Senizeitung - in Oberhausen

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Senizeitung - in Oberhausen
WIR FÜR EUCH
Ausgabe 35 • Kostenlos • Juni 2005
FORUM FÜR JUNGGEBLIEBENE
In eigener Sache
IMPRESSUM
INHALTSVERZEICHNIS:
Wir für Euch
überparteilich überkonfessionell
Herausgeber:
Stadt Oberhausen
Der Oberbürgermeister
Seniorenbeirat der Stadt Oberhausen
Fachbereich Neue Medien
Langemarkstr. 19-21
46042 Oberhausen
Internet-Adresse:
http://bibliothek.oberhausen.de/seniorenzeitung
Leitung:
V.i.S.d.P.
Rita Weller (RW)
Stellvertreter.:
Marlies Gummersbach (MG), Katharina Ombeck
(KO), Marlies Wolterhoff-Lümmen (MW-L)
Redaktionsteam:
Eva Maria Bauer (EMB), Dr. Elisabeth BonmannFabry (EBF), Jürgen Böttcher (JüB), Elke
Heinrichs (EH), Rüttger Heinzen (RH), Renate
Helten (ReH), Renate Ponten (RP), Maria Riemert
(MR), Marianne Schmeier (MS)
Satz, Layout und Druck:
Oberhausener Gebäudemanagement GmbH,
OGM GmbH, Service, Druck & Grafik
Titelfoto:
Ida Köhne
Fenster der Aula des Bertha-vonSuttner-Gymnasiums
Auflage:
10 000 Exemplare
Für unverlangt eingesandte Beiträge keine
Abdruckgarantie. Eine Rücksendung erfolgt nicht.
Die Verantwortung für namentlich gekennzeichnete Beiträge und deren Inhalt - in Wort und Schrift liegt bei dem Verfasser. Anonyme Zuschriften können nicht veröffentlicht werden.
Wir für Euch erscheint vierteljährlich kostenlos.
…. gab es zum 01.01.2005 bei der
Deutschen Post AG einige Preisänderungen.
So kostet ein Kompaktbrief innerhalb
Deutschlands und Europas 95 Cent
statt bisher 1,00 Euro.
Neu sind in den Sparten Brief International (Europabrief) und „Weltbrief
Land“:
Maxibriefe (500 – 1000 g) für 8,00
Euro und Maxibriefe (100 – 250 g) für
7,00 Euro, aber nur bei „Weltbrief
Land“
In der Sparte „Weltbrief Luftpostbeförderung“ gibt es zusätzlich den
Maxibrief
(500 – 1000 g) für
18,00 Euro
Quelle: postfrisch 1/2004
und 1/2005
ReH
Nachdruck - auch auszugsweise - nur mit
Genehmigung der Herausgeber.
Termine für
Seniorenbeiratssitzungen 2005
Seniorenbeiratssitzungen sind öffentlich, d.h. sie sind für alle interessierten
Bürgerinnen und Bürger zugänglich.
Sie finden an unterschiedlichen Orten
innerhalb des Stadtgebietes statt.
Die jeweiligen Veranstaltungstermine
und -orte werden auch in der
Tagespresse und im Wochenanzeiger
bekanntgegeben:
4. Sitzung
5. Sitzung
2
28.09.2005
30.11.2005
Wir für Euch 2/2005
In eigener Sache........................2
übrigens ....................................2
Ausgeraubt ................................3
Spende ......................................3
Vielleicht von Interesse
für Sie ........................................4
Kindermund................................4
Rätsel ........................................5
Rezept........................................5
120 Jahre Sozialpolitik ..............6
Der Islam....................................7
Fremde Freunde ........................8
Achtung Radioliebhaber ............8
Sea•Life......................................9
Farben........................................9
Cornwall ..................................10
Einmal Ilford und zurück ..........11
Gedanken am
Wasserfall ................................11
Trotzdem fröhlich......................12
Panik im Parkhaus ..................12
SOS auf dem Gardasee ..........13
Du lebst nicht allein in
Deiner Stadt ............................13
Buchvorstellung........................14
Laevenworth
Eine liebenswerte Stadt ..........15
Bildvorstellung
Ida Köhne ................................16
Sie können uns in unserem Redaktionsbüro - persönlich oder telefonisch - zu folgender Zeit erreichen:
donnerstags
15.00 Uhr - 17.00 Uhr
Unsere Anschrift:
Wir für Euch - Redaktion Langemarkstr. 19-21
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Tel.: 02 08 / 8 25 27 24
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Unsere E-mail Adresse ist:
[email protected]
Gesellschaft
Ausgeraubt
Meine nette Nachbarin - wir wohnen schon seit 46 Jahren zusammen - musste am Dienstag nach
Ostern in die Müheimer Augenklinik, um eine neue Linse zu bekommen. Am Abend desselben Tages
läutete bei mir gegen 18.30 Uhr
das Telefon. Ich war erfreut, denn
es war meine Nachbarin und ich
hoffte auf gute Neuigkeiten. Aber,
oh Schreck, sie teilte mir mit, dass
ihr die Geldbörse mit Personalausweis und EC-Karte sowie die
Schlüssel aus ihrer Handtasche
entwendet wurden. Diese lagen,
während sie für eine Untersuchung
vor dem Behandlungszimmer des
Arztes saß, im Nachttisch ihres
Krankenzimmers. In der Aufregung
über die bevorstehende Untersuchung hatte sie alles dort zurückgelassen. Ihre Zimmergenossin hatte Gott sei Dank ihre Tasche
vorsorglich mitgenommen. Die
Schwester erzählte später, dass
sie einen gut aussehenden jungen
Mann im leeren Krankenzimmer
angetroffen und diesen gefragt
hätte, was er dort wollte. Die Antwort war, er sei ein Besucher, worauf die Schwester ihm mitteilte,
dass beide Damen im Moment zur
Untersuchung seien. Danach verließ der Besucher das Zimmer und
ging Richtung Behandlungszimmer. Dort setzte er sich zu den beiden Damen und unterhielt sich
sehr freundlich mit Ihnen.
Nach kurzer Zeit ging er wieder
fort, mit dem Hinweis, die Toilette
aufsuchen zu wollen. Entsetzt stellte die Nachbarin später den Verlust
ihres Tascheninhaltes fest. Sie rief
sofort ihren Sohn an. Als dieser
gegen 21.00 Uhr mit einem
Schlüsseldienst zur Wohnung der
Mutter kam, um ein neues Schloss
einbauen zu lassen, stellten sie mit
großem Entsetzen fest, dass der
Dieb längst tätig gewesen war.
Geld, Schmuck, eben alles was
Wert hatte, war gestohlen. Der
Sohn ließ sofort das Konto der
Mutter sperren.
Zu spät. Mittlerweile waren bereits
1.600 € abgehoben. Die herbeigerufene Polizei konnte nur noch
alles aufnehmen. Auch ich wurde
von den Männern in Zivil zum Tathergang gefragt. Ich konnte ihnen
jedoch nur mitteilen, dass ich um
ca. 17.50 Uhr nach Hause gekommen und mir im Treppenhaus ein
freundlich grüßender junger Mann
begegnet war. Ob es der Übeltäter
war? Ich weiß es nicht.
Meine Bemerkung zu den Polizeibeamten, sie tragen ja gar keine
Uniform, war ein Lapsus und wurde belächelt. Sie teilten mir daraufhin mit, dass sie von der Kriminalpolizei seien und man dort in der
Regel in normaler Straßenkleidung
arbeiten würde.
MG
e
Spende
Jetzt nach der schlimmen
Flutkatastrophe in Ostasien, für
die wir alle spenden, fällt mir eine
selbst erlebte „Spendengeschichte“ ein.
Als Krankenschwester in der
ambulanten Pflege betreute ich
lange Zeit einen alten Herrn. Die
Ehefrau war eine begeisterte
Strickerin und so sah ich manche
Kindersachen wachsen.
Auch erfuhr ich, dass all diese
Pullöverchen nach Petersburg gingen, weil die Strickerin von einer
Aktion gehört hatte, dass die
Schauspielerin Witta Pohl dort die
Patenschaft für ein Waisenhaus
übernommen hatte. Da die Ehefrau des Patienten aus Kostengründen immer wieder Restposten
an Wolle kaufte, war jedes Teil ein
absolutes Unikat.
Irgendwann war die Pflege beendet.
Als ich Wochen später durch
„meine“ Gemeinde fuhr, winkte
mich die Strickerin heftig herbei
und erzählte. Am Vorabend sei im
Fernsehen ein Bericht gesendet
worden. Es ging um Witta Pohl
und das Waisenhaus in Petersburg, und was hatten die Kleinen
an? Kunterbunte Restepullover Made in Oberhausen – sowie altbekanntes Spielzeug ihrer Enkelkinder waren dort zu sehen.
Und was lehrt uns diese wahre
Geschichte: Diese Spende kam
an.
Leserin
Marijke de Plaa-Heinzen
Wir für Euch 2/2005
3
i
Gesellschaft/Unterhaltung
vielleicht von
Interesse
für Sie
Vorsorge -
Vollmacht
Jeder von uns kann durch Unfall,
Krankheit oder Alter in die Lage
kommen, dass er wichtige Angelegenheiten seines Lebens nicht
mehr selbstverantwortlich regeln
kann. Die Frage ist: „Wofür sollte
ich mir Gedanken machen, ich
habe doch Angehörige, die mir
beistehen können?“ Doch rechtsverbindliche Entscheidungen dürfen Ehegatte und Kinder nicht für
Sie entscheiden, wenn keine Vollmacht vorliegt.
