Hund im Auto

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Hund im Auto
Sonstige Tests
Hund im Auto: Metallboxen unter der Lupe
Der TCS hat in Zusammenarbeit mit seinen Partnerclubs im 2011 verschiedene
Rückhaltesysteme verglichen und evaluiert. Er kam dabei zum Schluss, dass korrekt gesicherte Metallboxen ein höchstes Mass an Sicherheit für die Insassen
und das Tier bieten. Im 2013 hat der TCS
nun diese Metallboxen genauer unter die
Lupe genommen. In drei verschiedenen
Teilbereichen wurden Informationen erarbeitet, die den Kunden bei seinen Kaufentscheidungen unterstützen. Zudem
wurden die Konsequenzen einer unfachmännischen Verwendung aufgezeigt.
Haustiere müssen im Fahrzeug genauso
zuverlässig gesichert werden wie sonstige Ladungen, so dass sie die Insassen
nicht gefährden. Es gelten die Vorschriften des Strassenverkehrsgesetz (SVG) und
die Verkehrsregelverordnung (VRV), sowie
die Regelungen für den Transport von Tieren im Tierschutzgesetz und in der Tierschutzverordnung.
Bei der Sicherung von Hunden spielt aber
nicht nur der Schutz für den Hund sondern auch der Schutz der Insassen eine
herausragende Rolle. Dabei muss nicht
nur von starken Ausweichmanövern und
Bremsungen ausgegangen werden, sondern auch von Unfällen. Eine korrekte Sicherung kann schon bei einem Unfall mit
30 km/h lebensrettend sein. Die Kräfte,
welche bei einem Unfall mit 50 km/h entfesselt werden, können gut und gerne das
25-fache des Hundes ausmachen. Ein 25
kg schwerer Hund entwickelt somit Kräfte
von 600 kg und mehr, die zusätzlich auf
die Insassen wirken können. Eine gute
Sicherung stellt also die Basis für einen
glimpflichen Ausgang bei einem Unfall
dar.
Produktevergleich
Die Produkte wurden auf ihre Alltagstauglichkeit untersucht. Dazu wurden die Boxen, wenn nötig, zusammengebaut (ein
Produkt) und im Kofferraum, resp. auf der
Rückbank der Fahrzeuge gesichert. Des
Weiteren wurde untersucht, wie einfach
oder kompliziert sie sich entfernen und
wiedereinbauen lassen. Der Handling-Test
beinhaltet zudem eine Funktionsüberprüfung der Türen und Schlösser. Auch die
Möglichkeiten der Reinigung wird beurteilt. Als weiterer Faktor wird das Einsteigen und die Rutschfestigkeit für die Hunde
untersucht und bewertet. Als letztes wird
das Verhalten der verschiedenen Boxen
beim VDA-Spurwechseltest geprüft und
beobachtet, ob die Boxen bei der Fahrt
vibrieren.
Das Anforderungsniveau des VDA-Spurwechseltests (siehe auch internationale
Norm ISO 3888-2) ist in Bezug auf den
Lenkaufwand, die Fahrzeugbeherrschung
und die Kippneigung - also in Bezug auf
die Schärfe des Tests - in allen Phasen
mindestens genauso anspruchsvoll wie
der «Elchtest».
Alle fünf Boxen werden dem VDA-Spurwechseltest unterzogen. Zur Einsatz
kommt ein Hyundai i40 1.7 CRD.
Der vorliegende Test untersuchte fünf
verschiedene auf dem Markt erhältliche
Produkte nach deren Eigenschaften und
stellte die Bewertungen einander gegenüber. Zwei der fünf Produkte erhielten
vier Sterne und konnten somit als «sehr
empfehlenswert» eingestuft werden. Die
restlichen drei Produkte erhielten drei
Sterne mit der Beurteilung «empfehlenswert».
© TCS Mobilitätsberatung, Emmen | Doctech: 5174.02.de/GRS | Datum: 17.07.2013
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Sonstige Tests
Hund im Auto: Metallboxen unter der Lupe
Die Test-Beteiligten
Eine Australian Shepherd Hündin (19.5 kg)
und ein Border Collie Rüde (18.5 kg) wurden für die funktionalen Boxentests aufgeboten. Als Hunde-Dummy wurde ein
Bocchetta Plush Border Collie (ca. 65cm
lang) in liegender Position verwendet.
