portrait: Björn hering studium: die Bachelor

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portrait: Björn hering studium: die Bachelor
I n f o r m at i o n e n d e s
B e t r i e bs wi r t s ch a f t li ch e n D epa r t em e n t s
d er U n i v er s i tät B er n
BeWL
Portrait: Björn Hering
Studium: Die Bachelor-Arbeit
Interview: Christoph Brand
Wissenschaft: Standortwahl
Wintersemester 2005
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Liebe Studierende,
liebe Leserinnen und Leser
Schon wieder eine neue Zeitschrift? Nein, Sie
halten lediglich die vierte Ausgabe von BeWL in
den Händen, diesmal mit einem leicht veränderten
Layout. Wir sind froh darüber, dass die Informationen des Departements für Betriebswirtschaft
nunmehr zur Gewohnheit werden. Genau wie der
Regierungschef eines Nachbarlandes dachten wir,
eine kleine «Straffung der Gesichtsfalten» könnte
nun unseren Lesern gefallen, bevor wir uns Ihrem
Qualitätsurteil stellen.
A propos Neues. Eine wichtige Nachricht für
Studierende und Lehrende lancierte die Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten kurz nach
Beginn des letzten Sommersemesters. Demnach
wird sich unser Leben ab dem akademischen Jahr
2007/08 verändern. Zu diesem Termin gleichen
die Schweizer Hochschulen die Daten ihrer Vorlesungszeiten an. Wie bisher wird es zwei Semester
geben. Das erste beginnt in Kalenderwoche 38
(Mitte September) und endet im Dezember. Das
zweite Semester beginnt in der achten Kalenderwoche (Mitte Februar) und endet Ende Mai. Die
Vorlesungsperioden des Winter- und Sommersemesters sollen jeweils 14 Wochen dauern. Wenn Sie
also Frühbucher-Rabatte in Anspruch nehmen und
Ihre Ferien für das Jahr 2007 buchen wollen, dann
denken Sie bitte daran, dass die Semesterferien
einen Monat kürzer sein werden …
Auch wir werden im Sommer 2007 schneller
schreiben müssen, wollen wir Sie dann mit Heft
acht pünktlich zu Semesterbeginn erreichen. Dann
hoffen wir, Ihnen eine ähnliche Mischung wie in
diesem Heft anbieten zu können. Unser Ziel wird
wie diesmal sein, Informationen und Magazinbeiträge zu den wichtigen Aspekten des Berner BWLStudiums anbieten zu können.
Editorial
So nehmen in diesem Heft Informationen über das
Studium in Bern breiten Raum ein. Bekanntlich
ist vor einem Jahr durch das neue Reglement die
Bachelor-Arbeit eingeführt worden. Wir machen
eine Bestandsaufnahme, was an den einzelnen
Instituten zu beachten ist, um eine solche Arbeit
schreiben zu können. Für diejenigen unter Ihnen,
die das betrifft, ist das hoffentlich ein hilfreicher
Service. Ein Dauerthema ist natürlich das Ausland.
Sie erfahren, wie in Bern die steigende Nachfrage
nach Auslandsplätzen durch ein steigendes Angebot gedeckt werden konnte. Wäre das nicht eine
schöne Fallstudie zum Thema Wachstumsstrategie?
Wie in den letzten drei Heften stellen wir Ihnen
auch diesmal einen ehemaligen Berner Absolventen vor, der sich mittlerweile in einer hochrangigen
Position befindet. Nach der Volkswirtschaftsdirektorin Elisabeth Zölch, dem Post-Konzernleiter
Ulrich Gygi und Bahnchef Benedikt Weibel waren
wir diesmal bei Christoph Brand zu Besuch. Er hat
eine Traumkarriere gemacht und ist nun, zehn Jahre
nach seinem Abschluss in Bern, Chief Strategy
Officer der Swisscom. Seine Ansichten sind sicherlich auch für diejenigen unter Ihnen lesenswert,
die eher ein «normales» Leben führen wollen oder
führen.
Zum Schluss noch etwas in eigener Sache. Mit
Wirkung vom Wintersemester an bin ich von
meinen Kollegen zum neuen Departementssprecher
gewählt worden und werde dieses Amt voraussichtlich ein Jahr lang ausüben. Die Fussstapfen, die
Thomas Myrach hinterlassen hat, sind gross. Wenn
ich «den Job» nur halb so gut «mache» wie er, sind
sicherlich bereits alle zufrieden. Um damit anzufangen, bitte ich Sie, nicht zu zögern, sich mit Fragen,
Kritik und Lob (bitte auch letzteres …) an mich zu
wenden.
Ich wünsche Ihnen eine unterhaltsame Lektüre,
den Erstsemestrigen unter Ihnen einen guten Start
ins Studium und allen ein gutes Semester.
Ihr Ulf Schiller
Sprecher des Departements BWL
der Wirtschafts-und Sozialwissenschaftlichen
Fakultät der Universität Bern
BeWL 4 /2005 Editorial
Informationen des
Betriebswirtschaftlichen Departements
der Universität Bern
Wintersemester 2005
Editorial
1
Information
Grosse Ehre für Norbert Thom
3
News um das Departement für
Betriebswirtschaftslehre
4
Neue Lehrbeauftragte im Departement BWL
5
Familiär ja, gemütlich nein –
das Berner BWL-Studium in den Augen
der Studierenden
6
Personen
Norbert Trautmann –
ein neues Gesicht unter den Dozenten
8
Wenn Risiko das Leben prägt –
Christopher Culp im Portrait
9
Zwischen TV-Kamera und Studium:
Björn Hering
10
Studium
Alles Wissenswerte zur Bachelor-Arbeit
im Überblick
13
Der Bachelor-Abschluss und die Wirtschaft:
Eine Umfrage bei Unternehmen
16
Bachelor-Absolventen in der Praxis –
ein (noch) seltenes Bild
17
Sich erfolgreich für Erasmus bewerben,
aber wie?
18
Von Anwesenheitskontrollen und Velos
im Zimmer – ein Auslandssemester in Tilburg
20
Beruf und Karriere
Schwere Fracht: Mit UPS Supply Chain
Solutions in den weltweiten Handel einsteigen 21
Christoph Brand im Interview
22
Wissenschaft
Wo man gut informiert, da lass’ dich nieder
25
BeWL 4 /2005 Inhalt
Grosse Ehre für Norbert Thom
Information
Norbert Thom ist im Frühjahr für seine Beiträge zum New Public
Management (NPM) mit der Ehrendoktorwürde der Universität
Vilnius ausgezeichnet worden. Für Norbert Thom ist der
Dr. honoris causa Ansporn für weitere Forschungsarbeiten auf
dem Gebiet des NPMs. Von Simon Haag
auch Führungspersonen aus der
Verwaltung damit vertraut sind.
Eine Errungenschaft, die vom
Laudator in Vilnius besonders
gewürdigt wurde. «Dass das
Konzept des NPMs und meine
praxisorientierte Forschung derartigen Anklang fanden, ehrt mich
natürlich besonders», freut sich
Thom und verspricht weitere
Beiträge zu dieser Thematik,
denn die Ehrendoktorwürde sei
nicht nur eine Auszeichnung
für vergangene, sondern auch
Ansporn für zukünftige Leistungen.
Die Mykolas-Romeris-Universität
in Vilnius, Litauen, hat Norbert
Thom im Frühling dieses Jahres
mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Professor Thom wurde
insbesondere für seine Beiträge
zum New Public Management
(NPM) gewürdigt. Als Inhaber
einer Management-Professur in
einer Verwaltungshochburg wie
Bern erstaunt es auf den ersten
Blick nicht, wenn ein Wissenschafter für seine Beiträge zu
einer wirkungsorientierteren
Verwaltungsführung ausgezeichnet wird.
Durch die Praxis
zum Thema gefunden
Im Fall von Norbert Thom verhält
sich die Situation ein bisschen
anders. Ursprünglich hervorgetreten durch Beiträge zum betrieblichen Vorschlagswesen und
Innovationsmanagement beschäftigt sich Thom erst seit rund
zehn Jahren mit dem New Public
Management. «Ich hatte damals
als Vizerektor der Uni und als
Berater des Berner Regierungsrates mit der Einführung von NPM
zu tun. Es waren diese praktischen Erfahrungen, die mich
bewogen, diesen Ansatz auch
wissenschaftlich weiterzuentwickeln», beschreibt Thom den
Weg, wie er Zugang zu einem
neuen Forschungsgebiet fand.
Weitere Beiträge zum
NPM geplant
Mit der Ehrendoktorwürde
wurden aber nicht nur Norbert
Thoms wissenschaftliche Beiträge
zum NPM ausgezeichnet,
sondern auch die praxisnahe
Vermittlung dieses Konzepts. Mit
Gastvorlesungen in Vilnius und
dem zusammen mit Adrian Ritz
verfassten Buch «Public Management – Innovative Konzepte zur
Führung im öffentlichen Sektor»,
das komplett in die litauische
Sprache übersetzt wurde, trug
Thom wesentlich dazu bei,
dass sowohl Studierende als
BeWL 4 /2005 Informationen
News um das Departement für BWL
Ruf abgelehnt – die Suche
für Teichert-Nachfolge geht weiter
Die Bemühungen, eine Nachfolgerin für Professor
Teichert zu finden, haben einen Rückschlag erlitten.
Auf der Berufungsliste wurde an erster Stelle Frau
Privatdozentin Ruth Stock von der Helmut-SchmidtUniversität Hamburg platziert. Auf die erste Professorin wird man in der Berner BWL weiter warten
müssen. Nach Verhandlungen mit dem Rektor hat
Frau Stock den Ruf abgelehnt. In ihrem Ablehnungsschreiben teilt sie mit, das Angebot aus Bern
sei zwar sehr attraktiv gewesen, aufgrund einer
veränderten privaten Situation könne sie es aber
nicht annehmen.
Ordinariate für Financial Accounting
und Organisation ausgeschrieben
Die beiden neu einzurichtenden Ordinariate in
Financial Accounting und Organisation wurden
Ende Sommersemester von der Erziehungsdirektion genehmigt und im Anschluss ausgeschrieben.
Die Ernennungskommissionen werden Anfang
Wintersemester aufgrund der eingegangenen
Bewer­bungen Einladungen zu Probevorträgen
aussprechen. Wie bereits für die übrigen Professuren werden auch diese Probevorträge öffentlich
sein. Die jeweiligen Vorsitzenden der Ernennungskommissionen, die Professoren Schiller und Thom,
werden im Lauf des Semesters über Termine informieren und die Studierenden einladen.
Assistenzprofessur für Internationales
Management kurz vor Besetzung
Die Ernennungskommission für eine Assistenz­
professur für Internationales Management hat ihre
Arbeit beendet und der Fakultät einen Vorschlag
über eine Berufungsliste gemacht. Sofern diese
Liste bestätigt wird, entscheidet danach die
Uni­leitung darüber, eine Berufung auszusprechen.
Knolmayer ausgezeichnet
Prof. Gerhard Knolmayer wurde am 20. September
2005 von der Gesellschaft für Informatik, der mit
rund 25‘000 Mitgliedern grössten Informatikfachvertretung im deutschsprachigen Raum, als Fellow
ausgezeichnet. Diese Auszeichnung ist Personen
vorbehalten, die signifikante, herausragende
Beiträge zur Informatik erbracht haben. Gerhard
Knolmayer wurde als erster in der Schweiz tätiger
Wissenschafter auf diese Weise geehrt.
BeWL 4 /2005 Information
Es StürMT in Bern
Das Projekt StuRM («Student Relationship Management») zeigt erste Resultate. Zum einen konnten
im letzten Sommersemester erstmalig Anmeldung und Vergabe von Proseminarplätzen über
ein zentrales, web-basiertes System abgewickelt
werden. Zum anderen ist es nun mit Hilfe des
elektronischen Vorlesungsverzeichnisses (EVUB)
möglich, die BWL-Lehrveranstaltungen nach Studienziel und -abschnitt gegliedert abzufragen.
Besuch aus Turku
Im Oktober bekommt das BWL-Departement
Besuch von einer Gruppe Studierender unserer
Erasmus-Partneruniversität in Turku, Finnland. Es
stehen Treffen mit Professoren und Studierenden
der WISO-Fakultät auf dem Programm (aktuelle
Informationen sind auf der Erasmus-Website zu
finden). Weiter werden die Studierenden aus
Finnland von Dr. Benedikt Weibel, CEO der SBB,
begrüsst und es findet eine Besichtigung des Berner
Bahnhofs und Stellwerks statt. Nach weiteren
Stationen endet das Programm mit einem Besuch
des Zentrums Paul Klee in Bern.
Schneller Belz
Christian Belz, Lizentiatskandidat für BWL am
Institut für Finanzmanagement, ist in diesem Jahr
drittschnellster Europäer über 10'000 Meter. Belz,
der im letzten Heft porträtiert wurde, lief im August
an den Weltmeisterschaften über 10'000 m auf
Platz 14.
Neue Lehrbeauftragte im Departement BWL
Im Wintersemester 2005/2006 kann das Departement mit
Michèle Etienne und Hansruedi Scherer zwei neue Lehrbeauftragte begrüssen. Die Themen ihrer Lehrveranstaltungen könnten aktueller nicht sein: Management im Gesundheitswesen und
Anlagestrategien für Pensionskassen. BeWL stellt die Personen
und ihre Veranstaltungen en détail vor. Von Simon Haag
Dr. Michèle Etienne
Das Projektseminar des Instituts
für Organisation und Personal
behandelt in diesem Wintersemester einen Anwendungsbereich
der BWL, der eher ein Schattendasein fristet: Management im
Gesundheitswesen. Mit Michèle
Etienne leitet das Seminar eine
selbstständige Unternehmensberaterin, die sich nicht nur praktisch mit betriebswirtschaftlichen
Aspekten im Gesundheitswesen
auseinandersetzt, sondern auch
zahlreiche wissenschaftliche
Beiträge zum Thema Management im Gesundheitswesen
verfasst hat. Im Seminar erhalten
die Studierenden zunächst mittels
Gastreferaten (unter anderem
Politiker, Verwaltungsrat, CEO)
einen kurzen Überblick über das
Schweizerische Gesundheitssystem, bevor sie selber in die
Rolle des Beraters schlüpfen.
Von den Teilnehmenden wird
verlangt, eine Offerte für ein
Beratungsmandat auszuarbeiten. Für eine Beraterin ist es
überlebenswichtig, in derartigen
«beauty contests» eine gute Figur
abzugeben, betont Etienne. Weil
viele Studierende eine Tätigkeit
in der Beratung anstreben, sei es
wichtig, die Erstellung von Offerten und konkreten Projektplänen
frühzeitig zu erlernen und die
Studierenden mit den Instrumenten und Techniken der Branche
vertraut zu machen.
