PDF - Psychiatrie

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PDF - Psychiatrie
Information der
St.Gallischen Psychiatrie-Dienste Süd
Nr. 1 / Juni 2009
Forensik – Zwischen Psychiatrie und Recht
Tagesklinik – Ein zukunftsweisendes Behandlungsmodell
Neubau Alterspsychiatrie – Ein Gebäude bekommt sein Gesicht
www.psych.ch
Editorial
Qualität ist das Ergebnis
beherrschter Prozesse
Um für unsere Anspruchsgruppen, allen voran für unsere Patientinnen
und Patienten, qualitativ hochwertige Dienstleitungen erbringen zu
können, verfügen wir über eine zeitgemässe Infrastruktur, engagiertes
Personal mit hoher Fach- und Sozialkompetenz und eine offene, wertschätzende und innovative Betriebskultur. Diese Aspekte der Strukturqualität können aber erst dann ihre optimale und langfristige Wirkung
entfalten, wenn sie durch organisatorische Massnahmen miteinander
verknüpft und in Beziehung gebracht werden.
Liebe Leserin, Lieber Leser
Die St.Gallischen Psychiatrie-Dienste Süd leisten seit ihrem
Bestehen einen nicht unerheblichen Beitrag zur Rechtspflege.
In seinem Artikel erklärt der leitende Oberarzt Roger Giezendanner den Begriff Forensik und beschreibt die Entwicklung
der forensischen Aufgaben der Psychiatrie zu einem eigenen
Fachbereich.
Die Psychiatrie-Dienste Süd verfügen heute mit den beiden
Oberärzten Roger Giezendanner und Dieter Welz über zwei
Spezialisten, deren vielseitiges Aufgabenspektrum neben
dem Erstellen von Gutachten jeglicher Art, verschiedenen
konsiliarischen Tätigkeiten (Beratung von Fachleuten) und
dem Behandeln von Patienten auch das Führen und Weiterbilden der Assistenzärzte in der Klinik St.Pirminsberg in Pfäfers und den drei Psychiatrie-Zentren in Heerbrugg, Trübbach
und Uznach umfasst. Mit der Weiterbildung von Ärzten leistet der Forensische Dienst eine wichtige und zeitraubende
Arbeit. Auch in einer Zeit der zunehmenden Spezialisierung
muss weiterhin gewährleistet sein, dass jeder Psychiater
sich im «Grenzgebiet zwischen Psychiatrie und Recht» auskennt und fähig ist, einfache forensische Aufgaben zu übernehmen. Die Schweizerische Ärztegesellschaft verlangt in
ihrem Weiterbildungsprogramm zum Facharzt Psychiatrie
unter anderem das Erstellen von mindestens zehn Gutachten
unter entsprechender Supervision.
Die beiden Oberärzte des Forensikbereichs müssen den Spagat zwischen dem raschen und qualifizierten Erfüllen der
Auftraggeberwünsche und dem Anleiten der Assistenzärzte
leisten. Oft stehen die Oberärzte vor der Wahl, ein Gutachten
selber zu erledigen oder den zusätzlichen Aufwand über die
Vergabe des Auftrags an einen Assistenzarzt und dessen
Betreuung auf sich zu nehmen. Dass gleichzeitig auch finanzielle Vorgaben zu berücksichtigen sind, macht die Sache
nicht einfacher.
Dr. med. Thomas Meier, Chefarzt
Während diesbezüglich auf der Ebene der Geschäftsleitung in der jüngeren
Vergangenheit viel Entwicklungsarbeit geleistet wurde, zeigt sich die Prozessverbindlichkeit und -dokumentation bei den alltäglichen Arbeitsabläufen
uneinheitlich und teilweise lückenhaft. Zudem ist die Verfügbarkeit von Dokumenten unbefriedigend und somit ist auch deren Bekanntheit und Verbindlichkeit eingeschränkt.
Unsere strategische Neuorientierung mit der wohnortsnahen psychiatrischen
Grundversorgung und der entsprechenden Stärkung der regionalen Psychiatrie-Zentren hat wesentliche Veränderungen auf die betrieblichen Abläufe zur
Folge. Die Geschäftsleitung der Psychiatrie-Dienste Süd sieht daher jetzt
einen idealen Zeitpunkt für den systematischen Aufbau eines prozessorientierten Führungsinstrumentes. Dazu werden wir uns dem Prozessmodell der ISONorm 9001/2008 bedienen, welches sich sehr gut mit dem bereits vor einigen
Jahren eingeführten EFQM-Modell kombinieren lässt. Das entsprechende
Projekt ist im ersten Quartal 2009 wie geplant gestartet. Die Umsetzung wird
über ein Jahr an Zeit in Anspruch nehmen und mit einer externen Beurteilung
und Bewertung abschliessen. Eine anschliessende Zertifizierung unseres
Unternehmens bezüglich Qualitätsmanagement kann im EFQM-Modell oder in
der ISO-Norm erfolgen.
In den Psychiatrie-Diensten Süd sollen mit dem Aufbau des Prozessmanagements folgende Bereiche synchronisiert und verbessert werden: Führungsprozesse, Personalprozesse, Leistungsprozesse, Unterstützungsprozesse.
Solche Projekte lösen auch kritische Fragen aus: Geht es nur darum, Sparpotential zu identifizieren? Was ist mit der Beziehungsqualität? Steht der
Mensch nicht mehr im Mittelpunkt? Bringt uns dieses Vorhaben noch mehr
hemmende Bürokratie? – Moderne Prozessmanagementsysteme sind schlank
gestaltet, um unnötigen Formalismus zu vermeiden. Ein angemessener Standardisierungsgrad bedeutet nicht die Einschränkung des kreativen Freiraumes. Ziel ist es, die Innovationskraft zu stärken und die Effizienz zu erhöhen.
Eine saubere Ablauforganisation steht mit der Beziehungsqualität nicht in
Konflikt. Wieso auch sollte der Mensch weniger wichtig sein, nur weil wir
unsere Arbeitsabläufe im Griff haben? Im Gegenteil: Die Patientinnen und
Patienten, aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden von der
gewonnen Transparenz und Verbindlichkeit profitieren können.
Thomas Pfiffner, Mitglied Geschäftsleitung und Leiter Zentrum Linthgebiet
Wissen, was Patienten und Mitarbeitende bewegt –
Befragung 2008
Im vergangenen Jahr wurden Patienten der Klinik
St.Pirminsberg und Mitarbeitende der PsychiatrieDienste Süd an allen vier Standorten befragt. Die
Ergebnisse aus den Analysen sollen eine nachhaltige
Wirkung im Unternehmen erzielen. Sowohl die Mitarbeiterbefragung im Frühjahr 2008, als auch die Patientenzufriedenheitsbefragung im Zeitraum zwischen
Mai 2007 und Mai 2008, wurden durch externe Partner
durchgeführt. Das Gesundheitsdepartement St.Gallen
wählte als Kooperationspartner die Firma Mecon für
die kantonale Befragung seiner Mitarbeitenden. Für
die Auswertung des Münsterlinger Patientenfragebogens (MüPF) zeichnet sich die Universität Neuchàtel
verantwortlich.
Bei den Patientinnen und Patienten haben wir um Rückmeldung betreffend Ein- und Austrittssituation, Einbezug und
Information während der Behandlung, Zusammenarbeit im
Rahmen der Therapie, zur Therapie und zum Aufenthalt im
Generellen gebeten. Unsere Patienten konnten bei ihren Antworten auf einer Skala von 1 (sehr unzufrieden) bis 7 (sehr
zufrieden) ankreuzen. Hier ein kurzer Auszug aus dem Ergebnis:
Bei einem Rücklauf von über fünfzig Prozent – was für eine
Patientenbefragung sehr hoch ist – wird die Aufnahme in
unserem Haus sehr positiv bewertet, ebenso wie Fragen zu
Therapie und Zusammenarbeit mit dem therapeutischen
Fachpersonal. fünfzig Prozent unserer Patienten geben unseren ÄrztInnen, PsychologInnen, SozialarbeiterInnen und den
Bezugspersonen die Höchstnote. Die Patienten fühlen sich
zudem vom gesamten Klinikpersonal sehr respektvoll behandelt. Auch das Gesamturteil fällt positiv aus: konkret würden
siebzig Prozent der Patientinnen und Patienten unsere Klinik
sehr weiterempfehlen. Vielen Dank an alle Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter, die das durchwegs positive Ergebnis bei der
Patientenbefragung überhaupt erst ermöglicht haben.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Psychiatrie-Dienste Süd konnten sich zu den Bereichen Arbeitsinhalt, Lohn,
weitere Leistungen des Arbeitgebers, Arbeitszeit, Aus-, Fortund Weiterbildung, interdisziplinäre Zusammenarbeit, Team,
Führung und Arbeitsplatz äussern. Ähnlich hoch wie bei der
Patientenbefragung fiel auch der Rücklauf der Mitarbeiterbefragung aus. fünfundfünfzig Prozent der Mitarbeitenden
haben sich an der Befragung beteiligt. Böse Zungen behaup-
ten, dies sei der einzig erfreuliche Wert innerhalb der Zufriedenheitsbefragung. Auch wenn sich aus dem allgemeinen
Ergebnis kein akuter Handlungsbedarf ablesen lässt, haben
die vertieften Analysen innerhalb der einzelnen Berufsgruppen und Geschäftseinheiten doch Optimierungspotential aufgezeigt. Vor allem die Bereiche Arbeitszeit, Lohn, Team,
interdisziplinäre Zusammenarbeit und Führung erhielten
nicht nur Lob, sondern auch ernstzunehmende Kritik.
Im letzten Halbjahr wurden die Ergebnisse der Klinik mit den
Mitarbeitenden auf Teamebene besprochen und Verbesserungsmassnahmen abgeleitet: So sind unter anderem im
Medizinischen Dienst die Weiterbildungskonzepte in Überarbeitung, die Zentralen Dienste führen mit den Vorgesetzten
Führungsschulungen durch und in der Pflege werden den
Teammassnahmen mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Auch in
den Psychiatrie-Zentren Linthgebiet, Werdenberg/Sarganserland und Rheintal wurden die Ergebnisse intensiv, teilweise kontrovers diskutiert und erste Handlungsschritte
abgeleitet: Beispielsweise wird das Eintrittsprozedere neuer
Mitarbeitenden und die Weiterbildungsbedingungen verbessert. Die Umsetzung geplanter Massnahmen wird durch das
Qualitätscontrolling begleitet und der Fortschritt laufend
evaluiert.
