NL BodenmarktEXKLUSIV: Entwicklung des Bodenmarktes in der
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NL BodenmarktEXKLUSIV: Entwicklung des Bodenmarktes in der
Entwicklung des Bodenmarktes in der Ukraine Die Organisations- und Eigentumsverhältnisse der ukrainischen Agrarwirtschaft haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Begonnen hat die Restrukturierung und Privatisierung der großen genossenschaftlichen und staatlichen Unternehmen im Jahr 1994. Dieser Prozess erhielt im Jahr 1999 noch einmal einen neuen gesetzlichen Rahmen. Dabei wurde neben der Restrukturierung der Großbetriebe auch die weitere Verteilung von Land an die privaten Eigentümer und die Verpachtung von Flächen geregelt. Die vor über zehn Jahren in der Ukraine begonnene Bodenreform stellt eine wichtige Maßnahme der Transformation der ehemaligen staatlichen Agrarunternehmen in marktorientierte Unternehmen dar. Im Ergebnis der Bodenreform haben wichtige Veränderungen bezüglich der Bodennutzung und der Bodeneigentumsverhältnisse stattgefunden. Innerhalb der Regierungskoalition der Ukraine bestehen beim Bodenthema erhebliche „Glaubensunterschiede“, welche man folgendermaßen kurz zusammenfassen könnte: - Marktradikale Ansätze mit dem Anspruch „Grund und Boden muss eine ganz normale Ware werden“, - die Anschauung „Boden ist die Mutter der Ukraine und seine Mutter verkauft man nicht“. Nach dem Bodengesetz vom 1. Januar 2002 ist Privateigentum an Grund und Boden generell erlaubt. Mit diesem Gesetz wurden die Rechte der ausländischen juristischen und natürlichen Personen festgesetzt, Grundstücke für die nichtlandwirtschaftliche Produktion zu erwerben. Den Erwerb von Grundstücken dürfen die juristischen Personen beantragen, die jeweils in der Ukraine eine ständige Repräsentanz, die für eine unternehmerische Tätigkeit in der Ukraine berechtigt ist, gegründet haben. Beim Antrag ist der Registerauszug von dieser Repräsentanz beizulegen. Landwirtschaftlich genutzte Flächen in der Ukraine Dauergrünland 19% landwirtschaftlich genutzte Fläche insgesamt im Jahr 2004: 41.763,8 Tausend Hektar sonstige Kulturen 3% Ackerland 78% Die gesamte Landwirtschaftsfläche in der Ukraine beläuft sich auf rund 60.355 Tausend Hektar. Darunter entfallen etwa 71 Prozent auf landwirtschaftlich genutzte Flächen – hierunter ist mit gut drei Vierteln der überwiegende Teil Ackerland. Der Anteil der Wälder in der Ukraine liegt bei gut 17 Prozent und Wasser macht anteilig 4 Prozent aus. Boden kann nur gepachtet werden Boden kann man derzeit in der Ukraine noch nicht erwerben beziehungsweise verkaufen. Es gibt zwar Bodeneigentümer, diese erhielten Land mit einer Eigentumsurkunde nach der Aufteilung der großen Kolchosen. Die Besitztitel sind jedoch nur formell, die Landbesitzer können dieses Land nicht weiterverkaufen. Hingegen sind zur Zeit Geschenke, Erbschaftsvermächtnisse und Pacht erlaubt. - siehe nächste Seite - Die Preise des Pachtlandes sind noch sehr niedrig, obwohl sie in einigen Gegenden schon stark zugelegt haben. Nach Informationen von ukrainischen Experten liegen die Pachtpreise regional zwischen 18 bis 35 Euro je Hektar, teilweise sind die Entgelte aber schon auf 50 Euro gestiegen. Die rechtliche Möglichkeit von Agrarlandverkäufen ist seit Anfang 2002 im ukrainischen Bodengesetzbuch verankert. Die mit diesem Gesetz festgelegten