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Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Katharina van Bronckhorst en Batenborch Editie Ada Elise Beckmann, Rolf Wilhelm Brednich en Arthur Hübner bron Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 (eds. Ada Elise Beckmann, Rolf Wilhelm Brednich en Arthur Hübner). Aschendorff, Münster / Westfalen 1976 Zie voor verantwoording: http://www.dbnl.org/tekst/bron092darf02_01/colofon.php © 2015 dbnl / Ada Elise Beckmann / Rolf Wilhelm Brednich 7 Vorwort Bei der Vorbereitung der vorliegenden Ausgabe habe ich von vielen Seiten wertvolle Hilfe und großzügige Unterstützung erfahren. Allen Freunden, Kollegen und Institutionen, deren Rat und deren Mitwirkung ich in irgendeiner Weise in Anspruch nehmen durfte, sei an dieser Stelle der gebührende Dank abgestattet. Zunächst gilt mein aufrichtiger Dank Herrn Clemens Graf zu D r o s t e -V i s c h e r i n g , Schloß Darfeld, Kr. Coesfeld/Westfalen, in dessen Archiv sich die hier erschlossene Liederhandschrift befindet. Er gestattete die Herstellung eines Films und eine Vergrößerung der Handschrift sowie eine Benutzung des Originals im Bistumsarchiv in Münster i.W. Herrn Bistumsoberarchivrat Dr. Graf M e r f e l d t schulde ich großen Dank für die liebenswürdige Beratung anläßlich der Kollation der Texttranskriptionen bei meinem Besuch in Münster im April 1973. Herrn Albrecht H a e m m e r l e von der Forschungsstelle Papiergeschichte am Gutenberg-Museum in Mainz danke ich für freundliche Hilfe bei der Bestimmung des Wasserzeichens. Herrn Dr. Bernhard B e c k m a n n in Berlin gilt mein besonderer Dank dafür, daß er mir das einzige erhaltene, in seinem Besitz verbliebene Exemplar der Dissertation seiner Frau Ada-Elise Beckmann über die Darfelder Liederhandschrift zu Vergleichszwecken entlieh. Bei der Beschaffung von Textkonkordanzen waren mir die Mitarbeiter der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz und Herr Dr. P.F.J. O b b e m a von der Bibliotheek der Rijksuniversiteit Leiden behilflich, wofür ich sehr verbunden bin. Mein Dank gilt ferner Herrn Fred M a t t e r vom Nederlands Volkslied Archief in Amsterdam für zahlreiche Auskünfte über holländische Textparallelen und Herrn Prof. Dr. Bernhard B i s c h o f f in München für seine Beratung bei der Frage der Entzifferung der Geheimschriften. Frau Dr. Renate B r o c k p ä h l e r , Münster, machte mir dankenswerterweise eine Kopie der westfälischen Quarthandschrift von 1579 aus dem Nachlaß von Karl Schulte Kemminghausen zugänglich. Besonderen Dank schulde ich ihr auch für das Mitlesen der gesamten Korrekturen. Herr Prof. Dr. Günter W i e g e l m a n n und die Mitglieder der Volkskundlichen Kommission des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe befürworteten die Aufnahme der Edition in die vorliegende Schriftenreihe, wofür herzlich gedankt sei. Herr Dr. Dietmar S a u e r m a n n übernahm die redaktionelle Betreuung der Ausgabe; mein spezieller Dank geht aber auch an ihn dafür, daß er mich zur Arbeit an der Edition ermutigte und während dieser Arbeiten stets mit Rat und Tat zur Seite stand. In den Dank schließe ich endlich die Teilnehmer meiner beiden Seminare über die Handschrift im Sommersemester 1972 und im Wintersemester 1972/73 an der Universität Freiburg ein. Die Studenten haben im Verein mit den Kolleginnen und Kollegen am Deutschen Volksliederarchiv durch ihre Beiträge zum Textteil wesentliche Voraussetzungen für das Zustandekommen des Werkes geschaffen und mich durch ihre begeisterte Mitarbeit und die gemeinsamen Erkenntnisse bei der Textanalyse in der Absicht bestärkt, die Ergebnisse der Bemühungen um diese reizvolle Quelle zur Geschichte des Liedes im 16. Jahrhundert der Fachwelt vorzulegen. Freiburg, Weihnachten 1975 Rolf Wilh. Brednich Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 9 Einführung 1. Zum Forschungsstand Die Bedeutung der Handschriften als Quellen der älteren Liedforschung ist unumstritten. Das Interesse der Forschung an diesem Quellensektor war jedoch nicht immer gleich rege und hat bisher keineswegs dazu geführt, daß wir einen lückenlosen Überblick über diesen Traditionsbereich besitzen. Zwar sind die wichtigeren Quellen zur Textgeschichte des älteren deutschen Liedes in der Literatur längst beschrieben, ausgewertet oder in Editionen zugänglich gemacht worden. Die Verdienste von Ludwig Uhland, Hoffmann von Fallersleben, Johannes Bolte u.a. für die Erschließung der Quellen stehen außer jedem Zweifel. Besonders ist aber dabei eines Mannes zu gedenken, der fast sein ganzes Lebenswerk in den Dienst der Quellenkunde des älteren deutschen Liedes gestellt und durch unzählige Aufsätze und Ausgaben die wesentliche Basis für alle weitere Forschungsarbeit bereitet hat: A r t h u r K o p p . Ohne das bewundernswerte Werk dieses Berliner Forschers wäre unser Wissen um das große Gebiet der nachmittelalterlichen Liederhandschriften sehr viel geringer. Um so bedauerlicher ist es, daß das Lebenswerk dieses Mannes bisher eigentlich keine Fortsetzung erfahren hat. Mit der Gründung des Deutschen Volksliedarchivs in Freiburg i. Br. im Jahre 1914 und den Aktivitäten von J o h n M e i e r ist das Interesse der Forschung mehr auf die Sammlung und Untersuchung des jüngeren popularen Liedes gelenkt worden. Problembereiche wie ‘Kunstlieder im Volksmund’ und ‘Volksballade’, ferner das ‘Wunderhorn und seine Quellen’, das ‘Zeitungslied’, das ‘Flugblattlied’, das ‘Brauchtumslied’ usw. standen seitdem im Mittelpunkt der Forschungsarbeiten. Für die Erschließung von älteren handschriftlichen Liedquellen rührten sich nach dem 1. Weltkriege nur noch wenige Hände. Immerhin sind für den niederdeutschen Sprachraum die Arbeiten von P a u l A l p e r s zu erwähnen; mit dem Wienhäuser Liederbuch von 1480 wird eine wertvolle spätmittelalterliche Handschrift aus klösterlicher Sphäre entdeckt. Auch nach dem 2. Weltkrieg ist bisher noch keine systematische Handschriftenforschung in Gang gekommen. Das meist von Privatinitiativen getragene Interesse wandte sich vor allem spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Quellen zu, die der Forschung schon lange bekannt waren, die aber bisher einer historisch-kritischen Edition bzw. ausführlicher Analyse entbehrten. Das Lochamer-Liederbuch, das Augsburger Liederbuch, das Königsteiner Liederbuch, das Liederbuch der Anna von Köln und das Liederbuch des Johannes Heer von Glarus sind in diesem Zusammenhang zu nennen. Vieles bleibt immer noch zu tun, besonders was das 16. und 17. Jahrhundert anbelangt. Der mit Handschriften so reich versehene Nachlaß von K a r l S c h u l t e K e m m i n g h a u s e n enthält noch manche ungehobene Schätze zur westfälischen Liedgeschichte, z.B. die Quarthandschrift von 1579 aus einem aufgehobenen Nonnenkloster. Noch immer warten so wichtige Liederhandschriften wie die des Augsburgers Valentin Holl von 1525 (im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg) oder Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 10 die der Brüder Helmstorff von 1569/1575 (Berlin, Mgq 402) auf ihre Auswertung bzw. Edition, ganz abgesehen davon, daß Arthur Kopp die Berliner Liederhandschriften aus dem Meusebach-Nachlaß ja nicht ediert, sondern unter Beschränkung auf die Veröffentlichung weniger Textproben nur beschrieben hat. Der heutigen Forschung geht es nicht lediglich um die Erschließung neuer handschriftlich überlieferter Texte. Für sie stellen Liederhandschriften die wichtigsten Indikatoren für das Studium der Tradierungsprozesse des Liedes und seiner sozio-kulturellen Schichtung in der frühen Neuzeit dar. An den historischen Liederhandschriften lassen sich aktuelle Forschungsansätze realisieren, die um Begriffe wie Variabilität, Umformung, Vermittlung, Tradieren, Rezeption, Aneignung usw. kreisen. Lebens- und Überlieferungsbedingungen von Liedern im Spiegel ihrer handschriftlichen Tradierung und im Wechselverhältnis zur gleichzeitigen, durch den Buchdruck fixierten Parallelüberlieferung sind Fragen, denen sich aktuelle Liedforschung mehr und mehr zuwendet, indem sie Erkenntnisse aus der Untersuchung neuzeitlicher Liedtraditionen auf historische Quellenbereiche anzuwenden versucht. Von hier aus betrachtet stellen sich uns die bisher bekannten Liederhandschriften des 16. Jahrhunderts vielfach in neuem Lichte dar. Die von Ludwig Uhland bis zu Arthur Kopp reichende Forschungsrichtung war eine literaturwissenschaftlich und literaturästhetisch interessierte Handschriftenkunde und alles andere als eine volkskundliche Quellenforschung. Infolgedessen dominierte das Interesse an jenen Handschriftendokumenten, in denen der Forscher sprachlich ‘einwandfreie’ und formal vollständig tradierte Texte vorfand. Und so ist es kein Wunder, daß die wichtigste Edition, die Arthur Kopp vorlegte, mit der Heidelberger Handschrift Pal. 343 (Mitte des 16. Jahrhunderts) eine Quelle mit einem unvergleichlich ‘gepflegten’ Traditionszustand betraf. Fast ein Jahrhundert zuvor hatte bereits J o s e p h G ö r r e s den hohen Wert dieser Quelle erkannt. Spätestens seit Arthur Kopp unterscheidet die germanistische Handschriftenforschung bezüglich der nachmittelalterlichen Liedquellen zwischen erstklassigen Handschriften vom Typus der Hs. Pal. 343 und zweitklassigen Handschriften mit ‘verwilderter’, angeblich großteils unbrauchbarer Textüberlieferung. Diese Zweiteilung läßt sich unschwer mit einigen Zitaten aus den Handschriftenstudien von Arthur Kopp unter Beweis stellen. Zu der vom Niederrhein bzw. aus den Niederlanden stammenden Liederhandschrift aus dem Jahre 1568 (Mgf 752) heißt es beispielsweise: ‘Alle bestandteile jedoch von dieser handschrift sind in höchst verwahrloster form überliefert und erscheinen meist in so fragwürdiger gestalt, daß es nur selten verlohnt, sich um den genauen wortlaut zu kümmern, daß man schwerlich für ein lied diesen Text zur grundlage eines neudrucks wählen darf, sondern bei der durcharbeitung der handschrift die hauptaufgabe darin sehen wird, für die lieder andre fundstellen nachzuweisen, woneben dann die fassung dieser handschrift gelegentlich aushilfsweise in betracht kommen mag’1. An einer anderen Stelle bezweifelt Kopp sogar den Quellenwert von Liederhandschriften aus dieser Zeit für mundartkundliche Untersuchungen, wenn er schreibt: 1 Mgf 752, S. 508. Zur Auflösung der in der Einführung und im Kommentar einheitlich verwendeten Abkürzungen bzw. Sigel der Handschriften bzw. der Literatur s. das Literaturund Sigelverzeichnis S. 269-275. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 11 ‘Es würde nahe liegen, die Handschrift für die Zwecke mundartlicher Forschung vorzugsweise geeignet zu schätzen; wenn man aber genauer zusieht, so gewinnt man die Überzeugung, daß diese verwahrlosten Liederhandschriften, bei denen in Schreibung und Sprache die denkbar größte Verwilderung, Willkür, Fehlerhaftigkeit und Buntscheckigkeit herrscht, ganz und gar untauglich sind, als Grundlage für sprachliche Forschungen irgend welcher Art zu dienen. Birlinger hat sich in dieser Hinsicht viele, jedoch wohl vergebliche Mühe gemacht, wenn er versuchte, die kleine Liederhandschrift der Fenchlerin für die Grammatik zu verwerten; größer könnte der Nutzen von seiner Veröffentlichung sein, wenn er alle Sorgfalt und alle Mühe lediglich an die literarhistorisch-kritische Behandlung verwandt hätte. Neben sorgfältig gedruckten Büchern oder schriftlichen Denkmälern amtlichen Ursprungs oder von bewährten Verfassern können solche von ungebildeten Schreibern um Sold möglichst rasch ohne jedes Verständnis heruntergeschmierten Liederhandschriften, zumal wenn es sich dabei nur um volkstümliche, nach mündlicher Überlieferung oder schlechten Vorlagen aufgezeichnete, schon ohnehin grundverdorbene Fassungen handelt, kaum außer allenfalls bei dieser oder jener Einzelheit aushilfsweise in Betracht kommen’2. Dieser Standpunkt Kopps, der von einer starken Mißachtung der Gesetzmäßigkeiten und Bedingungen von Textvermittlung in oraler Kommunikationssphäre zeugt, kann heute nicht mehr der unsere sein. Für uns ist der Grad der Variation eines Textes gegenüber älteren Vorbildern ein Gradmesser für die Intensität des mündlichen Umlaufs und der daraus zu erschließenden Handhabung von Liedtexten im praktischen Gebrauch. Nicht jede Abweichung eines Textes aus der Sphäre handschriftlicher Liedüberlieferung von den bisher bekannten Textzeugen wird demnach automatisch als Verderbnis gekennzeichnet. Die positiven, kreativen Leistungen beim Umsingungsund Aneignungsprozeß werden heute beim Fassungsvergleich nicht länger geleugnet. Dazu P. S a p p l e r in seiner Einleitung zur Edition des ‘Königsteiner Liederbuches’ (ca. 1470-1473): ‘Ist das Ergebnis derartiger Veränderungen nicht wesentlich schlechter als der frühere Zustand, entspricht - anders gesagt - eine Stelle, bei welcher der Verdacht besteht, sie sei nicht in der ursprünglichen Gestalt überliefert, dem, was man auf Grund hinreichender Erfahrungen von einem solchen Lied billig fordern darf, so sollen diese Veränderungen als tragbar gelten und nicht als Verderbnisse betrachtet werden. Diese Bestimmung hat den Zweck, vor allzu kleinlichem Mißtrauen zu bewahren und es vor allem zu gestatten, dem Eigenwert der durch absichtliche oder unabsichtliche Umdichtung entstandenen neuen Fassungen gerecht zu werden’3. Der sog. ‘schlechte Überlieferungszustand’ einer Liederhandschrift stellt somit heute keine Abschreckung für den Forscher, sondern vielmehr eine Herausforderung dar, durch die Analyse des jeweiligen Überlieferungszustandes zu Einsichten in den Überlieferungsprozeß zu gelangen, dem die Liedtexte wie alle kulturalen Objektivationen bei ihrer Vermittlung zwischen Individuen oder sozialen Gruppen unter- 2 3 Mgq 612, S. 503-504. Sappler S. 9. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 12 lagen. Die Liedforschung macht sich damit Forderungen zu eigen, wie sie beispielsweise von G ü n t e r W i e g e l m a n n für die europäische Ethnologie allgemein formuliert worden sind, nämlich ‘die Objekte der Kultur einheitlich auf Prozesse zurückzuführen, auf Handlungen, auf das Hin und Her der Meinungen, auf die Realisierung des Kulturellen im Lebensvollzug ... Daraus folgt für die Forschungspraxis, daß der Schwerpunkt verlagert werden muß auf die Analyse der Realisierungsprozesse’4. Ältere Liederhandschriften stellen in diesem Sinne hervorragende Objekte für die volkskundliche Forschungspraxis dar, da sie Einsichten in Prozesse ermöglichen, die der älteren literatur-ästhetisch orientierten Textforschung im gleichen Maße nicht möglich waren. In diesen Prozessen fassen wir vor allem die einzelnen Schreiber als Persönlichkeiten, als Überlieferungsträger in ihren raumzeitlichen, sozialen, kulturalen, regionalen und sprachlichen Bindungen. Die hier vorzustellende Darfelder Liederhandschrift gehört in das Spannungsfeld zwischen Nord und Süd bzw. West und Ost um die Mitte des 16. Jahrhunderts, sie kann uns als Spiegel dienen für das Aufeinanderprallen verschiedener Kulturströmungen in den Landschaften Westfalens und des Niederrheins, sie ist ein erregendes Dokument für die zur zeit ihrer Entstehung in diesen Landschaften sich ereignenden Prozesse des Vordringens und Austauschs von Sprach- und Kulturelementen. 2. Die Handschrift in der bisherigen Forschung Der Herausgeber der vorliegenden Edition arbeitet seit Jahren an der Aufgabe, den von ihm betreuten Gesamtkatalog der älteren deutschen Liedüberlieferungen im Deutschen Volksliedarchiv zu einem zentralen und umfassenden Dokumentationsund Auskunftsinstrument auszubauen. Im Rahmen der damit verbundenen Arbeiten zur Erschließung einschlägiger Bestände an Drucken und Handschriften5 vor 1800 wandte sich seine Aufmerksamkeit auch jener Gruppe von hoch- und mittelniederdeutschen Liederhandschriften der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts zu, die durch A r t h u r K o p p und P a u l A l p e r s der Forschung zugänglich gemacht worden waren und die durch Repertoire, Sprachstand und sonstiges Beiwerk starke innere Bezüge zueinander erkennen lassen. Gemeint sind die Berliner Liederhandschriften Mgf 752, Mgf 753, Mgq 612 und die Benckhäuser Liederhandschrift. Im Zusammenhang damit fiel sein Augenmerk bereits in den 60er Jahren auf eine weitere mittelniederdeutsche Quelle, die sog. Darfelder Liederhandschrift, benannt nach 4 5 Günter Wiegelmann, Theoretische Konzepte der europäischen Ethnologie. In: Zeitschrift für Volkskunde 68 (1972) 196-212, hier 207. Im Zusammenhang mit der Erschließung von Volksliedhandschriften konnte der Verf. bereits Abhandlungen und Editionen zu Quellenfunden des 17. und 18. Jahrhunderts vorlegen: s. Rolf Wilh. Brednich. Das Reutlingersche Sammelwerk im Stadtarchiv Überlingen als volkskundliche Quelle. In: JbfVlf 10 (1965) 42-84; Die Rastatter Liederhandschrift von 1769. In: JbfVlf 13 (1968) 26-58; (gemeinsam mit Wolfgang Suppan): Die Ebermannstädter Liederhandschrift, geschrieben um 1750 von Frantz Melchior Freytag, Schulrektor zu Ebermannstadt (Staatsbibl. Bamberg Msc. misc. 58oa), Kulmbach 1972 (Die Plassenburg, 31). Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 13 ihrem jetzigen Aufbewahrungsort im Archiv der Grafen von Droste-Vischering auf Schloß Darfeld in Westfalen. Die Handschrift war durch eine wissenschaftliche Beschreibung und Charakterisierung (s. unten) der Forschung bekannt gemacht worden, die Texte selbst harrten jedoch der Publikation. Wieder einmal hatte sich bestätigt, was C o n r a d B o r c h l i n g Jahrzehnte zuvor angesichts seiner Erfahrungen mit mittelniederdeutschen Quellen so formuliert hatte: ‘Wenn auch die mittelniederdeutsche Litteratur, zumal in ihren poetischen Denkmälern, niemals die hohe Bedeutung der reicheren mittelhochdeutschen Litteratur erreicht hat, so ist doch das geringe Maß von Beachtung, das sie noch bis heute überall findet, zu einem großen Teile nur eine Folge der mangelhaften Ausnutzung des handschriftlichen mittelniederdeutschen Quellenmaterials’.6. Die erste Beschreibung der Darfelder Liederhandschrift geht auf den Historiker L. S c h m i t z - K a l l e n b e r g zurück. Allerdings sah er das Dokument noch mit den Augen des Historikers, so daß seine knappe Deskription den Wert der Quelle für die Liedforschung nicht erkennen läßt und überhaupt der Handschrift wenig angemessen erscheint. Die Hinzuziehung eines Sprach- oder Literaturwissenschaftlers etwa vom Range eines Conrad Borchling hätte in diesem frühen Stadium nach der Auffindung der Handschrift zweifellos eine frühere Einführung dieser Quelle in die Liedforschung begünstigt. Ein solcher Kontakt unterblieb aber, so daß in das Inventar der nichtstaatlichen Archive des Kreises Coesfeld 1904 nur einige für den Historiker relevante Daten zu dieser Handschrift Eingang fanden: ‘Archiv der Domherren Droste. Darfeld, Schloß (Droste'sche Archive). C. Handschriften. 1. in fol. Lederband, Papier, Mitte des 16. Jahrhunderts; auf Vorblatt: “Kathryna von Bronchorst und Batenborch dochter zu Hónnepel”, reich verziert; auf den ersten vier Blättern auf jeder Seite 2 Wappen in Farben; dann folgt eine Ballade von dem unschuldig gestorbenen König Ludwig von Ungarn: “Frolich, so willen wyr singen...” Unterzeichnet von dem Verfasser [!] B. v. Brederode; ist Stammbuch mit eigenhändigen Eintragungen der verschiedensten Adligen usw. Steht ganz vereinzelt unter den sonstigen Archivalien auf Schloß Darfeld’7. Nach diesem ersten Hinweis auf Liedüberlieferung (Ballade!) in einer Handschrift auf Schloß Darfeld vergingen nochmals 23 Jahre, ehe sich neues Interesse diesem Dokument zuwandte. In das Verdienst der Entdeckung der Darfelder Liederhandschrift für die Forschung teilen sich der frühere Stadsarchivar von Münster i. W., Dr. E d u a r d S c h u l t e , und der zunächst in Münster, später in Berlin lehrende Germanist Professor Dr. A r t h u r H ü b n e r . Der Archivar legte dem Sprach- und 6 7 C. Borchling, Mittelniederdeutsche Handschriften in Norddeutschland und den Niederlanden. 1. Reisebericht. In: Nachrichten von der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen 1 (1899) 79-316, hier 79. Ludwig Schmitz-Kallenberg (Bearb.), Inventare der Nichtstaatlichen Archive des Kreises Coesfeld, Münster 1904, S. 119. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Literaturhistoriker, der sich einige Jahre zuvor mit seinem wichtigen Buch über ‘Die deutschen Geißlerlieder’7a in der Liedforschung profiliert hatte, zu Anfang des Jahres 7a Arthur Hübner, Die deutschen Geißlerlieder. Studien zum geistlichen Volksliede des Mittelalters, Berlin und Leipzig 1931; vgl. auch ders., Die Lieder der Heimat, Breslau 1926 (Der Heimatforscher, 4). Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 14 1927 einige Abschriften aus der Handschrift vor und reizte damit den Liedforscher zu näherer Beschäftigung mit der Handschrift an. Arthur Hübner ließ sich daraufhin auf Vermittlung von Eduard Schulte beim Besitzer der Handschrift Kopien anfertigen und befaßte sich eine kürzere Zeit mit der Quelle. Schon am 7. Juni 1927 war Hübner in der Lage, auf der Pfingstversammlung des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung in Soest einen fundierten Bericht über ‘Eine neue niederrheinisch-westfälische Liederhandschrift aus dem 16. Jahrhundert’ vorzulegen. Dieser Bericht erschien zwei Jahre später im Druck8. Der 11 Seiten umfassende Aufsatz würdigte zum ersten Mal die Darfelder Liederhandschrift in ihrer wahren Bedeutung für Sprach- und Literaturwissenschaft, für die Liedforschung und auch ganz allgemein für die Kultur- und Familiengeschichte des Niederrheins und Westfalens. Mit Hübners Einführung in die Darfelder Liederhandschrift lag eine die wichtigsten Probleme aufgreifende Darstellung vor. Die kurze Abhandlung war es, die den Herausgeber zum ersten Mal auf die Darfelder Handschrift aufmerksam werden ließ. Durch diese konzise Veröffentlichung war ein nicht unwichtiger Teil der Vorarbeit für die Edition der Handschrift geleistet. Die Dankbarkeit, die die heutige Liedforschung dem Berliner Gelehrten schuldet, sei mit der Nennung seines Namens auf dem Titelblatt dieser Ausgabe zum Ausdruck gebracht. Ergänzend sei erwähnt, daß Arthur Hübner die Darfelder Liederhandschrift mit dem gleichen Vortrag auch im Kreise der Berliner Volkskunde bekannt machte. Hübner, der aus Berlin stammte und 1924-1927 in Münster gewirkt hatte, war im Jahr seiner Beschäftigung mit der Darfelder Liederhandschrift an die Universität Berlin zurückberufen worden. Am 9. Dezember 1927 berichtete er in einer Sitzung des Berliner Vereins für Volkskunde über die Handschrift. Der Vortrag wurde von H e r m a n n K ü g l e r in der Zeitschrift für Volkskunde folgendermaßen zusammengefaßt: ‘Herr Prof. Dr. Arthur Hübner sprach über eine neuentdeckte Liederhandschrift, die sich im Besitze des Grafen von Droste-Vischering zu Darfeld befindet und 1540 von Katharina von Bronchorst und Battenberg auf Honnepel, Gattin des Balthasar von Brederode, angelegt ist. Sie diente der Besitzerin zugleich als Stammbuch, und die aus den Jahren 1546-1565 herrührenden, mit vielen Wappenbildern versehenen Eintragungen führen uns in die Kreise des westfälischen und niederländischen Adels, in denen sich, wie auch die Sprachmischung zeigt, mehrere Kulturströme treffen. Die Lieder, über 100 an der Zahl, sind offenbar aus dem Gedächtnis aufgeschrieben und zeigen ein etwas vornehmeres Niveau als das bürgerliche Ambraser Liederbuch; neben einigen Landsknechtsliedern und einer Auslegung des Würfelspiels erscheinen Liebes- und Gesellschaftslieder aller Art. Persönlichen Reiz bieten die 60 angehängten z.T. lateinischen und französischen Gedenksprüche’9. 8 9 Hübner I. Hermann Kügler, Aus den Sitzungsberichten des Vereins für Volkskunde. Sitzung vom 9. Dezember 1927. In: Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 37/38 (1927/28) 302-303. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Die Liederhandschrift hatte durch die Arbeiten von Arthur Hübner ihre raumzeitliche Festlegung erfahren, die Bedeutung der darin enthaltenen Textüberlieferungen stand fortan außer jedem Zweifel, und selbstredend konnten diese Vor- Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 15 berichte keinen Ersatz für eine vollständige kritische Edition darstellen, wie denn der Autor seinen begeisterten Bericht über die Vielseitigkeit der Handschrift mit den Worten abschloß: ‘Aber all das sind Dinge, denen sich mit Worten kaum mehr nachkommen läßt. Wer sich daran erfreuen will, muß zu der Handschrift selber greifen’10. Da naturgemäß ein solch wertvolles Dokument im Privatbesitz nicht zu öffentlicher Benutzung freigestellt werden kann, lag der Gedanke an eine vollständige Ausgabe nahe. Hübner plante denn auch eine wissenschaftliche Edition im Rahmen der von ihm selbst betreuten Publikationsreihe ‘Deutsche Texte des Mittelalters’ der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Seine zunehmenden Verpflichtungen an der Berliner Universität ließen ihm zu dieser langwierigen Aufgabe jedoch nicht ausreichend Zeit. Was er in einem kleinen Beitrag zur 1929 erschienenen Festschrift für Karl Wagenfeld vorlegen konnte, waren lediglich einige kurze Proben von Liedern und Sprüchen der Darfelder Handschrift11. Auf der Suche nach Unterstützung bei dem Vorhaben einer Gesamtedition interessierte er eine seiner begabtesten Schülerinnen, A d a -E l i s e B e c k m a n n , g e b . G r u b e , für die Probleme der älteren deutschen Liedforschung und betraute sie mit einem Dissertationsthema, das einen Teil der erforderlichen Vorarbeiten beinhalten sollte. Die Dissertation wurde mit der Promotion am 11. Juli 1941 in Berlin abgeschlossen. Sie ist der Liedforschung bisher völlig unbekannt geblieben, da sie infolge der Kriegsereignisse nicht zum Druck gelangen konnte. Erst durch einen brieflichen Hinweis von Prof. Dr. H a n s N e u m a n n , dem Präsidenten der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, erfuhren wir von der Existenz der Dissertation. Die Autorin hatte nach dem Zweiten Weltkrieg in Zusammenarbeit mit der Göttinger Akademie den Plan zur Veröffentlichung gefaßt, war jedoch im September 1968 verstorben, ohne diese Arbeiten zu einem Abschluß bringen zu können. Ihre sämtlichen Unterlagen sowie eine vollständige Abschrift der Texte der Liederhandschrift waren ihr im Krieg verloren gegangen. Von ihrer Dissertation blieb durch einen großen Glücksfall ein einziges Exemplar erhalten. Das Manuskript der Arbeit war im Jahre 1940 in der Druckerei von C. Schulze in Gräfenhainichen/Sachsen gesetzt worden. Infolge der unsicheren Verhältnisse unterblieben jedoch der Korrekturvorgang und der Reindruck. Ein unkorrigiertes Exemplar der Umbruchkorrektur ist im Besitz von Herrn Dr. B e r n h a r d B e c k m a n n in Berlin erhalten geblieben. Er stellte es bereitwilligerweise für die Vorarbeiten an der nunmehr vom jetzigen Herausgeber in die Wege geleiteten Edition zur Verfügung. Die Dissertation von A.-E. Beckmann umfaßt 125 Druckseiten. Die Aufgabe der Verfasserin bestand darin, den Text von 25 Liedern der Handschrift druckfertig herzustellen, mit kritischem Apparat zu versehen, ferner in einer Einleitung auf allgemeine Probleme der Handschrift und der Liedforschung einzugehen. Da Berlin mit den großartigen Handschriftenbeständen seiner Staatsbibliothek ein außerordentlich günstiger Platz für vergleichende Liedforschungen dieser Art war und da A.-E. Beckmann mit gutem philologischem Rüstzeug die Aufgabe anpackte, ist die von ihr er- 10 11 Hübner I, S. 47. Hübner II. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 16 brachte Leistung als hervorragend zu bezeichnen. Allerdings lassen sich die Kriterien, nach denen die 25 Liedtexte aus der Handschrift für die Bearbeitung ausgewählt wurden, heute nicht mehr erkennen. Es hätte wohl noch dreier weiterer Dissertationen dieser Art bedurft, ehe Arthur Hübner die vollständigen Texte des Darfelder Liederbuches in kritischer Bearbeitung vorgelegen hätten. Wir haben die uns zur Verfügung gestellte Dissertation benutzt zur Kollation der 25 Liedtexte, wobei wir allerdings in zahlreichen Fällen von der Lesung der Verfasserin abweichen mußten, da sie sich offenbar nur auf zeitbedingt mangelhafte Kopien stützen konnte und nicht in die Lage versetzt war, ihre Transkriptionen an der Originalhandschrift zu überprüfen, die sie nie zu Gesicht bekommen hat. Die Kommentare bei A.-E. Beckmann bestehen großteils aus recht weitausholenden Monographien zu den untersuchten Liedern, die für die Zwecke der von uns gewählten knappen Kommentierung nicht brauchbar erschienen. Die einleitende Abhandlung der Dissertation besitzt ihren Schwerpunkt in der Analyse der verwandtschaftlichen Beziehungen der Besitzerin des Liederbuches mit den Adelshäusern in Norddeutschland, den Niederlanden etc. Der hier aufgebrachte Forscherfleiß soll dadurch Anerkennung finden, daß wir den die sog. Wappenbücher betreffenden Teil der Arbeit in die Einleitung der vorliegenden Edition übernehmen (s. unten S. 41-45), die deshalb auch den Namen der Berliner Verfasserin auf dem Titelblatt trägt. 3. Beschreibung der Handschrift Die Darfelder Liederhandschrift befindet sich im Gräflich Droste zu Vischering'-schen Archiv auf Schloß Darfeld in Westfalen und hat folgende Signatur: ‘Archiv der Domherren Droste, C. Handschriften, 1.’ Es handelt sich um einen hochformatigen Band in Holzdeckeln, an den Seiten abgeschrägt, mit braunem Leder überzogen. Der Einband hat ein Format von 34 × 20,5 cm. Vorder- und Rückendeckel sind übereinstimmend mit hochrechteckiger Randeinfassung versehen, gebildet durch ein ornamentales Band (Rollenstempel) mit der wiederholt auftretenden Jahreszahl 1540. Ein kleineres, in der Mitte des Deckels befindliches hochrechteckiges Feld wird von den gleichen Bändern begrenzt und ist mit dem äußeren Band durch mit dem Stricheisen gezogene Diagonalstriche verbunden. Zwischen den beiden Bändern und im freien Mittelfeld finden sich weitere Einzelstempel, Stempel mit Rosetten, Palmetten und Kronenwappen. Die einfachen Messingbeschläge sind noch vorhanden; von den beiden für das Verschließen des Bandes vorgesehenen Lederriemen ist nur der obere erhalten, der untere ist abgerissen. Für die Handschrift ist ein und dasselbe Papier vom Format 32,5 × 20 cm verwendet worden. Die Bestimmung der Lagen, die nach den Anweisungen von Kirchner12 vorgenommen wurde, führte zu dem Ergebnis, daß die Darfelder Liederhandschrift aus 14 Lagen von sehr unterschiedlichem Umfang besteht. Am häufigsten sind Ternionen (5), Quarternionen und Sexternionen (je 3) verwendet worden. Die 12 Kirchner S. 14-15. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 17 folgende Formel gibt den Aufbau der Liederhandschrift aus den einzelnen Lagen (unter Hinweis auf die jeweiligen Blattzahlen in Klammern) an: 2 IV (15) + II (20) + 4 III (43) + IV (51) + (IV - 1) (62) + VI (74) + III (80) + VI (92) + (X - 3) (109) + II (113). Daraus ergibt sich eine Blattzahl von 113. Insgesamt 4 Blätter sind durch Herausreißen verlorengegangen. Da die Eintragungen vielfach nur eine Seite der Handschrift einnehmen, läßt sich heute nicht mehr entscheiden, ob durch den Verlust dieser Seiten Textverluste eingetreten sind. Textfragmente wurden durch diese ausgerissenen Seiten jedenfalls nicht hervorgerufen. Die Handschrift ist im 20. Jahrhundert am rechten oberen Rand von einem Bibliothekar mit einer Foliierung versehen worden, die von Bl. 1 ro - 113 ro reicht. Dabei sind unbeschriebene Blätter mitgezählt worden. Außerdem sind alle Recto-Seiten der Handschrift oben rechts mit einem kleinen Wappenstempel mit der Bezeichnung ‘Archiv Darfeld’ versehen worden. Die Spiegelblätter bestehen ebenfalls aus Papier, das vordere ist mit mehreren Widmungen versehen. Die beiden Spiegelblätter gehören jeweils zur ersten und letzten Lage. Die Handschrift besitzt demnach 226 Seiten. Davon sind 146 beschrieben, 80 blieben leer. Der beschriebene Raum wechselt bei den einzelnen Schreibern sehr stark. Bei der Haupthand auf Bl. 29 ro - 17 ro ist der Schriftspiegel durchschnittlich 24 × 14 cm. Das einzige Wasserzeichen, das in der Handschrift vorkommt, liegt vielfach im Falz, läßt sich aber an vielen Stellen auch vollständig erkennen und mühelos durchzeichnen. Es handelt sich um ein Kronenwasserzeichen mit einem Kreuz als Bekrönung. Die unter Mithilfe der Forschungsstelle für Papiergeschichte am Gutenberg-Museum in Mainz vorgenommene Bestimmung des Wasserzeichens ergab eine Identität mit Typus Nr. 5007 bei C.M. Briquet13. Das zugehörige Papier wird für folgende Orte nachgewiesen: Mainz 1523, Würzburg, Osnabrück 1532-1533, Münster 1535, Wolbeck 1541. In dem Findbuch der Stuttgarter Wasserzeichenkartei von G. Piccard14 wird das gleiche Zeidien in Abt. VIII, Nr. 4, S. 108 nachgewiesen. Als Herkunftsort des Papiers wird Basel genannt. Nach W. Fr. Tschudin15 kommt als Erzeuger in Basel um die genannte Zeit am ehesten der Papiermacher Jerk Dyr [= Dürr] in Frage. Als Schreibstoff hat durchgehend Tinte in wechselnden Schattierungen Verwendung gefunden, der Farbton ist meistens schwarzgrau bis schwarz, bei der Haupthand von Bl. 29 ro - 37 ro hat die Tinte eine leicht bräunliche Färbung. Eine Ausnahme stellt Bl. 18 vo dar, wo eine späte Schreibprobe aus dem Jahre 1582 mit Bleistift eingetragen worden ist. 13 14 15 C.M. Briquet, Les Filigranes. Dictionnaire Historique des Marques du Papier, Bd. 2, 2. Aufl. Leipzig 1923, Nr. 5007. Gerhard Piccard, Die Kronen-Wasserzeichen. Findbuch I der Wasserzeichenkartei Piccard im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Stuttgart 1961 (Veröffentlichungen der Staatlichen Archiv-verwaltung Baden-Württemberg, Sonderreihe), S. 30, 41, 108. W. Fr. Tschudin, The Ancient Paper-Mills of Basle and Their Water Marks, Hilversum 1958 (Monumenta chartae papyraceae historiam illustrantia, VIII), S. 214, Nr. 405, S. 228. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Über die verwendeten Schriftarten läßt sich schwer etwas Zusammenfassendes aussagen. Bei einer Zahl von 55 verschiedenen Händen ist es nahezu selbstverständlich, Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 18 daß infolge des unterschiedlichen Alters und Bildungsstandes und der verschiedenen geographischen Herkunft der Schreiber eine recht bunte Vielfalt von Schriften auftaucht. Die Bastarda, mehr oder weniger zur Kursive neigend, herrscht vor; einige Eintragungen holländischer Provenienz (z.B. D 17, 18, 41, ferner 79, 80, 83) weichen vom allgemeinen Bild ab und weisen einen älteren Duktus mit Brechungen ähnlich wie dem in der gotischen Fraktur des 15. Jahrhunderts auf. Die im Anhang beigegebenen Faksimileproben sollen einen Eindruck vom Erscheinungsbild der Handschrift vermitteln. Der Erhaltungszustand der Handschrift ist allgemein gut zu nennen; es sind nur wenige Gebrauchsspuren, Fettflecken, Tintenkleckse und Stockflecken usw. festzustellen. Allerdings ist durch Wurmfraß im Inneren des Bandes einiger Schaden verursacht worden, besonders auf den Bll. 62-86, wodurch z.T. geringfügige Buchstabenverluste eingetreten sind. 4. Lokalisierung und Datierung. Die Besitzerin der Handschrift und der Kreis der Mitarbeiter Das in den 30er Jahren des 16. Jahrhunderts im oberdeutschen Gebiet, wahrscheinlich in Basel geschöpfte Papier mit dem Kronenwasserzeichen ist 1540 mit einem repräsentativen Leder-Renaissanceeinband versehen worden. Es dauerte nochmals einige Jahre, bis der fertiggestellte Band seiner endgültigen Bestimmung als Liederbuch zugeführt wurde. Auf dem Titelblatt (s. Abb. 1) nennt sich die Besitzerin Kathryna von Bronchorst und Batenborch Dochter zu Hónnepel. Sie gehört also einem Adelsgeschlecht an, über welches Kneschkes Adels-Lexicon folgende Auskunft erteilt: ‘Bronchorst, Freiherren und Grafen. Altes, niederländisches Freiherren- und Grafengeschlecht, dessen gleichnamiges Stammschloß nebst Städtchen und Herrschaft zwischen Zütphen und Duisburg lag. Im 15. Jahrhundert erwarb das Geschlecht auch die Grafschaft Gronsfeld im Herzogthum Limburg und nannte sich nach derselben... Der Mannesstamm der die Herrschaften Bronchorst und Gronsfeld inne habenden Grafen von Bronchorst und Gronsfeld erlosch 1553...16. Die Besitzerin Katharina gehört allerdings nicht zu dieser Hauptlinie, sondern einer Seitenlinie des Geschlechtes an, die sich im 14. Jahrhundert abzweigte und mit ihrem Besitz weiter im Süden beheimatet war. ‘Ihre Glieder erscheinen seit Ende des 14. Jahrhunderts als Herren zu Batenborg und Anholt: Batenborg an der Maas, noch im Geldrischen, und Anholt schon auf heute westfälischem Boden gelegen. Der Zweig, der auf Honnepel saß, führt uns in den nürdlichen Zipfel der Rheinprovinz: im Kreis Rees liegt heute noch ein Ort namens Empel. Das Glück will, daß sich die Besitzerin des Stammbuches genealogisch genau ausmachen läßt. Wenn nicht alles täuscht, war diese Katharina die Tochter des Diedrich, Herrn zu Honnepel, und der Elisabeth von Limburg-Stirum’17. Leider fanden sich unter den von A. Hübner herangezogenen 16 17 Kneschke Bd. 1, S. 88. Hübner I, S. 40. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 19 Archivalien keine genauen chronologischen Angaben über das Leben von Katharina, so daß wir auf Schlüsse und Vermutungen angewiesen sind. Fest steht, daß sie die älteste der Töchter Diedrichs von Bronckhorst-Battenburg war. Zur Zeit, als Katharina den Band zum Geschenk erhielt, wird sie wohl noch unverheiratet gewesen sein. Der Lederband, den sie mit jungen Jahren als Präsent erhielt, war mit 38 Wappendarstellungen (s. unten) ausgemalt, die restlichen Seiten waren leer und mußten nun einer Verwendung zugeführt werden. Katharina entschloß sich zu einer Benutzung des Bandes als Liederbuch. Zu den wichtigsten Erkenntnissen längerer Beschäftigung mit der Quelle gehört, daß die Besitzerin des Bandes selbst den Grundstock zu einem Liederbuch gelegt hat, indem sie einen Teil des Raumes zwischen den beiden Wappenbüchern fortlaufend mit Liedern beschrieb, insgesamt mit 19 Texten. Diese Einsicht in den Aufbau der Liederhandschrift fehlt bei Hübner und Beckmann noch, wo die von Bl. 29 ro - 37 ro vertretene Hand für die eines professionellen Schreibers gehalten wird. Der Schriftvergleich ergibt ferner, daß auch D 16 (Abb. 5) auf Katharina zurückgeht18. Dieses Lied ist ebenso wie D 40, das letzte Lied der zusammengehörigen Texte D 22-40, auf das Jahr 1546 datiert. Dieses Jahr kann demnach als das Datum gelten, an dem die Liederhandschrift durch ihre Besitzerin angelegt worden ist. Ältere Daten finden sich in der Handschrift nicht abgesehen vom 1540 datierten Rollenstempel auf dem Einband. Katharina beschließt ihre Eintragungen auf Bl. 37 ro (Abb. 7) mit dem französischen Geständnis perdonne Jeunnesse, was als Bestätigung dafür aufgefaßt werden kann, daß die Schreiberin zur Zeit der Niederschrift dieses kleinen Liederrepertoires noch recht jung gewesen sein wird. Mit dem Eintrag von Liedtexten war die Richtung angegeben, in der dieser Band künftig benutzt werden sollte. Die Sammlung bedurfte der Erweiterung. Was dies betrifft, so hatte das Adelsfräulein auf Hönnepel am Niederrhein eine Eingebung, die zu ihrer Zeit wohl durchaus noch das Prädikat der Einmaligkeit beanspruchen kann: Sie bat Verwandte, Freunde und sonstige Besucher des Schlosses um die Widmung eines Liedtextes. Es ist eine äußerst reizvolle Idee, sich auf diese Art das Wachsen und Werden eines Liederbuches vorzustellen. Das Endergebnis ist das erste Liederstammbuch in der deutschen Geschichte. Die Beteiligten waren aufgerufen, sich statt mit den sonst üblichen Stammbuchversen oder -sprüchen mit einem Liedtext zu verewigen. Daß sie dieser Aufforderung folgten, aber gleichzeitig das im traditionellen Stammbuch übliche Formelgut mit Namen, Daten und Zeichnungen hinterließen, macht die Darfelder Liederhandschrift zu einem in vieler Hinsicht neuartigen und höchst bemerkenswerten Dokument sowohl für die Liedforschung als auch für die an Stammbüchern und ähnlichen Familiendokumenten interessierte Kultur- und Regionalforschung. Insgesamt 55 verschiedene Hände haben sich bei der Abfassung des Liederbuches beteiligt, 43 davon haben ihre Namen oder zumindest ihre Initialien genannt, 18 Der Leser kann diese Tatsachen durch den Vergleich der Abb. 1, 5 und 7 selbst nachprüfen. Ihm wird dabei auch die Vorliebe der Schreiberin für zeichnerische Spielereien auffallen, ein weiteres untrügliches Indiz dafür, daß alle diese Teile der Hs. den gleidien Urheber haben. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 20 12 Schriften sind ganz ohne jedes zur Aufklärung heranziehbare Detail überliefert19. Von den 106 Liedern sind 55, also mehr als die Hälfte datiert. Zunächst einmal waren es die Familienangehörigen selbst, die mit teilweise reichhaltigen Beiträgen hervortraten. Da ist ihre Schwester Elisabeth (Elsbet oder Elsabet) mit vier Liedern zwischen 1548 und 1550 (D 12, 19, 21, 46), bei der ebenso wie bei Katharina von Bronckhorst das zeichnerische Talent in Erscheinung tritt (s. Abb. 6), da sind ferner die acht Lieder von Kattryn von Bronckhorst und Battenburg, einer Base der Besitzerin, deren Eintragungen sich auf den Zeitraum von 1546 bis 1558 erstrecken (D 15, 49, 55, 64, 68, 99, 102 und 106), ferner die Eintragungen weiterer, z.T. nicht näher zu identifizierender Verwandter wie Anna von B. und B. mit drei Liedern zwischen 1550 und 1553 (D 43, 52 und 62) usw. Die meisten Verwandten und Freunde entsprachen der Bitte Katharinas und steuerten Liedtexte bei, wobei man in vielen Fällen noch heute die Mühe zu verspüren scheint, welche die Umsetzung eines sonst vielleidit nur in praktischer Musikübung benutzten Liedtextes in die schriftliche Sphäre dem Betroffenen bereitete. Nur wenige Mitarbeiter begnügten sich mit den traditionellen Stammbuchversen oder sonstigen persönlichen Widmungen. Der besondere Charakter des über einen längeren Zeitraum sich hin erstreckenden allmählichen Entstehungsprozesses der Liederhandschrift bringt es dabei mit sich, daß die einzelnen Beiträge der Besucher auf Hönnepel im ganzen Liederbuch verstreut sind. Dabei ist natürlich auch keine chronologische Ordnung eingehalten worden, so daß die einem Stammbuch angemessene bunte und recht willkürliche Reihenfolge der Texteintragungen vorherrscht, die man nicht als ‘Unordnung’ mißverstehen sollte. Trotz der durch die besonderen Entstehungsbedingungen verursachten sehr zufälligen Anordnung der Beiträge lassen sich das Weiterwachsen der Sammlung und damit auch die Lebensgeschichte der ‘Sammlerin’ Katharina von B. und B. aus der Handschrift in Umrissen erkennen. Zunächst einmal weitet sich der Kreis der Eintragenden über Katharinas engere Verwandtschaft hinaus allmählich aus. Mit fortschreitenden Jahren - Katharina wird dann das heiratsfähige Alter erreicht haben - stellen sich Angehörige des niederrheinischen und westfälischen Adels ein und bringen mit ihren Liedbeiträgen ihre Verehrung für das adlige Fräulein zum Ausdruck. Es tauchen die Namen von Adelsfamilien aus dem Jülichschen, dem Cleveschen und dem Bergischen auf: durchweg männliche Angehörige der Buisfelts, Bouchorsts, Holtorps (1550-53), Meroedes (1565), Schoeler (1558), Schoeten (1552), Smullynch (1557). Dazu treten Geschlechternamen aus dem westlichen Westfalen wie Aldenbokum (1550), Hasenkamp, Raesfeld, Westrem. Schließlich sind auch einzelne Angehörige suddeutscher und österreichischer Adelshäuser wie die beiden Grafen von Schaumburg (1555/56), Rainer zu Erb (1550) und Ludwig Baron von Polhaim vertreten. Von letzterem wissen wir zufällig, daß er zur Zeit der Niederschrift seines Hedes (D 103) im Jahre 1550 ganze 21 Jahre alt gewesen ist. Ähnlich jung dürfen wir uns auch einen Großteil der anderen Beiträger vorstellen. Sicher 19 Vgl. dazu das ‘Verzeichnis der in der Handschrift enthaltenen Namen (S. 276-278) und die Ausführungen in den Einzelkommentaren, die jeweils das über die Person des betreffenden Schreibers Ermittelte ausführen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 21 wird sich auch mancher Werber unter diesen Gästen befunden haben, zumal die Liedinhalte hier ja eine sehr beredte Sprache führen. Seit dem rund einhundert Jahre älteren Lochamer-Liederbuch wissen wir um die Bedeutung von Liebesliedtexten als Ausdruck persönlicher Lebenshaltung. Zeitlich führen die Lieder aus diesem Kreis von Mitarbeitern am Liederbuch bis gegen das Ende der fünfziger Jahre oder bereits in die sechziger Jahre. Inzwischen hatte Katharina von Bronckhorst geheiratet; das Hochzeitsdatum läßt sich nicht mit Sicherheit angeben. Sie wurde Balthasar von Brederode angetraut, wodurch eine sehr wichtige dynastische Verbindung mit einem der führenden Adelsgeschlechter Nordhollands zustandekam. Der Gemahl Katharinas von Bronckhorst und Battenburg war nach Aussage einer Chronik des 17. Jahrhunderts ‘heer van Bergen by Alcmaer, Houtvester van Hollandt / sterf sonder kinders anno 1576 oudt 60 jaren / hadde getrout Jouffrou Catarina van Bronkhorst van Batenburgh / Dochter van Heer van Hunnepel’20. Ihr Gemahl hat sich ebenfalls in der Liederhandschrift verewigt, und zwar im unmittelbaren Anschluß an den ersten Teil des Wappenbuches auf Bl. 6ro-vo mit einem historischen Lied in hochdeutscher Sprache, das er offensichtlich gedruckter Überlieferung entnahm (D 2). Leider hat er den Text nicht mit einer Jahreszahl versehen, so daß wir keinen festen Anhaltspunkt für den Zeitpunkt seiner ersten Begegnung mit Katharina anzugeben vermögen. Wie im Kommentar zu D 2 vermerkt, wird die Eheschließung im Jahre 1569 als vollzogen bezeugt, so daß sie irgendwann zwischen 1546 und 1569 erfolgt sein muß. Am ehesten dürfte das Jahr 1565 in Frage kommen, weil sich zu diesem Zeitpunkt die Eintragungen der neuen holländischen Verwandten Katharinas in der Liederhandschrift einzustellen beginnen: D 69 aus dem Jahre 1569 stammt von einem A. von Brederode, auf Bl. 49 vo fügt eine M.v. Brederode eine Widmung zu einem Lied (D 57), das von M. van Meroede eingetragen ist. Wahrscheinlich handelt es sich in beiden Fällen um Stiefnichten Balthasars von Brederode21. Eine weitere Stiefnichte Balthasars, Jenne de Brederode, hatte sich allerdings mit D 7 schon im Jahre 1551 verewigt, woraus deutlich wird, daß die Beziehungen der Bronckhorsts zu den Brederodes bereits älteren Datums waren: Diese Jenne de Brederode war nämlich ebenfalls mit einem Bronckhorst verheiratet, und zwar mit Jodokus von Bronckhorst und Battenburg, der im Lied D 6 als Joest v.B. und B. figuriert (s. Abb. 3). Dieser Jodokus war der Bruder Katharinas, und er hatte nach dem Tod ihres Vaters Dietrich seit 1551 die Herrschaft von Hönnepel inne. Aufgrund dieser doppelten Familienverbindungen konnte Hübner mit Recht von einer ‘Überkreuzheirat’ sprechen22. Nach der Eheschließung vor oder um 1565 wird Katharina mit ihrem Gemahl nach Bergen bei Alcmaar in den Norden der Provinz Holland übergesiedelt sein. Die Handschrift führte sie mit, um gelegentlich weitere Liedbeiträge zu erbitten; Gelegenheiten dazu scheinen allerdings seltener geworden zu sein, denn in dieser Zeit finden nur noch relativ wenige Texte Eingang. Sie sind am abweichenden Schriftbild 20 21 22 Gouthouven, D'Oude Chronijcke ende Historien van Holland, 1636, Bl. 122, zit. nach Beckmann S. 12. Beckmann S. 13. Hübner I, S. 41. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 22 und am niederländischen Sprachstand unschwer auszumachen. Hierzu gehören beispielsweise D 79, unterzeichnet mit M. Brakel, und D 80 mit den Initialen TVB, worunter sich höchstwahrscheinlich ein Stiefbruder Balthasars von Brederode, Theodoricus, verbirgt23. Leider sind beide Texte ohne Datierung, ebenso wie das Lied D 61, das sich durch das Akrostichon Renesse als von einem Angehörigen eines bekannten niederländischen Adelsgeschlechtes stammend zu erkennen gibt. Die Renesse waren wiederum mit der Familie Bronckhorst-Battenburg verwandt (vgl. Kommentar zu D 1). Durch den 1576 erfolgten Tod Balthasars von Brederode ist die wohl um 1530 geborene Katharina früh Witwe geworden. Über ihr Schicksal und die weiteren Geschicke der Handschrift erfahren wir aus den Quellen nichts. Es ist jedoch anzunehmen, daß das Liederbuch zumindest noch eine Zeitlang in Holland verblieb, denn in den Jahren von 1582 bis 1586 sind noch einige kurze Eintragungen offensichtlich niederländischen Ursprungs hinzugekommen: auf Bl. 18 vo unter D 11 eine 1582 datierte Bleistifteintragung mit einem Stammbuchvers in niederländischer Sprache (unter Verwendung des niederländischen Diphthongs ij), auf Bl. 49 vo die Widmung eines T.S. von Ybbfendorpt, schließlich auf Bl. 1 vo das am spätesten zu datierende Stück der ganzen Handschrift überhaupt, ein niederländischer Text, eingetragen 1586 von Alyt von Bronckhorst und Battenburg, die als Witwe des Johann von Renesse in Utrecht lebte. Später scheint die Handschrift nach Hönnepel an den Niederrhein zurückgekehrt zu sein, und es ist nicht auszuschließen, daß dann, d.h. gegen Ende des 16. Jahrhunderts, nochmals einige Liedtexte ihren Weg in das Liederbuch gefunden haben. Genaues läßt sich hier nicht mehr angeben, wie auch der Weg der Handschrift zu ihrem heutigen Aufbewahrungsort im Archiv der Grafen von Droste-Vischering nicht mehr nachgezeichnet werden kann. Die Handschrift müßte eigentlich genau als ‘Liederbuch der Katharina von Bronckhorst und Battenburg’ bezeichnet werden. Handschriften werden aber bekanntlich in der Forschung oft nach ihrem heutigen Aufbewahrungsort benannt. Da sich die Bezeichnung ‘Darfelder Liederhandschrift’ seit Hübner und Beckmann eingebürgert hat, haben wir es bei dieser Benennung belassen. Bei unserer Datierung 1546-1565 ist, wie ausgeführt, in Rechnung zu stellen, daß noch einige Texte etwas später hinzugekommen sind. 5. Das Liedgut Trotz allen Beiwerkes bleiben die in der Darfelder Handschrift enthaltenen Liedaufzeichnungen das eigentliche Erkenntnisobjekt. Auf die Thematik der Lieder richtet sich jetzt unser Interesse. Diese Frage verheißt angesichts der nicht alltäglichen Überlieferungssituation besonderen Aufschluß. Im Unterschied zu anderen Liederhandschriften der Zeit haben wir hier kein Repertoire vor uns, das von dem Willen einer einzelnen Persönlichkeit einheitlich bestimmt wird. Hier hat sich kein planmäßiges Sammeln unter Heranziehung der verschiedenen zu Gebote stehenden 23 Beckmann S. 14. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 23 gedruckten Quellenvorlagen ereignet, sondern hier herrschte mehr oder weniger Spontaneität bei der Niederschrift vor. Von der Besitzerin des Liederstammbuches um einen Liedeintrag gebeten, mußte jeder Schreiber ohne große Vorbereitungen sein Gedächtnis befragen und etwas zu Papier bringen, was man mit Begriffen wie bevorzugtes Lied, mit Lieblingslied o.ä. umschreiben könnte. Das Lied als Geschenk: wir wissen um diese Funktion von Gedichten und Liedern seit dem ausgehenden Mittelalter, und wir kennen den Termin, zu denen Lieder in geschriebener oder gedruckter Form vorzugsweise gewidmet wurden: den Neujahrstag24. Unsere Handschrift bietet allerdings außer in D 106 keine feste Handhabe für die Vermutung, einige Lieder hätten als Neujahrsdedikation gedient. Die verschiedenen Verwandten, Freunde und Gäste des Adelsfräuleins auf Hönnepel erhielten damit Gelegenheit, jeder für seine Person von dem Kunde abzulegen, was sie sich aus dem im Umlauf befindlichen Liedgut angeeignet und ggf. umgeformt hatten, was sie gedächtnismäßig beherrschten und spontan in eine schriftliche Form zu bringen imstande waren. Viele Texte erfahren dadurch eine Verkürzung. Dreistrophige Lieder sind in der Darfelder Liederhandschrift in der Überzahl. Es ist damit zu rechnen, daß auf diesem Wege weniger modisches Alltagsgut, sondern vielmehr langlebige Tradition festgehalten wurden. So ist es zunächst kein Wunder, daß eine relativ hohe Zahl von Doppeleintragungen zustandegekommen ist, weil sich nicht jeder Schreiber vorher überzeugte, ob das von ihm auserwählte Lied bereits in den vorausgegangenen Eintragungen vorhanden war. Gleiches wiederholt sich bei jedem Stammbuch. Für den Liedforscher eröffnet sich hier die willkommene Gelegenheit des Vergleichs verschiedener Traditionsstufen eines Liedes auf etwa der gleichen zeitlichen Ebene. Solche Doppeleintragungen in der Darfelder Liederhandschrift betreffen die Lieder D 9 und 77 Groß leid trage ich verborgen, D 10 und 63 Möcht ich feinslieb bei dir gesein, D 36 und 94 Weckt auf, weckt auf, du werder gast, D 42 und 75 Ich muß von hin, schließlich D 53 und 78 Der mond steht in dem höchsten. Bei D 4 und D 68 handelt es sich um die Wiedergabe von zwei sehr stark selbständigen Varianten des Liedes So will ich doch einen guten mut haben, deren Zugehörigkeit zum gleichen Typus nicht auf den ersten Blick sichtbar wird. Einige Schreiber kamen dem Wunsch nach Widmung eines Liedes nicht ganz genau entgegen. So ist D 93 kein Lied, sondern - wie die Überschrift Warsagungh der Worffel oder Doppelstein erkennen läßt - eine Spruchsammlung für das Orakelspiel mit drei Würfeln. D 105 wird ebensowenig als traditionelles Lied aufgefaßt werden können, es handelt sich vielmehr um den Versuch einer poetischen Übertragung des Hoheliedes Salomonis. Mit D 87 ist ein französisches Chanson in der Sammlung vertreten. Rechnet man die Doppeleintragungen und die zuletzt erwähnten drei Texte ab, so bleiben immerhin noch 97 Liedtypen übrig, die bei der nachfolgenden kurzen Analyse in Betracht gezogen werden sollen. Die Liebe ist das alles beherrschende Thema dieser Liedtexte. Das verwundert wenig angesichts des im Durchschnitt recht jungen Kreises um die Besitzerin des 24 Arne Holtorf, Neujahrswünsche im Liebesliede des ausgehenden Mittelalters, Göppingen 1973 (Göppinger Arbeiten zur Germanistik, 20) S. 235-314. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 24 Liederbuches. Außerdem bietet die Darfelder Liederhandschrift hier im Grunde das gleiche Bild wie die meisten anderen privaten Liederhandschriften des ausgehenden Mittelalters und der frühen Neuzeit. Liebeslieder aller nur denkbaren Schattierungen und Abtönungen dominieren. Liebesglück und -erfüllung finden hier ebenso ihren Ausdruck wie - an Zahl noch häufiger - die Liebessehnsucht, die Liebeserwartung, die Liebeshoffnung, die Enttäuschung über Trennung, Untreue oder Falschheit. Die meisten dieser Lieder sind Rollenlieder. Besonders zahlreich treten sie erstmals im sog. Königsteiner Liederbuch (ca. 1470-1473) hervor; S a p p l e r nennt sie Sehnsuchtsklagen: ‘Ihre Hauptmotive sind Schmerz und Trauer darüber, daß die Erhörung dem Sänger bisher versagt blieb und er den Gegenstand seiner Neigung meiden muß; der Preis der vor allen anderen liebenswerten und schönen Frau; die Beteuerung der eigenen Liebe und Treue, der guten Absichten und der Bereitschaft zu dienen; dringliche Werbung und Bitte um Gegenliebe; Hoffnung auf den Erfolg der Werbung; Warnung vor den kleffern, die das Liebesverhältnis durch Aufpassen stören und durch Verleumdung gefährden, und Kläfferschelte’25. Die gleichen Aussagen gelten auch für das Liedgut der Darfelder Liederhandschrift, obgleich die beiden Quellen durch 70 Jahre voneinander getrennt sind und sie keinen einzigen Liedtypus miteinander teilen. Stil, Thematik und Motivik des Liedgutes in der Darfelder Handschrift sind im Vergleich zu älteren Quellenschichten gleich geblieben, so wie auch die dieses Liedgut tragende Gesellschaftsschicht ungefähr gleich geblieben ist. So ergibt sich beispielsweise auch eine Kontinuität einer mittelalterlichen Sonderform des Liebesliedes: des Tageliedes. Die Darfelder Liederhandschrift weist mit D 27, 36/94, 50, 84 und 90 bemerkenswerte Beispiele auf. Durch D 50 und 90 wird unsere Kenntnis dieser Gattung um zwei hervorragende Texte bereichert. Bei diesem Repertoire von Volkslied zu sprechen, verbietet sich von selbst, auch der nicht sehr präzise Begriff des Gesellschaftsliedes führt hier kaum weiter. Die Handschrift enthält das Liedgut von Adelskreisen der Mitte des 16. Jahrhunderts, und wenn man den allgemeinen Begriff des Liedes unbedingt mit einem Epitheton versehen will, so bietet sich allenfalls der von E r n s t K l u s e n geprägte - allerdings auf gegenwärtige Verhältnisse gemünzte - Begriff des Gruppenliedes an: das Lied als ‘dienender Gegenstand’ zur Lebensgestaltung26. Diese Lebensgestaltung der Gruppe muß im Lichte ihres Liedgutes als stark konservativ bezeichnet werden. Aus der Fülle des durch neue Medien (Liederbücher, Flugblätter und Flugschriften) innovierten Repertoires an volksmäßigem Liedgut für laienmäßiges Singen gelangt nur das in unsere Adelsliederhandschrift, was der noch immer herrschenden ritterlich-höfischen, im Grunde mittelalterlichen Gesinnung gemäß ist. Die Unterschiede zwischen ritterlich-höfischer Minneauffassung als hohem ethischen Wert und dem neuzeitlichen Begriff von Liebe als unbekümmerter Weltfreude sind jedoch unverkennbar. Wa l t r a u t S t e p h a n 27 hat den Auffassungswandel 25 26 27 Sappler S. 5. Ernst Klusen, Das Gruppenlied als Gegenstand. In: JbfVlf 12 (1967) 21-41, hier 22. Waltraut Stephan, Die Haltung Freier Mut und das ältere Volkslied. Studien zum Wandel vom ritterlich-höfischen zum bürgerlichen Mittelalter, Würzburg-Aumühle 1938. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 25 vom mittelalterlichen Minnesang zum nachmittelalterlichen Liebeslied am Übergang vom ‘hohen’ zum ‘freien’ Mut interpretiert. Die Formel vom freien Mut begegnet in unserer Handschrift ebenfalls an mehreren Stellen, z.T. abgewandelt (s. Glossar und Motivverzeichnis). Die alten Denkformeln, die noch immer um Begriffe wie buole, triuwe, dienst, minne, êre, nîder und kleffer kreisen, sie erscheinen in immer neuen Verkleidungen, zu Formeln erstarrt, zum Teil sogar mißverstanden und sinnentleert, jedenfalls als Ausdruck einer neuen, ungebundeneren Haltung, und es scheint, als ob die Adelskreise, die in unserer Handschrift als die Träger dieser Traditionen erscheinen, welche letztlich noch in das Ambraser Liederbuch von 1582 und in das Niederdeutsche Liederbuch von ca. 1600 hineinreichen, sich mit diesem Liedgut in besonderem Maße identifizierten und darin eine Objektivierung ihrer kulturalen Wertvorstellungen erblickten. Liebe, Liebesleid, Liebessehnsucht, Liebesklage müßten demzufolge genau wie im Mittelalter immer noch die Leitwörter jener jugendlichen Generation nach 1550 gewesen sein. Daß mit diesen Liedern aber im Grunde eine Scheinwelt aufgebaut wurde, die wenig Bezüge zu der Realität aufweist und eigentlich kompensatorische Funktionen besitzt, dürfte klar sein. Übrigens scheint uns hier die Analogie zum Schlagerbetrieb unserer heutigen Zeit recht naheliegend, in dem die Liebe mit allen ihren Filiationen (Sehnsucht, Heimweh, Abschied und Wiedersehen) thematisch ganz ähnlich dominant ist: ‘Der Schlager wird hier zum Reflektor und Regulator (individuell) beunruhigten oder gestörten Affekthaushalts mit solcher Ausschließlichkeit, daß Liebe und deren Defizienzzustände alle anderen Bereiche menschlichen Lebens und Alltags ausblenden: symptomatischer als das, was wieder und wieder im deutschen Schlager zur Sprache kommt, seine Traumasyle, Niemandsländer und Gegenwirklichkeiten, ist jenes, was in ihm ausgespart bleibt, was für ihn nicht existiert...’28. Möglicherweise würde uns auch erst eine Analyse des im Adelsliederbuch Ausgesparten, ein Vergleich solcher konkreten, zeitlich und räumlich festlegbaren Sammlungen mit der Gesamtüberlieferung der Zeit zu Einsichten in den Affekthaushalt der Träger solchen Repertoires führen. Da wir uns aber in bezug auf die Inhaltanalyse von historischen Lieddokumenten noch auf sehr schwankendem Boden bewegen, sei eine solche Interpretation des ständisch gebundenen Liebesliedes im Gesamtzusammenhang auf eine spätere Gelegenheit vertagt. Uns kann es in dieser kurzen einführenden Charakteristik nur darum gehen, zu zeigen, in welchem thematischen Kontext die Liebeslieddichtungen stehen, d.h. welche weiteren Themen begegnen. Diese vermögen etwas mehr als das vielfach in Konventionen erstarrte, unrealistische Liebeslied Aufschlüsse zu geben über Lebensauffassungen und Einstellungen der in unserem Liederbuch vertretenen Individuen. Es ist hier also von den relativ wenigen Stücken zu sprechen, die sich nicht in das Schema der sonst vorherrschenden Liebesgeständnisse und Liebesklagen einordnen lassen. Als erster bricht Balthasar von Brederode, der spätere Gemahl Katharinas von Bronckhorst und Battenburg, aus dem Zwang der Konvention aus und trägt als 28 Günther Mahal, Der Wundertraum vom Liebesglück. Vorläufiges zum deutschen Schlager nach 1945. In: Zeitschrift für Volkskunde 71 (1974) 64-78, hier 70. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 26 D 2 ein historisches Ereignislied auf den unglücklichen Tod des Königs Ludwig in der Schlacht bei Mohacz im Jahre 1526 ein, das er offensichtlich aus einer gedruckten oder geschriebenen Quelle geschöpft hat. Die Erinnerung an ein noch weiter zurückliegendes politisches Ereignis bewahrt ein zweites Lied, das als D 86 von nicht identifizierter Hand beigesteuert wurde: das Lied von ‘Fräulein von Britannien’, d.i. Anna von der Bretagne, mit der der französische König Karl VIII. 1491 die Ehe erzwang. - In D 26 liegt ein Soldaten- oder Landsknechtslied vor, das ebenfalls nicht ganz zur Liebesthematik der Umgebung passen will. - Als weiteres Lied mit Zeitbezügen - in diesem Falle aktuelleren - ist D 102 zu nennen, ein 1553 von Frauenhand eingetragener Text, der für die Sache des in der Schlacht bei Mühlbach im Schmalkaldischen Kriege 1546 unterlegenen und in Gefangenschaft geratenen Kurfürsten von Sachsen Partei ergreift. Von daher mag ein vorsichtiger Schluß auf die Zuneigung der Familie Bronckhorst-Battenburg zur Sache der Reformation gerechtfertigt sein. Das Auftauchen einiger geistlicher Lieder in der Darfelder Liederhandschrift verweist in die gleiche Richtung, denn es handelt sich durchgehend um Liedgut, das vom Geistesgut der Reformation geprägt ist. Bei D 85 Ich habe mein sache zu gott gestelt führt sogar eine direkte Brücke zur evangelischen Gesangbuchtradition. In den beiden von Katharina von Bronckhorst um 1546 eingetragenen Stücken D 33 und 34 mit identischem Ton fassen wir einen kleinen Zipfel niederländischer geistlicher Lieddichtung der Reformation. - Dazu treten eine Reihe von Texten, die man als Zeitlieder bezeichnen könnte, weil sie in irgendeiner Weise auf die Zeitumstände eingehen und Stellung beziehen: D 30 ist das bekannte Klagelied Georgs von Frundsberg über die Wandelbarkeit der Hofgunst, D 96 ist ein Vermahnlied mit ernsten Tönen über Geldsucht und fehlende Frömmigkeit. Auch D 1 schließlich, das zeitlich letzte Lied unserer Handschrift (1586), ist ein Klagelied mit religiösen Motiven, einer Witwe wohl durchaus auch angemessen. An dieser Schreiberin Alyt von Bronckhorst und Battenburg läßt sich übrigens nochmals die enge Verbindung dieser Familie zur Reformation in den Niederlanden schlaglichtartig aufzeigen. Wie im Kommentar ausgeführt, war Alyt die Witwe des seeländischen Adligen Johann von Renesse (1506-1553). Aus Ferwerdas ‘Wapenboek’ (2,1 Genealogie von Renesse, 11. Generation) können wir einige Einzelheiten zum Leben dieser Schreiberin (= Adelheid v.B. u. B.) entnehmen. Die Familie Renesse, in die sie eingeheiratet hatte, stellte im 16. Jahrhundert mehrere Blutzeugen für die Sache der Reformation, und nach dem Tod ihres Mannes wurde Adelheid ebenfalls in die Auseinandersetzungen um die neue Lehre hineingezogen. Sie floh vor dem königlichen spanischen Statthalter Herzog Alba außer Landes, weil zy de leeraars van den Hervormden Godsdienst geherbergt en hunne leererden dikwils bygewoond hadt. Ihre Güter wurden 1568 konfisziert, und erst 1577 durfte sie mit ihrem Sohn Johann von Renesse, der nach dem Tod seines Vaters der Führer der calvinistischen Bestrebungen in den Niederlanden geworden war, nach Utrecht zurückkehren, wo vermutlich später auch der Text D 1 niedergeschrieben wurde29. 29 Beckmann S. 14-15. