PDF - Psychiatrie
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Information der St.Gallischen Psychiatrie-Dienste Süd Nr. 1 / Juni 2009 Forensik – Zwischen Psychiatrie und Recht Tagesklinik – Ein zukunftsweisendes Behandlungsmodell Neubau Alterspsychiatrie – Ein Gebäude bekommt sein Gesicht www.psych.ch Editorial Qualität ist das Ergebnis beherrschter Prozesse Um für unsere Anspruchsgruppen, allen voran für unsere Patientinnen und Patienten, qualitativ hochwertige Dienstleitungen erbringen zu können, verfügen wir über eine zeitgemässe Infrastruktur, engagiertes Personal mit hoher Fach- und Sozialkompetenz und eine offene, wertschätzende und innovative Betriebskultur. Diese Aspekte der Strukturqualität können aber erst dann ihre optimale und langfristige Wirkung entfalten, wenn sie durch organisatorische Massnahmen miteinander verknüpft und in Beziehung gebracht werden. Liebe Leserin, Lieber Leser Die St.Gallischen Psychiatrie-Dienste Süd leisten seit ihrem Bestehen einen nicht unerheblichen Beitrag zur Rechtspflege. In seinem Artikel erklärt der leitende Oberarzt Roger Giezendanner den Begriff Forensik und beschreibt die Entwicklung der forensischen Aufgaben der Psychiatrie zu einem eigenen Fachbereich. Die Psychiatrie-Dienste Süd verfügen heute mit den beiden Oberärzten Roger Giezendanner und Dieter Welz über zwei Spezialisten, deren vielseitiges Aufgabenspektrum neben dem Erstellen von Gutachten jeglicher Art, verschiedenen konsiliarischen Tätigkeiten (Beratung von Fachleuten) und dem Behandeln von Patienten auch das Führen und Weiterbilden der Assistenzärzte in der Klinik St.Pirminsberg in Pfäfers und den drei Psychiatrie-Zentren in Heerbrugg, Trübbach und Uznach umfasst. Mit der Weiterbildung von Ärzten leistet der Forensische Dienst eine wichtige und zeitraubende Arbeit. Auch in einer Zeit der zunehmenden Spezialisierung muss weiterhin gewährleistet sein, dass jeder Psychiater sich im «Grenzgebiet zwischen Psychiatrie und Recht» auskennt und fähig ist, einfache forensische Aufgaben zu übernehmen. Die Schweizerische Ärztegesellschaft verlangt in ihrem Weiterbildungsprogramm zum Facharzt Psychiatrie unter anderem das Erstellen von mindestens zehn Gutachten unter entsprechender Supervision. Die beiden Oberärzte des Forensikbereichs müssen den Spagat zwischen dem raschen und qualifizierten Erfüllen der Auftraggeberwünsche und dem Anleiten der Assistenzärzte leisten. Oft stehen die Oberärzte vor der Wahl, ein Gutachten selber zu erledigen oder den zusätzlichen Aufwand über die Vergabe des Auftrags an einen Assistenzarzt und dessen Betreuung auf sich zu nehmen. Dass gleichzeitig auch finanzielle Vorgaben zu berücksichtigen sind, macht die Sache nicht einfacher. Dr. med. Thomas Meier, Chefarzt Während diesbezüglich auf der Ebene der Geschäftsleitung in der jüngeren Vergangenheit viel Entwicklungsarbeit geleistet wurde, zeigt sich die Prozessverbindlichkeit und -dokumentation bei den alltäglichen Arbeitsabläufen uneinheitlich und teilweise lückenhaft. Zudem ist die Verfügbarkeit von Dokumenten unbefriedigend und somit ist auch deren Bekanntheit und Verbindlichkeit eingeschränkt. Unsere strategische Neuorientierung mit der wohnortsnahen psychiatrischen Grundversorgung und der entsprechenden Stärkung der regionalen Psychiatrie-Zentren hat wesentliche Veränderungen auf die betrieblichen Abläufe zur Folge. Die Geschäftsleitung der Psychiatrie-Dienste Süd sieht daher jetzt einen idealen Zeitpunkt für den systematischen Aufbau eines prozessorientierten Führungsinstrumentes. Dazu werden wir uns dem Prozessmodell der ISONorm 9001/2008 bedienen, welches sich sehr gut mit dem bereits vor einigen Jahren eingeführten EFQM-Modell kombinieren lässt. Das entsprechende Projekt ist im ersten Quartal 2009 wie geplant gestartet. Die Umsetzung wird über ein Jahr an Zeit in Anspruch nehmen und mit einer externen Beurteilung und Bewertung abschliessen. Eine anschliessende Zertifizierung unseres Unternehmens bezüglich Qualitätsmanagement kann im EFQM-Modell oder in der ISO-Norm erfolgen. In den Psychiatrie-Diensten Süd sollen mit dem Aufbau des Prozessmanagements folgende Bereiche synchronisiert und verbessert werden: Führungsprozesse, Personalprozesse, Leistungsprozesse, Unterstützungsprozesse. Solche Projekte lösen auch kritische Fragen aus: Geht es nur darum, Sparpotential zu identifizieren? Was ist mit der Beziehungsqualität? Steht der Mensch nicht mehr im Mittelpunkt? Bringt uns dieses Vorhaben noch mehr hemmende Bürokratie? – Moderne Prozessmanagementsysteme sind schlank gestaltet, um unnötigen Formalismus zu vermeiden. Ein angemessener Standardisierungsgrad bedeutet nicht die Einschränkung des kreativen Freiraumes. Ziel ist es, die Innovationskraft zu stärken und die Effizienz zu erhöhen. Eine saubere Ablauforganisation steht mit der Beziehungsqualität nicht in Konflikt. Wieso auch sollte der Mensch weniger wichtig sein, nur weil wir unsere Arbeitsabläufe im Griff haben? Im Gegenteil: Die Patientinnen und Patienten, aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden von der gewonnen Transparenz und Verbindlichkeit profitieren können. Thomas Pfiffner, Mitglied Geschäftsleitung und Leiter Zentrum Linthgebiet Wissen, was Patienten und Mitarbeitende bewegt – Befragung 2008 Im vergangenen Jahr wurden Patienten der Klinik St.Pirminsberg und Mitarbeitende der PsychiatrieDienste Süd an allen vier Standorten befragt. Die Ergebnisse aus den Analysen sollen eine nachhaltige Wirkung im Unternehmen erzielen. Sowohl die Mitarbeiterbefragung im Frühjahr 2008, als auch die Patientenzufriedenheitsbefragung im Zeitraum zwischen Mai 2007 und Mai 2008, wurden durch externe Partner durchgeführt. Das Gesundheitsdepartement St.Gallen wählte als Kooperationspartner die Firma Mecon für die kantonale Befragung seiner Mitarbeitenden. Für die Auswertung des Münsterlinger Patientenfragebogens (MüPF) zeichnet sich die Universität Neuchàtel verantwortlich. Bei den Patientinnen und Patienten haben wir um Rückmeldung betreffend Ein- und Austrittssituation, Einbezug und Information während der Behandlung, Zusammenarbeit im Rahmen der Therapie, zur Therapie und zum Aufenthalt im Generellen gebeten. Unsere Patienten konnten bei ihren Antworten auf einer Skala von 1 (sehr unzufrieden) bis 7 (sehr zufrieden) ankreuzen. Hier ein kurzer Auszug aus dem Ergebnis: Bei einem Rücklauf von über fünfzig Prozent – was für eine Patientenbefragung sehr hoch ist – wird die Aufnahme in unserem Haus sehr positiv bewertet, ebenso wie Fragen zu Therapie und Zusammenarbeit mit dem therapeutischen Fachpersonal. fünfzig Prozent unserer Patienten geben unseren ÄrztInnen, PsychologInnen, SozialarbeiterInnen und den Bezugspersonen die Höchstnote. Die Patienten fühlen sich zudem vom gesamten Klinikpersonal sehr respektvoll behandelt. Auch das Gesamturteil fällt positiv aus: konkret würden siebzig Prozent der Patientinnen und Patienten unsere Klinik sehr weiterempfehlen. Vielen Dank an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das durchwegs positive Ergebnis bei der Patientenbefragung überhaupt erst ermöglicht haben. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Psychiatrie-Dienste Süd konnten sich zu den Bereichen Arbeitsinhalt, Lohn, weitere Leistungen des Arbeitgebers, Arbeitszeit, Aus-, Fortund Weiterbildung, interdisziplinäre Zusammenarbeit, Team, Führung und Arbeitsplatz äussern. Ähnlich hoch wie bei der Patientenbefragung fiel auch der Rücklauf der Mitarbeiterbefragung aus. fünfundfünfzig Prozent der Mitarbeitenden haben sich an der Befragung beteiligt. Böse Zungen behaup- ten, dies sei der einzig erfreuliche Wert innerhalb der Zufriedenheitsbefragung. Auch wenn sich aus dem allgemeinen Ergebnis kein akuter Handlungsbedarf ablesen lässt, haben die vertieften Analysen innerhalb der einzelnen Berufsgruppen und Geschäftseinheiten doch Optimierungspotential aufgezeigt. Vor allem die Bereiche Arbeitszeit, Lohn, Team, interdisziplinäre Zusammenarbeit und Führung erhielten nicht nur Lob, sondern auch ernstzunehmende Kritik. Im letzten Halbjahr wurden die Ergebnisse der Klinik mit den Mitarbeitenden auf Teamebene besprochen und Verbesserungsmassnahmen abgeleitet: So sind unter anderem im Medizinischen Dienst die Weiterbildungskonzepte in Überarbeitung, die Zentralen Dienste führen mit den Vorgesetzten Führungsschulungen durch und in der Pflege werden den Teammassnahmen mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Auch in den Psychiatrie-Zentren Linthgebiet, Werdenberg/Sarganserland und Rheintal wurden die Ergebnisse intensiv, teilweise kontrovers diskutiert und erste Handlungsschritte abgeleitet: Beispielsweise wird das Eintrittsprozedere neuer Mitarbeitenden und die Weiterbildungsbedingungen verbessert. Die Umsetzung geplanter Massnahmen wird durch das Qualitätscontrolling begleitet und der Fortschritt laufend evaluiert. Das Ergebnis der Mitarbeiterbefragung weist nicht nur