Ingenieur

Transcription

Ingenieur
1/13
Ingenieur
karriere
Worauf Personalchefs bei
Bewerbern Wert legen 7 14
E-Learning: Mit jedem Klick
ein bisschen schlauer 7 26
Ernährung: Ingenieure sorgen
für sichere Lebensmittel 7 42
I
MESSEN SIE IHREN MARKTWERT!
Z
Ingenieur Karriere · 1/2013
Start ins Berufsleben
8
Die Arbeitgeber im Bewertungs-Check
Arbeitgeberbewertungsportale wie „Kununu“ sind in Mode. Ihre Urteile sollten
aber nicht immer kritiklos übernommen werden.
Bewerbungsgespräch: Lügen haben kurze Beine
12
Jeder möchte im Vorstellungsgespräch einen guten Eindruck machen.
Wer nicht bei der Wahrheit bleibt, wird es bereuen.
Anheuern beim Start-up: Hart arbeiten im Wohlfühlklima
16
Wer Risiko nicht scheut, unternehmungslustig ist und eigenverantwortlich
handeln will, findet in Jungunternehmen viel Raum zum Gestalten und Entfalten.
B
Karrierestufen erklimmen
20
Gehälter für Ingenieure wieder gestiegen
2011 ist die Vergütung in den klassischen Ingenieurbranchen gesunken,
im vergangenen Jahr hat sie wieder zugelegt.
22
MBA – Ein Abschluss im Brennpunkt
Karrierebooster oder eher vertane Zeit? Ingenieure,
die einen MBA-Abschluss machen möchten, brauchen vorab Informationen.
34
Düsentriebs Erben lernen Design
Zwei Welten miteinander kombinieren: Technische Innovation und Design.
Einige Studiengänge bieten das Know-how an, beispielsweise die TU Dresden.
N
Orientierung im Job
38
Sensoren für Senioren
Je mehr Ältere es gibt, desto mehr steigt die Nachfrage nach fachgerechter Pflege.
Dabei fällt auch Ingenieuren eine wesentliche Rolle zu.
Wenn das Hobby zum Beruf wird
40
Auch in kleineren Branchen warten spannende Herausforderungen
auf junge Ingenieure.
Mit dem Gehaltstest für Ingenieure überprüfen Sie schnell, ob Ihr Einkommen den marktüblichen Konditionen entspricht. Er dient vor allem Ihrer eigenen Orientierung. Gibt Trends wieder, die Sie für sich nutzen können. So z.B., welche
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T
Akzente setzen
Das neue Leitmotiv: Stärken stärken!
49
Nobody is perfect! Statt sich ständig mit der Beseitigung der eigenen
Unzulänglichkeiten zu beschäftigen, sollten Mitarbeiter ihre Stärken stärken.
Ins Ausland? Nein, danke!
52
Ein Hoch auf die schöne neue Arbeitswelt, die dank der Globalisierung zusammenrückt. Vom „Heute hier, morgen dort“ ist aber nicht jeder Ingenieur begeistert.
3
4
Ingenieurkarriere · 1/2013
Z Start ins Berufsleben
E
Nur wer keine Angst hat zu scheitern,
trifft gute Entscheidungen
Ingenieure arbeiten
deutlich länger
als vertraglich
vereinbart
VDI nachrichten, Düsseldorf, 5.4. 13, rus
Obwohl 83 % der Ingenieure in Deutschland eine vertraglich geregelte
Wochenarbeitszeit zwischen 36 und 40 Stunden
haben, liegt die tatsächliche Arbeitszeit erheblich darüber. 47 % arbeiten zwischen 41 und 45
Stunden, 18 % sind sogar
bis zu 50 Stunden wöchentlich im Unternehmen tätig. Innerhalb der
vereinbarten Arbeitszeit
liegen dagegen nur 27 %.
Das ist eines der Ergebnisse der neuen Gehaltsstudie 2012 der
VDI nachrichten, die auf
den tatsächlichen Einkommens- und Arbeitsdaten von 8630 Ingenieuren basiert. Die Einstiegsgehälter des Nachwuchses liegen durchschnittlich bei 44 300 €/Jahr. Mit
56 000 € Jahresgehalt verdienen Ingenieure im
Ruhrgebiet am meisten.
rus
-
Lebenslauf:
Die regelmäßige Ergänzung
mit neu
erworbenen
Fähigkeiten
erleichtert es,
sich bietende
Chancen
schnell zu
nutzen.
Foto: vario images
I
Redaktion:
Rudolf Schulze (verantw.),
Stefan Asche, Claudia Burger,
Dr. Wolfgang Mock, Wolfgang Schmitz,
Hartmut Steiger
Bildbeschaffung/Fotoarchiv:
Antonie Fleckner, Kerstin Küster
Layout/Produktion:
Theo Niehs (verantw.),
Gudrun Schmidt, Kerstin Windhövel
Anzeigenteil: Annette Fischer,
Andrea Trumm
Anzeigen:
Medienpartner Mäurer GmbH,
Breite Straße 124, 41836 Hückelhoven
Druck: Westdeutsche Verlags- und
Druckerei GmbH, Kurhessenstraße 4-6,
64546 Mörfelden-Walldorf
VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, rus
Selbst der Beste seines Faches kann überraschend ein
Problem haben: Ganze Produktionsstätten und Geschäftsbereiche werden ver-
lagert. Jobsuche ist angesagt.
Produkte haben Lebenszyklen, der Strukturwandel
schlägt zu: Wird das Anschlussprodukt überhaupt
noch im Land hergestellt
oder entwickelt? Werden
meine Kenntnisse angesichts des Technologie- und
Strukturwandels noch benötigt? Reichen meine Stärken, um die neuen Herausforderungen zu meistern,
oder wollte ich eigentlich
sowieso was anderes machen?
Wer seine Schokoladenseiten pflegt, kommt weiter,
ist zufriedener, heimst spielend Anerkennung ein und
reibt sich nicht auf.
Doch wer sagt mir, welches Risiko ich eingehen
soll, wie die Erfahrungen
der anderen sind?
Transparenz schaffen,
Einblick in Märkte geben,
Erfahrungen aufzeigen, so
wie es unter guten Freundinnen und Freunden getan
wird, ist das Anliegen des
zweimal im Jahr erscheinenden Magazins „Ingenieurkarriere“.
Monatlich findet das Karrieretelefon der VDI nachrichten für das persönliche
Gespräch mit Experten statt
und wöchentlich bietet der
Teil in Management&Karriere der VDI nachrichten praxisnahe Information. Wenn
Sie Anregungen dazu haben,
informieren Sie uns.
RUDOLF SCHULZE
[email protected]
Rü : N F  ö  – 110 J „K H“
www.vdi-nachrichten.com/
gehalt2012
Verlag: VDI Verlag GmbH,
VDI-Platz 1, 40468 Düsseldorf,
Postfach 10 10 54, 40001 Düsseldorf
Heute schon den Lebenslauf aktualisiert?
Wer meint, angesichts des Fachkräftemangels
sei das nicht nötig, er suche keine neue Stelle,
verzichtet auf ein wesentliches Karrieremittel:
das Mittel, sich über die eigenen Fähigkeiten
klar zu werden.
Die Gebrüder
Wright in Aktion: Eine Aufnahme aus
dem Jahr
1910.
Foto: Interfoto
Wer ist dafür eigentlich
verantwortlich?
Es waren einmal zwei Brüder ... Nein, jetzt kommt
kein Märchen. Sprechen
wir über die Gebrüder
Wright, Wilbur und Orville.
Eigentlich hatten die beiden eine Reparaturwerkstatt für Fahrräder, aber
schon seit Kindesbeinen hatten sie diesen
Traum vom
Fliegen. Und
dann kam auch
noch Otto Lilienthal ins Spiel. Er inspirierte die Wright-Brüder.
Warum ist das überhaupt
passiert?
Während Otto Lilienthal
auf Gleitflugzeuge setzte,
wollten die Wright-Brüder
ein Motorflugzeug bauen.
Als Antrieb verwendeten
sie einen vollständig selbst
konstruierten und mithilfe
eines Mechanikers selbst
hergestellten Vierzylinderreihenmotor mit einem
Kurbelgehäuse aus Aluminiumguss, der leicht war.
Ihren ersten Flugversuch
führten die Brüder Wright
trotz schlechter Wetterbedingungen bereits gegen
Ende 1903 durch. Insgesamt waren es vier, der
letzte Flug mit „Kitty
Hawk“, so der Name, an
diesem 17. 12. 03 dauerte
59 s (Strecke: 260 m). Fünf
Jahre später sollte Wilbur
den Wright Flyer der französischen Regierung zeigen. Er war es auch, der
später die erste Piloten-
schule der Welt eröffnete.
Orville Wright machte
bei der US-Army Flugvorführungen und baute 1909
das Wright Model A, das als
erstes Militärflugzeug bezeichnet wird. Das Flugzeug wurde von der Wright
Company in Kleinserie
hergestellt.
Wo soll das alles hinführen?
Na, sind Sie gerade vom
Weekend Shopping Trip
aus Rio de Janeiro wieder
da? Oder mal eben New
York? Oder mit dem Billigflieger für 9 € eben nach
London? Oder mal eben ...
Manche Zeitgenossen
wünscht man sich ja sogar
auf den Mond.
[email protected]
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6
Ingenieurkarriere · 1/2013
Z
„Ingenieure befinden
sich auf Vollbeschäftigungsniveau“
„Die Arbeitsmarktlage für Ingenieure ist durchweg positiv.“ Laut Ina Kayser vom Bereich
„Beruf und Gesellschaft“ im VDI ist keine Panikmache angesagt. Im Gegenteil: Die Zahl offener
Stellen sei weiterhin hoch. Unternehmen nähmen auch Bachelorabsolventen gerne auf.
Arbeitgeber schauten aber nicht nur auf den formalen Abschluss, auch Sozialkompetenz spiele
eine wichtige Rolle.
Wolfgang Schmitz
VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, ws
VDI nachrichten: Wie sieht
der Arbeitsmarkt für Ingenieure derzeit aus? In letzter
Zeit hieß es, die Ingenieurlücke sei geschrumpft.
Kayser: Die Arbeitsmarktlage für Ingenieure ist
durchweg positiv. Die Zahl
offener Stellen befindet sich
auf einem sehr hohen Niveau – rechnerisch kamen
im Januar 2013 auf einen Arbeitslosen in der Energieund Elektrotechnik 4,6 offene Stellen, im Maschinenund Fahrzeugbau sind es
sogar 5,8 offene Stellen.
Dass die Zahl in den letzten Monaten leicht rückläufig war, liegt vor allem auch
daran, dass der VDI seit Jahren für mehr gut ausgebildeten Ingenieurnachwuchs
wirbt und dieses Werben,
wie die steigenden Absolventenzahlen zeigen, von
Erfolg gekrönt ist. Das sind
gute Nachrichten für den
Innovationsstandort
Deutschland. Zum anderen
liegt trotz schlechter konjunktureller Vorzeichen die
Arbeitslosigkeit konstant bei
unter 3 %. Damit befinden
sich die Ingenieure auf Vollbeschäftigungsniveau.
In welchen Branchen und
Fachbereichen werden vor
allem Ingenieure gesucht?
Ingenieure werden vor allem im Maschinen- und
Fahrzeugbau, der Energieund Elektrotechnik und der
Metallverarbeitung gesucht.
Hier bestehen die größten
Engpässe mit 4,6 bzw. 5,8
offenen Stellen pro arbeitslosem Ingenieur.
Viele Bachelorstudierende
wollen einen Master draufsatteln. Reicht der Bachelor
nicht als Eintrittskarte für
den Arbeitsmarkt?
Der Bachelor ist bei vielen
Firmen gern gesehen. Um
sich Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt zu erhalten, ist
ein Bachelorabschluss, in
dem breites ingenieurwissenschaftliches Basiswissen
vermittelt wird, eine gute
Voraussetzung. Durch diese
grundlegende Bildung sind
im Berufsleben spezialisierende Weiterqualifizierungen wie ein Masterstudium
möglich, die, an den Erfordernissen des Arbeitgebers
oder einer Branche orientiert, einen individuellen
Karriereweg ermöglichen.
sen und Methodenkompetenzen die Sozialkompetenz sowie die Fähigkeit
zur Selbstorganisation und
fächerübergreifendes Denken besonders gefordert.
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Können Absolventen weiterhin mit guten
Gehältern rechnen?
Im Vergleich zu den Absolventen anderer Fachrichtungen können sich junge
Duale Studiengänge: eine gute
Möglichkeit, gut vorbereitet in den
beruflichen Alltag zu starten
Spielen Softskills tatsächlich
eine immer größere Rolle?
Das HIS-Institut für Hochschulforschung führt regelmäßig Absolventenbefragungen durch. Nach etwa
einem Jahr werden dort Berufsanfänger auch nach
Kompetenzanforderungen
im Beruf befragt. Danach
sind neben Grundlagenwis-
Ingenieure über ein sehr ordentliches Einstiegsgehalt
freuen. So lag das Einstiegsgehalt für einen Absolventen der Elektrotechnik mit
einem Diplom von einer
Fachhochschule laut HIS bei
der Befragung des Absolventenjahrgangs 2009 bei
44 350 €. Ein Wirtschaftswissenschaftler verdiente im
Durchschnitt nur 36 700 €.
Es heißt, Absolventen dualer
Studiengänge hätten besonders gute Karten auf dem Arbeitsmarkt?
Gerade aus der Perspektive
der Fachkräftesicherung
sind duale Studiengänge interessant, da sie die Möglichkeit bieten, die Potenziale nicht per se studieninteressierter junger Menschen
zu aktivieren. Für Studierende wiederum sind duale
Studiengänge eine gute
Möglichkeit, trotz akademischer Ausbildung praktische
Inhalte zu erlernen und so
gut vorbereitet in den beruflichen Alltag zu starten. ●
Ina Kayser: „Der Bachelor ist in
Unternehmen gern gesehen.“ Foto: VDI
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Automobilhersteller integrierte Daimler die Lithium-Ionen-Batterie serienfähig in Hybridfahrzeuge. Nicht nur neue Antriebskonzepte treiben uns an, sondern z. B. auch in der Logistik, der
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8
Ingenieurkarriere · 1/2013
Z
So denken wir bei Bosch
Die Bosch-Philosophie:
Eine gute Idee
löst ein Problem.
Eine geniale Idee
gleich mehrere.
Mit dem Finger auf den Arbeitgeber zeigen, zahlt sich selten aus. Wer mit der Kritik
unerkannt bleiben will, geht ins Netz – eine allerdings umstrittene Methode. Foto: Corbis
Arbeitgeber im Bewertungs-Check
Autoritärer Chef hier, devoter Angestellter dort – diese Form der Arbeitsteilung
entwickelt sich zum Auslaufmodell. Im Netz kann jeder Beschäftigte sein Recht auf
Mitsprache schon jetzt selbst erwirken, Arbeitgeberbewertungsportale sind passendes Werkzeug dazu. Die Unternehmen aber fremdeln mit der neuen Offenheit.
Sebastian Wolking
VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, ws
Benedikt Geisslers Arbeitsplatz liegt in Roding, einem
kleinen Städtchen in der
Oberpfalz. Sein Arbeitgeber
ist die Mühlbauer AG, die
Softwarelösungen für die
Produktion von Chipkarten
und elektronischen Reisepässen herstellt, sogar Weltmarktführer auf diesem Gebiet ist. Was denn das Unternehmen eigentlich für die
Zufriedenheit seiner Mitarbeiter tue?
Geissler legt los: Da wäre
zunächst das hauseigene
Fitnessstudio, mit unschlagbaren Konditionen für die
Mühlbauer-Mitarbeiter.
Dann gebe es flexible Arbeitszeiten und eine „ausgeglichene Work-Life-Balance“. Außerdem kostenlose
Kurse, Sprachkurse und
SAP-Kurse.
Arbeitgeberbewertungsportale
versprechen, die Evolution
der Arbeitswelt voranzutreiben
Und man habe ja überdies
die Möglichkeit, viele Kulturen und Nationen kennenzulernen, das Unternehmen
ist schließlich global aktiv.
„Mühlbauer liegt viel daran,
als guter und attraktiver Ar-
beitgeber wahrgenommen
zu werden“, fasst Geissler,
der in der Unternehmenskommunikation für die Investor Relations zuständig
ist, zusammen.
Die Wahrnehmung der
Beschäftigten aber scheint
eine ganz andere zu sein.
Rund 70 von ihnen haben
sich auf der Arbeitgeberbewertungsplattform „Kununu“ schon über den Hidden
Champion geäußert. „Rette
sich, wer kann“, liest man
da in einem Erfahrungsbericht; vom „eiskalten Betriebsklima“ in einem anderen. Ein dritter bilanziert:
„Hier regiert die Angst.“ Insgesamt kommt das Unter-
nehmen auf einer Skala von
eins bis fünf auf eine durchschnittliche Punktzahl von
2,0 – ein miserabler Wert.
„Kununu“ ist der Platzhirsch unter den Arbeitgeberbewertungsportalen.
Sie alle versprechen, die
Evolution der Arbeitswelt
voranzutreiben – durch
mehr Transparenz, mehr
Fairness, mehr Mitsprache.
Vor allem für Berufseinsteiger ist der Service praktisch:
Sie können potenzielle Arbeitgeber aufstöbern und
anhand der Erfahrungsberichte entscheiden, wo sie
sich bewerben – und wo lieber nicht. Und sogar OttoNormalmalocher verschafft
sich mit einem Klick Gehör,
auch wenn sich der Chef
vorher noch nie einen Deut
um dessen Meinung geschert hat.
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10
Ingenieurkarriere · 1/2013
auf Kununu hinterlegt. Im
Januar 2013 blätterte das
Business-Netzwerk Xing
3,6 Mio. € für die Übernahme des österreichischen
Start-ups hin, künftige Synergieeffekte fest im Blick.
Zu den Konkurrenten zählen jobvoting.de, meinchef.de und companize.com, das sich vor allem
über den Vergleich von Gehältern profilieren will.
In den USA ist glassdoor.com Vorreiter, über ein
Vordringen der Kalifornier
nach Europa wird in Fachkreisen schon spekuliert.
Die Begeisterung der Bewerteten hält sich derweil in
Grenzen. Zur Phalanx der
Skeptiker zählt auch Eva
Zils, die als selbstständige
Personalberaterin tätig ist.
„Meistens äußert man sich
als Arbeitnehmer zu einem
Arbeitgeber dann, wenn
man was zu meckern hat“,
sagt die gebürtige Elsässerin. Tatsächlich ist es kinderleicht, eine anonyme Bewertung auf Kununu abzugeben, eine Authentifizierung
Z
Z
ist nicht erforderlich. Beleidigungen und andere Entgleisungen blocken die Administratoren allerdings von
vornherein ab.
„Ich würde darüber hinaus eine Arbeitgeberbewertungsplattform nicht mit
einer Meinungsplattform
für Restaurants, Hotels,
Shops oder Produkte vergleichen“, meint Zils weiter.
„Ich würde selbst keine Arbeitgeberbewertung auf Kununu abgeben, weil ich es
Menschen, die sich ungerecht
behandelt fühlen, schreiben eher
einen Kommentar als andere
für zu heikel halte, dies zu
tun. Ich bin da vielleicht
übervorsichtig, aber ich befürchte, dass anhand von IPAdressen Arbeitnehmer ausfindig gemacht werden
könnten. Im Internet ist
nichts anonym. Daher gibt
es in meinen Augen kein
Szenario, das meine Entscheidung ändern würde.“
„Aus Erfahrung wissen
wir, dass gerade Menschen,
die sich – aus welchen Motiven auch immer – ungerecht
behandelt fühlen, eher einen Kommentar schreiben,
als jene, die zufrieden sind“,
sagt auch Hannes Boekhoff,
der als Leiter Medien die
Continental AG repräsentiert. Der Reifenhersteller
aus Hannover rangiert im
Vergleich aller 30 Dax-Konzerne mit einer durchschnittlichen Punktzahl von
2,88 auf dem drittletzten
Platz. Schlechter schneiden
auf Kununu nur die Deutsche Post (2,72) und Stahlgigant ThyssenKrupp (2,64)
ab.
Das Portal sei nicht repräsentativ, so Boekhoff, interne Mitarbeiterbefragungen
sprächen eine ganz andere
Sprache. Dennoch: Bei fast
160 abgegebenen Bewertungen zum Arbeitgeber Continental dürfte es sich nicht
nur um Einzelmeinungen
handeln.
Freilich können die Niedersachsen der Kritik auch
R  -C
Die Linde Group ist Spitzenreiter im Kununu-Check
- Alle Dax-Unternehmen im Kununu-
Check (ab 50 Mitarbeiterbewertungen,
Stand 5. März 2013):
- 1. Linde Group; durchschnittliche
Punktzahl: 3,79 von 5 möglichen (bei
230 Mitarbeiterbewertungen)
- 2. SAP AG: 3,73 (128)
- 3. Deutsche Telekom: 3,61 (433)
- 4. RWE: 3,58 (50)
- 5. BMW: 3,57 (137)
- 6. Daimler: 3,54 (200)
Der Technologie-Konzern Linde schneidet bei
Kununu exzellent ab. Foto: dpa
- 7. Allianz Deutschland: 3,52 (118)
- 8. E.on: 3,49 (93)
- 9. Henkel: 3,47 (58)
- 17. Deutsche Post: 2,72 (190)
- 10. Siemens: 3,45 (354)
- 18. ThyssenKrupp: 2,64 (83)
- 11. Commerzbank: 3,43 (179)
- 12. Deutsche Bank: 3,41 (80)
- 13. Infineon: 3,39 (50)
- 14. Bayer: 3,38 (101)
- 15. BASF: 3,07 (126)
- 16. Continental: 22,88 (159)
A Alle anderen Dax-Unternehmen haben
weniger als 50 Bewertungen und fallen
damit aus der Wertung: Adidas, Beiersdorf, Deutsche Börse, Fresenius Medical Care, Heidelberg Cement, K+S, Lanxess, Lufthansa, Merck, Münchener
Rück, Volkswagen AG.
S. W.
Positives abgewinnen. „Einige kritische Bewertungen
beziehen sich auf bestimmte Standorte, also sehen wir
uns das ganz genau an. So
haben wir die Chance, lokal
auf Verbesserungsvorschläge schnell zu reagieren“,
meint Boekhoff.
Hier offenbart sich wiederum eine Schwäche der
Bewertungsportale, vor allem aus Sicht von Großkonzernen. Diese haben in der
Wer den Kollegenzorn auf sich zieht,
verliert an Sympathie
Ingenieurkarriere · 1/2013
11
Netzwerke und persönliche Kontakte
helfen bei der Stellensuche
Nur einen Teil ihrer offenen Stellen
schreiben Unternehmen öffentlich
aus. Die meisten Jobs werden durch
persönliche Kontakte und Initiativbewerbungen vergeben. Um
von den nicht ausgeschriebenen
Stellen zu erfahren, sind Netzwerke
wichtig, im anderen Fall hilft Glück.
Peter Ilg
Regel viele Standorte, in
Deutschland, Europa und
der ganzen Welt. Und jede
Niederlassung tickt anders,
jede Abteilung, jeder Manager. Wie also alle Einzelwertungen zu einem fairen Gesamtergebnis zusammenfügen?
Trotz aller Einwände: Wer
den Zorn der eigenen Belegschaft auf sich zieht, könnte
wertvolle Sympathiepunkte
verschenken – und im „War
for Talents“ ins Hintertreffen
geraten.
Laut Forsa-Studie aus
dem Dezember 2012 sind
immerhin rund 40 % der leitenden Angestellten in
Deutschland offen für einen
Arbeitgeberwechsel. Deshalb sind Portale wie Kununu, meinchef.de oder glassdoors.com für die Unternehmen Chance und Herausforderung zugleich.
„Auch wenn die Mühlbauer Group diesen Portalen
kritisch gegenübersteht,
nimmt sie die Einträge zur
Kenntnis und auch durchaus ernst“, bestätigt Benedikt Geissler. Aber man bevorzuge dann doch den direkten Weg des Kritikübens,
dafür stehe auch ein interner Kummerkasten zur Ver●
fügung.
I
- www.kununu.com
VDI nachrichten, Aalen, 5. 4. 13, cer
Neues Jahr – neuer Job! Dies
ist einer der häufigsten Vorsätze beim Jahreswechsel.
Jeder dritte Arbeitnehmer in
Deutschland ist bereit, in
diesem Jahr den Job zu
wechseln. So das Ergebnis
einer im Dezember 2012
durchgeführten Studie des
Markt- und Meinungsforschungsunternehmens Forsa im Auftrag des sozialen
Netzwerks Xing. Nach der
Befragung sind 28 % offen
für einen Arbeitgeberwechsel, 7 % planen ihn konkret.
Was die neue Arbeitsstelle
angeht, warnt Karriereexperte Jürgen Hesse vom Büro für Berufsstrategie Hesse/
Schrader jedoch vor einer
übereilten Kündigung. Besser: „In Ruhe analysieren,
was einen wirklich stört und
an welchen Stellschrauben
eventuell gedreht werden
kann.“ Manchmal hilft ein
offenes Gespräch mit dem
Vorgesetzten, um Probleme
zu lösen. Manchmal auch
nicht. In anderen Fällen
wollen Mitarbeiter durch
den Wechsel aufsteigen. Für
diesen Fall hebt Hesse wieder mahnend die Hand.
