Die verflixten sieben Irrtümer und ihre Folgen

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Die verflixten sieben Irrtümer und ihre Folgen
Experten-Statement
(2 Seiten)
Die verflixten sieben Irrtümer und ihre Folgen
Prof. Dr. Helmut W. Minne, Arzt für Innere Medizin (Endokrinologie) in Bad Pyrmont klärt auf:
1. Osteoporose tut nicht weh
Absolut verkehrt! Osteoporosepatienten haben unvorstellbare Schmerzen, die jeden Tag zur
Qual machen. Denn: Selbst die einfachsten Tätigkeiten im Haushalt werden ohne Hilfe zu
einem unlösbaren Problem – Staubsaugen, Bettenmachen und Bügeln sind für die
Betroffenen nur unter starken Schmerzen und mit vielen kleinen Pausen zu bewältigen.
Damit der Alltag wieder gemeistert werden kann, sind für die Osteoporosepatienten daher
eine wirkungsvolle Schmerztherapie, eine systematische Rehabilitationsbehandlung und ein
konsequenter Knochenaufbau unerlässlich.
2. Bloß nicht bewegen, sonst brechen die Knochen
Wer so denkt, der begeht einen fatalen Fehler! Regelmäßige Bewegung trägt dazu bei, dass
der Knochen stark bleibt. Chronischer Bewegungsmangel hingegen hat einen großen
Einfluss auf die Entstehung der meisten Osteoporosefälle. Deshalb sind Sport und
Gymnastik gerade für Osteoporosebetroffene ein absolutes Muss. Doch Vorsicht: Sich
bewegen reicht alleine nicht aus, um Osteoporose zu bekämpfen. Stoppen lässt sich die
Krankheit nur durch wirksame Medikamente wie zum Beispiel Bisphosphonat, Calcium und
Vitamin D.
3. Dicke Frauen haben geplagte Knochen!
Nicht ganz richtig! Im Gegensatz zu untergewichtigen Frauen bleiben übergewichtige häufig
von Osteoporose verschont. Sie werden durch eine höhere Östrogenproduktion in den
Fettzellen vor der Erkrankung geschützt. Frauen unterhalb des Normalgewichts haben
hingegen ein hohes Risiko für Knochenfrakturen. Dies zeigen zahlreiche große Studien zur
Osteoporose. Trotzdem ist Übergewicht natürlich keine Lösung – vor allem nicht bei einer
bestehenden Osteoporose: Jedes Gramm zuviel stellt hier eine gefährliche Zusatzbelastung
für die Wirbelsäule und die Knochen dar.
4. Männer bekommen keine Osteoporose
Falsch! Osteoporose ist keine reine Frauenkrankheit. Männer können ebenfalls
Knochenschwund bekommen. In Deutschland ist sogar jeder fünfte Mann über 50 Jahre
betroffen. Der Grund: Auch Männer müssen bei steigendem Alter mit einem sinkenden
Hormonspiegel rechnen, der sich nachteilig auf die Knochenstruktur auswirkt. Trotzdem wird
das Risiko für Knochenschwund bei Männern erheblich unterschätzt und das Angebot an
modernen Medikamenten zur Behandlung der männlichen Osteoporose ist entsprechend
begrenzt.
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5. Osteoporose muss erst nach dem ersten Knochenbruch behandelt werden
Ein lebensgefährlicher Trugschluss! Schon der erste Bruch kann für die Betroffenen
schlimme Folgen haben. Ein Oberschenkelhalsbruch kann sogar zum Tode führen. Deshalb
sollten besonders Betroffene mit erhöhtem Osteoporoserisiko – das sind vor allem
untergewichtige Frauen nach der Menopause – rechtzeitig zum Arzt gehen und eine
Knochendichtemessung machen lassen. Hier gilt das DXA-Verfahren (Dual Energy X-ray
Absorptiometry) zurzeit als sicherste und beste Methode.
6. Ein Glas Milch am Tag reicht als Therapie
Stimmt nicht! Milch enthält zwar viel Kalzium – ein wichtiger Knochenbestandteil, der gerade
bei Osteoporosekranken ausreichend in der Nahrung enthalten sein sollte. Doch bei einer
diagnostizierten Osteoporose kann das alleine nicht viel gegen die Krankheit ausrichten. Für
eine erfolgreiche Therapie ist zum Beispiel der Einsatz von Bisphosphonaten geeignet. Sie
hemmen die Knochen abbauenden Zellen und regen den Knochenaufbau an. Dadurch sinkt
das Risiko eines Knochenbruches bereits nach einem Jahr Therapie um über die Hälfte, und
auch die Schmerzen der Betroffenen lassen deutlich nach.
7. Osteoporose ist reine Vererbungssache
Ein verbreiteter Irrtum! Die genetische Veranlagung spielt bei Osteoporose zwar eine Rolle,
aber sie ist nur einer von vielen Faktoren. Großen Einfluss haben zum Beispiel auch die
Lebensgewohnheiten. Starke Raucher, die 20 Jahre lang mehr als 20 Zigaretten täglich
geraucht haben, müssen mit einem deutlich erhöhten Osteoporoserisiko rechnen. Rauchen
führt zu Durchblutungsstörungen, und das schädigt den Knochen. Eine weitere
Risikogruppe: Kaffeetrinker, die regelmäßig drei bis vier Tassen am Tag zu sich nehmen. Sie
scheiden verstärkt Wasser aus und damit gleichzeitig auch viel wertvolles Kalzium.
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