Das Ergebnis der Mitarbeiterbefragung weist nicht nur auf
Handlungsfelder hin, sondern zeigt auch deutlich das Bedürfnis der Belegschaft nach Verbesserungen auf. Die kritische
Einstellung der Mitarbeitenden, so sie in konstruktiv-wirksame Instrumente umgesetzt werden kann, zeigt vorhandene
Potentiale auf und ist ein wertvolles Gut. Eine pragmatische
Umsetzung der Massnahmen und damit eine entsprechende
Richtungsänderung muss gelingen, bevor die Unzufriedenheit der Mitarbeitenden direkten Einfluss auf die Zufriedenheitswerte der Patienten hat. Die Führung der PsychiatrieDienste Süd ist in der Pflicht! Konstruktive Kritik gilt es zu
hören, zu gewichten, um dann sowohl zeitnahe wie auch
nachhaltige Führungsentscheide zu fällen, denn: Der konstruktiv-kritische Mitarbeitende ist ein grosser Schatz, den
es zu heben gilt.
In diesem Sinne: Danke an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und …gehen wir’s an!
Michaela Risch, Qualitätsbeauftragte
2|3
Forensischer Dienst
Zwischen Psychiatrie und Recht
Vergilbt stehen sie in den Regalen der Klinikbibliothek, schwere über hundertjährige Bücher, noch mit
Feder und von Hand sorgfältig beschriftet. Der Titel
dieser Buchreihe – Monatsschrift für Kriminalpsychologie und Strafrechtsreform – deutet darauf hin, dass
sich bereits damals die Ärzte der Klinik St.Pirminsberg mit forensischen Fragestellungen zu beschäftigen hatten. Was ist nun Forensik?
Der Begriff Forensik stammt ursprünglich vom lateinischen forum (Marktplatz, Forum) da Gerichtsverfahren,
Untersuchungen, Urteilsverkündungen sowie der Strafvollzug im antiken Rom öffentlich und meist auf dem
Marktplatz durchgeführt wurde.
Heutzutage gibt es verschiedene Untergebiete der Forensik.
Die forensische Toxikologie geht beispielsweise dem Nachweis von Giften nach, die forensische Osteologie identifiziert
Personen anhand des Skeletts, in der forensischen Ballistik
werden Geschosswirkungen beurteilt, um hier nur einige dieser
Untergebiete zu nennen. Die forensische Psychiatrie ist ein
Teilgebiet der Psychiatrie und befasst sich mit dem Grenzgebiet zwischen Psychiatrie und Recht.
Vom ausklingenden 19. Jahrhundert bis in die Zeit nach dem
zweiten Weltkrieg prägten im deutschsprachigen Raum bekannte Psychiater wie Emil Kraepelin, Kurt Schneider oder
Eugen Bleuler das Bild der damaligen forensischen Psychiatrie.
Als erste Universität schuf Basel in den neunziger Jahren
einen Lehrstuhl für forensische Psychiatrie. Auch in anderen
Universitätskantonen wurde das Angebot für forensische
Psychiatrie ausbaut. In den letzten Jahren erfolgte auch in
den meisten anderen Kantonen ein Aus- und Aufbau des
Fachgebietes Forensische Psychiatrie.
Wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Entwicklung
wirksamer Psychopharmaka und einer beginnenden Öffnung
der psychiatrischen Kliniken in den fünfziger Jahren geriet
die forensische Psychiatrie immer mehr in den Schatten und
an den Rand der sich entwickelden Psychiatrie.
Bis etwa Mitte der achtziger Jahre galt die forensische
Psychiatrie in der Schweiz als ein wenig bedeutsames Randgebiet der Psychiatrie, welchem zudem auch ein etwas zwiespältiger Ruf anhaftete. Anfang der neunziger Jahre geriet
die forensische Psychiatrie in der Schweiz wie auch in anderen Ländern Europas durch verschiedene Gewalt- und Sexualdelikte wieder in das Licht des öffentlichen Interessens. In
der Schweiz löste 1993 die Ermordung einer 20-jährigen
Pfadfinderin in Zollikerberg – begangen durch einen Sexualstraftäter im Hafturlaub – eine landesweite Debatte aus.
In der forensischen Psychiatrie wurden zu dieser Zeit und in
den nachfolgenden Jahren wichtige Erkenntnisse gewonnen
und neue Methoden entwickelt. Im therapeutischen Bereich
waren dies in erster Linie deliktorientierte Therapiekonzepte, im gutachterlichen Bereich neue Methoden zur Kriminalprognose sowie differenziertere Standards bei den psychiatrischen Gutachten. Die neunziger Jahre waren in der
forensischen Psychiatrie geprägt durch ein rasches Wachstum des Fachgebietes mit einer stetigen Zunahme der Erkenntnisse, des Wissens und der Methoden.
Durch den stetigen und raschen Wandel und die Weiterentwicklung des Fachgebietes zeigte sich in den letzten Jahren
auch bei uns, dass das Erledigen von forensischen Aufgaben
im Rahmen einer Nebentätigkeit kaum mehr möglich ist,
weshalb 2006 der Forensische Dienst der St.Gallischen
Psychiatrie-Dienste Süd neu konzipiert wurde. Der Forensische Dienst wurde vom stationären Behandlungsbereich entkoppelt und als eigenständiger Dienst etabliert. Im gleichen
Jahr wurde die Schweizerische Gesellschaft für Forensische
Psychiatrie (SGFP) gegründet, welche als übergeordnetes
Ziel die Förderung der wissenschaftlichen und praktischen
Tätigkeit im Bereich der forensischen Psychiatrie hat. Im
Rahmen ihrer Mitgliedschaft orientieren sich die Mitarbeiter
des Forensischen Dienstes der Psychiatrie-Dienste Süd auf
nationaler Ebene an den Entwicklungen der forensischen
Psychiatrie. Die Arbeit des Forensischen Dienstes der Psychiatrie-Dienste Süd konzentriert sich schwerpunktmässig auf
die Begutachtung. Dabei werden neben strafrechtlichen Gutachten auch zivilrechtliche und versicherungsmedizinische
Gutachten sowie Militärgutachten erstellt. Der Aufgabenbereich des forensischen Dienstes umfasst jedoch noch weitere Aufgaben wie die konsiliarischen Abklärungen in den
Untersuchungsgefängnissen, Behandlungen von Insassen in
der Strafanstalt sowie die Durchführung von gerichtlich
angeordneten Behandlungen. Neben der Kontaktpflege zu
Behörden, Justiz und Versicherungen ist der Forensische
Dienst auch zuständig für die forensisch-psychiatrische Weiterbildung im Rahmen der Facharztausbildung der Assistenzärzte der Psychiatrie-Dienste Süd.
Die forensische Psychiatrie hat sich, wie bereits erwähnt,
mit Aufgaben im Grenzbereich zwischen Recht und Psychiatrie zu befassen, und ist damit mit einer besonderen Herausforderung konfrontiert: Eine Spezialisierung und Auseinandersetzung mit Detailaspekten ist von zentraler Bedeutung,
gleichzeitig darf dadurch aber der Blick für das Ganze nicht
verloren gehen. Der Kontakt und die Zusammenarbeit mit
Fachpersonen aus der Justiz ist wichtig und muss gepflegt
werden, gleichzeitig darf dabei die Identität als medizinisches Fachgebiet nicht verschwinden.
Roger Giezendanner, Oberarzt Forensischer Dienst
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Psychiatrie-Zentrum Rheintal
Die psychiatrische Tagesklinik –
ein zukunftsweisendes Behandlungsmodell
v.l.n.r. Teammitglieder Tagesklinik: Theres Forrer, Pflegefachfrau; Dr.med. Klaus Kemmerling, Oberarzt und Bereichsleiter Tagesklinik;
Dr.med. Jarno Zierle, Assistenzarzt; Birgitta Nieberle, Psychologin; Petra Kuster, Arbeitsagogin in Ausbildung
Die Wahrscheinlichkeit, im Verlauf des Lebens einmal
an einer psychischen Störung zu erkranken liegt bei
fünfzig Prozent. Früher bedeutete dies bei schweren
Störungen meist automatisch eine Hospitalisation,
häufig abseits des sozialen Umfeldes der Betroffen
und deren Lebensraum. Im Gegensatz zu dieser geographischen Ausgrenzung vom gewohnten Umfeld,
rücken in unserer heutigen Leistungsgesellschaft im
Zusammenhang mit psychischem Leiden Probleme der
sozialen Ausgrenzung in den Vordergrund. Menschen
mit schweren psychischen Störungen stehen nur noch
zu zwanzig bis dreissig Prozent im Erwerbsleben und
sind ausnahmslos mit Beeinträchtigungen ihrer sozialen Rollen konfrontiert (Beruf, Partnerschaft, Beziehungen, Elternschaft). Dies erfordert Behandlungsmodelle, die in unmittelbarer Nähe zur Lebenswelt der
Betroffenen und unter Einbezug ihres sozialen Umfeldes ansetzen. Hierfür steht die Tagesklinik, als ein
Symbol für eine offene, gemeindenahe und zukunftsorientierte Psychiatrie.
Mit der im Jahr 2007 lancierten Erweiterung des Behandlungsangebotes im Psychiatrie-Zentrum Rheintal in Heerbrugg, konnte in der Region des unteren Rheintals eine Optimierung bereits bestehender Strukturen erreicht werden. Die
Schwerpunkte der für zwölf bis fünfzehn Therapieplätze konzipierten Tagesklinik liegen neben der diagnostischen Abklärung auf einer bedarfsgerechten, individualisierten multimodalen Therapie, unter anderem mit dem Ziel der Frührehabilitation und der Vermeidung langfristiger Invalidisierung. Grundlegend für das tagesklinische Therapiekonzept
ist ein biopsychosoziales Krankheitsverständnis mit einem
personenzentrierten Behandlungsansatz. Dieses zielt auf
eine grössere Flexibilität im Hinblick auf Dauer und Setting
(Rahmen, Umgebung) einer Therapie ab. Ein grosses Plus ist
der Verbleib der Patienten in ihrem gewohnten Umfeld. Auf
diese Weise können soziale Probleme besondere Berücksichtigung finden und wieder oder neu erworbene Fähigkeiten parallel zur Therapie erprobt werden. Die Tagesklinik
wirkt autonomiefördernd, indem die Patienten am Abend und
am Wochenende selbständig zurechtkommen müssen und
dies auch wollen. Die gewährleistete Autonomie, die ermöglichte Tagesstrukturierung, die soziale Gemeinschaft und das
therapeutische Milieu fördern das Selbstwirksamkeitserle-
Zwischen Halten und Loslassen –
Wirkfaktor in der Tagesklinik
ben der Patienten und ihre Orientierung. Einen besonders hohen
Stellenwert hat auch die Vernetzung und Kooperation mit anderen Gesundheits-, Sozial- und Arbeitsintegrations-Einrichtungen der Region. Übergeordnetes Ziel ist es, die Wiedereingliederung in die häusliche, berufliche und ambulante Situation zu
fördern und zu erleichtern, um somit auch die stationäre Wiederaufnahmerate und drohende Langzeitarbeitslosigkeit zu
reduzieren. Gleichzeitig soll durch eine frühzeitige Übernahme
in die Tagesklinik die Einweisungsrate in Kliniken und die Verweildauer in einem stationären Rahmen verkürzt werden.