Übergangsregelungen sahen jedoch ein Moratorium bis Januar 2005 vor, diese Sperrfrist wurde im Oktober 2004 vom Parlament um weitere drei Jahre verlängert. Jedoch wird sich die Freigabe des Handels mit landwirtschaftlichen Nutzflächen aller Voraussicht nach darüber hinaus um weitere Jahre verzögern. Ein von der Regierung vorgelegter Gesetzentwurf, wonach das geltende Moratorium Anfang 2008 aufgehoben werden soll, stieß im Agrarausschuss des Parlaments auf Ablehnung. Nach Auffassung der Agrarpolitiker in Kiew fehlen für die Umsetzung des Rechts auf Bodenverkäufe gesetzliche Voraussetzungen, es müssen noch ein Bodenmarktgesetz und eine Regelung über das staatliche Bodenkataster beschlossen werden. Ein weiteres Problem bei der Entwicklung des Landmarktes in der Ukraine ist, dass Landexperten und -eigentümer wenig oder auch gar keinen Zugang zu Informationen zu den Agrarlandpreisen oder zu Angebot und Nachfrage haben. Ukraine von Haus- und Hofwirtschaften stark geprägt Die ukrainische Agrarstruktur ähnelt sehr stark den Verhältnissen in Russland. Von den 2004 insgesamt erfassten 16,52 Mio. Wirtschaftseinheiten waren 16,45 Mio. beziehungsweise 99 % Haus- und Hofwirtschaften. Deren durchschnittliche Größe betrug nicht mal ein Hektar. Gleichwohl bewirtschaften sie mittlerweile über 37 % der gesamten Fläche. Im Jahr 1998 waren es lediglich 15 % und im Jahr 2001 erst ein Viertel der Fläche. Sowohl die Anzahl der Hauswirtschaften als auch ihr Flächenanteil und ihre Bedeutung für die landwirtschaftliche Erzeugung hatten also in den letzten Jahren weiter zugenommen. Private Bauernwirtschaften wurden 2004 etwas mehr als 46.000 gezählt. Ihre durchschnittliche Größe lag bei 74 ha. Insgesamt bewirtschaften sie knapp 10 % der Fläche. Auch ihre Zahl hat langsam aber kontinuierlich zugenommen, ebenso ihre durchschnittliche Betriebsgröße. Gut die Hälfte der Fläche wird weiterhin von rund 19.200 landwirtschaftlichen Unternehmen unterschiedlicher Rechtsform und Größe bewirtschaftet. Noch 1998 verfügten diese Großbetriebe über mehr als drei Viertel der Fläche. Trotz eines stetigen Flächenrückgangs hat die Zahl der Agrarunternehmen kontinuierlich zugenommen. Diese Entwicklung lässt den strukturellen Wandel auch innerhalb der großen Betriebe erkennen. Die Agrarunternehmen sind nach Größe, Beschäftigtenzahl und Rechtsform keine homogene Gruppe, vielmehr besteht eine große Vielfalt. Neu entstanden sind in den letzten Jahren ähnlich wie in Russland eine ganze Reihe „kleinerer“ Agrarunternehmen, mit einer Fläche von weniger als 1.000 ha. Die nächste und größte Gruppe sind die Betriebe „mittlerer Größe“ zwischen 1.000 und 5.000 ha Fläche. Die Bedeutung dieser Gruppe ist zu Gunsten der o. g. kleineren Betriebe zurückgegangen. Unter ihnen befinden sich auch die meisten Nachfolgebetriebe der ehemaligen Kolchosen und Sowchosen. Größer als 5.000 ha sind etwas mehr als 5 % der Agrarunternehmen. Zu dieser Gruppe zählen auch die in letzter Zeit ähnlich wie in Russland neu entstandenen Agrarholdings, die meist über mehrere 10.000 ha verfügen und vor allem die vertikale Kooperation in der Branche stark vorantreiben. Im Durchschnitt sind die Unternehmen dieser Größengruppe zwischen 7.000 und 8.000 ha groß. Erstellt August 2006 (ma/rs). Quellen: IAMO, AgE, Statistikamt Ukraine, Company Euroconsulting, Deutsche Botschaft Kiew