Perlen vor die Säue werfen
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Perlen vor die Säue werfen
In aller Munde Berliner Universitätsgottesdienste Sommersemester 2015 Erster Gottesdienst: Sonntag 19.04.2015 Letzter Gottesdienst: Sonntag 12.07.2015 sonntags im Semester 12 Uhr Sophienkirche Große Hamburger Straße, Berlin-Mitte jetzt neu 18 Uhr Golgathakirche Berlin-Mitte am Nordbahnhof Herzliche Einladung zum Universitätsgottesdienst, jetzt an einem neuen Ort und zu einer neuen Zeit. Des Öfteren wurde in letzter Zeit der Wunsch geäußert vom Sonntagabend wegzugehen. Diese Möglichkeit bietet uns der Wechsel in die Sophienkirche, Große Hamburger Straße 31. Auch diese Kirche liegt sehr zentral in Mitte, nahe der Oranienburger Straße. Dort nun findet, mit diesem Semester beginnend, der Universitätsgottesdienst während der Semestersonntage um 12 Uhr statt. Wir sind der örtlichen Ev. Kirchengemeinde am Weinberg sehr dankbar, dass sie uns ihre schöne Sophienkirche, jeweils im Anschluss an den Gemeindegottesdienst, der um 10 Uhr beginnt, großzügig zur Verfügung stellt. Gleichermaßen bedanken wir uns bei der Gemeinde Marien-St. Petri für die Gastfreundschaft und gute Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren. Wir erhoffen uns von diesem Ortswechsel auch eine Verbesserung der Möglichkeiten, noch im Anschluss an den Gottesdienst etwas zusammenzubleiben und sich vielleicht für den Nachmittag oder Abend zu verabreden. Wir sind gespannt, wie sich die Dinge entwickeln und freuen uns auf das kommende Semester. Ich hoffe, Ihre Neugier ist geweckt durch das interessante Semesterthema und zusätzlich dadurch, nun ein gottesdienstliches Angebot sonntags um die Mittagszeit zu haben. Die musikalische Gestaltung wird auch weiterhin von Tim Oder verantwortet, wofür wir ihm sehr dankbar sind. Der Gottesdienst wird während des Semesters immer sonntags um 12 Uhr in der Sophienkirche stattfinden, mit zwei Ausnahmen: Der Semestereröffnungsgottesdienst am 19.4., der, wie schon in den vergangenen Semestern von der ESG in Verbindung mit weiteren Semestereröffnungsveranstaltungen gestaltet wird, findet wie bisher in der Golgatha-Kirche in der Borsigstraße um 18.00 Uhr statt. Eine kleine Änderung ist auch an Pfingsten vorgesehen. Dann findet der Universitätsgottesdienst am Pfingstmontag um 12 Uhr in der Sophienkirche statt. Wie bisher trägt die Evangelische Studierendengemeinde, ESG, die Universitätsgottesdienste erfreulicherweise mit und beteiligt sich entscheidend an ihrer Planung und Gestaltung. Dafür sind wir sehr dankbar. Ein besonderer Dank gilt schließlich auch dem Präsidenten der Humboldt-Universität für die großzügige finanzielle Unterstützung, die er dem Universitätsgottesdienst zukommen lässt. Ich freue mich auf die Begegnung mit Ihnen, sonntags um 12 Uhr in der Sophienkirche, und grüße Sie zum neuen Semester herzlich, Ihr Wilhelm Gräb, Universitätsprediger Semesterthema In aller Munde Mit wundersam wenigen Worten können wir Tacheles reden, sagen, was Sache ist, unsere Dinge auf den Punkt bringen. Was auf den ersten Blick wie eine hohle Phrase aussehen kann, birgt oft einen wahren Kern. Mit sprichwörtlich gewordenen Wendungen äußern Menschen Gedanken und Gefühle… und werden verstanden. Solch kraftvolle Sätze und Ausdrücke finden sich in aller Munde. – In unterschiedlichen Sprachen, Kulturen und Religionen. Manche Redewendung begegnet uns in der Bibel. Obwohl diese nicht selten ein Buch mit sieben Siegeln bleibt, kommen Worte und Geschichten aus ihr mitten im Leben zur Sprache. Lebenserfahrungen und