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1/13 Ingenieur karriere Worauf Personalchefs bei Bewerbern Wert legen 7 14 E-Learning: Mit jedem Klick ein bisschen schlauer 7 26 Ernährung: Ingenieure sorgen für sichere Lebensmittel 7 42 I MESSEN SIE IHREN MARKTWERT! Z Ingenieur Karriere · 1/2013 Start ins Berufsleben 8 Die Arbeitgeber im Bewertungs-Check Arbeitgeberbewertungsportale wie „Kununu“ sind in Mode. Ihre Urteile sollten aber nicht immer kritiklos übernommen werden. Bewerbungsgespräch: Lügen haben kurze Beine 12 Jeder möchte im Vorstellungsgespräch einen guten Eindruck machen. Wer nicht bei der Wahrheit bleibt, wird es bereuen. Anheuern beim Start-up: Hart arbeiten im Wohlfühlklima 16 Wer Risiko nicht scheut, unternehmungslustig ist und eigenverantwortlich handeln will, findet in Jungunternehmen viel Raum zum Gestalten und Entfalten. B Karrierestufen erklimmen 20 Gehälter für Ingenieure wieder gestiegen 2011 ist die Vergütung in den klassischen Ingenieurbranchen gesunken, im vergangenen Jahr hat sie wieder zugelegt. 22 MBA – Ein Abschluss im Brennpunkt Karrierebooster oder eher vertane Zeit? Ingenieure, die einen MBA-Abschluss machen möchten, brauchen vorab Informationen. 34 Düsentriebs Erben lernen Design Zwei Welten miteinander kombinieren: Technische Innovation und Design. Einige Studiengänge bieten das Know-how an, beispielsweise die TU Dresden. N Orientierung im Job 38 Sensoren für Senioren Je mehr Ältere es gibt, desto mehr steigt die Nachfrage nach fachgerechter Pflege. Dabei fällt auch Ingenieuren eine wesentliche Rolle zu. Wenn das Hobby zum Beruf wird 40 Auch in kleineren Branchen warten spannende Herausforderungen auf junge Ingenieure. Mit dem Gehaltstest für Ingenieure überprüfen Sie schnell, ob Ihr Einkommen den marktüblichen Konditionen entspricht. Er dient vor allem Ihrer eigenen Orientierung. Gibt Trends wieder, die Sie für sich nutzen können. So z.B., welche Forderungen im nächsten Gehaltsgespräch realistisch sind. Nach der Eingabe Ihrer Daten erhalten Sie eine individuelle Auswertung, die Sie bequem online abrufen können. Jetzt kostenfrei Gehalt testen unter: www.ingenieurkarriere.de/gehaltstest T Akzente setzen Das neue Leitmotiv: Stärken stärken! 49 Nobody is perfect! Statt sich ständig mit der Beseitigung der eigenen Unzulänglichkeiten zu beschäftigen, sollten Mitarbeiter ihre Stärken stärken. Ins Ausland? Nein, danke! 52 Ein Hoch auf die schöne neue Arbeitswelt, die dank der Globalisierung zusammenrückt. Vom „Heute hier, morgen dort“ ist aber nicht jeder Ingenieur begeistert. 3 4 Ingenieurkarriere · 1/2013 Z Start ins Berufsleben E Nur wer keine Angst hat zu scheitern, trifft gute Entscheidungen Ingenieure arbeiten deutlich länger als vertraglich vereinbart VDI nachrichten, Düsseldorf, 5.4. 13, rus Obwohl 83 % der Ingenieure in Deutschland eine vertraglich geregelte Wochenarbeitszeit zwischen 36 und 40 Stunden haben, liegt die tatsächliche Arbeitszeit erheblich darüber. 47 % arbeiten zwischen 41 und 45 Stunden, 18 % sind sogar bis zu 50 Stunden wöchentlich im Unternehmen tätig. Innerhalb der vereinbarten Arbeitszeit liegen dagegen nur 27 %. Das ist eines der Ergebnisse der neuen Gehaltsstudie 2012 der VDI nachrichten, die auf den tatsächlichen Einkommens- und Arbeitsdaten von 8630 Ingenieuren basiert. Die Einstiegsgehälter des Nachwuchses liegen durchschnittlich bei 44 300 €/Jahr. Mit 56 000 € Jahresgehalt verdienen Ingenieure im Ruhrgebiet am meisten. rus - Lebenslauf: Die regelmäßige Ergänzung mit neu erworbenen Fähigkeiten erleichtert es, sich bietende Chancen schnell zu nutzen. Foto: vario images I Redaktion: Rudolf Schulze (verantw.), Stefan Asche, Claudia Burger, Dr. Wolfgang Mock, Wolfgang Schmitz, Hartmut Steiger Bildbeschaffung/Fotoarchiv: Antonie Fleckner, Kerstin Küster Layout/Produktion: Theo Niehs (verantw.), Gudrun Schmidt, Kerstin Windhövel Anzeigenteil: Annette Fischer, Andrea Trumm Anzeigen: Medienpartner Mäurer GmbH, Breite Straße 124, 41836 Hückelhoven Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH, Kurhessenstraße 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, rus Selbst der Beste seines Faches kann überraschend ein Problem haben: Ganze Produktionsstätten und Geschäftsbereiche werden ver- lagert. Jobsuche ist angesagt. Produkte haben Lebenszyklen, der Strukturwandel schlägt zu: Wird das Anschlussprodukt überhaupt noch im Land hergestellt oder entwickelt? Werden meine Kenntnisse angesichts des Technologie- und Strukturwandels noch benötigt? Reichen meine Stärken, um die neuen Herausforderungen zu meistern, oder wollte ich eigentlich sowieso was anderes machen? Wer seine Schokoladenseiten pflegt, kommt weiter, ist zufriedener, heimst spielend Anerkennung ein und reibt sich nicht auf. Doch wer sagt mir, welches Risiko ich eingehen soll, wie die Erfahrungen der anderen sind? Transparenz schaffen, Einblick in Märkte geben, Erfahrungen aufzeigen, so wie es unter guten Freundinnen und Freunden getan wird, ist das Anliegen des zweimal im Jahr erscheinenden Magazins „Ingenieurkarriere“. Monatlich findet das Karrieretelefon der VDI nachrichten für das persönliche Gespräch mit Experten statt und wöchentlich bietet der Teil in Management&Karriere der VDI nachrichten praxisnahe Information. Wenn Sie Anregungen dazu haben, informieren Sie uns. RUDOLF SCHULZE [email protected] Rü : N F ö – 110 J „K H“ www.vdi-nachrichten.com/ gehalt2012 Verlag: VDI Verlag GmbH, VDI-Platz 1, 40468 Düsseldorf, Postfach 10 10 54, 40001 Düsseldorf Heute schon den Lebenslauf aktualisiert? Wer meint, angesichts des Fachkräftemangels sei das nicht nötig, er suche keine neue Stelle, verzichtet auf ein wesentliches Karrieremittel: das Mittel, sich über die eigenen Fähigkeiten klar zu werden. Die Gebrüder Wright in Aktion: Eine Aufnahme aus dem Jahr 1910. Foto: Interfoto Wer ist dafür eigentlich verantwortlich? Es waren einmal zwei Brüder ... Nein, jetzt kommt kein Märchen. Sprechen wir über die Gebrüder Wright, Wilbur und Orville. Eigentlich hatten die beiden eine Reparaturwerkstatt für Fahrräder, aber schon seit Kindesbeinen hatten sie diesen Traum vom Fliegen. Und dann kam auch noch Otto Lilienthal ins Spiel. Er inspirierte die Wright-Brüder. Warum ist das überhaupt passiert? Während Otto Lilienthal auf Gleitflugzeuge setzte, wollten die Wright-Brüder ein Motorflugzeug bauen. Als Antrieb verwendeten sie einen vollständig selbst konstruierten und mithilfe eines Mechanikers selbst hergestellten Vierzylinderreihenmotor mit einem Kurbelgehäuse aus Aluminiumguss, der leicht war. Ihren ersten Flugversuch führten die Brüder Wright trotz schlechter Wetterbedingungen bereits gegen Ende 1903 durch. Insgesamt waren es vier, der letzte Flug mit „Kitty Hawk“, so der Name, an diesem 17. 12. 03 dauerte 59 s (Strecke: 260 m). Fünf Jahre später sollte Wilbur den Wright Flyer der französischen Regierung zeigen. Er war es auch, der später die erste Piloten- schule der Welt eröffnete. Orville Wright machte bei der US-Army Flugvorführungen und baute 1909 das Wright Model A, das als erstes Militärflugzeug bezeichnet wird. Das Flugzeug wurde von der Wright Company in Kleinserie hergestellt. Wo soll das alles hinführen? Na, sind Sie gerade vom Weekend Shopping Trip aus Rio de Janeiro wieder da? Oder mal eben New York? Oder mit dem Billigflieger für 9 € eben nach London? Oder mal eben ... Manche Zeitgenossen wünscht man sich ja sogar auf den Mond. [email protected] LICHT AN FÜR IHRE KARRIERE. INGENIEURE M/W und alle, die es werden wollen, herzlich willkommen! HELLA beschäVigt mehr als 27.000 Menschen in über 30 Ländern und gehört mit einem Umsatz von 4,8 Milliarden Euro zu den führenden Automobilzulieferern der Welt. Mit Lichtsystemen geben wir Fahrzeugen ihr markantes Gesicht. Mit innovativer Elektronik sorgen wir für mehr Sicherheit und Komfort. Darüber hinaus verfügen wir über eine der größten Handelsorganisationen für Kfz-Teile und Zubehör in Europa. Im GeschäVsfeld Industries bündeln wir unsere Kompetenzen und entwickeln Produkte für Industrie und Kommunen, wie etwa LED-Straßenbeleuchtung. Wie stellen Sie sich die Technologien der ZukunV vor? Gestalten Sie aktiv mit. Denn wir suchen und fördern hochqualifizierte Menschen, die ihre Ideen im innovativen Arbeitsumfeld eines weltweit agierenden Familienunternehmens verwirklichen wollen. Licht an für Ihre Karriere: hella.de/karriere HELLA KGaA Hueck & Co. 6 Ingenieurkarriere · 1/2013 Z „Ingenieure befinden sich auf Vollbeschäftigungsniveau“ „Die Arbeitsmarktlage für Ingenieure ist durchweg positiv.“ Laut Ina Kayser vom Bereich „Beruf und Gesellschaft“ im VDI ist keine Panikmache angesagt. Im Gegenteil: Die Zahl offener Stellen sei weiterhin hoch. Unternehmen nähmen auch Bachelorabsolventen gerne auf. Arbeitgeber schauten aber nicht nur auf den formalen Abschluss, auch Sozialkompetenz spiele eine wichtige Rolle. Wolfgang Schmitz VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, ws VDI nachrichten: Wie sieht der Arbeitsmarkt für Ingenieure derzeit aus? In letzter Zeit hieß es, die Ingenieurlücke sei geschrumpft. Kayser: Die Arbeitsmarktlage für Ingenieure ist durchweg positiv. Die Zahl offener Stellen befindet sich auf einem sehr hohen Niveau – rechnerisch kamen im Januar 2013 auf einen Arbeitslosen in der Energieund Elektrotechnik 4,6 offene Stellen, im Maschinenund Fahrzeugbau sind es sogar 5,8 offene Stellen. Dass die Zahl in den letzten Monaten leicht rückläufig war, liegt vor allem auch daran, dass der VDI seit Jahren für mehr gut ausgebildeten Ingenieurnachwuchs wirbt und dieses Werben, wie die steigenden Absolventenzahlen zeigen, von Erfolg gekrönt ist. Das sind gute Nachrichten für den Innovationsstandort Deutschland. Zum anderen liegt trotz schlechter konjunktureller Vorzeichen die Arbeitslosigkeit konstant bei unter 3 %. Damit befinden sich die Ingenieure auf Vollbeschäftigungsniveau. In welchen Branchen und Fachbereichen werden vor allem Ingenieure gesucht? Ingenieure werden vor allem im Maschinen- und Fahrzeugbau, der Energieund Elektrotechnik und der Metallverarbeitung gesucht. Hier bestehen die größten Engpässe mit 4,6 bzw. 5,8 offenen Stellen pro arbeitslosem Ingenieur. Viele Bachelorstudierende wollen einen Master draufsatteln. Reicht der Bachelor nicht als Eintrittskarte für den Arbeitsmarkt? Der Bachelor ist bei vielen Firmen gern gesehen. Um sich Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt zu erhalten, ist ein Bachelorabschluss, in dem breites ingenieurwissenschaftliches Basiswissen vermittelt wird, eine gute Voraussetzung. Durch diese grundlegende Bildung sind im Berufsleben spezialisierende Weiterqualifizierungen wie ein Masterstudium möglich, die, an den Erfordernissen des Arbeitgebers oder einer Branche orientiert, einen individuellen Karriereweg ermöglichen. sen und Methodenkompetenzen die Sozialkompetenz sowie die Fähigkeit zur Selbstorganisation und fächerübergreifendes Denken besonders gefordert. Jobsuche jetzt auch von unterwegs. Mit der „Daimler Jobs“-App zu Ihrem Traumjob. Können Absolventen weiterhin mit guten Gehältern rechnen? Im Vergleich zu den Absolventen anderer Fachrichtungen können sich junge Duale Studiengänge: eine gute Möglichkeit, gut vorbereitet in den beruflichen Alltag zu starten Spielen Softskills tatsächlich eine immer größere Rolle? Das HIS-Institut für Hochschulforschung führt regelmäßig Absolventenbefragungen durch. Nach etwa einem Jahr werden dort Berufsanfänger auch nach Kompetenzanforderungen im Beruf befragt. Danach sind neben Grundlagenwis- Ingenieure über ein sehr ordentliches Einstiegsgehalt freuen. So lag das Einstiegsgehalt für einen Absolventen der Elektrotechnik mit einem Diplom von einer Fachhochschule laut HIS bei der Befragung des Absolventenjahrgangs 2009 bei 44 350 €. Ein Wirtschaftswissenschaftler verdiente im Durchschnitt nur 36 700 €. Es heißt, Absolventen dualer Studiengänge hätten besonders gute Karten auf dem Arbeitsmarkt? Gerade aus der Perspektive der Fachkräftesicherung sind duale Studiengänge interessant, da sie die Möglichkeit bieten, die Potenziale nicht per se studieninteressierter junger Menschen zu aktivieren. Für Studierende wiederum sind duale Studiengänge eine gute Möglichkeit, trotz akademischer Ausbildung praktische Inhalte zu erlernen und so gut vorbereitet in den beruflichen Alltag zu starten. ● Ina Kayser: „Der Bachelor ist in Unternehmen gern gesehen.“ Foto: VDI Lösungen für die Zukunft finden. Mit Ihnen. Neue Ideen gehen wir voller Energie an. Da können Sie uns beim Wort nehmen. Denn als erster Automobilhersteller integrierte Daimler die Lithium-Ionen-Batterie serienfähig in Hybridfahrzeuge. Nicht nur neue Antriebskonzepte treiben uns an, sondern z. B. auch in der Logistik, der Produktion, im Vertrieb, im Einkauf oder in der Informationstechnologie gestalten unsere Mitarbeiter die Zukunft der Mobilität. Wenn Sie dabei sein wollen, können wir gemeinsam Lösungen für die Themen von morgen finden. Mit CAReer bieten wir Ihnen beste Startbedingungen – unser Nachwuchsprogramm für alle, die mehr bewegen wollen. Jetzt bewerben unter: www.career.daimler.com I - www.vdi.de Einscannen und „Daimler Jobs“-App bei iTunes laden! 8 Ingenieurkarriere · 1/2013 Z So denken wir bei Bosch Die Bosch-Philosophie: Eine gute Idee löst ein Problem. Eine geniale Idee gleich mehrere. Mit dem Finger auf den Arbeitgeber zeigen, zahlt sich selten aus. Wer mit der Kritik unerkannt bleiben will, geht ins Netz – eine allerdings umstrittene Methode. Foto: Corbis Arbeitgeber im Bewertungs-Check Autoritärer Chef hier, devoter Angestellter dort – diese Form der Arbeitsteilung entwickelt sich zum Auslaufmodell. Im Netz kann jeder Beschäftigte sein Recht auf Mitsprache schon jetzt selbst erwirken, Arbeitgeberbewertungsportale sind passendes Werkzeug dazu. Die Unternehmen aber fremdeln mit der neuen Offenheit. Sebastian Wolking VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, ws Benedikt Geisslers Arbeitsplatz liegt in Roding, einem kleinen Städtchen in der Oberpfalz. Sein Arbeitgeber ist die Mühlbauer AG, die Softwarelösungen für die Produktion von Chipkarten und elektronischen Reisepässen herstellt, sogar Weltmarktführer auf diesem Gebiet ist. Was denn das Unternehmen eigentlich für die Zufriedenheit seiner Mitarbeiter tue? Geissler legt los: Da wäre zunächst das hauseigene Fitnessstudio, mit unschlagbaren Konditionen für die Mühlbauer-Mitarbeiter. Dann gebe es flexible Arbeitszeiten und eine „ausgeglichene Work-Life-Balance“. Außerdem kostenlose Kurse, Sprachkurse und SAP-Kurse. Arbeitgeberbewertungsportale versprechen, die Evolution der Arbeitswelt voranzutreiben Und man habe ja überdies die Möglichkeit, viele Kulturen und Nationen kennenzulernen, das Unternehmen ist schließlich global aktiv. „Mühlbauer liegt viel daran, als guter und attraktiver Ar- beitgeber wahrgenommen zu werden“, fasst Geissler, der in der Unternehmenskommunikation für die Investor Relations zuständig ist, zusammen. Die Wahrnehmung der Beschäftigten aber scheint eine ganz andere zu sein. Rund 70 von ihnen haben sich auf der Arbeitgeberbewertungsplattform „Kununu“ schon über den Hidden Champion geäußert. „Rette sich, wer kann“, liest man da in einem Erfahrungsbericht; vom „eiskalten Betriebsklima“ in einem anderen. Ein dritter bilanziert: „Hier regiert die Angst.“ Insgesamt kommt das Unter- nehmen auf einer Skala von eins bis fünf auf eine durchschnittliche Punktzahl von 2,0 – ein miserabler Wert. „Kununu“ ist der Platzhirsch unter den Arbeitgeberbewertungsportalen. Sie alle versprechen, die Evolution der Arbeitswelt voranzutreiben – durch mehr Transparenz, mehr Fairness, mehr Mitsprache. Vor allem für Berufseinsteiger ist der Service praktisch: Sie können potenzielle Arbeitgeber aufstöbern und anhand der Erfahrungsberichte entscheiden, wo sie sich bewerben – und wo lieber nicht. Und sogar OttoNormalmalocher verschafft sich mit einem Klick Gehör, auch wenn sich der Chef vorher noch nie einen Deut um dessen Meinung geschert hat. 190 000 Bewertungen von über 55 000 Firmen in Deutschland sind bereits Arjun Yadur Senior Software Engineer Mobility Solutions | Energy & Building Technology | Automation & Control | Consumer Goods | Healthcare Für die globalen Herausforderungen unserer Zeit entwickeln, fertigen und vertreiben wir energieeffiziente, umwelt- und ressourcenschonende Lösungen sowie internetbasierte Produkte. Mit mehr als 306.000 Mitarbeitern weltweit. Als führendes Technologieund Dienstleistungsunternehmen tragen wir unternehmerische, gesellschaftliche wie ökologische Verantwortung. Wenn Sie geniale Ideen einbringen möchten: www.bosch.de/bosch-denken 10 Ingenieurkarriere · 1/2013 auf Kununu hinterlegt. Im Januar 2013 blätterte das Business-Netzwerk Xing 3,6 Mio. € für die Übernahme des österreichischen Start-ups hin, künftige Synergieeffekte fest im Blick. Zu den Konkurrenten zählen jobvoting.de, meinchef.de und companize.com, das sich vor allem über den Vergleich von Gehältern profilieren will. In den USA ist glassdoor.com Vorreiter, über ein Vordringen der Kalifornier nach Europa wird in Fachkreisen schon spekuliert. Die Begeisterung der Bewerteten hält sich derweil in Grenzen. Zur Phalanx der Skeptiker zählt auch Eva Zils, die als selbstständige Personalberaterin tätig ist. „Meistens äußert man sich als Arbeitnehmer zu einem Arbeitgeber dann, wenn man was zu meckern hat“, sagt die gebürtige Elsässerin. Tatsächlich ist es kinderleicht, eine anonyme Bewertung auf Kununu abzugeben, eine Authentifizierung Z Z ist nicht erforderlich. Beleidigungen und andere Entgleisungen blocken die Administratoren allerdings von vornherein ab. „Ich würde darüber hinaus eine Arbeitgeberbewertungsplattform nicht mit einer Meinungsplattform für Restaurants, Hotels, Shops oder Produkte vergleichen“, meint Zils weiter. „Ich würde selbst keine Arbeitgeberbewertung auf Kununu abgeben, weil ich es Menschen, die sich ungerecht behandelt fühlen, schreiben eher einen Kommentar als andere für zu heikel halte, dies zu tun. Ich bin da vielleicht übervorsichtig, aber ich befürchte, dass anhand von IPAdressen Arbeitnehmer ausfindig gemacht werden könnten. Im Internet ist nichts anonym. Daher gibt es in meinen Augen kein Szenario, das meine Entscheidung ändern würde.“ „Aus Erfahrung wissen wir, dass gerade Menschen, die sich – aus welchen Motiven auch immer – ungerecht behandelt fühlen, eher einen Kommentar schreiben, als jene, die zufrieden sind“, sagt auch Hannes Boekhoff, der als Leiter Medien die Continental AG repräsentiert. Der Reifenhersteller aus Hannover rangiert im Vergleich aller 30 Dax-Konzerne mit einer durchschnittlichen Punktzahl von 2,88 auf dem drittletzten Platz. Schlechter schneiden auf Kununu nur die Deutsche Post (2,72) und Stahlgigant ThyssenKrupp (2,64) ab. Das Portal sei nicht repräsentativ, so Boekhoff, interne Mitarbeiterbefragungen sprächen eine ganz andere Sprache. Dennoch: Bei fast 160 abgegebenen Bewertungen zum Arbeitgeber Continental dürfte es sich nicht nur um Einzelmeinungen handeln. Freilich können die Niedersachsen der Kritik auch R -C Die Linde Group ist Spitzenreiter im Kununu-Check - Alle Dax-Unternehmen im Kununu- Check (ab 50 Mitarbeiterbewertungen, Stand 5. März 2013): - 1. Linde Group; durchschnittliche Punktzahl: 3,79 von 5 möglichen (bei 230 Mitarbeiterbewertungen) - 2. SAP AG: 3,73 (128) - 3. Deutsche Telekom: 3,61 (433) - 4. RWE: 3,58 (50) - 5. BMW: 3,57 (137) - 6. Daimler: 3,54 (200) Der Technologie-Konzern Linde schneidet bei Kununu exzellent ab. Foto: dpa - 7. Allianz Deutschland: 3,52 (118) - 8. E.on: 3,49 (93) - 9. Henkel: 3,47 (58) - 17. Deutsche Post: 2,72 (190) - 10. Siemens: 3,45 (354) - 18. ThyssenKrupp: 2,64 (83) - 11. Commerzbank: 3,43 (179) - 12. Deutsche Bank: 3,41 (80) - 13. Infineon: 3,39 (50) - 14. Bayer: 3,38 (101) - 15. BASF: 3,07 (126) - 16. Continental: 22,88 (159) A Alle anderen Dax-Unternehmen haben weniger als 50 Bewertungen und fallen damit aus der Wertung: Adidas, Beiersdorf, Deutsche Börse, Fresenius Medical Care, Heidelberg Cement, K+S, Lanxess, Lufthansa, Merck, Münchener Rück, Volkswagen AG. S. W. Positives abgewinnen. „Einige kritische Bewertungen beziehen sich auf bestimmte Standorte, also sehen wir uns das ganz genau an. So haben wir die Chance, lokal auf Verbesserungsvorschläge schnell zu reagieren“, meint Boekhoff. Hier offenbart sich wiederum eine Schwäche der Bewertungsportale, vor allem aus Sicht von Großkonzernen. Diese haben in der Wer den Kollegenzorn auf sich zieht, verliert an Sympathie Ingenieurkarriere · 1/2013 11 Netzwerke und persönliche Kontakte helfen bei der Stellensuche Nur einen Teil ihrer offenen Stellen schreiben Unternehmen öffentlich aus. Die meisten Jobs werden durch persönliche Kontakte und Initiativbewerbungen vergeben. Um von den nicht ausgeschriebenen Stellen zu erfahren, sind Netzwerke wichtig, im anderen Fall hilft Glück. Peter Ilg Regel viele Standorte, in Deutschland, Europa und der ganzen Welt. Und jede Niederlassung tickt anders, jede Abteilung, jeder Manager. Wie also alle Einzelwertungen zu einem fairen Gesamtergebnis zusammenfügen? Trotz aller Einwände: Wer den Zorn der eigenen Belegschaft auf sich zieht, könnte wertvolle Sympathiepunkte verschenken – und im „War for Talents“ ins Hintertreffen geraten. Laut Forsa-Studie aus dem Dezember 2012 sind immerhin rund 40 % der leitenden Angestellten in Deutschland offen für einen Arbeitgeberwechsel. Deshalb sind Portale wie Kununu, meinchef.de oder glassdoors.com für die Unternehmen Chance und Herausforderung zugleich. „Auch wenn die Mühlbauer Group diesen Portalen kritisch gegenübersteht, nimmt sie die Einträge zur Kenntnis und auch durchaus ernst“, bestätigt Benedikt Geissler. Aber man bevorzuge dann doch den direkten Weg des Kritikübens, dafür stehe auch ein interner Kummerkasten zur Ver● fügung. I - www.kununu.com VDI nachrichten, Aalen, 5. 4. 13, cer Neues Jahr – neuer Job! Dies ist einer der häufigsten Vorsätze beim Jahreswechsel. Jeder dritte Arbeitnehmer in Deutschland ist bereit, in diesem Jahr den Job zu wechseln. So das Ergebnis einer im Dezember 2012 durchgeführten Studie des Markt- und Meinungsforschungsunternehmens Forsa im Auftrag des sozialen Netzwerks Xing. Nach der Befragung sind 28 % offen für einen Arbeitgeberwechsel, 7 % planen ihn konkret. Was die neue Arbeitsstelle angeht, warnt Karriereexperte Jürgen Hesse vom Büro für Berufsstrategie Hesse/ Schrader jedoch vor einer übereilten Kündigung. Besser: „In Ruhe analysieren, was einen wirklich stört und an welchen Stellschrauben eventuell gedreht werden kann.