Senizeitung - in Oberhausen
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Senizeitung - in Oberhausen
WIR FÜR EUCH Ausgabe 35 • Kostenlos • Juni 2005 FORUM FÜR JUNGGEBLIEBENE In eigener Sache IMPRESSUM INHALTSVERZEICHNIS: Wir für Euch überparteilich überkonfessionell Herausgeber: Stadt Oberhausen Der Oberbürgermeister Seniorenbeirat der Stadt Oberhausen Fachbereich Neue Medien Langemarkstr. 19-21 46042 Oberhausen Internet-Adresse: http://bibliothek.oberhausen.de/seniorenzeitung Leitung: V.i.S.d.P. Rita Weller (RW) Stellvertreter.: Marlies Gummersbach (MG), Katharina Ombeck (KO), Marlies Wolterhoff-Lümmen (MW-L) Redaktionsteam: Eva Maria Bauer (EMB), Dr. Elisabeth BonmannFabry (EBF), Jürgen Böttcher (JüB), Elke Heinrichs (EH), Rüttger Heinzen (RH), Renate Helten (ReH), Renate Ponten (RP), Maria Riemert (MR), Marianne Schmeier (MS) Satz, Layout und Druck: Oberhausener Gebäudemanagement GmbH, OGM GmbH, Service, Druck & Grafik Titelfoto: Ida Köhne Fenster der Aula des Bertha-vonSuttner-Gymnasiums Auflage: 10 000 Exemplare Für unverlangt eingesandte Beiträge keine Abdruckgarantie. Eine Rücksendung erfolgt nicht. Die Verantwortung für namentlich gekennzeichnete Beiträge und deren Inhalt - in Wort und Schrift liegt bei dem Verfasser. Anonyme Zuschriften können nicht veröffentlicht werden. Wir für Euch erscheint vierteljährlich kostenlos. …. gab es zum 01.01.2005 bei der Deutschen Post AG einige Preisänderungen. So kostet ein Kompaktbrief innerhalb Deutschlands und Europas 95 Cent statt bisher 1,00 Euro. Neu sind in den Sparten Brief International (Europabrief) und „Weltbrief Land“: Maxibriefe (500 – 1000 g) für 8,00 Euro und Maxibriefe (100 – 250 g) für 7,00 Euro, aber nur bei „Weltbrief Land“ In der Sparte „Weltbrief Luftpostbeförderung“ gibt es zusätzlich den Maxibrief (500 – 1000 g) für 18,00 Euro Quelle: postfrisch 1/2004 und 1/2005 ReH Nachdruck - auch auszugsweise - nur mit Genehmigung der Herausgeber. Termine für Seniorenbeiratssitzungen 2005 Seniorenbeiratssitzungen sind öffentlich, d.h. sie sind für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger zugänglich. Sie finden an unterschiedlichen Orten innerhalb des Stadtgebietes statt. Die jeweiligen Veranstaltungstermine und -orte werden auch in der Tagespresse und im Wochenanzeiger bekanntgegeben: 4. Sitzung 5. Sitzung 2 28.09.2005 30.11.2005 Wir für Euch 2/2005 In eigener Sache........................2 übrigens ....................................2 Ausgeraubt ................................3 Spende ......................................3 Vielleicht von Interesse für Sie ........................................4 Kindermund................................4 Rätsel ........................................5 Rezept........................................5 120 Jahre Sozialpolitik ..............6 Der Islam....................................7 Fremde Freunde ........................8 Achtung Radioliebhaber ............8 Sea•Life......................................9 Farben........................................9 Cornwall ..................................10 Einmal Ilford und zurück ..........11 Gedanken am Wasserfall ................................11 Trotzdem fröhlich......................12 Panik im Parkhaus ..................12 SOS auf dem Gardasee ..........13 Du lebst nicht allein in Deiner Stadt ............................13 Buchvorstellung........................14 Laevenworth Eine liebenswerte Stadt ..........15 Bildvorstellung Ida Köhne ................................16 Sie können uns in unserem Redaktionsbüro - persönlich oder telefonisch - zu folgender Zeit erreichen: donnerstags 15.00 Uhr - 17.00 Uhr Unsere Anschrift: Wir für Euch - Redaktion Langemarkstr. 19-21 46042 Oberhausen Tel.: 02 08 / 8 25 27 24 Internet-Adresse: http://www.seniorweb.uni-bonn.de http://bibliothek.oberhausen.de/seniorenzeitung Unsere E-mail Adresse ist: [email protected] Gesellschaft Ausgeraubt Meine nette Nachbarin - wir wohnen schon seit 46 Jahren zusammen - musste am Dienstag nach Ostern in die Müheimer Augenklinik, um eine neue Linse zu bekommen. Am Abend desselben Tages läutete bei mir gegen 18.30 Uhr das Telefon. Ich war erfreut, denn es war meine Nachbarin und ich hoffte auf gute Neuigkeiten. Aber, oh Schreck, sie teilte mir mit, dass ihr die Geldbörse mit Personalausweis und EC-Karte sowie die Schlüssel aus ihrer Handtasche entwendet wurden. Diese lagen, während sie für eine Untersuchung vor dem Behandlungszimmer des Arztes saß, im Nachttisch ihres Krankenzimmers. In der Aufregung über die bevorstehende Untersuchung hatte sie alles dort zurückgelassen. Ihre Zimmergenossin hatte Gott sei Dank ihre Tasche vorsorglich mitgenommen. Die Schwester erzählte später, dass sie einen gut aussehenden jungen Mann im leeren Krankenzimmer angetroffen und diesen gefragt hätte, was er dort wollte. Die Antwort war, er sei ein Besucher, worauf die Schwester ihm mitteilte, dass beide Damen im Moment zur Untersuchung seien. Danach verließ der Besucher das Zimmer und ging Richtung Behandlungszimmer. Dort setzte er sich zu den beiden Damen und unterhielt sich sehr freundlich mit Ihnen. Nach kurzer Zeit ging er wieder fort, mit dem Hinweis, die Toilette aufsuchen zu wollen. Entsetzt stellte die Nachbarin später den Verlust ihres Tascheninhaltes fest. Sie rief sofort ihren Sohn an. Als dieser gegen 21.00 Uhr mit einem Schlüsseldienst zur Wohnung der Mutter kam, um ein neues Schloss einbauen zu lassen, stellten sie mit großem Entsetzen fest, dass der Dieb längst tätig gewesen war. Geld, Schmuck, eben alles was Wert hatte, war gestohlen. Der Sohn ließ sofort das Konto der Mutter sperren. Zu spät. Mittlerweile waren bereits 1.600 € abgehoben. Die herbeigerufene Polizei konnte nur noch alles aufnehmen. Auch ich wurde von den Männern in Zivil zum Tathergang gefragt. Ich konnte ihnen jedoch nur mitteilen, dass ich um ca. 17.50 Uhr nach Hause gekommen und mir im Treppenhaus ein freundlich grüßender junger Mann begegnet war. Ob es der Übeltäter war? Ich weiß es nicht. Meine Bemerkung zu den Polizeibeamten, sie tragen ja gar keine Uniform, war ein Lapsus und wurde belächelt. Sie teilten mir daraufhin mit, dass sie von der Kriminalpolizei seien und man dort in der Regel in normaler Straßenkleidung arbeiten würde. MG e Spende Jetzt nach der schlimmen Flutkatastrophe in Ostasien, für die wir alle spenden, fällt mir eine selbst erlebte „Spendengeschichte“ ein. Als Krankenschwester in der ambulanten Pflege betreute ich lange Zeit einen alten Herrn. Die Ehefrau war eine begeisterte Strickerin und so sah ich manche Kindersachen wachsen. Auch erfuhr ich, dass all diese Pullöverchen nach Petersburg gingen, weil die Strickerin von einer Aktion gehört hatte, dass die Schauspielerin Witta Pohl dort die Patenschaft für ein Waisenhaus übernommen hatte. Da die Ehefrau des Patienten aus Kostengründen immer wieder Restposten an Wolle kaufte, war jedes Teil ein absolutes Unikat. Irgendwann war die Pflege beendet. Als ich Wochen später durch „meine“ Gemeinde fuhr, winkte mich die Strickerin heftig herbei und erzählte. Am Vorabend sei im Fernsehen ein Bericht gesendet worden. Es ging um Witta Pohl und das Waisenhaus in Petersburg, und was hatten die Kleinen an? Kunterbunte Restepullover Made in Oberhausen – sowie altbekanntes Spielzeug ihrer Enkelkinder waren dort zu sehen. Und was lehrt uns diese wahre Geschichte: Diese Spende kam an. Leserin Marijke de Plaa-Heinzen Wir für Euch 2/2005 3 i Gesellschaft/Unterhaltung vielleicht von Interesse für Sie Vorsorge - Vollmacht Jeder von uns kann durch Unfall, Krankheit oder Alter in die Lage kommen, dass er wichtige Angelegenheiten seines Lebens nicht mehr selbstverantwortlich regeln kann. Die Frage ist: „Wofür sollte ich mir Gedanken machen, ich habe doch Angehörige, die mir beistehen können?