auf Handlungsfelder hin, sondern zeigt auch deutlich das Bedürfnis der Belegschaft nach Verbesserungen auf. Die kritische Einstellung der Mitarbeitenden, so sie in konstruktiv-wirksame Instrumente umgesetzt werden kann, zeigt vorhandene Potentiale auf und ist ein wertvolles Gut. Eine pragmatische Umsetzung der Massnahmen und damit eine entsprechende Richtungsänderung muss gelingen, bevor die Unzufriedenheit der Mitarbeitenden direkten Einfluss auf die Zufriedenheitswerte der Patienten hat. Die Führung der PsychiatrieDienste Süd ist in der Pflicht! Konstruktive Kritik gilt es zu hören, zu gewichten, um dann sowohl zeitnahe wie auch nachhaltige Führungsentscheide zu fällen, denn: Der konstruktiv-kritische Mitarbeitende ist ein grosser Schatz, den es zu heben gilt. In diesem Sinne: Danke an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und …gehen wir’s an! Michaela Risch, Qualitätsbeauftragte 2|3 Forensischer Dienst Zwischen Psychiatrie und Recht Vergilbt stehen sie in den Regalen der Klinikbibliothek, schwere über hundertjährige Bücher, noch mit Feder und von Hand sorgfältig beschriftet. Der Titel dieser Buchreihe – Monatsschrift für Kriminalpsychologie und Strafrechtsreform – deutet darauf hin, dass sich bereits damals die Ärzte der Klinik St.Pirminsberg mit forensischen Fragestellungen zu beschäftigen hatten. Was ist nun Forensik? Der Begriff Forensik stammt ursprünglich vom lateinischen forum (Marktplatz, Forum) da Gerichtsverfahren, Untersuchungen, Urteilsverkündungen sowie der Strafvollzug im antiken Rom öffentlich und meist auf dem Marktplatz durchgeführt wurde. Heutzutage gibt es verschiedene Untergebiete der Forensik. Die forensische Toxikologie geht beispielsweise dem Nachweis von Giften nach, die forensische Osteologie identifiziert Personen anhand des Skeletts, in der forensischen Ballistik werden Geschosswirkungen beurteilt, um hier nur einige dieser Untergebiete zu nennen. Die forensische Psychiatrie ist ein Teilgebiet der Psychiatrie und befasst sich mit dem Grenzgebiet zwischen Psychiatrie und Recht. Vom ausklingenden 19. Jahrhundert bis in die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg prägten im deutschsprachigen Raum bekannte Psychiater wie Emil Kraepelin, Kurt Schneider oder Eugen Bleuler das Bild der damaligen forensischen Psychiatrie. Als erste Universität schuf Basel in den neunziger Jahren einen Lehrstuhl für forensische Psychiatrie. Auch in anderen Universitätskantonen wurde das Angebot für forensische Psychiatrie ausbaut. In den letzten Jahren erfolgte auch in den meisten anderen Kantonen ein Aus- und Aufbau des Fachgebietes Forensische Psychiatrie. Wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Entwicklung wirksamer Psychopharmaka und einer beginnenden Öffnung der psychiatrischen Kliniken in den fünfziger Jahren geriet die forensische Psychiatrie immer mehr in den Schatten und an den Rand der sich entwickelden Psychiatrie. Bis etwa Mitte der achtziger Jahre galt die forensische Psychiatrie in der Schweiz als ein wenig bedeutsames Randgebiet der Psychiatrie, welchem zudem auch ein etwas zwiespältiger Ruf anhaftete. Anfang der neunziger Jahre geriet die forensische Psychiatrie in der Schweiz wie auch in anderen Ländern Europas durch verschiedene Gewalt- und Sexualdelikte wieder in das Licht des öffentlichen Interessens. In der Schweiz löste 1993 die Ermordung einer 20-jährigen Pfadfinderin in Zollikerberg – begangen durch einen Sexualstraftäter im Hafturlaub – eine landesweite Debatte aus. In der forensischen Psychiatrie wurden zu dieser Zeit und in den nachfolgenden Jahren wichtige Erkenntnisse gewonnen und neue Methoden entwickelt. Im therapeutischen Bereich waren dies in erster Linie deliktorientierte Therapiekonzepte, im gutachterlichen Bereich neue Methoden zur Kriminalprognose sowie differenziertere Standards bei den psychiatrischen Gutachten. Die neunziger Jahre waren in der forensischen Psychiatrie geprägt durch ein rasches Wachstum des Fachgebietes mit einer stetigen Zunahme der Erkenntnisse, des Wissens und der Methoden. Durch den stetigen und raschen Wandel und die Weiterentwicklung des Fachgebietes zeigte sich in den letzten Jahren auch bei uns, dass das Erledigen von forensischen Aufgaben im Rahmen einer Nebentätigkeit kaum mehr möglich ist, weshalb 2006 der Forensische Dienst der St.Gallischen Psychiatrie-Dienste Süd neu konzipiert wurde. Der Forensische Dienst wurde vom stationären Behandlungsbereich entkoppelt und als eigenständiger Dienst etabliert. Im gleichen Jahr wurde die Schweizerische Gesellschaft für Forensische Psychiatrie (SGFP) gegründet, welche als übergeordnetes Ziel die Förderung der wissenschaftlichen und praktischen Tätigkeit im Bereich der forensischen Psychiatrie hat. Im Rahmen ihrer Mitgliedschaft orientieren sich die Mitarbeiter des Forensischen Dienstes der Psychiatrie-Dienste Süd auf nationaler Ebene an den Entwicklungen der forensischen Psychiatrie. Die Arbeit des Forensischen Dienstes der Psychiatrie-Dienste Süd konzentriert sich schwerpunktmässig auf die Begutachtung. Dabei werden neben strafrechtlichen Gutachten auch zivilrechtliche und versicherungsmedizinische Gutachten sowie Militärgutachten erstellt. Der Aufgabenbereich des forensischen Dienstes umfasst jedoch noch weitere Aufgaben wie die konsiliarischen Abklärungen in den Untersuchungsgefängnissen, Behandlungen von Insassen in der Strafanstalt sowie die Durchführung von gerichtlich angeordneten Behandlungen. Neben der Kontaktpflege zu Behörden, Justiz und Versicherungen ist der Forensische Dienst auch zuständig für die forensisch-psychiatrische Weiterbildung im Rahmen der Facharztausbildung der Assistenzärzte der Psychiatrie-Dienste Süd. Die forensische Psychiatrie hat sich, wie bereits erwähnt, mit Aufgaben im Grenzbereich zwischen Recht und Psychiatrie zu befassen, und ist damit mit einer besonderen Herausforderung konfrontiert: Eine Spezialisierung und Auseinandersetzung mit Detailaspekten ist von zentraler Bedeutung, gleichzeitig darf dadurch aber der Blick für das Ganze nicht verloren gehen. Der Kontakt und die Zusammenarbeit mit Fachpersonen aus der Justiz ist wichtig und muss gepflegt werden, gleichzeitig darf dabei die Identität als medizinisches Fachgebiet nicht verschwinden. Roger Giezendanner, Oberarzt Forensischer Dienst 4|5 Psychiatrie-Zentrum Rheintal Die psychiatrische Tagesklinik – ein zukunftsweisendes Behandlungsmodell v.l.n.r. Teammitglieder Tagesklinik: Theres Forrer, Pflegefachfrau; Dr.med. Klaus Kemmerling, Oberarzt und Bereichsleiter Tagesklinik; Dr.med. Jarno Zierle, Assistenzarzt; Birgitta Nieberle, Psychologin; Petra Kuster, Arbeitsagogin in Ausbildung Die Wahrscheinlichkeit, im Verlauf des Lebens einmal an einer psychischen Störung zu erkranken liegt bei fünfzig Prozent. Früher bedeutete dies bei schweren Störungen meist automatisch eine Hospitalisation, häufig abseits des sozialen Umfeldes der Betroffen und deren Lebensraum. Im Gegensatz zu dieser geographischen Ausgrenzung vom gewohnten Umfeld, rücken in unserer heutigen Leistungsgesellschaft im Zusammenhang mit psychischem Leiden Probleme der sozialen Ausgrenzung in den Vordergrund. Menschen mit schweren psychischen Störungen stehen nur noch zu zwanzig bis dreissig Prozent im Erwerbsleben und sind ausnahmslos mit Beeinträchtigungen ihrer sozialen Rollen konfrontiert (Beruf, Partnerschaft, Beziehungen, Elternschaft). Dies erfordert Behandlungsmodelle, die in unmittelbarer Nähe zur Lebenswelt der Betroffenen und unter Einbezug ihres sozialen Umfeldes ansetzen. Hierfür steht die Tagesklinik, als ein Symbol für eine offene, gemeindenahe und zukunftsorientierte Psychiatrie. Mit der im Jahr 2007 lancierten Erweiterung des Behandlungsangebotes im Psychiatrie-Zentrum Rheintal in Heerbrugg, konnte in der Region des unteren Rheintals eine Optimierung bereits bestehender Strukturen erreicht werden. Die Schwerpunkte der für zwölf bis fünfzehn Therapieplätze konzipierten Tagesklinik liegen neben der diagnostischen Abklärung auf einer bedarfsgerechten, individualisierten multimodalen Therapie, unter anderem mit dem Ziel der Frührehabilitation und der Vermeidung langfristiger Invalidisierung. Grundlegend für das tagesklinische Therapiekonzept ist ein biopsychosoziales Krankheitsverständnis mit einem personenzentrierten Behandlungsansatz. Dieses zielt auf eine grössere Flexibilität im Hinblick auf Dauer und Setting (Rahmen, Umgebung) einer Therapie ab. Ein grosses Plus ist der Verbleib der Patienten in ihrem gewohnten Umfeld. Auf diese Weise können soziale Probleme besondere Berücksichtigung finden und wieder oder neu erworbene Fähigkeiten parallel zur Therapie erprobt werden. Die Tagesklinik wirkt autonomiefördernd, indem die Patienten am Abend und am Wochenende selbständig zurechtkommen müssen und dies auch wollen. Die gewährleistete Autonomie, die ermöglichte Tagesstrukturierung, die soziale Gemeinschaft und das therapeutische