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 27 Im Zeitalter der Gegenreformation ist der Zweig der Familie von Bronckhorst-Battenburg-Anholt wieder zum Katholizismus zurückgekehrt. Am 11. Oktober 1630 stirbt in Freiburg i. Br. mit Graf Hans Jacob von Bronckhorst zu Anholt, Freiherrn zu Battenburg ein Angehöriger dieser Familie, der es unter den Habsburgern als Oberster Feldmarschall und Landvogt im vorderösterreichischen Ober-Elsaß zu hohen Ehren gebracht hatte30. Die Zahl der Unicate in unserer Handschrift beträgt 28. Bisher ohne Parallelüberlieferung sind folgende Lieder: D 3, 5-9, 12, 19, 34, 37, 41, 43, 45, 50-52, 55, 61, 80, 82, 90, 92, 95, 99, 101, 104 und 106. Auch das französische Chanson (D 87), das gereimte Losbüchlein (D 93) und die Paraphrase des Hoheliedes (D 105) können als Unicate gelten, so daß deren Zahl auf 31 anwächst. Verglichen mit 97 (bzw. 100) Liedtypen bedeutet das ein Verhältnis von Bekanntem zu Unbekanntem von ungefähr 2:1. Bei H ü b n e r war die Zahl der nichtidentifizierten Lieder im Jahre 1927 mit ca. 40 noch wesentlich höher31. Aber es wäre verfehlt, den Wert der neuen Handschrift ausschließlich an den Unicaten zu messen, zumal dieselben nicht in allen Fällen literarisch wertvolle neue Texte darstellen. Genau so wesentlich, vielleicht sogar noch bedeutsamer ist es, was die Darfelder Liederhandschrift an Informationen zur Ergänzung unseres Kenntnisstandes in Bezug auf die Überlieferungsgeschichte anderer Lieder des 15. und 16. Jahrhunderts beizubringen vermag. Die Bedeutung der hier neu vorgelegten Texte ist jeweils in den Einzelkommentarenverzeichnet. Wir können hier darauf verweisen und uns auf die Zusammenfassung beschränken, daß in vielen Einzelfällen die Darfelder Fassungen die Überlieferungsgeschichte von Liedern um bedeutsame Textzeugen erweitern. Vielfach bietet unsere Liederhandschrift Paralleltexte zu bisher als Unica geltenden Handschriftenfassungen (z.B.D 56, 60, 67, 100) oder zu bisher nur in gedruckter Sphäre bekannten Liedtypen (z.B.D 26, 103). In anderen Fällen stellen die Aufzeichnungen in D Früh- und Erstbelege zu bisher für jünger gehaltenen Liedmodellen dar (z.B.D 30, 79) oder weiten eine bisher schmale Traditionsbasis um einen wesentlichen Beleg (z.B.D 44, 59, 70, 84, 86) usw. Und selbst wenn die Darfelder Liederhandschrift eine neue Fassung zu einem reich bezeugten Typus bietet, so weicht diese neue Fassung in vielen Fällen von der älteren Tradition ab, weil viele Texte durch die unverkennbare Einwirkung von Vermittlungsprozessen umgeformt und abgewandelt erscheinen. ‘In diesem hohen Grade von Zeisungenheit liegt für den Volksliedforscher vielleicht der reizvollste Zug des Denkmals. Es will ja bedacht sein, daß gedruckte Sammlungen wie das Ambraser Liederbuch Wert darauf legen mußten, möglichst lesbare, verständliche Liedertexte zu bieten... Die Hände, die unser Stammbuch schrieben, waren viel unbehinderter; ihnen fehlten literarische Absichten. Das gibt, wenigstens in den Augen des Volksliedforschers, dem Stammbuch einen Vorsprung gegenüber irgendwie literarisch orientierten Sammlungen’32. 30 31 32 Die Leichenpredigt hielt ein Freiburger Jesuit, s. Maximilian Eisenreich, Christ-Ritterliche That vnd Tugenden / So in der Leichpredig deß Hoch- und Wolgeborenen Herrn / Herrn Hannß Jacob / Grafen von Bronckhorst zu Anholt/... vorgehalten worden, Freiburg i. Br. 1631. Hübner I, S. 47: ‘Immerhin fehlen mir vorläufig noch für an die 40 Lieder die Gegenstücke, aber diese Zahl wird sich bei weiterer Umschau wohl noch verringern’. Hübner I, S. 47f. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 28 6. Die Darfelder Liederhandschrift im Umkreis anderer Liedquellen ihrer Zeit Die Darfelder Liederhandschrift ist das Ergebnis der Mitarbeit von 55 Schreibern, und entsprechend der Vielfalt von Beiträgen weist unsere Handschrift vielerlei Beziehungen zu den sonstigen Quellen handschriftlicher und gedruckter Liedüberlieferung des 16. Jahrhunderts auf. Die verschiedenen Kulturströmungen haben ihren Niederschlag in diesem Dokument gefunden, oberdeutscher Einfluß ist darin ebenso zu fassen wie der westliche Einfluß aus den Niederlanden und auch aus Frankreich. Am Niederrhein imd in Westfalen strömten zur Zeit der Entstehung unserer Liedhandschrift Texte aus vielen Gegenden Deutschlands zusammen. Und gerade in diesen Landschaften entstanden in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine Fülle von Liederhandschriften, die wir als Spiegel dieser Kulturströmungen ansehen und als eine eng zusammengehörige Gruppe von Dokumenten zur Geschichte des Liedes und seiner Traditionsprozesse begreifen können. Durch die Darfelder Liederhandschrift wird diese Gruppe von niederdeutschen Sammelhandschriften um die bisher früheste und zugleich wertvollste bereichert, denn sie führt nicht nur genau in den Schnittpunkt der Kulturstromungen Nord-Süd bzw. Ost-West, sondern sie bietet durch die Vielseitigkeit der Texteintragungen, durch ihre Sprüche, Wappen, Zeichnungen, Namen und Devisen zugleich den lebendigsten Eindruck aus dem Raum und der Zeit, der sie angehört. Gemeinsames Kennzeichen dieser Gruppe von Liederhandschriften ist es, daß sie ländlichen Adelskreisen entstammen und daß vor allem weibliche Angehörige dieses Junkertums für die Bewahrung des Liedgutes aristokratischer Prägung Sorge getragen haben. ‘Den alten Schlössern entstammen die meisten und besten Liedersammlungen’33. Zu den Adelsliederhandschriften treten einige weitere Sammlungen aus stadtbürgerlichen und studentischen Kreisen, während wir bei einigen wenigen Quellen des 16. Jahrhunderts keine soziale Zuweisung vorzunehmen vermögen. Eine Zusammenstellung der Quellen haben S t e p h a n 34 und neuerdings H o l t o r f 35 sowie S u p p a n 36 vorgenommen. Als das früheste Beispiel einer handschriftlichen Liedersammlung aus dem niederrheinischen Raum ist die sog. Zütphener Liederhandschrift aus dem Jahre 1537 in der Weimarer Landesbibliothek anzusehen, die zunächst überwiegend niederländisches Liedgut enthielt, bevor sie von ‘Hanns aus Kolstege 1540 ferandertt’ wurde, indem er eine Reihe hochdeutscher Texte hinzufügte. Mit dieser frühen Handschrift teilt die Darfelder Handschrift sieben Texte: Nr. 6 = D 29; Nr. 10 - D 17; Nr. 12 = D 18; Nr. 25 = D 25; Nr. 26 = D 22; Nr. 27 = D 65; Nr. 29 = D 30. Ebenfalls in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts und an den Niederrhein gehört die Liederhandschrift der Katharina von Hatzfeld, früher wegen einer Widmung 33 34 35 36 Arthur Kopp, Über ältere deutsche Liedersammlungen. In: AfdStdnSprLit 121 (1908) 263. Stephan (s. Anm. 27) S. 145-151. Holtorf (s. Anm. 24) S. 366-370. Wolfgang Suppan, Deutsches Liedleben zwischen Renaissance und Barock, Tutzing 1973 (Mainzer Studien zur Musikwissenschaft, 4) S. 55-61. Sein Urteil: ‘Gemeinsam ist den von privaten Interessen geprägten Liederhandschriften die Konzeptionslosigkeit’ (S. 56) ist vielleicht insgesamt etwas zu pauschal, trifft aber für die Darfelder Ldhs. durchaus zu. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 29 fälschlich als das Liederbuch der Herzogin Amalia von Cleve bezeichnet. Von den 33 Liedern sind ein Teil geistliche; unter den weltlichen registrieren wir fünf Konkordanzen zum Darfelder Liederbuch: Nr. 8 = D 84; Nr. 17 = D 46; Nr. 22a = D 20; Nr. 25 = D 31; Nr. 27 = D 54. Über einen längeren Zeitraum hin erstreckt sich ähnlich wie bei D die Entstehung von Langebeks Quarthandschrift (København, Ny kgl. Saml. 816,4o) am Hofe des dänischen Königs Friedrich II. In diese von E. K r o m a n als ‘Hofherrenhandschrift’ bezeichnete dänische Quelle sind beginnend mit dem Jahre 1570 auch 70 deutsche Liedtexte eingeschrieben worden, die sich zu den Texten von D wie folgt verhalten (7 Konkordanzen): Nr. 94 = D 89; Nr. 122 = D 20; Nr. 148/151 = D 42/75; Nr. 116 = D 66; Nr. 99 = D 52; Nr. 129 = D 25; Nr. 136 = D 22. Langebeks Handschrift ist wie das Liederbuch des Fräuleins von Bronckhorst ein ausgesprochenes Liederstammbuch (s. unten Kap. 8). In das deutsch-niederländische Grenzgebiet gehört aufgrund des sprachlichen Befunds die Berliner Liederhandschrift vom Jahre 1568 (Mgf 752), die von A. K o p p beschrieben wurde. Sie enthält auf 78 Blättern 126 vollständige Lieder und ein Fragment. Darunter befindet sich mit insgesamt 25 Konkordanzen eine hohe Zahl von Paralleltexten, so daß die Handschrift Mgf 752 neben der von 1575 (s. unten) und der aus einer anderen Landschaft stammenden oberdeutschen Handschrift Pal. 343 in Bezug auf das Repertoire als am nächsten verwandt bezeichnet werden kann: Nr. 1 = D 57; Nr. 4 = D 48; Nr. 5 = D 21; Nr. 7 = D 24; Nr. 9 = D 13; Nr. 14 = D 22; Nr. 16 = D 46; Nr. 17 = D 68; Nr. 18/20 = D 81; Nr. 21 = D 66; Nr. 22 = D 65; Nr. 23 = D 62; Nr. 30 = D 25; Nr. 31 = D 15; Nr. 39/93 - D 60; Nr. 37 = D 98; Nr. 44 = D 67; Nr. 47/52 = D 18; Nr. 58 = D 28; Nr. 70 = D 42/75; Nr. 73 = D 38; Nr. 108 = D 52; Nr. 113 = D 86; Nr. 122 = D 35; Nr. 125 = D 63. Die noch unveröffentlichte Liederhandschrift der Brüder von Helmstorff 1569/75 (Berlin, Mgq 402) enthält im dritten Teil eine Sammlung von 44 Liebes- und Gesellschaftsliedern, worunter sich auch sieben Textkonkordanzen zum Darfelder Liederbuch befinden: III, Nr. 2 = D 46; Nr. 7 = D 30; Nr. 17 = D 42/75; Nr. 19 = D 81; Nr. 25 = D 16; Nr. 29 = D 21; Nr. 35 = D 89. Die Benckhäuser Liederhandschrift im Besitz der Baronin von der Busche-Münch in Göttingen wurde 1573-1588 in Benckhausen/Westfalen von einer Anna Lüning als Liederstammbuch angelegt. Die 125 Bll. enthalten 44 Lieder, darunter 14 Unicate. Außer einigen Stammbuchversen erweisen sich fünf Lieder als mit D identisch, bei einem sechsten Lied muß die Frage der Identität offen bleiben: Nr. 1 = D 14; Nr. 11 = D 46; Nr. 18 = D 96; Nr. 23 = D 44; Nr. 25 = D 28. Nr. 10 könnte zu D 9 gehören, was nur durch einen Textvergleich zu erhellen wäre. Die Texte dieser Handschrift sind jedoch bisher größtenteils unpubliziert. Die zeitlich nächste Quelle ist die ebenfalls von A r t h u r K o p p beschriebene Niederrheinische Liederhandschrift von 1574 (Berlin, Mgq 612). Das aus Studentenkreisen stammende Dokument enthält im ersten Teil 69 mit peinlicher Sorgfalt registrierte Liedtexte, denen sich im zweiten Teil ein Stammbuch anschließt; das neben Sinnsprüchen, Anfangsbuchstaben usw. nochmals 7 Liedeintragungen auf- Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 30 weist. Der erste Teil ist um 1576 abgeschlossen worden. Zu den darin überlieferten Texten können wir in 10 Fällen Konkordanzen aus der Darfelder Liederhandschrift namhaft macben: Nr. 3 = D 59; Nr. 6 = D 53/78; Nr. 17 = D 38; Nr. 22 = D 21; Nr. 24 = D 48; Nr. 42 = D 20; Nr. 46 = D 71; Nr. 52 = D 16; Nr. 59 = D 70; Nr. 63 = D 57. Die Osnabrückische Liederhandschrift (Berlin, Mgf 753) wurde 1575 begonnen und ist nach Ausweis von A. K o p p etwa 1577 abgeschlossen worden. ‘Den Stifter und wahrscheinlich in derselben Person auch den Schreiber dieser Liedersammlung wird man, wie noch öfters, auf einem Landedelsitz suchen müssen, und zwar im Nordwesten... Alle Geschlechternamen, die vorkommen, weisen in die Gegenden von Oldenburg über Osnabrück nach Westfalen’37. Nicht weniger als 31 der 150 Lieder von Mgf 753 weisen eine Parallele in D auf: Nr. 5 = D 30; Nr. 8 = D 46; Nr. 9 = D 25; Nr. 11 = D 96; Nr. 13 = D 44; Nr. 16 = D 76; Nr. 19 = D 62; Nr. 20 = D 52; Nr. 23 = D 23; Nr. 24 = D 102; Nr. 26 = D 65; Nr. 29 = D 22; Nr. 30 = D 83; Nr. 37 = D 21; Nr. 38 = D 28; Nr. 40 = D 81; Nr. 41 = D 71; Nr. 42 = D 32; Nr. 43 = D 16; Nr. 61 = D 10/63; Nr. 70 = D 74; Nr. 71 = D 48; Nr. 77 = D 20; Nr. 92 = D 38; Nr. 94 = D 66; Nr. 97 = D 54; Nr. 98 = D 4/68; Nr. 103 = D 57; Nr. 105 = D 15; Nr. 129 = D 31; Nr. 148 = D 88. P a u l S t ö t z n e r hat eine Musikalienhandschrift der Zwickauer Ratsschulbibliothek, Mappe Nr. 103, beschrieben. Erhalten ist das Tenorheft zu vierund fünfstimmigen Gesängen, darunter 54 deutschen Liedern aus dem letzten Drittel des 16. Jahrhunderts. An Konkordanzen zu D sind drei zu verzeichnen: Nr. 22 = D 103; Nr. 27 = D 66; Nr. 39 = D 52. Aus dem Nachlaß von Karl Schulte Kemminghausen stammt die erstmals 1838 von F.J. M o n e beschriebene Quarthandschrift von 1579 aus einem aufgehobenen westfälischen Nonnenkloster, die lange Zeit als verschollen galt38. Sie teilt mit der Darfelder Handschrift den Charakter des Liederstammbuches und weist fünf Textparallelen zu ihr auf. (Bei der Numerierung der Lieder folgen wir nicht Mone, da dieser die Texte aus der Handschrift zusammen mit anderen Texten des 16. Jahrhunderts veröffentlichte und eine eigene Numerierung benutzte): Nr. 5 = D 85; Nr. 11 = D 96; Nr. 14 = D 46; Nr. 15 = D 32; Nr. 21 = D 76. Nr. 26 hat einige Motive mit D 49 gemeinsam. Zu der früher in der Fürstlich Stolbergischen Bibliothek zu Wernigerode befindlichen Liederhandschrift des Grafen Hans Gerhard von Manderscheid aus dem letzten Drittel des 16. Jahrhunderts liegt nur ein knappes Incipitregister von J o h a n n e s B o l t e vor. Die aus der Eifel stammende Adelshandschrift enthält 84 Liedtexte; sie gilt als verschollen. Aufgrund der von Bolte mitgeteilten Initien lassen sich in 21 Fällen Konkordanzen mit unserer Handschrift anführen: Nr. 8 = D 57; Nr 10 = D 67; Nr. 14 = D 62; Nr. 16 = D 15; Nr. 18/83 = D 96; Nr. 39 = D 29; Nr. 41 = D 64; Nr. 44 = D 53/78; Nr. 45 = D 18; Nr. 46 = D 48; Nr. 47 = D 22; Nr. 48 = D 25; Nr. 53 = D 20; Nr. 54 = D 81; Nr. 55 = D 23; Nr. 57 = D 16; Nr. 62 = D 101; Nr. 65 = D 56; Nr. 69 = D 33; Nr. 73 = D 85; Nr. 81 = D 102. 37 38 Kopp (s. Anm. 33) S. 261-262. z.B. Holtorf (s. Anm. 24) S. 370. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 31 In der Darmstädter Liederhandschrift von 1587, geschrieben von Arnoldus Krouft dictus Creudener, dem Sohn des Kölner Bürgermeisters Henrich Krufft gen. Crüdener, die von A r t h u r K o p p in einem kurzen Aufsatz 1905 als besonderes Musterbeispiel für Nachlässigkeit und Verwilderung angeführt wurde, stehen neben mehreren identischen Stammbuchsprüchen zwei mit D übereinstimmende Liedtexte: Bl. 86 ro = D 38; Bl. 133 vo = D 17. Die Brüsseler Liederhandschrift steht am Ende dieser langen Reihe verwandter Quellen aus dem niederdeutschen Raum. Dem von R o b e r t P r i e b s c h beschriebenen Dokument gehören u.a. fünf Liedtexte an, die sich als Textparallelen zu Liedern der Darfelder Handschrift erweisen: Bl. 77 ro/95 ro = D 38; Bl. 115 ro = D 17; Bl. 118 ro = D 25; Bl. 119 ro = D 18; Bl. 119 vo = D 29. Die herangezogenen Quellen aus dem Zeitraum zwischen ca. 1540 und 1600 erweisen den Raum auf der Grenze zwischen hoch- und niederdeutschem Sprachgebiet und in der unmittelbaren Nachbarschaft zu den Niederlanden als ein Hauptgebiet nachhöfischer Liedkultur in der frühen Neuzeit. Im Zentrum der Begegnung mehrerer Kulturströmungen entstand am Niederrhein und im westlichen Westfalen ein Umschlagplatz für Liedtexte, die sich vor allem auf mündlichen Wegen weiterpflanzten und in den zahlreichen stammbuchähnlichen Sammelhandschriften dieser Zeit ihren Niederschlag fanden. Es war weitgehend literarisches Wandergut, das sich aber von den gedruckten Vorlagen losgelöst hatte und frei umgestaltet und variiert in das Repertoire liederfreundlicher ländlicher Adelskreise aufgenommen werden konnte. Der Rezeptionsweg der einzelnen Texte in unserer Quelle ist jedoch von unterschiedlicher Länge. Nicht alle der 106 Lieder können pauschal zu diesen frei verfügbaren und von schriftlichen Vorbildern losgelösten Überlieferungen hinzugerechnet werden. Zwar lassen viele Fassungen aufgrund fortgeschrittener Auflösung des Form- und Sinnzusammenhanges einen voraufgegangenen Vermittlungsprozeß von längerer Dauer unschwer erkennen, aber dafür stehen andere Liedtexte in D ihren Quellen noch sehr viel näher und verdeutlichen die Möglichkeit unmittelbarer Abhängigkeit von gedruckten Vorlagen. Daß dabei die in Form von Flugblättern verbreiteten Einzeldrucke mit Liedtexten als Vorbilder kaum in Frage kommen, überrascht etwas. In sehr wenigen Fällen können wir in den Kommentaren eine direkte Abhängigkeit unserer niederrheinisch-westfälischen Texte von populären Kleindrucken unter Beweis stellen (z.B. bei D 103), woraus zu schließen ist, daß die sog. Flugblatt-Literatur auf das Liedgut der hier untersuchten Adelskreise offenbar keinen direkten Einfluß ausgeübt hat. Hier unterscheiden sich die Adelshandschriften stark von den handschriftlichen Liedersammlungen stadtbürgerlicher Kreise der Zeit, in denen die Einflüsse der gedruckten Liederheftchen mit Händen zu greifen sind, z.B. in dem Skizzenbuch des Augsburger Webers Simprecht Kröll (1516) oder in der Augsburger Sammelhandschrift des Valentin Holl (1525). Dasselbe gilt wohl auch für die Heidelberger Handschrift Pal. 343 aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Die Beeinflussung und Befruchtung der mündlichen Liedtraditionen dieser Adelskreise scheint durch andere ‘Medien’ verursacht worden zu sein. Hier kommen wohl die frühen weltlichen Liederbücher des 16. Jahrhunderts in Frage, die einen deutlichen Niederschlag in der Darfelder Liederhandschrift hinterlassen haben. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 32 Das Repertoire des ältesten Liederbuches aus der vorreformatorischen Periode des deutschen Renaissanceliedes, die Sammlung von Arnt von Aich (Köln um 1510), spiegelt sich in sechs Texten der mehr als eine Generation jüngeren niederdeutschen Handschrift. In der Vorliebe einiger Schreiber für das in kunstvollen Strophenformen gebaute Liedgut für höhere Gesellschaftskreise erkennen wir den unübersehbaren aristokratisch zu nennenden Grundzug der Handschrift, der auch dazu geführt hat, daß derbe oder gar obszöne Texte, die in der zeitgenössischen Flugschriftenliteratur so reichhaltig vertreten sind39, hier so gut wie ausgeschaltet blieben. Konkordanzen von Arnt von Aich zu D bestehen bei folgenden Liedern: Nr. 2 = D 46; Nr. 13 = D 91; Nr. 18 = D 11; Nr. 21 = D 89; Nr. 24 = D 97; Nr. 42 = D 66. In allen diesen Fällen ist die Abhängigkeit sehr eng, so daß hier literarische Vermittlung über wenige Zwischenstufen vorliegen dürfte. Ähnliche innovatorische Anstöße dürften auch von späteren gedruckten Liedersammlungen ausgegangen sein. Mit den Gassenhawern und Reutterliedlin (o.O.u.J.) aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts teilt unsere Liederhandschrift z.B. ebenfalls fünf Texte: Nr. 6 = D 38; Nr. 21 = D 65; Nr. 26 = D 22; Nr. 29 = D 46; Nr. 41 = D 25. Aber hier handelt es sich um verbreitetes Liedgut der Zeit, das unserer Handschrift genauso gut aus anderen gedruckten Sammlungen zugeflossen sein könnte. Hier wären noch die Bergreihen von 1531 mit drei Folgen von 1533 bis 1537 zu nennen, denen unsere Handschrift auf direktem Wege zumindest zwei Stücke (D 2 und D 26) verdankt. Auch der Einfluß von Georg Forsters Frischen Teutschen Liedlein von 1539-1556 in unserer Handschrift ist ganz offenkundig. Die vorwiegend hochdeutsch geprägten Texte dieser und anderer Liederbücher sind im Zuge der in den Rheinlanden herrschenden allgemeinen Kulturströmungen dieser Zeit auf schriftlichem Wege an den Niederrhein und nach den Niederlanden gelangt. Ein Sammelbecken für das aus verschiedenen Kanälen zusammenströmende Liedgut war dort das Antwerpener Liederbuch vom Jahre 1544, dessen Anteil an hochdeuschem Liedgut von Johannes Koepp auf ein Sechstel des Gesamtumfanges berechnet worden ist. Von der Wirkungsgeschichte dieser Sammlung von 221 Texten verschiedensten Inhalts in alphabetischer Anordnung wissen wir bisher wenig. Da dieses Buch schon im Jahre 1546 wegen seines teilweise freizügigen Inhalts von der Universität Leuven indiziert wurde und den danach einsetzenden Verfolgungen und Beschlagnahmungen der Sammlung nur ein einziges zufälliges Exemplar in der Bibliothek von Wolfenbüttel entging, hat man sich bisher über seinen Einfluß auf die zeitgenössische Liedtradition kein genaues Bild machen können. Mit der Darfelder Handschrift sind wir in der Lage, bei der Klärung dieser Frage wichtige neue Erkenntnisse beizusteuern. Katharina von Bronckhorst vollendete den Grundstock ihrer Sammlung im gleichen Jahr, als das Antwerpener Liederbuch aus dem Verkehr gezogen wurde. Die Abfassung dieses Teils ihrer Handschrift fällt demnach mit der kurzen Periode der Wirkung des in Antwerpen gedruckten Buches zusammen. Das Repertoire Katharinas läßt deutlich werden, daß sie sich der Zug- 39 vgl. Rolf Wilh. Brednich, Schwankballade. In: Handbuch des Volksliedes Bd. 1, München 1973, S. 157-203; Erotisches Lied. Ebda. S. 575-615. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 33 kraft dieses bedeutenden Mittlers von neuen Texten nicht entziehen konnte. Der statistische Befund vermittelt zahlenmäßig folgendes Bild: Nr. 36/212 = D 40; Nr. 74 = D 17; Nr. 72 = D 27; Nr. 102 = D 31; Nr. 114 = D 18; Nr. 115 = D 73; Nr. 161 = D 36/94; Nr. 205 = D 24. Zu diesen acht Vollkonkordanzen tritt eine weitere Strophenkonkordanz bei Nr. 103 - D 20. Kehren wir dieses Verzeichnis von Konkordanzen um, so ergibt sich, daß von den 20 Liedern Katharinas von Bronckhorst (Nr. 16, 22-40) allein 5, also genau ein Viertel, unmittelbar oder mittelbar auf das Antwerpener Liederbuch zurückgehen. Die Lieder D 24 und D 27 sind fast wortwörtlich aus dem Liederbuch abgeschrieben, wobei die leichten sprachlichen Veränderungen auf das Konto der Schreiberin gehen könnten, von der anzunehmen sein wird, daß ihr ein Exemplar des Antwerpener Liederbuches vorlag. Diese Vermutung verdichtet sich zur Gewißheit angesichts des Textes D 31, in dem Katharina so eng der Vorlage (Nr. 102) folgt, daß sie sogar die offenkundigen Verderbnisse dieser Fassung wortgetreu übernimmt. Wieder ein anderes Bild bietet D 36, wo Katharinas Abschrift offensichtlich durch Diktat vermittelt wurde und sich in ihren Text daher einige Hörfehler eingeschlichen haben (s. den Kommentar zu D 36). Ein aufschlußreiches Beispiel für eine vom Antwerpener Liederbuch unabhängige Texttradition liefert zur gleichen Zeit D 94 mit einer vollständiger erhaltenen Fassung des ursprünglich hochdeutschen Tageliedes. Der Text D 40 von Katharinas Hand gehört zwar zu einem im Antwerpener Liederbuch vertretenen Liedtypus, aber es besteht keine direkte Abhängigkeit, so daß das Repertoire der Besitzerin unseres Liederbuches insgesamt gesehen die verschiedenen Ebenen vor Augen führt, auf denen sich die Tradierung von Texten - ausgehend von einer genau zu identifizierenden Quelle - vollzieht: Der Einfluß der gedruckten Quelle ist offenkundig, aber neben und parallel zu ihr kursieren die gleichen Lieder in unabhängigen Versionen. Wir sehen daraus, wie Liedersammlungen dieser Art ihre Wirkung dem Umstand verdanken, daß ihre Herausgeber das Ohr am Puls der Zeit hatten und dem Publikum genau das anboten, was es ohnehin schon kannte bzw. benötigte. Die gedruckte Liedersammlung stützt und begleitet die orale Tradition von Liedern; sie ist damals noch keinesfalls in der Lage gewesen, dieselbe ganz zu vertreten oder gar zu verdrängen. Als Beweis können auch die übrigen Konkordanzen von D mit dem Antwerpener Liederbuch (D 17, 18) dienen. Es besteht keine Abhängigkeit, sondern hier haben beide Quellen Teil an einer am Niederrhein und in den Niederlanden beheimateten regionalen Überlieferung, während das historische Ereignislied D 73 einen gegenüber dem Antwerpener Liederbuch sprachlich überlegenen Text repräsentiert. Werfen wir noch einen kurzen Blick auf die weitere Entwicklung bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, so erkennen wir noch in späteren Liederbüchern die Tendenz der Kompilatoren, das Repertoire ihrer Sammlungen zu einem gewissen Teil dem älteren, oft schon Generationen alten Liedgut vorzubehalten, so daß viele Lieder dieser Bücher ähnlich wie in den älteren Vorgängern noch immer auch für Adelskreise als Identifikationsobjekte in Frage kamen. So läßt sich vielleicht die Kontinuität des Repertoires bis hin zum Niederdeutschen Liederbuch von ca. 1600 (Uhland - de Bouck) erklären, das genau wie das Ambraser Liederbuch von 1582 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 34 und die damit eng verwandten Sammlungen aus Erfurt, Köln und Berlin noch zahlreiche Konkordanzen zu D aufweisen. Wir beschränken die folgenden Angaben auf die Nachweise zum Niederdeutschen Liederbuch: Nr. 1 = D 81; Nr. 3 = D 78; Nr. 10 = D 66; Nr. 24 = D 25; Nr. 46 = D 38; Nr. 57 = D 84; Nr. 58 = D 20; Nr. 62 = D 54; Nr. 71 = D 65; Nr. 74 = D 22; Nr. 80 = D 46. 7. Die Sprache Wir haben bisher die sprachliche Seite der Texte dieser Liederhandschrift aus unseren Untersuchungen ausgeklammert. Bei einer Darstellung aller Aspekte der Quelle darf jedoch die Sprache nicht übergangen werden, so schwierig dieses Gebiet auch erscheinen mag. Es war schon von den Schwierigkeiten die Rede, ältere Liederhandschriften als Quelle historischer Dialektforschung heranzuziehen. Diese Schwierigkeiten rühren vor allem daher, daß sich der Überlieferungsträger in seinen Liedtexten nicht unmittelbar in der Umgangssprache oder in der Mundart ausspricht, sondern daß ihm die Texte auf verschiedenen Wegen vermittelt werden und er dadurch zum Glied einer Kette wird, bei der es oft nur mit Mühe auszumachen ist, worin der individuelle Anteil einer historischen ‘Gewährsperson’ jeweils besteht, was aus der vorangehenden Textgeschichte und was aus gesprochener Sprache abzuleiten sein wird. Hinzu kommt bei der Darfelder Liederhandschrift wie bei vielen anderen im vorigen Abschnitt aufgeführten nordwestdeutschen Sammelhandschriften der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts das Problem der Sprachmischung. Die genannten Quellen entstammen einem Gebiet, das sich als Grenzzone zwischen hoch- und niederdeutscher Schriftsprache und Mundart in einer Periode der allgemeinen sprachlichen Unsicherheit und des Übergangs befand. Einflüsse aus dem Hochdeutschen, dem ripuarischen Mitteldeutschen des Kölner Raumes, dem Niederdeutschen, dem Niederländischen und der bodenständigen niederfränkischen Mundart überschneiden und verbinden sich in dem Liederbuch zu einem Dokument, das sprachlich deshalb keinesfalls als einheitliches Ganzes, sondern gerade als Ausdruck des Ringens verschiedener Kulturkomplexe aufgefaßt werden kann. Räumlich gesehen sind es der Kulturraum Köln, die Niederlande und der (hoch-) deutsche Kulturraum, die über diesen Zeitraum hinaus auf das Niederfränkische (Geldrisch-Klevische) einwirken. Unsere Aufgabe kann nicht darin bestehen, alle hier entstehenden Fragen einer Lösung zuzuführen. Allein schon Raumgründe verbieten es, diese Erörterungen zu einer ausführlichen Grammatik der Sprachen imseres Dokuments ausufern zu lassen. Was geleistet werden kann, besteht vor allem darin, einen Einblick zu geben in die Schichtung des Liederbuches durch die Aufschlüsselung der verschiedenen sprachlichen Einflußsphären. Richten wir unseren Blick zunächst auf die Teile der Handschrift, in denen sich die Schreiber mit rein hochdeutschen Stücken verewigten. Der hochdeutsche Einfluß auf unsere Liederhandschrift ist insgesamt ganz unverkennbar und wurde im voranstehenden Abschnitt bei der Erwähnung der hochdeutschen Liederbücher, die als Quellen für D in Frage kommen, bereits gestreift. Das literari- Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 35 sche Übergewicht des hochdeutschen Liedes war zu allen Zeiten viel zu stark, als daß sich eine Liedersammlung mit dem Anspruch auf ein repräsentatives Repertoire dem Einfluß dieses Liedgutes hätte entziehen können. Nun ist aber auffällig und bedarf starker Betonung, daß das hochdeutsche nachhöfische Liebeslied keinesfalls unverandert und buchstabengetreu in die Darfelder Sammelhandschrift Eingang findet, sondern weitgehende sprachliche Anpassung an die am Niederrhein und in Westfalen damals herrschenden Schreibgewohnheiten erfährt. So sind die hochdeutschen Stücke in unserer Handschrift nicht allzu häufig. Sie gehen vielfach auf direkte Vermittlung von Schreibern aus hochdeutschem Sprachgebiet oder auf direkte hd. Quellen zurück (s. D 42, 103; 2, 54, 58, 85, 91, 104). Aber auch aus der Feder von Angehörigen der Familie Bronckhorst-Battenburg, bei denen eine ursprüngliche Bindung an die niederfränkische Mundart vorausgesetzt werden darf, fließen mitunter rein hochdeutsche Stücke wie D 43 (von Anna von Bronckhorst) ein. Sogar bei der holländischen Schreiberin M. van Merode (D 57) taucht in einem Fall ein hochdeutsches Stück auf. Gegenüber diesem hochdeutschen Anteil von 10 Texten fallen die niederdeutschen Lieder unserer Handschrift besonders deswegen stark ins Gewicht, weil sich darunter nicht weniger als 12 bisher unbekannte Stücke befinden. Von insgesamt 14 niederdeutschen Liedern in D sind also 12 Unicate. Hier liegt der bedeutendste Gewinn der Darfelder Handschrift für die niederdeutsche Liedforschung, und gleichzeitig tragen diese wertvollen Liedtexte zu der Erkenntnis bei, daß der niederdeutsche Raum im 16. Jahrhundert einen eigenen Liederschatz besaß, der größer ist als bisher angenommen und der den von Uhland und von Alpers veröffentlichten Corpus weit übertrifft, wenn erst einmal alle niederdeutschen Handschriften systematisch auf ihre Beiträge zur Erweiterung des Überlieferungsstandes ausgewertet sind. Bis dahin scheint noch ein weiter Weg. Der Herausgeber der vorliegenden Edition wäre besonders froh, wenn seinem Beispiel folgend die Arbeit an den Quellen wieder intensiver betrieben würde. Hier folgt ein Überblick über die niederdeutschen Stücke unserer Handschrift, wobei niederdeutsch nicht im heute üblichen Sinne aufzufassen ist, sondern die niederfränkische Sprache der Herkunftslandschaft des Liederbuches bezeichnet: D 9/77 Grois leith drege idt forborgen; D 13 (Abb. 4) Myn seyn haeff ych aen eym gelacht; D 19 (Abb. 6) Truwe ogen myn; D 39 Ich weet noch eyn; D 45 Der werlt untruwe ys mannych folt; D 55 Myn leyff und ych wyr synt gescheden; D 56 Ich habe gesadth in minen sin; D 82 Ych hadt ennen gueden frundt; D 84 Der morgen stern der hait sich auff gedrungen; D 90 Durch dummen sin; D 99 Ffrou Ffenuys wyl mydi morden; D 106 Das soette nyen yar. Aus der Entstehungsgeschichte der Handschrift lassen sich die niederländischen Einflüsse relativ mühelos erklären. Aber die dynastischen Verbindungen des Hauses von Bronckhorst-Battenburg mit den niederländischen Familien der Brederode und Renesse sind allein nicht als Erklärung für das Vorhandensein niederländischen Liedgutes in unserer Handschrift ausreichend, Der Kulturströmung von Süd nach Nord, mit der oberdeutsches Gut an den Niederrhein und in die Niederlande getragen wurde, entsprach seit dem ausgehenden Mittelalter in Malerei, Baukunst und Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 36 nicht zuletzt in Musik40 eine kulturelle Gegenströmung, in deren Gefolge auch niederländische Lyrik nach Niederdeutschland und den Rhein aufwärts gelangte. Ein frühes Zeugnis für die Übernahme eines mittelniederländischen Liedes in eine oberdeutsche Liederhandschrift ist Ein vrouleen edel von natüren im Lochamer-Liederbuch Nr. 18. Dieser ‘Import’ läßt sich nach Chr. Petzsch41 mit den seit dem 14. Jahrhundert bestehenden engen Handelsverbindungen zwischen Nürnberg und Flandern erklären. Beckmann (S. 9) hat darauf hingewiesen, daß auch der Ander theil von Forsters Liedlein (1540) mit einem niederländischen Lied Es sout ein Meiskin halen win42 beginnt und daß in der gleichen Ausgabe noch zwei Einleitungsstrophen niederländischer Rederijkergedichte folgen: Nr. 26 Ich weet ein Vrauken amoreus und Nr. 27 Ich seg adiu wy twe wy moeten scheiden43, die einer frühen Auflage des Antwerpener Liederbuches zu entstammen scheinen. Auch in die Heidelberger Hs. Pal. 343 hat unter Nr. 160 ein niederländischer Text in zerrütteter Form Eingang gefunden: Ich het mir ein stetigkh lifikin. Insgesamt zählen wir 17 Texte niederländischer Abstammung in unserer Handschrift, die im folgenden aufgeführt werden sollen: D 1 Lyden is myn beste cleet; D 17 De wynter ys verganen; D 18 Myn senkens synt my tortagen; D 24 Ryck Got, wie sail ich klagen; D 27 Het viel eyns kolen douwe; D 31 Ich byn umb eynre frouwe wille; D 33 Ghen besser freudt up erden niet en is; D 34 Ghen Boeser ding up erden niet en is; D 35 Gheyn beter freudt up erden niet en is; D 36 Waeckt up, waeckt up, du warde gast; D 37 Wie kompt dat by; D 40 (Abb. 7) Eyn Venus dierken had ich uytherkoren; D 41 Ffreys unde ffreylych wyll ych myth halden; D 61 Reyn Edel ioffrau fyn; D 69 En allen mijn jonck leven; D 79 O Kuepedo al met die liefde stralen; D 80 Al om een joncfroukens wille. In diesem Verzeichnis sind auch die aus dem Antwerpener Liederbuch geschöpften Texte (D 24, 27, 31 und 36) sowie einige niederländische Übersetzungen ursprünglich hochdeutcher Lieder wie D 31, 34, 35 und 36 enthalten. Besonders auffällig ist die Häufung niederländischer Texte bei der Besitzerin der Liederhandschrift, dem Fräulein von Bronckhorst. Neun der von ihr eingetragenen 20 Liedtexte stammen aus den Niederlanden. Durch das hier gehandhabte Auswahlverfahren zur sprachlichen Schichtung der 106 überlieferten Texte haben wir 10 hochdeutsche, 13 niederfränkische und 17 niederländische Texte aussondern können, zu denen noch der französische Liedbeleg D 87 zu zahlen wäre. Der verbleibende Rest von 64 Texten, somit also die Hauptmasse der Lieder unserer Quelle, bleibt für die Rubrik der sog. Mischsprache übrig. Die Darfelder Handschrift teilt diese Sprachmischung von ripuarischen und niederfränkischen Bestandteilen mit vielen anderen Handschriften dieser Periode; ja auch schon in älteren Dokumenten um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert liegen reichlich 40 41 42 43 vgl. Helmuth Osthoff, Die Niederländer und das deutsdie Lied (1400-1640), Neudruck Tutzing 1967. Christoph Petzsch, Das Lochamer-Liederbuch. Studien 1967 (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters, 19), S. 68, Anm. 39. Forster-Marriage S. 83 und 226. Forster-Marriage S. 90-91, 231-232. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 37 Textzeugnisse für diesen Prozeß der Sprachmischung vor. Wir können die Ebstorfer Liederhandschrift aus einem Benediktinerinnenkloster in der Lüneburger Heide heranziehen, deren geistliche Lieder und Sprüche zwischen 1490 und 1520 eingetragen wurden. Die Frage nach der Ursache der dort erstmals an Liedzeugnissen in größerem Maße in Erscheinung tretenden Sprachmengung beantwortet E d w a r d S c h r ö d e r so: ‘Die Frage: ob nach einer Vorlage? oder Niederschrift aus dem Gedächtnis? muß für jedes der... Stücke einzeln gestellt werden, wenn auch nur für wenige sich die Antwort der letzteren Entstehung zuneigen mag. Auf die Sprachmischung, die der Feder des Schreibers unmittelbar entstammt, ist bei älteren Denkmälern hundertfach hingewiesen worden, auf die oft noch rücksichtslosere, welche das unsichere Gedächtnis des naiven Menschen vollzieht, hat man bisher fast nur bei dem modernen Volkslied geachtet’44. Auf den gleichen Vorgang der Sprachmischung in Liedtexten hat P a u l A l p e r s bei der Benckhäuser Liederhandschrift von 1573-1588 aufmerksam gemacht: ‘Die Sprache der Handschrift (ist) ein hoch-niederdeutsches Gemisch, ein “Missingsch”, wie wir es in den meisten in Norddeutschland geschriebenen Liederbüchern des 16. und 17. Jahrhunderts finden: die Schreiber, deren Muttersprache das Niederdeutsche ist, versuchen Hochdeutsch zu schreiben; das Niederdeutsche lugt aber an allen Ecken hervor, bei dem einen Schreiber mehr, bei dem anderen weniger’45. Ein drittes Zeugnis sei zum Beweis dafür angeführt, daß das Phänomen der Sprachmischung keineswegs auf das Darfelder Liederbuch beschränkt ist. Wir entnehmen es der Beschreibung der Quarthandschrift von 1579 von F r . J. M o n e , der sich seinerseits auf die Mitteilungen des Frhrn. W. v o n H a x t h a u s e n , des vormaligen Besitzers der Handschrift, stützen konnte: ‘Fast alles hochdeutsch, man sieht schon den Andrang des Hochdeutschen, das in geschriebenen und gedruckten Sachen schon das Niederdeutsche verdrängt. Im Umgange und Gespräch war dieses selbst in den vornehmsten Ständen bis zur jetzigen Generation nicht verschwunden und hat sich in einigen Familien erhalten. Ganz rein niederdeutsch ist kein einziges Lied, wenigstens in der Orthographie, überall kommen Spuren der vordringenden Büchersprache vor, welche zwar nicht gesprochen wurde, beim Schreiben aber von selbst durch den Unterricht und die Gelehrten (Licentiaten etc.) nach und nach hervortreten mußte...’46. Für die genannten Quellen genau wie für unsere Liederhandschrift gilt die grundlegende Erkenntnis, daß die Liedüberlieferungen der Zeit Teil hatten an den allgemeinen sprachlichen Entwicklungen und Strömungen, ja mehr noch, daß uns in ihnen eine Quellenschicht von hohem Aussagewert zur Verfügung steht, die von der historischen Sprachforschung bisher nicht oder aber nur am Rande ausgewertet wurde. Darauf hatte schon H ü b n e r 1927 in seinem Vortrag zur Darfelder Handschrift hingewiesen, wir wollen seine Sätze dazu wiederholen: ‘Wenn man die 44 45 46 Edward Schröder, Die Ebstorfer Liederhandschrift. In: JbdVfndSprf 15 (1889) 1-32, hier 5. P. Alpers in NdZsfVk 1 (1923) 109. Fr. J. Mone in Anz. f.d. Kde. d. teutsch. Vorzeit 7 (1838) Sp. 72-73. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 38 “monstrose” Mischsprache47 nun aber betrachtet im Lichte jenes Ringens zweier Kulturkomplexe, wie es sich dort am Niederrhein, im Cleverland und seinen Nachbargebieten einmal abgespielt hat, dann gewinnen gerade diese Texte das größte Interesse...; für die historische Unterbauung dieser wertvollen dialektologischen Erkenntnisse [von Th. Frings] steckt in der Darfelder Handschrift (wie auch in ihren Verwandten) ein Material, das die rheinische Mundartenforschung noch nutzen muß’48. In der Sprachgeschichte sind bisher vor allem Urkunden zur Untersuchung der sprachlichen Prozesse herangezogen worden. So kennen wir heute die Entwicklung der Kanzlei- und Amtssprachen recht genau, aber was ihre Aufnahme in die gesprochene Sprache betrifft, so findet man in der einschlägigen Literatur nur allgemeine und wenig befriedigende Aussagen. So heißt es z.B. bei T. S o d m a n n in einer neueren Darstellung über den Untergang des Mittelniederdeutschen als Schriftsprache: ‘Zunächst gingen die Kanzleien voran, aber die Aufnahme des Hochdeutschen geschah nicht nur durch sie oder die oberen Schichten, sondern wurde von allen Bevölkerungsschichten vorgenommen’49. Ähnlich urteilt A. L a s c h , das von Süden andringende Hochdeutsche sei mündlich von allen Bevölkerungsschichten aufgenommen worden, habe sich ‘vorgeschoben im Austausch, im persönlichen Verkehr, allmählich die Umgangssprache immer mehr gewinnend’50. Mit den Liedtexten unserer Handschrift erhalten wir - so will es uns scheinen - einen Einblick in den differenzierten Ablauf dieses in Umrissen bekannten, aber in seinen Auswirkungen auf das einzelne Individuum noch reichlich unerforschten Prozesses. Unsere Liedtexte stehen der gesprochenen Sprache zweifellos näher als die Amtssprache der Urkunden, und so konnte schon Hübner über den Quellenwert der Handschrift urteilen: ‘Damit bietet sich in der Darfelder Handschrift und ihren Genossen eine Quellenschicht dar, die die Urkunden nicht nur ergänzt, sondern vielleicht an Wert übertrifft. Wir lernen uns ja allmählich befreien von der Vorstellung, als wenn Urkunden die treuesten Zeugen landschaftlicher Sprache wären: Urkunden sind meist von berufsmäßigen Schreibern geschrieben, und wo berufsmäßige Schreiber sind, ist immer auch Schreibtradition. In unserem Stammbuch haben wir weithin eine viel rohere, aber auch unbefangenere Form der Aufzeichnung: darin liegt sein Wert für die Sprachgeschichte’51. 47 48 49 50 51 Ein Ausdruck von Paul Alpers, Niederdeutsche und niederländische Volksdichtung in ihren Beziehungen zueinander. In: NdZsfVk 5 (1927) 14-42, hier 15: “Begreiflicherweise war dieser Verkehr am regsten am Niederrhein und in Westfalen, und so gleichen sich denn fast alle von dort stammenden Liederbücher des 15. Jahrhunderts darin, daß sie in einer monströsen, aus Hochdeutschem, Niederdeutschem und Niederländischem gemischten Spradie geschrieben sind und daß sie auffallend viele Lieder mit den Niederländern gemeinsam haben” (Hervorhebung von mir). Hübner I, S. 42-43. Timothy Sodmann, Der Untergang des Mittelniederdeutschen als Schriftsprache. In: Niederdeutsch. Sprache und Literatur. Eine Einführung, hrsg. von Jan Goossens, Bd. 1: Sprache, Neumünster 1973, S. 116-129, hier 117. Agathe Lasch, Vom Werden und Wesen des Mittelniederdeutschen. In: JbdVfndSprf 51 (1925) 55-76, hier 74. Hübner I, S. 43-44. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 39 Stellen wir nun die konkrete Frage, welche sprachlichen Neuerungen es waren, die durch das an eine bestimmte Gesellschaftsschicht gebundene Liedgut transportiert wurden, so fällt an unseren 64 Texten in Mischmundart, von denen die weitaus größte Zahl oberdeutsche literarische Traditionen repräsentiert, vor allem der Umstand auf, daß es einzelne Leitformen und -wörter sind, die die sprachlichen Neuerungen über die Sprachgrenze hinaus weitertragen: Es sind die lautverschobenen Formen der Pronomina ich, mich, sich, ferner Wörter mit der Ableitungssilbe -lich, die zunächst in einem niederfränkischen Text als auffällig erscheinen müssen. Aber die Texte der Darfelder Handschrift vollziehen hier nur eine Erscheinung mit, die nach Frings52 bereits im 14./15. Jahrhundert einsetzt und die dazu geführt hat, daß diejenige Linie des sog. rheinischen Fächers, die Ürdinger Linie, die ik und ich scheidet, am weitesten nach Norden ausgreift. Es scheint, als ob ganz bestimmte verschobene Formen im Zusammenhang von Liedtexten für die Überlieferungsträger die Funktion des ‘sprachlichen Mehrwerts’ erfüllten und daß sie sich an diese moderne Aussprache bestimmter Leitformen gewöhnt hatten. Dazu gehört sicher ich, dazu gehört aber zweifellos ein zweites hochdeutsches Leitwort, nämlich hertz. Mit diesem Wort dringt die Verschiebung von t zu tz in das niederfränkische Gebiet vor, und es konnte nicht ausbleiben, daß auch benachbarte Wörter mit auslautendem t von dieser Bewegung ergriffen wurden. Ähnliche Entwiddungen ließen sich an einer Reihe weiterer Leitwörter wie kleffer (Verschiebung p > ff), zit (Verschiebung t > tz) usw. aufzeigen. Wir wollen einer längst fälligen sprachgeschichtlichen Auswertung der Darfelder Handschrift und ihrer Verwandten hier nicht vorgreifen, dürfen aber mit Hübner53 hier die Vermutung aussprechen, daß das hochdeutsche Lied bei der Ausbreitung hochdeutscher Wortformen eine bedeutsame Rolle gespielt hat, auf die man in der künftigen Forschungsarbeit vielleicht etwas mehr achten sollte. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß sich die Mischsprache des Niederrheins lautverschobenen Formen gegenüber positiv verhält, unter Bevorzugung gewisser Modeund Leitwörter, wie sie in den Liedtexten auftauchen. Demgegenüber ist noch kaum Neigung zur Übernahme diphthongierter Formen zu erkennen, ja in sonst hochdeutschen Texten wird die Diphthongierung in unserer Handschrift vielfach sogar wieder rückgängig gemacht. Dieser Befund deckt sich mit der Tatsache, daß die Linien der neuhochdeutschen Diphthongierung nicht so weit nach Norden reichen wie die nördlichsten Linien der Lautverschiebung, sondern sidi zum Teil im Süden des Kölner Raumes fixiert haben. In einem mit Kollegen T. S o d m a n (Münster) geführten Briefwechsel faßt er seinen Eindruck von der Liederhandschrift in einer Abwandlung des obenerwähnten Alpers'schen Satzes zusammen: die Schreiber, deren Muttersprache das Niederfränkische ist, versuchen Hochdeutsch oder zumindest ripuarisches Mitteldeutsch zu schreiben; das Niederfränkische lugt aber an allen Ecken 52 53 Theodor Frings, Studien zur Dialektgeographie des Niederrheins zwischen Düsseldorf und Aachen, Marburg 1913 (Deutsche Dialektgeographie, 5); ders., Rheinische Sprachgeschichte, Essen 1922 (Geschichte des Rheinlandes von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart, 2) S. 257. Hübner I, S. 42. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 40 hervor. Herrn S o d m a n n und Herrn P e t e r s vom Germanistischen Institut der Universität Münster darf ich an dieser Stelle für kritische Durchsicht der Bemerkungen zur Sprache des Darfelder Liederbuches herzlich danken. Der Überblick über die sprachliche Schichtung des Darfelder Liederbuches bliebe unvollständig, erwähnten wir nicht den Einfluß des französischen Sprachelements, das sich in diesem Dokument zum ersten Mal deutlich bemerkbar macht. Dieses Vordringen französischer Sprache findet zunächst einmal darin seine Erklärung, daß in der Ahnenreihe der Bronckhorsts und Battenburgs auch französische Verwandte auftauchen (s. im folgenden Kapitel die Ausführungen B e c k m a n n s zu den Wappentafeln). Aber auch Angehörige anderer Familien bedienen sich französischer Deviser oder Schreibersprüche, und ein J. Belhem trägt sogar ein fünfstrophiges französisches Liebeslied ein (D 87). Da wir in diesen Texten der Handschrift aufschlußreiche Frühzeugnisse für eine Welle zu entdecken glauben, die im 17. und 18. Jahrhundert die deutschsprachigen Liederhandschriften teilweise regelrecht überschwemmt hat, scheint uns eine Zusammenstellung der betreffenden Zeugnisse in D nicht ganz sinnlos. Der gesamte Fragenkomplex der französischen Einflüsse in den älteren deutschen Liedquellen verdiente im Zusammenhang behandelt zu werden. Bl. 1 ro Motto von Katharina von Bronckhorst und Battenburg: Je vis en esperance. Bl. 11 ro Motto von Tryna von Battenburg: Seul je suis. Bl. 15 ro Französische Namensform Jenne (= Johanna) de Brederode + französ. Motto. Bl. 22 ro Motto von S.v. Holtorp. Bl. 24 ro (Abb. 5) pensez sur moy. Bl. 37 ro (Abb. 7) perdonne Jeunnesse. Bl. 46 ro Franz. Motto. Bl. 46 vo En dieu mon esperance. Bl. 56 ro Französ. Stammbuchvers. Bl. 80 vo 2 franz. Stammbuchverse. Bl. 81 vo Franz. Stammbuchvers. Bl. 99 vo Französ. Motto. Auf Bl. 23 ro und 110 vo finden sich auch lateinische Sprüche bzw. Devisen. Ein abschließendes Wort muß noch der Orthographie unserer Handschrift gewidmet werden, die vor allem dem Anfänger gewisse Schwierigkeiten bereitet. Das uneinheitliche und zum Teil verwirrende Bild bei der Schreibung der Vokale findet aber seine Erklärung darin, daß nach der damaligen Schreibpraxis die Länge durch nachgeschriebene Vokale zum Ausdruck gebracht wurde. In der Darfelder Handschrift Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 herrscht das Verfahren vor, die langen Vokale durch einen nachgeschriebenen Vokal von verschiedener Qualität zu bezeichnen. Am häufigsten findet e Verwendung: ae, oe, ue, dann auch i bzw. y: ai (ay), ei (ey) oi (oy), ai (ay) und seltener u: ou. Im Anlaut vertritt s oftmals sch (z.B.D 17), da beide Laute einander nahestanden. Die in der Handschrift vorkommenden Abkürzungen (besonders Nasalstrich für -m, -n, -me) sind in der Edition aufgelöst worden. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 41 8. Die Darfelder Liederhandschrift als Liederstammbuch: Wappenbuch - Devisen - Schreibverse - Zeichnungen Im Voranstehenden ist die Darfelder Handschrift bereits verschiedentlich als Stammbuch bzw. als Liederstammbuch bezeichnet worden. Da wir mit diesem Begriff die eigentliche Gebrauchsbestimmung der Handschrift fassen, gilt es im folgenden, diese Funktion unter Einbeziehung des verschiedenen bildlichen und sprachlichen Beiwerkes der Handschrift noch etwas genauer zu umreißen. Wir hörten, daß der Band keineswegs unbeschrieben war, als er dem jungen Adelsfräulein auf Hönnepel zum Geschenk gemacht wurde. Vielmehr war eine Anzahl von Blättern, jeweils im vorderen und hinteren Teil des Bandes, mit kolorierten Wappentafeln ausgemalt. Auf Bl. 2 ro - 5 ro zunächst 14 Wappen auf 7 Seiten, auf Bl. 57 vo - 63 ro nochmals 24 Wappen auf 12 Seiten. Diesen Wappentafeln kam zweifellos die Aufgabe zu, der Besitzerin Katharina von Bronckhorst und Battenburg die weitläufigen verwandtschaftlichen Beziehungen ihrer Familie zur mitteleuropäischen Adelswelt vor Augen zu führen. Der Band war somit ursprünglich als ein Stammenbuch angelegt, was terminologisch etwas anderes darstellt als das im Wortlaut ähnliche ‘Stammbuch’. ‘Im 15. und 16. Jahrhundert, zur Zeit der Renaissance, entwickelte sich... das Stammenbuch - das Wappenbuch als familiengeschichtliche Quelle, wie es uns vor allem auch in den süddeutschen Reichsstädten beim Patriziat begegnet. Das Stammenbuch befaßte sich mit der Abfolge eines Geschlechtes von einem gemeinsamen Ahnen; es war also eine Stammtafel, keine Ahnentafel. Weit im 16. Jahrhundert, ja bis ins 17. Jahrhundert ist die Stammtafel noch ein geistiges Produkt des Mittelalters, ein Fundament des Ständestaates...’54. Das Stamm- oder Geschlechterbuch diente während des Mittelalters vor allem dem Nachweis der Turnierfähigkeit. Das Wappenbuch Katharinas ist bereits eine spielerisch anmutende Spätform, Ausdruck des Selbstbewußtseins und des Repräsentationsbedürfnisses der adligen Familie von Bronckhorst-Battenburg. Mit diesem Teil unserer Liederhandschrift befaßt sich ein Hauptteil der Dissertation von A.-E. B e c k m a n n . Die von ihr unternommenen genealogischen Forschungen liegen zugegebenermaßen etwas abseits der Interessen des Herausgebers. Sie dürften jedoch für die niederrheinisch-westfälische Adelsgeschichte von einigem Interesse sein, weshalb wir die Ergebnisse Beckmanns, die der Forschung bisher nicht zugänglich waren, hier leicht gekürzt wiedergeben. ‘Die einzelnen Wappentafeln sind mit den Namen der betreffenden Adelsgeschlechter versehen; ihre Folge scheint mit einer Ausnahme willkürlich zu sein, so daß die genealogischen Hintergründe für den heutigen Betrachter nicht immer ganz durchsichtig werden. Bl. 2 ro enthält die Wappen der Familien Wyckede55 und Lickervelle56, Bl. 2 vo [Abb. 2] 54 55 56 Albert Haemmerle, Wappen - Stammenbuch - Stammbuch. In: Stammbücher - Illustrierte Manuskripte - Autographen. Auktionskatalog Hartung und Karl, München 1973, S. 5-6, hier 5. Das Wappen des märkischen Rittergeschlechtes Wickede bringt Spießen Tafel 333 (vgl dazu Sp. 131b). Comtes van Lichtervelde; zum Wappen vgl. Rietstap 2, 65 und Rolland 4, Pl. LXI. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 42 Alpen57 und Culenburch, Bl. 3 ro Wylich58 und Bourgonge59, Bl. 3 vo Botzeler60 und Mailly61, Bl. 4 ro Hessen62 und Harchies63, Bl. 4 vo Sollenhardt und Lauisuile, Bl. 5 ro Bentem64 und Bure65. Am Eingang der zweiten Reihe sind die Familienwappen der Besitzerin verewigt: der Zweig Bronckhorst-Battenburg und Anholt führte den quadrierten Schild mit dem Bronckhorster Löwen und den vier Tuchmacherscheren, eingeschlossen in ein Andreaskreuz (wegen der Grafschaft Battenburg), dazu als Herzschild die Anholter Säule. Das Wappen der gräflichen Besitzung Gronsfeld ist auf derselben Seite (Bl. 57 vo) abgebildet: drei rote Kugeln auf goldenem Grund (vgl. Fahne III, S. 12, Spießen Tafel 51 und 62). Ihnen folgen die Wappen der Familien Gemmen und Oyppenn (auf Bl. 58 ro); Alpen und Culenburch (Bl. 58 vo)66; Butzler67; Bentem68 (Bl. 59 ro); Wickede69, Holt (Bl. 59 vo)70; Ovelacker71, Knypraedt72 (Bl. 60 ro); Wilich73, Sollenhardt74 (Bl. 60 vo); Hessen75, Grastorp76 (Bl. 61 ro). Die letzten acht Abbildungen unterscheiden sich 57 58 59 60 61 62 63 64 65 Über die ehemals kurkölnische Adelsfamilie Alpen vgl. Fahne I, Bd. 1, S. 6. Der Stammsitz der Familie Wilich lag nach Spießen (Sp. 132a) bei Wesel; das Wappen erscheint dort auf Tafel 334. Über das Wappen der Nouveaux ducs de Bourgogne vgl. Rietstap 1, 271 und die Abbildung bei Rolland 1, Pl. CCXCI. Das Geschlecht derer von Boetselaar war aus dem Herzogtum Cleve nach den Niederlanden ausgewandert, vgl. Ferwerda 2,2. Französisches Adelsgeschlecht aus der Picardie. Nach der Abbildung des Wappens handelt es sich um die Seitenlinie Mailly-Nedon, vgl. Rietstap 2, 132 und Rolland 4, Pl. CXXI. Wappen und Stammtafel der Cleveschen Familie Hessen bei Fahne II, 217,. Grafengeschlecht aus Flandern, vgl. Rietstap 1, 887 und Rolland 3, Pl. CXLVII. Das Wappen der Grafen und späteren Fürsten Bentheim ist veröffentlicht bei Fahne II, S. 37, vgl. auch Spießen Tafel 28. Die Wappentafel des holländischen Zweiges der ursprünglich westfälischen Familie Büren beschreibt Fahne II, S. 83. In der Darfelder Hs. erscheinen die brennenden Pechfackeln an der Helmzierde. 66 Dieselben Wappenbilder wie auf Bl. 2 vo (Alpen, Culenburch). 67 = Bl. 3 vo oben, Wappen der Familie Botzeler. 68 = Bl. 5 ro oben (Bentem). 69 = Bl. 2 ro oben (Wyckede). Nach Spießen Sp. 72b saßen die Edlen von Holte im Osnabrückischen, doch wird es sich kaum um dieses westfälische Geschlecht handeln, da die Wappentafel (Nr. 173 bei Spießen) von der der Darfelder verschieden ist. Rietstap weist das Haus Holt nach Holland, vgl. 1, 887. Die entsprechende Abbildung des Wappens findet sich bei Rolland 4, Pl. CCXVI. Das Geschlecht Ovelacker gehörte zum Uradel der Grafschaft Mark, vgl. Spießen Sp. 97a, Wappentafel 238; dazu Fahne II, S. 312. Die Kniprode waren kölnische Vasallen; vgl. das Wappen bei Fahne I, Bd. 1, 227. 70 71 72 73 = Bl. 3 ro oben (Wylich). 74 = Bl. 4 vo oben (Sollenhardt). 75 = Bl. 4 ro oben (Hessen). ‘Garstorp Westphalie’ nach Rietstap 1, 745. Zur Abbildung des (etwas abweichenden) Wappens vgl. Rolland 3, Pl. XVIII. 76 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 von den vorhergehenden durch genauere genealogische Bestimmungen: Bl. 61 vo enthält die Wappen der Noyelle, dazu den Vermerk ‘du coste paternelle’ und der Culemburch (vgl. dazu Bl. 2 vo unten, 58 vo unten) mit der Erläuterung ‘du coste maternelle’. Bl. 62 ro die Wappenschilde der Lickervelle ‘du coste paternelle’ (vgl. dasselbe Wappen auf Bl. 2 ro unten) und der Bourgongne (= Bl. 3 ro unten) ‘du coste maternelle’; Bl. 62 vo die von Mailly (= Bl. 3 vo unten) ‘du coste paternelle’ und von Bure (= Bl. 5 ro unten) ‘du coste maternelle’. Auf Bl. 63 ro endlich finden sich noch einmal die Wappen der Harchies (= Bl. 4 ro unten) ‘du coste paternelle’ und Lauisuille (= Bl. 4 vo unten) ‘du coste maternelle’. Wie schon die Namen andeuten, gehören die zuletzt genannten Adelsgeschlechter einem rein französisch-niederländischen Zweig der Familie Bronckhorst-Battenburg an. Genaue Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 43 genealogische Feststellungen sind mit erheblichen Schwierigkeiten verknüpft, da die Überlieferung für den älteren Adel dieser Länder zum Teil abseits liegt, zum Teil ziemlich lückenhaft ist. Der Name Noyelle taucht einmal in der Familiengeschichte Katharinas auf: ein Vetter ihres Vaters, ebenfalls ein Dietrich von Bronckhorst-Battenburg, Sohn von Giselbert, heiratete Elisabeth-Margarethe von Noyelle, Tochter von Gislar. Diese Eheverbindung spielt noch weiter in unsere Handschrift hinein, denn Elisabeth, beider Tochter, wird mit Johann von Raesfeld zu Ostendorf vermählt, demselben J. von Raisfelt, der die Lieder 74-78 auf Bl. 80 vo 82 ro in D einzeichnete. Nach der Angabe der Wappentafel auf Bl. 61 vo stammt Elisabeth-Margarethe mütterlicherseits aus dem alten niederländischen Grafengeschlecht der Culenburg, deren Wappen dreimal in der Handschrift abgeschildert ist77. Gislar, der Schwiegervater Dietrichs, gehörte der Linie Noyelle-Artois an, demselben Zweig der Familie, aus dem später die Grafen von Croix und Marle sowie die Marquis von Lisbourg hervorgegangen sind (vgl. die Beschreibung des Wappens bei Rietstap 2, 329 und die genau mit der Darfelder Handschrift übereinstimmende Wiedergabe bei Rolland 4, CCXCVIII). Ob die verwandtschaftlichen Beziehungen zu den übrigen südniederländischen und französischen Adelsfamilien, den Genter Grafen von Lichtervelde, den Nouveaux ducs de Bourgogne, den Grafen Mailly aus der Picardie und dem flandrischen Grafengeschlecht Harchies de Vlamertinghe usw. ausschließlich auf diese eine Verbindung zurückgehen, läßt sich nach dem Stammbaum bei Joh. Hübner (Genealogische Tabellen 2. Teil, Leipzig 1727, Tafel 444 ‘Bronckhorst’ und Fahne III, Tafel II) nicht entscheiden, da keiner von diesen Namen dort genannt wird. Hingegen besteht die Verwandtschaft mit dem niederländischen Geschlecht von Culenburg schon seit der Mitte des 15. Jahrhunderts. 1450 vermählte sich Katharinas Urgroßvater, Henrik von Bronckhorst zu Battenburg, mit Catharina von Alpen, einer Erbtochter, deren Vater, Johann von Alpen, Herr auf Hönnepel, sich in zweiter Ehe mit Catharina von Bronckhorst-Battenburg, einer Schwester Henriks, 1470 verheiratete. Da er der letzte seines Geschlechts war, fiel die Herrschaft Hönnepel nach seinem Tode an die Familie Bronckhorst. Weil nun die Häuser Alpen und Culenburg durch die Eheschließung eines gewissen Ecbert von Alpen, der derselben Zeit angehörte, mit Mettildis, Tochter des Dynasten von Culenburg, eng verschwägert waren, hat es durchaus seine Berechtigung, wenn in dem Stammbuch der ‘Tochter von Hönnepel’ zwei Blätter die Wappen von Alpen und Culenburg tragen (Bl. 2 vo und 58 vo); auch die Namen Boetselaar und Garstorp (= Grastorp), deren Wappen in der Handschrift erscheinen (jene auf Bl. 3 vo und 59 ro oben, diese auf Bl. 61 ro unten), 77 vgl. Kneschke 2, 375, dazu Rietstap 1, 495: Van Culembourg, Pays d'Utrecht, Beschreibung des Wappens. Die dazugehörige Abbildung liefert Rolland 2, Pl. CLXI. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 sind in der Ahnenliste des kölnischen Geschlechtes von Alpen vertreten78. Von den übrigen sind die Wappenbilder besonders erwähnenswert, aus denen sich nähere und nächste Beziehungen zu Katharinas Familie ergeben: die erste Abbildung auf Bl. 2 ro (= Bl. 59 vo oben) zeigt das Wappen der Familie Wickede, Besitzer der Herrschaft Moiland im Cleveschen. Anna von Wickede, Erbin zu Moiland, war die Schwiegermutter der oben erwähnten Elisabeth-Margarethe von Noyelle, ihr Mann, Giselbert von Bronckhorst zu Battenburg und Anholt (bei Fahne III, 204 heißt er irrtümlich Dietrich) wurde 1542 mit Moiland belehnt, starb schon im Jahr 1549. Er war ein Vetter von Katharinas Großvater Diedrich von Bronckhorst, Herr auf Groensfeld und Rimburg79. Auf der übernächsten Seite (Bl. 3 ro = Bl. 60 vo oben) steht an erster Stelle das Wappen derer von Wilich, einer Seitenlinie der Herren von Steinhaus. Gertrud von Wilich war die 78 79 vgl. Fahne I, Bd. 1, 6. Das Haus Boetselaar stammte ursprünglich aus Cleve, hatte sich aber schon früh in den Niederlanden angesiedelt, vgl. Ferwerda 2, 2. Die drei goldenen Wolfsangeln in den Wappen der Darfelder Handschrift gelten als das Abzeichen des deutschen Zweiges dieser Familie, vgl. Rolland 1, Pl. CCXL. Eine genaue Beschreibung des Wappens, so wie es der Wiedergabe in D entspricht, gibt Fahne III, 204: quergeteilter Schild, unten Silber, oben in Rot eine goldene Cleve, als Helmzier eine rote und eine goldene Schalmei, dazwischen wieder die goldene Cleve. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 44 Großmutter Katharinas, die Mutter ihres Vaters und Gemahlin Dietrichs von Bronckhorst-Battenburg (gest. 1506 oder 1508). Sie lebte von 1484-1523. Das Freiherrn-, später Grafengeschlecht von Wilich stammte vom Niederrhein und führte einen roten Sparren mit eingeschlossenem roten Ring im silbernen Feld80. Auf Bl. 5 ro oben und Bl. 59 ro unten ist das Wappen der westfälischen Grafen Bentheim abgebildet (vgl. Fahne I, Bd. 2,7 und die Stammtafel der Fürsten Bentheim-Steinfurt und Bentheim-Tecklenburg ebda. 156/57). Die Verwandtschaft der Familie Bronckhorst-Battenburg mit dem heute noch existierenden Fürstenhaus Bentheim geht bis ins 15. Jahrhundert zurück; zu dieser Zeit hatten verschiedentlich Eheschließungen zwischen den beiden Geschlechtern stattgefunden; um die Jahrhundertwende vermählte sich Jakob von Bronckhorst, Herr zu Battenburg und Anholt, ein Großonkel Katharinas, der seit 1505 spanischer Gouverneur von Gelderland war, mit Agnes, Gräfin von Bentheim. Der Sohn ihres Bruders, Arnold, Graf von Bentheim, Steinfurt und Herr zu Wevelinghofen, trat 1544 zum Protestantismus über und heiratete in zweiter Ehe Walburga, Gräfin von Brederode, eine jüngere Schwester Balthasars von Brederode. So reichen die verwandtschaftlichen Beziehungen beider Häuser bis in die jüngste Vergangenheit des Darfelder Liederbuches hinein. Allerdings findet sich der Name Bentem unter denen, die sich persönlich in die Handschrift eingetragen haben, nicht. Dafür ist ein anderes Geschlecht, dessen Wappenbilder in der Ahnenreihe von verwandtschaftlicher Verbundenheit Zeugnis ablegen, auch selbst in dem Stammbuch vertreten: als Schreiberin des Liedes 98 nennt sich Elysabeth van Boeren, eine Schwägerin Katherinas. Sie war die Gemahlin ihres Bruders Dietrich und eine Angehörige des berühmten Hauses Egmont-Büren, das in den Freiheitskämpfen der Niederlande eine so tragische Rolle gespielt hat. Die beiden Wappenbilder der niederländischen Familie Büren auf Bl. 5 ro und 62 vo (roter Schild mit gezinntem goldenem Querbalken, als Helmzier zwei brennende Pechfackeln) sind jedoch wahrscheinlich schon auf Grund einer älteren Verbindung mit diesem Hause in die Handschrift aufgenommen worden; leider lassen sich genauere Angaben darüber in den Stammbäumen der einzelnen Familien nicht auffinden81. 80 81 Joh. Hübner (Tabelle 444) und nach ihm Fahne III, Tafel II nennen Gertrud von Wisch an dieser Stelle. Der Irrtum beruht entweder auf einem mechanischen Versehen (Druckfehler bei Hübner?) oder auf Verwechslung mit der Borculoer-Linie der Grafen Bronckhorst-Battenburg, in die einige Angehörige der Familie Wisch hineingeheiratet haben. - Zur Abstammung Gertruds von Wilich vgl. Fahne III, 223. Die Vermählung Gisberts, Grafen von Bronckhorst zu Borculo mit Elisabeth von Egmont lag vor der Ehe Adelheids von Culenburg, Erbin von Büren, mit dem Grafen Egmont, durch die Name und Besitz der Grafschaft Büren an dieses Geschlecht kam. Vgl. dazu den Stammbaum der niederländischen Büren bei Gaspar Scioppius, Stemma illustrissimae familiae Bvrensis, 1629, der aber nur die männlichen Mitglieder der Familie aufzählt. Die Darfelder Handschrift weist bei Büren selber ausdrücklich auf die französische Linie in der Ahnenreihe Katharinas hin, denn sie schreibt auf Bl. 62 vo ‘Mailly; du coste paternelle. Bure: du coste maternelle’. Das ausführliche Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Bis in das späte 14. Jahrhundert geht die Verwandtschaft der Herren von Bronckhorst-Battenburg mit dem westfälischen Geschlecht Gemen zurück, dessen Wappen auf Bl. 58 ro abgemalt ist. Gisbert von Bronckhorst, Herr auf Battenburg, heiratete 1390 Elsa-Margaretha von Gemen, die ihm die Besitzung Anholt als Erbgut in die Ehe brachte. Ein Jahr später vermählte sich ein weibliches Mitglied der Familie Bronckhorst, Katharina, mit dem Brudersohn der Anholter Erbin, Heinrich von Gemen. Die Herrschaft Gemen selbst ist noch insofern bedeutungsvoll für die jüngere Generation der Bronckhorsts geworden, als sie die letzte Zufluchtsstätte Heinrichs von Brederode, des berühmten Geusenkämpfers, bildete, auf der er dann auch im Jahr 1568 gestorben ist. Seine jüngere Schwester Johanna - sie hat sich in der Handschrift mit dem Lied Nr. 7 und dem Namenszug Jenne de Brederode eingetragen - aber war die Gemahlin von Katharinas ältestem Bruder Jodocus, Herrn auf Hönnepel; Generationenverzeichnis in Ferwerdas Wapenboek 2, 1 nennt den Namen Mailly bei dem Hause Egmont-Büren nicht. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 45 ihr Bruder hatte sie, da er kinderlos starb, zur Alleinerbin aller seiner Güter eingesetzt, doch konnte sie die Erbschaft nicht antreten, solange Herzog Alba in den Niederlanden herrschte. Sie starb 1573 (Ferwerda 2,2); erst drei Jahre später; nach dem Genter Friedensschluß, wurden alle konfiszierten Güter wieder freigegeben, so daß wenigstens ihre eigene Tochter, Katharinas Nichte Gertrud, die im Jahre 1590 unvermählt starb, in den Besitz der Herrschaften Vianen, Ameide und Hönnepel gelangte (Hönnepel ubernahm sie von ihrem Vater Jodokus; vgl. Gouthoeven, D'Oude Chronijcke en Historien van Holland [1636], Bl. 123). Gemen selbst gehörte damals nicht mehr dem Hause, dessen Stammschloß es einmal gewesen war, sondern hatte am Ausgang des 15. Jahrhunderts durch Heirat der Erbtochter Cordula den Besitz gewechselt; es kam an die Grafen von Holstein-Schaumburg, in deren Händen es sich noch zur Zeit der Abfassung des Stammbuches befand. Die Enkel jener Cordula von Gemen waren es, die anno 1555 und 1556 die Lieder Nr. 3, Nr. 8 und Nr. 72 in die Handschrift einzeichneten82. Verwandtschaftliche Fäden, die sich zwischen dem Geschlecht derer von Bronckhorst und den Familien Oyppenn, Holt, Ovelacker, Knypradt, Sollenhard und Hessen hin und her gesponnen haben, sind heute nicht mehr aufzuspüren. Das Wappen der Hessen - in Rot ein goldener Herzschild, begleitet von drei goldenen Schellen - gibt Fahne II auf S. 217 wieder (Otto von Hessen war in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts Erbhofmeister von Cleve). Die Wappentafel der kurkölnischen Vasallen Kniprode weicht in der Anordnung bei Fahne I, Bd. 1,227 hinsichtlich der drei silbernen Tauben etwas von der Darfelder Wiedergabe ab. Zu den Häusern Ovelacker und Holt vgl. oben Anm. 70 und 71. In der langen Reihe von Wappenbildern, deren Anlage der kunstvollen, reichgeschmückten Ausführung nach sorgfältig durchdacht war, fehlt jede Beziehung auf das gräfliche Haus Brederode, dem die Besitzerin der Handschrift seit ihrer Heirat mit Balthasar von Brederode angehörte. Diese Tatsache ist darum besonders erwähnenswert, weil sie die Schlußfolgerung unterstützt, daß Katharina ihre Liedersammlung als junges Mädchen begonnen und, wie die verschiedenen Eintragungen unter dem Namen Brederode beweisen, später in der Ehe fortgeführt hat83. Für die Handschrift selbst ist diese Feststellung von großer Wichtigkeit: zeigt sie doch, daß der lokale Untergrund, auf dem sie erwachsen ist, sich im Laufe ihrer Entstehung verschoben hat; er wechselte von dem niederrheinischen Grenzgebiet, in dem die ‘Dochter zu Hönnepel’ groß geworden war, hinüber zu der rein niederländischen Landschaft Nordhollands, in die Balthasar von Brederode als Herr auf Bergen seine junge Frau führte’84. 