„Karriere zu machen, heißt
nicht unbedingt, immer höher, schneller und weiter zu
kommen. Karriere bemisst
sich auch in der Zufriedenheit, die man bei der Aus-
„Morgen fange ich eine neue Stelle an. Mein Traumjob. Den
habe ich über persönliche Kontakte erwischt.“ Foto: Getty Images
übung seines Jobs empfindet.“ Der Berater nennt vier
Hauptquellen der Freude
oder eben auch des Leids im
Berufsleben: den Vorgesetzten, Kollegen und Kunden,
die Aufgabe, Bezahlung und
Arbeitskonditionen. Diese
Komponenten gilt es zu betrachten, wenn man sich die
Frage stellt: Wechseln oder
bleiben?
Entscheidet man sich für
den Wechsel, steht man vor
der nächsten Frage: Wo finde ich die passende Stelle?
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
IAB in Nürnberg hat Ende
2011 Firmen danach gefragt,
wo sie neue Mitarbeiter suchen und wie die Erfolgsquoten der Maßnahmen
sind. Allen voran stehen die
eigenen Mitarbeiter als
Quelle sowie persönliche
Kontakte zu potenziellen
Mitarbeitern. Jede zweite
Firma nutzt diese Möglichkeit – und ist in jedem zwei-
ten Fall erfolgreich. Daraus
könnte man nun ableiten,
dass nur jede zweite Stelle
ausgeschrieben wird. Was
nicht stimmt, weil die Befragten für die Studie mehrere Möglichkeiten ankreuzen konnten. Und weil sie
das auch taten, kann man
daraus schließen, dass sie
mehrere Quellen parallel bei
Manchmal hilft ein offenes
Gespräch mit dem Vorgesetzten,
um Probleme zu lösen
ihrer Suche nutzen: Stellenanzeigen in Zeitungen, Zeitschriften, Internet-Stellenbörsen, die eigene Homepage, Soziale Netzwerke,
Job-Messen, interne Stellenausschreibungen, die Dienste der Arbeitsagentur und
Initiativbewerbungen.
Die Liste der Suchwege
von Firmen ist lang und deshalb gibt es auch zahlreiche
Quellen bei der Jobsuche
von wechselwilligen Arbeitnehmern. Könnte man meinen. Karriereberaterin Svenja Hofert aber schätzt, dass
zwei Drittel aller Stellen
nicht ausgeschrieben werden. „Die meisten offenen
Stellen werden über persönliche Kontakte und Initiativbewerbungen besetzt.“ Eine
andere Studie des IAB stützt
ihre Vermutung. Etwa ein
Viertel aller im Jahr 2010
neu besetzten Stellen wurden über persönliche Kontakte vergeben. Zu diesem
Ergebnis führt eine frühere
IAB-Befragung in 15 000 Unternehmen.
„Große und kleine Firmen
verhalten sich in ihrem
Suchverhalten grundsätzlich anders“, so die Karriereberaterin. Je größer die Firma, umso höher die Quote
der ausgeschriebenen Jobs.
Weil Stellen zu besetzten
teuer ist, zapfen Kleine und
Mittelständler zuerst vor-
12
Ingenieurkarriere · 1/2013
handene und kostenlose
Quellen an, etwa Mitarbeiter und stellen die Offerte
auf ihre Homepage. Für
Groß wie Klein gilt: Die Gefahr, den Falschen ausgesucht zu haben, ist bei
Ausschreibungen größer, als
wenn der neue Mitarbeiter
im eigenen Umfeld rekrutiert wird.
Nun stellt man sich
zwangsläufig die Frage, welche Stellen denn ausgeschrieben werden? „Es
sind die, die schwer zu besetzen sind“, sagt Hofert.
Das sind beispielsweise Jobs
für ausgewiesene Experten
in einem Fachgebiet. In anderen Fällen sind sie pure
Z
Imagewerbung fürs Unternehmen oder auf Drängen
der Personalabteilung entstanden, obwohl der Vorgesetzte bereits einen Kandidaten in petto hat. „In diesem Fall braucht sich kein
Bewerber Hoffnung zu machen, weil sich am Ende immer der Vorgesetzte gegenüber dem Personaler durchsetzt“, weiß Hofert.
Und wie erfährt man von
der Vielzahl an Jobs, die unter der Hand vergeben werden? „Persönliche Kontakte
sind der Schlüssel, um von
Stellen zu erfahren, die
nicht öffentlich angepriesen
werden“, so Hofert. Zum
Beispiel auf Branchen-
Z
Stammtischen, in Foren
oder sozialen Netzwerken,
in denen jemand verkündet:
Ich bin verfügbar. „Man
muss unter die Leute, um
davon zu erfahren“, sagt
Hofert. Je mehr man in persönlichem Kontakt und im
Internet sichtbar sei, desto
Je mehr persönlicher Kontakt und
Sichtbarkeit im Internet,
desto höher die Chancen
höher seien die Chancen,
angesprochen und empfohlen zu werden. Man muss
aber nicht unbedingt von
den nicht ausgeschriebenen
Personalberatung sucht im
Auftrag von Unternehmen
passende Kandidaten und
hat 2012 gut 6000 Interviews
geführt. „Indem wir Lebensläufe und Arbeitszeugnisse
gegeneinander abprüfen,
ein Vorabtelefonat führen
und auch onlinegestützte
Profilingtests durchführen,
die ausweisen, ob jemand
Beschönigungstendenzen
hat, trennen wir bereits vor
dem Vorstellungsgespräch
den Weizen von der Spreu.“
Ein Ergebnis einer Internet-Recherche kann sein,
dass ein Kandidat angibt,
sein Abitur im Ausland gemacht zu haben, im Internet
aber Klassenfotos einer
deutschen Schule gefunden
werden. Es mag am großen
Aufwand liegen, den die
Personalagentur im Vorfeld
betreibt, sodass dort nach
eigenen Angaben in Vorstellungsgesprächen weniger
geschummelt wird, als Arbeitspsychologe Fell in sei-
Stellen erfahren. „Oft hilft
schon Glück allein, um zur
rechten Zeit mit einer Initiativbewerbung am rechten
Ort zu sein“, sagt Hofert. Die
Erfolgsquote ist bei erfahrenen Leuten deutlich höher
als bei Berufseinsteigern,
weil sie Berufserfahrung, Erfolge, Projekte vorweisen
können. Absolventen erhöhen ihre Chancen, vom Unternehmen angesprochen
zu werden, wenn sich beide
kennen, z. B. durch Prakti●
ka.
I
- http://hesseschrader.de
- www.svenja-hofert.de
In Bewerbungsgesprächen wird
gelogen, geschummelt und aufgeschnitten. Aufschneiden ist bis zu
einem gewissen Grad erlaubt,
schummeln auch. Lügen geht gar
nicht. Doch die Grenzen der Selbstdarstellung sind fließend. Der Ehrliche ist dann der Dumme, wenn er
sich schlecht präsentiert.
Peter Ilg
VDI nachrichten, Aalen, 5. 4. 13, cer
Die einen Wissenschaftler
behaupten, dass jeder
Mensch 200 mal am Tag
lügt. Andere Studien bringen zwei Lügen täglich ans
Tageslicht. Wem soll man
glauben? Die Wahrheit liegt
wohl wie so oft dazwischen.
Geschummelt und gelogen
wird zu Hause, in der Schule, bei der Doktorarbeit oder
am Arbeitsplatz. Und im
Vorstellungsgespräch? „Ja,
auch dort wird häufig geschummelt“, sagt Arbeitspsychologe Clemens Fell. Er
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität
Wer den Pinocchio gibt, dem wird
eine lange Nase gezeigt. Foto: ullstein bild
des Saarlandes und untersucht das Phänomen des
Bewerber-Fakings. Fake ist
der englische Begriff für Fälschung, Imitat oder Schwindel.
In Studien hat Fell herausgefunden, dass etwa die
Hälfte der Kandidaten im
Bewerbungsgespräch dazu
tendiert, eigene negative
Merkmale herunterzuspielen. Würde ein Mitarbeiter
für einen internationalen
Job gesucht und der Bewerber hat keine Auslandserfahrung, so könnten manche Kandidaten versuchen
dieses Defizit dadurch auszubügeln, dass sie davon
schwärmen, wie bereichernd sie andere Kulturen
finden und wie viel Zeit sie
schon privat im Ausland
verbracht haben. Arbeitserfahrung vorzugeben, die
man gar nicht besitzt,
kommt dagegen sehr viel
seltener vor. Den Unterschied macht die Beweisbarkeit der Aussage. Vorgegebene Berufserfahrung
lässt sich mit Arbeitszeugnissen belegen, vorgegaukelte Auslandsliebe nicht.
„Der Grund für Faking-Verhalten ist der Versuch von
Bewerbern, die Einstellungschancen durch bewusstes Verzerren von Antworten zu verbessern.“
Ist der Ehrliche also der
Dumme? „Auf den ersten
Blick könnte man das meinen“, sagt Fell. Jeder Bewerber müsse sich aber im Klaren sein, dass er durch Aufschneiden, Schwindeln, Lügen eventuell ein Eigentor
schießt: „Vielleicht stellt der
Unehrliche im Job fest, dass
er die gestellten Anforderungen einfach nicht erfüllen kann.“ Das schlägt sich
dann im Arbeitszeugnis nieder. Personaler können sich
vor Faking nicht schützen.
Das zeige die Forschung.
Reinhard Scharff ist Geschäftsführer von Personal
total in Stuttgart-Mitte. Die
www.DLR.de/jobs
Pinocchio beim Bewerbungsgespräch?
nen Studien festgestellt hat.
„Wir haben maximal 20 bis
30 Bewerber pro Jahr, die irgendeinen Grad an Unwahrheit sagen“, so Scharff. Und
bei diesen wenigen Kandidaten stellt er einen bestimmten Typ fest, der häufiger als andere nicht mit offenen Karten spielt. „Je näher ein Bewerber am Verkauf ist, desto eher wird aufgeschnitten, was Erfolge
und Verkaufszahlen angeht.“ Eine weitere Problemgruppe seien Bewerber
mit nicht nachprüfbaren
Angaben, etwa HochschulAbschlüsse ausländischer
Bewerber. „Männer beschönigen eher, wenn es um ihre
Erfolge geht, Frauen neigen
dazu, beim Teamverhalten
positiv zu übertreiben.“
Alle wollen die Chancen
verbessern, einige sind erfolgreich. „Die Grenzen der
Selbstdarstellung sind im
Arbeitsrecht fließend und
eventuell hat der Aufschnei-
der und selbstbewusst auftretende Bewerber deshalb
die Nase vorn“, sagt Sandra
Flämig, Fachanwältin für Arbeitsrecht in Stuttgart. Für
sie ist der Ehrliche dann der
Dumme, wenn er sich
Wird der Arbeitgeber durch
Unwahrheiten getäuscht, kann er
den Arbeitsvertrag anfechten
schlecht präsentiert und
Unsicherheiten allzu offen
zugibt. Aber Vorsicht: „Lügen und betrügen wird juristisch geahndet.“ Wird der
Arbeitgeber durch Unwahrheiten getäuscht, kann er
den Arbeitsvertrag anfechten, eventuell fristlos kündigen und sogar Strafanzeige
erstatten.
Zeugnisse zu manipulieren, ist Urkundenfälschung,
und sich damit in eine höhere Gehaltsgruppe zu
schummeln, glatter Betrug.
Ingenieurkarriere · 1/2013
13
Die eigenen Erfolge um etwa 10 % besser darzustellen,
als sie tatsächlich waren, ist
nach Meinung von Scharff
durchaus üblich. Ebenso,
beim letzten Gehalt leicht
zu übertreiben.
Lügen sind für ihn gefälschte Zeugnisse oder Verheimlichung von Diebstahl.
„Wenn wir beim Abgleich
der Unterlagen, unseren Recherchen oder im Vorstellungsgespräch unangemessene Übertreibungen und
Unwahrheiten feststellen,
wird gleich kein Gespräch
geführt oder es wird abgebrochen.
Für Scharff ist der Unehrliche im Vorstellungsgespräch der Dumme – weil
doch alles irgendwie und irgendwann ans Tageslicht
●
kommt.
I
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in Festanstellung vermittelt.
Etwa in die Automobilindustrie, an Nahrungsmittelhersteller und die Pharmaindustrie bis zu Erzeugern erneuerbarer Energien.
Ingenieure verkaufen sich
aus unserer Sicht häufig zu
passiv. Grundsätzlich raten
wir ihnen, ausführlich und
detailliert auf bisherige Tätigkeiten einzugehen. So
führt nicht jeder Entwicklungsingenieur die gleichen
Aufgaben aus. Aus diesem
Grund sollte aus dem Lebenslauf hervorgehen, was
er in welchen Rollen und
Tätigkeitsgebieten mit welchen Tools entwickelt hat.
Ingenieure sind sehr genau
und im positiven Sinne bescheiden. Häufig scheitern
Bewerbungen daher an den
Softskills. Wer ehrenamtlich
tätig war, Vorträge gehalten
hat oder eine Projektleitung
innehatte, sollte dies unbedingt aufführen; auch
scheinbare Kleinigkeiten,
wie die Organisation von
Meetings, Moderationstätigkeiten oder das Abstimmen
zwischen den Abteilungen
Worauf Personaler bei
Bewerbungen Wert legen
Zwar sind Ingenieure gefragte
Leute, doch wer seinen Traumjob
ergattern möchte, sollte auf eine
gepflegte und individuelle Bewerbung achten. Gerade Bewerber im
technischen Bereich verkaufen sich
oft unter Wert. Wuchern sollten
Ingenieure vor allem mit Hobbys,
Projektleitung und Ehrenamt. Denn
diese sagen etwas über soziale
Kompetenzen. Fünf Einsteller verraten, worauf sie achten.
Leila Haidar
VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, ws
„Keine Angst bei
Biographie-Brüchen“
Foto: GeoEnergie
Rüdiger Grimm, geschäftsführender Gesellschafter, von GeoEnergie Konzept GmbH, Planungsbüro für oberflächennahe Geothermie, Freiberg.
Wer es bis zum Handschlag schafft, hat sich bei der
Bewerbung geschickt verkauft. Foto: mauritius
„Fünf meiner sieben Mitarbeiter sind Ingenieure. Im
interdisziplinären Team sind
Fachleute aus der Geowissenschaft, Verfahrenstechnik
und dem Umweltengineering. Wenn ich Bewerbungen
erhalte, schaue ich deshalb
zuerst auf die Qualifikation.
Weil wir als international
agierendes Planungsbüro in
der Branche bekannt sind,
bekommen wir viele Bewerbungen von GeothermieFachleuten. Eigentlich sind
mir aber klassische Ingenieure, die bei uns verschiedenste Aufgaben übernehmen können, lieber. Ingenieure arbeiten hier in der
Planung am Computer oder
erstellen Gutachten auf der
Baustelle. Ich sehe gerne individuelle Bewerbungen, Serienmails gehen gar nicht.
Ausgefallen dürfen Gestaltung und Ansprache gerne
sein, aber nur, wenn es zum
Menschen passt. Wer sich
verstellt, tut uns und sich
selbst keinen Gefallen. Bei
zu exotischen Bewerbungen
überlege ich mir schon, ob
jemand menschlich in unser
kleines Team passt. Um einen Eindruck der Softskills
zu erhalten, schaue ich auf
Hobbys und Ehrenamt und
rate Bewerbern, solche Angaben stets zu machen.
Bei 250 kleineren Projekten im Jahr ist eine gute Bü-
roorganisation Pflicht. Wir
arbeiten für andere Planungsbüros, Firmen, Kommunen und Privatpersonen.
Noten und Abschlüsse sind
mir nicht wichtig. Es ist ohnehin schwierig geworden,
hier den Überblick zu behalten. Ich schaue auf Berufserfahrung und Praktika. Interessant finde ich Menschen mit Brüchen in der
Biographie. Schwierigkeiten
machen den Menschen oft
stärker. Ich rate daher immer, diese auch anzugeben.
Denn spätestens im Bewerbungsgespräch kommen wir
●
darauf zu sprechen.“
„Nicht zu bescheiden
auftreten“
Matthias Ruff, Direktor Festanstellungsvermittlung bei der
Hays AG, Personalvermittlung,
Mannheim.
„Über alle Branchen hinweg
haben wir im vergangenen
Jahr weit über 1000 Ingenieure in die Arbeitnehmerüberlassung eingestellt und
zudem über 250 Ingenieure
Foto: Hays
„Man sieht es einer Bewerbung an,
ob sich der Interessent beim
Verfassen mit Stellenausschreibung
und Unternehmen
auseinandergesetzt hat“
bezeugen Kommunikationsund Organisationsfähigkeit.
Gleiches gilt für Hobbys wie
Mannschaftssportarten
oder Engagement im Verein.
Die Arbeitnehmerüberlassung kann einen Einstieg in
interessante Aufgaben und
spannende Projekte bei
namhaften Kunden bedeuten.
Abschlusstipp für das Bewerbungsgespräch: Denken
Sie in den Dimensionen des
künftigen Chefs und übertragen Sie Ihre bisherigen
Fähigkeiten auf die kommende Aufgabe – so erreichen Sie eine gemeinsame
●
Sprache.“
Ingenieurkarriere · 1/2013
15
„Praxiserfahrung
und fester Händedruck“
„Ich möchte von Motivation und Kompetenz lesen“
„Über Initiativbewerbungen
freuen wir uns“
Jan Wenzel, Geschäftsführer Dimensionics GmbH, Anbieter für
Messtechnik, Esslingen.
Kathrin Gelfart, Personalleiterin bei der Hartmann-exact
GmbH, Automobilzulieferer für
Sensoren und Mechatronik,
Schorndorf.
Michael Aigner, Geschäftsführer
bei der Aton Solar GmbH, Photovoltaik-Großhändler, Laichingen.
„Uns ist die Berufserfahrung am wichtigsten. Jeder,
der eine Ausbildung zum
Feinmechaniker, Werkzeugmacher, Mechatroniker oder Zerspanungsmechaniker abgeschlossen
und danach weitergemacht
hat, ist für uns interessant.
Auch ich habe nach meiner
Feinmechaniker-Lehre einen Techniker und ein Ingenieurstudium absolviert.
Denn praktische Erfahrung
in der Messtechnik und der
Metallverarbeitung ist für
unsere tägliche Arbeit das
A und O. Bei uns werden
Ingenieure oft mit Schnitt-
stellenfunktionen betraut,
müssen Angebote kalkulieren und mit dem mittelständischen Kunden auf
Augenhöhe sprechen können. Mechatroniker und
Ingenieure mit Praktika in
der Messtechnik werden
bei uns fast immer eingeladen. Wir geben auch Studienabbrechern eine
Chance, wenn uns die Bewerbung von ihrer Motivation und Einsatzbereitschaft überzeugt.
Aussortiert werden Lebensläufe mit Lücken, Berufsanfänger ohne praktische Kenntnisse und Ingenieure, die lange Zeit ihren
Beruf nicht ausgeübt haben. Wir bekommen gerne
Unterlagen per Post, mit
individueller Ansprache,
keine bunten DesignKunstwerke. Ich mache mir
gerne einen direkten Eindruck vom Bewerber im
persönlichen Gespräch.
Dabei achte ich auch auf
Körperhaltung und den
festen Händedruck.“
●
„Wir wachsen seit Jahren
und bauen deshalb Personal auf, so suchen wir
Fachkräfte und Ingenieure
im Bereich Elektronikentwicklung und Projekteinkauf. Man sieht es einer
Bewerbung an, ob sich der
Interessent beim Verfassen
mit Stellenausschreibung
und Unternehmen auseinandergesetzt hat, obwohl es Mühe bedeutet.
Das fängt beim persönlichen Anschreiben auf maximal einer Seite an. Wir
achten darauf, ob der Bewerber konkret auf Position und Unternehmen eingeht. Ich möchte von Motivation, beruflicher Erfahrung sowie persönlicher
und fachlicher Kompetenz
lesen. Dabei sollte ein Anschreiben sachlich geschrieben sein, Lobeshymnen auf sich selbst
wirken unglaubwürdig.
2000 Bewerbungen gingen
im vergangenen Jahr bei
Hartmann-exact ein. Wir
beschäftigen 500 Mitarbeiter, davon 200 am Hauptsitz Schorndorf. Gerade
weil die Personalabteilung
so viele Unterlagen sichtet, sollten geforderte Angaben wie Gehaltsvorstellung und möglicher Eintrittstermin nicht fehlen.
Beim Lebenslauf achten
wir auf Vollständigkeit.
Grundsätzlich akzeptieren
wir elektronische Unterlagen genauso wie die Bewerbungsmappe per Post.
Bei der Bewerbung via
E-Mail rate ich, beigefügte
Dateien zusammenzufas●
sen.“
„Ingenieure setzen wir in
der Beratung und bei den
Rentabilitätsanalysen, etwa
für private und gewerbliche
Solarstromspeichersysteme,
ein. Wir suchen Leute, die
gut mit den Kunden können, aber auch über Kenntnisse von Solarkomponenten verfügen. Über Initiativbewerbungen fähiger Ingenieure freuen wir uns immer. Liegt eine Bewerbung
auf meinem Tisch, zählt zunächst das Anschreiben: Ist
der Firmenname richtig geschrieben? Ist der Brief eigenhändig unterschrieben?
Und ist das Schriftstück gut
formuliert? Zwar suchen wir
keine Schriftsteller, aber ich
bin der Meinung, dass Menschen schreiben, wie sie
denken. Ein chaotischer
und unstrukturierter Text
lässt auf einen ähnlichen
Zustand im Kopf des Bewerbers schließen. Nach der
ersten Sichtung verschicken
wir einen Personalfragebogen, den der Interessent
handschriftlich ausfüllen
soll. Hier fragen wir unter
Foto: Aton Solar
Ingenieurkarriere · 1/2013
Foto: Dimensionics
14
anderem nach den beruflichen Zielen. Wer nur „einen
neuen Job“ will, hat sein Ziel
direkt nach der Einstellung
erreicht. Wer aber gerne unseren „Umsatz steigern“
oder ein „neues Produkt an
den Markt bringen“ möchte,
der hat langfristige Ziele
und erscheint uns motiviert.
Als Hobby-Grafologen sagen
mir Handschriften, ob ich
einen introvertierten Menschen vor mir habe, ob er
ein vereinnahmendes Wesen hat oder ob er sich gerne hinter Blendwerk ver●
steckt.“
Z
Z
Anheuern beim Start-up?
Gute Ingenieure werden gesucht –
auch von Jungunternehmen. Wer
Risikobereitschaft, Eigenverantwortung, Unternehmungslust
und Fleiß mitbringt, findet in frisch
gegründeten Firmen viel Raum
zum Gestalten und Entfalten. In
einschlägigen Börsen wimmelt es
von Start-up-Jobs für Berufserfahrene und Einsteiger.
Peter Trechow
Abenteuer: Wer beim Start-up anheuert, weiß nie genau,
wohin die Reise geht. Langweilig wird es selten.
Foto: Fotolia
VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, sta
„Das Einstellen der ersten
Mitarbeiter war psychologisch ein großer Schritt“,
berichtet Frank Pawlitschek,
Mitgründer und Geschäftsführer des Berliner Start-ups
Ubitricity. Die ersten 15 Monate nach der Gründung im
Jahr 2008 hatte er mit Partner Knut Hechtfischer allein
geplant und entwickelt. Nun
hat das Unternehmen 20
Mitarbeiter.
Ubitricity will Elektromobilität einfacher machen.
Statt bis zu 10 000 € teure
Ladesäulen in Städte zu stellen, wollen die Gründer spezielle Ladesteckdosen in
Straßenlaternen integrieren
und an Wände schrauben.
Die Kosten sinken so auf etwa 300 € pro Ladepunkt. Die
Hardware soll 2014 marktreif sein. Neben den Laternen- und Wandsteckdosen
zählen mobile Stromzähler
dazu, die wahlweise ins Ladekabel oder Fahrzeug integriert sind. Über sie laufen
die Authentifikation und die
Abrechnung des Stroms.
„Aus Kommunen und
Stadtwerken gibt es große
Nachfrage und auch mit Autoherstellern laufen intensive Gespräche“, freut sich
Pawlitschek. Die Aufgaben
sind für das Gründerduo
nicht mehr allein zu bewältigen. Finanziert durch die
VC-Gesellschaft Earlybird
und Business Angels wächst
BERUFSBEGLEITENDE MASTERSTUDIENGÄNGE
AN DER UNIVERSITÄT MÜNSTER
> Max. 25 Teilnehmer pro Kurs
> Renommierte Professoren und Top-Praktiker
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[email protected]
ihr Unternehmen. Mehrere
Stellen sind offen.
Dass Pawlitschek sich
noch so lebhaft an den
Bammel vor den ersten Einstellungen erinnert, verrät
viel über Start-ups. Auch
Chefs betreten hier ständig
In einem neuen Markt gibt es keine
ausgetrampelten Pfade,
sondern nur die eigenen Ideen
Neuland. Wie ihre Mitarbeiter, müssen sie sich bei vielen Aufgaben überwinden –
und daran wachsen.
„Bei uns bekommt jeder
Mitarbeiter, ob berufserfahren oder Werksstudent, ein
Aufgabenfeld, das er eigenverantwortlich bearbeitet“,
sagt Pawlitschek. Mitarbeiter entwickeln Themen
selbstständig weiter, suchen
im Austausch mit Kollegen
Antworten auf offene Fragen. Ubitricity geht in einem Markt, der erst entstehen soll, innovative Wege. Es
gibt keine ausgetrampelten
Pfade, nur die eigenen Ideen, Ziele und strategischen
Überlegungen. Ob sie zum
Ziel führen, ist ungewiss.
Diese Ungewissheit hat
Linda Kahlbaum nicht abgeschreckt. Letztes Jahr ist sie
als Projektmanagerin bei
Ubitricity eingestiegen. „Natürlich ist mir das Risiko bewusst“, sagt sie, „doch die
Vision und die Inhalte, für
die das Unternehmen steht,
sind mir wichtiger. Nach
zwei Jahren USA ist man
auch nicht mehr so risikoavers wie andere Deutsche.“
Hintergrund: Vor ihrem Einstieg hat die 32-Jährige bei
einem Solar-Unternehmen
in den USA gearbeitet.