Durch das Leben parallel zur Tagesklinik können Probleme,
beispielsweise im häuslichen Umfeld, wesentlich deutlicher
werden als im stationären Rahmen und sie bieten somit eine
gute Möglichkeit der lebensnahen und lebenspraktischen
Therapie. Gut beurteilbar ist in der Tagesklinik ebenfalls das
soziale Funktionsniveau, wie zum Beispiel die Fähigkeit zur
Selbstversorgung, Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel,
kommunikative Fähigkeiten, Problemlösungsstrategien, das
Verhalten in der Gruppe und die Bewältigung von Wochenenden, da dies unmittelbar im Alltag der Tagesklinik eine
grosse Rolle spielt. Das soziale Funktionsniveau ist wiederum sehr bedeutsam, um den Rehabilitationsbedarf eines
Menschen etwa in Bezug auf seine Wiedereingliederung in
die Arbeitswelt oder eine angemessene Wohnform einzuschätzen. Neben dem Thema Arbeiten und Wohnen wird
grosser Wert auf soziale und kreative Aktivierung der Patienten gelegt. Frühzeitig wird gemeinsam daran gearbeitet, die
Zeit nach der Tagesklinik vorzubereiten und bereits während
der Behandlungszeit Kontakte zu weiterführenden Einrichtungen aufzunehmen.
Eine Befragung von Patienten, was ihnen ihrer Meinung nach
in einer Tagesklinik geholfen habe, ergab: Als wichtiges
Merkmal nennen die Patienten die Tagesstruktur, das Miteinander und die Gruppenaktivitäten. Den Patienten geht es
um die ganzheitliche Erfahrung im spezifisch therapeutischen Milieu. Daraus ist ableitbar, dass der therapeutische
Erfolg durch die Gesamtatmosphäre von Strukturierung und
Gelegenheit zum sozialen Kontakt erzielt wird.
Klaus Kemmerling, Oberarzt und Bereichsleiter Tagesklinik
Die besondere Attraktivität eines teilstationären Angebotes
liegt nicht nur in den geringeren Behandlungskosten, sondern insbesondere auch in der Nähe zum Lebensumfeld der
Betroffenen und in einer nachgewiesenen erhöhten Zufriedenheit von Patienten und deren Angehörigen (Gutknecht H.
Psychiat.prax. 2005;32:342-348).
Aus den unterschiedlichen Facetten der Wirkfaktoren in
unserer Tagesklinik möchte ich stellvertretend einen Aspekt
herausnehmen und beleuchten: Die Dimension von «Halten
und Trennen» als Übungsfeld im tagesklinischen Setting
(Rahmen). Ein Halten ist angezeigt dort, wo es um Aufbau
und Pflege vertrauensvoller Beziehungen geht, wo Kontinuität und Zeit wichtige Wirkfaktoren darstellen. Durch die
meist mehrmonatige Behandlungszeit ist Kontinuität im Aufbau der Beziehungen zu den unterschiedlichen Teammitgliedern und Mitpatienten möglich. Den Patienten wird die notwendige Zeit zur Verfügung gestellt, um anzukommen, sich
einzulassen, Vertrauen zu finden und damit die innerpsychischen Voraussetzungen zu schaffen, aber auch den nötigen
Mut aufzubringen, um sich wieder trennen zu können von der
Tagesklinik, den alten Gewohnheiten, den Symptomen, eventuell den alten Lebensentwürfen und vielem mehr. Ohne ein
vorhergehendes Halten scheint ein konstruktives Trennen im
erweiterten Sinne nicht zu gelingen. In diesem Sinne steckt
im Halten das, was dem Patienten Sicherheit vermittelt.
Dazu gehört auch das Annehmen seiner Symptomatik, seines
So-Seins. Im Trennen steckt die Ermutigung zur Veränderung,
zum Ausprobieren mit anderen, veränderten Denk-, Erlebensund Verhaltensmustern. Konkret heisst das, dass sich täglich
ein Hin- und Hergehen auf der Dimension des Haltens und
Trennens vollzieht: Mit dem in die Tagesklinik kommen, das
heisst sich trennen von zu Hause und wieder nach Hause
gehen und dem sich trennen von der Tagesklinik. Das Verankern im Trennen und Halten wird ebenso geübt wie ein flexibles Dosieren des jeweils wirksamsten Mischverhältnisses
zwischen Halten und Trennen. Sich einlassen, zulassen und
loslassen – dies täglich zum Gelingen zu bringen setzt Mut,
Ermutigung und Geduld voraus – vom Patienten und dem
Team der Tagesklinik gleichermassen.
Klaus Kemmerling, Oberarzt und Bereichsleiter Tagesklinik
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Psychiatrie-Zentrum Werdenberg-Sarganserland
Koordinierte Intervention –
Case Management, Jobcoaching und Sozialarbeit
Im Juni 2008 wurde das Angebot Case Management im
Psychiatrie-Zentrum Werdenberg-Sarganserland eingeführt.
Das Angebot stellt einen umfassenden sozialarbeiterischen
Dienst für die Patienten dar. Durch das Case Management konnte auch die Vernetzung zu sozialen Institutionen der Region
generell erweitert werden. Durch das Jobcoaching, welches
ebenfalls im neuen Angebot des Case Managements beinhaltet ist, entstehen ständig neue und wichtige Kontakte zu
Wirtschaftsbetrieben der Region. Diese direkten Kontakte
sind für eine erfolgreiche berufliche Re-Integration besonders bedeutsam und oft entscheidend.
Es konnten bis zum heutigen Zeitpunkt bereits neunundachtzig
Patienten vom Bereich der Koordinierten Intervention durch
Case Managements profitieren. Diese reicht von sozialarbeiterischen Kurzinterventionen bis hin zu langfristigen und
komplexen Prozessbegleitungen, die eine umfassende Koordination in sämtlichen Systemen der Patienten erfordert.
Vierundzwanzig Personen haben wieder den Schritt in ihre
bisherige berufliche Tätigkeit oder eine neue Stelle im ersten
oder dem zweiten Arbeitsmarkt gefunden. Dabei spielen
immer öfter die beruflichen Eingliederungsmöglichkeiten der
IV eine bedeutende Rolle. Für ebenso viele Patienten konnten
bessere Voraussetzungen für die soziale Integration geschaffen werden.
Case Management ist ein spezifisches Verfahren zur
koordinierten Bearbeitung komplexer Fragestellungen
im Sozial-, Gesundheits- und Versicherungsbereich.
In unserem Psychiatrie-Zentrum in Trübbach wird zwischen den Angeboten von Fallkoordination, Sozialarbeit und Jobcoaching unterschieden, die nach Bedarf
in unterschiedlichem Masse und verschiedenen Kombinationen zum Tragen kommen.
In einem systemisch geführten, kooperativen Prozess wird
eine auf den individuellen Bedarf des Patienten abgestimmte Unterstützung gewährleistet. Anhand der unterstützenden
Interventionen in den verschiedenen Systemen werden
Bedingungen geschaffen, welche die Lebenssituation, die
Entwicklungsmöglichkeiten und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen können. Dabei stehen besonders die mit
dem Helfernetz vereinbarten Ziele und dessen Wirksamkeit
im Vordergrund. Weiters stellt das Case Management einen
Versorgungszusammenhang über die professionelle und
institutionelle Grenze des Psychiatrie-Zentrums her. Grundsätzlich werden die Ressourcen des Helfernetzes wie des
Patienten genutzt und gefördert und konkret in den Unterstützungsprozess eingebaut.
Interventionen des Case Managements sind grundsätzlich
erst umsetzbar, wenn Patienten eine gewisse gesundheitliche Stabilität erreicht haben und mit dem Angebot einverstanden sind. Dabei sind sämtliche Berufsgruppen des
Psychiatrie-Zentrums Werdenberg-Sarganserland involviert
und leisten die nötige medizinische und therapeutische
Versorgung. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit involvierten Ärzten, Therapeuten und Bezugspersonen wird verbindlich gelebt und ist Voraussetzung für die erfolgreiche
Umsetzung des Unterstützungsangebots. Grundsätzlich ist
die Implementierung des Case Managements im PsychiatrieZentrum Werdenberg-Sarganserland abgeschlossen. Es ist
jedoch noch in fachlichen wie strukturellen Bereichen eine
weitere Optimierung möglich: Zurzeit steht dabei die Definierung und Vereinheitlichung des Case-Management-Prozesses und die entsprechenden Arbeitsinstrumente in allen drei
Psychiatrie-Zentren im Vordergrund. Im Weiteren werden die
Schnittstellen zwischen dem stationären Klinikbetrieb St.Pirminsberg in Pfäfers und den drei Regionalen Psychiatrie-Zentren zur Einbindung des Case Managements in Prozessschritten definiert und die Umsetzung vorbereitet.
Rolf Thoma, Case Manager
Offene Türen im Psychiatrie-Zentrum –
Psychiatrie erleben und verstehen
Am Freitag, 27. März 2009 öffnete das Psychiatrie-Zentrum Werdenberg-Sarganserland seine Türen für die
interessierte Öffentlichkeit. Rund sechshundert Besucher nutzten die Gelegenheit, einen Blick in das
Psychiatrie-Zentrum zu werfen und sich über psychiatrische Krankheitsbilder und ihre ambulanten und
tagesklinischen Behandlungsmöglichkeiten zu informieren.
Bereits um 15.00 Uhr, nach der offiziellen Türöfffnung strömten entgegen aller Erwartungen, unzählige Besucher in die
freundlichen und frühlingshaft dekorierten Räume der ehemaligen Fabrik «Kauf» in Trübbach. Im Eingangsbereich wurden sie von Mitarbeitenden freundlich willkommen geheissen. Während sich ein grosser Teil der Gäste über eine
persönliche Information am Infopunkt erfreute machten sich
andere direkt auf den Weg in die Tagesklinik oder Ambulanz.
Das Interesse von Besuchern aus der Region und dem
Füstentum Liechtenstein, war so gross, dass die erste Führung auf acht Gruppen aufgeteilt werden musste, um die
hundert Personen durch die verschiedenen Räume des Zentrums zu führen. Ebenfalls reichten die fünfzig Sitzplätze
beim Referat «Psychotherapie – wenn die Seele leidet…»
nicht aus. Umso erfreulicher, dass sich die Besucher ihr Interesse nicht nehmen liessen und sich auf den Boden setzten,
beziehungsweise sich in der Zeit bis zum nächsten Referat
anderen Angeboten widmeten und sich zwischendurch am
leckeren Kuchenbuffet und Wurstgrill verwöhnen liessen.