82 83 84 Das Wappen der Herren von Gemen findet sich bei Fahne II, 168; die Stammtafel, aus der die alte Verwandtschaft mit den Bronckhorsts deutlich wird, ist auf S. 174 abgedruckt. vgl. Hübner I, S. 41. Beckmann S. 18-24. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Es bleibt nunmehr noch unsere Aufgabe, abschließend darzustellen, wie aus dem ursprünglichen Wappen- und Stammenbuch der Katharina von Bronckhorst und Battenburg nach 1546 allmählich ein Liederstammbuch wurde. Die Idee lag zwar nahe, zumal man sich seit dem späten Mittelalter Lieder, besonders Liebeslieder, in geschriebener oder gedruckter Form zum Jahreswechsel zu dedizieren pflegte. Aber nach all dem, was wir aus der Geschichte des Stammbuches wissen, darf Katharina von Bronckhorst auf Hönnepel als die erste Besitzerin eines solchen Liederstammbuches gelten. Das Stammbuch mit persönlichen Widmungen von Verwandten und Freunden entsteht im 16. Jahrhundert als Zeichen der Emanzipation der Persönlichkeit, und es ist vorzugsweise von jungen Leuten, besonders von Studenten gepflegt worden. Von Adelskreisen ausgehend, hat diese Sitte noch im gleichen Jahrhundert auch in Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 46 bürgerlichen Kreisen Einzug gehalten85. Es war üblich, sich mit seinem Namen, Stand und Geburtsort, mit Devisen, Sinnsprüchen, Wappen oder sonstigen Zeichnungen zu verewigen86. Westfalen nimmt in der Geschichte des deutschen Stammbuches einen besonderen Rang ein, da hier viele Frühzeugnisse, insbesondere aus dem Besitz adliger Damen, bekannt geworden sind. A.M. H i l d e b r a n d t bespricht in seinen ‘Stammbuchblättern des norddeutschen Adels’ (21884) die drei westfälischen Stammbücher von Leonhard von Wersabe, Franz von Domstorff und Johanna Elisabeth von Hake (1620-1628), zwei weitere sind bei J. L ü t t e k e n erwähnt: das Stammbuch der adligen Damen E. von Bevern (1571 ff.) und Gertrud von Bevern (1579 ff.)87. Am bekanntesten jedoch dürfte das westfälische Stammbuch von Katharina von Canstein (1578-1619) sein, das 1593 begonnen und nach dem Tode der Besitzerin bis 1672 weitergeführt worden ist. Es enthält 117 Porträts und verzeichnet 150 Namen von Angehörigen westfälischer und hessischer Adelsgeschlechter88. Einer von 1712 bis zur Gegenwart reichenden Sammlung von Stammbüchern und Poesiealben hat G e r t r u d A n g e r m a n n im Rahmen der vorliegenden Schriftenreihe eine umfassende Monographie gewidmet89. Gegenüber dem Stammbuch stellt das mit der Darfelder Handschrift erstmals in Erscheinung tretende Liederstammbuch eine Neuerung dar. In den Eintragungen der frühen Stammbücher herrschte ursprünglich die Individualität vor. Der Einschreibende war aufgefordert, etwas für seine Person Bezeichnendes zu hinterlassen, er wählte zumeist seinen Wahlspruch (Devise oder Motto), da diese Sentenzen nicht als Gemeingut, sondern als persönlicher Besitz betrachtet wurden. Das Motto war oft mit einem Wappen gekoppelt und über das Wappen an die Familie des Betreffenden. Diese Wahlsprüche waren vielfach so bekannt, daß der ins Stammbuch Eintragende auf den vollen Wortlaut verzichten und sich mit Abkürzungen begnügen konnte. Solche Buchstabenfolgen tauchen auch in der Darfelder Handschrift auf Schritt und Tritt auf. Diese für den damaligen insider selbstverständlichen Bestandteile geben uns heutigen outsidern manche Rätsel auf. Meist ‘spotten sie jeder Bemühung, sie zu entziffern’90, nur in seltenen Fällen konnte bei kürzeren Folgen, teilweise auch unter Heranziehung der entsprechenden Nachschlagewerke91, der Sinn erhellt werden: 85 86 87 88 89 90 91 Alfred Fiedler, Vom Stammbuch zum Poesiealbum. Eine volkskundliche Studie, Weimar 1960 (Kleine Beiträge zur Volkskunstforschung, 7), S. 13. Keil S. 13. Johannes Lütteken, Stammbücher des westfälischen Adels. In: Westfälisches Adelsblatt. Monatsblatt der vereinigten westfälischen Adelsarchive 4 (1927) Nr. 5-6, S. 175: ‘Die Eintragungen bestehen selten aus kurzen Gedenksprüchen, meist aus langen strophisch gegliederten Liebes- und Scherzgedichten. Neben zeichnerischen und malerischen [!] Stümpereien finden sich Bilder von Künstlerhand. Die Sprache ist meist neuhochdeutsch, selten plattdeutsch.’ Ludwig Rohling, Das Stammbuch der Katharina von Canstein. In: Westfalen 19 (1934), 213-218. Gertrud Angermann, Stammbücher und Poesiealben als Spiegel ihrer Zeit nach Quellen des 18.-20. Jahrhunderts aus Minden-Ravensberg, Münster 1971 (Schriften der Volkskundlichen Kommission des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, 20); S. 10, Anm. 10 wird auch die Ldhs. von Katharina von Bronckhorst erwähnt. Hildebrandt S. VIII. Außer Hildebrandt vor allem Dielitz, Löbe und Ragotzky. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 47 z.B. D 43, 52 und 62 ABDE = Anfang bedenk das Ende Löbe S. 107, Ragotzky S. 389. D 103 GVA = Gott vertrau allein Ragotzky S. 405. D 16, 48 WGW = Wie Gott will Dielitz S. 376, Löbe S. 77, 155. Der religiöse Grundcharakter dieser zum Bekenntnishaften neigenden Sprüche ist offenkundig. Eine große Zahl weiterer Buchstabenfolgen der Darfelder Handschrift harrt noch der Entschlüsselung. In diesen Liedunterschriften oder in den sonstigen Widmungen auf dem vorderen Spiegelblatt und einigen Blättern im Innern ohne zugehörigen Liedeintrag (z.B. Bl. 22 ro, 40 vo, 49 vo, 51 vo) gibt sich unsere Handschrift am ehesten wie ein Stammbuch. Die Verbindung aber zwischen einem Stammbuch und einem Liederbuch ist durchaus neu und originell. K o n r a d A m e l n , der im Nachwort seiner Faksimileausgabe des Lochamer-Liederbuches 1925 diese Quelle noch als ‘eine Art Liederstammbuch einer jungen Dame’ (S. 14) bezeichnet hatte, ist in der Faksimile-Neuausgabe von 1972 (S. 9) aufgrund der Ausführungen von Chr. P e t z s c h 92 von dieser Meinung abgerückt, so daß die Darfelder Liederhandschrift die Priorität für sich beanspruchen darf. Das Neue an einem Stammbuch dieser Art ist vor allem darin zu sehen, daß der um einen Eintrag Gebetene nun nicht mehr nur Persönliches, Individuelles niederschreibt, sondern von ihm gedächtnismäßig Tradiertes, intersubjektiv Vermitteltes festhält. So wird das Liederstammbuch, soweit die Texte nicht aus schriftlicher Quelle kopiert werden, zum wichtigen frühen Zeugnis für aktiven Liedbesitz, für die Aneignung von kollektivem Liedgut durch das Individuum und die dabei vor sich gehenden Veränderungsprozesse, wie sie bisher weitgehend nur an neueren Liedaufzeichnungen erforscht wurden93. Als Liederstammbuch ist die Darfelder Handschrift wohl das erste seiner Art, aber es ist keineswegs das einzige geblieben. Es scheint, als ob unsere Handschrift am Anfang einer Modewelle steht, in deren Gefolge in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts - wiederum im Nordwesten des deutschen Sprachgebietes - eine lange Reihe ähnlicher Quellen zutage treten, die als Vergleichsbeispiele für diese neue Überlieferungsform des ‘Liedes im Stammbuch’ angeführt werden sollen. Zunachst ist hier das Liederbuch der Katharina von Hatzfeld zu nennen. Die Besitzerin war die Gemahlin Werners von Hochsteden, der 1532-1558 Hofmeister des Herzogs von 92 93 Petzsch (s. Anm. 41), S. 69-111. z.B. von John Meier, Kunstlieder im Volksmunde. Materialien und Untersuchungen, Halle a.S. 1906. Neudruck mit einem Nachwort von Rolf Wilh. Brednich, Hildesheim und New York 1976; Hermann Strobach, Variabilität. Gesetzmäßigkeiten und Bedingungen. In: JbfVlf 11 (1966) 1-9; Dietmar Sauermann, Historische Volkslieder des 18. und 19. Jahrhunderts, Münster 1968 (Schriften der Volkskundlichen Kommission des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, 18), S. 53-69 u.a. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Jülich war. In diese Zeit fällt auch die Eintragung der Herzogin Amalia von Cleve-Jülich-Berg in dieses Liederbuch, was zu der falschen Annahme geführt hatte, Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 48 Amalia sei die Eigentümerin der Handschrift gewesen. K a r l S c h u m a c h e r 94 hat die Dinge richtiggestellt und vermerkt, daß das mit Amalias Unterschrift versehene Lied nichts anderes war als ‘eine erbetene spende der herzogin zu dem stammbuch einer freundin oder hofdame’. Was sich hier nur mit einem einzelnen Liedtext ankündigt, setzt sich in einer etwas späteren Handschrift verstärkt fort: Die Benckhäuser Liederhandschrift von 1573-1588 galt bisher als das früheste Zeugnis eines Liederstammbuches, worauf P. A l p e r s bereits mit Nachdruck hingewiesen hatte: ‘Unsere Liederhandschrift stellt ein S t a m m b u c h dar, in das 34 Freunde und Freundinnen der Besitzerin [Anna Lüning] Lieder und Sprüche mit ihriem Namen eintrugen. Es treten viele bekannte Namen aus dem niederdeutschen, besonders westfälischen Adel auf’95. Die zur gleichen Zeit in Westfalen entstandene Quarthandschrift von 1579 geht ebenfalls nicht auf eine Schreiberpersönlichkeit zurück. In ihre Abfassung teilen sich mehrere Personen: dem Hauptschreiber Everwinus Droste haben Schreiber wie Anna von Kerckrinck, v. Heyden, I.V. Twickel u.a. ihre Lieder gewidmet, wobei vor allem das Beiwerk, bestehend aus Zeichnungen, Sprüchen usw. auf den Charakter als Stammbuch hindeutet. Zwei Abbildungen aus dieser auch räumlich eng zu D gehörenden Quelle sollen die typologische Verwandtschaft vor Augen führen. Fig. 1 Quarthandschrift 1579, S. 2 94 95 ZsfdPh 45 (1913) 493-495. NdZsfVk 1 (1923) 108. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Fig. 2 Quarthandschrift 1579, S. 62 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 49 In bezug auf die weiteren Liederstammbücher des 16. Jahrhunderts können wir uns kürzer fassen, zumal sie in der Forschung bekannt sind. Hier wäre vor allem die von A r t h u r K o p p ausgewertete Niederrheinische Liederhandschrift Mgq 612 von 1574 zu nennen, deren zweiter Teil stammbuchartige Liedeintragungen aus Adelsund Studentenkreisen enthält. Als Liederstammbuch ist auch die oberdeutsche Liederhandschrift des Freiherrn von Reiffenberg von 1589-1600 zu bezeichnen, in die sich adlige Damen und Herren außer mit Liedern auch mit Namen, Sinnsprüchen und Abkürzungen verewigt haben, ‘Liebhabern solcher Spielereien erwünschten Stoff zur Enträtselung bietend’96. Endlich ist Langebeks Quarthandschrift zu nennen, die vom Erscheinungsbild her gesehen starke Übereinstimmungen mit D erkennen läßt. Ein kurzes Wort muß auch noch dem Spruchgut der Darfelder Handschrift gewidmet werden. Ein Großteil der von Katharinas Freunden und Verwandten gewidmeten Lieder schließt mit einem Reim oder Spruch ab, bei manchen Eintragungen häufen sich diese Nachschriften sogar zu ganzen Sammlungen (vgl. z.B. D 14, 17, 45, 81). Auch in diesem Zug erkennen wir eine neue Entwicklung in der Liedüberlieferung des 16. Jahrhunderts: die Affinität zum Spruchgut, die dann etwa beim Liederbuch P. v.d. Aelst dazu geführt hat, daß ein großer Prozentsatz der Liedtexte mit einem nachgestellten Vers versehen ist. Diese Mode dringt schon vorher in die populären Flugblatteindrucke ein. Es scheint allerdings nicht so zu sein, als ob bestimmte Schreiberverse mit entsprechenden Liedern eine feste Verbindung eingegangen wären. Jedenfalls konnte kein Fall dieser Art in den Konkordanzen ausfindig gemacht werden. Die Annahme allerdings, in dem Spruchgut äußere sich der jeweilige Schreiber in seiner Individualität, erweist sich in der Mehrzahl der Fälle als unzutreffend. Ähnlich, ja vielleicht noch stärker als das Liedgut scheint die Spruchdichtung von der Vermittlung durch gedruckte Quellen abhängig zu sein, so daß sich viele der Schreiberverse als abgeleitet identifizieren ließen. Dabei spielt das sog. Niederdeutsche Reimbüchlein des 16. Jahrhunderts eine besondere Rolle, weshalb wir den Kommentar von W. S e e l m a n n zu dieser wichtigen Spruchsammlung hier wiedergeben: ‘Zu keiner Zeit jedoch, weder vorher noch nachher, hat die Verbreitung der Sprüche solche Dimensionen angenommen als im sechzehnten Jahrhundert. Keine Dichtungsart, weder Drama noch Lied noch Volksbuch, konnte damals, was Verbreitung und Volkstümlichkeit betrifft, mit der Spruchdichtung wetteifern. Literaturgeschichte und Bibliographie lehren, wie zu jener Zeit Werke, deren wesentlicher Inhalt aus Sprüchen bestand, in schnell aufeinanderfolgenden Nachdrücken und Bearbeitungen sich über Deutschland verbreiten, aber mehr als sie lassen die monumentalen Überbleibsel die Freude jener Zeit am Spruche erkennen. In Rat- und Wohnhaus, in Kirche und Taverne bedeckten Bild und Spruch die Wände. Auf den Glocken auf den Türmen, den Geschützen auf den Wällen, den Krügen und Tellern, auf den Gesimsen, auf den Rändern der Bücher, überall, wo es nur anging, brachte man längere oder kürzere Sprüche an. 96 A. Kopp in AfdStdnSprLit 105 (1900) 271. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Es schien, als wenn jede Stadt eine gnomische Anthologie, jedes Haus ein Blatt in derselben zu sein sich bestrebte’97. 97 Seelmann S. VI. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 50 In die Reihe der Quellen zum Spruchgut fügt sich somit auch unsere Liederhandschrift mit manchen bekannten, aber auch einigen neuen und originellen Sprüchen an97a. Allerdings ist in unserer Handschrift der sonst in Stammbüchern häufigere Fall, daß bereits vorhandene Eintragungen ergänzt oder abgeändert werden, nur an einer Stelle zu vermerken: s. Bl. 56 ro (zu D 61), wo in dem französischen Vers femme zweimal durch homme ersetzt ist (wohl von Frauenhand). Ein launiges Gegenstück dazu vermerkt K e i l aus einem Stammbuch Jena 1759, wo im ursprünglichen Eintrag Non est mortale quod opto das Wort mortale durch morale ersetzt wurde98. Eine abschließende Bemerkung wollen wir den Zeichnungen unserer Handschrift widmen, die zwar an keiner Stelle den Rang von Kunstwerken erreichen, aber doch mit den Eindruck verstärken, daß es sich bei diesem Liederbuch um ein von jungen, unbekümmerten und lebensfrohen Menschen zusammengestelltes Dokument handelt. Entsprechend häufig kommen auch Zeichnungen mit verschiedenen Liebessymbolen vor. Bl. 16 vo hat Graf E. von Holstein-Schaumburg seinen Liedeintrag mit einer kleinen Zeichnung abgeschlossen: verschlungene Hände, darunter an einem Band ein Herz mit einer Säge; ähnlich bei Katharina (Abb. 7). Besonders häufig taucht an Strophen- und Liedenden in allen möglichen Variationen der Knoten oder Liebesknoten (laqueus amoris, vinculum Veneris, nld. minnestrick99) auf (s. Abb. 3, 4, 6), der aufgrund seiner angeblichen magischen Wirkungen u.a. von Liebenden verwendet wurde, aber auch aus anderen magischen Praktiken als Hexenknoten usw. bekannt ist100. An weiteren Zeichnungen sind noch zwei Narrendarstellungen (Abb. 5, 9), mehrere Narrenkappen (Bl. 27 ro, Bl. 38 vo), ein trinkender Ritter (Bl. 95 vo) und eine Blumenvase (Bl. 98 ro) zu erwähnen. Dazu treten unter vielen Liedern Kronen, Bordüren und sonstige Ornamente, bei denen sich besonders die weiblichen Mitarbeiter der Handschrift hervorgetan haben. 97a Auf die volkskundliche Bedeutung der Schreibeipoesie macht neuerdings aufmerksam: Bruno Schier, Schreiberverse - Stiefkinder der kulturhistorisch-volkskundlichen Forschung. In: Bohemia, Jahrbuch des Collegium Carolinum 14 (Wien 1973) 95-109 (= Festschrift Karl Bosl). 98 Keil S. 26 99 Verwijs-Verdam 4, 1632; vgl. DWb. 6, 950. 100 Karl Meisen, Liebespfänder in mittelalterlicher und neuerer Zeit. In: Rhein Jb. f. Vk. 4 (1953) 142-204, hier 200-201; HdA 2, 1114-1120 s.v. Faden; 3, 1281 s.v. Haar; 5, 16-23 s.v. Knoten. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 51 Die Texte der Darfelder Liederhandschrift Vorbemerkung Für den Editionsteil der vorliegenden Ausgabe hat sich der Herausgeber die Editionsrichtlinien der ‘Deutschen Texte des Mittelalters’ zu eigen gemacht: A. Hübner, Grundsätze für die Herausgabe und Anweisungen zur Druckeinrichtung der Deutschen Texte des Mittelalters. Neue Fassung. In: Deutsche Texte des Mittelalters, hrsg. von der Preußischen Akademie der Wissenschaften Bd. 38, Berlin 1934, S. V-IX. Bei diesem Verfahren ergeben sich folgende Abweichungen vom Wortlaut der Handschrift: Verse werden abgesetzt, orthographische Eigentümlichkeiten werden nicht peinlich kopiert, sondern gemildert. So steht v und j nur für den Konsonanten, u und i nur für den Vokal. Abkürzungen werden aufgelöst, offensichtliche Schreibfehler der Handschrift werden gebessert. Die Eingriffe des Herausgebers in den Text sowie alle Zusätze sind durch Kursivsatz kenntlich gemacht. Die Texte wurden mit einer modernen Interpunktion versehen. Vor direkten Reden steht Doppelpunkt, die Reden sind in einfache Häkchen ′ ′ eingeschlossen. Eigennamen werden abweichend vom Wortlaut der Handschrift groß geschrieben. Die Wortabteilung der Handschrift wird exakt beibehalten. Die Nachschriften zu den Liedern werden von den Liedtexten durch drei Sternchen abgetrennt und einen Schriftgrad kleiner gesetzt. Die Liedtexte wurden mit einer römischen Strophen- und einer arabischen Zeilenzählung versehen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 52 + WGW + Gott helff myr myt ffrouden zo dyr, dich numer zo verlasen, es kom dan eyn ander zo masen. Spiegelblatt Vorderes · S · AR · S · · A · Ubrecht Gott helff myr myt ffreuden zo dyr, dych numer zu verlasen, kumpt daen en ander zu kuesen. 1556 G·W·B R. v. Densternawen + Kathryna Von Bronchorst und Batenborch Dochter zu Hönnepel Je vis an esperance Titelblatt Bl. 1 ro + Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 53 Nr. 1 aant. I. Lyden is myn beste cleet,+ En mantel met lyden is my bereet, die is gefort met verdryet; och Godt helpt my, ick en cans versclytten nyet. Bl. 1 vo + II. 5 Is lyden froo soe truer ick selden, et folget my altyt nae aen allen eynden. die is gefort met verdryet; helpt my Godt, ick en can den mantel versclytten nyet. III. Ick sye en merck alle dage, 10 dat ick1 tot lyden en verdryet bun geboren. en solde ick dan nyet altyt heben lyden2 en verdryeet, soe solde ick eewych syn verlaren. IV. Soe wyl ick al myn hop en trost setten alleen op den alder mogensten Godt, 15 die my now of nomer verlaten sal soe fern ick fast blyf by godes wort. *** Alyt van Bronckhorst wnde Batenborch is mynen naem, wedue salyge Ian van Renesse, yn synen leefen heer van Wuolfen en van Wylp. den achten dach yn augustus salt dryen dartych iaer wesen, dat syn syel van syn lycham scheyden. ick hop hy rust by godt. Bl. 2 ro - 5 ro 1. Teil des Wappenbuches Bl. 2 ro Oben: Wyckede Unten: Lickervelde Oben: Alpen Bl. 2 vo Unten: Culenburch Oben: Wylich. Bl. 3 ro Unten: Bourgongne Oben: Botzeler Bl. 3 vo Unten: MAILLY 1 2 Hs.: danach bun gestrichen. Hs.: heben en. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Bl. 4 ro Oben: Hessen Unten: Harchies Bl. 4 vo Oben: Sollenhardt Unten: Lauisvile Bl. 5 ro Oben: Bentem Unten: Bure Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 54 Nr. 2 aant. + I. Frolich so willen wyr singen wol hewt zu diser frist wol von dem ku nnig aus Ungern, der unschuldich gestorben ist. 5 Er war bey zweyntzig jaren Ein ku nnig im Ungerlandt, Er war von Edlem stamme, ku nnig Ludwig war sein name, Ein ku nnig in Ungern und Behemer landt. Bl. 6 ro + II. 10 Ihm war1 kurtzlich verheyrat ein Junckfrewlein was hoichgeboren Von keyserlichem stamme, Das thet den Ungeren zorn. Man saumet sich nit lange, 15 man furet sie in das landt; Das gab man sie zusamen, Maria was yr namen, yr lob sthet weyt erkant. III. Die zwey lebten in frewden 20 Bis in das funffte iar In freuntschafft und in Eeren, das thet den Ungeren zorn. Die Behem und die Teutschen, die fiengen vil kurtzweil an, 25 Das wolten die Ungern nit leyden, wolten ihren ku nnig vertreiben, sye halffn yhm kurtzlich aus dem landt. IV. Eyner heyst der Janus Weyda, der was dem ku nnig gram; 30 Dem Turcken thet er schreiben solt ihm hulff vnd beystandt thuon, Dem kunnig zu vertreiben, yhm helffen unter die kron; darnach wolt er yhm geben 35 bey allem seinen leben Den Tribut wol aus dem landt. 1 Hs.: vor war ein k durchstrichen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 55 V. Der Turck saumet sich nit lange, er zog wol in das feldt; met hundert mal tausent mannen 40 kam er in das Ungerlandt. Kriechisch Weyssenburg wart ubergeben, Stadt, schlosser und die Landt, Die bisschoff und prelaten haben yren kunnig verraten, 45 Ist ymmer und ewig ein schandt. VI. Es gehet gegen dissem summer, gegen diser summer zeit, Die pu chsen hort man prummen ym Ungerlandt so wyt. 50 Stet, schlosser warn eingenommen, darzu Petro Woradey; das wolten die Ungern rechen, wolten mit den Turcken fechten, sye waren frolich bey dem weyn. VII. 55 Die Ungeren saumpten sich nit lange+ sie zogen wol in das feldt; Ein wagenburg thetten schliessen, auffschlugen sie yre gezelt, dy machten einen hauffen, 60 yren kunnig zu foderst daran; yren kunnig theten sie verkauffen, er mocht yhn nit entlauffen, kunnig Ludwig der junge ku ne man. Bl. 6 vo + VIII. Die schlacht, die was verloren, 65 einer heist der Thumer Paul, Der Turck hat yhm geschoren ein plat ist nit zu smal. graeff Jorg der wardt sein innen2, Ders kunigs oberster war, 70 aus dem feldt thet er entrinnen, in der Thonau thet er swimmen, also empfieng er sein lon. in gottes gewalt haff ich es gestalt, Got hat gefuecht das myr genuecht. B. v. Brederode 2 Hs.: danach gestrichen in der Thonau thet er swimmen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 56 Nr. 3 aant. + I. Nidt besser werdt mich auff erden redt ich zu alder stundt, mocht mich ewr trost gewerden, trwe mocht mich werden kundt, 5 das ich in hertes liebes arme in froden moecht gesin, nidt besser geschege mich arme den junge hertze1 min. Bl. 8 ro + II. Anfanck in grosser liebe 10 hadt mir min hertz dorchwont dorch Adamenes ribbe allenne gelich we de sterne in orient. se luchtet we de sunne medt oren roter mundt, 15 dorch frode unnd gewanne lach se zu alder stundt. III. Se is min trost auff erden, de alder hogeste kron, de ich medt trwe mene 20 for ander juncfroellin schon. se kan woll freude machgen, de ich zu denen plach hofflich in allen saken forwar ich sagen draff. IV. 25 Stost mych myn schatz allene, du alder hogeste kron, Schaffdt alles din schones geberre, myn ogen senn dir gerne, myn hertz van froden erschriket 30 van ich dich an gesee, myn gemoedt van froden erquickedt van ich gedenck an dich. + V. In Hoffung don ich leben unnd truwe allene zu gudt, 35 din trost werdt myr blegen und anseen myn grosse noedt, 1 Bl. 8 vo + e ubter Tintenfleck erschlossen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 57 das ich im hertzen dragen woll dorch den willen2 din, das liedt moes ich stedes dragen 40 woll dorch den hollf unnd schin. VI. All lene ich dir vertrwe hertz aller liebste myn, Schon lieb, du sallest das3 nidt geloven das ich eyn ander myn, 45 allene durch falschen tzungen4 bin ich verlogen gantz, das lied moes ich stedes tragen5 verwar ich sagen draff. VII. Na den regen kummedt eyn sunnen schin, 50 dar um ich swygen will, schaffedt alles de hertz aller lebeste my, dar um ich de rede kortzen will, allene van falschen tzungen, de myr groß liden machedt, 55 sy dir fynes medtlin gesungen zu dussendt guder nacht. 1555 *** NABDEK Joest Grave zu Schawenburch He seedt an de das lest ich bin full gewest. Umrißzeichnung einer linken Hand in natürlicher+ Größe mit einem Ring am Zeigefinger. Dazu unten rechts der Eintrag: Bl. 10 vo + Dit byn ich wol bekant es yst meyn eigne hant, Diderich van Brunchorst und Batenborch byn ich gnant. 2 3 4 5 Hs.: danach sin gestrichen. Hs.: d mit Schnörkel versehen. Hs.: tzuen. danach wohl gestrichen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 58 Nr. 4 aant. + I. Noechtans wyll ick een goede moet haven end wyltzs umb nymantzs nycht tarffen, myn varre wyeb wyl mir nycht vergaen. ich dryeff sy soe goeder maessen, 5 dyes mych vergoent, das nymantzs nycht schaet des maech mir myn waill geven, En soe veret alle myn troren da hen, na regen schynt myre dye soenne. Bl. 11 ro + II. Hoeret mych der eyn und der ander nycht, 10 dare naech vraege ich nycht sere; Alles was ich nymantzs nyet en bedrych troest & tot enych eren myn ryem, der heyst: ‘ich aechtes nycht’, 15 das sprech ich gans onverborgen En saech oech ytzs gans anetlych: um mych draeff nymantzs nycht sorgen. III. Sorrycht eynder omb mych, hy sorrycht omb sus, hy lyest syn sorge wael bliven, 20 want ich en wyl nycht dan goede moet haven tyt end wyel soe gedriven. myn schones lyeff, hoer rader moent verdriven mych trorens ut dem hertzen, En soe veert alle myn troren da hen, 25 na regen schynt myre dye sonne. *** Dye umb veel heeft ut unrau Ende furt sine erbeyt dan ar... Dyne swyget styl und wesse to vreden Ende kyese een andre in dyr stede. Seul je suis Tryna van Batenborch byn ich genandt und haef geladen eyne große FRACHT. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 59 Nr. 5 aant. I. Seben yar ist ein lanchge zeidt,+ dar in sint ffeil deir dachge, dar in das geluchke herumer geidt, das moes ich armer klachgen. 5 da ich mich hab so lanchg verplicht zu denen einer cleinen, ich ffrucht sey weirt min achten nich, ein ander weirt sey fforen hemen. Bl. 12 vo + II. Wey well ich hais ffrou Ffenis soen, 10 es ist doech verloren, ein naren kap min bester loen, ein kap mit zveyen oren; zva schellen groes dar an gehenchkt weirt mir erst rech zu gemessen, 15 min truer dinst blipt gans unerkant, min truen dinst weirt vergessen. III. So geschidt es uff und ffeil mer, der dachg ffeint man gar selten, der seinen dinst verkouffen will 20 und er doech nich woll wilt gelten; es ist doech alles min eichgen scholt, ich will min bas don bevaren, dan das ich einem frollen holt wolt denen seben yaren. UAV AvH Nr. 6 aant. I. Ich scheiden mit leidt,+ all uff min eydt, von hertzen geschach mir nu soe leidt, daß ich moeiß laessen die leiffste min, 5 die zue mir sprach: ‘ade, ich faer dar hin’. daß selffste wordt gifft mir groeß moet und doet mich foell zue leiden, daß ich nit en kan Bl. 14 vo + Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 60 10 uff Gadeß gewan mit suchten und weinnen. II. Daß gifft mir luist, bruist an bruist, mundlin an mundlin mocht ruirren, 15 und wer eß all die kleffer leidt, die dar oeir zonghen doint roeirren; sy machgen gar leidt daß hertze myn, wan ich an ir gedenken, 20 ir weisser gruint, oer falsscher munt, die konnen foill loesser zuuenken. III. Noch waiß ich eynner, der nemantz en weiß, 25 und wer eß all der kleffer leidt; wen ich se angesein so erfroeidt se mir, wie troeirich, daß ich von ir scheidt. se hat hertz moet und all myn syn, 30 se geleifft mich boeven all, ir mundlin roet, daß se mir boet, se geleifft mich oeiß der maessen woell. IV. Se iß soewaer, 35 freiß und klaer, sy gheit recht allß eyn uff erden; dar zue hat se zwey bruin oeiglin klaer, die luichten wie eyn steirn. sy kan woll syngen, 40 dar zue spreingen, sy kan woll frouden machghen; dar leifft gein man, der mach offt kan ir loeff zue hoigh oeiß sprechgen. *** Wer haet gedult Joest von Bronchorst und von Batenborgh Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 61 Nr. 7 aant. I. Haertz lyebste zartz, haelt1 vaest om hertz+ ond doet als ich dich betrauwe. ich sceyde von dich, noch behalstu mich myn hartz myt ganser trauwen. 5 dat weiss vorvaer, du scoenste claer, und haldet vast gelove, du scoenste alleyn, daer en leef sych geyn, die du myn dich afft can roeuen. Bl. 15 ro + II. Ich had dyn trauwe gans wyt erkant, 10 das ich dich wel moes loeven. myn hertz dat is myt lyeffden verbrant myt dynen vruntlygen woerden. verneemt myn syn, myn troesterin2, ich wyl die doch noemmer begeven; 15 doet mych gelyech wye ych dych, soe werd ich in frouden leven. III. Gesel, du sals in freuden syn, geyn leit en sulstu haeffen, myn hertz dat is myt ganssen wyllen dyn, 20 geyn lyver soe en wil ich haeffen. so ver du mych behaltz myn eer, myt getrauwen dynst in stediger hoet, und du sulst syn dye alder lyeffste myn, ich koer dich voer des keyssers goet. *** 1551 Vr gedult is goet te dragen daerom en syt ghy nyt te beclagen Jenne de Brederode Wer trouwe en geloef vint, die en seilt nit mit alle wynt. 1 2 Hs.: haeltz (t > z verbessert?) Hs.: troester. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 62 Nr. 8 aant. + I. ‘Gyff trost du sartze frawe, merck an de noett dayr ich in bynn, du rrich deynst unnd alle truwe, de ich have stedes erzeygett dych. 5 du lycht mych yn mynem synne, wyltu mych oych hebenn dayr au s, durrich leydtt most ich verswyndenn, wo ich se nycht kann gewynnenn er gunst unnd er genade.’ Bl. 16 ro + II. 10 ‘O Knabe, soltt ich verlerenn myn schone, myn zucht, myn frolych gescheyr unnd scholtt mych zu dych kerenn? ich bydtt solches wes nychtt vonn mych begerenn; 15 dayr umme du gyrest so ser mach habenn geynnen bestantt. ydt wer myn trave ler, wyss do doch vonn mych kerenn, dyn byddenn yst ganz umme su nst.’ III. 20 ‘Dyne leybe thuett mych bezwyngenn, das ich schonn hartt moss byttenn dych, nach dyr myn hertz thuett ryngenn, wyltu schon schartt erbarmenn dych? er ich woltt krenckenn dynn er, 25 er woltt ich mych wellenn den doett, myn hertz ich dych thoee schenkenn, dayr wyltu fyns medelynn angedenkenn, hylff mych us dysser noett!’ IV. ‘Etliche synt schonn vonn redenn 30 unnd forenn eynenn zuchtlichenn schynn myt usserlychenn redenn, de doch gayr gans fals ynwendych synnt. se thoenn gayr fruntlych schertzenn us orem falschenn hertzenn, 35 se dragen grosse lydenn unnd smertzenn, se habenn dych all ym hertzenn unnd honych yn orem mundtt.’ Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 63 V. ‘Lass ab vann solcher waenn,+ hertz aller leybste reynn unnd schartt, 40 mach mych myn trubsall enych. schonn weybliches byldtt vonn hochster ardtt, du schalst an mych sporenn geyn weyle, das lobe du mych. 45 leyb gutt wollt ich verlerenn, er ich woltt krencken dyn er, er ich swechenn dych.’ Bl. 16 vo + VI. ‘Erhorett hab ich dych knabe, hyr um schaff dych eynen fryschenn moett, 50 geselle wyltt nych verzagenn, dyn sache sall werdenn gutt. uffh dynn wortt wyll ich bawen, nym wayr, ich haves gewagett.’ ‘ich dancke dych, sarte ju nckfrawen, 55 kum her du meyn heyll unnd trost, meyn leydtt hayst du erjagett. *** A. 1556 BEEE (jeweils durch Kleeblätter getrennt) Er: grave zu Holstenn unnd Schowenborch Enych unnd elende byn ich, dem das erbarmett der trost mych. Danach eine kleine Zeichnung: Zwei ineinander verschlungene Hände, darunter ein von einer Säge durchschnittenes Herz. Nr. 9 aant. I. Grois leith drege ich forborgen+ al in den jungen hertzen min: de mir tho gaer de levesthe was, de isth mir nach kein fienth. Bl. 17 vo + II. 5 Einen eith haeth er mich geswaren, Er wolth mich der lebesthe sin, sin sele haeth er forlaren wo er das anders meinth. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 64 III. Ich sach ennn nechten spade 10 vor einer doren sthaen, ich dorsthe en nicht tho sprechen, ich sach en gaer fronthlich ann. IV. Ich boeth em einen frisschen morgen, das was em gaer dune tho; 15 darbi konde ich es gedencken das em ein ander de lebesthe was. Nr. 10 aant. I. Fins leff moichte ich bi dir sin, nicht mer wolde ich begeren, das brengeth frowde in dem hertzen min. wilth mir das nicht geweren 5 heimlich unde stille? Isth gantz min wille; das wolsthu mir tzo sagen. II. Fins leff, wi mach das sin so gaer in dinen hertzen, 10 das du mich zo gaer ferlazen haesth? laz aff van sollichen schertzen1, manch nacht und stundt2 du haesth forwunth min hertz mith Venis pil dorchschathen. III. 15 Fins leb nu holth dich rechth, laeth du den hunth nicht hincken, schlüs uff das hertze3 din, laes mich daruth nicht sincken; halth vasth an mir, 20 als ich an dir, so wereth unser beide leibe ewich duren. E A K Wer weith wi lange Der lebesthe wille gesche in alle. Thrw und enich ist min sin, das brengeth mich folle gemackes in. 1 2 3 Hs.: swetzen. Hs.: nacht stundt. Hs.: hertz. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 65 Nr. 11 aant. I. Wye du nun wilth so will ych auch+ nach allen dinen willen, zu denen dir ist mir gantz leib und duth mich nichtes fordrethen. 5 was du mich haesth thrwe ich dir laisth derweil ich lebe auff Erden lebede ich furwar noch thusenth jaer, nichtz lebers sol mich werdenn. Bl. 18 vo + II. 10 Holthtzelig und schoen isth leib gesthalth, dins gelich hab nie gesen, dar durch du mich mith sthrengem gewalth mus ich warlich vereichen so sirlich und creffthichlich 15 in diner leibe haesth gehangen, des sich min hertz leith pein und smertz, das macht seinlich verlangen. III. Des gemoeths und willens bin ich gantz 20 und mach mirs neimandth laiden, ob ich schoin hethte ferlaren de schantz, das du von mir thedesth schaiden, mich dan will ich Ewicklich in lieb nith thun verkeren, 25 doech hoff ich je du siesth die, die mir mein frewd thu meren. *** Aller Menschen sin und moeth ringeth noich er und thethlichem guith, Wan das ist forworben, gar balde darnach gesthorben. Im Anschluß an die Nachschrift zu Lied Nr. 11 findet sich auf Bl. 18 vo in Zierschrift eine 1582 datierte Bleistifteintragung, die stark verblaßt und daher nur noch teilweise zu entziffern ist: Mercke en Melde wasschen op wijden velde. Pluckt Mercke en laet Melde staen, Soe zijt ghij altijt wel ent faen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 66 Nr. 12 aant. + I. Alles leidt mych scheiden kreinck, brengt mer ein heimlych lyden, wan ich an syn truwe gedenck, dei ich so swerlych moeß myden. 5 gans an schuldt ungeffal mych duldt, dei mych eitz brengt an scheiden, durch myn hertz steitz streifft und weifft, hofft ungefall wurdt sych weinden und mych an rou 10 in steidiger truw inn syn truren sendenn. Bl. 21 vo + II. Frundt, ich ffar in lydes graff, myt suichten swer an massen, noch troist er mych, sprach: hoffnug haff, 15 ich wyl dych nit verlassen. holdt dyn bescheidt umb leyff noch umb leidt, wyl ich dych nu aff kerenn, des ich geinßlych in hoffung bein, du wyls dyn hertz nit krencken 20 und mych an row inn steidiger truw in din hertz doein seincken. III. Helff godt, schych mer genadt und zyt, das ich bey dem muicht wunnen 25 bei dem, dei mer in hertzen leidh, myns hertzen frouedt ein kronnen. zytlych nit mer ich eitz beger van dir zu haffen so vor myn hertz und allen smertz 30 verswunden weir mer myn lyden haylff godt schyck mit genade und geluick zu samen uns beiden. 1550 G o d t B a v e n a l Elsbet van Bronckhorst und Battenborch Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 67 Auf dem sonst leeren Bl. 22 ro ist unten eingetragen: 15 * 53 18 Coeur quy desyr na Repoys S. v. Holtorp Nr. 13 aant. I. Myn seyn haeff ych aen eym gelacht,+ hey eys soe schoen gebeldt; yn duchden eys syn hertz1 ffermert, wye al syn wesen fermelt: 5 wye eyn robyn yn golde ffyn mucht sych syn mundelyn rueren, soe wer myn yungez hertz aen allen lyden end smartz, 10 des nou (?) alzyt mueyz trueren. Bl. 22 vo + II. Ich mach syn hertz eyn dyenmant, war vynt men syns gelychgen? off erden eys geyn ffreyer heylt, yn allen desem rychgen 15 mucht ych sonder dem doeyt myns hertzen bloet genaed aen eym erlangen, soe wer myn yunges hertz aen allen lyden en smartz, 20 des nou alzyt moez trueren. III. Eyn hertz treckt wye eyn sebel steyn ut suyden, westen, noerden2, hy leyt mych aen dem hertzen myn, hy wel myn yongez hertz moerden. 25 helpt geluyck end raeyt mynch nyt en fferlaet, 1 2 anstelle des Wortes in der Hs. Zeichnung. Hs.: oerden. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 68 ffuel suchten wel mych dulden. och we myn yongez hertz1, des moez doch lyden smartz, 30 yn dynder lyffden sterven. *** K B V Dye mych benyden ende nyt en geven, dye moten mych lyden end lasen mych leven. Yn lyffden steyl end onffermeten, vergonen broeyt wert ful geten. Nymant to spyt, dan dye dat benyt. Nr. 14 aant. + I. Geyn leyb on leydt swer ichs eyn eydt yst nye erfundenn worden. Dye lyeb ist blyndt, 5 gar nichts besynt, und macht eynen sweren orden. kompst du dar yn, du leydts groiss peyn und darffst das nyemant klagen. 10 Du krenckst dich sehr und machst dyr swer, deyn hertz mocht dyr vertzagen. Bl. 23 ro + II. Leyb hayt keyn maiss, bryngt neydt und haiss 15 und macht vyll swern gedancken. Geyt ehr von ir, er meynt gar schyr er werd zu eyner andern wancken. Dergleichen er thut 1 anstelle des Wortes in der Hs. Zeichnung. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 69 20 yn seynem muydt so sehr sey meyndt yn trauwen; er suydt yr nach ym ist gar gach, groiss lyeb thut sich verneuwen. III. 25 Lyeb bryngt lyedt nach grosser freud wer sych daryn thuit geben; vor lieb und gunst ist gar geyn kunst 30 und brengt manchen umb sein leben. Der sich spar yn sorgen swar dye leibde zu uberwynden, ehr hat geyn rhu 35 spayt noch fru, vor leyd mecht ehr verswyndenn. *** Lyeb ist farne hab, hyeudt lyeb, morgen schabab. Leybde wyl nit verborgen seyn, das lehrt uns der Ovidius feyn. Quis enim celaverit ignem, lumine qui semper prodititur ipse suo. 1554 G O Wen gedanken jonfferen druncken machden, Man solt sy selden nuchtern rachen. D. Hal Nr. 15 aant. Ich byns verwondt yn yamers noet+ wan ych gedynck an scheyden pyn dat ych mos myden or myndellyn roedt: O godt, we kan ych ffroulych syn 5 das ych so gar den unfall han? Bl. 23 vo + Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 70 was ich anffang1, des weder weyndt, dar om mot ych yn trureyn stan, ych suycht und klag, ych byn es elleynt. II. Zo troust had ych myn uyserwelt 10 eyn truysten yn den mych gewelt, nu koumpt ungelyck und weder wendt und steylt myn gans zo rouycken. ungeffal, ungetrowen kruyt, vas zeyet tu mych von dysen welt, 15 dastu mych berouffth myns huegste schatz den ych zen ffroude had uyserwelt? III. Myn schatz2, myn trousth, myn zouverlas verlaß mych nyt, das bedt ych dych, ych geff dyn gans des heyrtzen myn, 20 vor echgen ych mych zo dyr versprech; wan ych weder leyb noch dyner begert, dar an solt tu keyn zvyvell han, gepryt sal syn dyn wyblych eer yn aller werlet wan ych mych kyr. 1546 Godt ffyges zo besten K[tryn] Battenborch Nr. 16 aant. ODMAHD + I. Myr ys eyn fyns bruns medelyngh gevallen yn mynnen syn och got, mocht ych oer dynner syn myn troren weer gans daher; 5 so dach noch nacht haeff ychs geen rou das macht oer wol gestalt ychn weys nyet wy ychs mych halden sal myn schoens lyeff macht mych alt. 1 2 Bl. 24 ro + Hs.: anffan. Hs.: schuatz. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 71 II. Dem medelyngh ych myn1 trou versprycht 10 tzo der eren unde anders nycht dan al was vrom unde eerlych ys daer na ych mych stets nach rycht. solt all myn trou verlaren syn krenckt2 myr hertz, syn ent moet 15 ych haeffs sy solt ervaren schyr myn sach solt werden guet. III. Dem3 medelyngh ych geern dynnen wold wan ychs myt vogen kund doch schaffs nu der nyder4 vul 20 das mych nyet wyrt vergunt; blyefft doch stets by myr, as ych by dyr bys ych5 her weder om kom beschert geluck en geet nyet hynder sych adde yr schoen ont vrom 25 bys6 ych her wederum kom. *** W Zeichnung: Männerkopf im W Profil mit Narrenkappe als Ausschmükkung des Buchstabens G 1546 Pensez sur moy. Myns Lieffs moet Ich ontberen, Tontberen van hoir doet mich schryen; Schreyen moit Tharte dor dit begeren, Idt begeren doit mich viel lydens lyden. 5 Lyden by tyden, is mich eyn verblyden: Verblyden doet hoepen mer duchten beven: Beven moet ich wol fantasien, Fantasie doet mich die mutse duß weven: Ich haip, sy sal mich niet begeven. H O A B 1 2 3 4 5 6 Hs.: Das m. mych myt. Hs.: krencken. Hs.: Das. Hs.: danach vus durchstrichen. ych fehlt in der Hs. Hs.: by. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 72 Nr. 17 aant. + I. De wynter ys verganen, ych sent des meyes tyt, ych sent de lovver hangen, de bleymckens1 sprytten dar uyt. 5 so ffern an groner2 heyden dar ys so genoechelych3 to syn, dar senget ffrou nachtegallen so menge walt ffougelyn4. Bl. 24 vo + II. Wy wollen de mey gan haven 10 reycht meyen5 yn dat walt, und sencken mynen leyff den trouen, de myn hertz om ffangen hat; unde sechen6: ‘leyff wylt komen? gat ffor7 myn ffynster stan 15 unde ffant des mey eyn blomen, de dar ys son gedan’. III. Unde do de syverlyche8 de klagen hadde gehort, sy stont so tryuelychen9, 20 so hant sprach sy eyn wort: ‘ych heb des meys unffangen myt groter er wehrdychheyt’, hey droch sy an or wangen10, was dat gen danck ber heyt? IV. 25 He nam sy op syn trowen al yn syn ermken11 blanck, de wechter op der moren 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 Hs.: bleyckens. Hs.: goner. Hs.: genelych. Hs.: walt ffovlyn. Hs.: meysen. Hs.: schen. Hs.: for yn. Hs.: syverlycher. Hs.: tryver lychen. Hs.: mangen. Hs.: erken. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 73 hoff op eyn12 leyt un sanck: ‘un ys dar emant yn, 30 de mach wal to hus wert gan; ych sen den dach op drenen, he ys so son gedan’. V. ‘Och wechter op der moren,+ we bedreves du my so ser! 35 ych leych yn sveren13 troren14, yn ymerlychen15 smert, du qelt myn hert so seren, dat ych van der seyden mot, dat klach ych got den heren, 40 wo we dat har seyden dot.’ Bl. 25 ro + VI. Adde myn rowsen blomen, nu16 moet ych van u seyden, und wan17 ych weder komen, wy send uns neymer mer18. 45 und ych mot van u seyden, dat dot myn hert so we, un wan ych weder keyren, wy send uns neymer mer19. *** Yn trouen styl und unffermetten, vergonen brot wert ffel getten. Meynger benyt dat he sycht, noch mot he lyden, dat et geschyt. Ych betrou yn godt alleyn, der mynsen trost yst kleyn. 12 13 14 15 16 17 18 19 Hs.: eyy. Hs.: svren. Hs.: tryen. Hs.: yererlyche. Hs.: un. Hs.: neyr. Hs.: wer. Hs.: wer. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 74 Nr. 18 aant. + I. Myn senkens synt my tortagen un tortagen om eyn de alder leyfste1 myn. sy doit myn pyn2 un dollen, sy stat so ffast yn mynem sen, 5 och mecht sy my geberen ya als ych hap sy sal, ya als ych hap sy sal, so wolde ych neymer trower nemer trevern, nemer truren 10 ende altyt even ffreylych syn. Bl. 25 vo + II. Sy stat yn myn behagen, de my deck sechten deyt, haven alde gen de leyffen spant sy et hert van my. 15 de kron ffrow Fleyunes, u dener wyl ych wesen se sucht u dener dem elmen sey en wylt my net verlatten, en verlatten en verlatten 20 en allen syt ey den alder leyfste3 myn. Nr. 19 aant. 1550 + I. Truwe ogen myn war ys dein schein, dei ych haff usser karen zu grossen leidt? 5 hertz sein vergeidt, haff ych sy nu verlaren? des han ich ruwe, soe gar untruwe und haffen der genaden; 10 dar um er dry nu wendet ffry, ich en wes uich nycht mer zu raden. 1 2 3 Bl 26 vo + Hs.: leyste. Hs.: danach har, het o.ä. gestrichen. Hs.: leyste. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 75 II. Mych armes hertz myt grossen smeirtz 15 der ogen ych mych beklagen. ein angeblyck sandt mer den streick, dar ych ellender yn dragen. woldt ych erfflein, 20 sey woldt des sein, er seindt kan ych nycht wenden; dar um er dry nun wendet ffry, es engandt uich nych rech zu henden. III. 25 Hertz sein ein geseicht, dyt kordt gedeich myn truwen wyl ych er schencken. kompdt deich des mer, soe huedt dych dar ver, 30 yn sulker not gedencke dar an, dar er yn seidt zu dyser tzyt, dat lyck numer mer werdt verwonenn; dar um er dry 35 nu wendet ffry, er en hadt es nycht reicht begonenn. Godt Baven al *** Elsabet van Bronckhorst und Battenborch Nr. 20 aant. I. Ich hade mich underwunden,+ wolte denen der leffsten min. es schnit mir deiffe wunden woll inn dem junge hertze min; 5 ach gott, ich mocht ir dienen, ir stede diener sein, unnd wan ich ir gefelle, ir eigen wollt ich sein. II. Ich bin wol zu ir gekomen, 10 verschwunden war mir mein rede; Bl. 27 ro + Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 76 ich ward zu einen stummen als ich es vernommen hat. ich dorffte nit um ir werffen, das war mein1 eygen schuld; 15 viel lieber wolt ich sterben er ich verlore ir2 truw und hult. III. Wie sall ich auch darin3 schicken, wie sall ich es greyffen an? ich hab so gantz kein gelücke, 20 ich bin ein elendich man. feins leff, das nim zu hertzen die kumer unnd grosse not, ich leve inn grossen schmertzen, viel lieber wer mir der tod. IV. 25 Sie gaff mir dar denn segen mitt einem freuntlichen kuß; sie sprach: gott müsse deiner plegen, sie druckte mich an ire burst. deweil ich habe das leben, 30 rede ich zu diser stund, will ich dich nitt ubergeben, das schafft dein roder mundt. V. Diß lied4 ist unnß gesungen auß trawrigen5 widermott, 35 vngefal thuet mich vertrungen, ich hoff es sall werden gutt. ich will der zeitt verbeden, darzu derselbigen stunden auff diser henefarde, 40 so spar dich gott gesunth. 1550 A.S.S.R.I. D. v. Aldenbokum 1 2 3 4 5 Hs.: mein aus anderem Wort (iney o.ä.) korrigiert. Hs.: danach ey o.ä. gestrichen. Hs.: darim. Hs.: danach ein Buchstabe (h, ß?) gestrichen. Hs.: trawigen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 77 Nr. 21 aant. 1550 I. Nach wyllen din+ mych1 dir allein in truwen zu erzeigen; ffur al off Erden 5 bestu mer werdt und geib mych dir ffur eigen, gans in din plicht der zuversycht lass dir min deinst geffallen; 10 dan geloub ffur war, an ffrauwen schar leibstu mer baven allen. Bl. 28 vo + II. Bei dinner gestalt wuns ich aff baldt 15 zu sein in Leib und Erhen; so hedt myn hertz ffrudt lust und scheirtz, Ryech leib und truw zu meren. und alle verzug 20 hailff radt und scheick bedruff doech nychs besorgen; wan das geluick kam, das ich dir nam, werdt syn bei mer verborgen. III. 25 Leiff Bei dir war alltzyt mer fur aller frudt off erden, gar off der stundt dar in dir den kundt 30 myns hertzen gheim mucht werden, dan eitz und Ee nach a b c leib mer der bouck stab sagen, dan din laob sach 35 und dar sy uff sprach, es wer baldt verschlagen. Godt Baven al Elsbet van Bronckhorst und Battenborch 1 Hs.: nych. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 78 Nr. 22 aant. + I. Zart schoin Jonckfrouw Gedenck unt schuw Wie mich dyn lyff mit stedig yff 5 Hertzlich seer duet krencken. Ghyen row haff ich so lang bis ich dyn ogelyn fyn mit lichten schyn 10 früntlich gegen mir sien wencken. Sy haven mich gans eynichtlich, Lieff haven sich mich besessen; Hertz lieff schouw an, 15 wes ich dir gan, dyner kan ich niet vergessen. Bl. 29 ro + II. Darumb ich sprech: dyn trouwe niet brech, Du haist gewalt 20 In sulcher gestalt hast mach mit mir zu schaffenn; Schoin froem unnd werdt syn dyn geberd, Du haist das lob 25 gans mitten proeb, an dir ist niet zu straffenn. Her widder werdt, myn hertz begert In freudt und schertz der gelichen 30 ich dir vertrouw schart schoin Joffrow, van dir will ich niet wichen. III. Dyn Roeder mondt zu aller stundt 35 mich seer anfecht, myn hertz dat decht weis mit dir mocht schertzen. myn schoine ehr, vorwaer geloifft mir, 40 Du gelovest mir Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 79 in diesen fall vur anderen in mynnen hertzen, wen du haist mich ganz hertzlich lieff, 45 mit dyner zucht durchgangen, Ja dusent maill In eynen dach draich ich na dir verlangen. Nr. 23 aant. Eyn Annder I. Ich arm Bruyns Medelyn ich beklagesß mich seer das mich sunst ist geschiet: dat ich die alderliffste myn so lang niet hain gesien, 5 die mich die tyt unnd wil verdrifft, ghien liever lieff up erden. alz ich gedenck recht wie het hem gaet, myn hertz in dusent freuden staet, Ich kan niet froelich wesen. II. 10 Ryck Got, geff mynen buelen geluck, Want hy is in fremde landen, Got bewair hem synes stoltzen lieff vor laster unnd oik vor schande. so willen wy altyt dancken Got 15 van nu tot allen tyden, noch is der kna so wail gemoet, vor hem so koer ick niet des keysers guet, hy is die lieffste up erden. III. Hy toch dair hyn, es war mir leeit,+ 20 myn hertz lieff uyßerkoren; In synen druck was ick gekliet, des ginck hy hienen faren. syn orloff dat duet my brengen pyn unnd mackt myn hertz in trouren, 25 hy genoecht my seer, ick geffs ihm eehr, myn trost unnd myn toverlaet verget mich niet im hertzen. Bl. 29 vo + Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 80 Nr. 24 aant. Eyn Ander I. Ryck Got, wie sall ich klagen Myn druck unnd myn verdriet? hier en is niemantz ten dagen, die mynre bistant oeck biet. 5 Des liedt myn hertzen rouwen und dairto groite pyn, Lieff, dede ick u untrouwe, so waren die schulden myn. II. Eyns Jairs ston ich int hertze 10 van u reyn frouwelick graen, nu lyd ick pyn unnd smerte, umb dat ick byn uythgedain. van rouwe myn oegen liecken unnd lyden swaer verdriet; 15 ick sie, ick byn versteken, ick weiß die oirsaick niet. III. Niet trouwe lieff wilt hoiren altoes na frienden raet? Ick ben dair niet to geboren 20 om te koemen in sulcken staet. myn guet is to kleyne na u reyn magdelyn fyn, Dus leit myn hertz in weyne, umb dat ick umbt guet ballinck moet syn. IV. 25 Och1 goet, gyh duet mich qwellen und lyde groite pyn, ick ben nu eyn to vele, daer ick wilckom plach to syn. dus gan ick achter lande 30 alz eyn man disperait; lieff, dit dunckt mich wesen schande, dat goet vor die lieffde gaet. V. Wat dinck heb ick bedreven tegen u reyn maegdlyn guet, 1 in das anlautende große O ist ein Gesicht eingezeichnet. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 81 35 dat ghy my wilt begeven unnd werpt under die voit? des moet myn hertz trouren ennde lide pyne groet; sol dit noch lange duren, 40 ick wair mich voell liever doet. VI. All byn ick bedrogen+ mit u, reyn Maeglin kuen, unnd valselick belogen, het kompt by uwer daet. 45 spraeck ich se na uwer eeren? segt mych reyn megtlyn fyn. anders dan deugt unnd ere, off ghy moeget u selven doin. Bl. 30 ro + VII. Then hadt my niet gespeten, 50 aldt leedt dat ghy my doet, hadt ghy mich niet verweten, dat ick was te kleyn van goit. dair umb dat ick sall mincken als nu die trouwe van dyn, 55 ick salder noch eyns umb dencken alst u vorgeten sall syn. VIII. Orloff, reyn creature, eyns was die lieffste myn, meynt ghy dat ick sall truren 60 alst moet gescheyden syn? neen, ick bloeme verheven, van u nem ick den keer, all hebt ghy my nu begeven, schoin lieff, men vynter meer! Nr. 25 aant. Eynn Ander I. Ungenaid beger ich niet van hoir, hoip oick dat mir die wirdt to gemeten. Wat moeglick is, byn ick bereit Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 82 5 in lieff unnd leit haer numeer zu vergessen. Myn leven lanck nem ick zu danck, dat sich die zart 10 van edeler ardt alz jetzundt ie unnd anders niet begert dan hoir unnd hoirrer eren waill anstait. II. 15 Erentrick unnd werdt is sy genandt unnd waill bekant eyn kroin wifflicher guede. hoir datum steit alleyn dair in from frolick syn 20 uyth adelichen gemoide. verborgen is, wiewoll argelist syn up der baen, verdrist moit hain 25 na sulcker sweer dat allet mit geseer wirt to gericht alz mynn unnd mynen hoepenn geschiet. III. Wair Boures art zu hoff regiert, 30 erfonden werdet guet regiment gar selden. dair durch der adel moet werden veracht, alz ick betracht, moit ick dat nu unntgelden. 35 In diesen fall het kundt nu waill verkeren sich, wiewoll dat ich byn geslagen uyß 40 dair aff niemantz weet int huiß. het is der klepper scholt, in hoern dienst hain ich gedolt. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 83 Nr. 26 aant. Eynn Annder I. Ich hain myn hertz in freden gestelt,+ Ich han mir eyn hubs medlin außerwelt, by oir woll ich gern blyven. der unfall swair by synen endt 5 gar ritterlich biß up eyn tzyt eer begert mich zu verdriven. Bl. 30 vo + II. Im landt so1 loiffen wy hyn unnd heer, die reische falt mich voil to swair, dat byn ick onnen worden. 10 Ich hain mich mennige reiß versocht, myn harniß is myn beste ploich, dair in laiß ich mich fynden. III. Men gaff mir eyn2 kertz in myner hant, eyn lange spieß is sy genant, 15 die is mir even gerechte; dairmit loep ich den boure durch das hauß, wan er mich dan will jagen dairauß, mit ihm so will ich dan vechten. IV. Nochtans so will ich niet versagen, 20 Ich trouw mich eyn halff haick zu dragen alleyn inden selvige orden; dair mit so soep ick up die but, zu lest betalt icht mit der huit, myn deel mach mich waill werden. V. 25 Mit der klocken dar men mich zum graven luyt, die is overtogen mit kalverhuyt, die duet so fer erklingen; unnd wan men up der klocken sleet, allerm schreit, so isses dan wall vechtens tyt, 30 eyn trom is sy genennet. 1 2 Hs.: zu danach h durchstrichen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 84 VI. Die uns dit nuwe lietgen irstmaill sanck, eyn from erlich lantzkneecht is hy genannt, hy haet es seer waell gesungen; er singt uns dat, er singt uns mehr, 35 uyth Franckrich syn sy koemen heer mit pippen unnd mit3 trommen. Nr. 27 aant. Eynn Annder I. Het viel eyns kolen douwe Tot eynre finsteren in, Tot eynner hupscher frouwen, + gefangen int | hertze myn. 5 ‘o liefflick umbfangen, Staet up unnd laet mich in! na u staet myn verlangen, by u so will ick syn.’ Bl. 31 vo + II. Das meglin was behende, 10 sy liet den knaben in so heymelick up eyn einde all in eyn kamerlyn. dair lagen die twee byden andern, die wile wais hair niet lanck. 15 die wachter up der tynnen laich, hy hieff up unnd hy sanck. III. Swiget, wachter, stille! Ick will u geven loen. my druckt eyn frowelyck1 belde, 20 des ich ghien rouw en hain. Sy leit in mynre hertzen, Sy brecket2 mynen syn, By hair will ich blyven, sy is die lieffste myn. 3 1 2 fehlt in der Hs. Hs.: frowelyn. Hs.: brecken. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 85 IV. 25 ‘By haer so will ich blyven, by hair so byn ich gern. Sy hefft twee falcken augen, sy is myn Morgen steer; sy hefft twee witte wangen 30 unnd eynnen roden mondt, ons here Got wilse behuede in allen3 deugden gesunt. V. ‘All vor myns vaders Hove dair stain twee bloemkens fyn: 35 die eyn dracht noeten, die ander guede nagelkins. die noten syn soe soete, die nagelen und die syn guet, die will ich die lieffste geven 40 tot eynen fryen frißchen moet.’ Nr. 28 aant. Eyn Ander I. Ach Lieff mit leidt wie hastu dyn bescheit klechlich in kurtzer gespeell uff mich! Ich hedt gemeindt 5 were steetz vereindt, das lieff niet soll verwandelen sich. nu hat ungeluck gebruickt syn sverin duck, genomen hyn, 10 myn syn dairumb bedreubt ist hart, mich reudt die zart wyfflicher ardt, die fast schoin jung liefflich unnd froim. II. 15 Elendt du hast+ mich streng gefast In senen unnd verlangen groet, dat alle myn freidt zu ruggen leit 3 Bl. 31 vo + Hs.: aller Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 86 20 unnd ste on alle trost gans bloiß. was fing ich an verwiester man? weiß nicht wel end elendt 25 ich koem ietz waer ich woll ist ungefel steet myn gesell, schaifft die schon jung lieblich unnd froim. III. Senliches leidt 30 is ietz myn weidt, erfreuwet is myr myns hertzen lust. was hilfft mich dat ich by oir was unnd soll nu syn al freudt umb sunst! 35 Gar smertzlich muiß lyden ich betreubter man. ich kan nicht umbwenden zu freudt, 40 geyns trost mich geidt, siedt dat ich meydt die hoich schoin jung liefflich unnd froim. Nr. 29 aant. Eyn Annder I. Ich armes kuitzelyn kleyne, myn gedancken syn mennichfolt. over nacht flieg ich alleyne all durch das groinen walt. II. 5 Van den nast byn ich gedrongen van mennige voegell geschrie, die alden mit den jongen, hair stem is menniger ley. III. Der nast is mir untwichenn 10 dair ich up zu rusten plaich die loever syn affgeriessen des claig ich nacht unnd dach. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 87 IV. Ich flieg den walt oll omme up mennige naste swig, 15 ich fant frucht menniger ley, der smaich was ungelich. V. Wir tzwey1 wir moissen scheyden, adde myn liever nast, Sunst flieg ich over die heyde 20 recht wie eyn frembder gast. VI. Vair hyn2 dat dich Got geleide,+ myn lieves kuytzelynn, du machs mich scheydenn sweere unnd krenckes des hertze myn. Bl. 32 ro + Nr. 30 aant. Eyn Ander I. Myn1 flies unnd myn gemoit hain ich niet gespairt, altyt gewaert den heren myn 5 zu dem besten syn, mir schickt dair in, genaidt unnd gunst verhoirt, des heren gemoidt das wendt sich aff. II. 10 Var hyn unnd heer, unnd wes ich kan zu koiffen ain der orter tzyt, na oirren strit, 15 es is dan spit dat duet mir angst: myn trouwen dienst die blieff dir unbekant. 1 2 1 Hs.: tzey. Hs.: hy. in die Majuskel M ist eine Narrenfratze eingezeichnet. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 88 III. Wenich danck und loen 20 dair von ich breng, men achtet gering, es is vurwair vergessen gaer; groiß noet und gefar 25 ich bestanden hain, wat freudt sal ich dair haven van? Nr. 31 aant. Eyn Ander I. Ich byn umb eynre frouwe wille gereden so mennige dach. nu segt mich, schoin Jonckfrouwe, wie haidt ir uch bedacht? 5 Och wildy by mich blyven unnd dat segget mich by der zyt, ick sall unnd moet van hinnen. - Ja schoin is myn lieff my en lust ghyen ander wyff. II. 10 Lust u ghien ander wyfflin, so wende dich her zu mir. so seggen ouch alle die wyve dat ich die lieffste sy. die eer will ich behouden1 15 tot die alderlieffste myn en slaipen by schoine wyve. - Ja schoin is myn lieff dair slaipt ghyen annder by. + III. Hy nam die suverlicke 20 al by der witter handt; hy leydese also ferre All over eyn smale pat al vor haer kamer finster, dair lach die macht unnd sliep. 1 Bl. 32 vo + Hs. behonden. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 89 25 die wachter up hoger tynnen: - Jo schoin is myn lieff my en lust ghyen ander lieff. IV. Is dair ymantz verborgen? dat segt nu ter tyt, 30 dat hem die nyders niet en verspieden, die by der lieffster zyt. ick sie die morgenstere unnd der dach sprayt darby. ich hoire die vogelkens singen, 35 - Ja schoin is myn lieff dairto die nachtegale. V. Laet singen dat sy willen, ten isser noch niet dach. so moetse Got bewaren 40 dair ick to nacht by lach. Sy hefft twe falcken ougen, dairto eynnen hupschen krans, so moet ick van hair scheyden, - Ja schoin is myn lieff 45 got sparse lang gesunt. VI. Hiermede heb ick gekosen, hedt is mich van hertzen leyt. ick heb umb uwent wille gereden so mennige dach. 50 Schoin lieff, laet u gedencken end die trouwe die ich u gaff unnd laet twee ougen up my wencken: - Jaa schoin is myn lieff2 Adieu ick scheyde van hier. Eynnde 2 Hs.: danach my gestrichen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 90 Nr. 32 aant. Eyn Ander I. Untlovet is der walde gegen diesen wynter kaldt, beroefft werdt ich so balde, myns schones lieff mackt mich alt; 5 das ich die schoinst moiß myden die mich gefallen duet, + brengt mich in | heymelich lyden, dairzu eynen swairen moit. Bl. 33 ro + II. Hertz lieff, laiß dich niet affen, 10 der falsche kleffer sint vele; halt dich gegen mir rechtschaffen; trouwlich ich dir loenen will, heut dich vur falsche zungen, dairauff sy woll bedacht, 15 des sie dir zu lieff gesungen zu hondert duysent gueder nacht. III. Wat leitz du mir zu letzen, du schoenes bruns meglin? eyn hertz waill sunder smertzen, 20 gheyn liever dan eyn. dair mit will ich van hynnen, waill durch das groine wait, dair findt men mengerleye so mennich bloemkenn blouw. Nr. 33 aant. Eyn Ander I. Ghen besser freudt up erden niet en is dan der van hertzen zu frieden is unnd dienet Got den hernn unnd laiß die werlt die werlt syn1, 5 want alle dingen vergencklich syn behalve Got alleyne. 1 Hs.: danach gestrichen: behalve Got alleyne. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 91 II. Die freudt der werlt en mach niet stain, die schoinheit der menschen die moiß vergain in also kurtzer stunden. 10 Dairumb bidt ich lieff heer gefft mich respit also zu leven in dieser tzyt, das ich mach genaidt erwerve. III. Ir junge hertzen, ir havet uren willen, ir drincket unnd klincket unnd machet gaiet seer. 15 Gar kurtzlich moist ir sterven, den bitteren doet gaer niemant en spairt, die helle auch alle zit open staet, huet dich dair in zu koemen. IV. Wer sich zu goede keren will+ 20 sall tzitlich beginnen, so geyt ihm waill, unnd hueden sich vur sunden. Eer ihm der duvel der wech vurghe, das ihm gheyn schaide dayr ihn en geschie, wie uns der wyse man lerret. Bl. 33 vo + V. 25 Die Jeuget laiß niet bedregen dich, es is am leven niet secherlichz; der doet hengt an din verschen wair du hyn ghiest, wair du hyn steist, hy folgt dich na und niet verliest, 30 mit dir wirt er nicht schertzen. VI. Du siest jung, edel, arm off rick, die wormen werden fressen dich, dairzu bistu geboren. du boiß mit Got vereynighe dich 35 Dwill du hyr levestee up artrich, so machstu froelich sterven. VII. Die werlt lust mach helffen niet, brengt pyn die nummer vergeyt, dairna weit dich zu richten. 40 folgt mynen raet, es duet dir staet, huet das es niet werdt zu spaedt, so machstu ewelich freuwen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 92 VIII. Der wech zur helle ist gaer wit, der pat zur himmel ist2 niet breit, 45 Such das du niet irrest. wiltu mit christo eyn erve syn, so moistu hier geduldich sy unnd mitlyden dragen. XI. Die guede dagen ouch di du hier suist 50 verfueren dich zu der duvels kuch, dair in so moistu braeden. Nym up dyn halz, wie christus sagt, dyn Crutze, folg ihm unnd niet versach, so kompstu zu genadenn. + X. 55 Wiltu des eyn exempel hain, gedenck des evagelischen Ricken man unnd Lazarus des armen. der eyn van ellendt in Abrahams schoit, der ander in die helsche gloit 60 na waillust is gefarren. Bl. 34 ro + XI. Dairumb lais dir niet syn eyn spot, Lais faren die werlt, keer dich zu Got, schick dir mit ernst zu sterven, dat du na diesen Jamerdael 65 mogest koemen zu den himelschen sael by Got und syn uytherkoren. XII. O Richer Christ van Himmelrich, sie an dyn schaiffen gnedichlich unnd lais doch niet verderven, 70 die du mit dynen bloet gewonnen haest, vur uns zu dynes vaders rast, das bidden wir dich allen. XIII. Der uns dat Christlich leidtlin irstmail sanck, eyn Christ lieffhaver is er genant, 75 er hait idt mit andacht gesungen. der liefheer der barmhertzich is wil uns verlenen vergiffenis van unsen sunden allen. 2 Hs.: danach gar gestrichen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 93 Nr. 34 aant. Eynn Ander up die vurge wyse I. Ghen Boeser ding up erden niet en is dan eygen nuttze unnd falsche list, is ietz gemeyn up erden. das hait der falsche Judas gedain, 5 der hait das Hantwerck gevangen an Syn Junger syn im Lande. II. Judas hertz das leugendt niet, Er gaff eyn raet unnd meyndes niet, Den armen solman geven, 10 das ander salve versturtzet was, Syn hertz was ydell nyt unnd haeß, Judas is noch up erden. III. Falschen raedt unnd verradery, Judas werck spuert man dairby, 15 Ach we der gemeynder Landen, die mit sulchen raet umbfangen syn;+ des beklacht sich mennich mueder kindt, verraden is ietz gheyn schande. Bl. 34 vo + IV. Judas bekandt sich, das was zu spaedt, 20 das er synen herren verraden haet: der duvel hait ihm besessen, das er mit nichten erkennen moch synes heren trouw innd fruntliche doucht, selffz hangen wais syn beste! V. 25 Erschrecklich is unnd groite pyn eynnen jederen, der eyn christen will syn unnd kan dan niet betrachten die groisse sundt unnd missethait, die Got der heer verhalden hait, 30 hier unnd dairmit zu vergeven. VI. Das ist, der synnen herren verrait unnd goetlicher wairheit wederstait, nutzer waer er niet geboeren! das was des falschen Judas that, Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 94 35 der an Gotz barmherticheit1 verzwivelt hait, Ewich is er verloren! VII. Das neme zu hertze eyn jeder Christ, der seynem herrn verbonden is: huet sich vur sulchen sachen 40 und sie synnen heren getrouw innd holt, so will Got vergeven sundt unnd scholt, zalich will er ihm machen. VIII. der das nuwes lietgen hait gedicht, er ist durch den doep mit Christo verplicht, 45 Er verhoefft niet meynedich zu werden Alz der falsche Judas mit synre thaet, der synnen herren verrayden hait, Er will getrouwer synnen heren syn. A M E N Nr. 35 aant. Eyn Annder up Die selvige wyse + I. Gheyn beter freudt up erden niet en is, dan jegelick bye synnen buelen is, by synnen buell alleyne. so mach hy reden wat hy will: 5 mer wat hy in synem herten drecht, dat gefft hy mych to kennen. Bl. 35 ro + II. Ich hadt eyn frundtgen, dat is wair, dry weken myn eyn halff Jair; sy woldt gestedich wesen. 10 sy waes mich gestadich in gueder waer. mugt ich eyn kurtzwil by oir wesen, myn hertz waer gans genesen. III. Myn lieffken hefft twee armkens wyt, dairto twe borstekens sint onbesmet, 15 dairto twee schoin bruin ougen. dairto hefft sy eynnen lachende mont: mocht ick hair kussen, ich wair gesunt, myn hertz weer gantz genesen. 