“ Doch rechtsverbindliche Entscheidungen dürfen Ehegatte und Kinder nicht für Sie entscheiden, wenn keine Vollmacht vorliegt. Diese Vollmacht zur Vorsorge ermöglicht Ihnen ein hohes Maß an Selbstbestimmung. Sie können für verschiedene Aufgabengebiete: z.B. Gesundheitsfürsorge und Vermögensangelegenheiten jeweils einen eigenen Bevollmächtigten einsetzen. (Für die Gesundheitsfürsorge ist es ratsam, eine Patientenverfügung zu hinterlegen.) Sie benennen eine oder mehrere Personen ihres Vertrauens, die bereit sind, für Sie im Bedarfsfall zu handeln. Es ist zweckmäßig, die gewünschten Bevollmächtigen bereits bei der Abfassung der Vollmacht mit einzubeziehen. Die Vollmacht zur Vorsorge muss nicht handschriftlich verfasst sein, in diesem Falle wäre allerdings die Gefahr einer Fälschung am gering4 Wir für Euch 2/2005 sten. Sie können eine Vollmacht auch mit der Maschine schreiben. Am einfachsten ist die Verwendung eines geeigneten Vordruckmusters. Ort, Datum und vollständige Unterschrift darf auf keinen Fall fehlen. Bei vorhandenem Vermögen ist es zu empfehlen, den Rat eines Notars einzuholen. Die notarielle Beurkundung ist dann notwendig, wenn ihre Vollmacht auch zu Grundstücksverfügungen berechtigen soll. Zur Sicherheit sei gesagt: Handlungsfähig ist ihr Bevollmächtigter nur dann, wenn er das Original vorweisen kann. Zur Verwahrung der Vollmacht gibt es verschiedene Möglichkeiten: Sie Bewahren die Vollmacht im häuslichen Bereich auf, den der Bevollmächtigte kennt, oder Sie übergeben die Vollmacht einer anderen Vertrauensperson zur treuhänderischen Verwahrung. Wenn Sie Ihre Vollmacht widerrufen wollen, müssen Sie das ausgehändigte Formular zurückverlangen. Eine Generalvollmacht genügt nicht, um alle Bereiche abzudecken, z.B. den einer Heilbehandlung, eines medizinischen Eingriffs oder freiheitsbeschränkender Maßnahmen, wie etwa ein Bettgitter. Das Gesetz verlangt, dass die schriftliche Vollmacht diese Befugnisse ausdrücklich bezeichnet. Zu beachten ist, dass eine Vollmacht zur Vorsorge nur dann uneingeschränkt brauchbar ist, wenn sie an keine Bedingungen geknüpft ist. Banken kennen in der Regel eine Vollmacht nur an, wenn sie bankintern oder notariell beglaubigt ist. KINDERd MUND Nichts kann einen Menschen mehr berühren als kindliches Vertrauen. Eine Großmutter will in die USA reisen, und ihre kleine Enkeltochter, vier Jahre alt, durfte sie mit ihrer Mutter zum Flughafen begleiten. Immer wieder bettelte die Kleine: „Bitte, Omi, nimm mich mit“. Mutter und Großmutter waren schon leicht genervt. Schließlich sagte die Großmutter resolut: „Aber Kind, was willst du denn in Amerika? Da kennst du doch niemanden“. Da erwiderte die Kleine vertrauensvoll: „Das macht mir nichts aus, Omi, ich kenne doch dich“. EMB Läuft es mal nicht so wie geschmiert, dann sei nicht gleich so deprimiert. Kopf hoch und die Schultern grade, einen aufgeschlagenen Blick und Du wirst sehn, ganz ohne Frage, kommt die Zuversicht zurück. Doch duckst Du Dich und gehst gebeugt, den Blick nach unten nur gesenkt, dann wundre Dich nicht, dass die Angst Dich scheucht und jeder Dich für’n Verlierer hält. Quelle: www.justiz.bayern.de EMB EH Rätesel/Unterhaltung Rätsel (Reime) Beispiel: aus Made wird Mode 1. Mit mit d ist es ein Gotteshaus, r wird eine Hauptstadt d’raus. 2. Mit mit mit mit e a r u 3. Mit mit e ist nichts d’rin h macht sie Sinn. 4. Mit mit mit mit mit a e i o u 5. Mit mit mit a ist sie eine Mauer, i ist er nicht von Dauer, u ist man darüber sauer. 6. Mit mit a will sie sich dir geben, u ist’s oft ein ….eleben. 7. Mit mit mit mit a u e o 8. Mit mit mit a er eine Grenze ist, i es Gräser frisst, u es 'mal mehr, ’mal weniger’ misst. ein Haus man baut, einem schon bei dem Gedanken graut, macht er Speisen gut er manchen zieren tut. sie zur Erholung lädt, etwas zur Neige geht, für jeden Fuß es ihn gibt, ist er recht unbeliebt, gilt sie bei Störchen als beliebt. ist er ein Komponist, sie auch die Erde ist, gehört’s zu einem Spiel, ist er der Bergsteiger Ziel. Rotwein kuchen Zutaten: 300 Gramm Butter 300 Gramm Zucker 2 Päckchen Vanillinzucker 6 Eier 1 Teelöffel Zimt 1 Esslöffel Kakao 1 Paket Raspelschokolade 125 Milliliter Rotwein ( 1/8 l ) 300 Gramm Mehl 1 Päckchen Backpulver Zum Verzieren: Puderzucker oder Schokoguss Zubereitung: Fett, Zucker, Vanillinzucker in einer Schüssel schaumig rühren und die Eier nach und nach dazugeben. Zimt, Kakao, Raspelschokolade und Rotwein ebenfalls hinzufügen. Zum Schluss Mehl und Backpulver mit der Masse zusammenmengen und zu einem glatten Teig rühren. In eine gefettete Kasten- oder Gugelhupfform füllen. 60 min bei 180° C backen. Danach mit Puderzucker bestreuen oder mit Schokoguss bestreichen. 1.) Dom, Rom 2.) Lehm, lahm, Rahm, Ruhm 3.) Leere, Lehre 4.) Rast, Rest, Rist, Rost, Rust ( Stadt ) 5.) Wand, Wind, wund 6.) Hand, Hund 7.) Kagel, Kugel, Kegel, Kogel 8.) Rand, Rind, rund Guten Appetit! Auflösung ReH MW-L Wir für Euch 2/2005 5 Politik 120 Jahre Sozialpolitik von 1883 – 2003 Umbau des Sozialversicherungssystems - Rentenversicherung Teil 6 In der letzten Ausgabe von „Wir für Euch“ wurden Reformen der Arbeitslosenversicherung dargestellt und dies im Zusammenhang mit Problemen der Finanzierung einer über einen längeren Zeitraum steigenden Arbeitslosigkeit. In dieser Ausgabe soll nun die Entwicklung der Rentenversicherung seit Ende der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts beschrieben werden. Hierfür sind drei gesellschaftliche Trends von besonderer Bedeutung: • Die Lebenserwartung der Versicherten steigt ständig. • Immer mehr Versicherte gehen früher in Rente (gingen 1972 nur 50% der Männer vor Vollendung des 65. Lebensjahres in Rente, so waren es 1995 bereits 77%). • Durch längere Ausbildungszeiten setzt die Erwerbsphase später ein. Welche Folgen haben nun diese Trends? 1. Eine ständig steigende Lebenserwartung führt zusammen mit einem früheren Renteneinstiegsalter dazu, dass die Renten länger gezahlt werden müssen. Waren Männer 1980 im Durchschnitt 11 Jahre im Ruhestand, so waren es 1998 schon 13,6 Jahre. Bei Frauen erhöhte sich die Rentenbezugsdauer im gleichen Zeitraum von 13,6 auf 18,5 Jahre. Hatte dies nun eine Steigerung der Rentenausgaben zur Folge, so war ein weiterer Anstieg mit der Wiedervereinigung Deutschlands verbunden. Es erfolgten Transferleistungen in die neuen Bundesländer von 1992 – 1997 in Höhe von 97 Mrd. DM als Folge der Überführung der ehemaligen DDR in das bundesrepublikanische Rentensystem. 2. Ein früherer Rentenbeginn führt zusammen mit längeren Ausbildungszeiten dazu, dass weniger Rentenbeiträge gezahlt werden. Aufgrund eines stärkeren Rückgangs der Geburtenhäufigkeit seit Beginn der 70er Jahre wird zudem für die Zukunft ein drastischer Rückgang der Beitragszahler vermutet. So wird angenommen, dass in 40 Jahren auf einen Beitragszahler ein Ruheständler kommt. Gegenwärtig beträgt das Verhältnis noch 2:1. Wie wurde nun im Rahmen der Rentenversicherung auf den Umstand reagiert, dass sich die Rentenausgaben erhöhten und zugleich jedoch weniger Rentenbeiträge gezahlt werden? Die von politischer Seite aus eingeleiteten Maßnahmen bezogen sich auf eine Erhöhung der Einnahmen und zum anderen auf eine Verminderung der Ausgaben der Rentenver6 Wir für Euch 2/2005 sicherung. 1. Maßnahmen zur Einnahmeverbesserung. Hier ist zunächst auf eine Erhöhung der Rentenversicherungsbeiträge von 18% auf zwischenzeitlich 20,3% (1998) hinzuweisen. Derzeit beträgt der Beitragssatz 19,5%. Als weitere Maßnahmen lassen sich benennen: Verwendung von Steuergeldern für die Rentenkasse (1998 wurde die Umsatzsteuer von 15% auf 16% erhöht, und ab 1999 wurde schrittweise eine Öko-Steuer eingeführt). Ausweitung des Kreises derer, die Rentenbeiträge zahlen. 