Am Job im Start-up reizten sie Arbeitsklima und
Entwicklungsmöglichkeiten.
„Wir sitzen alle in einem
Raum, bekommen viel voneinander mit und lernen dabei schnell“, berichtet sie.
Die Schattenseite der
krustenfreien Strukturen:
lange Arbeitstage. „Vor 18
Uhr geht bei uns keiner
nach Hause“, räumt Pawlitschek ein. Tage und Wochen
vergingen wie im Flug. Wer
eigene Ziele verfolgt und
selbstverantwortlich arbeitet, schaut nicht zur Stechuhr. Zumal die Aufgaben
nicht so eingegrenzt sind,
wie in Großbetrieben. Kahlbaum betreut Pilotprojekte,
kümmert sich ums tech-
nische Marketing und steht
zuweilen am UbitricityStand auf Messen.
Abwechslung und Entfaltungsmöglichkeiten sind ein
Pfund, mit dem Start-ups im
War for Talents wuchern
können. „Wir suchen vor allem Elektrotechniker und
IT-Experten, also genau die
Disziplinen, die alle suchen“, berichtet Pawlitschek. Wettbewerber sind
Konzerne mit großen Namen und etablierte Mittelständler. Doch so mancher
zieht die lebendige Kleinstruktur vor.
Gerade erst ist mit Rupert
Stützle ein erfahrener
Bosch-Mann als technischer
Geschäftsführer zu den Berlinern gestoßen, der zuletzt
die Entwicklung von Leistungselektronik-Komponenten des Zulieferers geleitet hatte. Und immer wieder trudeln Bewerbungen
von Young Professionals ein,
die es aus Konzernen wegzieht, weil sie auf mehr Gestaltungsspielraum drängen, mehr Verantwortung
und berufliche Vielfalt.
Doch das Rekrutieren von
Ingenieuren ist kein Selbstläufer. „Wir nutzen unsere
Nähe zu den Berliner Hochschulen, indem wir Werkstudenten und Diplomanden
Foto: ResearchGate
Ingenieurkarriere · 1/2013
Immer locker bleiben, auch bei hohem Besuch:
ResearchGate-Gründer Ijad Madisch (m. Mütze)
führt Angela Merkel durch sein Unternehmen.
an unser Unternehmen heranführen“, so Pawlitschek.
Doch braucht es auch erfahrene Kräfte für die Serienentwicklung, die Teams und
Projekte leiten können,
technisch über den Tellerrand blicken und die das
Standing haben, bei Partnern auch mal eine klare
Bei allem Wohlfühlklima
wird hart gearbeitet – und das
nicht nur von neun bis fünf
F
Hier suchen Start-ups
Mitarbeiter
- Eine Fülle an Jobs in Start-ups findet
sich unter berlinstartupjobs.com – einer Börse, auf der Gründer teils Gründungspartner oder Spezialisten aus
den verschiedensten Disziplinen für
die Umsetzung ihrer Ideen oder für die
Unternehmensentwicklung suchen.
- Reifere Start-ups annoncieren regelmäßig in den Web-Portalen „Gründerszene.de“ oder „deutsche-startups.de“.
- Start-ups mit Ingenieurbedarf scannen
regelmäßig die Inserate der VDI nachrichten und bemühen sich, über Veröffentlichungen in den Fokus von Bewerbern zu rücken. „Nach Medienberichten häufen sich bei uns die Initiativbewerbungen“, berichtet UbitricityGründer Frank Pawlitschek.
pt
Ansage zu machen. „Solche
Leute sind schwer zu finden“, sagt er.
Wie Ubitricity suchen viele Start-ups Mitstreiter. In
einschlägigen Jobbörsen (s.
Kasten) sind Informatiker
und Software-Ingenieure
gefragt, aber auch Gründungspartner und Strategen, oder Experten für Vertrieb, Marketing und Design. Ein bunter Arbeitsmarkt mit legerem Ton, in
dem Zeugnisse weniger zählen als an Talent, Kreativität
und Enthusiasmus.
Was sind das für Leute, die
in Start-ups anheuern?
„Ganz unterschiedliche“,
antwortet Ijad Madisch,
Gründer des sozialen Wissenschaftler-Netzwerks ResearchGate, dem sich über
2,6 Mio. Forscher weltweit
angeschlossen haben. Die
Hälfte seiner mittlerweile
100 Mitarbeiter komme aus
dem Ausland. „Bei uns arbeiten Leute aus Argentinien bis Zypern sowie Christen, Juden und Moslems zusammen. Nur mit dieser Mischung an Hintergründen
und Erfahrungen können
wir ein Netzwerk bauen, das
allen Forschern weltweit gerecht wird“, erklärt er. Viele
Mitarbeiter kämen selbst
aus der Forschung und widmeten sich nun der Herausforderung, die Wissenschaft
ins digitale Zeitalter zu führen.
Wenn Madisch redet,
klingt Begeisterung für seine
Sache mit. Die wünscht er
sich auch von Bewerbern,
ebenso wie Teamfähigkeit
Foto: Ubitricity
16
„Wir suchen vor
allem IT-Experten und
Elektrotechniker, also
genau die Disziplinen,
die alle suchen.“
Frank Pawlitschek,
Mitgründer des Berliner
Start-ups Ubitricity.
Ingenieurkarriere · 1/2013
17
und Toleranz. Im Gegenzug
biete ResearchGate eine
Kultur, die ihresgleichen suche. So suchen sich Mitarbeiter ihre Arbeitszeiten
selbst aus. „Wir haben einen
russischen Top-Entwickler,
der gern nachts arbeitet,
aber erst zum Mittagessen
im Büro auftaucht. Andere
halten gern Siesta, wofür wir
extra einen Ruheraum eingerichtet haben“, erzählt er.
Damit sich neue Mitarbeiter in Berlin zurechtfinden
und das Team auch bei Freizeitaktivitäten zusammenfindet, beschäftigt das Startup eigens eine FeelgoodManagerin. Ein ganzes
Stockwerk ist für Billard,
Tischtennis, Kicker & Co. reserviert.
Die Mitarbeiter zahlen
diese Investitionen durch
hohe Identifikation mit dem
Unternehmen zurück. Denn
bei allem Wohlfühlklima
wird hart gearbeitet – und
das nicht nur von neun bis
fünf. Selbstverantwortung
wird groß geschrieben.
„Meist ist es so, dass die Ideen für neue Funktionen von
den Entwicklern selbst kommen“, so Madisch. Es liege
dann an ihnen, diese Ideen
umzusetzen und sich die
nötige Unterstützung im
Team zu organisieren. „Es
spornt die Leute stark an,
sich selbst verwirklichen zu
können statt etwas nachzubauen, was anderswo
schon funktioniert“, sagt er.
ResearchGate ist binnen
drei Jahren von einer Handvoll Mitarbeiter auf mehr als
100 Köpfe gewachsen. Und
der Personalaufbau geht
weiter: „Wir suchen insbesondere Entwickler mit
Kenntnissen in Java/Hadup/
Solr, aber auch Copywriter
und Designer“, wirbt Madisch und lädt Interessenten
gleich auf seine Webseiten
ein: „Da haben wir alle Stel●
len ausgeschrieben.“
I
. www.ubitricity.com
. www.researchgate.net
18
Ingenieurkarriere · 1/2013
B Karrierestufen erklimmen
N
Berufseinstieg ist wesentlicher
Meilenstein auf weiterem Karriereweg
Stellenanzeigen
häufig noch
diskriminierend
VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, ws
Eine aktuelle Studie der
Universität Paderborn
weist nach, dass Stellenanzeigen in Zeitungen
häufig nicht neutral formuliert werden. Im Jahr
2005 seien laut Studie 47 % der Stellenanzeigen diskriminierend gewesen, 2010 nur noch
25 %. Diskriminierende Formulierungen im Hinblick
auf das Geschlecht
seien zwar seltener
geworden, kämen
aber immer noch
überraschend häufig vor.
Der Rückgang diskriminierender Formulierungen sei besonders stark
bei kleineren Unternehmen unter 250 Beschäftigten.
ui/ws
Foto: Benja Weller/Das Fotoarchiv
„Der Einstieg in den Arbeitsmarkt bestimmt maßgeblich
die Chancen und Risiken im
weiteren Erwerbsverlauf.
Um Arbeitslosigkeit möglichst dauerhaft zu vermeiden, ist die Qualität der Beschäftigung zu Beginn der
Erwerbskarriere von heraus-
Firmen investieren
in Weiterbildung
Die Unternehmen in
Deutschland investieren
zu Recht in Weiterbildung, um ihren Fachkräftebedarf zu sichern, heißt
es in der Pressemitteilung
zu einer Umfrage des
Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und
des Deutschen Instituts
für Erwachsenenbildung
(DIE).
Allerdings gelte das positive Weiterbildungsklima nicht für alle Bereiche: Überwiegend durch
die Arbeitsagenturen finanzierte Anbieter berichten von gesunkenen
Einnahmen, während die
Studie bei überwiegend
betrieblich finanzierten
Anbietern von einem hervorragenden Klima
spricht.
bibb/ws
VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13
[email protected]
ragender Bedeutung.“
Darauf wies das Institut
für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) vor wenigen Monaten hin. „Gelingt
ein passender Einstieg in
den ersten drei Jahren nicht,
ist das nur noch schwer zu
korrigieren“, warnt IAB-Direktor Joachim Möller.
Bring die Welt in Sicherheit!
Das Ende vergangenen
Jahres erschienene „IAB
Handbuch Arbeitsmarkt“
hat auch das Schwerpunktthema „Fachkräftebedarf:
Analysen und Handlungsstrategien“.
iab/ws
I
- www.iab.de
Weiterbildung gewinnt an Bedeutung
VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, ws
Lernfreundliche Arbeitsplätze in Unternehmen tragen
zur Innovationsfähigkeit
ganzer Volkswirtschaften bei
– und sind damit mindestens ebenso wichtig wie die
Hochschulbildung. Das ist
das Ergebnis einer europaweiten Studie des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie
und des Instituts für Innova-
tion und Technik.
Lernfreundlichkeit drücke
sich in komplexeren Anforderungen an Beschäftigte
aus, etwa durch ein vielfältiges Aufgabenfeld und Zusammenarbeit im Team. Darüber hinaus seien auch andere Formen betrieblicher
und beruflicher Weiterbildung wichtig für die Innovationsfähigkeit, wie die Untersuchung in 28 europäi-
schen Staaten im Auftrag
des Europäischen Zentrums
für die Förderung der Berufsbildung (Cedefop) zeige.
Die Ergebnisse wiesen darauf hin, dass Weiterbildung
eher noch relevanter als
Hochschulbildung sei.
fibs/ws
I
- www.cedefop.europa.eu
Generation Y stellt neue Forderungen
VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, ws
Die Bewerber der Generation Y sind selbstbewusster
und setzen andere KarriereSchwerpunkte als frühere
Generationen. Work-LifeBalance, abwechslungsreiche Aufgaben und flexible
Arbeitszeiten sind Absolventen wichtiger als Führungs-
verantwortung, Auslandseinsätze oder hohes Gehalt.
Das sehen jedenfalls die
Personaler so, die vom Berliner Trendence Institut im
Auftrag des Staufenbiel Beratungsinstituts befragt wurden.
Auf die neuen Anforderungen hätten viele Arbeit-
W    N 
I  D ?
Im Vergleich zum Vorjahr
In den nächsten fünf Jahren
14 %
stark steigend
5%
stark steigend
37 %
steigend
Gesamt
13 %
rückläufig
45 %
gleichbleibend
Grafik: Ingenieurkarriere 1/2013, Gudrun Schmidt
59 %
steigend
4%
rückläufig
Gesamt
23 %
gleichbleibend
Quelle: staufenbiel
geber mit Veränderungen
bei der Außendarstellung sowie bei Employer Branding
und Recruiting reagiert.
„Viele präsentieren sich
mittlerweile zielgruppengerecht in sozialen Medien
wie Facebook oder Twitter“,
heißt es bei Staufenbiel.
„Fast die Hälfte der Arbeitgeber gibt Absolventen inzwischen in der Bewerbungsphase Einblicke in das
Unternehmen und bietet ihnen die Gelegenheit, künftige Kollegen kennenzulernen.“
Laut Studie bleiben Ingenieurabsolventen 2013 stark
nachgefragt. 42 % der Unternehmen rechnen mit einem
steigenden Bedarf. stau/ws
I
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ARBEITGEBER
2012 STUDENT SURVEY
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Automotive
Industrial
Personnel
Ingenieurkarriere · 1/2013
B
B
und Elektrotechnik sowie
die Chemie- und Pharmaindustrie. Die geringsten
Anstiege gab es im Baugewerbe sowie in Ingenieurund Planungsbüros.
Auf der Basis einer
40-Stundenwoche lag 2012
das durchschnittliche monatliche Entgelt von Ingenieuren nach Angaben des
WSI-Lohnspiegels bei
4568 €. An der Spitze lagen
Chemieingenieure mit
5153 €, gefolgt von Elektround Elektronikingenieuren,
Wirtschaftsingenieuren und
Maschinenbauern, deren
Entgelte sich zwischen
4723 € und 4938 € bewegten. Auch hier bilden Bauingenieure das Schlusslicht
(3817 €). Darin sind Sonderzahlungen, z. B. Urlaubsund Weihnachtsgeld, nicht
enthalten.
Ingenieure müssen von ihrer Arbeit begeistert sein.
Das treibt sie an. Aber auch die Bezahlung muss stimmen.
Und die hat 2012 wieder angezogen.
Ingenieurmangel
lässt sich an Gehältern nicht ablesen
Unternehmensgröße, Branche, berufliche Position und Tarifbindung bestimmen die Höhe des Entgelts. Eine große Rolle
spiele auch die Berufserfahrung, sagt Kienbaum-Beraterin
Julia Leitl. Die Bedeutung der Ausbildung nehme im Laufe
der Jahre ab. „Unserer Erfahrung nach ist die Ausbildung
eher in den ersten Jahren der Berufstätigkeit von Bedeutung
und verliert mit wachsender Berufserfahrung an Einfluss.“
Lars Wallerang
VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, has
„Wir können nicht generell
beobachten, dass sich die in
den vergangenen Jahren zunehmende Knappheit an Ingenieuren und Technikern
spürbar auf die Gehälter
niedergeschlagen hat“, sagt
Kienbaum-Beraterin Julia
Leitl.
Als dynamisch schätzt
Heike Friedrichsen von der
Personalmarkt Services in
Hamburg die Gehaltsentwicklung bei Ingenieuren
ein: „Die Gehälter haben in
jüngster Zeit deutlich ange-
zogen“: Für Berufseinsteiger
zwischen 2006 und 2011 im
Schnitt um rund 11%. Ingenieure mit weniger als zehn
Jahren Berufserfahrung kamen jedoch nur auf ein Plus
von 8 %.
Damit bewegt sich die Gehaltsentwicklung bei Ingenieuren im Rahmen der allgemeinen Lohnentwicklung. So sind zwischen 2006
und 2011 nach Angaben von
Reinhard Bispinck, Leiter
des Tarifarchivs beim gewerkschaftsnahen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI),
die Brutto-Löhne und -Ge-
hälter je ArbeitnehmerStunde um 11,4 % und je Arbeitnehmer um 10,3 % gestiegen.
Ein Blick auf die gesamte
vergangene Dekade zeigt,
dass die Löhne insgesamt in
Deutschland um 16 % gestiegen sind, die Gewinne
der Unternehmen aber um
45 %, so Bispinck.
In den vergangenen zehn
Jahren sind im Maschinenund Anlagenbau, im Fahrzeugbau sowie in der Elektronik/Elektrotechnik die
Entgelte für berufserfahrene
Nicht für alle Ingenieure sind
in den vergangenen zehn Jahren
die Gehälter gestiegen
Ingenieure in insgesamt
zwei Jahren gesunken: 2003
und 2011. In den anderen Jahren gab es, mit wenigen Ausnahmen, Gehaltssteigerungen, die zum Teil
aber gering ausgefallen sind.
Das zeigt die Analyse „Ingenieureinkommen 2002 bis
2012“ der VDI nachrichten
(Grafik). In manchen Branchen, z. B. in der Energieversorgung, im Baugewerbe
oder bei Ingenieur- und Planungsbüros lagen 2012 die
Entgelte für Berufserfahrene
sogar unter dem Niveau von
2003. Im Durchschnitt aller
Branchen sind die Gehälter
aber gestiegen: von jährlich
50 400 € (2003) auf 58 500 €
im Jahr 2012. Dabei handelt
es sich um Medianwerte.
Das heißt: Die eine Hälfte
der ermittelten Gehälter lag
unter, die andere über diesem Wert.
Für Berufseinsteiger sind
zwischen 2003 und 2012 die
Jahresgehälter im Schnitt aller Branchen von 37 700 €
auf 44 270 € gestiegen. Die
höchsten Zuwächse verzeichnen auch hier der Maschinen- und Anlagenbau,
Fahrzeugbau, Elektronik
Fachleute erwarten
weiter starke
Nachfrage nach
Ingenieuren
Ein ähnliches Bild ergibt
sich bei Anfängern mit bis
zu drei Jahren Berufserfahrung. Das durchschnittliche
Monatsentgelt liegt bei
3822 €. An der Spitze stehen
Chemie- und Wirtschaftsingenieure mit jeweils
knapp über 4000 €, Bauingenieure kommen auf gut
3000 €.
Der WSI-Lohnspiegel zeigt
nahezu identische Gehälter
bei Ingenieuren und Betriebswirten oder DiplomKaufleuten. Mit dem beruflichen Aufstieg können sich
allerdings Unterschiede bemerkbar machen. So ver-
21
Gä    I  D:
Vä  ü   V
17,64
Angaben in %
Maschinen- und
Anlagenbau
Fahrzeugbau
Elektronik und
Elektrotechnik
9,20
7,07
5,43
4,81
3,85 4,20
1,90
0,03
0,53 0,53
2,89 3,45
2,08
1,61
-0,04
1,44 0,99
2,57
1,55 0,80
-0,24 -0,17
-1,86
-4,73
-5,68 -6,18
2003
2004
2005
2006
2007
2008
dient laut Kienbaum ein
Produktionsleiter in der
mittleren Führungsebene
durchschnittlich rund
90 000 € im Jahr. Ein Leiter
des Finanz- und Rechnungswesens in einer mittleren Führungsebene bekommt im Schnitt allerdings
14 000 € mehr pro Jahr.
Mehrere Faktoren bestimmen das Gehalt: die Größe
des Unternehmens, die
Branche, die berufliche Position und die Bindung an
einen Tarifvertrag.
Es gilt die Faustregel: Die
Entlohnung ist in tarifgebundenen Unternehmen
höher als in nicht-tarifgebundenen, vor allem für
Einsteiger und in den ersten
Berufsjahren. Das Entgelt
steigt mit der Größe des Unternehmens und der beruflichen Position.
Bei Führungskräften auf
mittleren Ebenen und in der
Unternehmensspitze werde
die Höhe der Vergütung von
der strategischen Bedeutung dieser Funktion für das
Unternehmen bestimmt,
sagt Kienbaum-Beraterin
Leitl. Eine große Rolle spiele
Beschäftigte
unter 100
100 bis 500
mehr als 500
4095
4037
4288
4482
4807
4525
5084
5280
4987
auch die Berufserfahrung,
weniger die Ausbildung.
„Unserer Erfahrung nach ist
die Ausbildung eher in den
ersten Jahren der Berufstätigkeit von Bedeutung und
verliert mit wachsender Berufserfahrung an Einfluss.“
Für die Zukunft erwartet
Heike Friedrichsen von Personalmarkt Services, dass
„das Angebot an Ingenieuren die Nachfrage sicher
nicht weit übersteigt und
durchaus die Knappheit von
Ingenieuren ein Treiber für
eine dynamische Gehalts●
entwicklung ist“.
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Grafik: Ingenieurkarriere 1/2013, Gudrun Schmidt
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Ingenieurkarriere · 1/2013
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MBA – Karrieresprungbrett
oder vertane Zeit?
Junge Ingenieure überlegen, ob ein
MBA überflüssig oder nützlich für
ihre Karriere ist? Die Frage ist nicht
ganz einfach zu beantworten.
Doch, wer früh weiß, was er will,
der wird richtig entscheiden, ob für
ihn der hohe Aufwand lohnt
Chris Löwer
VDI nachrichten, Berlin, 5. 4. 13, cer
Auch wenn das Hochglanzbroschüren von einschlägigen Business-Schools suggerieren: Ein Master of Business Administration (MBA)
ist kein Muss. „Auf meinem
Schreibtisch ist noch kein
einziges Stellenprofil gelandet, in dem ausdrücklich ein
MBA gefordert wurde“, berichtet Ursula Glock, Senior
Beraterin bei Kienbaum in
Stuttgart.
Wohl aber können die im
MBA vermittelten Fähigkeiten rund um BWL, Marketing, Recht und Personalmanagement für einen Ingenieur zum Muss werden:
„Betriebswirtschaftliches
Wissen und Internationalität sind extrem wichtig. Beides Dinge, die in den an sich
sehr guten deutschen Inge-
Baumeister
Ob ein MBA zum Höhenflug in der Karriere führt,
ist nicht klar zu beantworten. Foto: mauritius images
nieur-Studiengängen oft
nicht vermittelt werden“,
sagt Glock.
Schließlich müsse jedoch
noch so gute Technologie
betriebswirtschaftlich in ein
Unternehmen eingebettet
sein, weil es damit Geld verdient – und das meist auf
globalen Märkten. „Dafür
A
Der richtige Zeitpunkt
- Neben der klassischen Wis-
sensvermittlung leben die
MBA-Programme vom Erfahrungsaustausch der Teilnehmer untereinander. Daher ist
es sinnvoll, ein MBA-Studium
erst nach einigen Jahren Berufserfahrung aufzunehmen.
Bei Programmen, deren Teilnehmer eine breitere Altersspanne abdecken, besteht die
Chance auf einen wertvollen
gegenseitigen Austausch zwischen erfahrenen und jünge-
ren Teilnehmern. Die Altersskala der Teilnehmer reicht
von Anfang 20 bis häufig Mitte 50. Im Durchschnitt sind
die MBA-Studenten in den
USA 30, in Europa 31 Jahre
alt. Ein MBA-Studium lohnt
sich unter Berücksichtigung
des finanziellen Aspekts besonders nach drei bis fünf
Jahren:
- Das Gehalt, auf das man im
Falle eines Vollzeitprogramms
verzichtet, ist noch nicht so
hoch wie in späteren Jahren.
- Die Berufstätigkeit dauert
noch lange genug an, um die
Kosten des Studiums aufzufangen.
- Das Alter der MBA-Absolventen ist für Arbeitgeber dann
besonders interessant.
- Immer häufiger unterstützen
Arbeitgeber ihre Mitarbeiter
finanziell oder durch Freistellungen bei einem MBA-Studium.
C.L.
Quelle: Staufenbiel
braucht es aber nicht gleich
einen MBA“, meint Glock.
Grundlagen in BWL lassen
sich auch durch Kurse und
Trittsicherheit auf internationalem Parkett durch Auslandsaufenthalte erreichen.
„Wer allerdings als Ingenieur eine Führungslaufbahn anstrebt, für den ist
ein MBA hilfreich“, sagt die
Personalberaterin.
Deutlicher formuliert das
das Kölner Staufenbiel Institut für Studien- und Berufsplanung: „Der MBA ist nicht
nur ein schicker Zusatz für
den Lebenslauf. Für Ingenieure, die ins Management
streben, ist er oft der entscheidende Karriere-Turbo.“
Der ziemlich ins Geld geht:
Ein Vollzeitprogramm
schlägt mit mindestens
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24
Ingenieurkarriere · 1/2013
25 000 € zu Buche, wobei
eher mit 50 000 € und mehr
zu rechnen ist. „Angesichts
des hohen finanziellen und
zeitlichen Aufwands muss
der Schritt sehr gut überlegt
werden“, sagt Glock.
Detlev Kran, Geschäftsführer von Education Consult, einer Akkreditierungsberatung für Bachelor- und
Masterstudienangebote,
hält einen MBA zwar
grundsätzlich für sinnvoll,
aber Aspiranten sollten sich
vorher kritisch eine Reihe
von Fragen stellen. Eben
auch diese: „Bin ich bereit,
1500 bis 3000 Arbeitsstunden zu investieren?“ Kran:
„Zwei Jahre abends, nachts
und an den Wochenenden
neben dem Job Studienunterlagen büffeln, Einsendeaufgaben bearbeiten,
Kurse besuchen und sich
auf Prüfungen vorbereiten,
erfordert definitiv viel
Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen.“ Spielt da
die Familie mit?
Gerade wenn die berufsbegleitende Variante gewählt wird, kann das schnell
B
zur Zerreißprobe werden.
Außerdem sollte die Antwort auf die Frage, warum
man ein solches Programm
absolvieren möchte, sehr
klar und bestimmt ausfallen. Dazu zählt auch zu
überlegen, welche Kompetenzen jetzige und zukünftige Arbeitgeber erwarten und wo die eigenen Defizite liegen?
Experten raten zu einer
schonungslosen Selbstdiagnose:
Bin ich bereit für so viel Arbeit?