Dem Dummy wurde ein 25 kg schwerer
Metallzylinder eingearbeitet.
Crashtests - Rahmenbedingungen
Der Crash simulierte einen Unfall, bei dem
das Fahrzeug mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 50 km/h gegen ein festes Hindernis prallte (ca. 22 g Verzögerung und
0.1 s – siehe Grafik).
Folgende Produkte wurden für die
Crashs verwendet:
Schmidt Universal Einzelbox.
Schlussfolgerung Crashtest
Die Crashtests aus dem Jahre 2011 und
die vorliegenden, vom TCS durchgeführten Crashtests konnten aufzeigen, dass
Hunde am besten im Laderaum des Fahrzeuges transportiert werden sollten. Die
fest installierte Metallbox stellt aus Sicht
des TCS bei weitem das sicherste System dar. Grösstmöglicher Schutz für die
Insassen auf der Rückbank wird bei einer
Positionierung direkt an der Rückbank
erreicht. Die getesteten Produkte waren
in sich nicht stabil genug, um den Hunde-Dummy bei einem Crash mit ca. 22 g
Belastung in der Box zurückzuhalten. Eine
zusätzliche Verankerung mit dem Fahrzeugboden erhöht die Sicherheit bereits
bei Ausweichmanövern ohne Unfallfolgen. Wird die Hunde-Box sachgemäss
platziert und gesichert, ist das Risiko für
die Insassen, durch den Hund verletzt zu
werden, minimal.
Die Box für die Rückbank konnte ihre
Versprechungen nicht erfüllen. Boxen
der Grössen 3 und 4 wurden aus diesem
Grund vom Hersteller aus dem Programm
gezogen. Er ist bemüht, das Produkt soweit zu verbessern, dass es in absehbarer
Zeit die Belastungen, die während des
Crashtests auftreten, aufnehmen kann.
Schmidt CARkennel.
© TCS Mobilitätsberatung, Emmen | Doctech: 5174.02.de/GRS | Datum: 17.07.2013
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Sonstige Tests
Hund im Auto: Metallboxen unter der Lupe
Resultate Produktevergleich
Hersteller und
Bezugsquelle
Schmidt Fahrzeugbau
GmbH
www.hundeboxen.de
Schmidt Fahrzeugbau
GmbH
www.hundeboxen.de
WT-Metall GmbH
www.wt-metall.de
Meiko Heimtierbedarf
AG
www.meiko.ch
4Pets (Swisspet)
www.qualipet.ch
Gesamtbewertung
74%
71%
65%
59%
55%
Produkt
CARkennel inkl.
Rückhaltesytem. Aluminiumbox genietet,
Wände aus Aluminium-sandwichplatten
und Plexiglas. Box für
die Rückbank, wird an
Gurten fixiert.
Schmidt Universal
Einzelbox. Aluminiumbox genietet, Wände
aus Kunstharzplatten.
Einzelbox Universalprogramm (55x93x68).
Massangefertigte
Einzelbox für Hyundai
i40. Aluminiumbox
genietet und verklebt,
Material der Wände
aus geschäumtem
Kunststoff.
Engmaschige Stahlkonstruktion pulverbeschichtet, verschweisst. Drei Seiten
sind bis zur Hälfte mit
einer geleimten Holzplatte geschlossen.
Türe mit Schnappverschluss.
Modell G-Line Milan
L. Aluminiumbox mit
Kunststoff-Verbindungen geschraubt,
Wände aus einer mit
Folie beschichteten
holzähnlichen Platte.
Kunststoffwanne.
Zusammenbau
-
-
-
-
86%
Ein-/Ausbau
78%
64%
41%
33%
48%
Handling
76%
76%
76%
80%
80%
Faktoren Hund
68%
71%
67%
83%
62%
Reinigung und
Pflege
66%
58%
98%
24%
68%
VDA SpurwechselTest
86%
68%
56%
58%
44%
Preis
20% (Fr. 715.—)
70% (Fr. 390.—)
70% (Fr. 540.—)
20% (Fr. 795.—)
40% (Fr. 619.—)
Stärken
Die Box ist gut
verarbeitet und
weist keine scharfen Kanten auf. Sie
ist leicht und kann
auch ausserhalb des
Fahrzeugs Verwendung finden (z.B.
im Hotelzimmer).