1 der an Gotz barm ist über einen ausradierten anderen Text geschrieben Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 95 IV. Die uns dit niuwe lietlin sanck, 20 eyn frommer lansknech was hy genant, hy hevet seer waill gesungen. hy hevet gesungen, hy singet niet meer unnd all van schoiner frouwen Eeer spit alle qwadt nyders tongen. Nr. 36 aant. Eyn Ander I. ‘Waeckt up, waeckt up, du warde gast, die valke ist up der stange; hy kerdt hem seer nades dages licht, dairna stait syn verlangen. 5 dairumb ich u1 in trouwe roede: die morgens sterre inden hiemel staet; siet, dat u niet en werde to spaede, keerdt u schoin van dannen!’ II. ‘Neen, Wather, neen, laet u geschal, 10 waddens | helpt u dat schimppen?+ Gy brengt unß beyde in groet ungefall, Het kan u luttel gehelpen, dat ghy verstoirt den lieffsten gast, hy kompt hier haren selden. 15 Ten is noch niet so na den dach, ghy sullet noch mißgelden!’ Bl. 35 vo + III. ‘Neen, Frouw, neen, west nie so fell doer genen swerten wolcken My dunckt ich sie eyn sterre klair 20 al doer die wolcken koemen stolcken.’ ‘off ick dairin bedrogen ben, dair geff ich mich in schuldich; den dach en is niet so na darby, ghy slaept noch wail eyn ure off drye 25 laet my in uwer hulpen.’ IV. Die gast, die gast die sy verkoos, haers herten eyn tabernakel, 1 v aus in verbessert. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 96 in herter lieffde haers herten begert, sy brant recht alz eyn fackell. 30 haer dunck eyn ure eyn jairlanck duren; sy en heves ghyn verdriet. Sy speelde by hartz hertzen begeren, tot dat die lichte morgensterre qwaem anden hiemel schynen. V. 35 Dat frouwken in haer bedde lach mit haer sne witte wangen, hair roide mont, haer bruyn ougen upslach, haer herte is so bange. vor dy nyders tongen is sy seer versacht, 40 den dach kompt angestrecken, hy spranck daer lustelick doer den2 clee, dat scheyden doet beyden wee und stridt boven alle valcken. Nr. 37 aant. Eynn Annder + I. Wie koempt dat by, schoin lieff, laet mich dat weten, dat ghy niet meer umb my myn trouwen dienst hebt vergeten? Bl. 36 ro + II. Dat hefft gedain u amareuse maniren. 5 hilff mich auß der noet, schoin bloemken roit, ick bemynde u boven myn leven: oir mondlin roet, oir oigkes klair, 10 die doen myn hertzgen sveven. III. Addieu accort, wat hebt ghy nu bedreven mit u borstgens bloet, recht alz eyn kloit, die doen myn hertz sveven! 15 helpt mich auß der noet schoin bloimkens roit, ich beminde u boven myn leven. 2 Hs.: und. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 97 Nr. 38 aant. Eyn Ander I. Liefflich hait sich versellet myn hertz in kurtzer frist na eynre die mich gefellet, Got weiß woll wer sy is. 5 sy gelievet mich gans ynentlich, die ausser welt unnd reyn, Got weis wol wer sy is. II. Ich gelichse eynnem engel, die ausserwelt unnd reyn: 10 Hair hairlin kruiß gell gestrenget, ir mundelin roet robyn, ir wendelyn roet, schoen rose farwe roet, zwey bruyn ogelyn klair, die dragt sy uppenbair. III. 15 All umb des megedelin guede hain ich sy mich außerwelt; sy erfreudt mich myn gemoide; mynen dienst han ich oir gesworen, oir stediger diener woll ich syen 20 unnd blyven oir underdain so lang ich es leven han. Nr. 39 aant. Eyn Ander I. Ich weet noch eyn:+ sy iß so waell gedain, die wolde ich also gern tot eynnen fruntgen hain. 5 sy is gar dugentlich unnd dairto so rechte gestadich, wair findt men oirs gelick? Bl. 36 vo + II. Lest mail doe ich fruntgen by oir was, wo fruntlich wortgens mer 10 dy sy tot mich spraick! Ich nams auch all in danck; sy sacht sy soll mich wael gestadich blyven unnd doens mich genen wanck. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 98 III. En woldy mich gestadich blyven, 15 schoin lieff, dat were die alderhoichste wunß van my. Ick beger von hoir niet meer1, dat ghy mich gestadich wollet blyven, waer ick mych henen keer. IV. Die valsche kleffer tonge, 20 der fintmen also vele; sy hebben mich benommen so mennich guet auent speel unnd myn waillusticheit: ick sall noch inden lieffste arme slaipen 25 und werdt den kleffer leidt. V. Unnd weren alle die kleffers tongen doet, so solde hen verfreuwen so mennich mundelin roet. ich wyns ihm alle myn leidt; ich sall die lieffste wall gestadich blyven, 30 waer ich mich hyn kere. Nr. 40 aant. Eyn Annder I. Eyn Venus dierken had ich uytherkoren, ghyen liever weit ich ter werlt ront. umb oirentwill is dat ich freudt erboeren int anschouw van myns lieffkens lachende mondt. 5 oir kelke wit unnd oir boirstgens ront, die maken mich seer froelich van synnen. + II. Ghien schoiner is noet van moeder geboren1, tis recht dat ich myn lieffke bemyn. oir hairken is goldroet, goldroet van koloire, 10 twee oigkens stoin int amareus so snel; hoir wangkens sint roet van naturen, idt is myn lieffke, dat merck ick woll, blyde van geiste und niet Robel, my dunck, idt is myn affgoetinne. 1 1 Bl. 37 ro + Hs.: meer doppelt geschrieben. Hs.: gebren. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 99 III. 15 Gefassoneer is sy alz eyn manige, tis recht dat ick myn lieffke bemynne. dairto hefft sy eyn hoetmodige curasy, dairto hefft sy eynnen firren ganck, van dry off vieren bedrifft sy 20 van myn hartge rasie ich en hoirde van myn dage noit beter sanck. want sy bedrifft mit hoirren amareusen klanck, my dunck sy is myn affgoetinne. Gefassoneer is sy alz eyn manige, 25 tis recht dat ick myn lieffke bemyn. 1546 TR perdonne Jeunnesse Batenborch Zeichnung: Herz mit den Initialen TR und Krone von zwei Pfeilen durchbohrt und von Säge zerschnitten. Darunter: WWSHDDGBVSM myt ganser stedycheyt Nr. 41 aant. I. Ffreys unde ffreylych wyll yck mych halden,+ truyren1 en mach my batten nyt, spyt al de geyn de mych benyden, om oren wyl en lat ych es nyt; 5 al van ser hey, wych hey, wych ho, sech ych den leyste, so wyr ych ffrow2. Bl. 37 vo + II. Ych wet eyn pertten myt ffalben manen, dat ych so gern to ruyden blach, dat sleyfft eyn andert op der banen, 10 gott geff dem leyste ffol goden dach! al ffan ser hey, whych hey, wych ho, seych ych den leyste, so wer ych ffrow. III. Nymes en sal van anderen klappen, he sal sych soelver3 erst wal beseyn, 15 un yst er ffor mals wat er ffaren, 1 2 3 Hs.: truyen. Hs.: ffrowz. Hs.: svelver. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 100 dat mach er namals wal geschen; al van ser hey, wych hey, wych ho, seych ych den leysten, so wer ych ffrow. IV. Wy wyllen nyt meyr van den ovol gan seyngen; 20 et donck my so ffrasen ffogel syn, er wynck my an myt den wyt van synen ogen, myt den hertzen en ment er es nyt; al van ser hey, wych hey, wych ho, sech ych den leysten, so wyr ych ffrow. Nr. 42 aant. + I. Ich mueß von hin, darumb ich bin, hertzliebste mein, in schwerer pein, darzue in großen schmertzen; Wan ichs bedracht bei tag unnd nacht 5 dein schone zier, freid lust unnd begier, darzue dein freundlichs schertzen, So will mein hertz vor leid unnd schmertz in rechter lieb vor lait zergan. furwar ich sag, das ich mein tag 10 auff erden kain lieber gewann, schaiden ist bitter dan der enntzian. Bl. 38 ro + II. Hertzlieb dein fart die reut mich hart, das ich nit mag kain stund im tag frolich kan sein on laide. 15 wie sol hin fur geschehen mir ellendem weib, das ich dein leib verlassen mueß durch schaiden? So bitt ich dich ganntz hertziglich, laß mich dir hertzlieb bevelgen sein. 20 treulich dich bitt, mein nit vergiß, behalt mir ein stetl im hertzen dein, schaiden ist uber alle pein. III. Hertzlieb unnd wert, mich reut auff erdt kain mensch dann du, das ich dich nu 25 und muoß mich dein verwegen. ich bevilch mich dir yetzundt hinfür, desgleich will ich gott bitten fur dich, der lieb gott well dein phlegen. So ist di zeit yetz khomen mit lait, Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 101 30 das ich dich hertzlieb mueß verlan; beut mir dein mundt zu dißer stundt, so mag uns baiden nit werden baß, schaiden macht unns die eiglein naß. 15. 12. 50 MHZG Os: Rainer zu Erb Nr. 43 aant. I. Blaw blomen auff der heyden,+ ich bid, vergiß nicht mein, unnd seind wir beyde gescheiden, mein hertz sall bey dir seyn 5 biß an mein lebens ende. ich will mich vann dir wennden, ach scheiden, du brengst1 mir pein. Bl. 38 vo + II. Verlangen thut mich krencken unnd brengt mir schweren mudt 10 wann ich ann sie gedencke verwandelt sie mein bludt2 darumb das ich sie muß meiden brengt mir heimlich leidenn ich hoff eß sall werden gudt. III. 15 Woll auff gluck mitt frewden und ker dich wederumb, unnd seind wir beyde gescheiden, wie bald ich wiederumb komm3! denn kleffer all zu neyde, 20 dem deuffel all zu leyde, Gluck4 ker dych wederumb! 1551 ABDE Anna v. Bronkhorst u. Battenborcht 1 2 3 4 1 Hs.: brenst. Hs.: blaidt. Hs.: koinn. Hs.: Gluch. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 102 Nr. 44 aant. + I. Keyn leyb1 aen leyt wyrt funden, das byn ich worden inn; myn freud is myr verswunden, krenckt myr hertz mot und syn, 5 schafft myr eyn sweres lyden, das ich drag dach und nacht. ach got wy we dot scheyden, gschach myr nye so leyd, wy wol ich2 es neymant clage! Bl. 39 ro + II. 10. Ach gluck, las dych erbarmen myn clag und swere pyn, verlas mych nycht, mych armen3, do myr dyner hulff und schyn. myn hertz das ist verwundt 15 dorch iren zart mundlyn rot, myn Fenus flamen entzundet, myt lyebe so gar dorchgrundet, hylff myr uys solcher4 not! III. Trostlycher hort uff allen, 20 dyn schon geber und tzyr5 thut myr so wal gefallen, daer na steyt al myn verlangen, ir falcken oglyn klare, de geben lechten schyn; 25 recht golt farbe ist ir hare, ir wenglyn rot wys gefleckt, ir mundlyn glych dem robyn. IV. An ir ist nycht vorgessen, se yst van edler aert; 30 ir schon ist nycht zu ermessen so lyeblych und zo zart. solt ich ir lob recht sagen - wy wol ych es nycht en vermach - 1 2 3 4 5 Hs.: leyd. Hs.: ich aus ick verbessert. Hs.: aemen. vorher Schreibfehler socl durchstrichen. vorher ty gestrichen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 103 ich endes in keynem6 dage; 35 hertz leyb vormerck de clage, de ich im hertzen drag. V. Recht lyebe und truwe fyndestu altzyt by myr, nycht mer tu ich begeren 40 aen allen falsch van dyr. off ich nycht byn dyns glychen an gewalt und grossen pracht, wyl nycht7 drum van dyr wychen, ich mochte gnad erreychen, 45 myn hertz dych prysen thut. VI. Ich erman dych aen de stunde, do ich dych erstmals ersach; dyr ist ouch noch wal kunde in eren alle sache. 50 ich byt last also blyven, holt stetzs by dem alten gesetz, las mych darum nycht8 verdryven, off ich nycht stedes kann blyven by dyr myn hogester schatz. VII. 55 Nycht9 las mych hertz lyeff nycht setzen myn hoffunge gar um sunst, do mych dynes leyts ergetzen, stel nycht van myr dynen gunst! als ich dyr do vertruwen, 60 du bruyckest an myr keyn lyst; es soll dych nycht geruwen, gluck das mocht sych naygen tzo dyr in kortzer fryst. VIII. Anders saltu mych nycht sparen 65 dan gerecht mynen worden gelych, las dych doch nycht verforen, blyff stet, nycht van myr wych; glych tzucht und eren jegen myr, 6 7 8 9 vorher keye durchstrichen. vorher mych durchstrichen. vorher vy durchstrichen. Hs.: Mycht. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 104 70 gans fruntlych myt myr redest, myn hertz in frouden ertzeygest als ich lest waer by dyr. + IX. Adde, myn kayserynne, myns hertzen eyn hogester kron! 75 ich moys itzunt van hynnen, myt layde ich van dyr schayd. schenk dyr dys leyt tzo der letze, das myn hertz alderliebest war, darume myn hertze lyt smertze, 80 ich en kan dyner nych vergetzen und levede ich schon dusent jayr. Bl. 39 vo + X. Bewar dych got vor lyed und spar dych lange gesunt; wy wol ich itzunt schayde, 85 doch blyvet myn hertz al stunt ach by dyr in stedyger truwen und gan dyr guts vor allen. wyl mych10 van dyr nycht keren, send dyr manych seufften11 swere 90 all dage wal dusent mal. *** F.F.W. Dyt leyt ys geschreven, de kunst is in de fedder gebleven. De truwe wyl faen, de moet werlych snelle wynde haen. v. Westrem 1552 + G.d. Bouchorst Bl. 40 vo + Veel te loven ende luttel gheven doet die sot in vroyschden leven. 10 11 mych über durchgestrichenes ich geschrieben. gleiches Wort vorher nach Schreibfehler durchstrichen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 105 Nr. 45 aant. I. Der werlt untruwe ys mannych folt,+ des byn yck wys geworden. och we dem genen, den dat awer get, syn hertte dat lycht yn soergen, 5 un dat ys myner truheyt schult; het yck des1 ken gedult, untru hedde mych ermordet2. Bl. 41 ro + II. Gros untru yck bewunden3 han, dat wyl yck dy wal sagen, 10 va enen metlyn ys huppes und fyn, un de heft my bedragen; wul untru ys er hertte gekledet, un wat se myr saget, dat fynde yck gar erlagen. III. 15 Yck mende er herte wer als dat myn getru yn erem lyve; des wert myn walssche frunt dar hen, er hat enen anderen lewer. des let se myr yn truren stan 20 unde hat myr gesat al up der narren schylt. *** ESAG De de welt also ut er kuset, darmede he gades hulde worluset: wan et dan get an en scheden, so syn se worlaren alle beyde. L. Hasenkamp Yck wyl syn frolyck yn4 eren, desen kan my numans wor keren. 1 2 3 4 Hs.: kes. Hs.: ermardet. Hs.: bewuden. fehlt in Hs. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 106 Nr. 46 aant. + I. Eitz scheiden du breinges mych swer, krenckes mych gar trurenlych, das ich nu und mueß van ein, de usserweldt erfreywet mych. 5 in schympt und auch1 yn schertzen hadt sy2 mych myn hertz durch wondt; das werden ich kranich van hertzenn, wann ych gedenck der weder ffardt. Bl. 42 vo + II. Ungeval durch deinen nytz 10 haidt sulx klaich erdach, das mach das kleffers neit, das scheiden werdt vollenbracht. dar umb haff ych groß leiden und ist myr lankwyllych, 15 das3 ich dych fyns leiff moß myden, ungeval das klaich ich dir! III. Kumpt myr myn troist zu stur, gedenck das scheidenn swer, wyl kortzwyl wyrdt mych dur 20 so ich van heinden moß schyr. myt leidt so moß ych scheiden, nach blyf das hertz by dyr: geluich keirt dich myt frouden, hoelf unß zu sammen kommen schyr. Got Baven al Elsbet van Bronckhorst und Battenborch Nr. 47 aant. + I. Uis argen wan geheve iches an, ein frowelin thobeclagen. ich suichte und clage, 5 das ich min dage nicht toures have forloren! 1 2 3 Bl. 43 ro + Hs.: aich. Hs.: y verkleckst; darübergeschrieben: er. Hs.: davor hyt. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 107 des clage ich ser wi lange wi mer: das ich de schone moeth miden1 10 brengeth mir ein hemelich2 liden; hertz leff, des clage ich dir, darum heleff mir! II. Helleff mich hertzleff uis sollicher noith, 15 geff mir hertz leff din thruen raith! des cumpth mir fill, das ich nicht will; das cumpth mir her, 20 das ich nicht beger. und qweme er, den ich beger, ich bins elende und gantz unwerdth, 25 follich sich urne kerth; van grosen zorn3 so mois ich stherven. III. Gründeth mine wordth, junckfrowellin tzardth, de wile ich dir mois miden! 30 claich sun und main, claich loiff und gras, claich alles was das den hemell4 besluisth, claich roslin fin, claich kleine wilth fogelin, 35 claich blomelin uff der heiden, claich oich de brune waltgemoith, oich richer godth wy we mir scheiden doith! *** Selden sein und lange thzo beiden sall mir nümer doen scheiden. 1 2 3 4 Hs.: d aus th korrigiert. Hs.: zuerst hemelichen, dabb en gestrichen. zorn unsicher. Hs.: danach heinell. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 108 Nr. 48 aant. + I. Ein fruntlich auchen wyncken bringt1 lust minß hertzen begert, als ich dan de leiffste gedencke, wo gern ich by yr wer! 5 sey hat ein fruntlych weßen, das hat betswonchen das junche2 hertze min; auch mocht ich by3 yr weße, sey gefelt mir we lancher we meir. Bl. 43 vo + II. Acht nit uff falche4 zunchen5, 10 de di lich zu don machen; laß mir din fruntschaiff schowen, hertz lyeff, we es weßen mach. syn wyr beit gescheiden, versdu uffer grun heyden, 15 stedich will ich na dir beiden, der gelichen do wieder zu myr! III. Kein junfraw kan mich ehr fruwen, ich binß ganß trurenlich; de tru vur zyden hat beseissen, 20 ich nit weiß eiß neman zu klaichen, ich sein der untru zu vill. allein moß ich es draichen, mein junchen hertzen6 klaechen, ich sein, es yß verloren spyll. *** 1550 WGW S. v. Holtorp Het ich mynen willen, so wir ich vil zu stylle. 1 2 3 4 5 6 g aus h verbessert. Hs.: juche. Hs.: by doppelt. Hs.: fralche. Hs.: ßunchen. Hs: dahinter dklichen durchstrichen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 109 Nr. 49 aant. I. Elleyndt hadt mych omffangen+ dye tyt so mannych ffolt, na eyner drach ych verlangen myt smeyrtz ych des verdolt. 5 das macht alleyn syn losen Wort, dar myt haedt eyr mych das heyrtz bettort1! marck goder geseyl, wadt ffalsen leyffde doet, dat brenckt myr myn heyrtz yn sveren noedt. Bl. 44 ro + II. Leygen und dryegen yst um gemeyn, 10 wer das geloyfft wyl er spryckt duyck ya und meyndes nyt, er yst alleyr boscheyt2 ffol. er pypes mych suydt, er machges myr godt gelyck we men dye kleynen waldt ffoegellyn doeyt: 15 wanneyr man sy geffangen hadt, so slet men sy der doet. III. Och spoytlychger yommer, wye breynchdt er mych dar heyr! heydt ych syn untrow3 vor hyn gewost, 20 dye leyffde hyedt lan eyn ende. wys wyl ych langer ffrowen mych? er hadt doch eyn ander leyver dan mych! ych hadt dat wordt eyn ander, dye daet4 myn saeden, weyrde ych das gewar. *** 1550 Godt ffychyes zo besten Kattryn van Battenborch 1 2 3 4 Hs.: beffort. Hs.: loscheyt. Hs.: danach te gestrichen. Hs.: danach mych gestrichen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 110 Nr. 50 aant. + I. Saturnus kaldt ist manichvald, doch frouwet mich syn geleste; auch, dusent ach, 5 myn engemach woll sich das foigen tom besten. hilff und giff raidt wie es mich ergait mois ich din hulp vormiden 10 als Gameret vorlangen dede na Pellicain, dem swartzen wive. Bl. 44 vo + II. Die wandels fry, frouw Etami, 15 durch synnen und vorlangen, er truw se gans na Graneflans, desgelichen byn ich gemeinet und noch vyl mher 20 vor all zu dir, mach mir nith leve wirden1. in lever gyr kum her zu mir, Jupiter will uns das leidt vordriven. III. 25 Ach Mars mit grimmen sege ich dinen schyn durch das firmament erblicken. vor2 dinen tornnen hed ich erkoren 30 ein frundlich ermelinstrecken. an werder brust mit gantzer lust kom mir myn leidt vorgestrewen3: Arabbel zart 1 2 3 Z. 18-21 identisch mit Z. 42-45. Hs.: vorth. Hs.: vorgestregken. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 111 35 van hoyer arth Marggrave Wilhelm4 dede erfreuwenn. IV5. Do6 Deiller floir mit wie Amoir in levede sich hait voreinet, 40 do was ehr hertz inn hoyer schertz, desgelichen bin ich gemeinet und noch vyll mher vor all zu dir, 45 mach mir nith levers werden. der7 Sonnen gelytz mit hießer hitz berenndt mich nith8 so heis uff erden. V9. Ach Venus frouw 50 din anneschouw lais din schin lange resten; vor dage und wile uff mich nith ile dorch das hemelsch geleste. 55 der leveden bundt ist dir kundt10 darumb lais mich in freuden ....11 und willen als Secundil 60 dede Ferefees, dem stolzen12 heidenn. VI13. Origal mit syner quail moist Agelye miden; vor solcher noid 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Hs.: wilhlem. Str. IV = St. VI der Hs. Hs.: Der Hs.: den. fehlt in der Hs. Str. V = St. IV der Hs. Zeile fehlt in der Hs. im Text der Hs. keine Lücke. fehlt in der Hs. Str. VI = Str. V der Hs. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 112 65 wehr mir de doit14 ja beßer wyll zu liden, dan ich mit leide van hinnen scheide von myner schoinen Amien, 70 gedench an mich als ich an dich: Mercurius will uns mher ffryen. VII. Ach wie der Maint hait sich vullendet 75 hen na durch all die zeichen, die vier Element15 heben sich gewendt, de dach de kumpt her reichen. myner frouden oirth 80 is gans vorstoirt in jamer und elende: Segunie leidt was wytt und breitt all na Sinatulander ende16. *** Seldenn sehen, lang zu beidenn sall mir nummer doin scheidenn. 14 15 16 Hs.: danach wer mir der doit wiederholt. vier Element < firmament? fehlt in der Hs. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 113 Nr. 51 aant. I. Och buyller, du buyst eyn armer dyr,+ eyn merteller dyr uff erden! des naychs so bedryfft er affen spuyl, er fuyrt eyn kattuysser leven, 5 und de ganssen naicht heyff er aver braycht myt suychten und myt wennen; und umb doyt we der hagell und snye: er haypt, syn leyff 10 sal umb noych werden. Bl. 45 ro + II. Des morgens wan er froich uff stet so doyt er sych balde kleyden; er merck, war syn fyns leyff1 hynne gayt, dat er sy moicht beschuwen. 15 en so suyt er dar eyn ander bey er stan, eyn worde kan er nyt spreghen. er gayt fort dan end suyt sy ovel an, umb dunck syn hertz sol brechgen, 20 enwart kan er nyt sprechhen. III. Och buyller, ghy syt eyn2 unwert gayst, er wolt geyrn fruntschap myt mir magen und heb hertz noych syn tho dyr, mych maych wal anders geworden. 25 fair hyn, fair hyn, er syt eyn untvert gayst, eyn merteller uff erden! war ghy uych kyrt aff men dynner nyt3 enbegert aff dyr geyn trost 30 en maych geboren. 1549 E.V. Battenborch Wat mer godt gan, weder dem kan gein man. Godt Baven al 1 2 3 Hs.: danach tho gestrichen. Hs.: danach armer gestrichen. Hs.: nyt doppelt. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 114 Nr. 52 aant. + I. Schoin Bin ich neit, myn hoigester hordt, deß laiß mych neit engelden. wie ych eim doin 5 haib ich kein row, myn hertz wirt froe gar selden, in adlicher zuicht mit fleisßer bedt erfrow mych myn jonger1 hertze. Bl. 45 vo + II. 10 Beclaich dich neit zu hardt myn schones leib, dyn komer will ich wenden! Brent dyr dyn hertz in rechter leib, 15 so laiß mich uiß mynem Ellende. myn verlangen daß steidt nach dyr, in rechter Beger lust mych mit dyr zo schertzen. III. Schoin Jonffreulin ffyn 20 ist daß dyn wyll, so erfrew du mych van grondt mynes hertzen! heimlich und styll legst myr in mynen syn, adde ich moyst van dan; 25 dyn hertz ich in mynem hertzen hain und don stetz ain dych gedenckenn. *** ABDE Anna leff van Bronckhorst unnd Bateborch 1 Hs.: joger. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 115 Nr. 53 aant. I. Dye maeyn steyt yn dem hüchsten,+ dye soen haeyt sych onderdaen; myn ffyens lyeff leyt dar yn nüeden, hergot wye mach es oem gaen? 5 des regent end sneyt der kalder weynt, off ych myn ffyens lyeff suchte, ych wost nyt, waer ych om ffünd. Bl. 46 ro + II. Myn ffynes lyeff wol mych leren, woe ych mych halden soel 10 yn tochten end och yn eyren, ffyens lyeff, daz weytz du wael. ych weytz wal wez hemlychger ffruntschaff dueyt, des berümt sych mennyger syns boelen yn dye lenghdt schuyt oem geyn goeyt. III. 15 Vyns lyeff, ych wol dych bydden, waer eyr u geselschaff haeyt, dat eyr myr myt süchten wolt gedyncken, der werrelt eys ffol aergelyst. gedynckt aen mych met eyn kleynnen waen, 20 als dan wel ych uff dych waerden, eyr büst myn hüchste kroeyn! IV. Vyns lyeff, ych wol dych klagen myn elend end yamer groeyz; al wyl haeff ychs nyt aen dem dagen 25 wü spaer wch got doch gesont. hadde1 zue ffüel goeder nacht, dat sey dyer ffynes medelyngh gesongen, om dynent wellen erdacht. DAL Ych betrou yn got allen, der mynssen trost eys klen. CVB 1561 espor mai abriese C. v. Bronckhorst unde Batenborch 1 Hs.: hadde ist doppelt geschrieben. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 116 Nr. 54 aant. + I. ‘Wach uff mein hertz, vernim mein wort und mirck was ich dir sage: mein hertz stehet 5 nach deiner güdt, Junckffraw laist mich nicht verzagen! Ich stell nach dir al mein beger, das gleub du mir, 10 der trew laeß mir geniessen.’ Bl. 46 vo + II. ‘Dein stoltzer leib zu mir verschreib, schleuß mir all uff dein hertze; schleuß mich darin 15 hertz liebeste mein, es ist mir gar ghein schertzen. dich ich an meinem hertzen drag ...............1 nicht abenlain, 20 der trew laß mir geniessen.’ III. ‘Junger Knab, dein bedt laß ab, du bist mir vill zu wilde! wannher ich nhu dedt 25 nach deiner bedt, mich furcht, es blieb nicht stille. ich danck dir vast, du werder gast der trowen dein, 30 die dur gerst vonn hertzen.’ IV. ‘Mein freuntlichs hertz nhu laß die wordt2, du krenckest mir mein hertze; wannher ich gedenck 35 der grossen liebte, die ich dir gan van hertzen, 1 2 in der Hs. keine Lücke. danach in der Hs. gestrichen: es ist mir ghar ghein schertzen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 117 das wordt auß bracht, des war mir leidt, uff meinen eidt, 40 das ich dich junckfrowelein soldt meiden3. V. ‘Junger Knab4, nhu züch dich ab, schlaeff hin on allen sorgen; ghein heimeliche liebte 45 du nicht enspar biß an den hellen morgen.’ auß hertzen beger spranck he zu ihr zu der liebsten sein 50 her dede sei ghar fruntlich umbfangen. 1558 En dieu mon esperance. F. v. Schöler Niemantz en vergeß des seinen, wannher es feldt, ich gedenck des minen. Nr. 55 aant. I. Myn leyff und ych wyr synt gescheden,+ och vye ser bedroff ych myr! ych dorff nyt eyn wortgen to om sprechgen, dye kleyffer melde mych. Bl. 47 ro + II. 5 Sey warden mych myt dem ochgen, recht off ych wer eyn dyff, mer noch taug en sollen sey et nyt wetten ya wye dar ys myn leyff. III. Dan ych myt dem ochgen wencken, 10 dat yst der leyffste nyt mer; dar ych nacht und dach an dencken, dat yst der leyffste myn. 3 4 Hs.: melden. Hs.: danach dein durchstrichen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 118 IV. Gespel wal, leyffer gespielle, nu geyff mych goden rat: 15 sal ych myn leyff dar om moeten myden off sy mych werden quit? V. Sy klaffen wat sy wyllen, dat acht ych werlych nyt; ych wyl om nu noch nomer mer verlatten 20 ych haff om ffolte leyff. 1558 HCVB Keyn leyffer dan dych, dat wes gott und ych. Nr. 56 aant. + I. Ich habe gesadth in minen sin ein fin wacker meddelin. ich willse lathen faren, ich kanse nicht lenger bewaren: 5 adde, se far darhein, Bl. 47 vo + II. In anderth halven dage schaffth se der fronthschoffth foill. wath batheth, das ich foll clage? se heldeth for ein sage, 10 edth duncketh er sin guidth spill. III. Will gy wethen, wy se heth? unthruwe is se genanth. unthruwe kanse mir schencken se ledth den hundth wall hincken, 15 das isth mir wall bekandth. IV. Moichte maniger van unthruwe stherven, so wer min frondth wall doeth; se will nach nicht stherven, se will sich nicht ferderven, 20 se heffth oich nach kein noith. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 119 V. Min frondth is gaer sthede gelich ein wedderhane. off eth er ein ander bede, misslich wadt se woll dede; 25 sse stheidth uff losen waen. VI. Ich sthae in mines frondes sin, dath dureth thwe uren lanck; sso sprechse: frondth far henne du bist uith minen sinne. 30 so habe ich minen danck. VII. So will se fan mir scheidenn, daer sla der duvell tho. der duvel moethe se geleden, ich will nicht lenger nach se beiden: 35 adde, se far dar hein. *** Numentz eigen will ich sin, dan der hertz allerlebesthen min. Nr. 57 aant. I. Ich zwiech und ich moeß dencken,+ hartz alderliffste mein, groeß ellend doet mich krencken, van dir kan ich niet sein. 5 due wolles her tzo mich koemen und sprechen mir fruntlich tzue; due haest mein joncges hertz umfangen, herts, moet und alle mein sin. Bl. 48 ro + II. Es kan und maech niet anders sien: 10 ghein liffer als du mir bist; die cleffer doent ons melden, das due mir so fruntlich bist. mit dir tzo doen und tzo laessen, und was sich1 tzo der ehren2 gehoert; 15 due bist feines liff mein eigen, mein eigen auff desser erd. 1 2 das Wort ist in der Hs. zwischen was und tzo eingeflickt. davor Schreibfehler (erhen o.ä.) durchstrichen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 120 III. Laeß mir der truewen gemessen, die due mir verheissen hat, es wird dir numer geruewen, 20 das red ich dir vurwaer. ich geb mich dir vuer eigen, das gelaub due mich vuerwaer; ich weis ghein liffer off erden, die ich vuer dir wold haen. *** Ghein liffer dan dich, das weis got und ich. 1565 Geluck Erwaert M. van Meroede LL Hoeffen Erhelt, bis mir geluck velt. LL Auf dem gleichen Blatt neben dieser Widmung von anderer Hand ist in Langsrichtung eingetragen: MBG M. v Brederoeden Alle mynen aenfanck heft einen guoten ganck. + 1553 Bl. 51 vo + In werhoelenheit saltu leven vnd nemaynß zu kennen geven wee din sachgen synt gestailt, zo en hait sy der kleffer keyn gewailt. Roin vain Buisfelt Von anderer Hand: Frundtlych und styll is meyn besunder wyll. wuste menger mynen synn, ick1 wer wolle liver als1 ick bynn. 1 1 ick und als sind stark verkleckst und nur undeutlich zu lesen. ick und als sind stark verkleckst und nur undeutlich zu lesen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 121 Nr. 58 aant. 1556 I. Nu gruiß dich godt,+ du muintlyn rodt, erst heb ich an zu senghenn schonn, 5 zu die myn staidt: last dir der gekleffer geswetz nit verfoeren, scheidt nit van mir, hertz muidt und senn stedt gans zu dir. Bl. 52 vo + II. Inn dysser zit soll sein, 10 du ffrunden myn, dar1 durch myn hertz muis lyden smertz. in suilgen ffall ein ffraulich zarth, 15 seppressen stam, laiwendel zwich, last din brun oigelin uff mir scheinen. III. Ei du Zevyir Baltzum und wolgedan, 20 du meeiran, du gefelst mir schon, gezeirt mit flys, or Bemelin wiß, or muintlyn rodt, 25 or oigelin klar, dei luichten als ein karbunkellstein. 1 dar über der Zeile mit Auslassungszeichen nachgetragen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 122 Nr. 59 aant. + I. Och bither lides1 liden wy geithes mir so swar, grois leib mois ich miden, haeth nemanth min kein achth? 5 sinth das ich habe forlaren de allerlebesthe min, forwar das doeth mir tzoren, ich hadt mirs uiserkoren, de mir de lebesthe verth dahein. Bl. 53 ro + II. 10 Mith kumer und mith leide mois ich mich van dir scheiden; das moicht uis grunde seins hertzen erbarmen einen wilden heiden. du schone, min boele, das bidt ich, 15 das du forgesthtt nicht mir, so wal maches mir nicht leit, gedenck dar an wy ich in dem alter gan. III. Und hedt ich geluck und eine wunsche, 20 nichth mer sulth ich begeren; so beger ich nicht wedder gelth nach guidt, wan ein fronthlich tzu dir keren. so maches leider nicht sin, je groser leib, je groser pin, ja pin. 25 wulth godt das ich se nicht sach, se macht mir leidt und ungemach. *** EBA (unter Krone) Frembde und Elende bin ich, wen das erbarmeth, der throste mich. 1 Wort undeutlich geschrieben und verkleckst. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 123 Nr. 60 aant. Anno 1554 I. Off ich vorgessen liden,+ das whet nhu woll de zyt, min hertz in rasten keren, daz sich voll troren licht. 5 Ich weiß ez niemmalz zu clagen, ich sehen der untreuwen viell; allein moiß ich ez dragen, myn hertz will mich vorzagen, ich sehen vorlaren spill. Bl. 54 ro + II. 10 Wiewoll ich freude beger, ich bin bedroivet gar; myn leiff will my begeven, des byn ich worden gewair. de fruntschup von mir stetten 15 de be my plaich ze doin, daz mach sen noch wyll rouwen, de elende moiß ich bouwen, eth wil doch nith anders syn. III. Nhu hin, ich moiß es liden, 20 ich moiß nu van ehm laen; eth stehen gein truw up erden, das sage ich vorwaer. in truwen will ich vorharren beß in dat ende myn, 25 es mocht noch beßer werden, de sich vor liden kunde. *** Von anderer Hand: Dar mach gein schwert1 schneiden so speer, dan de beniedet eins andern Eher. 1 Hs.: schwert über durchstrichenes zungh eingetragen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 124 Nr. 61 aant. + I. Reyn Edel joffrau fyn, sal ic u langer derven, in dees elende syn in alzoe grote pyn? 5 van druc zoe moet ic sterven! Bl. 55 vo + II. Eerst doen ic u oyt sach, wort ic met lyeft bevangen. O laes, o we, o wach, dat ic u oyt aensach, 10 te groot is myn verlangen. III. Noch waerts myns hartzen lust, mocht ic u lyef aenschauwen, blyven met u in rust, myn lyden waer geblust, 15 O schoen boven alle vrauen! IV. En is dat nyet iamer groot, dat ic u lyef moet myden, bliven in deser noot en lyden totter doot? 20 ic en cans nyet lange lyden. V. Sal ic dus langer syn en geenen troost verwerven, soe barst dat harte myn, dies sul di oorsaec syn 25 van myn elendich sterven. VI. Soe en is geen armer man op eerden oyt gebooren die moeder y gewan; sal ic dus sterven dan? 30 ewich blyf ic verlooren! + VII. Elc die dit singen hoort, die will sich wel versinnen al eer hy wordt verstoort, in lyefde heel versmoort. 35 daer hy genen troost en can gewynnen. Bl. 56 ro + *** Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 125 Jamais femme fit du bien jamais lievre prend un chien; quant ung lievre prend ung chien, c'est grand avonture. Quandt ung femme fit du bien, c'est contre nature. Die Anfangsbuchstaben der Strophen sind in der Hs. freigestellt; sie ergeben das Akrostichon RENESSE. Im Schreibvers Z. 1 und 5 ist von anderer Hand zweimal das Wort femme durchstrichen und durch homme ersetzt. Bl. 57 vo - 63 ro 2. Teil des Wappenbuches Bl. 57 vo Oben: Brunckhorst, Battenburch und Anholst Unten: Grunßfeldt Bl. 58 ro Oben: Gemmen Unten: Oyppenn Bl. 58 vo Oben: Alpen Unten: Culenburch Bl. 59 ro Oben: Butzler Unten: Bentem Bl. 59 vo Oben: Wickede Unten: Holt Bl. 60 ro Oben: Ovelacker Unten: Knypraedt Bl. 60 vo Oben: Wilich Unten: Sollenhardt Bl. 61 ro Oben: Hessen Unten: Grastorp Bl. 61 vo Oben: Noyelle. Du coste paternelle Unten: Culemborch Du coste maternelle Bl. 62 ro Oben: Lickervelde Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Du coste paternelle Unten: Bourgongne Du coste maternelle Bl. 62 vo Oben: Mailly Du coste paternelle Unten: Bure Du coste maternelle Bl. 63 ro Oben: Harchies Du coste paternelle Unten: Lauisuille. Du coste maternelle. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 126 Nr. 62 aant. 1553 ABDE + I. Ker weder geluck mit freudenn unnd jaegth all unngevall vann myr. ich saell unnd ich moiß scheiden, doch blyvet daß jonnge hertz bye dyr, 5 bye dyr alleyne off dieser erdenn; wie waell is dir eynn annder beschert, dar umb ist myr myn hertz beswert. Bl. 64 vo + II. Mynn hertz dregt groiß verlanngen nach eyner, de mir so waell gefelt. 10 helff godt mocht ich sye erlanngen! unnd ich mocht wettenn oer freundtlich gestalt, de mir gheinen schaden brecht. och Alderlyeffste, nu doit mich recht, doe kannst mich helffen uiß groißer erlenndt. III. 15 Wye bistu sonnst gantz verschrecket, deß lydt hertzlyeff nicht schaedenn dyr. wie weit, wie eß godt macht schicken, daß wye eyn kleine tyt bie ein anndern synn in lyff und spill unnd deß woll still. 20 gy sydt my de lieffste uff dieser erden, du kannst mir helffen unnd ghein man meher. IV. Myn hertz lydt groiße twenkung nach eyner, de myr nicht werden en mach; se hefft myn hertz umbfanngen, 25 deß lydt my jonnghs hertz groißen smertz. se zagett, es zagett nacht unnd dacht, wan daß nicht annders werdenn enn mach, so ker doch godt myn sin daraff. A[nna] v. Bronkhorst unnd Battenborcht Das Lied ist auf dem Kopf stehend eingetragen Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 127 Nr. 63 aant. I. Moecht ick feinneß Lieff bey dyr gesein,+ nicht meyr wuld ick eß bogeren, dat brecht groit freude dem herten mein. wuldeß du myck das geweren 5 heymlick und still? dat wer mein wyll; wuldts du myck dat to saegen? Bl. 66 vo + II. Och feynneß Lieff, loiß eß nit geschein so gar in deynnem herten, 10 dat du myck oein alle true verlaten doiß? laet off von sulcken scherten! mackt tit, mackt stunt, du hast verwundt mein hert moyt Phenus pheyll durchschotten. III. 15 Hert eynnigeß Lieff geholt dick woll, lait du den hundt nicht hyncken und schlut myck in dat hert dein, leit myck dor ut nicht syncken; haelt fest an myck, 20 alß ick an dyck, uisser baider leiffde schall ewiglick weren. *** HGAMAIAD Wy. von Rertzrurtt (?) Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 128 Nr. 64 aant. + I. Ich had myr eyn gerdellyn gebowedt van ffyollen eyn gellen kley, das gerlyn yst myr untffraren, das doet myr myn yongens heyrtzen so we. eyn kruytken wye langer we lyever, 5 das yst myr untfraren myt eyn sonen scheyn, eyn blomken verget nyt myn. Bl. 67 ro + II. Das blomken das ych mennen, das yst van solker art, 10 das yst van doeyhden reynen und ffordt eyn gans mondelyn sartz. dar to twe ffalken ochgellyn klar, ya wan ych dynck op scheyden, so ffeylt mych truren weder zo. III. 15 Och godt, we we doet scheyden, heyfft myr myn heyrtz dorchwont; brenget myr eyn hemlych leyden, truren to aller stont. der stonde der kompt myr al so ffol, 20 myn heyrtz leydt hemlych leyden, we wal ych seynchge und ffrrolych byn. IV. Konde ych nu das vergetten als manger och wal doet, so wolde ych ffouyren eyn ffrolych leyven 25 und haffen eynen goden moedt. das kan ych nu leyder nyt gedon, ya wan ych gedynck op scheyden, so ffeylt mych truyren weder zo. V. Och gott, we yst myn bol so wylt. 30 so manger das men yn dem ffelden ffynt, O we der grotten ellenden. sso wet ych yn duyzchgen1 landen nyt eyn, der mych so rechten wal gffellet. 1553 GFZB K[atryn] v. Battenborch2 1 2 das z ist nachträglich darübergeschrieben. neben dem Schreibernamen Federprobe: frolich. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 129 Nr. 65 aant. I. Van edler arth+ eyn ffrouwlyn zartz bystu eyn kroyn der ych mych hayn 5 ergeven gayr, geloves my vorwayr; das hertz yn myr krencketh sych nach dyr, darumb begher1 10 ych uff dyn ehr: helff myr, ych habe keyn troyst nycht mher. Bl. 67 vo + II. Wye ych ehr doy, have ych keyn rouw das macheth ehr gestaldt 15 der my mydth gewaldt gefanghen haydt; hertzleyff2, gyff raydt und das ych mych tzo dych vorplycht 20 yn hoffnung vuyll ych werden wyll, ßeytz myr hertzleyff eyn gnedych tzyll! III. Syndth du der byst teghen dyr keyn lyst 25 nycht breycken schall, das weystu wall ayn allen schertz, wyll dych meyn hertz yn truwhen ßeyn, 30 darumb ych dych keyn stunth und dach verlayße und klayghe auß rechter stedygher leve ych dyner nycht vorgeßen mach. 1555 MHZG 1 2 Hs.: bogher. tz nachträglich überschrieben. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 130 Nr. 66 aant. + I. Ich schelle myn horn in yammerdal, myn froit ys myr verswunden1; ich hebe gejaget, en aff gelan, den wylt lop nocht vor den hunden. 5 gen fryer wylt in dussem felt als ich hebbe ut vor koren. Bl. 68 ro + II. Gen edel wylt ich yagen kan, das hebbe ich duck vor nemen, wy wol dat ich hal up yegeres ban 10 un myn geluck komt selden, undt yagen fry, myt horenes gesrey, es macht myr nycht entrennen. III. Fro hen myn wylt in waldes lust, ich wyl nycht lenger den schrecken, 15 ehe yagen na dynen snewytten brust, en ander moyt dy wecken. macht ich nycht hafen en hochwylt schon, so layt ich myr benogen an hassen flesch, nycht mer ges, 20 dat kan myr nycht bedregenn2. *** Ych hebbe geyagett, dat myr behagett, ych wolde nych van aldes wyltibs kor nycht gan vor de dor. 1 2 Hs.: vorswnden. Hs.: kedregenn. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 131 Nr. 67 aant. I. Mach ich ungefall erwerden nicht,+ tzo aller fristh muith alle tzith hertz, moeth unde sin min hertz in groithen thrurenn unde elende sin, 5 uff erden isth kein grother pin. Bl. 69 vo + II. Reicht will de tzidt bedencken doenn, das schafeth de hoigesthe kroin, de ich tho den frowedenn have uiterwelth undth alle min forthruen 10 an godth undt er gesthelleth. III. Hertz eniges leiff, din stholtzer lif, min tzo forsicht, wenth mir min smertze undth sware klage; ich erwonse alle tzidth ein gelucklichen daich, 15 errethte mich balde, er ich fortzage. IV. An er ich gein falsheith spur; er ich forluir er leib unde gunsth uith hertzenn grunth, dath wer minen hertzen beku merth so ser, 20 ich kans forgethenn nu offth numer mer. Nachschrift in Form eines Kryptogramms. Nr. 68 aant. I. Synge ych nyt wal, das yst myr leydt,+ van heyrtzen dyedt ych das beginen1, und wer noch mynen syngen nyt en ffracht, dyr machges ffol leyver unt beren. 5 das2 safft allyn myn suser gesaenck, dar zo myn leyfflych schallen, myn wys yst mangen ovel to danck, doet om nycht wal geffallen. Bl. 70 ro + II. Gelych wal wylles eynen goden moedt haffen, 10 van nemant wyllen zo lasen, myn godyen mot wylles mych nyt vergan, 1 2 Hs.: geyinen. Hs.: danach ff gestrichen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 132 ych dry ves zo goder masen, myn ryem der heyst: ych achtes nyt, deyn schryff ych gar affen baren; 15 dar to yst dat myn alde wys: vor my darff keyn kleyffrer nyt sorgen. III. Och sorgen, du duyst dem heyrtzen wye und kreynckt myr myn gemoeden, myn naren3 wys wylles myr nyt vergan, 20 ych dryves zo goder masen. das mych erffrout und keyner nit enschat, das mos man myr woll gonen, dar myt ffeyrt al myn truyren dar heyr, ych suyngen geyr wan ych es konen. N.V.M.H. Godt ffyges zo beysten Kattryn v. Battenborch Nr. 69 aant. + I. En allen mijn1 jonck leven heb ick mij seer verheven om eender eedel jonfroue seer eedel onde schoen. 5 wat was dacz met bedreven, al war sij mij gegeven, want wij sijn seer van eenen doen, in mijn hartecke spant sij die kron; sij is van leden alsoe schoen, 10 seer suver van persoen. Bl. 71 ro + II. Mockt ick noch eens verwerven haer trou tot minder eerver, en sij sede mij, dat waer mij een jolyt. mocht ick die lieste derwen, 3 1 Hs.: raren. Hs.: mij. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 133 15 van rou so sol ick sterven, want daer ister fueel, diet ons beniedt, mocht ick eens sijn met haer secreet, ick song2 een liet al met eyolyt alle nijders tot eenen spijdt. III. 20 Sij seht, sij sol mijn trouwen, ten sol mij niet berouven, en sij beloefdent mij op eenen morgen stont. aen haer wil ick mij houven en laten ander frouven 25 en kussen mij schon lievecken vor haren rode mont; haer ochckens klar, haer boerstkens ront, haer geel krues haer uns op den3 gront mack mijn jonck hartecken gesont. IV. 30 Princesse mij lief gepresen, mockt ick u dienaer wesen, mockt ick soete lievecken, dat waer een medesijn. ghij sijt mijn uet ghelesen, 35 geen liever heb ick op eerden want ghij, sult altijt die alderlieste sijn, geelt, sulver ende perlen fijn ten sal ten joensten dagen niet sijn quietschellijn verfruet dat hartecken van mijn. 1565 G.W.A. A. v. Brederoden 2 3 Hs.: son. Wurmloch, nur d lesbar. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 134 Nr. 70 aant. + I. Des mych erfrout, des moeyt woul leyd, des wyl ick mich niet erren laen; wan yck varstaen syn gonst un gler, so blyef ych op der alder ban 5 recht wye ycht sold, do merck ucht wael deucht hender sych, recht wye sto mich vertrowwet hat, so fyntstu mycht. Bl. 72 vo + II. 10 Hy gelyoeft my wye langer wye mer, das yck yn synner dynst mach syn; das woer waer, das ych nyt spare yn dynem dynst, herztlyeefste myn. das werder gelt 15 gyeft myr dyn mylt, der doechden laest, dor du wol haest, mak mych doch dynner lyeefft gen fremder gast. III. Der gelycken doe ych myn ffroelych belt 20 yn dyner lyeeft gans un verkert, toe dyennen har bun ych voer un na toe dynnen dych yn alle faer; vor andre al lyeefstu mych, 25 soe leet nych nyt daer an, wes my dye nyder werguan, als ych myn frunt yn travwen han. *** Llaet svemmen en flyetten al in die gment (?), die myn gheluck hebben worgennt. ISESI D Vd D. van Schoeten 15 A 52 Enghebonde best. Davit van Schoeten Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 135 Nr. 71 aant. I. Soe wuyns ych oer eyn gude nacht+ bey oer ych was alleyne, wye freuntlych das sy soe myr sprach. ‘wyer tve wyr müssen scheyden; 5 ych enscheyd mych wydt, godt weys dye syt, weder kommen brenck ons froeuden’. Bl. 73 ro + II. Dye ruter aver dye heyden reedt, hy smet syn roeslyn omme: 10 ‘hyr aen gedenck my fynes lyeff und kyrt dyn rede nycht omme; godt geefft geluck und nummer soe ruck, ghy synt myn herstsen eyn kroene’. III. 15 Dat fruntlyn up der tynnen trat, hy hoeff sich aen soe weynen: ‘hyr aen gedenck myn fynes lyeff und laet my nyet alleyne. kyrt weder om bald, 20 myn haepen unt haelt, loest myr ut svaren trouren’. IV. Dess lestmaell doe ych by oem wass, fruntlych myt oem soe schertsen, wye fruntlych dat hy soe myr sprach: 25 ‘nu wylt ons godt behueden voer schemp und scherst, och scheyden brenckt smerst, du bust myn herstsen eyn kroene’. *** Woest mennygher mynen Syn ych waer lyver dan ych byn. G. Smullych bun ych genant. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 136 Nr. 72 aant. + I. Fynes leyff, ich moss dych lassenn, unnd far dayr hynn myne strassen, so fernn en fromde landtt. des moss dych godtt bewarenn1, 5 vor allenn unfall sparenn, byss ich baldtt wydder kum zu dyr. Bl. 77 ro + II. Ich haltenn vor geynenn frommenn, wylcher mych meynn feynes leyff haytt genamen2, ich weyss es ym geynenn danck. 10 des drap ich aver de heyde, vonn dych, hertz leyff, ich nu scheyde, dencke aber duck unnd offt dayr an. III. Fynes leyff, du schalst nycht wenenn3 um dynem bolenn allene, 15 scholst habenn eynen fryschenn moett. ich wyll4 dych nychtt aver gebenn de wyll ich have das leven, unnd aver keme ich des keysers goett. IV. So helff mych godt unnd sunt Anna! 20 dayr mytt far ich vonn dannenn, godtt wyll unser geledes mann synn yn allenn unsenn dyngenn, das uns nycht myslynge, godt beware de leybste meyn! *** Enych unnd Elende byn ich, Dem das erbarmet, de trost mych. BDE Zeichnung: zwei verschlungene Hände E. gra. zu Sdtouwenborch 1 2 3 4 Hs.: bvarenn. Hs.: genanen. Hs.: wenenm. wyll fehlt in der Hs. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 137 Nr. 73 aant. I. Zu Eren wyl wyr syngen+ und loben das ruymsche rich van keysser Maxmylliane, war fint man synes glich, 5 van syner keysserlichen magestait un we he syner vertruyter bruyt in Betangen geschreffen hait. Bl. 79 vo + II. Den breyff hait sey vernamen, de edell Jonckfrwy zairt. 10 ‘un wer myt mych wyel ryden, de mach sich auff de fart, un ich wyl ryden in Duytze lant nach mynen edlen heren, he ist mych unbekant’. III. 15 De Junck fruy sais auyff mit eren. sy wolt reyssen in Duytze landt myt zuycht unt auch myt eren, grois leidt kam ir an handt van eynen kuyneinck auys Franckrich; 20 durch syn lant wolt sey spatzeren, de Jonckfraw was duyggentleich. IV. Sey reydt ewenych forbaß, der kunyneinck begegent ir dair. van weynen worden ir de ouygen roidt, 25 sye wardt erschracken gair. he sprach: ‘got grueysse uch Junckfruy zart, got geffe uch eynen guytten dach. zu der ehe mois ich uch haffen, dar ist geyn schynpff nycht ayn, V. 30 Zu der ehe wyl ich uch haffen+ zu speyt dem ruymeßchen reich’. sy sprach: ‘das wel got nu afft nuymer meyr! ir habt eyn elich weyb, das hab ich eyn kuyneyick uis Oisterich, 35 war fyndt man seynes gleich’. Bl. 80 ro + VI. ‘Myn wyb un ist nycht alt gnoich, sy geit in ir seffendte jair; Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 138 sy wairt mych gegen mynen wellen geffen, das red ich affen bair. 40 sy ist eyn Jonckfrawe auyff dessen dach, se wart mych zu versprachen in der wegen dar sey lachg. VII. Der pabst der nymdt das gelt van meir, scheydt mych van mynen weyb 45 un gebt uns beyde zusamen zvy seyl unt eynen leyb’. sy sprach: ‘her got, wer ich dar fan, we gern wolt ich behaltten des ruymssen keyssers son!’ VIII. 50 He taste sy an myt handen, myt syner sneweysen handt, he leyd sey al so balde dar he das betlin fandt. Dar lagen de zwey de gantze nacht, 55 bys dat junckfruylin uis Pretagen zu eynem fruykyn wardt. + IX. Sy weynet dachg, sy weynet nacht, se weyndt al om ir erre. de gewaldt wyl kasten so mangen man, 60 der sich darom mois sterffen; keyne scholdt hait he dar an. got eyr de duytze ruyter un geffe in eyn frolich jar, sye seyn dem heren durch syn lant1 gar himelich un affen bair. Bl. 80 vo + Nr. 74 aant. I. Ich have so lange gestanden in sorgen allso groiß; ich mende, du werst meiner vergessen, du haddes nit mer uff mir gedacht. II. 5 Wie soll ich deiner vergessen mein geluick und thofersicht? dewill ich have deß lebben will ich gedencken ahin dir. 1 Hs.: lalt. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 139 III. Do ich sie lestemaell kuisde 10 fruntlich ahin ire bruist, dae fandt ich frude und wonder nha meinen hertzen luist. IV. Mein hertz will ich uff sluten, das soll dein luist garden sein, 15 daer in salstu gain spatzeren hertzleiff nha dem willen dein. V. Sie quam daer her getredden gelich der pauwen aerth, voin golde haidt sie eyn krone 20 uff ehre golde kruiß haer. VI. Och goedt, nhu doe uff sluten das truwe hertz mein, daer uet mach sei erkennen, das mir kein lever sei. VII. 25 Och Venus, du hast versloissen das junge hertze meyn, das ich voin dir moiß scheiden, das brengt meyn hertz in pein. VIII. Und scheide ich mit dem live, 30 so blifft das hertz bie dier, alle tzeit will ich deiner gedencken bie deiner adelicher sir. IX. Das leidt hain ich dir gesungen tho dussent guider nacht, 35 speit aller kleffer tzungen sie dier leidt erdacht. *** Mieux vault la mort que amere vie et ung repos eternel que langeur perseverante. Espoir me renfoert vertu vault mieux que madame richesse. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 140 Nr. 75 aant. + I. Ich moiß voin hin, daer umme ich bien, hertz leveste meyn, in sware pein, daer tho mit groißen smertzen; wen ich betracht1 bie dage und nacht 5 er schone tzeirt, lust und beger, daer tho ehr fruntlich schertzen, ..... in rechte leve und trou fergain. fer waer ich sage, das ich meym dage 10 uff erden kein lever gewain, scheiden ist bitter dain entzian. Bl. 81 ro + II. Guider gesell, dein heimenfaert krenckt mich hardt das ich nit mach kein stundt ahm dach nit frolich sein foer lieden. 15 wie soll foer geschehen mir2, meyn elendes wiff, so ich dien lift, verleisen moiß durch scheiden? so bidt ich3 dich gaer4 fleißentlich, laiß mir dier altzeit bevallen sein. 20 fergette meiner nit, das bit ich dich, holt myr in steddeger leve ym hertzen dein, scheiden ist aver alle pein. III. Junck frovelin werdt, mich rouvet uff erden sunst nichtes dan du, so ich mir nhu 25 das ich mich deiner so gar och moiß erwegen. so befelle ich mir dir die tzeit hen for, ym gelichen ich will bidden voer dich, Godt will dier alletzeit plegen. eß de tzeit gekommen mit leidt, 30 das ich dier, feines leff, moiß verlain; buit mir dein trou tho disser stundt, sus mach es nimmer werden beß, scheiden brenget mir groiß hertz leidt. 1 2 3 4 erstes t aus d verbessert. fehlt in der Handschrift. am Rand zweites ich gestrichen. Hs.: danach fleiß, laiß gestrichen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 141 IV. Och wiffliches bilt, du dugentschaeff und mildt, 35 wie haistu mich so ellendichlich ueß dinen hertzen geschaessen! so hoiff ich doch, du werdest mich nach, du eddele kron5, nit langer lain liggen in6 solchen smertzen, 40 gefangen sein ist sware pein; darumb klage ich dier meyn groiße noit, fill swarer ist tho disser tzeit frist das ich7 etzundes voin henen moiß8, will lever doerre mich der bitter doit. *** Wilt felt und hunde teit stede und stunde, macht mannigen vidman, wie ich recht erfunden hain. Nr. 76 aant. I. Se haidt meine hertze getraiffen,+ die reine ist woll gmoit, uff ehr will ich haiffen, idt sall woll werden guidt; 5 se gelevet mich die reine im jungen hertzen mein, se isset und dei ich meine, er egen will ich sein. Bl. 81 vo + II. Uff ehr will ich setzen 10 hertz, moit und alle meyne synn, ich kain ehr nit vergessen, och mochte ich bie ehr sein; Sedichlich bie ehr tho bliven, Numer voin ehr tho lain, 15 mein ungefall soll sich wenden, mein trouren wolde ich lain. 5 6 7 8 davor Schreibfehler (korn o.ä.) gestrichen. danach pein durchstrichen. danach Schreibfehler (etzun o.ä.) gestrichen. danach scheiden gestrichen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 142 III. Der mich das dede vergunen, das werre mich werlich laeth, das redde ich bie meyner trowen 20 und swere eß uff meyne Eth: das mir voin alle meyne dage ehr denst nhu verdroiß, das moiß ich1 armer klagen, meyn unfall ist tzu groidt. IV. 25 Der haiffeninge der ich leve, der have ich mir offt ernert, woll sie mir kein troist geven, so bien ich balde vertzert, bie alle meyne frouden2 uff erden 30 daer bie have ich gein deill, Noch wunsche ich der hertze alderleveste geluck und alles heill. *** Amoir du femme vin friant foint l'homme perdere, le sans tut riant. Nr. 77 aant. I. Groiß lieb drage ich verborgen yn meyn jungen hertz: die mych for jaer de leveste war, der ist mich nach1 nit lidt. II. 5 Ich sach sie nachte spade uff einer kammer stain, Ich dorste er nit tho sprechen, ich saech sie gaer fruntlich ahin. 1 2 1 ich fehlt in der Hs. Hs.: davor dage gestrichen. nach mich ein Wort (ich o. ä) verkleckst und durchstrichen, darübergeschrieben: nach. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 143 III. Ich boet ehr einen frischen morgen, 10 daer ehr anders bie....2, daer bie kain ich woll mercken: eyn ander moiß ehr die leveste sein. IV. Eyn etht haidt sie mich geswaren, ich solde ehr die leveste sein, 15 Ehr3 seyle solt sein verlaren, waer sey mir mit leve nit mende. V. Bruen swarth will ich sie kleiden, die hertz alderleveste meyn, wain ehr will ich nit scheiden, 20 sie saell mych die leveste sein. VI. Due salls och nit geloben, wath falsche gesellen sagen; die Engster ist ahin geboren: sie leth ehr huppen nit. VII. 25 Nach will ich meyn haffen stellen+ allein in goddes gewalt; wanner ich bie sei mach kommen, die wech felt mir nit tho lanck. Bl. 82 ro + *** Wilt ist meyn synn, hoich ist meyn moit, klein ist meyn guidt; van dem ich nit en hain, der moiß mich wall mit fredden lahin. 2 3 der Hs. nach ist die Zeile vollständig. danach ehr durchstrichen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 144 Nr. 78 aant. I. Der mane steidt am hoichgsten, die sunne haidt sich neder gethan; Mein feins leiff lich yn node, helff Godt wie mages ehr gaein. 5 Eß weiet so manger kalder wint, helff Godt mochte ich sei troisten im Ellendt daer ich sei finndth. II. Mein feines leiff wolt mich leren1 wie ich mich halten sollt 10 in tuch und ehren2, in ehren bin ich sey alletzeit holt. und waiß ich ehr voer fruntschoiff habe gethain, manger berimpt sich seines boelen in das ende doit ehme kein gewinne. III. 15 Hertzleiff ich doe dich bitten: wain3 du bie denn luden bist, so redde voin mir mit tuchten, - dei welt ist vul argelist und redde voin mir mit geinem worde. 20 Erst will ich die leiff haven, du bist meyn hert eyn troist. IV. Hertzleiff ich doe dich bidden, gedenck alletheit ahin mir; in Rechter stediglich trouwe 25 will ich vergetten nit dein. gedencke ahin mir, wie ich ahin dier; so drage ich kein zwivell: du gedenckest ahin stund ahin mich. Johain voin Raisfelt [Nr. 74-78] 1 2 3 fehlt in der Hs. Hs.: ehr. Hs.: danach ich gestrichen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 145 Nr. 79 aant. I. O Kuepedo godt al met die liefde stralen:+ u scerp ghescut brenct myn in liden svaren. ich ben versot op een soe cuisen smalen, 5 die met myn spot. Bl. 88 ro + II. Als ick aensach haer lieffelicke eeimase, nacht en de dach siep ick in haer koraese; des ick voermach, klack ick uver haer, 10 die mijnen sonder voerdrach. III. Venus bestier docht myn die bel wan sprecken, der liefde wier heeft syn in myn onsteken, die liefte rosier en mach ick syen nach sprecken, 15 tijs asijer. IV. Tijs groet verdriet die liefte moeten derven, die trouve biet en ghen kan ververven; dat syder dus vliet sel myn wen rou doen sterven 20 en mer geschit. V. Had de solaes had1 de prinsese scone, ick was te duaes te vrien u perssone. die is den kaeb dat ick myn solve hone 25 op dit relaes. Alle dinck syn wyl. W. Brakel 1 danach verschriebenes v. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 146 Nr. 80 aant. + I. Al om een joncfroukens wille lydt ic groot ongerief, zy laedt my int gechende, want sy en acht my nidt. 5 Venus heeft my geraden al tot die joffrouwe choon, dat ic die liefde sou zade, druck laet zy my der loer en. ic en hadts hair niet toebetrout, 10 die choone rooder mondt, die liefde is in hair verkoudt, des lydt myn heert duerwont. Bl. 88 vo + II. Soe choone roeskens wasschen, choen lyef, als hier verghaen; 15 wilt ghy op my niet achten, choon lief, tiss al gedaen1. orlof princesse verheve: hier met neem ic en keer, al heeff zy my nu begheven, 20 choon lief, men vuindt daer meer! Godt ist bekendt TVB Nr. 81 aant. + I. Ich haefs gewacht, frys unfersacht, in rechter lyef untrouwen; ych byd halt fast, wye du mych haest geret, des wert sych immer nycht gerouven. 5 du weist allen myn eyghen syn, daer up sy bedacht, gans wayl betracht, das du solt syn stest dye herst alderlyeffste myn1. 1 1 Bl. 89 ro + Hs.: danach princesse gestrichen. fehlt in der Hs. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 147 II. Es yst gaer fyn und waer sul syn, 10 dye sych gans troulych meyn, den et sy och dan in lyef off leyt, in saechen syn groes und kleynen verdraghen wolt, recht wye och das syn solt; denck steyst daer an, laes nyet daer van, 15 bewyst das wayl, ich meyns kar goet, das weyst du fyn medelyn wol. III. Ich haep es al und versyes mych ghaer, du wert myner nyet verlaessen; des gelychen ich mych soe dych feplycht 20 und doen alsyt dermasen, alleynnych godt wal dorch den doet: soe scheydt ich nyet van dyr, des geloeft gans sekerlych! das doet keyn noet, soe dusent gueder nach bewaer ych dych fyns medelyn goet. *** 1554 Eyn ys eyn kleyn getal, Eyn ys my dye wert al. G. Smullynch Es wart ny edeler schazt gefonden Dan eyn getrou herst soe aller stonden. Ich wyl frolych syn in eren, Das en kan mych nymans ferkyren1. Dye dye werlt also ut vekuset, daer mede he2 gades hulp verluset, want dan get aen eyn scheyden, soe syn se folaren alle beyde. 1 2 Hs.: fkyre. Hs.: danach he ò.ä. durchstrichen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 148 Nr. 82 aant. + I. Ych hadt ennen gueden frundt uyt gaenssen gueden herssen, der macht mych fro unde1 kaen mych wael throerren styllen. Bl. 90 vo + II. 5 Un of daer yemmens wer, der mych des werguenden: wadt leyegt daer aen waen he des nyet kyerren en kuenden? III. Un haeffen ych daen dye schaenssen 10 nyedt reycht getraeffen, soe wyelych stellen myn truerren yn ennen haeffen. IV. Ys haeffen nyedt besser daen een evych scheyden? 15 der mych gefeldt, den kaen mych nyemmens verleyden! V. Nu waelhen soeen besten wyellen wyers fueygen, der mych gelyeft 20 daer aen sael mey genueygen. *** Chrystyna Duden byen ych genandt, des syn ych wael bekaent; ych wyl haeppen un harden, dat nyedt en ys, dat mach noch werden. Nr. 83 aant. + I. Myn groyß unghefall, myn sverlich bedrueff1, des wyll ych lyden wyllentlich; des woel geluck2 ys stedich by mich und all myn saechen niet betsser en syn. 1 1 2 Bl. 91 ro + Hs.: danach h durchstrichen. Hs.: bedrueff. Hs.: geluch. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 149 5 wye weets waer van ych sulx hadt, das all myn anslach geets tze ruck3? Eyn selyghe tzyt mich weder om ghyeff, 10 das mir ghenomen hadts groedt ongeluck. II. Was hylfft das ich mir seer bedrueff om saecken, der ich nicht ghewerden en kan und all myn ghemuets yn truoren stell, Mych seer bekrencht mych yongen man? 15 der gysteren dacht und doch nyet werden4 enmach also syn oech die saechen myn; nyet meer ich haen dan mir god gan 20 daer om lais ich mirs trueren5 staen. III. Cato der wyes mich leren dodt, das ich myn sorch med fruden menghen sall, daer tzo6 haeff ich noch gueden moet, soe weert myn saech noch fryss und goet. 25 der wyesen leer ych folghen wyll und all myn truren leggen da heer, men vynt7 daer noch vill meer van sullighen wee, 30 met der ghelyken wordt ichs wys. *** Sarpe dystelen stechen seer, nydders tonghen noch veel meer. noch wollt ich liever en dysteln baden, dan met nyders tongen syn beladen. 3 4 5 6 7 Hs.: rued. Hs.: werden an. Hs.: mir strueren. Hs.: tzo verbessert; danach f durchstrichen. Hs.: wynt. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 150 Nr. 84 aant. + I. Der morgen stern der hait sich auff gedrungen, Wie haitt unß das kleine waltvogelein gesungen woll uber bergh und uber tall, mitt frauden singet uns die liebe fraunachtigalle. Bl. 94 ro + II. 5 Mit freuden singt unß der wechter an der zynnen: ‘weck auff den heren mit seinem gesinde, weck auff, es ist an der Zeitt, behalt ewr ehre und fristett dem edelen heren sein lieb!’ III. Der edle here waer entslaeffen susse. 10 daß freulein waer jungk, sie weckett denn heren mit guite, sie kust ihnn auff sein rotter mundt uber eine kleine weile woll uber die dusent stundt. IV. Das freulein saß an der zynnen und dacht inn ihrem sinne, wie sie denn edelenn herenn brechte vann hynnen. 15 sie schlang vann sydenn eynen schnoir, damitt sie denn edelen heren woll uber mauren leiß. V. Sie ließ ihne nider in eynem seiden stricke, sie gab ihm so veill der fruntlichen angeblicke: ‘farhin, farhin, mein feines lieb, 20 farhin daß dich der1 liebe godt behute!’ VI. ‘Farhin, farhin, und das dich godt behute, mein feines lieb, du machest mich scheidens moette; du haist mir hertzs, leib und synne genomen, wan der liebe godt will, so mustu woll widderumb kommen.’ *** O her, bescher mir ein, die dir und mir und sunst keinen anderen mein. E. E. E. 1 der fehlt in der Hs. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 151 Nr. 85 aant. I. Ich habe mein sache zu gott gestelt,+ der wirtzs woll machen wies ihme gefelt, dem doe ich mich bevelen, mein lieb und seel, mein ehr und gutt, 5 das erhelt gott stetz in seiner huett hier und dortt zu dem ewigen leben. Bl. 95 vo + II. Waß alle welt verlassen hait, das erhelt gott stetz in seiner gnadt wan es iheme geliebt so wendet, 10 ich bevell mich in den willen sein, er wirdt mich alse der vatter mein, ich bevell mich zu seinen henden. III. O du mein lieber heer und gott, erhalte mich stetz bei deinem gebott, 15 widder deine worde nith zustreven, du kanst mich helfen auß aller noitt, das mir zu lieb und seel ist guit, das kanst du mir her gott woll geben. IV. O Jesu Christ mein hogester zeir, 20 nym du das ungelucke von mir auff dieser welt abwenden, sterck meinen glauben1 durch deine gnadt, behutt mich, her, vor leidt und schand, beschere mir, her, einen seligen ende. V. 25 Wer unß dies lietlein newe gesang, ein armer sunder ist ers genanth, gott wirdt ihn nith verlaessen, wer sein vertrauwen stelt auff gott den hern, dem werth sein ungelucke nith zu sweer, 30 gott weiß woll zeit und maessen. *** In Banderole geschrieben: O godt mein heer, bewaer mein lieb, seel und ehr, ich beger nith mher. Darunter befindet sich eine Zeichnung: Edelmann in höfischer Kleidung mit Halskette, einem Schwert zur Linken und in der Rechten einen Becher haltend. 1 Hs.: danach doppeltes durch gestrichen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 152 Nr. 86 aant. + I. Ick rydt myck eyn maill spatzerenn vuir eynen groinen walt, da huyrdt ick fuyglyn syngen, de jongen undt auych die altten, 5 sy songen mydt heller steme, ire wysse wair manychfaldt. ich rydt mych ewenych fuyrbas, ach fuyrbas in den waldt, by eyn bruynlyn das wair kaldt 10 dar fandt ich eyne sytzen, ach we truyreich das sy was! ich boit ir gar fruntlich myne grois, sie dancket mych myt zuychten, we wal geffeyl myr dais! Bl. 96 vo + II. 15 Ich sprach: ‘junckfrwy, wair om trwyrt ir so seyr?’ sy sprach: ‘ich hab verlairen, ich uyber kome das nu afft nuymer meyr; ich hadt myr eynen falcken uyfferzagen 20 fyl lenger dan zuy gantzer jair, nu ist he myr entflogenn.’ ‘Schoyn frawe laist den falcken flegen, wer wys wat im entbrycht!’ sy sprach: ‘ich hab im nychts gedain. 25 dat komt van fromder lyst; es wandt eyn ouylle gantz nach dar by, haidt mych mynen falcken veryaget myt eyren bouyssen geschrey.’ III. De ouyll de hafft genestet 30 wal dar der falcke saiß, de ouylle war ires muydes fry, auyff den falcken droich sy eyren haidt. der falck de det sych svengen, he swenget syn fluygel zu ruykh, 35 dar an gedencket ir wyltfuygleyn kleyn, das syn der ouyllen ire tuyck. IV. Ich sach sy her spatzerenn nach ires hertzen lost, van adell wal gezeyret, Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 153 40 ich druyck sy an myn brost; un qweym sy dan vuyr myn schlaiffkammerlyn, eyn fedterlyn muyst sy myr lassen,+ helt ich sy dan nycht ghair. junck fruy, solt ich uch raden, 45 das mych geraden duycht: das ir den falcken leyssen varen un bewarttenn vir wybliche zuycht. das swebet keyn falcke so hoich, he mois wyder zu der erden; 50 gedenck, du wonderschoyne, was dyr dar uis kan werden. Bl. 97 ro + Darunter eine 1550 datierte Zeichnung: Links ein Affe, darunter geschrieben: ych haff. Rechts ein Narrenkopf mit einer Eule davor. Das Ganze umgeben von einer Astranke, deren obere Ausläufer drei Herzen durchbohren, darüber eine Krone. Im Inneren eine Geheimschrift, die mit den gleichen Zeichen arbeitet wie die auf Bl. 69 vo, Nachschrift zu Lied Nr. 67. Sie konnte bisher nicht entziffert werden. Nr. 87 aant. I. ‘Le premier jour que je te vyee,+ fleur de haut prys, et jetant suer toy ma fye d'amours1 fuy pryns.’ Bl. 97 vo + II. 5 ‘Elaes amy, a la meme huere t'amoy oussy, et t'aymeray tant que vive, faict doncques ainsy!’ III. ‘Et de chansier “je” n'ay nulle envie, 10 dire le puis, lon m'otera plus tost la fyee c'onte je suis.’ IV. ‘Et d'autre ne vex en se monde, dire le puis, 15 en abyment selle comfonde, qui changerra.’ 1 danach das gleiche Wort durchstrichen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 154 V. ‘Sy tu veux tonck estre estyme, donne a torment que j'eay pour t'avoir tant aymee, 20 alygement.’ 