Milieu fördern das Selbstwirksamkeitserle- Zwischen Halten und Loslassen – Wirkfaktor in der Tagesklinik ben der Patienten und ihre Orientierung. Einen besonders hohen Stellenwert hat auch die Vernetzung und Kooperation mit anderen Gesundheits-, Sozial- und Arbeitsintegrations-Einrichtungen der Region. Übergeordnetes Ziel ist es, die Wiedereingliederung in die häusliche, berufliche und ambulante Situation zu fördern und zu erleichtern, um somit auch die stationäre Wiederaufnahmerate und drohende Langzeitarbeitslosigkeit zu reduzieren. Gleichzeitig soll durch eine frühzeitige Übernahme in die Tagesklinik die Einweisungsrate in Kliniken und die Verweildauer in einem stationären Rahmen verkürzt werden. Durch das Leben parallel zur Tagesklinik können Probleme, beispielsweise im häuslichen Umfeld, wesentlich deutlicher werden als im stationären Rahmen und sie bieten somit eine gute Möglichkeit der lebensnahen und lebenspraktischen Therapie. Gut beurteilbar ist in der Tagesklinik ebenfalls das soziale Funktionsniveau, wie zum Beispiel die Fähigkeit zur Selbstversorgung, Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel, kommunikative Fähigkeiten, Problemlösungsstrategien, das Verhalten in der Gruppe und die Bewältigung von Wochenenden, da dies unmittelbar im Alltag der Tagesklinik eine grosse Rolle spielt. Das soziale Funktionsniveau ist wiederum sehr bedeutsam, um den Rehabilitationsbedarf eines Menschen etwa in Bezug auf seine Wiedereingliederung in die Arbeitswelt oder eine angemessene Wohnform einzuschätzen. Neben dem Thema Arbeiten und Wohnen wird grosser Wert auf soziale und kreative Aktivierung der Patienten gelegt. Frühzeitig wird gemeinsam daran gearbeitet, die Zeit nach der Tagesklinik vorzubereiten und bereits während der Behandlungszeit Kontakte zu weiterführenden Einrichtungen aufzunehmen. Eine Befragung von Patienten, was ihnen ihrer Meinung nach in einer Tagesklinik geholfen habe, ergab: Als wichtiges Merkmal nennen die Patienten die Tagesstruktur, das Miteinander und die Gruppenaktivitäten. Den Patienten geht es um die ganzheitliche Erfahrung im spezifisch therapeutischen Milieu. Daraus ist ableitbar, dass der therapeutische Erfolg durch die Gesamtatmosphäre von Strukturierung und Gelegenheit zum sozialen Kontakt erzielt wird. Klaus Kemmerling, Oberarzt und Bereichsleiter Tagesklinik Die besondere Attraktivität eines teilstationären Angebotes liegt nicht nur in den geringeren Behandlungskosten, sondern insbesondere auch in der Nähe zum Lebensumfeld der Betroffenen und in einer nachgewiesenen erhöhten Zufriedenheit von Patienten und deren Angehörigen (Gutknecht H. Psychiat.prax. 2005;32:342-348). Aus den unterschiedlichen Facetten der Wirkfaktoren in unserer Tagesklinik möchte ich stellvertretend einen Aspekt herausnehmen und beleuchten: Die Dimension von «Halten und Trennen» als Übungsfeld im tagesklinischen Setting (Rahmen). Ein Halten ist angezeigt dort, wo es um Aufbau und Pflege vertrauensvoller Beziehungen geht, wo Kontinuität und Zeit wichtige Wirkfaktoren darstellen. Durch die meist mehrmonatige Behandlungszeit ist Kontinuität im Aufbau der Beziehungen zu den unterschiedlichen Teammitgliedern und Mitpatienten möglich. Den Patienten wird die notwendige Zeit zur Verfügung gestellt, um anzukommen, sich einzulassen, Vertrauen zu finden und damit die innerpsychischen Voraussetzungen zu schaffen, aber auch den nötigen Mut aufzubringen, um sich wieder trennen zu können von der Tagesklinik, den alten Gewohnheiten, den Symptomen, eventuell den alten Lebensentwürfen und vielem mehr. Ohne ein vorhergehendes Halten scheint ein konstruktives Trennen im erweiterten Sinne nicht zu gelingen. In diesem Sinne steckt im Halten das, was dem Patienten Sicherheit vermittelt. Dazu gehört auch das Annehmen seiner Symptomatik, seines So-Seins. Im Trennen steckt die Ermutigung zur Veränderung, zum Ausprobieren mit anderen, veränderten Denk-, Erlebensund Verhaltensmustern. Konkret heisst das, dass sich täglich ein Hin- und Hergehen auf der Dimension des Haltens und Trennens vollzieht: Mit dem in die Tagesklinik kommen, das heisst sich trennen von zu Hause und wieder nach Hause gehen und dem sich trennen von der Tagesklinik. Das Verankern im Trennen und Halten wird ebenso geübt wie ein flexibles Dosieren des jeweils wirksamsten Mischverhältnisses zwischen Halten und Trennen. Sich einlassen, zulassen und loslassen – dies täglich zum Gelingen zu bringen setzt Mut, Ermutigung und Geduld voraus – vom Patienten und dem Team der Tagesklinik gleichermassen. Klaus Kemmerling, Oberarzt und Bereichsleiter Tagesklinik 6|7 Psychiatrie-Zentrum Werdenberg-Sarganserland Koordinierte Intervention – Case Management, Jobcoaching und Sozialarbeit Im Juni 2008 wurde das Angebot Case Management im Psychiatrie-Zentrum Werdenberg-Sarganserland eingeführt. Das Angebot stellt einen umfassenden sozialarbeiterischen Dienst für die Patienten dar. Durch das Case Management konnte auch die Vernetzung zu sozialen Institutionen der Region generell erweitert werden. Durch das Jobcoaching, welches ebenfalls im neuen Angebot des Case Managements beinhaltet ist, entstehen ständig neue und wichtige Kontakte zu Wirtschaftsbetrieben der Region. Diese direkten Kontakte sind für eine erfolgreiche berufliche Re-Integration besonders bedeutsam und oft entscheidend. Es konnten bis zum heutigen Zeitpunkt bereits neunundachtzig Patienten vom Bereich der Koordinierten Intervention durch Case Managements profitieren. Diese reicht von sozialarbeiterischen Kurzinterventionen bis hin zu langfristigen und komplexen Prozessbegleitungen, die eine umfassende Koordination in sämtlichen Systemen der Patienten erfordert. Vierundzwanzig Personen haben wieder den Schritt in ihre bisherige berufliche Tätigkeit oder eine neue Stelle im ersten oder dem zweiten Arbeitsmarkt gefunden. Dabei spielen immer öfter die beruflichen Eingliederungsmöglichkeiten der IV eine bedeutende Rolle. Für ebenso viele Patienten konnten bessere Voraussetzungen für die soziale Integration geschaffen werden. Case Management ist ein spezifisches Verfahren zur koordinierten Bearbeitung komplexer Fragestellungen im Sozial-, Gesundheits- und Versicherungsbereich. In unserem Psychiatrie-Zentrum in Trübbach wird zwischen den Angeboten von Fallkoordination, Sozialarbeit und Jobcoaching unterschieden, die nach Bedarf in unterschiedlichem Masse und verschiedenen Kombinationen zum Tragen kommen. In einem systemisch geführten, kooperativen Prozess wird eine auf den individuellen Bedarf des Patienten abgestimmte Unterstützung gewährleistet. Anhand der unterstützenden Interventionen in den verschiedenen Systemen werden Bedingungen geschaffen, welche die Lebenssituation, die Entwicklungsmöglichkeiten und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen können. Dabei stehen besonders die mit dem Helfernetz vereinbarten Ziele und dessen Wirksamkeit im Vordergrund. Weiters stellt das Case Management einen Versorgungszusammenhang über die professionelle und institutionelle Grenze des Psychiatrie-Zentrums her. Grundsätzlich werden die Ressourcen des Helfernetzes wie des Patienten genutzt und gefördert und konkret in den Unterstützungsprozess eingebaut. Interventionen des Case Managements sind grundsätzlich erst umsetzbar, wenn Patienten eine gewisse gesundheitliche Stabilität erreicht haben und mit dem Angebot einverstanden sind. Dabei sind sämtliche Berufsgruppen des Psychiatrie-Zentrums Werdenberg-Sarganserland involviert und leisten die nötige medizinische und therapeutische Versorgung. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit involvierten Ärzten, Therapeuten und Bezugspersonen wird verbindlich gelebt und ist Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung des Unterstützungsangebots. Grundsätzlich ist die Implementierung des Case Managements im PsychiatrieZentrum Werdenberg-Sarganserland abgeschlossen. Es ist jedoch noch in fachlichen wie strukturellen Bereichen eine weitere Optimierung möglich: Zurzeit steht dabei die Definierung und Vereinheitlichung des Case-Management-Prozesses und die entsprechenden Arbeitsinstrumente in allen drei Psychiatrie-Zentren im Vordergrund. Im Weiteren werden die Schnittstellen zwischen dem stationären Klinikbetrieb St.Pirminsberg in Pfäfers und den drei Regionalen Psychiatrie-Zentren zur Einbindung des Case Managements in Prozessschritten definiert und die Umsetzung vorbereitet. Rolf Thoma, Case Manager Offene Türen im Psychiatrie-Zentrum – Psychiatrie erleben und verstehen Am Freitag, 27. März 2009 öffnete das Psychiatrie-Zentrum Werdenberg-Sarganserland seine Türen für die interessierte Öffentlichkeit. Rund sechshundert Besucher nutzten die Gelegenheit, einen Blick in das Psychiatrie-Zentrum zu werfen und sich über psychiatrische Krankheitsbilder und ihre ambulanten und tagesklinischen Behandlungsmöglichkeiten zu informieren. Bereits um 15.00 Uhr, nach der offiziellen Türöfffnung