Diese Vollmacht zur Vorsorge
ermöglicht Ihnen ein hohes Maß an
Selbstbestimmung. Sie können für
verschiedene Aufgabengebiete:
z.B. Gesundheitsfürsorge und Vermögensangelegenheiten jeweils
einen eigenen Bevollmächtigten
einsetzen. (Für die Gesundheitsfürsorge ist es ratsam, eine Patientenverfügung zu hinterlegen.)
Sie benennen eine oder mehrere
Personen ihres Vertrauens, die
bereit sind, für Sie im Bedarfsfall zu
handeln. Es ist zweckmäßig, die
gewünschten Bevollmächtigen bereits bei der Abfassung der
Vollmacht mit einzubeziehen. Die
Vollmacht zur Vorsorge muss nicht
handschriftlich verfasst sein, in
diesem Falle wäre allerdings die
Gefahr einer Fälschung am gering4
Wir für Euch 2/2005
sten. Sie können eine Vollmacht
auch mit der Maschine schreiben.
Am einfachsten ist die Verwendung
eines geeigneten Vordruckmusters.
Ort, Datum und vollständige Unterschrift darf auf keinen Fall fehlen.
Bei vorhandenem Vermögen ist es
zu empfehlen, den Rat eines Notars
einzuholen. Die notarielle Beurkundung ist dann notwendig, wenn
ihre Vollmacht auch zu Grundstücksverfügungen berechtigen
soll.
Zur Sicherheit sei gesagt:
Handlungsfähig ist ihr Bevollmächtigter nur dann, wenn er das
Original vorweisen kann. Zur Verwahrung der Vollmacht gibt es verschiedene Möglichkeiten: Sie Bewahren die Vollmacht im häuslichen Bereich auf, den der Bevollmächtigte kennt, oder Sie übergeben die Vollmacht einer anderen
Vertrauensperson zur treuhänderischen Verwahrung. Wenn Sie
Ihre Vollmacht widerrufen wollen,
müssen Sie das ausgehändigte
Formular zurückverlangen.
Eine Generalvollmacht genügt
nicht, um alle Bereiche abzudecken, z.B. den einer Heilbehandlung,
eines medizinischen Eingriffs oder
freiheitsbeschränkender Maßnahmen, wie etwa ein Bettgitter. Das
Gesetz verlangt, dass die schriftliche Vollmacht diese Befugnisse
ausdrücklich bezeichnet. Zu beachten ist, dass eine Vollmacht zur
Vorsorge nur dann uneingeschränkt brauchbar ist, wenn sie
an keine Bedingungen geknüpft ist.
Banken kennen in der Regel eine
Vollmacht nur an, wenn sie bankintern oder notariell beglaubigt ist.
KINDERd
MUND
Nichts kann einen Menschen mehr
berühren als kindliches Vertrauen.
Eine Großmutter will in die USA
reisen, und ihre kleine Enkeltochter, vier Jahre alt, durfte sie mit ihrer Mutter zum Flughafen begleiten. Immer wieder bettelte die Kleine: „Bitte, Omi, nimm mich mit“.
Mutter und Großmutter waren
schon leicht genervt. Schließlich
sagte die Großmutter resolut:
„Aber Kind, was willst du denn in
Amerika? Da kennst du doch niemanden“.
Da erwiderte die Kleine vertrauensvoll: „Das macht mir nichts aus,
Omi, ich kenne doch dich“.
EMB
Läuft es mal nicht so wie geschmiert,
dann sei nicht gleich so deprimiert.
Kopf hoch und die Schultern grade,
einen aufgeschlagenen Blick
und Du wirst sehn, ganz ohne Frage,
kommt die Zuversicht zurück.
Doch duckst Du Dich und gehst
gebeugt,
den Blick nach unten nur gesenkt,
dann wundre Dich nicht,
dass die Angst Dich scheucht
und jeder Dich für’n Verlierer hält.
Quelle: www.justiz.bayern.de
EMB
EH
Rätesel/Unterhaltung
Rätsel
(Reime)
Beispiel:
aus Made wird Mode
1. Mit
mit
d ist es ein Gotteshaus,
r wird eine Hauptstadt d’raus.
2. Mit
mit
mit
mit
e
a
r
u
3. Mit
mit
e ist nichts d’rin
h macht sie Sinn.
4. Mit
mit
mit
mit
mit
a
e
i
o
u
5. Mit
mit
mit
a ist sie eine Mauer,
i ist er nicht von Dauer,
u ist man darüber sauer.
6. Mit
mit
a will sie sich dir geben,
u ist’s oft ein ….eleben.
7. Mit
mit
mit
mit
a
u
e
o
8. Mit
mit
mit
a er eine Grenze ist,
i es Gräser frisst,
u es 'mal mehr, ’mal weniger’ misst.
ein Haus man baut,
einem schon bei dem Gedanken graut,
macht er Speisen gut
er manchen zieren tut.
sie zur Erholung lädt,
etwas zur Neige geht,
für jeden Fuß es ihn gibt,
ist er recht unbeliebt,
gilt sie bei Störchen als beliebt.
ist er ein Komponist,
sie auch die Erde ist,
gehört’s zu einem Spiel,
ist er der Bergsteiger Ziel.
Rotwein
kuchen
Zutaten:
300 Gramm Butter
300 Gramm Zucker
2 Päckchen Vanillinzucker
6 Eier
1 Teelöffel Zimt
1 Esslöffel Kakao
1 Paket Raspelschokolade
125 Milliliter Rotwein ( 1/8 l )
300 Gramm Mehl
1 Päckchen Backpulver
Zum Verzieren:
Puderzucker oder Schokoguss
Zubereitung:
Fett, Zucker, Vanillinzucker in einer Schüssel
schaumig rühren und die Eier nach und nach
dazugeben. Zimt, Kakao, Raspelschokolade
und Rotwein ebenfalls hinzufügen.
Zum Schluss Mehl und Backpulver mit der
Masse zusammenmengen und zu einem glatten Teig rühren.
In eine gefettete Kasten- oder Gugelhupfform
füllen.
60 min bei 180° C backen.
Danach mit Puderzucker bestreuen oder mit
Schokoguss bestreichen.
1.) Dom, Rom
2.) Lehm, lahm, Rahm, Ruhm
3.) Leere, Lehre
4.) Rast, Rest, Rist, Rost, Rust ( Stadt )
5.) Wand, Wind, wund
6.) Hand, Hund
7.) Kagel, Kugel, Kegel, Kogel
8.) Rand, Rind, rund
Guten Appetit!
Auflösung
ReH
MW-L
Wir für Euch 2/2005
5
Politik
120 Jahre Sozialpolitik von 1883 – 2003
Umbau des Sozialversicherungssystems - Rentenversicherung Teil 6
In der letzten Ausgabe von „Wir für Euch“
wurden Reformen der Arbeitslosenversicherung dargestellt und dies im Zusammenhang mit Problemen der Finanzierung
einer über einen längeren Zeitraum steigenden Arbeitslosigkeit. In dieser Ausgabe
soll nun die Entwicklung der Rentenversicherung seit Ende der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts beschrieben werden.
Hierfür sind drei gesellschaftliche Trends
von besonderer Bedeutung:
• Die Lebenserwartung der Versicherten
steigt ständig.
• Immer mehr Versicherte gehen früher in
Rente (gingen 1972 nur 50% der Männer vor Vollendung des 65. Lebensjahres
in Rente, so waren es 1995 bereits 77%).
• Durch längere Ausbildungszeiten setzt
die Erwerbsphase später ein.
Welche Folgen haben nun diese Trends?
1. Eine ständig steigende Lebenserwartung führt zusammen mit einem früheren Renteneinstiegsalter dazu, dass die
Renten länger gezahlt werden müssen.
Waren Männer 1980 im Durchschnitt
11 Jahre im Ruhestand, so waren es
1998 schon 13,6 Jahre. Bei Frauen erhöhte sich die Rentenbezugsdauer im
gleichen Zeitraum von 13,6 auf 18,5
Jahre. Hatte dies nun eine Steigerung
der Rentenausgaben zur Folge, so war
ein weiterer Anstieg mit der Wiedervereinigung Deutschlands verbunden. Es
erfolgten Transferleistungen in die neuen Bundesländer von 1992 – 1997 in
Höhe von 97 Mrd. DM als Folge der
Überführung der ehemaligen DDR in das
bundesrepublikanische Rentensystem.
2. Ein früherer Rentenbeginn führt zusammen mit längeren Ausbildungszeiten
dazu, dass weniger Rentenbeiträge
gezahlt werden. Aufgrund eines stärkeren Rückgangs der Geburtenhäufigkeit
seit Beginn der 70er Jahre wird zudem
für die Zukunft ein drastischer Rückgang der Beitragszahler vermutet. So
wird angenommen, dass in 40 Jahren
auf einen Beitragszahler ein Ruheständler kommt. Gegenwärtig beträgt
das Verhältnis noch 2:1.
Wie wurde nun im Rahmen der Rentenversicherung auf den Umstand reagiert,
dass sich die Rentenausgaben erhöhten
und zugleich jedoch weniger Rentenbeiträge gezahlt werden? Die von politischer
Seite aus eingeleiteten Maßnahmen bezogen sich auf eine Erhöhung der Einnahmen und zum anderen auf eine Verminderung der Ausgaben der Rentenver6
Wir für Euch 2/2005
sicherung.
1. Maßnahmen zur Einnahmeverbesserung. Hier ist zunächst auf eine Erhöhung
der Rentenversicherungsbeiträge von
18% auf zwischenzeitlich 20,3% (1998)
hinzuweisen. Derzeit beträgt der Beitragssatz 19,5%.
