Kostbarkeiten
Transcription
Kostbarkeiten
Kostbarkeiten aus dem Deutschen Jagd- und Fischereimuseum Der Pulverprüfer 1938 wurde in München das Deutsche Jagdmuseum eröffnet. Den Grundstock dafür lieferte die berühmte Geweihsammlung des Grafen Arco-Zinneberg. Heute werden in der ehemaligen Augustinerkirche in der Münchner Innenstadt auf 3.000 Quadratmetern herausragende Zeugnisse der Jagd- und Fischereikultur gezeigt, von der Steinzeit bis in die Gegenwart. Wir stellen Ihnen nach und nach einige vor. N eben prächtigen Gewehren, Jagdschwertern und Prunkhirschfängern bergen die Vitrinen im Weißen Saal des Deutschen Jagd-und Fischereimuseums Dinge, die viel über die Jagd in der Zeit der Vorderlader verraten. So liegt in Vitrine 15 ein eher unscheinbarer Gegenstand: ein Gewehrschloss komplett mit Abzug und Hahn, aber mit einem Holzgriff. Dabei handelt es sich um einen so genannten Pulverprober, der dazu diente, die Zündfähigkeit von Pulver zu testen. Hierzu wurde quasi ein Büchsenschuss simuliert. Beim Betätigen des Abzugs entzündete der Feuerstein des Hahns das Pulver in der Pfanne. Der Feuerstrahl der Explosion trieb einen Zeiger an, der auf der Rückseite des Probers die „Feuerkraft“ auf einer Skala anzeigte. Dies war keine geeichte Messung, aber zumindest konnte überprüft werden, ob das Pulver etwas taugte oder erneuert werden musste. Denn die Qualität des Schießpulvers konnte schwanken. Pulvermühlen mischten es nach eigenen Rezepten, seine Zusammensetzung war nicht normiert. Das ausgestellte Stück stammt aus einer Werkstatt in Paris um 1740. Eine weitaus unzuverlässigere Methode, um sein Schießmaterial zu prüfen, wird in einem Ratgeber von 1793 beschrieben: „Das Pulver muß einen kalten und salzigen Geschmack haben, sich nicht leicht zwischen den Fingern zerdrücken, wenn es aber mit einiger Gewalt zerdrückt wird, wesentlich aber gar keine Schwärze auf den Fingern zurücklassen.“ Neben unzuverlässigem Pulver beeinträchtigten Verschmutzungen die Schussabgabe. Pulverrückstände, die den Zündkanal verengten oder vollständig verstopften, stellten ein Sicherheitsrisiko dar. Die sorgfältige Reini- gung der Waffe war auch damals schon unbedingt nötig. Da Schwarzpulver allein durch die Luftfeuchtigkeit feucht wurde und seine Zündfähigkeit verlor, wurde empfohlen, gleich nach dem Schuss nachzuladen. Der noch warme Lauf ließ die Feuchtigkeit aus dem Pulver verdampfen. Zum Abmessen der richtigen Pulvermenge verfügten die Schützen über Pulvermaße. Musste es jedoch schnell gehen, schütteten die Jäger das Pulver auch schon mal nach Augenmaß in die Büchse. Bequemer und sicherer war es, vor der Jagd Pulverfüllungen vorzubereiten. In der gleichen Vitrine im Museum, in der der Pulverprüfer zu sehen ist, wird ein Tiroler Patronengürtel aus dem 18. Jahrhundert ausgestellt, an dem 22 Lederröhrchen für Pulverfüllungen hängen. Das Leder der Röhrchen ist jeweils am Ende zu Tierköpfen gepresst. In diesen Röhrchen konnten abgemessene Pulvermengen mitgeführt werden. Davor, die Büchse am Abend vor der Jagd zu laden, wurde abgeraten: das Pulver hätte feucht werden können. S. Riepe Weitere Informationen rund um das Museum finden Sie unter www.jagd-fischerei-museum.de 16 6/2013