“ Manchmal hilft ein offenes Gespräch mit dem Vorgesetzten, um Probleme zu lösen. Manchmal auch nicht. In anderen Fällen wollen Mitarbeiter durch den Wechsel aufsteigen. Für diesen Fall hebt Hesse wieder mahnend die Hand. „Karriere zu machen, heißt nicht unbedingt, immer höher, schneller und weiter zu kommen. Karriere bemisst sich auch in der Zufriedenheit, die man bei der Aus- „Morgen fange ich eine neue Stelle an. Mein Traumjob. Den habe ich über persönliche Kontakte erwischt.“ Foto: Getty Images übung seines Jobs empfindet.“ Der Berater nennt vier Hauptquellen der Freude oder eben auch des Leids im Berufsleben: den Vorgesetzten, Kollegen und Kunden, die Aufgabe, Bezahlung und Arbeitskonditionen. Diese Komponenten gilt es zu betrachten, wenn man sich die Frage stellt: Wechseln oder bleiben? Entscheidet man sich für den Wechsel, steht man vor der nächsten Frage: Wo finde ich die passende Stelle? Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung IAB in Nürnberg hat Ende 2011 Firmen danach gefragt, wo sie neue Mitarbeiter suchen und wie die Erfolgsquoten der Maßnahmen sind. Allen voran stehen die eigenen Mitarbeiter als Quelle sowie persönliche Kontakte zu potenziellen Mitarbeitern. Jede zweite Firma nutzt diese Möglichkeit – und ist in jedem zwei- ten Fall erfolgreich. Daraus könnte man nun ableiten, dass nur jede zweite Stelle ausgeschrieben wird. Was nicht stimmt, weil die Befragten für die Studie mehrere Möglichkeiten ankreuzen konnten. Und weil sie das auch taten, kann man daraus schließen, dass sie mehrere Quellen parallel bei Manchmal hilft ein offenes Gespräch mit dem Vorgesetzten, um Probleme zu lösen ihrer Suche nutzen: Stellenanzeigen in Zeitungen, Zeitschriften, Internet-Stellenbörsen, die eigene Homepage, Soziale Netzwerke, Job-Messen, interne Stellenausschreibungen, die Dienste der Arbeitsagentur und Initiativbewerbungen. Die Liste der Suchwege von Firmen ist lang und deshalb gibt es auch zahlreiche Quellen bei der Jobsuche von wechselwilligen Arbeitnehmern. Könnte man meinen. Karriereberaterin Svenja Hofert aber schätzt, dass zwei Drittel aller Stellen nicht ausgeschrieben werden. „Die meisten offenen Stellen werden über persönliche Kontakte und Initiativbewerbungen besetzt.“ Eine andere Studie des IAB stützt ihre Vermutung. Etwa ein Viertel aller im Jahr 2010 neu besetzten Stellen wurden über persönliche Kontakte vergeben. Zu diesem Ergebnis führt eine frühere IAB-Befragung in 15 000 Unternehmen. „Große und kleine Firmen verhalten sich in ihrem Suchverhalten grundsätzlich anders“, so die Karriereberaterin. Je größer die Firma, umso höher die Quote der ausgeschriebenen Jobs. Weil Stellen zu besetzten teuer ist, zapfen Kleine und Mittelständler zuerst vor- 12 Ingenieurkarriere · 1/2013 handene und kostenlose Quellen an, etwa Mitarbeiter und stellen die Offerte auf ihre Homepage. Für Groß wie Klein gilt: Die Gefahr, den Falschen ausgesucht zu haben, ist bei Ausschreibungen größer, als wenn der neue Mitarbeiter im eigenen Umfeld rekrutiert wird. Nun stellt man sich zwangsläufig die Frage, welche Stellen denn ausgeschrieben werden? „Es sind die, die schwer zu besetzen sind“, sagt Hofert. Das sind beispielsweise Jobs für ausgewiesene Experten in einem Fachgebiet. In anderen Fällen sind sie pure Z Imagewerbung fürs Unternehmen oder auf Drängen der Personalabteilung entstanden, obwohl der Vorgesetzte bereits einen Kandidaten in petto hat. „In diesem Fall braucht sich kein Bewerber Hoffnung zu machen, weil sich am Ende immer der Vorgesetzte gegenüber dem Personaler durchsetzt“, weiß Hofert. Und wie erfährt man von der Vielzahl an Jobs, die unter der Hand vergeben werden? „Persönliche Kontakte sind der Schlüssel, um von Stellen zu erfahren, die nicht öffentlich angepriesen werden“, so Hofert. Zum Beispiel auf Branchen- Z Stammtischen, in Foren oder sozialen Netzwerken, in denen jemand verkündet: Ich bin verfügbar. „Man muss unter die Leute, um davon zu erfahren“, sagt Hofert. Je mehr man in persönlichem Kontakt und im Internet sichtbar sei, desto Je mehr persönlicher Kontakt und Sichtbarkeit im Internet, desto höher die Chancen höher seien die Chancen, angesprochen und empfohlen zu werden. Man muss aber nicht unbedingt von den nicht ausgeschriebenen Personalberatung sucht im Auftrag von Unternehmen passende Kandidaten und hat 2012 gut 6000 Interviews geführt. „Indem wir Lebensläufe und Arbeitszeugnisse gegeneinander abprüfen, ein Vorabtelefonat führen und auch onlinegestützte Profilingtests durchführen, die ausweisen, ob jemand Beschönigungstendenzen hat, trennen wir bereits vor dem Vorstellungsgespräch den Weizen von der Spreu.“ Ein Ergebnis einer Internet-Recherche kann sein, dass ein Kandidat angibt, sein Abitur im Ausland gemacht zu haben, im Internet aber Klassenfotos einer deutschen Schule gefunden werden. Es mag am großen Aufwand liegen, den die Personalagentur im Vorfeld betreibt, sodass dort nach eigenen Angaben in Vorstellungsgesprächen weniger geschummelt wird, als Arbeitspsychologe Fell in sei- Stellen erfahren. „Oft hilft schon Glück allein, um zur rechten Zeit mit einer Initiativbewerbung am rechten Ort zu sein“, sagt Hofert. Die Erfolgsquote ist bei erfahrenen Leuten deutlich höher als bei Berufseinsteigern, weil sie Berufserfahrung, Erfolge, Projekte vorweisen können. Absolventen erhöhen ihre Chancen, vom Unternehmen angesprochen zu werden, wenn sich beide kennen, z. B. durch Prakti● ka. I - http://hesseschrader.de - www.svenja-hofert.de In Bewerbungsgesprächen wird gelogen, geschummelt und aufgeschnitten. Aufschneiden ist bis zu einem gewissen Grad erlaubt, schummeln auch. Lügen geht gar nicht. Doch die Grenzen der Selbstdarstellung sind fließend. Der Ehrliche ist dann der Dumme, wenn er sich schlecht präsentiert. Peter Ilg VDI nachrichten, Aalen, 5. 4. 13, cer Die einen Wissenschaftler behaupten, dass jeder Mensch 200 mal am Tag lügt. Andere Studien bringen zwei Lügen täglich ans Tageslicht. Wem soll man glauben? Die Wahrheit liegt wohl wie so oft dazwischen. Geschummelt und gelogen wird zu Hause, in der Schule, bei der Doktorarbeit oder am Arbeitsplatz. Und im Vorstellungsgespräch? „Ja, auch dort wird häufig geschummelt“, sagt Arbeitspsychologe Clemens Fell. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Wer den Pinocchio gibt, dem wird eine lange Nase gezeigt. Foto: ullstein bild des Saarlandes und untersucht das Phänomen des Bewerber-Fakings. Fake ist der englische Begriff für Fälschung, Imitat oder Schwindel. In Studien hat Fell herausgefunden, dass etwa die Hälfte der Kandidaten im Bewerbungsgespräch dazu tendiert, eigene negative Merkmale herunterzuspielen. Würde ein Mitarbeiter für einen internationalen Job gesucht und der Bewerber hat keine Auslandserfahrung, so könnten manche Kandidaten versuchen dieses Defizit dadurch auszubügeln, dass sie davon schwärmen, wie bereichernd sie andere Kulturen finden und wie viel Zeit sie schon privat im Ausland verbracht haben. Arbeitserfahrung vorzugeben, die man gar nicht besitzt, kommt dagegen sehr viel seltener vor. Den Unterschied macht die Beweisbarkeit der Aussage. Vorgegebene Berufserfahrung lässt sich mit Arbeitszeugnissen belegen, vorgegaukelte Auslandsliebe nicht. „Der Grund für Faking-Verhalten ist der Versuch von Bewerbern, die Einstellungschancen durch bewusstes Verzerren von Antworten zu verbessern.“ Ist der Ehrliche also der Dumme? „Auf den ersten Blick könnte man das meinen“, sagt Fell. Jeder Bewerber müsse sich aber im Klaren sein, dass er durch Aufschneiden, Schwindeln, Lügen eventuell ein Eigentor schießt: „Vielleicht stellt der Unehrliche im Job fest, dass er die gestellten Anforderungen einfach nicht erfüllen kann.“ Das schlägt sich dann im Arbeitszeugnis nieder. Personaler können sich vor Faking nicht schützen. Das zeige die Forschung. Reinhard Scharff ist Geschäftsführer von Personal total in Stuttgart-Mitte. Die www.DLR.de/jobs Pinocchio beim Bewerbungsgespräch? nen Studien festgestellt hat. „Wir haben maximal 20 bis 30 Bewerber pro Jahr, die irgendeinen Grad an Unwahrheit sagen“, so Scharff. Und bei diesen wenigen Kandidaten stellt er einen bestimmten Typ fest, der häufiger als andere nicht mit offenen Karten spielt. „Je näher ein Bewerber am Verkauf ist, desto eher wird aufgeschnitten, was Erfolge und Verkaufszahlen angeht.“ Eine weitere Problemgruppe seien Bewerber mit nicht nachprüfbaren Angaben, etwa HochschulAbschlüsse ausländischer Bewerber. „Männer beschönigen eher, wenn es um ihre Erfolge geht, Frauen neigen dazu, beim Teamverhalten positiv zu übertreiben.“ Alle wollen die Chancen verbessern, einige sind erfolgreich. „Die Grenzen der Selbstdarstellung sind im Arbeitsrecht fließend und eventuell hat der Aufschnei- der und selbstbewusst auftretende Bewerber deshalb die Nase vorn“, sagt Sandra Flämig, Fachanwältin für Arbeitsrecht in Stuttgart. Für sie ist der Ehrliche dann der Dumme, wenn er sich Wird der Arbeitgeber durch Unwahrheiten getäuscht, kann er den Arbeitsvertrag anfechten schlecht präsentiert und Unsicherheiten allzu offen zugibt. Aber Vorsicht: „Lügen und betrügen wird juristisch geahndet.“ Wird der Arbeitgeber durch Unwahrheiten getäuscht, kann er den Arbeitsvertrag anfechten, eventuell fristlos kündigen und sogar Strafanzeige erstatten. Zeugnisse zu manipulieren, ist Urkundenfälschung, und sich damit in eine höhere Gehaltsgruppe zu schummeln, glatter Betrug. Ingenieurkarriere · 1/2013 13 Die eigenen Erfolge um etwa 10 % besser darzustellen, als sie tatsächlich waren, ist nach Meinung von Scharff durchaus üblich. Ebenso, beim letzten Gehalt leicht zu übertreiben. Lügen sind für ihn gefälschte Zeugnisse oder Verheimlichung von Diebstahl. „Wenn wir beim Abgleich der Unterlagen, unseren Recherchen oder im Vorstellungsgespräch unangemessene Übertreibungen und Unwahrheiten feststellen, wird gleich kein Gespräch geführt oder es wird abgebrochen. Für Scharff ist der Unehrliche im Vorstellungsgespräch der Dumme – weil doch alles irgendwie und irgendwann ans Tageslicht ● kommt. I - www.personal-total.de - www.kanzlei-flaeming.de - www.uni-saarland.de Raum für Spitzenforschung Starten Sie Ihre Mission beim DLR Brennende Fragen? Dann sind Sie beim DLR in bester Gesellschaft. Hier forschen exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie ambitionierte Nachwuchstalente an Lösungen für die Welt von morgen – in den Bereichen Luft- und Raumfahrt, Energie, Verkehr und Sicherheit. Arbeiten Sie mit uns an faszinierenden Projekten in unserem einzigartigen Forschungsumfeld. Starten Sie Ihre persönliche Mission beim DLR mit einem Besuch auf www.DLR.de/jobs. Z Z in Festanstellung vermittelt. Etwa in die Automobilindustrie, an Nahrungsmittelhersteller und die Pharmaindustrie bis zu Erzeugern erneuerbarer Energien. Ingenieure verkaufen sich aus unserer Sicht häufig zu passiv. Grundsätzlich raten wir ihnen, ausführlich und detailliert auf bisherige Tätigkeiten einzugehen. So führt nicht jeder Entwicklungsingenieur die gleichen Aufgaben aus. Aus diesem Grund sollte aus dem Lebenslauf hervorgehen, was er in welchen Rollen und Tätigkeitsgebieten mit welchen Tools entwickelt hat. Ingenieure sind sehr genau und im positiven Sinne bescheiden. Häufig scheitern Bewerbungen daher an den Softskills. Wer ehrenamtlich tätig war, Vorträge gehalten hat oder eine Projektleitung innehatte, sollte dies unbedingt aufführen; auch scheinbare Kleinigkeiten, wie die Organisation von Meetings, Moderationstätigkeiten oder das Abstimmen zwischen den Abteilungen Worauf Personaler bei Bewerbungen Wert legen Zwar sind Ingenieure gefragte Leute, doch wer seinen Traumjob ergattern möchte, sollte auf eine gepflegte und individuelle Bewerbung achten. Gerade Bewerber im technischen Bereich verkaufen sich oft unter Wert. Wuchern sollten Ingenieure vor allem mit Hobbys, Projektleitung und Ehrenamt. Denn diese sagen etwas über soziale Kompetenzen. Fünf Einsteller verraten, worauf sie achten. Leila Haidar VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, ws „Keine Angst bei Biographie-Brüchen“ Foto: GeoEnergie Rüdiger Grimm, geschäftsführender Gesellschafter, von GeoEnergie Konzept GmbH, Planungsbüro für oberflächennahe Geothermie, Freiberg. Wer es bis zum Handschlag schafft, hat sich bei der Bewerbung geschickt verkauft. Foto: mauritius „Fünf meiner sieben Mitarbeiter sind Ingenieure. Im interdisziplinären Team sind Fachleute aus der Geowissenschaft, Verfahrenstechnik und dem Umweltengineering. Wenn ich Bewerbungen erhalte, schaue ich deshalb zuerst auf die Qualifikation. Weil wir als international agierendes Planungsbüro in der Branche bekannt sind, bekommen wir viele Bewerbungen von GeothermieFachleuten. Eigentlich sind mir aber klassische Ingenieure, die bei uns verschiedenste Aufgaben übernehmen können, lieber. Ingenieure arbeiten hier in der Planung am Computer oder erstellen Gutachten auf der Baustelle. Ich sehe gerne individuelle Bewerbungen, Serienmails gehen gar nicht. Ausgefallen dürfen Gestaltung und Ansprache gerne sein, aber nur, wenn es zum Menschen passt. Wer sich verstellt, tut uns und sich selbst keinen Gefallen. Bei zu exotischen Bewerbungen überlege ich mir schon, ob jemand menschlich in unser kleines Team passt. Um einen Eindruck der Softskills zu erhalten, schaue ich auf Hobbys und Ehrenamt und rate Bewerbern, solche Angaben stets zu machen. Bei 250 kleineren Projekten im Jahr ist eine gute Bü- roorganisation Pflicht. Wir arbeiten für andere Planungsbüros, Firmen, Kommunen und Privatpersonen. Noten und Abschlüsse sind mir nicht wichtig. Es ist ohnehin schwierig geworden, hier den Überblick zu behalten. Ich schaue auf Berufserfahrung und Praktika. Interessant finde ich Menschen mit Brüchen in der Biographie. Schwierigkeiten machen den Menschen oft stärker. Ich rate daher immer, diese auch anzugeben. Denn spätestens im Bewerbungsgespräch kommen wir ● darauf zu sprechen.“ „Nicht zu bescheiden auftreten“ Matthias Ruff, Direktor Festanstellungsvermittlung bei der Hays AG, Personalvermittlung, Mannheim. „Über alle Branchen hinweg haben wir im vergangenen Jahr weit über 1000 Ingenieure in die Arbeitnehmerüberlassung eingestellt und zudem über 250 Ingenieure Foto: Hays „Man sieht es einer Bewerbung an, ob sich der Interessent beim Verfassen mit Stellenausschreibung und Unternehmen auseinandergesetzt hat“ bezeugen Kommunikationsund Organisationsfähigkeit. Gleiches gilt für Hobbys wie Mannschaftssportarten oder Engagement im Verein. Die Arbeitnehmerüberlassung kann einen Einstieg in interessante Aufgaben und spannende Projekte bei namhaften Kunden bedeuten. Abschlusstipp für das Bewerbungsgespräch: Denken Sie in den Dimensionen des künftigen Chefs und übertragen Sie Ihre bisherigen Fähigkeiten auf die kommende Aufgabe – so erreichen Sie eine gemeinsame ● Sprache.“ Ingenieurkarriere · 1/2013 15 „Praxiserfahrung und fester Händedruck“ „Ich möchte von Motivation und Kompetenz lesen“ „Über Initiativbewerbungen freuen wir uns“ Jan Wenzel, Geschäftsführer Dimensionics GmbH, Anbieter für Messtechnik, Esslingen. Kathrin Gelfart, Personalleiterin bei der Hartmann-exact GmbH, Automobilzulieferer für Sensoren und Mechatronik, Schorndorf. Michael Aigner, Geschäftsführer bei der Aton Solar GmbH, Photovoltaik-Großhändler, Laichingen. „Uns ist die Berufserfahrung am wichtigsten. Jeder, der eine Ausbildung zum Feinmechaniker, Werkzeugmacher, Mechatroniker oder Zerspanungsmechaniker abgeschlossen und danach weitergemacht hat, ist für uns interessant. Auch ich habe nach meiner Feinmechaniker-Lehre einen Techniker und ein Ingenieurstudium absolviert. Denn praktische Erfahrung in der Messtechnik und der Metallverarbeitung ist für unsere tägliche Arbeit das A und O. Bei uns werden Ingenieure oft mit Schnitt- stellenfunktionen betraut, müssen Angebote kalkulieren und mit dem mittelständischen Kunden auf Augenhöhe sprechen können. Mechatroniker und Ingenieure mit Praktika in der Messtechnik werden bei uns fast immer eingeladen. Wir geben auch Studienabbrechern eine Chance, wenn uns die Bewerbung von ihrer Motivation und Einsatzbereitschaft überzeugt. Aussortiert werden Lebensläufe mit Lücken, Berufsanfänger ohne praktische Kenntnisse und Ingenieure, die lange Zeit ihren Beruf nicht ausgeübt haben. Wir bekommen gerne Unterlagen per Post, mit individueller Ansprache, keine bunten DesignKunstwerke. Ich mache mir gerne einen direkten Eindruck vom Bewerber im persönlichen Gespräch. Dabei achte ich auch auf Körperhaltung und den festen Händedruck.“ ● „Wir wachsen seit Jahren und bauen deshalb Personal auf, so suchen wir Fachkräfte und Ingenieure im Bereich Elektronikentwicklung und Projekteinkauf. Man sieht es einer Bewerbung an, ob sich der Interessent beim Verfassen mit Stellenausschreibung und Unternehmen auseinandergesetzt hat, obwohl es Mühe bedeutet. Das fängt beim persönlichen Anschreiben auf maximal einer Seite an. Wir achten darauf, ob der Bewerber konkret auf Position und Unternehmen eingeht. Ich möchte von Motivation, beruflicher Erfahrung sowie persönlicher und fachlicher Kompetenz lesen. Dabei sollte ein Anschreiben sachlich geschrieben sein, Lobeshymnen auf sich selbst wirken unglaubwürdig. 2000 Bewerbungen gingen im vergangenen Jahr bei Hartmann-exact ein. Wir beschäftigen 500 Mitarbeiter, davon 200 am Hauptsitz Schorndorf. Gerade weil die Personalabteilung so viele Unterlagen sichtet, sollten geforderte Angaben wie Gehaltsvorstellung und möglicher Eintrittstermin nicht fehlen. Beim Lebenslauf achten wir auf Vollständigkeit. Grundsätzlich akzeptieren wir elektronische Unterlagen genauso wie die Bewerbungsmappe per Post. Bei der Bewerbung via E-Mail rate ich, beigefügte Dateien zusammenzufas● sen.“ „Ingenieure setzen wir in der Beratung und bei den Rentabilitätsanalysen, etwa für private und gewerbliche Solarstromspeichersysteme, ein. Wir suchen Leute, die gut mit den Kunden können, aber auch über Kenntnisse von Solarkomponenten verfügen. Über Initiativbewerbungen fähiger Ingenieure freuen wir uns immer. Liegt eine Bewerbung auf meinem Tisch, zählt zunächst das Anschreiben: Ist der Firmenname richtig geschrieben? Ist der Brief eigenhändig unterschrieben? Und ist das Schriftstück gut formuliert? Zwar suchen wir keine Schriftsteller, aber ich bin der Meinung, dass Menschen schreiben, wie sie denken. Ein chaotischer und unstrukturierter Text lässt auf einen ähnlichen Zustand im Kopf des Bewerbers schließen. Nach der ersten Sichtung verschicken wir einen Personalfragebogen, den der Interessent handschriftlich ausfüllen soll. Hier fragen wir unter Foto: Aton Solar Ingenieurkarriere · 1/2013 Foto: Dimensionics 14 anderem nach den beruflichen Zielen. Wer nur „einen neuen Job“ will, hat sein Ziel direkt nach der Einstellung erreicht. Wer aber gerne unseren „Umsatz steigern“ oder ein „neues Produkt an den Markt bringen“ möchte, der hat langfristige Ziele und erscheint uns motiviert. Als Hobby-Grafologen sagen mir Handschriften, ob ich einen introvertierten Menschen vor mir habe, ob er ein vereinnahmendes Wesen hat oder ob er sich gerne hinter Blendwerk ver● steckt.“ Z Z Anheuern beim Start-up? Gute Ingenieure werden gesucht – auch von Jungunternehmen. Wer Risikobereitschaft, Eigenverantwortung, Unternehmungslust und Fleiß mitbringt, findet in frisch gegründeten Firmen viel Raum zum Gestalten und Entfalten. In einschlägigen Börsen wimmelt es von Start-up-Jobs für Berufserfahrene und Einsteiger. Peter Trechow Abenteuer: Wer beim Start-up anheuert, weiß nie genau, wohin die Reise geht. Langweilig wird es selten. Foto: Fotolia VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, sta „Das Einstellen der ersten Mitarbeiter war psychologisch ein großer Schritt“, berichtet Frank Pawlitschek, Mitgründer und Geschäftsführer des Berliner Start-ups Ubitricity. Die ersten 15 Monate nach der Gründung im Jahr 2008 hatte er mit Partner Knut Hechtfischer allein geplant und entwickelt. Nun hat das Unternehmen 20 Mitarbeiter. Ubitricity will Elektromobilität einfacher machen. Statt bis zu 10 000 € teure Ladesäulen in Städte zu stellen, wollen die Gründer spezielle Ladesteckdosen in Straßenlaternen integrieren und an Wände schrauben. Die Kosten sinken so auf etwa 300 € pro Ladepunkt. Die Hardware soll 2014 marktreif sein. Neben den Laternen- und Wandsteckdosen zählen mobile Stromzähler dazu, die wahlweise ins Ladekabel oder Fahrzeug integriert sind. Über sie laufen die Authentifikation und die Abrechnung des Stroms. „Aus Kommunen und Stadtwerken gibt es große Nachfrage und auch mit Autoherstellern laufen intensive Gespräche“, freut sich Pawlitschek. Die Aufgaben sind für das Gründerduo nicht mehr allein zu bewältigen. Finanziert durch die VC-Gesellschaft Earlybird und Business Angels wächst BERUFSBEGLEITENDE MASTERSTUDIENGÄNGE AN DER UNIVERSITÄT MÜNSTER > Max. 25 Teilnehmer pro Kurs > Renommierte Professoren und Top-Praktiker > Seit über 10 Jahren erfolgreich am Markt EXECUTIVE MBA (SCHWERPUNKT MARKETING) > 18–24 Monate Einstiegstermine: Juni, September und November 2013 BERUFSBEGLEITENDER MASTER „INFORMATIONSMANAGEMENT“ > 36 Monate Einstiegstermine: Oktober und Dezember 2013, Januar 2014 www.weiterbildung.uni-muenster.de [email protected] ihr Unternehmen. Mehrere Stellen sind offen. Dass Pawlitschek sich noch so lebhaft an den Bammel vor den ersten Einstellungen erinnert, verrät viel über Start-ups. Auch Chefs betreten hier ständig In einem neuen Markt gibt es keine ausgetrampelten Pfade, sondern nur die eigenen Ideen Neuland. Wie ihre Mitarbeiter, müssen sie sich bei vielen Aufgaben überwinden – und daran wachsen. „Bei uns bekommt jeder Mitarbeiter, ob berufserfahren oder Werksstudent, ein Aufgabenfeld, das er eigenverantwortlich bearbeitet“, sagt Pawlitschek. Mitarbeiter entwickeln Themen selbstständig weiter, suchen im Austausch mit Kollegen Antworten auf offene Fragen. Ubitricity geht in einem Markt, der erst entstehen soll, innovative Wege. Es gibt keine ausgetrampelten Pfade, nur die eigenen Ideen, Ziele und strategischen Überlegungen. Ob sie zum Ziel führen, ist ungewiss. Diese Ungewissheit hat Linda Kahlbaum nicht abgeschreckt. Letztes Jahr ist sie als Projektmanagerin bei Ubitricity eingestiegen. „Natürlich ist mir das Risiko bewusst“, sagt sie, „doch die Vision und die Inhalte, für die das Unternehmen steht, sind mir wichtiger. Nach zwei Jahren USA ist man auch nicht mehr so risikoavers wie andere Deutsche.