15 H 62 CEZ J. B e l h e m (Versuch einer Transkiption in heutiges Französisch) I. (Er) ‘Le premier jour que je t'ai vu. fleur de haut pris, et jetant sur toi ma foi d'amour fus pris.’ II. (Sie) 5 ‘Hélas ami, à la même heure t'aimais aussi, et t'aimerai tant que (je) vive, fais donc ainsi!’ III. (Er) ‘Et de changer j'ai nul envie, 10 je peux le dire, l'on m'otera plutôt la foi qu'honté je suis.’ IV. (Sie?) ‘Et d'autre ne veux en ce monde, je peux le dire, 15 en abîment celle confonde, qui changera.’ V. (Er) ‘Si tu veux donc être estimée, donne à tourment que j'ai pour t'avoir tant aimé 20 allègement.’ Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 155 Nr. 88 aant. I. Ich byn daer tho gebaren,+ das ich kain gelucke sall hainn, ich hadde ein uiß erkaren, die moße ich faeren lainn. 5 das doit mir an mynem hertzen so wee, ich ligge in groissen sorgen, ich en sehe ir nymmer mehe. Bl. 98 ro + II. Mych rauwet mein junges leben, das ich en jhe gesach; 10 ich hatte mich zu im gegeven, die mir die lieffste was. Er sede, hey wolde mir nith verlaten, ich solde in seinem hertzen altzit ein stedelein hain. III. 15 Och scheiden, bitter scheiden, och scheiden, du doest wee! so geschach mir nie so leide, ich beger kein ander lieff mehr, vyll lieber weer mir die bitter doit. 20 Ich kam van alle mein dage, nye in so grosser noit. *** Hoffen ist leidens troist Deiner unvergessenn1 I.R. 1 Diese Zeile steht in einem Spruchband. Rechts daneben ist eine Blumenvase mit einer Blume darin gezeichnet. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 156 Nr. 89 aant. + 5 10 15 20 I. Ach huilff mich leidt und sinlich klagh! min tagh hab ich kein rast, so vast myn hertz mit schmertz thuit ringen, dringen nach verlorner freud. wiewoll ich besorg es sy ummb sunsth myn gunsth dien ich je trage, doch mach ich nicht mit icht vorlaßen, haßen in ummb lieb und leidtt. ich arme Metz setz stetz myn syn in groiße gfair; zwair gair enbrindt, rindt Bl. 99 ro + 25 diße treuw neuw uis edeler arth; hairt wairt mir nie so whie: 30 ghe, sthee, schlaff oder wach, gemach hab ich nicht; ficht, dicht 35 wie ich mich haltt, bald zu erwerbenn, 40 erben sein gnad; mein schaidt und schwer wehr 45 nach dich frundlich zu smucken, trucken an mein brusth, 50 als etwan wair deines hertzen lust. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 II. Mein kleghlich bidt dich reitzenn soll, wiewoll myn schoin ist klein, 55 doch kein mit zyr doit mir1 geleichen, weichen 60 mois se myner kunst. schoin nimpt vom kleinen whee ein endt, behendt geschwindt freud unnd moith2, dan doit 65 de treuw nach reuw sich wenden, lenden aus der liebdenn brunsth. 1 2 doit mir wurde von gleicher Hand später eingefügt. Hs.: danach durchstrichen: und ßen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 157 70 O Zyr, gunst bedracht3, lacht, wachtt und liebtt, uibt sta rke unnd krafft schafft strafft 75 und treibtt, pliebt unverzagt, wacht als ungeffell; 80 schnell, gesell, dasselbe bedench, lench, sengk din hertzliges gyr schyr 85 her an mich, sprich: ich byn dyn; mein bluit 90 woeet, will ergetzen, setzen dich aus pein, lais siehnn 95 dyn klagh, fragh wieter nith, bidt ich dich eins, 100 myn hoigster hoirtt, din woirtt bedoirt myn ßen, ich brin 105 jetz teglich kleglich ubermais, in truwen ich dich nummer vorlaiß. III. All deinst ann mir findst ungespart, 110 kein fairt mich nie beschwertt, wie hert se ist; du bist 115 der Erhen mheren kan wieblicher zucht. ich elend metz dich bidt ummb eins, sunst keins 120 ich itzt beger: gewehr das ich moge dich 3 d aus t verbessert. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 in freuden 125 wieden in der liebe frucht. gunnest du mir das, baes wher mir nhie dwyle ich liebtt, 130 strebt+ und faht nacht dach unnd stund, grund 135 diner4 lieb zu hain; ain wain ich nummer plüeb, schrieb, treib ain underlais, 140 das hilfft mich klein; kein wehen noch klagh mach 145 mir jetz verkeren dis ellend; gesell, wend 4 Bl. 99 vo + Hs.: diuer. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 158 dich ummb, kum, 150 jage unnd eill dwyle ich byn in lebens fristh, 155 sunst ist kein list der mich an dich mach stercken; 160 mercken ich das kann myn hertz dich aller Erhenn gann. *** Niemantz es vorgeß des synenn, wen es gfeltt, ich gedenck der mynen. Tout veint à point quy peutt attendre. Nr. 90 aant. + I. Durch dummen syn hoich ann ein zyn ein wechter tradt ime niemants en badt, 5 ehr reiff den dach geswinde. Bl. 100 roa + So hart uffweckt, das sich erschreckt durch synen schal gants overall 10 all das hoffgesynden. II. Ehr bleiß ein horn. das nam vor zorn van edler arth ein freuwlin zartt, 15 se qwam herfur getreden. Und se sprack: ‘Nar, was ist din geblarr, das du mich vorschreckst, so hart ufweckst, 20 wehr hait dich das gebeden? Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 159 III. ‘O werde fraw, ich hoir uren dreuw in groißer unhuldt, ich hains kein schuldt, 25 want ich doin sein besten. Off imants wher vorborgenn hier, der gern vor daghe werhe durch den hagen, 30 der moist niht lange reisten. IV. ‘Darumb laißet stain, uwer boiße wain, wan ich nith byn in solchenn syn, 35 das ich ure rast wolde stoiren. Ich roiff an knecht, megede und mann, den myn her gifft loin, geldt1, kleder und schoen, 40 de tzu2 der arbeidt gehoiren. V. ‘De wannen, sacken, bruwen und backen, komen und faren mit wagen und karen 45 und uch de spiße bereiden; Bynden stroe, melchen de koe, syen milch, es ist auch pillich, 50 das se nith lenger bieden.’ VI. ‘Ich wegkt den schmidt,+ der koek geit midt, de mollener hoit auch mheer, 55 ich roif lude in den hoiffen. 1 2 Bl. 100 ro b + gelt ist nachträglich über der Zeile zwischen loin und kleder eingefügt. tzu aus de verbessert. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 160 De ferkens knecht steidt uff mit recht und bereide der spiße na irer wiße 60 und ledt sie weder loiffen. VII. ‘Foirt hacken, bicken, dorn und sticken, pleschen, weschen, komende dorschen 65 und faren in den acker. Portener, scheper, schroder und lepper, melchen, kernen des haues dernen 70 ich maiche se all gar wacker. VIII. ‘Ente und genße und ander gedenße, hennen und hanen werhen oivel daran, 75 se vordorven mher dann halff. Brickt men uren slaift, off mir nit straifft; das wirck blifft stain halff ungedain, 80 es hindert koen und kalff.’ IX. ‘Wee dem nu sy, laiß ich darby’ das freulin sprach, ‘myn ungemach 85 kan ich nith vorgeßen. Wan nith sulte syn de wach, hen, dyn, darzu ich acht kuem halves nacht: 90 ein schalch hait dich beseßenn. X. ‘Du snoides wicht, such an ein licht Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 161 und mir dan saigh wie na dem dage 95 in dußer stunde mach weßen.’ ‘O freulin zart, seit nith so hardt, laist mich ure gunst, in sulcher kunst 100 hab ich gar klein geleßen. XI. ‘Ir wiset mich an das himelrich, das ich besehen so wie dar sthee3 105 der sterne loiff regeret. Astronomy+ woint mir nith by, in solchen boichen kan ich nith soichen, 110 ich hains nith gelerett. Bl. 100 vo a + XII. ‘Wie der gebuir ist myn natuir, wen der gein slaiff en hait in der dage rait, 115 sein ouge sein nith zugezwungen, Also was mir, do ich reiff hyr, doch hait wall frauw Nachtegal 120 vyl mhe dan eins gesungen.’ XIII. Das freulin sprach schnell: ‘woll henn gesell, ich legh mich weder slaffen neder; 125 nith mhee doit mich erschrecken!’ 3 sthee der nachträglich über der Zeile zwischen der und sterne eingefügt. Abschreibfehler: Antizipation von sterne! Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 162 ‘Ja frauw, gait hin, das ist der syn, ahn uir gemach biß an den dach, 130 ir fyndt eine warme decken.’ XIV. Das froulin hoirt wall des wechters schall, daruff se sweigh und hemlich sleech 135 to irem werden gaste, Bes an syn arm, der was warm; vorth an syn brust nach hertzen lust 140 druckt ehr das frewlyn faste. XV. Sich hoiff ein scheiden twischen den bieden, der kleglicher wort ich nith en hoirt, 145 daruff kan ich nith dichten. Der gast bleif neith, doch lanckzam scheide hen durch de feste, das ime geluste, 150 de dach begunde ihm zuoiverluchten. XVI. Darhen ehr tradt des hasen patt, so ehr es beste konde, das ehm die hunde 155 nith ahn sullen bellen. Der wechter groff sagh vor dem hoff den frombden man, ehr fenck ahn 160 und rief mit luider keillenn: + XVII. ‘Weirde jo, weirde jo!’ de frauw lieff zo: Bl. 100 vo b + Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 163 ‘doistu nu recht, du dummer knecht, 165 roiffstu so an der zynnen? Ich sage dir hen: dein roiffen laiß sein! vorwair, dar geit ein vochß gemeet, 170 he slichtt na einer hynnen. XVIII. ‘Kanstu nit swigen? was fiende sollen stigen by lichtem dagen durch unsen hagen? 175 ein voß suichett dar sein weide.’ ‘Ja frauw, das ist wair, ich hain diß jair den voß gespoirt und hain gehoirt, 180 ich reiff ehm doch nue zu liede. XIX. ‘Hedt ir es gesacht, so wher myn wacht durch uwer woirt lang uffgehoirt, 185 so woldt ich syn so behende. Nhu weis ich doch des voßes loch, war mhen ehn spisett; ure hulde mich wiset, 190 ich weiß idoch das ende. XX. ‘Mich ducht nicht qwait ein hoinder vaigtt den heren myn, wan er4 mocht synn 195 sunst lang vann huiß gereden. Wente der voß ist loiß van listen grois, 4 Hs.: es. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 164 he soickt der wederfairt nach syner arth, 200 slichet gernne na alden seden.’ XXI. ‘Swych, dummer man, de hoinder han gern snavel wiede; es thuit nith liede 205 den hern dyn sunder wißen. Der voß nith doit noch schaden noch liedt; ehr is gewient als ehme gezempt, 210 was sold dyn heer dann mißenn?’ + XXII. ‘Ja frauw, das laiß ich darby stainn, ich merck uwer rede und doen uwer beede, Bl. 101 ro a + 215 gefrunde laißet uns doch bliven. Was uch Gott gan, das nembt fort an, wiste ich eur hertz in enige schmertz, 220 ich hulff es uch gernne vordriven.’ XXIII. De frauw erhoirt des wechters woirtt, sie was gar froe und sprach alßo: 225 ‘sustu mehe ahn der muiren Den voß allein, merck ahn wenn ich meine, myt truwen dein vorsteur meldens pein 230 und helff myr zum besten stuiren!’ XXIV. Der wechter sprach: ‘frauw, der sach gheloivet mir vorwair all uirhe begere 235 helff ich zum besten fuigen.’ Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 165 Wer5 dis gedicht an6 zwivell spricht, roirt ehr mit luist an seins boilen brust, 240 ehm sold vyll beß genoigen. Nr. 91 aant. I. Aus hertzenn grundt+ bin ichs vorwundtt nach dir, myn B; dir isth kundt ehe 5 die swere pein, das hertze myn vorsencket tieff; Ach B, ich reiff zu dir mein gnad; 10 mags habenn stadt, wend sendlich1 smertz, frundligs hertz, helff mir zu dir mit freude unnd smertz. Bl. 101 vo + II. 15 Fur all uff erd mein hertz din gerd zu lieb und wunne: gluck myr des gunne zum neuwen Jar, 20 wenn du mich gar umbfangen haist das ich kain rast oin dich mach hain, Ach B, nym an 25 mein frundlich Bidtt durch liebe sidt, ich hoff du thutzs abslagenn nith. 5 6 1 fehlt in der Hs. Hs.: unnd. Hs.: danach raidt durchstrichen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 166 III. Mynn holtzeligs bildtt, 30 Biß nith so wildt, ertzeigh doch dich ein klein frundlich gene mir mit lieb, mich nith betreub, 35 myn hertzigs B, laiß mich vorsthee dyner lieb ein grundt! zu diser stundt gein dir nith spair, 40 glaub mir vorwair, unnd liebt ich hundert dusent Jar. Nr. 92 aant. Ein anders I. ‘Ain zwivel gar bistu vorwair de schoinste in dem Ryke, men findt din gelyck 5 nith in disser1 werlt, de mir so gefeltt zu aller stundt; din roter Mundt gyfft lechten schin 10 wie ein Robyn, ich bidt: laiss2 mich deiner synn. II. ‘Zart einige frucht, ich bidt: din zucht 15 durch all dyn ehr nith von mir keer; schoins lieff gedench daran wie ich mich hain erbaden hoich, 1 2 Hs.: dusser, das u aber mit i-Punkt versehen, daher wohl Schreibfehler für i. Hs.: danach D durchstrichen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 167 20 mein syn steidt noch als he stund du weist woll woe. myn einigs lieff, alles was du begerest 25 das ist Ja.’ III. ‘Hertz lieffster gesell, geloiff mir, ich heb gehoirt din wort, du blivest mir hardt 30 unnd blivest stede na myner bede, im hertzen salstu stedich synn all myn zuversichtt. geloiff, mir geschuitt 35 kein ander nicht, dwile das myn hertz zusprecktt.’ *** Wat acht ich vf der sunnen schijn, Wol mir der Main gnedich synn. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 168 Nr. 93 aant. + Warsagungh der Worffell oder Doppelstein. Bl. 102 ro + 6-6-6 [1.] Du solt werdenn der Reichste under alle dinen frunden, wiewoll es dir wienich gunnen, es sall dir noch zum gluck slain, darumb laiß dyn troren stain. 5-5-5 [2.] Din hertz entfength seer in groißen liefften schwer, und will dir das nith vorgain, so wirstu noch groißenn unfall hain. 4-4-4 [3.] Das ist nith in diner gwalt, dar du woll nit faren salt, dar isth noch vorborgen, darumb laiß stain dynn sorgenn. 3-3-3 [4.] Dir stain etzliche nach diner Erhen, daran soltu dich nith keren, se wolten dich gernne zu schandenn brengen, wen du es inne wollest gehengen. 2-2-2 [5.] Du hast uisgeworffenn ein Netz, das will dich schinden wie ein Metz, dan du bist von manigen synnen, manicherley hantwerck wiltu begynnen. 1-1-1 [6.] Du lebest zu groißem ungemach, umb ein harte sach, dair dir hin hertz nach steit, laiß aff es isth dir unbereidt, uff das dir nith werde liedt. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 169 6-5-5 [7.] Du bist swairmutich von hertzen, das bringt dir vyle schmertzen, laiß diner sachen einen lichten syn, es kompt doch wair es hynn will. 6 - 4 - 4+ Bl. 102 vo + [8.] Du solt in der Ehe haben groiß gluck und wirdicheitt, wiewoll es etzlichen luden wirth liedt, es wirth ehn nith erlingen, darnach se thuin ringen. 6-3-3 [9.] Du solt din troeren laißen stain, so wirstu noch groiß gluck hain und freud habenn durch wieden muidt, des hilff dir Godt froe unnd spaidt. 6-2-2 [10.] Bis vroelich und wolgemoit, dir isth vorkomen zeligh guit, du wirst einen frundt uberkomen, darnach dein hertz hait groißen fromen. 6-1-1 [11.] Du tragest yn dinem hertzen vorborgen vyll Narrischer sorgen, woll umb ein sach, die dir nith wolt uiß dem synne mach. 5-6-6 [12.] Ich sage dir neuwe mher, dich anfest groiße eher, von frowen und heren sall dir noch groiß gluck werdenn. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 170 5-4-4 [13.] Du bist zum gluck geboren, dogent hastu uißerkoren, dir sal noch groiß gluck zufallen, dyn gemaill wirt dir din hertz zurspalten, du wirst by ime synn behaltenn. 5-3-3 [14.] Ich weiß von dir kein qwaid, du bist dinen frunden vyll zu guit, werstu se loiß wie sie, dir mecht vyll beßer guidt vonn inen gescheinn. 5-2-2 [15.] Ein ander hait weß du begerest, wie noide du des enberest, keer anders wohin dinen synn, sunst hastu klein gewin. + 5-1-1 Bl. 103 ro + [16.] Bis woll zufrieden und wollgemeith, all din anslegh sullen noch werden guith, du solt alle dinen liedt vorkemen, das soltu gewislich vornemmen. 4-6-6 [17.] Dar du langh nach hast gestanden, das wirstu noch zum gluck erlangen, und volgt dir dyn wille also, se swych stille unnd sy froe. 4-5-5 [18.] Du werest gern reich, darumb wagestu es lichtlich, wiltu dich des nith begeben, so wirstu kurtzenn dyn leben. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 171 4-3-3 [19.] Ich sage dir in truwen, es wirth dich noch woll rouwen, dastu etzligen leuten frundlich bist, die dir kein truwe haben noch ffruntschaft bewyst. 4-3-3 [20.] Du wirst dyn lebent unnutzlichen zubringen mit arbied und sorgen, das nith blivet vorborgen, das ist dyn eigen scholt, dastu niemants hoeren wolth. 4-1-1 [21.] Du kanst woll swigen und helen, darumb mach man dir woll bevelen, mit gantzer truw aine wanck, des eigestu wairlich danck. 3-6-6 [22.] Du hoirst gern von der liefsten sagen, darinn hastu dyn guit behagen, und bist darby gar unstete. off dir schoin wher dyn lieff im hertzen, so lebestu doch in smertzen. 3-5-5 [23.] Man ist dir seer unholt, des moistu haben gedult, das ist dyn schult, es wirt dich noch komen zum besten, wannher er ist am lesten. 3 - 4 - 4+ Bl. 103 vo + [24.] Du solt Goth deinenn, unnd denn mit truwen meinen, und vorlaißen alle dine geckheit, ader du kumpst kurtz in groiß hertze leidt. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 172 3-2-2 [25.] Du hast ein hertz1, das lebet in leifte und schmertz, wiltu das mit truwen herden, so wirdt dir noch vyll gelucke werden. 3-1-1 [26.] Du hast in dinen synnen, und meinst dir soll erlingen, und bist selten froe geloub mir fry, es wirth dir seltenn kommen zu. 2-6-6 [27.] Du gloubest einer seher, das laiß dir syn eyn nyemheer, und laiß es dir nith zu hertzen gain, dan leifheitt wirt dar volgen nha. 2-5-5 [28.] Einer sach bistu von Gott begerenn, deselb laiß achter wegenn, dann Godt weiß deine zelicheitt, dem biß alzyt bereitt. 2-4-4 [29.] Du haist einen loißen syn, der einer fluicht uiß der ander in, geiner kan so behende werden, der es mit dir kann geherdenn. 2-3-3 [30.] Du kanst mit dinen loißen kallen, dye lude betregen alle, das se dich leif von hertzen gewinnen, wie wienich truw se ann dyr fyndenn. 1 anstelle des Wortes in der Hs. eine kleine Zeichnung: Von zwei Pfeilen durchbohrtes Herz. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 173 2-1-1 [31.] Du wilth ser hoge vlogenn, das wirt dir noch betrogen, dar holfft nith andre2 legenn, blyff tusschen bergh und daill, so wirstu haben guith geffall. 1 - 6 - 6+ Bl. 104 ro + [32.] Dein druck unnd lieden, will bald ein ende haben, vortruw Godt allein, der wirt bald gnad geben, so manichvalt, als blomlyn im Walth. 1-5-5 [33.] Du hast einen trorigen moidt, sust werstu woll von hertzen guit, alle de dich darumb willen schelten, gibstu gehoir gar selten. 1-4-4 [34.] Du bist kurtz in ein troricheit komen, das hastu woll vornommen, de dir nith wol bekommen isth, laiß darvan, volge diner frunde Raidt, ader du wirst komen zu spaidt. 1-3-3 [35.] Dein lieb gelichet einem duiffhuiß, der einer flugt in der ander uiß, wiltu dißen nith affstain, so wirstu mit der bulschafft gein gluck hain. 1-2-2 [36.] Dir ist itzt woll mit etzligen sachen, die dir weinich fruntschaft machen, und zu letsten groißen weder moit, Gott wirt es jegen dir vorgelten mit guit. 2 undeutlich, da an den Seitenrand geschrieben. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 174 6-5-4 [37.] Du hast vonn dinenn frunden groißen schaden, dar du schwair mit bist beladen, du darffst woll guden raidt, bidde Godt froe und spaidt. 3-6-4 [38.] Du machst woll leben sunder sorgen, dir ist noch ser vorborgenn, dar du woll nit faren saltt, es steitt noch in eines anderen gwaltt. 3-2-6 [39.] Ich sage dir von hertzen zu, du magst woll syn froe, du hast in dynen synnen, dar dir woll mit werth gelingen. + 2-6-4 Bl. 104 vo + [40.] Du hast der leute ein großen oiverlouf, das machett dein hoge moidt, enth3 holt dy des by ziten doch, ader du wirst betrogen noch. 1-6-4 [41.] Wiltu diner geckheitt nith flehen, so wirt dir nith vyll guits geschein, laiß se achter wegen, so wirth dir noch vyll glucks bejegen. 1-3-2 [42.] Du bist in des scheffers hend, und verest in das elend, dair foirt dich hen dyn dummer moidt, der doit dich selten guitt. 3 unsicher, da an den Seitenrand geschrieben. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 175 1-4-2 [43.] Dyn schoinheitt und gebeer, wirdt dir in groißen smertzen brengen, wie du etzlichen nach irem willen willt gehengen. 1-6-2 [44.] Dair kummer hait dich dazu gebracht, das man nith vyll uff dich achtt, wiltu dein oivermoidt nith begeben, so wirstu im elend leben. 1-6-5 [45.] Du bist mit sorgen ser begain, es wirt dir noch zum gluck slain, dein unfall wirdt sich nyder slain, und dein unglucke mit freuden anfangen. 1-4-5 [46.] Du bist loiß und licht, was du redest meinestu nycht, sich zu sie wirth dich noch betreigen, dair wirt nith an helffen dyn legen. 1-5-3 [47.] Gluck und heill wirdt dir noch werden zutheill, du wirst sehr reich, dazu gehalten gantz erbarlich. 1-3-4 [48.] Du kanst mit dinen loissen swancken der luide hertze krencken, das se moißen ßen dir gewagen, dannoch werden se zu letst betragen. 6 - 5 - 3+ Bl. 105 ro + [49.] Mit schonen woirdten bistu betragen, de dir sinth alle vorgelaigen, de dir alle syn zu gesacht und keiner im hertzen bedacht. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 176 3-6-5 [50.] Du solt arbieten ser und gewinnen guit und Ehr, se sollen noch dinenthalber werden bedrevet, de dir haben gedreuwet. 3-4-5 [51.] Du wirst getruw, schoin und hubsch daby, und eynen groißen moit, und hoffest zubekomen groiß guit, wiltu das nith vorlaßen, se gecken se mit dir uff der straßen. 2-5-3 [52.] Din synne syn also gethan dastu mit eitelheit bist begain, wiltu dich davan keren, so kumpstu noch zu groißem gluck und Ehren. 1-6-3 [53.] Du sparest dyn guit gegen dynen mundt, du moist ein weinich milder werden, sunst werstu es nith kunnen geherden. 2-4-3 [54.] Du tragest in dinem hertzen zorn, der sticht dich scherrfer dan ein Dorn, es ist nith recht dastu begerst, dynes guitz du offt darmit enberest. 5 - 4 - 24 [55.] Truw und innich sinth by dir nith, loigen und boisheitt5 syn alzyt by dir bereidt. *** Dusse Kurtzwyle hait also ein ende Godt wold unns sein gnade sendenn. 4 5 Hs.: 6-4-2, was aber falsch ist, da diese Kombination oben bereits unter Nr. [40] vorkommt. Hs.: loisheitt. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 177 Nr. 94 aant. I. ‘Weck up, weck up den werden gast,+ der falck zwengt sich up der stangen! ehr swengt sich na des dages gelast, darna hait er vorlangen. 5 darumb ich dich in truwen raide, dat du mich ein weinch horest: de morgensterne am hemel staidt, schaff, das eth nit werde zuspaidt, eher er van dannen kerett.’ Bl. 105 vo + II. 10 ‘Schoin wechter, schoin, vormydt den schall, wat hilfft dir dyn schimffen? du deist uns bieden groiß ungevall, es mach dir nith gelingen, das du vorschreckst den werden gast, 15 he kumpt doch lieder selden. es isth doch nith des dages glast, du bringest uns bieden in oiverlast, du machts es noch entgelten.’ III. ‘Schoin frouwe, schoin fraw, sidt nith so swill, 20 durch eine zwartze wolchen mich duchte ich sege eine sterne so hell, darnach der dach qwam stolchen; off ich darin bedraigen byn, des geve ich my in schulden, 25 es ist docht nith der dach so nach herby, ir synt noch woll einer stunde fry, spairt mich in uren hulden.’ IV. Dem gast dem gast sy dat vorkuindt, eres hertzen Tabernakel, 30 in heißer lieb ehr hertz entsuindt und flammet recht wie ein fackell. se meinet de stundt eyn Jar soll duiren, se heds kein vordreißen, se plegte nach erhes hertzen beger, 35 beß das de lechte morgenstern qwam an den hemel schießen. V. Des nam des nam der weehter acht, der Dauw fell uf den anger, der fagel stemme mit soihte kraft Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 178 40 erhalet in dem hagen. als bald der wechter das vorhoirt, he moist se aver warnen, van Jamer reiff he uf ein oirt: ‘ô wie es ist auch werlich moirth, 45 ich moiße oiber warnnen. VI. ‘Hoir lieffster, hoir, was ich dir doin kundt, mir zampt nith lenger zuswigen, laiß af und brich der liebden bund, der dach der kumpt her stigen; 50 uiß orienten nimpt he den keer, luchtet hoich aiver alle de zynnen. Ô werdes wyff, schoin dyner eher, wiltu folgen myner leher, so schaff den gast von dannen!’ VII. 55 Als bald als bald se das vorhoirt, sie erschrack in heldes arme, van jamer sanck se uf ein orth: ‘ach Godt, O laiß dich erbarmen! mit gewrungen henden ich dir klach 60 und bidt dich innichlichen, mach es gesyn, vorhalt den dach, ich frucht das ich genslich vorzaich, werdt he uns alhye erslychen. + VIII. Do ward, do ward der edel kna ff 65 durch wundt bes in syn hertz, doch troist er sich im ungemach und sprach: ‘lais ab dyn smertze, ob ich mich mit dem lyffe scheide, myn hertz sall by dyr bliven 70 genslich vorbunden by mynene Eyde, das es sich nummer van dir scheide, de zyt mit dir zuvor driven.’ Bl. 106 ro + IX. ‘Din troist, din troist, dine gude woird durchsniden mir myne geleder, 75 doch bidde ich dich, myn hogster orth, fuige dich doch balde herweder und sluith mir in dines hertzen schryn, ich bidt dich innichlichen, und sluith mir in dines hertzen schryn, Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 179 80 sint ich nit lenger mach by dir syn, so doe mir ein Breiflin schriven.’ X. ‘Myn heill, myn heill, myn uffenthalt, was mir din duigent lertt, des hestu gants und gar gwalt; 85 zu dir myn hertze kerett und gewunnet noch nummer freude of moidt. ja sold ich dich begeven: ich werde gewundt in jamers noidt, so weher mir doch der bitter doidt 90 vyll beßer dan das leben! XI. ‘Gnad fraw, gnad fraw, ich fair darhen. der schepper aller dinge, der erhalt uch in der gnaden syn und das uch nith mislinge, 95 bewair lyff feill ehr und guith vor allem ungevalle.’ ‘laiß dich der reiße nith werden schwer und frauve dich der weder keer, du scheider guide geselle. XII. 100 ‘Scheid hen, scheid hen, ich wunsch dir heil. der scheffer aller dinge, der erhalt uch yn der gnaden syn und under synem scherme, Ja wair du in dem lande ferest, 105 godt mois diner alzyt plegen, vor kummer und oich vor liedt bewair, und uch gsunt her weder spair.’ So gaff sie ehme die segenn. XIII. Das freulin in dem bedde saß, 110 mit lichtenklaren oigen, ire lichten wangen woirden naß, mit mannigen heißen tranen: ‘Ach Got, wannher sall ich ehn sehen, den strick baven allen falcken?’ 115 lustlich spranck ehr durch den klee, ehr bieder scheiden das dede wehe, dermit der dach qwam walcken. *** Heimlich vorswiggen unnd ganntz woll bedacht haidt mannige sache zum guden ende gebracht. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 180 Nr. 95 aant. + I. Sich sindt myn hertz mit smertz nach dir, myn wunderschoine fruchtt; ich hab kein rasth, so vast hett mich allein 5 dyn wyblich zuchtt. ich weis kein zytt, de mich erfreuwtt, synt ich dich hertz lieb moiß myden, hertz allerliebste myn, 10 wende mich de pyn, myn hertz kein moye erlidenn. Bl. 106 vo + II. Darumb bidt ich dich: troist mich, nym hen grois leidt und sware klaigh, wen du der bisth, der fristh, 15 de es mir all woll endenn mach in solchenn sachenn, das liden myn uff erdenn kein freude mach styllenn 20 wenn du allein, myn einigs E! gyb frundlich dar dynenn willenn. III. Ich beger uff erdenn nith mherr dann mynes schoines lieb; 25 der adenn dyn, darnach myn gemoitt steitz weyett, dan ich will gantz din eigenn synn bis uf das ende myn. von mir nith wend, 30 du bist de schoine uff erden; mit Zucht unnd mit wieße geb ich dir denn preiß, laiß es dir hertzallerliebste wolgefallenn. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 181 Nr. 96 aant. I. Frolich und fry,+ tuchtich daby, swich und lydt, all bosheit mydt, 5 weß still unnd ffrom, sich dich woll ummb: de welt ist geschwindt nach eher und gelimff, viel dusent list 10 sith Adams kyndt oiven isth. Bl. 107 vo + II. Veill guidt und gelt triumpheirt de welt, wher das nith hait, der foiret nergent gein stadt. 15 recht wie du wilt recht is de gesell, der werlde pracht hefft alles macht, fromicheit und eher 20 wert itzt gar wenicht geacht mheer. III. Hoffnungh ich drage, idt kumpt de dagh und bringet de tidt, dat bieder ley 25 fromicheit und eher werd geldenn mheer als es ist geschein; aver dusent Jaren in alle wegen do due 30 dyne1 Ere bewaren! 1 davor über Schnörkel Buchstabe R eingetragen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 182 Nr. 97 aant. Ein anders I. Cupido hait in mir erdacht einen ellenden minschen zu machen, ehr ist inn acht und oiver achtt, gantz segelois aller sachenn. 5 der armer Mann, was gheen im ahnn do ehr was ledich gewoirdenn, das ehr sich gaff uf sulcher achtt weder inn Venus ordenn? II. Es ist ein angebornne wiße, 10 der swerlich wirdt verlaißenn, und felt ein Esell uptem Iße, he schuwett derselbigenn straiße noch vyll mher. der sold vleein, der denn schadenn hait genommen, 15 dwile ehr doch bisher unnd noch nicht mher zugnaden mach komenn. III. Darumb ehm gunsth ertzeigenn werdtt ist anders nith ermeßen, dan das ehm vorwytz woennenn by 20 unnd haitt synn hertz beseßenn, mit wankelm moidtt. des nith vor gaidtt will ufgenommen wirden, dann Builschafft kann gein gemeinschafft hain, mackett scheydens vyll uf erdenn. Nr. 98 aant. + I. Nye noch nimmer roiet sych myns gemoet, des toedt und woet by dir zu syn: dar hen al myn 5 gedenck ych stedt; mych troest er goit mot trowen mych dar gegen sych, dye1 weyl ych leb myn dynst voor dych. 1 Bl. 107 vo + Hs.: danach wye gestrichen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 183 II. 10 Noch beger ych lyebers nycht of Erde, dan das mych werd dyn genaede zu theyl, geliech es voel wan dart zu2 quaem, 15 ych das vornem der wonen by, stedt um ych sy, see wer myn hertz verlanges ffry. III. Numer mer gen loen ych sus beger 20 dan mych3 sie dyn4 lyebe nycht eendt, ych bydt dych: nycht wendt dyn genaede van myr, ych up dyr gans 25 underdan, dan du und5 derffs geyn swyffel han, ych wyl dych baven al dye werlt lyeb han. Een voer al unde dye getrow Elysabet van Boeren Nr. 99 aant. I. Ffrou Ffeynuys wyl mych morden,+ das redych ych affenbar, edt yst nu anders gewarden, dan et was aver eyn yar: 5 mynen bol haff ych verlaren, ych1 byns es gewarden quyt, dem ych had uysverkaren vor al dye werelt wyt. 2 3 4 5 1 Bl. 108 ro + Hs.: danach qyem gestrichen. Hs.: davor das und danach und gestrichen. Hs.: danach gewerd zu gestrichen. Hs.: nach und unleserliches Wort gestrichen. Hs.: danach byns gestrichen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 184 II. Eyst dat myn ungeluychen, 10 et en yst nyt als et plach: hey kyst to mych dem roechgen dyr mych so gernen sach; ych haffes wol vernomen, ych byn om eyn unwert gast, 15 syn leyfft solde mych bekomen gelych dem honde das gras. III. Gemoetten hey mych up dyr strassen, ych quem dar gan off stan, hey kanes wal gelaffen, 20 eyn wort spreckt eyr mych nyt an. ych wyl om weder om schenken al wan dem selve dranck, syn leyffdt wyl nyt gelden, und leyffden ych noch so lanck. IV. 25 Nu wallan, ych las om ffaron und dynck op om nyt doch eyst myr noch wat heyls gebaren, wer weys noch myn gelock? yst myr wat heyls gebaren, 30 et sal noch werden godt, ych mende, ych hed verloren, myn schat yst noch nyt grott. 1553 *** Men sechge, wat men wyl, ungebonden dat yst wyel. GFZB CVB Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 185 Nr. 100 aant. I. Ich lyde und myde, ist nith myn wille,+ in einer stylle, das bringet mynem hertzen swere pyn; darummb kome ich in Venus noidt 5 ach werhe ich doitt, synt ich by dir nicht mach gesynn! dan all myn freude bringet myr ersth wehe, die ich by dir gesellet hain, 10 hyrumb ich mich uiswendichlich, jegen niemantz nith dar mercken lain, laiß1 dyr myn elende zu hertzenn gain. Bl. 108 vo + II. Vann dage zu dage werth mier erst wehe 15 warh ich henn keer, sehe ich nicht mherr an dynn gstallt; freud und moidtt is gar darhen, elend ich byn, uis groißer sorge so werde ich aldtt; 20 das machet de flucht nach dyner zuchtt, de du, myn schatz, gefangenn hast; all myn beger stell ich zu dyr, 25 ja dach of nacht hab ich gein rouw, myn hertz lydett noth, giff raid dazu. III. Heimlich ich klagh bis uf myn ende sich nummer wende, in stediger truw steitt steides by dy, 30 all myn beger fynt ich entzundt, myn hertz brendt inwendich in mynes hertzen grundt, fyll ellendiger zytt, helff myr uiß noidt, 35 myn hertz alzyt an dir gdencktt, ich beger nicht mheer; du blivest myr stede in truwen stede bis uf myn ende, bis ich en sehe blyve ich ellende. 1 Hs.: danach myr gestrichen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 186 Nr. 101 aant. + I. Dye lyeffste den ych ut fferkoer, dye eys mych lyeff ende wert; trou ende holt wel ych om syn, want myn haertz geyn lyver en begert. 5 hy eys dye lyefst, weyt dat voerwaer, wan ych nyt by om syn en mach, eyn dach donckt mych syn eyn yaer. Bl. 109 ro + II. Hy eys mych als soe lyeff ende wert, och mocht ych by om syn! 10 ffaen mych heyt hy zu panden hertz, moeyt end al myn seyn. hy eys dye lyeffste, weyt dat ffuerwaer, wan ych nyt bey om syn en mach, eyn dach dunckt mych syn eyn yar. III. 15 Des wel ych mych genuegen laen, wes des dat beter woert, eyt mucht sych noch alsoe gefallen, ych word myt om fferselt. dye tyt laes ych mych fferdryssen nyt: 20 heyt he mych van goeder hertzen lyeff, so ffergyt hy mych werlych nyet. IV. Dye ons des nyen lytken ssanck, seyr wael gesongen haeyt, hy heyt dat al soe wael gedycht, 25 om synes bolen weyl; daer om drycht hy grau, weyt ende roeyt, eyn breasselyngh1 van perlen dreycht myn lyeff op synen hoeyt. 1551 D A C L B V 1 a unsicher, da Wurmloch. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 187 Nr. 102 aant. 1553 I. Och gott mych dot verlangen+ na eyner dye leycht geffangen dem edellen heyren myn, das ych om so mos myden 5 brenget myr eyn hemlych leyden, dar to myn heyrtzen eyn zweren pyn. Bl. 109 vo + II. Her leycht yns keysers heynden, och gott hey kondes wal wenden und geyffven dem keysser dem mot, 10 dat es sych wyl bedyncken, war heyr kornet dyssen geschenken und geyffven dem fforsten wer syn goedt. III. Hedt eyr sych wes vorsprachgen, das wyr genoch geffrachgen, 15 lanedt, lyyde synt om verderfft, dem fforsten hyn wech geffuyret, syn heyrtzen dar myt verstouyret, dem Cor yst om genamen aff. IV. Ich haff es sal sych wenden, 20 das sport men an allen enden; dem payys syn ffalssen rat, dem keysser dar myt verheyztet, Duyztlant dar myt verleyztet, das klage ych dych her gott ffrou und spaed. V. 25 Hyr myt wyl ych es beschleyßen. ych haff, ych salleß genysen, myn roffen ys to1 gott, und helff uns crystuys allen, na dynem gottelyche geffallen, 30 so2 heylff uns heyt uyt dysser not. - Myn haffven zo gott - C B V 1 2 t aus h verbessert. Hs.: danach verschriebenes heyff gestrichen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 188 Nr. 103 aant. + I. Ich het mir vir genumen zu dinen stetigkhlich, ein ander hat mich verdrungen, das selbig pekhrenckht mich. 5 pedrybt ist mir mein hertze, daz ich mus faren lan, sie gen in gurtzen Pein. wan umb ein andern man. Bl. 110 ro + II. Es ist der freyle sitten, 10 daz sie unstedig sein, sie lassen sie nicht lang pitten, sie gen in gurtzen Pein. so einer thuet gefallen, gein threu sie sechen an; 15 du pest mir der libst ob allen, und redens aus falschen gwan. III. Ich bin ir nit allaine, daz acht ich nid glein, zwen hundt an eine pene 20 pedragen sie steten ein mit greinen und mit muren, es mag nit anders sein: sie mus mir aus dem hertze und nimer mer dar ein. 1550 GVA Ludwig waro [= baron] de Polhaim Lup Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 189 Nr. 104 aant. 1553+ Ein dantzlied Bl. 110 vo + I. Nun willen wyr alle fro lich syn in ehren. Wyr willen fro lich, fruntlich syn, Singen, sprungen, hei wuchhei, 5 in zucht und ehren. II. Nichst bessers wust der Salomon in Ehren, dan fro lich syn und stetz wol thun. Singet, springet, hei juchhei, 10 in zucht und Ehren. III. Dis wil euch geschunken han in ehren. Las uns nit langer stille sthan, Singet, springet, etc... Alacriter & iuste FFF v. F Nr. 105 aant. Das hohe lied1 des allerweisten Ku nigs Solomonis+ van wort zu wort uff die weis des gesangs gestelt: Ich habs gewacht Darin die h. kirche oder glaubege siel iren brutgam Christum (nach langen suchen betroffen) mit großer liebe angreifft und spricht: Bl. 111 ro + Cap. 1 I. Nu2 Er lang mir her sein mu ntlin rot, Lieblicher sein dein bru ste, vil uber wein, und salbe gut, Ruchen sie allersuste 5 Gleich usgegossen salb rucht fein. So su s dein nam ist. Die metlin Darumb dich hant geliebet. 1 2 verbessert aus: lieder. Nu in der Hs. am Rand nachgetragen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 190 II. Zihe mich zu dir, so lauffen wir In geruche deiner salben. 10 Der Ku ng in sein gemach mich fu rt, In dir wir allenthalben Fro werden und nachtrachtend sein, Mer deiner liebe dan dem wein, Dich lieben die gerechten. III. 15 Jerusalemische to chtren gar, Brun bin ich, aber schone, Gelych den hu tten zu Cedar, Die tapet Solomone. Anschouwet nit, das ich bin brun, 20 wan mich entferbet hat die Sonn, drumb dorfft ir mich nit lastren. + VI. Dan myner mutter so ne al hant weder mich gestritten und mich gesetz (nach irem g'fal) 25 Im wyngart, den zu hütten. Mein wyngart hab ich nit verwart; zeig mir, den liebt mein sele zart, Wa du zu weiden farest. Bl. 111 vo + V. Mein hertzfrund zeig mir, wa dein schlaff 30 zu mittag wurt gehalten, Daz ich nach deiner gesellen schaff Nit irre ungestalte, Dan dyn gesellen dich lieben nit. Dan reitzen mich zu andre sit 35 + und sprechenn: hie ist Christus. + Mat. XXIIII Der Brutgam VI. Du scho nest weib, kendstu nit dich? folg deiner schaff fußtritten wend dyne geitzlin fleissiglich fast by der hirten hu tten. 40 Hertzlieb ich dich vergleichet hon Meinem reisigen zuge schon An Pharaonis wa gen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 191 VII. Dein wangen seind gezierd und schon Geleich ein ryn turdeldube. 45 Dein halß man wol vergleichen kan by eym halßband und schrube. Ich wil dir samt den fru nden myn Bereyden guldne spangen fyn, Geziert met silvren po cklin3. Die Brut VIII. 50 Do im bed4 ist der Ku nig myn, Myn Nardus ruchet schone. Myn frund ist eyns Mirrhen buslin, wurt zwuschen mein bru st wonen. Er ist mir von Cypren druiff+ 55 (Welchs gesmack ist in dem meisten loff), Von Wengarden zu Engaddi. Bl. 112 ro + Der Brutgam IX. Sihe du bist schone, myn frundin, In dugend bistu schone. Dyn ougen gleich den duben syn 60 Eynfeldig unde frone. Die Brut X. Sihe myn frunt, du bist schon, lieblich; Mit Blumen ists unß Bet zugricht, unß taffelwerck syn Cedren, Und unsre belck5 Cypressen. End des ersten cap.6 3 4 5 6 von gleicher Hand an den Rand klein danebengeschrieben: to pflin. in der Hs. ist ein Wort unleserlich gemacht und mit Korrekturzeichen am Rand in bed verbessert. danach sind durchgestrichen, am Rand Korrekturzeichen. Schluß fehlt; die Eintragung unterbleibt. Das Fragment endet auf der Rekto-Seite oben. Textverlust ist demnach nicht eingetreten. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 192 Nr. 106 aant. + I. Das soette nyen yar, das uns verganen yst, das hefft dey alderleste wal vernomen: wer geyn geloych nyt haffven en sal, 5 dyr yst so ffrow gekomen. Bl. 112 vo + II. Ich mende es wer eyn eichel bom, so ffast nu yst hey al so los van synen; nu suydt he mych aver dem nachen an, war myt haff ych es verscholledt? III. 10 So sedt hy mych ffor eyn korff ffol schonner worde; dye beste warden dar uyt gelessen, so leyff als om yst off mer werden mach byn ych ffor hyn gewesset. IV. 15 Das ryden und yachgen, das nachtz ze allen dagen, das haff ych nyt versessen; mer wan men den hont offhangen wyl, so hefft hy vandt gebrat getten. CVB 15 53 Ych wylles verbeyden. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 193 Einzelkommentare Vorbemerkung Im folgenden Kommentarteil werden die Liedtexte und Beischriften gemäß ihrer Reihenfolge in der Handschrift einzeln kommentiert. Diese Erläuterungen folgen keinem starren Schema, sondern setzen analog der wissenschaftlichen Bedeutung der einzelnen Texte bestimmte Akzente. Im allgemeinen stehen Bemerkungen über die Person des Schreibers voran, es folgen ggf. Angaben über auffällige Charakteristika der betreffenden Niederschrift in paläographischer oder sprachlicher Hinsicht. Im Mittelpunkt jedes Kommentars steht die Bestimmung des neuen Textzeugen im Rahmen der bisher bekannten Überlieferung. Wenn nur wenige Parallelzeugnisse vorliegen, werden dieselben in extenso herangezogen. Übersteigt die Überlieferung etwa die Zahl 10, so begnügt sich der Kommentar mit zusammenfassenden Hinweisen auf Alter und Verbreitung der Konkordanzen. Eine vollständige Kollation auch weniger Textparallelen lag nicht im Interesse des Herausgebers. Unter ‘Lesarten’ werden nur Hinweise auf charakteristische Varianten verzeichnet, wobei der zum Vergleich herangezogene Text stets möglichst aus der zeitlichen oder räumlichen Nähe der Darfelder Liederhandschrift gewählt wurde. Anmerkungen zur Textgestalt und Worterklärungen folgen. Den Schluß bilden vergleichende Hinweise zu den Nachschriften und Schreiberversen. Doppelt eingetragene Liedtexte werden nur einmal kommentiert, und zwar unter der Nummer ihres ersten Auftretens in der Handschrift; an der zweiten Stelle steht im Kommentar lediglich ein Verweis. Häufiger herangezogene Literatur wird abgekürzt zitiert. Zur Auflösung der Abkürzungen siehe das nach den Kommentaren beigegebene Verzeichnis der Literatur und Sigel. Nr. 1 Daß die Reihenfolge von Liedern in einem Liederstammbuch nicht der chronologischen Ordnung folgt, wird schon mit dem Blick auf das Lied Nr. 1 deutlich. Die Schreiberin war Adelheid, die älteste Tochter des Gisbert von Bronckhorst-Battenburg und der Anna von Wickede. Ihr Mann, Johann von Renesse, Herr von Amelisweerd, Wulven und Wilp, lebte von 1506 bis 1553, die Schreiberin gibt seinen Todestag mit 8. August an. Seine Witwe hat ihn nach ihren eigenen Angaben um 33 Jahre überlebt, so daß sich daraus das Eintragungsjahr 1586 ergibt. Die erste Eintragung erweist sich somit als die am spätesten datierte Aufzeichnung der Handschrift. Es handelt sich dabei nicht eigentlich um ein Lied, sondern um eine lose Aneinanderreihung von Versen und Sprüchen, die auch im anderen Zusammenhang nachzuweisen sind. Zumindest I und II gehen schon auf das 15. Jahrhundert zurück. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 194 Überlieferung 1. Berlin, Mgq 185 (Niederländisches geistliches Liederbuch aus dem 15. Jh.) Bl. 40: Lyden is myn naeste cleet / een mantel van lieden is my bereyt / sy is gevoedert mit verdriet / och ja leyder ic en kanse verslyten niet / eer ic coem wt deser werlt verdriet amen. 2. Berliner Ldhs. 1568, Schreiberspruch nach Nr. 49: Leidenn und meiden, is mein beste cleidt / ein mantell von druck is mir bereitt / unnd is gefodertt mitt verdreitt / noch woll ich lieber inn ellendt leben / dan meinenn bulen ubergebenn. 3. Liederbuch der Catharina Tirs Nr. 35 (ca. 1588): Ick genck my durch den grunen woldt, Str. 8: Och lyden du bist myn negeste cleet / eiyne mantel van lyden is my bereidt / sie is gevodert myt verdreit / ick kan sie io verslyten nicht / den se und ho. Vgl. Hölscher, Münsterland S. 75. 4. Niederländische Handschrift aus der 2. H. des 16. Jh., Randspruch: lyden is mijn daghelic cleet / eenen mantel van zurghen is my bereet / al mijn cleet is verdriet / och ic en cans verslyten niet. Vgl. Maatschappij der Vlaemsche Bibliophilen 2. Ser. Nr, 7, S. 330. 5. Brüsseler Hs. Ms. II 144, Bl. 70 vo (16. Jh.): Lyden is myn naeste kleyt / eynen mantell is my van druck bereit / hy is gefoedert mit verdriet / Help Got, ick en verslytes nyet. Vgl. Priebsch, ZfdPh 38 (1906) S. 453. 6. Etwas weiter entfernt steht ein Spruch in der gleichen Handschrift Bl. 59 vo: Lyden is dat peste goit / dat got synen kynderen doit / Lyden is der wech des rycks onß heren / salich syn sy dye hem wael hantyren. Priebsch, ZfdPh 38 (1906) S. 446, In I, 1 hat D ebenso die Berliner Ldhs. von 1568 einen aus dem Holländischen stammenden Ausdruck nicht verstanden und verändert, so daß aus het naeste cleet = het hemd (Verwijs-Verdam 3, 1502) myn beste cleet wurde. II ist offensichtlich unvollständig, da Z. 7-8 aus I übernommen wurden. Für III und IV liegen keine Paralleltexte vor. Nr. 2 Dieses nach dem ersten Teil des Wappenbuches eingetragene hochdeutsche Lied ist mit B.v. Brederode unterzeichnet. Dahinter verbirgt sich nach dem Nachweis von Hübner I, S. 40 f., Anm. 2, Balthasar von Brederode, der spätere Gatte der Besitzerin des Liederbuches, Katharina. In den umfangreichen Privatkorrespondenzen der Herren bzw. Grafen von Bronckhorst, Battenburg und Anholt aus dem 15.-17. Jahrhundert im fürstl. Salmschen Archiv zu Anholt i.W. hat sich auch ein Brief Balthasars von Brederode an seine Gemahlin Katharina von Bronckhorst vom 14. April 1569 erhalten, und ein Schriftvergleich ergab eine Identität der Hände. Wir können annehmen, daß z.Z. der Niederschrift dieses Liedes Balthasar mit Katharina noch nicht verheiratet war; vielleicht waren es Verlobte. Balthasar hat nicht, wie man eigentlich von einem Verlobten erwarten dürfte, ein Liebeslied eingetragen, sondern ein historisches Lied. Es erinnert an die denkwürdige Schlacht der Ungarn gegen die Türken bei Mohacz am 29. August 1526, bei der das Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 ungarische Heer vernichtend geschlagen wurde und König Ludwig ertrank. Balthasar v.B. hat das Lied zweifellos nicht aus: dem Gedächtnis aufgezeichnet, Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 195 sondern aus einer schriftlichen Quelle geschöpft. Unser Text stimmt nahezu wortwörtlich zu verschiedenen Fassungen, die im zweiten Viertel des 16. Jhs. durch Flugschriftendrucke und durch Liederbücher verbreitet Vmrden, vor allem zum 1. Teil der Bergreihen, Zwickau: Wolfgang Meierpeck 1531, Nr. 56. Überlieferung Die Verbreitung des Liedes findet sich zusammengestellt bei Liliencron 3, Nr. 403 a und umfassender bei Heilfurth, Bergreihen 1, Nr. 56, S. 260-261. Die zweizeilige Nachschrift, Brederodes Devise, war wörtlich auch diejenige des Herzogs Heinrich des J. von Braunschweig-Wolfenbüttel; sie findet sich z.B. auf einem Taler von 1524-1567, siehe: AfdStdnSprL 57, 37. Seitenformen dazu bietet in großer Zahl das Niederdeutsche Reimbüchlein aus dem 16. Jh., siehe Seelmann S. XIV, 9, 68 und 71. Die Kurzfassung der Devise ‘Gottes Fügen mein Vergnügen’ o.ä. ist im 16. und 17. Jh. sehr verbreitet, siehe Radowitz S. 58, H.v. Fallersleben, Findlinge 1, S. 434, Nr. 4, und Loewe S. 7 und 46. Nr. 3 Zu diesem im unmittelbaren Anschluß an den ersten Teil des Wappenbuches von Jost Graf von Schauenburg eingetragenen Liebeslied kennen wir bisher keine Textparallele. Der Schreiber bekennt in der Nachschrift, daß er das Lied im Zustand der Trunkenheit eingetragen hat. Der Augenschein mit einigen Tintenklecksen und Verschreibungen scheint diese Aussage zu bestätigen. Allerdings sind die zahlreichen Korrumpierungen des Textes wohl nicht erst auf Versehen bei dieser Niederschrift im Stammbuch der Katharina von Bronckhorst zurückzuführen, sondern scheinen vorangegangener Überlieferung zuzuschreiben sein. Trotz verschiedener Verderbnisse ist die Struktur des zugrundeliegenden Liedes mit traditionellen Motiven des spätmittelalterlichen Minneliedes noch recht klar erkennbar. Es sei vor allem auf das Motiv der ‘falschen Zungen’ in Z. 45 und 53 hingewiesen, sodann auf die Vorstellung vom durchbohrten Herzen in Z. 10, bei der regelmäßig das Wort dorchwont o.ä. auftritt; vgl. die Lieder D Nr. 46, Z. 6, D Nr. 64, Z. 17, D Nr. 80, Z. 12, D Nr. 94, Z. 65. Vgl. auch Ms. II 144 Brüssel (16. Jhdt.) Bl. 77 vo-78 ro: ... so bald dorwont / mans Hertzen gront weer ich mit oer / in vrou Venus spuel. R. Priebsch, ZfdPh 38 (1906) S. 460. Auf den Schreiber fällt durch eine kurze Notiz in Spangenbergs ‘Chronik der Grafen zu Holstein, Schaumburg, Sternberg und Gemen’, Stadthagen 1614, liber V, cap. 44, S. 281 f. ein bezeichnendes Licht: ‘Dieser Graff Jobst der 2. ist Graff Jobsten des I. Achter Sohn gewesen / der von jugent auff zu kriegen lust gehabt / wie er den auch / da er zu seinen Jahren kommen / sich in großer herren vnd Potentaten Kriegsbestallung eingelassen vnd sich zu jeder zeit tapfer gehalten / vnnd den Feinden den Kopff gebotten / aber bey solchen kriegen weinig Vortheil sondern vielmehr großen schaden gehabt vnd erlitten.’ Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Vgl. auch D 8. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 196 Nr. 4 Das Lied ist ein Musterbeispiel für die Umgestaltung eines Liedmodells durch die persönliche Handhabung im Repertoire einer konkreten Überlieferungsträgerin (Tryna von Battenberg). Sie benutzt Erinnerungsbruchstücke und Fetzen dieses Modelles, macht es für ihre eigenen Bedürfnisse zurecht und entstellt den Ausgangspunkt beinahe bis zur Unkenntlichkeit. Zugrunde liegt ein dreistrophiges Lied zu 8 Zeilen, das uns erst aus späteren Quellen bekannt ist: 1. Mgf 752 (1568) Nr. 17. 2. Mgf 753 (1575), Nr. 98. - 3. Ldb. Ambr. (1582), Nr. 26. Der neue Beleg in D macht wahrscheinlich, daß das hinter dem Text in Umrissen erkennbare Liedmodell schon älter ist. Ohne die Parallelen aus späterer Überlieferung bliebe unser Text nahezu unverständlich. Dies wird schon durch eine Gegenüberstellung einer Strophe aus dem Ldb. Ambr. (Nr. 26, Str. I) deutlich, deren Aussage in Strophe I/II von D eingeflossen ist: D, Zeile So wil ich doch einen guten mut haben, 1 und wil umb niemands willen lassen, 2 Mein narren wil mir nit vergehn, 3 ich treibs zu rechter massen, 4 Mein reim der heist icht acht sein nicht, 13/14 den führ ich gantz verborgen, 15 dazu ist das mein altes gedicht, 16 für mich darff niemand sorgen 17 Die Aussage des ursprünglichen Textes ist die Darlegung einer Lebensauffassung, die besagt, daß der Dichter sorgenfrei sein eigenes, wenn auch manchmal etwas närrisches Leben fristen will, ohne sich um den Beifall der Menge zu kümmern. Über diese Aussage hat sich in D eine andere gelegt und dadurch die Textüberlieferung weitgehend in Unordnung gebracht: der gute Mut und die Zuversicht erwachsen hier aus der Liebe zum varren wyeb (Z. 3), zum schonen lyeff (Z. 22). Die beiden Nachschriften sind recht schwer zu entziffern und anderwärts bisher nicht zu belegen. Worterklärung noechtans = dennoch, Schiller-Lübben 3, 192 f. Vgl. auch das Liedincipit in der Quarths. 1579, Bl. 42, Nr. 17. Wiewoll daß ich Elend bin nochtans hab ich einen stedigen sin. Vgl. auch Kommentar zu D 68. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Nr. 5 Eingetragen von einer nicht zu identifizierenden Hand, die im übrigen Msk. sonst nicht vertreten ist. Das Lied, eine Klage um den sieben Jahre lang währenden erfolglosen Dienst um eine Dame, ist nicht nur dem Inhalt nach, sondern auch durch seine Dreistrophigkeit typisch für unsere Hs. Die Motivik des Liedes verweist auf das Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 197 spätma. Minnelied, und auch formale Aspekte der Überlieferung (teilweise Zerstörung des Kreuzreimes, Störungen im Metrum) deuten darauf hin, daß es sich um ein älteres Lied handeln dürfte. Sprachlich gesehen liegt eine fast ausnahmslos hd. Überlieferung vor, in der jedoch einige unverschobene bzw. nichtdiphthongierte Formen (Z. 5 verplicht; Z. 11 u.ö. min; Z. 15 blipt) an eine ältere Traditionsstufe anknüpfen könnten. Str. 2 bewahrt formal den Bestand des unbekannten Originals noch am besten. Das hier behandelte Motiv des zum Narren gehaltenen Werbers ist in der Hs. auf Bl. 24 ro von anderer Hand zeichnerisch gestaltet worden (vgl. Abb. 4). Die Frist von sieben Jahren als Zeit der Bewährung ist auch im späteren Volkslied noch häufig anzutreffen (vgl. die ‘Liebesprobe’, E.-B, 67), allerdings sind dort bezeichnenderweise die Verhältnisse umgedreht: das Mädchen hat 7 Jahre auf den Mann zu harren. Nr. 6 Dieses Lied ist der Beitrag von Jodokus (= Joest) von Bronckhorst und Battenberg, des Bruders von Katharina, der ebenfalls ein Glied der Familie v. Brederode geheiratet hatte, nämlich Johanna, eine Nichte von Balthasar v.B. (s. Hübner I, S. 41). Die äußerlich mit reicher Liebessymbolik (Liebesknoten, pfeildurchbohrte Herzen, s. Abb. 3) ausgestattete hübsche Niederschrift kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß das mitgeteilte Lied - durchgehend in hd. Lautung - inhaltlich und sprachlich in keiner so gut erhaltenen Form auf uns gekommen ist. Einige Mängel der Überlieferung sind unverkennbar: Str. I schildert eine Abschiedssituation, während Str. II unvermittelt Liebesfreuden beschreibt und Str. III-IV in einen Frauenpreis münden. Hier scheint also einiges durcheinander geraten zu sein; vielleitht sind zwei ähnlich gebaute Lieder miteinander vermischt worden. Für die Unsicherheit der Überlieferung sprechen z.B. auch die ungeschickte Wiederholung der Z. 15/25 und die Auslassung eines Wortes (engel?) in Z. 36. Vorlagen für das Lied bzw. seine Einzelbestandteile sind unbekannt, so daß wir D 6 zu den Unica der Hs. rechnen müssen. Hier zeigt sich wiederum, daß der Bestand nachma. Lieder mit Liebesthematik bisher keineswegs vollständig erfaßt ist und Entdeckungen noch immer möglich sind. Worterklärungen 10 uff Gadeß gewan = in Gottes Land (zu Gewann, s. DWb. 4, 1, 3, Sp. 5322); 20 gruint = Haut; 22 = (ihr Mund) beherrscht viele lose Schwänke; 30 boeven = über, vor. Nr. 7 Das Liebeslied ist in einer dem 16. Jh. geläufigen Strophenform abgefaßt, kann allerdings in dieser Form nur in der Darfelder Hs. nachgewiesen werden. Das Original hatte zweifellos hd. Sprachgestalt und ist in dieser Niederschrift in der für viele Teil der Hs. charakteristischen Art ndt. überformt worden, und zwar eben Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 198 nur zum Teil, so daß im ndt. Text hd. Leitformen stehenblieben, unter denen wie so oft das Wort hertz besondere Beachtung verdient (Z. 1, 4, 11, 19). Als Schreiberin gibt sich Jenne von Brederode zu erkennen, d.i. Johanna v.B., die Schwägerin von Katharina von Bronckhorst, eine Stiefnichte Balthasars von Brederode, verheiratet mit Jodocus von Bronckhorst, Katharinas ältestem Bruder, Herrn auf Hönnepel. Der Bruder Johannas hatte sie, da er kinderlos starb, zur Alleinerbin seiner Güter eingesetzt, doch konnte sie die in den Niederlanden gelegene Herrschaft Gemen (s. das Wappettbuch in der Darfelder Hs., Bl. 58 ro) nicht antreten, solange Herzog Alba, der diese Güter konfiziert hatte, in den Niederlanden herrschte. Die Schreiberin starb 1573 (Ferwerda, Wapenboek 2,2). Nr. 8 Bei diesem Lied handelt es sich om eines der wertvollsten neuen Lieder der Hs. Unterzeichnet ist es von einem Grafen zu Holstein und Schaumburg, wobei nicht mit letzter Sicherheit auszumachen ist, ob die Schrift mit derjenigen des Grafen Jost von H.u. Sch. (D 3) identisch ist. Die beiden Eintragungen liegen nur ein Jahr auseinander; vielleicht sind die starken Unterschiede in der Schrift bei D 3 tatsächlich auf Trunkenheit des Schreibers zurückzuführen. Das uns hier erstmalig überlieferte Dialoglied ist besonders bemerkenswert für die Tradierung von Wortschatz und Formelgut spätma. Minnedichtung, die aber hier in neue Zusammenhänge mit veränderter Aussage eingebunden werden. Die besungene Dame bleibt hier nicht das Ziel aussichtsloser Werbung, sondern der Minnedienst erweist sich am Ende als erfolgreich, der Werbende findet Gehör. Der Spannungsbogen, den die 6 Strophen des Liedes bis zum glücklichen Ausgang in Rede und Wechselrede beschreiben, ist sehr gut durchgehalten und löst sich in der zweigeteilten Schlußstrophe. Das Lied ist hd. Ursprungs: es finden sich keine unverschobenen Formen, jedoch ist die nhd. Diphthongierung nur teilweise durchgeführt. Die Entstehung des Liedes ist um einige Jahrzehnte zurückzudatieren; Reimbindung und Metrum haben durch den Tradierungsprozeß gewisse Einbußen erfahren (vor allem Str. II), aber der Sinnzusammenhang ist durchgehend bewahrt. NS: Der Schreibervers findet sich wie viele andere dieser Hs. im Nd. Reimbüchlein d. 16. Jhs. (ed. Seelmann, S. 69 f.) und könnte von dorther übernommen sein. Er tritt gleichzeitig und später auch in anderen Liederhss. auf: Brussel, Ms II 144, Bl. 73 ro als NS zu einem Tagelied, vgl. R. Priebsh in ZfdPh 38 (1906) S. 456; Ldhs. Petrus Fabricius Nr. 25, vgl. J. Bolte in Alem. 77 (1889) S. 256. Worterklärungen 7 verswyndenn = sterben; 12 gescheyr, ob zu Gescher - Geschrei, Lärm, Getümmel, DWb. 4, 1, 2, Sp. 3855. f.?; 31 usserlychenn reden = heuchlerische Reden; 40 = befreie mich von meiner Trauer. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 199 Nr. 9, 77 Zwei Aufzeichnungen einer Liebesklage in volkstümlicher vierzeiliger Strophenform, die zwar einem gemeinsamen Typus zugehören, sich aber durch einen (längeren?) Traditionsprozeß schon erkennbar voneinander entfernt haben. Zu D 9: Es ist die erste Eintragung eines Schreibers, der mit insgesamt sieben Liedern in der Hs. vertreten ist (Nrr. 9, 10, 11, 47, 56, 59, 67), seine Identität aber nicht zu erkennen gibt und auch keine Datierung vornimmt. Bei den Texten Nr. 10 und 59 läßt er seine Zugehörigkeit zum Adel aber eindeutig dadurch erkennen, daß er seine Initialen EBA (Name oder Devise?) mit einer Krone versieht. Die Schrift ist eine zur Flüchtigkeit und vielen Wortverbindungen neigende Kursive (z.B. Z. 2: alinden); diese Verbindungen wurden in der Edition um einer besseren Lesbarkeit willen nicht beibehalten. Den Text von D 9 druckt A. Hübner in Volkstum und Heimat 1929, S. 177. D Nr. 77: Eingetragen von Johain von Raisfelt, dem wir außerdem die Lieder Nr. 74-76 und 78 verdanken. Parallelen zu diesem Liedtypus sind bisher nicht zu ermitteln gewesen. Ein ähnlich klingender Liedanfang Groß lieb hat mich umfangen (z.B. in der Hs. Mgq 612 [1574], Nr. 71) hat mit unseren Texten nichts zu tun. Möglicherweise enthält die Benckhäuser Ldhs. der Anna Lüning von 1573-1588, Nr. 10 eine Konkordanz, aber leider hat P. Alpers, NdZfVk 1 (1923) S. 111 nur das Incipit des dreistrophigen Liedes mitgeteilt: Groß leyt drage ych forborgen das my tho dem hertzen geyt... Der Vergleich der beiden in D überlieferten Texte gibt willkommenen Einblick in die Unbefangenheit und Selbstverständlichkeit, mit der die in der damaligen Lebenssphäre populären Lieder gehandhabt, weitergegeben und an die jeweilige persönliche Situation angepaßt wurden: in D 9 ist der Text ihr in den Mund gelegt, in D 77 ihm. Auch sonst unterscheiden sich die beiden Lieder beträchtlich: die Reihenfolge der Strophen wechselt, D 9 kermt nur vier Strophen, die mit den Strophen I, IV, II und III von D 77 korrespondieren. In den letzten drei Strophen steht D 77 allein, ohne daß man von einer unorganischen Aufschwellung durch Wanderstrophen reden müßte. Der eigentliche Gedankengang kommt in der kürzeren Form D 9 schärfer heraus, indem sie mit der Schilderung der letzten Begegnung schließt; die längere Fassung dagegen endet mit einem hoffnungsvollen Ausblick auf die Zukunft. Ob der vieroder siebenstrophigen Fassung die zeitliche Priorität zukommt, ist kaum zu entscheiden. Die längere entspricht mehr der etwa auch im heutigen Schlager noch häufig anzutreffenden zeitlos-konventionellen Haltung des Liebenden, der trotz aller Enttäuschungen die Hoffnung auf ein glückliches Ende nicht fahren lassen will. Die kürzere steht sicherlich unter dem Einfluß der nd. Liederdichtung der Zeit, der durchweg ein mehr realistisdies Gepräge anhaftet (vgl. dazu die in diesem Geist geschaffenen Texte D 45, 56, 103). Der Schreibervers bei D 77, ein Priamel, steht ähnlich im Nd. Reimbüchlein d. 16. Jhs. Bl. 28 (ed. W. Seelmann, S. 7): Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 200 Ick bin, de ick bin, Wilde is min sin, Groth is min modt, Kleen is min gudt. Su nder geldt bin ick de best, So mo th he ode sin, de dith lest. Eine Variante auch als NS zu Lied Nr. 68 der Hs. Mgf 752 (1568), vgl. A. Kopp in ZfdPh 35 (1903) S. 523. Worterklärungen D 9: 4 nach = noch; fienth = Feind; 14 dune = eigtl. aufgeschwollen, auch betrunken, s. Schiller-Lübben 1,596. Die Zeile soil vielleicht bedeuten: das hat ihn sehr verwirrt gemacht. D 77: 23 engster, eigtl. zu angster = Trinkgefäß (Schiller-Lübben 1, 665), hier aber wohl in der Bedeutung von Elster. 24 sprw., s. Wander 1, 809, Nr. 2,4; Röhrich 1, 236. Nr. 10, 63 Wieder überliefert die Hs. zwei sprachlich voneinander abweichende, aber typologisch zueinandergehörige Fassungen eines Liebesliedes. D 10 stammt vom gleichen unbekannten Schreiber wie die Nrr. 9, 11, 47, 56, 59 und 67; D 63 ist die undatierte Niederschrift eines Schreibers mit einem nur mangelhaft zu dechiffrierenden Namen. Die beiden Aufzeichnungen haben nur eine näher verwandte Textparallele aufzuweisen, und zwar in der Berliner Hs. Mgf 752 (1568) Nr. 125, vgl. A. Kopp in ZfdPh 35 (1903) S. 530; allerdings weicht dort die Strophenform insofern ab, als das siebenzeilige Strophenschema zu einem zehnzeiligen erweitert wurde, indent in der ersten und dritten Zeile des Abgesangs der Vers in zwei Hälften zerlegt und die Versform damit einem bekannten und weitverbreiteten Strophengebilde angeglichen wurde. Das Lied ist zweifellos auf hd. Boden entstanden, hat aber offensichtlich am Niederrhein in dieser typisch dreistrophigen Kurzform besondere Verbreitung gefunden. Eine weitere zu erwähnende Liedparallele weist lediglich Übereinstimmungen zu Str. I von D 10 und 63 auf. Es handelt sich um ein vierstrophiges Lied mit reicherer und älterer Überlieferung, die sich entsprechend den beiden in D vertretenen Textincipits wiederum in zwei Äste teilen läßt. Dem Eingang in D 10 entsprechen die Fassungen der Hs. Val. Holl von 1525, Bl. 123 vo, der Flugschriften Berl. Yd 7850 und Ye 43, der Berl. Hs. Mgq 612 (1574) Nr. 12 und Nr. 61 und des Ldb. Ambr. 1582, Nr. 135, wobei nur die Anrede zwischen Feins lieb (Holl), Schöns lieb (Flugschr., Mgq 612, Nr. 61, Ldb. Ambr.) und Hertzlieb (Mgq 612, Nr. 12) schwankt. Der anderen durch den Eingang von D 63 gekennzeichneten Überlieferungsrichtung gehört der Text im Ldb. Ambr. 1582, Nr. 154 an. Die Vorstellung vom pfeildurchbohrten Herzen in Z. 14 unseres Liedes begegnet in der ganzen Hs. häufig, u.a. auch als Zeichnung auf Bl. 37 ro; siehe auch s.v. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 201 dorchwont im Glossar und andere Liederhss. der Zeit, z.B. Pal. 343, Nr. 164, Str. IV: mit Venus pfeil durchschoßen / das junge Herze mein. Z. 16 Die Verwendung der derben Redensart macht deutlich, wie sich das Vokabular des höfischen Minneliedes allmählich mit volkssprachlichen Vorstellungen zu vermischen beginnt. Die gleiche Redensart begegnet auch in D 56, Z. 14. Ihre Entstehung und Bedeutung (= jemanden betrügen, unzuverlässig sein) können aus einem ndl. Sprichwort bei Verwijs - Verdam 3, 558 erschlossen werden: an der honde hincken ende koopluyden sweren sal sich niemant keren (weil nämlich eins so falsch wie das andere ist). In ‘Schöne künstlyke Werldspröke’, o.O.u.J. [16. Jh.], Bl. 5 ro findet sich die Redensart in folgendem Kontext: Frouwen de des Nachts up der Straten gahn / Und dat Vöfftinck [Rosenkranz] umme den Vinger schlan / Und de veel dantzen und drincken / de lathen den Hundt gerne hincken. Zur weiteren Verbreitung siehe Schiller-Lübben 2, 334, Wander 2, 882, Nr. 1448 und Röhrich 1, 448. Worterklärung NS zu D 10: folle gemackes = vollkommene Ruhe, Bequemlichkeit, s. Schiller-Lübben 2, 50 f. Nr. 11 Bei diesem Lied handelt es sich um eine bisher noch nicht bezeugte Spiegelung des Liedes Nr. 18 Wie du nu wilt bei Arnt von Aich (um 1510), s. Ausgabe von E. Bernoulli - H.J. Moser, Kassel 1930, S. 40. Wichtige L e s a r t e n gegenüber der Vorlage: 3 leib [gach; 4 fordrethen [befilen, gleicher Sinn, aber Verlust des Reimes!; 5 haesth [heist; 10 [Holdselig dein ist leib gstalt (?); 13 [machst elend gar vergehen; 14 sirlich [sicherlich; 15 gehangen [gfangen. Worterklärung 21 schantz = Chance. Zur Nachschrift liegen mir keine Konkordanzen vor. Zu weiteren Liedern von dieser Hand s. die Nrr. 9-10, 47, 56, 59 und 67. Bl. 18 vo Mercke en Melde Die im Vergleich zu den übrigen Teilen der Hs. späte Eintragung dieses Stammbuchspruches korrespondiert wie so vieles andere Spruchgut der Sammlung mit einem nahezu identischen Spruch des ‘Nd. Reimbüchleins’ a.d. 16. Jh. (ed. W. Seelmann, S. 72). Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Weitere Belege: H.v. Fallersleben, Findlinge Bd. 1, 1860, S. 456, Nr. 177 (Stammbuch a.d. 16. Jh.); Hildebrandt S. 418 (Stammbuch 1602); bei Hildebrandt S. 484 aus einem Stammbuch von 1689 in folgender hd. Form: Es wachsen zwen Kreutter Im Felde, Die heisen Mercken und Melden. Pflücke Mercken und laß Melden stehn, so wirstu Daß gantze landt durchgehn. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 202 Nr. 12 Liebesklage, zu der bisher keine Textparallele auffindbar war. Schreiberin ist Elsbet, die jüngere Schwester der Besitzerin des Liederstammbuches. Dem auch mit zeichnerischem Talent (vgl. Abb. 6) ausgestatteten Adelsfräulein verdanken wir außerdem noch die Nrr. 19, 21 und 46. Elsbet huldigt in ihren übrigen Eintragungen wie auch hier der Mode des ‘höfischen’ Minneliedes und der Liebesklage. Inhaltlich und vom verwendeten Wortschatz her stellt sich dieses Lied zu D 46 und mehreren anderen Liedern unserer Hs.; auch andere Hss. der Zeit wie Pal. 343 (vgl. z.B. Nr. 91) wären als inhaltliche Parallelen heranzuziehen. Formal liegt eine im 16. Jh. häufiger anzutreffende Strophenform mit einem Wechsel von Langzeilen und binnengereimten Kurzzeilen und folgendem Reimschema vor: a b a b c/c d e/e d f/f d. Das gleiche Schema (ohne die beiden letzten Kurz- und die abschließende Langzeile) ist verwendet in Pal. 343, Nr. 132 und 157. Die nur noch unzureichende Verwirklichung dieses Modells in unserer konkreten Aufzeichnung von 1550 rückt das Entstehungsdatum des unbekannten Liedtypus um einige Jahre oder gar Jahrzehnte in die 1. Hälfte des 16. Jhs. hinauf. Worterklärungen 5 ungeffal = Unglück; 7 weifft, zu weifen = sich drehen, verdrehen; 13 süchten Leiden, Schmerzen. Nr. 13 Zusammen mit den Texten D 53, 101 und 103 von einem unbekannten Mitglied der Familie Bronckhorst und Battenburg mit den Initialien KVB eingetragen. Die einzige bekannte Textparallele zu der vorliegenden Liebesklage steht in der ebenfalls vom Niederrhein stammenden Berl. Hs. Mgf 752 (1568), Nr. 9, vgl. den Abdruck des Textes bei A. Kopp in ZfdPh 35 (1903) S. 511. Die beiden Fassungen sind in der Substanz gleich, zeigen aber in Einzelheiten manche Unterschiede, wobei die ältere Fassung D 13 bereits stärkere Abnutzungserscheinungen aufweist als der Text von 1568. Ähnlich wie beim Vergleich zwischen D 9 und 77 fällt hier die Verfügbarkeit der Liedaussage für die Geschlechter auf. D 13 ist an einen Mann, Mgf 752, Nr. 9 an eine Frau gerichtet, so daß sich hinter der Initiale K unter den drei Nachschriften zu D 13 eine Frau verbergen dürfte. Entsprechend weicht das Textincipit in Mgf 752 ab: Myn syn hab ich an ir gelechtt, sie ist ganz woll gebildet... Einige verderbte Stellen in D 13 lassen sich aufgrund der Konkordanz an das ‘Original’ annähern: Z. 3 ffermert [gewrachtt; Z. 21 sebel stein [siegelstein; Z. 27 dulden [verderben. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 NS 1: Hd. Parallelen zu dem Stammbuchvers s. bei Hildebrandt S. 223 und bei G. Fr. Konrich, Aus nd. Stammbüchern, in: Niedersachsen 9 (1903/4) S. 196: Es müssen mich leiden / So mich beneiden; / Auch lassen leben / So mihr nichts geben (1625). Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 203 NS 2: Der gleiche Vers auch als NS zu D 17. Parallele im Nd. Reimbüchlein (ed. Seelmann, S. 66): In frou den der boelschap unvormeten / vorgu nt broet wert ock wol gegeten. Nr. 14 Ein Schreiber namens D. Hal trägt 1554 das dreistrophige Liebeslied und mehrere Stammbuchverse in die Hs. ein. Bei dem Lied handelt es sich um ein aus zeitgenössischer Überlieferung nicht ganz unbekanntes Stück mit folgender bisher bezeugter Verbreitung: 1. Pal. 343, Nr. 80. - 2. Benckhäuser Ldhs. 1573-1588, Nr. 1 und 9, s.P. Alpers in NdZ-Vk 1 (1923) S. 110. - 3. Flugschr. Berl. Yd 9570. - 4. Flugschr. Zwickau XXX, V, 20, 33. - 5. Flugschr. U.B. Frankfurt/a. M., Auct. germ. L 521, St. 79. - 6. Uhland-de Bouck Nr. 50; vgl. A. Kopp in JbdVfndSprf 26 (1900) S. 23 (jeweils 3 Str.). Eine Strophe in der Berl. Hs. Mgq 612 (1574), Nr. 12. Unsere Hs. scheint zu dieser Textüberlieferung wenn nicht die älteste, so doch die sprachlich am besten erhaltene Fassung beitragen zu können. D 14 ist eines der rein hd. Stücke und korrespondiert im Wortlaut sehr genau mit Pal. 343 und den übrigen Fassungen, die sich nicht sehr weit voneinander entfernt haben, da die Überlieferung durch das Dazwischentreten von Flugschriftendrucken unverkennbar eine Stabilisierung erfahren hat. Die Verläßlichkeit unseres Textes läßt sich an der abschließenden Z. 36 zeigen, die mit dem Verbum verswyndenn = sterben das bessere Reimwort gegenüber 1 (vor leidt möcht im geschwinden) aufzuweisen hat, während die anderen Texte den Reim aufgeben und durch sterben ersetzen. Eine für viele Texte von D charakteristische Umbiegung der Aussage auf die eigene Situation des Schreibers hin ist in Z. 17 zu beobachten, wo im Unterschied zu den Konkordanzen er für sie eintritt. NS 1: Der Reim steht ganz ähnlich in den bei Ballhorn in Lübeck erschienenen ‘Künstliken Werldtspröken’ Bl. 25, Nr. 49 (vgl. Seelmann, Nd. Reimbüchlein S. XX): Boelschap ys ein varende Have/Hu den leef, Morgen ave. Dreizeilig verwendet ihn die Ldhs. Ottilia Fenchlerin als NS zu Lied Nr. 1, vgl. Alem. 1 (1873) S. 9; Nachweise zur weiteren Verbreitung erbringt A. Kopp in Alem. 44 (1917) S. 69. NS 2: Es handelt sich um Übersetzung und Zitat einer Stelle aus Ovids ‘Heroidas’ XVI, 7-8, vgl. Hans Walther, Carmina medii aevi posterioris latina II/4: Proverbia sententiaeque latinitatis medii aevi. Lateinische Sprichwörter und Sehtenzen des Mittelalters Teil 4, Göttingen 1966, S. 377, Nr. 68 a. Worterklärungen 23 ym ist gar gach = es verlangt ihn sehr; NS 4 rachen = antreffen. Nr. 15 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Dies ist die früheste Eintragung von Kattryn von Battenburg, einer Namensvetterin und Base der Besitzerin des Stammbuches. Bis 1558 hat die Schreiberin weitere sieben Seiten der Hs. mit ebenso vielen Liedern gefüllt (Nr. 49, 55, 64, 68, Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 204 69, 102, 106). Alle Niederschriften sind mit großer Sorgfalt vorgenommen, mit ornamentalem Schmuck verziert, datiert und mit dem Namen bzw. dem Monogramm CVB und einer Devise versehen. Die unter diesem Lied anzutreffende Devise kehrt auch nach D 49 und D 68 wieder, nach D 99 abgekürzt als GFZB. Nach Löbe S. 106 war es u.a. gleichzeitig die Devise von Mechtildis, Gräfin zu Mansfeld (1570-1625). Die Überlieferung der unter D 15 mitgeteilten Liebesklage ist auf einen kleinen Kreis von Hss. aus der 2. H.d. 16. Jh. beschränkt; Drucke sind nicht bekannt geworden. Die Darfelder Hs. bietet jetzt den frühesten Text. Weiter sind belegt: 1. Pal. 343, Nr. 48. - 2. Mgf 752 (1568) Nr. 31, vgl. A. Kopp in ZfdPh 35 (1903) S. 515, Abdruck bei Ko pp, Pal. 343, S. 52. - 3. Mgq 753 (1575) Nr. 105, vgl. A. Kopp in AfdStdnSprL 111 (1903) S. 272, Abdruck bei Kopp, Pal. 343, S. 52 (alle 3:8). Sämtliche vier überlieferten Texte des von Abschied, Liebesschmerz und Treue mehr konventionell als originell singenden Liedes stimmen der Substanz nach weitgehend überein. Die hd. Herkunft von D 15, auch wenn vereinzelte Formen nd. Lautung angeglichen scheinen (3 dat und auch die zahlreichen Formen, in denen die Diphthongierung rückgängig gemacht wurde) ist noch klar zu erkennen. Die charakteristischen Lesarten von D 15 zu Pal. 343, der D am nächsten steht, seien festgehalten: 10 truysten [trosterin; 12 [und schlegt mir alles zu ruckhe; 13 kruyt [gast; 17 trousth [kindt; 21 [das ich will leben noch deinem beger; 23 gepryt [Mgf 752: geprist. Nr. 16 Der zeitlich frühe und vom Äußerlichen her gesehen (s. Abb. 5) sehr originelle Beitrag aus der Feder Katharinas von B. und B. vermittelt ein Lied mit einer im 16. Jh. recht bemerkenswerten Überlieferungsgeschichte, die wir in aller Kürze nachzeichnen wollen. Den ältesten Nachweis für die Existenz des Liedes erhalten wir aus Westfalen: In der Ebstorfer Ldhs. von 1490-1520 (vgl. E. Schröder, Sdr. aus JbdVfndSprf 15, 1890, S. 4) findet sich als Anhang ein loses Doppelblatt mit einem nd. Text, der eine stark zerrüttete Fassung des Liedes Nr. 94 im Nd. Ldb. (Uhland - de Bouck) darstellt: Falsker thungen rotter munt, wo hastu mede bedrogen. In der 4. Str. taucht der Eingang unseres Liedes vom braunen Mägdelein auf: meck ys eyn fyn bruns medelyn gefallen/de belevet meck vor allen. Haben wir es hier noch mit einer unorganischen, assoziativen Einfügung zu tun (Schröder a.a. O.S. 29), so vermag ein zweiter Text bereits mehr auszusagen; er stammt aus einer westfälischen Hs. des frühen 16. Jhs. (UB Münster, Ms. 331) und umfaßt drei Strophen, abgedruckt in Pfeiffers ‘Germania’ 18 (1873) S. 295: myr ist eyn fynes mechtelyn gevallen in mynen syn war ich im lande ware (l. vare) myn herte steit zo em hen ich denke der lange wyl an desz ist eyn fynes mechtelyn myn hertz em gudesz gan. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 205 Die beiden nächsten Strophen haben mit D 16 nichts mehr gemein. Ein weiteres Zeugnis für die Wandlungsfähigkeit dieses Liedmodells und für die Verwurzelung in nd. Überlieferungssphäre liefert uns die Berl. Flugschr. Ye 476 (o.O.u. J.): mir is ein fin bruns medelin gefallen in minen sin wolt gott und möchte ick bi er sin min trorent för darhen noch gefelt se mir im hertzen wol vor andern frouwlin fin er mündlin is recht so ein röslin rot se frouwet dat junge herze min. Dieses im mündlichen Umlauf befindliche variantenreiche Lied gerät um die Mitte des 16 Jhs. unter den Einfluß der Tenor-Komponisten (Rhaw, Forster u.a.), der Text erhält jetzt ein wohlabgewogenes Versmaß, eine Glättung der metrischen Form, reine Reime und wird durch die Einführung stilistischer Elemente aus dem Bereich der Gesellschaftsdichtung von Grund auf verändert, so daß das Lied von da an - von einer volkstümlichen Schicht in eine anspruchsvollere Gattung hinübergewechselt und quasi zum Gegenstand früher ‘Liedpflege’ geworden - nur noch in genormter Gestalt überliefert wird. Auch D 16 macht davon keine Ausnahme. Das Nebeneinander von formelhaften Elementen der Volksdichtung und ‘höfischen’ Floskeln ist aber noch erkennbar und kann an einigen Beispielen nachgewiesen werden. Z. 13 Gerippformel, vgl. Uhland - de Bouck Nr. 25, Str. I moth denn myn tru w / so gantz vorlahren syn. Z. 16. vgl. Daur S. 63. Z. 23 vgl. Ldb. Ambr. Nr. 13, Str. IV, Z. 23: beschert Gott glück es geht nimmer zu rück (vgl. Wander 1, 1731). Höfische Formeln sind dagegen Z. 3 dynner, Z. 17 dynnen, Z. 18 myt vogen = mit Fug; Z. 19 nyder. Variantenverzeichnisse zu dem nach 1550 häufig belegten Lied s. bei Kopp, Pal. 343, Nr. 168; Kopp in JbdVfndSprf 26 (1900) S. 15 zu Nd. Ldb Nr. 22; Kopp in AfdStdnSprL 111 (1903) S. 27 zu Mgf 753, Nr. 43 und bei Forster-Marriage S. 253. NS: Nach dem Lied sollte offenbar das Motto WGW (= Wie Gott will) eingetragen werden, originellerweise ist das G jedoch durch eine Zeichnung ersetzt, die das zu erwartende G (gouch = Narr) vertritt; zum Motto s. D 48, Löbe S. 77, 155 und Dielitz S. 376. Der ndl. Schreibvers ist nach der Kettentechnik der Rederijker-Poesie gebaut; Parallelen dazu waren bisher nicht aufzufinden. Z. 6: Zu dem Ausdruck de mutse weven = verliebt machen (?) vgl. Taal- en Letterbode 5 (1874) S. 289-290, 295-296. Nr. 17 Das Tagelied mit dem schönen Natureingang ist wie Nr. 18 und 41 von unbekannter Hand ohne Datierung zu der Hs. beigesteuert worden. Es gehört zu den Stücken ndl. Herkunft, und dementsprechend hat dieses Lied im ndl. Sprachgebiet eine reiche Ü b e r l i e f e r u n g aufzuweisen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 206 1. Zütphener Hs. 1537, Nr. 10; vgl. E. Marriage Minkoff, in: Tijdschr. 38 (1919) S. 90. Abdruck: Weim. Jb. 1 (1854) S. 112-114; Hoffmann, Ndl. geistl. Ldr. Nr. 63; v. Duyse Nr. 73; Böhme, Altd. Ldb. Nr. 114; Erk-Böhme Nr. 393b. - 2. Antwerpener Ldb. 1544, Nr. 74, Str. II-III (= D 17, Str. I-II). - 3. Hanauer Hs., abgedr. im Anzeiger f.d. Kunde d. deutschen Vorzeit N.F. 17 (1870) Sp. 242, Kalff S. 287-289. - 4. Darmstädter Hs. des Arnold Kraft von Crüdener 1584, Bl. 133-134, s.A. Kopp in ZfdPh 37 (1905) S. 514. - 5. Amsterdamer Ldb. 1589, Bl. 63, abgedruckt in Tijdschr. 10 (1891) S. 179 und bei Adolf Thoma, Uhlands Volksliedsammlung, Stuttgart 1929, S. 105-106. - 6. Brüsseler Hs. Ms. II, 144, Ende 16. Jh., Bl. 115 vo; im Auszug mitgeteilt von R. Priebsch in ZfdPh 39 (1907) S. 173. - 7. Einblattdruck Universitätsbibliothek Gent: Een Nieu Mey-Lied[ken] || Op de Wijse || Alsoo't begint...; vgl. Kalff S. 289 f. - 8. Zwei Strophen (I und V) liegen in hd. Übersetzung vor als III. und IV. Str. eines 12stroph. Liedes ‘Entlaubet ist uns der walde’ in einer Liedflugschrift der Staatsbibliothek Berlin, Yd 9672 (Nürnberg: Fr. Gutknecht). Der Anfang dieses Liedes steht seinem Wortschatz nach ganz in der Tradition der Naturschilderung. Laub, Bäume, Nachtigall und Waldvögelein, Heide und Tal sind seit den Tagen des Minnesangs fester Bestandteil der dt. Lieddichtung geblieben. Die ndl. Lyrik übernahm unter dt. Einfluß neben Wesen und Begriff des Minnesangs auch die poetischen Darstellungsmittel dieser Gattung, wenn sie auch nicht so überaus häufig Verwendung fanden wie im hd. Lied. Als Gegenstück zu dem Natureingang des Liedes (vgl. zum Terminus Barbara von Wulffen, Der Natureingang im Minnesang und frühem Volkslied, München 1963) wäre etwa auf. Str. III von Nr. 25 des Antw. Ldb. von 1544 zu verweisen: Daer na coemt ons die lieven tijt / so spruyten ons die bloemkens / si springen wt so menigerley / coel is den mey / ic hoore den nachtegael singen / van minnen. Die Einführung der Gestalt des Wächters in V. 27/28 ist in dieser Form im Tagelied formelhaft geworden, vgl. auch D Nr. 27, Z. 15/16. Z. 31/32 lies: ic sie den dach op dringen / al door die wolcken claer; vgl. Antw. Ldb. Nr. 132, V., 1-2: ic sie den lichten dach / al door die wolcken dringen. Str. VI ist stark zerrüttet. Einen besseren Text überliefert die Zütph. Hs.: Adde min aller liefste, adde schon blomken fin, adde schon rosse blome, dar moett gescheiden sien; hentt datt ich weder kome, die liefste soltt ghy sien, datt hartt inn mienen lieve, datt hertt jo altytt dienn. Zu den Nachschriften: Z. 1/2 ähnlich auch als NS zu Nr. 13 Z. 3/4 bisher nicht nachweisbar Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 207 Z. 5/6 als Stammbuchspruch häufiger bezeugt, vgl. Paul Alpers in NdZfVk 1 (1923) S. 112 (NS zu Lied Nr. 30 der Benckhäuser Ldhs. von 1573); A. Kopp, in ZfdPh 37 (1905) S. 511 (Beischrift zu Bl. 26 ro der Darmstädter Hs. Nr. 1213 von 1587); H.v. Fallersleben, Findlinge Bd. 1, Leipzig 1860, S. 435, Nr. 13 (aus einem Stammbuch der Weimarer Bibl.). - Vgl. auch die NS zu Nr. 53. Worterklärungen 3 lovver = Laub; 6 genoechelych = angenehm; 9 haven = holen; 22 er wehrdychheyt = Ehrerbietung. Nr. 18 Von gleicher Hand wie Nr. 17 und 41 ohne Name und Datierung eingetragen. Es handelt sich um zu zwei Strophen zusammengestellte ursprünglich in dieser Form nicht zusammengehörige Bestandteile einer Liebesklage mit folgender Überlieferung: 1. Zütphener Ldhs. 1537, Nr. 12. - 2. Antw. Ldb. 1544, Nr. 114; vgl. die Neuausgabe 1972, Nr. 56 (Kommentar) = van Duyse 1, Nr. 151. - 3. Ldhs. Mgf 752 (1568) Nr. 47; s.A. Kopp in ZfdPh 35 (1903) S. 517; vgl. Nr. 52, ebda. S. 518 f. - 4. Ldhs. Manderscheid (ca. 1575-1600) Nr. 45, s.J. Bolte in JbfVlf 3 (1932) S. 150. - 5. Brüsseler Ldhs. MS II, 144 (Ende 16. Jh.), Bl. 119 ro, s.R. Priebsch in ZfdPh 39 (1907) S. 175. - 6. Aemst. Ldb. 1589, Nr. 119. Unserer Aufzeichnung in D am nächsten steht 2. Der Vergleich mit dem Wortlaut des Antw. Ldb. zeigt, daß einzelne Zeilen der Vorlage in willkürlicher Anordnung zu zwei neuen Strophengebilden vereint wurden, die doch noch einiges von der Aussage des zugrundeliegenden Originals zum Ausdruck bringen. Das zeigt die Verfügbarund Austauschbarkeit der ‘Versatzstücke’ des frühneuzeitlichen Minneliedes. D I, 1 2 Mijn sinnekens zijn mi doortoghen I, 1 2 2 Van een schoon joncfrou fijn 3 3 si doet mi pijne dooghen II, 11 II, 14 si staet in mijn behagen 12 24 di mi dick suchten doet 13 12 want boven alle wijven 14 13 spant si int herte der minnen croon Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 18 V, 44 ende wilt mi niet verjaghen. Die im Antw. Ldb. und auch in den übrigen Quellen anzutreffende Wiederholung der 6. Zeile jeder Strophe ist vor allem in Strophe I von D 18 äußerst ungeschickt nachgeahmt worden. Worterklärungen 1 tortagen = durchzogen, beeinflußt; 3 dollen (od. dogen) = Leiden, s. Verwijs-Verdam 2,275; 5 geberen, zu mndl. gewaren = gewähren; 10 even = so; 11 behagen = Wohlbehagen; 12 die mir großes Leid zufügt; 17 Sinn fraglich. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 208 Nr. 19 Der zweite Eintrag Elsabets von Bronckhorst und Battenburg (s. auch die Nrr. 12, 21 und 46) zeigt wiederum das Talent der Schreiberin, ihre Texte in einer kalligraphisch recht ansprechenden Form niederzulegen (vgl. Abb. 6). Auf sorgfältige sprachliche Überlieferung wird dabei offenbar weniger Wert gelegt, so daß dieser Text, abgesehen von der üblichen Mischung von hd. und nd. Bestandteilen, in einer stellenweise stark verdunkelten Form vorliegt. Es handelt sich um eine sonst nicht bezeugte Liebesklage, so daß auch nicht die Möglichkeit zu Gebote steht, durch die Heranziehung von Parallelen den Sinn zu erhellen. Worterklärungen 2 war = wo; 5 vergeidt, zu vergehen = zugrundegehen, vergehen; 7 ruwe, l. nuwe; 10 der Sinn ist: ihre Treue wendet sich von ihm ab; 17 streick = Strick; 21 seindt = Sinne? 26 gedeich = Gedicht. Nr. 20 Das von dem westfälischen Adligen D. von Aldenbokum in hd. Lautform eingetragene fünfstrophige Lied vom ungeschickten Liebhaber weist im 16. Jh. eine reiche Überlieferung auf, die wir nachfolgend in chronologischer Reihung zusammenstellen, weil dies bisher vollständig noch nicht erfolgt ist: 1. Fl. Bl. Berl. Yd 7801.32 (nach 1500); Brednich, Liedpublizistik 2, Nr. 450. - 2. Flugschr. Berl. Yd 7821.34 (Nürnberg: K. Hergotin, um 1530), danach E.-B. Nr. 431. - 3. Flugschr. Berl. Yd 9552 (Nürnberg, 1. H. 16. Jh.). - 4. Antw. Ldb. 1544, Nr. 103, Str. I. - 5. Ldhs. der Katharina von Hatzfeld (vor 1560?), Nr. 22a, Abdruck bei J. Bolte, ZfdPh 22 (1890) S. 421 f. - 6. Langebeks Kvarthandskrift (Ldb. von Karen Gyldenstierne, 1567-1580), Nr. 122, Abdruck bei E. Kroman in Acta Scandinavica 6 (1931/32) S. 262, Abb. 17. - 7. Mgq 612 (1574), Nr. 42. - 8. Mgf 753 (1575), Nr. 77, vgl. A. Kopp, AfdStnSprL 111 (1903) S. 264. - 9. Hs. d. Grafen Manderscheid (um 1580), Nr. 53. - 10. Nd. Ldb. (Uhland - de Bouck) Nr. 58, vgl. die Nachweise von A. Kopp in JbdVfndSprf 26 (1900) S. 25. - Gleichen Eingang weist ein metrisch und inhaltlich fremdes Lied Ich het mich vnderwunden / gegen einer die ist hoch gemelt (Bergreihen 1, 1531, Nr. 14) auf. Wie die Tonangaben zu 1 In der weiß ayn knab het ym für geonmen (!) er wolt spatzieren gan und zu 3 In dem thon / Ich het mir furgenumen erweisen, wurde das Lied auf die Weise von D 103 gesungen. Diese Melodiengemeinschaft hat zur Folge gehabt, daß die beiden Lieder vom Hrsg. des Antw. Ldb. (4) kontaminiert wurden, so daß zum Vergleich mit D 20 nur die 1. Str. in Frage kommt. Die Str. 2-3 von 4 stellen nur eine Übersetzung der entsprechenden Strophen in D 103 aus dem Hd. dar. Für D 20 ergibt sich in diesem Falle keine Abhängigkeit vom Antw. Ldb., auch nicht von den Einzeldrucken 1-3, sondern wiederum schält sich aus der Überlieferung eine eigenständige Gruppe von Fassungen niederrheinisch-westfälischer Provenienz Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 heraus, zu der wir auch noch die aus Deutschland oder Dänemark stammende, auf Herzog Johann d.J. von Holstein zurückgehende Fassung in 6 rechnen dürfen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 209 Der überlieferte Text in D ist - auch im Hinblick auf manche charakteristische Abweichung von der übrigen Tradition, auf die wir nicht näher eingehen können stark formelhaft geprägt (z.B. Z. 3, 5/6, 22, 32). Manche der hier auftretenden Formeln wiederholen sich auch in anderen Liedern unserer Hs., z.B. Z. 24 = D 75, Z. 44, D 88, Z. 19; Z. 29/30 = D 72, Z. 16/17. Auffällig ist die Übereinstimmung mancher Teile unseres Liedes mit dem sog. Rosengartenlied Junckfrewlein, sol ich mit euch gan / in ewern rosen garten (Bergreihen 1, 1531, Nr. 54), das seit 1524 bezeugt ist: Z. 11 = Bergreihen 54, Str. VI, 5; Z. 13-16 = Bergreihen 54, Str. III, 5-8; Z. 25/26 = Bergreihen 54, Str. IX, 7/8: mit irem roten munde / sie mir den segen gab. Worterklärungen 31 ubergeben = verlassen; 34 trauriger widermott = Mißmut; 35 = Unglück ist über mich gekommen; 37 verbeden = erwarten. Nr. 21 Es ist der dritte Liedbeitrag von Elsbet v.B. u.B. (s. Nrr. 12, 19, 46), und wie immer bei ihren Aufzeichnungen gestaltet die Schreiberin die Seite durch Beigabe zeichnerischen Zierats (allein 84 Liebesknoten!) zu einem kleinen Kunstwerk. Weniger Sorgfalt ist allerdings auf die Wiedergabe des dreistrophigen Liedes gelegt, das nicht nach einer schriftlichen Vorlage, sondern offenbar nach dem Gedächtnis oder nach Diktat recht unbekümmert niedergeschrieben wurde. Das erlaubt wie an vielen anderen Stellen der Hs. die Schlußfolgerung, daß es bei der Handhabung und Weitergabe dieser Texte weniger auf exakte, wortwörtliche Genauigkeit ankam, sondern auf die Übermittlung des in Wortschatz und Formelgut zum Ausdruck kommenden emotionellen Gehalts. Das vorliegende Lied entspricht einem im 16. Jh. in Drucken und Hss. häufig anzutreffenden, verbreiteten Liedtypus, einer Liebeserklärung, deren Überlieferung von Flugschriften um 1530 über die bekannten Hss. von 1568, 1574 und 1575 bis zum Ldb. Ambr. und der Slg. von P. v.d. Aelst 1602 reicht. Variantennachweise bei Kopp, Pal. 343, Nr. 81, in ZfdPh 35 (1903) S. 510 und in AfdStdnSprL 111 (1903) S. 24 f. Zum Vergleich ist vor allem Pal. 343, Nr. 81 heranzuziehen, da hier wie in D 21 die in den sonstigen Quellen meist 8 Strr. umfassende Überlieferung auf 3 Strr. reduziert wurde, die miteinander korrespondieren. Die Nennung der charakteristischsten Abweichungen gegenüber dieser etwa gleichzeitigen Hs. vermag auch zur Klärung des in D oft verdunkelten Sinnzusammenhanges beizutragen. 2 mych [gib ich mich; 18 [recht lieb und trey zu nheren; 21 [darfs du dich nicht besorgen; 24 [wolt seyn bey dir verborgen; 28 gar [beger; 36 verschlagen [viere schlagen. Die Herkunft dieses Gesellschaftsliedes ist sicherlich obd., jedoch zeigen sich schon mehrere Spuren der sprachlichen Aneignung im Nd.: 7 plicht; 12 baven [ob; 21 bedruff; 25 Leiff; 33 bouck stab usw. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 210 Nr. 22 Mit diesem Lied beginnt Katharina von Bronckhorst und Battenburg den von ihr bestrittenen Hauptteil des Liederstammbuches, der von Bl. 29 ro - 37 ro reicht und die Lieder Nr. 22-40 umfaßt, also 19 Stücke. Das letzte Lied ist 1546 datiert, die voranstehenden sind also eher noch etwas früher anzusetzen. Die einzelnen Texte sind fortlaufend hintereinander geschrieben, lediglich durch regelmäßige Zwischentitel Eyn Ander aufgelockert. So wertvoll dieser Teil im einzelnen sein mag, so entbehrt er doch etwas des Persönlichen und Originellen. Wir vermissen die Schreiberverse, Devisen und das sonstige Beiwerk, das die Darfelder Liederhs. in besonderem Maße auszeichnet und aus dem Kreise der übrigen Hss. der Zeit hervorhebt. In diesem Teil erinnert die Hs. am ehesten an die anderen nd. Berliner Hss. von 1568 und 1574, in denen professionelle Schreiber in ermüdender Einförmigkeit Lied für Lied aneinandergereiht haben. Ist man in solchen Fällen zunächst versucht, an das Wirken eines berufsmäßigen Kopisten zu denken, so ergibt der Schriftvergleich zwischen dem Titelblatt und diesem Hauptteil der Hs., daß es sich um die gleiche Hand der Besitzerin des Stammbuches handelt (vgl. Abb. 1, 5 und 7). Auch der parallele Gebrauch zweier französischer Devisen auf Bl. 1 ro (Je vis an esperance) und auf Bl. 37 ro (perdonne Jeunnesse) hätte auf diese Übereinstimmung hinlenken müssen, die aber auch Hübner I, S. 43, noch nicht erkannt hatte. Das Repertoire der Schreiberin, und als ein solches werden wir die Versammlung von 19 Texten bezeichnen dürfen, wird gewissermaßen programmatisch eröffnet durch eines der berühmtesten Gesellschaftslieder des 16. Jhs.: Zart schoin Jonckfrouw. Es gehört in die geistige Nähe zweier anderer Lieder, die in mehreren Liederhss. und -büchern in enger Nachbarschaft zu ihm auftreten: Ungnad beger ich nicht von ihr (D 25) und Nach willen din (D 21). Diese drei Lieder finden sich häufig in Flugschriftendrucken vereint und haben deswegen auch ihren Weg an die Spitze des Ldb. Ambr. gefunden. Die Abhängigkeit mancher Hss. von den Einzeldrucken macht sich auch in der Rubrizierung dieser Lieder bemerkbar: vgl. Zütphener Ldhs. 1537, Nr. 25 und 26, Pal. 343 Nr. 63 und 65, Berl. Ldb. von 1582, Nr. 53, 54 und 55. Die Überlieferung dieses ‘Hofeliedes’ reicht vom Ldb. Peter Schöffer (1513) bis Chr. Demantius (1608). Ausführliche Variantenlisten verdanken wir, wie so oft, A. Kopp, s. JbdVfndSprf 26 (1900) S. 29 und ZfdPh 35 (1903) S. 512, die nur unwesentlich zu erweitern sind, z.B. um zwei frühe Flugblattdrucke, s. Brednich, Liedpublizistik 2, Nr. 438 und 514. Zusammen mit der Zütphener Ldhs. von 1537, Nr. 26, und Pal. 343, Nr. 63 und 203, bietet D einen frühen Beleg für die Aneignung und Weitergabe des Liedes in adliger Lebenssphäre. Dabei nimmt der Text in D im Vergleich zur gesamten anderen Überlieferung eine Sonderstellung ein, da die Zeilen 17-26 nach vorne gestellt wurden, während sie in allen anderen Varianten in Str. III als Z. 1-10 figurieren, entsprechend Z. 33-42 als Str. II. Z. 1-10. Auch sonst steht D für sich. Einige wenige Lesarten aus der Parallelüberlieferung sollen zum Verständnis des stellenweise schwierigen und mißverstandenen, weil gedächtnismäßig tradierten und an kein bestimmtes Vorbild fixierten Textes in D beitragen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 211 Z. 7-10: Den ‘richtigen’ Text bieten Schöffer und die von ihm abhängigen Nürnberger Flugschriften: kein ruw hab ich / so lang bis sich / dein eiglein fein / mit lichtem schein / gen mir früntlichen wenken. Die Lesart in D (ich... sien) steht vereinzelt, ist aber sprachlich durchaus sinnvoll; 12 eynichtlich [hertiglich Schöffer; 13 [mit lieb gentzlich besessen: Flugschr. Ye 8; 17 dairumb [herzlieb alle übrigen Var.; 25 [in solcher prob alle übr. Var.; 28 [begert mein herz alle übr. Var.; 37 [täglich mit dir zu schertzen alle übr. Var.; 38-39 alle übr. Var. umgestellt; 45 mich hart und fast gefangen alle übr. Var.; 46-47 [al weil und stund / aus herzengrund alle übr. Var. Nr. 23 Katharinas zweiter Liedtext ist ein wenige Jahre zuvor entstandenes Erzeugnis der Generation von Dichterkomponisten, die mit ihren dem Volkslied nahestehenden Schöpfungen das Liedleben um die Mitte des 16. Jh. so entscheidend prägten. Mit dem Text von D verfügen wir jetzt über die früheste Niederschrift des Liedes; sie zeigt wie D 22 die Einflüsse der gedächtnismäßigen Weitergabe und macht auch die partielle Adaption des ursprünglich hd. Textes an die zur Zeit der Abfassung am Niederrhein herrschende Sprachmischung deutlich. Das erstmals bei Forster III (1552) Nr. 31 gedruckte Lied steht auch in der 1550-55 anzusetzenden Hs. Pal. 343, Nr. 138; Kopp gibt dort auch bibliographische Hinweise zur Verbreitung; vgl. auch AfdStdnSprL 111 (1903) S. 20 zu Nr. 23. L e s a r t e n gegenüber Forster: Von den vier Strophen der Vorlage sind in D nur drei z.T. stark abweichend überliefert; nur Z. 16-18 stammen aus dieser sonst nicht übernommenen Forster-Strophe. 1 Bruyns [fehlt Forster; 8 freuden [trawren; 12 [bewar sein leyb vor unfal duck (Verlust des Reims!); 21 [in meiner farb ist er gekleyd; 22 des ginck hy [wo thut er nur; 25 [noch frew ich mich seinr widerfart. Nr. 24 Daß es sich hier um eine Niederschrift von Katharina von B.u.B. handelt, läßt sich schon äußerlich an ihrer Neigung erkennen, in die Initialbuchstaben Gesichter einzuzeichnen; so im Titelblatt (s. Abb. 1) und in Str. IV dieses Liedes. (Auch der Initialbuchstabe von D 30 ist in Gestalt einer Fratze gezeichnet). Zur Abwechslung figuriert hier wieder einmal ein Text in rein ndl. Sprachgestalt, was die Aussichtslosigkeit unterstreicht, vom zufälligen und von den diversen Vorlagen abhängigen Sprachstand eines Repertoires auf die gesprochene Sprache des betr. Schreibers schließen zu wollen; vgl. dazu auch A. Kopp in Euphorion 8 (1902) S. 503 f. Es handelt sich hier um ein Lied mit bisher nur schmaler ndl. Überlieferung: 1. Antw. Ldb. 1544, Nr. 205 = v. Duyse 1, Nr. 107. - 2. Hs. BPL 1289, Rijksuniversiteit Leiden, hs. Nachtrag von Jenneken Verelst zu einer Ausgabe der Souterliedekens, Antwerpen 1540, Nr. 16; vgl. den Hinweis von P.A. Tiele, Oude Nederlandsche Liederen, in: Dietsche Warande Deel 8, S. 574, Nr. 16 (schließt sich eng an 1 an). - 3. Amsterdam. Ldb. 1589, Bl. 140 ro. Die wichtigsten L e s a r t e n zu 1: 4 [die my oock bystand biet; 16 oirsaick [cause; 40 mich fehlt; 42 Maeglin kuen [maechdelijk saet. Daraus geht hervor, daß Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 212 sich die Fassungen sehr nahe stehen, was wiederum im Gegensatz zu den voranstehenden Texten auf schriftliche Vermittlung aus dem Antw. Ldb. schließen läßt (zu weiteren Konkordanzen von D und Antw. Ldb. s. die Einleitung). Der Anfang des vorliegenden Liedtypus ist wahrscheinlich einem älteren und weiter verbreiteten Lied nachgebildet: Rijc god wie sal ick claghen / dat heymelijc lijden mijn; eine ndl. Übersetzung des ursprünglich hd. Stückes (vgl. Ott 1534, Nr. 3) findet sich ebenfalls im Antw. Ldb. unter Nr. 142. Wie stark der Einfluß gewesen ist, der von diesem Liedeingang ausging, läßt sich noch an einem anderen Beispiel der Rederijker-Poesie feststellen, nämlich an Antw. Ldb. Nr. 139. Ein weiteres jüngeres Lied in Hd. teilt ebenfalls mit unserem Lied den Eingang: Reich gott, wem soll ichs klagen / Und klagen meine not: Mgf 752 (1568) Nr. 7, Mgq 612 (1574) Nr. 43. Worterklärungen 3 ten dagen sijn = am Tage, vorhanden sein; 4 mynre, unorganisch erweiterte Form des pron. Dativs mijn, Nebenform zu mi = mir; 10 graen (lat. granum), zum metaphorischen Gebrauch vgl. Verwijs-Verdam 2, 2093 f.; 13 liecken = leichenblaß werden; in der hier zu erwartenden Bedeutung nicht belegt, s. Verwijs-Verdam 4, 646; 15 versteken = verstoßen; 9-16 vgl. Antw. Ldb. Nr. 117, Str. IV; 17 Niet, I. mijn?; der Fehler in diesem Vers durchzieht fast die gesamte bisher bekannte Überlieferung, die sich auch von daher als eng miteinander verwandt erweist; lediglich 2 liest hier: Maer trouwe lief wilt hooren; 22 na u = im Verhältnis zu Euch (zu dem Eurigen, Antw. Ldb.); 24 ballinck = Verbannter, Rechtloser, Bösewicht, s. Verwijs-Verdam 1, 539 f.; 45 = bin ich eurer Ehre zu nahe getreten?; 49 = es hätte mich nicht getroffen; zu gespeten s. Verwijs-Verdam 7, 1713; 51 verweten, zu mndl. verwaten = verbannen, verurteilen, ächten, s. Verwijs-Verdam 9, 297 ff.; 53 mincken = wörtlich verstümmeln, dann übertragen an der Ehre kränken, beschädigen, benachteiligen; die hier geforderte Bedeutung ‘entbehren müssen’ ist in den Wörterbüchern nicht gehucht; 61 verheven = erhaben, s. Verwijs-Verdam 8, 1832. Nr. 25 Ungnad beger ich nicht von ihr gehört gewissermaßen zu den ‘Unverzichtbarkeiten’ einer Sammlung von Gesellschaftsliedern des 16. Jhs., und so ist es geradezu selbstverständlich, daß die Darfelder Ldhs. diesen Text aufweist, bezeichnenderweise in der unmittelbaren Nähe von zwei anderen, stets in enger Nachbarschaft miteinander auftretenden Liedern (s. D 21 und 22). Konkordanzen aufzählen zu wollen würde bedeuten, einen Tour d'horizon durch sämtliche frühneuzeitlichen Liedquellen seit der Zütphener Ldhs. von 1537 anzutreten. Variantenzusammenstellung s. bei A. Kopp in JbdVfndSprf 26 (1900) S. 8, ZfdPh 35 (1903) und AfdStdnSprL 111 (1903) S. 12. Eine frühe Kontrafaktur von 1527 s. bei Brednich, Liedpublizistik 2, Nr. 118. Der Vergleich von D 25 mit der Gesamtüberlieferung (repräsentiert durch Pal. 334, Nr. 65 und Ldb. Ambr. 1582, Nr. 1) ergibt einen bei sprachlicher Selbständigkeit hohen Grad von Abhängigkeit in der inhaltlichen Substanz. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Die A b w e i c h u n g e n erscheinen als das Ergebnis mündlicher Vermittlung Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 213 und sollen deswegen hier besonders festgehalten werden, zumal sie die Bestätigung für eine frühe produktive Aneignung des schwierigen und für unsere heutigen Begriffe auf schriftliche Überlieferungssphäre fixierten Liedtypus darstellen. Der Adaptation in Adelskreisen kommt allerdings der Inhalt des Beginns von Str. III stark entgegen: 3 nach wirdt fehlt sinngemäß nit Pal. 343 bzw. nimmer Ldb. Ambr.; 8 identisch mit Pal. 343, während Ldb. Ambr. hier vereinfacht: sag ich dir danck; 13 [erzeigett hatt Pal. 343; 16 waill [billich Pal. 343 u. Ldb. Ambr.; 40 [kher nit zum hauß Pal. 343; darff nimmer ins hauß Ldb. Ambr. Nr. 26 Das hier vorliegende Lied ist nur noch ein zweites Mal überliefert, und zwar im fast drei Jahrzehnte später erschienenen dritten Teil der ‘Bergreihen’ (Nürnberg: Valentin Fuhrmann, 1574, Nr. 11), s. Heilfurth, Bergreihen S. 138-140 (Text; der Kommentarteil spart das Lied aus). Diese Überlieferungssituation, verbunden mit den zahlreichen Unterschieden der beiden Fassungen, würden eine längere Untersuchung fast als wünschenswert erscheinen lassen, zumal die Aussage des Textes stark vom Durchschnitt der meisten anderen Lieder in D abweicht. Aus Raumgründen und im Hinblick auf einen ausgewogenen Umfang der Kommentare beschränken wir uns auf wenige Hinweise. D 26 überliefert uns ein Soldaten- bzw. Landsknechtslied, das im Schema der sog. Schweifreimstrophe abgefaßt ist und damit rein äußerlich mit einer Reihe ähnlicher Texte des 16. Jhs. korrespondiert, die ähnliche Themen zum Gegenstand haben (Schlacht von Pavia, fränk. Bauernkrieg, Klagelied über Kriegsnot usw., s. die Zusammenstellung bei Böhme, Altd. Ldb. Nr. 389 und 407). Gesungen wurde dieses Lied wahrscheinlich auf die Weise des protestantischen Liedes Ich hab mein sach zu Gott gestellt (D 85), wozu Böhme, Altd. Ldb. Nr. 639 einen Tonsatz überliefert. Den Eingang teilt unser Lied auch mit einem Liebeslied in Pal. 343, Nr. 95 Ich hab mein herz zue friden gestelt / hab mir ein feins meidlein auserwelt. Diese Verbindungen und dazu der stark formelhaft geprägte Text von D 26 machen es wahrscheinlich, daß unser Lied in einen weit größeren Traditionszusammenhang hineingehört, als ihn die schmale und zufällige Textüberlieferung zu offenbaren vermag. Lieder dieser Art lebten offensichtlich lange Zeit ohne schriftliche Fixierung, um nur hie und da in Sammelhss. aufzutauchen und dann für Jahrzehnte oder gar Jhh. wieder im Dunkel zu verschwinden. Für die Zufälligkeit der Überlieferung spricht es, daß der Bergreihentext von 1574 zwei Plusstrophen gegenüber D aufzuweisen hat, für ihre Zähigkeit ist die Tatsache kennzeichnend, daß wir noch zwei Jhh. später in einem Husarenlied aus dem Siebenjährigen Krieg deutliche Anklänge an unser Modell vernehmen (Z. 25-29), wenn es dort heißt: Wir haben ein Glöcklein das lautet so hell und das ist überzogen mit gelbem Fell, und wenn man das Glöcklein so lauten hört, so heißt es: Husaren, auf eure Pferd. E.-B. Nr. 1317, Str. II (1758) Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 214 Der Ve r g l e i c h mit dem gedruckten Bergreihentext vermag manche Einsicht in den schon recht weit vorangeschrittenen Umsingungsprozeß des hs. Textes von ca. 1546 zu vermitteln, von dem übrigens auch die Überlieferung von 1574 nicht ganz verschont geblieben ist. Der im Bergreihentext noch einigermaßen konsequent durchgeführte Vergleich des Lebenslaufes eines Landsknechtes mit den einzelnen Stadien der kirchlichen Bestattungssitte (s. Str. IV, 5; V, 1; VII, 1) ist in D stark entstellt. Das beginnt in Z. 11, die im Text von 1574 noch richtig lautet: Der Harnisch ist mein letztes Grab tuch. Ein charakteristischer Unterschied wird in Z. 5 erkennbar, wo in der Wortzahl die ‘höfische’ Haltung der Hs. zum Ausdruck kommt. Weitere Abweichungen: 9 [Das thu ich woll empfinden; Verlust des Reims in D; 16 boure... hauß [Wirtes hauß; 20 halff haick [Hacken, mnd. hake = schweres Feuergewehr, s. Schiller-Lübben 2, 175; 22 but [bewt; 23 sprw., s. Wander 2, 439, Nr. 30; 443, Nr. 157; 28 [Wenn man sie leut vnd Lerman schreit; 35 uyth franckrich [in Vngerland. Nr. 27 Katharina überliefert hier die Fassung eines Tageliedes, dessen Geschichte sich bis in das 15. Jh. zurückverfolgen läßt. Am Anfang der Bezeugung steht wie in vielen anderen Fällen eine geistliche Kontrafaktur, die in den beiden Berliner Hss. Mgq 185 und Mgo 190 aus dem Besitz von H.v. Fallersleben unter dem Incipit Het viel een hemelsdouwe / op een jonc maechdelijn als Marienlied nachgewiesen ist (veröffentlicht von H.v. Fallersleben in Horae Belgicae Bd. 10, 1854, S. 54-56, Nr. 23). Die Überschrift von Mgq 185, Nr. 10 stellt den Bezug zu dem parodierten Tagelied eindeutig her: dit is die wyse / dat viel een coele douwe / tot enne vensteren in / na eenre. Einen rund 100 Jahre jüngeren ndt. Text der Kontrafraktur liefert Catherina Tirs in ihrem geistl. Ldb. von 1588, vgl. Hölscher S. 3-5, Nr. 2, und noch im 19. Jh. konnte das geistl. Lied in Brabant aus dem Volksmund aufgezeichnet werden (J. Bols, Honderd Oude Vlaamsche Liederen, Namen 1897, Nr. 16). - Im Gegensatz zu der reich entfalteten Überlieferung der Kontrafraktur ist die Bezeugung der zugrundeliegenden weltlichen Vorlage eher spärlich zu nennen. Den Beweis für die Existenz einer hd. Fassung liefert ein Schmeltzel-Quodlibet von 1544 (Eitner 1, S. 33): Es fiel ein küler taue / zu einem fenster ein. Den vollen ndl. Wortlaut überliefert das gleichzeitig erschienene Antw. Ldb., Nr. 72 (Abdruck v. Duyse 1, Nr. 64; vgl. die Neuausgabe des Antw. Ldb. von 1972, I, Nr. 33, II, S. 178 f.) und in einer abweichenden Fassung Nr. 74 (Abdruck v. Duyse 1, Nr. 65, Uhland Nr. 82). Die in D bisher vorliegende einzige hs. Fassung scheint in direkter Vermittlung auf Antw. Ldb. Nr. 72 (A) zurückzugehen. Eine Zusammenstellung der wichtigsten abweichenden L e s a r t e n der Druckvorlage vermag am besten die Nähe der beiden Fassungen zu zeigen: 1 eyns [een; 4 hertze [herte; 8 u [dy; 9 meglin [meysken; 13 die [si; 14 wile wais [wile en was; 16 up unnd hy [op een liet; 19 druckt [dunct; 21 hertzen [herten; 23 ich [ick; 30 unnd [ende; 32 deugden [duecht; 34 bloemkens [boomkens; 35 noeten [noten mischaten; 37 soet [so soete; 38 und fehlt A; 39 geven [draghen; 40 [frisschen vrijen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 215 Beide Fassungen erweisen sich, besonders auch im Hinblick auf A 74, als Ergebnis eines längeren Traditionsprozesses, in dessen Verlauf zahlreiche Formbestandteile und Wanderstrophen (IV-V) in das Lied hineingeraten sind, während andererseits wichtige Liedteile verlorengingen. So fehlt in D 27 = A 72 nach Str. II der Inhalt des Wächterliedes, der in A 74 als Str. VII erhalten ist. A 74 ist aber zu Vergleichszwecken wiederum nur bedingt heranzuziehen, da hier eine Kontamination mit dem Mailied Der Winter ist vergangen (vgl. D 17) eingetreten ist. Weiteres zur Genesis dieses Liedes siehe bei Thoma S. 109 f. im Anschluß an Uhland Nr. 82. Zum Formelgut in D 27 läßt sich im einzelnen noch folgendes bemerken: Z 1-2 Natureingang, vgl. Wulffen; diese Form ist bei ihr allerdings nicht belegt, da sie das Antw. Ldb. und damit auch unser Lied nicht herangezogen hat. Z. 7 vgl. Daur S. 58. Im Antw. Ldb. meist mit der formelhaften Reimbindung: sie hout myn herte bevanghen / na haer staet myn verlangen Nr. 165, Str. II, Z. 12-13. Z. 8 vgl. Daur S. 62/64 Z. 9-14 Diese Zeilen variieren eine in dt. und ndl. Balladen und Liebesliedern häufig vorkommende Szene, vgl. Ldb. Ambr. 1584, Nr. 184, Str. IV; Antw. Ldb. Nr. 97, Str. II; Nr. 102, Str. III u. ö. Z. 15 vgl. D 17, Z. 27 ff. Z. 21 vgl. Daur S. 59 Z. 27 vgl. D 31, Z. 41 Z. 28 Den Vergleich der Geliebten mit dem Morgenstern kennt schon Morungen (M.F. 134, 35), doch erst im 16. Jh. ist das Bild zum formelhaften Gebrauch abgesunken; vgl. Antw. Ldb. Nr. 75, Str. VIII: Ic en weet van ghenen dage / noch van geenen manen schijn / ghi zijt mijn morghen sterre / ghi verhuecht dat herte mijn. Z. 31/32 Ähnlich Antw. Ldb. Nr. 187, Str. IV, Z. 28: God wil v in duechden sparen u. ö. Z. 33-40 Zur Verbreitung dieser markanten Wanderstrophe s. z.B. Antw. Ldb. Nr. 97, Str. VIII-IX, E.-B. Nr. 679. Worterklärungen 1 douwe = Tau; 11 up eyn einde = endlich; 19 druckt = zwingt, bezwingt; 32 in allen deughen = in allen Ehren; 34 bloemkens = Blümchen, entstellt aus boomkens = Bäumchen der Vorlage A. Hieraus und aus den oben angeführten Lesarten kann geschlossen werden, daß die Schreiberin nicht unmittelbar aus A schöpfte, sondern eine durch Hörfehler entstellte Fassung gedächtnismäßig (oder nach Diktat) festhielt; 35 noeten = Nüsse; 36 nagelkins, mhd. negellîn = Gewürznelken. Muskatnuß und Näglein haben seit dem MA. im volkstümlichen Liebeszauber ihren festen Platz, vgl. HdA 6, Sp. 691-692. Nr. 28 Diese Liebesklage in Katharinas Sammlung ist ein zu Anfang des 16. Jhs. entstandenes typisches Produkt der deutschen Renaissancelyrik und ist seit Öglin 1512, Nr. 6, in den meisten bedeutenden Liederbüchern und -hss. bis etwa 1600 vertreten. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 216 Zeitlich und räumlich stehen D 28 folgende hs. Textparallelen am nächsten: Pal. 343, Nr. 104, vgl. das Variantenverzeichnis von A. Kopp, ebda. S. 113; Berliner Hs. Mgf 752 (1568) Nr. 58, vgl. die Nachweise von A. Kopp in ZfdPh 35 (1903) S. 520; Berliner Hs. Mgf 753 (1575), Nr. 38, vgl. die Nachweise von A. Kopp in AfdStnSprL 111 (1903) S. 25; Benckhäuser Ldhs. der Anna Lüning 1573-1588; Nr. 25, s.P. Alpers in NdZfVk 1 (1923) S. 112; vgl. ferner Ldb. Ambr. 1582, Nr. 6; E.-B. 1644 (verdruckt 1444). Die verschiedenen Fassungen entfernen sich in der Regel nicht sehr weit voneinander, da die Überlieferung der drei vierzehnzeiligen Strophen von Anfang an durch gedruckte Textfassungen, auch durch Flugschriften (z.B. Yd 9483), gestützt worden ist. Abweichungen von D gegenüber der hd. Überlieferung gehen zum einen auf Hörfehler, zum anderen auf die (unvollkommene) Angleichung an die mnd. Lautform zurück. Beispiele (zum Vergleich wird Pal 343, Nr. 104 herangezogen): 3 in kurtzer gespeel [in kurz gespylt; 13 wyfflicher [weiblicher; 22 verwiester [vor weiser; 31 erfreuwet [entpfrembdt! Worterklärungen 8 sverin duck = schwere Tücke; 26 ungefel = Unglück; 29 senliches leid = Liebesleid; 30 weidt = Nahrung, hier: Lebensinhalt. Nr. 29 Das liebenswürdige Kauzleinlied aus der Feder von Katharina von Bronckhorst kleidet die Situation des Abschiednehmens von der Geliebten (dem nast) in das Naturbild vom ruhelos umherfliegenden Käuzlein. Die reiche Überlieferung des Liedes läßt sich im Grunde auf ein älteres Lied von sieben neunzeiligen Strophen aus dem frühen 15. Jh. zurückführen, welches J.C. v. Fichart in seinem Frankf. Archiv Bd. 3 (1815), S. 263-265 abgedruckt hat (vgl. auch Marriage, Forster III, Nr. 4, S. 242). Der alte Text klingt in D nur noch an einigen Stellen des Anfangs durch (Z. 1, 3, 5, 6), während die Fortsetzung stark abweicht. Die Begegnung mit der Nachtigall, der im älteren Liede der weiteste Raum gewidmet war, ist verlorengegangen. Die metrische Abhängigkeit von der Vorlage, deren erste vier Zeilen die Grundlage für die neue Strophe geliefert haben, ist jedoch noch sehr deutlich. Das Gesellschaftslied des 15. Jhs. unterliegt mannigfachen Wandlungen, ehe es in hd. Liederbüchern des 16. Jhs. in neuer Form wieder zutagetritt. Es findet sich in musikalischen Sammlungen, in denen der Text auch aus Raumgründen zusätzliche Verkürzungen erlitten hat: 1. Grasliedlin (nach 1535), Nr. 28 (1 Str.). - 2. Ott 1544 = Uhland Nr. 14 A (2 Str.). - 3. Forster III, Nr. 4 u. Nr. 64 = Uhland Nr. 14 B u. C, vgl. Marriage, Forster S. 115 (3 Str.). - 4. Tabulaturbuch von Seb. Ochsenkhun, Heidelberg 1558, fol 78 vo (4 Str.). In abwechslungsreicherer Fülle tritt uns das Lied dagegen in der hs. Tradition des mittel- und niederrheinischen Gebietes entgegen, die als Zeugnis für die mündliche Weitergabe des Liedes wertvoll ist: 5. Zütphener Ldhs 1537, Nr. 6 (8 Str.), s. Böhme, Altd. Ldb. Nr. 172. - 6. Hs. des Grafen Manderscheid ca. 1580, Nr. 39 (8 Str.). - 7. Brüsseler Hs. Ms. II, 144, Bl. 119 vo, abgedruckt von R. Priebsch in Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 217 ZfdPh 39 (1907) S. 175 f. (8 Str.). Nach Priebsch gehört diese Fassung zu den im späten 16. Jh. nachgetragenen Stücken der Hs. Die Texte 5-7 bilden zusammen mit D eine eigenständige und geschlossene westdt. Gruppe. Daraus hebt sich die Fassung D wiederum deshalb heraus, weil hier die Reihenfolge der Strophen durch den mündlichen Traditionsprozeß besonders gelitten hat. Eigentlich steht nur die Eingangsstrophe am richtigen Platz, alles andere ist im Vergleich zu 5-7 verschoben. So ist beispielsweise die zwischen Z. 16 und 17 spürbare inhaltliche Lücke durch die Vorwegnahme von Z. 5-8 zu erklären. Ganz für sich steht die Änderung, die D mit der letzten Strophe vornimmt, indem die ursprünglichen Abschiedsworte des Käuzleins der Geliebten in den Mund gelegt werden. Worterklärungen 5 gedrongen, von dringen = drängen, gedrängt werden; 9 untwichenn = entwichen, entflogen; 10 zu rusten plaich = zu ruhen pflegte; 11 loever = Laub, Blätter; 4 hat hier folgende Zeile: die lable sein all erblichen; 16 smaich = Geschmack. Nr. 30 Das auf Georg von Frundsberg zurückgehende dreistrophige ‘Klagelied über Wandelbarkeit der Hofgunst und Wandelbarkeit der Welt’ (so der Titel bei E.-B. Nr. 272) erscheint in D in einem der frühesten hs. Belege. Aus der gleichen Zeit stammen die Texte in der Zütphener Ldhs. von 1537, Nr. 29, in Pal. 343, Nr. 167 und in Mgq 402 (1569) III, Nr. 7 Ausführliches Variantenverzeichnis von A. Kopp s. in AfdStdnSprL 111 (1903) S. 9 f. Spuren mündlicher Vermittlung des Textes in D, verbunden mit der leichten nd. Einfärbung, haben die vorliegende Fassung stark verändert, z.T. unverständlich werden lassen und in Richtung auf den konventionellen Gehalt eines gesellschaftlichen Liebesliedes hin umgebildet. Str. II ist in ihrem ursprünglichen Sinn völlig mißverstanden. Von den zahlreichen A b w e i c h u n g e n gegenüber Pal. 343, Nr. 167, seien die folgenden zum Textverständnis notwendigen angeführt: 1 myn gemoit [müe; 6 mir schickt [mich schigken; 7 verhoirt [verhofft; 8 [das gmüet zue hof; 9 aff [offt; 10 Var [Geet; 11 wes ich kan [wer nit kan; 12 zu [sich; 13 [dem ort, der zeit; 14 oirren [eeren; 15 [mues dannen weit; 16 angst [andt = verdrießt mich, tut mir leid; 18 dir fehlt in den Parallelen; hier wird die Umbiegung des Liedes in die eigene Erlebnissphäre besonders deutlich; 21 achtet [wigt mich. Nr. 31 Ein Liebeslied mit Tageliedelementen, von welchem aus dem 16. Jh. rund 20 Zeugnisse vorliegen. Die Überlieferung beginnt auf hd. Boden mit den ‘Bergreihen’ von 1533, Nr. 44, und reicht bis zum Nd. Ldb. von Uhland - de Bouck (um 1600), Nr. 36. Variantenverzeichnisse bei Heilfurth, Bergreihen, S. 255 f., und bei A. Kopp in JbdVfndSprf 26 (1900) S. 18. Unsere Niederschrift stellt den ersten hs. Niederschlag des Liedes dar; es folgen wenig später Pal. 343, Nr. 141, und 1560 das Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Ldb. der Katharina von Hatzfeld Nr. 25 (dazu J. Bolte in ZfdPh 22 [1890] S. 404) sowie die Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 218 Berl. Ldhs. Mgf 753 (1575), Nr. 129. Audi das Ldb. Ambr. 1582, Nr. 184, weist den Text auf. Die wichtigste, weil zeitlich, räumlich und sprachlich am nächsten stehende Parallele bildet jedoch das Antw. Ldb. 1544, Nr. 102 (vgl. die Neuausgabe 1972, Bd. 1, Nr. 54, Bd. 2, S. 209 f.). Beide Fassungen bilden innerhalb der Gesamtüberlieferung eine eigene Gruppe, da sie von letzterer in zwei bedeutsamen Einzelheiten abweichen: zum einen enthalten sie eine sonst nirgends bezeugte 5. Strophe, zum anderen folgt die sonst an 3. Stelle zu findende Strophe am Schluß nach. Eine Melodieangabe in den Souterliedekens von 1540, Ps. 36, zeigt, daß unser Lied bereits vier Jahre früher in den Niederlanden bekannt war; zur Melodie vgl. ferner DVldr. 1, Nr. 18, S. 176 ff. (unser Lied teilt mit der Ballade vom ‘Kerenstein’ das Incipit). Das Lied im Antw. Lbd. Nr. 102 ist ganz sicher eine ndl. Bearbeitung einer hd. Vorlage. D folgt dieser Neubearbeitung Strophe für Strophe; sie hat mit ihr auch die inhaltlichen Verderbnisse gemeinsam, die der dt. Vorlage wahrscheinlich noch fehlten. Besonders kennzeichnend sind die Fälle aus der 2. und 5. Strophe. In Z. 41/42 lautet die Vorlage im Antw. Ldb: Si heeft twee valcken oogen / daer toe eenen huebscen crans, was D wörtlich übernimmt, wobei nicht nur der traditionelle Schönheitspreis unterbrochen, sondern auch die nach Z. 45 geforderte Reimbindung (munt!) aufgegeben wird. Schwerer noch wiegt die Zerstörung der 2. Strophe, die in der uns vorliegenden Form kaum zu interpretieren ist. Es handelt sich eingangs um die Antwortstrophe der Dame auf die in St. I enthaltene Werbung. Aber in Z. 16 spricht offensichtlich wieder er, wobei unklar bleibt, wann seine Rede einsetzt. In den hd. Texten dagegen ist der Sinn dieser Frauenstrophe vollkommen klar. In der Ldhs. der Katharina von Hatzfeld z.B. lautet der Text hier: Liefft dyr geyne ander frauwe, so kere dich her zu mir, so sagen ouch die luyde, wie ich die schoynste sy. dat loff wyll ich behalden dem allern liefsten myn, myt frysch fryem gewalde (= Mut, s. DWb. 4, 1, 3, 5034) - o schones myn lieff dyn eygen wyll ich syn. Das Mißverstehen des hd. Textes begann wahrscheinlich bei Z. 16, wo mit vrouwen ein neues Reimwort für behouwen eingesetzt und die Zeile in der Übersetzung völlig geändert wurde. Dieser Reim geht dann in D zusätzlich noch verloren! Eine weitere Stelle zeigt die starke Abhängigkeit von D 31 und dem Antw. Ldb.: Z. 23 wird der ndl. Wortlaut al voor haer camer veinster wörtlich nach D übernommen, obgleich es sich um ein klares Mißverstehen der hd. Textvorlage handelt, die in Pal. 343 den richtigen Wortlaut aufweist: wol in ein cämmerlein, was finster. - Die unverkennbaren hd. Einflüsse in D 31 (z.B. Z. 11) könnten vielleicht darauf zurückzuführen sein, daß die Schreiberin bei aller Abhängigkeit von der ndl. Vorlage doch stellenweise noch den hd. Wortlaut eines um 1546 bereits weit verbreiteten Liedes im Gedächtnis hatte. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 219 Hinweise und Worterklärungen 19-20 formelhaft, vgl. Uhland Nr. 106, Str. II usw.; 25 vgl. D 17, Z. 27 ff.; vgl. auch D 27, Z. 15; 28 vgl. D 17, Z. 29 f.; 30 verspieden = aufspüren, entdecken; 32-33 der Morgenstern, die Waldvögelein und die Nachtigall treten als Boten des Tages auch in D 84, Str. I, auf; 38 ten isser = et en is daer; das Antw. Ldb. liest hier: ten is noch gheen dach; 52 vgl. D 48, Str. I Ein fruntlich auchen wyncken / bringt lust minß hertzen begert. Nr. 32 Die Überlieferungsgeschichte dieses Abschiedsliedes beginnt um die Mitte des 15. Jhs. im berühmten Lochamer-Liederbuch in Nürnberg; darin befindet sich als Nr. 16 ein sechsstrophiges Lied (der Raum für eine weitere Strophe ist offengelassen) mit dreistimmigem Tonsatz: Der walt hat sich entlawbet / gen disem winter kalt; vgl. die Ausgabe von Walter Salmen und Christoph Petzsch, Wiesbaden 1972 (Denkmäler der Tonkunst in Bayern, N.F. Sonderband, 2) S. 49-55. Aus der gleichen Zeit liegen bereits weltliche (J. Fichard, Frankf. Arch. 3 [1815] S. 280-282, Nr. 53) und geistliche (München, Cgm 4702, Bl. 5 ff.; P. Alpers, Wienhäuser Ldb., in: JbdVfndSprf 69/70 [1943/47] S. 34, Nr. 45) Kontrafakturen vor. Die Brücke zum 16. Jh. wird durch ein Flugblatt von ca. 1520 gebildet: Brednich, Liedpublizistik 2, Nr. 411, Abb. 63 (8 Str.). In einem etwas später anzusetzenden Flugschriftendruck Berl. Yd 9672 ist dieses im Ganzen recht einheitliche Modell durch Aufnahme von Strophen aus dem Mailied (= D 17) und sonstigem Wandergut auf 12 Strr. aufgeschwellt worden. Nach 1530 taucht dann eine auf drei Strr. verkürzte Fassung auf, von der unser Text in D abhängig ist. Die Reihenfolge der beiden Schlußstrophen in D ist vertauscht. Die neue Redaktion teilt mit dem älteren Text die 1. Str. und sonstige sprachlichen Gemeinsamkeiten. Sie liegt u.a. in folgenden Quellen vor: Hans Gerle 1532, Nr. 6; Gassenhawer und Reuterliedlein 1535, Nr. 1, gedruckt bei Böhme, Altd. Ldb. Nr. 257; Schöffer-Apiarius ca. 1536, Nr. 42; Ott 1544, Nr. 54-55; Forster, Liedlein I, 1539, Nr. 61, gedruckt bei Böhme, Altd. Ldb. Nr. 258; weitere Varianten verzeichnen Marriage, Forster S. 215 f. und Kopp, Pal. 343, S. 128. Die verkürzende Bearbeitung ist demnach in den Kreisen der Dichterkomponisten entstanden; von deren Einflüssen ist ja auch sonst in unserer Hs. viel zu spüren. Die Analyse von Str. I soll Einblick in das bei der Bearbeitung obwaltende Prinzip geben, das im Grunde vom Gesellschaftslied zum schlichten Volkslied geführt hat. Die Umgruppierung der alten Reimbindung entlaubet / beraubet an den Zeilenanfang begegnet zuerst in Quellen des 16. Jhs. (z.B. Flugschr. Yd 9672) und wird von den Bearbeitern übernommen. Dadurch entsteht am Anfang der schwerfällige Viererreim walde: kalt / balde: alt. Für die Reimänderung im Abgesang ist wahrscheinlich ein sprachliches Mißverständnis ausschlaggebend. Das Lochamer-Ldb. liest hier: Das ich so lang muß meiden, die mir gefallen ist, das schafft der kleffer neide, darzu ir arger list. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 220 Die Bearbeiter waren offenbar später nicht mehr imstande, die im Mhd. noch ganz geläufige Konstruktion des Verbums fallen mit dem Dat. der Pers. (= zufallen, gehören) richtig zu interpretieren, so daß sie zum naheliegenden Ersatz des ist durch tut griffen (s. Z. 6), was zur Folge hatte, daß auch in Z. 8 ein neuer Reim mut gefunden werden mußte. Str. II hat nur noch schwache Anklänge an ältere Textfassungen, während bei Str. III die Beziehung zu den frühen Texten wieder deutlicher wird. Zu Z. 17-20 ist der Wortlaut des Lochamer-Ldb. Str. VI, Z. 41-44 zu vgl.: Hoffnung ist mein pester gewin! was lest du mir ze letz? (= zum Abschied, als Abschiedsgeschenk) also schaidt sich mein herz von dir, wes wilt du mich ergetzen? Die ausgefallenen echten Bestandteile der 2. Hälfte von Str. III werden in D durch bekanntes Formelgut ersetzt; zu Z. 22 vgl. D 29, Z. 4; zu Z. 23 D 29, Z. 15. Nr. 33 Das Lied, das Katharina hier ihrer Sammlung einverleibt hat, gehört seiner Aussage nach eng zur folgenden Nr. 34, mit der es auch die gemeinsame Singweise hat. In diesen beiden Stücken wird ausnahmsweise einmal ein geistlicher Ton angeschlagen. Hier lebt das Repertoire des niederrheinischen Adelskreises offensichtlich nicht aus dem Liedgut und der Motivik des spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen höfischen Minneliedes, sondern hier findet reformatorischer Geist seinen Ausdruck in einem von tiefem Ernst getragenen Lied, das ein Indiz dafür darstellt, daß der Kreis um die Schreiberin Katharina von Bronckhorst konfessionell der neuen Lehre zuneigte. In dem Lied kommen Vorstellungen aus dem Umkreis des Totentanzes ebenso zum Tragen wie biblische Motive des NT. Der Anfang von Str. VIII verwendet die Antithese vom breiten und schmalen Weg, der später im Andachtsbild seine graphisch einprägsame Gestaltung gefunden hat (s. dazu u.a. Martin Scharfe, Evangelische Andachtsbilder, Stuttgart 1968, S. 263-270). Das Auftreten vieler Wörter nld. Herkunft läßt eine Vermittlung des Liedes von ndl. Gebiet her wahrscheinlich werden. Aufschlußreich ist es, daß dieses offensichtlich auf ndl. Boden entstandene Lied die Erweiterung eines vorreformatorischen geistlichen Liedes darstellt, das mit fünf Strophen im Liederbuch der Anna von Köln (um 1500) als Nr. 35 belegt ist (s. die Edition von W. Salmen und J. Koepp, Düsseldorf 1954 = Denkmäler rheinischer Musik, Bd. 4, S. 23). In ndl. und reformierter Traditionssphäre findet sich das gleiche Lied mit acht Strophen in dem ndl. Liederbuch Een deuoot ende profitelyck boecxken, Antwerpen 1539, Ausgabe von D.F. Scheurleer, 's-Gravenhage 1889, S. 79, Nr. LVII; die zugehörige Melodie steht auch in den Souterliedekens, Antwerpen 1540, Ps. 48. Vgl. auch Ldhs. Manderscheid ca. 1580, Nr. 69. Worterklärungen 6 behalve = außer; 10 respit, ndl. respijt = Aufschub, Frist; 14 gaiet, von frz. gaîté = Fröhlichkeit; 77 vergiffenis = Vergebung, Verzeihung. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 221 Nr. 34 Dieser mnd. Text ndl. Herkunft ist in der Haltung dem voranstehenden Lied eng benachbart, zumal es in seiner Strophenform abgefaßt ist und als Initialparodie zu ihm aufgefaßt werden kann. Im Gegensatz zu Nr. 33 kennen wir hierzu keine älteren Textparallelen, und nach frdl. Auskunft des NVA (Fred Matter) ist es auch aus späterer Überlieferung bisher nicht bekannt geworden. Zu anderen Liedern auf Judas vgl. Wackernagel, KL 2, Nr. 615-616; Liliencron, Leben S. LII, 227. Zu dem Motiv in Z. 33 vgl. Heinz Rölleke, Da wär es besser nicht geboren! Ein Xenion Goethes und seine Vorformen in der Volks- und Hochliteratur, in: ZfdA 103 (1974) S. 62-72. Worterklärungen 9-10 sind in ihrer Aussage unklar. In der Lit. zu den Überlieferungen über Judas (vgl. A. Wrede in HdA 4 [1931/32] Sp. 800-808) ist ein entsprechender Rat des Apostels nicht belegt; 10 versturtzet, von mndl. verstorten = ausgießen; 29 verhalden, von mndl. verhalen, im Sinne von vergeben; 44 doep = Taufe. Nr. 35 Durch das Auftauchen dieser Variante eines Liebesliedes in D wird unser Wissen um die Überlieferungsgeschichte dieses Liedtypus beträchtlich erweitert. Die bisherige schmale Bezeugung stellt sich wie folgt dar: 1. Berl. Mgf 752 (1568) Nr. 122, vgl. A. Kopp in ZfdPh 35 (1903) S. 530 (7:6). - 2. Ldb. Ambr. 1582, Nr. 42 = Berl. Ldb. 1582, Nr. 176, danach Uhland Nr. 60, Goedeke-Tittmann Nr. 5 und E.-B. Nr. 401, vgl. 402 (7:6). - 3. Nd. Ldb. Uhland - de Bouck (um 1600) Nr. 31, vgl. A. Kopp in JbdVfndSprf 26 (1900) S. 17 (7:6). Den Text von D 35 druckt Hübner II, S. 178. Zum einen rückt durch den Beleg in D die Erstbezeugung des Liedes von 1568 auf ca. 1546 hinauf. Zum anderen begegnet uns hier eine durch den Einfluß mündlicher Vermittlung stark abweichende Fassung. Kennzeichen des Tradierungsprozesses ist die starke Auflösung des ursprünglich durch die Schweifreimstrophe gegebenen Reimschemas a a b c c b. Außerdem sind von den 7 Strophen von 1-3 (3 ist übrigens nur eine der üblichen mechanischen Umsetzungen von 2 ins Nd.) in D nur vier (= 1, 2, 4, 7) erhalten. L e s a r t e n zum Ldb. Ambr.: 1 beter [grösser; 2 buelen [allerliebsten; 4 hy will [jm gebrüst; 5 drecht [gelüst; 6 [freundlich thun sie anschauwen; 7 freundtgen [bulen; 8 [drey viertel lenger denn ein jar; 9 [ich dorffts niemand sagen; der Rest der 2. Str. weicht völlig ab; 13-18 diese Str. hat nur ganz schwache Anklänge an 2 und ist ganz selbständig; 20 frommer lansknecht [freyer knab; 22 [Er geht zu Lünenburg aus und ein; 24 [er bleibt wohl unverdrungen. Worterklärungen Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 8 myn = minder, weniger; 14 borsteken = Brüstlein; onbesmet = ohne Makel; 24 = trotz aller bösen Neider Zungen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 222 Nr. 36 und 94 Diese beiden Lieder sind für die Geschichte des Antw. Ldb. von 1544 und seiner Wirkungen hochbedeutsam. Wir wissen vom Erfolg dieser Liedersammlung, die zweischen 1534 und 1544 drei Auflagen erlebte, von der uns aber lediglich die dritte in einem einzigen Exemplar in Wolfenbüttel erhalten geblieben ist (s. Neuausgabe 1972 Bd. 2, S. XI). Schon 1546 verfiel das Lb. dem Verdikt der katholischen Universität Leuven, es wurde aus dem Handel gezogen, die in Umlauf befindlichen Exemplare z.T. konfisziert (vgl. a.a. O.S. XXVIII). Trotzdem zeichnet sich der Erfolg der Liederslg. noch sehr nachdrücklich in den zeitgenössischen Hss. ab. Die Darfelder Ldhs., die insgesamt einen reichen Niederschlag von Liedern aus dem Antw. Ldb. (A) verzeichnet, weist unter D 36 und 94 zwei bemerkenswerte Zeugnisse von ganz unterschiedlicher Aussagekraft auf. D 36: Die Aufzeichnung von Katharina von Bronckhorst von ca. 1546 ist unmittelbar abhängig von A 161. Bei Johannes Koepp, Untersuchungen über das A. vom Jahre 1544, Antwerpen 1927, wird dieses Lied nicht behandelt; in der kommentierten Neuausgabe von 1972 ist es ebenfalls nicht vertreten, da es keine Melodieüberlieferung besitzt. Koepp a.a. O.S. 58 rechnet es zu den Liedern hd. Herkunft. Dies wird zutreffen, denn manche fehlenden Reime lassen sich durch Rückübersetzung ins Hd. rekonstruieren: z.B. 1/3 und 13/15 gast: g(e)last; 17/19 fell: hell; 31 verdrießen: schießen; Weiteres s. zu D 94. Das 6strophige Tagelied D 36 erweist sich als eine ziemlich wortgetreue Rezeption des Textes in A 161. Die Kopie kam aber offensichtlich nicht durch direkte Abschrift aus der Quelle zustande, sondern wohl durch Diktat, woraus sich zahlreiche Abweichungen in der Schreibweise einiger Wörter, ferner Hörfehler und auch manche Textverbesserungen erklären lassen. Ein kurzes Verzeichnis der L e s a r t e n vermag dies zu verdeutlichen (D wird zuerst genannt): 2 stange [stranghen; 8 schoin [schoon lief; 10 waddens [wat dinghe; 14 haren [lacen; 28 herter [heeter; 32 by hartz hertzen [beyde haers herten; 34 schynen [schieten. Wie viele Lieder in A wirkt auch dieses Stück keineswegs wie aus einem Guß, sondern läßt Spuren vorangegangener Traditionsstufen erkennen. Die neunzeilige Strophe mit dem Reimband ababcdccd ist in Str. I und II um eine Zeile gekürzt, auch sonst vielfach verderbt. D 94: Diese Fassung liefert uns die bisher unbekannte vollständige Vorlage für das in A 161 = D 36 nur fragmentarisch überlieferte Tagelied. Es ist zusammen mit den Texten Nr. 90-93, 95-97 und 99 von unbekannter Hand ohne Datierung gegen Ende der Hs. eingetragen worden. Wir dürfen es als einen Glücksumstand betrachten, daß unsere Hs. hier die bisher unbekannte Vollform des Tageliedes bewahrt hat. Allerdings wäre es unzutreffend, D 94 als mit der gesuchten Vorlage für A 161 identisch zu bezeichnen, aber diese 13strophige Aufzeichnung stellt doch mehr als einen Ersatz dafür dar. Zumindest inhaltlich läßt sich die vollständige Überlieferung des in A 161 = D 36 nur verkürzt erhaltenen Modells jetzt überblicken. Die 8 Plusstrophen zeigen, daß das Lied keineswegs ohne die Abschiedszeremonie war, Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 223 die man in D 36 nach Str. IV vermißt. Hier setzt D 94 mit einer epischen und einer weiteren Wächterstrophe ein (V und Vl), worauf die Frau in Str. VII die Warnung an ihren Besucher weitergibt. Diesem wird sodann in drei Strophen ausführlich Gelegenheit gegeben, seinen Abschiedsschmerz zu artikulieren und der Frau die Treue zu bekunden (Str. VIII, X und XI), worauf auch sie ihn um baldige Rückkehr und um ein Brieflein (!!) bittet, um ihm schließlich den Reisesegen zu erteilen (Str. IX und XII). Erst dann steht wie in D 36 die beiden Fassungen gemeinsame Schlußstrophe folgerichtig am Ende. Vom Metrischen her betrachtet ist D 94 intakter als D 36: die neunzeilige Strophe ist durchgehend bewahrt, ebenso der Reimverband. Deutlich wird auch die parallele Konstruktion der Strophen mit der Wiederholung der beiden Einleitungswörter. Sprachlich gesehen ist die ursprüngliche Zugehörigkeit des Liedes zum Hd. unverkennbar, nd. Lautformen sind wie bei zahlreichen anderen Liedern der Darfelder Hs. modische Überformung und Zugeständnis an die am Niederrhein damals herrschende Sprachmischung und Schreibgewohnheit (z.B. nachgeschriebenes i). Genausowenig läßt sich aber verkennen, daß auch der Text von D 94 durch orale Tradierung durchgegangen und durch sie geprägt worden ist. Einige wenige Hinweise zu D 94, auch im Vergleich zu D 36, sollen genügen: 2 zwengt sich, offenbar Antizipation von 3 swengt sich; 10 und 19 schoin vielleicht Mißverständnis für die gemäß D 36 eher zu erwartende Negation?; 28/30 der hd. Reim verkündt: entzündt gibt dieser Stelle einen weitaus besseren Sinn als in der hier stark verderbten Fassung D 36; 88 vgl. das Incipit von D 15; 89/90 vgl. D 20, Z. 24; D 24, Z. 40 u.ö.; 109-117 besonders anschaulich wird die Qualität der Überlieferung von D 94 im Vergleich der Schluästrophen; in A ergibt der Abgesang keinen Sinn, und erst die völlig intakte Fassung D 94, Str. XIII läßt den Weg erahnen, auf dem dieser Nonsens (der Tag springt lustig durch den Klee!) zustande kam. - Alles in allem ist D 94 eine der schönsten Entdeckungen in D und auäerdem ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie verschiedene Schichten einer Textüberlieferung innerhalb einer und derselben Hs. voneinander abgehoben werden können. Worterklärungen D 36: 10 waddens = von mnl. watdan, wattenne = was; 13 verstoirt = stört; 20 stolcken (= D 94, 22 stolchen) = stampfen, Verwijs-Verdam 7, 2195 f. D 94: 17 oiverlast = schwere Bedrängnis, Sorgen; 19 swill, zu mnld. swellich = grob?, Verwijs-Verdam 7, 2521; 22 stolchen (siehe D 36, Z. 20); 27 = wendet mir auch weiterhin eure Güte zu; 39 soihte kraft, zu mnld. soete = süße Kraft; 40 = erscholl im Garten; 62 = ich fürchte, daß ich gänzlich verzage; 63 erslychen = antreffen, überraschen; 113 wannher, mnd. wannêr = wann; 114 = den strick baven allen falcken = den besten aller Falken?; zum übertragenen Gebrauch von strick s. Verwijs-Verdam 7, 2313; 117 walcken, sehr ‘gesuchter’ Reim; die hier geforderte Bedeutung (Verbum für das Herannahen des Tages) ist naturgemäß in den Wörterbüchern nicht gebucht. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 224 Nr. 37 Da Katharina von B. das vorangegangene Lied D 36 unmittelbar aus dem Antw. Ldb. geschöpft hatte, liegt auch bei diesem Stück die Vermutung gleichen Ursprungs nahe, zumal mehrere franz. Modewörter auf den Stil der holl. Rederijker-Poesie verweisen, die in dieser Quelle von 1544 reich vertreten ist. Die Vermutung bestätigt sich allerdings nicht, denn nur die drei ersten Zeilen haben im Antw. Ldb. Nr. 64 eine Entsprechung, der Rest weicht ab und stellt allgemein verfügbares und in der Wiederholung leicht abgewandeltes Formelgut des Gesellschaftsliedes im 16. Jh. und seiner betonten Hinwendung zur Liebesklage dar. Wenn nicht das ganze Gebilde, so ließen sich doch seine einzelnen Teile im Antw. Ldb. und in anderen Quellen der Zeit leicht nachweisen. Ob diese Formelsammlung tatsächlich ein sangbares Lied ausmacht, muß zweifelhaft bleiben. Nur in Str. II und III zeichnet sich eine Art metrisches Gerüst ab. Worterklärungen 8,18 bemynde = liebte; 11,15 doen sveven = unsicher machen, s. Verwijs-Verdam 7, 2548; 12 bedreven, von mnld. bedriven = machen, tun; 13 = mit eurer Brüste Blüte; 14 kloit, von mnld. kloot, hier: Ball, Kugel. Nr. 38 Dieses Stück gehört zu den bekanntesten Liebesliedern des 16. Jhs. Die gedruckten Liederbücher seit den Bergreihen von 1531 halfen bei der Verbreitung ebenso wie populare Flugschriftendrucke; in kaum einer hs. Quelle aus diesem Zeitraum fehlt es. Verbreitungsnachweise s. bei A. Kopp, JbdVfndSprf 26 (1900) S. 21 (im Anschluß an Uhland - de Bouck Nr. 46), ZsfdPh 35 (1903) S. 523 (im Anschluß an Mgf 752 von 1568, Nr. 73) und AfdStdnSprLit 111 (1903) S. 269 f. (im Anschluß an Mgf 753 von 1575, Nr. 92). Die zahlreichen Parallelüberlieferungen weisen in der Regel vier Strophen auf, während D unter Aufgabe der Strophe ‘Mit Venus pfeil durchschossen...’ auf die in unserer Hs. häufig anzutreffende Dreistrophigkeit reduziert ist. Da sich das Lied aus traditionellem Formelgut zusammensetzt, ist es nicht zu verwundern, daß innerhalb der Überlieferung des Liedes, sowohl was die Zeilen, als auch was die Strophen angeht, manche Umstellungen erfolgt sind. Auch D 38 verfährt mit diesen Bausteinen sehr frei. Manche Verderbnisse lassen sich im Blick auf die Konkordanzen erhellen: Z. 7 ist in D eine ungeschickte Wiederholung von Z. 4, die Bergreihen von 1531 bieten statt dessen: mit treuen ich sie mein; Z. 10 [Pal. 343, Nr. 164, Str. 3,3: ir haar mit goltfarb gsprenget; Z. 12-14 sind stark umgeformt und in der Parallelüberlieferung ohne Gegenstück; Z. 15 liest Pal. 343, Nr. 164, Str. 2,1 besser: Fur alles mein gemüete... Nr. 39 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Das vorletzte Lied von Katharinas Hand ist sowohl sprachlich als auch inhaltlich in starker Zerrüttung auf uns gekommen. Parallelen sind bisher unbekannt, so daß vorläufig keine Möglichkeit besteht, den vorliegenden Traditionsbestand etwa durch Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 225 eine frühere Überlieferungsstufe vergleichend zu erhellen. In Str. I/III und IV/V ist der Wechsel zweier verschiedener 7- bzw. 5 zeiliger Strophenformen mit folgendem Reimband zu erkennen: ababcwc + aabwb. Str. II stellt metrisch, nicht jedoch inhaltlich ein fremdes Element dar, das aus einem anderen Lied assoziativ herübergenommen sein könnte. Der Anfang dieser Str. begegnet ähnlich in D 71, Str. IV. Die in der vorletzten Zeile fast jeder Strophe auftretende Wendung gestadich blyven ist das eigentliche Leitmotiv des Liedes. Der ndt. Sprachstand ist wiederum auffällig durch hd. Leitformen wie ich (aber auch ick in Z. 18 und 24!), mich usw. unterbrochen. Worterklärungen 22 avent speel, mhd. âbent-spil, Spiel am Abend; 23 waillusticheit, zu wollust = Freude, Lust, Vergnügen. Nr. 40 Katharina von B. beschließt ihre Eintragungen mit einem ndl. Liebeslied aus der Sphäre der holländischen Rederijker-Poesie. Die Stileigenheiten derselben werden u.a. am französischen Einfluß im Wortschatz deutlich. Es handelt sich bei diesem Lied um einen Lobpreis einer Geliebten, der vollkommene, fast überirdische Eigenschaften beigelegt werden. Das Vorbild zu diesem Lied steht im Antw. Ldb. von 1544 (A). Es ist dort als Nr. 36 und als Nr. 212, also zweimal vertreten; jedoch unterscheiden sich die beiden Fassungen nur durch orthographische Einzelheiten, so daß wir uns beim Vergleich auf A 36 (Neuausgabe 1972: Nr. 18) beschränken können. Das Original weist fünf 8 zeilige Strophen auf. Von den 40 Versen des Vorbildes wurden in D nur 25 adaptiert, z.T. in veränderter Reihenfolge und mit manchen Mißverständnissen, was eindeutig auf mündliche Vermittlung des Textes schließen läßt. Trotz der Verderbnisse stellt D 40 wiederum ein wichtiges Zeugnis für die Rezeption von Liedgut zwei Jahre nach dem Erscheinen des Antw. Ldb. dar. Die ersten 13 Verse stimmen mit Z. 1-13 von A etwa überein, ab Z. 14 erfolgen in A manche Umstellungen, die sich am besten durch eine Zeilenkonkordanz klären lassen: Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 226 Worterklärungen 1 Venus dierken = Schatz, Liebste; 3 freudt erboeren = Freude empfinden; 4 int anschouw van = angesichts [A: aensien; 5 kelke = Hals; 8 tis recht = es ist richtig, zu Recht. Diese Zeile bezeichnet im Original den an jedem Strophenende auftretenden Refrain, vgl. Z. 16; 10 [A: twee oochskens ter amoreusheyt snel = zwei Augen verursachen schnelle Verliebtheit; 13 [A: sedich van gheest ende niet rebel = freundlichen Sinnes und nicht widerstrebend; 15 gefassoneer, von frz. façonnée = geformt; manige, mißverstanden aus ymagie (A), Bild; 17 hoetmotige curasy = hochmütiger Sinn (frz. courage); 18 eynnen firren ganck = einen stolzen Gang, Schritt; 19/20 ist völlig verhört aus dem Wortlaut von A: int triumpheeren bedrijft si ragie, der auch im Ndl. nicht ganz einfach zu übersetzen ist. Die Hrsg. der Neuausgabe des Antw. Ldb. von 1972 übersetzen triumpheren mit plezier maken, bedrijft si ragie mit is zij gewèldig = gewaltig, ungestüm; 22 mit hoirren amareusen klanck [A: met haren voys gheclanc = mit ihrer Stimme Klang. Nr. 41 Das Lied gehört zu den insgesamt 13 Texten ndl. Herkunft in unserer Hs. Es ist von gleicher (unbekannter) Hand wie die Texte Nr. 17 und 18 geschrieben. Parallelüberlieferung zu den vier Strophen ist, auch nach freundlicher Auskunft des NVA, nicht nachweisbar, auch nicht zum Refrain. Allerdings muß das Lied sehr viel älter sein, da schon aus dem 15. Jh. eine geistliche Kontrafaktur vorliegt. Sie findet sich in der ndl. geistlichen Liederhs. Mgq 185, Nr. 46, bei Hoffmann von Fallersleben, Ndl. geistl. Lieder des XV. Jhs., Leipzig 1854 (Horae Belgicae, 10) S. 170-171, Nr. 83. Von den sechs Strophen der Umdichtung kommen nur die erste (= D Nr. 41, 1-3) und die zweite (= D Nr. 41, 13-14) für den Vergleich in Frage. Die übrigen Zeilen stehen in beiden Texten für sich. I. Wi willen ons blide ende vrolic maken, truren en mach ons baten niet, al om te spiten die ons haten ende om te vermeren haer verdriet niet mer van dus, niet mer van so, saghe ic heer Jesus, so waer ic vro. II. Niemant en sal van den anderen quaet clappen, hi en heeft hem selven wel besien wat hier voormaels is ghevallen ende wat hier namaels mach geschien. niet meer van dus, niet meer van so, saghe ic heer Jesus, so waer ic vro. Worterklärungen Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 3 spyt, von ndl. ten spijt = trotz; 7 ich weiß ein Pferd mit falber (= heller) Mähne; 9 op der banen sleyffen = auf dem Platz, Weg umherführen; 13 klappen, Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 227 zu kläffen = Übles nachreden, verleumden; 15 er ffaren, wohl mißerstanden oder verhört aus ghevallen, vgl. die Kontrafaktur II, 3; 19 ovol gan, wahrscheinlich ovolgan = Übelgönner, Neider; vgl. den der Bildung und Bedeutung nach ähnlichen mndl. Begriff ovelgonne, mndl. ovelgunne bei Verwijs-Verdam 5, 2059 und Schiller-Lübben 3, 248; 20 ffrasen ffogel = frass en ffogel = gefräßiger Vogel, Raubvogel. Nr. 42 und 75 Ähnlich wie bei D 9/77, 10/63, 36/94 und 53/78 liegen hier wiederum zwei Eintragungen des gleichen Liedes vor. Ich muß von hin ist einmal von Rainer zu Erb, zum anderen von Johann von Raisfelt beigesteuert worden. Zwischen den beiden Aufzeichnungen dürften mehrere Jahrzehnte liegen: Nr. 42 ist 1550 niedergeschrieben, Nr. 75 (zusammen mit den Liedern 74, 76-78) erst gegen Ende des Jhs. nach der vermuteten Rückkehr der Hs. aus den Niederlanden an den Niederrhein. Nr. 42 gehört zu den rein hd. Texten der Hs., Nr. 75 zeigt ndt. Einflüsse innerhalb einer auch hier klar erkennbaren hd. Grundüberlieferung, die mit vier Strophen vollständiger bewahrt ist als in D 42. In Str. I von Nr. 75 ist der Ausfall zweier Halbzeilen zu vermerken. Im übrigen stehen beide Fassungen der weiteren Überlieferung des Liedes sehr nahe, die sich nach unserer Kenntnis derzeit so darstellt: 1. Pal. 343, Nr. 161 (4 Str.). - 2. Mgf 752 (1568), Nr. 70 (3 Str.). - 3. Mgq 402 (1569) III, Nr. 17 (4 Str.). - 4. Flugschr. Nürnberg, Val. Neuber. SB Berlin, Ye 16; Vatik. Bibl. Rom, Pal. VI. 54. 83 (4 Str.). - 5. Flugschr. Speyer, Anastasius Noldt, 1548; s. ZsfVk 22 (1912) S. 279, Nr. 2 (4 Str.). - 6. Ldb. Ambr. 1582, Nr. 166. Variantennachweise bei A. Kopp, ZfdPh 35 (1903) S. 523. Nr. 43 Dieses Lied gehört zusammen mit Nr. 52 und 62 zu den Eintragungen einer nicht näher zu identifizierenden Verwandten Katharinas mit Namen Anna von B. und B. Dieser Name taucht auch in der hs. Privatkorrespondenz der Herren bzw. Grafen von Bronckhorst, Battenburg und Anholt aus dem 15.-17. Jh. im Fürstl. Salm-Salmschen Archiv zu Anholt i.W. auf (vgl. Hübner I, S. 40 f., Anm. 2). Annas Eintragungen erfolgten in dieser Reihenfolge: Nr. 52 (1550), Nr. 43 (1551) und Nr. 62 (1553); sie sind außer durch stark betonte Strophen-Initialbuchstaben auch an der Devise A B D E zu erkennen. Letztere ist wahrscheinlich aufzulösen als Anfang bedenk das Ende. Es war auch die Devise von Bruno II., Graf von Mansfeld (1545-1615), s. Löbe S. 107; die gleiche Auflösung auch bei Ragotzky S. 389. Das hd. Lied in drei regelmäßig gebauten, gut erhaltenen siebenzeiligen Strophen und dem Natureingang ist Unicat. Allenfalls zu einigen Zeilen ergeben sich Konkordanzen, nicht jedoch zu dem ganzen Lied. Z. 8 ist das Initium eines sonst völlig abweichenden Liebesliedes im Lochamer-Ldb. Nr. 35. Die Zeilen 12/13 mit der traditionellen Reimbindung meiden: leiden begegnen im gleichzeitigen und späteren Liebeslied häufig. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 228 Nr. 44 Die Niederschrift dieses von Liebesleid und Frauenlob singenden Liedes durch einen Angehörigen der Adelsfamilie von Westrem verweist in das westliche Westfalen. Der zehnstrophige Text ist als Ergänzung unserer bisherigen Kenntnis der Geschichte des Liedes willkommen. Es liegen nicht sehr viele gedruckte Fassungen vor, außerdem ist das Lied bisher in einer so vollständigen Fassung noch nicht aufgetaucht: 1. Pal. 343, Nr. 165 (7 Str.). - 2. Berl. Hs. Mgf 753 (1575), Nr. 13; Abdruck des Textes bei A. Kopp, AfdStdnSprLit 111 (1903) S. 14 f. (7 Str.). - 3. Benckhäuser Ldhs. der Anna Lüning (1573-1588), Nr. 23, s.P. Alpers in NdZsfVk 1 (1923) S. 112 (4 Str.). - 4. v.d. Aelst 1602, S. 146, Nr. 156, Neudruck 1912, Nr. 157 (6 Str.). Der Vergleich mit der zeitlich nahestehenden Niederschrift in Pal. 343 (1) aus der gleichen Zeit offenbart eine Übereinstimmung der ersten sechs Strophen und darin kaum ins Gewicht fallende Abweichungen. Schriftliche Vermittlung des Textes ist naheliegend, worauf auch einige nachträglich verbesserte Abschreibeversehen hindeuten. Eine gedruckte Vorlage ist jedoch bisher nicht bekannt. Nur an einigen Stellen bewahrt Pal. 343 den besseren Text, weil D 44 durch geringfügige Änderungen z. . den Reim verloren hat. L e s a r t e n von 1: 6 dach und nacht [nacht und tag; 20 [deine schöne weis und zier; 22 verlangen [begir; 26 gefleckt [clare; 37 truwe [treuw inn ehren; 42 pracht [guet; 51 holt [wol. Str. VII ist identisch mit Str. VII in 2. Str. VIII und IX in D stehen für sich. Str. X korrespondiert mit Str. VI in 4. - Bedeutsam ist das Lied in unserer Hs. deshalb, weil es das Akrostichon KATARINA B aufweist. 1 hat nur KATRIN, in 2 ist das Akrostichon verwischt. D erweist sich somit eindeutig als Widmung an die Besitzerin des Liederstammbuches, Str. X könnte als Neudichtung von Westrems betrachtet werden. Sprachlich fällt bei D 44 auf, daß für die Niederschrift so gut wie keine unverschobenen Formen Verwendung fanden (vgl. höchstens Z. 60 bruyckest), sondern der hd. Sprachstand dominiert, jedoch treten viele nichtdiphthongierte Formen an Stellen auf, an denen 1 die diphthongierte Schreibung bevorzugt: z.B. 13 dyner hulff und schyn [dein hilf und schein u. ö. Daß der Schreiber jedoch ndt. sprach und sich bei der Abschrift des Liebesliedes in fremdem Milieu bewegte, erkennen wir deutlich an den ndt. Schreiberversen, zu denen ich keine Parallelen beizubringen vermag. Worterklärungen 77 tzo der letze = zum Abschied; NS 2: faen = fangen; wynde = Windhunde. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 229 Nr. 45 Wie die voranstehende Eintragung gehört auch vorliegender Text - hier aufgrund der Namensnennung L. Hasenkamp - in das westliche Westfalen. Das 3strophige Lied ist zu den ndt. Unica der Hs. zu zählen. Auffällig ist der mehr pessimistische Grundton, wie er oft in ndt. Lieddichtungen der Zeit begegnet. Das Lied dürfte älter sein, setzt man voraus, daß die Reimbindung ursprünglich dem klassischen Mnd. entsprach. Demnach wären die Reime in Z. 3 in dolt, in Z. 8 in byn zu konjizieren. In Z. 12/13 wäre der Reim mit ursprünglichem geklêt: sêt anzusetzen (s. Lasch, Mnd. Gr. § 126, Anm. 1). NS 1: Der fromme Schreibervers begegnet sinngleich auch bei D 81. Eine weitere Parallele veröffentlichte R. Priebsch, ZsfdPh 38 (1906) S. 446 aus der Ldhs. Brüssel, Ms. II, 144, Bl. 59 vo (16. Jh.): Dye in deser werelt yet verkuyst, daer hy got mede verluist, alst dan comt up eyn scheyden, so verluist hy se alle beyden. NS 2: Hier handelt es sich um einen oft bezeugten Sinnspruch, der auch dem Initium des Tanzliedes D 104 zugrundeliegt. Parallelen finden sich bei H.v. Fallersleben, Findlinge 1, S. 461, Nr. 218 (aus einem Stammbuch der Bibl. Weimar) und bei Keil S. 63, Nr. 93 (Stammbuch Coburg 1597). Nr. 46 Katharinas jüngerer Schwester Elsbet v.B. u.B. verdanken wir neben den 1550 eingetragenen Texten D 12, 19 und 21 auch diesen, bereits 1548 niedergeschriebenen Text eines dreistrophigen Abschiedsliedes. Dasselbe ist im 16. Jhd., beginnend mit dem Ldb. des Arnt von Aich (um 1510), Nr. 2, sehr oft gedruckt und aufgezeichnet worden. Quellenübersichten von A. Kopp: Pal. 343, Nr. 137; ZsfdPh 35 (1903) S. 512 (Mgf 752, 1568, Nr. 16); AfdStdnSprLit 111 (1903) S. 11 f. (Mgf 753, 1575, Nr. 8); JbdVfndSprf 26 (1900) S. 31 (Uhland - de Bouck Nr. 80). Zeitlich und räumlich nahestehende Parallelen finden sich in der Quarths. von 1579, Nr. 14, s. F.J. Mone in Anz. f.d. Kde. d. teutsch. Vorzeit 7 (1838) S. 78 f., Nr. 19, und in der Benckhäuser Ldhs. von 1573-1588, Nr. 11, s.P. Alpers in NdZsfVk 1 (1923) S. 111. Der Text in D ist recht mangelhaft bewahrt, die Reime vielfach zerstört, ohne daß das Lied dadurch allerdings völlig sinnlos geworden wäre. Der Schreiber vermag die ursprüngliche Aussage auch in der veränderten Gestalt noch zum Ausdruck zu bringen, und auch formal überliefert er - z.B. durch die Wahl einer neuen Reimbindung in Z. 18/20 - das Modell noch relativ intakt. Zum Verständnis der eingetretenen Wandlungen empfiehlt sich ein Vergleich mit einer älteren Quelle. Wir wählen die älteste Fassung bei Arnt von Aich, Nr. 2: 1 [Jetz scheiden bringt mir Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 230 schwer; 3 van ein [von der; 6 [hat sie mein gmut bewart; 9 nytz [neit; 11 [und schickt die klegliche zeit; 14 myr lankwyllych [langwilig mir; 18 [bedenck doch scheidens end; 19 wyl [vil; 20 [so ich von hinnen lend; 23 [gluck bringt die zeit mit freuden. Worterklärungen 8 weder ffardt = Widerwärtigkeit, ungünstiger Verlauf, DWb. 14, 1, 2, 971; 14 lankwyllych = im Sinne von ‘traurig’, DWb. 6, 185; 17 zu stur = zu gute, zu statten kommen, DWb. 10, 2, 2589. Nr. 47 Dieser Text gehört zu den Eintragungen des unbekannten Schreibers der Lieder D 9, 10, 11, 56, 59 und 67. Hier auf Bl. 43 ro steuert er ein Lied bei, das wir aus der Überlieferung des 16. Jhs. recht gut kennen. An seiner Verbreitung waren Liedersammlungen (Forster V, 12; Ldb. Ambr. 1582, Nr. 162) ebenso beteiligt wie Flugschriftendrucke (Berlin, Ye 71; Basel, Sar. 151, 46). Hinweise auf die weitere Überlieferung finden sich bei A. Kopp, Pal. 343, Nr. 103 und in Alemannia 44 (1917) S. 91 im Anschluß an die Ldhs. Ottilia Fenchlerin, Straßburg 1592, Nr. 43. Neben drei Strophen (wie in D) tauchen auch vierstrophige (Pal. 343) und fünfstrophige Fassungen (Ldb. Ambr.) auf. Die von Böhme (E.-B. Nr. 1647) als ‘Hofelied’ bezeichnete Liebesklage erscheint in D erstmals in einer teilweisen Umsetzung ins Mnd. mit der üblichen Beimischung hd. Leitformen (ich, hertz). Der neue Text folgt den übrigen Fassungen keineswegs sklavisch; Neubildungen sind zu registrieren in Z. 21/22, wo Pal. 343, Nr. 103, Z. 19/20 liest: es kombt nit her / das ich beger. Ob die ndt. Fassung aus musikalischer Übung erwachsen oder als rein literarische Adaptation zu betrachten ist, muß wie immer offen bleiben, jedoch spricht die Füllungsfreiheit eigentlich gegen eine aus musikalischer Aufführung hervorgegangene Rezeption des Liedes. NS: Der gleiche Schreibervers taucht auch nach D 50 von anderer Hand auf. Worterklärungen 25 follich = vielleicht; 37 waltgemoith = Wohlgemut, Name mehrerer Pflanzen, am häufigsten für origanum vulgare (DWb. 14, 2, 1138). Nr. 48 Ein Angehöriger des niederrhein. Adelsgeschlechtes von Holtorp (Vorname S) hat 1550 dieses Lied (dazu 1553 auf Bl. 22 ro den französischen Sinnspruch Coer quy desyr na Repoys) eingetragen. Seine Devise W G W (= Wie Gott will, s. D 16, Löbe S. 77, 155 und Dielitz S. 376) umgibt er mit zahlreichen sog. ‘Liebesknoten’. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Das hübsche, hier ganz nach dem Gehör niedergeschriebene hd. Liebeslied ist zwischen 1550 und 1602 in den Quellen nicht selten vertreten. Nach unserer derzeitigen Kenntnis hat die Variantenliste folgende Gestalt: 1. Pal. 343, Nr. 121 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 231 (4 Str.). - 2. Berl. Ldhs. Mgf 752, 1568, Nr. 4, s.A. Kopp in ZsfdPh 35 (1903) S. 510 (3 Str.). - 3. Berl. Ldhs. Mgq 612, 1574, Nr. 24, s.A. Kopp in Euphorion 9 (1902) S. 25 (7 Str.). - 4.-5. Berl. Ldhs. Mgf 753, 1575, Nr. 71 (4 Str.) und Nr. 124 (4 Str.), s.A. Kopp in AfdStdnSprLit 111 (1903) S. 263. - 6. Ldhs. Manderscheid 1575-1600, Nr. 46, s.J. Bolte in JbfVlf 3 (1932) S. 150 (5 Str.). - 7.-8. Ldb. Ambr. 1582, Nr. 94 (7 Str.) und Nr. 156 (7 Str.). - 9. Ldhs. Ottilia Fenchlerin 1592, Nr. 48, s.A. Birlinger in Alemannia 1 (1873) S. 54 und A. Kopp in Alemannia 44 (1917) S. 93 (4 Str.). 10. v.d. Aelst 1602, S. 143, Nr. 152 (7 Str.). Die Abweichungen in D 48 gegenüber der sonstigen Überlieferung sind in diesem Falle beträchtlich. Die im allgemeinen 9zeilige Strophe ist auf acht Zeilen verkürzt, die Reimbindung (ursprünglich ababwcddc) stark gelockert. Eine Reihe von Wendungen ist in den Konkordanzen ganz ohne Parallele. Inhaltlich ist durch die starken Eingriffe zumindest in Str. III gegenüber den Parallelen ein Bruch eingetreten. Der Übergang vom Liebesgeständnis zur Liebesklage erfolgt zu unvermittelt. Der beispielsweise in 1, Z. 30/31 ausgedrückte Gedanke dem ich vormals pflag zu getrauwen der hat betrogen mich ist in D 48 ausgefallen, so daß dieser Text nicht mehr ganz intakt wirkt. NS: Der Schreibervers besitzt eine Parallele im Nd. Reimbüchlein des 16. Jhs., Bl. 28, Z. 2081/82 (s. Seelmann S. 71): Ach hedde ick minen willen So weer ick gudt tho stillen. Nr. 49 Die Schreiberin Kattryn von Battenborch, eine Base der gleichnamigen Besitzerin des Stammbuches, war mit 8 Liedern über 12 Jahre am Zustandekommen der Sammlung wesentlich beteiligt. Sie überliefert uns hier bei ihrem Besuch auf Hönnepel im Jahre 1550 drei Strophen einer Liebesklage, die ihrem Ursprung nach noch dem 15. Jh. angehört. Im Ldb. des Hartmann Schedel, München ca. 1461-65 (Cgm 810, Bl. 154), steht eine 13strophige Fassung; 12 Strophen sind gedruckt bei K. Frommann, Das Münchener Ldb., in: ZsfdPh 15 (1883) S. 117-119 (daraus drei Strophen mit einer Melodie aus einer Kontrafraktur in der Dresdener Ldhs. Cod. 53 wiederholt bei E.-B. Nr. 463). Vom Weiterleben des Liedes im 16. Jh. zeugte bisher nur eine dreistrophige Fassung im Ldb. des Adrian van Velen 1583, Nr. 37 (mir nicht zugänglich). Sonst beweisen nur noch eine Reihe geistlicher Kontrafrakturen die einstige Bekanntheit des weltlichen Liedes, das so selten aufgezeichnet wurde: vgl. H. Knaust, Gassenhawer, Frankfurt a.M. 1571, Nr. 38, Hennig Nr. 50 und 156 usw. - Lochamer-Ldb. Nr. 5 Ellend du hast mich umbfangen ist ein anderes Lied. D 49 in der üblichen Mischmundart und verwilderter Schreibweise bewahrt in den ersten beiden Strophen den Bestand der Strophen I und III bei Schedel einschließlich der ursprünglichen Reimbildung recht getreu. Der Binnenreim in Z. 7 des Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 232 Originals ist aufgegeben. Allerdings ist die Zielrichtung des Liedes umgedreht worden: aus einem Lied eines Manne wurde in D ein Lied, das einer Frau in den Mund gelegt ist. Die dritte Strophe in D mischt Bestandteile aus verschiedenen Strophen von Cgm 810, wobei sich folgendes Bild ergibt: D 49, Str. III 1 Cgm 810 V, 1 2 V, 2 3 XIII, 3 4 XIII, 4 5 - 6 V, 6 7 - 8 Zur Devise Kattryns vgl. D 15 Lesarten: 2 [so gar on al meyn schuld; 5 syn losen wort [ire suze wort; 6 bettort [verfurt; 7 [manch geselle gut ein frau behut; 11 [si spricht wol ya vnd meinet neyn; 13 [man pfeift yn suß und macht yn gut; 17 [Jomerlicher jamer. Worterklärungen 23 ych hadt = ich hasse; 24 saeden = Schaden. - Anderes findet durch die Lesarten seine Erklärung. Nr. 50 Der unbekannte Schreiber mit einer schwach nach links gerichteten Hand und charakteristischen Initialbuchstaben, der gegen Ende des Ldb. neun undatierte Texte beigetragen hat (Nr. 90-97, 100), beginnt seine Mitarbeit im Jahre 1555 mit einem Lied, das zu den Unica der Hs. gerechnet werden muß. Die sieben Strophen folgen - wie schon der Eingang nahelegt - dem Schema der sieben Planeten. Inhaltlich liegt ein Tagelied vor. Durch den Vermittlungsprozeß des Liedes bis zu seinem Niederschlag in dieser Hs. hat die Reihenfolge der Strophen allerdings offensichtlich Änderungen erfahren. Die volle Wirkunl des Tageliedes wird erst wieder zurückgewonnen, wenn wir die Strophen entgegen der Reihenfolge in D nach der üblichen Abfolge des ptolemäischen Sphärensystems umstellen: Saturn = Str. I; Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Jupiter = Str. II; Mars = Str. III; Sonne = Str. IV, in der Hs. Str. VI; Venus = Str. V, in der Hs. Str. IV; Merkur = Str. VI, in der Hs. Str. V; Mond = Str. VII. Diese Umstellung ist in unserer Edition vollzogen. Hübner I, S. 46, Anm. 1, hatte zuerst auf dieses Lied aufmerksam gemacht, das wegen seiner ‘meistersingerischen Künstlichkeit’ von der Masse der anderen Liedtexte absticht. Er wies auf die Parallele in der Ldhs. Pal. 343, Nr. 154 Ich weis kein zeit die mich erfreuwt hin, das ebenfalls den Planetenumlauf mit bekannten Gestalten der mhd. Epik in Verbindung setzt. Ein weiteres Lied von den siben Planeten (Flugschr. Berlin Yd 9655, Nürnberg: Fr. Gutknecht mit dem Initium Jovis sein macht, die selb veracht) beschränkt sich auf die Aufzählung der Gestirne. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 233 Anmerkungen und Worterklärungen 1 Zur Ansicht über die Kälte (kaldt, subst.) des Planeten Saturn vgl. HdA 7, 113-117 und 290, wo der Planet in einem mnd. Vierzeiler als alt, kalt, lelic unde onreyne bezeichnet wird; 3 gelest = Glanz; 4 lies ach, dusent ach; 5 engemach = Unannehmlichkeit, Leid; 10/12 Gamerat und Pellicain = Guhmuret und Belacane aus dem Parzival, Buch 1; 14 dede, lies: tet; 14. frouw Etami = Itonje, die Enkelin der Königin Arnive aus Parzival, Buch 12; 17 Graneflans = König Gramoflanz, der Gegner Gawans, der Geliebte Itonjes, Parzival Buch 13/14; 24 Jupiter gehört zu den glückbringenden Planeten, vgl. HdA 7, 135-138. Er wird in den Liedern Ach Jupiter hetst du Gewalt des Adam von Fulda (Ldb. des Arnt von Aich Nr. 38) und Ich armer Poß bin gantz verirrt (Ldb. Ambr. 1582, Nr. 18) um Hilfe angerufen; 25/26 lies grim (: schîn?). Zum unheilbringenden Mars s. HdA 7, 290. Ein Lied bei Forster I, 50, beginnt: Mars dein gefert ist hert; 34/36 = Arabele (später Gybure getauft) und Markgraf Willehalm; 37/38 = Dulciflur und Wigamur aus dem späthöf. Roman Wigamur; 49 ff. Venus (d.i. der Morgenstern) wird hier ganz im Stile des Tageliedes als Weckruferin der Liebenden angesprochen; vgl. D 84, D 94, Z. 60-61; 59/60 = Feirefiz und Secundille, Parcival Buch 15; 61 Origal ist zweifellos verderbt und wohl zu konjizieren als O wie Rial, wobei der parallele Anfang von Str. VII als Stütze heranzuziehen ist. Rial war der Deckname Wilhelms von Österreich, der erst nach langer mühevoller Fahrt durch die Heidenschaft mit Aglye, seiner Jugendgeliebten, wieder vereinigt wurde; 72 ffryen = helfen, unterstützen; 73/74 lies mant: volant; zum Mond als letztem Planeten s. HdA 7, 261-262; 76 vier Element, lies firmament?; 82/84 = Sigune und Schionatulander, Parzival Buch 3. NS: siehe D 47. Nr. 51 1549 von einem (einer?) nicht näher zu identifizierenden Verwandten E. von Batenborch beigesteuert, der (die) genau wie Elsbet v.B. das ndt. Motto der Familie Bronckhorst Got Baven al gebraucht (vgl. D 19, 21, 46). Das Lied ist bisher nicht nachweisbar. Es dürfte schon einige Jahrzehnte älter sein, da es nach Form und Inhalt Zeichen starker Umformung erkennen läßt. Audi die im Lied zum Ausdruck kommende Haltung ist nicht mehr einheitlich; du und er wechseln schon in Str. I unvermittelt. Die Strophenform scheint besser erhalten als die Reimbindung. Nur ein glücklicher Umstand kann hier weiterhelfen, das an vielen Stellen dunkle Lied zu erhellen. Worterklärungen 1 buyler, mhd. buolaere = Geliebter, Liebhaber; 2 merteller, zu Merzeller = Händler, oder zu Marterer, Märtyrer?; 3. Affenspiel treiben, sprw., s. Wander 1, 39, DWb. 1, 184; 4 ein Kartäuserleben führen, sprw., für ‘ein entbehrungsreiches Leben führen’ s. Wander 2, 1149, DWb. 5, 243; 6 suchten = Seufzen; 20 en wart = ein Wort; 21 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 unwert gayst = unliebsamer Gast, häufig in frühnd. Dichtung, s. DWb. 11, 3, 2188; vgl. auch D 99, Z. 14; 22 magen, lies maken. NS: Nicht zu belegen. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 234 Nr. 52 Auf die Schreiberin Anna von B. und B. gehen außerdem die Lieder D 43, 52 und 62 zurück. Hier handelt es sich um ein Dialoglied, das durch den Traditionsprozeß stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das Strophengerippe ist noch erkennbar, aber an den verderbten Reimbindungen ist der hohe Grad von Zerrüttung abzulesen, der sich auch im Inhaltlichen wiederholt: Der Klage in Str. I folgt die Beschwichtigung durch die Frau in Str. II. - Str. III müßte nun folgerichtig die Vereinigung des Paares bringen, aber hier nimmt das Lied in Z. 24 mit der unerwarteten Abschiedsformel eine neue Richtung. Konkordanzen zur Wiederherstellung des ursprünglichen Wortlautes sind bisher nicht bekannt. Ein im 16. Jh. häufig belegtes Loblied auf die heimliche Liebe teilt mit unserem Lied nur die ersten beiden Zeilen; es ist beispielsweise zu finden in der Berl. Ldhs. Mgf 752, 1568, Nr. 108 (Nachweis von A. Kopp in ZsfdPh 35, 1903, S. 528), in der Berl. Ldhs. Mgf 753, 1575, Nr. 20 (Nachweis von A. Kopp in AfdStdnSprLit 111, 1903, S. 19) und im Ldb. Ambr. 1582, Nr. 181. Zur Devise s. Kommentar zu D 43. Nr. 53 und 78 Wenn wir bei D 13 hinter dem Schreiber mit den Initialen CVB (D 13: KVB) eine weibliche Person vermuteten, so bestätigt sich das beim Blick auf das Lied D 53 nicht. Es richtet sich deutlich an ein medelyngh (Z. 27). Das mit einem charakteristischen Natureingang einsetzende Lied hat durch Johan von Raisfelt als D 78 noch ein zweites Mai Eingang in unsere Hs. gefunden. Beide eng miteinander verwandten, aber doch selbständigen 4strophigen Fassungen stellen den Oikotyp zu einem Lied dar, das im 16. Jh. mehrfach gedruckt worden ist. Zu unserem Oikotyp gehört noch eine Fassung von 5 Strophen in der Berl. Ldhs. Mgq 612 von 1574, Nr. 6; Abdruck des ebenfalls vom Niederrhein stammenden Textes bei A. Kopp, Euphorion 8 (1901) S. 515 mit weiteren Nachweisen. Jeder der drei Fassungen kommt eigenes Gewicht zu; es ist schwer, einer den Vorzug einzuräumen. Jede bewahrt auf ihre Art wesentliche Teile des Liedes und verdeutlicht die innerhalb eines Typus mögliche sprachliche und gedankliche Variationsbreite. Da vielfach Versatzstücke an die Stelle des ursprünglichen Wortlautes getreten sind, hat sich eine sprunghafte, oft unlogische Gedankenfolge eingestellt, die typisch für das von Konventionen beherrschte späthöfische Minnelied ist. Die verbreitetere Grundform des Liedes besteht aus vier Strophen und stimmt mit dem Oikotypus nur in der ersten und in den vier ersten Zeilen der zweiten Strophe überein, nimmt dann aber eine andere Richtung. Belege hierzu seit Forster 3, Nr. 19 (1552) bis zu Uhland - de Bouck Nr. 3, vgl. die Nachweise von A. Kopp in JbdVfndSprf 26 (1900) S. 9-10, ferner Uhland Nr. 86, Böhme, Altdt. Ldb. Nr. 263 und E.-B. Nr. 748 (sämtlich nach Forster). Wichtigere L e s a r t e n von Mgq 612: 12-14 [Wer einen stedigen Boelen hatt, / Die lieb in der maessen, / Das er kan abelon; 22-28 [Herzlieb, ich wolte dich bitten, / Du wolles meiner vergessen nicht, / Schleus mich vff dein herze, / Schleus Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 235 mich herz lieb dar in, / Vergis meiner nicht, das bitte ich dich, / So will ich dich wederumb lieb habn / Bis vf das ende mein. Mgq 612 hat als Str. V eine Erzählerstrophe, die weder in D 53 noch in D 78 zu finden ist. NS zu D 53: vgl. Kommentar zu D 17. Das französische Motto ist zu lesen als ‘Espoir m'a apprivoisée’ (Hoffnung hat mich gezähmt). Nr. 54 Dieser Eintrag von 1558 gehört bezüglich der Entstehungsgeschichte des Liederstammbuches zu den spätesten, er beweist aber u. U., daß die Hs. bis gegen Ende der 50er Jahre am unteren Niederrhein verblieb, ehe Katharina als Ehefrau Balthasars nach Bergen bei Alkmaar in Nordholland ging: der Schreiber F.v. Schöler gehört dem Geschlecht der Scholeer an, das auf Mettmann im nördlichen Teil der Rheinprovinz saß. - Der Sprachstand des von ihm gewidmeten Liedes ist hd., wodurch die Richtung angedeutet ist, aus der dieses Lied an den Niederrhein gelangte. Auch die übrige Überlieferung spielt sich im wesentlichen auf hd. Boden ab (mit Ausnahme der späten ndt. Adaptation im Nd. Ldb., s. Uhland - de Bouck Nr. 62 und die betr. Nachweise von A. Kopp, JbdVfndsprf 26, 1900, S. 26). Die wohl früheste Quelle für das Lied stellt ein Folioblatt ohne nähere Angaben nach 1500 dar (Yd 7801. 67, s. Brednich, Liedpublizistik 2, Nr. 501, 9:9). Danach handelt es sich um ein Dialoglied mit einer Werbung eines Mannes um eine zunächst widerstrebende Frau, die ihn schließlich einläßt und die Nacht mit ihm verbringt. Durch den Einfluß von Tageliedelementen und manche andere Umformungen hat dieses Lied später mehrere oikotypische Formen entwickelt. Eine derselben nimmt von Flugschriftendrucken um 1530 und den Bergreihen von 1531 ihren Ausgang und reicht bis zum Ldb. Ambr. 1582, Nr. 202 und v.d. Aelst Nr. 151 (vgl. die Nachweise bei Heilfurth-Seemann S. 247). Eine abweichende oikotypische Form geht von Forster III (1549) Nr. 6 aus und reicht über das Ldb. der Katharina von Hatzfeld Nr. 26 (2. H. 16. Jhs., s.J. Bolte in ZsfdPh 22, 1890, S. 404, Nachweise!) bis zum Ldb. Ambr. 1582, Nr. 23 und zu Uhland - de Bouck Nr. 62 (verkürzt auf drei Strophen). D 54 bewahrt Strophen aus beiden Oikotypen, wobei sich folgendes Bild ergibt: D I Bergreihen I, 29a Str. I II Bergreihen I, 29a Str. II + V III Bergreihen I, 29a Str. III IV ~ Forster III, 6 Str. IV V Bergreihen I, 29a Str. V. Wichtigere L e s a r t e n (Konkordanzen gemäß obigem Schema): 1 hertz [hort; 4 stehet [Bergr. schwebt; Forster wüt; 12 zu [du; 16 [vnd wend mir meinen schmertzen; 26 [ich fürcht, du schweigst nicht stille; 30 [die du mir ganst von hertzen; 31 [O fraw mein hort; 44/45 [kein freundlich bith / sol sparen dich. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 236 Das französische Motto En Dieu mon esperance auch eingetragen 1628 in das Stammbuch der Johanna Elisabeth Hake zu Schevendorf u. Bökel (Westfalen), mitgeteilt von J. Graf von Oeynhausen in der Zs. d. hist. Ver. f. Niedersachsen Jg. 1872, S. 215. NS: Der gleiche Schreibervers auch nach D 89. Nr. 55 Unter den acht Liedern, die Kattryn von Batenborch zwischen 1546 und 1558 zur Hs. beiträgt, ist dieses das späteste. Die Schrift, die Vorliebe zur Ausfüllung der letzten Zeile jeder Strophe mit ‘Liebesknoten’ und das Monogramm HCVB unter Krone machen die Zuordnung eindeutig. Auch der sprachliche Befund verweist auf die in den übrigen Liedern Kattryns vorherrschende Mischmundart. Auffällig ist, daß die Schreiberin uns unter ihren Eintragungen mit insgesamt drei Liedern eine relativ hohe Zahl von Unicaten überliefert. Hier liegt die Vermutung nahe, daß die betr. Stücke (D 55, 99 und 106) die Schreiberin selbst zur Verfasserin haben. Das vorliegende Lied in einer einfachen 4zeiligen Strophenform könnte so u.U. Ausdruck eines persönlichen Problems in Liebesdingen sein, zumal sich die Verfasserin in Str. IV bei ihrem gespielen (ihrer Base?) Rat holt. Die Unklarheiten in Str. II (warden, taug?) würden allerdings wiederum mehr für die Vermitteltheit des Textes sprechen. NS: Der gleiche Spruch auch nach D 57. Er ist in Ldhss. des 16. Jhs. häufig anzutreffen: z.B. als NS zu den Liedern Nr. 36, 46 und 95 der Berl. Ldhs. Mgf 752 (1568), s.A. Kopp in ZsfdPh 35 (1903) S. 516; Darmstädter Hs. Nr. 1213 von 1587, Bl. 84 vo, s.A. Kopp in ZsfdPh 37 (1905) S. 512; Westfäl. Quarths. 1579, S. 38, Nr. 14. Nr. 56 Von einem unbekannten Schreiber, der auch die Texte D 9-11, 47, 59 und 67 hinterließ. In D 59 nennt er seine Initialen EBA oder EKA? Bei seinen Niederschriften, besonders aber bei D 59, fällt auf, daß der Schreiber zahlreiche Wörter miteinander verbindet. Diese oft willkürlichen Ligaturen sind von uns größtenteils wieder rückgängig gemacht worden, um das Verständnis des Textes nicht unnötig zu erschweren. Das Lied lag bisher in einer einzigen, teilweise zerrütteten Fassung in der Ldhs. des Grafen Manderscheid Nr. 65 vor, s. den Abdruck des Textes durch Joh. Bolte in JbfVlf 3 (1932) S. 154. Der Strophenbestand stimmt überein, hat jedoch in M eine andere Reihenfolge: I, VI, II, V, III, IV, VII. Wichtigere L e s a r t e n : 8 [waß hilffft, daß ich lange clage; 19 [vnkraut kan nit verderbenn; 27 thwe [drei; 30 [vnnd hast doch kleinen danck. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 237 Anmerkungen und Worterklärungen Für den ndt. Ursprung des Liedes sprechen Wortformen wie bathen (Z. 8), misslich (Z. 24) = wer weiß, es ist zweifelhaft, und ure (Z. 27) = Stunde. 7 foill = viel; 14 den Hund hinken lassen = falsch sein, sprw., verbreitet im Ndt., s. Schiller-Lübben 2, 334, Wander 2, 882, Nr. 1448; vgl. auch D 10, Z. 16; 21/22 beständig wie ein Wetterhahn, sprw., s. Wander 1, 337, 5, 218; 31/32 vgl. Antw. Ldb. Nr. 103, Str. IV, 1-2 mijn lief die wil wandelen / daer slae den hencker toe; 34 beiden = warten. Abdruck des Textes von D 56 bei Hübner II, S. 177-178. NS: Eine Parallele ist nicht nachweisbar. Nr. 57 Zu einem Zeitpunkt, als sich das bereits mit zahlreichen Texten beschriebene Liederstammbuch im nördlichen Teil der Niederlande befand, trug sich 1565 M(argriet?) van Meroede, eine Stiefnichte Balthasars von Brederode, des Gatten Katharinas, in die Hs. ein. Auf die gleiche Seite, quer zur NS, zeichnet sich zudem noch eine weitere Stiefnichte Balthasars, M(argriete?) van Brederoden, mit ihrem Namen, ihrem Motto und einem Wahlspruch ein. Die Schreiberin des Liedes wählt allerdings einen hd. Text. Er ist aus drei zeitgenössischen Ldhss. aus Norddeutschland und vom Niederrhein bekannt: 1. Mgf. 752, 1568, Nr. 1 (5 Str.), s.A. Kopp, in ZsfdPh 35 (1903) S. 509. - 2. Mgq 612, 1574, Nr. 63, (4 Str.), s.A. Kopp in Euphorion 9 (1902) S. 305. - 3. Mgf 753, 1575, Nr. 103 (3 Str.), s.A. Kopp in AfdStdnSprLit 111 (1903) S. 272. Unser Text korrespondiert am engsten mit 2, weshalb wir uns beim folgenden Ve r g l e i c h der L e s a r t e n auf diese Fassung beschränken. D 57 folgt Str. I-III von 2. 4 [Wahn ich nicht bey euch mag sein; 13 [Noch will ich bey dir thuen und laessen; 16 [Kein mahn uns das verziert (lies: verkehrt); 17 [Feins lieb halt mir die traue; 22/24 [In rechter stedicheit / Du geliebst mir bouen allen / Bouen allen Jungling rein. Zur NS Ghein liffer dan dich... s. Kommentar zu D 55. Nr. 58 Die Hand, die 1556 dieses dreistrophige, mit preziösen Vergleichen ausgestattete Liebeslied einträgt, ist in dem Stammbuch sonst nicht vertreten und - da ohne nähere Angaben - nicht zu identifizieren. Das Lied ist aus gedruckter Sphäre bekannt: 1. Flugschr. Berl. Yd 7850.5, Nürnberg: Val. Fuhrmann (5 Str.). - 2. Flugschr. Berl. Ye 43, Nürnberg: Val. Newber (5 Str.). - 3. Ldb. Ambr. 1582, Nr. 208 (5 Str.). Einige Varianten gegenüber 3 seien zur Veranschaulichung der Änderungen im mündlichen Überlieferungsprozeß, die in D zu einer starken Umwandlung des Textes führten, hier mitgeteilt. D 58 folgt Str. I, II und III/V von 3: 5 [von dir mein schatz; 9/10 Zu dieser freud / zu seiner zeit; [13 zu dieser fahrt; 15/16 der feyelstam/lavendelzweig; 21 [du schöner basiliam; 23 [dein ärmlein weis. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 238 Ein anderes Lied bei Uhland - de Bouck Nr. 147, H.v. Fallersleben, Ges. Ldr., Nr. 157 hat mit D 58 nur die beiden Eingangszeilen gemeinsam. Nr. 59 Vom unbekannten Schreiber der Lieder Nr. 9-11, 47, 56 und 67 eingetragen. Seine Identität verbirgt er hier unter den Initialen EBA (EKA?) und einer Krone, so daß seine adlige Abkunft als sicher gelten kann. Das von ihm gewidmete Lied handelt von einem Liebenden, der über den Verlust seiner Angebeteten klagt und sich nichts sehnlicher als eine Rückkehr zu ihr wünscht. Inhalt, Form und Sprache sind gegenüber dem zugrundeliegenden hd. Liedtypus vielfach verändert und entstellt. Es sind vier z.T. stark abweichende vierstrophige Parallelfassungen nachweisbar. 1. Pal. 343, Nr. 91 Ach du heimliches leiden. - 2. Mgq 612 (1574), Nr. 3, s.A. Kopp in Euphorion 8 (1901) 513. - 3. Flugschr. Berlin Yd 7850.2 (Augsburg: Michael Manger, o.J. [ca. 1570-1603]): Zehen Scho ner Lieder. Das sibent: O du vil heymlichs leyden. - 4. Lieder Bu chlin Köln, bey Henrich Nettessem [um 1580], Nr. 211. Mit der Übernahme dieses hd. Liedes ins Mnd. war offenbar ein Rückgängigmachen diphthongierter Formen verbunden, lautverschobene Formen blieben erhalten (ich, das, uiserkoren, hertzen usw.) NS: Einen ähnlichen Schreibervers vgl. bei D 8. Nr. 60 Von unbekannter Hand 1554 gewidmet; die Schrift taucht sonst in der Hs. nicht auf. Das Lied - ein Monolog eines Sängers über die verlorene Geliebte - ist stark verderbt. Es besitzt eine einzige Parallele in der etwas späteren Berl. Ldhs. Mgf 752 (1568), Nr. 39 Mocht ich vergessen lerhenn / das wehr woll an der zeitt (3:9), s.A. Kopp in ZsfdPh 35 (1903) S. 516. Die Einleitungsstrophe ist auch Teil eines anderen Liedes (Weß sall ich mich ernerrenn) geworden, das sich als Nr. 93 in der gleichen Hs. Mgf 752 findet (Kopp S. 526, Str. V). Es hat weitergelebt bis zu v.d. Aelst 1602, Nr. 163, wo die betr. Strophe folgenden hd. Wortlaut hat, der zum Vergleich herangezogen sei (Str. V): Möcht ich vergessen lehren, daß dünckt mich mehr dan zeit, mein hertz in raste kehren, daß jetzt viel hochmuts leid. ich weiß es niemandts zu klagen, ich sehe der vntrawen so viel, ellend wil ich verdragen, kein andern wil ich sagen, ich sehen ein verlohren spiel. Vgl. auch D 48, Str. III, Z. 20-24. NS (von anderer Hand): Nicht nachweisbar. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 239 Nr. 61 Das Lied gehört zu den Unica der Hs. Durch das Akrostichon seiner Strophenanfänge ergibt sich der Hinweis, daß dieses Lied von einem Angehörigen des bekannten ndl. Adelsgeschlechtes der Renesse stammt, das mit dem Haus Bronckhorst-Battenburg durch verwandtschaftliche Beziehung verbunden war. Die im Gegensatz zu vielen anderen Stücken der Hs. sprachlich einwandfreie Wiedergabe des ndl. Textes spricht vielleicht für eine eigenhändige Eintragung des Verfassers (oder eines geübten Schreibers). Das Lied kann als Zeugnis dafür herangezogen werden, daß man in der 2. Hälfte des 16. Jhs. Lieder mit Minnethematik nicht nur weitertradierte, sondern durchaus aus dem im Umlauf befindlichen Gedanken- und Formelgut neu zu gestalten wußte. Das Ergebnis wirkt matt, manieristisch und abgegriffen, die übertriebenen Liebesbeteuerungen weitgehend unglaubwürdig. Sprachlich fällt mitten in ndl. Umgebung wieder die hd. Lautform hartze in Z. 11 auf. Worterklärungen 2 derven = entbehren; 5 druc = Not, Bedrängnis; 6, 9, 27 oyt, ndl. ooit = je, jemals; 8 o laes, zu mndl. alaes, Verwijs-Verdam 1, 329, Ausruf; o wach = desgl., s. Verwijs-Verdam 9, 1491; 13 rust = Ruhe, Frieden; 14 geblust, von mndl. bloten = befreien; 19 totter doot = bis zum Tod. Nr. 62 Anna von Bronckhorst und Battenborch, der wir auch noch die Texte D 43 und 52 verdanken, verewigt sich hier mit einem vierstrophigen Lied, das 1552 eingetragen wurde, als das Ldb. versehentlich umgekehrt zum Schreiben bereitlag (ob man von da aus Folgerungen auf rauschende Feste auf Hönnepel ziehen darf, bleibt angesichts der recht sorgfältigen Eintragung Annas zweifelhaft). Die vier Strophen gehören zu einem Liedtypus, den uns das 16. Jh. in Liederbüchern, Einzeldrucken und Hss. häufig überliefert. Die Tradition setzt mit Peter Schöffers Liederbuch, Mainz 1513, Nr. 51 ein, reicht über die Reutterliedlin von 1535, Nr. 27, die Bergreihen von 1537, Nr. 55, Forster 3, 1549, Nr. 25, bis zum Ldb. Ambr. 1582, Nr. 35. In der 2. Jahrhunderthälfte gesellen sich Belege in Hss. hinzu: Pal. 343, Nr. 163; Mgf 752 (1568), Nr. 23, Mgf 753 (1575), Nr. 19. Nachweise erbringen u.a. Forster-Marriage S. 246 f., A. Kopp in ZsfdPh 35 (1903) S. 513 f. und Heilfurth-Seemann S. 260. Alle die genannten Quellen tradieren eine dreistrophige Form, von der unser Lied durch zahlreiche individuelle Abweichungen und eine außerhalb der Tradition stehende Zusatzstrophe absticht. Worterklärungen 11 wettenn = wissen; diese Stelle hat in der sonstigen Überlieferung keine Parallele. Pal. 343, Nr. 163, Str. II, 3-5 hat hier folgenden besseren Wortlaut: ach Got, möcht Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 ichs erlangen / das ich ir weiblich gstallt / möcht sehen ein cleine zeit; 15 verschrecket, in der Paralleltradition verstricket; 16 lydt = laß; 22 twenkung = Bedrängnis. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 240 Das Motto ABDE ist wie oben bei D 43 und 52 wohl als Anfang bedenk das Ende aufzulösen. Nr. 63 siehe Nr. 10 Nr. 64 Kattryn von Battenborch, die Base der Besitzerin des Ldb., hat von insgesamt acht mitgeteilten Liedern vier im Jahre 1553 niedergeschrieben: D 99, 102, 106 und das vorliegende. Es gehört zu einer im 16. Jh. bisher nur sechsmal vollständig belegten Liebesklage mit dem Normaleingang Ach Gott, wie weh tut scheiden. Kattryn weicht in der Strophenfolge von der sonstigen öberlieferung ab und erweist sich auch durch die Hinzufügung einer Strophe aus einem anderen Liedtypus als selbständig (Str. V). Die Überlieferung des Liedes stellt sich nach unserer Kenntnis wie folgt dar: 1. *Ldb des Johannes Heer von Glarus, hrsg. von Arnold Geering und Hans Trümpy, Basel 1967, Nr. 21 (4 Str., eingetragen 1510). - 2. Forster 3 (1549) Nr. 17 (5 Str.). Danach Wdh. 1,206, Uhland Nr. 67, Liliencron, Leben Nr. 124, Goedeke-Tittmann Nr. 72, Böhme, Altd. Ldb. Nr. 263, E.-B. Nr. 746 usw. - 3. Flugschr. Berl. Yd 9661 (Nürnberg, Fr. Gutknecht) (4 Str.). - 4. Flugschr. Vatikan Pal. VI. 54. 26 (Nürnberg, Val. Newber) (4 Str.). - 5. Pal. 343, Nr. 100 (4 Str.). - 6. Ldhs. Manderscheid (ca. 1575-1600) Nr. 41, s.J. Bolte in JbfVlf 3 (1932) S. 150 (4 Str.). - Weitere Nachweise bei Forster-Marriage S. 244. Lesarten: Zum Vergleich wird 2 herangezogen, da D dieser Fassung am nächsten steht. Den vier Strophen von D entsprechen bei Forster Str. II, III, I und V. 5 [ist mir erfrorn bey sonnenschein; 9 solker [edler; 12-14 in D selbständig; 17 [so drab ich vber d heyden; 22 [Solt ich meins bulns erwegen; 25 goden [falschen. Str. V gehört - wie schon die Strophenform erkennen läßt - ursprünglich nicht zu unserem Lied. Sie ist herübergenommen vom Beginn des Liedes Ach Gott, wie ist mein boll so wilt, das u.a. belegt ist in der Berl. Ldhs. Mgf 752, 1568, Nr. 57, vgl. A. Kopp in ZsfdPh 35 (1903) S. 519-520, im Antw. Ldb. 1544, Nr. 138, Mel. bei Böhme, Altd. Ldb. Nr. 423. Wahrscheinlich ergab sich aus dem Incipit von Str. III die Assoziation zu dieser Kontamination. Worterklärungen 2 ffyolen = Veilchen; 3 untffraren = erfroren; 10 doeyhden = duchden, Tugend. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Nr. 65 1555 von einem unbekannten Schreiber in einer bemerkenswerten Schrift mit betonten Unterlängen gewidmet. Die Hand ist nur auf diesem Blatt vertreten. Das Liebeslied weist im 16. Jh. eine reiche Überlieferung auf, die wir hier nicht voll- Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 241 ständig aufzulisten brauchen. Variantenverzeichnisse bieten Marriage S. 211 f. im Anschluß an Forster 1, 1539, Nr. 35 und A. Kopp, ZsfdPh 35 (1903) S. 513 im Anschluß an Mgf 752, 1568, Nr. 22, AfdStdnSprLit 111 (1903) S. 21 im Anschluß an Mgf 753, 1575, Nr. 26 und JbdVfndSprf 26 (1900) S. 28 f. im Anschluß an Uhlandde Bouck Nr. 71. Die Überlieferung setzt bei P. Schöffers Liederbuch von 1513, Nr. 7, ein; in die Nähe unserer Fassung gehören die Belege in der Zütphener Ldhs. von 1537, Nr. 27, und in Pal. 343, Nr. 187. Das ursprünglich hd. Lied ist schwach ndt. überformt worden (ergeven, have, hertzleyff, vorplycht, teghen, breycken, leve usw.). Im übrigen herrscht weitgehende Übereinstimmung mit der sonstigen Tradition, repräsentiert z.B. durch Pal. 343, vor. Va r i a n t e n im Vergleich zu Pal. 343, Nr. 187: 10 [uff all mein ehr; 19 vorplycht [versich; 23/24 Seit du die bist / gen der mich glüst; 25 breycken [brauchen; 32 [vor laid und clag. NS: Die Devise MHZG = Mein Hoffen (meine Hoffnung) zu Gott auch bei D 42, ausgeschrieben bei D 102. Der Schreiber fügt der Devise noch die Zahl 8 und das Wörtchen zo bei, was als Acht zo gelesen und als weiteres Motto verstanden werden könnte. Nr. 66 Die ungewandte und stellenweise verkleckste Schrift stammt sicherlich von einer älteren, wahrscheinlich männlichen Person her und kommt in der Hs. sonst nicht mehr vor. Textlich liegt wieder eines der zahlreichen Lieder hd. Ursprungs vor, das durch seine Übernahme in den niederrheinisch-westfälischen Sprachraum eine der zeitgenössischen Sprachentwicklung gemäße unvollständige Umformung ins Ndt. erfährt. Mit dem Ldb. von Arnt von Aich Nr. 42 tritt dieses Lied in die musikalische Tradition des 16. Jhs. ein und ist seitdem häufig bezeugt. Es gilt gemeinhin als Jagdund Liebeslied des Herzogs Ulrich von Württemberg, was sich jedoch nicht mit Sicherheit nachweisen läßt. Die Volksliededitoren des 19. Jhs., vom Wdh. 1, 162 über Uhland Nr. 179 bis zu Böhme, Altd. Ldb. Nr. 443 haben sich das Lied nicht entgehen lassen. Hs. Parallelfassungen des 16. Jhs. zu D liegen z.B. vor in Mgf 752, 1568, Nr. 21, Mgf 753, 1575, Nr. 94 (s. die weiterführenden Nachweise in den Hs.-Beschreibungen von A. Kopp). Eine vollständige Umsetzung ins Ndt. bei Uhland-de Bouck Nr. 10 mit quellenkundlichen Hinweisen von A. Kopp in JbdVfndSprf 26 (1900) S. 12. Der Ve r g l e i c h mit der Fassung bei A. von Aich fällt nicht unbedingt zugunsten unseres Textes aus. D 66 teilt mit der Parallelüberlieferung manche Verderbnisse, kann aber doch als Zeugnis für die lebendige und natürlich auch Mißverständnissen unterworfene Aneignung eines ‘gehandhabten’ Liedes gelten. Die Reihenfolge der Strophen in der Quelle von 1510 ist I, III, II. Nur Str. III in D 66 ist mit 8 Zeilen vollständig überliefert, in Str. I und II fehlen jeweils zwei Verse. 1 in yammerdal [in jamers ton; 3 en aff gelan [on abelon; 8 des muß ich oft entgelten; 9 [Noch halt ich stets auf jegers ban; 19 nycht mer ges [nit mer ich heisch. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 242 NS: Der Schreibervers geht wie in vielen anderen Fällen auf die sog. Werldtspröke des 16. Jhs. zurück. Auf Bl. 30 ro, Z. 2272-2275 hat die vollständige Form des Spruches folgenden ndt. Wortlaut: Ick hebbe gejaget, dat mi behaget, Godt hefft gevöget, dat mi genöget. Hedde ick alles wildes kör, Ick jagede men, dat ick hebbe vör. (Seelmann S. 77) Worterklärungen 8 duck = stark, sehr; 9 ich hal = ich halte mich; 13 Fro hen = fahr hin; 20 bedregenn = betrügen. NS: 2 kor = hier; Beschluß, Bestimmung. Nr. 67 Vom Schreiber der Lieder Nr. 9-11, 47, 56 und 59, der seine Identität nicht offenbart und hier zusätzlich durch eine Geheimschrift am Ende des Textes Rätsel aufgibt (s. Abb. 8). Typologisch handelt es sich um die gleiche Verschlüsselungspraxis wie bei D 86 (vgl. Abb. 9); trotz intensiver Bemühung ist es - auch im Verein mit Hs.-Spezialisten - nicht gelungen, hinter den Sinn der Zeilen zu kommen. Das vierstrophige Lied mit recht unregelmäßiger Strophenform und verderbtem Reimverband a a b w b hat zweifellos eine Vorgeschichte, über die wir jedoch nur mangelhaft unterrichtet sind. Das einzige Parallelzeugnis, in ebenso schlechtem Zustand, enthält die Berl. Ldhs. Mgf 752 (1568), Nr. 44 mit 9 ungleichmäßigen Strophen, s.A. Kopp in ZsfdPh 33 (1903) S. 517. Auf ndt. Ursprung könnte (wie bei D 56) der Reim sin: pin (Z. 3/5) hindeuten. Ein von J. Bolte nachgewiesener 7strophiger Text in der Ldhs. Manderscheid von ca. 1580, Nr. 10, ist leider nicht mehr zugänglich. Worterklärung: 1 erwerden, lies erweren, so Mgf 752. Nr. 68 Wieder eine der optisch so überaus ansprechenden, fast kalligraphischen Eintragungen Kattryns von Battenborch. Der hier durch sie überlieferte Liedtypus ist als D 4 schon einmal in unserer Hs. vertreten. Während dort aber das Modell vielfach entstellt und überarbeitet erscheint, spiegelt sich in dieser dreistrophigen Fassung das bisher nur sehr selten aufzufindende Lied in einer besseren, wiewohl ebenfalls selbständigen und individuell veränderten Variante. Verzeichnis der Überlieferung s. im Kommentar Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 zu D 4. Die wesentlichsten Ä n d e r u n g e n werden im Vergleich zu Ldb. Ambr. 1582, Nr. 26 deutlich; die Reihenfolge der Strophen ist dort II, III, I: 3 [Und wer nach meinem singen hört; 9 Gelych wal wylles [So wil ich doch; 11 myn godyen mot [Mein narren; 14 [den führ ich gantz verborgen (also eine Ver- Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 243 kehrung der ursprünglichen Aussage ins Gegenteil, ohne daß das Lied wesentlich darunter leidet!); 16 keyn kleyffrer [niemand; 20 [ich treib es in rechter güte; 21 [Was niemand schad und mich erfrewt; 24 [ich singe wol, wenn ich was kündte. Das M o t t o NVMH ist in der Literatur nicht bezeugt. Nr. 69 Das Lied ist erst 1565, also spät, in der Handschrift eingetragen. Unterzeichnet ist es mit A.v. Brederoden, dessen Devise G.W.A. in der Literatur nicht nachzuweisen ist und vielleicht ‘Gott weiß alles’ bedeutet. Möglicherweise handelt es sich um einen Bruder Balthasars von Brederode, also um einen Schwager der Besitzerin des Stammbuches. Jedenfalls läßt die Sprachform des Liedes den Schluß zu, daß es auf holländischem Boden niedergeschrieben worden ist. Wiederum haben wir einen Erstbeleg zu einem Lied vor uns, das erst später aus holländischer und dann auch aus hochdeutscher Überlieferung dokumentiert ist. A.N i e d e r l ä n d i s c h e Ü b e r l i e f e r u n g :AemstelredamsAmoreusLietboeck, Amsterdam: H.J. Muller, 1589, S. 6-7 (D I = I; D II = VI; D III = III; D IV = VII). B. H o c h d e u t s c h e Ü b e r l i e f e r u n g : 1. Ldb. Ambr. 1582, Nr. 105 und Nr. 247; Berliner Ldb. 1582, Nr. 44 (jeweils 4 Str.). 2. v.d. Aelst 1602, Nr. 135 (4 Str.). Die hochdeutsche Überlieferung des Liedes ist zweifellos durch Übersetzung aus einer vierstrophigen niederländischen Fassung erwachsen, die D näherstand als dem Aemstelredams Lietboeck. Worterklärungen 12 haer trou tot minder eerver = mißverstanden aus: haer trou tot eener [mijner] erven (Aemst. Lietboeck VI / Z. 52); 13 jolyt, von frz. joli, hier: Freude, Vergnügen; 16-19 sind unklar und schwierig; gewissen Aufschluß über die zugrunde liegende Aussage vermittelt der Wortlaut des Aemst. Lietboeck Str. VII / Z. 56-59: Want daer zijn soo veele die my om haer bevrijt Mocht ick eens zijn met haer int strijt Ick songhe een Liet, wie dat bespijt Wat is daer aen misseyt. 16 weil es viele gibt, die uns darum beneiden; 18 eyolyt (?); 39 quietschellijn, von mnld. kwijtschelding = Begnadigung. In der Parallelüberlieferung ist das Wort in dieser Form nicht vorhanden. Nr. 70 Ähnlich wie bei D 83 (s.d.) wurde hier offenbar von einem Niederländer (aus der Familie v. Schoeten) ein ursprünglich hd. Lied eingetragen, dessen Sinn der Schreiber nur teilweise verstehen konnte. Wir kennen zu dem Lied bisher nur zwei Parallelen Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 244 in Ldhss. aus etwa der gleichen Zeit: Von ca. 1550 die obd. Fassung in Pal. 343, Nr. 14, von 1574 der ebenfalls hd. Beleg in Mgq 612, Nr. 59, abgedruckt von A. Kopp in Euphorion 9 (1902) S. 301. Diese beiden wie D dreistrophigen Paralleltexte sind in stark zerrütteter Form überliefert, so daß A. Kopp, Pal. 343, S. 21 zu dem Ergebnis gekommen war: ‘Dies Lied in erträgliche Form zu bringen, erscheint fast unmöglich, solange nicht andere Hilfsmittel bekannt werden.’ Ein solches ‘Hilfsmittel’ stellt unser Text D 70 nur mit Einschränkung dar, da er selbst vielfache Spuren der Zerstörung an sich trägt. Immerhin ist die Strophenform hier relativ besser zu erkennen, und es bestätigt sich Kopps Vermutung, daß es sich um eine neunzeilige Strophe mit dem Schema ababccddd und vier- bzw. zweihebigen Versen handele, wobei die vierhebigen z.T. noch durch Binnenreim in zwei Kurzzeilen gegliedert sind (Z. 1, 12, 13, 20, 21). L e s a r t e n von Pal. 343 (P) und Mgq 612 (M) (Reihenfolge der Strophen II und III dort vertauscht): 1 [Schonnes lieb, das mich erfreuwet, das muette vil leut (P); Des ich mich erfrew, das muedt viel leudt (M); 3 varstaen [sehen (M); gler [liebe (P), ehr (M); 6 ucht [mich (P, M); 7 [gedenkg an mich (P), denk hinder dich (M); 9 vertrowwet [suchest (P), gelassn hast (M); 10 Hy geloeft my [Mir gliebt auch sehr (M); 11 syner dynst [deiner liebe (P); 14 [das weder gilt (M); 15 [mit deiner huid (P); 20 [mit deiner lieb bleibt unverkehrt (M); 25/27 [mir leidt gar nichts daran / wer mirs vergan / die weil ich dich, herz lieb, zu gnaden han (P). Fazit aus dieser kuriosen Überlieferungssituation: aus drei Fassungen ließe sich jetzt so etwas wie eine Ausgangsform des Liedes zusammenstellen! NS: Parallelen hierzu sind bisher nicht bekannt geworden. Nr. 71 Dieser Text geht zusammen mit D 81 auf einen Schreiber zurück, der sich G. Smullych (D 81 Smullynch) nennt. Die beiden Eintragungen weichen in der Schrift etwas voneinander ab; D 81 ist 1554 niedergeschrieben, D 71 ist undatiert und eher früher anzusetzen. Der Name erscheint nicht bei Fahne, doch sind Mitglieder einer Familie Schmülling oder Smülling im Preußischen Adelslexikon des Frh. von Ledebur 2, 389 am Niederrhein bis 1664 nachgewiesen. Die Familie stand mit dem Hause Bronckhorst-Battenburg in verwandtschaftlichen Beziehungen: Jutta, die jüngere Schwester von Katharinas Vater Dietrich, war gemäß dem Stammbaum des Salm-Salmschen Archivs mit einem Wolter Smüllinck verheiratet. Der Familienname existiert heute noch in Westfalen, vgl. die volkskundliche Veröffentlichung von W. Schmülling, Hausinschriften in Westfalen und ihre Abhängigkeit vom Baugefüge, Münster 1951. G. Smülling steuert hier ein Liebeslied bei, das zur damaligen Zeit wohl gerade Popularität gewann, nachdem es Georg Forster zum ersten Mal in den 5. Teil seiner ‘Liedlein’ aufgenommen hatte (1556, Nr. 19, vgl. die Verbreitungshinweise bei Forster-Marriage S. 261 f.). Seine Beliebtheit hielt bis ins 17. Jh. hinein an. Noch Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 245 Nicolai nahm es 1778 als Nr. 6 in seinen Almanach auf. In den meisten wichtigen Ldhss. und Liederbüchern des 16. Jhs. ist es vertreten (z.B. Pal. 343, Nr. 20, Ldb. Ambr. 1582, Nr. 13 usw.). Aus der übrigen, nicht sehr variantenreichen Tradition sticht unsere Fassung in D wiederum - wie so oft - durch einen höheren Grad an Abnutzung hervor. Hörfehler, Strophenumstellungen usw. lassen den heutigen Leser der Hs. den Prozeß des Tradierens lebhafter nachempfinden als beim Studium mancher intakten, aber im Grunde auch sterileren Quelle der gleichen Zeit. Va r i a n t e n : Zum Vergleich wird Forster 5, Nr. 19 herangezogen. Die Strophen II und IV haben in D ihren Platz getauscht, eine abschließende Verfasserstrophe ist in D nicht enthalten. 3 [Ein trawrig wort...!; 5 [Ich scheid mit leid; 9 smet [warff; 12/13 [Beschertes glück / geht selten zrück; 20 [mein auffenthalt; 22 by oem [bey jr. Die NS war anderwärts nicht zu ermitteln. Nr. 72 Ein Beitrag eines Grafen E. von (Holstein-) Schaumburg, der auch Lied Nr. 8 beisteuerte. Als identisch erweist sich die Schrift durch die in beiden Fällen beigegebene Zeichnung verschlungener Hände. Während das i.J. 1555 eingetragene Lied D 8 das Motto des Grafen mit BEEE (Bedeutung?) verschlüsselt, wird die hier anzutreffende Kombination BDE als Bedenk das Ende zu entziffern sein (so auch im Stammbuch des Wilhelm von Hodenberg 1596, s. Zs. d. hist. Ver. f. Niedersachsen Jg. 1872, S. 213; vgl. auch D 43, 52 und 62). Das Abschiedslied stellt einen weiteren Beleg für die volksmäßige Umgestaltung des Liedes Innsbruck ich muß dich lassen von Heinrich Isaac dar. Zu diesem Subtypus lagen bisher nur zwei Versionen vor: ein fünfstrophiger Text im Heidelberger Codex Nr. 139, der die alten Eingangszeilen bewahrt hat, und in einem Einzeldruck des Sarasinschen Sammelbandes der UB Basel, Sar. 151, Nr. 21. Inc.: Straßburg ich muß dich lassen, ebenfalls 5 Str. Weitere Umdichtungen sind nachgewiesen bei Forster-Marriage S. 212 (zu Forster I, 1539, Nr. 36) und bei Max Meier, Das Liederbuch Ludwig Iselins, Basel 1913, S. 96 f. (mit Abdruck der Varianten des Textes Basel, Sar. 151). Aus der geographischen Verbreitung der Belege wird eine Wanderung des Liedes rheinabwärts wahrscheinlich. Bei diesem Lied künnen wir diese Vermutung auch durch die Person des Schreibers absichern. Es handelt sich dabei aller Wahrscheinlichkeit nach um einen jüngeren Bruder von Jost Graf von Schaumburg-Holstein (s. D 3), der als Statthalter des Herzogs Christoph von Württemberg zu Hornburg (heute Hornberg im Schwarzwald) residierte. In der Chronik des Geschlechtes ist er als Ernst II. bekannt (s. M. Cyr. Spangenberg, Chronik der Grafen zu Holstein-Schaumburg, Sternberg und Gehmen, Stadthagen 1614, Tl. V, Cap. 44, S. 282). Dieser Graf brachte also wohl das obd. Lied an den Niederrhein. Was die drei Fassungen zu einer Einheit verbindet, ist die gemeinsame zusätzliche Schlußstrophe, die offensichtlich aus der Sphäre des geistlichen Liedes entlehnt ist. Tatsächlich kennen wir ein 11strophiges liedlin von sanndt Anna vnd Joachim, jn dem thon jnspruck Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 246 ich muß dich lassen, das im Schlußteil die Errettung englischer Seeleute aus Wassersnot schildert und mit einem Anruf an die hl. Anna ähnlich dem in Str. IV von D 72 schließt: mit freüd kamendß von dannen so lobent all sand annen das sy got für vnns bitt. (Wackernagel, Kirchenlied 2, Nr. 1260, nach Münchener Hs. 808, 1505). Mit dem Einfluß der Melodie als Bindeglied zwischen zwei sonst fremden Textstücken ist in diesem Fall also stark zu rechnen. Anmerkungen: 10/11 s. Forster 2, Nr. 18: ach Got wie we thut scheiden / ... / so trab ich vber die heiden (vgl. auch D 29, Z. 17-18, D 48, Z. 13-14). Str. III ist aus gängigem Formelgut aufgebaut, das auch sonst unserer Hs. nicht fremd ist; zu Z. 16/17 vgl. D 20, Z. 29/31; zu Z. 18 vgl. D 7, Z. 24, D 23, Z. 17. Z. 21 ist eine verbreitete Abschiedsformel, vgl. DWb. 4, 1, 2, 3003. NS: Der gleiche Schreibervers erscheint auch bei D 8. Nr. 73 Vom Schreiber des Liedes D 86, der auf Bl. 97 ro seine Identität hinter einer bisher nicht entzifferten Geheimschrift verbirgt (s. Abb. 9). Das historische Lied nimmt im Rahmen unserer Handschrift eine Sonderstellung ein; der Eintrag bereichert unsere Kenntnis von der Überlieferungsgeschichte des Liedes um ein weiteres, wenn auch wiederum spätes Textzeugnis. Es hält die Erinnerung an ein historisches Ereignis des Jahres 1491 fest. Damals erzwang der französische König Karl VIII. die Ehe mit der Herzogin Anna von der Bretagne, die bereits dem deutschen Kaiser Maximilian angetraut war. Zugleich schickte Karl VIII. die ihm seit 1483 verlobte Tochter Maximilians, Margarete, zu ihrem Vater zurück. Diese Vorgänge hatten kriegerische Verwicklungen zwischen Frankreich und Deutschland zur Folge und fanden auch in der Reim- und Liedpublizistik der Zeit starken Widerhall (s. Liliencron Nr. 179). Ein Lied aus diesem Umkreis ist bis ins 17. Jh. hinein mündlich und schriftlich weitertradiert worden: Das ‘Fräulein von Britannien’, ein wohl noch im ausgehenden 15. Jh. entstandenes Ereignislied, das die Vorgänge im Stil der Volksballade auf den dramatischen Konflikt der Begegnung zwischen Anna und dem französischen König reduziert. Überlieferung: 1. Antw. Ldb. 1544, Nr. 115, Neuausgabe I, Nr. 57, II, S. 213 f., danach Liliencron Nr. 180 A und van Duyse Nr. 415. - 2. Flugschr. UB Basel, Sar. 151.58 (Straßburg, 2. H. 16. Jh.). - 3. Flugschr. ZB Zürich, KK 1552.66 (Basel: Joh. Schröter, 1613), Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 danach Liliencron Nr. 180 B, Uhland Nr. 173, Böhme, Altd. Ldb. Nr. 378 und E.-B. Nr. 251. Die neuaufgefundene Fassung in D ist selbständig und weicht von dem zeitlich und räumlich am nächsten stehenden, ebenfalls 9strophigen Text 1 vielfach ab. Zu- Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 247 meist hat D den besseren Wortlaut. Der Eingang in D steht ganz allein. 1 hat Met luste willen wi singhen, 3 Nun wöll wir aber singen. Weitere wesentliche L e s a r t e n gegenüber 1: 4 [Gheboren uut Oostenrijck; 5 [die edel coninck, den edelen staet; 7 Betangen [Britanien; 17 eren [beven; 18 an handt [daer van; 19 van eynen [Dat dede; 22 ewenych forbaß [een weynich voort; 31 [den roomschen coninck te lee; 37 seffentte [neghen; in Wirklichkeit war Margarete 1491 elf Jahre alt; Str. VIII von D fehlt in der bisher bekannten Überlieferung des Liedes; sie gehört zweifellos zum Grundbestand des Liedes, stellt somit eine wesentliche Bereicherung seiner Überlieferungsgeschichte dar und läßt durch ihre Formelhaftigkeit zugleich die Nähe des Liedes zum spätma. Balladenstil erkennen. 59 de gewalt [Mer dat; 63 [Si trocken al door des conincx lant; die Schlußstrophe in D ist zerrüttet, da sie den Inhalt dreier Strophen von 1 (Str. VII bis IX) miteinander kombiniert. Z. 62-64 sind Reste einer in 1 vollständig erhaltenen Erzählerstrophe. Literatur: Johannes Koepp, Untersuchungen über das Antw. Ldb. vom Jahre 1544, Antwerpen 1929, S. 162-165; Willy Krogmann, Vom Fräulein aus Britannien. Anna v.d. Bretagne im deutschen Lied, Halle a.S. 1940 (Schriftenreihe der ‘Dt. Ges. f. kelt. Studien’, 7); R.W. Brednich, Fräulein von Britannien, in: Verf. Lex. d. dt. Lit. des MA (in Vorb.). Nr. 74 Die Lieder Nr. 74-77 auf Bl. 80 vo-82 ro stammen von Johann von Raisfeld. Die Texte sind etwas lieblos fortlaufend ohne Zwischenraum eingetragen, die Niederschrift scheint erst später, vielleicht gegen Ende des 16. Jhs. vorgenommen worden zu sein, als die Hs. zu ihrem ursprünglichen Aufbewahrungsort zurückgekehrt war. - Mit D 74 liegt eine neue Aufzeichnung zu einem Liebeslied vor, dessen Tradition mit obd. Flugschriftendrucken einsetzt (Ye 57, Nürnberg: Val. Newber, usw.), die dann in das Ldb. Ambr. 1582, Nr. 90 eingeht. Als ältester Hs.