1977 wurden Leistungsempfänger nach dem Ausbildungsförderungsgesetz in die Rentenversicherungspflicht einbezogen, ebenso wie ab 1996 Studenten, bezogen auf eine Nebenerwerbstätigkeit während des Studiums. Erweiterung von Teilen des Arbeitnehmereinkommens, die beitragspflichtig sind wie Einmalzahlungen (Weihnachtsund Urlaubsgeld) und Krankengeld (1984). Allmähliche Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze von 40.000 DM (1977) auf 122.000 DM, ca. 60.000 € (2005). 2. Maßnahmen zur Ausgabenminderung a. Dem Trend, dass immer mehr Versicherte früher in Rente gehen, wird begegnet durch die Heraufsetzung der Grenzen für den frühest möglichen Rentenbeginn von 60 auf 63 Jahre zwischen 2006 und 2008. Darüber hinaus gilt derzeit schon: Personen, die auf Grund von Arbeitslosigkeit Rente schon ab 60 Jahre beziehen, müssen für jeden Monat früheren Rentenbezugs einen Abschlag in Höhe von 0,3% in Kauf nehmen (1992). b. Dem Sachverhalt, dass durch längere Ausbildungszeiten die Erwerbsphase später einsetzt, wird dadurch Rechnung getragen, dass in mehreren gesetzlichen Schritten die Anrechnung von Schul- und Hochschulzeiten beschnitten wurden (1992, 1996), bis zum völligen Wegfall nach einer Übergangsfrist zwischen 2005 – 2009. c. Da zukünftig immer weniger Beitragszahler immer mehr Rentnern gegenüberstehen, wurde ein Absenken des Rentenniveaus bis 2030 von 70% auf 67% des Durchschnitteinkommens beschlossen. Ein Ausgleich der Versorgungslücke ist seit 2001 durch eine steuerlich begünstigte Vorsorge (Riester Rente) möglich. d. Es lassen sich schließlich noch weitere Maßnahmen benennen: Auf die Witwen- und Witwerrenten wird Vermögenseinkommen angerechnet. Darüber hinaus werden zukünftig, d.h. für Personen ab dem Jahrgang 1962, vorgenannte Renten von 60% auf 55% der Rentenhöhe des Verstorbenen abgesenkt. Es muss hier jedoch zugleich vermerkt werden, dass Mütter im Gegenzug für die Kindererziehung einen Zuschlag erhalten. Renten müssen ab 2005 besteuert werden. Dies bezieht sich zunächst auf 50% der Rente, steigt jedoch im Laufe der Jahre an, bis zum Jahr 2040 eine vollständige Besteuerung erfolgt. Im Gegenzug werden die Beitragszahler Zug um Zug steuerlich entlastet. Wenngleich sich die nachfolgenden Maßnahmen für die Rentenkassen nicht Ausgaben mindernd auswirken, sollen sie gleichwohl erwähnt werden, da sie für Rentner eine zusätzliche Rentenminderung darstellen: • Die Beiträge zur Pflegeversicherung müssen ab April 2004 in voller Höhe bezahlt werden. • Für Auszahlungen aus der betrieblichen Altersvorsorge sind ab sofort Krankenund Pflegeversicherungsbeiträge zu entrichten. Wurden in diesem Beitrag ungünstige gesellschaftliche Entwicklungen in Bezug auf die Rentenversicherung und verschiedenartige Maßnahmen als Reaktion hierauf dargestellt, so soll zugleich erwähnt werden, dass es auch in den letzten 30 Jahren Leistungsverbesserungen gab. Ohne darauf weiter erschöpfend einzugehen, seien genannt: • Herabsetzung der Wartezeit für das normale Altersruhegeld von 15 auf 5 Jahre (1984). • Berücksichtigung der Erziehungszeiten für die Rente. • Beseitigung der verfassungswidrigen Benachteiligung der Frauen bei der Bewertung beitragsfreier Zeiten (1983). • Rentenversicherung für nicht erwerbsmäßige Pflegepersonen, getragen von der privaten Pflegekasse (1994). Wir sind nun am Ende der Ausführungen zur Entwicklung der Rentenversicherung angekommen. In der nächsten Ausgabe von „Wir für Euch“ wird die Entwicklung der Sozialversicherungssysteme mit Aussagen über die Krankenversicherung beendet. Josef Bertelsbeck V / Norbert Bertelsbeck Kommentar/Unterhaltung Der Islam Eine Woche in einer moslemischen Familie ließ mich den Islam mit anderen Augen sehen. Es war Ramadan - das 4wöchige Fasten. Zu meinem Erstaunen fasteten auch die Kinder, Teenager von 15 und 13 Jahren. Nicht etwa gezwungenerweise. Alte, Kranke, Schwangere und Kinder brauchen nicht zu fasten. Freiwillig standen die beiden um 6 morgens auf, beteten und frühstückten bevor die Sonne aufging. Danach legten sie sich noch mal ins Bett, bis es Zeit für die Schule war. Den ganzen Tag verzichteten sie auf Essen und Trinken. Bei Sonnenuntergang wurde das Fasten durch eine kleine Vorspeise unterbrochen, danach betete die Familie gemeinsam und anschließend setzten sich alle zur warmen Hauptmahlzeit an den Tisch. Wo findet man heute noch christliche Teenager, die dazu bereit wären? Abgesehen vom gesundheitlichen Nutzen fördert das Fasten in hohem Maße die Selbstdisziplin. Weil uns das alles fremd geworden ist – früher hatten wir in den Wochen vor Ostern ja auch eine Fastenzeit – lehnen wir es einfach ab. Statt sich über Andersgläubige zu ereifern und ihren Glauben zu verdammen, sollten wir lieber versuchen, ihn besser kennen zu lernen und zu verstehen. Diese Menschen glauben doch an denselben Gott wie wir. Wenn sie ihn Allah nennen, so kommt das durch ihre Herkunft aus arabisch sprachigen Ländern. Wie viele Jahrhunderte lang haben wir Christen unsere Religion nur in lateinischer Sprache gekannt? Genau so lernen die Muslime die Suren des Koran nur in Arabisch, obwohl viele es nicht verstehen, so wie die meisten Christen damals nicht die lateinischen Gebete der katholischen Priester verstanden. Der Islam ist mehr als 600 Jahre jünger als das Christentum. Die Muslime verehren auch Jesus, aber nicht als Sohn Gottes sondern als großen Propheten, der vor Mohammed war. Seit einigen Jahren werden von islamischen Fundamentalisten schreckliche Terroranschläge verübt. Die so genannten Gotteskrieger sind aufgehetzte Fanatiker, die im Namen Gottes die Ungläubigen bekämpfen sollen. Sie werden aufgestachelt von einigen Geistlichen und selbsternannten Vorkämpfern für den Glauben. Im Namen Gottes werden die Menschen radikalisiert. Andererseits sollten wir vielleicht mal darüber nachdenken, was von der Christenheit im Mittelalter umgekehrt praktiziert wurde. Damals riefen Päpste und die hohe Geistlichkeit das christliche Volk zu Kreuzzügen auf, um das „Heilige Land“ von den Ungläubigen zu befreien. Wieso maßten sich die Christen eigentlich ein Recht auf dieses Land an? Nur weil Jesus dort gelebt hatte? Den Rittern und ihrem Gefolge wurde vollkommener Ablass für ihre Sünden und ein Platz im Himmel versprochen, wenn sie möglichst viele der Ungläubigen töteten. Man predigte Hass im Namen Gottes. Was heute von ihren Imams den Selbstmordattentätern versprochen wird, nämlich dass sie nach ihrem Tod sofort ins Paradies kämen, ist doch nichts anderes. Sie nennen es „Heiliger Krieg“ doch Krieg ist niemals heilig. Der christliche Glaube ist 600 Jahre älter als der Islam und vor 800 oder 1000 Jahren waren die Christen auch so gläubig und religiös, wie es heute die Moslems sind. Gott sei Dank ist nur eine Gruppe der Moslems gewalttätig und lässt sich durch fanatische Islamisten zu Attentaten aufhetzen. Bei weitem der größere Teil ist friedliebend und lehnt Gewalt ab. Aber mit unserer Intoleranz und Ablehnung treiben wir vielleicht immer mehr von ihnen in das Lager der Extremisten. Mehr Achtung voreinander und das Akzeptieren der anderen Glaubensausübung wären ein guter Anfang. Katharina Ombeck Humor ist etwas, was vielen nicht in den Gram passt. Werner Mitsch Nicht die Jahre, sondern die Untätigkeit macht uns alt. Cicero Alle wollen zurück zur Natur. Aber keiner zu Fuß. Werner Mitsch Glück ist Liebe, nichts anderes. Wer lieben kann, ist glücklich. Hermann Hesse Nicht hinter jeder Maske verbirgt sich ein Gesicht. Werner Mitsch Untugenden, die ein Einzelner