“ Hintergrund: Vor ihrem Einstieg hat die 32-Jährige bei einem Solar-Unternehmen in den USA gearbeitet. Am Job im Start-up reizten sie Arbeitsklima und Entwicklungsmöglichkeiten. „Wir sitzen alle in einem Raum, bekommen viel voneinander mit und lernen dabei schnell“, berichtet sie. Die Schattenseite der krustenfreien Strukturen: lange Arbeitstage. „Vor 18 Uhr geht bei uns keiner nach Hause“, räumt Pawlitschek ein. Tage und Wochen vergingen wie im Flug. Wer eigene Ziele verfolgt und selbstverantwortlich arbeitet, schaut nicht zur Stechuhr. Zumal die Aufgaben nicht so eingegrenzt sind, wie in Großbetrieben. Kahlbaum betreut Pilotprojekte, kümmert sich ums tech- nische Marketing und steht zuweilen am UbitricityStand auf Messen. Abwechslung und Entfaltungsmöglichkeiten sind ein Pfund, mit dem Start-ups im War for Talents wuchern können. „Wir suchen vor allem Elektrotechniker und IT-Experten, also genau die Disziplinen, die alle suchen“, berichtet Pawlitschek. Wettbewerber sind Konzerne mit großen Namen und etablierte Mittelständler. Doch so mancher zieht die lebendige Kleinstruktur vor. Gerade erst ist mit Rupert Stützle ein erfahrener Bosch-Mann als technischer Geschäftsführer zu den Berlinern gestoßen, der zuletzt die Entwicklung von Leistungselektronik-Komponenten des Zulieferers geleitet hatte. Und immer wieder trudeln Bewerbungen von Young Professionals ein, die es aus Konzernen wegzieht, weil sie auf mehr Gestaltungsspielraum drängen, mehr Verantwortung und berufliche Vielfalt. Doch das Rekrutieren von Ingenieuren ist kein Selbstläufer. „Wir nutzen unsere Nähe zu den Berliner Hochschulen, indem wir Werkstudenten und Diplomanden Foto: ResearchGate Ingenieurkarriere · 1/2013 Immer locker bleiben, auch bei hohem Besuch: ResearchGate-Gründer Ijad Madisch (m. Mütze) führt Angela Merkel durch sein Unternehmen. an unser Unternehmen heranführen“, so Pawlitschek. Doch braucht es auch erfahrene Kräfte für die Serienentwicklung, die Teams und Projekte leiten können, technisch über den Tellerrand blicken und die das Standing haben, bei Partnern auch mal eine klare Bei allem Wohlfühlklima wird hart gearbeitet – und das nicht nur von neun bis fünf F Hier suchen Start-ups Mitarbeiter - Eine Fülle an Jobs in Start-ups findet sich unter berlinstartupjobs.com – einer Börse, auf der Gründer teils Gründungspartner oder Spezialisten aus den verschiedensten Disziplinen für die Umsetzung ihrer Ideen oder für die Unternehmensentwicklung suchen. - Reifere Start-ups annoncieren regelmäßig in den Web-Portalen „Gründerszene.de“ oder „deutsche-startups.de“. - Start-ups mit Ingenieurbedarf scannen regelmäßig die Inserate der VDI nachrichten und bemühen sich, über Veröffentlichungen in den Fokus von Bewerbern zu rücken. „Nach Medienberichten häufen sich bei uns die Initiativbewerbungen“, berichtet UbitricityGründer Frank Pawlitschek. pt Ansage zu machen. „Solche Leute sind schwer zu finden“, sagt er. Wie Ubitricity suchen viele Start-ups Mitstreiter. In einschlägigen Jobbörsen (s. Kasten) sind Informatiker und Software-Ingenieure gefragt, aber auch Gründungspartner und Strategen, oder Experten für Vertrieb, Marketing und Design. Ein bunter Arbeitsmarkt mit legerem Ton, in dem Zeugnisse weniger zählen als an Talent, Kreativität und Enthusiasmus. Was sind das für Leute, die in Start-ups anheuern? „Ganz unterschiedliche“, antwortet Ijad Madisch, Gründer des sozialen Wissenschaftler-Netzwerks ResearchGate, dem sich über 2,6 Mio. Forscher weltweit angeschlossen haben. Die Hälfte seiner mittlerweile 100 Mitarbeiter komme aus dem Ausland. „Bei uns arbeiten Leute aus Argentinien bis Zypern sowie Christen, Juden und Moslems zusammen. Nur mit dieser Mischung an Hintergründen und Erfahrungen können wir ein Netzwerk bauen, das allen Forschern weltweit gerecht wird“, erklärt er. Viele Mitarbeiter kämen selbst aus der Forschung und widmeten sich nun der Herausforderung, die Wissenschaft ins digitale Zeitalter zu führen. Wenn Madisch redet, klingt Begeisterung für seine Sache mit. Die wünscht er sich auch von Bewerbern, ebenso wie Teamfähigkeit Foto: Ubitricity 16 „Wir suchen vor allem IT-Experten und Elektrotechniker, also genau die Disziplinen, die alle suchen.“ Frank Pawlitschek, Mitgründer des Berliner Start-ups Ubitricity. Ingenieurkarriere · 1/2013 17 und Toleranz. Im Gegenzug biete ResearchGate eine Kultur, die ihresgleichen suche. So suchen sich Mitarbeiter ihre Arbeitszeiten selbst aus. „Wir haben einen russischen Top-Entwickler, der gern nachts arbeitet, aber erst zum Mittagessen im Büro auftaucht. Andere halten gern Siesta, wofür wir extra einen Ruheraum eingerichtet haben“, erzählt er. Damit sich neue Mitarbeiter in Berlin zurechtfinden und das Team auch bei Freizeitaktivitäten zusammenfindet, beschäftigt das Startup eigens eine FeelgoodManagerin. Ein ganzes Stockwerk ist für Billard, Tischtennis, Kicker & Co. reserviert. Die Mitarbeiter zahlen diese Investitionen durch hohe Identifikation mit dem Unternehmen zurück. Denn bei allem Wohlfühlklima wird hart gearbeitet – und das nicht nur von neun bis fünf. Selbstverantwortung wird groß geschrieben. „Meist ist es so, dass die Ideen für neue Funktionen von den Entwicklern selbst kommen“, so Madisch. Es liege dann an ihnen, diese Ideen umzusetzen und sich die nötige Unterstützung im Team zu organisieren. „Es spornt die Leute stark an, sich selbst verwirklichen zu können statt etwas nachzubauen, was anderswo schon funktioniert“, sagt er. ResearchGate ist binnen drei Jahren von einer Handvoll Mitarbeiter auf mehr als 100 Köpfe gewachsen. Und der Personalaufbau geht weiter: „Wir suchen insbesondere Entwickler mit Kenntnissen in Java/Hadup/ Solr, aber auch Copywriter und Designer“, wirbt Madisch und lädt Interessenten gleich auf seine Webseiten ein: „Da haben wir alle Stel● len ausgeschrieben.“ I . www.ubitricity.com . www.researchgate.net 18 Ingenieurkarriere · 1/2013 B Karrierestufen erklimmen N Berufseinstieg ist wesentlicher Meilenstein auf weiterem Karriereweg Stellenanzeigen häufig noch diskriminierend VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, ws Eine aktuelle Studie der Universität Paderborn weist nach, dass Stellenanzeigen in Zeitungen häufig nicht neutral formuliert werden. Im Jahr 2005 seien laut Studie 47 % der Stellenanzeigen diskriminierend gewesen, 2010 nur noch 25 %. Diskriminierende Formulierungen im Hinblick auf das Geschlecht seien zwar seltener geworden, kämen aber immer noch überraschend häufig vor. Der Rückgang diskriminierender Formulierungen sei besonders stark bei kleineren Unternehmen unter 250 Beschäftigten. ui/ws Foto: Benja Weller/Das Fotoarchiv „Der Einstieg in den Arbeitsmarkt bestimmt maßgeblich die Chancen und Risiken im weiteren Erwerbsverlauf. Um Arbeitslosigkeit möglichst dauerhaft zu vermeiden, ist die Qualität der Beschäftigung zu Beginn der Erwerbskarriere von heraus- Firmen investieren in Weiterbildung Die Unternehmen in Deutschland investieren zu Recht in Weiterbildung, um ihren Fachkräftebedarf zu sichern, heißt es in der Pressemitteilung zu einer Umfrage des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE). Allerdings gelte das positive Weiterbildungsklima nicht für alle Bereiche: Überwiegend durch die Arbeitsagenturen finanzierte Anbieter berichten von gesunkenen Einnahmen, während die Studie bei überwiegend betrieblich finanzierten Anbietern von einem hervorragenden Klima spricht. bibb/ws VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13 [email protected] ragender Bedeutung.“ Darauf wies das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) vor wenigen Monaten hin. „Gelingt ein passender Einstieg in den ersten drei Jahren nicht, ist das nur noch schwer zu korrigieren“, warnt IAB-Direktor Joachim Möller. Bring die Welt in Sicherheit! Das Ende vergangenen Jahres erschienene „IAB Handbuch Arbeitsmarkt“ hat auch das Schwerpunktthema „Fachkräftebedarf: Analysen und Handlungsstrategien“. iab/ws I - www.iab.de Weiterbildung gewinnt an Bedeutung VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, ws Lernfreundliche Arbeitsplätze in Unternehmen tragen zur Innovationsfähigkeit ganzer Volkswirtschaften bei – und sind damit mindestens ebenso wichtig wie die Hochschulbildung. Das ist das Ergebnis einer europaweiten Studie des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie und des Instituts für Innova- tion und Technik. Lernfreundlichkeit drücke sich in komplexeren Anforderungen an Beschäftigte aus, etwa durch ein vielfältiges Aufgabenfeld und Zusammenarbeit im Team. Darüber hinaus seien auch andere Formen betrieblicher und beruflicher Weiterbildung wichtig für die Innovationsfähigkeit, wie die Untersuchung in 28 europäi- schen Staaten im Auftrag des Europäischen Zentrums für die Förderung der Berufsbildung (Cedefop) zeige. Die Ergebnisse wiesen darauf hin, dass Weiterbildung eher noch relevanter als Hochschulbildung sei. fibs/ws I - www.cedefop.europa.eu Generation Y stellt neue Forderungen VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, ws Die Bewerber der Generation Y sind selbstbewusster und setzen andere KarriereSchwerpunkte als frühere Generationen. Work-LifeBalance, abwechslungsreiche Aufgaben und flexible Arbeitszeiten sind Absolventen wichtiger als Führungs- verantwortung, Auslandseinsätze oder hohes Gehalt. Das sehen jedenfalls die Personaler so, die vom Berliner Trendence Institut im Auftrag des Staufenbiel Beratungsinstituts befragt wurden. Auf die neuen Anforderungen hätten viele Arbeit- W N I D ? Im Vergleich zum Vorjahr In den nächsten fünf Jahren 14 % stark steigend 5% stark steigend 37 % steigend Gesamt 13 % rückläufig 45 % gleichbleibend Grafik: Ingenieurkarriere 1/2013, Gudrun Schmidt 59 % steigend 4% rückläufig Gesamt 23 % gleichbleibend Quelle: staufenbiel geber mit Veränderungen bei der Außendarstellung sowie bei Employer Branding und Recruiting reagiert. „Viele präsentieren sich mittlerweile zielgruppengerecht in sozialen Medien wie Facebook oder Twitter“, heißt es bei Staufenbiel. „Fast die Hälfte der Arbeitgeber gibt Absolventen inzwischen in der Bewerbungsphase Einblicke in das Unternehmen und bietet ihnen die Gelegenheit, künftige Kollegen kennenzulernen.“ Laut Studie bleiben Ingenieurabsolventen 2013 stark nachgefragt. 42 % der Unternehmen rechnen mit einem steigenden Bedarf. stau/ws I Unser Team braucht Verstärkung: Fachkräfte (m/w) gesucht. Unsere Welt braucht Sicherheit – deshalb suchen wir stets erfahrene Persönlichkeiten, die bei uns als Prüfingenieur oder Sachverständiger einsteigen wollen. DEKRA ist eine der weltweit führenden Expertenorganisationen. Unsere Mitarbeiter sorgen in mehr als 50 Ländern nachhaltig für Sicherheit, Qualität und Umweltschutz. Zu unserem Dienstleistungsportfolio gehören Fahrzeugprüfungen, Schadengutachten, unfallanalytische und technische Gutachten, Bau und Immobilien, Maschinen- und Anlagensicherheit, Umwelt-, Arbeits- und Gesundheitsschutz, Energie- und Prozessindustrien, Produktprüfungen, Zertifizierungen sowie Beratungsdienstleistungen. Mehr Informationen rund um das Thema Karriere bei DEKRA finden Sie unter: www.bringdieweltinsicherheit.de ARBEITGEBER 2012 STUDENT SURVEY Wir freuen uns darauf, Sie kennen zu lernen. - www.staufenbiel.de/jobtrends www.dekra.de Automotive Industrial Personnel Ingenieurkarriere · 1/2013 B B und Elektrotechnik sowie die Chemie- und Pharmaindustrie. Die geringsten Anstiege gab es im Baugewerbe sowie in Ingenieurund Planungsbüros. Auf der Basis einer 40-Stundenwoche lag 2012 das durchschnittliche monatliche Entgelt von Ingenieuren nach Angaben des WSI-Lohnspiegels bei 4568 €. An der Spitze lagen Chemieingenieure mit 5153 €, gefolgt von Elektround Elektronikingenieuren, Wirtschaftsingenieuren und Maschinenbauern, deren Entgelte sich zwischen 4723 € und 4938 € bewegten. Auch hier bilden Bauingenieure das Schlusslicht (3817 €). Darin sind Sonderzahlungen, z. B. Urlaubsund Weihnachtsgeld, nicht enthalten. Ingenieure müssen von ihrer Arbeit begeistert sein. Das treibt sie an. Aber auch die Bezahlung muss stimmen. Und die hat 2012 wieder angezogen. Ingenieurmangel lässt sich an Gehältern nicht ablesen Unternehmensgröße, Branche, berufliche Position und Tarifbindung bestimmen die Höhe des Entgelts. Eine große Rolle spiele auch die Berufserfahrung, sagt Kienbaum-Beraterin Julia Leitl. Die Bedeutung der Ausbildung nehme im Laufe der Jahre ab. „Unserer Erfahrung nach ist die Ausbildung eher in den ersten Jahren der Berufstätigkeit von Bedeutung und verliert mit wachsender Berufserfahrung an Einfluss.“ Lars Wallerang VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, has „Wir können nicht generell beobachten, dass sich die in den vergangenen Jahren zunehmende Knappheit an Ingenieuren und Technikern spürbar auf die Gehälter niedergeschlagen hat“, sagt Kienbaum-Beraterin Julia Leitl. Als dynamisch schätzt Heike Friedrichsen von der Personalmarkt Services in Hamburg die Gehaltsentwicklung bei Ingenieuren ein: „Die Gehälter haben in jüngster Zeit deutlich ange- zogen“: Für Berufseinsteiger zwischen 2006 und 2011 im Schnitt um rund 11%. Ingenieure mit weniger als zehn Jahren Berufserfahrung kamen jedoch nur auf ein Plus von 8 %. Damit bewegt sich die Gehaltsentwicklung bei Ingenieuren im Rahmen der allgemeinen Lohnentwicklung. So sind zwischen 2006 und 2011 nach Angaben von Reinhard Bispinck, Leiter des Tarifarchivs beim gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI), die Brutto-Löhne und -Ge- hälter je ArbeitnehmerStunde um 11,4 % und je Arbeitnehmer um 10,3 % gestiegen. Ein Blick auf die gesamte vergangene Dekade zeigt, dass die Löhne insgesamt in Deutschland um 16 % gestiegen sind, die Gewinne der Unternehmen aber um 45 %, so Bispinck. In den vergangenen zehn Jahren sind im Maschinenund Anlagenbau, im Fahrzeugbau sowie in der Elektronik/Elektrotechnik die Entgelte für berufserfahrene Nicht für alle Ingenieure sind in den vergangenen zehn Jahren die Gehälter gestiegen Ingenieure in insgesamt zwei Jahren gesunken: 2003 und 2011. In den anderen Jahren gab es, mit wenigen Ausnahmen, Gehaltssteigerungen, die zum Teil aber gering ausgefallen sind. Das zeigt die Analyse „Ingenieureinkommen 2002 bis 2012“ der VDI nachrichten (Grafik). In manchen Branchen, z. B. in der Energieversorgung, im Baugewerbe oder bei Ingenieur- und Planungsbüros lagen 2012 die Entgelte für Berufserfahrene sogar unter dem Niveau von 2003. Im Durchschnitt aller Branchen sind die Gehälter aber gestiegen: von jährlich 50 400 € (2003) auf 58 500 € im Jahr 2012. Dabei handelt es sich um Medianwerte. Das heißt: Die eine Hälfte der ermittelten Gehälter lag unter, die andere über diesem Wert. Für Berufseinsteiger sind zwischen 2003 und 2012 die Jahresgehälter im Schnitt aller Branchen von 37 700 € auf 44 270 € gestiegen. Die höchsten Zuwächse verzeichnen auch hier der Maschinen- und Anlagenbau, Fahrzeugbau, Elektronik Fachleute erwarten weiter starke Nachfrage nach Ingenieuren Ein ähnliches Bild ergibt sich bei Anfängern mit bis zu drei Jahren Berufserfahrung. Das durchschnittliche Monatsentgelt liegt bei 3822 €. An der Spitze stehen Chemie- und Wirtschaftsingenieure mit jeweils knapp über 4000 €, Bauingenieure kommen auf gut 3000 €. Der WSI-Lohnspiegel zeigt nahezu identische Gehälter bei Ingenieuren und Betriebswirten oder DiplomKaufleuten. Mit dem beruflichen Aufstieg können sich allerdings Unterschiede bemerkbar machen. So ver- 21 Gä I D: Vä ü V 17,64 Angaben in % Maschinen- und Anlagenbau Fahrzeugbau Elektronik und Elektrotechnik 9,20 7,07 5,43 4,81 3,85 4,20 1,90 0,03 0,53 0,53 2,89 3,45 2,08 1,61 -0,04 1,44 0,99 2,57 1,55 0,80 -0,24 -0,17 -1,86 -4,73 -5,68 -6,18 2003 2004 2005 2006 2007 2008 dient laut Kienbaum ein Produktionsleiter in der mittleren Führungsebene durchschnittlich rund 90 000 € im Jahr. Ein Leiter des Finanz- und Rechnungswesens in einer mittleren Führungsebene bekommt im Schnitt allerdings 14 000 € mehr pro Jahr. Mehrere Faktoren bestimmen das Gehalt: die Größe des Unternehmens, die Branche, die berufliche Position und die Bindung an einen Tarifvertrag. Es gilt die Faustregel: Die Entlohnung ist in tarifgebundenen Unternehmen höher als in nicht-tarifgebundenen, vor allem für Einsteiger und in den ersten Berufsjahren. Das Entgelt steigt mit der Größe des Unternehmens und der beruflichen Position. Bei Führungskräften auf mittleren Ebenen und in der Unternehmensspitze werde die Höhe der Vergütung von der strategischen Bedeutung dieser Funktion für das Unternehmen bestimmt, sagt Kienbaum-Beraterin Leitl. Eine große Rolle spiele Beschäftigte unter 100 100 bis 500 mehr als 500 4095 4037 4288 4482 4807 4525 5084 5280 4987 auch die Berufserfahrung, weniger die Ausbildung. „Unserer Erfahrung nach ist die Ausbildung eher in den ersten Jahren der Berufstätigkeit von Bedeutung und verliert mit wachsender Berufserfahrung an Einfluss.“ Für die Zukunft erwartet Heike Friedrichsen von Personalmarkt Services, dass „das Angebot an Ingenieuren die Nachfrage sicher nicht weit übersteigt und durchaus die Knappheit von Ingenieuren ein Treiber für eine dynamische Gehalts● entwicklung ist“. I - www.vdi-nachrichten.com/gehalt2012 Berufsbegleitend studieren an der HFH in Ihrer Nähe. Nutzen Sie die Vorteile eines Fernstudiums und informieren Sie sich über unsere Studiengänge Facility Management (B.Eng.) Wirtschaftsingenieurwesen (B.Eng.) auch in verkürzter Form für Absolventen ingenieurwissenschaftlicher oder wirtschaftswissenschaftlicher Studiengänge möglich General Management (MBA) Fordern Sie jetzt kostenlos Ihre Studienführer an. Infoline: 040 / 350 94 360 Quelle: WSI -10,22 2012 Quelle: Gehaltstest www.ingenieurkarriere.de (mo.-do. 8-18 Uhr, fr. 8-17 Uhr) 2012, in €, ohne Weihnachts-, Urlaubsgeld, Sonderzahlungen -6,82 -8,33 2010 2011 2009 Grafik: Ingenieurkarriere 1/2013, Gudrun Schmidt I: M Bö ß Maschinenbauing. Elektroingenieure Wirtschaftsing. Ingenieurkarriere · 1/2013 www.hfh-fernstudium.de 20 22 Ingenieurkarriere · 1/2013 B MBA – Karrieresprungbrett oder vertane Zeit? Junge Ingenieure überlegen, ob ein MBA überflüssig oder nützlich für ihre Karriere ist? Die Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten. Doch, wer früh weiß, was er will, der wird richtig entscheiden, ob für ihn der hohe Aufwand lohnt Chris Löwer VDI nachrichten, Berlin, 5. 4. 13, cer Auch wenn das Hochglanzbroschüren von einschlägigen Business-Schools suggerieren: Ein Master of Business Administration (MBA) ist kein Muss. „Auf meinem Schreibtisch ist noch kein einziges Stellenprofil gelandet, in dem ausdrücklich ein MBA gefordert wurde“, berichtet Ursula Glock, Senior Beraterin bei Kienbaum in Stuttgart. Wohl aber können die im MBA vermittelten Fähigkeiten rund um BWL, Marketing, Recht und Personalmanagement für einen Ingenieur zum Muss werden: „Betriebswirtschaftliches Wissen und Internationalität sind extrem wichtig. Beides Dinge, die in den an sich sehr guten deutschen Inge- Baumeister Ob ein MBA zum Höhenflug in der Karriere führt, ist nicht klar zu beantworten. Foto: mauritius images nieur-Studiengängen oft nicht vermittelt werden“, sagt Glock. Schließlich müsse jedoch noch so gute Technologie betriebswirtschaftlich in ein Unternehmen eingebettet sein, weil es damit Geld verdient – und das meist auf globalen Märkten. „Dafür A Der richtige Zeitpunkt - Neben der klassischen Wis- sensvermittlung leben die MBA-Programme vom Erfahrungsaustausch der Teilnehmer untereinander. Daher ist es sinnvoll, ein MBA-Studium erst nach einigen Jahren Berufserfahrung aufzunehmen. Bei Programmen, deren Teilnehmer eine breitere Altersspanne abdecken, besteht die Chance auf einen wertvollen gegenseitigen Austausch zwischen erfahrenen und jünge- ren Teilnehmern. Die Altersskala der Teilnehmer reicht von Anfang 20 bis häufig Mitte 50. Im Durchschnitt sind die MBA-Studenten in den USA 30, in Europa 31 Jahre alt. Ein MBA-Studium lohnt sich unter Berücksichtigung des finanziellen Aspekts besonders nach drei bis fünf Jahren: - Das Gehalt, auf das man im Falle eines Vollzeitprogramms verzichtet, ist noch nicht so hoch wie in späteren Jahren. - Die Berufstätigkeit dauert noch lange genug an, um die Kosten des Studiums aufzufangen. - Das Alter der MBA-Absolventen ist für Arbeitgeber dann besonders interessant. - Immer häufiger unterstützen Arbeitgeber ihre Mitarbeiter finanziell oder durch Freistellungen bei einem MBA-Studium. C.L. Quelle: Staufenbiel braucht es aber nicht gleich einen MBA“, meint Glock. Grundlagen in BWL lassen sich auch durch Kurse und Trittsicherheit auf internationalem Parkett durch Auslandsaufenthalte erreichen. „Wer allerdings als Ingenieur eine Führungslaufbahn anstrebt, für den ist ein MBA hilfreich“, sagt die Personalberaterin. Deutlicher formuliert das das Kölner Staufenbiel Institut für Studien- und Berufsplanung: „Der MBA ist nicht nur ein schicker Zusatz für den Lebenslauf. Für Ingenieure, die ins Management streben, ist er oft der entscheidende Karriere-Turbo.“ Der ziemlich ins Geld geht: Ein Vollzeitprogramm schlägt mit mindestens Begleiter Querdenker Kein Job wie jeder andere: Ingenieur (w/m) bei der DB. Planungsingenieur – einer von 500 verschiedenen Berufen bei der Deutschen Bahn. Wir suchen jährlich 7.000 Mitarbeiter (w/m), u. a. Bau-, Elektro- und Wirtschaftsingenieure. Jetzt bewerben unter: www.deutschebahn.com/karriere DB. Zukunft bewegen. www.facebook.com/dbkarriere www.twitter.com/dbkarriere www.youtube.com/dbkarriere 24 Ingenieurkarriere · 1/2013 25 000 € zu Buche, wobei eher mit 50 000 € und mehr zu rechnen ist. „Angesichts des hohen finanziellen und zeitlichen Aufwands muss der Schritt sehr gut überlegt werden“, sagt Glock. Detlev Kran, Geschäftsführer von Education Consult, einer Akkreditierungsberatung für Bachelor- und Masterstudienangebote, hält einen MBA zwar grundsätzlich für sinnvoll, aber Aspiranten sollten sich vorher kritisch eine Reihe von Fragen stellen. Eben auch diese: „Bin ich bereit, 1500 bis 3000 Arbeitsstunden zu investieren?“ Kran: „Zwei Jahre abends, nachts und an den Wochenenden neben dem Job Studienunterlagen büffeln, Einsendeaufgaben bearbeiten, Kurse besuchen und sich auf Prüfungen vorbereiten, erfordert definitiv viel Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen.“ Spielt da die Familie mit? Gerade wenn die berufsbegleitende Variante gewählt wird, kann das schnell B zur Zerreißprobe werden. Außerdem sollte die Antwort auf die Frage, warum man ein solches Programm absolvieren möchte, sehr klar und bestimmt ausfallen. Dazu zählt auch zu überlegen, welche Kompetenzen jetzige und zukünftige Arbeitgeber erwarten und wo die eigenen Defizite liegen? Experten raten zu einer schonungslosen Selbstdiagnose: Bin ich bereit für so viel Arbeit? Zu einer schonungslosen Selbstdiagnose raten auch die Experten von Staufenbiel: „Gerade Techniker sollten sich vorab genau überlegen, ob sie offen für ‚die andere Seite‘ sind.