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Pressemitteilung, 16. Juli 2015
Tuchfühlung
Kostas Murkudis und die Sammlung des MMK
17. Juli 2015 — 14. Februar 2016
Die zweite Ausstellung in der neuen Dependance MMK 2 des MMK Museum für Moderne Kunst
Frankfurt am Main ist dem international renommierten Designer Kostas Murkudis (*1959 in
Dresden) und den vielfältigen Beziehungen zwischen Mode und bildender Kunst gewidmet. Die
Entwürfe von Kostas Murkudis stehen im Dialog mit der Sammlung des MMK in einem
Ausstellungsdesign des Künstlers Carsten Nicolai und des Architekten Aaron Werbick.
„Nachdem wir schon 2010 bei der Ausstellung ‚Not in Fashion’ im MMK 1 in einer spektakulären
Modenschau der Spring/Summer Kollektion 2011 mit Kostas Murkudis zusammengearbeitet haben,
schenkte er dem Museum drei vollständige Kollektionen aus den Jahren 2010 bis 2012. Diese
umfangreiche Künstlerschenkung war der Ausgangspunkt für die aktuelle Ausstellung. Mit dieser
Präsentation möchten wir einen neuen Blick auf die Sammlung des MMK ermöglichen und zugleich
unseren programmatischen Ansatz auf Grenzbereiche der aktuellen Kunst zu blicken – in diesem
Fall Kunst und Mode – fortsetzen und erweitern“, sagt Dr. Susanne Gaensheimer, Direktorin des
MMK.
Mode, die nicht auf dem Laufsteg, sondern in Galerieräumen präsentiert wird; neue Kollektionen,
die nicht für den Verkauf, sondern als Unikate produziert werden und Fashionshows, die im
Museum stattfinden: Kostas Murkudis ist ein Grenzgänger. Auf der steten Suche nach neuen
Herausforderungen und Ideen wandelt er zwischen Mode und bildender Kunst. Seine
Präsentationsformen, die traditionelle Standards der Modewelt unterlaufen, und seine Entwürfe,
die auf performative, skulpturale und konzeptuelle Fragestellungen eingehen, verändern gewohnte
Vorstellungen von Mode. Kostas Murkudis zählt zu den einflussreichsten Modedesignern
Deutschlands. In den vergangenen 20 Jahren hat er mit vielen internationalen Labels kollaboriert
und ist einer der wenigen deutschen Designer, die es zu internationaler Bekanntheit gebracht
haben. Sein Schaffen bewegt sich zwischen künstlerisch-freiem und kommerziellem Arbeiten für
die Mode-Industrie. Als Creative Director entwickelte er Kollektionen und Looks für Unternehmen
wie Balenciaga, New York Industrie, Pringle of Scotland, Closed oder zuletzt Ter et Bantine. Von
1986 an arbeitete Kostas Murkudis für sieben Jahre intensiv mit dem Designer Helmut Lang
zusammen, bevor er 1994 sein eigenes Label KOSTAS MURKUDIS gründete und fortan für seine
Entwürfe immer wieder mit Künstlern kooperierte. Mit seinen „Laborkollektionen“ experimentiert
Murkudis seit 2009 losgelöst von den Vermarktungs- und Produktionsbedingungen der
Modeindustrie.
Kostas Murkudis ist stets auf der Suche nach Möglichkeiten, Mode abseits der Konventionen der
Fashionwelt, in Szene zu setzen. Häufig kooperiert er dazu mit Künstlern. Im Rahmen der
Ausstellung „Not in Fashion“ realisierte er 2010 in Zusammenarbeit mit Carsten Nicolai eine
multimediale Modenschau seiner Summer/Spring Kollektion 2011 im MMK 1, die in der Ausstellung
im MMK 2 als Videoaufzeichnung zu sehen ist. Begleitet von einer Sound-Collage wurden bei der
Präsentation Lichtmuster auf die Models projiziert, sodass die Kleidungsstücke teilweise nicht
mehr einzeln wahrnehmbar waren, sondern untrennbar mit ihrer Umgebung, dem Körper, dem
Licht und der Farbe verschmolzen. Die Bewegung, der sinnliche Austausch mit dem Kleidungsstück
und damit das performative Potential der Mode stehen bei zahlreichen Projekten, die Murkudis mit
dem Video- und Soundkünstler gemeinsam realisierte, im Fokus.
