portrait: Björn hering studium: die Bachelor
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portrait: Björn hering studium: die Bachelor
I n f o r m at i o n e n d e s B e t r i e bs wi r t s ch a f t li ch e n D epa r t em e n t s d er U n i v er s i tät B er n BeWL Portrait: Björn Hering Studium: Die Bachelor-Arbeit Interview: Christoph Brand Wissenschaft: Standortwahl Wintersemester 2005 4 i en h W r to go a f o o t ’s t alone, the team wil l take The only question remains, how far do you want to go? Because in the team you’ll join, you’ll find a blend of experience and knowledge to help you overcome the challenges you’ll face. With the care and support you need, too. What we want from you is bright ideas, determination, and the ability to work with other people. Because it’s amazing the distance we can cover together. Take charge of your career. Now. [email protected] www.ey.com/ch/careers you the re. Liebe Studierende, liebe Leserinnen und Leser Schon wieder eine neue Zeitschrift? Nein, Sie halten lediglich die vierte Ausgabe von BeWL in den Händen, diesmal mit einem leicht veränderten Layout. Wir sind froh darüber, dass die Informationen des Departements für Betriebswirtschaft nunmehr zur Gewohnheit werden. Genau wie der Regierungschef eines Nachbarlandes dachten wir, eine kleine «Straffung der Gesichtsfalten» könnte nun unseren Lesern gefallen, bevor wir uns Ihrem Qualitätsurteil stellen. A propos Neues. Eine wichtige Nachricht für Studierende und Lehrende lancierte die Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten kurz nach Beginn des letzten Sommersemesters. Demnach wird sich unser Leben ab dem akademischen Jahr 2007/08 verändern. Zu diesem Termin gleichen die Schweizer Hochschulen die Daten ihrer Vorlesungszeiten an. Wie bisher wird es zwei Semester geben. Das erste beginnt in Kalenderwoche 38 (Mitte September) und endet im Dezember. Das zweite Semester beginnt in der achten Kalenderwoche (Mitte Februar) und endet Ende Mai. Die Vorlesungsperioden des Winter- und Sommersemesters sollen jeweils 14 Wochen dauern. Wenn Sie also Frühbucher-Rabatte in Anspruch nehmen und Ihre Ferien für das Jahr 2007 buchen wollen, dann denken Sie bitte daran, dass die Semesterferien einen Monat kürzer sein werden … Auch wir werden im Sommer 2007 schneller schreiben müssen, wollen wir Sie dann mit Heft acht pünktlich zu Semesterbeginn erreichen. Dann hoffen wir, Ihnen eine ähnliche Mischung wie in diesem Heft anbieten zu können. Unser Ziel wird wie diesmal sein, Informationen und Magazinbeiträge zu den wichtigen Aspekten des Berner BWLStudiums anbieten zu können. Editorial So nehmen in diesem Heft Informationen über das Studium in Bern breiten Raum ein. Bekanntlich ist vor einem Jahr durch das neue Reglement die Bachelor-Arbeit eingeführt worden. Wir machen eine Bestandsaufnahme, was an den einzelnen Instituten zu beachten ist, um eine solche Arbeit schreiben zu können. Für diejenigen unter Ihnen, die das betrifft, ist das hoffentlich ein hilfreicher Service. Ein Dauerthema ist natürlich das Ausland. Sie erfahren, wie in Bern die steigende Nachfrage nach Auslandsplätzen durch ein steigendes Angebot gedeckt werden konnte. Wäre das nicht eine schöne Fallstudie zum Thema Wachstumsstrategie? Wie in den letzten drei Heften stellen wir Ihnen auch diesmal einen ehemaligen Berner Absolventen vor, der sich mittlerweile in einer hochrangigen Position befindet. Nach der Volkswirtschaftsdirektorin Elisabeth Zölch, dem Post-Konzernleiter Ulrich Gygi und Bahnchef Benedikt Weibel waren wir diesmal bei Christoph Brand zu Besuch. Er hat eine Traumkarriere gemacht und ist nun, zehn Jahre nach seinem Abschluss in Bern, Chief Strategy Officer der Swisscom. Seine Ansichten sind sicherlich auch für diejenigen unter Ihnen lesenswert, die eher ein «normales» Leben führen wollen oder führen. Zum Schluss noch etwas in eigener Sache. Mit Wirkung vom Wintersemester an bin ich von meinen Kollegen zum neuen Departementssprecher gewählt worden und werde dieses Amt voraussichtlich ein Jahr lang ausüben. Die Fussstapfen, die Thomas Myrach hinterlassen hat, sind gross. Wenn ich «den Job» nur halb so gut «mache» wie er, sind sicherlich bereits alle zufrieden. Um damit anzufangen, bitte ich Sie, nicht zu zögern, sich mit Fragen, Kritik und Lob (bitte auch letzteres …) an mich zu wenden. Ich wünsche Ihnen eine unterhaltsame Lektüre, den Erstsemestrigen unter Ihnen einen guten Start ins Studium und allen ein gutes Semester. Ihr Ulf Schiller Sprecher des Departements BWL der Wirtschafts-und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bern BeWL 4 /2005 Editorial Informationen des Betriebswirtschaftlichen Departements der Universität Bern Wintersemester 2005 Editorial 1 Information Grosse Ehre für Norbert Thom 3 News um das Departement für Betriebswirtschaftslehre 4 Neue Lehrbeauftragte im Departement BWL 5 Familiär ja, gemütlich nein – das Berner BWL-Studium in den Augen der Studierenden 6 Personen Norbert Trautmann – ein neues Gesicht unter den Dozenten 8 Wenn Risiko das Leben prägt – Christopher Culp im Portrait 9 Zwischen TV-Kamera und Studium: Björn Hering 10 Studium Alles Wissenswerte zur Bachelor-Arbeit im Überblick 13 Der Bachelor-Abschluss und die Wirtschaft: Eine Umfrage bei Unternehmen 16 Bachelor-Absolventen in der Praxis – ein (noch) seltenes Bild 17 Sich erfolgreich für Erasmus bewerben, aber wie? 18 Von Anwesenheitskontrollen und Velos im Zimmer – ein Auslandssemester in Tilburg 20 Beruf und Karriere Schwere Fracht: Mit UPS Supply Chain Solutions in den weltweiten Handel einsteigen 21 Christoph Brand im Interview 22 Wissenschaft Wo man gut informiert, da lass’ dich nieder 25 BeWL 4 /2005 Inhalt Grosse Ehre für Norbert Thom Information Norbert Thom ist im Frühjahr für seine Beiträge zum New Public Management (NPM) mit der Ehrendoktorwürde der Universität Vilnius ausgezeichnet worden. Für Norbert Thom ist der Dr. honoris causa Ansporn für weitere Forschungsarbeiten auf dem Gebiet des NPMs. Von Simon Haag auch Führungspersonen aus der Verwaltung damit vertraut sind. Eine Errungenschaft, die vom Laudator in Vilnius besonders gewürdigt wurde. «Dass das Konzept des NPMs und meine praxisorientierte Forschung derartigen Anklang fanden, ehrt mich natürlich besonders», freut sich Thom und verspricht weitere Beiträge zu dieser Thematik, denn die Ehrendoktorwürde sei nicht nur eine Auszeichnung für vergangene, sondern auch Ansporn für zukünftige Leistungen. Die Mykolas-Romeris-Universität in Vilnius, Litauen, hat Norbert Thom im Frühling dieses Jahres mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Professor Thom wurde insbesondere für seine Beiträge zum New Public Management (NPM) gewürdigt. Als Inhaber einer Management-Professur in einer Verwaltungshochburg wie Bern erstaunt es auf den ersten Blick nicht, wenn ein Wissenschafter für seine Beiträge zu einer wirkungsorientierteren Verwaltungsführung ausgezeichnet wird. Durch die Praxis zum Thema gefunden Im Fall von Norbert Thom verhält sich die Situation ein bisschen anders. Ursprünglich hervorgetreten durch Beiträge zum betrieblichen Vorschlagswesen und Innovationsmanagement beschäftigt sich Thom erst seit rund zehn Jahren mit dem New Public Management. «Ich hatte damals als Vizerektor der Uni und als Berater des Berner Regierungsrates mit der Einführung von NPM zu tun. Es waren diese praktischen Erfahrungen, die mich bewogen, diesen Ansatz auch wissenschaftlich weiterzuentwickeln», beschreibt Thom den Weg, wie er Zugang zu einem neuen Forschungsgebiet fand. Weitere Beiträge zum NPM geplant Mit der Ehrendoktorwürde wurden aber nicht nur Norbert Thoms wissenschaftliche Beiträge zum NPM ausgezeichnet, sondern auch die praxisnahe Vermittlung dieses Konzepts. Mit Gastvorlesungen in Vilnius und dem zusammen mit Adrian Ritz verfassten Buch «Public Management – Innovative Konzepte zur Führung im öffentlichen Sektor», das komplett in die litauische Sprache übersetzt wurde, trug Thom wesentlich dazu bei, dass sowohl Studierende als BeWL 4 /2005 Informationen News um das Departement für BWL Ruf abgelehnt – die Suche für Teichert-Nachfolge geht weiter Die Bemühungen, eine Nachfolgerin für Professor Teichert zu finden, haben einen Rückschlag erlitten. Auf der Berufungsliste wurde an erster Stelle Frau Privatdozentin Ruth Stock von der Helmut-SchmidtUniversität Hamburg platziert. Auf die erste Professorin wird man in der Berner BWL weiter warten müssen. Nach Verhandlungen mit dem Rektor hat Frau Stock den Ruf abgelehnt. In ihrem Ablehnungsschreiben teilt sie mit, das Angebot aus Bern sei zwar sehr attraktiv gewesen, aufgrund einer veränderten privaten Situation könne sie es aber nicht annehmen. Ordinariate für Financial Accounting und Organisation ausgeschrieben Die beiden neu einzurichtenden Ordinariate in Financial Accounting und Organisation wurden Ende Sommersemester von der Erziehungsdirektion genehmigt und im Anschluss ausgeschrieben. Die Ernennungskommissionen werden Anfang Wintersemester aufgrund der eingegangenen Bewerbungen Einladungen zu Probevorträgen aussprechen. Wie bereits für die übrigen Professuren werden auch diese Probevorträge öffentlich sein. Die jeweiligen Vorsitzenden der Ernennungskommissionen, die Professoren Schiller und Thom, werden im Lauf des Semesters über Termine informieren und die Studierenden einladen. Assistenzprofessur für Internationales Management kurz vor Besetzung Die Ernennungskommission für eine Assistenz professur für Internationales Management hat ihre Arbeit beendet und der Fakultät einen Vorschlag über eine Berufungsliste gemacht. Sofern diese Liste bestätigt wird, entscheidet danach die Unileitung darüber, eine Berufung auszusprechen. Knolmayer ausgezeichnet Prof. Gerhard Knolmayer wurde am 20. September 2005 von der Gesellschaft für Informatik, der mit rund 25‘000 Mitgliedern grössten Informatikfachvertretung im deutschsprachigen Raum, als Fellow ausgezeichnet. Diese Auszeichnung ist Personen vorbehalten, die signifikante, herausragende Beiträge zur Informatik erbracht haben. Gerhard Knolmayer wurde als erster in der Schweiz tätiger Wissenschafter auf diese Weise geehrt. BeWL 4 /2005 Information Es StürMT in Bern Das Projekt StuRM («Student Relationship Management») zeigt erste Resultate. Zum einen konnten im letzten Sommersemester erstmalig Anmeldung und Vergabe von Proseminarplätzen über ein zentrales, web-basiertes System abgewickelt werden. Zum anderen ist es nun mit Hilfe des elektronischen Vorlesungsverzeichnisses (EVUB) möglich, die BWL-Lehrveranstaltungen nach Studienziel und -abschnitt gegliedert abzufragen. Besuch aus Turku Im Oktober bekommt das BWL-Departement Besuch von einer Gruppe Studierender unserer Erasmus-Partneruniversität in Turku, Finnland. Es stehen Treffen mit Professoren und Studierenden der WISO-Fakultät auf dem Programm (aktuelle Informationen sind auf der Erasmus-Website zu finden). Weiter werden die Studierenden aus Finnland von Dr. Benedikt Weibel, CEO der SBB, begrüsst und es findet eine Besichtigung des Berner Bahnhofs und Stellwerks statt. Nach weiteren Stationen endet das Programm mit einem Besuch des Zentrums Paul Klee in Bern. Schneller Belz Christian Belz, Lizentiatskandidat für BWL am Institut für Finanzmanagement, ist in diesem Jahr drittschnellster Europäer über 10'000 Meter. Belz, der im letzten Heft porträtiert wurde, lief im August an den Weltmeisterschaften über 10'000 m auf Platz 14. Neue Lehrbeauftragte im Departement BWL Im Wintersemester 2005/2006 kann das Departement mit Michèle Etienne und Hansruedi Scherer zwei neue Lehrbeauftragte begrüssen. Die Themen ihrer Lehrveranstaltungen könnten aktueller nicht sein: Management im Gesundheitswesen und Anlagestrategien für Pensionskassen. BeWL stellt die Personen und ihre Veranstaltungen en détail vor. Von Simon Haag Dr. Michèle Etienne Das Projektseminar des Instituts für Organisation und Personal behandelt in diesem Wintersemester einen Anwendungsbereich der BWL, der eher ein Schattendasein fristet: Management im Gesundheitswesen. Mit Michèle Etienne leitet das Seminar eine selbstständige Unternehmensberaterin, die sich nicht nur praktisch mit betriebswirtschaftlichen Aspekten im Gesundheitswesen auseinandersetzt, sondern auch zahlreiche wissenschaftliche Beiträge zum Thema