“ Denn das Erlernte sei das eine, im Arbeitsalltag schließlich tatsächlich die reine Ingenieurbrille beiseite zu legen, etwas ganz anderes: „Wer das nicht schafft, macht auch mit dem MBA auf der Visi- tenkarte keine Karriere.“ Es ist überhaupt fraglich, ob Unternehmen per se diese Zusatzqualifikation honorieren, weil im Zweifel in technisch-naturwissenschaftlichen Berufen fachlichen Spezialisten der Vorzug gegeben wird. Anders sieht die Sache aus, wenn sich jemand eher fachfremd orientieren möchte, etwa Richtung Consulting. „Vollblut-Ingenieure, die es lieben, in der Forschung, Entwicklung oder Produktion zu arbeiten, sollten sich eher technisch weiterbilden“, heißt es bei Staufenbiel. „Diejenigen, die jedoch als Ingenieure ihre Zukunft in Vertrieb, Marketing oder Management sehen, benötigen betriebswirtschaftliches Fachwissen.“ In jedem Fall sollte auf den speziellen Schwerpunkt eines MBA-Programms geachtet werden. Für technische Berufe hilfreich sind beispielsweise Vertiefungen im Projektmanagement. Wenn schon viel Zeit investiert wird, warum denn nicht gleich in eine Promotion? Zieht die nicht gerade im deutschen Mittelstand mehr? Detlev Kran sieht das nicht so und verweist auf eine Studie des Bundesverbandes der Unternehmensberater (BDU), nach der die Chancen der deutschen MBAler besonders im Mittelstand liegen, denn dann locken Führungspositionen bis hin zur Miteigentümerschaft. Wer jedoch den MBA-Titel als Ticket zu einem dicken Gehaltsplus begreift, könnte enttäuscht werden: „Größere Gehaltssprünge stellen sich nicht automatisch ein“, sagt Kienbaum-Beraterin Glock. Das ist vielleicht auch die falsche Motivation. Denn: „Aus- und Weiterbildung ist immer eine langfristige Investition in die Karriere.“ Vertane Zeit ist ein MBA also ● nicht. Ich bei ZF. Prozessentwicklerin und Rhythmusgenie. Ich tanze für mein Leben gerne. Und egal, ob beim Tanzen oder im Job: Ich möchte mich nicht auf meinem aktuellen Level ausruhen, sondern bei allem, was ich anpacke, dazulernen. Kommunikation ist in meinem Arbeitsalltag sehr wichtig. Gerade da bringe ich gerne neue Aspekte ein, die das Gespräch weiterbringen. Mein Name ist Heidi Galle und ich arbeite als Ingenieurin in der Prozessentwicklung und im Qualitätsmanagement. Mehr über mich, meine Arbeit und was ZF als Arbeitgeber so attraktiv macht, gibt es unter www.ich-bei-zf.com. Heidi Galle I - www.kienbaum.de - www.staufenbiel.de Prozessentwicklerin ZF Friedrichshafen AG Friedrichshafen G K Selbsttest: Brauche ich einen MBA? - Unter welchen Voraus- setzungen lohnt es sich für Ingenieure, in einen MBA zu investieren? Hochschulberater Detlev Kran hat einen Fragenkatalog zusammengestellt, anhand dessen sich diese Frage leichter individuell beantworten lässt. Im Rahmen des Entscheidungs- und Bewerbungsprozesses sollten Interessenten mindestens folgende Punkte in zwei Schritten durcharbeiten und für sich beantworten: - Warum möchte ich ein MBA-Programm absolvieren? Strategisches Ziel? - Welche Kompetenzen/ Qualifikationen erwartet mein jetziger/zu- künftiger Arbeitgeber? - Wo sind möglicherweise - - - - - meine Kompetenz-/ Qualifikationsdefizite? Welches Programm, welche Programmform passen zu meiner Karriereplanung? Wie ist das Zeitmanagement der Programme? Bin ich bereit, 1500 bis 3000 Arbeitsstunden in zwei Jahren zu investieren? Wann und in welchem Land möchte ich das MBA-Studium durchführen? Was kosten das Programm und der Lebensunterhalt? Wie ist die Finanzierung sichergestellt? Wie sind die Zulassungsbedingungen? GMAT, Re- ferenzen, Fremdsprachen – erfülle ich die? - Ist meine Familie überhaupt bereit, diese Beeinträchtigung in Kauf zu nehmen? - Welche Hochschule/Programme passen zu meiner Karriereplanung? kationserwartungen? - Wie sieht es mit Lehr- - - Wenn Sie dann vier bis - - - fünf Programme in der näheren Auswahl haben, gehen die detaillierten Fragen weiter: Ist das Programm akkreditiert? Warum ggf. nicht? Wo steht das Programm in einer Rangliste? Wie ist das Renommee der Hochschule beim Arbeitgeber? Erfüllt das Curriculum die Kompetenz-/ Qualifi- - - - formen, Sprache, Vertiefungen, Spezialisierungen aus? Wie qualitativ hochwertig ist die Teilnehmerstruktur? Berufserfahrung? Wie international ist das Programm? Curriculum, Lehrkräfte, Studierende? Wie ist es um den „Service“ der Hochschule bestellt? Wie ist das Absolventennetzwerk gestaltet? Wie und wie schnell sind die Absolventen im Arbeitsmarkt aufgenommen worden? Wie sieht es mit Karriere und Gehältern aus? C.L. Mehr über mich und meine Arbeit bei ZF erfahren Sie hier: www.ich-bei-zf.com 26 Ingenieurkarriere · 1/2013 B B E-Learning gehört mittlerweile im Studium und im Berufsleben fast zum Alltag. Ausgefeilte Programme können aber das persönliche Treffen nicht ersetzen. Foto: dpa Mit jedem Klick ein bisschen klüger E-Learning gewinnt in der Ingenieurausbildung zunehmend an Bedeutung. Schließlich ist der flexible Zugriff auf Lerninhalte ein großer Vorteil. Doch moderne Konzepte halten hier nicht an. Sie geben individuelle Lernempfehlungen oder schaffen virtuelle Testräume für Experimente. Henning Zander VDI nachrichten, Hannover, 5. 4. 13, cer Es geht darum, die Studenten zum Weitermachen zu motivieren, sagt Michael Schäfer. Er ist Professor an der Hochschule Ruhr West, Campus Bottrop, und hat einen Mathevorkurs für angehende Ingenieure konzipiert. Auf der Grundlage eines schriftlichen Vortests bei der Einschreibung bekommen die Studenten Empfehlungen für die Vorbereitung. Sie erhalten den Zugang zu einer OnlinePlattform. Dort zeigen grüne und rote Daumen, wo der Student noch Schwächen hat oder schon über ein gutes Wissen verfügt. Anhand von Testaufgaben können die Studenten die wichtigsten mathemati- schen Techniken üben. „Je länger wir die Studenten auf der Plattform halten, desto größer ist dann auch der Lernerfolg“, sagt Schäfer. Wichtig ist der fließende Übergang zwischen den Lerneinheiten. Gleichzeitig ist es das Ziel der Plattform, immer wieder die Aufmerksamkeit der Studenten zu gewinnen. Sei es durch Videos, durch Animationen oder Hörbeispiele. „Durch den E-Learning-Vorkurs schaffen wir für die Studenten eine vergleichbare Grundlage“, sagt Schäfer. E-Learning hat sich inzwischen im Studium und als Fortbildungswerkzeug etabliert. Ingenieure können zahlreiche Angebote nutzen, die mit ganz unterschiedlicher Intensität Inhalte schulen. Viele Hochschulen zeichnen Vorlesungen inzwischen kontinuierlich auf und stellen sie im Netz zur Verfügung. Legendär sind etwa die Vorlesungsmitschnitte des MIT, die teils Tausende Male von Interessierten bei Youtube angeklickt werden. Doch auch in Deutschland sehen immer mehr Hochschulen Chancen darin, ihr Wissen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Etwa die TU Darmstadt. Auf der Plattform OpenLearnWare finden sich über 1000 öffentlich zugängliche Lehrmaterialien aus den verschiedenen Fachbereichen, insbesonde- Gutes E-Learning zeichnet sich durch die Möglichkeit des Austausches im Netz aus re Ingenieurwissenschaften. Neben Videos von den Vorlesungen findet man auch die dazugehörigen Powerpoint-Präsentationen. Doch hier muss E-Learning nicht stehen bleiben. Gutes E-Learning zeichnet sich dadurch aus, dass auch im Netz zwischen den Studenten untereinander und mit dem Dozenten ein regelmäßiger Austausch existiert. „Die Gefahr besteht, dass sich die Studenten ins stille Kämmerchen zurückziehen, wenn zu wenig interagiert wird“, sagt Oliver Kornadt. Der Professor für Bauphysik hat für die Bauhaus-Universität Weimar den Master-Studiengang E-Learning Bauphysik entwickelt. Dozenten müssten schnell auf Nachfragen der Studenten reagieren, so Kornadt, sonst mache sich schnell Frust breit. Die Zusammenarbeit zwischen den Studenten müsse gefördert werden. Viele Aufgaben müssen deshalb beim Studium E-Learning Bauphysik im Team erledigt werden. Die Studenten nutzen die Foren auf der Lernplattform und stimmen sich per Skype, E-Mail oder Sofortnachrichten ab. Das Masterprogramm richtet sich in erster Linie an berufstätige Praktiker, die ihr Wissen in Bauphysik ergänzen und vertiefen wollen. Dafür bietet sich eine E-Learning-Plattform natürlich an. Schon flexibel auf Inhalte zugreifen zu können, ist für viele Studenten ein sehr wichtiger Mehrwert. Doch das E-Learning bietet noch mehr. Lerneinheiten mit Fragekatalogen, Vernetzung mit wichtigen Quellen des Internets, Animationen, um physikalische Zusammenhänge besser zu verstehen und virtuelle Testumgebungen. An sich bleibt das Bauschalldämmmaß einer Wand abstrakt. Was ist bei einer bestimmten Wanddicke von einem Gespräch im Nebenraum noch zu hören? Das kann man erklären. Man kann es die Studenten aber auch erfahren lassen. Im virtuellen Klassenzimmer des Masterstudiengangs können die Studenten mit verschiedenen Tönen, Lautstärken und Wanddicke experimentieren. Sie können selbst hören, wie Änderungen bei bestimmten Parametern sich auf akustische Signale auswirken. Und plötzlich wird klar, was Serious Games kommen in Mode, weil Computerspiele Spieler meist über eine längere Zeit motivieren gemeint ist. „E-Learning ist dann sinnvoll, wenn seine Möglichkeiten einen echten Mehrwert schaffen“, sagt Kornadt Hier setzt auch ein neuer Trend im E-Learning an: Serious Games. Sie gehen aus der Beobachtung hervor, dass es Computerspiele schaffen, auch über sehr lange Zeit Spieler zu motivieren, Aufgaben zu lösen und sich mit Fragen zu be- Ingenieurkarriere · 1/2013 schäftigen. Dies soll auf das Studium übertragen werden. Kornadt und seine Mitarbeiter arbeiten derzeit daran, interessante Spielformen für die Bauphysik zu erarbeiten. Eine mögliche Aufgabe: die Sanierung eines Hauses nach dem Maßstab möglichst niedriger Energiekosten. Noch sind Serious Games im Vergleich zu herkömmlichen E-Learning-Plattformen sehr aufwendig und damit teuer. Doch verschiedene Unternehmen setzen bei der Schulung inzwischen auf diese Art der Wissensvermittlung. So können Mechatroniker bei Volkswagen die virtuelle Werkstatt „Gatscar“ nutzen – und ihre Konstruktionen gleich auf der Rennbahn testen. Der Konzern IBM lässt seine Ingenieure beim Spiel „Innov8“ eine eigene kleine Firma steuern, wobei sie sich 27 betriebswirtschaftliche Hintergründe aneignen. Doch bei aller Raffinesse: Auch moderne E-LearningAngebote können Präsenzveranstaltungen nicht vollständig ersetzen. Die Studenten des Masters E-Learning Bauphysik treffen sich mindestens dreimal im Semester. Schließlich ist neben der reinen Wissensvermittlung natürlich auch die soziale Komponente entscheidend. Die Gespräche mit den Kommilitonen, der Austausch in den Pausen. Die Präsenzphasen sind wichtig, um die Motivation und die Zusammenarbeit im Team zu stärken – dafür sollte man sich immer noch zumindest einmal gesehen haben. Es lässt sich eben nicht alles simulieren. ● I - www.hochschule-ruhr-west.de The best ideas turn more than just heads. SMC. Living Strategies. siemens.com/smc SMC consultant Stefanie Drerup dared to ask how Siemens could make renewable energies even more competitive. She’s using the knowledge and understanding of her clients’ business to develop strategies that can make wind power more affordable. Impact-oriented strategic consulting has always been SMC’s trademark. With approximately 150 consultants based out of offices in Beijing, Mumbai, Munich, and Washington, D.C., SMC provides strategic advice to Siemens businesses worldwide. SMC develops trendsetting strategies in areas ranging from renewable energy to healthcare, pioneering new business initiatives like digital factories, infrastructure solutions, and emerging market entries. As an SMC consultant you’ll become a truly global citizen, working with colleagues and clients in more than 190 countries. You’ll be given plenty of opportunities for individual growth, and the chance to explore a variety of industries. Where could SMC take you? Dare to ask. siemens.com/answers 28 Ingenieurkarriere · 1/2013 B B So bezahlt der Chef die Weiterbildung Wer sich entschließt, beruflich weiterzukommen, für den bieten Privatakademien oder Hochschulen Weiterbildung nach Feierabend an. Und so mancher Chef zahlt oder beteiligt sich zumindest an den Kosten. Michael Sudahl VDI nachrichten, Stuttgart, 5. 4. 13, cer Egal, ob zum Wirtschaftsfachwirt mit IHK-Abschluss oder zum MBA-Studium mit Zertifikat – die Bandbreite ist enorm. Gut, dass dies auch Personalleiter so sehen: Laut der TNS InfratestStudie Weiterbildungstrends in Deutschland 2012 ist die Schule am Abend der Karrieretreiber schlechthin. Auftraggeber der Studie ist die Studiengemeinschaft Darmstadt. Die 301 befragten Personalchefs wurden bereits zum vierten Mal in Folge interviewt. Das Langzeitfazit: Wissensdurst wird immer wichtiger, wenn es um eine Beförderung im Unternehmen oder den Joberhalt geht. Auch potenzielle Arbeitgeber achten bei der Einstellung auf Weiterbildungsbereitschaft. Und: Wer sich weiterbildet, kann mit Unterstützung vom Chef rechnen. Das ist auch bitter nötig. Denn wer binnen zwei Jahren etwa einen Lehrgang zum Industriefachwirt absolviert und im Anschluss gar einen Betriebswirt draufsattelt, der opferte in Summe 55 Sams- und Sonntage. „Nicht selten schrauben Arbeitnehmer vor den Prüfungen die Arbeitszeit zurück – oft mit den entsprechenden Gehaltseinbußen“, sagt Simone Stargardt. Die Geschäftsführerin der Waiblinger Akademie carriere & more hat jährlich „Mein Chef glaubt an mich und die Firma und gibt deshalb auch Geld für Weiterbildung aus.“ Foto: Panthermedia mehrere hundert Teilnehmer und weiß um deren Bedürfnisse. Sponsert da der Chef die rund 5000 € Kosten und Gebühren, lohne sich im Vorfeld das Anklopfen. Wer geschickt verhandle, könne einiges rausholen, sogar im Nachhinein. Ein guter Zeitpunkt für Verhandlungen ist nach abgeschlossenen Projekten. Dabei allerdings darauf achten, den Chef nicht zu überrumpeln. Am besten ist es, das Gespräch zu planen und im Vorfeld einen Termin zu vereinbaren. Hilfreich ist zudem, vorab mit einem Zuhörer zu üben. Das können vertrauensvolle Kollegen sein oder ein Freund, der Erfahrung mit Chefgesprächen hat. Dabei das Gespräch ruhig überzeichnen. Je mehr „böse“ Fragen der Sparringspartner stellt, desto besser die Vorbereitung auf den „Ernstfall“, verdeutlicht Stargardt. Es lohnt sich, in der Argumentation den Mehrwert für die Firma herauszustellen. Als Einkäufer dienen fri- sches BWL-Wissen und neuste Rechtskenntnisse der Ertragssteigerung des Unternehmens. Ein Vertriebler mit Hintergründen zu Psychologie oder Volkswirtschaft kann im Kundengespräch höhere Margen erzielen, wenn er das Produkt wertiger verkaufen kann. Wer verhandelt, sollte aufzeigen können, wo und wie er neues Wissen einsetzen kann. Folge: Die Inhalte der Die Inhalte der Weiterbildung müssen klar kommuniziert und der Mehrwert sichtbar werden Weiterbildung müssen klar kommuniziert werden. Infobroschüren und Stundenpläne schaffen Transparenz. Und bitte zusammengestellte Argumente mit Fakten untermauern. Wer es ernst meint, besorgt sich daher bei Vertrieb, Einkauf oder im Controlling die Zahlen, um daraus eine logische Argumentationskette zu bilden. Wichtiger ist es, auf ei- nem DIN-A4-Blatt die Kernbotschaft zu bündeln. „Präpariert auf Nachfragen des Chefs sollte allerdings das Restwissen im Kopf abgespeichert sein“, verdeutlicht Stargardt. Hinzu kommt: Eine hohe Weiterbildungsquote bei Mitarbeitern trägt zur Imagepflege des Unternehmens bei. Als erfolgreicher Absolvent eines Lehrgangs wird jeder Weiterbildungswillige zum Aushängeschild. Weiterbildungen sind zeitaufwendig. Aber wenn der Arbeitgeber sieht, dass sein Angestellter persönlichen Einsatz bringt, motiviert es ihn eher, sich finanziell zu beteiligen. Es ist somit sinnvoll aufzuzeigen, was an Eigenleistung eingebracht wird: Hierzu gehört eine Summe der Wochenenden, Feierabende und Urlaubstage, die der Arbeitnehmer einzubringen plant. Auch die Erklärung, wie diese Stundenmenge neben Familie, Hobby und Entspannung freigeboxt werden soll. „Zumal das Durchspielen einen zwingt, sich tatsäch- lich mit den Hindernissen auseinanderzusetzen“, sagt Stargardt. Was wiederum die Gefahr eines Abbruchs der Weiterbildung mindere. Und vielleicht kommt als Fazit neben der (anteiligen) Kostenübernahme durch den Chef der Wunsch nach mehr befristeter Arbeitszeitreduzierung heraus, um besser und schneller lernen zu können. Das Modell Freizeit gegen Übernahme von Qualifizierungskosten und -gebühren fruchtet bei vielen Firmen. Zumal Unternehmen Kosten für eine Weiterbildung als betriebliche Ausgabe von der Steuer absetzen können. Und wie jeder Steuerberater bestätigen wird, fallen auf den Zuschuss zur Weiterbildung keine Sozialversicherungsabgaben an. Somit ist er günstiger als eine Gehaltserhöhung. Manche Chefs befürchten, dass sich besser qualifizierte Leute einen Job außerhalb der Firma suchen Allerdings spielt bei manchen Chefs Angst mit. Sie befürchten, dass sich besser qualifizierte Leute einen neuen Job außerhalb der Ingenieurkarriere · 1/2013 Firma suchen. Diese Angst kann der Weiterbildungswillige entkräften, indem er ein klares Bekenntnis zum Unternehmen abgibt. „Noch mehr als ein Lippenbekenntnis ist die Bindung an den Betrieb“, sagt Stargardt. Sich daher für die Kostenübernahme zu binden, sei ein gängiger Weg. Für eine zweijährige, nebenberufliche Weiterbildung gelten die zwei darauffolgenden Jahre als Bindung an die Firma als angemessen. Wer geschickt verhandelt, kann sich gleich Aufstiegsmöglichkeiten zusichern lassen. Sind dem Arbeitgeber die 29 Gesamtkosten für die Weiterbildung zu hoch, kann ein Splitting helfen. Egal ob eine 50:50- oder 70:30-Regelung: Wer bereit ist, neben Zeit noch eigenes Geld in seine Qualifizierung zu stecken, zeigt auch dadurch seine Motivation. Das honorieren Chefs gerne, wie die TNS-Studie belegt: 91 % der Personalverantwortlichen sind bereit, die Weiterbildungspläne ihrer Mitarbeiter durch Kostenübernahme oder Freizeit zu fördern. ● I - www.tns-infratest.com Masterstudenten forschen im Netz Informatikern, aber auch Ingenieuren, die die Geheimnisse ums World Wide Web lüften und damit ihre Karrierechancen verbessern wollen, bieten sich zwei weiterbildende Studiengänge in Köln und Koblenz an. Das Kölner Angebot beschränkt sich fast ausschließlich auf die Kommunikation via Netz, die Koblenzer setzen verstärkt auf Präsenzphasen. Wolfgang Heumer VDI nachrichten, Bremerhaven, 5. 4. 13, ws Einst war das Internet eine Domäne für Computerspezialisten und Informatiker. Mittlerweile stricken auch Ökonomen, Soziologen und jede Menge andere wissenschaftliche Disziplinen an dem weltumspannenden Netz. Zwei neue Master-Studiengänge in Köln und Koblenz tragen dem Rechnung und erheben das Wissen ums Web zur Web-Science. Die Idee geht auf niemand Geringeren als den „Erfinder“ des World Wide Web, Womöglich helfen kriminalistische Talente im Masterstudium Web Science auch weiter. Zielführend sind auf jeden Fall wissenschaftliche Fähigkeiten. Foto: dpa Sir Tim Berners Lee, zurück. Vor sieben Jahren startete Lee an der britischen University of Southampton die internationale Web Science Forschungsinitiative mit der einfachen Begründung: „Etwas, das neue Systeme wie Wikipedia kreiert, neue Geschäftsmodelle hervorbringt und unser Leben so grundlegend verändert, bedarf einer eigenen Wissenschaft, um es zu verstehen.“ Weltweit sind mittlerweile zwölf Universitäten der Idee Lees gefolgt und haben eigene Lehr- sowie Forschungsinitiativen zum besseren Verständnis des Internets gestartet. Gedankliche Dachorganisation und Ideengeber ist der Web Science Trust, der aus der For- 30 Ingenieurkarriere · 1/2013 schungsinitiative des Internet-Vaters hervorgegangen ist und in einem ständigen Diskussionsprozess die Forschungsinhalte und Lehrpläne zu definieren ver- An der Universität Koblenz-Landau beschäftigt man sich vor allem mit der Wirkungsweise des Web sucht. „Wir befinden uns in einem Paradigmenwechsel von der ,Computer-Wissenschaft‘ zum interdisziplinären Ansatz“, sagt Gerhard Hartmann, der den Studiengang „Web Science“ an der Fachhochschule Köln leitet: „Der Fokus liegt auf den unendlichen Möglichkeiten des Web als Verbindung von Menschen, Angeboten und Systemen.“ B Die Kölner haben ihren Master-Studiengang als berufsbegleitendes Angebot konzipiert, das die kompletten Möglichkeiten des Internets für das E-learning nutzt und nur von wenigen Präsenztagen ausgeht. Von den Teilnehmern erwartet Hartmann eine hohe Affinität zum Internet und grundlegende Kenntnisse; dennoch richtet sich der Studiengang nicht nur an Informatiker, sondern auch an Interessenten mit einem Bachelor-Abschluss zum Beispiel in Betriebswirtschaft, Recht oder Sozialwissenschaften, aber auch an Ingenieure, die sich nicht nur für die reine Technik, sondern auch für Zusammenhänge interessieren. Der im Fachbereich Informatik angesiedelte Studiengang führt von den technologischen Grundlagen und Elementen des Web bis www.ee-ag.com/karriere WE GIVE ENGINEERS THE FREEDOM TO CREATE THE FUTURE Arbeiten Sie mit uns an der Entwicklung der Zukunft – und an Ihrer Karriere. Als führender Engineering-Dienstleister bieten wir Bachelor- und Masterabsolventen (m/w) bundesweit in allen Bereichen des Ingenieurberufs beste Perspektiven und Aufstiegschancen. s auf der Hannov Besuchen Sie un 3 Halle 6, Stand J7 er Messe. B W FH Uä Der Master Web Science in jeweils fünf Semestern - Der berufsbegleitende Master- - - - Studiengang Web Science an der Fachhochschule Köln: fünf Semester, überwiegend als Fernstudium mit online-Vorlesungen, Kosten pro Semester: 1400 €. Der Masterstudiengang Web Science an der Universität KoblenzLandau: fünf Semester, Präsenzstudium in sieben Modulen. Web Science Trust Der Web Science Trust geht auf die Web Science Research-Initiative des Internet-„Vaters“ Tim Berners Lee zurück. Dem Trust gehören 15 internationale Forschungseinrichtungen und zwölf Universitäten an, die systematisch die Funktions- und Wirkungsweise des Internet und seiner Anwendungen erforschen. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse bilden die Grundlage für die Lehrpläne der internationalen Master-Studiengänge Web Science. wh tief in die Funktionsweisen und Hintergründe von Interaktionen im Internet. Ähnlich ist auch das noch ganz neue Master-Studienangebot Web-Science der Universität Koblenz-Landau strukturiert. Über die technischen Aspekte eines Internetauftritts hinaus beschäftigt sich das Institute for Web Science and Technologies WeST vor allem mit der inhaltlichen Funktion und Wirkungsweise des Web, erläutert Steffen Staab, Leiter des Instituts: „Wir suchen Antworten darauf, wie ein Marktplatz im Internet gestaltet wird, wen spreche ich an und wie erreiche ich ihn.