Ein anderes Kooperationsprojekt der beiden, das im MMK 2 zu sehen ist, stellt die Arbeit
„Imaginary Screen“ dar. Auf einer überdimensionierten Leinwand aus Polyester-Gewebe sind in
der Grundrissform des Parthenon-Tempels kleine Lautsprecher in das Material eingesetzt. Diese
erzeugen einen filigranen Klangteppich, der in seiner atmosphärischen Wirkung an künstlich
erzeugte Naturgeräusche erinnert. Der „Imaginary Screen“ fungiert in seiner spezifischen
Stofflichkeit und seinem Licht- und Klangspiel als offene Projektionsfläche und ermöglicht eine
assoziative und sensorische Annäherung an seine Materialität. Für die Präsentation im MMK 2 nahm
Kostas Murkudis diese Arbeit aus dem Jahr 1998 wieder auf und entwickelte sie mit einem neu
komponierten Sound von Casten Nicolai weiter.
„Die Kunst hat mich mein Leben lang begleitet, sie ist Teil meines Lebens, Teil meiner
Neugier.“ Kostas Murkudis
Im Rahmen der Ausstellung setzte sich Kostas Murkudis zudem mit den Verbindungen zwischen
seinen Entwürfen und bedeutenden Arbeiten aus der Sammlung des MMK auseinander und
kuratiert daraus eine Sammlungspräsentation. Diese beinhaltet Konzepte und Formen der Malerei,
der Performance, des Ready-Mades, der Skulptur sowie weiterer Phänomene und Ansätze, mit
denen sich Künstler, wie beispielsweise John Chamberlain, Jack Goldstein, Steven Parrino oder
Yves Klein seit den 1960er-Jahren beschäftigt haben. Fotografische Arbeiten von Mark Borthwick
und Juergen Teller sowie künstlerische Positionen, die sich in verschiedenster Weise mit Textilien
auseinandersetzen, werden zudem im Dialog mit Murkudis’ Kollektionen und Einzelstücken
präsentiert, unter anderem Werke von Blinky Palermo, Sigmar Polke und Franz Erhard Walther. Der
Austausch mit der Kunst ist für Murkudis ein zentraler Teil seiner Arbeit und seines Werkes, was in
der Ausstellung im MMK 2 erstmalig umfassend sichtbar wird. „Künstlerische Positionen und
Arbeitsweisen haben Murkudis’ Werk schon immer maßgeblich geprägt. Die Verbindungen
manifestieren sich in seinem skulpturalen Ansatz, der Auseinandersetzung mit plastischen
Materialien, seiner bildnerischen Praxis wie auch in den von ihm gewählten Präsentationsformen,
die sich deutlich von gängigen Modenschauen abheben“, sagt Peter Gorschlüter, stellvertretender
Direktor des MMK und Kurator der Ausstellung.
In den vergangenen Jahren entwarf Murkudis seine eigenen Kollektionen ausschließlich als
Einzelteile – Originale, die keiner industriellen Verwertung und Vermarktung zugeführt wurden.
Den bislang weitreichendsten Ausbruch aus den Konventionen der Modewelt und ihren üblichen
Präsentationsformen stellt die Spring/Summer Kollektion 2014 mit dem Titel „4D – A Tribute to
Franz Erhard Walter“ dar. Mit der ausschließlich aus Einzelstücken bestehenden Kollektion bezieht
sich der Modedesigner in der Form sowie in der Präsentation auf ein zentrales Werk aus der
Sammlung des MMK: den „1. Werksatz“ von Franz Erhard Walther. In Anlehnung an Walthers
Konzept der „Belebung“ des Kunstwerks inszenierte Murkudis die Kollektion performativ in den
Ausstellungsräumen einer Berliner Galerie: Die Kleidungsstücke seiner Kollektion waren als
abstrakte Formen zu einer Bodeninstallation arrangiert. Nacheinander wurden sie von einem Model
angezogen, in Bewegung gesetzt und von der Flächigkeit in die Dreidimensionalität transformiert,
wodurch das dynamische Verhältnis zwischen Material, Form, Körper und Raum, das Murkudis’
Arbeit zugrunde liegt, auf neue Weise erschlossen wurde. Im MMK 2 ist die Spring/Summer
Kollektion von 2014 in direkter Nachbarschaft zu den Fotografien Timm Rauterts von einer
Performance des „1. Werksatzes“ von Franz Erhard Walther zu sehen.