Management im Gesundheitswesen verfasst hat. Im Seminar erhalten die Studierenden zunächst mittels Gastreferaten (unter anderem Politiker, Verwaltungsrat, CEO) einen kurzen Überblick über das Schweizerische Gesundheitssystem, bevor sie selber in die Rolle des Beraters schlüpfen. Von den Teilnehmenden wird verlangt, eine Offerte für ein Beratungsmandat auszuarbeiten. Für eine Beraterin ist es überlebenswichtig, in derartigen «beauty contests» eine gute Figur abzugeben, betont Etienne. Weil viele Studierende eine Tätigkeit in der Beratung anstreben, sei es wichtig, die Erstellung von Offerten und konkreten Projektplänen frühzeitig zu erlernen und die Studierenden mit den Instrumenten und Techniken der Branche vertraut zu machen. Dr. Hansruedi Scherer Die Frage ist brandaktuell: Wie sollen Pensionskassen ihr Geld anlegen, damit für die Versicherten die höchsten Erträge bei minimalem Risiko resultieren? Mit Hansruedi Scherer kann das Institut für Finanzmanagement in diesem Wintersemester einen Experten auf diesem Gebiet als Gastdozenten begrüssen. Scherer hat sich bereits in seiner Dissertation mit Anlagestrategien für Schweizer Pensionskassen beschäftigt. Als Partner einer unabhängigen Beratungsunternehmung für institutionelle Anleger kennt Scherer zudem auch die praktischen Problem- und Fragestellungen im Zusammenhang mit dem Anlageverhalten institutioneller Anleger. In seiner Vorlesung «Asset Management by Institutional Investors» vermittelt der 41-Jährige, der in Bern Betriebs- und Volkswirtschaft studiert hat, grundlegende Kenntnisse zu diesem Thema. Im Vordergrund stehen dabei folgende Fragestellungen: Welches sind die Rahmenbedingungen, die für das Anlageverhalten von Pensionskassen in der Schweiz wesentlich sind? Wie wird die Anlagestrategie von Pensionskassen bestimmt und welche Varianten bestehen bei der Umsetzung? In der Vorlesung wird ebenfalls aufgezeigt, welchen Einfluss institutionelle Anleger auf die Geschehnisse im Kapitalmarkt haben. Die Vorlesung auf Master-Ebene fokussiert dabei auf die Übertragung von theoretischem Wissen auf konkrete Problemstellungen in der Praxis. BeWL 4 /2005 Information Familiär ja, gemütlich nein – das Berner BWL-Studium im Urteil der Studierenden Was SwissUp nicht glaubte, bestätigt eine interne Evaluation durch die Studierenden: Das BWL-Studium in Bern braucht sich im schweizweiten Vergleich nicht zu verstecken. Die Resultate der Umfrage räumen mit alten Klischees auf, erlauben Worte des Lobes, decken aber auch Schwachpunkte auf. Von Sabina Meier Sämtliche Hauptfachstudierende der Betriebswirtschaft wurden letztes Jahr mittels Online-Fragebogens aufgefordert, ihr Urteil über die Qualität des BWL-Studiums an der Uni Bern abzugeben. Dabei wurde der Fokus nicht wie üblich auf einzelne Lehrveranstaltungen gelegt, sondern das Studium als Ganzes evaluiert. Befragt wurden die Studierenden zu Aspekten der Organisation und Struktur des Studiums, zu den Dozierenden und Lehr- und Lernformen als auch zum eigenen Studienverhalten. 522 Hauptfachstudierende beteiligten sich an der Umfrage. Dies entspricht einer Rücklaufquote von beachtlichen 47 Prozent. Erfahrungsgemäss erzielen Online-Umfragen bei Studierenden Antwortquoten von maximal 20 Prozent. Berner Klischee ade Unbestritten, die Berner Betriebswirte schätzen die familiäre Atmosphäre ihrer Uni. Daran soll sich auch nichts ändern. Viele Studierende sind der Meinung, dass sich Bern in diesem Punkt positiv von anderen Schweizer Universitäten abhebt. «Hier hat man nicht den Eindruck, die Uni Bern wolle eine Pseudoelite züchten. Wir sind auf dem Boden geblieben», lautet der Kommentar. Die Bodenhaftung sei aber nicht mit Gemütlichkeit zu verwechseln, betonen die Studierenden. Spätestens im Hörsaal ist von dieser Berner Aura nicht mehr viel zu spüren. Die Resultate der Studie widerlegen das Klischee des Berner Schlendrians. Über 80 Prozent der Befragten empfinden BeWL 4 //2005 Information Schwierigkeitsgrad, Stoffumfang und Tempo der Lehrveranstal tungen eher zu hoch. Bei den Leistungsnachweisen zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Die Anforderungen und der Stoffumfang der Prüfungen werden als happig bezeichnet – und dies, obwohl sich die Berner Betriebswirte als motivierte Studierende erweisen. So bezeichnen sich annähernd neun von zehn Befragten als interessiert. Ans Abbrechen wird nur in einzelnen Fällen gedacht. Neben Motivation kann den Studierenden auch Disziplin als Eigenschaft gutgeschrieben werden. Mehr als zwei Drittel bleiben der Lehrveranstaltung nur fern, wenn zwingende Gründe vorliegen. Was derartige Gründe sind, geht aus der Studie aber nicht hervor. Der Besuch einer Lehrveranstaltung wird gegen über der Erarbeitung des Lernstoffes im Selbststudium nach wie vor vorgezogen. Infrastrukturelle Engpässe Disziplin hin oder her, kaum jemandem wird entgangen sein, dass die Universität Bern infrastrukturelle Engpässe noch nicht endgültig aus dem Weg räumen konnte. Es überrascht daher auch nicht, dass sich mehr als acht von zehn Studierenden über zu kleine Hörsäle beklagen. Bei den Lernarbeitsplätzen ist die Situation identisch: Das Angebot liegt deutlich unter der Nachfrage. Insbesondere vor und während der Prüfungszeit muss ein Platz manchmal hart erkämpft werden. Fortschritte hingegen wurden bei der technischen Ausstattung erzielt. Die akustischen und visuellen Hilfsmittel in den Hörsälen werden als gut bezeichnet. Ist der Dozierende schlecht zu verstehen, liegt es nicht an technischen Mängeln, sondern am zu hohen Lärmpegel der Studierenden. Gute Betreuungsverhältnisse Trotz den stark anwachsenden Studierendenzahlen, die sich vor allem in überfüllten Hörsälen äussern, leidet die Qualität der Betreuung nicht. Die Betreuungssituation wird aus Sicht der Studierenden als zufriedenstellend eingeschätzt. Die Assistenten stehen bei Bedarf zur Verfügung, ein persönliches Gespräch sei ohne weiteres organisierbar. Das Urteil der Studierenden erstaunt. Schneidet doch das Departement für Betriebswirtschaftslehre bei Vergleichen der Betreuungsquote sowohl universitätsintern als auch schweizweit schlecht ab. Es stellt sich die Frage, ob grosse Selbstständigkeit eine weitere Eigenschaft der Berner ist, oder ob eher Zweifel an der Interpretation der Kennzahlen gehegt werden müssten. Deutliches Verbesserungspotential besteht beim Engagement der Universität bezüglich der Vermittlung von Praktikumsstellen. Die Absolvierung von Praktika werde zwar verlangt, aber mit Unterstützung durch die Universität bei der Suche eines entsprechenden Platzes dürfe man keinesfalls rechnen, fassen die Studierenden ihre Enttäuschung zusammen. In diesem Fall hat das Departement reagiert und erste Verbesserungsmassnahmen ergriffen. Die neu geschaffene Online-Jobplattform des Departements für Betriebs- wirtschaftslehre soll laufend ausgebaut werden. Vielseitige Möglichkeiten Als durchweg positiv beurteilen die Berner Betriebswirte die Organisation und Struktur des Studiums. Die vielseitigen Vertiefungsrichtungen, das grosse Angebot an Lehrveranstaltungen und nicht zuletzt die vielen Partneruniversitäten im Ausland werden von den Studierenden speziell geschätzt. Ebenso grosszügig wie kooperativ zeigt sich das Departement BWL bei der Wahl des Nebenfachs. Diese Freiheiten werden von den Studierenden herausgestrichen und gehören zu den grossen Pluspunkten, die Bern im Vergleich mit anderen Universitäten zu bieten hat. Die Kehrseite dieser Individualität äussert sich in Koordinationsschwierigkeiten. Viele Studierende bekunden Mühe, Haupt- und Nebenfach unter einen Hut zu bringen. Die vielen Überschneidungen führen bei einigen zu Verzögerungen des Studienabschlusses. offene Ohr der Dozierenden für die Anliegen, aber auch die Anregungen und die Kritik von Studierenden wird geschätzt. Abgesehen von einzelnen Ausnahmen werden die Lehrveranstaltungen gut vorbereitet und auch die Lernmaterialen sind inhaltlich und formal überzeugend gestaltet. Die Befragten machen jedoch auf starke Qualitätsschwankungen in den Leistungen der Dozierenden aufmerksam. Das Gesamturteil bleibt allerdings positiv, sind doch über 80 Prozent der Befragten grundsätzlich zufrieden mit den Leistungen der Dozierenden. Auch mit den praktizierten Lehr- und Lernformen kommen die Studierenden gut zurecht. Obwohl die Mehrheit mangelnde Diskussionskultur feststellt, bekunden nur gerade 20 Prozent Mühe mit dem überwiegenden Frontalunterricht. Die detaillierten Resultate der Studie sind der Lizentiatsarbeit «Hochschulrankings – Qualitätsbewertung von Studium und Lehre dargestellt am BWL-Departement der Universität Bern» von Michèle Hadorn und Gute Noten für Dozierende Als gut wurden auch die Leistungen der Dozierenden beurteilt. Hervorgehoben wird das freundliche Verhalten gegenüber den Studierenden. Das Sabina Meier zu entnehmen. BeWL 4 //2005 Information Personen «Das Salz in der Suppe» Mit Norbert Trautmann hat das Departement BWL einen neuen Professor für Operations Research gefunden, der die Schweiz bestens kennt – sei es von seiner Zeit als Austauschstudent in Lausanne, von der Weinernte in der Waadt oder dem Skifahren in Engelberg. Entsprechend gross ist beim 32-jährigen Deutschen die Freude, seine erste Stelle als Professor in Bern anzutreten. Von Simon Haag Er bedeutet mir sehr viel und ich freue mich auch ausserordentlich über die Möglichkeit, an einer so angesehenen Universität zu arbeiten. Die Fakultät bietet ein sehr modernes Lehrprogramm an und legt gleichzeitig Wert auf eine anwendungsbezogene Forschung, was mir beides sehr zusagt. Mit Beginn dieses Wintersemesters ist Norbert Trautmann neuer Assistenzprofessor für quantitative Methoden der Betriebswirtschaftslehre (Operations Research). Der 32-jährige Deutsche war bis zu seinem Ruf an die Universität Bern als Privatdozent für Operations Research an der Universität Karlsruhe tätig, an der er auch seine gesamte akademische Ausbildung absolviert hat. Der Familienvater wird in Bern zwei Veranstaltungen auf der Bachelor-Ebene anbieten. Norbert Trautmann nennt neben Ski- und Snowboardfahren Kochen und Reisen als seine Hobbys. Norbert Trautmann, Sie haben soeben Ihre erste Stelle als Professor angetreten – und dies erst noch in der Schweiz, einem Land, das Ihnen offensichtlich am Herzen liegt. Was bedeutet Ihnen der Ruf an die Universität Bern? BeWL 4 /2005 Personen Sie sind begeisterter Ski- und Snowboardfahrer. Beeinflusste neben der Reputation der Uni nicht auch die Nähe zu den Alpen Ihre Entscheidung? Letztlich ist es die Mischung, die stimmen muss. Das Freizeitangebot ist in Bern ohne Zweifel exzellent: So freue ich mich besonders auf das erste Bad in der Aare oder auf die verschiedenen Museen. Die Nähe zu den Alpen ist sicherlich auch ein Pluspunkt für Bern. Letztlich war es mir aber wichtig, eine gute berufliche Perspektive zu haben – und das ist in Bern sicherlich der Fall. Nehmen Sie sich aufgrund der Tatsache, dass die Stelle in Bern Ihre Erstberufung darstellt etwas Besonderes vor? Grundsätzlich nehme ich mir immer vor, nicht über die Köpfe der Studierenden hinweg zu lehren, sondern auch Feedback von ihnen zu erhalten und umzusetzen. Ich möchte versuchen, den Studierenden interessante Veranstaltungen anzubieten und Inhalte zu vermitteln, die sie im Berufsleben verwenden können. Operations Research (OR) ist für mich so etwas wie das Salz in der Suppe. Man sollte es damit nicht übertreiben, aber ganz ohne geht es auch nicht. Denken Sie beispielsweise an die betriebswirtschaftlichen Problemstellungen wie Nachfrageprognose oder Preisgestaltung, die eine Mobilfunkgesellschaft lösen muss. Solche Fragen lassen sich ohne OR nicht beantworten. Welche Aspekte des Operations Research werden denn Ihre Vorlesungen behandeln? In den beiden Vorlesungen «Quantitative Methoden I und II» diskutieren wir Methoden und Modelle zur Analyse betriebswirtschaftlicher Daten und zur Lösung betriebswirtschaftlicher Entscheidungs- und Planungsprobleme. Beide Vorlesungen werden auf der Bachelor-Ebene angeboten. Sie waren bislang an der Technischen Hochschule in Karlsruhe tätig, an welcher die mathematische Ausbildung eine hohe Priorität genoss. Inwiefern rechnen Sie damit, Ihre Vorlesungen dem Publikum in Bern anpassen zu müssen. Ich bin mir durchaus bewusst, dass die