Gefühlswelten sind so treffend verdichtet. Die zugleich alten und aktuellen Thementexte der Predigtreihe im Sommersemester 2015 sprechen aus dem Leben und ins Leben hinein. Türen zu Erfahrungs- und Emotionsschätzen öffnen sich spätestens bei näherer Betrachtung. Termine und Themen im Überblick 19.04.15 26.04.15 03.05.15 10.05.15 17.05.15 25.05.15 31.05.15 07.06.15 14.06.15 21.06.15 28.06.15 05.07.15 12.07.15 Stell dein Licht nicht unter den Scheffel! ESG-Eröffnung in Golgatha um 18.00 Uhr Da ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen. Mir stehen die Haare zu Berge. Wer sucht, der findet. Perlen vor die Säue werfen. Ein Herz und eine Seele. Asche auf mein Haupt. Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf. Wie Sand am Meer. Die Hände in Unschuld waschen. Wie die Jungfrau zum Kinde. Die fetten Jahre sind vorbei. Die Letzten werden die Ersten sein. Der neue Ort! Willkommen in der Sophienkirche Ihr Glockengeläut hört man in den Hackeschen Höfen oder im Krausnickpark, auf dem Koppenplatz und noch auf der Torstraße. Die über 300 Jahre alte Sophienkirche stand einst vor den Toren der Stadt. Spandauer Vorstadt nannte sich die Region. Damals wollten die Bürger endlich eine eigene Kirche haben und fanden offenes Gehör bei der Königin Sophie. Sie ist die Namensgeberin und öffnete damals auch ihre Privatschatulle für die Anschubfinanzierung des Kirchenbaus. Heute ist die Sophienkirche mittendrin in der Stadt, stellt sich quer mit ihrem übrigens in Berlin einmaligen barocken Turm, ihrem grünen Kirchpark zwischen Sophienstraße und Großer Hamburger. Ein bisschen quer steht sie auch zum pulsierenden Leben auf den Straßen, die gefüllt sind von Stadtbesuchern und Stadtbewohnern, Flanierenden, jungen Familien, Kreativen und Künstlern, Klein- und Großunternehmern, Studierenden aus der ganzen Welt. Wer hier eintritt, taucht ein in den Augenblick der Stille und Besinnung. Und dann ist es vielleicht vorstellbar, wie diese Kirche in den vergangenen Jahrhunderten auch Freiraum und Schutzraum für Andersdenkende werden konnte, für Menschen, die Gefährdung und Ohnmacht erfahren mussten. Die Geschichte der Kirche in den beiden deutschen Diktaturen kann noch heute von einigen wenigen Zeitzeugen erzählt werden. Sie haben die massive Bedrohung von Juden und Jüdinnen rund um die Kirche erlebt während der Naziherrschaft, haben gesehen, wie die Einen jüdische Menschen zu schützen suchten und die Anderen zu schwach und zu verblendet zum couragierten Handeln waren. Manch einer erinnert sich noch an den Besuch von Martin Luther King in der Sophienkirche 1964. Etliche können berichten von den auch in dieser Kirche erlebten Diskussionen um die Wahlfälschungen, als das System der DDR-Regierung schon klapprig geworden war. Heute gehört die Sophienkirche zur Ev. Kirchengemeinde am Weinberg, einer engagierten bunten Gemeinde, die den Herzschlag ihrer Gemeinschaft im Feiern der Gottesdienste erlebt. Diese Gemeinde sieht in ihren kirchlichen Orten nicht nur Räume der Erinnerung und Kultur, sondern vor allem Räume des Gottesdienstes und der Barmherzigkeit Gottes mit dieser Welt. Die Begegnungen am Sonntag, und nicht nur da, legen eine Hoffnungsspur für den Alltag. Christina-Maria Bammel, Pfarrerin Evangelische Kirchengemeinde am Weinberg Der Organist Tim Oder und die Musik Jahrgang 1983, Diplom-Kirchenmusiker Die Orgel vollzieht in ihrem Klangaufbau die Widerspiegelung der Entäußerung des Menschen in Wort und Ton. Ihre Stimme und die menschliche Stimme sind verwandt. Im Gesang vereinen sie sich wieder. Die Kirchenmusik