Als weitere Maßnahmen lassen sich
benennen:
Verwendung von Steuergeldern für die
Rentenkasse (1998 wurde die Umsatzsteuer von 15% auf 16% erhöht, und ab
1999 wurde schrittweise eine Öko-Steuer
eingeführt).
Ausweitung des Kreises derer, die Rentenbeiträge zahlen. 1977 wurden Leistungsempfänger nach dem Ausbildungsförderungsgesetz in die Rentenversicherungspflicht einbezogen, ebenso wie ab 1996
Studenten, bezogen auf eine Nebenerwerbstätigkeit während des Studiums.
Erweiterung von Teilen des Arbeitnehmereinkommens, die beitragspflichtig
sind wie Einmalzahlungen (Weihnachtsund Urlaubsgeld) und Krankengeld (1984).
Allmähliche Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze von 40.000 DM (1977)
auf 122.000 DM, ca. 60.000 € (2005).
2. Maßnahmen zur Ausgabenminderung
a. Dem Trend, dass immer mehr Versicherte früher in Rente gehen, wird begegnet durch die Heraufsetzung der Grenzen
für den frühest möglichen Rentenbeginn
von 60 auf 63 Jahre zwischen 2006 und
2008. Darüber hinaus gilt derzeit schon:
Personen, die auf Grund von Arbeitslosigkeit Rente schon ab 60 Jahre beziehen,
müssen für jeden Monat früheren Rentenbezugs einen Abschlag in Höhe von
0,3% in Kauf nehmen (1992).
b. Dem Sachverhalt, dass durch längere
Ausbildungszeiten die Erwerbsphase später einsetzt, wird dadurch Rechnung
getragen, dass in mehreren gesetzlichen
Schritten die Anrechnung von Schul- und
Hochschulzeiten beschnitten wurden
(1992, 1996), bis zum völligen Wegfall
nach einer Übergangsfrist zwischen
2005 – 2009.
c. Da zukünftig immer weniger Beitragszahler immer mehr Rentnern gegenüberstehen, wurde ein Absenken des Rentenniveaus bis 2030 von 70% auf 67% des
Durchschnitteinkommens beschlossen.
Ein Ausgleich der Versorgungslücke ist
seit 2001 durch eine steuerlich begünstigte Vorsorge (Riester Rente) möglich.
d. Es lassen sich schließlich noch weitere
Maßnahmen benennen:
Auf die Witwen- und Witwerrenten wird
Vermögenseinkommen angerechnet. Darüber hinaus werden zukünftig, d.h. für
Personen ab dem Jahrgang 1962, vorgenannte Renten von 60% auf 55% der
Rentenhöhe des Verstorbenen abgesenkt.
Es muss hier jedoch zugleich vermerkt
werden, dass Mütter im Gegenzug für die
Kindererziehung einen Zuschlag erhalten.
Renten müssen ab 2005 besteuert werden. Dies bezieht sich zunächst auf 50%
der Rente, steigt jedoch im Laufe der
Jahre an, bis zum Jahr 2040 eine vollständige Besteuerung erfolgt. Im
Gegenzug werden die Beitragszahler Zug
um Zug steuerlich entlastet.
Wenngleich sich die nachfolgenden
Maßnahmen für die Rentenkassen nicht
Ausgaben mindernd auswirken, sollen sie
gleichwohl erwähnt werden, da sie für
Rentner eine zusätzliche Rentenminderung darstellen:
• Die Beiträge zur Pflegeversicherung
müssen ab April 2004 in voller Höhe
bezahlt werden.
• Für Auszahlungen aus der betrieblichen
Altersvorsorge sind ab sofort Krankenund Pflegeversicherungsbeiträge zu
entrichten.
Wurden in diesem Beitrag ungünstige
gesellschaftliche Entwicklungen in Bezug
auf die Rentenversicherung und verschiedenartige Maßnahmen als Reaktion hierauf dargestellt, so soll zugleich erwähnt
werden, dass es auch in den letzten 30
Jahren Leistungsverbesserungen gab.
Ohne darauf weiter erschöpfend einzugehen, seien genannt:
• Herabsetzung der Wartezeit für das normale Altersruhegeld von 15 auf 5 Jahre
(1984).
• Berücksichtigung der Erziehungszeiten
für die Rente.
• Beseitigung der verfassungswidrigen
Benachteiligung der Frauen bei der
Bewertung beitragsfreier Zeiten (1983).
• Rentenversicherung für nicht erwerbsmäßige Pflegepersonen, getragen von
der privaten Pflegekasse (1994).
Wir sind nun am Ende der Ausführungen
zur Entwicklung der Rentenversicherung
angekommen. In der nächsten Ausgabe
von „Wir für Euch“ wird die Entwicklung
der Sozialversicherungssysteme mit Aussagen über die Krankenversicherung beendet.
Josef Bertelsbeck V / Norbert Bertelsbeck
Kommentar/Unterhaltung
Der Islam
Eine Woche in einer moslemischen
Familie ließ mich den Islam mit
anderen Augen sehen. Es war
Ramadan - das 4wöchige Fasten.
Zu meinem Erstaunen fasteten
auch die Kinder, Teenager von 15
und 13 Jahren. Nicht etwa gezwungenerweise. Alte, Kranke, Schwangere und Kinder brauchen nicht zu
fasten. Freiwillig standen die beiden um 6 morgens auf, beteten
und frühstückten bevor die Sonne
aufging. Danach legten sie sich
noch mal ins Bett, bis es Zeit für
die Schule war. Den ganzen Tag
verzichteten sie auf Essen und
Trinken.
Bei Sonnenuntergang wurde das
Fasten durch eine kleine Vorspeise
unterbrochen, danach betete die
Familie gemeinsam und anschließend setzten sich alle zur warmen
Hauptmahlzeit an den Tisch. Wo
findet man heute noch christliche
Teenager, die dazu bereit wären?
Abgesehen vom gesundheitlichen
Nutzen fördert das Fasten in
hohem Maße die Selbstdisziplin.
Weil uns das alles fremd geworden
ist – früher hatten wir in den
Wochen vor Ostern ja auch eine
Fastenzeit – lehnen wir es einfach
ab. Statt sich über Andersgläubige
zu ereifern und ihren Glauben zu
verdammen, sollten wir lieber versuchen, ihn besser kennen zu lernen und zu verstehen. Diese Menschen glauben doch an denselben
Gott wie wir. Wenn sie ihn Allah
nennen, so kommt das durch ihre
Herkunft aus arabisch sprachigen
Ländern. Wie viele Jahrhunderte
lang haben wir Christen unsere
Religion nur in lateinischer Sprache gekannt? Genau so lernen die
Muslime die Suren des Koran nur
in Arabisch, obwohl viele es nicht
verstehen, so wie die meisten
Christen damals nicht die lateinischen Gebete der katholischen
Priester verstanden.
Der Islam ist mehr als 600 Jahre
jünger als das Christentum.
Die Muslime verehren auch Jesus,
aber nicht als Sohn Gottes sondern als großen Propheten, der vor
Mohammed war. Seit einigen Jahren werden von islamischen Fundamentalisten schreckliche Terroranschläge verübt. Die so genannten Gotteskrieger sind aufgehetzte
Fanatiker, die im Namen Gottes
die Ungläubigen bekämpfen sollen. Sie werden aufgestachelt von
einigen Geistlichen und selbsternannten Vorkämpfern für den
Glauben. Im Namen Gottes werden die Menschen radikalisiert.
Andererseits sollten wir vielleicht
mal darüber nachdenken, was von
der Christenheit im Mittelalter
umgekehrt praktiziert wurde.
Damals riefen Päpste und die
hohe Geistlichkeit das christliche
Volk zu Kreuzzügen auf, um das
„Heilige Land“ von den Ungläubigen zu befreien. Wieso maßten
sich die Christen eigentlich ein
Recht auf dieses Land an? Nur
weil Jesus dort gelebt hatte? Den
Rittern und ihrem Gefolge wurde
vollkommener Ablass für ihre
Sünden und ein Platz im Himmel
versprochen, wenn sie möglichst
viele der Ungläubigen töteten. Man
predigte Hass im Namen Gottes.
Was heute von ihren Imams den
Selbstmordattentätern versprochen wird, nämlich dass sie nach
ihrem Tod sofort ins Paradies
kämen, ist doch nichts anderes.
Sie nennen es „Heiliger Krieg“ doch Krieg ist niemals heilig.
Der christliche Glaube ist 600
Jahre älter als der Islam und vor
800 oder 1000 Jahren waren die
Christen auch so gläubig und religiös, wie es heute die Moslems
sind.
Gott sei Dank ist nur eine Gruppe
der Moslems gewalttätig und lässt
sich durch fanatische Islamisten zu
Attentaten aufhetzen. Bei weitem
der größere Teil ist friedliebend
und lehnt Gewalt ab. Aber mit
unserer Intoleranz und Ablehnung
treiben wir vielleicht immer mehr
von ihnen in das Lager der Extremisten. Mehr Achtung voreinander
und das Akzeptieren der anderen
Glaubensausübung wären ein guter Anfang.
Katharina Ombeck
Humor ist etwas, was vielen
nicht in den Gram passt.
Werner Mitsch
Nicht die Jahre, sondern die
Untätigkeit macht uns alt.
Cicero
Alle wollen zurück zur Natur.
Aber keiner zu Fuß.
Werner Mitsch
Glück ist Liebe, nichts anderes. Wer lieben kann, ist
glücklich.
Hermann Hesse
Nicht hinter jeder Maske
verbirgt sich ein Gesicht.