Mathematikausbildung in Karlsruhe wesentlich umfangreicher ist als in Bern und ich daher in den Vorlesungen hier weniger voraussetzen kann. Allerdings muss ich das Ganze auch ein bisschen relativieren. In den Vorlesungen, die ich bisher gehalten habe, stand die Mathematik gar nicht so sehr im Vordergrund – viel wichtiger sind das Verständnis von komplexen Zusammenhängen und ein analytisches Denkvermögen. Wenn Risiko das Leben prägt Die Universität Bern hat Christopher Culp zum Honorarprofessor ernannt. Culp, ein renommierter Akademiker und Berater im Bereich Finanzmanagement, lehrt jeweils im Wintersemester am Institut für Finanzmanagement. Von Simon Haag zu dessen Kollaps beitrug. Der 1995 veröffentlichte Artikel gehörte damals zur Pflichtlektüre in der Finanzwelt und war an der Wall Street Gegenstand vieler Diskussionen. Culps Expertenmeinung spielte eine massgebende Rolle bei den anschliessenden Prozessen, in denen die Schuld der Vorstandsmitglieder der MG untersucht wurde. Ehre, wem Ehre gebührt: Mit der Ernennung von Christopher Culp zum Honorarprofessor gelang es der Universität Bern, einen weltweit führenden Experten im Bereich des Risikomanagements für sich zu gewinnen. Professor Culp hält jeweils im Wintersemester in Bern eine Vorlesung, die sich mit den finanztechnischen Aspekten des Versicherungsmarktes auseinandersetzt. Dass die Vorlesung im Winter stattfindet, ist kein Zufall, ist der 36-Jährige doch begeistert vom Berner Oberland und dessen Skipisten. Jeweils im Frühling und Herbst lehrt Culp an der Universität Chicago, der Heimat zahlreicher Nobelpreisträger. Der Kontakt zwischen Culp und dem Institut für Finanzmanagement (IFM) der Universität Bern geht zurück auf die hervorragenden Beziehungen des IFM-Direktors Claudio Loderer in die USA. Dieser war selbst viele Jahre an den Universitäten Rochester, Chicago und Purdue tätig, bevor er nach Bern kam. Culps gefragtes Urteil Nach dem Kollaps der Metallgesellschaft AG (MG) im Jahr 1993 wurde Christopher Culp auf einen Schlag weltberühmt. Die MG war eine Holding, die unter ihrem Dach 746 Tochtergesellschaften vereinigte und in zwölf Geschäftsfeldern tätig war. Sie hatte nebst langfristigen Termingeschäften umfangreiche Futures-Verträge für Öl abgeschlossen und geriet in ernste Zahlungsschwierigkeiten, so dass der Konkurs ausgelöst wurde. Der Schaden wurde von der Prüfungsfirma KPMG auf 1,3 Milliarden Dollar geschätzt. Culp untersuchte unmittelbar nach dem Zusammenbruch gemeinsam mit Merton H. Miller, dem Nobelpreisträger von 1990, inwiefern die Hedging-Strategie des Firmenkonglomerats zur Absicherung der Öltermingeschäfte In der Folgezeit hat sich Culp als Autor von mehreren Büchern und etlichen wissenschaftlichen Artikeln zum Thema Risikomanagement einen Namen gemacht. Christopher Culp ist aber nicht nur in Wissenschaft und Lehre sehr aktiv – sein Curriculum Vitae umfasst zwölf Seiten –, sondern auch in der Privatwirtschaft als Unternehmensberater und Mitglied verschiedener Unternehmensausschüsse. Auch hier beschäftigt sich Culp vor allem mit Risikomanagement. Auch als Mitglied des Beirats des Chicago Symphony Orchestra kann Culp im Privatleben nicht ganz ohne Risiko und Spannung sein: Neben dem Skifahren gehören Spionageromane zu seinen Leidenschaften. BeWL 4 /2005 Personen «Bis jetzt war Fernsehen für mich immer eine Art Hobby» Alles begann in einer Garage. Björn Hering, bislang als Moderator von Radio- und TV-Sendungen aufgefallen, hatte die Idee für eine interaktive Dating-Show. Zusammen mit einem Partner gründete er die Produktionsfirma FaroTV und machte «Joya rennt» zu einer der erfolgreichsten Sendungen der Schweiz. Björn Hering ist aber nicht nur der Kai Pflaume der Eidgenossen, sondern auch BWL-Student in Bern. Von Simon Haag und Tonio Zemp Björn Hering, du bist der Erfinder von «Joya rennt». Wie würde eine Sendung namens «Björn rennt» aussehen? Ehrlich gesagt, renne ich eher planlos durch die Gegend, deshalb ist das schwierig zu beschreiben. Grundsätzlich bin ich jemand, der sein Leben für das nächste halbe Jahr plant, aber nicht weiter in die Zukunft hinaus. A propos Rennen: Seitdem ich bei «Joya rennt» nicht mehr vor der Kamera stehe, habe ich wieder mit Joggen begonnen: Die Schokolade, die es bei «Celebrations» gibt, hat ihre Spuren hinterlassen … © Sat.1 Schweiz Björn Hering, Jahrgang 1978, ist ein Frühstarter. Bereits im Alter von 17 Jahren hat Hering Radio- und TV-Sendungen moderiert. Erste Gehversuche beim Fernsehen machte er mit dem Jugendmagazin «ZapZone» auf verschiedenen Regionalsendern und Tele24. Danach war Hering als Moderator beim mittlerweile Konkurs gegangenen Privatsender TV3 tätig. 2001 entwickelte Hering mit «Joya rennt» das Konzept für eine interaktive Dating-Show, die er nicht nur moderierte, sondern mit seiner eigenen Produktionsfirma FaroTV auch herstellte. Seit 2004 ist Hering zudem als Moderator und Produzent von «Celebrations» tätig. Neuester Coup des 27-Jährigen ist der Auftrag, das Inhouse-TV im neuen Stade de Suisse Wankdorf zu produzieren. Björn Hering hat ursprünglich das Lehrerseminar besucht und studiert seit dem Jahre 2000 BWL in Bern. 10 BeWL 4 /2005 Neben deinen Fernseh-Tätigkeiten bist du aber auch BWLStudent in Bern. Wie verträgt sich diese Kombination? Nicht immer sehr gut, da sie im Prinzip einen Zielkonflikt darstellt. Dies gilt insbesondere für den Faktor Zeit, denn wenn an der Uni Prüfungen anstehen, ist meistens auch bei meiner Produktionsfirma FaroTV viel los. Im fachlichen Bereich profitiere ich aber sehr wohl. Vorlesungen wie «Personal und Organisation» oder «Marketing» liefern mir teilweise wertvolle Inputs für Problemstellungen, mit denen ich bei FaroTV konfrontiert bin. Was hat denn für dich Priorität? Das Studium oder FaroTV? Ganz zu Beginn meines Studiums habe ich den Begriff der Opportunitätskosten kennen gelernt. Wende ich diesen strikt auf mein Dilemma an, liegt mein Schwerpunkt bei FaroTV. Aus diesem Grund plane ich das Studium sehr effizient: Was ist der einfachste Weg, um zum Abschluss zu kommen. Für mich ist das Studium, obwohl per se nicht als solches gedacht, eine eher berufsbegleitende Ausbildung. Dann steht für dich die TV-Produktion klar im Mittelpunkt? Nüchtern betrachtet ist es sicher so. Bis jetzt war Fernsehen für mich immer eine Art Hobby. Langsam realisiere ich, dass das Fernsehen mein Hauptstandbein und nicht mehr eine angenehme Freizeitbeschäftigung ist. Denn die Realität ist, dass mir die angenehme Freizeitbeschäftigung mein tägliches Brot finanziert. Vielleicht ist auch eine gewisse Angst da, weil ich realisiert habe, wie wichtig das Ganze überhaupt ist. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich mir dies nicht so recht eingestehen will. Häufig fühle ich mich mehr als Student, der nebenbei noch zwei TVSendungen produziert, denn als TV-Unternehmer. Langsam realisiere ich, dass das Fernsehen mein Hauptstandbein und nicht mehr eine angenehme Freizeitbeschäf tigung ist. Als du zusammen mit Mathias Ruch FaroTV gegründet hast, habt Ihr euch jemals ausgemalt, welchen Stein ihr damit ins Rollen bringt? Nein, im Gegenteil. Hätte mir jemand gesagt, dass ich einmal eine Unternehmung mit bis zu 25 Angestellten führe, dann hätte ich ihn wohl glatt als verrückt Unterhaltungschefs ergeben sich unter Umständen neue Möglichkeiten. Weil aber die Strukturen am Leutschenbach nicht immer sehr flexibel sind, braucht es noch einige Zeit, bis dort die Überzeugung gereift ist, Sendungen von einer externen Produktionsfirma zu beziehen. bezeichnet, so irreal erschien mir dies. Wie war es denn bei der Gründung von FaroTV? Auch wenn es nach Klischee und Marketing-Gag tönt: Das Ganze hat wie bei Microsoft in einer Garage begonnen – und zwar in jener des Tagesschau-Moderators Franz Fischlin. Die ersten Investitionen von meinem FaroTVMitbegründer Mathias Ruch und mir waren zwei Tische für 70 Franken und ein Telefon aus dem Brockenhaus in Bümpliz. Wir haben damals einfach begonnen – ohne irgendeinen Plan, ohne Strategie. Das ist heute natürlich anders. Mittlerweile überlegen wir uns genau, ob wir diesen oder jenen Schritt tun sollen, ob wir uns verzetteln oder nicht, ob und wie wir die Ziele erreichen. Das Ganze hat wie bei Microsoft in einer Garage begonnen – und zwar in jener des Tagesschau-Moderators Franz Fischlin. Der Auslöser für deine Karriere und die Gründung von FaroTV war ja das Konzept zu «Joya rennt»? Wie bist du auf die Idee für diese Dating-Show gekommen? Die Idee zu «Joya rennt» kam mir in Bern an der Ferienmesse. Ein Reiseveranstalter versprach damals Leuten einen Gutschein im Wert von 50 Franken, wenn es ihnen gelingt, innert drei Stunden den Reisepass samt Kopie vorbeizubringen. Ich fand die Idee damals ziemlich gut und habe sie für das Fernsehen modifiziert und verschärft. «Joya rennt» zeichnet sich dadurch aus, dass die Sponsoren direkt in die Sendung miteinbezogen werden. Musstest du deshalb Konzessionen bei der Gestaltung der Sendung eingehen? Eigentlich nur zu Beginn. So war es eine Bedingung der Swisscom für ihr Engagement, dass das Konzept etwas mit dem Internet zu tun haben muss. Dies war ursprünglich nicht der Fall. Die Sponsoren sind fester Bestandteil der Sendung. Wie schwierig war es denn, Partner für «Joya rennt» zu finden? Bei der Swisscom war es relativ einfach, weil wir bereits vorher zusammengearbeitet haben. Jetzt, wo wir uns als TV-Produzent etabliert haben, geht alles natürlich viel einfacher. Zum Teil kamen die Partnerschaften auch eher unerwartet zustande. So war es ein Autogrammwunsch, der die Kooperation mit Seat begründet hat. Der Seat-Marketingchef Ron Ziegler bat mich um eine Unterschrift für seine Frau. Ich habe diese natürlich geschrieben, allerdings wollte ich ihm diese persönlich übergeben – um dann mit ihm gleich noch über die Sendung und ein allfälliges Sponsoring zu sprechen … Der Schweizer TV-Markt ist relativ klein. Privatsender haben es nicht einfach, am Monopolisten SF DRS kommt niemand vorbei. Auch FaroTV nicht? Momentan nicht, ja. Mit dem Wechsel an der Spitze von SF DRS und auf dem Posten des Mit «Joya rennt» verfügt FaroTV über ein Konzept, dass sich eins zu eins auf andere Märkte übertragen lässt. Wäre da eine InternationalisierungsStrategie nicht adäquat, um die Restriktionen des Schweizer Marktes zu umgehen? Es ist Teil unserer Strategie, im internationalen TV-Markt tätig zu sein, deshalb ist das sicherlich eine Möglichkeit. Gegenwärtig laufen Gespräche über den Export des Formats nach Russland, China, Holland, Deutschland und Australien. Das Konzept für «Joya rennt» kann allerdings nicht stur auf fremde Märkte übertragen werden. So ist beispielsweise der Export von «Joya rennt» nach Italien nicht ganz einfach. Schicken wir in der italienischen Provinz junge Frauen mit fremden Jungs in die Ferien, laufen der «papà» oder der «nonno» Sturm. So etwas wird von der Familie nicht akzeptiert. Schicken wir in der italienischen Provinz junge Frauen mit fremden Jungs in die Ferien, laufen der «papà» oder der «nonno» Sturm. Die Schweiz ist nicht gerade bekannt als Exportland für TV-Produktionen. Wie kann FaroTV als Kleinunternehmung im Hochlohnland Schweiz im internationalen TV-Markt bestehen? Als Schweizer Unternehmung, die TV-Sendungen produziert, hat man nur dann eine Chance, wenn die Sendung in der Schweiz stattfinden muss. In diesem Fall müssen wir uns in Bezug auf die Kosten nicht vor osteuropäischen Firmen verstecken. Wenn diese eine komplette Crew einfliegen müssen, die zudem nicht über das lokale Know-how verfügt, ist dies sicherlich gleich teuer, wenn nicht sogar teurer. BeWL 4 /2005 Personen 11 Mit «Celebrations» hast du nun eine zweite Sendung lanciert. Wie kam es dazu? Eigentlich wollte ich, nachdem ich die Moderation von «Joya rennt» abgab, etwas abschalten und die Präsenz vor der Kamera reduzieren. Schliesslich gab es seit meinem 17. Lebensjahr keinen Monat, in dem ich nicht vor der Kamera stand. Ich ging damals auf Masterfoods zu, um sie für eine Zusammenarbeit bei «Joya rennt» zu gewinnen. Doch sie wollten etwas komplett Neues machen, wussten aber nicht was, wie oder wo. Der Reiz auf dieses Angebot hin eine Sendung zu entwickeln, war schliesslich zu gross, als dass ich es hätte ausschlagen können. Ich stehe halt auch ziemlich gerne vor der Kamera … Ich stehe halt auch ziemlich gerne vor der Kamera … Vergleicht man die beiden Sendungen, fällt auf, dass beide auf die eine oder andere Art ihre Zuschauer glücklich machen wollen. Diese Paralelle ist mir noch gar nicht aufgefallen. Ob ich durch TV-Sendungen tatsächlich Leute glücklich machen will, weiss ich nicht. Ich muss mir das einmal überlegen. Was mich am Fernsehen fasziniert, sind die Emotionen. Und da liegen mir die positiven schon näher. Mir gefällt die Kombination zwischen Musik, Bild und Emotionen. Letztere sind bei aller Künstlichkeit immer echt. Die Leute, sei es bei «Joya rennt» oder noch ausgeprägter bei «Celebrations», haben wirklich Freude und das macht die 12 BeWL 4 /2005 Personen Arbeit natürlich wunderschön. Es gibt nichts schöneres, als wenn man am Abend nach Hause gehen kann und man einem Kind seinen Lebenstraum erfüllt hat. Emotionen und Fernsehen stellen aber eine permanente Gratwanderung dar. Ja, und diese muss jeder für sich selbst bewältigen. Fliessen auf dem Set Tränen, entscheide ich, die Kameras abzuschalten. Die Emotionen gehen auch an einem selber nicht spurlos vorbei, man leidet und freut sich. Ich verlasse mich einfach auf mein Gefühl, wenn es darum geht die Trennlinie zwischen öffentlichem Interesse und persönlichen Emotionen zu ziehen. Vielleicht sind es für den einen zu viele Emotionen, für den andern zu wenig. Für mich ist wichtig, dass ich hinter den Sendungen stehen kann. Die Sendungen von Björn Hering FaroTV, die Produktionsfirma von Björn Hering und Mathias Ruch, stellt gegenwärtig zwei Sendungen für den Schweizer TV-Markt her. «Joya rennt» ist eine interaktive Datingshow, bei der sich Singles in einer InternetDatenbank eine Reisebegleitung suchen. Gelingt es dem Paar, innert vorgegebener Zeit sämtliche Termine abzusagen, den Chef von spontanen Ferien zu überzeugen und weitere Hindernisse zu beseitigen, fliegt es in die Ferien. Dabei wissen die Kandidaten nicht, worauf sie sich einlassen, kennen sie die Reisebegleitung doch nur als Comic-Gesicht. «Celebrations» ist der neueste Wurf von FaroTV. In dieser Show werden Wünsche und Träume, wie jener eines krebskranken Kindes einmal im Cockpit mitfliegen zu dürfen, erfüllt. Beide Sendungen sind gegenwärtig bei Sat.1 Schweiz zu sehen und haben Woche für Woche rund 200‘000 Zuschauer. Alles Wissenswerte zur Bachelor-Arbeit im Überblick Studium Mit dem aktuell gültigen Studienreglement vom Juni 2004 ist es für Studierende der Betriebswirtschaft obligatorisch, eine Bachelor-Arbeit zu verfassen. Noch ist in diesem Zusammenhang vieles unklar. Warum ist eine Bachelor-Arbeit zu schreiben? Was für Themen sind möglich? Wer ist an welchem Institut dafür zuständig? Kann ich meine eigenen Ideen einbringen? Wie viel Zeit habe ich, um die Arbeit fertigzustellen? BeWL sucht nach Antworten. Von Simon Haag und Tonio Zemp Grundsätzlich soll das Verfassen einer Bachelor-Arbeit zeigen, dass die Studierenden in der Lage sind, eine betriebswirtschaftliche Problemstellung eigenständig zu bearbeiten. Dabei können sowohl wissenschaftliche als auch praktische Fragestellungen im Vordergrund stehen. Gerade bei letzteren ist es denkbar, dass die Arbeit in Zusammenarbeit mit einem Praxispartner realisiert wird. Die knappe Bearbeitungszeit, im Regelfall sechs, im Maximalfall zehn Wochen, sollte hier jedoch bedacht werden. Um etwas Übersicht in den Katalog unterschiedlicher Anforderungen, zu beachtenden Anmeldefristen und Zulassungskriterien zu bringen, hat BeWL auf den folgenden Seiten die Vorgehensweise der Lehrstühle und Institute zusammengefasst, und eine Tabelle erstellt, die sämtliche relevanten Informationen für das Verfassen einer Arbeit an einem der BWL-Institute beinhaltet. Institut für Unternehmensrechnung und Controlling Unter Lehre, im Ressort «Abschlussarbeiten», findet sich auf der Website des IUCs eine Liste mit möglichen Themen, die laufend ergänzt wird. Jedes Thema kann nur von einem Studierenden gewählt werden, und wird anschliessend von der Liste gestrichen. Es gibt keine Option, das Thema der Arbeit selbst zu wählen. Interessierte reichen vier Wochen vor Beginn der Arbeit eine Kopie des Notenblattes ein. Die Vergabe des Themas erfolgt an die erste Bewerberin oder den ersten Bewerber, wenn ein erfolgreicher Abschluss des Einführungsstudiums, der Obligatorien «Kosten- und Leistungsrechnung» und «Bilanzierung» sowie eines beliebigen Proseminars nachgewiesen werden kann. Die Betreuung der Arbeiten fällt in den Zuständigkeitsbereich des Assistenten Marcel de Vegt. Institut für Marketing und Unternehmensführung, Abteilung Marketing Bachelor-Arbeiten können am Lehrstuhl für Marketing während dem Semester oder in den Sommersemesterferien verfasst werden. Die Anmeldung erfolgt etwa vier Wochen vor Ende des Semesters oder der Sommersemesterferien mittels eines Formulars, das auf der Website in der Kategorie «Abschlussarbeiten» zu finden ist. Im selben Bereich wird für jeden Zyklus eine Themenliste publiziert. Mit dem Anmeldeformular werden dem Lehrstuhl, unter Angabe der Priorität, drei gewählte Themen mitgeteilt. Entscheidende Kriterien für die Themenvergabe sind der Zeitpunkt der Anmeldung, sowie der Notendurchschnitt aus der Vorlesung «Grundlagen des Marketing» und dem Proseminar, welcher mindestens die Note 4.75 ergeben sollte. Der Besuch des Proseminars ist keine Voraussetzung, um eine Bachelor-Arbeit zu verfassen. Verlangt werden lediglich der Abschluss des Einführungsstudiums sowie der Besuch der Vorlesung «Grundlagen des Marketing». Prioritär werden Interessenten behandelt, die kurz vor dem Abschluss des Bachelorstudiums stehen. Für Fragen stellt sich die Assistentin Lucia Malär zur Verfügung. Institut für Marketing und Unternehmensführung, Abteilung Unternehmens führung Der Lehrstuhl veröffentlicht auf der Webseite unter «Thesis Topics» eine Liste mit möglichen Themen für BachelorArbeiten. Interessierte finden in dieser Liste auch die jeweilige Ansprechsperson. Bei mehrfachen Anfragen für das selbe Thema ist der Notendurchschnitt der Vorlesungen und Proseminarien des Lehrstuhls für die Wahl des Interessenten massgebend. Bei einer freien Themenwahl, welche als Option zur Verfügung steht, ist eine Assistentin oder ein Assistent nach Wahl zu kontaktieren. Unabhängig von der Themenwahl gilt der Besuch eines Proseminars in der Abteilung Unternehmensführung und das abgeschlossene Einführungsstudium als Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung, welche ungefähr vier Wochen vor dem gewünschten Starttermin zusammen mit einem Proposal zur Themenwahl eingereicht werden sollte. BeWL 4 /2005 Studium 13 14 BeWL 4 /2005 Studium nung • maximal 30 Seiten • Betreuung umfasst Umfang Sonstiges • maximal 40 Seiten • Starttermin wird gemeinsam • maximal 30 Seiten – • maximal 40 Seiten – • keine Vorgabe – ersten Woche nach der Anmeldung drei Besprechungen mit dem Betreuer (Rückfragen bei Problemen jederzeit möglich) • Themenvergabe erfolgt in der festgelegt Ja Ja • nach Eingang der Anmeldung Ja oder abgelehnt wird genehmigt, modifiziert • das selbst gewählte Thema • Betreuung umfasst höchstens 20 Kandidaten • Annahme von maximal • 25–30 Seiten Ja • Ende des Bachelorstudiums • Vorwissen des Bewerbenden im Hinblick auf das gewählte Thema und administrative Hinweise) erforderlichen Hinweise enthält (Starttermin, Abgabetermin, Thema, detaillierte Aufgabenstellung • zum gewünschten Starttermin erhalten sie dann eine Mitteilung, die alle für die Bearbeitung – das IWI teilt den angemeldeten Studierenden zunächst mit, welches Thema sie bearbeiten werden. • Kopie des Notenblatts Ende des Proseminars • Informationsveranstaltung am vor Beginn der Arbeit. • Anmeldung per E-Mail • Frist: spätestens vier Wochen absprache • individuelle Themen- • Anmeldung per E-Mail theorie Finance oder Finanzmarkt- aus dem Bereich (Corporate) • eigener Vorschlag Organisation» – Proseminar «Personal und • Leistungsnachweis: Renato C. Müller IOP Ja • Notenschnitt minar Marketing) • Motivation und, falls vorhanden, Prose- des Instituts • Interesse an Themengebieten «Grundlagen des Marketing» 4.75 (Schnitt aus Vorlesung • Notenschnitt mindestens gewünschten Starttermin • bei Bedarf können Themen parallel vergeben werden Termin der Themenvergabe ben des Semester) • Frist: vier Wochen vor dem • Angabe eines verbindlichen Starttermins für die Bearbeitung innerhalb von 90 Tagen ab dem gewünschten Thema abzuge- • Frist: in den letzten vier Semesterwochen (für folgen- Themenliste • Anmeldung per E-Mail ([email protected]) zum vorgegebenen Termin auf der • Themenliste (Internet), Publikation Ende Januar, Juni und Oktober • Angabe von drei Prioritäten • mit der Bewerbung ist ein • Anmeldung per E-Mail • eigener Vorschlag • Themenliste (Internet) IFMs und eines Proseminars des sung «International Finance» • Empfohlen: Besuch der Vorle- • Leistungsnachweis: Einführungsstudium • Abgeschlossenes Diego Liechti «Inhaltliche und formale Anforderungen an wissenschaftliche Arbeiten» obligatorisch. einseitiges Proposal zum (Internet) • Anmeldeformular • Themenliste (Internet) führung Professor Reinhard Jung – Valuation Alexandra Zaugg IFM Wurde noch keine Proseminararbeit am IWI geschrieben, ist die Teilnahme an der Veranstaltung – Proseminar am IWI • Leistungsnachweis: Thomas Wermelinger Abteilung Jung IWI, Absprache der Gliederung Themenerläuterung und Nein Anmeldung • nach Eingang der • Kopie des Notenblatts der Arbeit Praxisbezogene Arbeiten Kriterien für Themenvergabe • Anmeldung per E-Mail Anmeldung / Bewerbung • Frist: Vier Wochen vor Beginn • Themenliste (Internet) Themenwahl gerweise am IUC) – Proseminar (nicht notwendi- – Bilanzierung Unternehmens- – Proseminar in – Grundlagen des – Kosten- und Leistungsrech- Marketing • Leistungsnachweis: • Abgeschlossenes • Leistungsnachweis: studium • Leistungsnachweise: • Abgeschlossenes beliebiger Assistent) (bei freier Themenwahl liste zu entnehmen. Kontaktperson ist der Themen- Einführungsstudium • Abgeschlossenes Einführungs- Voraussetzungen Lucia Malär Abteilung Myrach Abteilung Knolmayer Abteilung Unternehmens- Abteilung Marketing führung IWI, IWI, IMU, IMU, Einführungsstudium Marcel de Vegt Ansprechpartner IUC Die Institute im Überblick Institut für Finanzmanagement Eine Themenliste steht im Institut für Finanzmanagement nicht zur Verfügung. Interessierten wählen ihr Thema aus den Bereichen (Corporate) Finance oder Finanzmarkttheorie selbst. Im Anschluss an die Besprechung des Grobkonzepts mit dem betreuenden Assistenten wird das Thema von der Institutsleitung genehmigt, modifiziert oder abgelehnt. Nach Abschluss des Einführungsstudiums und einem erfolgreichen Leistungsnachweis in der Vorlesung «Valuation» kann die Anmeldung spätestens einen Monat vor dem gewünschten Starttermin mit der Kopie des Notenblatts eingereicht werden. Weiter wird die Teilnahme am Proseminar des Instituts und der Besuch der Vorlesung «International Finance» empfohlen. Anmeldungen und Fragen betreffend Bachelor-Arbeiten sind per E-Mail an Diego Liechti zu richten. Institut für Wirtschaftsinformatik Die Wahl eines Themas für eine Bachelor-Arbeit erfolgt anhand einer für sämtliche Lehrstühle des IWIs gültigen Liste. Diese wird rechtzeitig vor der jeweiligen Themenvergabe Ende Januar, Juni und Oktober aufgeschaltet. Interessenten melden sich zum publizierten Zeitpunkt mit der Angabe von mindestens drei Prioritäten per E-Mail beim Institut. Ebenfalls anzugeben ist der Zeitpunkt des Starts der Arbeit, welcher innerhalb von 90 Tagen nach dem Termin der Themenvergabe erfolgen sollte. Zum gewünschten Starttermin erhalten die Bewerbenden weitere Informationen wie Abgabetermin, Thema, detaillierte Aufgabenstellung und administrative Hinweise. Der Besuch eines Proseminars am Institut für Wirtschaftsinformatik gilt als Voraussetzung für die Bewerbung. Die freie Themenwahl ist bei keinem der Lehrstühle möglich. Institut für Organisation und Personal Am Ende des Proseminars «Personal und Organisation», welches als einzige Voraussetz ung zur Zulassung der Arbeit gilt, informiert das IOP in einer Veranstaltung detailliert über die Bedingungen und den Ablauf des Verfassens einer Bachelor-Arbeit. Die Themen werden in Zusammenarbeit mit den Studierenden und nach den Bedürfnissen des Instituts laufend