Ergänzend zu den fachlichen Führungen im Psychiatrie-Zentrum, dem Zentrumsrundgang mit dem Augenmerk «Geschichte der Fabrik» und den beiden Fachreferaten wurde ein
buntes Programm mit Gruppenaktivitäten, Aktionen zu den
einzelnen Dienstleistungsangeboten, Kinderhort und anderem mehr, präsentiert. So begleiteten beispielsweise fröhliche Handharmonika- und Flötenklänge die Besucher ins
Kunsttherapieatelier, wo die Grossen wie die Kleinen eigene
Erfahrungen im Malen und Mischen von Farben machten.
Wer sich bei «Myrielle» der Clownfrau eine Eintrittskarte für
die Geschmacksgruppe ergatterte, konnte sich von einer
Fachperson in die Achtsamkeit, Schulung der Sinne einführen lassen und sich mit einer Selbsterfahrung ein eigenes
Bild von einer Therapiegruppe machen. «Ein Schoggitäfeli
mal ganz bewusst auf der Zunge zergehen lassen und die verschiedenen Geschmacksrichtungen, -entfaltungen wahrnehmen und geniessen…». Die Geschmacksgruppe fand dank
feiner Süssigkeiten wie Gummibären, Schoggitäfeli und Erdbeeren auch grossen Anklang bei den Kindern und es wurde
sehr viel gelacht.
An den Informations-Stellwänden zu den einzelnen Angeboten
wie Tagesklinik, Psychiatrische Ambulanz, Case-Management, Begleitetes Einzelwohnen, Forensik, Kommunikation,
Angehörigenarbeit und Integra plus ergaben sich viele intensive Gespräche zwischen Fragenden und Fachleuten.
Die offenen Türen im Psychiatrie-Zentrum in Trübbach hatten
zum Ziel, die Bevölkerung einzuladen und die häufig vorhandenen Schwellenängste gegenüber psychiatrischen Einrichtungen und deren Patienten abzubauen. Es ist mit Herzlichkeit und Engagement gelungen, einen unvergesslichen Anlass
zu gestalten: ein wunderschöner Frühlingstag mit sehr vielen
interessierten Besuchern, wertvollen Bekanntschaften und
Kontakten. Es war eine spürbare Betroffenheit vorhanden
und eine bemerkenswerte Offenheit bei Jung und Alt gegenüber der Psychiatrie. Einen herzlichen Dank an alle Besucher!
Claudia Gonzalez Cuerda-Bürki,
Leiterin Psychiatrie-Zentrum Werdenberg-Sarganserland
8|9
Psychiatrie-Zentrum Linthgebiet
«Kreatief»: Unser Leistungspartner im Bereich des therapeutischen
Wohnens und geschützten Arbeitens im Linthgebiet
Orientiert am Versorgungsprinzip der Psychiatrie-Dienste Süd «patientenorientiert – vor Ort – integrierend –
vernetzt» arbeitet das Psychiatrie-Zentrum Linthgebiet
auf verschiedenen Ebenen kontinuierlich an der Weiterentwicklung der psychiatrischen Grundversorgung.
Diese soll möglichst gemeindenah und in enger Vernetzung mit lokalen Leistungspartnern erbracht werden.
Einen der Partner stellen wir vor: Die therapeutische
Wohn- und Arbeitsgemeinschaft Kreatief. Wir haben
Pema Sernya, Geschäftsführerin der Kreatief GmbH und
Urs Lötscher, stellvertretender Geschäftsleiter und Leiter der Werkstatt Linthof Markt zum Interview in unser
Zentrum eingeladen.
Pema Sernya, Sie sind Geschäftsführerin der Kreatief GmbH
in Uznach. Was bietet Ihre Organisation an?
P. Sernya: Die therapeutische Wohngemeinschaft Kreatief
bietet im Zentrum von Uznach sozialtherapeutische Wohn- und
Lebensperspektiven für Menschen, die in Folge einer psychischen Instabilität auf Betreuung und individuelle Förderung
angewiesen sind. Der Aufenthalt im Kreatief ist unbefristet
und spricht Personen zwischen dem 18. und 45. Lebensjahr,
beiderlei Geschlechts an. Ein abgestuftes Konzept berücksichtigt die persönliche und berufliche Entwicklung jedes Klienten,
mit dem Ziel, eine grösstmögliche Selbständigkeit zu erlangen.
Das Kreatief setzt sich für eine Kultur der Gemeinschaftlichkeit, der gegenseitigen Wertschätzung und Gleichwertigkeit
ein, die inneres Wachstum aller Beteiligten im Sinne eines
ganzheitlichen Lebens fördert. Die geschützte Werkstatt Linthof Markt bietet in der ehemaligen Schubiger Fabrik in Uznach
angepasste Arbeitsplätze an. Wir betreuen und fördern hier
Menschen, die im regulären Arbeitsmarkt keine Arbeit mehr
finden und/oder bieten fördernde Massnahmen und Abklärungen zur Arbeitsintegration oder berufliche Massnahmen.
In welchen Bereichen arbeiten Sie mit dem Psychiatrie-Zentrum Linthgebiet zusammen?
P. Sernya: Viele unserer Klienten werden psychiatrisch durch
das Psychiatrie-Zentrum Linthgebiet behandelt. Insofern
ergänzen sich die Angebote unserer beiden Institutionen.
Unsere Zusammenarbeit versuchen wir möglichst unkompliziert und pragmatisch zu gestalten, mit dem Ziel, rasch wirksame Lösungen für die Klienten zu finden. Das Zusammentragen unterschiedlicher Sichtweisen bei der Betreuung von
Klienten trägt zur Erweiterung des Handlungsspielraumes bei,
und führt zu einem Gewinn an Entscheidungssicherheit. Die
Vorteile der multiprofessionellen Zusammenarbeit mit dem
Psychiatrie-Zentrum Linthgebiet kommen nicht allein dadurch
zum Tragen, dass verschiedene Berufsgruppen gemeinsam an
einer Aufgabenstellung arbeiten. Der wesentliche Wirkfaktor
ist ein hoher, wechselseitiger Informationsaustausch von qualifiziertem berufsspezifischem Wissen.
Bleiben wir noch beim therapeutischen Wohnen: Welches
sind Ihre konkreten Dienstleistungen in diesem Bereich?
P. Sernya: Das sozialtherapeutische Ziel am Klienten ist,
integrativ zu wirken sowie den Mut und die Fähigkeit zu fördern, sich mit seiner Identität auseinander zu setzen um
Eigenständigkeit und Beziehungsfähigkeit zu erlangen. Die
Betreuung (Bezugspersonensystem) gewährleistet einen 6Tages- und Abenddienst mit Nacht- und Sonntag-Pikettdienst.
Das Team besteht aus ausgebildeten Fachleuten aus dem
sozialpädagogischen, psychiatrischen Bereich und ergänzenden Berufssparten. Sie sorgen für eine optimale fachliche
Tagesbetreuung mit interner Beschäftigung und Beratung,
auch in Fragen des Alltagslebens und des direkten Umfelds
des Klienten, z.B.: Stellensuche, Behördengänge, Freizeitanimation, etc.
Urs Lötscher, als Leiter der Werkstatt Linthof Markt sind Sie
für den Bereich des geschützten Arbeitens beim Kreatief verantwortlich. Welche Menschen sprechen Sie mit Ihren
Arbeitsplätzen an?
U. Lötscher: Bei uns finden Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger und IV-Rentern unabhängig der Art der psychischen
Beeinträchtigung, sozialer Herkunft oder religiöser Zugehö-
rigkeit einen Arbeitsplatz. Der Linthof Markt ist nicht geeignet für Menschen mit einer schweren geistigen oder körperlichen Beeinträchtigung, oder mit akuter Suchtproblematik.
Der Arbeitsplatz ist unbefristet und bietet erwachsenen
Menschen eine Arbeitsstelle im geschützten Bereich an.
Wie sieht der Arbeitsalltag in der Werkstatt Linthof Markt aus?
U. Lötscher: In vier Arbeitsbereichen (Laden, Büro, Werkstatt, Lager) werden unterschiedliche Tätigkeitsfelder angeboten, die einen eignungs-, neigungs- und leistungsorientierten Einsatz ermöglichen. Im Verkauf bieten wir ein breites
Sortiment an Secondhand und Neuware an, betreiben eine
Kaffeestube im Verkaufsbereich und führen Auftragsarbeiten
und kleine Reparaturen in unserem Werkatelier aus. An den
Computerarbeitsplätzen im Bürobereich werden die Internetverkäufe abgewickelt, denen die Bereiche Logistik, Verpakkung und Transport nachgelagert sind. Der Linthof Markt bietet den Teilnehmenden einen Rahmen, in dem sie in einem
lebendigen Lehr- und Lernprozess ihre bestehenden Arbeitsfähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten erhalten, weiterentwickeln und neue Potenziale entdecken können.
Bei meinen bisherigen Besuchen im Linthof Markt ist mir
wiederholt die entspannte und freundliche Stimmung aufgefallen.
U. Lötscher: Die geschützte Werkstatt befindet sich in der
Aufbauphase und kennt diesbezüglich auch hektische
Momente, z.B. wenn wir mitten in einer Räumung stecken.
Ziel ist ein offenes und vertrauenerweckendes Arbeitsklima,
das jedem ermöglicht sich mitzuteilen und sich mit der eigenen Person und anderen auseinander zu setzen. Wir legen
Wert darauf alle betreuten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
in ihrer Andersartigkeit anzunehmen und zu akzeptieren.
Interviewführung:
Thomas Pfiffner, Zentrumsleiter
Thomas Kieser, Case Manager
Kreatief GmbH
• Therapeutische Wohn- und Arbeitsgemeinschaft in Uznach
• Wohnplätze für 11 Personen
• Geschützte Arbeitsplätze für 44 Personen
(27 IV- und 17 Sozialhilfe-Stellen)
• Geschäftsführerin: Pema Sernya
• STV-Geschäftsleitung, Leiter Werkstatt Linthof Markt:
Urs Lötscher
• www.kreatief.ch
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Klinik St.Pirminsberg
Ärztemangel in der Psychiatrie
Die Rekrutierung von Assistenz- und Fachärzten gestaltet
sich in der Psychiatrie zunehmend schwierig. Es gibt kaum
junge Ärzte in der Schweiz, die sich für Psychiatrie begeistern. Für unsere Patientinnen und Patienten, insbesondere
für chronisch und schwer Kranke, ist diese Entwicklung denkbar ungünstig. Doch unser Fach hat viel zu bieten: Es hat in
der Medizin eine Sonderstellung. Der Arzt in der Psychiatrie
ist zuerst Mitmensch, dann Arzt, Psychotherapeut, Sozialarbeiter oder Lehrer. Psychiatrische oder psychische Krankheiten und Störungen treten immer im Zusammenhang mit dem
persönlichen und dem gesellschaftlichen Umfeld der Patienten
auf. Der Psychiater ist mit Menschen aus gesellschaftlichen
Randgruppen und deren schwersten existentiellen Sorgen und
Nöten konfrontiert. Oft sind es die Menschen, die von allen
anderen nicht oder nicht mehr verstanden werden oder auch
aus fremden Kulturen stammen. Als Psychiater erfährt man
sehr viel über Menschen und das Mensch-Sein. Wir suchen
einen ganzheitlichen Zugang zu Patienten und deren Angehörigen, behandeln sehr oft erfolgreich und sind stets gefordert in der Reflexion der eigenen Rolle.