Werner Mitsch
Untugenden,
die
ein
Einzelner hat, nennt man
Laster. Untugenden, die ein
ganzes Volk hat, nennt man
Mentalität.
Werner Mitsch
Wir für Euch 2/2005
7
Fremde Freunde
Unterhaltung/Gesellschaft
Als wir zum dritten Mal unseren
Urlaub auf der schönen Insel
Ischia verbrachten, hatten wir
unsere erste Begegnung mit alten
Weinbauern. Als älteres Ehepaar,
jedoch erfahrene Campern, hatten
wir alles dabei, das hügelige Hinterland der Insel zu erforschen. Es
war ein wunderbarer Ausblick von
den Höhen über die vereinzelten
alten Häuser hinweg auf die unterschiedlichen Küsten und das Meer.
Als wir uns daran machten, über
einen schmalen Weg zur Küste
hinabzusteigen, sahen wir schon
von weitem einen alten Mann, der
uns heftig gestikulierend etwas
zurief. Da keiner von uns der italienischen Sprache mächtig war,
konnten wir ihn nicht verstehen.
Dann aber stellte sich heraus, dass
er uns nur warnen wollte. Zur
Küste hin wurde der Weg immer
unbegehbarer und endete an
einem steilen Absturz.
Dann lud uns der Alte mit aller
Freundlichkeit in sein Gehöft ein.
Wir dachten, jetzt kommt der Weinverkauf, aber falsch gedacht. Seine
Frau gesellte sich hinzu, immer unverständlich mit vielen Gesten redend. Bald war die ganze Familie
da, darunter auch eine Schwiegertochter, die lange in England gewohnt hatte. Sie sprach recht gut
Englisch und der Bann war gebrochen. Nun klappte es mit unserer
Verständigung. Dabei wurde uns
klar, dass diese Einladung nur dem
gegenseitigen Kennenlernen diente. Diese Leute hatten einfach das
Bedürfnis mit uns zu sprechen.
Wenn auch der Kreis, wie auch die
Umgebung sehr bescheiden waren, so wussten wir doch, es kam
von Herzen. Bald wurden die eigenen Weine, Kaffee und Brot aufgefahren. Hierüber vergingen Stunden mit Essen, Trinken, Singen
und Quatschen. Obwohl es ein
8
Wir für Euch 2/2005
Riesenpalaver war, machten wir
uns abends völlig überwältigt auf
den Weg zu unserem Hotel. Jetzt
hatten wir neue italienische Freunde gewonnen. Wir korrespondierten später miteinander, wir in Italienisch, die anderen in Deutsch.
Jeder aus dem Wörterbuch, daher
sehr sparsam.
Als wir sie nach weiteren drei
Jahren wieder aufsuchten, war der
alte Herr verstorben. Dennoch wurden wir herzlich willkommen geheißen. Wir wurden geradezu genötigt, am folgenden Sonntag zum
Essen zu kommen. Es war die
ganze Sippe mit mehr als 20
Personen erschienen. Das Essen
war hervorragend. Alle Kostbarkeiten, die das Meer zu bieten hatte,
waren vorhanden. Ich selbst hielt
mich mehr an die flüssigen Kostbarkeiten, da ich nicht viel von
Meeresfrüchten halte. Eines aber
bleibt: Wir haben Freunde bei den
Einheimischen auf Ischia.
RH
ACHTUNG
Radioliebhaber!
Das wissen ältere Menschen
doch selbst am besten:
Radio ist toll, interessant und
aktuell. Also warum den jungen Leuten die Medien überlassen! Deshalb hat das Familienministerium NRW jetzt
einen Wettbewerb „Funkreif“ ausgeschrieben.
Dazu findet zwischen dem 29.
August und 9. September 2005
ein Radioworkshop im Bürgerfunkstudio der Stadt Oberhausen im Bert-Brecht-Haus statt.
Die genauen Termine standen bei
Redaktionsschluss noch nicht fest,
können aber im kommunalen Bürgerfunkstudio unter unten angeführter Telefonnummer erfragt werden.
Er wird allerdings überwiegend
nachmittags und am frühen Abend
stattfinden.
In diesem Workshop werden Hörfunkbeiträge produziert, die dann
bei dem oben genannten Wettbewerb eingereicht werden.
Der thematische Teil des Wettbewerbs steht unter dem Motto
„Lebensklänge“. Aber auch ganz
andere Themen sind denkbar.
Zum Abschluss des Wettbewerbs erfolgt am 3. Dezember
2005 eine offizielle Preisverleihung.
Das technische und redaktionelle
Radio-Einmaleins wird den Teilnehmern und Teilnehmerinnen in
dem Workshop vermittelt.
Das ist alles leichter, als es auf den
ersten Blick scheinen mag.
Also lieber Radioliebhaber des
gehobenen Alters:
Ran an das Mikro!
Die Aufnahme läuft schon.
Die Teilnahme ist kostenlos.
Anmeldungen bitte gleich im
Bürgerfunkstudio bei Herrn
Mattheis unter
Telefon:
0208-825-2093 oder
eMail:
[email protected]
Hajo Mattheis
Gesellschaft/Unterhaltung
rochen, Scholle und
andere mehr, lernt der
Besucher kennen.
Man könnte noch
manches erwähnen,
wie z. B. die Schönheit der Purpurrose,
der
Seeanemonen
und andere Wunder
der Natur.
GREENPEACE, die
internationale
Umweltschutzorganisation, nutzt den von
SEA•LIFE kostenlos zur Verfügung
gestellten Ausstellungsraum des
Aquariums, um die Besucher für
den Schutz der Meere und ihrer
Bewohner zu sensibilisieren. Am
Schluss des Rundgangs bietet
GREENPEACE eine Menge Informationen zum Thema Walschutz
unter dem Motto: "WATCH THE
WHALES" an.
Bei SEA•LIFE geht Unterhaltung
und Lernen Hand in Hand. Nicht
nur für Schulklassen ist ein Ausflug
ins SEA•LIFE erlebnisreich. Auch
im fortgeschrittenen Alter kann ein
Besuch im SEA•LIFE Aquarium
eine große, persönliche Bereicherung sein.
Ansprechpartner stehen jederzeit
zur Verfügung, und bei vorheriger
Anmeldung werden für Gruppen
preisgünstige Führungen angeboten.
Öffnungszeiten:Montag bis Sonntag von 10.00 h – 20.00 h.
Eintritt: Erw. 12,50 €, Kinder v. 314 Jahren 8,75 €, Schüler, Senioren u. Behinderte 11,- €
SEA•LIFE
Seit einigen Jahren haben wir Bürger den Strukturwandel in unserer
Stadt verfolgen können. Das CENTRO, mit dem großen Einkaufsbereich, der attraktiven Arena und
dem schönen Freizeitpark gibt
unter anderem Zeugnis davon.
Nun ist ein weiteres "Glanzlicht"
dazugekommen.
Das SEA•LIFE Aquarium ist im
August 2004 in Oberhausen eröffnet worden. Es zählt zu den größten Süß- und Meerwasseraquarien
in Deutschland. Das Besondere an
den SEA•LIFE Centren ist die ausschließliche Präsentation der einheimischen Fischarten. Der Besucher erlebt im SEA•LIFE eine unvergessliche Reise von den Alpen
bis in den Atlantik. Auf dieser Reise
lernt man den Artenreichtum einer
faszinierenden Unterwasserwelt
kennen. Das Süßwasser bietet Lebensraum für eine Vielfalt von
Speisefischen und Krebsen.
Glücklicherweise hat sich die Wasserqualität durch gesteigertes Umweltbewusstsein verbessert, so
dass man heute eine große Artenvielfalt in unseren heimischen Bächen, Flüssen und Seen bestaunen kann.
Auch das Meerwasseraquarium,
mit seinem hohen Salzgehalt, beherbergt eine Fülle von Krebsen,
Seesternen, Miesmuscheln und
zahlreiche Fischarten. Viele interessante Fische, wie der rote Knurrhahn, Kuckuckslippfisch, Seewolf,
Drückerfisch, Katzenhai, Nagel-
Quelle: SEA•LIFE Magazin
EMB
FARBEN
Mit den ersten Sonnenstrahlen
sollte ich zur Welt kommen. Meine
schützende Hülle zerplatzte und
ich streckte mich hinaus. Vor
Freude hätte ich schreien mögen:
Welt da
komme...
bin
ich,
Leben
ich
Die Wärme, die mich umgab, ließ
mich wachsen und gedeihen. So
mancher Mensch blickte freundlich
zu mir auf und bewunderte meine
Grazie und mein filigranes Erscheinungsbild. Meine Familie
gehört zu den Grünen. Wir lieben
es, wenn die Luft rein ist und die
Natur erhalten bleibt. Obwohl wir
manchem Sturm standhalten können, gibt es auch Zeiten, wo uns
übel mitgespielt wird.
Trotz alledem entwickelte ich mich
prächtig. Aus meiner ersten Leidenschaft zu einem zarten Grün
wurde mit zunehmender Reife ein
sattes Dunkelgrün. Meine Brüder
und Schwestern um mich herum
wurden mit der Zeit wankelmütig
und wussten nicht recht, ob sie zu
Braun oder Rot wechseln sollten.
Alle versprechen goldene Zeiten,
dass man vor Neid gelb werden
könnte. Als ich mich genauer betrachtete, entdeckte ich an mir
ebenfalls Veränderungen. Das
Alter machte mich schwermütig.
Irgendwann glaubte ich in den
Tunnel des letzten Atemzuges zu
fallen. Der Sog des weißen Lichtes
zog mich magisch an. Ich hatte
bereits mit dem Leben abgeschlossen, da fingen mich zwei
schützende Hände auf.