Als einzige Box wird
sie auf der Rückbank mit Gurten
fixiert. Während der
Fahrt treten keine
Vibrationen oder
Geräusche auf.
Gute Anleitung.
Die Box ist gut verarbeitet und weist
keine scharfen Kanten auf. Sie ist leicht
und kann einfach
ein- und ausgebaut
werden. Sie kann
mit den optional erhältlichen
Spanngurten fest im
Kofferraum verzurrt
werden. Während
der Fahrt treten keine Vibrationen oder
Geräusche auf.
Die Box ist gut
verarbeitet und
passgenau angefertigt. Sie ist für ihre
Grösse relativ leicht
und kann ohne
grossen Aufwand
durch zwei Personen ein- und
ausgebaut werden.
Durch die genaue
Passform werden
keine zusätzlichen
Befestigungen benötigt. Während der
Fahrt treten keine
Vibrationen oder
Geräusche auf.
Die Box ist hervorragend verarbeitet
und weist keine
scharfen Kanten
auf. Sie ist äusserst
robust und gut belüftet. Während der
Fahrt treten keine
Vibrationen oder
Geräusche auf. Das
Schloss ist innovativ, schliesst leicht,
auch wenn man
nur eine Hand zur
Verfügung hat.
Während der
Fahrt treten keine
Vibrationen oder
Scheppern auf. Das
Schloss ist innovativ, die Box lässt
sich mit Schlüssel
verschliessen. Die
Anleitung für den
Zusammenbau ist
ausführlich und
leicht verständlich.
Schwächen
Der Ein- und Ausbau der grösseren
Modellen bedarf
etwas Übung. Ist
danach aber einfach
zu bewerkstelligen.
Während des Spurwechseltests riss
eine der Seitenwände. Eine Reparatur
ist mit Aufwand
verbunden; sie
wird vom Hersteller
angeboten.
Während des Spurwechseltests brach
der Kunststoff, es
entstanden scharfe
Kanten. Eine Reparatur ist aufwändig,
da die Box genietet
und geklebt wurde.
Die Box ist teuer
und für ihre Grösse
schwer. Wegen der
Seitenwände aus
Gitter verteilen sich
Tierhaare schnell.
Sicherung und Gebrauchsanweisung
fehlen.
Die Box ist gut
verarbeitet, weist
aber scharfe Kanten
auf. Die Sicherung wurde zwar
mitgeliefert, sie
kann die Box beim
Spurwechseltest
aber nur schlecht
sichern.
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Sonstige Tests
Hund im Auto: Metallboxen unter der Lupe
Resultate Crashtest
Position und Art
der Verankerung
Laderaum: Optimale Position und
Verankerung
Laderaum: Schlechte Position und
keine Verankerung
Rückbank: Optimale Position und
Verankerung
Gesamtbewertung
Sicherung
Die Box wurde im Laderaum des
Fahrzeugs montiert. Wichtig dabei ist,
dass die Box so gut wie möglich an die
Rückbank platziert wird. Zur Sicherung
wurden vier Spannsets verwendet,
welche übers Kreuz an den vier oberen
Ecken der Universalbox befestigt wurden. Als Verankerungspunkte dienten
die Sicherungsösen im Fahrzeugladeraum.
Die Box wurde frei im Laderaum des
Fahrzeugs platziert. Die Rückbank wurde halbseitig heruntergeklappt. Auf eine
Sicherung mit den vier Spannsets wurde verzichtet. Als weitere ungesicherte
Ladungsgegenstände wurden zwei Paar
Skis und zwei Paar Skischuhe geladen.
Auf dem freien Platz auf der Rückbank
wurde eine Puppe platziert.
Die Box wurde nach Herstellerangaben
mithilfe der mitgelieferten und sehr
detaillierten Anleitung auf der Rückbank
des Fahrzeuges fixiert. Zur Sicherung
wurden die beiden Sicherheitsgurte der
Rückbank verwendet. Mit Kunststoffkeilen wurde eine optimale Position für die
Box geschaffen.