Was sind nun die persönlichen Erfahrungen, wenn man als
junger Arzt sich für Psychiatrie interessiert. Wie ist es, wenn
man beispielsweise als ausländischer Berufsanfänger hier in
den Psychiatrie-Diensten Süd beginnt? Stefan Griengl lässt
uns im folgenden Bericht teilhaben an seinen Erfahrungen.
Michael Kammer-Spohn, Leitender Arzt Klinik St.Pirminsberg
«Naturnahe Psychiatrie» –
Erfahrungen als Assistenzarzt
Primär waren es Bilder eines Freundes von herrlichen
Berglandschaften, die mein Interesse weckten – Bilder
aus der unmittelbaren Umgebung seines damaligen
Arbeitsplatzes, der psychiatrischen Klinik St.Pirminsberg in Pfäfers (Kanton St.Gallen, Ostschweiz). Dieser
Freund war dort als Assistenzarzt tätig. Da ich selbst
am Fach Psychiatrie (und am Bergsteigen und Skifahren in den Bergen) sehr interessiert war, lag der nächste Schritt nahe: Ich bewarb mich nach Beendigung
meines Studiums in meiner Heimatstadt Graz um eine
Stelle als Assistenzarzt in Pfäfers – mit Erfolg. Gleich
nach dem Studium eine Ausbildungsstelle im Ausland
anzunehmen, war für mich eine grosse Herausforderung, die ich aber gerne annahm. Es war der Beginn
einer schönen, lehrreichen und interessanten Ausbildungszeit in einem vielschichtigen und sympathischen
Gesundheitsunternehmen.
Pfäfers hat für mich den Charakter eines kleinen Bergdorfes
und liegt auf 820 Meter über Meer. In südlicher Richtung ist
es etwa zwanzig Autominuten von der Stadt Chur und in
nördlicher Richtung zehn Autominuten vom Ort Sargans entfernt. Die Nähe zu Sargans erwies sich für mich als sehr positiv und nützlich, da ich über Sargans Anschluss an den täglich
verkehrenden Nachtzug zwischen Zürich und Graz habe. Dies
ermöglicht mir, manchmal auch nur für die kurze Zeit eines
Wochenendes nach Graz fahren zu können.
Die Klink St.Pirminsberg (stationärer Klinikbetrieb der St.Gallischen Psychiatrie-Dienste Süd) verfügt über 143 Betten. Es gibt
zwei allgemeinpsychiatrische Akutstationen sowie drei allgemeinpsychiatrische Reha-Stationen, eine aus drei Stationen
bestehende alterspsychiatrische Einheit (Psychiatrie 50+), eine
Entzugs- und Motivationsstation sowie eine Psychotherapiestation. Den wunderschönen baulichen Kern der Klinik bildet
das Konventgebäude des ehemaligen Benediktinerklosters,
das erweitert wurde durch einen modernen Zubau. In angrenzenden Gebäuden sind weitere Stationen untergebracht. Aktuell wird an einem grossen Neubau für Alterspsychiatrie gearbeitet, in den dann einige Stationen umsiedeln werden.
Wie sieht ein durchschnittlicher Arbeitstag in der Klinik
St.Pirminsberg für Assistenzärzte aus? Die tägliche Arbeit
beginnt mit dem grossen Morgenrapport der Ärzte, Psychologen, Sozialarbeiter und leitenden Pflegfachpersonen im
schönen und altehrwürdigen Konventsaal des ehemaligen
Klosters. Anschliessend geht es, nach einer gemeinsamen
Tasse Kaffee, auf die jeweiligen Stationen. Dort erfolgt
zusammen mit den Pflegefachleuten die Kardexvisite, bzw.
mindestens ein Mal wöchentlich die Patientenvisite. In der
Kardexvisite wird jede Patientin, bzw. jeder Patient im Team
besprochen: Was gibt es Neues? Wie ist der aktuelle Gesundheitszustand? Wie spricht der Patient auf Therapien an? Muss
die Medikation verändert werden? Gibt es körperliche Probleme und müssen weitere Untersuchungen erfolgen? Ist ein
gemeinsames Gespräch mit den Angehörigen des Patienten
sinnvoll? Muss der Sozialdienst eingeschaltet werden?
In der Patientenvisite werden mit jedem Patienten einzeln im
Gespräch mit Oberarzt/-ärztin, Pflegefachperson und Sozialarbeiterin die nächsten Schritte geplant. Weiterer fixer
Bestandteil der Aufgaben eines Assistenzarztes ist das
Durchführen der Patientenaufnahmen. Teils sind das geplante Patienteneintritte, auf den Akutabteilungen gibt es aber
immer auch Notfallaufnahmen. Zum weiteren Spektrum der
Arbeit gehören Einzelgespräche und je nach Station teilweise auch Gruppengespräche mit den Patienten, medizinische
Untersuchungen bei somatischen Problemen, Teamsitzungen
und natürlich auch eine Menge Büroarbeit, um zu dokumentieren und Arztbriefe zu schreiben. Wichtig zu erwähnen sind
auch einige Fortbildungsprogrammpunkte, die fix im Wochenplan vorgesehen sind. Hierzu zählen Fallbesprechungen,
supervidierte Patientengespräche, forensische Fortbildungen
und die regelmäßigen FMH-Weiterbildungen.
Mittlerweile arbeite ich seit zwei Jahren in der Klinik. Ich
begann meine Ausbildungszeit dort auf der Akutstation der
Psychiatrie 50+. Auf dieser Station trifft man auf Patienten im
Alter über fünfzig Jahren mit Krankheiten aus dem gesamten
Spektrum der Psychiatrie. Nach elf Monaten wechselte ich
auf die allgemeinpsychiatrische Akutstation, wo weitere
sehr intensive, aber schöne und lehrreiche Monate vergingen. Aktuell bin ich auf der Entzugs- und Motivationsstation
der Klinik tätig, wo alle Formen von Suchterkrankungen qualifiziert behandelt werden. Da das Thema Sucht einem sehr
häufig in der psychiatrischen Arbeit begegnet, bin ich sehr
froh, auch diesbezüglich hier eine Ausbil-dungsmöglichkeit
zu haben. Als nächster Schritt ist dann die Arbeit auf der
Psychotherapiestation geplant, wo ich bisher erworbene psychotherapeutische Techniken anwenden und vertiefen kann.
Apropos Psychotherapieausbildung: Parallel zur Arbeit mit
einer psychotherapeutischen Ausbildung zu beginnen ist gut
möglich und wird in den Psychiatrie-Diensten Süd auch
gefördert. Man bekommt von der Klinik hierbei finanzielle
Unterstützung, zudem werden mindestens zehn Fortbildungstage pro Jahr zur Verfügung gestellt.
Wenn die Klinikzeit zu Ende geht, besteht die Möglichkeit, in
den ambulanten Psychiatrie-Zentren zu arbeiten; das Fremdjahr kann in den umliegenden Krankenhäusern gemacht wer-
den. Zum Facharzt gehören in der Schweiz mindestens drei
Jahre Klinik, zwei Jahre ambulante Psychiatrie und ein somatisches Fremdjahr. Es liegt nahe, die begonnene Facharztausbildung in der Schweiz zu beenden, man kann sich aber
auch problemlos die in der Schweiz absolvierte Ausbildungszeit in EU-Ländern anerkennen lassen.
Natürlich war der Anfang nicht ganz leicht, galt es doch erst
mal sich zu orientieren und eine große Menge an Neuem zu
bewältigen. Auch gibt es Zeiten, in denen Personal knapp,
und die Belastung durch die Arbeit sehr hoch ist. Man muss
sorgfältig darauf achten, dass man Sorgen und Probleme der
Patienten nicht mit nach Hause nimmt. Aber auch wenn es
manchmal schwierig ist, man muss das nicht alles alleine
schaffen, sondern bekommt Unterstützung von Oberärzten
den anderen Assistentenkollegen und vom Pflegeteam. Der
sehr kollegiale Teamgeist, das freundschaftliche Du im täglichen Miteinander unabhängig von Hierarchiestufen, die gute
Atmosphäre im zwischenmenschlichen Umgang, all dies sind
wertvolle Begleitumstände der Arbeit hier.
Stefan Griengl, Assistenzarzt Klinik St.Pirminsberg
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Natur- und Reisefotografie –
Aufnahmen aus dem Heissluftballon
«Am Ballon fahren fasziniert mich das Schweben über der Landschaft, das sich treiben lassen fernab der ziel- und resultatorientierten Alltagshektik, geleitet nur vom Respekt vor der Natur.
Die Fotografie am Boden und in der Luft fängt flüchtige
Momente aus einer ganz persönlichen Warte ein, ohne Anspruch
auf Vollständigkeit und Wertung, einfach aus der Freude am
Schönen und Einzigartigen.»