entwickelt. Weitere Informationen erteilt Renato C. Müller. Die Bachelor-Arbeit im Urteil der Studierenden Fragen wurden immer zügig und kompetent beantwortet und das persönliche Gespräch mit Tipps und Korrekturen war eine grosse Hilfe. Natürlich wäre eine etwas breitere Palette von Themen vorteilhaft gewesen. Ich hätte mir wahrscheinlich auch selbst gut etwas überlegen können, aber insgesamt hat mich dieser Umstand wenig gestört. Es war sicher förderlich, von Anfang an ein klares Thema zu haben. Die Handhabung (Anmeldung, Zulassung, Themenwahl und Fristen) der einzelnen Lehrstühle ist ziemlich unterschiedlich. Etwas mehr Einheit innerhalb des Departements wäre wünschenswert». Antoine Pfander «Grundsätzlich bin ich kein Freund solcher Arbeiten. Die Handhabung der Bachelor-Arbeiten am Lehrstuhl für Marketing empfand ich als gut strukturiert und organisiert, weswegen meine Wahl auf eines der zwanzig sehr interessanten und unterschiedlichen Themen aus der Liste dieses Lehrstuhls fiel. Ich war sehr froh, ein vorgegebenes Thema wählen zu können. Dieses lieferte mir eine grobe Idee der Arbeit und erste Anhaltspunkte. Auch wurde mir Hilfe angeboten. Zu meiner Zufriedenheit konnte ich jedoch sehr selbstständig arbeiten. Viele Institute und Lehrstühle setzen für eine Bewerbung den Besuch des «eigenen» Proseminars voraus, was mich stört. Diese Regelung sollte aufgehoben werden. Da nach neuem Reglement nur ein Proseminar besucht werden muss, wird die Wahl des Themengebietes für die Bachelor-Arbeit zu sehr eingeschränkt. Dem Bachelor-Titel, der eine breit gefächerte Grundausbildung garantieren soll, wird diese Handhabung nicht gerecht». André Odermatt «Seit drei Wochen befasse ich mich mit der Literaturrecherche für meine Bachelor-Arbeit am Lehrstuhl für Marketing. Bis jetzt gestaltet sich der Prozess sehr interessant, was sicher auch daran liegt, dass ich bei der Themenwahl den Zuspruch für meine erste Priorität erhielt. Gerne hätte ich ein eigenes Thema eingebracht. Doch leider ist das ist an diesem Lehrstuhl nicht möglich. Die freie Themenwahl sollten alle Institute anbieten. Das Verfassen schriftlicher Arbeiten ist sicherlich sinnvoll, denn jede Studienabgängerin und jeder Studienabgänger sollte über diese Fertigkeit verfügen. Ob dies in Form einer Bachelor-Arbeit oder in Form von Seminararbeiten geschieht, ist aus meiner Sicht nicht relevant». Michèle Tanner «Da mir der Lehrstuhl für Marketing die Bearbeitung des von mir favorisierten Vorschlags ermöglichte, fand ich die Auseinandersetzung mit der Thematik ziemlich interessant. Länger als sechs Wochen möchte ich mich jedoch nicht mit einer Arbeit von diesem Umfang befassen. Sehr zufrieden war ich mit der Betreuung durch die Assistentin. Meine «In der Bachelor-Arbeit sehe ich einen grossen Nutzen, denn sie bietet die Möglichkeit, einen wissenschaftlichen Text anzufertigen. Ich denke, dass meine Fähigkeiten einen längeren Text zu schreiben, durch das Verfassen der Arbeit weiterentwickelt wurden. Dass ein vorgegebenes Thema bearbeitet werden musste, störte mich nicht sonderlich. Die Betreuung durch den Assistenten habe ich selten in Anspruch genommen. Bei Unklarheiten erhielt ich jedoch rasche und kompetente Antworten». Peter Urben BeWL 4 /2005 Studium 15 «Was ein Bachelor-Titel Wert ist, werden wir in vier bis fünf Jahren sehen» Die ersten Studierenden mit Bachelor-Abschluss haben die Universität vor einem Jahr verlassen. Allzu viele dürften es allerdings nicht gewesen sein, denn sowohl bei den Studierenden als auch bei den Unternehmungen ist die Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Bachelor-Abschluss gross. Konkrete Zahlen fehlen zwar; eine Umfrage bei verschiedenen Unternehmen scheint diese Vermutung aber zu bestätigen. Von Simon Haag und Tonio Zemp «Der Bereich Wirtschaftsprüfung von Ernst & Young hat in Bern bereits mehrere Bachelor-Absolventen eingestellt. Der Grund, dass wir nicht mehr Absolventen einstellen konnten, ist aber nicht ein Mangel an Stellen, im Gegenteil: Wir hätten im Sommer gerne zusätzliche Bachelors eingestellt. Auf Seiten der Studierenden ist die Unsicherheit bezüglich des Werts eines Bachelor-Abschlusses relativ gross, weshalb sich viele für den aus ihrer Sicht sicheren Weg, den Master-Abschluss, entscheiden. Das Risiko, das Studium «nur» mit dem BachelorAbschluss zu beenden, scheint vielen zu gross – da noch niemand weiss, welchen Stellenwert die Wirtschaft diesem beimessen wird. Über den Wert eines Bachelor-Titels werden wir erst in vier oder fünf Jahren mehr wissen. Ernst & Young erachtet den Bachelor-Abschluss als gute Grundlage für die spätere Ausbildung zum Wirtschafsprüfer, weshalb wir gegenüber einem Engagement von Bachelor-Absolventen positiv eingestellt sind.» Martin Flury Human Resources Manager Ernst & Young AG 16 BeWL 4 /2005 Studium «Zur Zeit arbeiten zwei BachelorAbsolventen bei McKinsey. Nach einer Woche Training werden Sie während eines Jahres im Bereich der generellen Unternehmensberatung drei Projekte begleiten. Wir fordern keine spezifische Fachkompetenz. Den Bachelors sollte es möglich sein, selbstständig zu arbeiten und sich in ein Team einzufügen. Ferner sollten sie bereits über eine lösungsorientierte Denkensweise verfügen sowie ein Flair für Zahlen zeigen. Wert legen wir auch auf eine ausgeprägte Kommunikations fähigkeit.» Sophie Brunner Recruiting Manager McKinsey & Company «Die Berner Kantonalbank beschäftigt im Moment keine Mitarbeiter mit einem universitären Bachelor-Titel. Bei Festanstellungen bevorzugen wir Absolventen einer Fachhochschule oder Bewerberinnen und Bewerber mit Liz- oder Master-Abschluss. Jedoch können wir uns gut vorstellen, Bachelor-Absolventen in unser 18-monatiges TraineeProgram aufzunehmen. Hier ist es von Vorteil, wenn bereits Berufserfahrung mitgebracht wird. Dies ist für uns eine Garantie, dass sich der oder die Bewerbende bereits in der «Praxis» auskennt, und selbstständig arbeiten kann. Oft werden wir auch im Zusammenhang mit dem obligatorischen Praktikum von acht Wochen angefragt. Leider stehen uns nur beschränkte Möglichkeiten zur Verfügung. Zur Zeit arbeiten bei der BEKB vier Studierende im Rahmen eines Praktikums. Die Chancen einer Zusage erhöhen sich für diejenigen, die den Zeitraum für das Praktikum nicht während den Sommersemesterferien wählen.» Barbara Käch Leiterin Ausbildungsberatung Berner Kantonalbank Bachelor-Absolventen in der Praxis: Die Akzeptanz ist da, die Anstellung (noch) nicht Der Bachelor-Titel wird von der Wirtschaft als eigenständiger Hochschulabschluss akzeptiert, allerdings sind die Erfahrungen mit diesem noch sehr gering. Bei den Bildungsinstitutionen, Universitäten und Fachhochschulen, stösst der Bachelor dagegen nicht nur auf Gegenliebe. Von Simon Haag Eine Umfrage bei drei Unternehmen (siehe nebenstehenden Artikel) lässt es vermuten: Die Schweizer Wirtschaft verfügt kaum über Erfahrungen mit Bachelor-Absolventen. Nahezu identisch präsentiert sich die Situation in Deutschland. Das Institut der deutschen Wirtschaft befragte 672 Unternehmen zu Akzeptanz und Karrierechancen von Bachelor-Absolventen. Nur gerade 11,5 Prozent der befragten Unternehmen haben bereits Bachelors eingestellt. Genaue Vorstellungen haben die Unternehmen bezüglich der Karrierechancen: Sechs von zehn räumen Absolventen mit Bachelor-Abschluss die gleichen Karrieremöglichkeiten ein wie traditionellen Hochschulabgängern. Gleichheit herrscht aber nur bei den Aufstiegschancen. Bei den Vorbedingungen für Chancengleichheit ergeben sich hingegen Unterschiede: So müssen sich Bachelor-Absolventen im Urteil der Befragten länger bewähren als Diplomabsolventen, dem bisherigen Regelabschluss, und rund die Hälfte aller befragten Unternehmen erwartet von ihnen auch einen weiteren Hochschulabschluss. Unklarheit über Einstiegspositionen Dass im Zusammenhang mit Bachelor-Absolventen primär die Ungewissheit dominiert, zeigt sich auch darin, dass viele Betriebe gar nicht so genau wissen, wo Bachelors eingesetzt werden sollen. Die Streuung der Antworten ist entsprechend gross. Etwa ein Drittel der Unternehmen würde Bachelor- Absolventen auf dem Level eines Handelsschulabsolventen einsetzen, ein weiteres Drittel auf der Stufe Hochschulabgänger. Das letzte Drittel nennt keine konkrete Position und will von Fall zu Fall entscheiden. Die Ungewissheit bezüglich Einsatzmöglichkeiten von Bachelors nimmt mit der Unternehmensgrösse ab. Insbesondere Grossunternehmen mit 500 und mehr Mitarbeitern haben bereits Bachelor-Absolventen eingestellt und wissen deshalb auch genauer, in welchen Positionen sie adäquat eingesetzt werden können. Hohe Akzeptanz bei Grossunternehmen Grundsätzlich akzeptieren die befragten Unternehmen das neue duale System der Studien abschlüsse. Die Akzeptanz wird umso grösser, desto mehr Mitarbeiter eine Unternehmung beschäftigt. Dies ist insofern einleuchtend, als Grossunternehmen über mehr Hierarchiestufen verfügen und Bachelor-Absolventen deshalb stufengerechter einsetzen können. Nicht nur Begeisterung über das neue Studiensystem äussern dagegen die Wirtschafts-Fakultäten deutscher Hochschulen (vgl. Mandler 2005). Sie befürchten, dass der Bachelor mit seiner kürzeren Studienzeit das wissenschaftliche Gesamtniveau der deutschen Hochschulausbildung reduziert. Dies wäre insofern problematisch, als dass die Unternehmen laut der Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft der Überzeugung sind, dass die wissenschaft- liche Ausbildung ebenso wichtig ist wie die praktische. Kontroverse über Berufsqualifizierung Die geringe Anstellungsquote von Bachelor-Absolventen bei deutschen Unternehmen könnte auch mit Zweifeln an deren Berufsqualifizierung zusammenhängen. Für die Mehrheit der befragten Fakultäten ist diese Unsicherheit unbegründet: Sie sind der Überzeugung, dass in der dreijährigen Ausbildung berufsqualifizierendes Wissen vermittelt werden kann. Von Einigkeit unter den deutschen Hochschulen zu sprechen, wäre allerdings vermessen. Eine starke Minderheit von 23 Prozent spricht dem Bachelor-Abschluss jegliche Berufsqualifizierung ab. Dass Unternehmen deshalb eher zurückhaltend sind, was die Anstellung von Bachelor-Absolventen angeht, mag in Anbetracht der nach wie vor grossen Unklarheiten nicht erstaunen. Literatur Konegen-Grenier, Christiane: Akzeptanz und Karrierechancen von Bachelor- und Master absolventen deutscher Hochschulen in: IW-Trends, Heft 3, 31. Jg., S. 1–18. Mandler, Udo: Bachelor- und Masterstudiengänge in der BWL: Die Einstellungen der Dekane wirtschaftswissenschaftlicher Fachbereiche in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, August 2005, Jg. 57. S. 453–465. Sich erfolgreich für Erasmus bewerben, aber wie? Die Studienplätze im Ausland erfreuen sich nach wie vor grosser Beliebtheit. Umso wichtiger ist es deshalb, eine Bewerbung einzureichen, die nicht nur den formalen Vorgaben genügt, sondern auch aufzeigt, weshalb man besonders für ein Auslandsstudium geeignet ist. Welche Punkte bei einer Bewerbung beachtet werden müssen, verrät Reinhard Jung. Aufgrund der steigenden Zahl von Bewerbungen um ErasmusStudienplätze und der damit verbundenen sehr grossen Nachfrage nach besonders attraktiven Destinationen, insbesondere diejenigen in Frankreich, Skandinavien und Spanien, ist eine sorgfältig angefertigte Bewerbung von entscheidender Bedeutung. Dabei kommt es weniger darauf an, die Bewerbungsunterlagen durch teure Büromaterialien optisch besonders aufwändig zu gestalten. Der zentrale Erfolgsfaktor ist vielmehr die Qualität des Vorbereitungsprozesses und damit der Bewerbungsinhalte. Die folgenden Bewertungskriterien werden bei der Studienplatzzuweisung herangezogen: – Formalia: Einhaltung der publizierten Vorgaben für die Bewerbung einschliesslich der Bewerbungsfrist. – Selbstständigkeit und Flexibilität: Die Planung und Durchführung eines ErasmusAuslandsstudiums erfordert von den Studierenden grosse Sorgfalt und ein gutes Stück Selbstständigkeit. Diese Qualitäten müssen im Bewerbungsprozess und in den Unterlagen sichtbar werden. – Sprachliche Vorbereitung: Bewerbende müssen zeigen, dass sie die Sprache, in der an den ausgewählten Gastuniversitäten gelehrt wird, beherrschen. – Studienplanung: Aus den Bewerbungsunterlagen muss ersichtlich sein, wie der Auslandsaufenthalt in den individuellen