Kostas Murkudis’ umfassende Recherchen und die sichtbaren architektonischen Einflüsse sind
weitere Aspekte, die sein gesamtes Werk durchziehen. Viele seiner Ideen und Entwürfe nehmen
dabei Bezug auf zeitgenössische künstlerische Praxis. In einem Raum der Ausstellung werden
Entwürfe der Autumn/Winter Kollektionen von 2012 bis 2014 zusammen mit einer SchaumstoffSkulptur von John Chamberlain, Steven Parrinos „Misshaped Canvas“ und einem Stoffbild von
Blinky Palermo gezeigt. Für Kostas Murkudis sind Kleidungsstücke „architekturale Körper“. Ihn
interessiert der sensible Raum, der zwischen dem Stoff und dem menschlichen Körper geschaffen
wird. Dabei arbeitet er häufig mit Materialien, die selbst bereits eine stark formgebende Kraft
haben. Durch seinen skulpturalen Umgang mit Materialien erhalten die Kleidungsstücke eine
objekthafte Präsenz. So verwendet Murkudis beispielsweise für die asymmetrischen Schnitte
seiner Autumn/Winter Kollektion 2013, die von dem Thema Inneneinrichtung inspiriert ist, steife
und spröde Materialien wie Bast, Rosshaar und Kunstleder für die Konstruktion großzügiger
Volumen.
Die insgesamt 14 Stationen des Ausstellungsparcours sind jeweils unterschiedlichen Aspekten im
Werk des Designers gewidmet. Neben Kleidungsstücken aus seinen Kollektionen der letzten sechs
Jahre, Backstage-Fotografien von Modenschauen, sowie Film- und Soundinstallationen oder
Einblicken in sein Archiv und den Prozess seiner Ideenfindung, gibt die Ausstellung damit einen
umfassenden Einblick in das umfangreiche Schaffen des vielseitigen Gestalters.
Publikation zur Ausstellung:
Anlässlich der Ausstellung erscheint eine umfangreiche Monografie zu Kostas Murkudis im Prestel
Verlag zum Preis von 49,95 Euro. Im Museumsshop im MMK 2 ist der Katalog für 39,95 Euro
erhältlich.
Förderer der Ausstellung:
Gefördert durch:
Medienpartner:
Mit freundlicher Unterstützung von:
Veranstaltungen zur Ausstellung:
Opening & Sommerfest
Donnerstag, 16. Juli, 20 Uhr, MMK 2
Die Eröffnung der Ausstellung "Tuchfühlung. Kostas Murkudis und die Sammlung des MMK" geht
über in unser Sommerfest mit Dj hell. Vor dem MMK 2 und in der Taunusanlage liegen
Picknickdecken aus, so können Sie unter einem Lampion-Himmel mit einem Sommerdrink den
Abend genießen. Eintritt frei
Führungen:
Überblicksführungen: jeden Samstag und Sonntag, jeweils 16 Uhr im MMK 2
Sandwich-Tour: jeden Dienstag und Donnerstag, jeweils 12.30 und 13 Uhr im MMK 2
English Guided Tour: jeden zweiten Samstag im Monat, 14.30 Uhr im MMK 2
Weitere Führungen finden Sie in unserem Kalender unter www.mmk-frankfurt.de
MMK Talks
Dienstag, 1. Dezember, 19 Uhr im MMK 2
Kostas Murkudis im Gespräch mit Julia Voss
Kostas Murkudis trifft auf Julia Voss, stellvertretende Leiterin des Feuilletons der FAZ, um über
künstlerische Konzepte und Formen des Displays sowie über die Geschichte seiner Kollektionen zu
sprechen.
Eintritt frei
Filmreihe im Frankfurter Filmmuseum
Positionen und Arbeitsweisen aus allen Sparten der Kunst haben das Schaffen von Kostas Murkudis
maßgeblich geprägt. Dabei spielt auch der Film als Inspirationsquelle eine wichtige Rolle:
Ausstattung, Lichtsetzung, Farben, und die Möglichkeit, in andere Welten einzutauchen und in
Gedanken zu reisen, bilden wichtige Impulse für seine Kollektionen. Die Filme, die Murkudis als
prägend für seine Arbeit beschreibt, sind vielfältig: Werke aus den 1960er- und 70er-Jahren von
Alain Resnais, Jean-Luc Godard und Michelangelo Antonioni weckten sein Interesse an der
Verbindung zwischen Film und Mode. Er ist beeinflusst von japanischen Filmen und dem
asiatischen Independent-Kino ebenso wie von klassischen Kostümfilmen. Besonderes Interesse hat
Murkudis zudem am filmischen Surrealismus und seinem Spiel mit Abbild, Oberfläche und
Wirklichkeit, sowie an der unterschiedlichen Inszenierung von Frauenfiguren – mal burschikosmaskulin, mal elegant-feminin.