hat, nennt man Laster. Untugenden, die ein ganzes Volk hat, nennt man Mentalität. Werner Mitsch Wir für Euch 2/2005 7 Fremde Freunde Unterhaltung/Gesellschaft Als wir zum dritten Mal unseren Urlaub auf der schönen Insel Ischia verbrachten, hatten wir unsere erste Begegnung mit alten Weinbauern. Als älteres Ehepaar, jedoch erfahrene Campern, hatten wir alles dabei, das hügelige Hinterland der Insel zu erforschen. Es war ein wunderbarer Ausblick von den Höhen über die vereinzelten alten Häuser hinweg auf die unterschiedlichen Küsten und das Meer. Als wir uns daran machten, über einen schmalen Weg zur Küste hinabzusteigen, sahen wir schon von weitem einen alten Mann, der uns heftig gestikulierend etwas zurief. Da keiner von uns der italienischen Sprache mächtig war, konnten wir ihn nicht verstehen. Dann aber stellte sich heraus, dass er uns nur warnen wollte. Zur Küste hin wurde der Weg immer unbegehbarer und endete an einem steilen Absturz. Dann lud uns der Alte mit aller Freundlichkeit in sein Gehöft ein. Wir dachten, jetzt kommt der Weinverkauf, aber falsch gedacht. Seine Frau gesellte sich hinzu, immer unverständlich mit vielen Gesten redend. Bald war die ganze Familie da, darunter auch eine Schwiegertochter, die lange in England gewohnt hatte. Sie sprach recht gut Englisch und der Bann war gebrochen. Nun klappte es mit unserer Verständigung. Dabei wurde uns klar, dass diese Einladung nur dem gegenseitigen Kennenlernen diente. Diese Leute hatten einfach das Bedürfnis mit uns zu sprechen. Wenn auch der Kreis, wie auch die Umgebung sehr bescheiden waren, so wussten wir doch, es kam von Herzen. Bald wurden die eigenen Weine, Kaffee und Brot aufgefahren. Hierüber vergingen Stunden mit Essen, Trinken, Singen und Quatschen. Obwohl es ein 8 Wir für Euch 2/2005 Riesenpalaver war, machten wir uns abends völlig überwältigt auf den Weg zu unserem Hotel. Jetzt hatten wir neue italienische Freunde gewonnen. Wir korrespondierten später miteinander, wir in Italienisch, die anderen in Deutsch. Jeder aus dem Wörterbuch, daher sehr sparsam. Als wir sie nach weiteren drei Jahren wieder aufsuchten, war der alte Herr verstorben. Dennoch wurden wir herzlich willkommen geheißen. Wir wurden geradezu genötigt, am folgenden Sonntag zum Essen zu kommen. Es war die ganze Sippe mit mehr als 20 Personen erschienen. Das Essen war hervorragend. Alle Kostbarkeiten, die das Meer zu bieten hatte, waren vorhanden. Ich selbst hielt mich mehr an die flüssigen Kostbarkeiten, da ich nicht viel von Meeresfrüchten halte. Eines aber bleibt: Wir haben Freunde bei den Einheimischen auf Ischia. RH ACHTUNG Radioliebhaber! Das wissen ältere Menschen doch selbst am besten: Radio ist toll, interessant und aktuell. Also warum den jungen Leuten die Medien überlassen! Deshalb hat das Familienministerium NRW jetzt einen Wettbewerb „Funkreif“ ausgeschrieben. Dazu findet zwischen dem 29. August und 9. September 2005 ein Radioworkshop im Bürgerfunkstudio der Stadt Oberhausen im Bert-Brecht-Haus statt. Die genauen Termine standen bei Redaktionsschluss noch nicht fest, können aber im kommunalen Bürgerfunkstudio unter unten angeführter Telefonnummer erfragt werden. Er wird allerdings überwiegend nachmittags und am frühen Abend stattfinden. In diesem Workshop werden Hörfunkbeiträge produziert, die dann bei dem oben genannten Wettbewerb eingereicht werden. Der thematische Teil des Wettbewerbs steht unter dem Motto „Lebensklänge“. Aber auch ganz andere Themen sind denkbar. Zum Abschluss des Wettbewerbs erfolgt am 3. Dezember 2005 eine offizielle Preisverleihung. Das technische und redaktionelle Radio-Einmaleins wird den Teilnehmern und Teilnehmerinnen in dem Workshop vermittelt. Das ist alles leichter, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Also lieber Radioliebhaber des gehobenen Alters: Ran an das Mikro! Die Aufnahme läuft schon. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldungen bitte gleich im Bürgerfunkstudio bei Herrn Mattheis unter Telefon: 0208-825-2093 oder eMail: [email protected] Hajo Mattheis Gesellschaft/Unterhaltung rochen, Scholle und andere mehr, lernt der Besucher kennen. Man könnte noch manches erwähnen, wie z. B. die Schönheit der Purpurrose, der Seeanemonen und andere Wunder der Natur. GREENPEACE, die internationale Umweltschutzorganisation, nutzt den von SEA•LIFE kostenlos zur Verfügung gestellten Ausstellungsraum des Aquariums, um die Besucher für den Schutz der Meere und ihrer Bewohner zu sensibilisieren. Am Schluss des Rundgangs bietet GREENPEACE eine Menge Informationen zum Thema Walschutz unter dem Motto: "WATCH THE WHALES" an. Bei SEA•LIFE geht Unterhaltung und Lernen Hand in Hand. Nicht nur für Schulklassen ist ein Ausflug ins SEA•LIFE erlebnisreich. Auch im fortgeschrittenen Alter kann ein Besuch im SEA•LIFE Aquarium eine große, persönliche Bereicherung sein. Ansprechpartner stehen jederzeit zur Verfügung, und bei vorheriger Anmeldung werden für Gruppen preisgünstige Führungen angeboten. Öffnungszeiten:Montag bis Sonntag von 10.00 h – 20.00 h. Eintritt: Erw. 12,50 €, Kinder v. 314 Jahren 8,75 €, Schüler, Senioren u. Behinderte 11,- € SEA•LIFE Seit einigen Jahren haben wir Bürger den Strukturwandel in unserer Stadt verfolgen können. Das CENTRO, mit dem großen Einkaufsbereich, der attraktiven Arena und dem schönen Freizeitpark gibt unter anderem Zeugnis davon. Nun ist ein weiteres "Glanzlicht" dazugekommen. Das SEA•LIFE Aquarium ist im August 2004 in Oberhausen eröffnet worden. Es zählt zu den größten Süß- und Meerwasseraquarien in Deutschland. Das Besondere an den SEA•LIFE Centren ist die ausschließliche Präsentation der einheimischen Fischarten. Der Besucher erlebt im SEA•LIFE eine unvergessliche Reise von den Alpen bis in den Atlantik. Auf dieser Reise lernt man den Artenreichtum einer faszinierenden Unterwasserwelt kennen. Das Süßwasser bietet Lebensraum für eine Vielfalt von Speisefischen und Krebsen. Glücklicherweise hat sich die Wasserqualität durch gesteigertes Umweltbewusstsein verbessert, so dass man heute eine große Artenvielfalt in unseren heimischen Bächen, Flüssen und Seen bestaunen kann. Auch das Meerwasseraquarium, mit seinem hohen Salzgehalt, beherbergt eine Fülle von Krebsen, Seesternen, Miesmuscheln und zahlreiche Fischarten. Viele interessante Fische, wie der rote Knurrhahn, Kuckuckslippfisch, Seewolf, Drückerfisch, Katzenhai, Nagel- Quelle: SEA•LIFE Magazin EMB FARBEN Mit den ersten Sonnenstrahlen sollte ich zur Welt kommen. Meine schützende Hülle zerplatzte und ich streckte mich hinaus. Vor Freude hätte ich schreien mögen: Welt da komme... bin ich, Leben ich Die Wärme, die mich umgab, ließ mich wachsen und gedeihen. So mancher Mensch blickte freundlich zu mir auf und bewunderte meine Grazie und mein filigranes Erscheinungsbild. Meine Familie gehört zu den Grünen. Wir lieben es, wenn die Luft rein ist und die Natur erhalten bleibt. Obwohl wir manchem Sturm standhalten können, gibt es auch Zeiten, wo uns übel mitgespielt wird. Trotz alledem entwickelte ich mich prächtig. Aus meiner ersten Leidenschaft zu einem zarten Grün wurde mit zunehmender Reife ein sattes Dunkelgrün. Meine Brüder und Schwestern um mich herum wurden mit der Zeit wankelmütig und wussten nicht recht, ob sie zu Braun oder Rot wechseln sollten. Alle versprechen goldene Zeiten, dass man vor Neid gelb werden könnte. Als ich mich genauer betrachtete, entdeckte ich an mir ebenfalls Veränderungen. Das Alter machte mich schwermütig. Irgendwann glaubte ich in den Tunnel des letzten Atemzuges zu fallen. Der Sog des weißen Lichtes zog mich magisch an. Ich hatte bereits mit dem Leben abgeschlossen, da fingen mich zwei schützende Hände auf. Sie nahmen