Studienverlauf eingepasst werden soll. Zu diesem Zweck sind auch die im Ausland angebotenen Veranstaltungen zu recherchieren. Auf Besonderheiten muss eingegangen werden; beispielsweise haben einige Partner universitäten noch nicht auf das Bachelor- / Master-System umgestellt. Grosses Informationsangebot Mit Blick auf die steigende Nachfrage wurde das Informationsangebot des Departements, insbesondere die Website, in den letzten Jahren massiv ausgebaut. Auf viele Fragen, die immer wieder gestellt werden, findet sich die Antwort bereits in der Rubrik «Frequently Asked Questions» auf der Website. Ferner stehen Erfahrungsberichte aus zurückliegenden Semestern bereit. Um im Rahmen von persönlichen Beratungsgesprächen und für in E-Mails gestellte individuelle Fragen ausreichend 18 BeWL 4 /2005 Studium Zeit zur Verfügung zu haben, ist der Erasmus-Fachkoordinator darauf angewiesen, dass zunächst das elektronische Informationsangebot umfassend genutzt wird. Bewerberinnen und Bewerber sollten letztlich auch die Wirkung bedenken, die Fragen wie «Welche Partneruniversitäten gibt es eigentlich?» (kein fiktives Beispiel!) haben. Letztlich zeigt sich im persönlichen Kontakt (Beratungsgespräch, E-Mail und Telefonat) sehr deutlich, ob eine gute Vorbereitung stattgefunden hat. Nach Ablauf der Bewerbungsfrist (jeweils 31. März) erfolgt die Studienplatzzuweisung für das später in einem vom ErasmusFachkoordinator zu unterzeichnenden Studienvertrag dokumentiert wird. Auch zu diesem Teil des Gesamtprozesses finden sich ausführliche Hinweise auf der Website. Entwicklung und neue Partneruniversitäten Das Erasmus-Programm des Departements für Betriebswirtschaftslehre erfreut sich seit etwa vier Jahren einer stark wachsenden Nachfrage bei den Studierenden. Parallel dazu konnte auch das Angebot an Studienplätzen erheblich ausgebaut werden (siehe Grafik). Zurzeit stehen dem 46 Studienplatzangebot Studienplatznachfrage 43 35 29 27 18 11 1 2002/2003 2003/2004 2004/2005 darauf folgende akademische Jahr innerhalb von rund 14 Tagen, damit die Studierenden ausreichend Zeit für die Feinplanung haben. Neben der Reiseplanung und der Wohnungssuche ist insbesondere das genaue Studienprogramm festzulegen, das 2005/2006 Akademisches Jahr Departement 46 einsemestrige Studienplätze an 22 europäischen Partneruniversitäten zur Verfügung. Seit Erscheinen der letzten Ausgabe von BeWL konnte das Partnernetzwerk um die Istanbul Bilgi University (Türkei) erweitert werden. Ein Austauschabkom- men mit der Universidad de Jaen (Spanien) ist in Vorbereitung. Erasmus-Website in neuem Glanz Inzwischen wurde die ErasmusWebsite des Departements an das von der Universität vorgegebene Design angepasst und hinsichtlich verschiedener Aspekte optimiert. Dabei lag ein wesentliches Augenmerk auf einer verbesserten Navigation. Die Website befindet sich weiterhin an der gewohnten Adresse: http://www. bwl.unibe.ch/erasmus. Botschafter der Universität Bern Das Departement ist sehr stolz darauf, mobile Studierende zu haben. Die hohe Auslastung unserer Studienplätze an den Partneruniversitäten ist ein eindrucksvoller Beleg für diese Mobilität. Gleichzeitig ist es für den Fortbestand unserer Erasmus-Austauschabkommen wichtig, dass aus dem Ausland eine ausreichende Anzahl von Studierenden nach Bern kommt. Die höchste Effektivität bei der Gewinnung ausländischer Studierenden bietet der direkte Kontakt vor Ort, das heisst im Ausland. Berner Studierende sind im Rahmen ihres Erasmus-Auslands aufenthaltes die «Botschafter» der Universität Bern und können vor Ort die Vorzüge ihrer Alma Mater sowie von Stadt und Kanton Bern vermitteln. BeWL 4 /2005 Studium 19 Von Anwesenheitskontrollen und Velos im Zimmer – ein Auslandssemester in Tilburg Die Universität von Tilburg befindet sich am östlichen Ende der Stadt Tilburg, etwa 15 Minuten Fahrzeit mit dem Velo vom Zentrum entfernt. Sie zählt rund 12‘000 Studierende und ist eine Campus-Uni. Am attraktivsten ist es natürlich, in unmittelbarer Nähe der Universität zu wohnen, aber leider auch am teuersten – das übliche Dilemma zwischen Weglänge und Miethöhe halt. Persönlich habe ich mich für eine Wohnung, wobei die Bezeichnung «Wohnung» gemessen am Schweizer Standard eher grosszügig erscheint, eine halbe Stunde von der Uni weg entschieden. Die Wohnungssuche in Tilburg gestaltet sich allerdings nicht immer ganz einfach, weshalb es ratsam ist, die Hilfe der Uni in Anspruch zu nehmen. Im Vergleich zu einer uni-nahen Wohnung habe ich etwa 100 Euro pro Monat gespart. Dies ist insofern sinnvoll, als dass es in Tilburg nicht an sinnvollen Alternativen mangelt, sein Geld auszugeben … – nein, nicht der Coffee-Shop um die Ecke. Ich habe eher an das ideale Fortbewegungsmittel in Tilburg gedacht, ein Velo. Allerdings sollte man besser für zwei Velos budgetieren, denn ein Hobby der Niederländer ist das Ausleihen (fremder) Fahrräder ohne bekannten Rückgabeort. Den besten Schutz vor derlei Aktionen bietet nur die eigene Wohnung, gewöhnt euch deshalb schon mal an das Velo neben dem Bett … Gute Betreuung Als ausländischer Student findet man sich in der mit 200‘000 Einwohnern sechstgrössten Stadt Hollands relativ gut zu recht. Zum einen veranstaltet die Uni eine Orientierungswoche vor Semesterbeginn und zum andern geniesst man dank dem Erasmus-Student-Network (ESN) eine faktische Rundum-Betreuung. Das ESN organisiert Ausflüge sowie Partys, an denen man sich kennen lernt. Zudem sind die Holländer ein aufgeschlossenes Volk, was den Aufbau von Kontakten ebenfalls erleichtert. Im Zentrum der Stadt befinden sich viele Bars, die das Nachtleben abwechslungsreich gestalten. Persönlich empfehle ich für den Ausgang aber Amsterdam oder Antwerpen. Beide Städte sind mit Zug und Bahncard, die für vier Links zur Uni … www.tilburguniversity.nl http://stuwww.uvt.nl/esn/ … und für die vorlesungsfreie Zeit www.cafedanvers.com www.thepowerzone.nl 20 BeWL 4 /2005 Studium Personen gültig ist, nur 50 Euro kostet und den Preis um 40% pro Ticket ermässigt, günstig zu erreichen. Vielfältiges Angebot Im Bereich Betriebswirtschaft steht einem als ausländischer Master-Student der Besuch vieler Vorlesungen offen. Viele Vorlesungen finden in englischer Sprache statt, weshalb man getrost auf den CrashKurs in Holländisch verzichten kann. Auch die Leute in und um Tilburg sprechen alle mehr oder weniger gut Englisch. Die Vorlesungen selbst weisen eher den Charakter von Seminaren auf. Die Zahl Studierender pro Vorlesung ist wesentlich kleiner, was automatisch den Druck, sich am Unterricht zu beteiligen, erhöht. Im Vergleich mit Bern ist insbesondere zu begrüssen, dass die Schlussnote nicht alleine von der Prüfung am Ende des Semesters abhängig ist, sondern Vorträge oder Lösungen zu Fallstudien ebenso in die Bewertung miteinfliessen. Vor allem der Besuch der Vorlesungen International Marketing, International Management sowie Management of IT kann ich empfehlen, weil diese sehr stark auf die Partizipation der Studierenden setzen. Inhaltlich ging es um globales Marketing, Unternehmensverhalten und -strategien im globalen Wettbewerb und das Entscheidverhalten von Managern. Ungewohnt für einen die studentische Freiheit Liebenden war freilich, dass in einzelnen Vorlesungen Anwesenheitskontrollen geführt wurden. Fehlte man zu häufig, musste man mit einem Notenabzug rechnen. Ein Auslandssemester in Tilburg zu machen, kann ich allen empfehlen. Es lohnt sich! Tobias Ledermann Schwere Fracht: Mit UPS Supply Chain Solutions in den weltweiten Handel einsteigen Beruf und Karriere Den meisten Studierenden ist der United Parcel Service (UPS) als Lieferant neuester PCs und bunter amerikanischer Lehrbücher bekannt, aber weniger als attraktiver Arbeitgeber für BWLAbsolventen. Dass mit UPS Supply Chain Solutions ein grosser Geschäftsbereich von UPS seinen Europa-Hauptsitz quasi vor die Haustüre der Uni Bern nach Biel verlegt, macht das Ganze noch interessanter. Von Simon Haag Es ist eine alltägliche Situation: Ein brauner Lieferwagen mit goldenem Schriftzug und Firmenlogo hält vor der Haustür und der Zusteller übergibt einem das neueste Gadget, das man sich über das Internet irgendwo in der Welt bestellt hat. UPS oder United Parcel Service steht auf dem Lieferwagen geschrieben. Damit der weltweite Handel auch reibungslos funktioniert, benötigt UPS immer wieder helle Köpfe, die sich dieser Herausforderung stellen wollen. Gerade für BWLAbsolventen bieten sich deshalb vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten, sind doch ihre Kenntnisse in den Bereichen Finance, Accounting, Logistik, Controlling sowie Prozessanalyse von Bedeutung für effiziente und globale Handelsströme. UPS wurde 1907 als Kurierdienst in den USA gegründet. Heute ist UPS der grösste Paketzustelldienst der Welt, der rund 384‘000 Mitarbeiter beschäftigt, 266 eigene sowie 304 gecharterte Frachtflugzeuge und 88‘000 Zustellfahrzeuge im Einsatz hat und auf Rang 13 der «most admired companies»-Liste von «Fortune» liegt. Die UPS-Welt ganz in der Nähe Ein grosser Geschäftsbereich von UPS, UPS Supply Chain Solutions (UPS SCS), baut nun seinen Europa-Hauptsitz in Biel und damit in unmittelbare Nähe zur Uni Bern auf – für BWL-Absolventen ergeben sich dadurch interessante Beschäftigungsmöglichkeiten fast vor der Haustüre. UPS SCS deckt sämtliche Bereiche der globalen Supply Chain ab, vom Transport-Management über Dienstleistungen in den Bereichen Logistik und Distribution bis zur Zollabwicklung und dem internationalen Handel. Mit diesen Dienstleistungen hilft das Unternehmen seinen Kunden, ihre Waren-, Informations- und Geldströme zu synchronisieren, um so ihre Wirtschaftlichkeit massgeblich zu erhöhen. So hat beispielsweise UPS SCS die Logistikdienstleistungen für Röntgensysteme von Philipps Medical Systems übernommen. Dabei kümmert sich UPS SCS nicht nur um den Transport und die Auslieferung, sondern auch gleich um die Installation der Geräte, womit sowohl Durchlaufzeit als auch Zwischenfinanzierung für den Auftraggeber massiv reduziert werden konnten. Weitere Informationen zu UPS und UPS Supply Chain Solutions unter www.ups.com/ch und www.ups-scs.ch. Informationen über Stellen angebote von UPS Supply Chain Solutions unter www.ups-scs.ch/emea oder direkt über Frank Ulrich: [email protected] die sich in den Fachrichtungen Marketing, Controlling, Wirtschafsinformatik oder Logistik spezialisiert haben. UPS SCS macht Hochschulabsolventen im Rahmen von Trainee-Programmen und «training on the job» mit der neuen Arbeitswelt vertraut und bietet im Rahmen sogenannter Special Assignments Auslandsaufenthalte von bis zu neun Monaten an. Flexibilität, Mobilität sowie sehr gute Englischkenntnisse sind deshalb die naheliegenden Anforderungen an zukünftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Über 100 neue Arbeitsplätze In Biel investiert UPS SCS rund 30 Millionen Franken in den neuen Hauptsitz und schafft über 100 neue Arbeitsplätze, darunter auch solche für Betriebswirtschafter. Der Weltkonzern, bei dem sich vom Fahrzeugbelader bis zum CEO alle mit dem Vornamen anreden, interessiert sich dabei vor allem für Studierende, BeWL 4 /2005 Beruf und Karriere 21 Christoph Brand über den Weg ins Topmanagement Zehn Jahre nach dem Abschluss seines BWL-Studiums in Bern feilt Christoph Brand bereits in der Geschäftsleitung der Swisscom-Gruppe an den zukunftsweisenden Strategien des Konzerns. Über die Uni und seine Karriere spricht er mit Ulf Schiller und Tonio Zemp. Christoph Brand, Sie sind BWL-Absolvent der Uni Bern. Wurde Ihnen auf der Karriereleiter jemals ein St. Galler vorgezogen? (lacht) Eine solche Frage habe ich erwartet – im Ernst, nein. Ich bin der Meinung, dass es bei dem hohen Niveau in der Schweiz nicht relevant ist, wo man studiert. Es hängt ausschliesslich davon ab, was man damit macht. St. Gallen hat ein brillantes Marketing, andere Universitäten können davon lernen. Wenn ich jemanden einstelle, ist es für mich kein Entscheidkriterium, an welcher Universität der- oder diejenige studiert hat. Ob man die Discounted-Cash-Flow-Rechnung bei Loderer oder in St. Gallen lernt, spielt keine Rolle. Es ist ein und dasselbe Tool. Es gibt bestimmt zehn Kriterien, die viel wichtiger sind. Ob man die Discounted-CashFlow-Rechnung bei Loderer oder in St. Gallen lernt, spielt keine Rolle. Es ist