Dr. Hansruedi Scherer
Die Frage ist brandaktuell: Wie
sollen Pensionskassen ihr Geld
anlegen, damit für die Versicherten die höchsten Erträge bei
minimalem Risiko resultieren?
Mit Hansruedi Scherer kann das
Institut für Finanzmanagement
in diesem Wintersemester einen
Experten auf diesem Gebiet als
Gastdozenten begrüssen.
Scherer hat sich bereits in seiner
Dissertation mit Anlagestrategien
für Schweizer Pensionskassen
beschäftigt. Als Partner einer
unabhängigen Beratungsunternehmung für institutionelle Anleger kennt Scherer zudem auch
die praktischen Problem- und
Fragestellungen im Zusammenhang mit dem Anlageverhalten
institutioneller Anleger. In seiner
Vorlesung «Asset Management by Institutional Investors»
vermittelt der 41-Jährige, der
in Bern Betriebs- und Volkswirtschaft studiert hat, grundlegende Kenntnisse zu diesem
Thema. Im Vordergrund stehen
dabei folgende Fragestellungen:
Welches sind die Rahmenbedingungen, die für das Anlageverhalten von Pensionskassen in der
Schweiz wesentlich sind? Wie
wird die Anlagestrategie von
Pensionskassen bestimmt und
welche Varianten bestehen bei
der Umsetzung? In der Vorlesung wird ebenfalls aufgezeigt,
welchen Einfluss institutionelle
Anleger auf die Geschehnisse im
Kapitalmarkt haben. Die Vorlesung auf Master-Ebene fokussiert dabei auf die Übertragung
von theoretischem Wissen auf
konkrete Problemstellungen in
der Praxis.
BeWL 4 /2005 Information
Familiär ja, gemütlich nein –
das Berner BWL-Studium im Urteil
der Studierenden
Was SwissUp nicht glaubte, bestätigt eine interne Evaluation
durch die Studierenden: Das BWL-Studium in Bern braucht sich
im schweizweiten Vergleich nicht zu verstecken. Die Resultate
der Umfrage räumen mit alten Klischees auf, erlauben Worte
des Lobes, decken aber auch Schwachpunkte auf.
Von Sabina Meier
Sämtliche Hauptfachstudierende
der Betriebswirtschaft wurden
letztes Jahr mittels Online-Fragebogens aufgefordert, ihr Urteil
über die Qualität des BWL-Studiums an der Uni Bern abzugeben.
Dabei wurde der Fokus nicht wie
üblich auf einzelne Lehrveranstaltungen gelegt, sondern das
Studium als Ganzes evaluiert.
Befragt wurden die Studierenden
zu Aspekten der Organisation
und Struktur des Studiums, zu
den Dozierenden und Lehr- und
Lernformen als auch zum eigenen
Studienverhalten. 522 Hauptfachstudierende beteiligten sich
an der Umfrage. Dies entspricht
einer Rücklaufquote von beachtlichen 47 Prozent. Erfahrungsgemäss erzielen Online-Umfragen
bei Studierenden Antwortquoten
von maximal 20 Prozent.
Berner Klischee ade
Unbestritten, die Berner Betriebswirte schätzen die familiäre
Atmosphäre ihrer Uni. Daran soll
sich auch nichts ändern. Viele
Studierende sind der Meinung,
dass sich Bern in diesem Punkt
positiv von anderen Schweizer
Universitäten abhebt. «Hier hat
man nicht den Eindruck, die
Uni Bern wolle eine Pseudo­elite
züchten. Wir sind auf dem Boden
geblieben», lautet der Kommentar. Die Bodenhaftung sei aber
nicht mit Gemütlichkeit zu
verwechseln, betonen die Studierenden.
Spätestens im Hörsaal ist von
dieser Berner Aura nicht mehr
viel zu spüren. Die Resultate der
Studie widerlegen das Klischee
des Berner Schlendrians. Über 80
Prozent der Befragten empfinden
BeWL 4 //2005 Information
Schwierigkeitsgrad, Stoffumfang
und Tempo der Lehrveranstal­
tungen eher zu hoch. Bei den
Leistungsnachweisen zeichnet
sich ein ähnliches Bild ab: Die
Anforderungen und der Stoffumfang der Prüfungen werden als
happig bezeichnet – und dies,
obwohl sich die Berner Betriebswirte als motivierte Studierende
erweisen. So bezeichnen sich
annähernd neun von zehn
Befragten als interessiert. Ans
Abbrechen wird nur in einzelnen
Fällen gedacht.
Neben Motivation kann den
Studierenden auch Disziplin
als Eigenschaft gutgeschrieben
werden. Mehr als zwei Drittel
bleiben der Lehrveranstaltung nur
fern, wenn zwingende Gründe
vorliegen. Was derartige Gründe
sind, geht aus der Studie aber
nicht hervor. Der Besuch einer
Lehrveranstaltung wird gegen­
über der Erarbeitung des Lernstoffes im Selbststudium nach
wie vor vorgezogen.
Infrastrukturelle Engpässe
Disziplin hin oder her, kaum
jemandem wird entgangen sein,
dass die Universität Bern infrastrukturelle Engpässe noch nicht
endgültig aus dem Weg räumen
konnte. Es überrascht daher auch
nicht, dass sich mehr als acht
von zehn Studierenden über zu
kleine Hörsäle beklagen. Bei den
Lernarbeitsplätzen ist die Situation identisch: Das Angebot liegt
deutlich unter der Nachfrage.
Insbesondere vor und während
der Prüfungszeit muss ein Platz
manchmal hart erkämpft werden.
Fortschritte hingegen wurden
bei der technischen Ausstattung
erzielt. Die akustischen und visuellen Hilfsmittel in den Hörsälen
werden als gut bezeichnet. Ist der
Dozierende schlecht zu verstehen, liegt es nicht an technischen
Mängeln, sondern am zu hohen
Lärmpegel der Studierenden.
Gute Betreuungsverhältnisse
Trotz den stark anwachsenden
Studierendenzahlen, die sich vor
allem in überfüllten Hörsälen
äussern, leidet die Qualität der
Betreuung nicht. Die Betreuungssituation wird aus Sicht der
Studierenden als zufriedenstellend eingeschätzt. Die Assistenten stehen bei Bedarf zur Verfügung, ein persönliches Gespräch
sei ohne weiteres organisierbar.
Das Urteil der Studierenden
erstaunt. Schneidet doch das
Departement für Betriebswirtschaftslehre bei Vergleichen der
Betreuungsquote sowohl universitätsintern als auch schweizweit
schlecht ab. Es stellt sich die
Frage, ob grosse Selbstständigkeit eine weitere Eigenschaft der
Berner ist, oder ob eher Zweifel
an der Interpretation der Kennzahlen gehegt werden müssten.
Deutliches Verbesserungspotential besteht beim Engagement der
Universität bezüglich der Vermittlung von Praktikumsstellen. Die
Absolvierung von Praktika werde
zwar verlangt, aber mit Unterstützung durch die Universität bei
der Suche eines entsprechenden
Platzes dürfe man keinesfalls
rechnen, fassen die Studierenden
ihre Enttäuschung zusammen. In
diesem Fall hat das Departement
reagiert und erste Verbesserungsmassnahmen ergriffen. Die neu
geschaffene Online-Jobplattform
des Departements für Betriebs-
wirtschaftslehre soll laufend
ausgebaut werden.
Vielseitige Möglichkeiten
Als durchweg positiv beurteilen die Berner Betriebswirte die
Organisation und Struktur des
Studiums. Die vielseitigen Vertiefungsrichtungen, das grosse
Angebot an Lehrveranstaltung­en
und nicht zuletzt die vielen
Partneruniversitäten im Ausland
werden von den Studierenden
speziell geschätzt. Ebenso grosszügig wie kooperativ zeigt sich
das Departement BWL bei der
Wahl des Nebenfachs. Diese Freiheiten werden von den Studierenden herausgestrichen und
gehören zu den grossen Pluspunkten, die Bern im Vergleich
mit anderen Universitäten zu
bieten hat. Die Kehrseite dieser
Individualität äussert sich in Koordinationsschwierigkeiten. Viele
Studierende bekunden Mühe,
Haupt- und Nebenfach unter
einen Hut zu bringen. Die vielen
Überschneidungen führen bei
einigen zu Verzögerungen des
Studienabschlusses.
offene Ohr der Dozierenden für
die Anliegen, aber auch die Anregungen und die Kritik von Studierenden wird geschätzt. Abgesehen von einzelnen Ausnahmen
werden die Lehrveranstaltungen
gut vorbereitet und auch die
Lernmaterialen sind inhaltlich und
formal überzeugend gestaltet.
Die Befragten machen jedoch auf
starke Qualitätsschwankungen in
den Leistungen der Dozierenden
aufmerksam. Das Gesamturteil
bleibt allerdings positiv, sind doch
über 80 Prozent der Befragten
grundsätzlich zufrieden mit den
Leistungen der Dozierenden.
Auch mit den praktizierten
Lehr- und Lernformen kommen
die Studierenden gut zurecht.
Obwohl die Mehrheit mangelnde
Diskussionskultur feststellt,
bekunden nur gerade 20 Prozent
Mühe mit dem überwiegenden
Frontalunterricht.
Die detaillierten Resultate der
Studie sind der Lizentiatsarbeit «Hochschulrankings – Qualitätsbewertung
von Studium und Lehre dargestellt
am BWL-Departement der Universität
Bern» von Michèle Hadorn und
Gute Noten für Dozierende
Als gut wurden auch die
Leistung­en der Dozierenden
beurteilt. Hervorgehoben wird
das freundliche Verhalten gegenüber den Studierenden. Das
Sabina Meier zu entnehmen.
BeWL 4 //2005 Information
Personen
«Das Salz in der Suppe»
Mit Norbert Trautmann hat das Departement BWL einen neuen
Professor für Operations Research gefunden, der die Schweiz
bestens kennt – sei es von seiner Zeit als Austauschstudent in
Lausanne, von der Weinernte in der Waadt oder dem Skifahren
in Engelberg. Entsprechend gross ist beim 32-jährigen
Deutschen die Freude, seine erste Stelle als Professor in Bern
anzutreten. Von Simon Haag
Er bedeutet mir sehr viel und ich
freue mich auch ausserordentlich
über die Möglichkeit, an einer
so angesehenen Universität zu
arbeiten. Die Fakultät bietet ein
sehr modernes Lehrprogramm
an und legt gleichzeitig Wert
auf eine anwendungsbezogene
Forschung, was mir beides sehr
zusagt.
Mit Beginn dieses Wintersemesters ist Norbert Trautmann neuer
Assistenzprofessor für quantitative
Methoden der Betriebswirtschaftslehre (Operations Research). Der
32-jährige Deutsche war bis zu
seinem Ruf an die Universität Bern
als Privatdozent für Operations
Research an der Universität Karlsruhe tätig, an der er auch seine
gesamte akademische Ausbildung
absolviert hat. Der Familienvater
wird in Bern zwei Veranstaltungen
auf der Bachelor-Ebene anbieten. Norbert Trautmann nennt
neben Ski- und Snowboardfahren Kochen und Reisen als seine
Hobbys.
Norbert Trautmann, Sie haben
soeben Ihre erste Stelle als
Professor angetreten – und
dies erst noch in der Schweiz,
einem Land, das Ihnen offensichtlich am Herzen liegt. Was
bedeutet Ihnen der Ruf an die
Universität Bern?
BeWL 4 /2005 Personen
Sie sind begeisterter Ski- und
Snowboardfahrer. Beeinflusste
neben der Reputation der Uni
nicht auch die Nähe zu den
Alpen Ihre Entscheidung?
Letztlich ist es die Mischung, die
stimmen muss. Das Freizeitangebot ist in Bern ohne Zweifel
exzellent: So freue ich mich
besonders auf das erste Bad in
der Aare oder auf die verschiedenen Museen. Die Nähe zu
den Alpen ist sicherlich auch ein
Pluspunkt für Bern. Letztlich war
es mir aber wichtig, eine gute
berufliche Perspektive zu haben
– und das ist in Bern sicherlich
der Fall.
Nehmen Sie sich aufgrund
der Tatsache, dass die Stelle
in Bern Ihre Erstberufung
darstellt etwas Besonderes
vor?
Grundsätzlich nehme ich mir
immer vor, nicht über die Köpfe
der Studierenden hinweg zu
lehren, sondern auch Feedback
von ihnen zu erhalten und umzusetzen. Ich möchte versuchen,
den Studierenden interessante
Veranstaltungen anzubieten und
Inhalte zu vermitteln, die sie im
Berufsleben verwenden können.
Operations Research (OR) ist für
mich so etwas wie das Salz in der
Suppe. Man sollte es damit nicht
übertreiben, aber ganz ohne
geht es auch nicht. Denken Sie
beispielsweise an die betriebswirtschaftlichen Problemstellungen wie Nachfrageprognose oder
Preisgestaltung, die eine Mobilfunkgesellschaft lösen muss.
Solche Fragen lassen sich ohne
OR nicht beantworten.
Welche Aspekte des Operations Research werden denn
Ihre Vorlesungen behandeln?
In den beiden Vorlesungen
«Quantitative Methoden I und II»
diskutieren wir Methoden und
Modelle zur Analyse betriebswirtschaftlicher Daten und zur
Lösung betriebswirtschaftlicher
Entscheidungs- und Planungsprobleme. Beide Vorlesungen
werden auf der Bachelor-Ebene
angeboten.
Sie waren bislang an der
Technischen Hochschule in
Karlsruhe tätig, an welcher
die mathematische Ausbildung
eine hohe Priorität genoss.
Inwiefern rechnen Sie damit,
Ihre Vorlesungen dem Publikum in Bern anpassen zu
müssen.
Ich bin mir durchaus bewusst,
dass die Mathematikausbildung
in Karlsruhe wesentlich umfangreicher ist als in Bern und ich
daher in den Vorlesungen hier
weniger voraussetzen kann.
Allerdings muss ich das Ganze
auch ein bisschen relativieren.
In den Vorlesungen, die ich
bisher gehalten habe, stand die
Mathematik gar nicht so sehr im
Vordergrund – viel wichtiger sind
das Verständnis von komplexen
Zusammenhängen und ein analytisches Denkvermögen.
Wenn Risiko das Leben prägt
Die Universität Bern hat Christopher Culp zum Honorarprofessor
ernannt. Culp, ein renommierter Akademiker und Berater im
Bereich Finanzmanagement, lehrt jeweils im Wintersemester am
Institut für Finanzmanagement. Von Simon Haag
zu dessen Kollaps beitrug. Der
1995 veröffentlichte Artikel
gehörte damals zur Pflichtlektüre
in der Finanzwelt und war an der
Wall Street Gegenstand vieler
Diskussionen. Culps Expertenmeinung spielte eine massgebende
Rolle bei den anschliessenden
Prozessen, in denen die Schuld
der Vorstandsmitglieder der MG
untersucht wurde.