strömten entgegen aller Erwartungen, unzählige Besucher in die freundlichen und frühlingshaft dekorierten Räume der ehemaligen Fabrik «Kauf» in Trübbach. Im Eingangsbereich wurden sie von Mitarbeitenden freundlich willkommen geheissen. Während sich ein grosser Teil der Gäste über eine persönliche Information am Infopunkt erfreute machten sich andere direkt auf den Weg in die Tagesklinik oder Ambulanz. Das Interesse von Besuchern aus der Region und dem Füstentum Liechtenstein, war so gross, dass die erste Führung auf acht Gruppen aufgeteilt werden musste, um die hundert Personen durch die verschiedenen Räume des Zentrums zu führen. Ebenfalls reichten die fünfzig Sitzplätze beim Referat «Psychotherapie – wenn die Seele leidet…» nicht aus. Umso erfreulicher, dass sich die Besucher ihr Interesse nicht nehmen liessen und sich auf den Boden setzten, beziehungsweise sich in der Zeit bis zum nächsten Referat anderen Angeboten widmeten und sich zwischendurch am leckeren Kuchenbuffet und Wurstgrill verwöhnen liessen. Ergänzend zu den fachlichen Führungen im Psychiatrie-Zentrum, dem Zentrumsrundgang mit dem Augenmerk «Geschichte der Fabrik» und den beiden Fachreferaten wurde ein buntes Programm mit Gruppenaktivitäten, Aktionen zu den einzelnen Dienstleistungsangeboten, Kinderhort und anderem mehr, präsentiert. So begleiteten beispielsweise fröhliche Handharmonika- und Flötenklänge die Besucher ins Kunsttherapieatelier, wo die Grossen wie die Kleinen eigene Erfahrungen im Malen und Mischen von Farben machten. Wer sich bei «Myrielle» der Clownfrau eine Eintrittskarte für die Geschmacksgruppe ergatterte, konnte sich von einer Fachperson in die Achtsamkeit, Schulung der Sinne einführen lassen und sich mit einer Selbsterfahrung ein eigenes Bild von einer Therapiegruppe machen. «Ein Schoggitäfeli mal ganz bewusst auf der Zunge zergehen lassen und die verschiedenen Geschmacksrichtungen, -entfaltungen wahrnehmen und geniessen…». Die Geschmacksgruppe fand dank feiner Süssigkeiten wie Gummibären, Schoggitäfeli und Erdbeeren auch grossen Anklang bei den Kindern und es wurde sehr viel gelacht. An den Informations-Stellwänden zu den einzelnen Angeboten wie Tagesklinik, Psychiatrische Ambulanz, Case-Management, Begleitetes Einzelwohnen, Forensik, Kommunikation, Angehörigenarbeit und Integra plus ergaben sich viele intensive Gespräche zwischen Fragenden und Fachleuten. Die offenen Türen im Psychiatrie-Zentrum in Trübbach hatten zum Ziel, die Bevölkerung einzuladen und die häufig vorhandenen Schwellenängste gegenüber psychiatrischen Einrichtungen und deren Patienten abzubauen. Es ist mit Herzlichkeit und Engagement gelungen, einen unvergesslichen Anlass zu gestalten: ein wunderschöner Frühlingstag mit sehr vielen interessierten Besuchern, wertvollen Bekanntschaften und Kontakten. Es war eine spürbare Betroffenheit vorhanden und eine bemerkenswerte Offenheit bei Jung und Alt gegenüber der Psychiatrie. Einen herzlichen Dank an alle Besucher! Claudia Gonzalez Cuerda-Bürki, Leiterin Psychiatrie-Zentrum Werdenberg-Sarganserland 8|9 Psychiatrie-Zentrum Linthgebiet «Kreatief»: Unser Leistungspartner im Bereich des therapeutischen Wohnens und geschützten Arbeitens im Linthgebiet Orientiert am Versorgungsprinzip der Psychiatrie-Dienste Süd «patientenorientiert – vor Ort – integrierend – vernetzt» arbeitet das Psychiatrie-Zentrum Linthgebiet auf verschiedenen Ebenen kontinuierlich an der Weiterentwicklung der psychiatrischen Grundversorgung. Diese soll möglichst gemeindenah und in enger Vernetzung mit lokalen Leistungspartnern erbracht werden. Einen der Partner stellen wir vor: Die therapeutische Wohn- und Arbeitsgemeinschaft Kreatief. Wir haben Pema Sernya, Geschäftsführerin der Kreatief GmbH und Urs Lötscher, stellvertretender Geschäftsleiter und Leiter der Werkstatt Linthof Markt zum Interview in unser Zentrum eingeladen. Pema Sernya, Sie sind Geschäftsführerin der Kreatief GmbH in Uznach. Was bietet Ihre Organisation an? P. Sernya: Die therapeutische Wohngemeinschaft Kreatief bietet im Zentrum von Uznach sozialtherapeutische Wohn- und Lebensperspektiven für Menschen, die in Folge einer psychischen Instabilität auf Betreuung und individuelle Förderung angewiesen sind. Der Aufenthalt im Kreatief ist unbefristet und spricht Personen zwischen dem 18. und 45. Lebensjahr, beiderlei Geschlechts an. Ein abgestuftes Konzept berücksichtigt die persönliche und berufliche Entwicklung jedes Klienten, mit dem Ziel, eine grösstmögliche Selbständigkeit zu erlangen. Das Kreatief setzt sich für eine Kultur der Gemeinschaftlichkeit, der gegenseitigen Wertschätzung und Gleichwertigkeit ein, die inneres Wachstum aller Beteiligten im Sinne eines ganzheitlichen Lebens fördert. Die geschützte Werkstatt Linthof Markt bietet in der ehemaligen Schubiger Fabrik in Uznach angepasste Arbeitsplätze an. Wir betreuen und fördern hier Menschen, die im regulären Arbeitsmarkt keine Arbeit mehr finden und/oder bieten fördernde Massnahmen und Abklärungen zur Arbeitsintegration oder berufliche Massnahmen. In welchen Bereichen arbeiten Sie mit dem Psychiatrie-Zentrum Linthgebiet zusammen? P. Sernya: Viele unserer Klienten werden psychiatrisch durch das Psychiatrie-Zentrum Linthgebiet behandelt. Insofern ergänzen sich die Angebote unserer beiden Institutionen. Unsere Zusammenarbeit versuchen wir möglichst unkompliziert und pragmatisch zu gestalten, mit dem Ziel, rasch wirksame Lösungen für die Klienten zu finden. Das Zusammentragen unterschiedlicher Sichtweisen bei der Betreuung von Klienten trägt zur Erweiterung des Handlungsspielraumes bei, und führt zu einem Gewinn an Entscheidungssicherheit. Die Vorteile der multiprofessionellen Zusammenarbeit mit dem Psychiatrie-Zentrum Linthgebiet kommen nicht allein dadurch zum Tragen, dass verschiedene Berufsgruppen gemeinsam an einer Aufgabenstellung arbeiten. Der wesentliche Wirkfaktor ist ein hoher, wechselseitiger Informationsaustausch von qualifiziertem berufsspezifischem Wissen. Bleiben wir noch beim therapeutischen Wohnen: Welches sind Ihre konkreten Dienstleistungen in diesem Bereich? P. Sernya: Das sozialtherapeutische Ziel am Klienten ist, integrativ zu wirken sowie den Mut und die Fähigkeit zu fördern, sich mit seiner Identität auseinander zu setzen um Eigenständigkeit und Beziehungsfähigkeit zu erlangen. Die Betreuung (Bezugspersonensystem) gewährleistet einen 6Tages- und Abenddienst mit Nacht- und Sonntag-Pikettdienst. Das Team besteht aus ausgebildeten Fachleuten aus dem sozialpädagogischen, psychiatrischen Bereich und ergänzenden Berufssparten. Sie sorgen für eine optimale fachliche Tagesbetreuung mit interner Beschäftigung und Beratung, auch in Fragen des Alltagslebens und des direkten Umfelds des Klienten, z.B.: Stellensuche, Behördengänge, Freizeitanimation, etc. Urs Lötscher, als Leiter der Werkstatt Linthof Markt sind Sie für den Bereich des geschützten Arbeitens beim Kreatief verantwortlich. Welche Menschen sprechen Sie mit Ihren Arbeitsplätzen an? U. Lötscher: Bei uns finden Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger und IV-Rentern unabhängig der Art der psychischen Beeinträchtigung, sozialer Herkunft oder religiöser Zugehö- rigkeit einen Arbeitsplatz. Der Linthof Markt ist nicht geeignet für Menschen mit einer schweren geistigen oder körperlichen Beeinträchtigung, oder mit akuter Suchtproblematik. Der Arbeitsplatz ist unbefristet und bietet erwachsenen Menschen eine Arbeitsstelle im geschützten Bereich an. Wie sieht der Arbeitsalltag in der Werkstatt Linthof Markt aus? U. Lötscher: In vier Arbeitsbereichen (Laden, Büro, Werkstatt, Lager) werden unterschiedliche Tätigkeitsfelder angeboten, die einen eignungs-, neigungs- und leistungsorientierten Einsatz ermöglichen. Im Verkauf bieten wir ein breites Sortiment an Secondhand und Neuware an, betreiben eine Kaffeestube im Verkaufsbereich und führen Auftragsarbeiten und kleine Reparaturen in unserem Werkatelier aus. An den Computerarbeitsplätzen im Bürobereich werden die Internetverkäufe abgewickelt, denen die Bereiche Logistik, Verpakkung und Transport nachgelagert sind. Der Linthof Markt bietet den Teilnehmenden einen Rahmen, in dem sie in einem lebendigen Lehr- und Lernprozess ihre bestehenden Arbeitsfähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten erhalten, weiterentwickeln und neue Potenziale entdecken können. Bei meinen bisherigen Besuchen im Linthof Markt ist mir wiederholt die entspannte und freundliche Stimmung aufgefallen. U. Lötscher: Die geschützte Werkstatt befindet sich in der Aufbauphase und kennt diesbezüglich auch hektische Momente, z.B. wenn wir mitten in einer Räumung stecken. Ziel ist ein offenes und vertrauenerweckendes Arbeitsklima, das jedem ermöglicht sich mitzuteilen und sich mit der eigenen Person und anderen auseinander zu setzen. Wir legen Wert darauf alle betreuten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrer Andersartigkeit anzunehmen