ein und dasselbe Tool. Bewegten Sie sich bereits während dem Studium in der Praxis? Bereits im Gymnasium arbeitete ich im IT-Bereich und leitete während dem Studium Projekte bei der Ascom in den Bereichen Informatik, Corporate Finance und Corporate HR. Ich persönlich finde das Arbeiten neben dem Studium extrem wichtig. Zwischen Arbeiten und Studieren besteht natürlich ein TradeOff. Mit etwas mehr Einsatz im Studium hätte ich nur neun statt elf Semester gebraucht. Persön22 BeWL 4 /2005 Beruf und Karriere lich bin ich aber der Meinung, dass sich dieses zusätzliche Jahr gelohnt hat. Den Rucksack, den ich beim Einstieg nach dem Studium mitbringen konnte, war so praxisorientiert, wie es eine Universität nicht vermitteln kann. Weil es bei uns ziemlich theoretisch zu ging, hat mir das Arbeiten neben der Uni sehr viel gebracht. Wie schafften Sie nach der Uni 1995 den unmittelbaren Sprung zur Swisscom? Das ist eine etwas komplexe Geschichte. Ich hatte nach dem Studium mit den Professoren Thom und Griese Besprechungen für meine Dissertation und versuchte, das Thema etwas einzugrenzen. Im weiteren Sinne sollte es darum gehen, wie sich Unternehmen organisieren, wenn es eine Akquisition gegeben hat, also um die so genannte Post-Merger-Integration. Nach dem Studium hatte ich eine Teilzeitstelle bei der PTT, die damals in einem gewissen Akquisitionsfieber war. Für mich sah das ideal aus. Ich konnte alle Deals mitverfolgen und gleichzeitig an meiner Dissertation arbeiten. Aus mehreren Gründen habe ich mich nach fünf Monaten entschieden, dieses Ziel nicht weiterzuverfolgen. Erstens habe ich realisiert, dass dieses Thema schon so oft behandelt wurde, dass ich über einen Spezialfall eines Spezialfalls eines Spezialfalls schreiben müsste. Das war nicht von Interesse. Zweitens war die eigentliche Wertschöpfung der Einheit, in der ich arbeitete, sehr gering. Das Gefühl, die Arbeit werde nicht geschätzt und man sei nur ChristophBrand, Christoph Brand,geboren geboren1969, 1969, ist seit dem 1. August 2005 Chief Strategy Officer des Swisscom-Konzerns. Während seines Betriebswirtschaftsstudiums in Bern arbeitete er als Projektleiter bei der Ascom. Mit dem Studien Studieabschluss nabschluss1995 1995erfolgte erfolgteder der Wechsel zur Swisscom. Bereits 1998 hatte der Jungmanager die Position des CEOs von Bluewin inne. Vor seinem Aufstieg in die Gruppenleitung in diesem Jahr war er während drei Jahren Head of Fixnet Wholesale und Mitglied der Geschäftsleitung von Swisscom Fixnet AG. 2002 wurde er als «World Economic Forum Global Leader for Tomorrow» ausgezeichnet. Betrachter, war sehr unangenehm. Der dritte Grund war ein gutes Angebot der damaligen Telecom, von meinem späteren Chef Jeff Hedberg. Er war sehr sympathisch. Ich habe mit ihm gesprochen und äusserte den Wunsch, in diesem Bereich mitzuwirken. Er sagte: «Join us». Das wichtigste war das Erlernen einer strukturierten, systematischen Denkweise. Konnten Sie das an der Uni erworbene Wissen in Ihre Tätigkeit einfliessen lassen? Das wichtigste war das Erlernen einer strukturierten, systematischen Denkweise. Das tönt vielleicht etwas plakativ, ich fand es aber sehr wertvoll. Auch wichtig waren einzelne Tools, zum Beispiel mittels der DCF-Methode zu rechnen oder Kenntnisse über einen Marketingplan zu haben. In der realen Welt tritt der Unterschied zwischen Theorie und Praxis schnell an den Tag, doch man lernte die Tools in einem «klinischen Umfeld» einzusetzen. Geschätzt habe ich auch die Ergänzungen VWL, Soziologie und Politologie. Es hat mich sehr interessiert und ich machte mir auch keine Gedanken darüber, wie wichtig und anwendbar alles ist. Der Seminarbesuch «Soziologie der künstlichen Intelligenz» war zum Beispiel ein wenig esoterisch. In diesem Moment machte es mir aber Spass und erweiterte den Horizont. Auch die Vorlesungen bei Professor Linder waren interessant. Ich entdeckte viele Parallelen zur Wirtschaft. Oftmals merkt man das aber erst Jahre später. Wenn ich nochmals anfangen könnte, würde ich wieder BWL studieren. Der Start ins Berufsleben gelingt besser, wenn man weiss, wie es ausserhalb der Uni läuft. Was raten Sie den BWLStudenten, die ein ähnliches Ziel verfolgen wie Sie? Ich bin sehr zurückhaltend mit Ratschlägen. Das kommt sehr auf den Kontext an, besonders auf die eigene Persönlichkeit. Was für mich stimmte, muss nicht auf alle zutreffen. Praxisbezug ist a priori nicht schlecht. Im schlimmsten Fall handelt man sich keinen Nachteil ein. Die möglichen Vorteile sind aber signifikant. Der Start ins Berufsleben gelingt besser, wenn man weiss, wie es ausserhalb der Uni läuft. Zudem würde ich mir grosse Mühe geben, die Studentenzeit hemmungslos zu geniessen und während dem Studium nicht zu streberhaft zu sein. Ich hatte zwar den Dissertationsschnitt, denn ich wollte die Option auf ein Doktorat haben. Es wäre mir aber nie in den Sinn gekommen, extra auf ein Summa Cum Laude hinzuarbeiten. Ich hätte das als ineffizient eingestuft. Das war aber eine persönliche Entscheidung. Auch der regelmässige Besuch der Vorlesungen war natürlich eine Effizienzüberlegung. So musste ich den Stoff einmal weniger für die Prüfungen lernen. Rückblickend muss ich sagen, die fünf Jahre an der Universität waren eine wunderbare Zeit, ich genoss und liebte jede Minute – phantastisch. Nach drei Jahren bei der Swisscom waren Sie bereits CEO von Bluewin. Da waren Sie aber nicht bloss zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Das war damals eine andere Ausgangslage als heute. Ganz ehrlich, 1998, vor dem eigentlichen Hype, war Bluewin ein Fremdkörper im ganzen System der Swisscom. Es gab etlichen Ärger und kulturelle Friktionen. Der Konzern hatte wichtigere Probleme wie den Übergang von der Telecom zur Swisscom oder die Veränderung der Organisationsstruktur. Die Swisscom hatte andere Ziele, als diesen irren Haufen in Zürich zu bekämpfen. Man wusste in Bern auch nicht, ob nicht alles nur eine riesige Blase war. Bis zu einem gewissen Grad erfolgte auch die Stellenbesetzung des CEOs aus dieser Überlegung heraus. Da war jemand, der wollte, der das Business kannte und der in den vergangenen Jahren bewies, dass er nicht völlig auf den Kopf gefallen ist. Die eine oder andere gute Referenz lag vor und wenn es nicht geklappte hätte, wäre der Schaden nicht so gross gewesen. Also riskierten sie es mit mir. Es gab dann noch ein Assessment und einige Drittmeinungen, wie: «er kann es, ist halt ein bisschen unerfahren, etwas grün hinter den Ohren, aber er hat durchaus das Potential, die Aufgabe zu erfüllen». Es war eine Kombination aus richtigem Ort und richtiger Zeit, Referenzen und Leistungen von früher und Risikobereitschaft der Swisscom, meinem damaligen Chef Charles Fraenkl und auch von Tony Reis. Vier Jahre später waren Sie Leiter von Swisscom Wholesale. Welche waren Ihre typischen Aufgaben? Wholesale betrifft das Festnetz im physischen Sinn, also alle Kabel im und über dem Boden, alle Switches, Zentralen und anderes – und die letzte Meile! Ausserdem vier Milliarden Franken Assets in der Bilanz und natürlich ein MultimilliardenBudget. Früher war der Bereich Festnetz strukturiert in Netzbetrieb, Entwicklung und Wholesale, wobei letztere überschüssige Netzkapazität anderen Anbietern verkaufte. Diese drei unabhäng igen Bereiche habe ich geerbt und machte daraus ein Profit Center mit einer Cashflow-Orientierung. In einer Unit mit drei- bis vierhundert Millionen Capital Expenditure pro Jahr ist der Cashflow das relevante Ziel. Ein weiteres Ziel war die Effizienzsteigerung, welche untrennbar mit Stellenabbau verknüpft ist. Zudem ging es um die Entwicklung neuer Produkte wie ADSL oder neu VDSL und schliesslich ein Joint Venture mit Belgacom, wo wir unseren internationalen Bereich einbringen konnten. Es war ein General-ManagementJob mit einer starken Betonung der Effizienzsteigerung und dem Aufbau eines Profit Centers. Unsere Richtlinie war: Jedes Produkt muss profitabel sein und was nicht profitabel ist, wird saniert oder eingestellt. Jedes Produkt muss profitabel sein und was nicht profitabel ist, wird saniert oder eingestellt. Seit dem 1. August 2005 sind Sie nun der CSO, Chief Strategy Officer, der gesamten Swisscom-Gruppe. Wie schwierig war dieser letzte Karriereschritt? Ich kann und darf natürlich nicht bekannt geben, wie ein solcher Selektionsprozess innerhalb der Swisscom stattfindet. Ich kann aber sagen, dass mich Jens Alder BeWL 4 /2005 Beruf und Karriere 23 für diese Position vorgeschlagen hat und der Verwaltungsrat ihm folgte. Ich war bei der Beratung natürlich nicht anwesend, sondern musste draussen warten. So läuft das, man wird gegrillt und darf bei der Entscheidung logischerweise nicht dabei sein. Was erwartet die Swisscom von Ihnen in dieser Position? Mehr als ich gedacht habe! Wertgenerierendes Wachstum ist sicher ein Thema. Die Swisscom hat ein Wachstumsproblem. Das ist bekannt und wir müssen eine Antwort finden. Natürlich gibt es auch noch andere Aufgaben wie die Verantwortung für die Gruppenstrategie, innerhalb der keine Widersprüche entstehen dürfen, und zudem gilt es strategische Änderungen in der Telekommunikation im Auge zu behalten. In meinem Verantwortungsbereich liegt auch Swisscom Innovations, der Forschungs- und Entwicklungsbereich der Swisscom. Hier soll die mittel- und langfristige Innovationskraft der Gruppe sichergestellt werden. Schliesslich hat dieser Job auch noch eine Venturing-Komponente. Dies betrifft beispielsweise Investitionen in Ventures in Bereichen, die einmal für Swisscom relevant werden könnten. Bilder: Swisscom Swisscom kontrolliert nichts, es herrscht intensiver Wettbewerb. Wachstum wird also eine wichtige Komponente in Ihrem Verantwortungsbereich sein. Haben Sie vorwiegend das Ausland im Visier? Im Inland kontrolliert Swisscom ja beinahe alle Telekommunikationsbereiche. Halt, Swisscom kontrolliert nichts, es herrscht intensiver Wettbewerb. Das Ausland ist bestimmt der Hauptfokus, das Inland ist aber nicht ausser Acht zu lassen. Es gibt dieses bekannte Konvergenzwort. Früher sprach man vom ICT-Markt, Information and Communication Technology. Mittlerweile spricht man vom TIME-Markt, Telecommunication, Information, Media and Entertainment. Es gibt offensichtliche Überlappungsfelder zwischen den Industrien. Das prominenteste Beispiel ist das Online-MusikGeschäft. Die IT- und Telekommunikationsdienste schlagen hier wie eine Bombe in ein etabliertes Businessmodell ein. So löst zum Beispiel iTunes Citydisc ab. Die Distributionskosten werden durch die Telekommunikation und die Informatik gegen null konvergieren. Ich würde nicht kategorisch ausschliessen, dass nicht auch in der Schweiz noch Wachstumspotentiale für Swisscom vorhanden sind. Die IT- und Telekommunika tionsdienste schlagen hier wie eine Bombe in ein etabliertes Businessmodell ein. Kann Christoph Brand um fünf Uhr nach Hause ins Privatleben? Nein, das ist definitiv nicht der Fall. Es wird aber meistens auch nicht 22.00 Uhr. Das kann vielleicht mal für ein Projekt vorkommen, es ist jedoch nicht der Dauerzustand. Ich lebe nicht, um zu arbeiten. Mein Interesse beschränkt sich nicht nur auf Telekommunikation, ich habe noch viele andere. Ich lebe nicht, um zu arbeiten. Gab es durch Ihre Karriere in Ihrem privaten Umfeld viele Veränderungen? In meinem Umfeld hat sich tatsächlich viel bewegt. Ich würde 24 BeWL 4 /2005 Beruf und Karriere den Effekt einer Managementkarriere auf die Persönlichkeit des Menschen keinesfalls unterschätzen. Man erlebt viele schöne, aber auch tragische Momente. Stellen schaffen, sich von Mitarbeitern trennen – das verändert zweifellos die Persönlichkeit. Gleichzeitig bin ich durch meine Arbeit bei Bluewin nach Zürich gezogen, weshalb sich auch mein Freundeskreis verändert hat. Es hat sich einiges verändert, aber meistens positiv. In Ihrem Tätigkeitsbereich haben Sie mit 36 Jahren beinahe die Spitze erreicht. Was planen Sie für den Rest Ihres Lebens? Ich habe meine Karriere nie geplant. Ich versuche, meine Arbeit hier und jetzt gut zu machen, alles andere ergibt sich. Oder auch nicht. Karriereplanung ist etwas sehr gefährliches. Die Enttäuschung ist gross, wenn Erwartungen nicht erfüllt werden. Ist man nicht strikt auf ein Ziel fokussiert, öffnen sich meist ganz neue Wege. Ich rate dringend von mittel- und