Nutzung regenerativer Elektroenergie im Landkreis Potsdam

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Nutzung regenerativer Elektroenergie im Landkreis Potsdam
Nutzung regenerativer Elektroenergie im
Landkreis Potsdam-Mittelmark 2015
Datenbasis: 2013
Autoren:
Wolfgang Lorenz, Persönlicher Referent des 1. BG/Wifö
Elke Tauer, FD 11 Zentrale Steuerung
Auf der Grundlage der Daten der e.dis AG sowie der Daten der 50Hertz Transmission GmbH liegen
die aktuellen Energieproduktions- und Verbrauchsdaten für 2013 vor. Sie werden nachfolgend
vorgestellt.
Bild 1 gibt eine Gesamtübersicht über die dezentrale Erzeugung erneuerbaren Stromes und die
Entwicklung des Verbrauches in diesem Bereich. Der seit 2003 einsetzende Anstieg des
Energieverbrauches um ca. 1% bis 2% jährlich setzte sich auch 2013 relativ stabil fort. Das
Aufkommen an in der Region erzeugter erneuerbarer Energie, welches von 2012 zu 2013 nur 8,4 %
anstieg, erhöhte sich von 2012 zu 2013 um 16 % wieder deutlich stärker.
Wenn die Erhöhung des Energieverbrauches im Wesentlichen mit der positiven wirtschaftlichen
Entwicklung begründet werden kann, zeigt diese Entwicklung jedoch auch, dass sich hinsichtlich der
Erhöhung der Energieeffizienz nur vergleichsweise wenig bewegt, auch wenn in Einzelfällen ein
starkes Bemühen von Unternehmen und Verwaltungen zu erkennen ist.
Zu erwähnen wären hier z.B. die sechs energieintensiven Unternehmen im Landkreis, die ein
zertifiziertes Energiemanagement aufgebaut haben und ihren Energieverbrauch schrittweise
reduzieren sowie die Gemeinden, die ihre Straßenbeleuchtung ganz oder teilweise auf LED umrüsten.
Der Anteil eingespeisten erneuerbaren Stromes am Gesamtstromverbrauch ist von 2012 zu 2013
auf 83,9 % gestiegen, ein Ergebnis welches so nicht zu erwarten war.
Bild 2 untersetzt die Aussagen von Bild 1 einwohnerspezifisch.
In der Darstellung der installierten Leistung nach Energieerzeugungsanlagen im Bild 3 ist erkennbar,
dass
-
sich die installierte Leistung bei Blockheizkraftwerken stabil weiter entwickelt hat
die installierte Leistung bei Windenergieanlagen um 2 % zurückging und
sich die installierte Leistung bei PV-Anlagen um 5 % erhöhte.
Gebietsspezifische Veränderungen können Bild 6 entnommen werden.
Die Entwicklung der letzten Jahre im Bild 4 macht deutlich, dass die starke Dominanz der
Windkrafterzeugung anteilig weiter zurückgeht.
Erstaunlich ist, dass die Photovoltaik 2013 27% zum gesamten Aufkommen an erneuerbaren Strom
beitrug. Dies schien noch vor wenigen Jahren eine unrealistische Zielvorgabe zu sein. Ein Teil dieser
Steigerung ist jedoch auf Stichtagseffekte im Amt Beetzsee zurückzuführen.
Der Energieverbrauch in den einzelnen Kommunen erhöhte sich von 2012 zu 2013 gemäß Bild 5 im
Durchschnitt um ca. 2 %. Starke Abweichungen sind in der Gemeinde Seddiner See (+8% gegenüber
dem Vorjahr) und der Gemeinde Wiesenburg/Mark (-3% gegenüber dem Vorjahr) zu verzeichnen.
Ursachen in diesen Abweichungen sind vor allem in der spezifischen wirtschaftlichen Entwicklung zu
suchen.
Die eingespeiste erneuerbare Energie, welche sich durchschnittlich um 16 % erhöht, weist ebenfalls
regionale Unterschiede auf. Auffällig ist das Amt Beetzsee. Der Sprung in der eingespeisten
Wirkarbeit ist abrechnungsbedingt und nicht durch den verstärkten Ausbau von E-Anlagen
begründet. Die Gemeinde Groß Kreutz, konnte die Menge des eingespeisten Stromes um das 2,5
fache auf 178 % erhöhen, während der eingespeiste Strom in Nuthetal um 14 % sank.
Damit gibt es auch einige Veränderungen im energetischen Deckungsgrad der einzelnen Ämter und
Gemeinden. Die dahinter stehenden Anlagenveränderungen können Anlage 6 gebietsbezogen
nachvollzogen werden.