Sie nahmen mich mit zu einem
Malkurs. Um wieder eine Aufgabe
zu haben, sollte ich als Modell fungieren. Ich besann mich meiner
herbstlichen Schönheit und wurde
ins rechte Licht gesetzt. Der erste
Pinselstrich auf der Leinwand ging
runter wie Öl.
Ich, das Ahornblatt betrat das
Reich der Künste.
JuScha
Wir für Euch 2/2005
9
Cornwall
Unterhaltung
Meine Tochter hatte mich zu einer
gemeinsamen Ferienfahrt eingeladen. Ich freute mich schon sehr
darauf: nur Claudi und ich, Mann
und Kinder blieben daheim.
Zunächst musste ich nach London
fliegen. Ich flog diesmal von Weeze, einem ehemaligen Militärflugplatz am Niederrhein. Für ganze 43
Euro hin und zurück!
In London blieb ich erstmal zwei
Tage und dann fuhren wir mit
Claudis Auto los. Diesmal sollte es
nach Cornwall gehen. Vor Jahren
war ich mal dort gewesen und war
noch immer begeistert von der
herrlichen Landschaft. Als wir London verließen, regnete es, alles
war Grau in Grau. Aber wir waren
guten Mutes, dass es an der Südwest-Küste bestimmt besser sein
würde. Nach fünfstündiger Fahrt
erreichten wir Tintagel, wo der sagenumwobene König Arthur die
Ritter der Tafelrunde auf seiner
Burg versammelt haben soll. Auf
einem Felsen über dem Meer befinden sich noch die Ruinen dieser
Burg und unterhalb der Klippen
liegt die Höhle des Zauberers
Merlin. Dieser hat der Sage nach
Arthur als kleines Kind am Strand
gefunden und aufgezogen.
An diesem interessanten Ort woll-
ten wir die nächsten fünf Tage verbringen. Wir hatten einen feststehenden Wohnwagen direkt am
Rande der Klippen gemietet. Er
war recht komfortabel: Wohnzimmer, Küche, zwei Schlafzimmer,
sowie Dusche und WC. Das
Schönste aber war der atemberaubende Blick von der klippenumgebenen Bucht auf den Atlantik. Wir
aßen in einem gemütlichen alten
Restaurant und gingen früh schlafen. Kaum lagen wir aber in unseren Betten, als draußen ein wolkenbruchartiger Regen gemischt
mit Hagelschauern und starkem
Sturm einsetzte. Zwar befanden
wir uns im Trockenen, aber der
Wind pfiff durch alle Ritzen des
Caravans, und es war lausig kalt.
Von wegen „liebliche Maiennacht!“
Meine Füße wurden einfach nicht
warm, was mich natürlich am Einschlafen hinderte. Der Sturm tobte
so sehr, dass unsere Behausung
zitterte und bebte. Ich befürchtete
schon, dass wir über die Klippen
ins Meer geweht würden. Am
nächsten Morgen hatte das Wetter
sich auch nicht gebessert. Wir stiegen ins Auto und fuhren los, weil
wir doch wenigstens etwas in der
Umgebung besichtigen wollten.
Nördlich von St. Austel fanden wir
in einem langgezogenen Tal eine
großartige Anlage, das „Eden
Project“. Riesige kuppelförmige
Biotope inmitten wunderschöner
Parkanlagen vermittelten uns die
Vorstellung, auf einem anderen
Planeten gelandet zu sein. Unter
den wabenartigen Glaskuppeln
befanden sich Palmen, Bananen,
Kakao, Kaffee, Ananas, ein
Dschungel in feuchtwarmer Tropenatmosphäre. Unter einer anderen Kuppel befinden sich mediterrane Pflanzen, Blumen und Bäume. Und mitten darin nette Restaurants, wo wir uns stärkten. Nach
einem schönen Tag im Garten
Eden ging`s wieder hinaus ins
feindliche Leben.
Der Sturm tobte weiter wie bisher
und kalt war’s, trotz Gasheizung in
unserem Wohnwagen auch. Nach
einer fast schlaflosen Nacht stellte
ich meine Tochter vor die Alternative: Entweder kaufen wir eine
Wärmflasche für meine kalten Füße, oder wir fahren nach Hause.
Claudi war für letzteres. Aber bevor
es heimging wollte sie wenigstens
noch King Arthur’s Burgruine und
Merlins Höhle sehen. Der Regen
hatte glücklicherweise nachgelassen und so wanderten wir dorthin.
Anschließend setzten wir uns ins
Auto und fuhren, diesmal über
Landstraßen, durch die liebliche
Landschaft von Devonshire zurück
nach London.
KO
Zwei Dinge sind unendlich das Universum und die
menschliche Dummheit.
Beim Universum bin ich mir
aber nicht ganz sicher.
Albert Einstein
10
Wir für Euch 2/2005
Unterhaltung
Einmal Ilford und zurück
Ich hatte mal wieder das gute alte
England besucht. So oft ich auch
dort gewesen bin, noch nie war ich
mit einem Bus gefahren. Man
muss ja alles mal ausprobieren! Ich
fragte meine Kinder und Enkelkinder, was man dabei zu beachten
habe, und was es so koste. Ratloses
Schulterzucken – keine Ahnung.
Man fuhr Auto, aber doch nicht
Bus.
Als meine Kinder verreist waren
und ich in der Stadt, die einige Kilometer vom Haus entfernt ist,
etwas besorgen wollte, begab ich
mich unternehmungslustig zur
Bushaltestelle. Anders als bei uns
war die gläserne Rückwand des
Wartehäuschens zur Straße hin gerichtet. Ich setzte mich auf das
schmale Plastikbänkchen und wartete. Nach zirka zehn Minuten kam
der Bus. Ich stand auf und der Bus
fuhr in einem Affentempo an mir
vorbei. Beim nächsten Bus sah ich
wie andere Wartende den Arm
winkend ausstreckten woraufhin
dieser anhielt. Wieder was gelernt!
Als ich nun eingestiegen war, legte
ich dem Busfahrer eine Münze hin
und sagte: “To Ilford-Station“.
Aber er nahm das Geld nicht und
sagte irgendwas, das ich nicht verstand. Ich schaute ihn ratlos an,
worauf er mir ein Pfundstück zeigte. Also steckte ich mein Geldstück wieder ein und kramte ein
Einpfundstück hervor. Nun bekam
ich mein Ticket. Busfahren ist dort
auch kaum billiger als bei uns! Die
Fahrt verlief dann ohne weitere
Zwischenfälle. Als ich unterwegs
die Münze aus der Jackentasche
zog, erkannte ich, warum der
Busfahrer es nicht hatte annehmen
wollen: Es war nämlich eine 2Euro-Münze.
Nachdem ich im Postamt zwei
Briefmarken gekauft hatte und
durch das Einkaufscenter wanderte, überkam mich ein menschliches
Bedürfnis. Macht nichts, ich wusste ja, dass es hier Toiletten gab. Als
ich diese dann in der dritten Etage
erreichte, waren sie wegen
Renovierung geschlossen. Was
nun? Da ich morgens viel getrunken hatte, wurde der Druck immer
heftiger. Draußen in der Stadt gab
es auch nirgends eine so genannte
Bedürfnisanstalt. Dann fiel mir
ein, dass ich vor einigen Jahren
mal eine Toilette in der Stadtbücherei benutzt hatte. Also nichts
wie hin zur Bibliothek! Dem Wegweiser dort folgend fuhr ich mit
dem Lift in die erste Etage. Oh
welch ein Glück! Endlich!! Erleichtert und frohgemut machte ich
mich auf den Heimweg, den ich in
25 Minuten zu Fuß zurücklegte.
An der Christchurch Grundschule
ging ich vorbei, wo auf dem Schulhof die Kinder herumtobten. Ein
hübscher Anblick: alle in roten
Pullovern und schwarzen Hosen
oder Röcken. Auch die Schüler der
Highschool sahen sehr schick aus
in ihren dunkelblauen Hosen, den
Blazern mit dem Schulwappen auf
der Brusttasche, weißem Oberhemd und schräg gestreiftem
Schlips. Weiter ging’s, und ich
kam mir vor wie auf einer Reise
durch Australien. Von der Adelaide
Road kam ich in die Melbourne,
dann zur Brisbane und schließlich
erreichte ich die Perth Road.
Endlich war ich wieder zu Hause.
Meine Einkäufe waren ziemlich
kläglich: zwei Briefmarken! Aber
ich weiß jetzt, wie man in England
mit dem Bus fährt.
KO
Gedanken am Wasserfall
In meiner Klasse in der Volksschule
war ich nicht gerade eine Leuchte.
Wie schon früher berichtet, hatte ich
Schwierigkeiten mit der Orthografie
und dem deutschen Aufsatz. Fast unter
jeder meiner Arbeiten fand ich die Bemerkung des Lehrers: „Keine treffenden Naturschilderungen“ oder „Nur
geringe Beobachtungsgabe.“
Diesmal war als Hausaufsatz ein Thema gestellt, mit dem ich absolut nichts
anzufangen wusste: „Gedanken am
Wasserfall“. Ja, wenn das Thema gelautet hätte: „Meine letzten Eindrücke
beim Fußballspiel“, darüber hätte ich
schreiben können, aber so …!