Zu einer schonungslosen
Selbstdiagnose raten auch
die Experten von Staufenbiel: „Gerade Techniker sollten sich vorab genau überlegen, ob sie offen für ‚die
andere Seite‘ sind.“ Denn
das Erlernte sei das eine, im
Arbeitsalltag schließlich tatsächlich die reine Ingenieurbrille beiseite zu legen, etwas ganz anderes: „Wer das
nicht schafft, macht auch
mit dem MBA auf der Visi-
tenkarte keine Karriere.“ Es
ist überhaupt fraglich, ob
Unternehmen per se diese
Zusatzqualifikation honorieren, weil im Zweifel in
technisch-naturwissenschaftlichen Berufen fachlichen Spezialisten der Vorzug gegeben wird. Anders
sieht die Sache aus, wenn
sich jemand eher fachfremd
orientieren möchte, etwa
Richtung Consulting.
„Vollblut-Ingenieure, die
es lieben, in der Forschung,
Entwicklung oder Produktion zu arbeiten, sollten sich
eher technisch weiterbilden“, heißt es bei Staufenbiel. „Diejenigen, die jedoch
als Ingenieure ihre Zukunft
in Vertrieb, Marketing oder
Management sehen, benötigen betriebswirtschaftliches
Fachwissen.“
In jedem Fall sollte auf
den speziellen Schwerpunkt
eines MBA-Programms geachtet werden. Für technische Berufe hilfreich sind
beispielsweise Vertiefungen
im Projektmanagement.
Wenn schon viel Zeit investiert wird, warum denn
nicht gleich in eine Promotion? Zieht die nicht gerade
im deutschen Mittelstand
mehr? Detlev Kran sieht das
nicht so und verweist auf eine Studie des Bundesverbandes der Unternehmensberater (BDU), nach der die
Chancen der deutschen
MBAler besonders im Mittelstand liegen, denn dann
locken Führungspositionen
bis hin zur Miteigentümerschaft.
Wer jedoch den MBA-Titel
als Ticket zu einem dicken
Gehaltsplus begreift, könnte
enttäuscht werden: „Größere Gehaltssprünge stellen
sich nicht automatisch ein“,
sagt Kienbaum-Beraterin
Glock.
Das ist vielleicht auch die
falsche Motivation. Denn:
„Aus- und Weiterbildung ist
immer eine langfristige Investition in die Karriere.“
Vertane Zeit ist ein MBA also
●
nicht.
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Heidi Galle
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Friedrichshafen
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Selbsttest: Brauche ich einen MBA?
- Unter welchen Voraus-
setzungen lohnt es sich
für Ingenieure, in einen
MBA zu investieren?
Hochschulberater Detlev Kran hat einen Fragenkatalog zusammengestellt, anhand dessen
sich diese Frage leichter
individuell beantworten
lässt. Im Rahmen des
Entscheidungs- und Bewerbungsprozesses
sollten Interessenten
mindestens folgende
Punkte in zwei Schritten
durcharbeiten und für
sich beantworten:
- Warum möchte ich ein
MBA-Programm absolvieren? Strategisches
Ziel?
- Welche Kompetenzen/
Qualifikationen erwartet mein jetziger/zu-
künftiger Arbeitgeber?
- Wo sind möglicherweise
-
-
-
-
-
meine Kompetenz-/
Qualifikationsdefizite?
Welches Programm, welche Programmform passen zu meiner Karriereplanung?
Wie ist das Zeitmanagement der Programme?
Bin ich bereit, 1500 bis
3000 Arbeitsstunden in
zwei Jahren zu investieren?
Wann und in welchem
Land möchte ich das
MBA-Studium durchführen?
Was kosten das Programm und der Lebensunterhalt? Wie ist die Finanzierung sichergestellt?
Wie sind die Zulassungsbedingungen? GMAT, Re-
ferenzen, Fremdsprachen – erfülle ich die?
- Ist meine Familie überhaupt bereit, diese Beeinträchtigung in Kauf zu
nehmen?
- Welche Hochschule/Programme passen zu meiner Karriereplanung?
kationserwartungen?
- Wie sieht es mit Lehr-
-
- Wenn Sie dann vier bis
-
-
-
fünf Programme in der näheren Auswahl haben, gehen die detaillierten Fragen weiter:
Ist das Programm akkreditiert? Warum ggf.
nicht?
Wo steht das Programm
in einer Rangliste?
Wie ist das Renommee
der Hochschule beim Arbeitgeber?
Erfüllt das Curriculum
die Kompetenz-/ Qualifi-
-
-
-
formen, Sprache, Vertiefungen, Spezialisierungen aus?
Wie qualitativ hochwertig ist die Teilnehmerstruktur? Berufserfahrung?
Wie international ist
das Programm? Curriculum, Lehrkräfte, Studierende?
Wie ist es um den „Service“ der Hochschule
bestellt?
Wie ist das Absolventennetzwerk gestaltet?
Wie und wie schnell
sind die Absolventen im
Arbeitsmarkt aufgenommen worden?
Wie sieht es mit Karriere und Gehältern aus?
C.L.
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26
Ingenieurkarriere · 1/2013
B
B
E-Learning gehört mittlerweile im Studium und im Berufsleben fast zum Alltag.
Ausgefeilte Programme können aber das persönliche Treffen nicht ersetzen. Foto: dpa
Mit jedem Klick ein bisschen klüger
E-Learning gewinnt in der Ingenieurausbildung zunehmend
an Bedeutung. Schließlich ist der flexible Zugriff auf Lerninhalte ein großer Vorteil. Doch moderne Konzepte halten
hier nicht an. Sie geben individuelle Lernempfehlungen oder
schaffen virtuelle Testräume für Experimente.
Henning Zander
VDI nachrichten, Hannover, 5. 4. 13, cer
Es geht darum, die Studenten zum Weitermachen zu
motivieren, sagt Michael
Schäfer. Er ist Professor an
der Hochschule Ruhr West,
Campus Bottrop, und hat einen Mathevorkurs für angehende Ingenieure konzipiert. Auf der Grundlage
eines schriftlichen Vortests
bei der Einschreibung bekommen die Studenten
Empfehlungen für die Vorbereitung. Sie erhalten den
Zugang zu einer OnlinePlattform. Dort zeigen grüne und rote Daumen, wo
der Student noch Schwächen hat oder schon über
ein gutes Wissen verfügt.
Anhand von Testaufgaben
können die Studenten die
wichtigsten mathemati-
schen Techniken üben. „Je
länger wir die Studenten auf
der Plattform halten, desto
größer ist dann auch der
Lernerfolg“, sagt Schäfer.
Wichtig ist der fließende
Übergang zwischen den
Lerneinheiten. Gleichzeitig
ist es das Ziel der Plattform,
immer wieder die Aufmerksamkeit der Studenten zu
gewinnen. Sei es durch Videos, durch Animationen
oder Hörbeispiele. „Durch
den E-Learning-Vorkurs
schaffen wir für die Studenten eine vergleichbare
Grundlage“, sagt Schäfer.
E-Learning hat sich inzwischen im Studium und als
Fortbildungswerkzeug etabliert. Ingenieure können
zahlreiche Angebote nutzen,
die mit ganz unterschiedlicher Intensität Inhalte schulen. Viele Hochschulen
zeichnen Vorlesungen inzwischen kontinuierlich auf
und stellen sie im Netz zur
Verfügung. Legendär sind
etwa die Vorlesungsmitschnitte des MIT, die teils
Tausende Male von Interessierten bei Youtube angeklickt werden. Doch auch in
Deutschland sehen immer
mehr Hochschulen Chancen darin, ihr Wissen der Öffentlichkeit zugänglich zu
machen. Etwa die TU Darmstadt. Auf der Plattform
OpenLearnWare finden sich
über 1000 öffentlich zugängliche Lehrmaterialien
aus den verschiedenen
Fachbereichen, insbesonde-
Gutes E-Learning zeichnet sich
durch die Möglichkeit
des Austausches im Netz aus
re Ingenieurwissenschaften.
Neben Videos von den Vorlesungen findet man auch
die dazugehörigen Powerpoint-Präsentationen.
Doch hier muss E-Learning nicht stehen bleiben.
Gutes E-Learning zeichnet
sich dadurch aus, dass auch
im Netz zwischen den Studenten untereinander und
mit dem Dozenten ein regelmäßiger Austausch existiert. „Die Gefahr besteht,
dass sich die Studenten ins
stille Kämmerchen zurückziehen, wenn zu wenig
interagiert wird“, sagt Oliver
Kornadt. Der Professor für
Bauphysik hat für die Bauhaus-Universität Weimar
den Master-Studiengang
E-Learning Bauphysik entwickelt.
Dozenten müssten
schnell auf Nachfragen der
Studenten reagieren, so
Kornadt, sonst mache sich
schnell Frust breit. Die Zusammenarbeit zwischen
den Studenten müsse gefördert werden. Viele Aufgaben
müssen deshalb beim Studium E-Learning Bauphysik
im Team erledigt werden.
Die Studenten nutzen die
Foren auf der Lernplattform
und stimmen sich per Skype, E-Mail oder Sofortnachrichten ab.
Das Masterprogramm
richtet sich in erster Linie an
berufstätige Praktiker, die
ihr Wissen in Bauphysik ergänzen und vertiefen wollen. Dafür bietet sich eine
E-Learning-Plattform natürlich an. Schon flexibel auf
Inhalte zugreifen zu können, ist für viele Studenten
ein sehr wichtiger Mehrwert. Doch das E-Learning
bietet noch mehr. Lerneinheiten mit Fragekatalogen,
Vernetzung mit wichtigen
Quellen des Internets, Animationen, um physikalische
Zusammenhänge besser zu
verstehen und virtuelle Testumgebungen.
An sich bleibt das Bauschalldämmmaß einer
Wand abstrakt. Was ist bei
einer bestimmten Wanddicke von einem Gespräch im
Nebenraum noch zu hören?
Das kann man erklären.
Man kann es die Studenten
aber auch erfahren lassen.
Im virtuellen Klassenzimmer des Masterstudiengangs können die Studenten
mit verschiedenen Tönen,
Lautstärken und Wanddicke
experimentieren. Sie können selbst hören, wie Änderungen bei bestimmten Parametern sich auf akustische Signale auswirken.
Und plötzlich wird klar, was
Serious Games kommen in Mode,
weil Computerspiele Spieler meist
über eine längere Zeit motivieren
gemeint ist. „E-Learning ist
dann sinnvoll, wenn seine
Möglichkeiten einen echten
Mehrwert schaffen“, sagt
Kornadt
Hier setzt auch ein neuer
Trend im E-Learning an: Serious Games. Sie gehen aus
der Beobachtung hervor,
dass es Computerspiele
schaffen, auch über sehr
lange Zeit Spieler zu motivieren, Aufgaben zu lösen
und sich mit Fragen zu be-
Ingenieurkarriere · 1/2013
schäftigen. Dies soll auf das
Studium übertragen werden. Kornadt und seine Mitarbeiter arbeiten derzeit daran, interessante Spielformen für die Bauphysik zu
erarbeiten. Eine mögliche
Aufgabe: die Sanierung eines Hauses nach dem Maßstab möglichst niedriger
Energiekosten.
Noch sind Serious Games
im Vergleich zu herkömmlichen E-Learning-Plattformen sehr aufwendig und
damit teuer. Doch verschiedene Unternehmen setzen
bei der Schulung inzwischen auf diese Art der Wissensvermittlung. So können
Mechatroniker bei Volkswagen die virtuelle Werkstatt „Gatscar“ nutzen – und
ihre Konstruktionen gleich
auf der Rennbahn testen.
Der Konzern IBM lässt seine
Ingenieure beim Spiel „Innov8“ eine eigene kleine Firma steuern, wobei sie sich
27
betriebswirtschaftliche Hintergründe aneignen.
Doch bei aller Raffinesse:
Auch moderne E-LearningAngebote können Präsenzveranstaltungen nicht vollständig ersetzen. Die Studenten des Masters E-Learning Bauphysik treffen sich
mindestens dreimal im Semester. Schließlich ist neben der reinen Wissensvermittlung natürlich auch die
soziale Komponente entscheidend. Die Gespräche
mit den Kommilitonen, der
Austausch in den Pausen.
Die Präsenzphasen sind
wichtig, um die Motivation
und die Zusammenarbeit
im Team zu stärken – dafür
sollte man sich immer noch
zumindest einmal gesehen
haben. Es lässt sich eben
nicht alles simulieren.
●
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28
Ingenieurkarriere · 1/2013
B
B
So bezahlt der Chef die Weiterbildung
Wer sich entschließt, beruflich
weiterzukommen, für den bieten
Privatakademien oder Hochschulen
Weiterbildung nach Feierabend an.
Und so mancher Chef zahlt
oder beteiligt sich zumindest an
den Kosten.
Michael Sudahl
VDI nachrichten, Stuttgart, 5. 4. 13, cer
Egal, ob zum Wirtschaftsfachwirt mit IHK-Abschluss
oder zum MBA-Studium mit
Zertifikat – die Bandbreite
ist enorm. Gut, dass dies
auch Personalleiter so sehen: Laut der TNS InfratestStudie Weiterbildungstrends
in Deutschland 2012 ist die
Schule am Abend der Karrieretreiber schlechthin.
Auftraggeber der Studie ist
die Studiengemeinschaft
Darmstadt. Die 301 befragten Personalchefs wurden
bereits zum vierten Mal in
Folge interviewt.
Das Langzeitfazit: Wissensdurst wird immer wichtiger, wenn es um eine Beförderung im Unternehmen
oder den Joberhalt geht.
Auch potenzielle Arbeitgeber
achten bei der Einstellung
auf Weiterbildungsbereitschaft. Und: Wer sich weiterbildet, kann mit Unterstützung vom Chef rechnen.
Das ist auch bitter nötig.
Denn wer binnen zwei Jahren etwa einen Lehrgang
zum Industriefachwirt absolviert und im Anschluss
gar einen Betriebswirt
draufsattelt, der opferte in
Summe 55 Sams- und Sonntage. „Nicht selten schrauben Arbeitnehmer vor den
Prüfungen die Arbeitszeit
zurück – oft mit den entsprechenden Gehaltseinbußen“, sagt Simone Stargardt. Die Geschäftsführerin
der Waiblinger Akademie
carriere & more hat jährlich
„Mein Chef glaubt an mich und die Firma und gibt
deshalb auch Geld für Weiterbildung aus.“ Foto: Panthermedia
mehrere hundert Teilnehmer und weiß um deren Bedürfnisse. Sponsert da der
Chef die rund 5000 € Kosten
und Gebühren, lohne sich
im Vorfeld das Anklopfen.
Wer geschickt verhandle,
könne einiges rausholen,
sogar im Nachhinein.
Ein guter Zeitpunkt für
Verhandlungen ist nach abgeschlossenen Projekten.
Dabei allerdings darauf achten, den Chef nicht zu überrumpeln. Am besten ist es,
das Gespräch zu planen und
im Vorfeld einen Termin zu
vereinbaren. Hilfreich ist zudem, vorab mit einem Zuhörer zu üben. Das können
vertrauensvolle Kollegen
sein oder ein Freund, der Erfahrung mit Chefgesprächen hat. Dabei das Gespräch ruhig überzeichnen.
Je mehr „böse“ Fragen der
Sparringspartner stellt, desto besser die Vorbereitung
auf den „Ernstfall“, verdeutlicht Stargardt.
Es lohnt sich, in der Argumentation den Mehrwert
für die Firma herauszustellen. Als Einkäufer dienen fri-
sches BWL-Wissen und
neuste Rechtskenntnisse
der Ertragssteigerung des
Unternehmens. Ein Vertriebler mit Hintergründen
zu Psychologie oder Volkswirtschaft kann im Kundengespräch höhere Margen erzielen, wenn er das Produkt
wertiger verkaufen kann.
Wer verhandelt, sollte aufzeigen können, wo und wie
er neues Wissen einsetzen
kann. Folge: Die Inhalte der
Die Inhalte der Weiterbildung
müssen klar kommuniziert und der
Mehrwert sichtbar werden
Weiterbildung müssen klar
kommuniziert werden. Infobroschüren und Stundenpläne schaffen Transparenz.
Und bitte zusammengestellte Argumente mit
Fakten untermauern. Wer es
ernst meint, besorgt sich daher bei Vertrieb, Einkauf
oder im Controlling die Zahlen, um daraus eine logische
Argumentationskette zu bilden. Wichtiger ist es, auf ei-
nem DIN-A4-Blatt die Kernbotschaft zu bündeln. „Präpariert auf Nachfragen des
Chefs sollte allerdings das
Restwissen im Kopf abgespeichert sein“, verdeutlicht
Stargardt. Hinzu kommt: Eine hohe Weiterbildungsquote bei Mitarbeitern trägt zur
Imagepflege des Unternehmens bei. Als erfolgreicher
Absolvent eines Lehrgangs
wird jeder Weiterbildungswillige zum Aushängeschild.
Weiterbildungen sind
zeitaufwendig. Aber wenn
der Arbeitgeber sieht, dass
sein Angestellter persönlichen Einsatz bringt, motiviert es ihn eher, sich finanziell zu beteiligen. Es ist somit sinnvoll aufzuzeigen,
was an Eigenleistung eingebracht wird: Hierzu gehört
eine Summe der Wochenenden, Feierabende und Urlaubstage, die der Arbeitnehmer einzubringen plant.
Auch die Erklärung, wie diese Stundenmenge neben Familie, Hobby und Entspannung freigeboxt werden soll.
„Zumal das Durchspielen
einen zwingt, sich tatsäch-
lich mit den Hindernissen
auseinanderzusetzen“, sagt
Stargardt. Was wiederum die
Gefahr eines Abbruchs der
Weiterbildung mindere.
Und vielleicht kommt als
Fazit neben der (anteiligen)
Kostenübernahme durch
den Chef der Wunsch nach
mehr befristeter Arbeitszeitreduzierung heraus, um
besser und schneller lernen
zu können.
Das Modell Freizeit gegen
Übernahme von Qualifizierungskosten und -gebühren
fruchtet bei vielen Firmen.
Zumal Unternehmen Kosten für eine Weiterbildung
als betriebliche Ausgabe von
der Steuer absetzen können.
Und wie jeder Steuerberater
bestätigen wird, fallen auf
den Zuschuss zur Weiterbildung keine Sozialversicherungsabgaben an. Somit ist
er günstiger als eine Gehaltserhöhung.
Manche Chefs befürchten, dass
sich besser qualifizierte Leute einen
Job außerhalb der Firma suchen
Allerdings spielt bei manchen Chefs Angst mit. Sie
befürchten, dass sich besser
qualifizierte Leute einen
neuen Job außerhalb der
Ingenieurkarriere · 1/2013
Firma suchen. Diese Angst
kann der Weiterbildungswillige entkräften, indem er ein
klares Bekenntnis zum Unternehmen abgibt. „Noch
mehr als ein Lippenbekenntnis ist die Bindung an
den Betrieb“, sagt Stargardt.
Sich daher für die Kostenübernahme zu binden, sei
ein gängiger Weg. Für eine
zweijährige, nebenberufliche Weiterbildung gelten die
zwei darauffolgenden Jahre
als Bindung an die Firma als
angemessen. Wer geschickt
verhandelt, kann sich gleich
Aufstiegsmöglichkeiten zusichern lassen.
Sind dem Arbeitgeber die
29
Gesamtkosten für die Weiterbildung zu hoch, kann
ein Splitting helfen. Egal ob
eine 50:50- oder 70:30-Regelung: Wer bereit ist, neben
Zeit noch eigenes Geld in
seine Qualifizierung zu stecken, zeigt auch dadurch
seine Motivation. Das honorieren Chefs gerne, wie die
TNS-Studie belegt: 91 % der
Personalverantwortlichen
sind bereit, die Weiterbildungspläne ihrer Mitarbeiter durch Kostenübernahme
oder Freizeit zu fördern. ●
I
- www.tns-infratest.com
Masterstudenten forschen im Netz
Informatikern, aber auch Ingenieuren, die die Geheimnisse ums
World Wide Web lüften und damit
ihre Karrierechancen verbessern
wollen, bieten sich zwei weiterbildende Studiengänge in Köln und
Koblenz an. Das Kölner Angebot
beschränkt sich fast ausschließlich
auf die Kommunikation via Netz,
die Koblenzer setzen verstärkt auf
Präsenzphasen.
Wolfgang Heumer
VDI nachrichten, Bremerhaven, 5. 4. 13, ws
Einst war das Internet eine
Domäne für Computerspezialisten und Informatiker.
Mittlerweile stricken auch
Ökonomen, Soziologen und
jede Menge andere wissenschaftliche Disziplinen an
dem weltumspannenden
Netz.
Zwei neue Master-Studiengänge in Köln und Koblenz tragen dem Rechnung
und erheben das Wissen
ums Web zur Web-Science.
Die Idee geht auf niemand
Geringeren als den „Erfinder“ des World Wide Web,
Womöglich helfen kriminalistische Talente im Masterstudium
Web Science auch weiter. Zielführend sind auf jeden Fall
wissenschaftliche Fähigkeiten. Foto: dpa
Sir Tim Berners Lee, zurück.
Vor sieben Jahren startete
Lee an der britischen University of Southampton die
internationale Web Science
Forschungsinitiative mit der
einfachen Begründung: „Etwas, das neue Systeme wie
Wikipedia kreiert, neue Geschäftsmodelle hervorbringt
und unser Leben so grundlegend verändert, bedarf einer eigenen Wissenschaft,
um es zu verstehen.“
Weltweit sind mittlerweile
zwölf Universitäten der Idee
Lees gefolgt und haben eigene Lehr- sowie Forschungsinitiativen zum besseren Verständnis des Internets gestartet. Gedankliche
Dachorganisation und Ideengeber ist der Web Science
Trust, der aus der For-
30
Ingenieurkarriere · 1/2013
schungsinitiative des Internet-Vaters hervorgegangen
ist und in einem ständigen
Diskussionsprozess die Forschungsinhalte und Lehrpläne zu definieren ver-
An der Universität
Koblenz-Landau
beschäftigt man
sich vor allem mit
der Wirkungsweise
des Web
sucht. „Wir befinden uns in
einem Paradigmenwechsel
von der ,Computer-Wissenschaft‘ zum interdisziplinären Ansatz“, sagt Gerhard
Hartmann, der den Studiengang „Web Science“ an der
Fachhochschule Köln leitet:
„Der Fokus liegt auf den unendlichen Möglichkeiten
des Web als Verbindung von
Menschen, Angeboten und
Systemen.“
B
Die Kölner haben ihren
Master-Studiengang als berufsbegleitendes Angebot
konzipiert, das die kompletten Möglichkeiten des Internets für das E-learning nutzt
und nur von wenigen Präsenztagen ausgeht.
Von den Teilnehmern erwartet Hartmann eine hohe
Affinität zum Internet und
grundlegende Kenntnisse;
dennoch richtet sich der
Studiengang nicht nur an
Informatiker, sondern auch
an Interessenten mit einem
Bachelor-Abschluss zum
Beispiel in Betriebswirtschaft, Recht oder Sozialwissenschaften, aber auch an
Ingenieure, die sich nicht
nur für die reine Technik,
sondern auch für Zusammenhänge interessieren.
Der im Fachbereich Informatik angesiedelte Studiengang führt von den technologischen Grundlagen
und Elementen des Web bis
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W  FH  Uä 
Der Master Web Science in jeweils fünf Semestern
- Der berufsbegleitende Master-
-
-
-
Studiengang Web Science an der
Fachhochschule Köln:
fünf Semester, überwiegend als
Fernstudium mit online-Vorlesungen, Kosten pro Semester:
1400 €.
Der Masterstudiengang Web Science an der Universität KoblenzLandau:
fünf Semester, Präsenzstudium
in sieben Modulen.
Web Science Trust
Der Web Science Trust geht auf
die Web Science Research-Initiative des Internet-„Vaters“ Tim
Berners Lee zurück. Dem Trust
gehören 15 internationale Forschungseinrichtungen und zwölf
Universitäten an, die systematisch die Funktions- und Wirkungsweise des Internet und seiner Anwendungen erforschen.
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse bilden die Grundlage für
die Lehrpläne der internationalen Master-Studiengänge Web
Science.
wh
tief in die Funktionsweisen
und Hintergründe von Interaktionen im Internet.
Ähnlich ist auch das noch
ganz neue Master-Studienangebot Web-Science der
Universität Koblenz-Landau
strukturiert. Über die technischen Aspekte eines Internetauftritts hinaus beschäftigt sich das Institute for
Web Science and Technologies WeST vor allem mit der
inhaltlichen Funktion und
Wirkungsweise des Web, erläutert Steffen Staab, Leiter
des Instituts: „Wir suchen
Antworten darauf, wie ein
Marktplatz im Internet gestaltet wird, wen spreche ich
an und wie erreiche ich
ihn.“
Die Koblenzer kombinieren Informatikinhalte mit
sozial- und betriebswirtschaftlichen Aspekten sowie
Marketingthemen. Diese
Kombination unterschiedlicher Themenfelder und Disziplinen sei das eigentlich
Besondere an dem neuen
Studiengang, sagt Staab:
„Die bislang übliche Trennung von Technik und Soziologie ist angesichts der
Komplexität des Internets
nicht mehr sinnvoll.“
Informatik-Themen machen laut Staab zwar immer
noch 40 % bis 50 % der Inhalte aus, doch der Fokus
wandert zunehmend auf die
Schnittstellen zu anderen
Disziplinen. Ausreichende
Informatik-Kenntnisse sind
Voraussetzung für die Teilnahme an dem Studiengang; wenn sie vorhanden
sind, nehmen die Koblenzer
auch Bachelor-Absolventen
aus anderen Fachrichtungen als aus der Informatik.
Beide Master-Studiengänge sollen ihre Absolventen
auf neue Karrierewege im
weltweiten Netz führen. Ziel
sind gehobene Management-Positionen, für die Intuition und Kreativität als
Kernkompetenzen alleine
nicht mehr ausreichen.