Ehre, wem Ehre gebührt: Mit der
Ernennung von Christopher Culp
zum Honorarprofessor gelang
es der Universität Bern, einen
weltweit führenden Experten im
Bereich des Risikomanagements
für sich zu gewinnen. Professor
Culp hält jeweils im Wintersemester in Bern eine Vorlesung,
die sich mit den finanztechnischen Aspekten des Versicherungsmarktes auseinandersetzt.
Dass die Vorlesung im Winter
stattfindet, ist kein Zufall, ist der
36-Jährige doch begeistert vom
Berner Oberland und dessen
Skipisten. Jeweils im Frühling
und Herbst lehrt Culp an der
Universität Chicago, der Heimat
zahlreicher Nobelpreisträger. Der
Kontakt zwischen Culp und dem
Institut für Finanzmanagement
(IFM) der Universität Bern geht
zurück auf die hervorragenden
Beziehungen des IFM-Direktors
Claudio Loderer in die USA.
Dieser war selbst viele Jahre an
den Universitäten Rochester,
Chicago und Purdue tätig, bevor
er nach Bern kam.
Culps gefragtes Urteil
Nach dem Kollaps der Metallgesellschaft AG (MG) im Jahr
1993 wurde Christopher Culp
auf einen Schlag weltberühmt.
Die MG war eine Holding, die
unter ihrem Dach 746 Tochtergesellschaften vereinigte und
in zwölf Geschäftsfeldern tätig
war. Sie hatte nebst langfristigen
Termingeschäften umfangreiche
Futures-Verträge für Öl abgeschlossen und geriet in ernste
Zahlungsschwierigkeiten, so dass
der Konkurs ausgelöst wurde.
Der Schaden wurde von der
Prüfungsfirma KPMG auf
1,3 Milliarden Dollar geschätzt.
Culp untersuchte unmittelbar
nach dem Zusammenbruch
gemeinsam mit Merton H. Miller,
dem Nobelpreisträger von 1990,
inwiefern die Hedging-Strategie
des Firmenkonglomerats zur Absicherung der Öltermingeschäfte
In der Folgezeit hat sich Culp als
Autor von mehreren Büchern und
etlichen wissenschaftlichen Artikeln zum Thema Risikomanagement einen Namen gemacht.
Christopher Culp ist aber nicht
nur in Wissenschaft und Lehre
sehr aktiv – sein Curriculum Vitae
umfasst zwölf Seiten –, sondern
auch in der Privatwirtschaft
als Unternehmensberater und
Mitglied verschiedener Unternehmensausschüsse. Auch hier
beschäftigt sich Culp vor allem
mit Risikomanagement. Auch als
Mitglied des Beirats des Chicago
Symphony Orchestra kann Culp
im Privatleben nicht ganz ohne
Risiko und Spannung sein: Neben
dem Skifahren gehören Spionageromane zu seinen Leidenschaften.
BeWL 4 /2005 Personen
«Bis jetzt war Fernsehen für mich
immer eine Art Hobby»
Alles begann in einer Garage. Björn Hering, bislang als
Moderator von Radio- und TV-Sendungen aufgefallen, hatte
die Idee für eine interaktive Dating-Show. Zusammen mit
einem Partner gründete er die Produktionsfirma FaroTV und
machte «Joya rennt» zu einer der erfolgreichsten Sendungen
der Schweiz. Björn Hering ist aber nicht nur der Kai Pflaume
der Eidgenossen, sondern auch BWL-Student in Bern.
Von Simon Haag und Tonio Zemp
Björn Hering, du bist der Erfinder von «Joya rennt». Wie
würde eine Sendung namens
«Björn rennt» aussehen?
Ehrlich gesagt, renne ich eher
planlos durch die Gegend,
deshalb ist das schwierig zu
beschreiben. Grundsätzlich bin
ich jemand, der sein Leben für
das nächste halbe Jahr plant,
aber nicht weiter in die Zukunft
hinaus. A propos Rennen: Seitdem ich bei «Joya rennt» nicht
mehr vor der Kamera stehe, habe
ich wieder mit Joggen begonnen:
Die Schokolade, die es bei «Celebrations» gibt, hat ihre Spuren
hinterlassen …
© Sat.1 Schweiz
Björn Hering, Jahrgang 1978,
ist ein Frühstarter. Bereits im
Alter von 17 Jahren hat Hering
Radio- und TV-Sendungen moderiert. Erste Gehversuche beim
Fernsehen machte er mit dem
Jugendmagazin «ZapZone» auf
verschiedenen Regionalsendern
und Tele24. Danach war Hering
als Moderator beim mittlerweile
Konkurs gegangenen Privatsender TV3 tätig. 2001 entwickelte
Hering mit «Joya rennt» das
Konzept für eine interaktive
Dating-Show, die er nicht nur
moderierte, sondern mit seiner
eigenen Produktionsfirma FaroTV
auch herstellte. Seit 2004 ist
Hering zudem als Moderator
und Produzent von «Celebrations» tätig. Neuester Coup des
27-Jährigen ist der Auftrag, das
Inhouse-TV im neuen Stade de
Suisse Wankdorf zu produzieren.
Björn Hering hat ursprünglich
das Lehrerseminar besucht und
studiert seit dem Jahre 2000 BWL
in Bern.
10
BeWL 4 /2005
Neben deinen Fernseh-Tätigkeiten bist du aber auch BWLStudent in Bern. Wie verträgt
sich diese Kombination?
Nicht immer sehr gut, da sie
im Prinzip einen Zielkonflikt
darstellt. Dies gilt insbesondere
für den Faktor Zeit, denn wenn
an der Uni Prüfungen anstehen,
ist meistens auch bei meiner
Produktionsfirma FaroTV viel los.
Im fachlichen Bereich profitiere
ich aber sehr wohl. Vorlesungen
wie «Personal und Organisation»
oder «Marketing» liefern mir
teilweise wertvolle Inputs für
Problemstellungen, mit denen ich
bei FaroTV konfrontiert bin.
Was hat denn für dich
Priorität? Das Studium oder
FaroTV?
Ganz zu Beginn meines Studiums habe ich den Begriff der
Opportunitätskosten kennen
gelernt. Wende ich diesen strikt
auf mein Dilemma an, liegt
mein Schwerpunkt bei FaroTV.
Aus diesem Grund plane ich das
Studium sehr effizient: Was ist
der einfachste Weg, um zum
Abschluss zu kommen. Für mich
ist das Studium, obwohl per se
nicht als solches gedacht, eine
eher berufsbegleitende Ausbildung.
Dann steht für dich
die TV-Produktion klar im
Mittelpunkt?
Nüchtern betrachtet ist es sicher
so. Bis jetzt war Fernsehen für
mich immer eine Art Hobby.
Langsam realisiere ich, dass das
Fernsehen mein Hauptstandbein
und nicht mehr eine angenehme
Freizeitbeschäftigung ist. Denn
die Realität ist, dass mir die
angenehme Freizeitbeschäftigung
mein tägliches Brot finanziert.
Vielleicht ist auch eine gewisse
Angst da, weil ich realisiert habe,
wie wichtig das Ganze überhaupt
ist. Manchmal habe ich das
Gefühl, dass ich mir dies nicht
so recht eingestehen will. Häufig
fühle ich mich mehr als Student,
der nebenbei noch zwei TVSendungen produziert, denn als
TV-Unternehmer.
Langsam realisiere ich, dass
das Fernsehen mein Hauptstandbein und nicht mehr eine
angenehme Freizeitbeschäf­
tigung ist.
Als du zusammen mit Mathias
Ruch FaroTV gegründet hast,
habt Ihr euch jemals ausgemalt, welchen Stein ihr damit
ins Rollen bringt?
Nein, im Gegenteil. Hätte mir
jemand gesagt, dass ich einmal
eine Unternehmung mit bis zu 25
Angestellten führe, dann hätte
ich ihn wohl glatt als verrückt
Unterhaltungschefs ergeben sich
unter Umständen neue Möglichkeiten. Weil aber die Strukturen
am Leutschenbach nicht immer
sehr flexibel sind, braucht es
noch einige Zeit, bis dort die
Überzeugung gereift ist, Sendungen von einer externen Produktionsfirma zu beziehen.
bezeichnet, so irreal erschien mir
dies.
Wie war es denn bei
der Gründung von FaroTV?
Auch wenn es nach Klischee und
Marketing-Gag tönt: Das Ganze
hat wie bei Microsoft in einer
Garage begonnen – und zwar
in jener des Tagesschau-Moderators Franz Fischlin. Die ersten
Investitionen von meinem FaroTVMitbegründer Mathias Ruch und
mir waren zwei Tische für 70
Franken und ein Telefon aus dem
Brockenhaus in Bümpliz. Wir
haben damals einfach begonnen
– ohne irgendeinen Plan, ohne
Strategie. Das ist heute natürlich
anders. Mittlerweile überlegen
wir uns genau, ob wir diesen
oder jenen Schritt tun sollen, ob
wir uns verzetteln oder nicht, ob
und wie wir die Ziele erreichen.
Das Ganze hat wie bei Microsoft in einer Garage begonnen – und zwar in jener des
Tagesschau-Moderators Franz
Fischlin.
Der Auslöser für deine
Karriere und die Gründung
von FaroTV war ja das
Konzept zu «Joya rennt»? Wie
bist du auf die Idee für diese
Dating-Show gekommen?
Die Idee zu «Joya rennt» kam
mir in Bern an der Ferienmesse.
Ein Reiseveranstalter versprach
damals Leuten einen Gutschein
im Wert von 50 Franken, wenn
es ihnen gelingt, innert drei Stunden den Reisepass samt Kopie
vorbeizubringen. Ich fand die
Idee damals ziemlich gut und
habe sie für das Fernsehen modifiziert und verschärft.
«Joya rennt» zeichnet sich
dadurch aus, dass die Sponsoren direkt in die Sendung
miteinbezogen werden. Musstest du deshalb Konzessionen bei der Gestaltung der
Sendung eingehen?
Eigentlich nur zu Beginn. So war
es eine Bedingung der Swisscom
für ihr Engagement, dass das
Konzept etwas mit dem Internet
zu tun haben muss. Dies war
ursprünglich nicht der Fall.
Die Sponsoren sind fester
Bestandteil der Sendung.
Wie schwierig war es denn,
Partner für «Joya rennt» zu
finden?
Bei der Swisscom war es relativ
einfach, weil wir bereits vorher
zusammengearbeitet haben.
Jetzt, wo wir uns als TV-Produzent etabliert haben, geht alles
natürlich viel einfacher. Zum Teil
kamen die Partnerschaften auch
eher unerwartet zustande. So
war es ein Autogrammwunsch,
der die Kooperation mit Seat
begründet hat. Der Seat-Marketingchef Ron Ziegler bat mich um
eine Unterschrift für seine Frau.
Ich habe diese natürlich geschrieben, allerdings wollte ich ihm
diese persönlich übergeben – um
dann mit ihm gleich noch über
die Sendung und ein allfälliges
Sponsoring zu sprechen …
Der Schweizer TV-Markt ist
relativ klein. Privatsender
haben es nicht einfach, am
Monopolisten SF DRS kommt
niemand vorbei. Auch FaroTV
nicht?
Momentan nicht, ja. Mit dem
Wechsel an der Spitze von SF
DRS und auf dem Posten des
Mit «Joya rennt» verfügt
FaroTV über ein Konzept, dass
sich eins zu eins auf andere
Märkte übertragen lässt. Wäre
da eine InternationalisierungsStrategie nicht adäquat, um
die Restriktionen des Schweizer Marktes zu umgehen?
Es ist Teil unserer Strategie,
im internationalen TV-Markt
tätig zu sein, deshalb ist das
sicherlich eine Möglichkeit.
Gegenwärtig laufen Gespräche
über den Export des Formats
nach Russland, China, Holland,
Deutschland und Australien. Das
Konzept für «Joya rennt» kann
allerdings nicht stur auf fremde
Märkte übertragen werden. So
ist beispielsweise der Export von
«Joya rennt» nach Italien nicht
ganz einfach. Schicken wir in der
italienischen Provinz junge Frauen
mit fremden Jungs in die Ferien,
laufen der «papà» oder der
«nonno» Sturm. So etwas wird
von der Familie nicht akzeptiert.
Schicken wir in der italienischen Provinz junge Frauen
mit fremden Jungs in die
Ferien, laufen der «papà» oder
der «nonno» Sturm.
Die Schweiz ist nicht gerade
bekannt als Exportland für
TV-Produktionen. Wie kann
FaroTV als Kleinunternehmung
im Hochlohnland Schweiz
im internationalen TV-Markt
bestehen?
Als Schweizer Unternehmung,
die TV-Sendungen produziert,
hat man nur dann eine Chance,
wenn die Sendung in der Schweiz
stattfinden muss. In diesem Fall
müssen wir uns in Bezug auf die
Kosten nicht vor osteuropäischen
Firmen verstecken. Wenn diese
eine komplette Crew einfliegen
müssen, die zudem nicht über
das lokale Know-how verfügt, ist
dies sicherlich gleich teuer, wenn
nicht sogar teurer.
BeWL 4 /2005 Personen
11
Mit «Celebrations» hast du
nun eine zweite Sendung
lanciert. Wie kam es dazu?
Eigentlich wollte ich, nachdem
ich die Moderation von «Joya
rennt» abgab, etwas abschalten
und die Präsenz vor der Kamera
reduzieren. Schliesslich gab es
seit meinem 17. Lebensjahr
keinen Monat, in dem ich nicht
vor der Kamera stand. Ich ging
damals auf Masterfoods zu, um
sie für eine Zusammenarbeit bei
«Joya rennt» zu gewinnen. Doch
sie wollten etwas komplett Neues
machen, wussten aber nicht
was, wie oder wo. Der Reiz auf
dieses Angebot hin eine Sendung
zu entwickeln, war schliesslich
zu gross, als dass ich es hätte
ausschlagen können. Ich stehe
halt auch ziemlich gerne vor der
Kamera …
Ich stehe halt auch ziemlich
gerne vor der Kamera …
Vergleicht man die beiden
Sendungen, fällt auf, dass
beide auf die eine oder andere
Art ihre Zuschauer glücklich
machen wollen.
Diese Paralelle ist mir noch gar
nicht aufgefallen. Ob ich durch
TV-Sendungen tatsächlich Leute
glücklich machen will, weiss ich
nicht. Ich muss mir das einmal
überlegen. Was mich am Fernsehen fasziniert, sind die Emotionen. Und da liegen mir die
positiven schon näher. Mir gefällt
die Kombination zwischen Musik,
Bild und Emotionen. Letztere
sind bei aller Künstlichkeit immer
echt. Die Leute, sei es bei «Joya
rennt» oder noch ausgeprägter
bei «Celebrations», haben wirklich Freude und das macht die
12
BeWL 4 /2005 Personen
Arbeit natürlich wunderschön. Es
gibt nichts schöneres, als wenn
man am Abend nach Hause
gehen kann und man einem Kind
seinen Lebenstraum erfüllt hat.