und zu akzeptieren. Interviewführung: Thomas Pfiffner, Zentrumsleiter Thomas Kieser, Case Manager Kreatief GmbH • Therapeutische Wohn- und Arbeitsgemeinschaft in Uznach • Wohnplätze für 11 Personen • Geschützte Arbeitsplätze für 44 Personen (27 IV- und 17 Sozialhilfe-Stellen) • Geschäftsführerin: Pema Sernya • STV-Geschäftsleitung, Leiter Werkstatt Linthof Markt: Urs Lötscher • www.kreatief.ch 10 | 11 Klinik St.Pirminsberg Ärztemangel in der Psychiatrie Die Rekrutierung von Assistenz- und Fachärzten gestaltet sich in der Psychiatrie zunehmend schwierig. Es gibt kaum junge Ärzte in der Schweiz, die sich für Psychiatrie begeistern. Für unsere Patientinnen und Patienten, insbesondere für chronisch und schwer Kranke, ist diese Entwicklung denkbar ungünstig. Doch unser Fach hat viel zu bieten: Es hat in der Medizin eine Sonderstellung. Der Arzt in der Psychiatrie ist zuerst Mitmensch, dann Arzt, Psychotherapeut, Sozialarbeiter oder Lehrer. Psychiatrische oder psychische Krankheiten und Störungen treten immer im Zusammenhang mit dem persönlichen und dem gesellschaftlichen Umfeld der Patienten auf. Der Psychiater ist mit Menschen aus gesellschaftlichen Randgruppen und deren schwersten existentiellen Sorgen und Nöten konfrontiert. Oft sind es die Menschen, die von allen anderen nicht oder nicht mehr verstanden werden oder auch aus fremden Kulturen stammen. Als Psychiater erfährt man sehr viel über Menschen und das Mensch-Sein. Wir suchen einen ganzheitlichen Zugang zu Patienten und deren Angehörigen, behandeln sehr oft erfolgreich und sind stets gefordert in der Reflexion der eigenen Rolle. Was sind nun die persönlichen Erfahrungen, wenn man als junger Arzt sich für Psychiatrie interessiert. Wie ist es, wenn man beispielsweise als ausländischer Berufsanfänger hier in den Psychiatrie-Diensten Süd beginnt? Stefan Griengl lässt uns im folgenden Bericht teilhaben an seinen Erfahrungen. Michael Kammer-Spohn, Leitender Arzt Klinik St.Pirminsberg «Naturnahe Psychiatrie» – Erfahrungen als Assistenzarzt Primär waren es Bilder eines Freundes von herrlichen Berglandschaften, die mein Interesse weckten – Bilder aus der unmittelbaren Umgebung seines damaligen Arbeitsplatzes, der psychiatrischen Klinik St.Pirminsberg in Pfäfers (Kanton St.Gallen, Ostschweiz). Dieser Freund war dort als Assistenzarzt tätig. Da ich selbst am Fach Psychiatrie (und am Bergsteigen und Skifahren in den Bergen) sehr interessiert war, lag der nächste Schritt nahe: Ich bewarb mich nach Beendigung meines Studiums in meiner Heimatstadt Graz um eine Stelle als Assistenzarzt in Pfäfers – mit Erfolg. Gleich nach dem Studium eine Ausbildungsstelle im Ausland anzunehmen, war für mich eine grosse Herausforderung, die ich aber gerne annahm. Es war der Beginn einer schönen, lehrreichen und interessanten Ausbildungszeit in einem vielschichtigen und sympathischen Gesundheitsunternehmen. Pfäfers hat für mich den Charakter eines kleinen Bergdorfes und liegt auf 820 Meter über Meer. In südlicher Richtung ist es etwa zwanzig Autominuten von der Stadt Chur und in nördlicher Richtung zehn Autominuten vom Ort Sargans entfernt. Die Nähe zu Sargans erwies sich für mich als sehr positiv und nützlich, da ich über Sargans Anschluss an den täglich verkehrenden Nachtzug zwischen Zürich und Graz habe. Dies ermöglicht mir, manchmal auch nur für die kurze Zeit eines Wochenendes nach Graz fahren zu können. Die Klink St.Pirminsberg (stationärer Klinikbetrieb der St.Gallischen Psychiatrie-Dienste Süd) verfügt über 143 Betten. Es gibt zwei allgemeinpsychiatrische Akutstationen sowie drei allgemeinpsychiatrische Reha-Stationen, eine aus drei Stationen bestehende alterspsychiatrische Einheit (Psychiatrie 50+), eine Entzugs- und Motivationsstation sowie eine Psychotherapiestation. Den wunderschönen baulichen Kern der Klinik bildet das Konventgebäude des ehemaligen Benediktinerklosters, das erweitert wurde durch einen modernen Zubau. In angrenzenden Gebäuden sind weitere Stationen untergebracht. Aktuell wird an einem grossen Neubau für Alterspsychiatrie gearbeitet, in den dann einige Stationen umsiedeln werden. Wie sieht ein durchschnittlicher Arbeitstag in der Klinik St.Pirminsberg für Assistenzärzte aus? Die tägliche Arbeit beginnt mit dem grossen Morgenrapport der Ärzte, Psychologen, Sozialarbeiter und leitenden Pflegfachpersonen im schönen und altehrwürdigen Konventsaal des ehemaligen Klosters. Anschliessend geht es, nach einer gemeinsamen Tasse Kaffee, auf die jeweiligen Stationen. Dort erfolgt zusammen mit den Pflegefachleuten die Kardexvisite, bzw. mindestens ein Mal wöchentlich die Patientenvisite. In der Kardexvisite wird jede Patientin, bzw. jeder Patient im Team besprochen: Was gibt es Neues? Wie ist der aktuelle Gesundheitszustand? Wie spricht der Patient auf Therapien an? Muss die Medikation verändert werden? Gibt es körperliche Probleme und müssen weitere Untersuchungen erfolgen? Ist ein gemeinsames Gespräch mit den Angehörigen des Patienten sinnvoll? Muss der Sozialdienst eingeschaltet werden? In der Patientenvisite werden mit jedem Patienten einzeln im Gespräch mit Oberarzt/-ärztin, Pflegefachperson und Sozialarbeiterin die nächsten Schritte geplant. Weiterer fixer Bestandteil der Aufgaben eines Assistenzarztes ist das Durchführen der Patientenaufnahmen. Teils sind das geplante Patienteneintritte, auf den Akutabteilungen gibt es aber immer auch Notfallaufnahmen. Zum weiteren Spektrum der Arbeit gehören Einzelgespräche und je nach Station teilweise auch Gruppengespräche mit den Patienten, medizinische Untersuchungen bei somatischen Problemen, Teamsitzungen und natürlich auch eine Menge Büroarbeit, um zu dokumentieren und Arztbriefe zu schreiben. Wichtig zu erwähnen sind auch einige Fortbildungsprogrammpunkte, die fix im Wochenplan vorgesehen sind. Hierzu zählen Fallbesprechungen, supervidierte Patientengespräche, forensische Fortbildungen und die regelmäßigen FMH-Weiterbildungen. Mittlerweile arbeite ich seit zwei Jahren in der Klinik. Ich begann meine Ausbildungszeit dort auf der Akutstation der Psychiatrie 50+. Auf dieser Station trifft man auf Patienten im Alter über fünfzig Jahren mit Krankheiten aus dem gesamten Spektrum der Psychiatrie. Nach elf Monaten wechselte ich auf die allgemeinpsychiatrische Akutstation, wo weitere sehr intensive, aber schöne und lehrreiche Monate vergingen. Aktuell bin ich auf der Entzugs- und Motivationsstation der Klinik tätig, wo alle Formen von Suchterkrankungen qualifiziert behandelt werden. Da das Thema Sucht einem sehr häufig in der psychiatrischen Arbeit begegnet, bin ich sehr froh, auch diesbezüglich hier eine Ausbil-dungsmöglichkeit zu haben. Als nächster Schritt ist dann die Arbeit auf der Psychotherapiestation geplant, wo ich bisher erworbene psychotherapeutische Techniken anwenden und vertiefen kann. Apropos Psychotherapieausbildung: Parallel zur Arbeit mit einer psychotherapeutischen Ausbildung zu beginnen ist gut möglich und wird in den Psychiatrie-Diensten Süd auch gefördert. Man bekommt von der Klinik hierbei finanzielle Unterstützung, zudem werden mindestens zehn Fortbildungstage pro Jahr zur Verfügung gestellt. Wenn die Klinikzeit zu Ende geht, besteht die Möglichkeit, in den ambulanten Psychiatrie-Zentren zu arbeiten; das Fremdjahr kann in den umliegenden Krankenhäusern gemacht wer- den. Zum Facharzt gehören in der Schweiz mindestens drei Jahre Klinik, zwei Jahre ambulante Psychiatrie und ein somatisches Fremdjahr. Es liegt nahe, die begonnene Facharztausbildung in der Schweiz zu beenden, man kann sich aber auch problemlos die in der Schweiz absolvierte Ausbildungszeit in EU-Ländern anerkennen lassen. Natürlich war der Anfang nicht ganz leicht, galt es doch erst mal sich zu orientieren und eine große Menge an Neuem zu bewältigen. Auch gibt es Zeiten, in denen Personal knapp, und die Belastung durch die Arbeit sehr hoch ist. Man muss sorgfältig darauf achten, dass man Sorgen und Probleme der Patienten nicht mit nach Hause nimmt. Aber auch wenn es manchmal schwierig ist, man muss das nicht alles alleine schaffen, sondern bekommt Unterstützung von Oberärzten den anderen Assistentenkollegen und vom Pflegeteam. Der sehr kollegiale Teamgeist, das freundschaftliche Du im täglichen Miteinander unabhängig von Hierarchiestufen, die gute Atmosphäre im zwischenmenschlichen Umgang, all dies sind wertvolle Begleitumstände der Arbeit hier. Stefan Griengl, Assistenzarzt Klinik St.Pirminsberg 12 | 13 Natur- und Reisefotografie – Aufnahmen aus dem Heissluftballon «Am Ballon fahren fasziniert mich das Schweben über der Landschaft, das sich treiben lassen fernab der ziel- und resultatorientierten Alltagshektik, geleitet nur vom Respekt vor der Natur. Die Fotografie am Boden und in der Luft fängt flüchtige Momente aus einer ganz persönlichen Warte ein, ohne Anspruch auf Vollständigkeit und Wertung, einfach aus der Freude am Schönen und Einzigartigen.» Walter Vogel