Fliegen mit Genuß - royal
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Fliegen mit Genuß - royal
SEGELFLUG Fliegen mit Genuß Nova von Lenger Modellbau Durch die transparente Folie kommt die Rippenfläche sehr schön zur Geltung WILFRIED HÖRMANN Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Eine leichte, jedoch völlig gleichmäßig Brise erfaßt die durchsichtige Rippenfläche meines neuen Segelflugmodells. Gegen das Sonnenlicht ist jede einzelne Rippe vor dem tiefblauen Himmel gut auszumachen. Welch ein Gegensatz, diese filigrane Bauweise zu den allgegenwärtigen Voll-GFKKisten! Wie auf einer unsichtbaren Bahn gleitet der Segler im Aufwind. FMT 03⎪05 Startvorbereitung an der bretonischen Küste. Ein faszinierendes Flugerlebnis steht bevor. 100 Dazu komm natürlich auch das entsprechende Fluggelände. Ich stehe hier an der wild zerklüfteten Küste der Bretagne. Mein Starplatz liegt etwa 100 m über der Meeresbrandung mit einem herrlichen Blick auf das türkis blaue Meer. Vor vier Monaten war ich schon einmal hier, starker Sturm und Regenschauer machten ein Fliegen unmöglich. Ich hatte extra für diesen Urlaub den Segler Nova von Lenger Modellbau zusammengebaut, um ihn hier an der bretonischen Küste fliegen zu können. Während des zweiwöchigen Urlaubs konnte ich wegen des stürmischen Wetters das Modell leider nicht einsetzen. Das war auch mein Glück. Schon TEST Ein leichter Schubs genügt, und die Nova ist in ihrem Element dem Modellnamen Nova noch das Kürzel „ARF“ steht. Also ist bis zum Erstflug nur wenig Zeit im Bastelkeller zu verbringen. Ich habe gleich noch einen zweiten Rumpf mitbestellt, um das Modell in beiden Versionen fliegen zu können. Das Folienfinisch begeistert beim ersten Flug löste sich bei einer recht flott geflogenen Steilkurve das rechte Flügelohr. Erstaunlicherweise überstand der Rumpf den Absturz ohne eine Schramme. Der entstandene Schaden hielt sich somit in Grenzen. Eine genauere Untersuchung der Tragfläche ergab, dass die Ohren stumpf, also Rippe auf Rippe, aneinander geklebt waren. Ein entsprechender Flächenverbinder fehlte. Lenger Modellbau hat sofort reagiert und ein neues Flächenpaar mit tadellosem Verbinder geschickt. Diese Änderung wurde in die laufende Produktion übernommen. Die modifizierte Tragfläche hat dann alle Testflüge, auch die an der windumtosten bretonischen Küste, schadlos überstanden. Nova in klassischer Holm-Rippen-Bauweise Nova, die „Neue“ so nennt Lenger Modellbau sein jüngstes Mitglied in der stattlichen Seglerflotte. In erstaunlich erfrischendem Design präsentiert sich ein Zwecksegler mit einer Spannweite von 2.300 mm und einer zweiteiligen Fertigfläche in klassischer Holm-Rippen-Bauweise. Gesteuert wird der Segler über drei Achsen. Der weiße GFK-Rumpf ist bereits für eine evtl. Elektrifizierung vorbereitet. Die Seglerversion soll schon mit 900 g in die Luft kommen und mit 1.300 g kann elektrisch geflogen werden. Diese Eckdaten machen neugierig, zumal hinter Auf den ersten Blick ist die Ausstattung komplett. Rumpf, Tragflächen, Höhen- und Seitenleitwerke und ein umfangreicher Zubehörbeutel liegen bei. Von der Optik der zwei farbig perfekt mit transparenter roter und gelber Folie bespannten Tragflächende bin ich begeistert. Eine sehr exakt und ohne Verzug gebaute Fläche liegt vor mir. Die Steckung ist eingebaut, die Querruder angelenkt und ein Papprohr für die Servokabel ist ebenfalls schon verlegt. Höhen- und Seitenruder sind auch in Rippenbauweise erstellt und von guter Bauausführung. Der Rumpf ist stabil und an den besonders beanspruchten Stellen noch zusätzlich verstärkt. Harte Landungen steckt er „knitterfrei“ weg. Die Kabinenhaube FMT 03⎪05 Es macht riesen Spaß vor so einer traumhaften Landschaft zu Fliegen. Die Nova von Lenger Modellbau hat hier an der bretonischen Küste alle Testflüge mit sehr guten Noten absolviert. 