Emotionen und Fernsehen
stellen aber eine permanente
Gratwanderung dar.
Ja, und diese muss jeder für sich
selbst bewältigen. Fliessen auf
dem Set Tränen, entscheide ich,
die Kameras abzuschalten. Die
Emotionen gehen auch an einem
selber nicht spurlos vorbei, man
leidet und freut sich. Ich verlasse
mich einfach auf mein Gefühl,
wenn es darum geht die Trennlinie zwischen öffentlichem Interesse und persönlichen Emotionen
zu ziehen. Vielleicht sind es für
den einen zu viele Emotionen, für
den andern zu wenig. Für mich
ist wichtig, dass ich hinter den
Sendungen stehen kann.
Die Sendungen von
Björn Hering
FaroTV, die Produktionsfirma
von Björn Hering und Mathias
Ruch, stellt gegenwärtig zwei
Sendungen für den Schweizer
TV-Markt her. «Joya rennt» ist
eine interaktive Datingshow, bei
der sich Singles in einer InternetDatenbank eine Reisebegleitung
suchen. Gelingt es dem Paar,
innert vorgegebener Zeit sämtliche Termine abzusagen, den Chef
von spontanen Ferien zu überzeugen und weitere Hindernisse
zu beseitigen, fliegt es in die
Ferien. Dabei wissen die Kandidaten nicht, worauf sie sich einlassen, kennen sie die Reisebegleitung doch nur als Comic-Gesicht.
«Celebrations» ist der neueste
Wurf von FaroTV. In dieser Show
werden Wünsche und Träume,
wie jener eines krebskranken
Kindes einmal im Cockpit mitfliegen zu dürfen, erfüllt. Beide
Sendungen sind gegenwärtig
bei Sat.1 Schweiz zu sehen und
haben Woche für Woche rund
200‘000 Zuschauer.
Alles Wissenswerte zur
Bachelor-Arbeit im Überblick
Studium
Mit dem aktuell gültigen Studienreglement vom Juni 2004 ist
es für Studierende der Betriebswirtschaft obligatorisch, eine
Bachelor-Arbeit zu verfassen. Noch ist in diesem Zusammenhang
vieles unklar. Warum ist eine Bachelor-Arbeit zu schreiben? Was
für Themen sind möglich? Wer ist an welchem Institut dafür
zuständig? Kann ich meine eigenen Ideen einbringen? Wie viel
Zeit habe ich, um die Arbeit fertigzustellen? BeWL sucht nach
Antworten. Von Simon Haag und Tonio Zemp
Grundsätzlich soll das Verfassen
einer Bachelor-Arbeit zeigen,
dass die Studierenden in der Lage
sind, eine betriebswirtschaftliche
Problemstellung eigenständig zu
bearbeiten. Dabei können sowohl
wissenschaftliche als auch praktische Fragestellungen im Vordergrund stehen. Gerade bei letzteren ist es denkbar, dass die Arbeit
in Zusammenarbeit mit einem
Praxispartner realisiert wird. Die
knappe Bearbeitungszeit, im
Regelfall sechs, im Maximalfall
zehn Wochen, sollte hier jedoch
bedacht werden.
Um etwas Übersicht in den Katalog unterschiedlicher Anforderungen, zu beachtenden Anmeldefristen und Zulassungskriterien
zu bringen, hat BeWL auf den
folgenden Seiten die Vorgehensweise der Lehrstühle und
Institute zusammengefasst, und
eine Tabelle erstellt, die sämtliche
relevanten Informationen für das
Verfassen einer Arbeit an einem
der BWL-Institute beinhaltet.
Institut für Unternehmensrechnung und Controlling
Unter Lehre, im Ressort
«Abschlussarbeiten», findet sich
auf der Website des IUCs eine
Liste mit möglichen Themen,
die laufend ergänzt wird. Jedes
Thema kann nur von einem
Studierenden gewählt werden,
und wird anschliessend von der
Liste gestrichen. Es gibt keine
Option, das Thema der Arbeit
selbst zu wählen.
Interessierte reichen vier Wochen
vor Beginn der Arbeit eine
Kopie des Notenblattes ein. Die
Vergabe des Themas erfolgt
an die erste Bewerberin oder
den ersten Bewerber, wenn
ein erfolgreicher Abschluss des
Einführungsstudiums, der Obligatorien «Kosten- und Leistungsrechnung» und «Bilanzierung»
sowie eines beliebigen Proseminars nachgewiesen werden kann.
Die Betreuung der Arbeiten fällt
in den Zuständigkeitsbereich des
Assistenten Marcel de Vegt.
Institut für Marketing
und Unternehmensführung,
Abteilung Marketing
Bachelor-Arbeiten können am
Lehrstuhl für Marketing während
dem Semester oder in den
Sommersemesterferien verfasst
werden. Die Anmeldung erfolgt
etwa vier Wochen vor Ende des
Semesters oder der Sommersemesterferien mittels eines
Formulars, das auf der Website
in der Kategorie «Abschlussarbeiten» zu finden ist. Im selben
Bereich wird für jeden Zyklus
eine Themenliste publiziert. Mit
dem Anmeldeformular werden
dem Lehrstuhl, unter Angabe der
Priorität, drei gewählte Themen
mitgeteilt. Entscheidende Kriterien für die Themenvergabe sind
der Zeitpunkt der Anmeldung,
sowie der Notendurchschnitt aus
der Vorlesung «Grundlagen des
Marketing» und dem Proseminar,
welcher mindestens die Note
4.75 ergeben sollte. Der Besuch
des Proseminars ist keine Voraussetzung, um eine Bachelor-Arbeit
zu verfassen. Verlangt werden
lediglich der Abschluss des
Einführungsstudiums sowie der
Besuch der Vorlesung «Grundlagen des Marketing». Prioritär
werden Interessenten behandelt,
die kurz vor dem Abschluss des
Bachelorstudiums stehen. Für
Fragen stellt sich die Assistentin
Lucia Malär zur Verfügung.
Institut für Marketing
und Unternehmensführung,
Ab­teilung Unternehmens­
führung
Der Lehrstuhl veröffentlicht
auf der Webseite unter «Thesis
Topics» eine Liste mit möglichen Themen für BachelorArbeiten. Interessierte finden in
dieser Liste auch die jeweilige
Ansprechsperson. Bei mehrfachen
Anfragen für das selbe Thema
ist der Notendurchschnitt der
Vorlesungen und Proseminarien
des Lehrstuhls für die Wahl des
Interessenten massgebend. Bei
einer freien Themenwahl, welche
als Option zur Verfügung steht,
ist eine Assistentin oder ein Assistent nach Wahl zu kontaktieren.
Unabhängig von der Themenwahl
gilt der Besuch eines Proseminars
in der Abteilung Unternehmensführung und das abgeschlossene
Einführungsstudium als Voraussetzung für eine erfolgreiche
Bewerbung, welche ungefähr vier
Wochen vor dem gewünschten
Starttermin zusammen mit einem
Proposal zur Themenwahl eingereicht werden sollte.
BeWL 4 /2005 Studium
13
14
BeWL 4 /2005 Studium
nung
• maximal 30 Seiten
• Betreuung umfasst
Umfang
Sonstiges
• maximal 40 Seiten
• Starttermin wird gemeinsam
• maximal 30 Seiten
–
• maximal 40 Seiten
–
• keine Vorgabe
–
ersten Woche nach der
Anmeldung
drei Besprechungen mit dem
Betreuer
(Rückfragen bei Problemen
jederzeit möglich)
• Themenvergabe erfolgt in der
festgelegt
Ja
Ja
• nach Eingang der Anmeldung
Ja
oder abgelehnt
wird genehmigt, modifiziert
• das selbst gewählte Thema
• Betreuung umfasst höchstens
20 Kandidaten
• Annahme von maximal
• 25–30 Seiten
Ja
• Ende des Bachelorstudiums
• Vorwissen des Bewerbenden im Hinblick auf das gewählte Thema
und administrative Hinweise)
erforderlichen Hinweise enthält (Starttermin, Abgabetermin, Thema, detaillierte Aufgabenstellung
• zum gewünschten Starttermin erhalten sie dann eine Mitteilung, die alle für die Bearbeitung
– das IWI teilt den angemeldeten Studierenden zunächst mit, welches Thema sie bearbeiten werden.
• Kopie des Notenblatts
Ende des Proseminars
• Informationsveranstaltung am
vor Beginn der Arbeit.
• Anmeldung per E-Mail
• Frist: spätestens vier Wochen
absprache
• individuelle Themen-
• Anmeldung per E-Mail
theorie
Finance oder Finanzmarkt-
aus dem Bereich (Corporate)
• eigener Vorschlag
Organisation»
– Proseminar «Personal und
• Leistungsnachweis:
Renato C. Müller
IOP
Ja
• Notenschnitt
minar Marketing)
• Motivation
und, falls vorhanden, Prose-
des Instituts
• Interesse an Themengebieten
«Grundlagen des Marketing»
4.75 (Schnitt aus Vorlesung
• Notenschnitt mindestens
gewünschten Starttermin
• bei Bedarf können Themen parallel vergeben werden
Termin der Themenvergabe
ben
des Semester)
• Frist: vier Wochen vor dem
• Angabe eines verbindlichen Starttermins für die Bearbeitung innerhalb von 90 Tagen ab dem
gewünschten Thema abzuge-
• Frist: in den letzten vier
Semesterwochen (für folgen-
Themenliste
• Anmeldung per E-Mail ([email protected]) zum vorgegebenen Termin auf der
• Themenliste (Internet), Publikation Ende Januar, Juni und Oktober
• Angabe von drei Prioritäten
• mit der Bewerbung ist ein
• Anmeldung per E-Mail
• eigener Vorschlag
• Themenliste (Internet)
IFMs
und eines Proseminars des
sung «International Finance»
• Empfohlen: Besuch der Vorle-
• Leistungsnachweis:
Einführungsstudium
• Abgeschlossenes
Diego Liechti
«Inhaltliche und formale Anforderungen an wissenschaftliche Arbeiten» obligatorisch.
einseitiges Proposal zum
(Internet)
• Anmeldeformular
• Themenliste (Internet)
führung
Professor Reinhard Jung
– Valuation
Alexandra Zaugg
IFM
Wurde noch keine Proseminararbeit am IWI geschrieben, ist die Teilnahme an der Veranstaltung
– Proseminar am IWI
• Leistungsnachweis:
Thomas Wermelinger
Abteilung Jung
IWI,
Absprache der Gliederung
Themenerläuterung und
Nein
Anmeldung
• nach Eingang der
• Kopie des Notenblatts
der Arbeit
Praxisbezogene Arbeiten
Kriterien für Themenvergabe
• Anmeldung per E-Mail
Anmeldung / Bewerbung
• Frist: Vier Wochen vor Beginn
• Themenliste (Internet)
Themenwahl
gerweise am IUC)
– Proseminar (nicht notwendi-
– Bilanzierung
Unternehmens-
– Proseminar in
– Grundlagen des
– Kosten- und Leistungsrech-
Marketing
• Leistungsnachweis:
• Abgeschlossenes
• Leistungsnachweis:
studium
• Leistungsnachweise:
• Abgeschlossenes
beliebiger Assistent)
(bei freier Themenwahl
liste zu entnehmen.
Kontaktperson ist der Themen-
Einführungsstudium
• Abgeschlossenes Einführungs-
Voraussetzungen
Lucia Malär
Abteilung Myrach
Abteilung Knolmayer
Abteilung Unternehmens-
Abteilung Marketing
führung
IWI,
IWI,
IMU,
IMU,
Einführungsstudium
Marcel de Vegt
Ansprechpartner
IUC
Die Institute im Überblick
Institut für
Finanzmanagement
Eine Themenliste steht im Institut
für Finanzmanagement nicht zur
Verfügung. Interessierten wählen
ihr Thema aus den Bereichen
(Corporate) Finance oder Finanzmarkttheorie selbst. Im Anschluss
an die Besprechung des Grobkonzepts mit dem betreuenden
Assistenten wird das Thema von
der Institutsleitung genehmigt,
modifiziert oder abgelehnt.
Nach Abschluss des Einführungsstudiums und einem erfolgreichen Leistungsnachweis in der
Vorlesung «Valuation» kann die
Anmeldung spätestens einen
Monat vor dem gewünschten
Starttermin mit der Kopie des
Notenblatts eingereicht werden.
Weiter wird die Teilnahme am
Proseminar des Instituts und der
Besuch der Vorlesung «International Finance» empfohlen.
Anmeldungen und Fragen betreffend Bachelor-Arbeiten sind per
E-Mail an Diego Liechti zu richten.
Institut für
Wirtschaftsinformatik
Die Wahl eines Themas für eine
Bachelor-Arbeit erfolgt anhand
einer für sämtliche Lehrstühle des
IWIs gültigen Liste. Diese wird
rechtzeitig vor der jeweiligen
Themenvergabe Ende Januar,
Juni und Oktober aufgeschaltet.
Interessenten melden sich zum
publizierten Zeitpunkt mit der
Angabe von mindestens drei
Prioritäten per E-Mail beim Institut. Ebenfalls anzugeben ist der
Zeitpunkt des Starts der Arbeit,
welcher innerhalb von 90 Tagen
nach dem Termin der Themenvergabe erfolgen sollte. Zum
gewünschten Starttermin erhalten die Bewerbenden weitere
Informationen wie Abgabetermin,
Thema, detaillierte Aufgabenstellung und administrative Hinweise.
Der Besuch eines Proseminars am
Institut für Wirtschaftsinformatik
gilt als Voraussetzung für die
Bewerbung. Die freie Themenwahl ist bei keinem der Lehrstühle möglich.
Institut für
Organisation und Personal
Am Ende des Proseminars
«Personal und Organisation»,
welches als einzige Voraussetz­
ung zur Zulassung der Arbeit
gilt, informiert das IOP in einer
Veranstaltung detailliert über die
Bedingungen und den Ablauf des
Verfassens einer Bachelor-Arbeit.
Die Themen werden in Zusammenarbeit mit den Studierenden
und nach den Bedürfnissen des
Instituts laufend entwickelt.
Weitere Informationen erteilt
Renato C. Müller.
Die Bachelor-Arbeit im Urteil
der Studierenden
Fragen wurden immer zügig und
kompetent beantwortet und das
persönliche Gespräch mit Tipps
und Korrekturen war eine grosse
Hilfe. Natürlich wäre eine etwas
breitere Palette von Themen
vorteilhaft gewesen. Ich hätte
mir wahrscheinlich auch selbst
gut etwas überlegen können,
aber insgesamt hat mich dieser
Umstand wenig gestört. Es war
sicher förderlich, von Anfang an
ein klares Thema zu haben.