mich mit zu einem Malkurs. Um wieder eine Aufgabe zu haben, sollte ich als Modell fungieren. Ich besann mich meiner herbstlichen Schönheit und wurde ins rechte Licht gesetzt. Der erste Pinselstrich auf der Leinwand ging runter wie Öl. Ich, das Ahornblatt betrat das Reich der Künste. JuScha Wir für Euch 2/2005 9 Cornwall Unterhaltung Meine Tochter hatte mich zu einer gemeinsamen Ferienfahrt eingeladen. Ich freute mich schon sehr darauf: nur Claudi und ich, Mann und Kinder blieben daheim. Zunächst musste ich nach London fliegen. Ich flog diesmal von Weeze, einem ehemaligen Militärflugplatz am Niederrhein. Für ganze 43 Euro hin und zurück! In London blieb ich erstmal zwei Tage und dann fuhren wir mit Claudis Auto los. Diesmal sollte es nach Cornwall gehen. Vor Jahren war ich mal dort gewesen und war noch immer begeistert von der herrlichen Landschaft. Als wir London verließen, regnete es, alles war Grau in Grau. Aber wir waren guten Mutes, dass es an der Südwest-Küste bestimmt besser sein würde. Nach fünfstündiger Fahrt erreichten wir Tintagel, wo der sagenumwobene König Arthur die Ritter der Tafelrunde auf seiner Burg versammelt haben soll. Auf einem Felsen über dem Meer befinden sich noch die Ruinen dieser Burg und unterhalb der Klippen liegt die Höhle des Zauberers Merlin. Dieser hat der Sage nach Arthur als kleines Kind am Strand gefunden und aufgezogen. An diesem interessanten Ort woll- ten wir die nächsten fünf Tage verbringen. Wir hatten einen feststehenden Wohnwagen direkt am Rande der Klippen gemietet. Er war recht komfortabel: Wohnzimmer, Küche, zwei Schlafzimmer, sowie Dusche und WC. Das Schönste aber war der atemberaubende Blick von der klippenumgebenen Bucht auf den Atlantik. Wir aßen in einem gemütlichen alten Restaurant und gingen früh schlafen. Kaum lagen wir aber in unseren Betten, als draußen ein wolkenbruchartiger Regen gemischt mit Hagelschauern und starkem Sturm einsetzte. Zwar befanden wir uns im Trockenen, aber der Wind pfiff durch alle Ritzen des Caravans, und es war lausig kalt. Von wegen „liebliche Maiennacht!“ Meine Füße wurden einfach nicht warm, was mich natürlich am Einschlafen hinderte. Der Sturm tobte so sehr, dass unsere Behausung zitterte und bebte. Ich befürchtete schon, dass wir über die Klippen ins Meer geweht würden. Am nächsten Morgen hatte das Wetter sich auch nicht gebessert. Wir stiegen ins Auto und fuhren los, weil wir doch wenigstens etwas in der Umgebung besichtigen wollten. Nördlich von St. Austel fanden wir in einem langgezogenen Tal eine großartige Anlage, das „Eden Project“. Riesige kuppelförmige Biotope inmitten wunderschöner Parkanlagen vermittelten uns die Vorstellung, auf einem anderen Planeten gelandet zu sein. Unter den wabenartigen Glaskuppeln befanden sich Palmen, Bananen, Kakao, Kaffee, Ananas, ein Dschungel in feuchtwarmer Tropenatmosphäre. Unter einer anderen Kuppel befinden sich mediterrane Pflanzen, Blumen und Bäume. Und mitten darin nette Restaurants, wo wir uns stärkten. Nach einem schönen Tag im Garten Eden ging`s wieder hinaus ins feindliche Leben. Der Sturm tobte weiter wie bisher und kalt war’s, trotz Gasheizung in unserem Wohnwagen auch. Nach einer fast schlaflosen Nacht stellte ich meine Tochter vor die Alternative: Entweder kaufen wir eine Wärmflasche für meine kalten Füße, oder wir fahren nach Hause. Claudi war für letzteres. Aber bevor es heimging wollte sie wenigstens noch King Arthur’s Burgruine und Merlins Höhle sehen. Der Regen hatte glücklicherweise nachgelassen und so wanderten wir dorthin. Anschließend setzten wir uns ins Auto und fuhren, diesmal über Landstraßen, durch die liebliche Landschaft von Devonshire zurück nach London. KO Zwei Dinge sind unendlich das Universum und die menschliche Dummheit. Beim Universum bin ich mir aber nicht ganz sicher. Albert Einstein 10 Wir für Euch 2/2005 Unterhaltung Einmal Ilford und zurück Ich hatte mal wieder das gute alte England besucht. So oft ich auch dort gewesen bin, noch nie war ich mit einem Bus gefahren. Man muss ja alles mal ausprobieren! Ich fragte meine Kinder und Enkelkinder, was man dabei zu beachten habe, und was es so koste. Ratloses Schulterzucken – keine Ahnung. Man fuhr Auto, aber doch nicht Bus. Als meine Kinder verreist waren und ich in der Stadt, die einige Kilometer vom Haus entfernt ist, etwas besorgen wollte, begab ich mich unternehmungslustig zur Bushaltestelle. Anders als bei uns war die gläserne Rückwand des Wartehäuschens zur Straße hin gerichtet. Ich setzte mich auf das schmale Plastikbänkchen und wartete. Nach zirka zehn Minuten kam der Bus. Ich stand auf und der Bus fuhr in einem Affentempo an mir vorbei. Beim nächsten Bus sah ich wie andere Wartende den Arm winkend ausstreckten woraufhin dieser anhielt. Wieder was gelernt! Als ich nun eingestiegen war, legte ich dem Busfahrer eine Münze hin und sagte: “To Ilford-Station“. Aber er nahm das Geld nicht und sagte irgendwas, das ich nicht verstand. Ich schaute ihn ratlos an, worauf er mir ein Pfundstück zeigte. Also steckte ich mein Geldstück wieder ein und kramte ein Einpfundstück hervor. Nun bekam ich mein Ticket. Busfahren ist dort auch kaum billiger als bei uns! Die Fahrt verlief dann ohne weitere Zwischenfälle. Als ich unterwegs die Münze aus der Jackentasche zog, erkannte ich, warum der Busfahrer es nicht hatte annehmen wollen: Es war nämlich eine 2Euro-Münze. Nachdem ich im Postamt zwei Briefmarken gekauft hatte und durch das Einkaufscenter wanderte, überkam mich ein menschliches Bedürfnis. Macht nichts, ich wusste ja, dass es hier Toiletten gab. Als ich diese dann in der dritten Etage erreichte, waren sie wegen Renovierung geschlossen. Was nun? Da ich morgens viel getrunken hatte, wurde der Druck immer heftiger. Draußen in der Stadt gab es auch nirgends eine so genannte Bedürfnisanstalt. Dann fiel mir ein, dass ich vor einigen Jahren mal eine Toilette in der Stadtbücherei benutzt hatte. Also nichts wie hin zur Bibliothek! Dem Wegweiser dort folgend fuhr ich mit dem Lift in die erste Etage. Oh welch ein Glück! Endlich!! Erleichtert und frohgemut machte ich mich auf den Heimweg, den ich in 25 Minuten zu Fuß zurücklegte. An der Christchurch Grundschule ging ich vorbei, wo auf dem Schulhof die Kinder herumtobten. Ein hübscher Anblick: alle in roten Pullovern und schwarzen Hosen oder Röcken. Auch die Schüler der Highschool sahen sehr schick aus in ihren dunkelblauen Hosen, den Blazern mit dem Schulwappen auf der Brusttasche, weißem Oberhemd und schräg gestreiftem Schlips. Weiter ging’s, und ich kam mir vor wie auf einer Reise durch Australien. Von der Adelaide Road kam ich in die Melbourne, dann zur Brisbane und schließlich erreichte ich die Perth Road. Endlich war ich wieder zu Hause. Meine Einkäufe waren ziemlich kläglich: zwei Briefmarken! Aber ich weiß jetzt, wie man in England mit dem Bus fährt. KO Gedanken am Wasserfall In meiner Klasse in der Volksschule war ich nicht gerade eine Leuchte. Wie schon früher berichtet, hatte ich Schwierigkeiten mit der Orthografie und dem deutschen Aufsatz. Fast unter jeder meiner Arbeiten fand ich die Bemerkung des Lehrers: „Keine treffenden Naturschilderungen“ oder „Nur geringe Beobachtungsgabe.