Verzweifelt beschloss ich, nachdem
ich mir zu Hause den Kopf zermartert
hatte, zunächst einmal einen stillen
Ort aufzusuchen, um dort ungestört
meinen Gedanken nachhängen zu
können. Mit halbem Ohr hörte ich,
dass meine Mutter die Wohnung verließ. Als ich fand, dass es wieder Zeit
sei, wohnliche Räume aufzusuchen,
drehte ich energisch den Schlüssel im
Schloss herum. Da knackte es, und der
Bart war ab! So hatte ich mich selbst
eingesperrt. Ich musste daher warten,
bis meine Mutter zurückkam. Inzwischen vertrieb ich mir die Zeit damit,
immer wieder an der Strippe zu ziehen, das rauschte jedes Mal wie ein
Wasserfall. Nach etwa einer Stunde
kam meine Mutter zurück und holte
einen Schlosser, der mich aus meiner
unfreiwilligen Haft befreite. Meine
Mutter war fassungslos, als ich mich
sofort auf mein Aufsatzheft stürzte
und schrieb und schrieb!
Eine Woche später gab der Deutschlehrer die verbesserten Hefte zurück.
„Die meisten von euch haben sich mit
einer lahmen Schilderung begnügt.
Nur eine Arbeit hat mir wirklich gefallen, eigenartigerweise die von Jürgen
B. Da ist nichts Gekünsteltes und
Belangloses zu finden, man hört geradezu das Rauschen und Sprühen der
fallenden Wassermassen. Man hört
entfesselte Elemente heraus. Mit
gutem Gewissen schreibe ich unter
diesen Aufsatz: „Ausgezeichnete
JüB
Naturbeobachtung“.
Wir für Euch 2/2005
11
Trotzdem fröhlich
Unterhaltung
„Mein Name ist Weide, wie die Weide,
und seit 1944 habe ich Glasaugen“, so
stellte sich mein Tischnachbar vor.
Ich hatte eine Kulturwoche im Lipperland gebucht. Zwar wusste ich, dass
das Haus für Blinde und Sehbehinderte eingerichtet war, aber Besichtungen ohne Augen? Dieser Herr, 80
Jahre alt, hat mich immer wieder in
Erstaunen versetzt. Seine liebevolle
Betreuerin musste zwar für ihn zum
Büffet gehen, aber sonst war er sehr
selbständig.
„Wir gehen zum Kurgarten. Haben Sie
den Schwanenteich, die alten Bäume
und die Blumenrabatten schon gesehen? Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen
alles, auch den Hang mit dem Garten
der Sinne. Dort sitze ich gern und träume, dann kann meine liebe Frau
Müller einkaufen gehen“.
Bei einem Spaziergang erzählte er
traurig, dass seine Frau vor einiger
Zeit gestorben sei. Er habe danach in
der Tageszeitung nach einer Betreuerin mit Führerschein gesucht. Autofahren könne er ja nun doch nicht. So
habe er sie gefunden und könne nun
wieder auf Reisen gehen. Ich rechnete
leise und fragte, ob er seine Frau denn
schon als 21jähriger gekannt habe. Oh
nein, damals wäre er noch von seiner
Mutter verwöhnt worden, und sein
treuer Blindenhund habe ihn auf Tritt
und Schritt begleitet. Im Büro habe
Bello zu seinen Füßen gelegen und
immer die Ohren gespitzt. Dann habe
die Mutter von einem Mädchen aus
dem Nachbardorf geschwärmt: gute
Köchin und so.
„Ich bat, die Adresse dieses Wunderwesens auf einen Umschlag zu schreiben und mein erster Brief erreichte
sein Ziel. Treffpunkt Cafe Sonne.
Dann habe ich meinem Hund gesagt,
dass wir nicht rechts zur Arbeit wollten, sondern links zum neuen Frauchen. Bald lag er diesem Wesen zu Füßen. Als wir verheiratet waren, wurde
erst einmal ein Tandem gekauft, damit
ich wieder in die Natur käme, später
sogar ein Segelboot, denn wir wohn12
Wir für Euch 2/2005
ten am Fehrbelliner See. So ging
meine Sonne nicht unter, bis eine
schwere Krankheit uns trennte. Aber
auch jetzt sehe ich wieder die Schönheiten unserer Heimat.“
In Lügde betastete er die riesigen
Osterfeuerräder und im RenaissanceSchloss Brake erfühlte er die ungewöhnlichen Schnitzereien an Bänken
und Truhen. Dort hat man das Schloss
im Eingang aus Legosteinen nachgebaut, um allen einen Eindruck seiner
Größe und Schönheit zu vermitteln.
Bei einem Glenn Miller-Konzert
klatschte er begeistert mit.
Immer fröhlich - trotzdem.
MR
Panik
im Parkhaus
Mein Enkel Jan hatte seine Ferien in
Oberhausen verbracht. Am Freitagabend kam Tante Gitta, Jans Patentante mit ihrem zitronengelben VWBus um ihn nach Düsseldorf zum
Flugplatz zu bringen. Alles ging glatt,
kein Stau auf der Autobahn; pünktlich
kamen wir an. Ich war schon lange
nicht mehr am Düsseldorfer Flughafen
gewesen; ich bevorzuge den kleinen,
ländlichen Flugplatz von Mönchengladbach. In Düsseldorf ist alles so
riesig und unüberschaubar. Mit dem
Parkhaus ging es los. Wir fuhren in die
Einfahrt von Parkhaus 3, als uns ein
Schild informierte, dass hier nur eine
Höhe von 1,90 m vorgegeben ist. Au
weih; der VW-Bus hat eine Höhe von
1,90 m. Zurückfahren konnten wir
nicht, weil in der engen Einfahrt schon
vier PKW hinter uns standen. Also
Augen zu und durch! Wir erwarteten
ein Schrappen und Kratzen am Autodach, aber anscheinend hatte man bei
der Parkdeckhöhe doch etwas Spielraum gelassen.
In der zweiten Etage fanden wir einen
Parkplatz. Nun ging’s zum Terminal.
Erstmal runter ins Parterre, dann über
eine Straße, durch ein zweites Parkhaus, noch eine Straße, und endlich in
das eigentliche Flughafengebäude.
Hier ging es dann wieder mit dem
Aufzug hinauf zur Abflugebene. Überwältigend die 400 m lange Halle, mit
einem durch futuristisch anmutendem
Eisenträger gestützten Glasdach. Unmengen von Abfertigungsschaltern
und ein beeindruckend spiegelblanker
Boden. Ich schaute nach den sonst
überall vorhandenen Kaugummiflecken, aber Fehlanzeige! Entweder trauten sich die Leute nicht diese Pracht zu
beschmutzen oder – was wahrscheinlicher war – ein Heer von Reinigungskräften sorgte ständig für Sauberkeit.
Jan kannte sich hier aus. Nachdem er
eingecheckt hatte und dann durch die
Passkontrolle ging, winkte er uns
nochmal zu und verschwand im Warteraum. Gitta und ich machten uns auf
den Weg zurück ins Parkhaus 3 und
entrichteten am Automaten die Parkgebühr. In der zweiten Etage mit der
Bezeichnung 32 B, an die wir uns
meinten zu erinnern, suchten wir nach
Platz 6 oder 8, genau wussten wir es
nicht mehr. Doch weder hier noch dort
fanden wir unser Auto, obwohl es auf
dem riesigen Parkdeck sowohl durch
seine Größe als auch durch die grellgelbe Farbe auffallen musste. Wir
suchten und suchten und gerieten allmählich in Panik. Dann kam Gitta auf
die Idee, die Treppen hinunter auf die
Straße zu gehen und genau dort das
Parkhaus zu betreten, wo wir es zuerst
verlassen hatten. Gesagt, getan.
Wieder kamen wir auf Ebene 32 an,
aber was wir vorher nicht beachtet hatten; es war 32 D. Und plötzlich sahen
wir „es“ auf 32 D, Platz 8.
Glücklich fuhren wir zur Ausfahrt,
allerdings befürchteten wir, dass die
Schranke sich nicht heben würde, weil
wir durch unsere Sucherei 20 Minuten
länger geparkt als bezahlt hatten. Aber
Hurra, es klappte. Nichts wie weg von
diesem Riesenmonster eines Flugplatzes und ab nach Hause!
KO
Gesellschaft/Unterhaltung
SOS
auf dem Gardasee
Von ihrem Italienurlaub erzählte mir
Freundin Beate eine Geschichte, die mich
an frühere Schulaufsätze denken ließ,
wenn die Aufgabe gestellt wurde: mein
schönstes Ferienerlebnis, mein aufregendstes Ferienerlebnis...
Dies war ihre Erzählung: „An einem
Urlaubstag hatten wir beschlossen, eine
Bootsfahrt über den Gardasee nach
Sirmione zu machen. Es war ein heißer
Tag, und viele Menschen drängten an
Bord. Wir waren schon eine Weile unterwegs, als mich eine menschliche Regung
trieb, mich nach den Toiletten umzusehen. Ich fand den Ort, den ich suchte,
betrat den winzigen Raum, schob den
Riegel vor und merkte, dass man die Tür
etwas andrücken musste, damit er einrastete. Nach Erledigung der Geschäfte
wollte ich den unwirtlichen Raum möglichst schnell wieder verlassen. Die Überraschung traf mich heftig: Der Riegel ließ
sich nicht bewegen! Ich drückte die Tür
an, um ihn zu lockern, zog an ihm, rappelte an der Tür, fingerte am Riegel herum
– vergebens! Der Gedanke „Du bist eingesperrt“ überfiel mich mit heißem
Schrecken. In diesem Augenblick nahm
ich erst richtig wahr, in welch widerwärtigem Gefängnis ich steckte: der Spiegel
halb blind, der Wasserhahn abgebrochen,
das Becken schmutzig, das Fenster vergittert... und dieser Ekel erregende
Geruch! Einen Augenblick fühlte ich Panik
in mir aufsteigen, aber es gelang mir
halbwegs, mich zur Vernunft zu zwingen.
