DIE LADY SPRICHT LEISE…

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DIE LADY SPRICHT LEISE…
DIE LADY SPRICHT LEISE…
(Mittwoch, 26 Juli 2006) - Beigesteuert von Elisabeth Sereda - Letztes Update (Sonntag, 28 Januar 2007)
Meryl Streep bekommt Oscar-Nominierungen fürs Einund Ausatmen. So scheint es wenigstens. Sie ist die beste
Schauspielerin ihrer Generation, vielleicht sogar die beste, die es jemals gab. Bette Davis nannte sie ihre Nachfolgerin,
Diane Keaton „das Genie meiner Generation“.
Sie gilt als Perfektionistin und schafftees dennoch, ihren Oscar auf der Toilettezu vergessen (nach der OscarVerleihungfür „Kramer gegen Kramer“)
Ein paar Fakten über Meryl Streep, die aus dem üblichen Hollywoodrahmen fallen: Sie ist unglaubliche 57 Jahre alt. Und
das ganz ohne – sichtbare – kosmetische Hilfe. Seit 28 Jahren ist sie glücklich verheiratet. (Mit Don Gummer, einem
Bildhauer). Sie hat vier Kinder – Henry, Mamie, Grace und Louisa. Ihre älteste Tochter ist seit kurzem selbst Schauspielerin
– allerdings unter ihrem richtigen Namen Mamie Gummer. Sie fährt ein Hybrid-Auto und kämpfte für biologische Lebensmittel
vor dem US-Kongress. Sie hat Angst vor Helikoptern, aber nicht vor chauvinistischen Studiobossen. Sie kann singen und
wollte Madonnas ‚Evita-Rolle’ und revanchierte sich – als sie sie nicht bekam – indem sie Madonna für „Music of the heart“ aus
dem Rennen schlug. Dafür studierte sie Violinespielen. Ein Jahr lang, täglich fünf Stunden. Ihre Klassenkollegin auf der YaleDrama School war Sigourney Weaver. Sie war mal Cheerleader und Homecoming Queen in New Jersey. Sie ist
registrierte Demokratin. Und sie macht den besten Apfelkuchen zwischen Budapest und Tokyo. „Seien wir ehrlich: wir
waren alle mal diese Dreijährigen, die mitten im Raum standen, und jeder dachte. Oh, die sind so süß! Nur wenige von uns
werden als Erwachsene noch dafür bezahlt!“ Und das nicht schlecht. Für ihre neueste Rolle in „Der Teufel Trägt Prada“ bekam
sie satte fünf Millionen Dollar. In der Rolle der Chefredaktrice der weltgrößten Modezeitschrift spielt sie eine Mischung aus
Baby Jane und Cruella de Ville. Jede Ähnlichkeit mit VOGUE und Anna Wintour ist durchaus beabsichtig, auch wenn das
Filmstudio noch so heftig dementiert. Erwiesenermaßen war Romanautorin Lauren Weisberger Wintour’s Assistentin. Von
Mode – sagt sie – hat sie trotz des Films und ungezählter Auftritte auf Hollywoods rotem Teppich null Ahnung: „Ich besitze
zwei Paar Jeans, drei weiße Hemden, ein paar T-Shirts und eine Jacke, die ich seit 25 Jahren liebe. Außerdem
vergewaltigen meine drei Töchter regelmäßig meinen Kleiderkasten, besonders wenn zufällig mal ein Designerstück zu finden
ist.“ Beim Filmfestival in Venedig im vergangenen September brüskierte sie das Label aus dem Titel ihres Films, in dem sie
zu keinem einzigen öffentlichen Auftritt Prada trug: „Ich brauchte ewig, um fertig zu werden und im letzten Moment zog ich
dann doch meine eigenen Klamotten an“ gestand sie bei der Pressekonferenz. Bei der Premiere am selben Abend trug
sie ihren Lieblingsdesigner – Valentino. Der saß auch im Publikum und sonnte sich im Glanz seines Stars. Eine
Autobiografie würde sie „Der Teufel trägt Boxershorts und Latzhosen!“ betiteln.