Sowohl die Kölner als
auch die Koblenzer wollen
ihren Studenten die Grundlagen vermitteln, die einen
systematischen Einsatz der
Web-Technologien ermöglichen. Um angesichts des
schnellen Wandels im Web
immer auf der Höhe der Zeit
zu sein, sind beide Hochschulen Mitglied des von
Tim Bernes Lee initiierten
Web Science Trust; das Koblenzer Institut WeST-Zentrum für die Web ScienceForschung zählt zu dem
Netzwerk aus 15 weltweiten
Forschungseinrichtungen,
die für den Trust die wissenschaftliche Grundlagen●
arbeit leisten.
I
w
-
www.webscience.fh-koeln.de
west.uni-koblenz.de/
www.master-web-science
www.webscience.org
Ingenieurkarriere · 1/2013
31
Nachfrage nach Ingenieuren liegt auf
dem Niveau des Vorkrisenjahrs 2008
G  I*
I  Tä*
I  B*
*in Deutschland
*in Deutschland
*in Deutschland
175
175
200
150
150
175
125
125
125
100
100
75
50
1.Qu. 2. 3.
2011
75
4. 1.Qu. 2. 3.
2012
Grafik: Ingenieurkarriere 1/2013,
Gudrun Schmidt
4.
Quelle: Hays
100
Maschinenbau
IT/Telekommunikation
Automotive
Chemische Industrie
Elektrotechnische Industrie
Baugewerbe
50
1.Qu. 2. 3.
2011
4. 1.Qu. 2. 3.
2012
Grafik: Ingenieurkarriere 1/2013,
Gudrun Schmidt
75
4.
Quelle: Hays
Konstrukteur
Qualitätsmanager
Versuchsingenieur
Automatisierungstechniker
hardwarenahe Software
50
1.Qu. 2. 3.
2011
4. 1.Qu. 2. 3.
2012
Grafik: Ingenieurkarriere 1/2013,
Gudrun Schmidt
4.
Quelle: Hays
Informatiker und Telekommunikationsspezialisten gesucht. Die Indizes für Berufsgruppen,
Branchen und den Gesamtbedarf wurden für das 1. Quartal 2011 zu 100 gesetzt.
Unabhängig von Branchen und Position stellen Marktbeobachter fest, dass sich die Einstellungszyklen in Unternehmen
verlängern, derzeit werden häufiger Zweit- oder Drittgespräche mit Kandidaten als noch vor einigen Monaten
geführt. Damit verbunden: Unternehmen gehen bei der
Einstellung von Ingenieuren weniger Kompromisse ein
und nehmen Kandidaten, die zu 100 % auf das geforderte
Profil passen.
VDI nachrichten, Mannheim, 5. 4. 13, rus
Quantitativ am meisten
nachgefragt bleiben in
Deutschland nach wie vor –
und mit weitem Abstand vor
weiteren Fachgebieten –
Konstrukteure. Hardwarenahe Softwareentwickler
sind weiterhin gefragt, aber
auch bei ihnen bleibt die
Tendenz leicht rückläufig.
Ein Blick auf die Entwicklung der Stellengesuche in
Relation zu den Branchen
zeigt teilweise erhebliche
Unterschiede.
Nicht überraschend ist,
dass die Automobilindustrie
im letzten Quartal 2012 erheblich weniger Ingenieure
gesucht hat. Hier zeigt sich
der gegenwärtige Absatzrückgang von Fahrzeugen in
Europa. Auch in der Chemieindustrie zeigt sich eine stärker rückläufige Nachfrage.
Dagegen hat die IT-Industrie
spürbar mehr Ingenieure gesucht als in den beiden
Quartalen zuvor. Mehr und
mehr verschmelzen IT und
Engineering ineinander –
dies dokumentiert der Anstieg der Stellenangebote.
Und der signifikante Anstieg der Stellengesuche,
aufgegeben von Ingenieurund Personaldienstleistern,
im Vergleich der beiden letzten Quartale zeigt 2012: Viele Unternehmen lagern Projekte – gerade in den Berei-
chen Entwicklung sowie Inbetriebnahme/Automatisierungsbereich – an externe
Büros aus, die infolge dessen Ingenieure suchen.
Generell zeigte der Stellenmarkt für Ingenieure
nach der Nachfragedelle im
2. Quartal 2012, dass der Bedarf weiter gesunken ist,
wenngleich auf einem
schwächeren Niveau. Doch
der Fachkräftemangel bleibt
bei einem in vielen Segmenten nach wie vor recht knappen Markt an Ingenieuren
bestehen.
Delle in der
Nachfrage eher ein
Zeichen für
Normalisierung als für
wirkliche Flaute
In Anbetracht der Tatsache, dass viele Ingenieure in
den kommenden Jahren in
den Ruhestand gehen, ist
hier mittel- und langfristig
nicht mit Entlastung zu
rechnen. Die Automobilbranche zeigt ein heterogenes Bild. Einige Hersteller
boomen nach wie vor.
Für den abgebildeten
Hays Engineering Index
werden Stellenanzeigen für
Ingenieure in deutschen Tageszeitungen und OnlineJobportalen ausgewertet.
Das Ergebnis zeigt, dass sich
der leichte Stimmungsaufschwung in der deutschen
Wirtschaft, vor allem bedingt durch die abklingenden Diskussionen um den
Euro, zur Jahreswende noch
nicht positiv auf die Ingenieurnachfrage auswirkte.
In Summe sinkt die Nachfrage daher von einem hohen Niveau auf ein jetzt unterdurchschnittliches Niveau. Bei einer mittelfristigen Betrachtung befindet
sich die derzeitige Nachfragesituation in etwa auf dem
Niveau vor der Krise im Jahr
2008, trotz der gegenwärtigen Delle. Denn in den Jahren 2010 und vor allem 2011
ist die Zahl der Stellenangebote massiv angestiegen. fs
32
Ingenieurkarriere · 1/2013
N Orientierung im Job
N
Studie: Ingenieurdienstleister
punkten mit mehr Stellenangeboten
Bosch: Leitlinien für
Work-Life-Balance
VDE MINT Akademie
Mobilität der Zukunft
Vom 9. 10. 13 bis
12. 10. 13 veranstaltet der
VDE in München mit der
VDE MINT Akademie ein
Fachsymposium, das sich
an Wissenschaftlerinnen
und Ingenieurinnen in
Unternehmen, an Hochschulen und Forschungseinrichtungen richtet, die
an Themen zukünftiger
Mobilität arbeiten. Bis
17. 4. 13 können Interessierte Beiträge einreichen.
VDE/cer
-
VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, cer
Die Chancen für karrierehungrige Ingenieure für einen schnellen Aufstieg bei
Ingenieurdienstleistern stehen laut Beratungsunternehmen Lünendonk gut.
Ein Vergleich der Zahl der
beschäftigten Ingenieure im
Vergleichszeitraum 2010
und 2011 in Industrieunternehmen und EngineeringDienstleistern zeigt: Legten
Foto: Panthermedia
Bosch erleichtert seinen
Mitarbeitern die flexible
Gestaltung von Arbeitszeit und -ort durch neue
Unternehmensleitlinien.
Darin bekennt sich Bosch
dazu, familiäre und betriebliche Bedürfnisse der Mitarbeiter in
Einklang zu bringen,
mobiles Arbeiten zu
fördern und eine
Führungskultur zu
schaffen, in der Ergebnisse anstelle der
Präsenz am Arbeitsplatz im Mittelpunkt
stehen.
So können bei Bosch
zum Beispiel Mütter
und Väter flexibel von
zu Hause aus arbeiten,
wenn das Kind einmal
krank ist oder eine Führungskraft auch in Teilzeit tätig sein, um Angehörige zu pflegen.
Solche Familienzeiten
lassen sich auch als Karrierebaustein anrechnen.
Die neuen Leitlinien gelten für die Bosch-Gruppe
mit ihren weltweit mehr
als 300 000 Beschäftigten.
BG/cer
erstere in diesem Zeitraum
5,8 % an Personal zu, wuchsen Engineering-Dienstleister im gleichen Zeitraum
um 16,4 %. Auch bei neu geschaffenen Führungspositionen lagen die Dienstleister laut Lünendonk vorn. Es
wurden 26 Unternehmen
der beliebtesten Arbeitgeber
für Ingenieure befragt. Für
die Analyse der führenden
Anbieter von TechnologieBeratung und Engineering
Services wurden 17 Unternehmen analysiert. LD/cer
I
- www.altran.de/fileadmin/medias/DE.altran.de/documents/Studien/
Trendstudie_Ingenieurkarriere2013_Berichtband_Altran_f_210113.pdf
Studie: Frauen erhalten weniger Geld
VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, cer
Frauen in Führungspositionen verdienen in Deutschland im Schnitt immer noch
deutlich weniger als Männer, jedoch ist eine deutliche Verbesserung der Gesamtsituation zu erkennen.
Das Gehalt von Frauen in
der Geschäftsführung eines
deutschen Unternehmens
ist rund 15 % geringer als
das Salär eines Mannes in
gleicher Position, ergab die
Studie zur Vergütung von
Geschäftsführern der Managementberatung Kienbaum. Allerdings liegt der
Frauenanteil auf dieser Hierarchieebene lediglich im
einstelligen Prozentbereich.
Bei den Führungskräften
unterhalb der Geschäftsführung beträgt der Vergütungsunterschied zwischen Frauen und Männern
12 %. Für die Studie hat
Kienbaum 7378 Führungspositionen in 1043 Unternehmen analysiert.
cer
I
- www.kienbaum.de
Einkommensanalyse für den ITK-Sektor
VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, cer
Die IG Metall hat ihre 15.
Entgeltanalyse für den ITKSektor in Deutschland veröffentlicht. Demnach haben
die Beschäftigten in der
Branche 2012 im Durchschnitt rund 2 % mehr Geld
erhalten. Für die Erhebung
wurden 32 000 Einzeldaten
im vierten Quartal 2012 erhoben. Während in nicht tarifgebundenen Betrieben die
Entgelte um 1,4 % gestiegen
seien, sicherten die Tarifverträge eine Gehaltssteigerung
von 2,8 %.
Die Erhebung zeige auch,
dass die Gehaltsentwicklung
stark regional, sowie zwischen und innerhalb einzelner Jobfamilien variiert.
IGM/cer
I
- www.ig-metall-itk.de
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VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13
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Grafik: Ingenieurkarriere 1/2013, Gudrun Schmidt
Quelle: IG Metall
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34
Ingenieurkarriere · 1/2013
N
N
Düsentriebs Erben lernen Design
An der TU Dresden werden im Fach
Technisches Design neue Produkte
erdacht. Im Zentrum steht immer
der Nutzen des Kunden. Sei es bei
Werkzeugmaschinen oder medizintechnischen Apparaten: Die Studenten machen aus Ideen Produkte.
Henning Zander
VDI nachrichten, Hannover, 5. 4. 13, cer
Es begann in der Werkstatt
seines Vaters, einem Ingenieur. Immer wenn Christoph Philipp Schreiber als
kleiner Junge ein neues
Spielzeug haben wollte, z. B.
einen Kran, sagte der: Das
kannst du auch selbst bauen. Vater und Sohn machten
eine Konstruktionszeichnung, der Junge tüftelte etwas herum – bis der Kran
oder das Auto tatsächlich
fertig war. „Das hat etwas
von Daniel Düsentrieb – Sachen zu erfinden, hat mich
schon immer gereizt“, sagt
der 27-Jährige Schreiber.
Gerade hat er seine Diplomarbeit im Maschinenbau mit
dem Schwerpunkt Technisches Design an der TU
Dresden eingereicht.
Während für den Ingenieur eine Maschine zuerst
funktionieren muss, steht
für den Designer häufig zu
Beginn die Form. Beides
kann inzwischen ohne einander kaum noch existieren. Erfolgsprodukte wie das
iPhone haben gezeigt:
Hightech kann durch gutes
Design zu einem besseren,
für den Kunden nützlicheren Produkt werden. Studiengänge und Schwerpunkte
wie Technisches Design an
der TU Dresden verbinden
beide Welten miteinander.
„Bei Maschinen, Anlagen
oder Nutzfahrzeugen ist das
Design kaum ohne den ingenieurwissenschaftlichen
Hintergrund denkbar“, sagt
Mach's doch selbst: Manchem Ingenieur wird in jungen
Jahren die Begeisterung eingepflanzt. Foto: Panthermedia
Jens Krzywinski, der dort eine Juniorprofessur hat. „Design muss dem Kunden nützen.“
Die Gruppe der technischen Designer an der TU
ist klein, gerade einmal zehn
bis 15 Studenten sind es pro
Jahrgang. Das Studium baut
auf das Grundstudium Maschinenbau auf. Voraussetzung ist ein Eignungstest,
der etwa darin bestehen
kann, einen Entwurf für ein
Baustellenfahrzeug zu
Studiengänge und Schwerpunkte
wie Technisches Design an
der TU Dresden verbinden Welten
zeichnen. Technisches Design kann als Schwerpunkt
für das in Dresden immer
noch existente Diplom gewählt werden. Die Verbindung zur Praxis wird dabei
ständig gepflegt. Zu den Abschlussarbeiten gehörten
beispielsweise eine neue
Rückleuchtentechnik für
den Autohersteller Audi
oder Kletterhosen für den
Outdoor-Ausrüster Mam-
mut. Christoph Philipp
Schreiber hat sich für seine
Diplomarbeit Landmaschinen vorgenommen. Er hat
ein Klappschneidwerk für
Mähdrescher entworfen.
Diese Schneidwerke sind
teils über 14 m breit. Damit
können sich die Mähdrescher natürlich nicht im
Straßenverkehr bewegen.
Entweder werden die
Schneidwerke also abgebaut
oder wie im Modell von
Schreiber zur Seite weggeklappt. Dabei darf allerdings die Gesamtlänge des
Fahrzeuges 18 m nicht übertreffen. Eine Herausforderung – sowohl, was das Design als auch die technischen Details betraf.
Natürlich ist das wichtigste Werkzeug der jungen Ingenieure der Computer.
Doch bevor sie in die CADModellierung einsteigen,
lernen sie erst einmal, wie
man ein Modell per Hand
erstellt. Dafür haben sie Vorlesungen im Fach „plastische Gestaltung“. Designs,
die sie am Modell testen
wollen, werden aus einem
Hartschaum herausgearbei-
tet. „Es ist sinnvoll, erst einmal die Form zu klären, bevor man sie im Computer
nachbaut“, sagt Lisa Lüneburg. Die 22-Jährige Studentin ist im 7. Semester. „Wenn
man in der Produktgestaltung danach geht, dass die
Form der Funktion folgen
soll, ist es am besten, wenn
man auch weiß, wie es funktioniert“, sagt die Studentin.
Auch der Masterstudiengang Industrial Design an
der TU München sieht sich
an der Schnittstelle zwischen Ingenieurswissenschaften und Design. Der
Abschluss ist ein Master of
Science, das heißt, dass
nach diesem Abschluss
auch eine Dissertation in Ingenieurswissenschaften
möglich ist. Neben der interdisziplinären Ausrichtung
des Studiums ist ein weiterer Schwerpunkt die Vorbereitung auf eine eventuelle Selbstständigkeit mit einem eigenen Unternehmen.
Dafür kooperiert der Studiengang mit dem Gründerzentrum UnternehmerTUM
der TU. Die Studenten lernen in Workshops unter-
nehmerisches Denken und
Handeln kennen. Wie können Produkte oder Dienstleistungen die Basis für ein
neu zu gründendes Unternehmen darstellen? Die Besonderheit: Neugründungen, die vom Gründerzentrum betreut werden, können Projektarbeiten in den
Studiengang hineingeben.
Damit werden schon im
Studium erste Partnerschaften zu jungen Unternehmen
geknüpft.
School of Inventors –
Schule der Erfinder – nennt
sich die Ausbildung der Akademie der Bildenden Künste
Stuttgart. Die Ausrichtung
des Masterprogramms ist
international. Vorlesungen
und Materialien sind auf
Englisch. Die Kosten für das
Studium liegen bei 1000 €
School of Inventors nennt sich
die Ausbildung der Akademie der
Bildenden Künste Stuttgart
pro Semester. Voraussetzung ist ein Bachelor in Ingenieurs- oder Naturwissenschaften, Architektur oder
Design. Innovation wird in
Stuttgart auch als Möglichkeit verstanden, die Welt ein
kleines bisschen besser zu
Ingenieurkarriere · 1/2013
machen. Einmal im Jahr reisen die Studenten in ein
Entwicklungsland. So arbeiteten sie beispielsweise mit
Studenten der Katholischen
Universität Lima zusammen, um die Lebensbedingungen des Volkes der Uros
zu verbessern, einer Bevölkerungsgruppe, die am Titicacasee lebt.
Die Studenten entwickelten ein System für die Wasserversorgung und eine
Möglichkeit, aus Temperaturschwankungen des Sees
Energie zu gewinnen.
Viele Designer streben
großen Vorbildern nach. Die
Technischen Designer der
35
TU Dresden sind da eher
zurückhaltender. Hier wird
nichts gestaltet, damit es
schlicht anders aussieht als
vorher. Hier steht immer der
Nutzer im Zentrum, jedes
Design soll auch begründbar sein. „Wir müssen raus
aus der Ecke, dass Design
eine Geschmacksfrage ist“,
sagt Jens Krzywinski. Gutes
Design macht ein Produkt
besser.
Die jungen Ingenieure
werden darauf vorbereitet.
●
I
- www.tu-dresden.de
Öffentlicher Dienst nicht mehr der Muster-Arbeitgeber
Arbeit im Öffentlichen Dienst galt lange als sicher. Es war
der Ausgleich für die im Vergleich zur Privatwirtschaft geringere Bezahlung und schlechtere Perspektive. Ingenieure
hätten jetzt gute Chancen, sagt Grit Genster von Verdi. Sie
würden schneller höher gestuft als andere Gruppen.
VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, has
Der Öffentliche Dienst ist
nicht dafür bekannt, Spitzenlöhne zu zahlen. So liegt
das Brutto-Entgelt von Ingenieuren zwischen 10 % bis
15 % unter dem von vergleichbar qualifizierten Arbeitnehmern in der Industrie. Das sagen Experten der
Personalmarkt Services aus
Hamburg.
Wenn der Öffentliche
Dienst als Arbeitgeber dennoch beliebt ist, so liegt das
daran, dass Beamte keine
Beiträge für die Renten- und
Arbeitslosenversicherung
zahlen, was das Nettoentgelt
deutlich steigen lässt. Und
Angestellten bessert die Zusatzversorgung des Öffentlichen Dienstes die gesetzliche Rente auf.
Gewerkschaften kritisieren indessen, dass auch im
Öffentlichen Dienst prekäre
Beschäftigung um sich grei-
fe. So habe der Anteil der
befristeten Arbeitsverhältnisse zugenommen, sagt
Grit Genster von Verdi.
Dennoch hätten Ingenieure vergleichsweise gute
Karten. „Aufgrund der
Befristungen
spielen für Ingenieure beim
Staat eine geringe Rolle.
Foto: Mauritius
Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt scheinen Befristungen für Ingenieure im Öffentlichen Dienst eine geringere Rolle zu spielen“, so
Genster. „Die öffentlichen
Arbeitgeber nutzen viele
Möglichkeiten, um das Angebot attraktiver zu machen.“ Ingenieure würden
in der Entgelttabelle oft
schneller höher gestuft als
andere Berufsgruppen.
Generell sei in den vergangen zehn Jahren im Öffentlichen Dienst massiv
Beschäftigung abgebaut
worden. Dieser Arbeitsplatzabbau traf auch Ingenieure, vollzog sich aber in
der Regel sozial verträglich,
sagt Genster.
Das Betätigungsfeld für
Ingenieure im Öffentlichen
Dienst ist breit – vom Wasserbau und Küstenschutz
bis zum Garten- und Landschaftsbau. „In den Landesverwaltungen und der kommunalen Umweltaufsicht
werden Umweltingenieure
beschäftigt und auch im Arbeitsschutz und der Gewerbeaufsicht gibt es Einsatzmöglichkeiten, zählt Grit
Genster auf.
Weitere Einsatzfelder sind
Hoch- und Tiefbau, Gebäudetechnik und -Verwaltung
sowie Abfallwirtschaft. Bei
der Bundeswehr beispielsweise würden Ingenieure in
der Materialforschung genauso beschäftigt wie an
den Universitäten.
Bei Bund, Ländern und
Kommunalverwaltungen
sind Ingenieure den Entgeltgruppen 10 bis 13 der Tarifverträge eingestuft. „Dabei
richtet sich die Eingruppierung nach der Schwierigkeit
der Tätigkeit, dem Verantwortungsgrad und möglichen Spezialisierungen“, erklärt Genster.
Ingenieure mit Bachelor
oder von FH verdienen als
Angestellte des Bundes in
der Gruppe E 10 zwischen
2760 € beim Einstieg und
3960 € nach zehn Jahren. Ingenieure von Universitäten
oder mit Master kommen
auf 3600 € bis 5100 € – jeweils brutto monatlich. Länder und Kommunen haben
eigene Tarife auf vergleichbarem Niveau.
L.W.
I
- www.verdi.de
- www.dbb.de
36
Ingenieurkarriere · 1/2013
B
B
Logistik: Eine sich im globalen Markt schnell wandelnde Branche mit vielen
interessanten Stellenprofilen. Foto: istockphoto
Nervenstark am Disponententisch
Die Logistik boomt in Deutschland. Steigende technische Komplexität und
Diversifizierung machen Fachleute nötig, die Schnittstellenfunktionen zwischen
Lieferkettenmanagement, Prozessplanung und technischen Kunden bilden.
Ingenieure sind jetzt schon stark nachgefragt. Experten rechnen sogar mit steigendem Ingenieurbedarf im ehemals reinen Transportsektor.
Michael Sudahl
VDI nachrichten, Stuttgart, 5. 4. 13, cer
„Weil die Logistik eine Querschnittsfunktion zwischen
verschiedenen Unternehmen und Geschäftsbereichen einnimmt, sind hier
Generalisten mit technischem Hintergrund gefragt“, sagt Robert Schönberger, Geschäftsführer des
Logistikcluster Schwaben
aus Ulm. Ein Logistikingenieur denke in Prozessen
auch über das eigene Unternehmen hinaus. Denn ein
Produkt von der Herstellung
über die Weiterverarbeitung,
Verpackung und Transport
zu begleiten, ist sein Job.
Und das selbstverständlich
international. Technisch
werde es, so Schönberger,
vor allem in der Intralogis-
tik. Wenn Förderbänder
durch Produktionshallen
laufen, automatische Gabelstapler durch das Schmalganglager rauschen oder
Scannertechnik das Warenwirtschaftssystem auf dem
Laufenden hält, sind Maschinenbauer, Fahrzeugtechniker und Automatisierungsingenieure gefragt.
Die Denipro AG aus Weinfelden beschäftigt Ingenieure in allen Unternehmensbereichen. Der Anbieter für
Fördertechnik entwickelt
und vertreibt Transportbänder, die auf Rollen laufen.
„Die meisten Transportmittel gleiten über den Untergrund, haben damit eine
hohe Abnutzung und brauchen viel Energie“, erklärt
Vertriebsingenieur Urs Rothenbach. Das innovative
Rollen-System kommt mit
10 % des üblicherweise verbrauchten Stroms aus und
benötigt viel weniger Wartung sowie Ersatzteile. „Das
kann ich unseren Kunden
aus Industrie, Nahrungsmittelbranche und Medizintechnik vor allem deswegen
Schlanke Prozesse sind in
dieser schnellen Branche der
Schlüssel zum Erfolg
gut rüberbringen, weil ich
selbst einen MaschinenbauStudiengang absolviert habe“, erklärt Rothenbach.
Ohne technischen Hintergrund würde er von seinem
Gegenüber nicht ernst genommen, berichtet der Verkäufer. Zum guten Vertriebs-
mitarbeiter kommen Verbindlichkeit, Kundenorientierung und Redegewandtheit hinzu. „Wichtig bleibt,
dass Mitarbeiter eine gewisse persönliche Qualifikation
mitbringen. Jemand, der am
liebsten im Detail arbeitet,
wird in der Logistik selten
glücklich“, meint Schönberger vom Logistikcluster, der
selbst Bauingenieurwesen
studierte. Die Logistik brauche Leute, die kommunikativ und organisationsstark
sind und auch einmal über
ihren eigenen Tellerrand hinauskommen.
In der oft unterschätzten
Branche sind die Margen
klein und Veränderungen
geschehen rasend schnell.
Gerade weil dieser Marktsektor den volatilen Märkten stärker ausgesetzt ist, als
jeder andere, sind schlanke
Prozesse der Schlüssel zum
Erfolg. „Wer Ahnung von
Lean Management hat, wird
in der Logistik gerne eingestellt“, erläutert Geschäftsführer Schönberger. Mehr
und mehr Aufgaben übernimmt die Logistik für die
Industrie: Vom Verpackungsmanagement über
die Lagertechnik bis zu Vormontagen und der Lieferung vorsortierter Komponenten direkt ans Band.
Für alle Branchen, für die
die Logistik Aufgaben übernimmt, braucht sie Spezialistenwissen, das Experten
aus dem jeweiligen Bereich
mitbringen. Immer häufiger
werden Fahrzeugtechniker,
Maschinenbauer und Verpackungsingenieure gerade
wegen ihrer Produktkenntnis gesucht.
Aber auch im weniger
technischen Bereich, beispielsweise in der Disposition, kommen Ingenieure
zum Einsatz. Bei einem Logistikdienstleister in der Region Stuttgart plant Markus
Weber* die Lkw-Einsätze für
den Bereich Automotive.