101 SEGELFLUG Viel Flugspaß für wenig Aufwand Für dieses Modell mit seinen sehr ausgewogenen Flugeigenschaft und seiner guten Transportmöglichkeit wollte ich mir für thermikschwache Wetterlagen mit einem Elektroantrieb noch eine interessante Alternative schaffen. Auf meinem Anforderungsblatt stand: Preiswert und leicht. Mit einem Speed 600, einer Luftschraube 8x4 Zoll und 7 Zellen Sanyo 1200 mAh ²⁄3 erreichte ich beides. Ein Pufferakku für die Empfängerstromversorgung ist meines Erachtens nicht zwingend notwendig. Nur 175 g ist die Elektroversion schwerer. Und das sei schon vorweg verraten, die Flugeigenschaften sind fast noch besser. Das Modell liegt noch besser in der Luft und die guten Thermikeigenschaften sind geblieben. Der hier beschriebene Antrieb bringt das Modell bei einer Motorlaufzeit von gut 4 Minuten auf eine Gesamthöhe von rund 300 Metern. Das Modell ist werkseitig bereits als Segler und Elektrosegler ausgelegt. Im Bauplan sind demnach auch zwei Ausbauvarianten beschrieben. Akku-Rutsche und Motorspant liegen in guter Qualität dem ARF Modell bei. An der Rumpfspitze ist mit einer feinen Nut genau markiert, wo die Spitze abzutrennen und wo der Motorspant dann einzukleben ist. Der Einbau geht am besten, wenn zuerst der Motorspant mit dem Triebwerk verschraubt wird. Beim verwendeten Speed 600 passen die bereits vorgebohrten Löcher perfekt. Dann die gesamte Einheit einschießlich montiertem Spinner mit 5 Minuten-Epoxi fixieren. Anschließend demontieren und mit eingedicktem Harz eine bombenfeste Verbindung schaffen. Damit der Antrieb die notwendige Kühlung bekommt, sind die entsprechenden Kühlschlitze noch herauszutrennen. Die beiden Servos für Höhe und Seite wandern im Gegensatz zur Seglerversion im Rumpf weiter nach hinten. Aus Gewichts- und Platzgründen kommen hier Servos im 16mm-Format zum Einsatz. Die Akku-Rutsche musste bei dem von mir gewählten Antrieb mit 7 Zellen Sanyo 1.200 mAh ²⁄3 direkt hinter dem Motor plaziert werden, damit der Schwerpunkt auch stimmt. Klettband hält den Akku auch bei heftigen Flugmanövern an seinem Platz. Fazit Die Nova-Elektro ist für mich das ideale Modell fürs Gebirge. Es lässt sich im Rucksack gut transportieren und das Einsatzspektrum ist breitbandig. Ob bei abendlichem Leichtwind oder kräftigem Föhn im Hochgebirge, die Nova-Elektro macht immer eine gute Figur. Die leichte Konstruktion steckt auch harte Landungen auf unebenen Bergwiesen gut weg. Mit der beschriebenen Ausstattung kommt man preiswert in die Luft. FMT 03⎪05 Elektro-Version: Der Übergang vom Rumpf zum Spinner paßt gut. Der Rumpf hat hier eine Einkerbung, die das Anpassen der Rumpfspitze wesentlich erleichtert. 