Wieder und wieder versuchte ich, den
Riegel zu lockern, schlug und trat gegen
das Metall der Tür. Irgendwie musste ich
auf mich aufmerksam machen; ich
brauchte Hilfe von außen. Also rief ich und
lärmte, so laut ich konnte, gegen das
Tuckern der Schiffsmotoren an. Die
dröhnten so stark, dass ich fürchtete, man
könnte mich nicht hören. Plötzlich fiel mir
ein, ich war auf einem italienischen Boot.
Vielleicht verstand mich da draußen keiner, wenn ich „Hilfe!“ rief. Also schrie ich
verzweifelt „Aiuto!“ und suchte ein paar
Vokabeln in meinem armen italienischen
Wortschatz, die mich vielleicht retten
konnten: „Aiuto, non posso aprire!“ Und
wieder und wieder trommelte ich gegen
die Tür und rappelte an der Klinke.
Schaurige Fantasien überfielen mich
während meiner vergeblichen Versuche.
Falls Dieter, mein Mann, da oben auf Deck
annähme, ich wäre nach meinem Gang
zur Toilette hier unten stehen geblieben –
aus welchem Grund auch immer – dann
könnte er auch annehmen, dass ich an
der Anlegestelle, die bald erreicht sein
musste, schon von Bord gegangen wäre.
Niemand hätte mich beobachtet, niemand
würde mich vermissen, erst nach Verlassen des Bootes würde mein Mann merken, dass ich nicht draußen war. Dann
wäre es zu spät, dann fuhr ich längst als
Gefangene weiter über den Gardasee.
Diese Gedanken trieben meinen Kampfgeist noch stärker an. Ich schrie noch lauter und trat rücksichtslos gegen die Tür.
Irgendwann als ich mich schon erschöpft
fühlte von meinen Anstrengungen, glaubte ich auf dem Gang Stimmen zu hören.
Ich setzte mein Getobe drinnen fort, um
die, die aufmerksam geworden waren,
zur Hilfe anzutreiben. Auf einmal, ganz
plötzlich und wie durch Zauber flog die
Tür auf. Zwei Stewards standen davor
und etliche Menschen. Ich schoss an
ihnen vorbei wie in Trance, unfähig, ein
Wort herauszubringen, sah nur viele
Augen auf mich gerichtet. Zu Dieter nach
oben floh ich, mich trösten zu lassen. Er
lehnte lässig am Geländer und blinzelte in
die Sonne. Nichts war zu ihm gedrungen
von meiner Not.
Es wurde dann doch noch ein schöner
Tag. Aber der Schock sitzt tief,“ sagte
Beate,“ und ich prüfe seitdem jede Klotür,
ehe ich sie hinter mir schließe. Und weißt
du, was ich mich frage? Ob von den
Besatzungsmitgliedern auch schon einmal jemand den rostigen Riegel nicht aufbekommen und in dieser elenden Falle
gesessen hat, fast würde ich es wünschen!“
RP
Alt sein ist ein herrlich Ding,
wenn man nicht verlernt hat,
was anfangen heißt.
Martin Buber
Du lebst nicht allein in
Deiner Stadt
Wo Licht ist, fällt auch Schatten,
sagt man so leicht daher,
doch mancher, der im Schatten lebt,
der sieht vom Licht nichts mehr.
Für ihn ist alles dunkel,
es fehlt an Zuversicht,
er spürt die Wärme der Sonne
und ihre Strahlen nicht.
In ihm ist eisige Kälte,
es streift ihn ein kalter Wind,
obwohl es für alle andren,
fast dreißig Grad schon sind.
Von düsteren Schatten umgeben,
nicht enden will die Nacht,
es ist, als hätt’ die Sonne,
für immer Konkurs gemacht.
Ihn quälen Ängste und Sorgen,
kein Sonnenstrahl ihn entdeckt,
und doch hat die gleißende Sonne
die Stadt längst mit Gold bedeckt.
Für ihn bleibt es weiterhin dunkel,
kein Blitz seine Nacht durchbricht,
das Licht am Ende des Tunnels,
sieht er noch lange nicht.
Er kommt Dir entgegen,
tagtäglich in unserer Stadt,
schenk’ ihm einmal Dein Lächeln,
und du wirst sehn, es hat
seine Wirkung nicht vertan.
Er geht beschwingter, schneller
und für einen Augenblick
wird seine, ach so dunkle Welt
schon ein wenig heller!
EH
Liebe Leser von „Wir für Euch!“
Wir freuen uns über jeden
Leserbrief, den wir erhalten, bitten
aber um Verständnis, dass aus
Platzmangel nicht jede Zuschrift
abgedruckt werden kann.
Ihr Redaktionsteam
Wir für Euch 2/2005
13
Kultur
Bücher,
Bücher.....
Mein Leseerlebnis:
Geh, wohin dein Herz
dich trägt
Susanna Tamaro
Durch eine plötzliche schwere Krankheit wird Olga sich der Einsamkeit
und Ziellosigkeit ihres Lebens bewusst.
Ihre Enkelin, eine überhebliche und
unzugängliche junge Frau, ist aus dem
Zusammenleben mit der Großmutter
nach Amerika geflohen. Kein Brief,
kein Anruf - das ist die Verabredung
zwischen ihnen. Olga hält sich daran,
trotz der Zweifel, die sie bewegen, und
der Sorge, ihre Enkelin vielleicht nie
mehr sprechen zu können. Die Erinnerung an die Jahre der Nähe und die
Liebe zu dem Kind, an dem sie früh
Mutterstelle vertreten hat, wird mächtig in ihr. Dann plötzlich, als sie im
Garten die Rose sieht, die sie mit dem
kleinen Mädchen einmal gepflanzt
hat, kommt ihr ein glücklicher Einfall:
Sie wird ein Tagebuch schreiben! Ein
Tagebuch, das die Enkelin bei ihrer
Rückkehr in das Haus vorfindet, wenn
die Großmutter nicht mehr lebt. Es
könnte der jungen Frau helfen, von ihr
einen versöhnlichen Abschied zu nehmen, statt sich durch Olgas Schweigen
bestraft zu fühlen.
Aus den Briefen, die sie in dichter
Folge und oft großer innerer Unruhe
14
Wir für Euch 2/2005
schreibt, entsteht ein Buch.
Olga blickt darin zurück auf die frühen
Erlebnisse mit dem Kind, das ihr anvertraut war und das sie mit Aufmerksamkeit und Güte hat aufwachsen lassen. Sie spricht auch von dem Glück,
das es für sie als Großmutter bedeutet
hat, mit der Erziehung des Kindes
wieder in den Strom des Lebens hineingezogen worden zu sein. Als sich
die Kluft zwischen der Heranwachsenden und der Älteren naturgemäß
entwickelte, fühlte sich Olga ratlos
und enttäuscht. Sie erzählt von den
Versuchen, den Zusammenstoß zu verhindern und die überhebliche Energie
der Jungen in ungefährliche Bahnen
zu lenken, bis der Tag kam, an dem die
Enkelin verkündete: “Ich gehe nach
Amerika!“
Jetzt im Rückblick sieht Olga ihren
Egoismus zu glauben, sie hätte mit
ihrer Liebe das Fehlen der Mutter
wettmachen können. Und sie sieht in
dem Konflikt mit der Enkelin auch die
Wiederholung der Probleme mit der
eigenen Tochter. Auch diese hatte voller fantastischer Ideen eigensinnigen
Zielen zugestrebt, die sie der Mutter
entfremdet hatten.
Misstrauen und Abkapselung waren
entstanden. Olga sieht ihr Versagen.
Die Ereignisse wären anders verlaufen, so glaubt sie heute, wenn ihre
Liebe die richtige Kraft gehabt hätte,
die Kraft nicht nur Freiheit zu geben,
sondern auch „nein“ zu sagen .“Aber
um stark zu sein, muss man sich selbst
lieben,“ schreibt sie in ihr Tagebuch,
und das hat sie nie lernen können, weil
sie der langen Traditionskette von
Frauen angehörte, denen nur Anpassung und äußerliches Funktionieren
abverlangt wurden. So blieb für sie
denn auch nur der Weg in eine konventionelle Ehe, in der viele Erwartungen nicht gestillt wurden.
Viel Persönliches gibt Olga in ihren
Briefen von sich preis, um sich der
Enkelin verständlich zu machen. Fast
beschwörend erklärt sie ihr, dass die
Straße, die man geht, viele Scheidewege hat. Dieses Bild malt sie aus:
„Ob du weitergehst oder abbiegst,
bestimmt, auch wenn du es nicht
merkst, oft über deine ganze Existenz.“ Sie selbst hatte die vorgegebene
Straße verlassen, als sie endlich dem
Mann begegnet war, den sie lieben
konnte. Lange Jahre hatte sie mit dem
Geheimnis dieser Beziehung gelebt
und schließlich mit ihrer Lüge Menschenleben zerstört.
Durch ihr Bekenntnis macht Olga die
junge Frau, die sich von ihr gewandt
hat zur Vertrauten. Sie drängt sie, ein
eigenes Bild von sich zu gewinnen,
um unterscheiden zu können, welches
die richtigen und welches die falschen
Wege für sie sind. „Und wenn sich
dann verschiedene Wege vor dir auftun“, so sagt sie ihr, „lausche still und
schweigend auf dein Herz und geh,
wohin dein Herz dich trägt“.
Olgas Tagebuch stellt Susanna Tamaro
einen Text aus hinduistischen Schriften voran. In ihm klingen die Fragen
auf, die Olgas Lebensbericht durchweben. Es sind die Fragen, die uns
Menschen immer wieder umtreiben
bei dem Wunsch, unser Leben zu
bewältigen.