Klinikfasnacht Walter Vogel ist passionierter Ballonfahrer und begeisterter Fotograf. In der Passarelle, dem Verbindungsgang zwischen den Gebäuden A1 und A2 der Klinik St.Pirminsberg in Pfäfers, findet vom 26. Juni bis 30. Oktober 2009 eine Ausstellung seiner Fotobilder statt. Vernissage in der Passarelle: Freitag, 26. Juni 2009, ab 17.00 Uhr Klinik St.Pirminsberg in Pfäfers Walter Vogel Geboren am 26. Juni 1957 verheiratet und zwei Töchter Bürgerorte Zürich, St.Gallen und Maienfeld Heissluftballonfahren Heissluftballonbrevet seit Februar 1988 Fahrlehrerbrevet seit Mai 2007 Total 400 Fahrten und rund 600 Stunden Fahrten in der Schweiz, in Deutschland, Oesterreich, Luxemburg, Frankreich, Italien, Spanien, Slowenien, USA, Kanada Langjährige Teilnahme an Schweizer Meisterschaften (3. Rang 1989 und 2. Rang 2003), Europameisterschaften und Weltmeisterschaften Präsident Ballonclub Flims (Organisator Internationale Heissluftballonwochen) Fotografieren Hobbyfotograf seit ca. 1972 mit wechselnder Intensität, je nach verfügbarer Zeit. Schwerpunkte: Aufnahmen aus dem Ballon, Natur- und Reisefotografie Kontakt [email protected] Die fünfte Jahreszeit…und die mittelalterlichen Bräuche leben auf! Ursprünglich basiert die Fasnacht auf dem heidnischen Brauch, mit gewaltigem Lärm der von winterlichen Dämonen bedrängten Sonne zu Hilfe zu eilen und böse Geister zu vertreiben. Heute wird das Bild geprägt von prächtigen Laternen an Morgenstreichen, kunstvollen Masken und Kostümen, Klängen von Pfeifen und Trommeln, SchnitzeIbänken, die nichts und niemanden schonen, sowie Fasnachtsumzügen. Mit Hilfe von Masken und Verkleidungen wird vorübergehend eine andere Identität angenommen. In dieser Zeit ist es das Ziel, Ausgelassenheit, Fröhlichkeit und Lebensfreude zu zelebrieren. An der diesjährigen Klinikfasnacht unter dem Motto «Flower Power», haben sich Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitende verzaubern lassen. Originelle Kostüme und Masken wurden kreiert. Zur DJ-Musik und der Guggenmusik «Gärschtabüüch Pfäfers» wurde ausgelassen getanzt. Für das leibliche Wohl sorgte das Cafeteria-Team mit belegten Brötchen, «Ziegerchrapfen» und Berliner. Ebenfalls wurde eine eigene Bar-Theke aufgebaut und dekoriert. Die alkoholfreien Drinks und Säfte konnte man in gemütlicher Atmosphäre geniessen. Die Dekoration des Marstalls haben die Patientinnen und Patienten sehr detailliert und farbig gestaltet. Das fastnächtliche Treiben zu geniessen hilft, einen Moment unbeschwert zu sein und so den Klinikalltag aufzuheitern. Wir freuen uns schon heute auf die Vorbereitungen für die nächste Klinikfasnacht. Klinikfasnachtskomitee: Corinna Nigg, Pflegefachfrau Marina Schlegel, Sachbearbeiterin Pflegedienst 14 | 15 Neubau Zentrum für Alterspsychiatrie – Ein Gebäude bekommt sein Gesicht Seit dem Spatenstich am 29. Februar 2008, sind nun viele Tage ins Land gezogen. Der lang anhaltende Winter, mit regelmässigen und reichlichen Schneefällen, hat den Bauverlauf grundsätzlich gebremst. Bis zum Wintereinbruch Ende Oktober, konnte bis zum Rohbau das Bauprogramm perfekt eingehalten werden. Man war sogar leicht im Vorsprung und versuchte die Flachdachabdichtungen noch vor dem ersten Schnee fertig zu stellen. Leider machte Frau Holle dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung, und die sorgfältigen Abdichtungsarbeiten mussten vielerorts durch provisorische Massnahmen ergänzt werden. Am 10. Dezember 2008, wurde das Aufrichtfest im Marstall, einem historischen Nebengebäude des ehemaligen Benediktinerklosters, gefeiert. Die Baufachleute wurden durch die Klinikküche so richtig kulinarisch verwöhnt. Ein Höhepunkt des Abends war der Auftritt des Bündner Kabarettisten Rolf Schmid, welcher mit einer Mischung aus seinem neuen Programm, und dem Hit «aber i mag eifach nümma», die Gäste glänzend unterhielt. Danach wurde es dann aber ruhig auf der Baustelle. Die Bauleute gingen in ihren wohlverdienten Weihnachtsurlaub, in deren teils weit entfernten Heimat, um danach wieder gestärkt auf die Baustelle zurückzukehren. Bedingt durch die anhaltenden Schneefälle, war dann leider fürs Erste nicht an eine geregelte Weiterarbeit zu denken. Erst Ende Februar konnte wieder mit diversen Arbeiten begonnen werden. Das Schneeräumen auf der Baustelle wurde zu einer zusätzlichen regelmässigen Aufgabe für die Bauleute und an den Bausitzungen waren der Schnee und die somit unweigerlichen Verzögerungen des Bauprogramms immer wieder ein Thema. Aber dank guter vorgängiger Planung und der Vorahnung, dass dieser Winter ein langer werden könnte, blieb die Bauleitung gelassen – im Wissen darum, dass die nötigen Zeitreserven und eine optimale Straffung der Frühjahrsarbeiten den Rückstand wieder wettmachen können. Während der kalten Wintertage hatte ein wetterfestes Vermesserteam die Rohbaufassade millimetergenau ausgemessen und die dreidimensionalen Daten dem Fassadenbauer übermittelt. So konnten die grossen Fassaden Elemente im Trockenen vorproduziert werden. Kaum war der letzte Schnee auf der Baustelle geschmolzen, wurde die Umgebung der Baustelle geräumt und der Rohbau teilweise hinterfüllt, so dass die ersten grossen Lastwagen mit der Fensterlieferung beginnen konnten. Innerhalb kurzer Zeit wurden die bis zu fünfhundert Kilogramm schweren Fensterrahmen samt Glaseinsatz angeschlagen und montiert. Anschliessend kam dann der wohl spannendste Moment in dieser Bauphase: Die ersten Fassadenteile wurden angeliefert. Mit absoluter Präzision steuerte der Chauffeur seinen grossen Lastenzug an den ehrwürdigen Kloster- und Torkelmauern vorbei zum Neubau. Dort wurden die ersten Fassadenteile im wahrsten Sinne des Wortes an die vorisolierte Betonfassade gehängt. Ein Gast meinte bei einer Baubesichtigung: «Die Fassadenteile können ja für die Auffrischung in einigen Jahren einfach heruntergenommen werden». Gleichzeitig und für die Aussenwelt fast gänzlich unbemerkt, wurden täglich Bauteile zugeliefert und im inneren des Gebäudes gelagert oder direkt verarbeitet. Kilometerlange Kabelstränge, Rohrleitungen und vieles mehr wurden verbaut, damit später die Technik des Gebäudes funktionieren kann. Bevor das letzte Fenster angeschlagen wurde, mussten tonnenweise Gipsplatten eingebracht werden, um damit die Zwischenwände im Trockenbauverfahren erstellen zu können. Bauleute, Gipser, Schreiner, Elektriker, Liftbauer, Sanitär- und Heizungsmonteure und viele andere Spezialisten, sind nun auf dem Bau anzutreffen. Trotz des regen Betriebes auf der Baustelle, sind die Friktionen erträglich. Es lohnt sich im jetzigen Zeitpunkt wirklich, der Baustelle einen Besuch abzustatten. Die Fassade gibt nun dem Bauwerk sein endgültiges Gesicht. Spannende Gespräche bei Bauführungen und differenzierte Meinungen zum Gebäude, begleiten jetzt meinen Arbeitsalltag. All die bei der Planung erstellten Fotomontagen, werden Realität. Und ich meine, dass wenn einmal die Umgebung fertig gestaltet ist und die Natur ihren Beitrag geleistet hat, sich dieses Gebäude sehr gut in die Kliniklandschaft einfügen wird. Für mich persönlich werden die nächsten Monate bis zur Eröffnung des Neubaus im September 2010 äusserst spannend und eindrücklich sein. Um das aktuelle Geschehen auf der interessanten Baustelle einem breiteren Publikum näherzubringen, sind immer wieder geführte Begehungen und Veranstaltungen geplant. Selbstverständlich können diese für Mitarbeitende vor Ort auch spontan organisiert werden. Unser ZID (Zentrum für Infrastruktur Dienste, Tel 081 303 65 11) gibt gerne Auskunft. Renaldo Kleboth, Leiter Technischer Dienst, Bauten und Logistik 16 | 17 Unsere Patienten kommen zu Wort Soziotherapie im Weinberg Im Rahmen moderner Erkenntnisse der Soziotherapie erweist sich für die Patienten naturnahes Arbeiten, neben den ärztlichen und pflegerischen Hilfen, als wichtige Unterstützung des Heilungsprozesses. Dazu eignet sich das Arbeiten im Weinberg hervorragend. Deshalb bewirtschaftet das Team der Behandlungsstation A3C der Klinik, unterstützt durch die Patienten, seit 1991 den unterhalb der Klinik St.Pirminsberg gelgenen Weinberg, auch Wingert genannt, und sichert damit gleichzeitig das Weiterbestehen einer geschichtsträchtigen Pfäferser Tradition. Die Fachleute der Station A3C umschreiben Soziotherapie wie folgt: Sie ist die Konfrontation mit dem Alltäglichen im Rahmen einer Therapie, um die nicht an die Krankheit gebundenen Anteile der Patienten zu fördern. In der Psychotherapie regeln Patienten eher ihre «Innenpolitik» und in der Soziotherapie ihre «Aussenpolitik». Sie ist lebenswertorientiert und auf die Realitätsbewältigung im Hier und Jetzt ausgerichtet. Der soziotherapeutische Ansatz ist direkt auf die Interaktion des Individuums mit seiner Umwelt ausgerichtet. Bei der gemeinsamen Arbeit im Wingert werden Kontrolle, Unterstützung, Struktur, Engagement und Wertschätzung den verschiedenen Menschen und ihren Besonderheiten angepasst. Als Patient kann man die