lebt und handelt in ihrer Vielfalt. Mit dem Umzug verabschieden wir uns auch von der Joachim-WagnerOrgel in St. Marien. Die Orgel der Sophienkirche stammt in ihrem Prospekt aus dem Jahr 1789/90 von dem bedeutenden Wagnerschüler Ernst Marx. Ihr Klangwerk ist ein Neubau von 1970 der Potsdamer Orgelbauwerkstatt Schuke. Es umfasst 28 klingende Register auf zwei Manualen und Pedal. In ihrer Disposition bietet sie eine herausragende Klangvielfalt und eignet sich sowohl für barocke Musik wie auch, dank einer einzigartigen Windsteuerung, für die zeitgenössische Musik. Hier wie an der Sauer-Orgel in der Golgathakirche werden in diesem Semester auch hervorragende GastorganistInnen spielen. Herzlichen Dank an André Blankenburg, Daniel Clark, Gudrun Heinsius, Pam Hulme, Maximilian Schnaus und an Till Grünhagen als Solisten an der Violine. Chor der Evangelischen Studierendengemeinde Der Chor der ESG besteht seit dem Wintersemester 2008/09. In ihm singen Studentinnen und Studenten aus den unterschiedlichsten Studiengängen und Semestern. Alle verbindet der Spaß am gemeinsamen Singen. In den wöchentlichen Proben am Dienstagabend studiert der Chor unter der musikalischen Leitung von Hannes Baumgart mehrstimmige Chorliteratur verschiedener Stilepochen ein (Choräle, Motetten, Madrigale, Gospel, Spiritual...). Eine der Hauptaufgaben des Chores ist die musikalische Mitgestaltung der Gottesdienste und Andachten in der ESG sowie der Universitätsgottesdienste. Einmal im Semester unternimmt der Chor ein Chorwochenende. In den Proben wird intensiv am aktuellen Programm gearbeitet. Daneben bleibt aber auch genügend Zeit für ein nettes Beisammensein. Alle aktuellen Informationen zum Chor können jederzeit auf www.esgberlin.de/chor verfolgt werden. Kontakt über [email protected]. Neue Sängerinnen und Sänger sind jederzeit herzlich willkommen! 19.04.15 1. Universitätsgottesdienst Miserikordias Domini Predigerin Heike Steller-Gül / ESG Heike Steller-Gül, geboren 1965 in Berlin, ist seit Mai 2010 Studierendenpfarrerin in der ESG Berlin. MusikerInnen Chor der Evangelischen Studierendengemeinde (Leitung: Hannes Baumgart) André Blankenburg (Orgel) André Blankenburg ist Kirchenmusiker der Ev. Kirchengemeinde am Humboldthain. Semestereröffnung der ESG Berlin: 18 Uhr in der Golgathakirche, Borsigstraße 6 Thema Stell dein Licht nicht unter den Scheffel! Wer kennt sie nicht, die Schere im Kopf, wenn es um die eigenen Gaben und Fähigkeiten geht? „Eigenlob stinkt.“ – „Gib nicht so an.“ – „Nimm dich mal zurück!“ Diese Sätze sind vielen von uns seit der Kindheit vertraut. Gerade in Kirche sind oft Bescheidenheit und Demut gefordert. Aber wo bleibe ich da mit meinen verborgenen Potentialen? Werden sie, werde ich, gesehen und wahrgenommen? Zum Beginn des Semesters lassen wir uns von Jesus mitnehmen in ein neues Selbstbewusstsein, das kein narzisstischer Selbstzweck ist: Steht zu euch und zu dem, was ihr könnt und was euch wichtig ist. Zeigt, was in euch steckt! Denn das kommt von Gott und will und soll andere anstecken. Textgrundlage Mt 5,15-16 26.04.15 2. Universitätsgottesdienst Jubilate Prediger Wilhelm Gräb Prof. Dr. Wilhelm Gräb, geboren 1948 in Säckingen/Rhein, ist seit 1999 Professor für Praktische Theologie an der Humboldt-Universität zu Berlin, Leiter des Instituts für Religionssoziologie und der Universitätsprediger. Musiker Daniel Clark (Orgel) Der 1973 in Großbritannien geborene Organist hat als Musikstipendiat an der Universität Cambridge bei Peter Hurford und Nicolas Kynaston und an der Eastman School of Music, Rochester/New