102 Bei dem gewichtsoptimierten Ausbau des Elektro-Rumpfes sind die einzelnen Komponenten wie folgt angeordnet: Motor, 7 Zellen und Akkurutsche, Vario, Empfänger und die zwei Servos für Höhe und Seite. So stimmt dann auch der Schwerpunkt. Die Lagerung des Höhenleitwerkes hat den Anforderungen der Testflüge nicht standgehalten. Abhilfe wurde durch Verstärkung der beiden Bohrungen mit zwei Scheiben aus 1-mm-Flugzeugsperrholz geschaffen. Hält bombenfest. liegt ebenfalls passgenau dabei. Beim Öffnen des Zubehörbeutels stellt sich heraus, dass leider die Querruderabdeckungen im Lieferumfang nicht enthalten sind. Alle gelieferten Teile sind von guter Qualität. Erfolgreiche Ruderausschläge Höhe: 12/12 mm Seite: 30 mm Querruder: 19 mm oben, 9 mm unten Landeeinstellung: Querruder 15 mm hochgestellt , Höhenruderausgleich: 2 mm nach oben Die Seglerversion Bevor‘s richtig losgehen kann, muss noch das englische Wörterbuch hervorgeholt werden, denn die Bauanleitung ist in englisch geschrieben und nur mit wenigen Zeichnungen versehen. Die einzelnen Bauabschnitte sind für den geübten Modellbauer Routine. Wer weniger Erfahrung hat, wird sich leider mit der englischen Sprache auseinandersetzen müssen. Im Großen und Ganzen gibt es beim Aufbau des Modells keine nennenswerten Schwierigkeiten. Nur bei der Befestigung des Höhenruders muß noch etwas modifiziert werden. Im harten Flugbetrieb hat sich nämlich herausgestellt, dass die Lagerung der 3-mm-Kunststoffschrauben im Balsaholz des Höhenleitwerkes den Anforderungen nicht standhalten kann. Das Problem ist aber schnell zu lösen; mit einem Stück 1-mmFlugzeugsperrholz wird eine stabile Lagerung geschaffen. Damit übersteht der Segler auch die härtesten Flugmanöver und Landungen. Die Kabinenhaube habe ich mit einem 2-mm-Kohlefaserstab befestigt. Stahldraht tut’s natürlich auch. Mit einem Bowdenzug-Außenrohr führe ich die Empfängerantenne durch den Rumpf. Empfangsprobleme gab’s bis jetzt noch nicht, da kaum Kohlefaser in den Rumpf eingearbeitet ist. Die Tragflächen Die Steckung ist bereits vorhanden, so dass lediglich die Servos und die Anlenkungen noch eingebaut werden müssen. Die Servokabel lassen sich leicht durch das Papprohr ziehen. Aus 1-mm-Flugzeugsperrholz habe ich mir die fehlenden Abdeckungen für die Querruderservos selbst angefertigt. Der Zweck wird damit voll erfüllt. Bei nur zwei Servos in der Fläche entschied ich mich für eine lose Steckverbindung. Die Muttern für die Tragflächenbefestigung sind ebenfalls schon eingeklebt ebenso wie die entsprechenden Bohrungen in der breiten Wurzelrippe. Während der Testflüge hat sich auch hier wie beim Höhenruder herausgestellt, dass die Lagerung der 5-mm-Plastikschrauben in der Wurzelrippe zu labil ist. Flugerfahrungen Bevor‘s zum Erstflug geht, müssen noch die entsprechenden Rudereinstellungen festgelegt werden. Leider sind aus der Bauanleitungen keine Daten zu entnehmen. Ich habe mir zunächst mit Erfahrungswerten beholfen. Während der Testflüge sind dann diese Werte nach und nach auf das Modell abgestimmt worden. Die in der Datenübersicht dargestellten Angaben können als TEST Im geräumigen Seglerrumpf können die RCKomponenten gut untergebracht werden, selbst ein Vario findet noch Platz. Das Buch zum Thema Markus Lisken, Ulf Gerber Das Thermikbuch für Modellflieger Thermikfliegen ist ein taktisches Fliegen. Der gute Taktiker bleibt länger oben. In sehr bildhafter Sprache vermittelt das Buch Grundlagenwissen über Thermik und führt in das taktische Thermikfliegen ein. In einem gesonderten Kapitel werden die nützlichen Tipps mathematisch belegt. Die Kurzformel für das Buch: fliegerische Schwächen erkennen und beseitigen, Thermik erkennen und nutzen. Umfang: 232 Seiten, Format: 165 x 230 mm, über 100 Abb. Best.