Soziotherapie im Weinberg wie folgt persönlich erfahren: Einfache Arbeitsschritte, zum Beispiel das Ausdünnen oder Entlauben, können in ihrer ständigen Wiederholung beruhigend wirken und lenken von dunklen Gedanken ab. Durch die zwischenmenschlichen Kontakte, die durch Tätigkeiten im Zweierteam entstehen, können depressive Einsamkeitsgefühle abgebaut und die Angst vor Mitmenschen verringert werden. Anspruchsvolle Arbeiten, wie beispielsweise das Mähen mit der Sense zwischen den Reben oder das Erlesen, können das depressive Kleben an negativen Gedanken lösen helfen, weil jede Unkonzentriertheit den wohltuenden Arbeitsrhythmus unterbricht. Insbesondere die «ZEN Übung des Mähens» kann die eigene Wahrnehmung fördern, die körperliche Motorik stärken und helfen das Vertrauen in sich selbst schneller wieder zu finden. Gefühle der Unfähigkeit können vermindert werden, denn man sieht direkt ein positives Resultat der eigenen Arbeit, obwohl man meint, selbst nichts mehr zustande zu bringen. Mit der Zeit spürt man, dass das «Tun im Hier und Jetzt» nicht nur im Weinberg Erfolg verspricht, sondern auch in der eigenen Psyche Fortschritte bringen kann. Generell kann die erfahrbare Naturnähe und Erdgebundenheit im Wingert Licht in depressive Dämmerungen bringen und viele persönliche «Knöpfe» lösen helfen. Rolf Bereiter, Ehemaliger Patient der Station A3C spätere Weinqualität entscheidend beeinflusst. Die Anzahl und Länge der Fruchtruten pro Stock spielen dabei eine wichtige Rolle. Im Frühjahr ist im Weinberg Hochsaison. Die Rebstöcke werden vor dem Austrieb durch Biegen und Binden des einjährigen Holzes in ihrer Form stabilisiert. Dadurch wird eine gleichmässige Verteilung der Triebe gewährleistet. Ab Mitte Mai beginnt das Erlesen der Reben. Bei dieser Arbeit wird die Anzahl der Triebe reguliert. Angestrebt wird eine Erntemenge von ca. 400–500 Gramm pro Quadratmeter. Dies bedeutet, dass pro Rebstock lediglich sechs bis neun Triebe stehen bleiben. Durch diese Arbeit wird sichergestellt, dass die vorhandene Kraft während der Vegetationsperiode (Mai–Oktober) diesen wenigen Trauben zugute kommt. Von Juli bis Anfang August gibt es immer noch die Möglichkeit, Ertrag und Qualität der Trauben zu beeinflussen. Überzählige Beeren werden entfernt und somit alle Kraft auf die verbleibenden Beeren gelenkt. Der Weinberg der Klinik St.Pirminsberg Südlich von Bad Ragaz führt vom Weiler Fluppi ein Wanderweg nach Pfäfers. Dieses Wegstück der alten Römerstrasse über den Kunkelspass trägt den Namen Porta Romana. Nach kurzem, bewaldeten Aufstieg trifft der Wanderer auf den südlichsten und mit 720 Metern über Meer höchstgelegenen Weinberg der Ostschweiz, der von der Klinik St.Pirminsberg bewirtschaftet wird und auch den Namen Porta Romana trägt. Die Geländestruktur des Weinbergs erlaubt nur bescheidenen Einsatz von Maschinen. Deshalb ist Handarbeit vorherrschend. Pro Hektare wird mit rund 1400 Stunden Handarbeit pro Jahr gerechnet. Das gesamte Rebgebiet umfasst zweiundneunzig Aren. Mit Reben der Sorte Blauburgunder sind etwa siebzig Aren belegt. Der nicht genutzte Bereich gilt als ökologische Ausgleichsfläche (Wald, Sträucher, Magerwiese). Die Erntemenge pro Jahr liegt bei 2500 bis 3000 Kilogramm. Dies entspricht, wegen der hohen Lage und den hohen Qualitätsansprüchen, einem eher tiefen Ertrag von 400 Gramm pro Quatdratmeter. Die Trauben werden in Fläsch zu einem vorzüglichen Wein der Marke PORTA ROMANA verarbeitet. Der Ausbau erfolgt in französischen Eichenbarriques von 220 Liter Inhalt. Zwischen der Lese im Herbst und dem Austrieb im Frühjahr wird mit dem Rebschnitt altes Holz entfernt. Mit diesem Arbeitsschritt wird der Ertrag und auch die Der Beginn der Weinlese richtet sich nach den einzelnen Rebsorten und Lagen sowie nach dem Reifezustand der Trauben. Zuckergehalt, Geschmack und Konsistenz der Trauben und der Zustand der Laubwand spielen bei der Festsetzung des optimalen Lesezeitpunktes eine wichtige Rolle. Durch die Lese von Hand ist es möglich zu selektionieren. Faules oder unreifes Traubengut wird für eine optimale Qualität konsequent entfernt. Benediktinerkloster Pfäfers Die Abtei Pfäfers wurde im Jahr 731 durch Mönche des Klosters Reichenau gegründet. Sie stand in der klösterlichen Tradition der Benediktiner. Diese hatten ihren Namen vom heiligen Benedikt von Nursia (480–547), dessen Regel in dreiundsiebzig Kapiteln sämtliche Bereiche des spirituellen Lebens definierte. Pfäfers war ein starker Konvent, der einen weittragenden religiösen, kulturellen und politischen Einfluss hatte und bis zu siebzig Mönche zählte. Es war mit der Bevölkerung fast aller Gemeinden nicht nur durch persönliche Beziehungen, durch Abhängigkeit der Bewohner und Güterbesitz, sondern auch durch die Seelsorge verbunden. 1831 erhielt der Kanton St.Gallen eine neue Verfassung. Die liberale katholische Mehrheit der neuen Kantonsregierung zielte auf eine Demokratisierung und Verstaatlichung der Kirche ab. Klöster sollten eingeschränkt oder aufgehoben werden, die beachtlichen Vermögen wohltätigen Aufgaben zufliessen. 1838 löste der Grosse Rat des Kantons St.Gallen das Kloster Pfäfers auf und zog das gesamte Vermögen als Staatsgut ein. 18 | 19 Kultur Der Elefant – Dichterlesung von Wilhelm Walser in der Klinik St. Pirminsberg Während seines Auftenhaltes in St.Pirminsberg und durch das besondere Engagement seiner Ergo-Therapeutin Marion Teufel, wurde es möglich, dass Willhelm Walser Im Januar 2009 eine Dichterlesung im Kulturraum der Klinik halten konnte. Diese wurde von Angestellten und Mitpatienten gut besucht und einige Zugaben wurden begeistert eingefordert. Ein ermutigendes Zeichen für einen Mann, der es nicht immer leicht im Leben hatte. «Es war einmal ein Wolf, der verliebte sich in ein schönes Schaf und machte ihr den Hof. …Sie wurden ein Paar. …Das Schaf hatte wunderbares Fell, und der Wolf wollte es ein Mal streicheln. Dazu erhob er die Pfote… Darauf erschrak das Schaf… und rannte davon. …Der Wolf verstand die Welt nicht mehr, denn er liebte das Schaf innig und bekam Liebeskummer. In der Not ging er zu einem Sextherapeuten, einem Uhu… der versuchte ihn von den Schafen weg zu bringen und erzählte ihm die Vorzüge attraktiver Wölfinnen. …Nach ein paar Sitzungen…» Es gibt ja die seltsamsten Orte, an denen Kunst zum Vorschein kommt! Was Patienten und Mitarbeitende schon längstens wissen, dürfte sich auch in der Gesellschaft langsam herumsprechen: Die Psychiatrie ist ein Ort solchen künstlerischen Erwachens! Wer sich auf den Weg zu seinen eigenen Kräften und Talenten macht, wer sich mit seinem Leben auseinandersetzt, der stösst auch auf eigenwillige und einmalige Fähigkeiten, die im normalen Alltag oftmals verborgen bleiben! So erging es auch Wilhelm Walser, der bei einem Aufenthalt in einer Psychiatrischen Klinik 2005 auf sein dichterisches Talent stiess. Seine Geschichte ist, wie jene so vieler Menschen, eine Geschichte mit vielen Brüchen und Geheimnissen: Im Raum St.Gallen mit zwei Geschwistern aufgewachsen, lebte er in den letzten Jahren in der Region Zürich, ehe ihn einige widrige Umstände zu einem Aufenthalt in der Klinik zwangen. Eine unglückliche Liebe und ein urwüchsiger Geist, brechen sich seither schriftstellerisch Bahn. Er selbst beschreibt sein Schriftstellertum auch als eine Art Therapieform, durch welche er Kraft und Zuversicht erlangt. In seinem nun veröffentlichten ersten Buch, welches den Titel «Der Elefant» trägt (zu beziehen über www.wilhelmwalser.ch), spürt der Leser etwas von der bisweilen absurd anmutenden Realität des Lebens, mitsamt seinen Höhen und Tiefen. Mit teilweise beissender Ironie, äusserst treffenden und entlarvenden Beschreibungen, bringt Willhelm Walser den Irrwitz des menschlichen Handelns und Argumentierens auf den Punkt. Gleichzeitig hat er sich in vielen Geschichten auch eine verblüffend kindliche und märchenhaft anmutende Sicht der Dinge erhalten. Er selbst hält die Erzählung vom Steuervogt als eine seiner besten Geschichten. Darin beschreibt er drei Witwen mit ihren schwarzen Kleidern und ihren noch schwärzeren Gedanken, welche einen Plan aushecken, um den unseligen Steuervogt wieder loszuwerden. Dies dürfte auch eine treffende Beschreibung seines allseits spürbaren Humors sein, mit welchem er die Unerträglichkeit des Seins distanziert und doch auch mit Genuss wahrzunehmen vermag, nämlich: schwarz und gut. Wer Willhelm Walser auf dem Gelände der Klinik St.Pirminsberg bei seinen täglichen Rundgängen antrifft, nimmt zuerst seine grosse und kaum zu übersehende Gestalt in einem weiten Mantel, mit einer schwarzen Mütze und einem gewissen Schalk im Gesicht, wahr. Er schaut stets aufmerksam und ist immer offen für ein Gespräch oder eine Tasse Kaffee. Wie die Geschichte vom Wolf und vom Schaf weiterging? Nun: «Nach ein paar Sitzungen hatte der Wolf genug und frass den Uhu und ging zum Schaf zurück… Seither gibt es auf der Welt Wölfe im Schafspelz.» Sabine