Allgemeine
Beurteilung
Die Box ist in sich selbst zu wenig
stabil, um den Dummy ohne Abstützung durch die Rückbank zurückhalten
zu können. Aus diesem Grund ist es
äusserst ratsam, die Box korrekt nach
Herstellervorgaben im Laderaum zu
platzieren. Zudem empfiehlt der TCS,
die Sicherheitsgurten der Rückbank
übers Kreuz zu spannen und in den
Halterungen einzuklicken. So wird
eine optimale Stabilität garantiert. Die
verwendete Hundebox soll optimal
auf den zu transportierenden Hund
abgestimmt sein. Sie sollte gerade so
viel Platz bieten, dass sich der Hund
nicht eingeengt fühlt, dennoch aber so
klein wie möglich sein, damit der Hund
so nahe wie möglich an der Rückwand
zu liegen kommt.
Die Box ist in sich selbst zu wenig stabil,
um den Dummy ohne Abstützung
durch die Rückbank zurückzuhalten.
Der Dummy durchschlug die Rückwand
der Box ohne sichtbares Abbremsen. Er
schlägt in der Folge mit einer Kraft von
ca. 5‘000 N auf die Rückenlehne des
Beifahrers und kommt auf der umgeklappten Rückbank zur Ruhe. Die Box
verkantet sich mit dem noch aufrecht
stehenden Teil der Rückbank und
wird so an einem Vorrutschen gegen
den Beifahrersitz gehindert. Es ist mit
fatalen Verletzungen für den Hund und
auch für den Beifahrer zu rechnen. Die
Box wurde schwerwiegend in Mitleidenschaft gezogen. Eine Reparatur
oder Weiterverwendung ist illusorisch.
Die Box der Grösse 3 ist selbst mit dem
Rückhaltesystem zu wenig stabil, um
den Hunde-Dummy zurückhalten zu
können. Die Rahmenkonstruktion wäre
aber ausreichend stabil. Die jetzige
Konstruktion lässt ein Ausreissen der
Seitenwand zu und ist deshalb nicht
ausreichend für den Rückhalt eines
Hundes. Kleine Hunde und nicht allzu
schwere Hunde können mit dem CARkennel Grössen 1 und 2 transportiert
werden. Bei einem Crash darf damit
gerechnet werden, dass die jetzige Box
den Aufprall des Hundekörpers kompensieren kann und der Hund in der
Box zurückgehalten wird. Zur genaueren Beurteilung wären aber weitere
Tests erforderlich.
Stärken
Durch die Platzierung dicht an der
Rückbank übernimmt diese die auftreffende Kraft. Die Box erhält somit eine
höhere Stabilität. Wie gut aus den Abbildungen sichtbar wird, hält der Rahmen die Box in Form. Der Hund bleibt
in der Box. Ein Öffnen der Türe ist nach
dem Crash ohne weiteres möglich.
Keine
Keine
Schwächen
Die Wände der Box können der Wucht
des Aufpralls nicht völlig standhalten.
Der Dummy drückt die Rückwand ein,
dank dem satten Anliegen an die Rückbank bleibt der Dummy in der Box.
Die Wände der Box können der Wucht
des Aufpralls nicht standhalten. Der
Dummy durchschlägt die Rückwand
und trifft ungebremst mit einer Kraft
von mehr als 5‘000 N auf den Beifahrersitz. Dieser wird durch den Aufprall
stark deformiert. Der Beifahrer hat mit
schweren Verletzungen im Nacken
und Rückenbereich zu rechnen. Auch
der Hund würde lebensbedrohliche
Verletzungen davontragen. Die Box
bietet somit keinen nennenswerten
Schutz für Hund und Insassen, wenn
sie freistehend im Fahrzeuginnenraum
platziert wird.
Die Wände der Box können der Wucht
des Aufpralls nicht komplett standhalten. Der Dummy durchschlägt die Seitenwand und trifft auf den Beifahrersitz.
Dieser wird durch den Aufprall leicht
deformiert. Der Hunde-Dummy wird
wieder in die Box zurückgeschleudert
und kommt dank des Beifahrersitzes in
der Box zum Stillstand. Der Beifahrer
hat mit Verletzungen im Rückenbereich
zu rechnen.
© TCS Mobilitätsberatung, Emmen | Doctech: 5174.02.de/GRS | Datum: 17.07.2013
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