York, bei David Higgs studiert. Zur Zeit wirkt er als zweiter Organist in der Berliner Marienkirche und begleitet zudem die anglikanischen Gottesdienste in der Dresdner Frauenkirche. Thema Da ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen. Das sagen wir, wenn wir auf einmal sehen, was eigentlich schon immer vor Augen lag. Wir haben es längst gesehen und doch nicht erkannt. Jetzt aber ist es uns ganz klar. Eine solche Erfahrung ist wie eine Erleuchtung. Auf sie hoffen wir bei einer wissenschaftlichen Arbeit. Plötzlich blicken wir durch und wissen die Lösung. So kann es aber auch zu einer religiösen Erfahrung kommen. Plötzlich ist uns klar, worin unser Leben gründet und was die uns eigene Bestimmung ist. Textgrundlage Apg 9,18 03.05.15 3. Universitätsgottesdienst Kantate Prediger Notger Slenczka Notger Slenczka ist Professor für Systematische Theologie an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin. Musiker Tim Oder (Orgel) Thema Mir stehen die Haare zu Berge. Aus vielen Gründen können uns die Haare zu Berge stehen – wenn uns ein wohliger Schauer über den Rücken läuft, oder wenn wir vor etwas Entsetzlichem stehen. Elifas, der Freund des Hiob, aus dessen erster Rede der Vers stammt, stehen die Haare zu Berge, weil ihm ein Wort zugeflüstert wird. Textgrundlage Hi 4,12-21 10.05.15 4. Universitätsgottesdienst Rogate Prediger Cilliers Breytenbach Cilliers Breytenbach lebt seit 25 Jahren in Berlin. Er ist Professor für Neues Testament mit dem Schwerpunkt Religions-, Literatur- und Zeitgeschichte des Urchristentums an der Humboldt-Universität zu Berlin und leitet die Berlin Graduate School of Ancient Studies (BerGSAS) des Berliner Antike-Kollegs. Zugleich ist er außerordentlicher Professor für Neues Testament und für Ancient Studies an der Stellenbosch University. Musiker Tim Oder (Orgel) Thema Wer sucht, der findet. Wer sucht, der findet – was? Finde ich nur was ich suche? Suche ich überhaupt das Richtige? Wo und wie lange muss ich suchen um zu finden, was ich suche? Oder muss ich gefunden werden? Was wollte ich finden – mich? Bin ich denn abhanden gekommen? Textgrundlage Mt 7,8 17.05.15 5. Universitätsgottesdienst Exaudi Prediger Ugo Perone Prof. Dr. Ugo Perone, geboren 1945, ist emeritierter Professor der Philosophie an der Università del Piemonte Orientale (Italien) und hat seit dem Wintersemester 2012/13 an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität den Guardini Lehrstuhl für Religionsphilosophie und katholische Weltanschauung inne. Musikerin Gudrun Heinsius (Orgel) Thema Perlen vor die Säue werfen. Eine Redensart ist wie ein Stein, der uns aus der Vergangenheit zukommt: eine Überlieferung, die unveränderlich ist in der Form, aber doch unterschiedliche Interpretationen zulässt. Man kann diese Redensart aus der Perspektive der Empfänger – hier der Schweine – lesen. Der Spruch dient dann dazu, das Reine vom Unreinen zu trennen und die Empfänger auszuschließen. Derjenige, der den Satz ausspricht, geht implizit immer davon aus, auf der Seite der Reinheit zu sein. Man kann aber den Satz als Ausdruck der Sorge lesen, die man für die Perle haben muss. Man darf das Reine nicht beschmutzen; man soll das Wahre schützen und mit ihm nicht schamlos umgehen. In welchem Sinne das Evangelium eine solche Redensart übernommen hat, erläutern uns andere Passagen, wie z. B. Mt. 13,24-30. Das Reine und das Wahre sind nicht nur durch einen unvorsichtigen Gebrauch, sondern auch durch einen vorzeitigen Entschluss gefährdet. Unwürdige Empfänger, unpassender Ort und verfrühte Zeit können eine solche