langfristigen Karriereplanungen ab. Gute Arbeit leisten, mit Freude, alles andere ergibt sich von selbst. Gute Arbeit leisten, mit Freude, alles andere ergibt sich von selbst. Wann dürfen wir damit rechnen, dass nach der Post und der SBB auch die Swisscom einen Berner BWLAbsolventen an der Spitze hat? Das ist rein spekulativ. Ich habe andere Prioritäten in den nächsten Jahren. Meine Top-Priorität ist das Wachstum der Swisscom. Alles andere ist letztlich sekundär. CEO der Swisscom zu sein, würde ich mir sicher im Moment auch nicht zutrauen. Was später sein wird, kann ich nicht sagen. Das werden wir sehen. Wo man gut informiert, da lass‘ dich nieder – Webauftritte von Standortförderern unter der Lupe Wissenschaft Eine neue Unternehmung in der Gemeinde bringt Arbeitsplätze und Steuer einnahmen – kein Wunder also, dass ein veritabler Wettbewerb um die Ansiedlung neuer Betriebe entstanden ist. Dieser Kampf um Unternehmen wird auch im Internet sichtbar. Die Qualität der entsprechenden Websites korrespondiert nicht immer mit der Bedeutung, die ihnen im Standortmarketing zukommt. Dieses Problem wurde in einer Studie des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Uni Bern näher untersucht. Von Gerhard Knolmayer und Corinne Montandon Die Wahl eines Standortes ist nicht nur für eine Unternehmung von zentraler Bedeutung, sondern auch für die betroffenen Gemeinden und Kantone. Die Ansiedlung einer Unternehmung ist sowohl arbeitsmarkt- als auch fiskalpolitisch relevant. Internationaler und nationaler Standortwettbewerb werden heiss diskutiert. In der Öffentlichkeit sorgen vor allem die Gewährung und das Ausmass von Steuererleichterungen für Kontroversen. Unternehmen aber analysieren die für sie relevanten Standortfaktoren anhand einer Vielzahl von Kriterien. Gegenüber interessierten Unternehmen versuchen sich die Standorte zu profilieren, ihre Wettbewerbsposition im Kampf um den Auf- und Ausbau von Unternehmensansiedlungen zu stärken und ihr Leistungsprofil klar zu kommunizieren. Evaluieren liegt im Trend, weshalb Rankings zu unterschiedlichsten Gesichtspunkten erstellt werden. Für die Standortwahl sind vor allem Ranglisten zur Wettbewerbsfähigkeit von Nationen und Regionen sowie zur Lebensqualität in verschiedenen Städten von Bedeutung. Erstere wird seit Jahren vom IMD in Lausanne und vom WEF in Genf verglichen – allerdings mit zuweilen deutlich voneinander abweichenden Ergebnissen. Wie gut es sich in Bern, Zürich oder sonstwo auf der Welt lebt, wird alljährlich von Mercer Human Resource Consulting (mit exzellenten Ergebnissen für die Schweiz) verglichen. Klassische Instrumente der Standortpromotion sind Events und persönliche Gespräche mit Vertretern interessierter Unternehmungen. Daneben haben sich Webseiten als zunehmend wichtiger werdende Informationsquelle vor allem in der Phase der Vorauswahl etabliert. So lag es nahe, einmal die Internetauftritte von Schweizer Standortförderern unter die Lupe zu nehmen. Dies wurde von Manuel Plüss im Rahmen seiner Lizentiatsarbeit am Institut für Wirtschaftsinformatik vorgenommen. Ergebnis: Eine Rangliste, welche die Professionalität der Webauftritte verschiedener Wirtschaftsförderer reiht. einen Webauftritt hauptsächlich zu Informationszwecken besuchen und für sie andere Kriterien wie zum Beispiel die Gestaltung der Web-seite von geringerer Relevanz sind. Allerdings ist nicht auszuschliessen, dass aus unzulänglich gestalteten Webauftritten auf mangelnde Kompetenzen in ganz anderen Bereichen, die für eine Ansiedlung relevant sind, geschlossen wird. Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang auch die Aktualität der Informationen – sowohl bezüglich der Inhalte der Webauftritte als auch hinsichtlich des Auswertungszeitpunkts: Webseiten beinhalten häufig flüchtige (im Fachjargon Kriteriengruppe Gewichtungsfaktor Tabelle 1: Kriteriengruppen Informationsgehalt Darstellung der Wirtschaftsförderungsinstitution Präsentation Auffindbarkeit Technik Was zählt, sind Informationen Betrachtet wurden 37 Webpräsenzen von Standortförderern in der Schweiz. Untersucht wurden die Seiten des seco, der Kantone, einiger Regionen und einzelner Städte und anhand der in Tabelle 1 aufgeführten Kriteriengruppen beurteilt. Insgesamt wurde die Erfüllung von 42 unterschiedlich gewichteten Einzelkriterien untersucht. Der Breite des Informationsangebots wurde in der Studie ein sehr hoher Stellenwert zugeordnet. Es ist davon auszugehen, dass (potenzielle) Standortnachfrager 55% 20% 20% 2.5% 2.5% und ihre Gewichtung nicht-persistente) Informationen: Was vor sechs Monaten in einem Webauftritt nicht vorhanden war, kann heute längst bereitgestellt sein. Nicht beurteilt wurden die Ästhetik und die optische Attraktivität der Webseiten, weil diese Eigenschaften von Nutzern oft sehr unterschiedlich eingeschätzt werden. Trend zur Kooperation Bei der Standortförderung kann eine aktuelle Entwicklung zu einer stärkeren Zusammenarbeit festgestellt werden: Insbesondere kleinere Gebietskörperschaften versuchen, GemeinschaftswerBeWL 4 /2005 Wissenschaft 25 bung für grössere, teilweise kantonsübergreifende Regionen zu betreiben. Die zwischen den lokalen Standortförderern getroffene Arbeitsteilung wird nicht immer nach aussen sichtbar und kann manchmal Irritationen hervorrufen. So kann es passieren, dass auf manchen Webauftritten Informationen fehlen, die auf jenen anderer Allianzpartner geboten werden. Der Kanton Bern beispielsweise bietet Informationen einerseits auf einer kantonsweiten Website an, andererseits verfügen auch sechs Regionen wie die Stadt Bern und Umgebung, das Emmental oder der Oberaargau über Behörden oder Verbände zu finden sind. Seltener sind spezifische Hinweise auf das Lohnniveau, die Verfügbarkeit von Arbeitskräften oder über mögliche Synergieeffekte zu anderen Unternehmungen. Abbildung 1 veranschaulicht diesen Sachverhalt für die am stärksten gewichtete Kriteriengruppe «Informationsgehalt». Die Abbildung zeigt die einzelnen Kriterien und die im Mittel von allen Webauftritten erreichten Werte. Erhebliche Unterschiede bei den Webpräsenzen zeigen sich beispielsweise bei der Bereitstellung von Informationen über Mittlere 0 Allgemeine Informationen Beurteilung Volkswirtschaftliche Daten Abbildung 1: verschiedener Weiche Faktoren Typen von Steuern, Preise, Gebühren, Subventionen Informations Markt- und Absatzpotenzial angeboten Arbeitskräfte: Verfügbarbeit, Bewilligungsverfahren, Lohnniveau 1 2 3 4 Nähe zu Universitäten / Fachhochschulen Ansässige Unternehmen Branchen («Cluster») Verkehrsanbindung Immobiliendatenbank Unternehmens-, Branchendatenbank Links zu Behörden, Verbänden, Institutionen Checklisten Hinweis auf Start-Up-Beratung Übersichtskarten Fotografien, Filme Aktualität der Information Abbildung 2: Immobilien datenbanken Datenbanken für Gewerbe flächen, Büroräume und sonstige Gewerbe objekte 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 % sehr umfangreich durchschnittlich umfangreich wenig umfangreich über eigene Webpräsenzen. Der auf diese Weise entstehende Abstimmungsbedarf ist nicht zu unterschätzen. Dazu kommt, dass sich die Mitglieder der Allianzen vermutlich in ihren spezifischen Webauftritten von jenen der anderen Allianzmitglieder positiv abheben wollen: Kooperation und Konkurrenz bestehen gleichzeitig, ähnlich wie zwischen den Partnern einer Supply Chain. Grundsätzliches dominiert Untersucht man die Webseiten auf ihren Informationsgehalt, so fällt auf, dass primär generelle Informationen über den Standort, 26 BeWL 4 /2005 Wissenschaft nicht vorhanden Gewerbeflächen, Büroräume und sonstige Gewerbeobjekte (Abbildung 2). Geringe Variantenvielfalt Verbesserungspotenzial besteht bei vielen Webauftritten im Hinblick auf Informationen über an den beworbenen Standorten ansässige Unternehmen, die als Zulieferer, Entwicklungspartner oder auch als Referenzen in Betracht kommen. Videos werden auf den Web-Seiten nicht, Animationen kaum und Newsletter sehr selten angeboten. Dies lässt den Schluss zu, dass bei der Gestaltung der Webpräsenz primär bestehende Unterlagen übernommen und die web-spezifischen Möglichkeiten vergleichsweise wenig genutzt wurden. Dieser Nachteil kann auch als Vorteil gesehen werden: Der Nutzer solcher Seiten muss über keine Spezialsoftware verfügen, um die Informationen wahrnehmen zu können. Bei der Selbstdarstellung der Standortförderer fehlen auf vielen Webauftritten Informationen über (erfolgreiche) Tätigkeiten und Projekte der Wirtschaftsförderung. Bemerkenswert und für die Schweiz charakteristisch ist, dass Informationen oft in mehreren Sprachen angeboten werden. Dabei sind verschiedene Vorgehensweisen denkbar. Sollen in den verschiedenen Sprachen identische Informationen bereitgestellt werden, oder kann beispielsweise der Interessent aus Italien an anderen Informationen interessiert sein als die Interessentin aus den USA? Die zu beantwortende Frage ist somit, ob die Sprache als Kriterium für ein Customizing der Webinhalte eingesetzt werden soll. Der Kanton Bern an der Spitze Die Websites wurden nach einem Punktesystem bewertet. Maximal wurden für jede Kriteriengruppe acht Punkte vergeben. In der wichtigsten Kriteriengruppe «Informationsgehalt» erzielte der Webauftritt des Kantons Bern mit 6.3 Punkten das beste Resultat, am Ende der Rangliste liegt der Kanton Luzern mit nur 2.3 Punkten. Bei Berechnung der Gesamtergebnisse ergibt sich das folgende Bild. Von insgesamt acht möglichen Punkten wurden durchschnittlich 4.67 erreicht; 84% der analysierten Webpräsenzen erhielten mehr als die Hälfte der maximal möglichen Punkte. Die erzielten Punktwerte liegen zwischen 6.124 und 3.225. Die Spitzenposition nahm auch hier wieder der Webauftritt des Kantons Bern ein und jener des Kantons Luzern landete erneut auf dem letzten Platz. Die vollständige Reihung zeigt Abbildung 3. Wegen der teilweise geringen Unterschiede in den einzelnen Punktwerten ist es angemessen, die Webauftritte in drei Gruppen zu unterteilen: Die führenden Webpräsenzen auf den Plätzen 1 bis 8, Webauftritte mittlerer Qualität auf den Rängen 9 bis 25 sowie den «Laggards» auf den darunter liegenden Plätzen. Zusammenfassend zeigen sich deutliche Unterschiede in der Qualität der Webpräsenzen und zugleich ein nicht unerhebliches Verbesserungspotenzial auch für die führenden Webauftritte. Der vollständige Bericht Knolmayer, G., Montandon, C., Plüss, M., Webauftritte zum Standortmarketing in der Schweiz, Arbeitsbericht Nr. 170 des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Universität Bern kann auf http://www.ie.iwi.unibe. ch/publikationen/berichte/resource/ Standortmarketing.pdf herunter geladen werden. Rang Standort Punkte Abbildung 3: Gesamtbeur 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 Kanton Bern Greater Zurich Area Kanton Schaffhausen Seco Kanton Aargau Kanton Glarus Kanton Basel Kanton Genf Kanton Thurgau Kanton Freiburg Kanton St. Gallen Kanton Graubünden Kanton Appenzell-Ausserrhoden Kanton Zürich Wirtschaftsraum Thun Kanton Tessin Stadt Zürich Region Bern Kanton Zug Kanton Solothurn Stadt Winterthur Kanton Schwyz Kanton Obwalden Kanton Neuenburg Kanton Jura Development Economic Western Switzerland Standortpromotion Zentralschweiz Stadt Biel Stadt St. Gallen Kanton Nidwalden Kanton Wallis Kanton Appenzell-Innerrhoden Region Lausanne Stadt Luzern Kanton Waadt Kanton Uri Kanton Luzern 6.124 5.954 5.787 5.779 5.704 5.529 5.445 5.390 5.059 5.033 5.008 5.000 4.975 4.919 4.900 4.831 4.763 4.742 4.656 4.581 4.543 4.497 4.493 4.403 4.390 4.277 4.270 4.203 4.135 4.127 4.080 3.929 3.759 3.586 3.350 3.283 3.225 teilung der Webauftritte BeWL 4 /2005 Wissenschaft 27 Impressum Herausgeber: Der Sprecher des Departements für Betriebswirtschaft der Universität Bern Professor Dr. Ulf Schiller Engehaldenstrasse 4 3012 Bern www.bwl.unibe.ch Redaktion: Professor Dr. Artur Baldauf, Simon Haag, Professor Dr. Gerhard Knolmayer, Professor Dr. Ulf Schiller, Tonio Zemp Anzeigenregie: Metrocomm AG Zürcherstrasse 170 9014 St. Gallen Gestaltungskonzept: 2. Stock-Süd Netthoevel & Gaberthüel Gestaltungsbetrieb Layout: Atelier Bundi Druck: Vögeli AG, Druckzentrum Oktober 2005 4 5002 retsemesretniW s e d n e n o i ta m r o f n I s t n e m e t r a p e D n e h c li t f a h c s t r wi s b e i r t e B n r e B tät i s r e v i n U r e d LWeB