Die Handhabung (Anmeldung,
Zulassung, Themenwahl und
Fristen) der einzelnen Lehrstühle
ist ziemlich unterschiedlich.
Etwas mehr Einheit innerhalb des
Departements wäre wünschenswert». Antoine Pfander
«Grundsätzlich bin ich kein
Freund solcher Arbeiten. Die
Handhabung der Bachelor-Arbeiten am Lehrstuhl für Marketing
empfand ich als gut strukturiert
und organisiert, weswegen meine
Wahl auf eines der zwanzig sehr
interessanten und unterschiedlichen Themen aus der Liste dieses
Lehrstuhls fiel. Ich war sehr froh,
ein vorgegebenes Thema wählen
zu können. Dieses lieferte mir
eine grobe Idee der Arbeit und
erste Anhaltspunkte. Auch wurde
mir Hilfe angeboten. Zu meiner
Zufriedenheit konnte ich jedoch
sehr selbstständig arbeiten.
Viele Institute und Lehrstühle
setzen für eine Bewerbung den
Besuch des «eigenen» Proseminars voraus, was mich stört.
Diese Regelung sollte aufgehoben werden. Da nach neuem
Reglement nur ein Proseminar
besucht werden muss, wird die
Wahl des Themengebietes für die
Bachelor-Arbeit zu sehr eingeschränkt. Dem Bachelor-Titel,
der eine breit gefächerte Grundausbildung garantieren soll,
wird diese Handhabung nicht
gerecht». André Odermatt
«Seit drei Wochen befasse ich
mich mit der Literaturrecherche
für meine Bachelor-Arbeit am
Lehrstuhl für Marketing. Bis jetzt
gestaltet sich der Prozess sehr
interessant, was sicher auch daran
liegt, dass ich bei der Themenwahl den Zuspruch für meine
erste Priorität erhielt. Gerne hätte
ich ein eigenes Thema eingebracht. Doch leider ist das ist an
diesem Lehrstuhl nicht möglich.
Die freie Themenwahl sollten alle
Institute anbieten.
Das Verfassen schriftlicher Arbeiten ist sicherlich sinnvoll, denn
jede Studienabgängerin und jeder
Studienabgänger sollte über diese
Fertigkeit verfügen. Ob dies in
Form einer Bachelor-Arbeit oder
in Form von Seminararbeiten
geschieht, ist aus meiner Sicht
nicht relevant». Michèle Tanner
«Da mir der Lehrstuhl für Marketing die Bearbeitung des von
mir favorisierten Vorschlags
ermöglichte, fand ich die Auseinandersetzung mit der Thematik
ziemlich interessant. Länger als
sechs Wochen möchte ich mich
jedoch nicht mit einer Arbeit von
diesem Umfang befassen. Sehr
zufrieden war ich mit der Betreuung durch die Assistentin. Meine
«In der Bachelor-Arbeit sehe ich
einen grossen Nutzen, denn sie
bietet die Möglichkeit, einen
wissenschaftlichen Text anzufertigen. Ich denke, dass meine
Fähigkeiten einen längeren Text
zu schreiben, durch das Verfassen der Arbeit weiterentwickelt
wurden. Dass ein vorgegebenes Thema bearbeitet werden
musste, störte mich nicht sonderlich. Die Betreuung durch den
Assistenten habe ich selten in
Anspruch genommen. Bei Unklarheiten erhielt ich jedoch rasche
und kompetente Antworten».
Peter Urben
BeWL 4 /2005 Studium
15
«Was ein Bachelor-Titel Wert ist, werden wir
in vier bis fünf Jahren sehen»
Die ersten Studierenden mit Bachelor-Abschluss haben die
Universität vor einem Jahr verlassen. Allzu viele dürften es
allerdings nicht gewesen sein, denn sowohl bei den Studierenden als auch bei den Unternehmungen ist die Unsicherheit im
Zusammenhang mit dem Bachelor-Abschluss gross. Konkrete
Zahlen fehlen zwar; eine Umfrage bei verschiedenen Unternehmen scheint diese Vermutung aber zu bestätigen.
Von Simon Haag und Tonio Zemp
«Der Bereich Wirtschaftsprüfung
von Ernst & Young hat in Bern
bereits mehrere Bachelor-Absolventen eingestellt. Der Grund,
dass wir nicht mehr Absolventen
einstellen konnten, ist aber nicht
ein Mangel an Stellen, im Gegenteil: Wir hätten im Sommer gerne
zusätzliche Bachelors eingestellt.
Auf Seiten der Studierenden ist
die Unsicherheit bezüglich des
Werts eines Bachelor-Abschlusses
relativ gross, weshalb sich viele
für den aus ihrer Sicht sicheren
Weg, den Master-Abschluss,
entscheiden. Das Risiko, das
Studium «nur» mit dem BachelorAbschluss zu beenden, scheint
vielen zu gross – da noch
niemand weiss, welchen Stellenwert die Wirtschaft diesem
beimessen wird. Über den Wert
eines Bachelor-Titels werden wir
erst in vier oder fünf Jahren mehr
wissen. Ernst & Young erachtet
den Bachelor-Abschluss als gute
Grundlage für die spätere Ausbildung zum Wirtschafsprüfer,
weshalb wir gegenüber einem
Engagement von Bachelor-Absolventen positiv eingestellt sind.»
Martin Flury
Human Resources Manager
Ernst & Young AG
16
BeWL 4 /2005 Studium
«Zur Zeit arbeiten zwei BachelorAbsolventen bei McKinsey. Nach
einer Woche Training werden Sie
während eines Jahres im Bereich
der generellen Unternehmensberatung drei Projekte begleiten.
Wir fordern keine spezifische
Fachkompetenz. Den Bachelors
sollte es möglich sein, selbstständig zu arbeiten und sich in ein
Team einzufügen. Ferner sollten
sie bereits über eine lösungsorientierte Denkensweise verfügen
sowie ein Flair für Zahlen zeigen.
Wert legen wir auch auf eine
ausgeprägte Kommunikations­
fähigkeit.»
Sophie Brunner
Recruiting Manager
McKinsey & Company
«Die Berner Kantonalbank
beschäftigt im Moment keine
Mitarbeiter mit einem universitären Bachelor-Titel. Bei Festanstellungen bevorzugen wir Absolventen einer Fachhochschule oder
Bewerberinnen und Bewerber
mit Liz- oder Master-Abschluss.
Jedoch können wir uns gut
vorstellen, Bachelor-Absolventen
in unser 18-monatiges TraineeProgram aufzunehmen. Hier ist es
von Vorteil, wenn bereits Berufserfahrung mitgebracht wird. Dies
ist für uns eine Garantie, dass
sich der oder die Bewerbende
bereits in der «Praxis» auskennt,
und selbstständig arbeiten kann.
Oft werden wir auch im Zusammenhang mit dem obligatorischen Praktikum von acht
Wochen angefragt. Leider stehen
uns nur beschränkte Möglichkeiten zur Verfügung. Zur Zeit arbeiten bei der BEKB vier Studierende
im Rahmen eines Praktikums.
Die Chancen einer Zusage erhöhen sich für diejenigen, die den
Zeitraum für das Praktikum nicht
während den Sommersemesterferien wählen.»
Barbara Käch
Leiterin Ausbildungsberatung
Berner Kantonalbank
Bachelor-Absolventen in der Praxis:
Die Akzeptanz ist da, die Anstellung (noch) nicht
Der Bachelor-Titel wird von der Wirtschaft als eigenständiger
Hochschulabschluss akzeptiert, allerdings sind die Erfahrungen
mit diesem noch sehr gering. Bei den Bildungsinstitutionen,
Universitäten und Fachhochschulen, stösst der Bachelor dagegen nicht nur auf Gegenliebe. Von Simon Haag
Eine Umfrage bei drei Unternehmen (siehe nebenstehenden
Artikel) lässt es vermuten: Die
Schweizer Wirtschaft verfügt
kaum über Erfahrungen mit
Bachelor-Absolventen. Nahezu
identisch präsentiert sich die
Situation in Deutschland. Das
Institut der deutschen Wirtschaft
befragte 672 Unternehmen zu
Akzeptanz und Karrierechancen von Bachelor-Absolventen.
Nur gerade 11,5 Prozent der
befragten Unternehmen haben
bereits Bachelors eingestellt.
Genaue Vorstellungen haben
die Unternehmen bezüglich der
Karrierechancen: Sechs von zehn
räumen Absolventen mit Bachelor-Abschluss die gleichen Karrieremöglichkeiten ein wie traditionellen Hochschulabgängern.
Gleichheit herrscht aber nur bei
den Aufstiegschancen. Bei den
Vorbedingungen für Chancengleichheit ergeben sich hingegen
Unterschiede: So müssen sich
Bachelor-Absolventen im Urteil
der Befragten länger bewähren
als Diplomabsolventen, dem
bisherigen Regelabschluss, und
rund die Hälfte aller befragten
Unternehmen erwartet von ihnen
auch einen weiteren Hochschulabschluss.
Unklarheit über
Einstiegspositionen
Dass im Zusammenhang mit
Bachelor-Absolventen primär
die Ungewissheit dominiert,
zeigt sich auch darin, dass viele
Betriebe gar nicht so genau
wissen, wo Bachelors eingesetzt
werden sollen. Die Streuung
der Antworten ist entsprechend
gross. Etwa ein Drittel der Unternehmen würde Bachelor-
Absolventen auf dem Level
eines Handelsschulabsolventen
einsetzen, ein weiteres Drittel
auf der Stufe Hochschulabgänger. Das letzte Drittel nennt
keine konkrete Position und will
von Fall zu Fall entscheiden.
Die Ungewissheit bezüglich
Einsatzmöglichkeiten von Bachelors nimmt mit der Unternehmensgrösse ab. Insbesondere
Grossunternehmen mit 500 und
mehr Mitarbeitern haben bereits
Bachelor-Absolventen eingestellt und wissen deshalb auch
genauer, in welchen Positionen
sie adäquat eingesetzt werden
können.
Hohe Akzeptanz
bei Grossunternehmen
Grundsätzlich akzeptieren die
befragten Unternehmen das
neue duale System der Studien­
abschlüsse. Die Akzeptanz
wird umso grösser, desto mehr
Mitarbeiter eine Unternehmung
beschäftigt. Dies ist insofern
einleuchtend, als Grossunternehmen über mehr Hierarchiestufen
verfügen und Bachelor-Absolventen deshalb stufengerechter
einsetzen können. Nicht nur
Begeisterung über das neue
Studiensystem äussern dagegen
die Wirtschafts-Fakultäten deutscher Hochschulen (vgl. Mandler
2005). Sie befürchten, dass der
Bachelor mit seiner kürzeren
Studienzeit das wissenschaftliche
Gesamtniveau der deutschen
Hochschulausbildung reduziert.
Dies wäre insofern problematisch,
als dass die Unternehmen laut
der Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft der Überzeugung sind, dass die wissenschaft-
liche Ausbildung ebenso wichtig
ist wie die praktische.
Kontroverse über
Berufsqualifizierung
Die geringe Anstellungsquote von
Bachelor-Absolventen bei deutschen Unternehmen könnte auch
mit Zweifeln an deren Berufsqualifizierung zusammenhängen.
Für die Mehrheit der befragten
Fakultäten ist diese Unsicherheit
unbegründet: Sie sind der Überzeugung, dass in der dreijährigen
Ausbildung berufsqualifizierendes
Wissen vermittelt werden kann.
Von Einigkeit unter den deutschen Hochschulen zu sprechen,
wäre allerdings vermessen. Eine
starke Minderheit von 23 Prozent
spricht dem Bachelor-Abschluss
jegliche Berufsqualifizierung
ab. Dass Unternehmen deshalb
eher zurückhaltend sind, was die
Anstellung von Bachelor-Absolventen angeht, mag in Anbetracht der nach wie vor grossen
Unklarheiten nicht erstaunen.
Literatur
Konegen-Grenier, Christiane:
Akzeptanz und Karrierechancen von Bachelor- und Master­
absolventen deutscher
Hochschulen in: IW-Trends,
Heft 3, 31. Jg., S. 1–18.
Mandler, Udo: Bachelor- und
Masterstudiengänge in der BWL:
Die Einstellungen der Dekane
wirtschaftswissenschaftlicher
Fachbereiche in: Zeitschrift für
betriebswirtschaftliche Forschung,
August 2005, Jg. 57. S. 453–465.
Sich erfolgreich für Erasmus bewerben,
aber wie?
Die Studienplätze im Ausland erfreuen sich nach wie vor grosser Beliebtheit. Umso wichtiger ist es deshalb, eine Bewerbung einzureichen, die nicht nur den formalen Vorgaben
genügt, sondern auch aufzeigt, weshalb man besonders für ein
Auslandsstudium geeignet ist. Welche Punkte bei einer Bewerbung beachtet werden müssen, verrät Reinhard Jung.
Aufgrund der steigenden Zahl
von Bewerbungen um ErasmusStudienplätze und der damit
verbundenen sehr grossen Nachfrage nach besonders attraktiven
Destinationen, insbesondere
diejenigen in Frankreich, Skandinavien und Spanien, ist eine sorgfältig angefertigte Bewerbung
von entscheidender Bedeutung.
Dabei kommt es weniger darauf
an, die Bewerbungsunterlagen
durch teure Büromaterialien
optisch besonders aufwändig zu
gestalten. Der zentrale Erfolgsfaktor ist vielmehr die Qualität
des Vorbereitungsprozesses und
damit der Bewerbungsinhalte.
Die folgenden Bewertungskriterien werden bei der Studienplatzzuweisung herangezogen:
– Formalia: Einhaltung der
publizierten Vorgaben für die
Bewerbung einschliesslich der
Bewerbungsfrist.
– Selbstständigkeit und
Flexibilität: Die Planung und
Durchführung eines ErasmusAuslandsstudiums erfordert von
den Studierenden grosse Sorgfalt und ein gutes Stück Selbstständigkeit. Diese Qualitäten
müssen im Bewerbungsprozess
und in den Unterlagen sichtbar
werden.
– Sprachliche Vorbereitung:
Bewerbende müssen zeigen,
dass sie die Sprache, in der an
den ausgewählten Gastuniversitäten gelehrt wird, beherrschen.
– Studienplanung: Aus den
Bewerbungsunterlagen muss
ersichtlich sein, wie der
Auslandsaufenthalt in den
individuellen Studienverlauf
eingepasst werden soll. Zu
diesem Zweck sind auch die im
Ausland angebotenen Veranstaltungen zu recherchieren.