In der Bild 6 kann man erkennen, welche Sparte (BHKW, PVA, WEA, oder WKA) maßgeblich zu den
veränderten Deckungsgraden in den betroffenen Körperschaften beigetragen hat, welche wie folgt
zusammengefasst wird.
Gebietskörperschaft
Aussage zur Veränderung des energetischen
Deckungsgrades
Groß Kreutz
Der Deckungsgrad ist sprunghaft gestiegen und
beträgt jetzt 178 %. Ursache ist hauptsächlich der
verstärkte Ausbau von BHKW
Kleinmachnow, Michendorf,
Schwielowsee, Stahnsdorf, Bad Belzig,
Beelitz, Werder (Havel), Amt Brück
Das erhöhte Aufkommen von erneuerbaren Energien
wird durch einen erhöhten Energieverbrauch
vollständig kompensiert
Kloster Lehnin, Seddiner See, Teltow
Das erhöhte Aufkommen von erneuerbaren Energien
deckt den erhöhten Energiebedarf nicht vollständig
Nuthetal
Das verminderte Aufkommen an erneuerbaren
Energien deckt den erhöhten Energiebedarf nicht. Die
Reduzierung der Menge an eingespeister erneuerbarer
Energie ist trotz eines erhöhten Ausbaus an PVAnlagen auf eine verminderte Einspeisemenge
zurückzuführen.
Wiesenburg
Der Energieverbrauch geht zurück. Die verminderte
Zahl an BHKW wird durch PV leicht überkompensiert
Treuenbrietzen, Amt Niemegk
Dem leicht gestiegenen Energieverbrauch stand 2013
ein Rückgang der eingespeisten Wirkarbeit von 7% bis
11 % der vorhandenen WKA gegenüber.
Amt Beetzsee
Im Amt Beetzsee erhöht sich die eingespeiste
Wirkarbeit von 2 Mio. kWh auf 95 Mio. kWh. Dies ist
auf einen Abrechnungseffekt zurückzuführen und
nicht auf einen verstärkten Ausbau von EE-Anlagen
Amt Wusterwitz
Dem Anstieg des Energieverbrauches um 5% steht ein
windkraftbedingter Rückgang der eingespeisten
Wirkarbeit um 9% gegenüber
Amt Ziesar
Dem Anstieg des Energieverbrauches um 2% steht ein
windkraftbedingter Rückgang der eingespeisten
Wirkarbeit um 3% gegenüber
Die höchsten energetischen Deckungsgrade haben 2014 das Amt Niemegk und die Stadt
Treuenbrietzen mit jeweils 510% und 437%.
Bild 7 stellt dar, wie hoch das Aufkommen an Elektroenergie in den Sparten (BHKW, PVA, WEA, oder
WKA) insgesamt war. 2013 war das Jahr der Sonne und der Windflaute.
Während die PV-Kapazitäten lediglich um 5 % stiegen, erhöhte sich der Ertrag um 295 %. Ein Teil
davon ist jedoch auf Abrechnungseffekte im Amt Beetzsee zurückzuführen.
Bei Windkraftanlagen reduzierte sich die Kapazität um 2 %, während der Ertrag um 8 % zurückging.
Bild 8 zeigt noch einmal die Gesamtübersicht über den Landkreis Potsdam-Mittelmark. Unterschied
zu 2012 ist, dass Groß Kreutz im energetischen Deckungsgrad einen Sprung von 53% auf 178 %
gemacht hat.
Zusammenfassung
Die Entwicklung des Landkreises Potsdam-Mittelmark im Bereich erneuerbarer Energien verläuft im
Strombereich weiterhin relativ kontinuierlich. Maßgeblich für die Entwicklung sind jedoch
Großprojekte und deren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf Bundesebene. Unbeachtet dieser
Entwicklungen würde der Landkreis bei Fortführung der seit 2003 anhaltenden Entwicklung nicht wie
2013 prognostiziert, ca. 2023 bilanziell stromautark sein, sondern bereits 2016. Inwieweit die
Entwicklung der Elektromobilität diese Prognose künftig relativiert, muss offen bleiben.
Der aktuelle Bundesländervergleich 2014 zeigt deutlich, wo die Schwächen des Landes Brandenburg
im energetischen Strukturwandel liegen. Dies sind vor allem die derzeit fehlende Akzeptanz und die
fehlende Vorbildfunktion des Landes beispielsweise in der energetischen Gebäudesanierung.
Welche Schlussfolgerungen für den Landkreis zu ziehen sind, sollte eine für 2015 geplante Energieund Klimastrategie ermitteln und Grundlage für eine vertiefte politische Diskussion sein.

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