Gefährdung herbeiführen. Textgrundlage Mt 7,6 und Mt 13,24-30 25.05.15 6. Universitätsgottesdienst Pfingstmontag Prediger Andreas Feldtkeller Prof. Dr. Andreas Feldtkeller, geboren 1961 in München, ist seit 1999 Professor für Religions- und Missionswissenschaft und Ökumenik an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin. Er verbindet Forschungen zur antiken Religionsgeschichte mit der Untersuchung aktueller Konstellationen und Konflikte zwischen Religionen und Theologien im Nahen Osten. Musiker Pam Hulme (Orgel) Pam Hulme arbeitet in Berlin und London als Chorleiterin, Organistin und Musikpädagogin. Thema Ein Herz und eine Seele. „Ein Herz und eine Seele“ – diese Redensart begegnet uns heute vor allem als Ausdruck romantischer Liebe. Ihren Ursprung hat sie in einem ganz anderen Zusammenhang: In der von Lukas beschriebenen Utopie einer völligen Gütergemeinschaft der christlichen Urgemeinde, verbunden mit einem starken Gefühl der Zusammengehörigkeit, das Lukas in das Bild der Einheit von Herz und Seele fasst. Kann es auch in der modernen Zeit Orte geben, an denen dieses Bild Menschen etwas zu sagen hat? Textgrundlage Apg 4, 32-35 31.05.15 7. Universitätsgottesdienst Trinitatis Prediger Uwe-Karsten Plisch / ESG Dr. Uwe-Karsten Plisch, geboren 1965 in der Lutherstadt Wittenberg, lebt in Berlin und arbeitet in Hannover als Referent der Bundes-ESG für Theologie, Hochschul- und Genderpolitik. MusikerInnen Chor der Evangelischen Studierendengemeinde (Leitung: Hannes Baumgart) Tim Oder (Orgel) Thema Asche auf mein Haupt. Zu den großen Vorzügen biblischer Texte gehört, dass sie uns die Welt nicht (nur) zeigen, wie sie sein soll, sondern (auch), wie sie ist. Zum alltäglichen Elend der Welt gehören neben Mord und Totschlag (auch davon ist in der Bibel die Rede), Inzest und Vergewaltigung. Das Beklagen solcher Zustände ist Weibersache, individuell (als Betroffene) und institutionell (als Klageweiber). Die biblische Trauergeste, sich Asche auf den Kopf zu streuen, erscheint im Predigttext aus 2.Sam 13 aber nicht als institutionalisierte Schmerzbewältigung, die uns hilft, die Welt zu ertragen, wie sie ist, sondern als sichtbares Zeichen des Protestes, damit die Welt nicht einfach so bleibt, sondern einmal wird, wie sie sein soll. Textgrundlage Ps 139, 18 07.06.15 8. Universitätsgottesdienst 1. Sonntag nach Trinitatis Prediger Bernd Schipper Prof. Dr. Dr. Bernd U. Schipper, geboren 1968 in Darmstadt, ist seit dem Sommersemester 2010 Professor für Altes Testament mit dem Schwerpunkt Geschichte Israels in der altorientalischen Welt an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin. Musiker Tim Oder (Orgel) Thema Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf. Diesmal probier ich‘s. 20 Jahre lang immer brav die Predigt vorbereitet, Exegese, homiletische Situation, systematisch-theologische Reflexion usw. – was für ein mühsames Geschäft! Doch damit ist jetzt Schluss. Früh ins Bett, gut schlafen und rauf auf die Kanzel – da kann nichts schief gehen, denn: „den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf!“ – Oder hab ich da was missverstanden? Textgrundlage Ps 127,2 14.06.15 9 . Universitätsgottesdienst 2. Sonntag nach Trinitatis Prediger Rolf Schieder Prof. Dr. Rolf Schieder, geboren 1953 in Coburg, ist seit 2002 Professor für Praktische Theologie und Religionspädagogik an der HumboldtUniversität zu Berlin. Er ist Leiter des Forschungsbereiches Religion und Politik. Musiker Maximilian Schnaus (Orgel) Maximilian Schnaus ist Organist und Kirchenmusiker der Ev. Kirchengemeinde am Weinberg am Standort Sophien. Thema Wie Sand am Meer. Ein Tag am Strand tut gut. Weite und Fülle zugleich werden leibhaftig spürbar. Oft geht die Erfahrung der Weite mit Leere und die Erfahrung der Fülle mit Enge einher. Nicht so im Sand am Meer – und nicht so beim Nachdenken der Schönheit Gottes. Davon ist der Beter des 139. Psalms jedenfalls felsenfest überzeugt – und kann sich am Ende einem Erschrecken aber doch nicht entziehen. Textgrundlage Psalm 139 21.06.15 10.Universitätsgottesdienst 3. Sonntag nach Trinitatis Prediger Konrad Raiser Konrad Raiser, geb. 1938 in Magdeburg, ist Professor em. für Systematische Theologie und Ökumenik an der Ruhr-Universität Bochum und war bis 2003 Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen. Musiker Tim Oder (Orgel) t.com Thema Die Hände in Unschuld waschen. Wo dieses biblische Sprichwort in der heutigen Umgangssprache auftaucht, hat es einen fragwürdigen Beigeschmack. Wer versucht, sich mit diesen Worten aus einer Affäre zu ziehen, hat vermutlich doch etwas zu verbergen. Man behilft sich dann mit der Feststellung, dass das eigene Verhalten völlig legal gewesen sei. Der ursprüngliche Ort der Wendung ist das Gebet eines unschuldig Angeklagten im Tempel (s. Psalm 26,6; auch Psalm 73,13). Der Beter fordert Gott auf, ihn auf Herz und Nieren zu prüfen, um seine Unschuld und Reinheit zu erweisen. Er liefert sich dem Gottesurteil aus; die Wendung entspricht damit einer eidesstattlichen Erklärung. Die Aufnahme der Wendung im Matthäusevangelium im Prozess Jesu vor Pilatus (Mt. 27,24) legt es nahe, über die Unterscheidung zwischen rechtlicher und moralischer Unschuld, bzw. Schuld nachzudenken. Das Sprichwort kann daher der Selbstgerechtigkeit Vorschub leisten. Nötig wäre vielmehr die Förderung der Bereitschaft zum Eingeständnis schuldhaften Versagens in der Hoffnung auf Vergebung. 28.06.15 11.Universitätsgottesdienst 4. Sonntag nach Trinitatis Predigt Homiletisches Seminar Im homiletischen Seminar lernt eine neue Generation von Theologinnen und Theologen die Gestaltung von Gottesdiensten und das Predigen. Hier kommt der Nachwuchs zu Wort. Prof. Dr. Wilhelm Gräb, geboren 1948 in Säckingen/Rhein, ist seit 1999 Professor für Praktische Theologie an der Humboldt-Universität zu Berlin, Leiter des Instituts für Religionssoziologie und der Universitätsprediger. Musiker Tim Oder (Orgel) Thema Wie die Jungfrau zum Kinde. Das sagen wir, wenn uns etwas Erfreuliches geschieht, ohne dass wir es uns eigentlich erklären können. Unvorhergesehen geschieht es und auch gegen den natürlichen Lauf der Dinge. Unglaublich will es unserem Verstand erscheinen. Begründet scheint der Zweifel, dass so etwas überhaupt möglich ist. Doch wer sich über sein unerwartetes Glück richtig freuen kann, der fragt nicht mehr nach Ursache und Wirkung, sondern nimmt wie Maria voller Dankbarkeit das unverdiente Geschenk an. Textgrundlage Lk 1,34 05.07.15 12.Universitätsgottesdienst 5. Sonntag nach Trinitatis Prediger Holger Dannenmann / ESG Holger Dannenmann, geboren 1966, ist seit September 2011 Studierendenpfarrer in der ESG Berlin. MusikerInnen Chor der Evangelischen Studierendengemeinde (Leitung: Hannes Baumgart) Tim Oder (Orgel) Thema Die fetten Jahre sind vorbei. Die fetten Jahre sind vorbei! Dieser Satz entfährt nur allzu leicht den Menschen, die Lebensqualität nur am Überfluss der letzten 40 Jahre orientiert verstehen können. Die fetten Jahre sind vorbei! Das wird die nächste Generation enttäuscht feststellen, wenn sie die Folgen der Teuerungen durch Public Private Partnerships an der ständigen