Zgraggen, Seelsorgerin Klinik St.Pirminsberg Aktuell Aktives Sponsoring – Gastronomie der Klinik St.Pirminsberg Die Culinarium zertifizierte Gastronomie der Klinik St.Pirminsberg pflegt gezielt und aktiv Sponsoring im Sozialbereich und fördert und unterstützt kulinarisch entsprechende Veranstaltungen in der Region. Zum Beispiel: die Polysportivstafette 2009 in Bad Ragaz und der erste Umwelttag in Pfäfers. Am Mittwoch, den 13. Mai 2009 fand in Bad Ragaz eine Sportveranstaltung der besonderen Art statt: die Polysportivstafette 2009. Insgesamt beteiligten sich sechsundvierzig SchülerMannschaften am sportlichen Wettbewerb. Sie stammen aus Oberstufenschulen des ganzen Kantons St.Gallen. Die professionelle Organisation des Anlasses wurde von den Teilnehmenden durch viele positive Rückmeldungen gelobt. Mit dem Sponsoring von rund dreihundert Sandwiches trug die Klinik St.Pirminsberg einen guten Teil zum Gelingen bei. Sämtliche Athleten und Helfer erhielten kostenlos ein mit frischen Zutaten aus der Region hergestelltes Sandwich. Als der Platzsprecher erwähnte, dass die Sandwiches aus der Küche der Klinik in Pfäfers stammen, wurde spontan applaudiert. Mit Freude dürfen wir von einem genussreichen und gelungenen Anlass sprechen. Am darauf folgenden Samstag veranstaltete der Verkehrsverein Pfäfers den ersten Umwelttag, der den Schutz und die Pflege der unmittelbaren Umgebung des Dorfes zum Ziel hatte. Freiwillige Helferinnen und Helfer aus Pfäfers, deren Aufgabe es war die Umgebung, die Wege und den Wald in Schuss zu bringen, erfreuten sich im Anschluss an die aufwändige Arbeit an den feinen und mit Sorgfalt zubereiteten Salaten aus der Klinikküche. Gestärkt und fit wurde auch hier unser kulinarisches Engagement sehr gewürdigt. Der Weg mit aktiven Sponsoring die Region zu unterstützen und unserer soziales Engagement zu zeigen, darf als sehr schöner Erfolg gewertet werden. Alfred Kral, Leiter Gastronomie, Hotellerie 20 | 21 Persönlich Der interne Gesundheits-Check war ein Erfolg Ende des Jahres 2007 hat das Betriebliche Gesundheitsmanagement allen Mitarbeitenden der St.Gallischen Psychiatrie-Dienste Süd einen Gutschein für einen ganzheitlichen Gesundheits-Check überreicht. Dieser konnte während des folgenden Jahres 2008 bei einem Hausarzt aus dem Ärztenetzwerk PizolCare eingelöst werden. Das erklärte Ziel war, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, welche einen solchen Gesundheits-Check nicht über eine bestehende Zusatzversicherung finanzieren können oder ihre Franchise nicht belasten möchten, dennoch die Möglichkeit haben, sich auf «Herz und Nieren» prüfen zu lassen. Können Ärztenetze in der Gesundheitsförderung eine aktive Rolle übernehmen um Betriebsmitarbeitende, ohne ihnen das unangenehme Gefühl von Manipulation, Unterlassung oder anderen Nebenwirkungen zu geben, zur aktiveren Teilnahme an Präventionsprojekten motivieren? Sie können! Auf Grund einer überdurchschnittlichen Sterblichkeit bei den 45 bis 65-jährigen in der Region, arbeitet der Ärzteverein Werdenberg/Sarganserland mit seiner Arbeitsgruppe «Herzhaft gsund» seit sieben Jahren an einem Gesundheitspräventionsprogramm, das auch einen Gesundheitspass beinhaltet. Dieser bestehende Pass wurde in Zusammenarbeit mit den St.Gallischen Psychiatrie-Dienste Süd auf die speziellen Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden angepasst. Innert Jahresfrist haben fünfzig von total rund vierhundert Mitarbeitenden von diesem Angebot in PizolCare-Praxen Gebrauch gemacht. Fünf Mitarbeitende waren ausserhalb der Region Sarganserland-Werdenberg in nicht PizolCarePraxen. In absoluten Zahlen gemessen scheint das Resultat nicht überzeugend. Aber das Ergebnis des Gesundheitschecks ist mehr als erfreulich und mit ganz persönlichen Schicksalen verbunden: Bei Einzelnen konnten Krankheiten im Anfangsstadium frühzeitig erkannt und behandelt werden. Fazit: Präventionsarbeit ist ein «hartes Pflaster». Nicht die Summe macht hier den Erfolg aus. Die Einzelfälle und deren Heilung zählen. Und darauf sind wir mit Recht stolz. Sandro Ursch, Leiter Betriebliches Gesundheitsmanagement Dienst-Jubiläen 1. November 2008 bis 30. Juni 2009 10 Jahre Cornelia Dalbert Altbert Tobler-Schnell Vera Hobi Corina Segmüller Schneider Marco Sprenger 15 Jahre Urs Laubscher Mira Marjanovic-Petkovic Sabina Gadient-Hugenmatter 20 Jahre Thomas Lampert-Müller Thomas Kieser Heidi Baumgartner-Bodmer Ueli Neuhäusler-Schwitter Monika Jäger Ernst Hirschi-Imholz Thomas Meier Andrea Gstöhl-Gabathuler 25 Jahre Herbert Fasolt-Kohler Oswin Welter-Leu Erich Ilkow-Vils Helen Wellenzohn-Friedlin 30 Jahre Grozda Radosevic Lazic Rita Jäger Neueintritte 1. November 2008 bis 31. Mai 2009 November Simone Cruz Beato Ralf Fischer Patrik Kleger Reto Schwendener Dezember Ninoslav Jovanovic Emanuel Sprecher Neueintritte Prüfungserfolge Januar Isabel Aebi Jocelyne Cavelti-Gross Ivana Fäh Lars Huneke Brigitte Krebser Gabriela Lippuner Eva Madeleine Maurer Birgitta Nieberle Younis Rawanduzy Marianne Rous-Elmer Jarno Zierle Anjuschka Maij Sandro Lutz Darius Malekian Psychiatrie-Zentrum Rheintal Tamara Buschor, medizinische Sekretärin H+, März 2009 Jarno Zierle, Facharzttitel, Dezember 2008 Februar Dragana Maggio Sonja Wanderer Sabine Büchel, Höhere Fachschule 1, Schwerpunkt Psychiatrie, Dezember 2008, Schweizerischer Berufsverband für Pflegefachpersonen, Zürich März Jartrud Gubser Lotti Klotz Daniel Bucher Heidi Wyrsch, April 2009, Kaderschule H+, Aarau April Martin Berger Marcel Bosshard Giuseppe Giambalvo Cetin Güner Corinne Oswald Psychiatrie-Zentrum Werdenberg-Sarganserland Luzia Hassler, Diplom als Mal- und Kunsttherapeutin, November 2008 Klinik St.Pirminsberg Ralf Fischer, Diplomausbildung Pflege Höhere Fachschule, Oktober 2008 Franziska Elmer, Höhere Fachschule 1, Schwerpunkt Psychiatrie, Oktober 2008, der Schweizerische Berufsverband der Pflegefachpersonen, Zürich Erika Riederer, Diplomniveau 2-Berufstitel, Januar 2009 der Schweizerische Berufsverband der Pflegefachpersonen, Zürich Roger Sperandio, Diplomniveau 2-Berufstitel, März 2009, Weiterbildungszentrum für Gesundheitsberufe, Aarau Sebastian Krappmann, Trainer Aggressionsmanagement, April 2009, der Schweizerische Berufsverband der Pflegefachpersonen, Zürich Mai Denise Künzler Melanie Mannhart Miranda Studer René Pfaller Hochzeiten Ralf Fischer und Seraina Padrutt, 14. Januar 2009 Debora Bossi und Theo Jörg, 29. Mai 2009 Geburten Gordana Heuberger, Maria und Sofia, 12. Dezember 2008 Ralf Fischer, Jael Luana, 10. Februar 2009 22 | 23 Schlusspunkt In Sachen Neubau in Pfäfers Agenda Psychiatrie-Zentrum Rheintal 16.09.2009 Treffen Sozialämter, Vernetzung Psychiatrie-Zentrum Werdenberg-Sarganserland 26.06.2009 Familienhilfe Schaan, Informationstreffen 02.07.2009 Roundtable, Gemeinden Werdenberg-Sarganserland 21.09.2009 Amt für Soziale Dienste FL, Vernetzung Psychiatrie-Zentrum Linthgebiet Wer in diesen Tagen einen Blick auf das Baustellengeschehen wirft, hat keine Zweifel: der vorgegebene, strenge Zeitplan wird eingehalten. Viel Bewegung ist im und um das Gebäude herum, die Fenster sind grossteils montiert, das Fassadenbild nimmt Gestalt an, die inneren Strukturen werden zunehmend sicht- und die räumlichen Dimensionen erlebbar… und das Auge beginnt zu prüfen, was die Pläne versprochen haben. 04.06.2009 Patientenfest, Vortrag Klinik St.Pirminsberg 09.07.2009 Lehrabschlussfeier 01.08.2009 Augustfeier 20.08.2009 Begrüssung neue Mitarbeitende 01.09.2009 «Wenn Internet und Videospiele zur Sucht werden», Dienstagsreferat 07.09.2009 Im Gespräch, Mitarbeiterinformationsveranstaltung 10.09.2009 Weltsuizid-Präventionstag 14.09.2009 Im Gespräch, Mitarbeiterinformationsveranstaltung Ja, und wann ist es denn soweit? – Im Sommer 2010! 18.09.2009 «Du bist krank – Wo bleibe ich?», Dienstagsreferat Christoph Eicher, CEO 06.10.2009 «Vom Prämienzahler zum Sozialhilfeempfänger», Pirminsbergergespräche Ich sehe den weiteren Baufortschritten und dem Entstehen dieser wichtigen Etappe in der Baugeschichte der Klinik St.Pirminsberg gespannt entgegen. Natürlich gelten meine Gedanken bereits der künftigen Nutzung und dem was wir, wenn es denn soweit ist, unseren Patientinnen und Patienten, unseren Mitarbeitenden, Besuchern und Gästen an Mehrwerten anbieten können: Ein Raumprogramm mit neuen Massstäben, eingebettet ins reizvolle bergige Umland und in gestaltete Aussenanlagen, mit drei markanten Höfen, die den Grünraum und die natürliche Belichtung ins Innere des Gebäudes führen – freundlich, überschaubar und einladend. Impressum Herausgeberin: St.Gallische Psychiatrie-Dienste Süd, Klosterweg, 7312 Pfäfers, Redaktion: Viola Krucker Sabta; Texte: Mitarbeitende und Patienten der Psychiatrie-Dienste Süd, Titelbild: Yvonne Guntli, Empfang und Sekretariat Psychiatrie-Zentrum WerdenbergSarganserland, Gestaltung: freicom ag, St.Gallen, Druck: Gonzen Druck, Bad Ragaz, Auflage 1500 Exemplare, Nächste Ausgabe: September 2009.