“ Die Koblenzer kombinieren Informatikinhalte mit sozial- und betriebswirtschaftlichen Aspekten sowie Marketingthemen. Diese Kombination unterschiedlicher Themenfelder und Disziplinen sei das eigentlich Besondere an dem neuen Studiengang, sagt Staab: „Die bislang übliche Trennung von Technik und Soziologie ist angesichts der Komplexität des Internets nicht mehr sinnvoll.“ Informatik-Themen machen laut Staab zwar immer noch 40 % bis 50 % der Inhalte aus, doch der Fokus wandert zunehmend auf die Schnittstellen zu anderen Disziplinen. Ausreichende Informatik-Kenntnisse sind Voraussetzung für die Teilnahme an dem Studiengang; wenn sie vorhanden sind, nehmen die Koblenzer auch Bachelor-Absolventen aus anderen Fachrichtungen als aus der Informatik. Beide Master-Studiengänge sollen ihre Absolventen auf neue Karrierewege im weltweiten Netz führen. Ziel sind gehobene Management-Positionen, für die Intuition und Kreativität als Kernkompetenzen alleine nicht mehr ausreichen. Sowohl die Kölner als auch die Koblenzer wollen ihren Studenten die Grundlagen vermitteln, die einen systematischen Einsatz der Web-Technologien ermöglichen. Um angesichts des schnellen Wandels im Web immer auf der Höhe der Zeit zu sein, sind beide Hochschulen Mitglied des von Tim Bernes Lee initiierten Web Science Trust; das Koblenzer Institut WeST-Zentrum für die Web ScienceForschung zählt zu dem Netzwerk aus 15 weltweiten Forschungseinrichtungen, die für den Trust die wissenschaftliche Grundlagen● arbeit leisten. I w - www.webscience.fh-koeln.de west.uni-koblenz.de/ www.master-web-science www.webscience.org Ingenieurkarriere · 1/2013 31 Nachfrage nach Ingenieuren liegt auf dem Niveau des Vorkrisenjahrs 2008 G I* I Tä* I B* *in Deutschland *in Deutschland *in Deutschland 175 175 200 150 150 175 125 125 125 100 100 75 50 1.Qu. 2. 3. 2011 75 4. 1.Qu. 2. 3. 2012 Grafik: Ingenieurkarriere 1/2013, Gudrun Schmidt 4. Quelle: Hays 100 Maschinenbau IT/Telekommunikation Automotive Chemische Industrie Elektrotechnische Industrie Baugewerbe 50 1.Qu. 2. 3. 2011 4. 1.Qu. 2. 3. 2012 Grafik: Ingenieurkarriere 1/2013, Gudrun Schmidt 75 4. Quelle: Hays Konstrukteur Qualitätsmanager Versuchsingenieur Automatisierungstechniker hardwarenahe Software 50 1.Qu. 2. 3. 2011 4. 1.Qu. 2. 3. 2012 Grafik: Ingenieurkarriere 1/2013, Gudrun Schmidt 4. Quelle: Hays Informatiker und Telekommunikationsspezialisten gesucht. Die Indizes für Berufsgruppen, Branchen und den Gesamtbedarf wurden für das 1. Quartal 2011 zu 100 gesetzt. Unabhängig von Branchen und Position stellen Marktbeobachter fest, dass sich die Einstellungszyklen in Unternehmen verlängern, derzeit werden häufiger Zweit- oder Drittgespräche mit Kandidaten als noch vor einigen Monaten geführt. Damit verbunden: Unternehmen gehen bei der Einstellung von Ingenieuren weniger Kompromisse ein und nehmen Kandidaten, die zu 100 % auf das geforderte Profil passen. VDI nachrichten, Mannheim, 5. 4. 13, rus Quantitativ am meisten nachgefragt bleiben in Deutschland nach wie vor – und mit weitem Abstand vor weiteren Fachgebieten – Konstrukteure. Hardwarenahe Softwareentwickler sind weiterhin gefragt, aber auch bei ihnen bleibt die Tendenz leicht rückläufig. Ein Blick auf die Entwicklung der Stellengesuche in Relation zu den Branchen zeigt teilweise erhebliche Unterschiede. Nicht überraschend ist, dass die Automobilindustrie im letzten Quartal 2012 erheblich weniger Ingenieure gesucht hat. Hier zeigt sich der gegenwärtige Absatzrückgang von Fahrzeugen in Europa. Auch in der Chemieindustrie zeigt sich eine stärker rückläufige Nachfrage. Dagegen hat die IT-Industrie spürbar mehr Ingenieure gesucht als in den beiden Quartalen zuvor. Mehr und mehr verschmelzen IT und Engineering ineinander – dies dokumentiert der Anstieg der Stellenangebote. Und der signifikante Anstieg der Stellengesuche, aufgegeben von Ingenieurund Personaldienstleistern, im Vergleich der beiden letzten Quartale zeigt 2012: Viele Unternehmen lagern Projekte – gerade in den Berei- chen Entwicklung sowie Inbetriebnahme/Automatisierungsbereich – an externe Büros aus, die infolge dessen Ingenieure suchen. Generell zeigte der Stellenmarkt für Ingenieure nach der Nachfragedelle im 2. Quartal 2012, dass der Bedarf weiter gesunken ist, wenngleich auf einem schwächeren Niveau. Doch der Fachkräftemangel bleibt bei einem in vielen Segmenten nach wie vor recht knappen Markt an Ingenieuren bestehen. Delle in der Nachfrage eher ein Zeichen für Normalisierung als für wirkliche Flaute In Anbetracht der Tatsache, dass viele Ingenieure in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen, ist hier mittel- und langfristig nicht mit Entlastung zu rechnen. Die Automobilbranche zeigt ein heterogenes Bild. Einige Hersteller boomen nach wie vor. Für den abgebildeten Hays Engineering Index werden Stellenanzeigen für Ingenieure in deutschen Tageszeitungen und OnlineJobportalen ausgewertet. Das Ergebnis zeigt, dass sich der leichte Stimmungsaufschwung in der deutschen Wirtschaft, vor allem bedingt durch die abklingenden Diskussionen um den Euro, zur Jahreswende noch nicht positiv auf die Ingenieurnachfrage auswirkte. In Summe sinkt die Nachfrage daher von einem hohen Niveau auf ein jetzt unterdurchschnittliches Niveau. Bei einer mittelfristigen Betrachtung befindet sich die derzeitige Nachfragesituation in etwa auf dem Niveau vor der Krise im Jahr 2008, trotz der gegenwärtigen Delle. Denn in den Jahren 2010 und vor allem 2011 ist die Zahl der Stellenangebote massiv angestiegen. fs 32 Ingenieurkarriere · 1/2013 N Orientierung im Job N Studie: Ingenieurdienstleister punkten mit mehr Stellenangeboten Bosch: Leitlinien für Work-Life-Balance VDE MINT Akademie Mobilität der Zukunft Vom 9. 10. 13 bis 12. 10. 13 veranstaltet der VDE in München mit der VDE MINT Akademie ein Fachsymposium, das sich an Wissenschaftlerinnen und Ingenieurinnen in Unternehmen, an Hochschulen und Forschungseinrichtungen richtet, die an Themen zukünftiger Mobilität arbeiten. Bis 17. 4. 13 können Interessierte Beiträge einreichen. VDE/cer - VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, cer Die Chancen für karrierehungrige Ingenieure für einen schnellen Aufstieg bei Ingenieurdienstleistern stehen laut Beratungsunternehmen Lünendonk gut. Ein Vergleich der Zahl der beschäftigten Ingenieure im Vergleichszeitraum 2010 und 2011 in Industrieunternehmen und EngineeringDienstleistern zeigt: Legten Foto: Panthermedia Bosch erleichtert seinen Mitarbeitern die flexible Gestaltung von Arbeitszeit und -ort durch neue Unternehmensleitlinien. Darin bekennt sich Bosch dazu, familiäre und betriebliche Bedürfnisse der Mitarbeiter in Einklang zu bringen, mobiles Arbeiten zu fördern und eine Führungskultur zu schaffen, in der Ergebnisse anstelle der Präsenz am Arbeitsplatz im Mittelpunkt stehen. So können bei Bosch zum Beispiel Mütter und Väter flexibel von zu Hause aus arbeiten, wenn das Kind einmal krank ist oder eine Führungskraft auch in Teilzeit tätig sein, um Angehörige zu pflegen. Solche Familienzeiten lassen sich auch als Karrierebaustein anrechnen. Die neuen Leitlinien gelten für die Bosch-Gruppe mit ihren weltweit mehr als 300 000 Beschäftigten. BG/cer erstere in diesem Zeitraum 5,8 % an Personal zu, wuchsen Engineering-Dienstleister im gleichen Zeitraum um 16,4 %. Auch bei neu geschaffenen Führungspositionen lagen die Dienstleister laut Lünendonk vorn. Es wurden 26 Unternehmen der beliebtesten Arbeitgeber für Ingenieure befragt. Für die Analyse der führenden Anbieter von TechnologieBeratung und Engineering Services wurden 17 Unternehmen analysiert. LD/cer I - www.altran.de/fileadmin/medias/DE.altran.de/documents/Studien/ Trendstudie_Ingenieurkarriere2013_Berichtband_Altran_f_210113.pdf Studie: Frauen erhalten weniger Geld VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, cer Frauen in Führungspositionen verdienen in Deutschland im Schnitt immer noch deutlich weniger als Männer, jedoch ist eine deutliche Verbesserung der Gesamtsituation zu erkennen. Das Gehalt von Frauen in der Geschäftsführung eines deutschen Unternehmens ist rund 15 % geringer als das Salär eines Mannes in gleicher Position, ergab die Studie zur Vergütung von Geschäftsführern der Managementberatung Kienbaum. Allerdings liegt der Frauenanteil auf dieser Hierarchieebene lediglich im einstelligen Prozentbereich. Bei den Führungskräften unterhalb der Geschäftsführung beträgt der Vergütungsunterschied zwischen Frauen und Männern 12 %. Für die Studie hat Kienbaum 7378 Führungspositionen in 1043 Unternehmen analysiert. cer I - www.kienbaum.de Einkommensanalyse für den ITK-Sektor VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, cer Die IG Metall hat ihre 15. Entgeltanalyse für den ITKSektor in Deutschland veröffentlicht. Demnach haben die Beschäftigten in der Branche 2012 im Durchschnitt rund 2 % mehr Geld erhalten. Für die Erhebung wurden 32 000 Einzeldaten im vierten Quartal 2012 erhoben. Während in nicht tarifgebundenen Betrieben die Entgelte um 1,4 % gestiegen seien, sicherten die Tarifverträge eine Gehaltssteigerung von 2,8 %. Die Erhebung zeige auch, dass die Gehaltsentwicklung stark regional, sowie zwischen und innerhalb einzelner Jobfamilien variiert. IGM/cer I - www.ig-metall-itk.de J S E/S-E D Basis: 35 Stunden Woche Software Ingenieur/in u. a. Planung, Gestaltung, Präsentation und Realisierung von DV-Anwendungen mehrjährige Erfahrung Software Ingenieur/in u. a. Planung, Gestaltung, Präsentation und Realisierung von komplexen DV-Anwendungen langjährige Berufserfahrung 53 360 € Damit Lebensretter keine Sekunde verlieren. Dafür lohnt es sich zu arbeiten. 63 344 € Software Ingenieur/in u. a. Konzeption von komplexen/umfangreichen DV-Anwendungen und Systemen umfassende technische Spezialkenntnisse 75 146 € Leiter/in SW Engineering u. a. Konzeption von komplexen/umfangreichen DV-Anwendungen und Systemen überragende technische Spezialkenntnisse und Methodenkompetenz 95 836 € www.vde.com VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13 gewichteter Mittelwert aller Daten [email protected] Grafik: Ingenieurkarriere 1/2013, Gudrun Schmidt Quelle: IG Metall Mit mobiler Beatmungstechnik unterstützen wir Notfallhelfer bei der Versorgung von Patienten in lebensbedrohlichen Situationen. Als Ingenieur (m/w) leisten Sie mit Ihren Ideen und Ihrer Leidenschaft einen maßgeblichen Beitrag zu unserem Erfolg. Bei Dräger sind Sie Teil eines internationalen Teams. Leben schützen, unterstützen und retten sind die Ziele, die uns alle verbinden. www.draeger.com/karriere 34 Ingenieurkarriere · 1/2013 N N Düsentriebs Erben lernen Design An der TU Dresden werden im Fach Technisches Design neue Produkte erdacht. Im Zentrum steht immer der Nutzen des Kunden. Sei es bei Werkzeugmaschinen oder medizintechnischen Apparaten: Die Studenten machen aus Ideen Produkte. Henning Zander VDI nachrichten, Hannover, 5. 4. 13, cer Es begann in der Werkstatt seines Vaters, einem Ingenieur. Immer wenn Christoph Philipp Schreiber als kleiner Junge ein neues Spielzeug haben wollte, z. B. einen Kran, sagte der: Das kannst du auch selbst bauen. Vater und Sohn machten eine Konstruktionszeichnung, der Junge tüftelte etwas herum – bis der Kran oder das Auto tatsächlich fertig war. „Das hat etwas von Daniel Düsentrieb – Sachen zu erfinden, hat mich schon immer gereizt“, sagt der 27-Jährige Schreiber. Gerade hat er seine Diplomarbeit im Maschinenbau mit dem Schwerpunkt Technisches Design an der TU Dresden eingereicht. Während für den Ingenieur eine Maschine zuerst funktionieren muss, steht für den Designer häufig zu Beginn die Form. Beides kann inzwischen ohne einander kaum noch existieren. Erfolgsprodukte wie das iPhone haben gezeigt: Hightech kann durch gutes Design zu einem besseren, für den Kunden nützlicheren Produkt werden. Studiengänge und Schwerpunkte wie Technisches Design an der TU Dresden verbinden beide Welten miteinander. „Bei Maschinen, Anlagen oder Nutzfahrzeugen ist das Design kaum ohne den ingenieurwissenschaftlichen Hintergrund denkbar“, sagt Mach's doch selbst: Manchem Ingenieur wird in jungen Jahren die Begeisterung eingepflanzt. Foto: Panthermedia Jens Krzywinski, der dort eine Juniorprofessur hat. „Design muss dem Kunden nützen.“ Die Gruppe der technischen Designer an der TU ist klein, gerade einmal zehn bis 15 Studenten sind es pro Jahrgang. Das Studium baut auf das Grundstudium Maschinenbau auf. Voraussetzung ist ein Eignungstest, der etwa darin bestehen kann, einen Entwurf für ein Baustellenfahrzeug zu Studiengänge und Schwerpunkte wie Technisches Design an der TU Dresden verbinden Welten zeichnen. Technisches Design kann als Schwerpunkt für das in Dresden immer noch existente Diplom gewählt werden. Die Verbindung zur Praxis wird dabei ständig gepflegt. Zu den Abschlussarbeiten gehörten beispielsweise eine neue Rückleuchtentechnik für den Autohersteller Audi oder Kletterhosen für den Outdoor-Ausrüster Mam- mut. Christoph Philipp Schreiber hat sich für seine Diplomarbeit Landmaschinen vorgenommen. Er hat ein Klappschneidwerk für Mähdrescher entworfen. Diese Schneidwerke sind teils über 14 m breit. Damit können sich die Mähdrescher natürlich nicht im Straßenverkehr bewegen. Entweder werden die Schneidwerke also abgebaut oder wie im Modell von Schreiber zur Seite weggeklappt. Dabei darf allerdings die Gesamtlänge des Fahrzeuges 18 m nicht übertreffen. Eine Herausforderung – sowohl, was das Design als auch die technischen Details betraf. Natürlich ist das wichtigste Werkzeug der jungen Ingenieure der Computer. Doch bevor sie in die CADModellierung einsteigen, lernen sie erst einmal, wie man ein Modell per Hand erstellt. Dafür haben sie Vorlesungen im Fach „plastische Gestaltung“. Designs, die sie am Modell testen wollen, werden aus einem Hartschaum herausgearbei- tet. „Es ist sinnvoll, erst einmal die Form zu klären, bevor man sie im Computer nachbaut“, sagt Lisa Lüneburg. Die 22-Jährige Studentin ist im 7. Semester. „Wenn man in der Produktgestaltung danach geht, dass die Form der Funktion folgen soll, ist es am besten, wenn man auch weiß, wie es funktioniert“, sagt die Studentin. Auch der Masterstudiengang Industrial Design an der TU München sieht sich an der Schnittstelle zwischen Ingenieurswissenschaften und Design. Der Abschluss ist ein Master of Science, das heißt, dass nach diesem Abschluss auch eine Dissertation in Ingenieurswissenschaften möglich ist. Neben der interdisziplinären Ausrichtung des Studiums ist ein weiterer Schwerpunkt die Vorbereitung auf eine eventuelle Selbstständigkeit mit einem eigenen Unternehmen. Dafür kooperiert der Studiengang mit dem Gründerzentrum UnternehmerTUM der TU. Die Studenten lernen in Workshops unter- nehmerisches Denken und Handeln kennen. Wie können Produkte oder Dienstleistungen die Basis für ein neu zu gründendes Unternehmen darstellen? Die Besonderheit: Neugründungen, die vom Gründerzentrum betreut werden, können Projektarbeiten in den Studiengang hineingeben. Damit werden schon im Studium erste Partnerschaften zu jungen Unternehmen geknüpft. School of Inventors – Schule der Erfinder – nennt sich die Ausbildung der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Die Ausrichtung des Masterprogramms ist international. Vorlesungen und Materialien sind auf Englisch. Die Kosten für das Studium liegen bei 1000 € School of Inventors nennt sich die Ausbildung der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart pro Semester. Voraussetzung ist ein Bachelor in Ingenieurs- oder Naturwissenschaften, Architektur oder Design. Innovation wird in Stuttgart auch als Möglichkeit verstanden, die Welt ein kleines bisschen besser zu Ingenieurkarriere · 1/2013 machen. Einmal im Jahr reisen die Studenten in ein Entwicklungsland. So arbeiteten sie beispielsweise mit Studenten der Katholischen Universität Lima zusammen, um die Lebensbedingungen des Volkes der Uros zu verbessern, einer Bevölkerungsgruppe, die am Titicacasee lebt. Die Studenten entwickelten ein System für die Wasserversorgung und eine Möglichkeit, aus Temperaturschwankungen des Sees Energie zu gewinnen. Viele Designer streben großen Vorbildern nach. Die Technischen Designer der 35 TU Dresden sind da eher zurückhaltender. Hier wird nichts gestaltet, damit es schlicht anders aussieht als vorher. Hier steht immer der Nutzer im Zentrum, jedes Design soll auch begründbar sein. „Wir müssen raus aus der Ecke, dass Design eine Geschmacksfrage ist“, sagt Jens Krzywinski. Gutes Design macht ein Produkt besser. Die jungen Ingenieure werden darauf vorbereitet. ● I - www.tu-dresden.de Öffentlicher Dienst nicht mehr der Muster-Arbeitgeber Arbeit im Öffentlichen Dienst galt lange als sicher. Es war der Ausgleich für die im Vergleich zur Privatwirtschaft geringere Bezahlung und schlechtere Perspektive. Ingenieure hätten jetzt gute Chancen, sagt Grit Genster von Verdi. Sie würden schneller höher gestuft als andere Gruppen. VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, has Der Öffentliche Dienst ist nicht dafür bekannt, Spitzenlöhne zu zahlen. So liegt das Brutto-Entgelt von Ingenieuren zwischen 10 % bis 15 % unter dem von vergleichbar qualifizierten Arbeitnehmern in der Industrie. Das sagen Experten der Personalmarkt Services aus Hamburg. Wenn der Öffentliche Dienst als Arbeitgeber dennoch beliebt ist, so liegt das daran, dass Beamte keine Beiträge für die Renten- und Arbeitslosenversicherung zahlen, was das Nettoentgelt deutlich steigen lässt. Und Angestellten bessert die Zusatzversorgung des Öffentlichen Dienstes die gesetzliche Rente auf. Gewerkschaften kritisieren indessen, dass auch im Öffentlichen Dienst prekäre Beschäftigung um sich grei- fe. So habe der Anteil der befristeten Arbeitsverhältnisse zugenommen, sagt Grit Genster von Verdi. Dennoch hätten Ingenieure vergleichsweise gute Karten. „Aufgrund der Befristungen spielen für Ingenieure beim Staat eine geringe Rolle. Foto: Mauritius Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt scheinen Befristungen für Ingenieure im Öffentlichen Dienst eine geringere Rolle zu spielen“, so Genster. „Die öffentlichen Arbeitgeber nutzen viele Möglichkeiten, um das Angebot attraktiver zu machen.“ Ingenieure würden in der Entgelttabelle oft schneller höher gestuft als andere Berufsgruppen. Generell sei in den vergangen zehn Jahren im Öffentlichen Dienst massiv Beschäftigung abgebaut worden. Dieser Arbeitsplatzabbau traf auch Ingenieure, vollzog sich aber in der Regel sozial verträglich, sagt Genster. Das Betätigungsfeld für Ingenieure im Öffentlichen Dienst ist breit – vom Wasserbau und Küstenschutz bis zum Garten- und Landschaftsbau. „In den Landesverwaltungen und der kommunalen Umweltaufsicht werden Umweltingenieure beschäftigt und auch im Arbeitsschutz und der Gewerbeaufsicht gibt es Einsatzmöglichkeiten, zählt Grit Genster auf. Weitere Einsatzfelder sind Hoch- und Tiefbau, Gebäudetechnik und -Verwaltung sowie Abfallwirtschaft. Bei der Bundeswehr beispielsweise würden Ingenieure in der Materialforschung genauso beschäftigt wie an den Universitäten. Bei Bund, Ländern und Kommunalverwaltungen sind Ingenieure den Entgeltgruppen 10 bis 13 der Tarifverträge eingestuft. „Dabei richtet sich die Eingruppierung nach der Schwierigkeit der Tätigkeit, dem Verantwortungsgrad und möglichen Spezialisierungen“, erklärt Genster. Ingenieure mit Bachelor oder von FH verdienen als Angestellte des Bundes in der Gruppe E 10 zwischen 2760 € beim Einstieg und 3960 € nach zehn Jahren. Ingenieure von Universitäten oder mit Master kommen auf 3600 € bis 5100 € – jeweils brutto monatlich. Länder und Kommunen haben eigene Tarife auf vergleichbarem Niveau. L.W. I - www.verdi.de - www.dbb.de 36 Ingenieurkarriere · 1/2013 B B Logistik: Eine sich im globalen Markt schnell wandelnde Branche mit vielen interessanten Stellenprofilen. Foto: istockphoto Nervenstark am Disponententisch Die Logistik boomt in Deutschland. Steigende technische Komplexität und Diversifizierung machen Fachleute nötig, die Schnittstellenfunktionen zwischen Lieferkettenmanagement, Prozessplanung und technischen Kunden bilden. Ingenieure sind jetzt schon stark nachgefragt. Experten rechnen sogar mit steigendem Ingenieurbedarf im ehemals reinen Transportsektor. Michael Sudahl VDI nachrichten, Stuttgart, 5. 4. 