„Ich habe bei den Autozulieferern jeden Tag mit technisch versierten Leuten zu
tun“, weiß der studierte Ma-
I
Jobportale Logistik
- Das Logistikcluster Schwaben unter-
hält Standorte in Ulm und Augsburg
und wurde 2011 von der zuständigen
IHK gegründet. Das Netzwerk bringt
Hochschulen, Kommunen, Wirtschaftsförderer und Unternehmen zusammen.
Ziele sind gemeinsames Marketing, die
Interessenvertretung der Transportbranche in Schwaben und das Aufräumen mit Vorurteilen gegenüber der Logistik. Der Zusammenschluss unterhält
auch ein Jobportal für offene Stellen in
der Logistik unter
- www.logistik-schwaben.de
- Die Job-Plattform Logistik-Jobs listet
offene Stellen in der Logistik für ganz
Deutschland. Für Jobsuchende ist die
Benutzung kostenfrei, Unternehmen
stellen gegen eine Gebühr ihre Stellenanzeigen ein.
M.S.
- www.logistik-jobs.de
schinenbauer. Weil er die
Produkte versteht, die seine
Flotte und Fahrer transportieren, kann er für diese den
Ingenieurkarriere · 1/2013
optimalen Weg zur Weiterverarbeitung finden. „Viele
Güter sind sehr empfindlich. Da muss man eine gute
Ladungssicherung avisieren“, sagt Weber, der die
ihm unterstellten Fahrzeuge
nicht nur sinnstiftend einsetzen, sondern vor allen
Dingen auslasten muss.
Denn ein stehender Lkw
oder einer, der leer oder nur
halb voll fährt, schmälert
den Gewinn. Im Gespräch
auf Augenhöhe müssen
Kunden, vor allem produzierende Unternehmen,
bei Weber nur wenige Worte
für Erklärungen verlieren.
Ganz selbstverständlich berät der Disponent seine Gesprächspartner auch in Verpackungsfragen und beim
optimalen Warenfluss. Vom
kleinen Ingenieurbüro
wechselte der 34-Jährige
2010 zum Logistiker mit 350
Mitarbeitern. „Hier habe ich
gute Aufstiegschancen und
einen kürzeren Weg zur Ar-
37
beit“, erläutert der Ingenieur.
„Wer schnell Karriere machen will, ist in der Logistik
richtig“, sagt Schönberger.
Viele Angestellte schätzten
die vielseitigen und internationalen Arbeitsfelder sowie
die freundschaftliche Atmosphäre in den meist Familienunternehmen. „Allerdings
braucht man gerade in Disposition und Verkauf auch
gute Nerven und die Bereitschaft zu atypischen Arbeitszeiten“, erläutert
Schönberger. Denn die
Transport-Dienstleister
richten sich nach ihren Kunden und sind in hohem Maße von ihnen abhängig.
Schiebt die Industrie Doppelschichten, geht auch We●
ber später ins Bett.
* Name geändert
I
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Ingenieurkarriere · 1/2013
N
N
Technikhilfe für alte Menschen
- Experten für „Ambient Assisted Living“
Die Zahl alter Menschen steigt und
damit auch die Zahl Pflegebedürftiger. Ein Betätigungsfeld, das sich
für Ingenieure in den kommenden
Jahren immer mehr verbreitern
wird. Die Forschung hat sich der
Problematik angenommen, für die
Umsetzung in der täglichen Praxis
braucht es noch einige Zeit.
-
Elena Winter
VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, ws
Zukunftsmusik: Der Care-O-bot verrichtet in einem
Altenheim Hol- und Bring-Dienste einer Pflegekraft. Als
vollständiger Ersatz für Menschen werden Roboter in
Deutschland aber nie infrage kommen. Foto: Fraunhofer IPA
Bundesforschungsprojekts
easyCare wurde ein solches
System bereits untersucht.
Wie so oft sind aber die
Kosten ein Knackpunkt.
Großen Bedarf gibt es daher
nach Angaben des VDE
(Verband der Elektrotechnik
Elektronik Informationstechnik) vor allem an AAL-
Care-O-bot
bringt älteren Menschen die
Tabletten ans Bett
Standardprodukten, die für
viele Menschen ohne besondere Anpassung verwendbar und damit auch
bezahlbar sind.
„Die Entwicklung solcher
Produkte ist ein breites Einsatzfeld für Elektroingenieure und Ergonomen“, sagt Janina Laurila-Dürsch, Projektmanagerin bei der VDE-
39
F
Sensoren für Senioren
Der Klassiker: Eine alte Dame stürzt in ihrer Wohnung
und bricht sich den Oberschenkelhals. Mit einem
Notrufgerät kann bei solchen Unfällen heute glücklicherweise schnell der Rettungsdienst alarmiert werden. Viele Senioren tragen
das Gerät aber nicht immer
bei sich.
Und in anderen Situationen, etwa bei einem Schlaganfall oder Herzinfarkt,
kann der Betreffende womöglich nicht rechtzeitig
reagieren und um Hilfe rufen. Das zeigt, dass die Technik, die im Alltag älterer
Menschen zum Einsatz
kommt, am Anfang steht –
und sich zügig weiterentwickeln muss. Denn unsere
Gesellschaft wird immer älter und damit hilfsbedürftiger. Schon im Jahr 2030 soll
fast jeder Dritte das 65. Lebensjahr überschritten haben.
Unter dem Begriff „Ambient Assisted Living“ (AAL)
versteht man Produkte und
Dienstleistungen, die die
Lebensqualität verbessern
und älteren Menschen mehr
Sicherheit und Selbstständigkeit verschaffen. Hierzu
gehören Sensoren in einem
Altenheim, die Alarm schlagen, wenn sich eine Person
längere Zeit nicht mehr bewegt hat. Im Rahmen des
Ingenieurkarriere · 1/2013
Normungsorganisation
DKE. Und auch bei der Planung und Beurteilung von
altersgerechten Wohnungen
ist technische Expertise gefragt – eine Aufgabe etwa für
Bauingenieure und Architekten.
Was aber sind die spezifischen Bedürfnisse von Senioren? Welche Ansprüche
und welche Ängste haben
sie? Das sind grundlegende
Fragen, die beantwortet
werden müssen. „Ingenieure oder auch Informatiker,
die im Bereich AAL tätig
sind, sollten daher auch in
Soziologie oder Psychologie
geschult sein und die Auswirkungen auf den Menschen berücksichtigen“,
sagt Reiner Wichert vom
Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung
IGD. Ansonsten hätte eine
Entwicklung wenig Aussicht
auf Erfolg.
Wichtig sei daher die Fähigkeit, mehrere Disziplinen
miteinander zu kombinieren. Hinzu kommt eine große Portion Einfühlungsvermögen, da man als AALEntwickler intensiv mit älteren Menschen zusammenarbeitet. Verschiedene
Hochschulen bieten bereits
entsprechende interdisziplinäre Weiterbildungen an
oder entwickeln diese in
Förderprojekten.
Eine Innovation, die bei
der Debatte um die Auswirkungen auf den Menschen
immer wieder genannt wird,
sind Serviceroboter. Der Care-O-bot ist so einer: Forscher des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik
und Automatisierung (IPA)
haben ihn inzwischen in der
dritten Generation zum Leben erweckt. Er ist in der Lage, älteren Menschen die
Tabletten ans Bett zu brin-
(AAL) sind gefragt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert daher die Weiterbildung und Zusatzqualifikationen in diesem Bereich
durch neun Projekte:
MAAL (Hochschule für Technik und
Wirtschaft Berlin),
ApoLlon (Apollon Hochschule der Gesundheitswirtschaft in Bremen),
BAAL (Universität Rostock),
GAP (Universität Vechta),
MHH-QuAALi (Medizinische Hochschule Hannover),
ProWAAL (Universität Bochum),
Taandem (Universität Kassel),
WAALter (Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade),
WAGAS EMN (Universität ErlangenNürnberg).
E. W.
gen oder in einem Notfall –
ebenfalls mit Hilfe von Sensoren – den Rettungsdienst
zu rufen.
Derzeit wird der interaktive Butler allerdings nur an
Forschungsinstituten oder
im Rahmen von Praxistests
in Altenheimen eingesetzt.
Ein Grund hierfür ist neben
den hohen Kosten und seiner technischen Komplexität auch die gesellschaftliche Akzeptanz.
Der Traum
vom ökonomisch
und ethisch
vertretbaren Roboter
Anders in Japan: Hier werden Roboter als Hilfsmittel
im Alltag stark befürwortet.
„Das spiegelt kulturelle Unterschiede“, sagt Henrik
Schunk, dessen Unternehmen den sensiblen Greifarm
des Care-O-bot entwickelt
hat. „Japaner empfinden es
als anstößig, anderen zur
Last zu fallen. Entsprechend
groß ist die Bereitschaft,
sich Maschinen zu bedienen.“
Unsere westlichen Vorstellungen von Technik sind da
offenbar andere: Maschinen, die den Menschen ersetzen? Das ist für uns undenkbar und ethisch kaum
zu verantworten. Und so ist
auch der Care-O-bot zwar in
der Lage, Hol- und Bringdienste auszuführen – Gefühle zeigen, Trost spenden
und Mut machen kann er
aber nicht. „Er ist lediglich
als Werkzeug gedacht“, betont Birgit Graf vom Fraunhofer IPA. Vergleiche mit
den menschlichen Fähigkeiten sind daher nur sehr eingeschränkt möglich.
Ingenieure und Informatiker am Fraunhofer IPA befassen sich mit der Konzeption und dem Aufbau neuer
Roboter sowie mit deren Aktorik und Sensorik. Und
vielleicht tragen sie dazu
bei, dass die mobilen Helfer
eines Tages tatsächlich für
pflegebedürftige Personen
eine Hilfe werden. Eine, die
technisch, ökonomisch und
ethisch vertretbar ist.
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Ingenieurkarriere · 1/2013
N
N
Vincenz Thoma (li.) und Michael Adomeit mit einem Rennradrahmen. Die Ingenieure
begleiten ihre Entwicklungen von der ersten Idee bis zur Markteinführung. Foto: Zillmann
Wenn das Hobby zum Beruf wird
Für Ingenieure gibt es neben den großen Branchen viele
kleine, in denen spannende Aufgaben auf sie warten.
Und manch ein Ingenieur kann in seinem Beruf auch seine
große Leidenschaft ausleben. Zwei jungen Ingenieuren in
der Fahrradbranche ist das gelungen.
Wolfgang Mock
VDI nachrichten, Koblenz, 5. 4. 13, moc
„Ich habe mein Hobby zum
Beruf gemacht“, sagt Michael Adomeit aus voller Überzeugung. Schon als Schüler
fuhr Adomeit (28) CrossCountry- und Mountainbike-Rennen. Nach dem
Abitur studierte er Maschinenbau, zuerst an der Uni
Paderborn, nach dem Vordiplom am Karlsruher Institut für Technologie (KIT).
Dort machte er auch sein
Diplom.
Schon während des Studiums stieß er auf einer Fir-
menkontaktmesse auf den
Fahrradhersteller Canyon,
dessen Räder Adomeit bereits kannte. Er bewarb sich
auf eine Praktikantenstelle
und wurde sofort genommen – nicht zuletzt auch
deshalb, weil er an der Uni
Paderborn den FerchauPreis für die Entwicklung einer 2-Gang-Bohrmaschine
bekommen hatte und Canyon sich gerade mit der Entwicklung einer Getriebenabe beschäftigte. „Das passte
hervorragend“, erinnert sich
Adomeit. Über die Nabe
schrieb er dann auch seine
Diplomarbeit und wurde
2011 bei Canyon angestellt.
Heute arbeitet er in der Produktentwicklung.
Auch Vincenz Thoma (32)
fuhr schon in seiner Jugend
Rennrad- und Mountainbike-Rennen, studierte Maschinenbau (an der FH
Kempten) und schob auch
noch ein Praktikum in den
USA ein. Nach dem Studium
hatte er die Wahl, weiterzustudieren und oder gleich
in die Industrie zu gehen.
Canyon versucht,
sich als Technologiemarke
zu positionieren
„Angebote hatte ich schon.“
Doch er entschied sich für
die Forschung, ging an die
Uni Delft und studierte dort
Produktdesign. Auch er kam
über einen Kontakt zu Canyon. „Das war genau das, was
ich gesucht hatte.“ 2009
kam Thoma zum Unternehmen und ist heute der
Teamleiter der Produktentwicklung.
Canyon, mit Sitz in Koblenz, gehört zu einem guten Dutzend größerer Fahrradhersteller in Deutschland, konzentriert sich allerdings auf Mountainbikes
und Rennräder. Der Umsatz
des Unternehmens lag 2012
bei 70 Mio. €, so Jutta Gatter,
die Personalverantwortliche
von Canyon. Gut zwei Drittel aller produzierten Räder
sind Mountainbikes, der
Rest Rennräder.
Canyon hat derzeit an die
350 Mitarbeiter, davon sind
40 Zeitarbeitskräfte. Das
Unternehmen expandierte
stark in den vergangenen
Jahren und will auch weiter
wachsen – bis Ende 2013 auf
bis zu 350 fest angestellte
Mitarbeiter.
„Die meisten Mitarbeiter“, so Gatter, „haben eine
hohe Affinität zum Fahrrad.“ Canyon unterstützt sie
dabei durch vielfältige Angebote, die die gemeinsame
Leidenschaft fördern.
Die Räder von Canyon liegen vorwiegend im höherpreisigen Bereich, was nicht
zuletzt damit zu tun hat,
dass das Unternehmen
massiv auf Innovationen
setzt. „Wir machen mehr
und mehr den Weg von einer preisbewussten Marke
hin zur Technologiemarke“,
sagte Canyon-Chef Roman
Arnold vor Kurzem der
Fahrradzeitschrift Fahrstil.
Die Preise im Rahmen
halten und damit auch seine
Wettbewerbsfähigkeit verteidigen, kann das Unternehmen nicht zuletzt dadurch, dass es als Direktversender ohne den Einzelhandel auskommt.
Dass Canyon versucht,
sich als Technologiemarke
zu positionieren, demonstriert auch der moderne
Showroom in der Koblenzer
Unternehmenszentrale.
Hier stehen in edlem Ambiente die Testräder, an den
Wänden hängen Neuentwicklungen – Fahrräder als
Objekte der Verführung.
Nach harter Arbeit sieht es
dagegen in der Entwicklungsabteilung aus. Überall
liegen und stehen Rahmen
herum, Fahrradkomponenten wie Federn oder Gabeln.
In kleinen Gruppen diskutieren die Mitglieder des
Entwicklungsteams vor ihren Bildschirmen die Geometrie und Kinetik eines
Hinterbaus, die Formgebung eines Rahmens, Details wie Lichtkanten oder
Form und Farbe des Schriftzugs auf dem Rahmen.
Nicht alles darf fotografiert
werden.
„Man muss hier
schon
ein Generalist sein“
Aktuell arbeiten neben
Adomeit und Thoma weitere
vier Ingenieure in der Entwicklungsabteilung. Außerdem arbeiten noch einmal
acht Wirtschaftsingenieure
im Produktmanagement,
dem Supply-Chain-Management und an der Schnittstelle von Entwicklung und
Produktion. „Wenn wir weiter so expandieren wie geplant, dann können in diesem Jahr noch zwei bis drei
Ingenieure dazukommen“,
so Gatter.
Ungefähr alle drei Jahre
kommen komplett neu entwickelte Fahrräder auf den
Markt, in der Zeit dazwischen bekommen die Räder
sogenannte Face-Lifts, bei
denen einzelne Aspekte verbessert werden.
„Wenn wir ein komplett
neues Bike entwickeln“, er-
Gefertigt werden die Rahmen in Asien, zu
Rädern aufgebaut in Koblenz. Foto: Zillmann
Ingenieurkarriere · 1/2013
läutert Thoma, „dann ist ein
Produktingenieur dabei, ein
Produktdesigner und ein
Produktmanager.“
Der Markt für Rennräder,
vor allem aber der für
Mountainbikes, ist sehr ausdifferenziert und reicht vom
relativ schweren AluDownhillrad bis zum superleichten Touren-Hardtail
aus Carbon. Und Canyon
bietet nahezu für jede Nische ein Rennrad oder
Mountainbike an.
„Der Vorteil der Arbeit
hier ist“, so Adomeit „dass
man ein neues Produkt von
der Idee an begleitet, bis es
als fertiges Produkt an die
Kunden geht.“ Das führt dazu, dass die anfallenden
Aufgaben für die Ingenieure
sehr unterschiedlich sind.
„Man muss schon ein Generalist sein, wir sind hier
nicht so extrem auf einzelne
Elemente spezialisiert wie
das in anderen Branchen
der Fall ist“, so Thoma.
Gefertigt werden die Rahmen – sowohl die aus Aluminium wie die aus Carbon
– in Asien. Jeder der Canyon-Ingenieure betreut sein
Projekt auch vor Ort, das
heißt, er muss auch immer
mal nach Asien reisen – je
nachdem wie komplex und
aufwendig das Projekt ist,
auch mehrmals im Jahr. Im
Englischen sollte er deshalb
sicher sein. Zu kompletten
Rädern aufgebaut werden
die Rahmen dann in Koblenz.
Zu den Reisen nach Asien
kommen für die CanyonIngenieure regelmäßige Besuche von Entwickler-Kongressen und Fahrradmessen.
Bei Neuentwicklungen
werden auch die einzelnen
Prototypen in Asien gefertigt
und von den Entwicklern
dann gelegentlich im nahen
Westerwald oder der Eifel
getestet. „Was toll ist an unseren Job“, so Adomeit, „ist,
dass wir ja mit zur Zielgruppe gehören, wir sind ja auch
Nutzer des Produkts.“
Canyon entwickelt aber
41
nicht nur Rahmen und Räder, sondern auch die notwendigen Prüflabors. Partner ist hier die Hochschule
Pforzheim. Ein identischer
Prüfstand steht bei den Rahmenherstellern in Asien, damit die sofort sehen können, ob ihre Produkte den
Anforderungen der Koblenzer entsprechen. „Auch diese Prüfstände werden von
uns vor Ort eingerichtet“, so
Adomeit.
Thoma wie Adomeit loben
das sehr gute Betriebsklima
bei Canyon und die interessanten Kontakte, die man
als Entwickler knüpfen
kann. So rüstet Canyon seit
dem vergangenen Jahr das
russische Rennrad-Team
Katusha aus, das auch an
der Tour de France teilnimmt. 2012 saß Adomeit
sogar bei einer ZeitfahrEtappe der Tour im Begleitwagen. „Das war schon ein
einmaliges Erlebnis.“
Zusammen mit dem Komponentenhersteller Ergon
rüstet Canyon außerdem ein
Mountainbike-Profi-Team
aus und vor Kurzem ist auch
der dreifache Downhillweltmeister Fabien Barel zu
Canyon gestoßen. „Einzelne
Fahrer der Teams sind immer wieder hier in Koblenz
oder wir treffen sie bei Rennen“, so Adomeit. „Ihre Erfahrungen fließen direkt in
unsere Arbeit ein.“
Canyon hat flache Hierarchien, die Ingenieure arbeiten fast alle in der Entwicklungsabteilung, abgesehen
von den Wirtschaftsingenieuren. Ein schneller Weg
nach oben ist da eher unwahrscheinlich. „Man muss
wissen, was man will, was
für einen wichtig ist“ , sagt
Adomeit. Das sieht Thoma
nicht anders. „Wenn die
Aufgaben interessant sind
und die Arbeit Spaß macht,
dann ist das doch das Wich●
tigste.“
I
- www.canyon.com
42
Ingenieurkarriere · 1/2013
N
N
Hmhh, das schmeckt lecker... Süßwaren machen aber nur einen kleinen Teil des
Produktspektrums der Ernährungsindustrie aus. Foto: vario images
Auf der Zunge zergehen lassen
Die Lebensmittelindustrie gehört zu
den wichtigsten deutschen Wirtschaftszweigen. Ingenieure arbeiten hier daran, Produkte sicherer
und schonender herzustellen. Studiengänge der Lebensmitteltechnik
bereiten sie darauf vor.
Henning Zander
VDI nachrichten, Hannover, 5. 4. 13, has
Jeder Mensch isst. Vielleicht
werden auch deshalb die
Lebensmittelskandale in
Deutschland so intensiv diskutiert. Denn jeder ist im
Prinzip betroffen. Die Lebensmittelproduktion steht
unter Generalverdacht.
Auch Lutz Großmann muss
sich in Gesprächen immer
wieder rechtfertigen und
über Mythen aufklären. „Die
meisten Lebensmittel sind
viel weniger bearbeitet, als
man es vielleicht denkt“,
sagt der 24-jährige Masterstudent des Studienganges
Lebensmittelwissenschaft
und Technologie an der Universität Hohenheim.
Große Unternehmen wie
Unilever, Kraft oder Nestlé
beschäftigen Ingenieure, um
an neuen Fertigungsverfahren für Lebensmittel zu forschen. Aber auch mittelständische Unternehmen
wie Molkereien beschäftigen Ingenieure. Sie führen
Kontrollen durch, sorgen für
eine schonende Verarbeitung, denken darüber nach,
Es gebe unglaublich viele
Möglichkeiten, Milch zu nutzen,
sagt der Student Lutz Großmann
wie Lebensmittel sicherer
werden. Die Technik hat in
der Vergangenheit große
Entwicklungen gemacht.
„Noch vor 20 Jahren wurde Molke als eine Art „Abfall“ der Käseherstellung betrachtet“, sagt Lutz Fischer,
Studiendekan an der Universität Hohenheim. „Die
modernen Technologien haben es heute möglich gemacht, wertvolle Stoffe wie
Laktose oder bestimmte
Proteine nutzbar zu machen.“ Die wiederum werden dann in der Pharmazie
oder in der Kosmetik eingesetzt. Von Abfall spricht heute keiner mehr.
Das Studium der Lebensmittelwissenschaften und
Technologie hat einen großen praktischen Bezug.
„Hier geht es etwa um
Herstellungsverfahren für
laktosefreie Milch oder die
Video-Auswertung von
Backprozessen, durch die
der Backvorgang weiter automatisiert werden kann“,
sagt Fischer. Der Hohenheimer Student Lutz Großmann hat während seines
Studiums ein Praktikum in
einer Brauerei absolviert
und als Werkstudent für ein
Unternehmen gearbeitet,
das Maschinen für die
Fleischbearbeitung herstellt.
Cutter, die genutzt werden,
um Wurst herzustellen.
Fleischwölfe für Hackfleisch. Dennoch hat sich
Lutz Großmann auf Milchtechnik spezialisiert. Die Ingenieure untersuchen dabei
den kompletten Produktionsweg der Milch: vom Euter bis zum fertigen Endprodukt Käse oder Jogurt. „Das
hat mich gereizt: Es gibt unglaublich viele Möglichkeiten, Milch zu nutzen.“
Die Ausbildung hat einen
starken Schwerpunkt bei
den Naturwissenschaften.
Biologie, Biotechnologie,
Chemie – sie gehören zu
den Grundlagen der angehenden Lebensmittelingenieure. Doch auch betriebswissenschaftliche Hintergründe und Grundlagen des
Lebensmittelrechts werden
geschult. Kaum eine Produktgruppe ist so stark reguliert wie die der Lebensmittel.
Die Lebensmittelindustrie
gehört zu den größten Wirtschaftszweigen Deutschlands. Nach Angaben der
Bundesvereinigung der
Deutschen Ernährungsindustrie lag der Umsatz
2012 bei rund 170 Mrd. €.
Fast 6000 Betriebe beschäftigen über 550 000 Menschen.
Die Aufgaben der Lebensmittelingenieure liegen vor
allem in der Verarbeitung
der Rohware, etwa Früchte
und Gemüse, Zucker, Getreide oder Fleisch. Ingenieure müssen für den optimalen Ablauf der Produktion sorgen. In den vergangenen Jahren sind dabei die
Fragen der Automatisierung, aber auch des Umweltschutzes, immer wichtiger geworden. Lebensmittelingenieure werden aber
auch in der Produktentwicklung eingesetzt, z. B. für einen neuen Jogurt oder besonders gesunde Lebensmittel.
Ingenieurkarriere · 1/2013
43
Eä   D: A
 B  G
Angaben in %
23,02
Fleisch und Fleischprodukte
15,91
Milch und Milchprodukte
Backwaren
Süßwaren und Dauerbackwaren
Alkoholische Getränke
Obst und Gemüse (verarbeitet)
Fertiggerichte und sonstige Nahrungsmittel
Mineralwasser und Erfrischungsgetränke
Öle und Fette
Mühlen und Stärke
Kaffee und Tee
Würzen und Soßen
Zucker
Fisch und Fischprodukte
Teigwaren
9,03
7,82
7,78
5,77
5,05
4,41
3,81
3,57
2,60
2,40
1,84
1,37
0,26
Grafik: Ingenieurkarriere 1/2013, Gudrun Schmidt
Auch im Studiengang Lebensmitteltechnologie der
TU Berlin werden Ingenieure auf eine Arbeit in der
Nahrungsmittelindustrie
vorbereitet. Zu den Schwerpunkten gehören etwa die
Lebensmittelbiotechnologie
und die Prozesstechnik.
Hier geht es insbesondere
um neue Konservierungstechniken, etwa durch elektrische Hochspannungsimpulse, Ultraschall oder
Plasma. Ein weiterer
Schwerpunkt ist die „Technologie proteinreicher Lebensmittel“. Maschinen,
Prozesse und Qualitäts-
Lebensmittel müssen sicher sein und werden
deshalb getestet. Foto: dpa
Quelle: Statistisches Bundesamt, BVE 2011
aspekte bei der Verarbeitung
von Fleisch und Fisch stehen dabei im Fokus. Die Lebensmittelingenieure können nach dem sechssemestrigen Bachelorstudium ein
Masterprogramm anhängen.