Das Kino des Deutschen Filmmuseums zeigt zur Ausstellung „Tuchfühlung“ eine von Kostas
Murkudis kuratierte Auswahl von sechs Filmen, die seine Arbeit beeinflusst haben. Sie umfasst
Klassiker der Filmgeschichte wie auch selten gezeigte Filme polnischer, griechischer und
japanischer Regisseure.
Termine:
Dienstag, 4. August, 18 Uhr
TōKYō MONOGATARI – Die Reise nach Tokio, Japan, 1953. R: Yasujirō Ozu. 136 Min. 35mm. OmU
Samstag, 8. August, 18 Uhr & Dienstag 11. August, 18 Uhr
L' ECLISSE – Liebe 1962, Italien / Frankreich, 1962 R: Michelangelo Antonioni 126 Min. OmU
Samstag, 8. August, 22.30 Uhr & Samstag 15. August, 22.30 Uhr
LA BÊTE, Frankreich, 1975. R: Walerian Borowczyk 98 Min. OmU
Mittwoch, 12. August, 18 Uhr
MORE, Frankreich, 1969. R: Barbet Schroeder. 112 Min. OmeU
Dienstag, 18. August, 18 Uhr & Mittwoch, 26. August, 18 Uhr
LA FILLE SUR LE PONT – Die Frau auf der Brücke, Frankreich, 1999. R: Patrice Leconte 95 Min.
Samstag, 22. August, 18 Uhr & Dienstag, 25. August, 18 Uhr
TOPIO STIN OMICHLI – Landschaft im Nebel, Griechenland, 1988. R: Theo Angelopoulos 124 Min.
OmU
„Kollektion“: Inklusives Performanceprojekt für Jugendliche
Eine Kooperation vom Jungen Schauspiel Frankfurt und dem MMK Museum für Moderne Kunst
Im Rahmen der Ausstellung präsentieren das Junge Schauspiel Frankfurt zusammen mit dem MMK
ein Performanceprojekt, das sich auf die Suche nach Selbstinszenierungen und Identitätsfindung
von Jugendlichen begibt. Ausgangspunkt für die Theaterperformance der Jugendlichen mit und
ohne Behinderung sind die experimentellen, oft nonkonformen Entwürfe des Modeschöpfers
Kostas Murkudis und seine Ausstellung, die soziale, partizipatorische und skulpturale
Fragestellungen von Mode thematisiert. Der Jugendclub entwickelt ausgehend von der
Beschäftigung mit diesen Fragen und den Räumlichkeiten des MMK 2 eine Performance in der
Ausstellung.
Premiere Januar 2016
Sommerferien-Workshops zur Ausstellung:
Ferien im Museum: In diesem Sommer erwarten Kinder und Jugendliche im MMK im Rahmen der
neuen Ausstellung drei Workshops rund um das Thema Mode.
Sommerferienworkshops:
(Un)tragbar von 10 – 14 Jahren, 28.–31.7., jeweils 10 – 14 Uhr
Kleidungs-Stücke von 8 – 14 Jahren, 4.–7.8., jeweils 10 – 14 Uhr
Kollektion ab 12 Jahren, 11.–14.8., jeweils 11 – 15 Uhr
Mit Anmeldung bis spätestens 5 Tage im Voraus unter 069 212 40691 oder
[email protected]. 120 € inkl. Eintritt für eine Workshop-Woche;
Trailer zur Ausstellung:
Einen ersten Einblick bietet der aktuelle Trailer http://bit.ly/1JiTtco
Pressefotos:
Pressefotos finden Sie zum Download auf unserer Internetseite unter www.mmkfrankfurt.de/de/presse/pressedownload
Pressekontakt:
Christina Henneke
Telefon +49 69 21237761
Daniela Denninger
Julia Haecker
Telefon +49 69 21240571
Fax +49 69 21237882
[email protected]