. Im Prinzip könnten auch die
Faktorwerte als Kennziffern für „aktives Altern“ berücksichtigt werden. Eine additive Skala
verdient jedoch wegen ihrer größeren Anschaulichkeit und leichteren Anwendbarkeit in der
kommunalen Praxis den Vorzug. Wegen der nahezu perfekten Korrelation der additiven
Skala mit den Faktorwerten sprechen auch keine methodischen Gründe gegen diesen
Vorschlag.
1
Abbildung
Kennziffern für „aktives Altern“ in Ländern der EU
Für die hier berücksichtigten Länder der EU lässt sich zeigen, ob in der Generation 50+ eine
Tendenz zu einem eher aktiven oder eher passiven Lebensentwurf besteht. In den „aktiven
Ländern“ ist der Anteil der Erwerbstätigen in dieser Altersgruppe sehr hoch, werden
Fortbildungsmöglichkeiten in hohem Maße genutzt, sind relativ Viele aus der Generation 50+
zivilgesellschaftlich engagiert, ist die Verfügbarkeit über ein soziales Kontaktnetz
überdurchschnittlich hoch und haben viele eine eher aktive Grundhaltung. Zu dieser Gruppe
der „aktiven Länder“ zählen vor allem Dänemark, Schweden und die Niederlande.
Für die „passiven Länder“ ist charakteristisch, dass die Erwerbsbeteiligung der Generation
50+ sehr gering ist, nur relativ wenige nutzen Fortbildungsmöglichkeiten, der Anteil der
2
zivilgesellschaftlich Engagierten liegt weit unter dem Durchschnitt, die Verfügbarkeit über ein
Kontaktnetz ist unterdurchschnittlich und die Menschen haben eine eher passive
Grundhaltung. Zu dieser Gruppe der eher „passiven Länder“ zählen unter anderem Portugal,
Spanien, Slowakei, Rumänien, Griechenland, Zypern, Polen, Kroatien und Ungarn.
Die in den TooLS-Surveys neben den Niederlanden berücksichtigten Länder Finnland und
Deutschland liegen im oberen Mittelfeld und haben einen „Aktivierungsgrad“, der deutlich
über dem Durchschnitt der EU liegt.
Ebenso, wie sich Länder nach dem Aktivierungsgrad der Generation 50+ unterscheiden
lassen, ist das auch für die TOOLS-Erhebungsorte möglich 2 – allerdings sind die
Unterschiede für Städte weniger deutlich als für Länder. Eher „aktive Städte“ sind vor allem
Amsterdam und Almere und mit etwas Abstand Freiburg und Much. Eher „passive Städte“
(aber noch immer „aktiver“ als der EU-Durchschnitt) sind Nürnberg, Saarbrücken und Moers.
Die finnischen Erhebungsorte können nicht mit den niederländischen und deutschen Städten
und mit dem europäischen Durchschnitt verglichen werden, da die Teilnahme an
zivilgesellschaftlichen Aktivitäten mit einer anderslautenden Frage erhoben wurde.
Für die Aggregatebene – also für Länder und Kommunen – lassen sich unter dem
Gesichtspunkt des „aktiven Alterns“ zwei Typen unterscheiden. Der eine Typ verweist auf
eine eher „resignativ-passive Gesellschaft“ und der andere lässt Merkmale einer „aktiven
Gesellschaft“ erkennen.3 Unter resignativ-passiven Bedingungen wäre die Erwerbsquote in
den Altersgruppen 50+ sehr niedrig, das Interesse an der Aufrechterhaltung oder Steigerung
von Qualifikationen wäre gering, das freiwillige zivilgesellschaftliche Engagement hätte einen
relativ geringen Stellenwert, das soziale Kontaktnetz ist eher schwach ausgeprägt und es
würde eine eher passive und auf Sicherheit bedachte Grundhaltung überwiegen.
In den Ländern oder Städten, die dem demografischen Wandel in einer aktiven Weise
begegnen, ist dagegen für die Altersgruppen 50+ ein hoher Aktivierungsgrad beobachtbar:
die Erwerbsquote ist hoch, es besteht ein großes Interesse an Fortbildung, ein hoher Anteil
der Menschen in diesen Altersgruppen ist zivilgesellschaftlich engagiert, das Netz der
sozialen Kontakte ist umfangreich und es überwiegt eine aktive Grundhaltung mit einem
starken Interesse am Ausprobieren neuer Möglichkeiten.
2 Dazu werden Werte für die Skala „Aktivierungsgrad“ in der gleichen Weise berechnet wie
für die Länder.
3 Vgl. dazu Alan Walker (2002)
3

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