Das Studium der Lebensmitteltechnik an der TU
Dresden setzt auf den Studiengang Verfahrenstechnik
auf. Das Studium schließt
mit dem Diplom ab. Die
Forscher der Lebensmitteltechnik an der TU Dresden
beschäftigen sich auch
schon mal mit uralten Rezepten. So fanden sie he-
raus, dass in Dresden bereits
1839 Ess-Schokolade industriell gefertigt wurde.
Gleichzeitig rekonstruierten
sie das Rezept und probierten die Schokolade gleich
aus. In 174 Jahren hat sich
viel geändert. Die Ur-Milchschokolade war recht bitter
und von kleinen Stücken
Zucker und Kakao durchsetzt. Heute muss Schokolade auf der Zunge zerschmelzen. Auch das ein Werk von
Ingenieuren.
Etwa ein Drittel des Umsatzes der deutschen Ernährungsindustrie wird im Ausland erwirtschaftet. Ab Wintersemester dieses Jahres
wird der Master-Studiengang Lebensmittelwissenschaft und Technologie in
Hohenheim deshalb umbenannt: „Food Science and
Engineering“ wird er heißen. Studiensprache wird
durchweg Englisch sein.
Auch Student Lutz Großmann plant, noch während
seines Masterstudiums ins
Ausland zu gehen. „Das
würde mich sehr reizen“,
sagt der junge Ingenieur. Lebensmittel – das heißt auch
internationales Arbeiten.
Denn überall wird auch gegessen.
●
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44
Ingenieurkarriere · 1/2013
N
N
I
Forschen aus Überzeugung
Forschungszentrum Jülich GmbH
- Der Weg zum Forschungszentrum Jü-
Foto: Manfred Burazerovic
Im Forschungszentrum Jülich
dominieren zwar Physiker und
andere Naturwissenschaftler, aber
auch die Ingenieure sind in allen
Bereichen gut repräsentiert. Die
technische Infrastruktur ermöglicht
Forschung auf höchstem Niveau.
Manfred Burazerovic
VDI nachrichten, Velbert, 5. 4. 13, moc
Stefan Haas ist erst 32 Jahre
alt und klingt manchmal
fast wie ein Veteran. Sein
Thema ist die Photovoltaik –
und die sei nun im Zuge der
erklärten Energiewende bei
vielen mit einem negativen
Image behaftet. „Wenn ich
früher im privaten Kreis erzählte, dass ich an neuartigen Solarzellen forsche, fanden es alle toll. Mittlerweile
kommen mit dem Hinweis
auf die steigenden Energiepreise sehr viele kritische
Stimmen“, berichtet der Absolvent der RWTH Aachen.
So schnell ändern sich also die Zeiten. Doch Stefan
Haas hängt sehr am Themengebiet Erneuerbare
Energien und speziell an der
Photovoltaik. Schon während des Studiums der Elektrotechnik hatte er sich in
diese Richtung entwickelt,
versuchte, so viele Vorlesungen zum Thema wie möglich zu besuchen, was damals noch sehr schwer war.
„Für mich als Student waren
Photovoltaik und Brennstoffzellen Energievisionen
der Zukunft. Das wollte ich
machen.“
Eine Initiativbewerbung
brachte ihn für ein erstes
Praktikum ins Forschungszentrum Jülich, das im Sinne der Prüfungsordnung als
industrienaher Betrieb gilt.
Auch seine Diplomarbeit erarbeitete er am „Institut für
Energie- und Klimafor-
Stefan Haas ist überzeugt, dass sich die
Dünnschicht-Silizium-Technologie langfristig durchsetzt.
schung“, die er gleich nach
dem Examen mit der Promotion über „Serienverschaltungen von SiliziumDünnschicht-Solarmodulen“ thematisch weiterführte. Nach Abschluss der Promotion zum Dr.-Ing. an der
RWTH Aachen erhielt der
inzwischen zweifache Familienvater dann das Angebot,
am Institut eine eigene „Arbeitsgruppe Laserprozesse
und Modultechnologie“ aufzubauen.
„Unser Institut beschäftigt
sich allgemein mit Dünnschicht-Silizium-Solarzellen. Unternehmen, die nach
dieser Technologie Solarzellen herstellten, konnten
aber leider nicht alle überleben. Wir arbeiten nun daran, die Herstellung dieser
Art von Solarzelle zu verbessern, sie also schneller und
mit besserer Qualität herstellen zu können – beispielsweise, indem wir das
Aufbringen der aktiven
Schichten auf einem Glassubstrat vereinfachen. Dieses zunächst schlechtere
Ausgangsmaterial soll dann
mit einem Laser behandelt
werden, sodass es die gleiche Qualität bekommt wie
Material, das komplexer
hergestellt worden ist“, erläutert Haas.
Es gelte, aus den unbestrittenen Nachteilen der
Technologie gegenüber den
üblichen Wafer-Solarzellen
Vorteile zu entwickeln.
Dünnschichtsolarzellen haben einen deutlich geringeren Wirkungsgrad als andere
Solarzellen. Dafür können
sie mit geringerem Energieund Materialaufwand produziert werden. Ein weiterer
Vorteil der Dünnschicht-
„Es gibt viele Anwendungsszenarien für unsere Technologie“
solarzellen aus Silizium ist,
dass Muttergläser in einer
Größe von mehreren Quadratmetern hergestellt werden können, die dann als
große photovoltaische Bauelemente beispielsweise für
Dächer und Hausfassaden
und in einer semitransparenten Version auch als
Fensterelemente geeignet
sind. „Es gibt viele Anwendungsszenarien für unsere
Technologie, aber in der
Umsetzung in der Industrie
Ingenieurkarriere · 1/2013
klappt vieles noch nicht. Wir
hoffen aber, dass beispielsweise Architekten und Photovoltaiker künftig enger zusammenarbeiten und Detailprobleme etwa durch
fehlende Normen gelöst
werden“, erläutert Haas.
Während der Promotion,
direkt danach und auch im
Laufe seiner Tätigkeit als
Gruppenleiter hatte Haas
durchaus immer wieder Angebote, in die Industrie zu
wechseln und kam darüber
auch ins Grübeln, ob dieser
Schritt für ihn und die Familie richtig sei. „Als ich hier
angefangen habe, gab es
schon viele fertig promovierte Wissenschaftler,
die dann direkt in die Industrie gegangen sind. Ich
dachte immer: Wenn ich
endlich die Promotion habe,
sind alle guten Positionen
schon besetzt und ich habe
gar keine Chance mehr. Und
jetzt sind das oft die Leute,
die mit den Unternehmen
baden gegangen sind, da
der Boom der Photovoltaikindustrie nicht von Dauer
war. Retrospektiv betrachtet
war es auf jeden Fall die
richtige Entscheidung hierzubleiben, denn ich habe ei-
lich führt über Krauthausen und dann
am Militärgelände vorbei – der Hinweis
auf möglichen Schusswaffengebrauch
auf einem Schild am Zaun darf nicht
fehlen – und dabei weht immer noch
ein Hauch von kaltem Krieg durch den
Buchenwald, der auch den riesigen
Campus des benachbarten Forschungszentrums umgibt.
- Gegründet in den späten 1950er-Jahren
als reine Kernforschungsanlage und
1990 in Forschungszentrum Jülich
GmbH umbenannt, wird in den neun
Forschungsinstituten mit 53 Institutsbereichen zu den Schlüsseltechnologien in den Bereichen Gesundheit,
Energie und Umwelt sowie Information
nen interessanten Job, in
dem ich mich weiterentwickeln kann“, resümiert
Haas.
Dennoch bleiben ihm
Zweifel über den Fortgang
der eigenen Karriere. Einerseits ist der Familienvater
aus dem benachbarten Baesweiler tief verwurzelt in
seiner Heimat, viele Freunde noch aus Schulzeiten
und die Verwandten leben
hier und das eigene Haus
steht inzwischen auch. An-
geforscht. 2011 lag das Budget bei
484,4 Mio. €. Davon entfielen
160,2 Mio. € auf Drittmittel.
- Der überwiegende Anteil der Drittmittel resultiert aus Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten für die Industrie,
aus der Einwerbung von Fördermitteln
aus dem In- und Ausland sowie aus
Projektträgerschaften im Auftrag des
Bundes und des Landes NordrheinWestfalen, die auch Gesellschafter der
Einrichtung sind (Bund: 90 %, NRW:
10 %).
- Von den rund 5000 Mitarbeitern gehören 1755 zum wissenschaftlichen Personal. Im Institut für Energie- und Klimaforschung (IEK-5) beträgt der Anteil
der Ingenieure etwa 20 %.
mb
dererseits wäre es für die
persönliche Entwicklung
vielleicht doch gut, ins Ausland zu gehen oder zumin-
„Im Moment ist es so, dass
man mit anderen Technologien
mehr Geld verdienen kann“
dest als Gast für ein halbes
Jahr in die Industrie.
Denn auch die Arbeit als
Ingenieur im Forschungs-
zentrum hat ihre strukturellen Nachteile. Administrative Aufgaben, nicht zuletzt
die notwendige Ausarbeitung von Projektanträgen,
verschlingen viel Zeit, sodass die Forschungsarbeit
im eigentlichen Sinne eher
von den Doktoranden und
den Postdocs geleistet wird,
die das Forschungszentrum
als Basis und Sprungbrett
für ihre Karriere in der Industrie nutzen. Für einen
echten Wissenschaftler ist
die Zusammenarbeit mit
den jeweils anderen Instituten, die auf ihren Gebieten
alle ein großes internationales Renommee aufgebaut
haben, auf jeden Fall ein
Traum. Und eigentlich
braucht es eine gewisse Zeit,
um die Möglichkeiten solch
einer Struktur in Gänze nutzen zu können.
Wenn Haas betont, dass
ihn der Umweltgedanke immer wieder neu motiviert
und antreibt, hat das nichts
Träumerisches oder Pathetisches. Aber langfristiges
Denken werde eben immer
wieder durch kurzfristige
ökonomische Bilanzen konterkariert. „Im Moment ist
es so, dass man mit anderen
Technologien mehr Geld
verdienen kann, aber langfristig wird sich die Dünnschicht-Silizium-Technologie durchsetzen. Sie ist
grundlegend für die Energiewende, da sie materialund energiesparend ist und
nachhaltig, da keine toxischen und seltenen Stoffe
verwendet werden“, ist Haas
●
überzeugt.
I
- www.fz-juelich.de
B
Der Weg in die
Chefetage
Für Manager, die in die
obersten Chefetagen wollen, gelten andere Bewerbungsregeln als für Berufseinsteiger. So viel ist
bekannt. Aber wie genau
sieht eine erfolgversprechende Bewerbungsstrategie für karrierebewusste Ingenieure
aus? Die beiden Karriereberater Jürgen
und Nane Nebel zeichnen
in ihrem Buch
„Die Ceo-Bewerbung“ Wege nach, wie
der Schritt nach oben gelingen kann und verweisen auf Fallbeispiele und
Tipps etablierter CEO. ws
Mit den Augen des
Saboteurs
Nane Nebel, Jürgen Nebel:
Die CEO-Bewerbung. Campus
Verlag, Frankfurt/M. 2013,
192 S., 24,99 €
Karrieren in einer
jungen Branche
Die erneuerbaren Energien eröffnen neue berufliche Perspektiven. Nur
welche? Über Karrierechancen und über vieles
mehr informiert das
Kompendium „Erneuerbare Energien“. Obwohl
das Buch „nur“ 374 Seiten dick ist, bleibt Raum
für die Gliederung in ein-
zelne Fachbereiche. Ein
sehr übersichtliches
Nachschlagewerk mit
aufschlussreichen Daten
und zahlreichen Ansprechpartnern, das sich
nahe an der Unternehmenspraxis orientiert. ws
Wolfgang D. Franke, Rainer
Winz (Hrsg.): Erneuerbare
Energien. Frankfurter Allgemeine Buch, Frankfurt/M.
2012, 374 S., 39,90 €
45
Um ihn besser verstehen
zu können, muss man
denken wie der Feind.
Und deshalb schreiben
Dion Kotteman und Jeroen Gietema aus der Sicht
des Saboteurs und beschreiben, welche Strategien er anwendet. Die
Autoren wollen sie erkennbar machen und
Geld und Nerven in Firmen einsparen.
cer
Dion Kotteman/Jeroen Gietema: Das kleine Handbuch für
den Projektsaboteur. WileyVCH-Verlag, Weinheim 2012,
139 S., 17,80 €
- Buchkauf im Internet mit Suchmaschine:
www.vdi-nachrichten-shop.com
T Akzente setzen
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Asus mit
Windows-8-Tablet
Dauerzwist: Apple
contra Samsung
VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, ws
Asus hat schon zahlreiche
Tablets auf den Markt gebracht. Das „VivoTab Smart“
ist das erste Gerät, auf dem
Windows 8 als Betriebssystem arbeitet. Im Inneren
werkelt zudem ein AtomProzessor von Intel. Zudem
sind 64 GByte für Anwendungen und Daten eingebaut. Das 10-Zoll-Display
VDI nachrichten, 5. 4. 13, ws
Samsung hat bei
Smartphones und
Tablets hinter
Apple die größten
Marktanteile –
und befindet sich
im Dauerstreit mit
dem Konkurrenten. Die Produktpalette weist unverkennbare Ähnlichkeiten auf. So
auch beim neuen
„Galaxy Note 8.0“,
mit dem Samsung gegen
das „iPad Mini“ antritt.
Das Gerät ist mit einem
8-Zoll-Display ausgestattet, dessen Auflösung
1280 mal 800 Bildpunkte
beträgt. Texte lassen sich
digital verarbeiten. owi
zeigt 1366 mal 768 Bildpunkte und ist durch kratzfestes „Soda-Lime“-Glas geschützt.
Das Asus-Gerät verfügt
über zwei Kameras. Deren
Auflösung beträgt 2 bezie-
Tablets erobern die mobile
Technikwelt
VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, ws
Vor knapp zwei Jahren ist HewlettPackard aus dem Tablet-Markt ausgestiegen, jetzt sind die
Amerikaner wieder
da. Das „Slate 7“gibt
es bereits für 149 €.
Der Gegenwert ist alltagstauglich: Als Betriebssystem kommt
Android 4.1 zum Einsatz, sodass alle gängigen Apps lauffähig sind. Der Zwei-Kern-Prozessor
arbeitet mit einer Taktfrequenz von 1,6
GHz. Der interne Speicher ist mit 8
GByte schwach bestückt, lässt sich
aber mittels Speicherkarte aufrüsten.
Das Display misst 7 Zoll in der Diagonalen. Die Bauhöhe beträgt 11 mm,
das Gewicht liegt bei 368 g.
owi
Mit Preisen ab 499 € ist
das „Xperia Tablet Z“ von
Sony kein Schnäppchen.
Doch dafür hat es neben
einem Prozessor mit vier
Kernen, einer
8-Megapixel-Kamera und einem 10,1-ZollDisplay mit
Full-HD-Auflösung Besonderheiten
zu bieten. Es
ist mit knapp 500 g und
einer Bauhöhe von nur
6,9 mm trotz des großen
Bildschirms leicht und
kompakt. Es ist gegen
Staub und kurzes Eintauchen ins Wasser geschützt. Als Betriebssystem setzt Sony Android
4.1 ein. Für 140 € Aufpreis
gibt es das Gerät auch
mit einem MobilfunkModul, das Internet-Surfen auch in LTE-Netzen
unterstützt.
owi
- Marktforscher erwarten, dass 2013
mehr Internetzugriffe über mobile Geräte als mithilfe von Desktop-PCs erfolgen. Entscheidenden Anteil daran
haben Tablets, die seit der Präsentation des ersten iPad von Apple vor drei
Jahren die (Technik-)Welt erobern. Immer mehr Hersteller bemühen sich um
ein Stück vom großen Kuchen – und
setzen sich vom „Original“ mit dem
Apfel-Logo ab.
owi
Die Neuheit vom Tablet-Erfinder
VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13, ws
Apple hat den Tablets mit
dem iPad zum Durchbruch
verholfen. Erfunden haben
das Konzept eines tragbaren
Rechners, bedienbar über
einen Touchscreen, aber Microsoft und Intel. Microsoft
VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 4. 13
Foto: Micr
osoft
hungsweise 8 Megapixel.
Die Akku-Laufzeit gibt der
Hersteller mit 9,5 Stunden
an. Die Bauhöhe liegt bei
9,7 mm, das Gewicht bei
580 g. Der Preis beträgt
499 €.
owi
T 2013
Hewlett-Packard-Tablet
zum Einsteigerpreis
Staubdicht und
wassergeschützt
[email protected]
Foto: Asus
Ingenieurkarriere · 1/2013
Foto: HP
46
zeigt mit dem „Surface Pro“,
dass sich Windows 8 und
leistungsstarke Hardware
für den Tablet-Sektor eignen. So verfügt das Gerät
über einen Core-i5-Prozessor von Intel und ist mit einem 10,6-Zoll-Display ausgestattet, das eine Full-HDAuflösung mit 1920 mal
1080 Bildpunkten zeigt. Mit
einem 64 GByte Solid-StateDrive (SSD) kostet das Surface Pro 899, mit 128 GByte
SSD 999 Dollar – denn erhältlich ist das Gerät nur in
Nordamerika, bald aber
auch in Deutschland.
owi
Foto: Dell
Ein Tablet mit
Austausch-Akku
VDI nachrichten, 5. 4. 13, ws
Anders als bei anderen Tablets ist beim „Latitude 10“
des Direktversenders Dell
ein Akku-Austausch direkt
durch den Anwender möglich. Dell setzt auf Intel-Prozessor (Atom) und Microsoft-Betriebssystem (Windows 8). Der Arbeitsspeicher
ist mit 2 GByte bestückt,
wahlweise 32 GByte oder 64
GByte stehen für Anwendungen zur Verfügung. Das
Display ist durch „GorillaGlas“ geschützt. Der Preis
liegt zwischen 594 € und
653 €.
owi
48
Ingenieurkarriere · 1/2013
T
T
Beziehung ändert sich drastisch, denn man begegnet
sich nicht mehr auf Augenhöhe.“
Auch wenn es schwer fällt:
Ein klares Bekenntnis zur
neuen Rolle, zur gewonnenen Macht und klare Ansagen an das Team müssen
jetzt sein. „Auch damit andere Mitarbeiter, die vorher
nicht Duz-Freunde waren,
sich nicht benachteiligt fühlen“, merkt Hennig an. Auf
den Führungsmodus umzuschalten, sei unerwartet
schwer und gelinge nur,
wenn man sich vorher darüber im Klaren sei und das so
wolle. Das heißt auch, dass
die eigene Ingenieurleistung
in den Hintergrund tritt,
weil es jetzt gilt, das Team zu
Höchstleistungen zu führen
Plötzlich Chef!
Aufsteigen, ohne abzustürzen
So sollte der Einstand als Führungskraft sich nicht anhören: „Hey, macht mal
bisschen schneller, ich bin ab jetzt hier euer neuer Boss.“ Foto: Fotolia
Plötzlich Führungskraft – was nun, was tun? Wie Ingenieure
gekonnt den Rollenwechsel von der Fach- zur Führungskraft
schaffen. Wer sich im Sattel halten oder gar in Richtung Vorstandsetage weiterentwickeln möchte, muss sich beizeiten
auch auf diesen Schritt vorbereiten.
Chris Löwer
VDI nachrichten, Berlin, 5. 4. 13, cer
Jung, ambitioniert, auserkoren. Nicht selten eröffnen
sich Ingenieuren Aufstiegschancen aus heiterem Himmel. Doch der Wechsel von
der Fach- zur Führungskraft
ist ein kritischer Moment in
der Karriere. „Die Anforderungen an eine Führungsrolle werden häufig unterschätzt, und zwar von allen
Seiten“, sagt Sandra Fernau,
Geschäftsführerin der Management & Technologie
Akademie GmbH.
Der Jungingenieur verfügt
nicht über die nötigen Führungstechniken, sieht darin
aber kein großes Problem,
und die Entscheider im Un-
ternehmen schielen zu oft
auf den fachlich Besten,
nicht aber auf den für die
Aufgabe Geeigneten. Das ist
die Erfahrung von Andreas
Schwarz, Leiter der Personalentwicklung bei dem
Beratungsunternehmen von
Rundstedt & Partner. „Gerade in kleinen und mittleren
Unternehmen läuft die Entscheidung nach diesem
Muster. Dabei wird erst gar
nicht gefragt, ob die Nachwuchsführungskraft das will
und kann“, sagt Schwarz.
Doch genau das sollte vorher abgeklärt werden, wie
das in Konzernen mit einem
Talentmanagement und regelmäßigen Potenzialerhebungen eher Usus sei. Wer
sich dabei bewährt, dem
wird im Rahmen eines Führungskräftelaufbahn-Trainings oft ein externer Coach
zur Seite gestellt, der auf die
erste Gruppenleiteraufgabe
vorbereitet. „Das ist der Idealfall“, sagt Schwarz.
Doch davon sind die
meisten Unternehmen weit
entfernt, weswegen es an
dem Auserkorenen ist, sich
selbst kritisch zu befragen
und die nötige Unterstützung einzufordern. Denn
gerade bei Ingenieuren lauern bei einem anstehenden
Der Wechsel von der Fachzur Führungskraft, ist ein kritischer
Moment in der Karriere
Rollenwechsel zahlreiche
Risiken: „Der erste Schritt
vom Mitarbeiter zur Führungskraft ist der schwierigste“, sagt Schwarz. „Führungsarbeit ist eben anders
als technisches Arbeiten.“
Jetzt sind weiche Faktoren
wie soziale und kommuni-
kative Kompetenzen gefragt.
„Mitarbeitergespräche als
zentrale Technik müssen beherrscht werden“, betont
der Experte.
Zwar könne der Ingenieur
anfangs noch ein kleines
Team durch „tiefe Fachlichkeit“ gut steuern, doch das
hat Grenzen. Spätestens
dann, wenn missliebige Entscheidungen, hinter denen
die frisch gebackene Führungskraft vielleicht selbst
nicht steht, bei den ehemaligen Kollegen durchgesetzt
werden müssen, hilft fachliche Expertise keinen Deut
weiter.
Und da lauert eine weitere
unterschätzte Schwierigkeit:
Die lieben Kollegen, die jetzt
Mitarbeiter sind, die DuzFreunde, die man in Meetings jetzt besser siezt. „Es
ist falsch anzunehmen, dass
dieser Rollenwechsel reibungslos funktioniert. Dagegen sprechen die neuen
Machtverhältnisse“, sagt der
Frankfurter Führungskräftetrainer Carsten Hennig. „Die
(und nebenbei noch zeitraubend Urlaubsanträge bearbeitet werden müssen).
Als wäre der Schritt in die-
Vor allem der Führungsnachwuchs ist oft zu streng mit
sich und will perfekt sein
se neue Welt nicht schon
schwer genug, macht Hennig immer wieder die Erfahrung, dass besonders der
Führungsnachwuchs zu
streng mit sich selbst ist, sofort alles perfekt funktionieren muss. Doch das tut es
nicht – zumal Menschenführung nicht am Reißbrett
planbar ist. Daher rät Hennig zu mehr Geduld. „Entscheidend für eine souverä-
Ingenieurkarriere · 1/2013
ne Führung ist, dass die Haltung stimmt. Die Persönlichkeit muss reifen – das
dauert beim Rollenwechsel
bis zu zwei Jahre“, erklärt
der Berater. Dabei können
Unternehmen nicht unterstützen – beim Führen lernen schon.
Wenn dies nicht institutionalisiert geschieht, dann
sollten sich Ingenieure nicht
scheuen, um ein Basistraining für Mitarbeiterführung
zu bitten, rät Schwarz.
Außerdem habe sich bewährt, die Personalabteilung nach einer erfahrenen
Führungskraft im Unternehmen mit ähnlichem fachlichem Hintergrund suchen
zu lassen, die den Nachwuchs als Mentor in der ersten Zeit begleitet. Selbst-
49
redend müssen mit den
nächsten Vorgesetzten
Feedback-Gespräche sein.
Das mindert auch unbegründete Ängste davor, als
möglicherweise wenig geeignet wahrgenommen zu
werden, was nur unnötig
verunsichert.
Hennig wünscht sich ohnehin eine kooperativere
Unternehmenskultur: „Ideal
ist, wenn sich Führungskräfte auf der gleichen Hierarchieebene gegenseitig unterstützen.“ Davon profitiert
nicht nur die Nachwuchsführungskraft, sondern das
●
gesamte Betriebsklima.
I
- www.rundstedt.de
Das neue Leitmotiv im (Berufs-)Leben
lautet: Stärken stärken!
Wer als Ingenieur erfolgreich sein
möchte, sollte am besten seinen
Schwächen nicht allzu große
Beachtung schenken und lieber das
tun, was er am besten kann. Es gilt
umzudenken: Stärken stärken, statt
Schwächen zu bekämpfen.
Chris Löwer
VDI nachrichten, Berlin, 5. 4. 13, cer
Nach einem langen Studium
endlich der erste Job. Doch
morgens steht der junge Ingenieur mit Magengrimmen
auf: Heute steht wieder eine
Präsentation vor dem Kunden an. Es graut ihm allein
bei dem Gedanken daran,
denn sein Ding ist es, im
Team die Strippen zu ziehen, hier raffinierte Lösungen zu entwickeln – und die
eben nicht mit Brimborium
der Kundschaft schmackhaft zu machen. Na ja, denkt
In jedem schlummern Talente und
Stärken. Foto: Fotolia
sich der Ingenieur, ein Rhetorikkurs ist schon gebucht.