Warum sie in den letzten Jahren vorwiegend die Rolle des weiblichen Bösewichts spielt? „Das sind die Rollen, die für
Frauen meines Alters geschrieben werden!“ lacht sie: „Es sind meist Gorgonen und Drachen und meine Aufgabe als
Schauspielerin ist es, sie ein wenig multidimensionaler zu gestalten.“ Mit Miranda Priestley, dem Teufel in „Prada“ gelang
ihr das so perfekt, dass man sich in Hollywood seit Monaten über eine weitere Oscar-Nominierung unterhält: „Leute wie
Miranda Priestley existieren in vielen Bereichen der Geschäftswelt. Nur meistens sind sie Männer. Wir haben ihr im Film
eben einen Rock angezogen.“ Das Mode-Business entlockt ihr vor allem ein Augenrollen: „Mein Image von Models hat
sich durch den Film verändert. Ich bewundere ihre physische Kraft. Schade, dass sie nicht essen können. Dann wären sie
noch viel stärker.“ Grinst sie: „Was ist mit denen bloß los? Warum kann man sie nicht füttern? Gebt ihnen doch ein Keks!“ Für
den Magersucht-Kult, der sich von Models auch auf Jungschauspielerinnen übertragen hat, hat sie nichts übrig: „Ich halte
das für extrem gefährlich. Sie setzen ein schreckliches Beispiel
für junge Mädchen, die sie verehren und nachahmen. Die Hälfte dieses Hollywood- Nachwuchses gehört zwangsernährt.“
Streep besitzt viele Talente, die sie nicht allzu oft ausleben kann. Gesang ist eines davon. Und es war Altmeister Robert
Altman, der ihr kürzlich eine Chance gab, auf den Tonleitern zu brillieren. In „Prairie Home Companion“ spielt sie die Hälfte
eines Country-Duos (die andere ist Lily Tomlin): „Robert Altman ist eine Klasse für sich. Ich hatte selten soviel Spaß an einer
Rolle wie an dieser.“
Ein weiteres Talent ist die Förderung von Nachfolgern: sage ein schlechtes Wort über „Prairie“-Co-Star Lindsay Lohan (sie
spielt Streeps Tochter), und Meryl steigt auf die Barrikaden: „Ich finde, die Klatschkolumnen schulden Lindsay einen
Riesenscheck! Die verdienen sich alle blöd an dem Mädel. Die können sich von ihren Geschichten nette Villen kaufen. Lasst
sie in Ruhe. Das Mädchen ist extrem talentiert und viel zu jung, um mit dieser medialen Behandlung fertig zu werden.“ Bei
Preisverleihungen ist Streep seltsam nervös – bevor sie die Bühne betritt.
Im Rampenlicht fällt jede Unsicherheit von ihr ab: „Es gibt Tage, da denke ich: ich bin völlig überbewertet – aber nicht heute!“
sagte sie in ihrer Dankesrede bei den Emmys, als sie für das AIDS-Epos „Angels in America“ ausgezeichnet wurde.
Von Hollywood als geografische Location hält sich die Schauspielerin fern – sie hat nie in Los Angeles gelebt. Ihr Refugium
ist eine Farm in Connecticut. Die Filmmetropole ist reiner Arbeitsplatz, ihr aber sonst zu „oberflächlich, zu langweilig und zu
marktschreierisch. Dort glaubt jeder 24 Stunden pro Tag, dass er sich verkaufen muss.“ Nicht ihr Ding: „Prada“-Kollegin
Anne Hathaway würde ein Buch über Streep „Die Lady spricht leise“ nennen. Oder: „Das Gehirn“. Denn Intelligenz – das hat
Streep längst erkannt – muss vor allem in Hollywood nicht laut sein.
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DER TEUFEL TRÄGT PRADAist die Verfilmung des New York Times-Bestsellers „The Devil wears Prada“ von Lauren
Weisberger.Sie war im echten Leben Assistentin der amerikanischen VOGUE-Herausgeberin Anna Wintour. Man
munkelt, Parallelen seien nicht ganz ungewollt...Ebenso wie die Buchvorlage so ist auch der Film eine irrwitzige und
schräge Komödie über die gleichermaßen abgedrehte wie abgehobene New Yorker Gesellschaft. Hier spielt Geld absolut
keine Rolle! Und wer keins hat, der spielt auch keine Rolle...
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