13, cer „Weil die Logistik eine Querschnittsfunktion zwischen verschiedenen Unternehmen und Geschäftsbereichen einnimmt, sind hier Generalisten mit technischem Hintergrund gefragt“, sagt Robert Schönberger, Geschäftsführer des Logistikcluster Schwaben aus Ulm. Ein Logistikingenieur denke in Prozessen auch über das eigene Unternehmen hinaus. Denn ein Produkt von der Herstellung über die Weiterverarbeitung, Verpackung und Transport zu begleiten, ist sein Job. Und das selbstverständlich international. Technisch werde es, so Schönberger, vor allem in der Intralogis- tik. Wenn Förderbänder durch Produktionshallen laufen, automatische Gabelstapler durch das Schmalganglager rauschen oder Scannertechnik das Warenwirtschaftssystem auf dem Laufenden hält, sind Maschinenbauer, Fahrzeugtechniker und Automatisierungsingenieure gefragt. Die Denipro AG aus Weinfelden beschäftigt Ingenieure in allen Unternehmensbereichen. Der Anbieter für Fördertechnik entwickelt und vertreibt Transportbänder, die auf Rollen laufen. „Die meisten Transportmittel gleiten über den Untergrund, haben damit eine hohe Abnutzung und brauchen viel Energie“, erklärt Vertriebsingenieur Urs Rothenbach. Das innovative Rollen-System kommt mit 10 % des üblicherweise verbrauchten Stroms aus und benötigt viel weniger Wartung sowie Ersatzteile. „Das kann ich unseren Kunden aus Industrie, Nahrungsmittelbranche und Medizintechnik vor allem deswegen Schlanke Prozesse sind in dieser schnellen Branche der Schlüssel zum Erfolg gut rüberbringen, weil ich selbst einen MaschinenbauStudiengang absolviert habe“, erklärt Rothenbach. Ohne technischen Hintergrund würde er von seinem Gegenüber nicht ernst genommen, berichtet der Verkäufer. Zum guten Vertriebs- mitarbeiter kommen Verbindlichkeit, Kundenorientierung und Redegewandtheit hinzu. „Wichtig bleibt, dass Mitarbeiter eine gewisse persönliche Qualifikation mitbringen. Jemand, der am liebsten im Detail arbeitet, wird in der Logistik selten glücklich“, meint Schönberger vom Logistikcluster, der selbst Bauingenieurwesen studierte. Die Logistik brauche Leute, die kommunikativ und organisationsstark sind und auch einmal über ihren eigenen Tellerrand hinauskommen. In der oft unterschätzten Branche sind die Margen klein und Veränderungen geschehen rasend schnell. Gerade weil dieser Marktsektor den volatilen Märkten stärker ausgesetzt ist, als jeder andere, sind schlanke Prozesse der Schlüssel zum Erfolg. „Wer Ahnung von Lean Management hat, wird in der Logistik gerne eingestellt“, erläutert Geschäftsführer Schönberger. Mehr und mehr Aufgaben übernimmt die Logistik für die Industrie: Vom Verpackungsmanagement über die Lagertechnik bis zu Vormontagen und der Lieferung vorsortierter Komponenten direkt ans Band. Für alle Branchen, für die die Logistik Aufgaben übernimmt, braucht sie Spezialistenwissen, das Experten aus dem jeweiligen Bereich mitbringen. Immer häufiger werden Fahrzeugtechniker, Maschinenbauer und Verpackungsingenieure gerade wegen ihrer Produktkenntnis gesucht. Aber auch im weniger technischen Bereich, beispielsweise in der Disposition, kommen Ingenieure zum Einsatz. Bei einem Logistikdienstleister in der Region Stuttgart plant Markus Weber* die Lkw-Einsätze für den Bereich Automotive. „Ich habe bei den Autozulieferern jeden Tag mit technisch versierten Leuten zu tun“, weiß der studierte Ma- I Jobportale Logistik - Das Logistikcluster Schwaben unter- hält Standorte in Ulm und Augsburg und wurde 2011 von der zuständigen IHK gegründet. Das Netzwerk bringt Hochschulen, Kommunen, Wirtschaftsförderer und Unternehmen zusammen. Ziele sind gemeinsames Marketing, die Interessenvertretung der Transportbranche in Schwaben und das Aufräumen mit Vorurteilen gegenüber der Logistik. Der Zusammenschluss unterhält auch ein Jobportal für offene Stellen in der Logistik unter - www.logistik-schwaben.de - Die Job-Plattform Logistik-Jobs listet offene Stellen in der Logistik für ganz Deutschland. Für Jobsuchende ist die Benutzung kostenfrei, Unternehmen stellen gegen eine Gebühr ihre Stellenanzeigen ein. M.S. - www.logistik-jobs.de schinenbauer. Weil er die Produkte versteht, die seine Flotte und Fahrer transportieren, kann er für diese den Ingenieurkarriere · 1/2013 optimalen Weg zur Weiterverarbeitung finden. „Viele Güter sind sehr empfindlich. Da muss man eine gute Ladungssicherung avisieren“, sagt Weber, der die ihm unterstellten Fahrzeuge nicht nur sinnstiftend einsetzen, sondern vor allen Dingen auslasten muss. Denn ein stehender Lkw oder einer, der leer oder nur halb voll fährt, schmälert den Gewinn. Im Gespräch auf Augenhöhe müssen Kunden, vor allem produzierende Unternehmen, bei Weber nur wenige Worte für Erklärungen verlieren. Ganz selbstverständlich berät der Disponent seine Gesprächspartner auch in Verpackungsfragen und beim optimalen Warenfluss. Vom kleinen Ingenieurbüro wechselte der 34-Jährige 2010 zum Logistiker mit 350 Mitarbeitern. „Hier habe ich gute Aufstiegschancen und einen kürzeren Weg zur Ar- 37 beit“, erläutert der Ingenieur. „Wer schnell Karriere machen will, ist in der Logistik richtig“, sagt Schönberger. Viele Angestellte schätzten die vielseitigen und internationalen Arbeitsfelder sowie die freundschaftliche Atmosphäre in den meist Familienunternehmen. „Allerdings braucht man gerade in Disposition und Verkauf auch gute Nerven und die Bereitschaft zu atypischen Arbeitszeiten“, erläutert Schönberger. Denn die Transport-Dienstleister richten sich nach ihren Kunden und sind in hohem Maße von ihnen abhängig. Schiebt die Industrie Doppelschichten, geht auch We● ber später ins Bett. * Name geändert I - www.denipro.de - www.vdi.de Wenn Sie das auch besser können, dann bewerben Sie sich bei uns: Deutschlands Engineering-Dienstleister Nr. 1. Hier erwarten Sie vielfältige Aufgaben und Fördermaßnahmen, Branchen und Arbeitsgebiete. Denn mit bundesweit mehr als 5.500 Mitarbeitern in über 60 Niederlassungen und Standorten sind wir die erste Adresse für EngineeringProjekte und -Karrieren. Jetzt bewerben unter FERCHAU.DE GEBEN SIE IN DER TECHNIK DEN TON AN. WERDEN SIE TEIL UNSERES TEAMS. FERCHAU.DE WIR ENTWICKELN SIE WEITER 38 Ingenieurkarriere · 1/2013 N N Technikhilfe für alte Menschen - Experten für „Ambient Assisted Living“ Die Zahl alter Menschen steigt und damit auch die Zahl Pflegebedürftiger. Ein Betätigungsfeld, das sich für Ingenieure in den kommenden Jahren immer mehr verbreitern wird. Die Forschung hat sich der Problematik angenommen, für die Umsetzung in der täglichen Praxis braucht es noch einige Zeit. - Elena Winter VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, ws Zukunftsmusik: Der Care-O-bot verrichtet in einem Altenheim Hol- und Bring-Dienste einer Pflegekraft. Als vollständiger Ersatz für Menschen werden Roboter in Deutschland aber nie infrage kommen. Foto: Fraunhofer IPA Bundesforschungsprojekts easyCare wurde ein solches System bereits untersucht. Wie so oft sind aber die Kosten ein Knackpunkt. Großen Bedarf gibt es daher nach Angaben des VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik) vor allem an AAL- Care-O-bot bringt älteren Menschen die Tabletten ans Bett Standardprodukten, die für viele Menschen ohne besondere Anpassung verwendbar und damit auch bezahlbar sind. „Die Entwicklung solcher Produkte ist ein breites Einsatzfeld für Elektroingenieure und Ergonomen“, sagt Janina Laurila-Dürsch, Projektmanagerin bei der VDE- 39 F Sensoren für Senioren Der Klassiker: Eine alte Dame stürzt in ihrer Wohnung und bricht sich den Oberschenkelhals. Mit einem Notrufgerät kann bei solchen Unfällen heute glücklicherweise schnell der Rettungsdienst alarmiert werden. Viele Senioren tragen das Gerät aber nicht immer bei sich. Und in anderen Situationen, etwa bei einem Schlaganfall oder Herzinfarkt, kann der Betreffende womöglich nicht rechtzeitig reagieren und um Hilfe rufen. Das zeigt, dass die Technik, die im Alltag älterer Menschen zum Einsatz kommt, am Anfang steht – und sich zügig weiterentwickeln muss. Denn unsere Gesellschaft wird immer älter und damit hilfsbedürftiger. Schon im Jahr 2030 soll fast jeder Dritte das 65. Lebensjahr überschritten haben. Unter dem Begriff „Ambient Assisted Living“ (AAL) versteht man Produkte und Dienstleistungen, die die Lebensqualität verbessern und älteren Menschen mehr Sicherheit und Selbstständigkeit verschaffen. Hierzu gehören Sensoren in einem Altenheim, die Alarm schlagen, wenn sich eine Person längere Zeit nicht mehr bewegt hat. Im Rahmen des Ingenieurkarriere · 1/2013 Normungsorganisation DKE. Und auch bei der Planung und Beurteilung von altersgerechten Wohnungen ist technische Expertise gefragt – eine Aufgabe etwa für Bauingenieure und Architekten. Was aber sind die spezifischen Bedürfnisse von Senioren? Welche Ansprüche und welche Ängste haben sie? Das sind grundlegende Fragen, die beantwortet werden müssen. „Ingenieure oder auch Informatiker, die im Bereich AAL tätig sind, sollten daher auch in Soziologie oder Psychologie geschult sein und die Auswirkungen auf den Menschen berücksichtigen“, sagt Reiner Wichert vom Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD. Ansonsten hätte eine Entwicklung wenig Aussicht auf Erfolg. Wichtig sei daher die Fähigkeit, mehrere Disziplinen miteinander zu kombinieren. Hinzu kommt eine große Portion Einfühlungsvermögen, da man als AALEntwickler intensiv mit älteren Menschen zusammenarbeitet. Verschiedene Hochschulen bieten bereits entsprechende interdisziplinäre Weiterbildungen an oder entwickeln diese in Förderprojekten. Eine Innovation, die bei der Debatte um die Auswirkungen auf den Menschen immer wieder genannt wird, sind Serviceroboter. Der Care-O-bot ist so einer: Forscher des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) haben ihn inzwischen in der dritten Generation zum Leben erweckt. Er ist in der Lage, älteren Menschen die Tabletten ans Bett zu brin- (AAL) sind gefragt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert daher die Weiterbildung und Zusatzqualifikationen in diesem Bereich durch neun Projekte: MAAL (Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin), ApoLlon (Apollon Hochschule der Gesundheitswirtschaft in Bremen), BAAL (Universität Rostock), GAP (Universität Vechta), MHH-QuAALi (Medizinische Hochschule Hannover), ProWAAL (Universität Bochum), Taandem (Universität Kassel), WAALter (Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade), WAGAS EMN (Universität ErlangenNürnberg). E. W. gen oder in einem Notfall – ebenfalls mit Hilfe von Sensoren – den Rettungsdienst zu rufen. Derzeit wird der interaktive Butler allerdings nur an Forschungsinstituten oder im Rahmen von Praxistests in Altenheimen eingesetzt. Ein Grund hierfür ist neben den hohen Kosten und seiner technischen Komplexität auch die gesellschaftliche Akzeptanz. Der Traum vom ökonomisch und ethisch vertretbaren Roboter Anders in Japan: Hier werden Roboter als Hilfsmittel im Alltag stark befürwortet. „Das spiegelt kulturelle Unterschiede“, sagt Henrik Schunk, dessen Unternehmen den sensiblen Greifarm des Care-O-bot entwickelt hat. „Japaner empfinden es als anstößig, anderen zur Last zu fallen. Entsprechend groß ist die Bereitschaft, sich Maschinen zu bedienen.“ Unsere westlichen Vorstellungen von Technik sind da offenbar andere: Maschinen, die den Menschen ersetzen? Das ist für uns undenkbar und ethisch kaum zu verantworten. Und so ist auch der Care-O-bot zwar in der Lage, Hol- und Bringdienste auszuführen – Gefühle zeigen, Trost spenden und Mut machen kann er aber nicht. „Er ist lediglich als Werkzeug gedacht“, betont Birgit Graf vom Fraunhofer IPA. Vergleiche mit den menschlichen Fähigkeiten sind daher nur sehr eingeschränkt möglich. Ingenieure und Informatiker am Fraunhofer IPA befassen sich mit der Konzeption und dem Aufbau neuer Roboter sowie mit deren Aktorik und Sensorik. Und vielleicht tragen sie dazu bei, dass die mobilen Helfer eines Tages tatsächlich für pflegebedürftige Personen eine Hilfe werden. Eine, die technisch, ökonomisch und ethisch vertretbar ist. ● I - www.aal-deutschland.de/deutschland/ URBAN EXPERIENCE – DER INTERNATIONALE WETTBEWERB FÜR STUDENTEN Genau Dein Ding. Was Dich erwartet. Du bist offen für andere Kulturen und neugierig darauf, die Welt kennenzulernen? Dann ist die Dürr Challenge genau richtig für Dich. Mach jetzt Deine ganz eigene „Urban Experience“. Kick-off in Bietigheim, Reise an den Zielort als 5-er Team mit anderen Studenten, Realisation eines Filmprojektes vor Ort sowie Vorstellung Eurer Ergebnisse in Bietigheim und Auszeichnung des Siegerteams mit einem Preisgeld in Höhe von 2.500,- €. Worum es geht. Die Dürr Challenge 2013 bringt Dich jetzt für eine Woche in eine spannende Metropole. Lerne Shanghai, São Paulo oder Detroit kennen und setze im Team Deine Ideen und Erlebnisse zum Thema „Work & Life in der Metropole“ in einem Filmprojekt um. Freiraum für Kreativität, Teamspirit und interkulturelle Begegnungen – die Dürr Challenge bringt Dich weiter. 3 0.09.201 6.09. – 2 9.2013 1 : it Detro . – 27.0 i: 23.09 04.10.2013 Shangha .– 9 .0 0 lo: 3 São Pau n bewerbe uni 2013 Bis 30. J Online informieren: www.durr.com/challenge Mitmachen! Gewinnen! bekanntmachung-quaali www.durr.com/challenge 40 Ingenieurkarriere · 1/2013 N N Vincenz Thoma (li.) und Michael Adomeit mit einem Rennradrahmen. Die Ingenieure begleiten ihre Entwicklungen von der ersten Idee bis zur Markteinführung. Foto: Zillmann Wenn das Hobby zum Beruf wird Für Ingenieure gibt es neben den großen Branchen viele kleine, in denen spannende Aufgaben auf sie warten. Und manch ein Ingenieur kann in seinem Beruf auch seine große Leidenschaft ausleben. Zwei jungen Ingenieuren in der Fahrradbranche ist das gelungen. Wolfgang Mock VDI nachrichten, Koblenz, 5. 4. 13, moc „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht“, sagt Michael Adomeit aus voller Überzeugung. Schon als Schüler fuhr Adomeit (28) CrossCountry- und Mountainbike-Rennen. Nach dem Abitur studierte er Maschinenbau, zuerst an der Uni Paderborn, nach dem Vordiplom am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Dort machte er auch sein Diplom. Schon während des Studiums stieß er auf einer Fir- menkontaktmesse auf den Fahrradhersteller Canyon, dessen Räder Adomeit bereits kannte. Er bewarb sich auf eine Praktikantenstelle und wurde sofort genommen – nicht zuletzt auch deshalb, weil er an der Uni Paderborn den FerchauPreis für die Entwicklung einer 2-Gang-Bohrmaschine bekommen hatte und Canyon sich gerade mit der Entwicklung einer Getriebenabe beschäftigte. „Das passte hervorragend“, erinnert sich Adomeit. Über die Nabe schrieb er dann auch seine Diplomarbeit und wurde 2011 bei Canyon angestellt. Heute arbeitet er in der Produktentwicklung. Auch Vincenz Thoma (32) fuhr schon in seiner Jugend Rennrad- und Mountainbike-Rennen, studierte Maschinenbau (an der FH Kempten) und schob auch noch ein Praktikum in den USA ein. Nach dem Studium hatte er die Wahl, weiterzustudieren und oder gleich in die Industrie zu gehen. Canyon versucht, sich als Technologiemarke zu positionieren „Angebote hatte ich schon.“ Doch er entschied sich für die Forschung, ging an die Uni Delft und studierte dort Produktdesign. Auch er kam über einen Kontakt zu Canyon. „Das war genau das, was ich gesucht hatte.“ 2009 kam Thoma zum Unternehmen und ist heute der Teamleiter der Produktentwicklung. Canyon, mit Sitz in Koblenz, gehört zu einem guten Dutzend größerer Fahrradhersteller in Deutschland, konzentriert sich allerdings auf Mountainbikes und Rennräder. Der Umsatz des Unternehmens lag 2012 bei 70 Mio. €, so Jutta Gatter, die Personalverantwortliche von Canyon. Gut zwei Drittel aller produzierten Räder sind Mountainbikes, der Rest Rennräder. Canyon hat derzeit an die 350 Mitarbeiter, davon sind 40 Zeitarbeitskräfte. Das Unternehmen expandierte stark in den vergangenen Jahren und will auch weiter wachsen – bis Ende 2013 auf bis zu 350 fest angestellte Mitarbeiter. „Die meisten Mitarbeiter“, so Gatter, „haben eine hohe Affinität zum Fahrrad.“ Canyon unterstützt sie dabei durch vielfältige Angebote, die die gemeinsame Leidenschaft fördern. Die Räder von Canyon liegen vorwiegend im höherpreisigen Bereich, was nicht zuletzt damit zu tun hat, dass das Unternehmen massiv auf Innovationen setzt. „Wir machen mehr und mehr den Weg von einer preisbewussten Marke hin zur Technologiemarke“, sagte Canyon-Chef Roman Arnold vor Kurzem der Fahrradzeitschrift Fahrstil. Die Preise im Rahmen halten und damit auch seine Wettbewerbsfähigkeit verteidigen, kann das Unternehmen nicht zuletzt dadurch, dass es als Direktversender ohne den Einzelhandel auskommt. Dass Canyon versucht, sich als Technologiemarke zu positionieren, demonstriert auch der moderne Showroom in der Koblenzer Unternehmenszentrale. Hier stehen in edlem Ambiente die Testräder, an den Wänden hängen Neuentwicklungen – Fahrräder als Objekte der Verführung. Nach harter Arbeit sieht es dagegen in der Entwicklungsabteilung aus. Überall liegen und stehen Rahmen herum, Fahrradkomponenten wie Federn oder Gabeln. In kleinen Gruppen diskutieren die Mitglieder des Entwicklungsteams vor ihren Bildschirmen die Geometrie und Kinetik eines Hinterbaus, die Formgebung eines Rahmens, Details wie Lichtkanten oder Form und Farbe des Schriftzugs auf dem Rahmen. Nicht alles darf fotografiert werden. „Man muss hier schon ein Generalist sein“ Aktuell arbeiten neben Adomeit und Thoma weitere vier Ingenieure in der Entwicklungsabteilung. Außerdem arbeiten noch einmal acht Wirtschaftsingenieure im Produktmanagement, dem Supply-Chain-Management und an der Schnittstelle von Entwicklung und Produktion. „Wenn wir weiter so expandieren wie geplant, dann können in diesem Jahr noch zwei bis drei Ingenieure dazukommen“, so Gatter. Ungefähr alle drei Jahre kommen komplett neu entwickelte Fahrräder auf den Markt, in der Zeit dazwischen bekommen die Räder sogenannte Face-Lifts, bei denen einzelne Aspekte verbessert werden. „Wenn wir ein komplett neues Bike entwickeln“, er- Gefertigt werden die Rahmen in Asien, zu Rädern aufgebaut in Koblenz. Foto: Zillmann Ingenieurkarriere · 1/2013 läutert Thoma, „dann ist ein Produktingenieur dabei, ein Produktdesigner und ein Produktmanager.“ Der Markt für Rennräder, vor allem aber der für Mountainbikes, ist sehr ausdifferenziert und reicht vom relativ schweren AluDownhillrad bis zum superleichten Touren-Hardtail aus Carbon. Und Canyon bietet nahezu für jede Nische ein Rennrad oder Mountainbike an. „Der Vorteil der Arbeit hier ist“, so Adomeit „dass man ein neues Produkt von der Idee an begleitet, bis es als fertiges Produkt an die Kunden geht.“ Das führt dazu, dass die anfallenden Aufgaben für die Ingenieure sehr unterschiedlich sind. „Man muss schon ein Generalist sein, wir sind hier nicht so extrem auf einzelne Elemente spezialisiert wie das in anderen Branchen der Fall ist“, so Thoma. Gefertigt werden die Rahmen – sowohl die aus Aluminium wie die aus Carbon – in Asien. Jeder der Canyon-Ingenieure betreut sein Projekt auch vor Ort, das heißt, er muss auch immer mal nach Asien reisen – je nachdem wie komplex und aufwendig das Projekt ist, auch mehrmals im Jahr. Im Englischen sollte er deshalb sicher sein. Zu kompletten Rädern aufgebaut werden die Rahmen dann in Koblenz. Zu den Reisen nach Asien kommen für die CanyonIngenieure regelmäßige Besuche von Entwickler-Kongressen und Fahrradmessen. Bei Neuentwicklungen werden auch die einzelnen Prototypen in Asien gefertigt und von den Entwicklern dann gelegentlich im nahen Westerwald oder der Eifel getestet. „Was toll ist an unseren Job“, so Adomeit, „ist, dass wir ja mit zur Zielgruppe gehören, wir sind ja auch Nutzer des Produkts.“ Canyon entwickelt aber 41 nicht nur Rahmen und Räder, sondern auch die notwendigen Prüflabors. Partner ist hier die Hochschule Pforzheim. Ein identischer Prüfstand steht bei den Rahmenherstellern in Asien, damit die sofort sehen können, ob ihre Produkte den Anforderungen der Koblenzer entsprechen. „Auch diese Prüfstände werden von uns vor Ort eingerichtet“, so Adomeit. Thoma wie Adomeit loben das sehr gute Betriebsklima bei Canyon und die interessanten Kontakte, die man als Entwickler knüpfen kann. So rüstet Canyon seit dem vergangenen Jahr das russische Rennrad-Team Katusha aus, das auch an der Tour de France teilnimmt. 2012 saß Adomeit sogar bei einer ZeitfahrEtappe der Tour im Begleitwagen. „Das war schon ein einmaliges Erlebnis.“ Zusammen mit dem Komponentenhersteller Ergon rüstet Canyon außerdem ein Mountainbike-Profi-Team aus und vor Kurzem ist auch der dreifache Downhillweltmeister Fabien Barel zu Canyon gestoßen. „Einzelne Fahrer der Teams sind immer wieder hier in Koblenz oder wir treffen sie bei Rennen“, so Adomeit. „Ihre Erfahrungen fließen direkt in unsere Arbeit ein.“ Canyon hat flache Hierarchien, die Ingenieure arbeiten fast alle in der Entwicklungsabteilung, abgesehen von den Wirtschaftsingenieuren. Ein schneller Weg nach oben ist da eher unwahrscheinlich. „Man muss wissen, was man will, was für einen wichtig ist“ , sagt Adomeit. Das sieht Thoma nicht anders. „Wenn die Aufgaben interessant sind und die Arbeit Spaß macht, dann ist das doch das Wich● tigste.“ I - www.canyon.com 42 Ingenieurkarriere · 1/2013 N N Hmhh, das schmeckt lecker... Süßwaren machen aber nur einen kleinen Teil des Produktspektrums der Ernährungsindustrie aus. Foto: vario images Auf der Zunge zergehen lassen Die Lebensmittelindustrie gehört zu den wichtigsten deutschen Wirtschaftszweigen. Ingenieure arbeiten hier daran, Produkte sicherer und schonender herzustellen. Studiengänge der Lebensmitteltechnik bereiten sie darauf vor. Henning Zander VDI nachrichten, Hannover, 5. 4. 13, has Jeder Mensch isst. Vielleicht werden auch deshalb die Lebensmittelskandale in Deutschland so intensiv diskutiert. Denn jeder ist im Prinzip betroffen. Die Lebensmittelproduktion steht unter Generalverdacht. Auch Lutz Großmann muss sich in Gesprächen immer wieder rechtfertigen und über Mythen aufklären. „Die meisten Lebensmittel sind viel weniger bearbeitet, als man es vielleicht denkt“, sagt der 24-jährige Masterstudent des Studienganges Lebensmittelwissenschaft und Technologie an der Universität Hohenheim. Große Unternehmen wie Unilever, Kraft oder Nestlé beschäftigen Ingenieure, um an neuen Fertigungsverfahren für Lebensmittel zu forschen. Aber auch mittelständische Unternehmen wie Molkereien beschäftigen Ingenieure. Sie führen Kontrollen durch, sorgen für eine schonende Verarbeitung, denken darüber nach, Es gebe unglaublich viele Möglichkeiten, Milch zu nutzen, sagt der Student Lutz Großmann wie Lebensmittel sicherer werden. Die Technik hat in der Vergangenheit große Entwicklungen gemacht. „Noch vor 20 Jahren wurde Molke als eine Art „Abfall“ der Käseherstellung betrachtet“, sagt Lutz Fischer, Studiendekan an der Universität Hohenheim. „Die modernen Technologien haben es heute möglich gemacht, wertvolle Stoffe wie Laktose oder bestimmte Proteine nutzbar zu machen.“ Die wiederum werden dann in der Pharmazie oder in der Kosmetik eingesetzt. Von Abfall spricht heute keiner mehr. Das Studium der Lebensmittelwissenschaften und Technologie hat einen großen praktischen Bezug. „Hier geht es etwa um Herstellungsverfahren für laktosefreie Milch oder die Video-Auswertung von Backprozessen, durch die der Backvorgang weiter automatisiert werden kann“, sagt Fischer. Der Hohenheimer Student Lutz Großmann hat während seines Studiums ein Praktikum in einer Brauerei absolviert und als Werkstudent für ein Unternehmen gearbeitet, das Maschinen für die Fleischbearbeitung herstellt. Cutter, die genutzt werden, um Wurst herzustellen. Fleischwölfe für Hackfleisch. Dennoch hat sich Lutz Großmann auf Milchtechnik spezialisiert. Die Ingenieure untersuchen dabei den kompletten Produktionsweg der Milch: vom Euter bis zum fertigen Endprodukt Käse oder Jogurt. „Das hat mich gereizt: Es gibt unglaublich viele Möglichkeiten, Milch zu nutzen.