“ Diesmal war als Hausaufsatz ein Thema gestellt, mit dem ich absolut nichts anzufangen wusste: „Gedanken am Wasserfall“. Ja, wenn das Thema gelautet hätte: „Meine letzten Eindrücke beim Fußballspiel“, darüber hätte ich schreiben können, aber so …! Verzweifelt beschloss ich, nachdem ich mir zu Hause den Kopf zermartert hatte, zunächst einmal einen stillen Ort aufzusuchen, um dort ungestört meinen Gedanken nachhängen zu können. Mit halbem Ohr hörte ich, dass meine Mutter die Wohnung verließ. Als ich fand, dass es wieder Zeit sei, wohnliche Räume aufzusuchen, drehte ich energisch den Schlüssel im Schloss herum. Da knackte es, und der Bart war ab! So hatte ich mich selbst eingesperrt. Ich musste daher warten, bis meine Mutter zurückkam. Inzwischen vertrieb ich mir die Zeit damit, immer wieder an der Strippe zu ziehen, das rauschte jedes Mal wie ein Wasserfall. Nach etwa einer Stunde kam meine Mutter zurück und holte einen Schlosser, der mich aus meiner unfreiwilligen Haft befreite. Meine Mutter war fassungslos, als ich mich sofort auf mein Aufsatzheft stürzte und schrieb und schrieb! Eine Woche später gab der Deutschlehrer die verbesserten Hefte zurück. „Die meisten von euch haben sich mit einer lahmen Schilderung begnügt. Nur eine Arbeit hat mir wirklich gefallen, eigenartigerweise die von Jürgen B. Da ist nichts Gekünsteltes und Belangloses zu finden, man hört geradezu das Rauschen und Sprühen der fallenden Wassermassen. Man hört entfesselte Elemente heraus. Mit gutem Gewissen schreibe ich unter diesen Aufsatz: „Ausgezeichnete JüB Naturbeobachtung“. Wir für Euch 2/2005 11 Trotzdem fröhlich Unterhaltung „Mein Name ist Weide, wie die Weide, und seit 1944 habe ich Glasaugen“, so stellte sich mein Tischnachbar vor. Ich hatte eine Kulturwoche im Lipperland gebucht. Zwar wusste ich, dass das Haus für Blinde und Sehbehinderte eingerichtet war, aber Besichtungen ohne Augen? Dieser Herr, 80 Jahre alt, hat mich immer wieder in Erstaunen versetzt. Seine liebevolle Betreuerin musste zwar für ihn zum Büffet gehen, aber sonst war er sehr selbständig. „Wir gehen zum Kurgarten. Haben Sie den Schwanenteich, die alten Bäume und die Blumenrabatten schon gesehen? Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen alles, auch den Hang mit dem Garten der Sinne. Dort sitze ich gern und träume, dann kann meine liebe Frau Müller einkaufen gehen“. Bei einem Spaziergang erzählte er traurig, dass seine Frau vor einiger Zeit gestorben sei. Er habe danach in der Tageszeitung nach einer Betreuerin mit Führerschein gesucht. Autofahren könne er ja nun doch nicht. So habe er sie gefunden und könne nun wieder auf Reisen gehen. Ich rechnete leise und fragte, ob er seine Frau denn schon als 21jähriger gekannt habe. Oh nein, damals wäre er noch von seiner Mutter verwöhnt worden, und sein treuer Blindenhund habe ihn auf Tritt und Schritt begleitet. Im Büro habe Bello zu seinen Füßen gelegen und immer die Ohren gespitzt. Dann habe die Mutter von einem Mädchen aus dem Nachbardorf geschwärmt: gute Köchin und so. „Ich bat, die Adresse dieses Wunderwesens auf einen Umschlag zu schreiben und mein erster Brief erreichte sein Ziel. Treffpunkt Cafe Sonne. Dann habe ich meinem Hund gesagt, dass wir nicht rechts zur Arbeit wollten, sondern links zum neuen Frauchen. Bald lag er diesem Wesen zu Füßen. Als wir verheiratet waren, wurde erst einmal ein Tandem gekauft, damit ich wieder in die Natur käme, später sogar ein Segelboot, denn wir wohn12 Wir für Euch 2/2005 ten am Fehrbelliner See. So ging meine Sonne nicht unter, bis eine schwere Krankheit uns trennte. Aber auch jetzt sehe ich wieder die Schönheiten unserer Heimat.“ In Lügde betastete er die riesigen Osterfeuerräder und im RenaissanceSchloss Brake erfühlte er die ungewöhnlichen Schnitzereien an Bänken und Truhen. Dort hat man das Schloss im Eingang aus Legosteinen nachgebaut, um allen einen Eindruck seiner Größe und Schönheit zu vermitteln. Bei einem Glenn Miller-Konzert klatschte er begeistert mit. Immer fröhlich - trotzdem. MR Panik im Parkhaus Mein Enkel Jan hatte seine Ferien in Oberhausen verbracht. Am Freitagabend kam Tante Gitta, Jans Patentante mit ihrem zitronengelben VWBus um ihn nach Düsseldorf zum Flugplatz zu bringen. Alles ging glatt, kein Stau auf der Autobahn; pünktlich kamen wir an. Ich war schon lange nicht mehr am Düsseldorfer Flughafen gewesen; ich bevorzuge den kleinen, ländlichen Flugplatz von Mönchengladbach. In Düsseldorf ist alles so riesig und unüberschaubar. Mit dem Parkhaus ging es los. Wir fuhren in die Einfahrt von Parkhaus 3, als uns ein Schild informierte, dass hier nur eine Höhe von 1,90 m vorgegeben ist. Au weih; der VW-Bus hat eine Höhe von 1,90 m. Zurückfahren konnten wir nicht, weil in der engen Einfahrt schon vier PKW hinter uns standen. Also Augen zu und durch! Wir erwarteten ein Schrappen und Kratzen am Autodach, aber anscheinend hatte man bei der Parkdeckhöhe doch etwas Spielraum gelassen. In der zweiten Etage fanden wir einen Parkplatz. Nun ging’s zum Terminal. Erstmal runter ins Parterre, dann über eine Straße, durch ein zweites Parkhaus, noch eine Straße, und endlich in das eigentliche Flughafengebäude. Hier ging es dann wieder mit dem Aufzug hinauf zur Abflugebene. Überwältigend die 400 m lange Halle, mit einem durch futuristisch anmutendem Eisenträger gestützten Glasdach. Unmengen von Abfertigungsschaltern und ein beeindruckend spiegelblanker Boden. Ich schaute nach den sonst überall vorhandenen Kaugummiflecken, aber Fehlanzeige! Entweder trauten sich die Leute nicht diese Pracht zu beschmutzen oder – was wahrscheinlicher war – ein Heer von Reinigungskräften sorgte ständig für Sauberkeit. Jan kannte sich hier aus. Nachdem er eingecheckt hatte und dann durch die Passkontrolle ging, winkte er uns nochmal zu und verschwand im Warteraum. Gitta und ich machten uns auf den Weg zurück ins Parkhaus 3 und entrichteten am Automaten die Parkgebühr. In der zweiten Etage mit der Bezeichnung 32 B, an die wir uns meinten zu erinnern, suchten wir nach Platz 6 oder 8, genau wussten wir es nicht mehr. Doch weder hier noch dort fanden wir unser Auto, obwohl es auf dem riesigen Parkdeck sowohl durch seine Größe als auch durch die grellgelbe Farbe auffallen musste. Wir suchten und suchten und gerieten allmählich in Panik. Dann kam Gitta auf die Idee, die Treppen hinunter auf die Straße zu gehen und genau dort das Parkhaus zu betreten, wo wir es zuerst verlassen hatten. Gesagt, getan. Wieder kamen wir auf Ebene 32 an, aber was wir vorher nicht beachtet hatten; es war 32 D. Und plötzlich sahen wir „es“ auf 32 D, Platz 8. Glücklich fuhren wir zur Ausfahrt, allerdings befürchteten wir, dass die Schranke sich nicht heben würde, weil wir durch unsere Sucherei 20 Minuten länger geparkt als bezahlt hatten. Aber Hurra, es klappte. Nichts wie weg von diesem Riesenmonster eines Flugplatzes und ab nach Hause! KO Gesellschaft/Unterhaltung SOS auf dem Gardasee Von ihrem Italienurlaub erzählte mir Freundin Beate eine Geschichte, die mich an frühere Schulaufsätze denken ließ, wenn die Aufgabe gestellt wurde: mein schönstes Ferienerlebnis, mein aufregendstes Ferienerlebnis... Dies war ihre Erzählung: „An einem Urlaubstag hatten wir beschlossen, eine Bootsfahrt über den Gardasee nach Sirmione zu machen. Es war ein heißer Tag, und viele Menschen drängten an Bord. Wir waren schon eine Weile unterwegs, als mich eine menschliche Regung trieb, mich nach den Toiletten umzusehen. Ich fand den Ort, den ich suchte, betrat den winzigen Raum, schob den Riegel vor und merkte, dass man die Tür etwas andrücken musste, damit er einrastete. Nach Erledigung der Geschäfte wollte ich den unwirtlichen Raum möglichst schnell wieder verlassen. Die Überraschung traf mich heftig: Der Riegel ließ sich nicht bewegen! Ich drückte die Tür an, um ihn zu lockern, zog an ihm, rappelte an der Tür, fingerte am Riegel herum – vergebens! Der Gedanke „Du bist eingesperrt“ überfiel mich mit heißem Schrecken. In diesem Augenblick nahm ich erst richtig wahr, in welch widerwärtigem Gefängnis ich steckte: der Spiegel halb blind, der Wasserhahn abgebrochen, das Becken schmutzig, das Fenster vergittert... und dieser Ekel erregende Geruch! Einen Augenblick fühlte ich Panik in mir aufsteigen, aber es gelang mir halbwegs, mich zur Vernunft zu zwingen. Wieder und wieder versuchte ich, den Riegel zu lockern, schlug und trat gegen das Metall der Tür. Irgendwie musste ich auf mich aufmerksam machen; ich brauchte Hilfe von außen. Also rief ich und lärmte, so laut ich konnte, gegen das Tuckern der Schiffsmotoren an. Die dröhnten so stark, dass ich fürchtete, man könnte mich nicht hören. Plötzlich fiel mir ein, ich war auf einem italienischen Boot. Vielleicht verstand mich da draußen keiner, wenn ich „Hilfe!