Auf Besonderheiten muss
eingegangen werden; beispielsweise haben einige Partner­
universitäten noch nicht auf
das Bachelor- / Master-System
umgestellt.
Grosses Informationsangebot
Mit Blick auf die steigende
Nachfrage wurde das Informationsangebot des Departements,
insbesondere die Website, in den
letzten Jahren massiv ausgebaut.
Auf viele Fragen, die immer
wieder gestellt werden, findet
sich die Antwort bereits in der
Rubrik «Frequently Asked Questions» auf der Website. Ferner
stehen Erfahrungsberichte aus
zurückliegenden Semestern
bereit. Um im Rahmen von
persönlichen Beratungsgesprächen und für in E-Mails gestellte
individuelle Fragen ausreichend
18
BeWL 4 /2005 Studium
Zeit zur Verfügung zu haben,
ist der Erasmus-Fachkoordinator darauf angewiesen, dass
zunächst das elektronische
Informationsangebot umfassend
genutzt wird. Bewerberinnen
und Bewerber sollten letztlich
auch die Wirkung bedenken, die
Fragen wie «Welche Partneruniversitäten gibt es eigentlich?»
(kein fiktives Beispiel!) haben.
Letztlich zeigt sich im persönlichen Kontakt (Beratungsgespräch, E-Mail und Telefonat)
sehr deutlich, ob eine gute
Vorbereitung stattgefunden hat.
Nach Ablauf der Bewerbungsfrist
(jeweils 31. März) erfolgt die
Studienplatzzuweisung für das
später in einem vom ErasmusFachkoordinator zu unterzeichnenden Studienvertrag dokumentiert wird. Auch zu diesem Teil
des Gesamtprozesses finden sich
ausführliche Hinweise auf der
Website.
Entwicklung und
neue Partneruniversitäten
Das Erasmus-Programm des
Departements für Betriebswirtschaftslehre erfreut sich seit etwa
vier Jahren einer stark wachsenden Nachfrage bei den Studierenden. Parallel dazu konnte auch
das Angebot an Studienplätzen
erheblich ausgebaut werden
(siehe Grafik). Zurzeit stehen dem
46 Studienplatzangebot
Studienplatznachfrage
43
35
29
27
18
11
1
2002/2003
2003/2004
2004/2005
darauf folgende akademische
Jahr innerhalb von rund 14 Tagen,
damit die Studierenden ausreichend Zeit für die Feinplanung
haben. Neben der Reiseplanung
und der Wohnungssuche ist
insbesondere das genaue Studienprogramm festzulegen, das
2005/2006
Akademisches
Jahr
Departement 46 einsemestrige
Studienplätze an 22 europäischen
Partneruniversitäten zur Verfügung. Seit Erscheinen der letzten
Ausgabe von BeWL konnte das
Partnernetzwerk um die Istanbul
Bilgi University (Türkei) erweitert
werden. Ein Austauschabkom-
men mit der Universidad de Jaen
(Spanien) ist in Vorbereitung.
Erasmus-Website in
neuem Glanz
Inzwischen wurde die ErasmusWebsite des Departements an das
von der Universität vorgegebene
Design angepasst und hinsichtlich verschiedener Aspekte optimiert. Dabei lag ein wesentliches
Augenmerk auf einer verbesserten Navigation. Die Website
befindet sich weiterhin an der
gewohnten Adresse: http://www.
bwl.unibe.ch/erasmus.
Botschafter
der Universität Bern
Das Departement ist sehr stolz
darauf, mobile Studierende zu
haben. Die hohe Auslastung
unserer Studienplätze an den
Partneruniversitäten ist ein
eindrucksvoller Beleg für diese
Mobilität. Gleichzeitig ist es
für den Fortbestand unserer
Erasmus-Austauschabkommen
wichtig, dass aus dem Ausland
eine ausreichende Anzahl von
Studierenden nach Bern kommt.
Die höchste Effektivität bei der
Gewinnung ausländischer Studierenden bietet der direkte Kontakt
vor Ort, das heisst im Ausland.
Berner Studierende sind im
Rahmen ihres Erasmus-Auslands­
aufenthaltes die «Botschafter»
der Universität Bern und können
vor Ort die Vorzüge ihrer Alma
Mater sowie von Stadt und
Kanton Bern vermitteln.
BeWL 4 /2005 Studium
19
Von Anwesenheitskontrollen und
Velos im Zimmer – ein Auslandssemester
in Tilburg
Die Universität von Tilburg befindet sich am östlichen Ende der
Stadt Tilburg, etwa 15 Minuten Fahrzeit mit dem Velo vom
Zentrum entfernt. Sie zählt rund
12‘000 Studierende und ist eine
Campus-Uni. Am attraktivsten
ist es natürlich, in unmittelbarer Nähe der Universität zu
wohnen, aber leider auch am
teuersten – das übliche Dilemma
zwischen Weglänge und Miethöhe halt. Persönlich habe ich
mich für eine Wohnung, wobei
die Bezeichnung «Wohnung»
gemessen am Schweizer Standard
eher grosszügig erscheint, eine
halbe Stunde von der Uni weg
entschieden. Die Wohnungssuche
in Tilburg gestaltet sich allerdings nicht immer ganz einfach,
weshalb es ratsam ist, die Hilfe
der Uni in Anspruch zu nehmen.
Im Vergleich zu einer uni-nahen
Wohnung habe ich etwa 100
Euro pro Monat gespart. Dies
ist insofern sinnvoll, als dass es
in Tilburg nicht an sinnvollen
Alternativen mangelt, sein Geld
auszugeben … – nein, nicht
der Coffee-Shop um die Ecke.
Ich habe eher an das ideale
Fortbewegungsmittel in Tilburg
gedacht, ein Velo. Allerdings
sollte man besser für zwei Velos
budgetieren, denn ein Hobby
der Niederländer ist das Ausleihen (fremder) Fahrräder ohne
bekannten Rückgabeort. Den
besten Schutz vor derlei Aktionen
bietet nur die eigene Wohnung,
gewöhnt euch deshalb schon mal
an das Velo neben dem Bett …
Gute Betreuung
Als ausländischer Student findet
man sich in der mit 200‘000
Einwohnern sechstgrössten Stadt
Hollands relativ gut zu recht.
Zum einen veranstaltet die Uni
eine Orientierungswoche vor
Semesterbeginn und zum andern
geniesst man dank dem Erasmus-Student-Network (ESN) eine
faktische Rundum-Betreuung.
Das ESN organisiert Ausflüge
sowie Partys, an denen man
sich kennen lernt. Zudem sind
die Holländer ein aufgeschlossenes Volk, was den Aufbau von
Kontakten ebenfalls erleichtert.
Im Zentrum der Stadt befinden
sich viele Bars, die das Nachtleben abwechslungsreich gestalten.
Persönlich empfehle ich für den
Ausgang aber Amsterdam oder
Antwerpen. Beide Städte sind mit
Zug und Bahncard, die für vier
Links zur Uni …
www.tilburguniversity.nl
http://stuwww.uvt.nl/esn/
… und für die
vorlesungsfreie Zeit
www.cafedanvers.com
www.thepowerzone.nl
20
BeWL 4 /2005 Studium
Personen gültig ist, nur 50 Euro
kostet und den Preis um 40%
pro Ticket ermässigt, günstig zu
erreichen.
Vielfältiges Angebot
Im Bereich Betriebswirtschaft
steht einem als ausländischer
Master-Student der Besuch
vieler Vorlesungen offen. Viele
Vorlesungen finden in englischer Sprache statt, weshalb
man getrost auf den CrashKurs in Holländisch verzichten
kann. Auch die Leute in und um
Tilburg sprechen alle mehr oder
weniger gut Englisch. Die Vorlesungen selbst weisen eher den
Charakter von Seminaren auf.
Die Zahl Studierender pro Vorlesung ist wesentlich kleiner, was
automatisch den Druck, sich am
Unterricht zu beteiligen, erhöht.
Im Vergleich mit Bern ist insbesondere zu begrüssen, dass die
Schlussnote nicht alleine von der
Prüfung am Ende des Semesters
abhängig ist, sondern Vorträge
oder Lösungen zu Fallstudien
ebenso in die Bewertung miteinfliessen. Vor allem der Besuch der
Vorlesungen International Marketing, International Management
sowie Management of IT kann
ich empfehlen, weil diese sehr
stark auf die Partizipation der
Studierenden setzen. Inhaltlich
ging es um globales Marketing,
Unternehmensverhalten und
-strategien im globalen Wettbewerb und das Entscheidverhalten
von Managern. Ungewohnt für
einen die studentische Freiheit
Liebenden war freilich, dass in
einzelnen Vorlesungen Anwesenheitskontrollen geführt wurden.
Fehlte man zu häufig, musste
man mit einem Notenabzug
rechnen. Ein Auslandssemester in
Tilburg zu machen, kann ich allen
empfehlen. Es lohnt sich!
Tobias Ledermann
Schwere Fracht: Mit UPS Supply Chain
Solutions in den weltweiten Handel einsteigen
Beruf
und Karriere
Den meisten Studierenden ist der United Parcel Service (UPS) als
Lieferant neuester PCs und bunter amerikanischer Lehrbücher
bekannt, aber weniger als attraktiver Arbeitgeber für BWLAbsolventen. Dass mit UPS Supply Chain Solutions ein grosser
Geschäftsbereich von UPS seinen Europa-Hauptsitz quasi vor die
Haustüre der Uni Bern nach Biel verlegt, macht das Ganze noch
interessanter. Von Simon Haag
Es ist eine alltägliche Situation:
Ein brauner Lieferwagen mit
goldenem Schriftzug und Firmenlogo hält vor der Haustür und
der Zusteller übergibt einem das
neueste Gadget, das man sich
über das Internet irgendwo in
der Welt bestellt hat. UPS oder
United Parcel Service steht auf
dem Lieferwagen geschrieben.
Damit der weltweite Handel auch
reibungslos funktioniert, benötigt
UPS immer wieder helle Köpfe,
die sich dieser Herausforderung
stellen wollen. Gerade für BWLAbsolventen bieten sich deshalb
vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten, sind doch ihre Kenntnisse in den Bereichen Finance,
Accounting, Logistik, Controlling
sowie Prozessanalyse von Bedeutung für effiziente und globale
Handelsströme.
UPS wurde 1907 als Kurierdienst
in den USA gegründet. Heute
ist UPS der grösste Paketzustelldienst der Welt, der rund
384‘000 Mitarbeiter beschäftigt,
266 eigene sowie 304 gecharterte Frachtflugzeuge und 88‘000
Zustellfahrzeuge im Einsatz hat
und auf Rang 13 der «most
admired companies»-Liste von
«Fortune» liegt.
Die UPS-Welt
ganz in der Nähe
Ein grosser Geschäftsbereich von
UPS, UPS Supply Chain Solutions (UPS SCS), baut nun seinen
Europa-Hauptsitz in Biel und
damit in unmittelbare Nähe zur
Uni Bern auf – für BWL-Absolventen ergeben sich dadurch
interessante Beschäftigungsmöglichkeiten fast vor der Haustüre.
UPS SCS deckt sämtliche Bereiche der globalen Supply Chain
ab, vom Transport-Management
über Dienstleistungen in den
Bereichen Logistik und Distribution bis zur Zollabwicklung und
dem internationalen Handel. Mit
diesen Dienstleistungen hilft das
Unternehmen seinen Kunden,
ihre Waren-, Informations- und
Geldströme zu synchronisieren,
um so ihre Wirtschaftlichkeit
massgeblich zu erhöhen. So
hat beispielsweise UPS SCS die
Logistikdienstleistungen für Röntgensysteme von Philipps Medical
Systems übernommen. Dabei
kümmert sich UPS SCS nicht nur
um den Transport und die Auslieferung, sondern auch gleich um
die Installation der Geräte, womit
sowohl Durchlaufzeit als auch
Zwischenfinanzierung für den
Auftraggeber massiv reduziert
werden konnten.
Weitere Informationen zu
UPS und UPS Supply Chain
Solutions unter
www.ups.com/ch und
www.ups-scs.ch.
Informationen über Stellen­
angebote von UPS
Supply Chain Solutions
unter
www.ups-scs.ch/emea oder
direkt über Frank Ulrich:
[email protected]
die sich in den Fachrichtungen
Marketing, Controlling, Wirtschafsinformatik oder Logistik
spezialisiert haben. UPS SCS
macht Hochschulabsolventen im
Rahmen von Trainee-Programmen
und «training on the job» mit der
neuen Arbeitswelt vertraut und
bietet im Rahmen sogenannter
Special Assignments Auslandsaufenthalte von bis zu neun
Monaten an. Flexibilität, Mobilität
sowie sehr gute Englischkenntnisse sind deshalb die naheliegenden Anforderungen an
zukünftige Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter.
Über 100 neue Arbeitsplätze
In Biel investiert UPS SCS rund 30
Millionen Franken in den neuen
Hauptsitz und schafft über 100
neue Arbeitsplätze, darunter
auch solche für Betriebswirtschafter. Der Weltkonzern, bei
dem sich vom Fahrzeugbelader
bis zum CEO alle mit dem Vornamen anreden, interessiert sich
dabei vor allem für Studierende,
BeWL 4 /2005 Beruf und Karriere
21
Christoph Brand
über den Weg ins Topmanagement
Zehn Jahre nach dem Abschluss seines BWL-Studiums in Bern
feilt Christoph Brand bereits in der Geschäftsleitung
der Swisscom-Gruppe an den zukunftsweisenden Strategien
des Konzerns. Über die Uni und seine Karriere spricht er mit
Ulf Schiller und Tonio Zemp.
Christoph Brand, Sie sind
BWL-Absolvent der Uni Bern.
Wurde Ihnen auf der
Karriereleiter jemals ein
St. Galler vorgezogen?
(lacht) Eine solche Frage habe ich
erwartet – im Ernst, nein. Ich bin
der Meinung, dass es bei dem
hohen Niveau in der Schweiz
nicht relevant ist, wo man
studiert. Es hängt ausschliesslich
davon ab, was man damit macht.
St. Gallen hat ein brillantes
Marketing, andere Universitäten
können davon lernen. Wenn ich
jemanden einstelle, ist es für
mich kein Entscheidkriterium,
an welcher Universität der- oder
diejenige studiert hat. Ob man
die Discounted-Cash-Flow-Rechnung bei Loderer oder in St. Gallen lernt, spielt keine Rolle. Es
ist ein und dasselbe Tool. Es gibt
bestimmt zehn Kriterien, die viel
wichtiger sind.
Ob man die Discounted-CashFlow-Rechnung bei Loderer
oder in St. Gallen lernt, spielt
keine Rolle. Es ist ein und
dasselbe Tool.
Bewegten Sie sich bereits
während dem Studium in der
Praxis?