-Nr.: 310 2044 Preis: € 21,30 (zzgl. Versand Inland € 3,50; Ausland € 5,-) Der vth-Bestellservice 콯 07221/508722 per Fax 07221/508733 Internet: www.vth.de Postkarte im Heft he unaufhörlich, der sogenannte Bodeneffekt kommt noch hinzu. Auch wenn die hochgestellten Querruder die Sinkrate erhöhen, empfiehlt sich trotzdem eine gute Einteilung des Landeanfluges. Test-Datenblatt Segelflug Modellname Verwendungszweck Modelltyp Fertigmodell Hersteller royal-model Preis Fazit Die Flugeigenschaften sind unkompliziert und überfordern auch den wenig erfahrenen Modellpiloten nicht. Im Auskurbeln von Thermikschläuchen erreicht das Modell Spitzenwerte. Die Nova ist ein Garant für genußvolles und streßfreies Fliegen. Um das ARF-Modell flugfertig zu machen, sind wirklich nur wenige Stunden im Bastelkeller notwendig. Mit den erwähnten Änderungen macht die Nova von Lenger Modellbau viel Spaß. Dank der verstärkten Tragflächen und einem fairen Preis ist das empfehlenswert. Nova Allroundsegler Abmessungen Spannweite Länge Tiefe der Tragfläche an der Wurzel am Randbogen Leitwerk Tragflächengröße Flächenbelastung Profil 169,- € Das Modell ist 2.300 mm 1.225 mm 195 mm 110 mm T-Leitwerk 39,8 dm² g/dm² E 205 Gewichte Herstellerangabe 900 g/Elektro 1.300 g Fluggewicht Testmodell 1.245g/ Elektro 1.415 g Ruderfunktionen Seite, Höhe, Querruder Elektronik Fernsteueranlage Empfänger Empf.Akku (mAh) Multiplex 3010 Graupner R 700 4,8 V 4N-700AR Servos Seite Höhe Quer Bezug direkt bei: LENGER Modellbau Weidach 10, 83329 Waging Tel. 08681 9281, Fax. 45917 E-Mail: [email protected] Internet: www.lenger.de Hitec HS 325 BB/ Elektro: Hitec Hs 81 Hitec HS 325 BB/ Elektro: Hitec Hs 81 2×Hitec Antrieb für Elektroversion Motor Speed 600 Zellenzahl 7×Sanyo 1200 mAh 2/3 Propeller 8×4 Zoll Regler LRP Stratos 38A 6 – 12 BEC für Anfänger und Fortgeschrittene Kurzbewertung Das konnte gefallen: Mit der Nova erhält man einen Bausatz mit exakt gefertigten Teilen zu einem fairen Preis. Der Zusammenbau gelingt leicht und schnell. Die Flugeigenschaften, vor allem in der Thermik, sind sehr gut. Das Modell kann sehr langsam geflogen werden und überfordert so den Anfänger nicht. Das Modell ist handlich und lässt sich gut transportieren. Auch in der Elektroversion sind die guten Flugeigenschaften ohne Einschränkung geblieben. Das konnte nicht gefallen: Die Bauanleitung ist leider nur in englisch und gibt nicht auf alle Fragen eine erschöpfende Antwort. Angaben zu Ruderausschlägen fehlen. Querruderabdeckungen fehlten. Labile Lagerung des Höhenleitwerkes und der Tragflächen, hier sollte geringfügig modifiziert werden. FMT 03⎪05 Grundeinstellung übernommen werden. In der Seglerversion bringt das Modell nur 1.245 g auf die Waage und reagiert somit auf jeden nur spürbaren Aufwind. Das verwendete Profil Eppler 205 unterstützt diese Eigenschaft, denn das E 205 zeigt Aufwind nicht nur an, sondern das Modell setzt die Luftströmung auch in Höhe um. Mit der vorgegebenen V-Form der Trapezfläche ist die Wirkung des Seitenruders sehr gut. Einmal in einen Bart eingekreist, können die Finger vom Knüppel genommen werden. Das Modell zieht unbeirrt seine Bahnen. Auch die etwas schnellere Gangart bewältigt die „Nova“ mit Bravour. Die Rippenfläche ist stabil genug gebaut und steckt Flugfiguren, die zu einem Leichtwindsegler passen, problemlos weg. Looping, Rolle und Turn klappen bestens. Beim Landeanflug gleitet und gleitet die Nova beina- Das Höhenruder sitzt perfekt auf der Anformung der Seitenflosse. ✄ Ein Modell, zwei Rümpfe. Mal als Segler, mal elektrisch. Hier wird am Hang gerade auf die E-Version umgerüstet. 103