“ rief. Also schrie ich verzweifelt „Aiuto!“ und suchte ein paar Vokabeln in meinem armen italienischen Wortschatz, die mich vielleicht retten konnten: „Aiuto, non posso aprire!“ Und wieder und wieder trommelte ich gegen die Tür und rappelte an der Klinke. Schaurige Fantasien überfielen mich während meiner vergeblichen Versuche. Falls Dieter, mein Mann, da oben auf Deck annähme, ich wäre nach meinem Gang zur Toilette hier unten stehen geblieben – aus welchem Grund auch immer – dann könnte er auch annehmen, dass ich an der Anlegestelle, die bald erreicht sein musste, schon von Bord gegangen wäre. Niemand hätte mich beobachtet, niemand würde mich vermissen, erst nach Verlassen des Bootes würde mein Mann merken, dass ich nicht draußen war. Dann wäre es zu spät, dann fuhr ich längst als Gefangene weiter über den Gardasee. Diese Gedanken trieben meinen Kampfgeist noch stärker an. Ich schrie noch lauter und trat rücksichtslos gegen die Tür. Irgendwann als ich mich schon erschöpft fühlte von meinen Anstrengungen, glaubte ich auf dem Gang Stimmen zu hören. Ich setzte mein Getobe drinnen fort, um die, die aufmerksam geworden waren, zur Hilfe anzutreiben. Auf einmal, ganz plötzlich und wie durch Zauber flog die Tür auf. Zwei Stewards standen davor und etliche Menschen. Ich schoss an ihnen vorbei wie in Trance, unfähig, ein Wort herauszubringen, sah nur viele Augen auf mich gerichtet. Zu Dieter nach oben floh ich, mich trösten zu lassen. Er lehnte lässig am Geländer und blinzelte in die Sonne. Nichts war zu ihm gedrungen von meiner Not. Es wurde dann doch noch ein schöner Tag. Aber der Schock sitzt tief,“ sagte Beate,“ und ich prüfe seitdem jede Klotür, ehe ich sie hinter mir schließe. Und weißt du, was ich mich frage? Ob von den Besatzungsmitgliedern auch schon einmal jemand den rostigen Riegel nicht aufbekommen und in dieser elenden Falle gesessen hat, fast würde ich es wünschen!“ RP Alt sein ist ein herrlich Ding, wenn man nicht verlernt hat, was anfangen heißt. Martin Buber Du lebst nicht allein in Deiner Stadt Wo Licht ist, fällt auch Schatten, sagt man so leicht daher, doch mancher, der im Schatten lebt, der sieht vom Licht nichts mehr. Für ihn ist alles dunkel, es fehlt an Zuversicht, er spürt die Wärme der Sonne und ihre Strahlen nicht. In ihm ist eisige Kälte, es streift ihn ein kalter Wind, obwohl es für alle andren, fast dreißig Grad schon sind. Von düsteren Schatten umgeben, nicht enden will die Nacht, es ist, als hätt’ die Sonne, für immer Konkurs gemacht. Ihn quälen Ängste und Sorgen, kein Sonnenstrahl ihn entdeckt, und doch hat die gleißende Sonne die Stadt längst mit Gold bedeckt. Für ihn bleibt es weiterhin dunkel, kein Blitz seine Nacht durchbricht, das Licht am Ende des Tunnels, sieht er noch lange nicht. Er kommt Dir entgegen, tagtäglich in unserer Stadt, schenk’ ihm einmal Dein Lächeln, und du wirst sehn, es hat seine Wirkung nicht vertan. Er geht beschwingter, schneller und für einen Augenblick wird seine, ach so dunkle Welt schon ein wenig heller! EH Liebe Leser von „Wir für Euch!“ Wir freuen uns über jeden Leserbrief, den wir erhalten, bitten aber um Verständnis, dass aus Platzmangel nicht jede Zuschrift abgedruckt werden kann. Ihr Redaktionsteam Wir für Euch 2/2005 13 Kultur Bücher, Bücher..... Mein Leseerlebnis: Geh, wohin dein Herz dich trägt Susanna Tamaro Durch eine plötzliche schwere Krankheit wird Olga sich der Einsamkeit und Ziellosigkeit ihres Lebens bewusst. Ihre Enkelin, eine überhebliche und unzugängliche junge Frau, ist aus dem Zusammenleben mit der Großmutter nach Amerika geflohen. Kein Brief, kein Anruf - das ist die Verabredung zwischen ihnen. Olga hält sich daran, trotz der Zweifel, die sie bewegen, und der Sorge, ihre Enkelin vielleicht nie mehr sprechen zu können. Die Erinnerung an die Jahre der Nähe und die Liebe zu dem Kind, an dem sie früh Mutterstelle vertreten hat, wird mächtig in ihr. Dann plötzlich, als sie im Garten die Rose sieht, die sie mit dem kleinen Mädchen einmal gepflanzt hat, kommt ihr ein glücklicher Einfall: Sie wird ein Tagebuch schreiben! Ein Tagebuch, das die Enkelin bei ihrer Rückkehr in das Haus vorfindet, wenn die Großmutter nicht mehr lebt. Es könnte der jungen Frau helfen, von ihr einen versöhnlichen Abschied zu nehmen, statt sich durch Olgas Schweigen bestraft zu fühlen. Aus den Briefen, die sie in dichter Folge und oft großer innerer Unruhe 14 Wir für Euch 2/2005 schreibt, entsteht ein Buch. Olga blickt darin zurück auf die frühen Erlebnisse mit dem Kind, das ihr anvertraut war und das sie mit Aufmerksamkeit und Güte hat aufwachsen lassen. Sie spricht auch von dem Glück, das es für sie als Großmutter bedeutet hat, mit der Erziehung des Kindes wieder in den Strom des Lebens hineingezogen worden zu sein. Als sich die Kluft zwischen der Heranwachsenden und der Älteren naturgemäß entwickelte, fühlte sich Olga ratlos und enttäuscht. Sie erzählt von den Versuchen, den Zusammenstoß zu verhindern und die überhebliche Energie der Jungen in ungefährliche Bahnen zu lenken, bis der Tag kam, an dem die Enkelin verkündete: “Ich gehe nach Amerika!“ Jetzt im Rückblick sieht Olga ihren Egoismus zu glauben, sie hätte mit ihrer Liebe das Fehlen der Mutter wettmachen können. Und sie sieht in dem Konflikt mit der Enkelin auch die Wiederholung der Probleme mit der eigenen Tochter. Auch diese hatte voller fantastischer Ideen eigensinnigen Zielen zugestrebt, die sie der Mutter entfremdet hatten. Misstrauen und Abkapselung waren entstanden. Olga sieht ihr Versagen. Die Ereignisse wären anders verlaufen, so glaubt sie heute, wenn ihre Liebe die richtige Kraft gehabt hätte, die Kraft nicht nur Freiheit zu geben, sondern auch „nein“ zu sagen .“Aber um stark zu sein, muss man sich selbst lieben,“ schreibt sie in ihr Tagebuch, und das hat sie nie lernen können, weil sie der langen Traditionskette von Frauen angehörte, denen nur Anpassung und äußerliches Funktionieren abverlangt wurden. So blieb für sie denn auch nur der Weg in eine konventionelle Ehe, in der viele Erwartungen nicht gestillt wurden. Viel Persönliches gibt Olga in ihren Briefen von sich preis, um sich der Enkelin verständlich zu machen. Fast beschwörend erklärt sie ihr, dass die Straße, die man geht, viele Scheidewege hat. Dieses Bild malt sie aus: „Ob du weitergehst oder abbiegst, bestimmt, auch wenn du es nicht merkst, oft über deine ganze Existenz.