Verringerung staatlicher Leistungen ablesen kann. Die fetten Jahre sind vorbei! Das werden nachfolgende Generationen mit Bitterkeit in der Stimme murmeln, wenn der Mangel an fossilen Treibstoffen und Phosphaten die einseitig ausgerichtete Agrarindustrie auf Bruchteile der heutigen Produktion hat zusammenbrechen lassen und um ausreichende Ernährung gekämpft werden muss. Die fetten Jahre sind vorbei? Es hat sie nie gegeben. Alles nur geklaut. Und jetzt? Biblischer Bezug Apg 9,18 12.07.15 Semesterabschlussgottesdienst mit Abendmahl; 6. Sonntag nach Trinitatis Prediger Christoph Markschies Prof. Dr. Dres. h.c. Christoph Markschies, geboren 1962 in Berlin, ist seit 2004 Professor für Ältere Kirchengeschichte an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin. Musiker Till Grünhagen (Orgel) Tim Oder (Orgel) Semesterabschlussgottesdienst mit Abendmahl Thema Die Letzten werden die Ersten sein. Wollen wir das? Können wir das wollen? Dass die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein sollen? Selbstverständlich – wenn ich als Letzter das Ziel erreiche, hoffe ich schon, dass sich irgendwann alles umkehrt. Bin ich als Erster im Ziel, habe ich an solcher Umwertung aller Werte eher kein Interesse. Und vom Mittelfeld aus gesehen, ist es ohnehin ziemlich egal, wer vorn führt und wer hinten das Schlusslicht bildet. Am Ende eines Semesters liegt es nahe, solche Sätze auf die vielfältigen Rangordnungen zu beziehen, die eine Universität und Fakultät mindestens in Deutschland unschön prägen. Aber geht es bei diesen biblischen Sätzen nicht eigentlich um das, was nach dem Ende aller irdischen Zeit kommen soll? Lässt sich darüber freilich überhaupt etwas sagen und vor allem: Was hat das um alles in der Welt dann mit dem Semesterende zu tun? Antworten im Semesterabschlussgottesdienst. Textgrundlage Mt 20,1-16. ESG Berlin Weitere studentische Gottesdienste und Andachten Regelmäßig laden wir ein zur studentischen Andacht in der Golgathakirche vor unseren Gemeindeabenden donnerstags um 19:30 Uhr in der Borsigstr. 5. Christi Himmelfahrt | Donnerstag, 14. Mai, 12:00 Uhr Gemeinsamer Open-Air-Gottesdienst der ESGn Berlin, Cottbus, Frankfurt (O) und Potsdam in Zeuthen (Landkreis Dahme-Spreewald), anschließend Picknick und Zeit am See mit wetterabhängiger Badeoption. Donnerstag, 16. Juli, 19:00 Uhr Ökumenischer Semesterabschlussgottesdienst von ESG, STUBE und KSG in der Golgathakirche mit anschließendem Hoffest. Taizé in der ESG Sonntag 26. April, 19:30 Uhr Nacht der Lichter in der Golgathakirche Sonntag 17. Mai, 19:30 Uhr Nacht der Lichter in der Golgathakirche Sonntag 14. Juni, 19:30 Uhr Nacht der Lichter in der Golgathakirche Hochschulgottesdienste und -andachten an anderen Universitätsstandorten Berlins Für Hochschulangehörige und Studierende der TU, UdK oder anderer Hochschulen in der City West: Die Campus-Andachten in der Ev. Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche auf dem Breitscheidplatz (S+U Zoologischer Garten) nehmen Themen der akademischen Lebenswelt auf. Sie finden im Rahmen der MittagsAndachten statt und dauern ca. 15 Minuten: Jeweils mittwochs um 13:00 Uhr am 22. April, 13. Mai, 10. Juni und 8. Juli. Berliner Universitätsgottesdienste Golgathakirche Torstraße U Rosenthaler Platz Rosen Friedrich- traße Borsigs S Nordbahnhof str. thaler Str. Linienstr. tr. S U Weinophien Augusts str. meisterstr. urg er S tr. Hackescher S Sophienkirche Markt U Oran ienb S U • • • ESG Berlin Borsigstraße 5 Golgathakirche Borsigstraße 6 Sophienkirche Große Hamburger Straße 31 www.religion-und-kultur.de