“ Die Ausbildung hat einen starken Schwerpunkt bei den Naturwissenschaften. Biologie, Biotechnologie, Chemie – sie gehören zu den Grundlagen der angehenden Lebensmittelingenieure. Doch auch betriebswissenschaftliche Hintergründe und Grundlagen des Lebensmittelrechts werden geschult. Kaum eine Produktgruppe ist so stark reguliert wie die der Lebensmittel. Die Lebensmittelindustrie gehört zu den größten Wirtschaftszweigen Deutschlands. Nach Angaben der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie lag der Umsatz 2012 bei rund 170 Mrd. €. Fast 6000 Betriebe beschäftigen über 550 000 Menschen. Die Aufgaben der Lebensmittelingenieure liegen vor allem in der Verarbeitung der Rohware, etwa Früchte und Gemüse, Zucker, Getreide oder Fleisch. Ingenieure müssen für den optimalen Ablauf der Produktion sorgen. In den vergangenen Jahren sind dabei die Fragen der Automatisierung, aber auch des Umweltschutzes, immer wichtiger geworden. Lebensmittelingenieure werden aber auch in der Produktentwicklung eingesetzt, z. B. für einen neuen Jogurt oder besonders gesunde Lebensmittel. Ingenieurkarriere · 1/2013 43 Eä D: A B G Angaben in % 23,02 Fleisch und Fleischprodukte 15,91 Milch und Milchprodukte Backwaren Süßwaren und Dauerbackwaren Alkoholische Getränke Obst und Gemüse (verarbeitet) Fertiggerichte und sonstige Nahrungsmittel Mineralwasser und Erfrischungsgetränke Öle und Fette Mühlen und Stärke Kaffee und Tee Würzen und Soßen Zucker Fisch und Fischprodukte Teigwaren 9,03 7,82 7,78 5,77 5,05 4,41 3,81 3,57 2,60 2,40 1,84 1,37 0,26 Grafik: Ingenieurkarriere 1/2013, Gudrun Schmidt Auch im Studiengang Lebensmitteltechnologie der TU Berlin werden Ingenieure auf eine Arbeit in der Nahrungsmittelindustrie vorbereitet. Zu den Schwerpunkten gehören etwa die Lebensmittelbiotechnologie und die Prozesstechnik. Hier geht es insbesondere um neue Konservierungstechniken, etwa durch elektrische Hochspannungsimpulse, Ultraschall oder Plasma. Ein weiterer Schwerpunkt ist die „Technologie proteinreicher Lebensmittel“. Maschinen, Prozesse und Qualitäts- Lebensmittel müssen sicher sein und werden deshalb getestet. Foto: dpa Quelle: Statistisches Bundesamt, BVE 2011 aspekte bei der Verarbeitung von Fleisch und Fisch stehen dabei im Fokus. Die Lebensmittelingenieure können nach dem sechssemestrigen Bachelorstudium ein Masterprogramm anhängen. Das Studium der Lebensmitteltechnik an der TU Dresden setzt auf den Studiengang Verfahrenstechnik auf. Das Studium schließt mit dem Diplom ab. Die Forscher der Lebensmitteltechnik an der TU Dresden beschäftigen sich auch schon mal mit uralten Rezepten. So fanden sie he- raus, dass in Dresden bereits 1839 Ess-Schokolade industriell gefertigt wurde. Gleichzeitig rekonstruierten sie das Rezept und probierten die Schokolade gleich aus. In 174 Jahren hat sich viel geändert. Die Ur-Milchschokolade war recht bitter und von kleinen Stücken Zucker und Kakao durchsetzt. Heute muss Schokolade auf der Zunge zerschmelzen. Auch das ein Werk von Ingenieuren. Etwa ein Drittel des Umsatzes der deutschen Ernährungsindustrie wird im Ausland erwirtschaftet. Ab Wintersemester dieses Jahres wird der Master-Studiengang Lebensmittelwissenschaft und Technologie in Hohenheim deshalb umbenannt: „Food Science and Engineering“ wird er heißen. Studiensprache wird durchweg Englisch sein. Auch Student Lutz Großmann plant, noch während seines Masterstudiums ins Ausland zu gehen. „Das würde mich sehr reizen“, sagt der junge Ingenieur. Lebensmittel – das heißt auch internationales Arbeiten. Denn überall wird auch gegessen. ● I - www.bve-online.de 44 Ingenieurkarriere · 1/2013 N N I Forschen aus Überzeugung Forschungszentrum Jülich GmbH - Der Weg zum Forschungszentrum Jü- Foto: Manfred Burazerovic Im Forschungszentrum Jülich dominieren zwar Physiker und andere Naturwissenschaftler, aber auch die Ingenieure sind in allen Bereichen gut repräsentiert. Die technische Infrastruktur ermöglicht Forschung auf höchstem Niveau. Manfred Burazerovic VDI nachrichten, Velbert, 5. 4. 13, moc Stefan Haas ist erst 32 Jahre alt und klingt manchmal fast wie ein Veteran. Sein Thema ist die Photovoltaik – und die sei nun im Zuge der erklärten Energiewende bei vielen mit einem negativen Image behaftet. „Wenn ich früher im privaten Kreis erzählte, dass ich an neuartigen Solarzellen forsche, fanden es alle toll. Mittlerweile kommen mit dem Hinweis auf die steigenden Energiepreise sehr viele kritische Stimmen“, berichtet der Absolvent der RWTH Aachen. So schnell ändern sich also die Zeiten. Doch Stefan Haas hängt sehr am Themengebiet Erneuerbare Energien und speziell an der Photovoltaik. Schon während des Studiums der Elektrotechnik hatte er sich in diese Richtung entwickelt, versuchte, so viele Vorlesungen zum Thema wie möglich zu besuchen, was damals noch sehr schwer war. „Für mich als Student waren Photovoltaik und Brennstoffzellen Energievisionen der Zukunft. Das wollte ich machen.“ Eine Initiativbewerbung brachte ihn für ein erstes Praktikum ins Forschungszentrum Jülich, das im Sinne der Prüfungsordnung als industrienaher Betrieb gilt. Auch seine Diplomarbeit erarbeitete er am „Institut für Energie- und Klimafor- Stefan Haas ist überzeugt, dass sich die Dünnschicht-Silizium-Technologie langfristig durchsetzt. schung“, die er gleich nach dem Examen mit der Promotion über „Serienverschaltungen von SiliziumDünnschicht-Solarmodulen“ thematisch weiterführte. Nach Abschluss der Promotion zum Dr.-Ing. an der RWTH Aachen erhielt der inzwischen zweifache Familienvater dann das Angebot, am Institut eine eigene „Arbeitsgruppe Laserprozesse und Modultechnologie“ aufzubauen. „Unser Institut beschäftigt sich allgemein mit Dünnschicht-Silizium-Solarzellen. Unternehmen, die nach dieser Technologie Solarzellen herstellten, konnten aber leider nicht alle überleben. Wir arbeiten nun daran, die Herstellung dieser Art von Solarzelle zu verbessern, sie also schneller und mit besserer Qualität herstellen zu können – beispielsweise, indem wir das Aufbringen der aktiven Schichten auf einem Glassubstrat vereinfachen. Dieses zunächst schlechtere Ausgangsmaterial soll dann mit einem Laser behandelt werden, sodass es die gleiche Qualität bekommt wie Material, das komplexer hergestellt worden ist“, erläutert Haas. Es gelte, aus den unbestrittenen Nachteilen der Technologie gegenüber den üblichen Wafer-Solarzellen Vorteile zu entwickeln. Dünnschichtsolarzellen haben einen deutlich geringeren Wirkungsgrad als andere Solarzellen. Dafür können sie mit geringerem Energieund Materialaufwand produziert werden. Ein weiterer Vorteil der Dünnschicht- „Es gibt viele Anwendungsszenarien für unsere Technologie“ solarzellen aus Silizium ist, dass Muttergläser in einer Größe von mehreren Quadratmetern hergestellt werden können, die dann als große photovoltaische Bauelemente beispielsweise für Dächer und Hausfassaden und in einer semitransparenten Version auch als Fensterelemente geeignet sind. „Es gibt viele Anwendungsszenarien für unsere Technologie, aber in der Umsetzung in der Industrie Ingenieurkarriere · 1/2013 klappt vieles noch nicht. Wir hoffen aber, dass beispielsweise Architekten und Photovoltaiker künftig enger zusammenarbeiten und Detailprobleme etwa durch fehlende Normen gelöst werden“, erläutert Haas. Während der Promotion, direkt danach und auch im Laufe seiner Tätigkeit als Gruppenleiter hatte Haas durchaus immer wieder Angebote, in die Industrie zu wechseln und kam darüber auch ins Grübeln, ob dieser Schritt für ihn und die Familie richtig sei. „Als ich hier angefangen habe, gab es schon viele fertig promovierte Wissenschaftler, die dann direkt in die Industrie gegangen sind. Ich dachte immer: Wenn ich endlich die Promotion habe, sind alle guten Positionen schon besetzt und ich habe gar keine Chance mehr. Und jetzt sind das oft die Leute, die mit den Unternehmen baden gegangen sind, da der Boom der Photovoltaikindustrie nicht von Dauer war. Retrospektiv betrachtet war es auf jeden Fall die richtige Entscheidung hierzubleiben, denn ich habe ei- lich führt über Krauthausen und dann am Militärgelände vorbei – der Hinweis auf möglichen Schusswaffengebrauch auf einem Schild am Zaun darf nicht fehlen – und dabei weht immer noch ein Hauch von kaltem Krieg durch den Buchenwald, der auch den riesigen Campus des benachbarten Forschungszentrums umgibt. - Gegründet in den späten 1950er-Jahren als reine Kernforschungsanlage und 1990 in Forschungszentrum Jülich GmbH umbenannt, wird in den neun Forschungsinstituten mit 53 Institutsbereichen zu den Schlüsseltechnologien in den Bereichen Gesundheit, Energie und Umwelt sowie Information nen interessanten Job, in dem ich mich weiterentwickeln kann“, resümiert Haas. Dennoch bleiben ihm Zweifel über den Fortgang der eigenen Karriere. Einerseits ist der Familienvater aus dem benachbarten Baesweiler tief verwurzelt in seiner Heimat, viele Freunde noch aus Schulzeiten und die Verwandten leben hier und das eigene Haus steht inzwischen auch. An- geforscht. 2011 lag das Budget bei 484,4 Mio. €. Davon entfielen 160,2 Mio. € auf Drittmittel. - Der überwiegende Anteil der Drittmittel resultiert aus Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten für die Industrie, aus der Einwerbung von Fördermitteln aus dem In- und Ausland sowie aus Projektträgerschaften im Auftrag des Bundes und des Landes NordrheinWestfalen, die auch Gesellschafter der Einrichtung sind (Bund: 90 %, NRW: 10 %). - Von den rund 5000 Mitarbeitern gehören 1755 zum wissenschaftlichen Personal. Im Institut für Energie- und Klimaforschung (IEK-5) beträgt der Anteil der Ingenieure etwa 20 %. mb dererseits wäre es für die persönliche Entwicklung vielleicht doch gut, ins Ausland zu gehen oder zumin- „Im Moment ist es so, dass man mit anderen Technologien mehr Geld verdienen kann“ dest als Gast für ein halbes Jahr in die Industrie. Denn auch die Arbeit als Ingenieur im Forschungs- zentrum hat ihre strukturellen Nachteile. Administrative Aufgaben, nicht zuletzt die notwendige Ausarbeitung von Projektanträgen, verschlingen viel Zeit, sodass die Forschungsarbeit im eigentlichen Sinne eher von den Doktoranden und den Postdocs geleistet wird, die das Forschungszentrum als Basis und Sprungbrett für ihre Karriere in der Industrie nutzen. Für einen echten Wissenschaftler ist die Zusammenarbeit mit den jeweils anderen Instituten, die auf ihren Gebieten alle ein großes internationales Renommee aufgebaut haben, auf jeden Fall ein Traum. Und eigentlich braucht es eine gewisse Zeit, um die Möglichkeiten solch einer Struktur in Gänze nutzen zu können. Wenn Haas betont, dass ihn der Umweltgedanke immer wieder neu motiviert und antreibt, hat das nichts Träumerisches oder Pathetisches. Aber langfristiges Denken werde eben immer wieder durch kurzfristige ökonomische Bilanzen konterkariert. „Im Moment ist es so, dass man mit anderen Technologien mehr Geld verdienen kann, aber langfristig wird sich die Dünnschicht-Silizium-Technologie durchsetzen. Sie ist grundlegend für die Energiewende, da sie materialund energiesparend ist und nachhaltig, da keine toxischen und seltenen Stoffe verwendet werden“, ist Haas ● überzeugt. I - www.fz-juelich.de B Der Weg in die Chefetage Für Manager, die in die obersten Chefetagen wollen, gelten andere Bewerbungsregeln als für Berufseinsteiger. So viel ist bekannt. Aber wie genau sieht eine erfolgversprechende Bewerbungsstrategie für karrierebewusste Ingenieure aus? Die beiden Karriereberater Jürgen und Nane Nebel zeichnen in ihrem Buch „Die Ceo-Bewerbung“ Wege nach, wie der Schritt nach oben gelingen kann und verweisen auf Fallbeispiele und Tipps etablierter CEO. ws Mit den Augen des Saboteurs Nane Nebel, Jürgen Nebel: Die CEO-Bewerbung. Campus Verlag, Frankfurt/M. 2013, 192 S., 24,99 € Karrieren in einer jungen Branche Die erneuerbaren Energien eröffnen neue berufliche Perspektiven. Nur welche? Über Karrierechancen und über vieles mehr informiert das Kompendium „Erneuerbare Energien“. Obwohl das Buch „nur“ 374 Seiten dick ist, bleibt Raum für die Gliederung in ein- zelne Fachbereiche. Ein sehr übersichtliches Nachschlagewerk mit aufschlussreichen Daten und zahlreichen Ansprechpartnern, das sich nahe an der Unternehmenspraxis orientiert. ws Wolfgang D. Franke, Rainer Winz (Hrsg.): Erneuerbare Energien. Frankfurter Allgemeine Buch, Frankfurt/M. 2012, 374 S., 39,90 € 45 Um ihn besser verstehen zu können, muss man denken wie der Feind. Und deshalb schreiben Dion Kotteman und Jeroen Gietema aus der Sicht des Saboteurs und beschreiben, welche Strategien er anwendet. Die Autoren wollen sie erkennbar machen und Geld und Nerven in Firmen einsparen. cer Dion Kotteman/Jeroen Gietema: Das kleine Handbuch für den Projektsaboteur. WileyVCH-Verlag, Weinheim 2012, 139 S., 17,80 € - Buchkauf im Internet mit Suchmaschine: www.vdi-nachrichten-shop.com T Akzente setzen T- Asus mit Windows-8-Tablet Dauerzwist: Apple contra Samsung VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, ws Asus hat schon zahlreiche Tablets auf den Markt gebracht. Das „VivoTab Smart“ ist das erste Gerät, auf dem Windows 8 als Betriebssystem arbeitet. Im Inneren werkelt zudem ein AtomProzessor von Intel. Zudem sind 64 GByte für Anwendungen und Daten eingebaut. Das 10-Zoll-Display VDI nachrichten, 5. 4. 13, ws Samsung hat bei Smartphones und Tablets hinter Apple die größten Marktanteile – und befindet sich im Dauerstreit mit dem Konkurrenten. Die Produktpalette weist unverkennbare Ähnlichkeiten auf. So auch beim neuen „Galaxy Note 8.0“, mit dem Samsung gegen das „iPad Mini“ antritt. Das Gerät ist mit einem 8-Zoll-Display ausgestattet, dessen Auflösung 1280 mal 800 Bildpunkte beträgt. Texte lassen sich digital verarbeiten. owi zeigt 1366 mal 768 Bildpunkte und ist durch kratzfestes „Soda-Lime“-Glas geschützt. Das Asus-Gerät verfügt über zwei Kameras. Deren Auflösung beträgt 2 bezie- Tablets erobern die mobile Technikwelt VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, ws Vor knapp zwei Jahren ist HewlettPackard aus dem Tablet-Markt ausgestiegen, jetzt sind die Amerikaner wieder da. Das „Slate 7“gibt es bereits für 149 €. Der Gegenwert ist alltagstauglich: Als Betriebssystem kommt Android 4.1 zum Einsatz, sodass alle gängigen Apps lauffähig sind. Der Zwei-Kern-Prozessor arbeitet mit einer Taktfrequenz von 1,6 GHz. Der interne Speicher ist mit 8 GByte schwach bestückt, lässt sich aber mittels Speicherkarte aufrüsten. Das Display misst 7 Zoll in der Diagonalen. Die Bauhöhe beträgt 11 mm, das Gewicht liegt bei 368 g. owi Mit Preisen ab 499 € ist das „Xperia Tablet Z“ von Sony kein Schnäppchen. Doch dafür hat es neben einem Prozessor mit vier Kernen, einer 8-Megapixel-Kamera und einem 10,1-ZollDisplay mit Full-HD-Auflösung Besonderheiten zu bieten. Es ist mit knapp 500 g und einer Bauhöhe von nur 6,9 mm trotz des großen Bildschirms leicht und kompakt. Es ist gegen Staub und kurzes Eintauchen ins Wasser geschützt. Als Betriebssystem setzt Sony Android 4.1 ein. Für 140 € Aufpreis gibt es das Gerät auch mit einem MobilfunkModul, das Internet-Surfen auch in LTE-Netzen unterstützt. owi - Marktforscher erwarten, dass 2013 mehr Internetzugriffe über mobile Geräte als mithilfe von Desktop-PCs erfolgen. Entscheidenden Anteil daran haben Tablets, die seit der Präsentation des ersten iPad von Apple vor drei Jahren die (Technik-)Welt erobern. Immer mehr Hersteller bemühen sich um ein Stück vom großen Kuchen – und setzen sich vom „Original“ mit dem Apfel-Logo ab. owi Die Neuheit vom Tablet-Erfinder VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, ws Apple hat den Tablets mit dem iPad zum Durchbruch verholfen. Erfunden haben das Konzept eines tragbaren Rechners, bedienbar über einen Touchscreen, aber Microsoft und Intel. Microsoft VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13 Foto: Micr osoft hungsweise 8 Megapixel. Die Akku-Laufzeit gibt der Hersteller mit 9,5 Stunden an. Die Bauhöhe liegt bei 9,7 mm, das Gewicht bei 580 g. Der Preis beträgt 499 €. owi T 2013 Hewlett-Packard-Tablet zum Einsteigerpreis Staubdicht und wassergeschützt [email protected] Foto: Asus Ingenieurkarriere · 1/2013 Foto: HP 46 zeigt mit dem „Surface Pro“, dass sich Windows 8 und leistungsstarke Hardware für den Tablet-Sektor eignen. So verfügt das Gerät über einen Core-i5-Prozessor von Intel und ist mit einem 10,6-Zoll-Display ausgestattet, das eine Full-HDAuflösung mit 1920 mal 1080 Bildpunkten zeigt. Mit einem 64 GByte Solid-StateDrive (SSD) kostet das Surface Pro 899, mit 128 GByte SSD 999 Dollar – denn erhältlich ist das Gerät nur in Nordamerika, bald aber auch in Deutschland. owi Foto: Dell Ein Tablet mit Austausch-Akku VDI nachrichten, 5. 4. 13, ws Anders als bei anderen Tablets ist beim „Latitude 10“ des Direktversenders Dell ein Akku-Austausch direkt durch den Anwender möglich. Dell setzt auf Intel-Prozessor (Atom) und Microsoft-Betriebssystem (Windows 8). Der Arbeitsspeicher ist mit 2 GByte bestückt, wahlweise 32 GByte oder 64 GByte stehen für Anwendungen zur Verfügung. Das Display ist durch „GorillaGlas“ geschützt. Der Preis liegt zwischen 594 € und 653 €. owi 48 Ingenieurkarriere · 1/2013 T T Beziehung ändert sich drastisch, denn man begegnet sich nicht mehr auf Augenhöhe.“ Auch wenn es schwer fällt: Ein klares Bekenntnis zur neuen Rolle, zur gewonnenen Macht und klare Ansagen an das Team müssen jetzt sein. „Auch damit andere Mitarbeiter, die vorher nicht Duz-Freunde waren, sich nicht benachteiligt fühlen“, merkt Hennig an. Auf den Führungsmodus umzuschalten, sei unerwartet schwer und gelinge nur, wenn man sich vorher darüber im Klaren sei und das so wolle. Das heißt auch, dass die eigene Ingenieurleistung in den Hintergrund tritt, weil es jetzt gilt, das Team zu Höchstleistungen zu führen Plötzlich Chef! Aufsteigen, ohne abzustürzen So sollte der Einstand als Führungskraft sich nicht anhören: „Hey, macht mal bisschen schneller, ich bin ab jetzt hier euer neuer Boss.“ Foto: Fotolia Plötzlich Führungskraft – was nun, was tun? Wie Ingenieure gekonnt den Rollenwechsel von der Fach- zur Führungskraft schaffen. Wer sich im Sattel halten oder gar in Richtung Vorstandsetage weiterentwickeln möchte, muss sich beizeiten auch auf diesen Schritt vorbereiten. Chris Löwer VDI nachrichten, Berlin, 5. 4. 13, cer Jung, ambitioniert, auserkoren. Nicht selten eröffnen sich Ingenieuren Aufstiegschancen aus heiterem Himmel. Doch der Wechsel von der Fach- zur Führungskraft ist ein kritischer Moment in der Karriere. „Die Anforderungen an eine Führungsrolle werden häufig unterschätzt, und zwar von allen Seiten“, sagt Sandra Fernau, Geschäftsführerin der Management & Technologie Akademie GmbH. Der Jungingenieur verfügt nicht über die nötigen Führungstechniken, sieht darin aber kein großes Problem, und die Entscheider im Un- ternehmen schielen zu oft auf den fachlich Besten, nicht aber auf den für die Aufgabe Geeigneten. Das ist die Erfahrung von Andreas Schwarz, Leiter der Personalentwicklung bei dem Beratungsunternehmen von Rundstedt & Partner. „Gerade in kleinen und mittleren Unternehmen läuft die Entscheidung nach diesem Muster. Dabei wird erst gar nicht gefragt, ob die Nachwuchsführungskraft das will und kann“, sagt Schwarz. Doch genau das sollte vorher abgeklärt werden, wie das in Konzernen mit einem Talentmanagement und regelmäßigen Potenzialerhebungen eher Usus sei. Wer sich dabei bewährt, dem wird im Rahmen eines Führungskräftelaufbahn-Trainings oft ein externer Coach zur Seite gestellt, der auf die erste Gruppenleiteraufgabe vorbereitet. „Das ist der Idealfall“, sagt Schwarz. Doch davon sind die meisten Unternehmen weit entfernt, weswegen es an dem Auserkorenen ist, sich selbst kritisch zu befragen und die nötige Unterstützung einzufordern. Denn gerade bei Ingenieuren lauern bei einem anstehenden Der Wechsel von der Fachzur Führungskraft, ist ein kritischer Moment in der Karriere Rollenwechsel zahlreiche Risiken: „Der erste Schritt vom Mitarbeiter zur Führungskraft ist der schwierigste“, sagt Schwarz. „Führungsarbeit ist eben anders als technisches Arbeiten.“ Jetzt sind weiche Faktoren wie soziale und kommuni- kative Kompetenzen gefragt. „Mitarbeitergespräche als zentrale Technik müssen beherrscht werden“, betont der Experte. Zwar könne der Ingenieur anfangs noch ein kleines Team durch „tiefe Fachlichkeit“ gut steuern, doch das hat Grenzen. Spätestens dann, wenn missliebige Entscheidungen, hinter denen die frisch gebackene Führungskraft vielleicht selbst nicht steht, bei den ehemaligen Kollegen durchgesetzt werden müssen, hilft fachliche Expertise keinen Deut weiter. Und da lauert eine weitere unterschätzte Schwierigkeit: Die lieben Kollegen, die jetzt Mitarbeiter sind, die DuzFreunde, die man in Meetings jetzt besser siezt. „Es ist falsch anzunehmen, dass dieser Rollenwechsel reibungslos funktioniert. Dagegen sprechen die neuen Machtverhältnisse“, sagt der Frankfurter Führungskräftetrainer Carsten Hennig. „Die (und nebenbei noch zeitraubend Urlaubsanträge bearbeitet werden müssen). Als wäre der Schritt in die- Vor allem der Führungsnachwuchs ist oft zu streng mit sich und will perfekt sein se neue Welt nicht schon schwer genug, macht Hennig immer wieder die Erfahrung, dass besonders der Führungsnachwuchs zu streng mit sich selbst ist, sofort alles perfekt funktionieren muss. Doch das tut es nicht – zumal Menschenführung nicht am Reißbrett planbar ist. Daher rät Hennig zu mehr Geduld. „Entscheidend für eine souverä- Ingenieurkarriere · 1/2013 ne Führung ist, dass die Haltung stimmt. Die Persönlichkeit muss reifen – das dauert beim Rollenwechsel bis zu zwei Jahre“, erklärt der Berater. Dabei können Unternehmen nicht unterstützen – beim Führen lernen schon. Wenn dies nicht institutionalisiert geschieht, dann sollten sich Ingenieure nicht scheuen, um ein Basistraining für Mitarbeiterführung zu bitten, rät Schwarz. Außerdem habe sich bewährt, die Personalabteilung nach einer erfahrenen Führungskraft im Unternehmen mit ähnlichem fachlichem Hintergrund suchen zu lassen, die den Nachwuchs als Mentor in der ersten Zeit begleitet. Selbst- 49 redend müssen mit den nächsten Vorgesetzten Feedback-Gespräche sein. Das mindert auch unbegründete Ängste davor, als möglicherweise wenig geeignet wahrgenommen zu werden, was nur unnötig verunsichert. Hennig wünscht sich ohnehin eine kooperativere Unternehmenskultur: „Ideal ist, wenn sich Führungskräfte auf der gleichen Hierarchieebene gegenseitig unterstützen.“ Davon profitiert nicht nur die Nachwuchsführungskraft, sondern das ● gesamte Betriebsklima. I - www.rundstedt.de Das neue Leitmotiv im (Berufs-)Leben lautet: Stärken stärken! Wer als Ingenieur erfolgreich sein möchte, sollte am besten seinen Schwächen nicht allzu große Beachtung schenken und lieber das tun, was er am besten kann. Es gilt umzudenken: Stärken stärken, statt Schwächen zu bekämpfen. Chris Löwer VDI nachrichten, Berlin, 5. 4. 