“ Sie selbst hatte die vorgegebene Straße verlassen, als sie endlich dem Mann begegnet war, den sie lieben konnte. Lange Jahre hatte sie mit dem Geheimnis dieser Beziehung gelebt und schließlich mit ihrer Lüge Menschenleben zerstört. Durch ihr Bekenntnis macht Olga die junge Frau, die sich von ihr gewandt hat zur Vertrauten. Sie drängt sie, ein eigenes Bild von sich zu gewinnen, um unterscheiden zu können, welches die richtigen und welches die falschen Wege für sie sind. „Und wenn sich dann verschiedene Wege vor dir auftun“, so sagt sie ihr, „lausche still und schweigend auf dein Herz und geh, wohin dein Herz dich trägt“. Olgas Tagebuch stellt Susanna Tamaro einen Text aus hinduistischen Schriften voran. In ihm klingen die Fragen auf, die Olgas Lebensbericht durchweben. Es sind die Fragen, die uns Menschen immer wieder umtreiben bei dem Wunsch, unser Leben zu bewältigen. Oh, Shiva, was ist deine Wirklichkeit? Was ist dieses Universum voller Staunen? Was bildet den Kern? Wer lenkt das Rad des Universums? Was ist dieses Leben jenseits der Form, das die Formen durchdringt? Wie können wir über Zeit und Raum, Namen und äußere Merkmale hinaus Zugang dazu finden? Erhelle meine Zweifel! ISBN 3 257 23030 3 RP Unterhaltung LEAVENWORTH Eine liebenswerte Stadt Nur wenige Leute werden von diesem kleinen Ort gehört haben, den ich bei einem Besuch in den USA kennen gelernt habe. Diese kleine Stadt hat ihre besondere Geschichte. Sie liegt im Bundesstaat Washington am Fluss „Wenatchee“, in der Nähe des Sees „Wenatchee“, umgeben von vielen Bergen. Diese Landschaft ist besonders reizvoll und erinnert in vielen Dingen an Bayern, doch davon später. Anfang des 19. Jahrhunderts drangen weiße Forscher in dieses Gebiet vor und waren fasziniert von der Schönheit der Landschaft und dem Fischreichtum in den Flüssen, durch die große Schwärme von Lachsen zogen. Es dauerte nicht lange, da folgten Fallensteller, Siedler und Abenteurer, die ihr Glück dort suchten. Die Farmer züchteten vorwiegend Schafe und pflanzten Obstbäume, vor allem Äpfel und Birnen, die in dieser Gegend ganz besonders gediehen. Die Abenteurer hofften wertvolle Mineralien vorzufinden. Als Ende des 19. Jahrhunderts die Eisenbahn Leavenworth erreichte, erhielt dieser Ort eine große Chance. Eine Sägemühle wurde errichtet, und die Industrie wuchs. Leider hielt dieses Wachstum nicht lange an. Nach 1920 verlor die Stadt die Sägemühle und die wertvolle Eisenbahn wieder. Die Kriegs- und Nachkriegsjahre brachten noch mehr Rückgang, Leavenworth stand vor dem Verfall. Die Lage wurde immer bedrückender. In den sechziger Jahren riskierte eine kleine Gruppe mutiger Bewohner und Kaufleute, diese Stadt vor dem Ruin zu retten. Sie wollten aus ihrem Ort ein „Bayerisches Dorf“ gestalten. Welch ein Wagnis! Vermutlich hatten viele Bewohner ihre Wurzeln in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Da die Schönheit der Landschaft mit den majestätischen Bergen vieles mit unserem Bayernland gemeinsam hat, inspirierte das die Einwohner bei ihrem Vorhaben. Hilfe erhielten die Bürger auch von der Regierung, die ihnen mit Rat und Tat zur Seite stand. Somit konnten sie neue Gebäude im bayerischen Stil bauen und alte Häuser umgestalten. Es ist erstaunlich, dass diese Idee so viel Anklang gefunden hat und der Tourist dort Geschäfte vorfindet mit den Namen: Alpenhansel (Verkauf von Bierkrügen und Holzschnitzereien), Edelweiß Dolls (Handgemachte Porzellanpuppen), Schatzkammer (Ge-schenke für die ganze Familie), Katzenjammer (Verkauf von Hummern, Krebsen, Garnelen, etc.), Alpenhaus (Import von Hummelfiguren, Nussknackern, etc.). Interessant sind auch einige Namen der Hotels und Restaurants: Alpen Rose, Ritterhof, Linderhof, Cafe Mozart und Rumpelstilzchen Cafe Im Jahre 1962 wurde der erste Alpenverein gegründet, und zwei Jahre später gewann Leavenworth den Ersten Preis von $ 10.000 für die hervorragenden Verbesserungen dieses Städtchens. Das brachte mehr Beachtung und Hilfe. Der Bekanntheitsgrad wuchs. Heute bietet der Tourismusverein Skikurse und Skiwanderungen im Winter, interessante Bergtouren im Sommer sowie das beliebte Kajakrennen im „Tumwater Canyon“ an. Nicht nur Geschäftsleute witterten ihre Chance. Viele Vereine entstanden. Einige Festlichkeiten gehören heute zum festen Ablauf des Jahres. Jährlich findet im Februar ein Faschingsfest nach bayerischer Art statt, ebenfalls ein Maifest in bayerischen Trachten, ein Herbstlaubfest sowie ein Christkindl Markt in der Weihnachtszeit und vieles mehr. Im Jahre 1996 gründeten einige Bürger von Leavenworth ein „Projekt Bayern“, um noch mehr Bayerische Lebensart umzusetzen. Heute hat Leavenworth ungefähr 2100 Einwohner und 1,5 Millionen Besucher im Jahr! Ein Strukturwandel ganz besonderer Art. EMB Wir für Euch 2/2005 15 Kultur Ida Köhne Eine kurze Randnotiz in meiner Tageszeitung meldete am 17.02.2005 den Tod der Malerin und Kunsterzieherin Ida Köhne. Als ich sie las, erschrak ich darüber, dass eines Menschen reiches Leben auf wenige so karge Zeilen reduziert werden kann, zumal das pädagogische und künstlerische Wirken dieser herausragenden Frau das kulturelle Gesicht der Stadt Oberhausen mit geprägt hat. Ich war ihre Schülerin und habe bis zu ihrem Tod Kontakt zu ihr gehabt. Viele ehemalige Schülerinnen gibt es, die ein ähnlich herzliches und beständiges Verhältnis zu ihr pflegten, und ich glaube, dass ich für diese mitspreche, wenn ich es als besonderes Glück bezeichne, ihr begegnet zu sein. Sie lehrte uns zu sehen, uns der Kunst zu nähern und Mensch und Natur mit Ehrfurcht zu betrachten. 16 Wir für Euch 2/2005 Für sie als Künstlerin war alles Lebendige ein Thema, vor allem das menschliche Gesicht, das sie schon früh vielfach zeichnete und malte. Was hinter der Fassade lag, wollte sie hervorholen, das wahre Wesen des Menschen und der Dinge ergründen. In vielen Gesprächen trat das immer wieder hervor. Dr. W. Möhring findet dafür in einem Aufsatz über Ida Köhne folgende Worte: „Aus der Tiefe starken, mächtigen Angerührtseins von der Zwiegesichtigkeit des Innen und Außen, wie sie allein dem geistbegabten Menschen gegeben ist, hat sie erfahren, dass kein anderes Medium so sehr wie die Kunst in das Wesen der Dinge hineinführen kann...“ Sie führt dann auch zu dem, was sich hinter den Dingen verbirgt, zur Begegnung mit dem Metaphysischen, zur Frage nach dem Schöpfer dieser Welt. Man spürt es Frau Köhnes Bildern an, dass sich in ihnen die leidenschaftliche Liebe zur Kunst mit einem starken Gottesglauben verbindet und sich beides gegenseitig durchdringt. Die vielen Bilder mit religiösen Themen machen das deutlich, einige davon beschäftigten sie immer wieder, in immer neuer Sicht: der leidende Christus z.B. und das „Himmlische Jerusalem“. Im Lauf ihres langen Lebens und auch im hohen Alter noch schuf die Malerin eine ansehnliche Zahl von Bildern, wie das Werkverzeichnis belegt, das in Zusammenarbeit ihrer Freundin Trude Tykiel mit Professor A. Raffelt entstanden ist. Besonders eindrucksvoll war es aber immer für mich, in Frau Köhnes Wohnzimmer der großen Wand voller Gemälde aus den verschiedenen Perioden ihres Schaffens gegenüber zu sitzen. Viele waren auf ihren Reisen nach Südfrankreich, Spanien, Italien und Israel entstanden, etwa die „Ansicht von St. Paul de Vence“, der „Tanzende Baum“ oder die hier abgebildeten „Spanischen Musikanten“. Sie alle sind stark im Ausdruck durch leuchtende Farben, die oft durch dunkle Kontur in ihrer Wirkung noch gesteigert werden, und durch einen Rhythmus, der an Musik denken lässt, mal weich und rund anmutet, mal kantig wie Splitter von Glas. Und besonders diese letzteren Bilder scheinen mir den Hinweis zu geben auf Frau Köhnes Neigung zur Glasmalerei. Ende letzten Jahres erhielt ich, wie viele andere, die ihr nahestanden, ein bedeutsames Buchgeschenk von ihr. In der Serie „Künstler zwischen den Zeiten“ stellt die Kunsthistorikerin A. Jansen-Winkeln darin Ida Köhne als Glasmalerin vor. Einige der im Buch aufgezählten Fenster sind in Oberhausen zu betrachten: In der Aula des Bertha-von-SuttnerGymnasiums und in der Gesamtschule Osterfeld befinden sich die größten. Noch 2001 gestaltete Frau Köhne – mit 93 Jahren! – zwei Chorfenster für das St. Josef–Hospital. Das Buch als Dokument ihres Schaffens in der Hand zu halten, war auch für sie selbst ein besonderes Geschenk, eine Gnade, sagte sie mir bei einem der letzten Besuche. RP