Walter Vogel
Klinikfasnacht
Walter Vogel ist passionierter Ballonfahrer und begeisterter
Fotograf. In der Passarelle, dem Verbindungsgang zwischen
den Gebäuden A1 und A2 der Klinik St.Pirminsberg in Pfäfers,
findet vom 26. Juni bis 30. Oktober 2009 eine Ausstellung
seiner Fotobilder statt. Vernissage in der Passarelle:
Freitag, 26. Juni 2009, ab 17.00 Uhr
Klinik St.Pirminsberg in Pfäfers
Walter Vogel
Geboren am 26. Juni 1957
verheiratet und zwei Töchter
Bürgerorte Zürich, St.Gallen und
Maienfeld
Heissluftballonfahren
Heissluftballonbrevet seit Februar 1988
Fahrlehrerbrevet seit Mai 2007
Total 400 Fahrten und rund 600 Stunden Fahrten in der Schweiz,
in Deutschland, Oesterreich, Luxemburg, Frankreich, Italien,
Spanien, Slowenien, USA, Kanada
Langjährige Teilnahme an Schweizer Meisterschaften (3. Rang
1989 und 2. Rang 2003), Europameisterschaften und Weltmeisterschaften
Präsident Ballonclub Flims (Organisator Internationale Heissluftballonwochen)
Fotografieren
Hobbyfotograf seit ca. 1972 mit wechselnder Intensität, je
nach verfügbarer Zeit. Schwerpunkte: Aufnahmen aus dem
Ballon, Natur- und Reisefotografie
Kontakt
[email protected]
Die fünfte Jahreszeit…und die mittelalterlichen Bräuche leben auf! Ursprünglich basiert die Fasnacht auf
dem heidnischen Brauch, mit gewaltigem Lärm der
von winterlichen Dämonen bedrängten Sonne zu Hilfe
zu eilen und böse Geister zu vertreiben. Heute wird
das Bild geprägt von prächtigen Laternen an Morgenstreichen, kunstvollen Masken und Kostümen, Klängen von Pfeifen und Trommeln, SchnitzeIbänken, die
nichts und niemanden schonen, sowie Fasnachtsumzügen. Mit Hilfe von Masken und Verkleidungen wird
vorübergehend eine andere Identität angenommen. In
dieser Zeit ist es das Ziel, Ausgelassenheit, Fröhlichkeit und Lebensfreude zu zelebrieren.
An der diesjährigen Klinikfasnacht unter dem Motto «Flower
Power», haben sich Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitende verzaubern lassen. Originelle Kostüme und Masken
wurden kreiert. Zur DJ-Musik und der Guggenmusik «Gärschtabüüch Pfäfers» wurde ausgelassen getanzt. Für das leibliche Wohl sorgte das Cafeteria-Team mit belegten Brötchen,
«Ziegerchrapfen» und Berliner. Ebenfalls wurde eine eigene
Bar-Theke aufgebaut und dekoriert. Die alkoholfreien Drinks
und Säfte konnte man in gemütlicher Atmosphäre geniessen.
Die Dekoration des Marstalls haben die Patientinnen und
Patienten sehr detailliert und farbig gestaltet.
Das fastnächtliche Treiben zu geniessen hilft, einen Moment
unbeschwert zu sein und so den Klinikalltag aufzuheitern.
Wir freuen uns schon heute auf die Vorbereitungen für die
nächste Klinikfasnacht.
Klinikfasnachtskomitee:
Corinna Nigg, Pflegefachfrau
Marina Schlegel, Sachbearbeiterin Pflegedienst
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Neubau Zentrum für Alterspsychiatrie –
Ein Gebäude bekommt sein Gesicht
Seit dem Spatenstich am 29. Februar 2008, sind nun
viele Tage ins Land gezogen. Der lang anhaltende
Winter, mit regelmässigen und reichlichen Schneefällen, hat den Bauverlauf grundsätzlich gebremst. Bis
zum Wintereinbruch Ende Oktober, konnte bis zum
Rohbau das Bauprogramm perfekt eingehalten werden. Man war sogar leicht im Vorsprung und versuchte die Flachdachabdichtungen noch vor dem ersten
Schnee fertig zu stellen. Leider machte Frau Holle dem
Vorhaben einen Strich durch die Rechnung, und die
sorgfältigen Abdichtungsarbeiten mussten vielerorts
durch provisorische Massnahmen ergänzt werden.
Am 10. Dezember 2008, wurde das Aufrichtfest im Marstall,
einem historischen Nebengebäude des ehemaligen Benediktinerklosters, gefeiert. Die Baufachleute wurden durch die
Klinikküche so richtig kulinarisch verwöhnt. Ein Höhepunkt
des Abends war der Auftritt des Bündner Kabarettisten Rolf
Schmid, welcher mit einer Mischung aus seinem neuen Programm, und dem Hit «aber i mag eifach nümma», die Gäste
glänzend unterhielt.
Danach wurde es dann aber ruhig auf der Baustelle. Die Bauleute gingen in ihren wohlverdienten Weihnachtsurlaub, in
deren teils weit entfernten Heimat, um danach wieder
gestärkt auf die Baustelle zurückzukehren. Bedingt durch die
anhaltenden Schneefälle, war dann leider fürs Erste nicht an
eine geregelte Weiterarbeit zu denken. Erst Ende Februar
konnte wieder mit diversen Arbeiten begonnen werden. Das
Schneeräumen auf der Baustelle wurde zu einer zusätzlichen
regelmässigen Aufgabe für die Bauleute und an den Bausitzungen waren der Schnee und die somit unweigerlichen Verzögerungen des Bauprogramms immer wieder ein Thema.
Aber dank guter vorgängiger Planung und der Vorahnung,
dass dieser Winter ein langer werden könnte, blieb die Bauleitung gelassen – im Wissen darum, dass die nötigen Zeitreserven und eine optimale Straffung der Frühjahrsarbeiten
den Rückstand wieder wettmachen können.
Während der kalten Wintertage hatte ein wetterfestes Vermesserteam die Rohbaufassade millimetergenau ausgemessen und die dreidimensionalen Daten dem Fassadenbauer
übermittelt. So konnten die grossen Fassaden Elemente im
Trockenen vorproduziert werden. Kaum war der letzte Schnee
auf der Baustelle geschmolzen, wurde die Umgebung der
Baustelle geräumt und der Rohbau teilweise hinterfüllt, so
dass die ersten grossen Lastwagen mit der Fensterlieferung
beginnen konnten. Innerhalb kurzer Zeit wurden die bis zu
fünfhundert Kilogramm schweren Fensterrahmen samt Glaseinsatz angeschlagen und montiert. Anschliessend kam dann
der wohl spannendste Moment in dieser Bauphase: Die
ersten Fassadenteile wurden angeliefert. Mit absoluter Präzision steuerte der Chauffeur seinen grossen Lastenzug an
den ehrwürdigen Kloster- und Torkelmauern vorbei zum Neubau. Dort wurden die ersten Fassadenteile im wahrsten Sinne des Wortes an die vorisolierte Betonfassade gehängt. Ein
Gast meinte bei einer Baubesichtigung: «Die Fassadenteile
können ja für die Auffrischung in einigen Jahren einfach heruntergenommen werden».
Gleichzeitig und für die Aussenwelt fast gänzlich unbemerkt,
wurden täglich Bauteile zugeliefert und im inneren des
Gebäudes gelagert oder direkt verarbeitet. Kilometerlange
Kabelstränge, Rohrleitungen und vieles mehr wurden verbaut, damit später die Technik des Gebäudes funktionieren
kann. Bevor das letzte Fenster angeschlagen wurde, mussten
tonnenweise Gipsplatten eingebracht werden, um damit die
Zwischenwände im Trockenbauverfahren erstellen zu können. Bauleute, Gipser, Schreiner, Elektriker, Liftbauer, Sanitär- und Heizungsmonteure und viele andere Spezialisten,
sind nun auf dem Bau anzutreffen. Trotz des regen Betriebes
auf der Baustelle, sind die Friktionen erträglich.
Es lohnt sich im jetzigen Zeitpunkt wirklich, der Baustelle
einen Besuch abzustatten. Die Fassade gibt nun dem Bauwerk sein endgültiges Gesicht. Spannende Gespräche bei
Bauführungen und differenzierte Meinungen zum Gebäude,
begleiten jetzt meinen Arbeitsalltag. All die bei der Planung
erstellten Fotomontagen, werden Realität. Und ich meine,
dass wenn einmal die Umgebung fertig gestaltet ist und die
Natur ihren Beitrag geleistet hat, sich dieses Gebäude sehr
gut in die Kliniklandschaft einfügen wird. Für mich persönlich
werden die nächsten Monate bis zur Eröffnung des Neubaus
im September 2010 äusserst spannend und eindrücklich sein.
Um das aktuelle Geschehen auf der interessanten Baustelle
einem breiteren Publikum näherzubringen, sind immer wieder geführte Begehungen und Veranstaltungen geplant.
Selbstverständlich können diese für Mitarbeitende vor Ort
auch spontan organisiert werden. Unser ZID (Zentrum für
Infrastruktur Dienste, Tel 081 303 65 11) gibt gerne Auskunft.
Renaldo Kleboth, Leiter Technischer Dienst, Bauten und Logistik
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Unsere Patienten kommen zu Wort
Soziotherapie im Weinberg
Im Rahmen moderner Erkenntnisse der Soziotherapie
erweist sich für die Patienten naturnahes Arbeiten,
neben den ärztlichen und pflegerischen Hilfen, als
wichtige Unterstützung des Heilungsprozesses. Dazu
eignet sich das Arbeiten im Weinberg hervorragend.
Deshalb bewirtschaftet das Team der Behandlungsstation A3C der Klinik, unterstützt durch die Patienten, seit
1991 den unterhalb der Klinik St.Pirminsberg gelgenen
Weinberg, auch Wingert genannt, und sichert damit
gleichzeitig das Weiterbestehen einer geschichtsträchtigen Pfäferser Tradition.
Die Fachleute der Station A3C umschreiben Soziotherapie
wie folgt: Sie ist die Konfrontation mit dem Alltäglichen im
Rahmen einer Therapie, um die nicht an die Krankheit gebundenen Anteile der Patienten zu fördern. In der Psychotherapie regeln Patienten eher ihre «Innenpolitik» und in der Soziotherapie ihre «Aussenpolitik». Sie ist lebenswertorientiert
und auf die Realitätsbewältigung im Hier und Jetzt ausgerichtet. Der soziotherapeutische Ansatz ist direkt auf die
Interaktion des Individuums mit seiner Umwelt ausgerichtet.
Bei der gemeinsamen Arbeit im Wingert werden Kontrolle,
Unterstützung, Struktur, Engagement und Wertschätzung
den verschiedenen Menschen und ihren Besonderheiten
angepasst.
Als Patient kann man die Soziotherapie im Weinberg wie folgt
persönlich erfahren: Einfache Arbeitsschritte, zum Beispiel das
Ausdünnen oder Entlauben, können in ihrer ständigen Wiederholung beruhigend wirken und lenken von dunklen Gedanken
ab. Durch die zwischenmenschlichen Kontakte, die durch
Tätigkeiten im Zweierteam entstehen, können depressive Einsamkeitsgefühle abgebaut und die Angst vor Mitmenschen
verringert werden. Anspruchsvolle Arbeiten, wie beispielsweise das Mähen mit der Sense zwischen den Reben oder das
Erlesen, können das depressive Kleben an negativen Gedanken
lösen helfen, weil jede Unkonzentriertheit den wohltuenden
Arbeitsrhythmus unterbricht. Insbesondere die «ZEN Übung
des Mähens» kann die eigene Wahrnehmung fördern, die körperliche Motorik stärken und helfen das Vertrauen in sich
selbst schneller wieder zu finden. Gefühle der Unfähigkeit können vermindert werden, denn man sieht direkt ein positives
Resultat der eigenen Arbeit, obwohl man meint, selbst nichts
mehr zustande zu bringen. Mit der Zeit spürt man, dass das
«Tun im Hier und Jetzt» nicht nur im Weinberg Erfolg verspricht,
sondern auch in der eigenen Psyche Fortschritte bringen kann.