So läuft das mit echten oder
subjektiven Makeln: Man
muss eben daran arbeiten,
dann wird’s schon. Wirklich?
Eher nicht. Das meint zumindest Marcus Buckingham, lange Vizepräsident
des internationalen Beratungsunternehmens Gallup
und Karriereberater, der
dringend vor diesem Irrglauben warnt. Zwar erscheint es in unserer Allesist-machbar-Zeit nur logisch, Schwächen beim
Schopf zu packen und auszubügeln, doch Buckingham sieht darin einen fatalen Trugschluss. Statt unnötig Zeit mit irgendwelchen
Reparaturversuchen zu vergeuden, sollte man lieber in
seine Stärken investieren.
Wer seine Schokoladenseiten pflege, komme weiter,
sei zufriedener, heimse spielend Anerkennung ein und
reibe sich nicht auf, sagt
Buckingham. In seinem
Buch „Entdecken Sie Ihre
Stärken jetzt!“, das auf zwei
Langzeitstudien der GallupOrganisation beruht, für die
mehr als 1 Mio. Beschäftigte
internationaler Unternehmen und mehr als 80 000
Manager interviewt wurden,
kommt er zu einem erschreckenden Befund: Nur ein
50
Ingenieurkarriere · 1/2013
T
T
FÜNF KERNFRAGEN
- Wer seine Stärken kennenlernen will,
-
sollte sich zunächst ein paar einfache
Fragen stellen und ehrlich beantworten. Freunde und Familie helfen bestimmt dabei:
Was sind meine Stärken?
Wie kann ich Sie nutzen?
Was sind die stärksten Kombinationen
meiner Fähigkeiten?
Wohin bringen diese mich?
Welche Kernkompetenzen habe ich
anderen voraus?
C.L.
Literaturtipp: Buckingham, Marcus/Clifton, Donald: Entdecken Sie Ihre Stärken
jetzt! Das Gallup-Prinzip für individuelle
Entwicklung und erfolgreiche Führung.
Frankfurt/New York 2002
Fünftel aller befragten Mitarbeiter gab an, tatsächlich
jeden Tag das zu tun, was sie
am besten können, sprich:
80 % des Potenzials ihrer
Belegschaft lassen Unternehmen einfach brachliegen. Damit nicht genug:
„Am merkwürdigsten ist,
T
dass je länger ein Mitarbeiter bei einem Unternehmen
bleibt, und je höher er auf
der traditionellen Karriereleiter aufsteigt, die Wahrscheinlichkeit abnimmt,
dass er entschieden zustimmt, dass seine Stärken
jeden Tag genutzt werden“,
berichtet Buckingham. Die
Gleichung „Je älter, desto erfahrener und besser“ gehe
nicht auf.
Irgendwo auf dem Weg
nach oben scheinen die guten Fähigkeiten und Talente
allmählich zu verschwinden. Vielleicht liegt das an
der Menge der Seminare,
Coachings und Workshops,
die durchlaufen werden, um
sich für Höheres zu qualifizieren, aber doch nur darauf
abzielen, Schwächen zu beseitigen.
Der Grundfehler von Berufseinsteigern sei, zu
schnell zu den ihnen übertragenen Aufgaben Ja zu sagen. Das ist die Erfahrung
Ihren Erfolg nehmen wir persönlich.
Berufsbegleitende Studiengänge für Ingenieure
Engineering Management (MBA)
Innovation Management (MBA)
IT Management (MBA)
Logistics Management and Leadership (MBA)
Fallbeispiele aus der Unternehmenspraxis • Intensive Betreuung durch
Dozenten und Exper ten aus der Praxis • Kostenfreie Probevorlesung
Te l e f o n : 0 6 2 1 1 5 0 2 0 7 0 • E - M a i l : i n f o @ g s r n . d e
w w w . g s r n . d e
von Stefan Bald, Mitgeschäftsführer der Unternehmensberatung Kraus &
Partner: „Allein um den begehrten Job zu bekommen,
trauen sich viele zu viel zu
und vertrauen darauf, ihre
Schwächen schon ausbügeln zu können.“
Nur leider wird darauf
Es wird beim
Kaschieren zu viel
Energie verschwendet
dann zu viel Energie verwendet oder darauf, Schwächen nicht zu zeigen. Letzteres geht meistens schief:
„Dann wird sich zu stark auf
die Schwächen konzentriert,
worunter das Selbstwertgefühl leidet“, sagt Bald.
Man tritt anders auf, was
Kollegen spüren. Bald: „Die
innere Haltung stimmt
nicht, so wird man kaum erfolgreich sein können.“
Damit es so weit nicht
kommt, rät Bald zu einer
ungeschminkten Selbstreflexion, um sich darüber
klar zu werden, was man
kann und was nicht. Idealerweise zieht man seiner Ansicht nach dazu einen externen Helfer, etwa einen Businesscoach hinzu, der neutral auf Stärken und Schwächen blickt. Immer geht es
um die Frage: „Was kann ich
und wie passt das zu den
Anforderungen meiner Stelle?“
Um die eigenen Talente zu
entdecken, rät Marcus
Buckingham „zu einem Experten im Finden, Beschreiben, Anwenden und Verfeinern eigener Stärken werden“. Am ehesten zeigten
sich Talente, wenn man seine spontanen, unmittelbaren Reaktionen beäugt.
Dann würde man schnell
feststellen, ob dazu etwa
Einfühlungsvermögen, Bindungsfähigkeit, Disziplin,
Kontaktfreudigkeit, Ideenreichtum, Wissbegierde oder
analytisches Denken gehöre. Alles, von dem man glau-
be, es erlernen zu können,
seien keine Talente.
Wer nun seine immer wiederkehrenden Verhaltensmuster kennt und weiß, wie
er diese gewinnbringend
einsetzen kann, der sollte
die schleunigst zu produktiven Stärken ausbauen, etwa
indem sich der konstruktiv
querdenkende Ingenieur
nicht länger mit Präsentationen herumschlägt, sondern seine Ideen beharrlich
in der FuE-Abteilung verfolgt, wo er seine intellektuelle Stärke voll ausspielen
kann.
Trotz allem sollen eklatante Schwächen nicht vollends
ignoriert werden, sofern sie
die Stärken behindern oder
gar aufheben. „Wer selbst
mit sich unzufrieden ist,
muss etwas daran ändern“,
bemerkt Bald. Zu den Krisengebieten, die ein Eingreifen erfordern, zählt Buckingham Kommunikationsfähigkeit, Einfühlungsvermögen, Disziplin und Verantwortungsgefühl.
Wer die Talente kennt,
kann mit Schwächen
umgehen
Doch wer die eigenen Talente kennt, kann auch besser mit Schwächen umgehen. Dafür schlägt Buckingham fünf Strategien vor: Etwas besser in der Schwäche
werden, ein Hilfssystem entwickeln, ein starkes Talent
einsetzen, um eine Schwäche zu überwinden, einen
Partner zur Ergänzung finden oder eben die Schwäche
akzeptieren. Mit der ersten
Strategie sollte man es nicht
übertreiben. Letztlich geht
es dabei immer nur um
Schadensbegrenzung.
Denn: Noch so viel Wissen
und erlernte Fähigkeiten
werden nie mangelndes Ta●
lent ersetzen.
I
- www.gallup.com
Ingenieurkarriere · 1/2013
51
Kuscher kommen nicht weiter!
Junge Ingenieure sollten bei Meinungsverschiedenheiten und Konflikten nicht zu schnell einknicken –
das könnte sich rächen. Denn so
schleifen sich schnell unliebsame
Verhaltensmuster des Vorgesetzten
ein. Besser ist, selbst sanft auf den
Chef einzuwirken
Chris Löwer
VDI nachrichten, Berlin, 5. 4. 13, cer
Die technische Lösung des
jungen Ingenieurs behagte
dem Kunden des Maschinenbauers nicht. Daraufhin
fällt der Chef seinem Mitarbeiter, ohne mit der Wimper zu zucken, mit den Worten in den Rücken: „Ehrlich
gesagt war ich auch nicht
ganz überzeugt von dieser
Lösung – ich lasse das noch
mal in ihrem Sinn überarbeiten.“
Der Ingenieur ist fassungslos. Nicht zum ersten
Mal. Erst kürzlich deklassierte ihn sein Vorgesetzter
bei einem Meeting auf ähnliche Weise. „Obwohl er sich
im Nachhinein seinem Chef
gegenüber verärgert zeigte
und dieser ihm versprochen
hatte, ihm künftig den Rücken zu stärken, passierte
nun das Gleiche wieder“,
berichtet Heinz-Jürgen
Herzlieb von der Unternehmerberatung Wefers und
Coll. Was ist zu tun?
„Wenn der junge Ingenieur jetzt nicht reagiert,
dann wird er immer wieder
mit solchen Situationen
rechnen müssen“, sagt
Herzlieb. Denn wenn der
Chef erst merke, dass er mit
seiner Masche durchkommt, dann werde ihn das
ermutigen, seinen Mitarbeiter immer wieder mal vorzuführen. Herzlieb: „Hier ist
ein klarer Konter angesagt:
dem Chef klipp und klar sagen, dass man nicht mehr
So nicht! Nicht in diesem Ton! Es ist besser, sich beizeiten
nicht alles vom Chef gefallen zu lassen. Foto: istockphoto
bereit ist, diese Spielchen
mitzumachen.“ Letztlich
müsse natürlich jeder für
sich entscheiden, welche
Opfer er bringen will, um
beruflich vorwärts zu kommen. „Andererseits gilt: Wer
kuscht, signalisiert damit
Schwäche und wird weiterhin manipuliert werden“,
weiß Strategieberater Herzlieb. „Wenn dann noch unterschwellige Unsicherheit
und Harmonieorientierung
dazukommen, wird sich der
junge Ingenieur eher anpassen als dass er für seine Interessen kämpft.“
Die Devise lautet also:
Wehret den Anfängen! Denn
Kuscher kommen nicht weiter. Gerade bei Berufseinsteigern ist die Gefahr groß,
dass mit ihnen arrogant bis
ruppig umgesprungen wird.
„Junge Ingenieure leiden oft
darunter, dass sie insbesondere von älteren Führungskräften nicht ernst genommen werden“, hat Gudrun
Fey, Geschäftsführerin von
study & train, beobachtet.
Die Rhetorik- und Kommunikationstrainerin rät,
dies den Chefs zunächst
nicht allzu übel zu nehmen,
sondern zu erkennen, dass
es Zeit braucht, um sich die
Anerkennung zu erwerben.
Aber dabei darf es nicht
bleiben: „Deshalb sollte
man in angemessener Weise
bei passender Gelegenheit
auf seine Leistungen auf-
Gerade mit Berufseinsteigern wird
vonseiten der Vorgesetzten
arrogant bis ruppig umgesprungen
merksam machen“, rät sie.
Und: „Niemand sollte kuschen.“ Gerade junge Mitarbeiter könnten sich oft
mutiger verhalten als jene
mit Familie und noch nicht
abbezahltem Eigenheim.
Gleichwohl solle dabei niemand vorlaut oder rechthaberisch werden, sondern
gut zuhören, was Ältere sagen, deren Erfahrung und
Wissen wertschätzen, sagt
Fey.
Ihr Tipp: Falls man eine
gegenteilige Meinung äußern möchte, ist es besser,
statt zu widersprechen, zu
sagen: „Ich schätze ihre Erfahrung. Allerdings gibt es
jetzt Forschungsergebnisse,
die zu anderen Erkenntnissen geführt haben. Darf ich
Sie ihnen kurz vorstellen?“
Oft sind es kleine Signale,
die junge Mitarbeiter unbewusst aussenden, die an ihrem Standing nagen. Fey:
„Wenn man etwas unsicher
ist und sehr höflich sein
möchte, schleichen sich in
Äußerungen oft sprachliche
Weichmacher ein, die Aussagen verwässern.“ Etwa:
„Eigentlich bin ich der Meinung…“ Oder: „Ich habe
mir da halt mal was überlegt...“ Wesentlich ist auch,
wie man etwas sagt, vor allem, wenn es darum geht,
sich an einer kritischen Stelle zu behaupten, weswegen
die Kommunikationstrainerin rät, auf eine aufrechte
Körperhaltung und gerade
Kopfhaltung zu achten.
Bei jüngeren Frauen beobachtet sie oft, dass sie den
Kopf zur Seite legen, um
freundlich zu wirken. „Das
ist jedoch eine Unterwer-
52
Ingenieurkarriere · 1/2013
T
WWW.VDI-NACHRICHTEN-SHOP.COM
fungsgeste, die frau sich abgewöhnen muss, um Selbstsicherheit auszustrahlen“,
sagt Fey. Ansonsten seien
Gesten durchaus erwünscht, denn sie unterstreichen das Gesagte und
stärken die Überzeugungskraft. „Bei der Sprechweise
neigen gerade junge Menschen dazu, zu schnell zu
sprechen. Damit überfordern sie häufig ältere Kollegen und Chefs, die sich
überfahren fühlen und dann
manchmal aggressiv reagieren“, erklärt Fey.
Daher seien neben einem
angemessenen Tempo Pausen wichtig, um die Wirkung
von Äußerungen zu verstärken.
Für Berater Herzlieb ist es
wesentlich, um sich in ei-
nem Unternehmen zu behaupten, drei Phasen eines
gelungenen beruflichen
Starts zu beherzigen: In
Phase 1 geht es darum, die
Spielregeln des Unternehmens kennenzulernen.
Das Bestehende sollte man nicht
schlecht machen, sondern
auf Veränderungen hinweisen
Dann ist es wichtig, diese
Regeln in Phase 2 mitzuspielen und zu beobachten, wo die Regeln hilfreich
sind und wo sie das eigene
Fortkommen behindern.
Dann kommt Phase 3, in der
begonnen wird, die Regeln
langsam, dezent aber auch
konsequent für sich zu ver-
ändern. Wenn der Berufseinsteiger beispielsweise
feststellt, dass er in Besprechungen immer erst zum
Schluss zu Wort kommt,
dann empfiehlt Herzlieb,
ganz gezielt ein wichtiges
Thema aufzubereiten, es anzukündigen, und wenn es
nicht an gebührender Stelle
im Meeting seinen Platz findet, sich nicht in ein zu kleines Zeitfenster drängen zu
lassen, sondern für das
nächste Meeting einen besseren Zeitpunkt auszuhandeln. Das verschafft Respekt.
Mitunter lässt sich sogar
direkt Einfluss auf den Chef
nehmen. Dabei hält es Fey
für günstig, eigene Ideen
und Vorschläge als Weiterentwicklung der bisher
praktizierten Vorgehensweise zu präsentieren. Auf jeden Fall sollte man das Bestehende nicht schlecht machen, sondern sagen: „So
wie das bisher praktiziert
wurde, war es gut, nur inzwischen haben sich die
Zeiten geändert, und deshalb ist es notwendig …“
Doch bei einem führungsschwachen, aber autoritären Boss, hilft auch alle Taktik nichts. Fey: „Da gibt es
nur eine Antwort: sobald
wie möglich wechseln.
Denn einen solchen Menschen kann man als junger
Mitarbeiter bestimmt nicht
●
ändern.“
Walter Jakoby
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SCHULDEN
Der Ratgeber für Ingenieure und
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Ein radikales Buch im doppelten
Wortsinn, denn Graeber packt das
Problem der Schulden an der Wurzel, indem er bis zu ihren Anfängen in der Geschichte
zurückgeht. Das führt ihn mitten hinein in die Krisenherde unserer Zeit: Von der Antike bis in die Gegenwart
sind revolutionäre Bewegungen immer in Schuldenkrisen entstanden. Ein ebenso radikaler wie befreiender
Blick auf die Wurzeln unserer Schuldenkrise.
Barry Baddock, Susie Vrobel
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Die ersten 5000 Jahre
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Die 200 entscheidenden Fragen
und die besten Antworten
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Die Brachialmethode hat selten Erfolg. Festketten im
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Auslandseinsatz bewahrt. Foto: f1 online
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Das Lehrbuch gibt Studenten und berufserfahrenen
Ingenieuren eine praxisnahe Einführung in die Methoden
des Projektmanagements.
David Graeber
VDI nachrichten, Värnamo, 5. 4. 13, ws
Der Kunde hat Probleme.
Seine Gefriergutfertigung
läuft alles andere als rund,
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möge ihm bitte einen versierten Kühltechniker schicken.
Jetzt hat der Anlagenhersteller das Problem. Der
Kunde sitzt in Kambodscha,
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von ein oder zwei Tagen
Dauer sind okay, aber länger
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TECHNISCHEN BERUFEN
DAS ÜBERZEUGENDE
VORSTELLUNGSGESPRÄCH
AUF ENGLISCH
Christine Demmer
72 S., mit zahlr. farb. Abb., kart., Palkoska
Monika Weissgerber
Christian Püttjer, Uwe Schnierda
Es gibt heimatverbundene Ingenieure, die absolut keine Lust auf
die große, weite Welt haben. Wie
macht man das dem Vorgesetzten
klar, ohne als laues Landei dazustehen? Wer den Chef vom Nutzen
seines Heimatverbleibs für das
Unternehmen überzeugen kann, ist
schon einen großen Schritt weiter.
Ein praxisnahes Lehrbuch für den
systematischen Projekterfolg.
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will er seine Familie nicht
allein lassen. Und dass die
für sechs Monate mitkommt, ist ausgeschlossen.
Schließlich hat seine Frau
einen Job und die zweijährige Tochter gerade einen
Kitaplatz bekommen. Soll er
das alles etwa aufs Spiel setzen?
Während viele Arbeitnehmer von einem Job oder wenigstens einem befristeten
Einsatz im Ausland träu-
men, gibt es mindestens
ebenso viele, die überhaupt
keine Lust darauf haben.
Denen die jährliche Urlaubsreise in ein anderes
Land vollauf genügt, die
sich mit Fremdsprachen
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Ingenieurkarriere · 1/2013
T
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Angehende Ingenieure sind besonders „auslandsscheu“
- „Während in anderen Fachkulturen ein
Auslandsstudium oder -praktikum für
viele Studierende selbstverständlich ist,
zählen die Ingenieurwissenschaften zu
jenen Disziplinen, in denen Auslandsphasen während des Studiums eher auf
Skepsis stoßen.“ Diese Erfahrung haben Claudius Habbich vom Deutschen
Akademischen Austauschdienst
(DAAD) und Ulrich Heublein vom HISInstitut für Hochschulforschung gemacht. Demnach konnten von 100 Bachelorstudierenden ingenieurwissenschaftlicher Fächer Anfang 2011 an
Universitäten lediglich 18 studienbezogene Auslandserfahrungen vorweisen.
- Unter ihren Kommilitonen in Wirtschaftswissenschaften fällt dieser Anteil
doppelt so hoch aus. „Ein Drittel bis
zwei Fünftel der Studierenden in Inge-
und ungewohnten Klimaverhältnissen schwertun,
die nicht längere Zeit ohne
Frau und Kind, Haus und
Garten, Fußballklub und
Schützenverein sein wollen.
Nachvollziehbar, mag man
meinen. Weit weniger können das Vorgesetzte nachvollziehen, die nur über einen begrenzten Fundus an
fähigen Mitarbeitern verfügen. Was sagt der in die
Pflicht genommene Ingenieur, um mit dem „Nein“
nicht gleich auch die Karriereaussichten aufs Spiel zu
setzen?
Das sei keine leichte Nuss,
meint André Soder, Chef der
Hamburger Personalberatung Target People. „Noch
vor 20 Jahren war die Auslandserfahrung ein Karrierehebel, heute ist sie nötig,
um als Fachkraft im internationalen Umfeld langfristig
seinen Arbeitsplatz zu sichern“, beschreibt er die
Ausgangsbasis. „Wenn man
grundsätzlich nicht ins Ausland will, kann die Argumentation gegenüber dem
Arbeitgeber schwierig werden.“
Für eine aktuell problematische Familiensituation
hätten Vorgesetzte zwar Verständnis. Jedoch nur in Ma-
nieurwissenschaften schließen Auslandsaufenthalte für sich definitiv aus.“
- HIS-Untersuchungen belegten aber, so
die Forscher, dass Auslandsstudien und
-praktika für Ingenieurstudierende im
Bachelorstudium hohen Gewinn bringen. „Die Mehrzahl der auslandserfahrenen Studierenden verweist auf den
Erwerb von Kenntnissen anderer Arbeits- und Lebenskulturen sowie von
fremdsprachlichen Fähigkeiten.“
- Schließlich gebe es inzwischen kaum
ein mittelständisches Unternehmen,
das nicht auf dem internationalen
Markt agiere. „Von den großen Unternehmen ganz zu schweigen.“ Habbich
und Heublein vermissen „klare Signale
aus der Wirtschaft an die Hochschulen,
auf diesen Aspekt der Ausbildung verstärkt Wert zu legen“.
ws
ßen. Soder: „Die betriebliche Notwendigkeit wird in
der Regel höher gewichtet.“
In solchen Fällen werde gerne auf Zeit gespielt: Grundsätzlich wäre man bereit, ins
Ausland zu gehen, aber gerade jetzt passe es nicht so
gut. Die Kinder werden bald
eingeschult, der Hausbau
kommt ins Stocken, der
Partner bereite sich auf eine
wichtige Prüfung vor, die Eltern seien pflegebedürftig:
„Chefs tun am liebsten etwas für
ihre Mitarbeiter, wenn damit ihre
Bedürfnisse befriedigt werden“
„Diese Ausrede kann kurzfristig funktionieren“, sagt
Soder, „aber sie hilft langfristig nicht.“ Was ist, wenn
der Kunde in Kambodscha
nächstes Jahr eine zweite
Anlage montiert haben will?
Weitsichtiger sei die Strategie, meint der Headhunter, sich an seinem Standort
unabkömmlich zu machen:
Projekte zu leiten, die niemand aus dem Stand übernehmen kann, oder sich ein
spezifisches Fachwissen anzueignen, über das kein anderer Kollege verfügt. „Dann
kann man argumentieren,
dass man für das Unternehmen zu Hause wertvoller
ist.“
Dem stimmt Psychologe
Manuel Tusch aus Köln bedingungslos zu. Prinzipiell
sei es klug, von der Bedürfnislage des Chefs auszugehen. Was bedeutet, die Anfrage nicht stur abzulehnen,
sondern nach Begründungen zu suchen, weshalb die
Firma einen Vorteil hätte,
wenn man im Lande bliebe.
„Chefs tun am liebsten etwas für ihre Mitarbeiter“,
weiß Tusch, „wenn ihre eigenen Bedürfnisse dadurch
befriedigt werden.“
Der Business-Coach und
Buchautor („Psycho? Logisch? Nützliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie“) empfiehlt, folgenden
Satz in Gegenwart des Vorgesetzen zu vervollständigen: „Wenn ich hier für Sie
in Deutschland tätig bleibe,
könnte die Firma mehr davon profitieren, weil ...“
Erst wenn sich hier nichts
fände, solle man Argumente
aus dem eigenen Umfeld
aufbieten. „Dann wird die
Ablehnung für den Vorgesetzten wenigstens verständlich.“
Verhallt auch das ungehört, möge man die Dau-
menschrauben anlegen und
mit Fortgang drohen. „Hört
man nicht immer von dem
großen Ingenieurmangel?
Alternativangebote einholen
und am besten noch das
Gehalt erhöhen.“
Auf einen wichtigen Punkt
macht Isabella Schale von
der Frankfurter Personalberatung SCS aufmerksam.
„Für ins Ausland entsandte
Mitarbeiter gibt es nur in
den seltensten Fällen einen
klar gezeichneten Karrierepfad. Wenn Mitarbeiter aber
ohne berufliche Perspektive
und ohne einen ExpatriateVertrag mit Rückkehrgarantie über die Grenzen geschickt werden, laufen sie
eine große Gefahr. Gibt es
nach ihrer Rückkehr keine
freie Stelle, dann stehen sie
ziemlich dumm da.“
Das sei ein kaum zu kalkulierendes Risiko, warnt
die Beraterin: „Da zieht man
mit Sack und Pack weg und
was hat man davon? Einen
tiefen Karriereknick.“
Das gelte allerdings nur
für längerfristige Auslandsentsendungen. Wer nicht
bereit sei, im Geschäftsinteresse für einige Wochen die
eigene Koje mit dem Hotelbett zu tauschen, solle sich
ernsthaft überlegen, ob er
wirklich beruflich vorankommen wolle.
Strategische Denker sehen
deshalb besser zu, dass sie
den ungeliebten Trip in die
Diaspora so schnell wie
möglich hinter sich bringen.
Aber auch Schlawiner, die
an dieser Stelle auf das ultimative Abwehrargument
warten, sollen belohnt werden. Wie wäre es damit:
„Wissen Sie, Chef, meine
Partnerin steht vor dem Karrieredurchbruch, und da
möchte ich sie kräftig unterstützen. Sie wissen doch:
Sonst kriegen wir eines Ta●
ges die Frauenquote.“
I
UNTERNEHMEN STELLEN AUS – UND INGENIEURE EIN.
12. April 2013, Dresden,
Congress Center Maritim
24. April 2013, Sindelfingen, Stadthalle
14. Mai 2013, Düsseldorf, Maritim
12. Juni 2013, Hamburg, Handelskammer
20. Juni 2013, Ludwigsburg,
Forum am Schlosspark
27. Juni 2013, Aachen, Eurogress
15. August 2013, Kiel, Halle400
29. August 2013, Berlin, Estrel Hotel
6. September 2013, Darmstadt, darmstadtium
10. September 2013, Augsburg,
Kongress am Park
20. September 2013, Dortmund,
Kongresszentrum Westfalenhallen
26. September 2013, Ulm, Maritim
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Der Experte arbeitet mit einem Laser der Klasse 2.
hays.de/engineering

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