Bereits im Gymnasium arbeitete
ich im IT-Bereich und leitete
während dem Studium Projekte
bei der Ascom in den Bereichen
Informatik, Corporate Finance
und Corporate HR. Ich persönlich finde das Arbeiten neben
dem Studium extrem wichtig.
Zwischen Arbeiten und Studieren besteht natürlich ein TradeOff. Mit etwas mehr Einsatz im
Studium hätte ich nur neun statt
elf Semester gebraucht. Persön22
BeWL 4 /2005 Beruf und Karriere
lich bin ich aber der Meinung,
dass sich dieses zusätzliche Jahr
gelohnt hat. Den Rucksack, den
ich beim Einstieg nach dem
Studium mitbringen konnte,
war so praxisorientiert, wie es
eine Universität nicht vermitteln
kann. Weil es bei uns ziemlich
theoretisch zu ging, hat mir das
Arbeiten neben der Uni sehr viel
gebracht.
Wie schafften Sie nach der
Uni 1995 den unmittelbaren
Sprung zur Swisscom?
Das ist eine etwas komplexe
Geschichte. Ich hatte nach dem
Studium mit den Professoren
Thom und Griese Besprechung­en
für meine Dissertation und
versuchte, das Thema etwas
einzugrenzen. Im weiteren Sinne
sollte es darum gehen, wie sich
Unternehmen organisieren, wenn
es eine Akquisition gegeben
hat, also um die so genannte
Post-Merger-Integration. Nach
dem Studium hatte ich eine Teilzeitstelle bei der PTT, die damals
in einem gewissen Akquisitionsfieber war. Für mich sah das
ideal aus. Ich konnte alle Deals
mitverfolgen und gleichzeitig an
meiner Dissertation arbeiten. Aus
mehreren Gründen habe ich mich
nach fünf Monaten entschieden,
dieses Ziel nicht weiterzuverfolgen. Erstens habe ich realisiert,
dass dieses Thema schon so oft
behandelt wurde, dass ich über
einen Spezialfall eines Spezialfalls eines Spezialfalls schreiben
müsste. Das war nicht von Interesse. Zweitens war die eigentliche Wertschöpfung der Einheit,
in der ich arbeitete, sehr gering.
Das Gefühl, die Arbeit werde
nicht geschätzt und man sei nur
ChristophBrand,
Christoph
Brand,geboren
geboren1969,
1969,
ist seit dem 1. August 2005
Chief Strategy Officer des Swisscom-Konzerns. Während seines
Betriebswirtschaftsstudiums in
Bern arbeitete er als Projektleiter
bei der Ascom. Mit dem Studien­
Studieabschluss
nabschluss1995
1995erfolgte
erfolgteder
der
Wechsel zur Swisscom. Bereits
1998 hatte der Jungmanager die
Position des CEOs von Bluewin
inne. Vor seinem Aufstieg in die
Gruppenleitung in diesem Jahr
war er während drei Jahren Head
of Fixnet Wholesale und Mitglied
der Geschäftsleitung von Swisscom Fixnet AG. 2002 wurde
er als «World Economic Forum
Global Leader for Tomorrow»
ausgezeichnet.
Betrachter, war sehr unangenehm. Der dritte Grund war ein
gutes Angebot der damaligen
Telecom, von meinem späteren
Chef Jeff Hedberg. Er war sehr
sympathisch. Ich habe mit ihm
gesprochen und äusserte den
Wunsch, in diesem Bereich mitzuwirken. Er sagte: «Join us».
Das wichtigste war das Erlernen einer strukturierten,
systematischen Denkweise.
Konnten Sie das an der Uni
erworbene Wissen in Ihre
Tätigkeit einfliessen lassen?
Das wichtigste war das Erlernen
einer strukturierten, systematischen Denkweise. Das tönt
vielleicht etwas plakativ, ich fand
es aber sehr wertvoll. Auch wichtig waren einzelne Tools, zum
Beispiel mittels der DCF-Methode
zu rechnen oder Kenntnisse über
einen Marketingplan zu haben.
In der realen Welt tritt der Unterschied zwischen Theorie und
Praxis schnell an den Tag, doch
man lernte die Tools in einem
«klinischen Umfeld» einzusetzen. Geschätzt habe ich auch die
Ergänzungen VWL, Soziologie
und Politologie. Es hat mich sehr
interessiert und ich machte mir
auch keine Gedanken darüber,
wie wichtig und anwendbar alles
ist. Der Seminarbesuch «Soziologie der künstlichen Intelligenz»
war zum Beispiel ein wenig
esoterisch. In diesem Moment
machte es mir aber Spass und
erweiterte den Horizont. Auch
die Vorlesungen bei Professor
Linder waren interessant. Ich
entdeckte viele Parallelen zur
Wirtschaft. Oftmals merkt man
das aber erst Jahre später. Wenn
ich nochmals anfangen könnte,
würde ich wieder BWL studieren.
Der Start ins Berufsleben
gelingt besser, wenn man
weiss, wie es ausserhalb der
Uni läuft.
Was raten Sie den BWLStudenten, die ein ähnliches
Ziel verfolgen wie Sie?
Ich bin sehr zurückhaltend mit
Ratschlägen. Das kommt sehr auf
den Kontext an, besonders auf
die eigene Persönlichkeit. Was für
mich stimmte, muss nicht auf alle
zutreffen. Praxisbezug ist a priori
nicht schlecht. Im schlimmsten
Fall handelt man sich keinen
Nachteil ein. Die möglichen
Vorteile sind aber signifikant.
Der Start ins Berufsleben gelingt
besser, wenn man weiss, wie
es ausserhalb der Uni läuft.
Zudem würde ich mir grosse
Mühe geben, die Studentenzeit
hemmungslos zu geniessen und
während dem Studium nicht zu
streberhaft zu sein. Ich hatte
zwar den Dissertationsschnitt,
denn ich wollte die Option auf
ein Doktorat haben. Es wäre mir
aber nie in den Sinn gekommen,
extra auf ein Summa Cum Laude
hinzuarbeiten. Ich hätte das als
ineffizient eingestuft. Das war
aber eine persönliche Entscheidung. Auch der regelmässige
Besuch der Vorlesungen war
natürlich eine Effizienzüberlegung. So musste ich den Stoff
einmal weniger für die Prüfungen lernen. Rückblickend muss
ich sagen, die fünf Jahre an der
Universität waren eine wunderbare Zeit, ich genoss und liebte
jede Minute – phantastisch.
Nach drei Jahren bei der
Swisscom waren Sie bereits
CEO von Bluewin. Da waren
Sie aber nicht bloss zur
richtigen Zeit am richtigen
Ort.
Das war damals eine andere
Ausgangslage als heute. Ganz
ehrlich, 1998, vor dem eigentlichen Hype, war Bluewin ein
Fremdkörper im ganzen System
der Swisscom. Es gab etlichen
Ärger und kulturelle Friktionen.
Der Konzern hatte wichtigere
Probleme wie den Übergang von
der Telecom zur Swisscom oder
die Veränderung der Organisationsstruktur. Die Swisscom hatte
andere Ziele, als diesen irren
Haufen in Zürich zu bekämpfen. Man wusste in Bern auch
nicht, ob nicht alles nur eine
riesige Blase war. Bis zu einem
gewissen Grad erfolgte auch
die Stellenbesetzung des CEOs
aus dieser Überlegung heraus.
Da war jemand, der wollte, der
das Business kannte und der in
den vergangenen Jahren bewies,
dass er nicht völlig auf den
Kopf gefallen ist. Die eine oder
andere gute Referenz lag vor und
wenn es nicht geklappte hätte,
wäre der Schaden nicht so gross
gewesen. Also riskierten sie es
mit mir. Es gab dann noch ein
Assessment und einige Drittmeinungen, wie: «er kann es, ist halt
ein bisschen unerfahren, etwas
grün hinter den Ohren, aber er
hat durchaus das Potential, die
Aufgabe zu erfüllen». Es war
eine Kombination aus richtigem
Ort und richtiger Zeit, Referenzen
und Leistungen von früher und
Risikobereitschaft der Swisscom,
meinem damaligen Chef Charles
Fraenkl und auch von Tony Reis.
Vier Jahre später waren Sie
Leiter von Swisscom Wholesale. Welche waren Ihre
typischen Aufgaben?
Wholesale betrifft das Festnetz
im physischen Sinn, also alle
Kabel im und über dem Boden,
alle Switches, Zentralen und
anderes – und die letzte Meile!
Ausserdem vier Milliarden Franken Assets in der Bilanz und
natürlich ein MultimilliardenBudget. Früher war der Bereich
Festnetz strukturiert in Netzbetrieb, Entwicklung und Wholesale, wobei letztere überschüssige
Netzkapazität anderen Anbietern
verkaufte. Diese drei unabhäng­
igen Bereiche habe ich geerbt
und machte daraus ein Profit
Center mit einer Cashflow-Orientierung. In einer Unit mit drei- bis
vierhundert Millionen Capital
Expenditure pro Jahr ist der
Cashflow das relevante Ziel. Ein
weiteres Ziel war die Effizienzsteigerung, welche untrennbar
mit Stellenabbau verknüpft ist.
Zudem ging es um die Entwicklung neuer Produkte wie ADSL
oder neu VDSL und schliesslich
ein Joint Venture mit Belgacom,
wo wir unseren internationalen
Bereich einbringen konnten. Es
war ein General-ManagementJob mit einer starken Betonung
der Effizienzsteigerung und dem
Aufbau eines Profit Centers.
Unsere Richtlinie war: Jedes
Produkt muss profitabel sein und
was nicht profitabel ist, wird
saniert oder eingestellt.
Jedes Produkt muss profitabel
sein und was nicht
profitabel ist, wird saniert
oder eingestellt.
Seit dem 1. August 2005
sind Sie nun der CSO, Chief
Strategy Officer, der gesamten Swisscom-Gruppe. Wie
schwierig war dieser letzte
Karriereschritt?
Ich kann und darf natürlich nicht
bekannt geben, wie ein solcher
Selektionsprozess innerhalb der
Swisscom stattfindet. Ich kann
aber sagen, dass mich Jens Alder
BeWL 4 /2005 Beruf und Karriere
23
für diese Position vorgeschlagen
hat und der Verwaltungsrat ihm
folgte. Ich war bei der Beratung natürlich nicht anwesend,
sondern musste draussen warten.
So läuft das, man wird gegrillt
und darf bei der Entscheidung
logischerweise nicht dabei sein.
Was erwartet die Swisscom
von Ihnen in dieser Position?
Mehr als ich gedacht habe! Wert­generierendes Wachstum ist
sicher ein Thema. Die Swisscom
hat ein Wachstumsproblem. Das
ist bekannt und wir müssen eine
Antwort finden. Natürlich gibt es
auch noch andere Aufgaben wie
die Verantwortung für die Gruppenstrategie, innerhalb der keine
Widersprüche entstehen dürfen,
und zudem gilt es strategische
Änderungen in der Telekommunikation im Auge zu behalten. In
meinem Verantwortungsbereich
liegt auch Swisscom Innovations,
der Forschungs- und Entwicklungsbereich der Swisscom. Hier
soll die mittel- und langfristige
Innovationskraft der Gruppe
sichergestellt werden. Schliesslich
hat dieser Job auch noch eine
Venturing-Komponente. Dies
betrifft beispielsweise Investitionen in Ventures in Bereichen,
die einmal für Swisscom relevant
werden könnten.
Bilder: Swisscom
Swisscom kontrolliert
nichts, es herrscht intensiver
Wettbewerb.
Wachstum wird also eine
wichtige Komponente in
Ihrem Verantwortungsbereich
sein. Haben Sie vorwiegend
das Ausland im Visier? Im
Inland kontrolliert Swisscom
ja beinahe alle Telekommunikationsbereiche.
Halt, Swisscom kontrolliert nichts,
es herrscht intensiver Wettbewerb. Das Ausland ist bestimmt
der Hauptfokus, das Inland ist
aber nicht ausser Acht zu lassen.
Es gibt dieses bekannte Konvergenzwort. Früher sprach man
vom ICT-Markt, Information and
Communication Technology.
Mittlerweile spricht man vom
TIME-Markt, Telecommunication,
Information, Media and Entertainment. Es gibt offensichtliche
Überlappungsfelder zwischen den
Industrien. Das prominenteste
Beispiel ist das Online-MusikGeschäft. Die IT- und Telekommunikationsdienste schlagen hier
wie eine Bombe in ein etabliertes
Businessmodell ein. So löst zum
Beispiel iTunes Citydisc ab. Die
Distributionskosten werden durch
die Telekommunikation und die
Informatik gegen null konvergieren. Ich würde nicht kategorisch
ausschliessen, dass nicht auch in
der Schweiz noch Wachstumspotentiale für Swisscom vorhanden
sind.
Die IT- und Telekommunika­
tionsdienste schlagen hier
wie eine Bombe in ein etabliertes Businessmodell ein.
Kann Christoph Brand
um fünf Uhr nach Hause
ins Privatleben?
Nein, das ist definitiv nicht
der Fall. Es wird aber meistens
auch nicht 22.00 Uhr. Das kann
vielleicht mal für ein Projekt
vorkommen, es ist jedoch nicht
der Dauerzustand. Ich lebe nicht,
um zu arbeiten. Mein Interesse
beschränkt sich nicht nur auf
Telekommunikation, ich habe
noch viele andere.
Ich lebe nicht, um zu arbeiten.
Gab es durch Ihre Karriere
in Ihrem privaten Umfeld viele
Veränderungen?
In meinem Umfeld hat sich
tatsächlich viel bewegt. Ich würde
24
BeWL 4 /2005 Beruf und Karriere
den Effekt einer Managementkarriere auf die Persönlichkeit des
Menschen keinesfalls unterschätzen. Man erlebt viele schöne,
aber auch tragische Momente.
Stellen schaffen, sich von Mitarbeitern trennen – das verändert
zweifellos die Persönlichkeit.
Gleichzeitig bin ich durch meine
Arbeit bei Bluewin nach Zürich
gezogen, weshalb sich auch mein
Freundeskreis verändert hat. Es
hat sich einiges verändert, aber
meistens positiv.
In Ihrem Tätigkeitsbereich
haben Sie mit 36 Jahren
beinahe die Spitze erreicht.
Was planen Sie für den Rest
Ihres Lebens?
Ich habe meine Karriere nie
geplant. Ich versuche, meine
Arbeit hier und jetzt gut zu
machen, alles andere ergibt sich.
Oder auch nicht. Karriereplanung
ist etwas sehr gefährliches. Die
Enttäuschung ist gross, wenn
Erwartungen nicht erfüllt werden.
Ist man nicht strikt auf ein Ziel
fokussiert, öffnen sich meist ganz
neue Wege. Ich rate dringend
von mittel- und langfristigen
Karriereplanungen ab. Gute
Arbeit leisten, mit Freude, alles
andere ergibt sich von selbst.