Generell kann die erfahrbare Naturnähe und Erdgebundenheit
im Wingert Licht in depressive Dämmerungen bringen und viele persönliche «Knöpfe» lösen helfen.
Rolf Bereiter, Ehemaliger Patient der Station A3C
spätere Weinqualität entscheidend beeinflusst. Die Anzahl
und Länge der Fruchtruten pro Stock spielen dabei eine
wichtige Rolle. Im Frühjahr ist im Weinberg Hochsaison.
Die Rebstöcke werden vor dem Austrieb durch Biegen und
Binden des einjährigen Holzes in ihrer Form stabilisiert.
Dadurch wird eine gleichmässige Verteilung der Triebe
gewährleistet. Ab Mitte Mai beginnt das Erlesen der Reben.
Bei dieser Arbeit wird die Anzahl der Triebe reguliert.
Angestrebt wird eine Erntemenge von ca. 400–500 Gramm
pro Quadratmeter. Dies bedeutet, dass pro Rebstock lediglich sechs bis neun Triebe stehen bleiben. Durch diese
Arbeit wird sichergestellt, dass die vorhandene Kraft während der Vegetationsperiode (Mai–Oktober) diesen wenigen
Trauben zugute kommt. Von Juli bis Anfang August gibt es
immer noch die Möglichkeit, Ertrag und Qualität der Trauben
zu beeinflussen. Überzählige Beeren werden entfernt und
somit alle Kraft auf die verbleibenden Beeren gelenkt.
Der Weinberg der Klinik St.Pirminsberg
Südlich von Bad Ragaz führt vom Weiler Fluppi ein Wanderweg nach Pfäfers. Dieses Wegstück der alten Römerstrasse
über den Kunkelspass trägt den Namen Porta Romana. Nach
kurzem, bewaldeten Aufstieg trifft der Wanderer auf den südlichsten und mit 720 Metern über Meer höchstgelegenen
Weinberg der Ostschweiz, der von der Klinik St.Pirminsberg
bewirtschaftet wird und auch den Namen Porta Romana
trägt. Die Geländestruktur des Weinbergs erlaubt nur bescheidenen Einsatz von Maschinen. Deshalb ist Handarbeit
vorherrschend. Pro Hektare wird mit rund 1400 Stunden
Handarbeit pro Jahr gerechnet. Das gesamte Rebgebiet umfasst zweiundneunzig Aren. Mit Reben der Sorte Blauburgunder sind etwa siebzig Aren belegt. Der nicht genutzte
Bereich gilt als ökologische Ausgleichsfläche (Wald, Sträucher,
Magerwiese). Die Erntemenge pro Jahr liegt bei 2500 bis
3000 Kilogramm. Dies entspricht, wegen der hohen Lage und
den hohen Qualitätsansprüchen, einem eher tiefen Ertrag von
400 Gramm pro Quatdratmeter. Die Trauben werden in Fläsch
zu einem vorzüglichen Wein der Marke PORTA ROMANA verarbeitet. Der Ausbau erfolgt in französischen Eichenbarriques
von 220 Liter Inhalt. Zwischen der Lese im Herbst und dem
Austrieb im Frühjahr wird mit dem Rebschnitt altes Holz entfernt. Mit diesem Arbeitsschritt wird der Ertrag und auch die
Der Beginn der Weinlese richtet sich nach den einzelnen
Rebsorten und Lagen sowie nach dem Reifezustand der
Trauben. Zuckergehalt, Geschmack und Konsistenz der
Trauben und der Zustand der Laubwand spielen bei der
Festsetzung des optimalen Lesezeitpunktes eine wichtige
Rolle. Durch die Lese von Hand ist es möglich zu selektionieren. Faules oder unreifes Traubengut wird für eine optimale Qualität konsequent entfernt.
Benediktinerkloster Pfäfers
Die Abtei Pfäfers wurde im Jahr 731 durch Mönche des
Klosters Reichenau gegründet. Sie stand in der klösterlichen
Tradition der Benediktiner. Diese hatten ihren Namen vom
heiligen Benedikt von Nursia (480–547), dessen Regel in
dreiundsiebzig Kapiteln sämtliche Bereiche des spirituellen
Lebens definierte. Pfäfers war ein starker Konvent, der
einen weittragenden religiösen, kulturellen und politischen
Einfluss hatte und bis zu siebzig Mönche zählte. Es war mit
der Bevölkerung fast aller Gemeinden nicht nur durch persönliche Beziehungen, durch Abhängigkeit der Bewohner
und Güterbesitz, sondern auch durch die Seelsorge verbunden. 1831 erhielt der Kanton St.Gallen eine neue Verfassung. Die liberale katholische Mehrheit der neuen
Kantonsregierung zielte auf eine Demokratisierung und
Verstaatlichung der Kirche ab. Klöster sollten eingeschränkt
oder aufgehoben werden, die beachtlichen Vermögen wohltätigen Aufgaben zufliessen. 1838 löste der Grosse Rat des
Kantons St.Gallen das Kloster Pfäfers auf und zog das
gesamte Vermögen als Staatsgut ein.
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Kultur
Der Elefant – Dichterlesung von Wilhelm Walser
in der Klinik St. Pirminsberg
Während seines Auftenhaltes in St.Pirminsberg und durch das
besondere Engagement seiner Ergo-Therapeutin Marion Teufel,
wurde es möglich, dass Willhelm Walser Im Januar 2009 eine
Dichterlesung im Kulturraum der Klinik halten konnte. Diese
wurde von Angestellten und Mitpatienten gut besucht und
einige Zugaben wurden begeistert eingefordert. Ein ermutigendes Zeichen für einen Mann, der es nicht immer leicht im
Leben hatte.
«Es war einmal ein Wolf, der verliebte sich in ein
schönes Schaf und machte ihr den Hof. …Sie wurden
ein Paar. …Das Schaf hatte wunderbares Fell, und der
Wolf wollte es ein Mal streicheln. Dazu erhob er die
Pfote… Darauf erschrak das Schaf… und rannte
davon. …Der Wolf verstand die Welt nicht mehr, denn
er liebte das Schaf innig und bekam Liebeskummer. In
der Not ging er zu einem Sextherapeuten, einem
Uhu… der versuchte ihn von den Schafen weg zu bringen und erzählte ihm die Vorzüge attraktiver Wölfinnen. …Nach ein paar Sitzungen…»
Es gibt ja die seltsamsten Orte, an denen Kunst zum Vorschein
kommt! Was Patienten und Mitarbeitende schon längstens
wissen, dürfte sich auch in der Gesellschaft langsam herumsprechen: Die Psychiatrie ist ein Ort solchen künstlerischen
Erwachens! Wer sich auf den Weg zu seinen eigenen Kräften
und Talenten macht, wer sich mit seinem Leben auseinandersetzt, der stösst auch auf eigenwillige und einmalige Fähigkeiten, die im normalen Alltag oftmals verborgen bleiben! So
erging es auch Wilhelm Walser, der bei einem Aufenthalt in
einer Psychiatrischen Klinik 2005 auf sein dichterisches Talent
stiess. Seine Geschichte ist, wie jene so vieler Menschen,
eine Geschichte mit vielen Brüchen und Geheimnissen: Im
Raum St.Gallen mit zwei Geschwistern aufgewachsen, lebte
er in den letzten Jahren in der Region Zürich, ehe ihn einige
widrige Umstände zu einem Aufenthalt in der Klinik zwangen.
Eine unglückliche Liebe und ein urwüchsiger Geist, brechen
sich seither schriftstellerisch Bahn. Er selbst beschreibt sein
Schriftstellertum auch als eine Art Therapieform, durch welche er Kraft und Zuversicht erlangt.
In seinem nun veröffentlichten ersten Buch, welches den
Titel «Der Elefant» trägt (zu beziehen über www.wilhelmwalser.ch), spürt der Leser etwas von der bisweilen absurd
anmutenden Realität des Lebens, mitsamt seinen Höhen und
Tiefen. Mit teilweise beissender Ironie, äusserst treffenden
und entlarvenden Beschreibungen, bringt Willhelm Walser
den Irrwitz des menschlichen Handelns und Argumentierens
auf den Punkt. Gleichzeitig hat er sich in vielen Geschichten
auch eine verblüffend kindliche und märchenhaft anmutende
Sicht der Dinge erhalten. Er selbst hält die Erzählung vom
Steuervogt als eine seiner besten Geschichten. Darin beschreibt er drei Witwen mit ihren schwarzen Kleidern und
ihren noch schwärzeren Gedanken, welche einen Plan aushecken, um den unseligen Steuervogt wieder loszuwerden.
Dies dürfte auch eine treffende Beschreibung seines allseits
spürbaren Humors sein, mit welchem er die Unerträglichkeit
des Seins distanziert und doch auch mit Genuss wahrzunehmen vermag, nämlich: schwarz und gut.
Wer Willhelm Walser auf dem Gelände der Klinik St.Pirminsberg bei seinen täglichen Rundgängen antrifft, nimmt zuerst
seine grosse und kaum zu übersehende Gestalt in einem weiten Mantel, mit einer schwarzen Mütze und einem gewissen
Schalk im Gesicht, wahr. Er schaut stets aufmerksam und ist
immer offen für ein Gespräch oder eine Tasse Kaffee. Wie die
Geschichte vom Wolf und vom Schaf weiterging? Nun: «Nach
ein paar Sitzungen hatte der Wolf genug und frass den Uhu
und ging zum Schaf zurück… Seither gibt es auf der Welt
Wölfe im Schafspelz.»
Sabine Zgraggen, Seelsorgerin Klinik St.Pirminsberg
Aktuell
Aktives Sponsoring –
Gastronomie der Klinik St.Pirminsberg
Die Culinarium zertifizierte Gastronomie der Klinik
St.Pirminsberg pflegt gezielt und aktiv Sponsoring im
Sozialbereich und fördert und unterstützt kulinarisch
entsprechende Veranstaltungen in der Region. Zum
Beispiel: die Polysportivstafette 2009 in Bad Ragaz und
der erste Umwelttag in Pfäfers.