13, cer Nach einem langen Studium endlich der erste Job. Doch morgens steht der junge Ingenieur mit Magengrimmen auf: Heute steht wieder eine Präsentation vor dem Kunden an. Es graut ihm allein bei dem Gedanken daran, denn sein Ding ist es, im Team die Strippen zu ziehen, hier raffinierte Lösungen zu entwickeln – und die eben nicht mit Brimborium der Kundschaft schmackhaft zu machen. Na ja, denkt In jedem schlummern Talente und Stärken. Foto: Fotolia sich der Ingenieur, ein Rhetorikkurs ist schon gebucht. So läuft das mit echten oder subjektiven Makeln: Man muss eben daran arbeiten, dann wird’s schon. Wirklich? Eher nicht. Das meint zumindest Marcus Buckingham, lange Vizepräsident des internationalen Beratungsunternehmens Gallup und Karriereberater, der dringend vor diesem Irrglauben warnt. Zwar erscheint es in unserer Allesist-machbar-Zeit nur logisch, Schwächen beim Schopf zu packen und auszubügeln, doch Buckingham sieht darin einen fatalen Trugschluss. Statt unnötig Zeit mit irgendwelchen Reparaturversuchen zu vergeuden, sollte man lieber in seine Stärken investieren. Wer seine Schokoladenseiten pflege, komme weiter, sei zufriedener, heimse spielend Anerkennung ein und reibe sich nicht auf, sagt Buckingham. In seinem Buch „Entdecken Sie Ihre Stärken jetzt!“, das auf zwei Langzeitstudien der GallupOrganisation beruht, für die mehr als 1 Mio. Beschäftigte internationaler Unternehmen und mehr als 80 000 Manager interviewt wurden, kommt er zu einem erschreckenden Befund: Nur ein 50 Ingenieurkarriere · 1/2013 T T FÜNF KERNFRAGEN - Wer seine Stärken kennenlernen will, - sollte sich zunächst ein paar einfache Fragen stellen und ehrlich beantworten. Freunde und Familie helfen bestimmt dabei: Was sind meine Stärken? Wie kann ich Sie nutzen? Was sind die stärksten Kombinationen meiner Fähigkeiten? Wohin bringen diese mich? Welche Kernkompetenzen habe ich anderen voraus? C.L. Literaturtipp: Buckingham, Marcus/Clifton, Donald: Entdecken Sie Ihre Stärken jetzt! Das Gallup-Prinzip für individuelle Entwicklung und erfolgreiche Führung. Frankfurt/New York 2002 Fünftel aller befragten Mitarbeiter gab an, tatsächlich jeden Tag das zu tun, was sie am besten können, sprich: 80 % des Potenzials ihrer Belegschaft lassen Unternehmen einfach brachliegen. Damit nicht genug: „Am merkwürdigsten ist, T dass je länger ein Mitarbeiter bei einem Unternehmen bleibt, und je höher er auf der traditionellen Karriereleiter aufsteigt, die Wahrscheinlichkeit abnimmt, dass er entschieden zustimmt, dass seine Stärken jeden Tag genutzt werden“, berichtet Buckingham. Die Gleichung „Je älter, desto erfahrener und besser“ gehe nicht auf. Irgendwo auf dem Weg nach oben scheinen die guten Fähigkeiten und Talente allmählich zu verschwinden. Vielleicht liegt das an der Menge der Seminare, Coachings und Workshops, die durchlaufen werden, um sich für Höheres zu qualifizieren, aber doch nur darauf abzielen, Schwächen zu beseitigen. Der Grundfehler von Berufseinsteigern sei, zu schnell zu den ihnen übertragenen Aufgaben Ja zu sagen. Das ist die Erfahrung Ihren Erfolg nehmen wir persönlich. Berufsbegleitende Studiengänge für Ingenieure Engineering Management (MBA) Innovation Management (MBA) IT Management (MBA) Logistics Management and Leadership (MBA) Fallbeispiele aus der Unternehmenspraxis • Intensive Betreuung durch Dozenten und Exper ten aus der Praxis • Kostenfreie Probevorlesung Te l e f o n : 0 6 2 1 1 5 0 2 0 7 0 • E - M a i l : i n f o @ g s r n . d e w w w . g s r n . d e von Stefan Bald, Mitgeschäftsführer der Unternehmensberatung Kraus & Partner: „Allein um den begehrten Job zu bekommen, trauen sich viele zu viel zu und vertrauen darauf, ihre Schwächen schon ausbügeln zu können.“ Nur leider wird darauf Es wird beim Kaschieren zu viel Energie verschwendet dann zu viel Energie verwendet oder darauf, Schwächen nicht zu zeigen. Letzteres geht meistens schief: „Dann wird sich zu stark auf die Schwächen konzentriert, worunter das Selbstwertgefühl leidet“, sagt Bald. Man tritt anders auf, was Kollegen spüren. Bald: „Die innere Haltung stimmt nicht, so wird man kaum erfolgreich sein können.“ Damit es so weit nicht kommt, rät Bald zu einer ungeschminkten Selbstreflexion, um sich darüber klar zu werden, was man kann und was nicht. Idealerweise zieht man seiner Ansicht nach dazu einen externen Helfer, etwa einen Businesscoach hinzu, der neutral auf Stärken und Schwächen blickt. Immer geht es um die Frage: „Was kann ich und wie passt das zu den Anforderungen meiner Stelle?“ Um die eigenen Talente zu entdecken, rät Marcus Buckingham „zu einem Experten im Finden, Beschreiben, Anwenden und Verfeinern eigener Stärken werden“. Am ehesten zeigten sich Talente, wenn man seine spontanen, unmittelbaren Reaktionen beäugt. Dann würde man schnell feststellen, ob dazu etwa Einfühlungsvermögen, Bindungsfähigkeit, Disziplin, Kontaktfreudigkeit, Ideenreichtum, Wissbegierde oder analytisches Denken gehöre. Alles, von dem man glau- be, es erlernen zu können, seien keine Talente. Wer nun seine immer wiederkehrenden Verhaltensmuster kennt und weiß, wie er diese gewinnbringend einsetzen kann, der sollte die schleunigst zu produktiven Stärken ausbauen, etwa indem sich der konstruktiv querdenkende Ingenieur nicht länger mit Präsentationen herumschlägt, sondern seine Ideen beharrlich in der FuE-Abteilung verfolgt, wo er seine intellektuelle Stärke voll ausspielen kann. Trotz allem sollen eklatante Schwächen nicht vollends ignoriert werden, sofern sie die Stärken behindern oder gar aufheben. „Wer selbst mit sich unzufrieden ist, muss etwas daran ändern“, bemerkt Bald. Zu den Krisengebieten, die ein Eingreifen erfordern, zählt Buckingham Kommunikationsfähigkeit, Einfühlungsvermögen, Disziplin und Verantwortungsgefühl. Wer die Talente kennt, kann mit Schwächen umgehen Doch wer die eigenen Talente kennt, kann auch besser mit Schwächen umgehen. Dafür schlägt Buckingham fünf Strategien vor: Etwas besser in der Schwäche werden, ein Hilfssystem entwickeln, ein starkes Talent einsetzen, um eine Schwäche zu überwinden, einen Partner zur Ergänzung finden oder eben die Schwäche akzeptieren. Mit der ersten Strategie sollte man es nicht übertreiben. Letztlich geht es dabei immer nur um Schadensbegrenzung. Denn: Noch so viel Wissen und erlernte Fähigkeiten werden nie mangelndes Ta● lent ersetzen. I - www.gallup.com Ingenieurkarriere · 1/2013 51 Kuscher kommen nicht weiter! Junge Ingenieure sollten bei Meinungsverschiedenheiten und Konflikten nicht zu schnell einknicken – das könnte sich rächen. Denn so schleifen sich schnell unliebsame Verhaltensmuster des Vorgesetzten ein. Besser ist, selbst sanft auf den Chef einzuwirken Chris Löwer VDI nachrichten, Berlin, 5. 4. 13, cer Die technische Lösung des jungen Ingenieurs behagte dem Kunden des Maschinenbauers nicht. Daraufhin fällt der Chef seinem Mitarbeiter, ohne mit der Wimper zu zucken, mit den Worten in den Rücken: „Ehrlich gesagt war ich auch nicht ganz überzeugt von dieser Lösung – ich lasse das noch mal in ihrem Sinn überarbeiten.“ Der Ingenieur ist fassungslos. Nicht zum ersten Mal. Erst kürzlich deklassierte ihn sein Vorgesetzter bei einem Meeting auf ähnliche Weise. „Obwohl er sich im Nachhinein seinem Chef gegenüber verärgert zeigte und dieser ihm versprochen hatte, ihm künftig den Rücken zu stärken, passierte nun das Gleiche wieder“, berichtet Heinz-Jürgen Herzlieb von der Unternehmerberatung Wefers und Coll. Was ist zu tun? „Wenn der junge Ingenieur jetzt nicht reagiert, dann wird er immer wieder mit solchen Situationen rechnen müssen“, sagt Herzlieb. Denn wenn der Chef erst merke, dass er mit seiner Masche durchkommt, dann werde ihn das ermutigen, seinen Mitarbeiter immer wieder mal vorzuführen. Herzlieb: „Hier ist ein klarer Konter angesagt: dem Chef klipp und klar sagen, dass man nicht mehr So nicht! Nicht in diesem Ton! Es ist besser, sich beizeiten nicht alles vom Chef gefallen zu lassen. Foto: istockphoto bereit ist, diese Spielchen mitzumachen.“ Letztlich müsse natürlich jeder für sich entscheiden, welche Opfer er bringen will, um beruflich vorwärts zu kommen. „Andererseits gilt: Wer kuscht, signalisiert damit Schwäche und wird weiterhin manipuliert werden“, weiß Strategieberater Herzlieb. „Wenn dann noch unterschwellige Unsicherheit und Harmonieorientierung dazukommen, wird sich der junge Ingenieur eher anpassen als dass er für seine Interessen kämpft.“ Die Devise lautet also: Wehret den Anfängen! Denn Kuscher kommen nicht weiter. Gerade bei Berufseinsteigern ist die Gefahr groß, dass mit ihnen arrogant bis ruppig umgesprungen wird. „Junge Ingenieure leiden oft darunter, dass sie insbesondere von älteren Führungskräften nicht ernst genommen werden“, hat Gudrun Fey, Geschäftsführerin von study & train, beobachtet. Die Rhetorik- und Kommunikationstrainerin rät, dies den Chefs zunächst nicht allzu übel zu nehmen, sondern zu erkennen, dass es Zeit braucht, um sich die Anerkennung zu erwerben. Aber dabei darf es nicht bleiben: „Deshalb sollte man in angemessener Weise bei passender Gelegenheit auf seine Leistungen auf- Gerade mit Berufseinsteigern wird vonseiten der Vorgesetzten arrogant bis ruppig umgesprungen merksam machen“, rät sie. Und: „Niemand sollte kuschen.“ Gerade junge Mitarbeiter könnten sich oft mutiger verhalten als jene mit Familie und noch nicht abbezahltem Eigenheim. Gleichwohl solle dabei niemand vorlaut oder rechthaberisch werden, sondern gut zuhören, was Ältere sagen, deren Erfahrung und Wissen wertschätzen, sagt Fey. Ihr Tipp: Falls man eine gegenteilige Meinung äußern möchte, ist es besser, statt zu widersprechen, zu sagen: „Ich schätze ihre Erfahrung. Allerdings gibt es jetzt Forschungsergebnisse, die zu anderen Erkenntnissen geführt haben. Darf ich Sie ihnen kurz vorstellen?“ Oft sind es kleine Signale, die junge Mitarbeiter unbewusst aussenden, die an ihrem Standing nagen. Fey: „Wenn man etwas unsicher ist und sehr höflich sein möchte, schleichen sich in Äußerungen oft sprachliche Weichmacher ein, die Aussagen verwässern.“ Etwa: „Eigentlich bin ich der Meinung…“ Oder: „Ich habe mir da halt mal was überlegt...“ Wesentlich ist auch, wie man etwas sagt, vor allem, wenn es darum geht, sich an einer kritischen Stelle zu behaupten, weswegen die Kommunikationstrainerin rät, auf eine aufrechte Körperhaltung und gerade Kopfhaltung zu achten. Bei jüngeren Frauen beobachtet sie oft, dass sie den Kopf zur Seite legen, um freundlich zu wirken. „Das ist jedoch eine Unterwer- 52 Ingenieurkarriere · 1/2013 T WWW.VDI-NACHRICHTEN-SHOP.COM fungsgeste, die frau sich abgewöhnen muss, um Selbstsicherheit auszustrahlen“, sagt Fey. Ansonsten seien Gesten durchaus erwünscht, denn sie unterstreichen das Gesagte und stärken die Überzeugungskraft. „Bei der Sprechweise neigen gerade junge Menschen dazu, zu schnell zu sprechen. Damit überfordern sie häufig ältere Kollegen und Chefs, die sich überfahren fühlen und dann manchmal aggressiv reagieren“, erklärt Fey. Daher seien neben einem angemessenen Tempo Pausen wichtig, um die Wirkung von Äußerungen zu verstärken. Für Berater Herzlieb ist es wesentlich, um sich in ei- nem Unternehmen zu behaupten, drei Phasen eines gelungenen beruflichen Starts zu beherzigen: In Phase 1 geht es darum, die Spielregeln des Unternehmens kennenzulernen. Das Bestehende sollte man nicht schlecht machen, sondern auf Veränderungen hinweisen Dann ist es wichtig, diese Regeln in Phase 2 mitzuspielen und zu beobachten, wo die Regeln hilfreich sind und wo sie das eigene Fortkommen behindern. Dann kommt Phase 3, in der begonnen wird, die Regeln langsam, dezent aber auch konsequent für sich zu ver- ändern. Wenn der Berufseinsteiger beispielsweise feststellt, dass er in Besprechungen immer erst zum Schluss zu Wort kommt, dann empfiehlt Herzlieb, ganz gezielt ein wichtiges Thema aufzubereiten, es anzukündigen, und wenn es nicht an gebührender Stelle im Meeting seinen Platz findet, sich nicht in ein zu kleines Zeitfenster drängen zu lassen, sondern für das nächste Meeting einen besseren Zeitpunkt auszuhandeln. Das verschafft Respekt. Mitunter lässt sich sogar direkt Einfluss auf den Chef nehmen. Dabei hält es Fey für günstig, eigene Ideen und Vorschläge als Weiterentwicklung der bisher praktizierten Vorgehensweise zu präsentieren. Auf jeden Fall sollte man das Bestehende nicht schlecht machen, sondern sagen: „So wie das bisher praktiziert wurde, war es gut, nur inzwischen haben sich die Zeiten geändert, und deshalb ist es notwendig …“ Doch bei einem führungsschwachen, aber autoritären Boss, hilft auch alle Taktik nichts. Fey: „Da gibt es nur eine Antwort: sobald wie möglich wechseln. Denn einen solchen Menschen kann man als junger Mitarbeiter bestimmt nicht ● ändern.“ Walter Jakoby Ebenfalls lieferbar: GESUND & FIT FÜR INGENIEURE, MIT DVD Stefan Palkoska Alles Wichtige über Bewegung, Ernährung, Motivation, Veränderung, Leistungsfähigkeit, Nachhaltigkeit, Glück 2012, 112 S., mit zahlr. farb. Abb., Palkoska SCHULDEN Der Ratgeber für Ingenieure und Techniker: Berichte, Dokumentationen, Präsentationen, Fachartikel, Schulungsunterlagen 2., überarb. u. erw. 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Der Kunde sitzt in Kambodscha, und sein einziger verfügbarer Mann lehnt ab. Reisen von ein oder zwei Tagen Dauer sind okay, aber länger Bestell-Nr. 3347 € 24,99 SCHREIBEN IN TECHNISCHEN BERUFEN DAS ÜBERZEUGENDE VORSTELLUNGSGESPRÄCH AUF ENGLISCH Christine Demmer 72 S., mit zahlr. farb. Abb., kart., Palkoska Monika Weissgerber Christian Püttjer, Uwe Schnierda Es gibt heimatverbundene Ingenieure, die absolut keine Lust auf die große, weite Welt haben. Wie macht man das dem Vorgesetzten klar, ohne als laues Landei dazustehen? Wer den Chef vom Nutzen seines Heimatverbleibs für das Unternehmen überzeugen kann, ist schon einen großen Schritt weiter. Ein praxisnahes Lehrbuch für den systematischen Projekterfolg. Mit 66 Übungsaufgaben 2., aktualis. u. erw.. Aufl. 2013, XI, 259 S. m. 164 Abb. u 59 Tab., kart., Vieweg+Teubner KOCHEN FÜR INGENIEURE Einfach verständlich und in der Sprache der Ingenieure beschreibt der Autor den nachhaltigen Weg zu einem gesunden und fitten Aussehen. Die Hausaufgaben in jedem Kapitel sorgen für eine interaktive Nutzung des Buches und unterstützen Sie auf Ihrem Weg der Veränderung. Die beiliegende DVD zeigt Übungen, die zum Aufbau der Bauchmuskulatur ideal geeignet sind. Das Buch zeigt Fehler und Schwächen, wie sie häufig in technischen Texten vorkommen, und hilft dabei, sie künftig zu vermeiden. Es bietet Selbsttests und Übungen, deren Lösungen in einem speziellen Kapitel zusammengefasst sind. Außerdem behandelt es Bestandteile von Publikationen wie Überschriften, Inhaltsverzeichnisse oder Stichwortverzeichnisse. Ins Ausland? Nein, danke! PROJEKTMANAGEMENT FÜR INGENIEURE Bestell-Nr. 3642 € 29,90 I - www. wefersundcoll. de Stefan Palkoska ebenfalls lieferbar: Bestell-Nr. 2986 € 34,90 BUSINESS ENGLISH GANZ LEICHT - Lernwortschatz Alle relevanten Themen der modernen Energieversorgung und -gewinnung werden von führenden Wissenschaftlern erklärt und nüchtern diskutiert – ohne ideologische Scheuklappen. 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Während viele Arbeitnehmer von einem Job oder wenigstens einem befristeten Einsatz im Ausland träu- men, gibt es mindestens ebenso viele, die überhaupt keine Lust darauf haben. Denen die jährliche Urlaubsreise in ein anderes Land vollauf genügt, die sich mit Fremdsprachen BLZ Datum/Unterschrift Besteller-Anschrift: Zahlung per Rechnung Name/Vorname Straße/Hausnummer PLZ/Wohnort Datum/Unterschrift E-Mail-Adresse Kunden-Nr. (falls vorhanden) VDIING 1301 Für Bestellungen außerhalb Deutschlands und Österreichs berechnen wir € 3,50 Versandkosten. Alle Preise inkl. Umsatzsteuer. Preise unter Vorbehalt. Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH 54 Ingenieurkarriere · 1/2013 T A F Angehende Ingenieure sind besonders „auslandsscheu“ - „Während in anderen Fachkulturen ein Auslandsstudium oder -praktikum für viele Studierende selbstverständlich ist, zählen die Ingenieurwissenschaften zu jenen Disziplinen, in denen Auslandsphasen während des Studiums eher auf Skepsis stoßen.“ Diese Erfahrung haben Claudius Habbich vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und Ulrich Heublein vom HISInstitut für Hochschulforschung gemacht. Demnach konnten von 100 Bachelorstudierenden ingenieurwissenschaftlicher Fächer Anfang 2011 an Universitäten lediglich 18 studienbezogene Auslandserfahrungen vorweisen. - Unter ihren Kommilitonen in Wirtschaftswissenschaften fällt dieser Anteil doppelt so hoch aus. „Ein Drittel bis zwei Fünftel der Studierenden in Inge- und ungewohnten Klimaverhältnissen schwertun, die nicht längere Zeit ohne Frau und Kind, Haus und Garten, Fußballklub und Schützenverein sein wollen. Nachvollziehbar, mag man meinen. Weit weniger können das Vorgesetzte nachvollziehen, die nur über einen begrenzten Fundus an fähigen Mitarbeitern verfügen. Was sagt der in die Pflicht genommene Ingenieur, um mit dem „Nein“ nicht gleich auch die Karriereaussichten aufs Spiel zu setzen? Das sei keine leichte Nuss, meint André Soder, Chef der Hamburger Personalberatung Target People. „Noch vor 20 Jahren war die Auslandserfahrung ein Karrierehebel, heute ist sie nötig, um als Fachkraft im internationalen Umfeld langfristig seinen Arbeitsplatz zu sichern“, beschreibt er die Ausgangsbasis. „Wenn man grundsätzlich nicht ins Ausland will, kann die Argumentation gegenüber dem Arbeitgeber schwierig werden.“ Für eine aktuell problematische Familiensituation hätten Vorgesetzte zwar Verständnis. Jedoch nur in Ma- nieurwissenschaften schließen Auslandsaufenthalte für sich definitiv aus.“ - HIS-Untersuchungen belegten aber, so die Forscher, dass Auslandsstudien und -praktika für Ingenieurstudierende im Bachelorstudium hohen Gewinn bringen. „Die Mehrzahl der auslandserfahrenen Studierenden verweist auf den Erwerb von Kenntnissen anderer Arbeits- und Lebenskulturen sowie von fremdsprachlichen Fähigkeiten.“ - Schließlich gebe es inzwischen kaum ein mittelständisches Unternehmen, das nicht auf dem internationalen Markt agiere. „Von den großen Unternehmen ganz zu schweigen.“ Habbich und Heublein vermissen „klare Signale aus der Wirtschaft an die Hochschulen, auf diesen Aspekt der Ausbildung verstärkt Wert zu legen“. ws ßen. Soder: „Die betriebliche Notwendigkeit wird in der Regel höher gewichtet.“ In solchen Fällen werde gerne auf Zeit gespielt: Grundsätzlich wäre man bereit, ins Ausland zu gehen, aber gerade jetzt passe es nicht so gut. Die Kinder werden bald eingeschult, der Hausbau kommt ins Stocken, der Partner bereite sich auf eine wichtige Prüfung vor, die Eltern seien pflegebedürftig: „Chefs tun am liebsten etwas für ihre Mitarbeiter, wenn damit ihre Bedürfnisse befriedigt werden“ „Diese Ausrede kann kurzfristig funktionieren“, sagt Soder, „aber sie hilft langfristig nicht.“ Was ist, wenn der Kunde in Kambodscha nächstes Jahr eine zweite Anlage montiert haben will? Weitsichtiger sei die Strategie, meint der Headhunter, sich an seinem Standort unabkömmlich zu machen: Projekte zu leiten, die niemand aus dem Stand übernehmen kann, oder sich ein spezifisches Fachwissen anzueignen, über das kein anderer Kollege verfügt. „Dann kann man argumentieren, dass man für das Unternehmen zu Hause wertvoller ist.“ Dem stimmt Psychologe Manuel Tusch aus Köln bedingungslos zu. Prinzipiell sei es klug, von der Bedürfnislage des Chefs auszugehen. Was bedeutet, die Anfrage nicht stur abzulehnen, sondern nach Begründungen zu suchen, weshalb die Firma einen Vorteil hätte, wenn man im Lande bliebe. „Chefs tun am liebsten etwas für ihre Mitarbeiter“, weiß Tusch, „wenn ihre eigenen Bedürfnisse dadurch befriedigt werden.“ Der Business-Coach und Buchautor („Psycho? Logisch? Nützliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie“) empfiehlt, folgenden Satz in Gegenwart des Vorgesetzen zu vervollständigen: „Wenn ich hier für Sie in Deutschland tätig bleibe, könnte die Firma mehr davon profitieren, weil ...“ Erst wenn sich hier nichts fände, solle man Argumente aus dem eigenen Umfeld aufbieten. „Dann wird die Ablehnung für den Vorgesetzten wenigstens verständlich.“ Verhallt auch das ungehört, möge man die Dau- menschrauben anlegen und mit Fortgang drohen. „Hört man nicht immer von dem großen Ingenieurmangel? Alternativangebote einholen und am besten noch das Gehalt erhöhen.“ Auf einen wichtigen Punkt macht Isabella Schale von der Frankfurter Personalberatung SCS aufmerksam. „Für ins Ausland entsandte Mitarbeiter gibt es nur in den seltensten Fällen einen klar gezeichneten Karrierepfad. Wenn Mitarbeiter aber ohne berufliche Perspektive und ohne einen ExpatriateVertrag mit Rückkehrgarantie über die Grenzen geschickt werden, laufen sie eine große Gefahr. Gibt es nach ihrer Rückkehr keine freie Stelle, dann stehen sie ziemlich dumm da.“ Das sei ein kaum zu kalkulierendes Risiko, warnt die Beraterin: „Da zieht man mit Sack und Pack weg und was hat man davon? Einen tiefen Karriereknick.“ Das gelte allerdings nur für längerfristige Auslandsentsendungen. Wer nicht bereit sei, im Geschäftsinteresse für einige Wochen die eigene Koje mit dem Hotelbett zu tauschen, solle sich ernsthaft überlegen, ob er wirklich beruflich vorankommen wolle. Strategische Denker sehen deshalb besser zu, dass sie den ungeliebten Trip in die Diaspora so schnell wie möglich hinter sich bringen. Aber auch Schlawiner, die an dieser Stelle auf das ultimative Abwehrargument warten, sollen belohnt werden. Wie wäre es damit: „Wissen Sie, Chef, meine Partnerin steht vor dem Karrieredurchbruch, und da möchte ich sie kräftig unterstützen. Sie wissen doch: Sonst kriegen wir eines Ta● ges die Frauenquote.“ I UNTERNEHMEN STELLEN AUS – UND INGENIEURE EIN. 12. April 2013, Dresden, Congress Center Maritim 24. April 2013, Sindelfingen, Stadthalle 14. Mai 2013, Düsseldorf, Maritim 12. Juni 2013, Hamburg, Handelskammer 20. Juni 2013, Ludwigsburg, Forum am Schlosspark 27. Juni 2013, Aachen, Eurogress 15. August 2013, Kiel, Halle400 29. August 2013, Berlin, Estrel Hotel 6. September 2013, Darmstadt, darmstadtium 10. September 2013, Augsburg, Kongress am Park 20. September 2013, Dortmund, Kongresszentrum Westfalenhallen 26. September 2013, Ulm, Maritim Als Spezialist für Ihre Ingenieur-Rekrutierung bietet VDI nachrichten, was Ihnen niemand sonst bietet: Die führende Karrieremesse für Ingenieure mit Berufserfahrung in Deutschland. Für weitere Informationen zu den VDI nachrichten Recuiting Tagen wenden Sie sich bitte an: Silvia Becker, Telefon (0211) 61 88 - 170, Franziska Opitz, Telefon (0211) 61 88 - 377 oder Maike Rathsack, Telefon (0211) 61 88 - 374 [email protected] - www.targetpeople.de - www.manueltusch.de - www.scs-personalberatung.de www.ingenieurkarriere.de/recruitingtag chen Besu uf der ns a Sie u JOBS RICHTIG GUT FINDEN ver o n n Ha esse M April 2013 . 8. - 12 lle 6, J40 a H Und richtig gut ist immer nur der Job, der richtig gut zu Ihnen passt. Der Experte arbeitet mit einem Laser der Klasse 2. hays.de/engineering