Oh, Shiva, was ist deine
Wirklichkeit?
Was ist dieses Universum voller
Staunen?
Was bildet den Kern?
Wer lenkt das Rad des Universums?
Was ist dieses Leben jenseits der
Form,
das die Formen durchdringt?
Wie können wir über Zeit und Raum,
Namen und
äußere Merkmale hinaus Zugang
dazu finden?
Erhelle meine Zweifel!
ISBN 3 257 23030 3
RP
Unterhaltung
LEAVENWORTH
Eine liebenswerte Stadt
Nur wenige Leute werden von diesem kleinen Ort gehört haben, den
ich bei einem Besuch in den USA
kennen gelernt habe.
Diese kleine Stadt hat ihre besondere Geschichte. Sie liegt im
Bundesstaat Washington am Fluss
„Wenatchee“, in der Nähe des
Sees „Wenatchee“, umgeben von
vielen Bergen.
Diese Landschaft ist besonders
reizvoll und erinnert in vielen
Dingen an Bayern, doch davon
später.
Anfang des 19. Jahrhunderts drangen weiße Forscher in dieses Gebiet vor und waren fasziniert von
der Schönheit der Landschaft und
dem Fischreichtum in den Flüssen,
durch die große Schwärme von
Lachsen zogen. Es dauerte nicht
lange, da folgten Fallensteller,
Siedler und Abenteurer, die ihr
Glück dort suchten. Die Farmer
züchteten vorwiegend Schafe und
pflanzten Obstbäume, vor allem
Äpfel und Birnen, die in dieser Gegend ganz besonders gediehen.
Die Abenteurer hofften wertvolle
Mineralien vorzufinden.
Als Ende des 19. Jahrhunderts die
Eisenbahn Leavenworth erreichte,
erhielt dieser Ort eine große Chance. Eine Sägemühle wurde errichtet, und die Industrie wuchs. Leider
hielt dieses Wachstum nicht lange
an. Nach 1920 verlor die Stadt die
Sägemühle und die wertvolle
Eisenbahn wieder.
Die Kriegs- und Nachkriegsjahre
brachten noch mehr Rückgang,
Leavenworth stand vor dem Verfall.
Die Lage wurde immer bedrückender. In den sechziger Jahren riskierte eine kleine Gruppe mutiger
Bewohner und Kaufleute, diese
Stadt vor dem Ruin zu retten. Sie
wollten aus ihrem Ort ein „Bayerisches Dorf“ gestalten. Welch ein
Wagnis!
Vermutlich hatten viele Bewohner
ihre Wurzeln in Deutschland,
Österreich und der Schweiz. Da
die Schönheit der Landschaft mit
den majestätischen Bergen vieles
mit unserem Bayernland gemeinsam hat, inspirierte das die Einwohner bei ihrem Vorhaben. Hilfe
erhielten die Bürger auch von der
Regierung, die ihnen mit Rat und
Tat zur Seite stand. Somit konnten
sie neue Gebäude im bayerischen
Stil bauen und alte Häuser umgestalten.
Es ist erstaunlich, dass diese Idee
so viel Anklang gefunden hat und
der Tourist dort Geschäfte vorfindet mit den Namen:
Alpenhansel (Verkauf von Bierkrügen und Holzschnitzereien), Edelweiß Dolls (Handgemachte Porzellanpuppen), Schatzkammer
(Ge-schenke für die ganze Familie), Katzenjammer (Verkauf
von Hummern, Krebsen, Garnelen, etc.), Alpenhaus (Import von
Hummelfiguren, Nussknackern,
etc.).
Interessant sind auch einige Namen der Hotels und Restaurants:
Alpen Rose, Ritterhof, Linderhof, Cafe Mozart und Rumpelstilzchen Cafe
Im Jahre 1962 wurde der erste Alpenverein gegründet, und zwei
Jahre später gewann Leavenworth
den Ersten Preis von $ 10.000 für
die hervorragenden Verbesserungen dieses Städtchens.
Das brachte mehr Beachtung und
Hilfe. Der Bekanntheitsgrad wuchs.
Heute bietet der Tourismusverein
Skikurse und Skiwanderungen im
Winter, interessante Bergtouren im
Sommer sowie das beliebte Kajakrennen im „Tumwater Canyon“
an. Nicht nur Geschäftsleute witterten ihre Chance. Viele Vereine entstanden. Einige Festlichkeiten
gehören heute zum festen Ablauf
des Jahres. Jährlich findet im
Februar ein Faschingsfest nach
bayerischer Art statt, ebenfalls ein
Maifest in bayerischen Trachten,
ein Herbstlaubfest sowie ein
Christkindl Markt in der Weihnachtszeit und vieles mehr.
Im Jahre 1996 gründeten einige
Bürger von Leavenworth ein „Projekt Bayern“, um noch mehr Bayerische Lebensart umzusetzen.
Heute hat Leavenworth ungefähr
2100 Einwohner und 1,5 Millionen
Besucher im Jahr!
Ein Strukturwandel ganz besonderer Art.
EMB
Wir für Euch 2/2005
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Kultur
Ida Köhne
Eine kurze Randnotiz in meiner
Tageszeitung
meldete
am
17.02.2005 den Tod der Malerin
und Kunsterzieherin Ida Köhne.
Als ich sie las, erschrak ich darüber, dass eines Menschen reiches Leben auf wenige so karge
Zeilen reduziert werden kann,
zumal das pädagogische und
künstlerische Wirken dieser herausragenden Frau das kulturelle
Gesicht der Stadt Oberhausen
mit geprägt hat.
Ich war ihre Schülerin und habe
bis zu ihrem Tod Kontakt zu ihr
gehabt. Viele ehemalige Schülerinnen gibt es, die ein ähnlich
herzliches und beständiges Verhältnis zu ihr pflegten, und ich
glaube, dass ich für diese mitspreche, wenn ich es als besonderes Glück bezeichne, ihr begegnet zu sein. Sie lehrte uns zu
sehen, uns der Kunst zu nähern
und Mensch und Natur mit
Ehrfurcht zu betrachten.
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Wir für Euch 2/2005
Für sie als Künstlerin
war alles Lebendige
ein Thema, vor allem
das menschliche Gesicht, das sie schon
früh vielfach zeichnete
und malte.
Was hinter der Fassade lag, wollte sie
hervorholen, das wahre Wesen des Menschen und der Dinge
ergründen. In vielen
Gesprächen trat das
immer wieder hervor.
Dr. W. Möhring findet
dafür in einem Aufsatz
über Ida Köhne folgende Worte: „Aus der
Tiefe starken, mächtigen Angerührtseins
von der Zwiegesichtigkeit des Innen und Außen, wie
sie allein dem geistbegabten
Menschen gegeben ist, hat sie
erfahren, dass kein anderes
Medium so sehr wie die Kunst in
das Wesen der Dinge hineinführen kann...“ Sie führt dann auch
zu dem, was sich hinter den
Dingen verbirgt, zur Begegnung
mit dem Metaphysischen, zur
Frage nach dem Schöpfer dieser
Welt. Man spürt es Frau Köhnes
Bildern an, dass sich in ihnen die
leidenschaftliche Liebe zur Kunst
mit einem starken Gottesglauben
verbindet und sich beides gegenseitig durchdringt. Die vielen
Bilder mit religiösen Themen
machen das deutlich, einige
davon beschäftigten sie immer
wieder, in immer neuer Sicht: der
leidende Christus z.B. und das
„Himmlische Jerusalem“.
Im Lauf ihres langen Lebens und
auch im hohen Alter noch schuf
die Malerin eine ansehnliche
Zahl von Bildern, wie das Werkverzeichnis belegt, das in
Zusammenarbeit ihrer Freundin
Trude Tykiel mit Professor A.
Raffelt entstanden ist. Besonders
eindrucksvoll war es aber immer
für mich, in Frau Köhnes Wohnzimmer der großen Wand voller
Gemälde aus den verschiedenen
Perioden ihres Schaffens gegenüber zu sitzen. Viele waren auf
ihren Reisen nach Südfrankreich,
Spanien, Italien und Israel entstanden, etwa die „Ansicht von
St. Paul de Vence“, der „Tanzende Baum“ oder die hier abgebildeten „Spanischen Musikanten“. Sie alle sind stark im
Ausdruck durch leuchtende Farben, die oft durch dunkle Kontur
in ihrer Wirkung noch gesteigert
werden, und durch einen Rhythmus, der an Musik denken lässt,
mal weich und rund anmutet, mal
kantig wie Splitter von Glas. Und
besonders diese letzteren Bilder
scheinen mir den Hinweis zu
geben auf Frau Köhnes Neigung
zur Glasmalerei.
Ende letzten Jahres erhielt ich,
wie viele andere, die ihr nahestanden, ein bedeutsames Buchgeschenk von ihr. In der Serie
„Künstler zwischen den Zeiten“
stellt die Kunsthistorikerin A.
Jansen-Winkeln darin Ida Köhne
als Glasmalerin vor. Einige der im
Buch aufgezählten Fenster sind
in Oberhausen zu betrachten: In
der Aula des Bertha-von-SuttnerGymnasiums und in der Gesamtschule Osterfeld befinden
sich die größten. Noch 2001
gestaltete Frau Köhne – mit 93
Jahren! – zwei Chorfenster für
das St. Josef–Hospital. Das Buch
als Dokument ihres Schaffens in
der Hand zu halten, war auch für
sie selbst ein besonderes Geschenk, eine Gnade, sagte sie
mir bei einem der letzten Besuche.
RP

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