Gute Arbeit leisten, mit
Freude, alles andere ergibt
sich von selbst.
Wann dürfen wir damit
rechnen, dass nach der Post
und der SBB auch die
Swisscom einen Berner BWLAbsolventen an der Spitze
hat?
Das ist rein spekulativ. Ich habe
andere Prioritäten in den nächsten Jahren. Meine Top-Priorität
ist das Wachstum der Swisscom.
Alles andere ist letztlich sekundär. CEO der Swisscom zu sein,
würde ich mir sicher im Moment
auch nicht zutrauen. Was später
sein wird, kann ich nicht sagen.
Das werden wir sehen.
Wo man gut informiert, da lass‘ dich nieder –
Webauftritte von Standortförderern unter der Lupe
Wissenschaft
Eine neue Unternehmung in der Gemeinde bringt Arbeitsplätze und Steuer­
einnahmen – kein Wunder also, dass ein veritabler Wettbewerb um die Ansiedlung neuer Betriebe entstanden ist. Dieser Kampf um Unternehmen wird auch im
Internet sichtbar. Die Qualität der entsprechenden Websites korrespondiert nicht
immer mit der Bedeutung, die ihnen im Standortmarketing zukommt. Dieses
Problem wurde in einer Studie des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Uni
Bern näher untersucht. Von Gerhard Knolmayer und Corinne Montandon
Die Wahl eines Standortes ist
nicht nur für eine Unternehmung von zentraler Bedeutung,
sondern auch für die betroffenen
Gemeinden und Kantone. Die
Ansiedlung einer Unternehmung
ist sowohl arbeitsmarkt- als auch
fiskalpolitisch relevant. Internationaler und nationaler Standortwettbewerb werden heiss
diskutiert. In der Öffentlichkeit
sorgen vor allem die Gewährung
und das Ausmass von Steuererleichterungen für Kontroversen.
Unternehmen aber analysieren
die für sie relevanten Standortfaktoren anhand einer Vielzahl
von Kriterien. Gegenüber interessierten Unternehmen versuchen
sich die Standorte zu profilieren,
ihre Wettbewerbsposition im
Kampf um den Auf- und Ausbau
von Unternehmensansiedlungen
zu stärken und ihr Leistungsprofil
klar zu kommunizieren.
Evaluieren liegt im Trend, weshalb
Rankings zu unterschiedlichsten
Gesichtspunkten erstellt werden.
Für die Standortwahl sind vor
allem Ranglisten zur Wettbewerbsfähigkeit von Nationen und
Regionen sowie zur Lebensqualität in verschiedenen Städten
von Bedeutung. Erstere wird seit
Jahren vom IMD in Lausanne
und vom WEF in Genf verglichen
– allerdings mit zuweilen deutlich voneinander abweichenden
Ergebnissen. Wie gut es sich in
Bern, Zürich oder sonstwo auf
der Welt lebt, wird alljährlich von
Mercer Human Resource Consulting (mit exzellenten Ergebnissen
für die Schweiz) verglichen.
Klassische Instrumente der
Standortpromotion sind Events
und persönliche Gespräche mit
Vertretern interessierter Unternehmungen. Daneben haben
sich Webseiten als zunehmend
wichtiger werdende Informationsquelle vor allem in der Phase der
Vorauswahl etabliert. So lag es
nahe, einmal die Internetauftritte
von Schweizer Standortförderern unter die Lupe zu nehmen.
Dies wurde von Manuel Plüss im
Rahmen seiner Lizentiatsarbeit
am Institut für Wirtschaftsinformatik vorgenommen. Ergebnis: Eine Rangliste, welche die
Professionalität der Webauftritte
verschiedener Wirtschaftsförderer
reiht.
einen Webauftritt hauptsächlich
zu Informationszwecken besuchen und für sie andere Kriterien
wie zum Beispiel die Gestaltung
der Web-seite von geringerer
Relevanz sind. Allerdings ist nicht
auszuschliessen, dass aus unzulänglich gestalteten Webauftritten auf mangelnde Kompetenzen
in ganz anderen Bereichen, die
für eine Ansiedlung relevant sind,
geschlossen wird. Von Bedeutung
ist in diesem Zusammenhang
auch die Aktualität der Informationen – sowohl bezüglich der
Inhalte der Webauftritte als auch
hinsichtlich des Auswertungszeitpunkts: Webseiten beinhalten
häufig flüchtige (im Fachjargon
Kriteriengruppe
Gewichtungsfaktor
Tabelle 1:
Kriteriengruppen
Informationsgehalt
Darstellung der Wirtschaftsförderungsinstitution
Präsentation
Auffindbarkeit
Technik
Was zählt, sind Informationen
Betrachtet wurden 37 Webpräsenzen von Standortförderern
in der Schweiz. Untersucht
wurden die Seiten des seco, der
Kantone, einiger Regionen und
einzelner Städte und anhand
der in Tabelle 1 aufgeführten
Kriteriengruppen beurteilt. Insgesamt wurde die Erfüllung von
42 unterschiedlich gewichteten
Einzelkriterien untersucht.
Der Breite des Informationsangebots wurde in der Studie ein sehr
hoher Stellenwert zugeordnet.
Es ist davon auszugehen, dass
(potenzielle) Standortnachfrager
55%
20%
20%
2.5%
2.5%
und ihre
Gewichtung
nicht-persistente) Informationen:
Was vor sechs Monaten in einem
Webauftritt nicht vorhanden war,
kann heute längst bereitgestellt
sein. Nicht beurteilt wurden die
Ästhetik und die optische Attraktivität der Webseiten, weil diese
Eigenschaften von Nutzern oft
sehr unterschiedlich eingeschätzt
werden.
Trend zur Kooperation
Bei der Standortförderung kann
eine aktuelle Entwicklung zu
einer stärkeren Zusammenarbeit
festgestellt werden: Insbesondere
kleinere Gebietskörperschaften
versuchen, GemeinschaftswerBeWL 4 /2005 Wissenschaft
25
bung für grössere, teilweise
kantonsübergreifende Regionen zu betreiben. Die zwischen
den lokalen Standortförderern
getroffene Arbeitsteilung wird
nicht immer nach aussen sichtbar und kann manchmal Irritationen hervorrufen. So kann es
passieren, dass auf manchen
Webauftritten Informationen
fehlen, die auf jenen anderer
Allianzpartner geboten werden.
Der Kanton Bern beispielsweise
bietet Informationen einerseits
auf einer kantonsweiten Website
an, andererseits verfügen auch
sechs Regionen wie die Stadt
Bern und Umgebung, das
Emmental oder der Oberaargau
über Behörden oder Verbände zu
finden sind. Seltener sind spezifische Hinweise auf das Lohnniveau, die Verfügbarkeit von
Arbeitskräften oder über mögliche Synergieeffekte zu anderen
Unternehmungen. Abbildung 1
veranschaulicht diesen Sachverhalt für die am stärksten gewichtete Kriteriengruppe «Informationsgehalt». Die Abbildung zeigt
die einzelnen Kriterien und die
im Mittel von allen Webauftritten
erreichten Werte.
Erhebliche Unterschiede bei
den Webpräsenzen zeigen sich
beispielsweise bei der Bereitstellung von Informationen über
Mittlere
0
Allgemeine Informationen
Beurteilung
Volkswirtschaftliche Daten
Abbildung 1:
verschiedener
Weiche Faktoren
Typen von
Steuern, Preise, Gebühren, Subventionen
Informations­
Markt- und Absatzpotenzial
angeboten
Arbeitskräfte: Verfügbarbeit, Bewilligungsverfahren, Lohnniveau
1
2
3
4
Nähe zu Universitäten / Fachhochschulen
Ansässige Unternehmen Branchen («Cluster»)
Verkehrsanbindung
Immobiliendatenbank
Unternehmens-, Branchendatenbank
Links zu Behörden, Verbänden, Institutionen
Checklisten
Hinweis auf Start-Up-Beratung
Übersichtskarten
Fotografien, Filme
Aktualität der Information
Abbildung 2:
Immobilien­
datenbanken
Datenbanken
für Gewerbe­
flächen,
Büroräume
und sonstige
Gewerbe­
objekte
10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %
sehr umfangreich
durchschnittlich
umfangreich
wenig umfangreich
über eigene Webpräsenzen. Der
auf diese Weise entstehende
Abstimmungsbedarf ist nicht zu
unterschätzen. Dazu kommt, dass
sich die Mitglieder der Allianzen
vermutlich in ihren spezifischen
Webauftritten von jenen der
anderen Allianzmitglieder positiv
abheben wollen: Kooperation
und Konkurrenz bestehen gleichzeitig, ähnlich wie zwischen den
Partnern einer Supply Chain.
Grundsätzliches dominiert
Untersucht man die Webseiten
auf ihren Informationsgehalt, so
fällt auf, dass primär generelle
Informationen über den Standort,
26
BeWL 4 /2005 Wissenschaft
nicht vorhanden
Gewerbeflächen, Büroräume und
sonstige Gewerbeobjekte (Abbildung 2).
Geringe Variantenvielfalt
Verbesserungspotenzial besteht
bei vielen Webauftritten im
Hinblick auf Informationen über
an den beworbenen Standorten
ansässige Unternehmen, die als
Zulieferer, Entwicklungspartner
oder auch als Referenzen in
Betracht kommen. Videos werden
auf den Web-Seiten nicht,
Animationen kaum und Newsletter sehr selten angeboten. Dies
lässt den Schluss zu, dass bei
der Gestaltung der Webpräsenz
primär bestehende Unterlagen
übernommen und die web-spezifischen Möglichkeiten vergleichsweise wenig genutzt wurden.
Dieser Nachteil kann auch als
Vorteil gesehen werden: Der
Nutzer solcher Seiten muss über
keine Spezialsoftware verfügen,
um die Informationen wahrnehmen zu können.
Bei der Selbstdarstellung der
Standortförderer fehlen auf vielen
Webauftritten Informationen
über (erfolgreiche) Tätigkeiten
und Projekte der Wirtschaftsförderung. Bemerkenswert und
für die Schweiz charakteristisch
ist, dass Informationen oft in
mehreren Sprachen angeboten
werden. Dabei sind verschiedene
Vorgehensweisen denkbar. Sollen
in den verschiedenen Sprachen
identische Informationen bereitgestellt werden, oder kann
beispielsweise der Interessent aus
Italien an anderen Informationen
interessiert sein als die Interessentin aus den USA? Die zu
beantwortende Frage ist somit,
ob die Sprache als Kriterium für
ein Customizing der Webinhalte
eingesetzt werden soll.
Der Kanton Bern an der Spitze
Die Websites wurden nach einem
Punktesystem bewertet. Maximal
wurden für jede Kriteriengruppe
acht Punkte vergeben. In der
wichtigsten Kriteriengruppe
«Informationsgehalt» erzielte der
Webauftritt des Kantons Bern mit
6.3 Punkten das beste Resultat,
am Ende der Rangliste liegt der
Kanton Luzern mit nur 2.3 Punkten.
Bei Berechnung der Gesamtergebnisse ergibt sich das folgende
Bild. Von insgesamt acht möglichen Punkten wurden durchschnittlich 4.67 erreicht; 84%
der analysierten Webpräsenzen
erhielten mehr als die Hälfte
der maximal möglichen Punkte.
Die erzielten Punktwerte liegen
zwischen 6.124 und 3.225.
Die Spitzenposition nahm auch
hier wieder der Webauftritt des
Kantons Bern ein und jener des
Kantons Luzern landete erneut
auf dem letzten Platz. Die vollständige Reihung zeigt Abbildung 3. Wegen der teilweise
geringen Unterschiede in den
einzelnen Punktwerten ist es
angemessen, die Webauftritte in
drei Gruppen zu unterteilen: Die
führenden Webpräsenzen auf den
Plätzen 1 bis 8, Webauftritte mittlerer Qualität auf den Rängen 9
bis 25 sowie den «Laggards» auf
den darunter liegenden Plätzen.
Zusammenfassend zeigen sich
deutliche Unterschiede in der
Qualität der Webpräsenzen und
zugleich ein nicht unerhebliches
Verbesserungspotenzial auch für
die führenden Webauftritte.
Der vollständige Bericht Knolmayer, G.,
Montandon, C., Plüss, M., Webauftritte
zum Standortmarketing in der Schweiz,
Arbeitsbericht Nr. 170 des Instituts für
Wirtschaftsinformatik der Universität
Bern kann auf http://www.ie.iwi.unibe.
ch/publikationen/berichte/resource/
Standortmarketing.pdf herunter­
geladen werden.
Rang Standort
Punkte
Abbildung 3:
Gesamtbeur­
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
Kanton Bern
Greater Zurich Area
Kanton Schaffhausen
Seco
Kanton Aargau
Kanton Glarus
Kanton Basel
Kanton Genf
Kanton Thurgau
Kanton Freiburg
Kanton St. Gallen
Kanton Graubünden
Kanton Appenzell-Ausserrhoden
Kanton Zürich
Wirtschaftsraum Thun
Kanton Tessin
Stadt Zürich
Region Bern
Kanton Zug
Kanton Solothurn
Stadt Winterthur
Kanton Schwyz
Kanton Obwalden
Kanton Neuenburg
Kanton Jura
Development Economic Western Switzerland Standortpromotion Zentralschweiz
Stadt Biel
Stadt St. Gallen
Kanton Nidwalden
Kanton Wallis
Kanton Appenzell-Innerrhoden
Region Lausanne
Stadt Luzern
Kanton Waadt
Kanton Uri
Kanton Luzern
6.124
5.954
5.787
5.779
5.704
5.529
5.445
5.390
5.059
5.033
5.008
5.000
4.975
4.919
4.900
4.831
4.763
4.742
4.656
4.581
4.543
4.497
4.493
4.403
4.390
4.277
4.270
4.203
4.135
4.127
4.080
3.929
3.759
3.586
3.350
3.283
3.225
teilung der
Webauftritte
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Impressum
Herausgeber:
Der Sprecher des Departements für
Betriebswirtschaft der Universität Bern
Professor Dr. Ulf Schiller
Engehaldenstrasse 4
3012 Bern
www.bwl.unibe.ch
Redaktion:
Professor Dr. Artur Baldauf, Simon Haag,
Professor Dr. Gerhard Knolmayer,
Professor Dr. Ulf Schiller, Tonio Zemp
Anzeigenregie:
Metrocomm AG
Zürcherstrasse 170
9014 St. Gallen
Gestaltungskonzept:
2. Stock-Süd Netthoevel & Gaberthüel
Gestaltungsbetrieb
Layout:
Atelier Bundi
Druck:
Vögeli AG, Druckzentrum
Oktober 2005
4
5002 retsemesretniW
s e d n e n o i ta m r o f n I
s t n e m e t r a p e D n e h c li t f a h c s t r wi s b e i r t e B
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