Am Mittwoch, den 13. Mai 2009 fand in Bad Ragaz eine Sportveranstaltung der besonderen Art statt: die Polysportivstafette
2009. Insgesamt beteiligten sich sechsundvierzig SchülerMannschaften am sportlichen Wettbewerb. Sie stammen aus
Oberstufenschulen des ganzen Kantons St.Gallen. Die professionelle Organisation des Anlasses wurde von den Teilnehmenden durch viele positive Rückmeldungen gelobt. Mit dem Sponsoring von rund dreihundert Sandwiches trug die Klinik
St.Pirminsberg einen guten Teil zum Gelingen bei. Sämtliche
Athleten und Helfer erhielten kostenlos ein mit frischen Zutaten
aus der Region hergestelltes Sandwich. Als der Platzsprecher
erwähnte, dass die Sandwiches aus der Küche der Klinik in Pfäfers stammen, wurde spontan applaudiert. Mit Freude dürfen
wir von einem genussreichen und gelungenen Anlass sprechen.
Am darauf folgenden Samstag veranstaltete der Verkehrsverein
Pfäfers den ersten Umwelttag, der den Schutz und die Pflege
der unmittelbaren Umgebung des Dorfes zum Ziel hatte. Freiwillige Helferinnen und Helfer aus Pfäfers, deren Aufgabe es
war die Umgebung, die Wege und den Wald in Schuss zu bringen, erfreuten sich im Anschluss an die aufwändige Arbeit an
den feinen und mit Sorgfalt zubereiteten Salaten aus der Klinikküche. Gestärkt und fit wurde auch hier unser kulinarisches
Engagement sehr gewürdigt. Der Weg mit aktiven Sponsoring
die Region zu unterstützen und unserer soziales Engagement zu
zeigen, darf als sehr schöner Erfolg gewertet werden.
Alfred Kral, Leiter Gastronomie, Hotellerie
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Persönlich
Der interne Gesundheits-Check
war ein Erfolg
Ende des Jahres 2007 hat das Betriebliche Gesundheitsmanagement allen Mitarbeitenden der St.Gallischen Psychiatrie-Dienste Süd einen Gutschein für
einen ganzheitlichen Gesundheits-Check überreicht.
Dieser konnte während des folgenden Jahres 2008 bei
einem Hausarzt aus dem Ärztenetzwerk PizolCare eingelöst werden. Das erklärte Ziel war, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, welche einen solchen Gesundheits-Check nicht über eine bestehende Zusatzversicherung finanzieren können oder ihre Franchise
nicht belasten möchten, dennoch die Möglichkeit
haben, sich auf «Herz und Nieren» prüfen zu lassen.
Können Ärztenetze in der Gesundheitsförderung eine aktive
Rolle übernehmen um Betriebsmitarbeitende, ohne ihnen
das unangenehme Gefühl von Manipulation, Unterlassung
oder anderen Nebenwirkungen zu geben, zur aktiveren Teilnahme an Präventionsprojekten motivieren? Sie können! Auf
Grund einer überdurchschnittlichen Sterblichkeit bei den 45
bis 65-jährigen in der Region, arbeitet der Ärzteverein Werdenberg/Sarganserland mit seiner Arbeitsgruppe «Herzhaft
gsund» seit sieben Jahren an einem Gesundheitspräventionsprogramm, das auch einen Gesundheitspass beinhaltet.
Dieser bestehende Pass wurde in Zusammenarbeit mit den
St.Gallischen Psychiatrie-Dienste Süd auf die speziellen
Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden angepasst.
Innert Jahresfrist haben fünfzig von total rund vierhundert
Mitarbeitenden von diesem Angebot in PizolCare-Praxen
Gebrauch gemacht. Fünf Mitarbeitende waren ausserhalb
der Region Sarganserland-Werdenberg in nicht PizolCarePraxen. In absoluten Zahlen gemessen scheint das Resultat
nicht überzeugend. Aber das Ergebnis des Gesundheitschecks ist mehr als erfreulich und mit ganz persönlichen
Schicksalen verbunden: Bei Einzelnen konnten Krankheiten
im Anfangsstadium frühzeitig erkannt und behandelt werden. Fazit: Präventionsarbeit ist ein «hartes Pflaster». Nicht
die Summe macht hier den Erfolg aus. Die Einzelfälle und
deren Heilung zählen. Und darauf sind wir mit Recht stolz.
Sandro Ursch, Leiter Betriebliches Gesundheitsmanagement
Dienst-Jubiläen
1. November 2008 bis 30. Juni 2009
10 Jahre
Cornelia Dalbert
Altbert Tobler-Schnell
Vera Hobi
Corina Segmüller Schneider
Marco Sprenger
15 Jahre
Urs Laubscher
Mira Marjanovic-Petkovic
Sabina Gadient-Hugenmatter
20 Jahre
Thomas Lampert-Müller
Thomas Kieser
Heidi Baumgartner-Bodmer
Ueli Neuhäusler-Schwitter
Monika Jäger
Ernst Hirschi-Imholz
Thomas Meier
Andrea Gstöhl-Gabathuler
25 Jahre
Herbert Fasolt-Kohler
Oswin Welter-Leu
Erich Ilkow-Vils
Helen Wellenzohn-Friedlin
30 Jahre
Grozda Radosevic Lazic
Rita Jäger
Neueintritte
1. November 2008 bis 31. Mai 2009
November
Simone Cruz Beato
Ralf Fischer
Patrik Kleger
Reto Schwendener
Dezember
Ninoslav Jovanovic
Emanuel Sprecher
Neueintritte
Prüfungserfolge
Januar
Isabel Aebi
Jocelyne Cavelti-Gross
Ivana Fäh
Lars Huneke
Brigitte Krebser
Gabriela Lippuner
Eva Madeleine Maurer
Birgitta Nieberle
Younis Rawanduzy
Marianne Rous-Elmer
Jarno Zierle
Anjuschka Maij
Sandro Lutz
Darius Malekian
Psychiatrie-Zentrum Rheintal
Tamara Buschor, medizinische Sekretärin H+, März 2009
Jarno Zierle, Facharzttitel, Dezember 2008
Februar
Dragana Maggio
Sonja Wanderer
Sabine Büchel, Höhere Fachschule 1, Schwerpunkt
Psychiatrie, Dezember 2008, Schweizerischer Berufsverband für Pflegefachpersonen, Zürich
März
Jartrud Gubser
Lotti Klotz
Daniel Bucher
Heidi Wyrsch, April 2009, Kaderschule H+, Aarau
April
Martin Berger
Marcel Bosshard
Giuseppe Giambalvo
Cetin Güner
Corinne Oswald
Psychiatrie-Zentrum Werdenberg-Sarganserland
Luzia Hassler, Diplom als Mal- und Kunsttherapeutin,
November 2008
Klinik St.Pirminsberg
Ralf Fischer, Diplomausbildung Pflege Höhere Fachschule,
Oktober 2008
Franziska Elmer, Höhere Fachschule 1, Schwerpunkt
Psychiatrie, Oktober 2008, der Schweizerische Berufsverband der Pflegefachpersonen, Zürich
Erika Riederer, Diplomniveau 2-Berufstitel, Januar 2009
der Schweizerische Berufsverband der Pflegefachpersonen,
Zürich
Roger Sperandio, Diplomniveau 2-Berufstitel, März 2009,
Weiterbildungszentrum für Gesundheitsberufe, Aarau
Sebastian Krappmann, Trainer Aggressionsmanagement,
April 2009, der Schweizerische Berufsverband der Pflegefachpersonen, Zürich
Mai
Denise Künzler
Melanie Mannhart
Miranda Studer
René Pfaller
Hochzeiten
Ralf Fischer und Seraina Padrutt, 14. Januar 2009
Debora Bossi und Theo Jörg, 29. Mai 2009
Geburten
Gordana Heuberger, Maria und Sofia, 12. Dezember 2008
Ralf Fischer, Jael Luana, 10. Februar 2009
22 | 23
Schlusspunkt
In Sachen Neubau in Pfäfers
Agenda
Psychiatrie-Zentrum Rheintal
16.09.2009
Treffen Sozialämter, Vernetzung
Psychiatrie-Zentrum Werdenberg-Sarganserland
26.06.2009
Familienhilfe Schaan, Informationstreffen
02.07.2009
Roundtable, Gemeinden Werdenberg-Sarganserland
21.09.2009
Amt für Soziale Dienste FL, Vernetzung
Psychiatrie-Zentrum Linthgebiet
Wer in diesen Tagen einen Blick auf das Baustellengeschehen wirft, hat keine Zweifel: der vorgegebene, strenge Zeitplan wird eingehalten. Viel Bewegung ist im und um das
Gebäude herum, die Fenster sind grossteils montiert, das
Fassadenbild nimmt Gestalt an, die inneren Strukturen werden zunehmend sicht- und die räumlichen Dimensionen
erlebbar… und das Auge beginnt zu prüfen, was die Pläne
versprochen haben.
04.06.2009
Patientenfest, Vortrag
Klinik St.Pirminsberg
09.07.2009
Lehrabschlussfeier
01.08.2009
Augustfeier
20.08.2009
Begrüssung neue Mitarbeitende
01.09.2009
«Wenn Internet und Videospiele zur Sucht werden»,
Dienstagsreferat
07.09.2009
Im Gespräch, Mitarbeiterinformationsveranstaltung
10.09.2009
Weltsuizid-Präventionstag
14.09.2009
Im Gespräch, Mitarbeiterinformationsveranstaltung
Ja, und wann ist es denn soweit? – Im Sommer 2010!
18.09.2009
«Du bist krank – Wo bleibe ich?», Dienstagsreferat
Christoph Eicher, CEO
06.10.2009
«Vom Prämienzahler zum Sozialhilfeempfänger»,
Pirminsbergergespräche
Ich sehe den weiteren Baufortschritten und dem Entstehen
dieser wichtigen Etappe in der Baugeschichte der Klinik St.Pirminsberg gespannt entgegen. Natürlich gelten meine Gedanken bereits der künftigen Nutzung und dem was wir, wenn es
denn soweit ist, unseren Patientinnen und Patienten, unseren
Mitarbeitenden, Besuchern und Gästen an Mehrwerten anbieten können: Ein Raumprogramm mit neuen Massstäben, eingebettet ins reizvolle bergige Umland und in gestaltete Aussenanlagen, mit drei markanten Höfen, die den Grünraum und
die natürliche Belichtung ins Innere des Gebäudes führen –
freundlich, überschaubar und einladend.
Impressum
Herausgeberin: St.Gallische Psychiatrie-Dienste Süd, Klosterweg, 7312 Pfäfers, Redaktion: Viola Krucker Sabta; Texte: Mitarbeitende und Patienten der Psychiatrie-Dienste
Süd, Titelbild: Yvonne Guntli, Empfang und Sekretariat Psychiatrie-Zentrum WerdenbergSarganserland, Gestaltung: freicom ag, St.Gallen, Druck: Gonzen Druck, Bad Ragaz,
Auflage 1500 Exemplare, Nächste Ausgabe: September 2009.