-Beleg gilt die Fassung in der Berl. Ldhs. Mgf. 753, 1575, Nr. 70, vgl. die Nachweise von A. Kopp im AfdStdnSprLit 111 (1903) S. 262 f. In das 17. Jh. führt der Beleg im Jaufener Ldb. aus Tirol, s. M.Frh. von Waldberg in Neue Heidelberger Jbb. 3 (1893) S. 270. Die gesamte Parallelüberlieferung weist 13 vierzeilige Strophen auf, nur neun davon sind in unser Liederstammbuch eingegangen: im Vergleich mit dem Ldb. Ambr. sind es: I, II, IV, VII, VIII, XI und XIII. Str. VI von D 74 steht für sich. Auch wenn D in einer Adelshs. überliefert ist, sind einige Veränderungen in Richtung auf eine gröbere, realistischere Aussage nicht zu verkennen. Wir vergleichen mit dem Ldb. Ambr.: 9/10 [Da ich sie erst erkandte / truckt sie an meine Brust; 14 [zu einem rosengertelein; 18 [nach aller jungfrewlein art. Nr. 75 siehe Nr. 42 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 248 Nr. 76 Zu diesem vierstrophigen Lied liegt eine bis ins 15. Jh. zurückreichende Parallel-überlieferung vor: 1. Cgm 379, Bl. 119 vo-120 ro (Nr. 74), 6 Str., Überschrift ‘wolckenstainer’. Abdruck: J. Bolte, Ein Augsburger Ldb. vom Jahre 1454, in: Alemannia 18 (1890) S. 203-204, Nr. 48; Karl Kurt Klein, Die Lieder Oswalds von Wolkenstein, Tübingen 1962 (ATB, 55), S. 316-317, Nr. 128; A. Kopp in AfdStdnSprLit 111 (1903) S. 17. Kommentar und Überlieferungsverzeichnis bei Klaus Jürgen Seidel, Der Cgm 379 der Bayer. Staatsbibl. und das ‘Augsburger Liederbuch’ von 1454, Diss. München, Augsburg 1972, S. 482-497. - 2. Fichardsche Ldhs., Mitte 15. Jh., Abdruck von J.C. von Fichard in Frankfurtisches Archiv für ältere deutsche Litteratur und Geschichte 3 (1815) S. 272, Nr. XLVIII. - 3. Pal. 343, Nr. 184. - 4. Quarths. 1579, S. 49-50, Nr. 21, nichtdiplomatischer Textabdruck von F.J. Mone in Anz. f.d. Kde. d. teutsch. Vorzeit 7 (1838) Sp. 83. - 5. Mgf 753, 1575, Nr. 16, Abdruck bei A. Kopp in AfdStdnSprLit 111 (1903) S. 16 und Pal. 343, S. 203. Drei der vier Strophen von D 76 gehen der Substanz nach auf die älteste Niederschrift (1) zurück, deren Zuweisung an Oswald von Wolkenstein fraglich bleiben muß (s. Seidel S. 490-492): Str. I (= 1, Str. I), Str. III (= 1, Str. IV), Str. IV (= 1, (Str. VI). Wichtigere L e s a r t e n : 2 [die schön, die wolgemuot; 5 [so frey ich mich der rainen; 22 [ir liebe nie verkoß; 24 [vnd wer mein vnmuot groß; 30 [dar an hat sy ein tail. Der französische Schreibervers ist etwa folgendermaßen zu übersetzen: Frauenliebe und köstlicher Wein machen, daß der Mann sein Leben unbekümmert hingibt. Nr. 77 siehe Nr. 9 Nr. 78 siehe Nr. 53 Nr. 79 Dieses typische Produkt der niederländischen Rederijkerpoesie ist von einem Angehörigen der niederländischen Adelsfamilie Brakel in der für die niederländischen Beiträge in D charakteristischen altertümlichen Schrift eingetragen, und zwar wahrscheinlich im dritten Viertel des 16. Jhs., als die Hs. mit ihrer Besitzerin infolge der Heirat von Katharina mit Balthasar von Brederode nach Nordholland gekommen war. Es handelt sich wiederum um einen Erstbeleg zu einem Lied, das in den Niederlanden selbst erst aus späteren (gedruckten) Quellen überliefert ist: 1. Nieu Amstelredams Lied-boeck, Amsterdam: Barendt Adriansz, 1591 (Exp. Univ.-Bibl. Gent, BL 70992) S. 52-53. 2. Nieu Groot Amstelredams Liedt-boeck 1605, S. 112. Der Text in D weist bereits eine Reihe von Verderbnissen und Mißverständnissen auf, so daß die Entstehung des Liedes vor oder in der Mitte des 16. Jhs. datiert werden Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 kann. Da der Text von D stellenweise überhaupt nur durch die späteren Druckfassungen verständlich wird, drucken wir die Fassung aus 1 zum Vergleich ab: Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 249 Op de wijse Alst begint. I. (= D I) Cupido God, deur uwe minne stralen: U scherp ghebodt doet my in liefden dwalen. Ick ben versodt Op een bruyn smaechdelijn smalen, 5 Die met my spodt. II. (= D III) Venus bestier vint ick seer dubbelt van treken, Der minnen vier heeft sy in my ontsteken, Die liefste Rosier Ic machse sie[n] noch spreken[n], 10 t'is groot dangier. III. (= D IV) T'is groot verdriet, de Liefste moet ick derven, Die trouwe biet en niet en can verwerven; Om dat sy u liet Moet ic van rouwe sterven 15 Int meer geschiet. IV. Haer soet samblant was my een medecijne, Seer triumphant Plach ick by haer te zijne. Die liefste playsant laet my in groote pijne 20 Aen mijn verstant. V. (= D II) Als ic aensach haer vriendelijcke ymagie, Nacht en dach schiep ick in haer coragie; Dies ic wel mach clagen om haer vysagie 25 Sonder verdrach. VI. Sonder confoort laet sy my nu in weyne Dus wy accoort hielden int ghemeyne; Dus roep ick moort Over mijn lief alleyne, 30 die my verstoort. VII. (= D V) Adieu eylaes, Adieu Princesse schoone, Ick was te d'waes Te vrijen u persoone. Dies ick nu raes, Dat ick my selven soo hoone 35 op dit relaes. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 250 Worterklärungen 2 ghescut = Geschoß; 3 versot = versessen; 4 cuisen smal = kleiner Kuß; 6 eeimase = frz. image; 7 siep ick in haer koraese = schöpfe ich durch sie Mut; 10 sonder voerdrach = unverweilt, sogleich; 11 Von der Macht Venus' deucht mich die Glocke zu sprechen (!); 12 wier = Feuer; onsteken = entzündet; 13 rosier = Rose; 15 asijer = mißverstanden aus frz. danger (?); 21 Had de = ade; solaes = Trost; 22 duaes = töricht, dumm; 25 relaes = Vorgang, Bericht. Nr. 80 Diese bisher nicht nachzuweisende Liebesklage ist vielleicht von einem Angehörigen der Familie Brederode, jedenfalls aber auf ndl. Boden in die Handschrift eingetragen worden. Der Sinn dieses Textes ist stellenweise nur mit großer Mühe zu erschließen; schon rein äußerlich offenbart sich in der Überlieferung zweier ganz unterschiedlicher Strophen die Zerrüttung des zugrundeliegenden Liedes. Die Zeilen 13-20 sind ungefähr identisch mit D 24, Str. VIII und aus diesem Liedtypus entlehnt. Die Herkunft der 1. Strophe muß vorerst offen bleiben. Worterklärungen 2 ongerief = Leid, Pein; 3 gechende, von mndl. gescent = Schande, s. Verwijs-Verdam 2, 1598; 7 zade, von mndl. saden = zufriedenstellen; 8 der loer en = der Dummköpfe einer, zu dem Schimpfwort loer s. Verwijs-Verdam 4, 709; 11 verkoudt, zu mndl. vercouden = erkalten; 17 verheve, zu mndl. verheven = hochmütig; 18 hiermit wende ich mich (von dir) weg; 19 begheven = aufgeben, verlassen. Nr. 81 Zum Schreiber dieses Liedes s. die Ausführungen zu D 71. Das dreistrophige Liebeslied von 1554 gehört zu einem dem 16. Jh. geläufigen Liedmodell, das in Einzeldrucken (z.B. Yd 9946) ebenso erscheint wie in gedruckten Liederbüchern (Ldb. Ambr. 1582, Nr. 14, Uhland - de Bouck Nr. 1). Melodie bei Forster 1, 1539, Nr. 16, Böhme, Altd. Ldb. Nr. 203 und E.-B. Nr. 496. Räumlich und zeitlich nahestehende Zeugnisse in Ldhss. sind: Mgf 752, 1568, Nr. 18 und 20; Mgq 402, 1569, III, Nr. 19; Mgf 753, 1575, Nr. 40. Variantenverzeichnisse liefern u.a. Forster-Marriage S. 208 f.u. A. Kopp in AfdStdnSprLit 111 (1903) S. 25. Die gesamte Überlieferung dieses stark von schriftlicher Vermittlung abhängigen Liedes gehört dicht zusammen, und so erweist sich auch D 81 z.B. im Vergleich zu Forster 1, Nr. 16 als nur geringfügig abweichend. Die wichtigsten L e s a r t e n seien verzeichnet, da sie gleichzeitig die bei der mündlichen Weitergabe mißverstandenen Stellen erklären helfen: 5 [Ich wil allein dein eygen sein; 9/11 [Es ist gar fein wo jr zwey sein / dies recht vnd trewlich meinen / Die sich alzeyt; 13 wolt [wol; 22 [mich bringen von dir glaub sicher mir; 23 [vnd sunst kein not. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 251 NS 2: Eine vierzeilige Form findet sich als NS zu Nr. 10 der Quarths. von 1579: Glück, Gunst und Geldt / Fheylet mannychem yn dießer weldt; / Eß yst der bester Schaitz der jhe wart gefunden / Eyn getruwer Freundt zu allen stunden. In der zweizeiligen Form ebda. als NS zu Nr. 2, ferner bei H.v. Fallersleben, Findlinge 1, S. 444, Nr. 84. NS 3-4: s. D 45. Nr. 82 Das fünfstrophige Lied in einer volksliedhaft-schlichten Strophenform gehört zu den ndt. Unica der Hs. Ein Indiz dafür ist der Reim Z. 10/12 getraeffen: haeffen, dem im Ndt. ein gedropen: hopen entsprechen würde. Z. 2: zur Wiederherstellung des Reimes lies: wyllen statt herssen. - Im Schreibervers gibt sich die Schreiberin Chrystyna Duden zu erkennen. Die beiden Teile dieses Spruches sind im 16. Jh. recht geläufig. Zu Teil 1 vgl. Paul Alpers, Stammbuchsprüche aus der Benckhäuser Ldhs. von 1579, in: NdZsfVk 7 (1929) S. 18, Nr. 21: Anna von der Lei bin ych genandt, mein geluke steitt yn godes handt, de kan es keren vnd wenden. Zu Teil 2 vgl. Ldhs. Brüssel, Ms II, 144, Bl. 64 ro (16. Jh.), s.R. Priebsch in ZsfdPh 38 (1906) S. 452: Ich was lieff dat is geleden ende byn genesen mer niet te vreden noch wille ich hopen ende haren, dat nyet en is dat maech gewerden. Vgl. ferner Zütphener Ldhs. 1537, Weimarer Jb. 1 (1854) S. 129. Nr. 83 Das Lied ist in einer äußerst flüchtigen, zur Kursive neigenden Hand eingeschrieben, die zu den schwierigsten der gesamten Hs. gehört. Die Verständnisschwierigkeiten werden noch durch den Umstand erhöht, daß die Niederschrift eines ursprünglich hd. Liedes offenbar durch einen ndl. Schreiber erfolgte, der nur geringe dt. Kenntnisse besessen haben kann. Der dreistrophige Text liegt bisher in den folgenden drei Quellen vor: 1. Peter Schöffers Ldb. 1513, S. 60 a, 3 Str., Inc.: Ob mich gros unfal schwerlich triebt: dultiglich. - 2. Forster 3, 1549, Nr. 48, 3 Str., Inc.: Ob mich wohl vnfal schwerlich truckt. - 3. Berl. Ldhs. Mgf 753, 1575, Nr. 30, s.A. Kopp, AfdStdnSprLit 111 (1903) S. 22. Der stark veäanderte Text ist an vielen Stellen ohne die Grundlage des dt. Textes nicht verständlich, so daß wir denselben zum Vergleich im Wortlaut abdrucken: I. Ob mich gros unfal schwerlich triebt das wil ich leiden dultiglich Villeicht sich glück schir gein mir iebt Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 das al mein sach thuon bessern sich Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 252 5 Wer weis von wann ich solichs han das al mein anschleg gen zuo rück Ein selig zeit mir wider geit 10 das mir hat gnomen ungelück. II. Was hülfft das ich mich fast bekrenck umb sach die ich nit wenden kann Dar umb mein hertz in trawren senck und ser betrüb mich armen man. 15 Der gestrig dag nit wider mag also ist auch den sachen mein Was got mir gan nit mer ich han 20 darumb las ich mein trawren sein. III. Catho der weis mich lernen thuot mein sorg mit freid vermengen sol Und haben einen freien muot so wirt mein hertz gesundheit vol 25 Dem gütiglich wil volgen ich und all mein trawren legen hin ir sein noch mer in solcher ser 30 mit den ich glückes warten bin. Anmerkungen: 1 bedrueff, ndl. bedroef = Betrübnis, Sorge; Z. 12 = um Dinge, derer ich nicht teilhaftig werden kann; Z. 21 vgl. Pal. 343, Nr. 145, Str. VII: Cato thuet vns beschreiben / mit seiner scharpfen lisst, / ich sollt mein laid vermengen / mit freud zue diser frist... Der deutsche Cato war eines der bekanntesten Moralbücher des MAs. und erschien 1496 in einer neuen Übersetzung Sebastian Brants. NS: Der Schreibervers besitzt wiederum eine ndt. Parallele in den Werldtspröken des 16. Jhs., Bl. 13, Z. 899-902: Distel und dörne steken seer, Averst valsche tungen noch vel mehr, Noch wold ick lever in distel und dörne baden, Alse mit valschen tungen sin beladen. (Seelmann S. 32) In der ‘Normalform’ taucht der Spruch in zahlreichen Ldhss. und Stammbüchern des 16. und 17. Jhs. auf. Wir geben ein Verzeichnis, das keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann: Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 253 Zütphener Ldhs. 1537, s. Weimar. Jb. 1 (1854) S. 130 f. - Benckhäuser Ldhs. 1573-1588, s.P. Alpers in NdZsfVk 1 (1923) S. 108. - Keil S. 56, Nr. 45, Löbe S. 210 (Stammbuch G.J. Reich, 1615, Wahlspruch des Herzogs August zu Sachsen). Hildebrandt S. 486 (Stammbuch J.F. Spiegl 1619). - H.v. Fallersleben, Findlinge 1, S. 451, Nr. 138 (Stammbuch Weimar). - M. Töppen in Altpreuß. Monatschrift N.F. 9 (1872) S. 531, Nr. 101 (Stammbuch 1629). - Spruch auf Wandkachel aus Holzgerlingen (Wttbg. 1795), Karlsruhe, Bad. Landesmuseum. - Seit dem Ende des 16. Jhs. wird der Vierzeiler auch in manche Volkslieder eingegliedert. Vgl. Ldhs. O. Fenchlerin, Straßburg 1592, Schlußstrophe von Lied 88. - Johann Knöfelius, Neue teutsche Lieder mit fünff Stimmen, Discant, o.O. 1581, Nr. 21. - Wdh. 3, 17, Str. 3. - E.-B. Nr. 557 a, Str. III. - Ebda. Nr. 720, Str. II. - L. Pinck, Verklingende Weisen Bd. 2, Heidelberg 1928, Nr. 77, Str. IV. Die erste Hälfte ist in Westfalen noch als Spottreim bezeugt, s.L. Bielefeld, Das Münsterland im Volksmunde, in: Heimat-Blätter 1 (Dülmen 1925) S. 22. Zur weiteren Verbreitung s. ferner noch A. Kopp in Euphorion 9 (1902) S. 301 f. und in Alemannia 44 (1917) S. 89. Nr. 84 Das großartige Tagelied Der Morgenstern hat sich aufgedrungen war schon im 15. Jh. bekannt. Das Glogauer Ldb. von ca. 1480 enthält eine entsprechende Textmarke, s. Eitner 2, S. 173 f., und Heribert Ringmann (Hrsg.), Das Glogauer Ldb. Tl. 1, Kassel 1936 (Das Erbe dt. Musik, I. Reichsdenkmale, 4, 1) S. 8, Nr. 6. Die spätere Überlieferung des Liedes im 16. Jh. hat sich im wesentlichen auf ndt. Sprachgebiet abgespielt, so daß Alpers, Nd. Vldr. S. 201, einen nd. Ursprung des Liedes vermutet hat. Ü b e r l i e f e r u n g : 1. Flugschr. Dre schöne Lede,.. Dat Ander, De Morgenstern hefft sich vpgedrungen. o.O.u.J. (Hamburg: J. Wickradt, ca. 1560), Weller, Annalen 1, 213, Nr. 60, nach Lappenberg S. 111. Druck heute nicht mehr aufzufinden. - 2. Ldhs. der Katharina Hatzfeld, 16. Jh., Nr. 8, s. Joh. Bolte in ZsfdPh 22 (1890) S. 401, Robert Priebsch, Dt. Hss. in England Bd. 1, Erlangen 1896, S. 106, Nr. VIII (9 Str.). Danach Uhland Nr. 79 B. - 3. Uhland - de Bouck Nr. 57, danach Uhland Nr. 79 A, Böhme, Altd. Ldb. Nr. 108, E.-B. Nr. 808, Alpers, Nd. Vldr. Nr. 34. Angesichts der Spärlichkeit bisheriger Überlieferung stellt D 84 einen wichtigen neuen Textzeugen dar. Sprachlich weist die neue Fassung ähnlich wie die Hatzfeldsche eine Mischung von nördlichen und südlichen Elementen auf. Die Reime sind vollständig ins Hd. umgesetzt; erst beim Rückschluß auf die ursprünglichen Reimverhältnisse läßt sich ein weiterer Beweis für die ndt. Genesis des Liedes gewinnen. Wichtig hierfür ist Str. III, Z. 9/10 susse: guite, was ndt. söte ergibt. Der Reim in Z. 15/16 von D ist zerstört, der Wortlaut der Zeilen verderbt. Im Rückgriff auf 3 ergibt sich hier der wohl echte Wortlaut: ein schneewitt beddelaken se toreth / damit se den helt aver de müren leth. So wird D 84 zusammen mit den beiden anderen Textzeugen zur ndt. Form eines Tageliedes gehören, das wir noch der 1. Hälfte des 15. Jhs. zuordnen dürfen. Zur Vervollständigung der Überlieferungssituation gehören auch noch die Kontrafakturen des Liedes im 16. Jh., die ebenfalls von der Popularität des Modells Zeugnis Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 254 ablegen. Eine den Wortlaut des weltlichen Tagesliedes sehr eng paraphrasierende geistliche Umdichtung steht in den ‘Musae Sioniae’ des Mich. Praetorius Theil VI (1609), Nr. 194 (Text stammt von Daniel Rumpius, 1587), eine etwas frühere bei Johann Koler, Andere hundert: Christlicher Haußgesenge, Nürnberg 1570, s. Wackernagel, Kirchenlied 3, Nr. 797. Ein weiteres geistliches Lied Ain tagweiß von der liebhabenden seel zuo Gott jrem gemahel... (Wackernagel, Kirchenlied 3, Nr. 543) verweist durch seine Tonangabe ebenfalls auf unser Tagelied. Anmerkungen und Lesarten: 2 wie haitt, lies: wie schon haitt; [schön (3), wie lude, wie lude (2); 11 rotter mundt ist Kompositum, vgl. Lasch, Mnd. Gramm. § 388, Anm. 2; 12 [hier ist 2 vorzuziehen: jn eyner kortzer wylen. Nr. 85 Vom gleichen Schreiber wie D 84/88. Der Text dieses geistlichen Liedes wirkt unter den späthöfischen Minneliedern, -klagen und Tageweisen etwas wie ein Fremdkörper. Er stellt aber ein wichtiges Indiz für die protestantische Haltung des Kreises um Katharina von Bronckhorst und Battenburg dar (vgl. auch oben die Bemerkungen im Kommentar zu D 26). Das Lied eines bisher nicht bekannten Verfassers findet in der 2. H. des 16. Jhs. zunächst in Flugschriftendrucken Verbreitung: z.B. Wackernagel, Kirchenlied 3, Nr. 1242 (nach Flugschr. 1554), Brit. Mus. 11522. df. 54 (1572), ebda. 11522 df. 34 (o. J.), ehe es in die evangel. Gesangbuchtradition mündet: H. Knaust, Gassenhawer, Frankfurt a.M. 1571, Nr. 37, Dresdner Gesangbuch 1593, vgl. Böhme, Altd. Ldb. Nr. 639. Die hs. Tradition läuft parallel und erhält jetzt durch D 85 ein zusätzliches, frühes Zeugnis. Weitere frühe Hs.-Fassungen aus Westfalen bieten Hölscher Nr. 58 und die Quarths. 1579, s. F.J. Mone in Anz. f.d. Kde. d. teutsch. Vorzeit 7 (1838) Sp. 75. Vgl. weiter Pal. 343, Nr. 7, 94 und die Nachweise von A. Kopp zu Nr. 7, S. 7. D bewahrt von dem sechsstrophigen Grundtypus nur 5 Strophen, zwischen Str. II und III ist eine Str. ausgefallen. Zum Vergleich ziehen wir Hölscher Nr. 57 heran. Die Übereinstimmungen mit dieser u.a. Parallelfassungen sind, abgesehen von wenigen Varianten, sehr groß. Lesarten: 7 verlassen hait ([vorloren acht; 8 gnadt [macht; 12 [uns voren zum saligen ende; 20 [laiß mich kein gelück noch ungelück von dir; so auch Pal. 343 Nr. 7; diese Lesart wäre D vorzuziehen; 23 leidt [sund. Nr. 86 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Vom gleichen Schreiber wie D 73. Die Geheimschrift am Ende dieses Liedes (s. Abb. 9) ist noch nicht enträtselt. Eine ähnliche Narrenzeichnung enthält Langebeks Quarths. Bl. 97 ro, s. Kroman S. 243. Der Motivbestand des Liedes läßt ohne Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 255 weiteres erkennen, daß es sich um einen Text ma. Ursprungs handeln muß. Derselbe ist bisher nur in zwei hd., zeitlich recht weit voneinander entfernten Fassungen bezeugt. Schon von daher muß der in Mischmundart abgefaßten Redaktion in D eine hohe Bedeutsamkeit zukommen. Die älteste bekannte Fassung steht in dem 1471 abgeschlossenen Ldb. der Augsburger Nonne Clara Hätzlerin, Nr. 41, 7:7, ababcwc. Der zweite Beleg ist in einer Flugschrift der Staatsbibl. Berlin Ye 470 enthalten: Ein scho n new Lied || Ich Ritt mir auß ku rtzweilen durch einen gru nen Wald... Gedruckt zu Nürnberg / durch Fridrich Gutknecht, o.J. (1. H. 16. Jh.). Abdruck: L. Röhrich - R.W. Brednich, Deutsche Volkslieder Bd. 2, Düsseldorf 1967, Nr. 35 d, S. 338-339: 11:3-5, ababb. Vom letzteren Druck existiert eine andere Auflage, vermutlich gedruckt bei Val. Newber in Nürnberg um 1550, mit anderer Zeileneinteilung, aber identischem Wortlaut 6:7, ababbcwc, Wiedergabe im Vergleich mit der Fassung der Hätzlerin bei John Meier, Kunstlieder im Volksmunde, Halle a.S. 1906, S. XXXVIII-XXXIX. J. Meier wollte durch die Gegenüberstellung ‘die Weiterbildung des Liedes und das Antreten fremder Elemente’ demonstrieren. Die gleichen Erscheinungen ließen sich auch an der neuaufgefundenen Fassung D 86 aufzeigen. Die ursprüngliche Stropheneinteilung ist darin aufgegeben, der Text zu umfangreichen Strophengebilden von 8 bis 15 Versen aufgeschwellt worden. Inhaltlich haben besonders Str. I und IV durch Anfügung von Formelgut solche Erweiterungen erfahren, wie sich leicht bei einem Vergleich mit Str. I der spätma. Fassung erkennen läßt: Ich raitt ains tags spaciern Für ainen grönen waldt; Ich vand mit reicher ziere Ain fräwlin wolgestalt. Ich grüsset da das fräwlin zart; Sy dancket mir mit züchten, Gar haiß sy wainen wardt. (Hätzlerin Nr. 41, Str. I). Z. 3-9 von D 86 müssen als formelhafte Erweiterungen gelten, ebenso wie Z. 37-43, 48-51 von Str. IV. Die Zusätze in Str. I stammen aus dem Lied Ich ginck mit lust durch einen waldt, z.B. Mgq 612, 1568, Nr. 11, A. Kopp in Euphorion 8 (1901) S. 519. Nur Str. II-III kommen dem Wortlaut des zugrundeliegenden Liedes nahe, wobei sich aber sehr starke Abweichungen in der sprachlichen Realisierung ergeben. Hierfür nur einige wenige Beispiele: 18 [Ich überwind es nymmer mer; 24 [sy sprach: er tett mich triegen; 27 [In hat ain Eyl veriaget; 31/32 [Der valck was seins gemütes frey. / Er truog der Eylen haß; 35/36 [Die vogel hassen die eylen / Mit irem vil valschen duck. Aus diesen Hinweisen geht hervor, daß die ursprüngliche Bedeutung des ganzen Bildes (Falke = Geliebter; Eule = Nebenbuhlerin) dem Schreiber in D nicht mehr voll bewußt war und daß die einzelnen Elemente des ma. Falkenliedes hier nur noch als Leerformel gehandhabt werden, so wie es auch die spielerische Ausgestaltung des Motivs auf Bl. 95 ro (s. Abb. 9) erkennen läßt. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 256 Nr. 87 Angesichts der bedeutenden Rolle, die das französische Sprachelement in vielen Teilen der Darfelder Ldhs. spielt und auf die Hübner I, S. 44-45 schon hingewiesen hatte (vgl. Bl. 1 ro; 11 ro; 15 ro; 22 ro; 24 ro; 37 ro; 46 ro; 56 ro; 80 ro; 81 vo; 97 vo; 99 vo), ist es keineswegs verwunderlich, daß auch ein ganzer Liedeintrag in französischer Sprache seinen Weg in die Hs. gefunden hat. Die vorliegende Quelle ist ein frühes und bezeichnendes Beispiel für das Vordringen französischen Sprachgutes in adligen Kreisen der Mitte des 16. Jhs. Die Brücke bilden vor allem Spruchgut und Devisen. Die Darfelder Ldhs. nimmt hier aufgrund ihrer familiengeschichtlichen Sonderstellung und der starken Orientierung des Kreises um Katharina von Bronckhorst-Battenburg nach dem Westen eine Entwicklung vorweg, die sich in den deutschen Stammbüchern erst einige Jahrzehnte später deutlicher abzeichnet. Der Liedeintrag Nr. 87 ist, verglichen mit der Masse des übrigen Liedgutes, relativ spät: er stammt von 1562 und geht auf einen Schreiber J. Belhem zurück. Er ist bisher nicht identifiziert. Ein adliges Geschlecht mit dem Namen Belheim ist für Straßburg im Elsaß bezeugt: s. Rietstap 2, 1196, und Rolland 1, Bl. CLXVI. Das Lied ist als Wechselgesang angelegt, jedoch bleibt die Zuweisung ab der 4. Str. ungewiß. Von hier an liegt auch stärkere Verderbnis als im Vorangegangenen vor. Beispiel: Z. 14 ist nach Ausweis des Reimwortes verderbt, vermutlich unter assoziativer Einwirkung von Z. 10. Nr. 88 Drei Strophen einer Liebesklage, von einer Hand eingetragen, die auch oben bei D 84 und 85 auftaucht. Folgende weiteren Varianten aus dem 16. Jh. sind bekannt: 1. Fl. Bl. Berl. Yd 7801.8 (nach 1500), s. Brednich, Liedpublizistik Nr. 406 (5:7 mit Wiederholung der beiden letzten Zeilen). Abschrift von Frhr. v. Meusebach in der Hs. Mgq 708, Nr. 5. - 2. Flugschr. Zwickau XXX.V. 20.26 (Erfurt: Zum Schwartzen Horn, 1529) (7:7). - 3. Flugschr. UB Basel, Sar. 151.37 (Bern: Sam. Apiarius) (7:7). - 4. Pal. 343, Nr. 18 (7:7). - 5. Berl. Ldhs. Mgf 753 (1575), Nr. 148, s.A. Kopp in AfdStdnSprLit 112 (1904) S. 7 f. (6:7). D 88 bewahrt von den sieben Strophen der übrigen Tradition nur einen Teil, denselben jedoch in einem sprachlich guten Zustand. Einige Einflüsse des Ndt. auf das ursprünglich hd. Lied sind evident (tho, verlaten, gegeven etc.). Ein Unterschied zu den Konkordanzen besteht darin, daß das Lied in unserer Hs. einer Frau in den Mund gelegt ist, jedoch ist diese Umgestaltung offensichtlich nur unvollkommen durchgeführt (4 die, 7 ir, 11 die!). Die drei Strophen von D entsprechen Str. I, III und II der übrigen Tradition. Die beiden NS waren sonst nicht nachweisbar. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 257 Nr. 89 Dieses berühmte Liebeslied, das seit dem Anfang des 16. Jhs. - beginnend mit Arnt von Aich (Nr. 21) - in kaum einer Quelle zum Gesellschaftslied der frühen Neuzeit fehlt, ist auf der Vorder- und Rückseite eines Blattes der Darfelder Ldhs. von einer unruhigen, stark verschnörkelten, zu willkürlichen Akzentuierungen neigenden Hand eingetragen worden, die sonst in D nicht in Erscheinung tritt. Verbreitungshinweise zu dem Lied der Renaissancezeit s. bei Kopp, Pal. 343, Nr. 99, Forster-Marriage S. 262 zu Forster V, 1556, Nr. 22 und Brednich, Liedpublizistik 2, Nr. 403. Die äußerliche Anordnung unserer Druckfassung orientiert sich am Vorbild von Pal. 343, Nr. 99, so daß wir uns auch bei der Zusammenstellung einiger Te x t v a r i a n t e n auf diese mit D sprachlich und inhaltlich stark übereinstimmende Textparallele beziehen: 7/8 [thuet tringen / ringen; nach Z. 44 fehlt in D: noch ein scherz; / herz / liebster gesell, / stell / wieder her, / ich beger / nit mer / dan dich...; 60 kunst [gunst; 72 uibt stärcke [eylt, sterkht; 118 metz [meyd; 146 dis ellend fehlt Pal. Literatur: Leopold Schmidt, Ein altdt. Gesellschaftslied auf einem Wiener Bildnis von 1524, in: Jb. d. österr. Volksliedwerkes 7 (1958) S. 16-21, 2 Abb. NS: Zum dt. Schreibervers s. oben zu D 54. Das französische Motto taucht nach Hildebrandt S. 108, 185 u.ö. in Adelsstammbüchern des 17. Jhs. in Deutschland häufiger auf. Nr. 90 Dieses bisher unbekannte Tagelied gehört zu den am besten überlieferten und wertvollsten Stücken der ganzen Handschrift. Es ist in einer äußerst sorgfältigen Niederschrift zweispaltig in das Stammbuch eingetragen und wurde zweifellos aus literarisch-schriftlicher Überlieferungssphäre dorthin übernommen. Die geringen Unstimmigkeiten im Text sind offensichtlich Abschreibfehler und zweifellos nicht durch mündliche Übermittlung entstanden. Außer den in den Anmerkungen genannten geringfügigen Defekten des Textes wären noch zu erwähnen: V. 36 lies: ich roiff knecht an; der Reim in V. 206/207 wäre zu rekonstruieren als deit: leit; V. 211: der Reim erfordert lain. Reimbindung und Wortwahl (s. bes. V. 41, 56, 63, 67, 68, 192) deuten auf ndt. Herkunft des Liedes, das aber andererseits unverkennbar den Einfluß des hd. Tageliedstiles verrät: er ist vor allem in den traditionellen Tageliedstrophen mit dem Ruf des Wächters, mit dem Beisammensein der Liebenden und ihrem Abschied bei Tagesanbruch sichtbar. Was dieses ndt. Gedicht von der hd. Tagelieddichtung deutlich abhebt, sind die realistischen Teile, in denen der Wächter seine Funktionen am Beginn eines Tageslaufes auf einem großen Gutshof plastisch beschreibt. Als äußerst gelungen muten auch jene Teile des Liedes an, in denen die Frau in dramatischer Wechselrede den voreiligen Wächter auf ihre Seite bringt und er mit Verständnis und Humor (s. Str. XIX) auf ihre Wünsche einzugehen Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 258 verspricht. Die Schlußstrophe läßt erkennen, daß dieser Text nicht als sangbares Lied, sondern als zum Lesen oder Vorlesen bestimmtes Gedicht aufzufassen ist; diese Strophe stellt eine Umdichtung einer im geistlichen Lied häufigen Schlußformel dar (vgl. E.-B. 3, Nr. 2062, Str. 7; Nr. 2118, Str. 13; Nr. 2119, Str. 13). Die Strophenform dieses Textes geht auf die Schweifreimstrophe mit dem Aufbau vvk: vvk zurück, jedoch sind die Zeilen mit voller Kadenz durch den Reim aneinander gebunden, so daß kurze zweitaktige Zeilen und zwei selbständige Strophenhälften entstanden, die der Schreiber bei der Niederschrift auch optisch durch einen Einschnitt voneinander abhob. In unserer Edition verkörpert jeweils ein Halbstrophenpaar zusammengenommen die metrische Grundform des Gedichtes (V. 1-10 usw.). Anmerkungen: Z. 87 hen = mnd. henne ‘Narr’. Vgl. V. 166 ich sage dir hen / den roiffen laiß sein. s. Schiller-Lübben 2, 240-241. Z. 147-149: Die Verse sind schwierig. feste f. = firmamentum? Das würde folgenden Sinn ergeben: Langsam verzog sich durch das Firmament das, wonach der Gast Verlangen trug (nämlich die Nacht). Z. 151-152 den Hasenpfad gehen = fliehen, s. Röhrich 1, 391. Nr. 91 Der Charakter unserer Hs. als adliges Lieder- und Stammbuch wird angesichts solcher Lieder wie dem vorliegenden besonders deutlich. Der Text zeugt ähnlich wie D 11 und D 97 vom Fortleben der Musiktradition der Renaissance bis nach der Mitte des 16. Jhs. - D 91 geht in direkter Linie auf das Ldb. des Arnt von Aich (um 1510) zurück und bewahrt den Text von Nr. 13 beinahe wortwörtlich. Hier wird offensichtlich eine schriftliche Vorlage kopiert - worauf auch die mitkopierten Virgeln hindeuten -, aber wiederum nicht sklavisch, denn stellenweise weicht der Schreiber vom hd. Wortlaut ab, indem er nichtdiphthongierten Formen den Vorzug gibt (myn, uff, din, dusent etc.). In der Heidelberger Hs. Pal. 343, Nr. 23 liegt ein weiteres Zeugnis für das Weiterleben des Textes in einer Ldhs. um 1550 vor. Die A b w e i c h u n g e n in D 91 von Arnt von Aich Nr. 13 sind geringfügig: 9 mein [um; 14 smertz [schertz; 41 liebt [lebt. Nr. 92 Der produktive Schreiber, der gegen Ende der Hs. zehn wertvolle Liedtexte beigesteuert hat, besaß eine unverkennbare Vorliebe für älteres Gesellschaftsliedgut aus dem Anfang des Jhs. Auch vom Schrifttyp her zu schließen haben wir uns unter diesem Schreiber keine ganz junge Person vorzustellen. Eine Parallele zu diesem dreistrophigen Lied war bisher nicht aufzufinden. Inhaltlich handelt es sich um die mit einer Lobpreisung beginnende Werbung eines Mannes um eine Frau, auf die die Angesprochene unter der Bedingung seiner stetigen Treue (Z. 30) eingeht. Bis einschließlich Z. 20 scheint sich das unbekannte Liedmodell gut erhalten zu haben, Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 259 aber dann setzen Verderbnisse ein, die besonders Str. III stark verändert haben, wie sich an dem nur noch mangelhaften Reimband leicht erkennen läßt. Mit dem Lied Nr. 25 in Peter Schöffers Ldb. (Mainz 1513) hat dieses Unicat nur die Incipitzeile gemeinsam: On zwifel gar / gib ich mich dir für eygen / Kein dienst ich spar / mit früntlichem erzeigen... NS: Der Schreiberspruch bietet ein neuerliches Beispiel für die Abhängigkeit der Stammbuch-Spruchdichtung in D von schriftlichen Vorlagen: die Vollform des Spruches findet sich wiederum in den ‘Werldtspröken’ Bl. 17, Z. 1273-1276: Ich fru chte nicht des Manes schin, So mi wil de Su nne gnedich sin. Wol o verst ane Su nne jo moth sin, De nimpt vor gnadt des Manes schin. (Seelmann S. 44) Nr. 93 Bei diesem umfangreichsten Stück der Handschrift handelt es sich, wie schon die Überschrift erkennen läßt, nicht um ein Lied, sondern um eine Folge von 55 vierzeiligen Sprüchen. Sie dienten als Wahrsagetexte zum Würfelspiel. Jedem Spruch vorangestellt ist eine kleine Zeichnung mit den verschiedenen Augen dreier Würfel. Bei drei Würfeln sind 56 Zahlenkombinationen möglich. Die vorliegende Sammlung von Orakeltexten weist daher einen Spruch zu wenig auf. Texte dieser Art werden in der Forschung als Losbücher bezeichnet. Bei Joh. Bolte, Zur Geschichte der Losbücher, Anhang zu: Georg Wickrams Werke Bd. 4, Tübingen 1903 (BLV, 230) S. 256-350 findet sich folgende Definition: ‘Unter Losbüchern verstehen wir eine Sammlung von prosaischen oder metrischen Orakelsprüchen, aus denen der wißbegierige Frager einen zu gewinnen vermag, indem er ein nicht von seiner Berechnung abhängiges, sondern dem geheimnisvollen Walten des Zufalls unterworfenes Instrument in Bewegung setzt’ (S. 276 f.). Die zugrundeliegenden Vorstellungen sind orientalischer Herkunft. Glücksbriefhändler mit dem Glückstopf traf man noch bis zum Zweiten Weltkrieg auf Jahrmärkten. Die seit dem 14. Jh. einsetzenden deutschen Losbuchtexte können nach Bolte in drei Kategorien eingeteilt werden: 1. Losbücher, die den ernsten Anspruch erheben, gläubigen Fragern die Zukunft zu enthüllen, 2. solche, die nur ein scherzhaftes Spiel daraus machen, 3. moralisierende Abwandlungen der zweiten Art. Unser Losbuch gehört der zweiten Kategorie an, tendiert aber durch die fast in jedem Spruch vorhandene Lehre auch zur dritten Gruppe. Es ist ein Losbuch für Liebende, in Denkvorstellungen und Wortschatz dem Milieu angepaßt, dem das Liederstammbuch seine Entstehung verdankt. Es will dem Ratsuchenden nicht nur einen Blick in die Zukunft eröffnen, sondern hält auch praktische Verhaltensregeln und Ratschläge für eine sinnvolle Gestaltung des Lebens bereit. Als typologisches Vorbild, auch was die graphische Darstellung vor jedem Spruch anbetrifft, kommt das bei Marx Ayrer in Bamberg 1483 gedruckte ‘Losbüchlein für Liebende’ in Frage. Eine direkte Vorlage für die in D enthaltenen 55 Sprüche ist Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 260 bisher nicht aufgefunden worden; vgl. auch Joh. Bolte, Zur Geschichte der Punktierund Losbücher, in: Jahrb. f. hist. Vkde. 1 (Berlin 1925) S. 185-214; Sotzmann, Die Loosbücher des Mittelalters, in: Serapeum 11 (1850) S. 49-62, 65-89; 12 (1851) S. 305-316, 321-332, 337-342. Die vorliegende Niederschrift zeigt mehrere Merkmale des Tradierungsvorganges: Zerstörung der Reimverhältnisse in zahlreichen Nummern, häufige Erweiterung zum Fünfzeiler, Auslassen der Zahlenkombination 5-2-1. Nr. 94 siehe Nr. 36 Nr. 95 Ein unbekanntes Lied einer unbekannten Hand, so daß die Kommentierung entsprechend kurz ausfallen kann. Die Möglichkeit, daß der Schreiber als Verf. in Frage kommt, ist wie bei D 92 auszuschließen, da der Text Spuren eines Traditionsprozesses nicht verleugnet. Das ursprünglich hd. Lied weist eine zweiteilige Strophenform auf: Der erste Teil besteht aus zwei Langzeilen, die durch Binnenreim in zwei Kurzzeilen von unterschiedlicher Länge gegliedert sind, danach folgt jeweils ein reimloser Vers. An diesen Vierzeiler schließt sich eine siebenzeilige Strophenhälfte mit dem Schema aawbcch an. Die offensichtlichen Mängel in Str. III sind ein Indikator für die Vermitteltheit des Textes. Abkürzungen für die Anfangsbuchstaben der Geliebten sind im nachhöfischen Minnelied überaus häufig; zahlreiche Beispiele bietet die Hs. Pal. 343, z.B. Nr. 23 (P), Nr. 24 (E), Nr. 25 (P), Nr. 26 (E), Nr. 27 (W), Nr. 35 (N), Nr. 147 (A), Nr. 180 (S), Nr. 182 (R) usw. Anmerkungen und Worterklärungen: 1 sindt = sehnt; 11 moye, zu mnd. moie, moge = Kummer, s. Schiller-Lübben 3, 110; 26 weyett, zu mnd. weien, weigen = wehen; das poetische Bild, das diesen Versen zugrundeliegt, wäre etwa so zu interpretieren: Ich begehre auf Erden nichts mehr... als deine Nähe, auf die sich meine Sinne eingestellt haben. Nr. 96 Dieses Lied schlägt ausnahmsweise ernstere Töne an: Geld regiert die Welt! Lieder ähnlicher Tendenz finden sich im 1. Teil der Hs. aus der Feder Katharinas von B. und B. (vgl. z.B. D 33 und 34). Der Text ist nicht unbekannt, sondern gehört zu seinem im 16. Jh. verbreiteten Typus, der u.a. zahlreiche Kompositionen erfahren hat: z.B. durch Finck, Schöne außerlesene Lieder (1536), Nr. 42, Franck, Fasc. Quodl. I, O. di Lasso, Etliche außerleßne... Liedlein, Nr. 18, I. de Vento III, Nr. 11 usw., vgl. H. Osthoff, Die Niederländer u.d. dt. Lied (1400-1640), Tutzing 1967, S. 485. Auch in den bekanntesten Liederbüchern ist der Text vertreten: Ldb. Ambr. 1582, Nr. 124, Uhland - de Bouck Nr. 16 und 107, vgl. die Nachweise von A. Kopp Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 261 in JbdVfndSprf 26 (1900) S. 13 und 37. Die hs. Rezeption des Liedes ist vor allem in Niederdeutschland erfolgt: Benckhäuser Ldhs. 1573, Nr. 18, s.P. Alpers in NdZsfVk 1 (1923) S. 112; Mgf 753, 1575, Nr. 11, s.A. Kopp in AfdStdnSprLit 111 (1903) S. 13; Ldhs. d. Grafen Manderscheid, ca. 1575-1600, Nr. 18, s.J. Bolte in JbfVlf 3 (1932) S. 149; Quarths. 1579, Nr. 11, s. F.J. Mone in Anz. f.d. Kde. d. teutsch. Vorzeit 7 (1838) Sp. 78. Der Traditionsstand von D 96 ist im allgemeinen gut. Der Text weist keine Diphthongierung und zwei unverschobene Formen (22 idt, 23 tidt) auf. Einige L e s a r t e n aus dem Ndt. Ldb. seien mitgeteilt, soweit D stärker abweichenden Text bietet: 8 [in allen Ehren Blindt; 10 [dryff Adams kindt ist des Reims wegen vorzuziehen; 14 foiret [vindt; 15-18 hier bietet die Quarths. 1579 aus Westfalen den besseren Text: sie wher du wollest / nycht geldt, nycht gesell, / luegh, drugh, pomp, pracht / haist alle macht; 24 [Quarths. 1579: daß biederleut; Nd. Ldb.: fra me Lu dt; hier bewahrt D den Text besser; 29 [in allen dingen. Nr. 97 Der unbekannte Schreiber schließt seinen umfangreichen Beitrag zur Hs. mit einem weiteren Renaissancelied, das wir wie D 11 und D 91 in direkter Linie auf die Liederbücher aus der Zeit vor der Reformation zurückführen können. Das vorliegende Lied findet sich in den Liedersammlungen Arnt von Aich (um 1510), Nr. 24, und Oeglin (1512), Nr. 5, und ist von da in mehrere Musikhss. übernommen worden, z.B. in das Ldb. des Johannes Heer von Glarus Nr. 38 (s. die Edition von A. Geering und H. Trümpy, Basel 1967, S. 64-65, und die Nachweise S. 165). Der dreistrophige Text in D tradiert das Liedmodell noch intakt, nur einige Stellen verraten Einflüsse des Traditionsprozesses auf den Text. Einige Reime sind zerstört. Die im ndt. Sprachgebiet eingetretene Umformung hat sich auf die Veränderung relativ weniger Formen beschränkt (3 oiver, 7 gaff, 11 uptem Iße, 24 macket usw.). Lesarten (im Vergleich mit Arnt von Aich Nr. 24): 1 [Cupido hat ihm je erdacht; unsere Lesung folgt Öglin und J. Heer und ist vorzuziehen; 4 segelois [zweiflos; Heer: wißlos; 7 uf sulcher achtt [auß sichrer hab (= aus sicherem Hafen); 8 inn Venus [in liebes; 10 der [die; 12 schuwett [scheucht; Heer: schüchet; 13 der sold vleein [solt flihen der; 17 ertzeigen werdtt [verzigen sei (= Vergebung sei ihm versagt); 21 vor gaidtt [vergut (= für gut). Nr. 98 Wiederum scheint hier ein Lied in unserer Hs. auf, das in die deutsche Lieddichtung der Renaissancezeit hineinverweist (vgl. D 11, 91, 97). Die schriftliche Überlieferung dieses Liedes beginnt im Ldb. des Arnt von Aich (ca. 1510), Nr. 3, sie reicht über die ‘56 Lieder’ (o.O.u.J.), Nr. 36 zu den ‘Gassenhawerlin und Reutterliedlin’ (Frankfurt: Christian Egenolf, 1535), Nr. 30. Handschriftliche Rezeption ist spärlich Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 und beschränkt sich auf zwei Fassungen mit Melodien im St. Galler Cod. 463, Nr. 49 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 262 und 160 und einen Text in der Berl. Ldhs. Mgf 752 (1568), Nr. 37, vgl. A. Kopp in ZsfdPh 35 (1903) S. 516. Eine geistliche Kontrafaktur ist enthalten in H. Knausts ‘Gassenhawern’ (Frankfurt a. M.: Christian Egenolf, 1571), Nr. II: Nie noch nimmer / Christlich verendert / durch D.H.K. NJe noch nimmer / so ruht mir mein gmu t / mein geist der wu t... Wie in vielen anderen Fällen weist der Text in D vielfache Verderbnisse aufgrund von Hörfehlern, Mißverständnissen usw. auf. Ein Abdruck des ‘Originals’ bei A. von Aich Nr. 3 verdeutlicht am besten den weiten Weg, den der Text bis zu seinem Niederschlag in der Darfelder Ldhs. zurückgelegt hat: I. Nie noch nimmer so rut mein gmut, ich tob und wut bei dir zu sein: dahin all mein 5 gedenck ich setz, troest und ergetz mit treuen mich dar gegen dich, die weil ich leb mein treu versich. II. 10 Noch wunsch ich liebers nit auf erd, dann das mir werd dein gnad zuteil, und gluck sein heil uns darzu geb, 15 das ich erleb, dir wonen bei, stets um dich sei, damit ich werd verlanges frei. III. Nimmer kein lon ich sunst beger 20 um weges fer dein lieb nit end, ich bitt nit wend dein grus von mir, wann ich ie dir 25 bin undertan biß zweifels ân: ich wil dich fur all welt lieb han. Nr. 99 Dieses bisher nicht nachweisbare Lied gehört zu den Eintragungen Kattryns von Batenborch, einer Base von Katharina, der das Liederstammbuch gehörte; s. ferner D 49, 55, 64, 68, 102 und 106. Obwohl das Lied klare Einflüsse hd. Lautung zeigt Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 263 (vor allem durch das häufige ych), so wird es sich - wie z.B. die Reime quyt: wyt, plach: sach, godt: grott verraten - um ein ursprünglich ndt. Lied handeln, zu dem uns entsprechende Konkordanzen bisher fehlen. Nach Form und Inhalt ist diese Klage des Mädchens um den verlorenen Buhlen gut überliefert, und sie bewegt sich durch ihre Motivik (s. bes. Str. III) auch etwas außerhalb der sonst im Minnelied üblichen stereotypen Konventionen. Worterklärungen 11 = er wendet mir den Rücken zu; 15/16 sprw., s. Wander 1, 308, Nr. *10; 27/29 heyls gebaren = Erfolg, Glück beschieden. Nr. 100 Der unbekannte Hauptschreiber des 2. Teils überliefert hier eine dreistrophige Liebesklage, die ndt. Überformung eines bisher nur aus der Hs. Pal. 343, Nr. 158 bekannten hd. Textes, der mit D weitgehende Übereinstimmungen zeigt. Lesarten: 1 [Ich leyd und meyd, ist nit mein will; dieser charakteristische Unterschied zwischen beiden Fassungen durchzieht den ganzen Text von D: das jambische Versmaß ist durch Erweiterung um einen Innentakt zum Daktylus erweitert, was in der musikalischen Aufführung seine Ursache haben könnte. 8 wehe [laid; 9 [die ich bißher gesehen han; 11 [so wonigclich; 16 an [dan; 19 sorge [clag; 30 fynt [bin. Nr. 101 Eingeschrieben von der gleichen Hand wie D 13 (= Abb. 4) und D 53 (gleiches Motto DAL) von einem Mitglied der Familie von Bronckhorst und Battenburg. Das Lied ist eines der ndt. Unicate der Hs. Eine Frau bekennt darin ihre Liebe zu ihrem Auserwählten und bedauert jeden Tag, den sie nicht bei ihm verbringen kann. Der Glaube an seine Treue läßt sie auch eine längere Trennung überstehen. Eine formelhafte Erzählerstrophe beschließt diesen Text, an dessen achtzeiliger Strophenform auffällt, daß die Reimzeilen jeweils durch Waisenzeilen voneinander getrennt sind. Inhaltlich scheint lediglich in der zweiten Hälfte von Str. II etwas in Unordnung geraten zu sein, da hier die zweite Hälfte von Str. I wieder aufgenommen wird. Sprachlich stellen wiederum Formen wie ych und haertz Indikatoren für das Vordringen des Hd. in den nfr. Sprachraum dar. Die Ldhs. Manderscheid enthält als Nr. 62 den 4strophigen Text Die ich mich userkoren habe / die ist mir gantz leib und werdt, da diese Hs. jedoch verschollen ist, steht der Text zu Vergleichszwecken nicht zur Verfügung. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Worterklärungen 1 fferkoer = auserwählte; 10 zu panden = zum Pfand; 18 fferselt = zum Verb. versellen = verbinden, vereinigen, DWb. 12, 1, 1271 f.; 21 ffergyt = vergißt; 27 breasselyngh, zu Pressel, Preßlein = Band, Braseletten = Armreif, s. DWb. 7, 2104 f. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 264 Nr. 102 Lieder mit zeitgeschichtlichen Bezügen sind in unserer Hs. nicht eben häufig anzutreffen (s. D 2 aus dem ungarischen Krieg und D 73, das ‘Fräulein von Britannien’). Um so bemerkenswerter erscheint es uns, daß Kattryn von Batenborch (die sich unter den Initialen CVB am Ende verbirgt) 1553 ein historisches Ereignislied beisteuert, das sich auf den Schmalkaldischen Krieg von 1547 bezieht. Dazu liegt bisher nur folgende meist gedruckte Te x t ü b e r l i e f e r u n g vor: 1. Flugschr. Wolfenbüttel 1548, danach Liliencron 4, Nr. 563 A, Wackernagel, Kirchenlied 3, Nr. 1187. - 2. Flugschr. Wolfenbüttel 1549, danach Liliencron 4, Nr. 563 B. - 3. Flugschr. im Besitz von A. von Arnim, 3 Str. daraus im Wdh, 2, 111, vollständig bei O.L.B. Wolff, Sammlung hist. Vldr. und Gedichte, Stuttgart und Tübingen 1830, S. 606-607. - 4. Flugschr. UB Frankfurt a. M., Auct. germ. L 522.30 (o. O., 1551). - 5. Flugschr. Berl. Ye 3581 (Straßburg, Thiebolt Berger [1552]). - 6. Flugschr. Vatik. Pal. V. 1452.5 (Straßburg, Jacob Frölich, o. J.). - 7. Pal. 343, Nr. 62. - 8. Mgf 753, 1575, Nr. 24, s.A. Kopp in AfdStdnSprLit 111 (1903) S. 21. - 9. Ldhs. Manderscheid (ca. 1575-1600), Nr. 81, s.J. Bolte in JbfVlf 3 (1932) S. 151. Das Lied schließt an die Niederlage der protestantischen Seite am 24. März 1547 und an die Gefangennahme des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen an. Es geht auf den Verfasser Peter Watzdorf zurück und ist der Kurfürstin Sibylle in den Mund gelegt. Die protestantische Haltung des Liedes läßt wichtige Rückschlüsse auf die Einstellung der Schreiberin und der Besitzerin des Stammbuches zu, von denen anzunehmen ist, daß sie der neuen Glaubenslehre zuneigten. Der Wortlaut von Str. I läßt allerdings einige Zweifel aufkommen, ob die politischen Implikationen des Liedes der Schreiberin voll bewußt sind: der Gefangene ist unverkennbar als weibliches Wesen aufgefaßt! Auch sonst zeigt der Text viele Spuren mündlicher Vermittlung, die am besten durch einen Ve r g l e i c h mit 1 aufgezeigt werden können: 2 [nach dem der jetzt gefangen; 3 [dem liebsten fürsten mein; 11 [woher kompt dieses zenken; 13 [Ob er was hett verbrochen; 14 geffrachgen [gerochen; 17 [mein herz damit gerühret; 30 [uns ledig machen aller not. Worterklärungen: 18 Cor = Kurwürde; 21 pavys = Papst. NS: Das gleiche Motto abgekürzt auch bei D 42 und 65. Nr. 103 Der Schreiber dieses Liedes ist durch die Unterschrift als Ludwig Baron von Polhaim zu identifizieren. Für den Zusatz Lup weiß ich keine Erklärung. Dem Namen nach gehört der Schreiber zu dem berühmten österreichischen Adelsgeschlecht der Pohlheim. In Hohenecks ‘Historischer Beschreibung der Löbl. Herren Ständen deß Ertz-Herzogthumbs Oesterreich ob der Enß’ (2. Theil, 1732, S. 97 f.) wird tatsächlich ein ‘Ludwig II., Herr zu Polheimb und Liechteneck’ erwähnt, zugleich erfahren Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 265 wir aus dieser Quelle, daß Ludwig in jungen Jahren ‘Obrister Stallmeister’ des Herzogs Wilhelm von Jülich war und 1566 mit Kaiser Maximilian II. am Türkenfeldzug teilnahm. Sein Geburtsdatum wird mit 13. Oktober 1529 angegeben, so daß er zur Zeit der Niederschrift des Liedes i.J. 1550 erst 21 Jahre alt gewesen sein kann. Dies ist ein wichtiges Indiz dafür, daß wir uns den Kreis um die Besitzerin des Liederstammbuches teilweise als recht jung vorzustellen haben werden. Entsprechend der Herkunft des Schreibers ist der Sprachstand des Liedes rein hd. Die Überlieferung des Liedes von der Unstetigkeit der Frau ist im 16. Jh. bisher fast ausschließlich auf die gedruckte Sphäre beschränkt geblieben. Wir kennen den Text aus Flugblättern (Brednich, Liedpublizistik 2, Nr. 451), Flugschriften (LB Weimar, 14, 6:60e.53.2, Nürnberg: Kunegund Hergotin) und Liederbüchern (Gassenhawerlin und Reutterliedlin, Frankfurt 1535, Nr. 14, danach E.-B. Nr. 430; Ldb. Ambras 1582, Nr. 32). Bisher ist nur ein hs. Beleg (1 Str. mit Mel.) bekannt geworden, s. Paul Stötzner, Ein geschr. Ldb. d. 16. Jhs., in: Euphorion 2, 1895, S. 296, Nr. 22. D 103 bietet den ersten Textzeugen für eine vollständige Rezeption einer dreistrophigen Fassung. Der Text schließt sich eng an die gedruckte Überlieferung an. Z. 12 ist in der übrigen Tradition in der Lesung unsicher. Die Flugblätter und Flugschriften verzeichnen hier: sie geben kurze zil, Gassenhawerlin: sie gehn in kürtze rein (!), Ldb. Ambr. sie geben einen kurzen bescheid. Z. 19/20 sind sprw., vgl. Wander 2, 878, Röhrich 1, 447. Zur Melodiengemeinschaft mit dem Lied Ich hatte mich unterwunden und den daraus resultierenden Kontaminationen s. oben im Kommentar zu D 20. Nr. 104 Von allen Liedern der Hs. weist das 1553 von unbekannter Hand eingetragene Lied D 104 die größte Nähe zum Volksliedstil der damaligen Zeit auf, und da dieses Liedgut nur selten Eingang in gedruckte Liederbücher (Ausnahme: G. Forster Bd. 3 und 5!), Flugschriften und Hss. fand, verwundert es nicht, daß dazu Parallelen nicht nachweisbar sind. Nicht auszuschließen ist, daß der Schreiber das Lied im ‘Volksliedton’ selbst verfaßte und bei einem entsprechenden fröhlichen Anlaß dem Adelsfräulein auf Hönnepel dedizierte (s. Str. III). Abdruck des Textes bei Hübner II, S. 177. Nr. 105 An vorletzter Stelle hat sich eine unbekannte Hand mit einem Text verewigt, an dem eine zweite zeitgenössische Hand leichte Korrekturen vornimmt. Wie aus dem Titel hervorgeht, handelt es sich um eine Übersetzung des 1. Kapitels des Hohenliedes, van wort zu wort, d.h. die Vorlage mehr paraphrasierend als übersetzend. - Das Interesse an diesem rätselhaften alttestamentlichen Text ist zu allen Zeiten im Christentum wach gewesen, besonders jedoch im 12. Jh., als es zu einem wahren Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 266 Höhepunkt von Hohelied-Exegesen in verschiedenen Sprachen kam. Ohly schließt seine Übersicht über die älteren Textzeugnisse - entstanden als Vorstudie zur Untersuchung des St. Trudperter Hohenliedes - mit dem Jahre 1200 ab. ‘Die Fülle des handschriftlichen unerschlossenen Materials ist so groß, daß seine Einbeziehung über eine, die Forschungslücken sichtbar machende Erwähnung... hinaus sich verbot’ (S. 3). Zu solchen unerschlossenen hs. Materialien gehören auch die zahllosen Eindeutschungsversuche, von denen unsere Hs. ein Bruchstück bietet. Bei der Entstehung nach 1550 mag der Umstand eine Rolle gespielt haben, daß sich Luthers Hoheliedkommentar diesem Buch gegenüber stark ablehnend verhielt, so daß dieser Text wegen seines erotischen Gehaltes auch für weltliche Funktionen wieder verfügbar geworden war. Wie wäre es anders zu erklären, daß diese Hohelied-Paraphrase mitten unter schmachtenden Liebesliedern auftaucht? Die Sprache unseres Textes ist hd., doch lassen sich allenthalben nichtdiphthongierte Formen feststellen. Da diese Formen z.T. auch reimbildend waren (19/20 brun: Sonn; 57/59 frundin: syn), ist eine Entstehung in einem Gebiet anzusetzen, in dem bereits die Lautverschiebung, nicht jedoch die nhd. Diphthongierung stattgefunden hatte. Diese Voraussetzung trifft auf das Gebiet des nördlichen Niederrheins für die 2. H.d. 16. Jhs. zu. Der Text ist - mit Ausnahme der beiden letzten Gesätze - strophisch angelegt, offenbar sangbar und durch die Melodieangabe auch als Lied erkennbar. Der angegebene Ton Ich habs gewacht ist der Beginn des berühmten Huttenschen Bekenntnisliedes von 1521 (Uhland Nr. 350, Brednich, Liedpublizistik 2, Nr. 252, Abb. 50), sein Metrum paßt allerdings nicht zu der siebenzeiligen Strophe unseres Textes. Literatur: Hartmut Schmökel, Heilige Hochzeit und Hohes Lied, Wiesbaden 1956 (Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes, XXXII, 1). - Friedrich Ohly, Hohelied-Studien. Grundzüge einer Geschichte der Hoheliedauslegung des Abendlandes bis um 1200, Wiesbaden 1958 (Schriften der wiss. Ges. a.d. Joh. Wolfg.-Goethe-Universität Frankfurt a.M. Geisteswiss. Reihe, 1). Nr. 106 Kattryn von Battenburg steht mit ihrer Eintragung am Schluß der Hs., allerdings ist es zeitlich gesehen nicht ihr letzter Eintrag (Nr. 55: 1558!), woraus wie bei D 1 hervorgeht, daß der Aufeinanderfolge der Texte in der Hs. nicht unbedingt eine chronologische Reihung entspricht. Der Sinn des vorliegenden Liedes ist ebenso wie die äußere Form stark in Unordnung geraten und dadurch verdunkelt, so daß der Text eher wie eine lose Folge von Einfällen und Metaphern als ein durchdachtes Liedganzes wirkt. Es ist vielleicht notwendig, auf den persönlichen Einschlag hinzuweisen und den Text als den Versuch zur Artikulation einer Art von Bekenntnis zu verstehen: am Jahresende hält ein Mädchen Rückschau und erkennt, daß es bei Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 seinem Liebsten verspielt hat. Parallelen hierzu sind weder im Ndt. noch im Ndl. bekannt geworden (frdl. Auskunft von Fred Matter, NVA). Bei Arne Holtorf (Neu- Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 267 jahrswünsche im Liebesliede des ausgehenden Mittelalters, Göppingen 1973) wird das Lied nicht registriert. - Ihrer Vorliebe für kurze Nachschriften entsprechend (s. Nr. 15, 49, 55, 68, 99, 102) hat die Schreiberin dem Lied eine Zeile nachgestellt, die vollständiger im Ndt. Reimbüchlein (Seelmann S. 83) a.d. 16. Jh. verbucht ist: Ich wil des wol vorbeiden, vel beter is hapen den scheiden. Worterklärungen 1 soette = angenehm, lieblich; 4 geloych, zu gelove = Glaube, Vertrauen; 7 er ist nun so sehr von Sinnen; 17 versessen, zu versetten = sich widersetzen; 18-19 sprw., s. Wander 2, 869-871; Nr. 1167, 1204, 1205; Bedeutung: Ein Vorwand ist leicht gefunden. NS: verbeyden = abwarten. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 269 Literatur= und Sigelverzeichnis v.d. Aelst 1602 P. v.d. Aelst, Blumm und Außbund Allerhandt Außerlesener Weltlicher, Züchtiger Lieder und Rheymen, Deventer 1602. Neudruck hrsg. von Ernst Schulte-Strathaus, München 1912. [NB: Lied Nr. 25 der Originalausgabe ist nicht numeriert. Im Neudruck sind daher die diesem Lied folgenden Nrr. um eine Nr. erhöht]. 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Wulffen Barbara von Wulffen, Der Natureingang in Minnesang und frühem Volkslied, München 1963. ZsfdPh Zeitschrift für deutsche Phililogie Zütphener Ldhs. Hoffmann von Fallersleben, Weimarische Liederhandschrift vom Jahre 1537. In: Weimarisches Jahrbuch für deutsche Sprache, Litteratur und Kunst 1 (1854) Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 101-132. - Elizabeth Marriage-Minkoff, Unveröffentlichtes aus der Weimarer Liederhandschrift vom Jahre 1537. In: Tijdschrift voor Nederlandsche Taal- en Letterkunde 38 (1919) 81-112 [Kopie der Hs.: DVA M 33]. Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 277 Verzeichnis der Namen in der Handschrift Aldenbokum, D. v. 20 Alpen Wappenbuch I, Bl. 2 vo oben Wappenbuch II, Bl. 58 vo unten B., T.v. (= Brederode, Th. v.?) 80 Battenburg, E. v. 51 Battenburg, Tryna v. 4 Belhem, J. 87 Bentem Wappenbuch I, Bl. 5 ro oben Wappenbuch II, Bl. 59 ro unten Boeren, Elysabet van 98 Botzeler (Butzler) Wappenbuch I, Bl. 3 vo oben Wappenbuch II, Bl. 59 ro oben Bouchhorst, D. Widmung Bl. 40 vo Bourgongne Wappenbuch I, Bl. 3 ro unten Wappenbuch II, Bl. 62 ro unten Brakel, M. 79 Brederode, A. v. 69 Brederode, B.v. (Balthasar) 2 Brederode, Jenne v. 7 Brederode, M.v. Widmung Bl. 48 ro Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Bronckhorst und Battenburg, Alyt v. 1 Bronckhorst und Battenburg, Anna v. 43, 52, 62 Bronckhorst und Battenburg, Diderich v. Widmung Bl. 10 vo Bronckhorst und Battenburg, Elsbet (Elsabet) v. 12, 19, 21, 46 Bronckhorst und Battenburg, Joest v. 6 Bronckhorst und Battenburg, K. v. 13, 53, 101 Bronckhorst und Battenburg, Katharina 16, 22-40 v. (Besitzerin) Bronckhorst und Battenburg, Kattryn (Base) 15, 49, 55, 64, 68, 99, 102, 106 Bronckhorst, Battenburg und Anholt Wappenbuch II, Bl. 57 vo oben Buisfelt, R. v. Widmung Bl. 51 vo Bure Wappenbuch I, Bl. 5 ro Wappenbuch II, Bl. 62 vo unten Culenburch Wappenburg I, Bl. 2 vo unten Wappenbuch II, Bl. 58 vo unten Wappenbuch II, Bl. 61 vo unten Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 278 Densternawen, R. v. Widmung auf Vorderdeckel Duden, Chrystyna 82 Erb, Rainer zu 42 F., F.F.F. v. (?) 104 Gemmen Wappenbuch II, Bl. 58 ro oben Grastorp Wappenbuch II, Bl. 61 ro unten Grunßfeld Wappenbuch II, Bl. 57 vo unten H., A. v. 5 Hal, D. 14 Harchies Wappenbuch I, Bl. 4 ro unten Wappenbuch II, Bl. 63 ro oben Hasenkamp, L. 45 Hessen Wappenbuch I, Bl. 4 ro oben Wappenbuch II, Bl. 61 ro oben Holstein und Schauenburg, E. Graf 8, 72 s. auch Schauenburg Holt Wappenbuch II, Bl. 59 vo unten Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Holtorp, S. v. Widmung Bl. 22 ro; 48 Knypraede Wappenbuch II, Bl. 60 ro unten Lauisuile Wappenbuch I, Bl. 4 vo unten Wappenbuch II, Bl. 63 ro unten Lickervelle Wappenbuch I, Bl. 2 ro unten Wappenbuch II, Bl. 62 ro oben Mailly Wappenbuch I, Bl. 3 vo unten Wappenbuch II, Bl. 62 vo oben Meroede, M. van 57 Noyelle Wappenbuch II, Bl. 61 vo oben Ovelacker Wappenbuch II, Bl. 60 ro oben Oyppenn Wappenbuch II, Bl. 58 ro unten Polhaim, Ludwig de 103 R., I. 84, 85, 88 Raisfelt, Johein v. 74-78 Renesse Akrostichon bei Nr. 61 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 279 Rertzrurtt, Wy. v. (?) 63 Schauenburg, Joest Graf zu 3 Schöler, F. v. 54 Schoeten, Davit v. 70 Smully(n)ch, G. 71, 81 Sollenhardt Wappenbuch I, Bl. 4 vo oben Wappenbuch II, Bl. 60 vo unten Ubrecht, A. Widmung auf Vorsatzblatt Westrem, v. 44 Wyckede Wappenbuch I, Bl. 2 ro oben Wappenbuch II, Bl. 59 vo oben Wylich Wappenbuch I, Bl. 3 ro oben Wappenbuch II, Bl. 60 vo oben Ybbfendorpt, T.S. v. Widmung Bl. 49 vo Unbekannte Schreiber (in Klammern Zahl der Lieder) I (10) 50, 90-97, 100 II (7) 9, 10, 11, 47, 56, 59, 67 III (3) 17, 18, 41 IV (3) 84, 85, 88 V (2) 73, 86 VI (1) 58 VII (1) 60 VIII (1) 65 IX (1) 66 X (1) 83 XI (1) 89 XII (1) 105 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 281 Verzeichnis der Liedanfänge Lied-Nr. Ach s. auch Och Ach du heimliches leiden s. Och hither lides liden Ach huilff mich leidt und sinlich klagh: 89 tag Ach Lieff mit leidt: bescheit 28 Ain zwivel gar: vorwair 92 Al om een joncfroukens wille: gertzende 80 Alles leidt mych scheiden kreinck: gedenck 12 Aus s. auch Uis Aus hertzenn grundt: vorwundtt 91 Blaw blomen auff der heyden: gescheiden 43 Cupido hait in mir erdacht: achtt 97 Das soette nyen yar: yst 106 De wynter ys verganen: hangen 17 Dennoch s. Noechtans Der mane steidt am hoichgsten: node 78 Der morgen stern der hait sich auff gedrungen: gesungen 84 Der werlt untruwe ys mannych folt: get 45 Des mych erfrout, des moeyt woul leyd: 70 gler Du solt werdenn der Reichste under alle 93 dinen frunden: gunnen Durch dummen syn: zyn 90 Dye lyeffste den ych ut fferkoer: syn 101 Dye maeyn steyt yn dem hüchsten: nüeden 53 Ein fruntlich auchen wyncken: gedencke 48 Eitz scheiden du breinges mych swer: ein 46 Elleyndt hadt mych omffangen: verlangen 49 En allen mijn jonck leven: verheven 69 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Entlaubet s. Untlovet Es s. Het Eyn Venus dierken had ich uytherkoren: 40 erboeren Ffreys unde ffreylych wyll yck mych halden: benyden 41 Ffrou Ffeynuys wyl mych morden: gewarden 99 Fins leff moichte ich bi dir sin: min 10 Frolich so willen wyr singen: Ungern 2 Frolich und fry: daby 96 Fynes leyff, ich moss dych lassenn: strassenn 72 Geyn leyb on leydt: eydt 14 Ghen besser freudt up erden niet en is: is 33 Ghen Boeser ding up erden niet en is: list 34 Gheyn beter freudt up erden niet en is: is 35 Grois leith drege ich forborgen: was 9 Groiß lieb drage ich verborgen: war 77 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 282 Gyff trost du sartze frawe: truwe 8 Haertz lyebste zartz: hertz 7 Het viel eyns kolen douwe: frouwen 27 Ich s. auch Ych Ich arm Bruyns Medelyn ick beklagesß 23 mich seer: myn Ich armes kuitzelyn kleyne: alleyne 29 Ich byn daer tho gebaren: erkaren 88 Ich byn umb eynre frouwe wille: Jonckfrouwe 31 Ich byns verwondt yn yamers noet: roedt 15 Ich habe gesadth in minen sin: meddelin 56 Ich habe mein sache zu gott gestelt: gefelt 85 Ich had myr eyn gerdellyn gebowedt: untffraren 64 Ich hade mich underwunden: wunden 20 Ich haefs gewacht: unfersacht 81 Ich hain myn hertz in freden gestelt: außerwelt 26 Ich have so lange gestanden: vergessen 74 Ich het mir vir genumen: verdrungen 103 Ich lyde und myde, ist nith myn wille: stylle 100 Ich moiß voin hin: bien 75 Ich mueß von hin: bin 42 Ich scheiden mit leidt: eydt 6 Ich schelle myn horn in yammerdal: gelan 66 Ich weet noch eyn: gedain 39 Ich zwiech und ich moeß dencken: krencken 37 Ick rydt myck eyn maill spatzerenn: syngen 86 In s. En Jetzt s. Eitz Kein s. Ghen, Gheyn, Geyn Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Ker weder geluck mit freudenn: scheiden 62 Keyn leyb aen leyt wyrt funden: verswunden 44 Le premier jour que je te vyee: fye 87 Liefflich hait sich versellet: gefellet 38 Lyden is myn beste cleet: bereet 1 Mach ich ungefall erwerden nicht: fristh 67 Moecht ick feinneß Lieff bey dyr gesein: 63 mein Myn flies unnd myn gemoit hain ich niet 30 gespairt: gewaert Myn groys unghefall, myn sverlich bedrueff: wyllentlich 83 Myn leyff und ych wyr synt gescheden: 55 sprechgen Myn senkens synt my tortagen: dollen 18 Myn seyn haeff ych aen eym gelacht: ffermert 13 Myr ys eyn fyns bruns medelyngh: syn 16 Nach wyllen din: allein 21 Nidt besser werdt mich auff erden: gewerden 3 Noechtans wyll ich een goede moet haven: vergaen 4 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 283 Nu Er lang mir her sein mu ntlin rot: gut 105 Nu gruiß dich godt: rodt 58 Nun willen wyr alle fro lich syn in Ehren: syn 104 Nye noch nimmer roiet sych myns gemoest: syn 98 O du vil heimlichs leiden s. Och bither lides liden O Kuepedo godt al met die liefde stralen: svaren 79 Och bither lides liden: miden 59 Och buyller, du buyst eyn armer dyr: spuyl 51 Och godt, we we doet scheyden: leyden s. Ich had myr 64 eyn gerdellyn gebowedt Och gott mych dot verlangen: geffangen 102 Off ich vorgessen liden: keren 60 Ohne s. Ain Reyn Edel joffrau fyn: syn 61 Ryck Got, wie sall ich klagen: dagen 24 Saturnus kaldt: manichvald 50 Schoin Bin ich neit: doin 52 Se haidt meine hertze getraiffen: haiffen 76 Seben yar ist ein lanchge zeidt: geidt 5 Sich sindt myn hertz: smertz 95 So will ich doch einen guten Mut haben s. Noechtens wyll ich een goede moet haven s. Synge ich nyt wal Soe wuyns ych oer eyn gude nacht: sprach 71 Synge ych nyt wal das yst myr leydt: ffracht 68 Truwe ogen myn: schein 19 Uis argen wan: an 47 Ungenaid beger ich niet van hoir: mir 25 Untlovet is der walde: balde 32 Van edler arth: zartz 65 Wach uff mein hertz: wort 54 Waeckt up, waeckt up, du warde gast: licht 36 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Weck up, weck up den werden gast: gelast 94 Wie koempt dat by schoin lieff, laet mich dat weten: vergeten 37 Wye du nun wilth so will ich auch: leib 11 Ych hadt ennen gueden frundt: kaen 82 Zart schoin Jonckfrouw: schuw 22 Zu Eren wyl wyr syngen: Maxmylliane 73 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 285 Glossar und Motivverzeichnis Die Wortbelege aus den Liedtexten sind kursiv gedruckt. Zur Erleichterung der Auffindbarkeit wurden die Lemmata etwas modernisiert, z.B. sind Konsonantenhäufungen nicht berücksichtigt, nachgeschriebene Vokale wurden weggelassen. Hinweise auf den Inhalt der Lieder (Themen, Motive usw.) erscheinen in Antiqua. Häufig vorkommende Liedmotive wie Liebe, Abschied, Liebesklage, Untreue usw. wurden nicht berücksichtigt. Die fett gedruckte Zahl verweist auf die Liednummer, die zweite auf die jeweilige Zeilenzahl. Strophen sind mit römischen Zahlen bezeichnet. abend speel 39, 22 abgöttin 40, 14, 23 Abrahams Schoß 33, 58 Absage an den Minnedienst 5 ach wär ich tot 100, 5 Ade, Adieu 31, 54; 37, 11; 44, 73; 52, 24; 53, 26; 56, 5; 79, 21 adlige zucht 52, 7 adliges gemüt 25, 20, 32 affen 32, 9 affenspiel 51, 3 allerm 26, 28 amoureus 40, 10, 22 amoureuse manieren 37, 4 anetlych 4, 16 Anna, hl. 72, 19 arglist 53, 18; 78, 18 ballinck 24, 24 batten 41, 2; 56, 8 bauer 25, 29; 26, 16 begeven 7, 14; NS 16, 9; 24, 35, 63; 60, 12; 94, 87 behagen 18, 11 behalve 33, 6 beiden 56, 34 bekommen wie dem Hund das Gras 99, 15-16 beschert geluck 16, 23 besser nicht geboren 34, 33 beständig wie ein Wetterhahn 56, 21-22 blaue blume 32, 24; 43, 1 blumen, bloemken 17, 4; 37, 6, 16; 47, 35; 64, 7-8 borsteken 35, 14; 37, 12; 40, 5; 69, 27 braune augen (äuglein) 6, 37; 35, 15; 36, 37; 38, 13; 58, 17 brauns medelyn 16, 1; 23, 1; 32, 18 breasselyngh 101, 27 brennen wie eine Fackel 36, 29 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Brief schreiben 94, 81 buchstabe 21, 33 buele, bueler 23, 10; 35, 2-3; 51, 1, 21; 53, 13; 64, 29; 72, 14; 78, 13; 90, 239; 99, 5; 101, 25 buhlschaft 97, 23 Cato 83, 21 chance 82, 9 courage 40, 17; 79, 7 Cupido 79, 1; 97, 1 derven 61, 2; 69, 14; 79, 16 deutsches land 64, 32; 73, 16; 102, 23 diamant 13, 11 dienen, diener, dienst 3, 22; 5, 6, 15-16, 19, 24; 7, 22; 8, 3; 11, 3; 16, 3, 17; 18, 16; 20, 2, 5-6; 21, 9; 25, 42; 30, 17; 37, 3; 38, 18-19; 69, 31; 70, 11, 13, 21, 22; 76, 22; 89, 109; 98, 9; 103, 2 disperat 24, 30 disteln NS 83, 1, 3 dorchwont 3, 10; 46, 6; 64, 16; 80, 12; 94, 65 druck 23, 21; 61, 5; 93, 133 duck 28, 8 dune 9, 14 durchschossen 10, 14 edele art 25, 10; 44, 29; 65, 1; 89, 27; 90, 13 edele krone 74, 38 eid 9, 5; 14, 2; 54, 49; 76, 20; 77, 13 eigennutz 34, 2 elend 15, 8; 20, 20; 28, 15, 24; 47, 23; 49, 1; 52, 15; 53, 23; 57, 3; NS 95, 1; 61, 25; 62, 14; 64, 31; 67, 4; NS 72, 1; 78, 7; 89, 146, 93, 176, 186; 100, 13, 18, 39 elend bauen 60, 17 elender mensch 97, 2 elendes weib 42, 16; 75, 16 enych 8, 40; NS 8, 1; NS 10, 3; 22, 12; NS 72, 1 enzian 42, 11 erbeyt NS 4, 2 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 286 Erzählerstrophe 20, V; 26, VI; 33, XIII; 34, VIII; 35, IV; 85, V; 101, IV Esel auf dem Else 97, 11 Eule verjagt Falken 86, 27-36 falke 36, 2, 43; 86, 19-32, 46, 48; 94, 2, 114 falkenaugen 27, 27; 31, 41; 44, 23; 64, 12 falsche liebe 49, 7 falsche kleffer 32, 10 s. auch kleffer falsche zungen 3, 45, 53; 32, 13; 48, 9 falscher mund 6, 21 falsches herz 8, 34 farne hab NS 14, 1 fenster 17, 14 man findet mehr von deiner Sorte 24, 64; 80, 20 wo findet man Ihresgleichen? 39, 7 Frau Venus 18, 15; 99, 1 fräulein zart 90, 14 Fräulein von Britannien 73 fremder gast 29, 20; 70, 18 freier helt 13, 13 frischer mut 8, 49; 27, 41; 72, 15 fröhlich in ehren NS 81, 5 Frömmigkeit 96, 19, 25 gach 14, 23 garten 64, 1 geberd 22, 23; 44, 20 geberre 3, 27; 93, 179 geckheit 93, 171 gedeich 19, 26 gedult 25, 42 geistliches Lied 1; 33; 85 gelbes kraushaar 69, 28 s. auch goldenes kraushaar Geld regiert die Welt 96, II genoechelych 17, 6 gepryt 15, 23 gespeten 24, 49 gestadich, gestedich 35, 9-10; 39, 6, 12, 14, 17, 29 gewan 6, 10 gewanne 3, 15 Glück kehr dich um 43, 21 goldenes (kraus)haar 40, 9; 44, 25; 69, 28; 74, 20 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 gouch NS 16 graen 24, 10 grüner wald 32, 22 gruint 6, 20 guter mut 4, 1, 20; 64, 25; 68, 9, 11; 83, 23 harnisch 26, 11 den Hasenpfad treten 90, 152 mit der Haut bezahlen 26, 23 heide 17, 5; 29, 19; 43, 1; 47, 35; 48, 14; 71, 8; 72, 10 heimliches leiden 12, 2; 32, 7; 43, 13; 47, 10; 64, 17, 20; 102, 5 henefart 20, 39 hertz myd lyeffden verbrant 7, 11 hey wych hey (Refrain) 41; 104 historisches Lied 2; 73; 102 höchste krone 3, 26; 44, 74; 53, 21; 67, 7 höchster hort 52, 2; 89, 100; 94, 75 hof 25, 29 Hofgunst 30 Hohelied Salomonis 105 hoher mut 93, 168 honych 8, 37 den Hund hinken lassen 10, 16; 56, 14; 63, 16 wenn man den Hund aufhängen will, hat er vom Gebratenen gegessen 106, 18-19 Jagdallegorie 66 Judas 34 kalter wind 78, 5 kalverhuit 26, 26 karfunkelstein 58, 26 ein Kartäuserleben führen 51, 4 käutzlein 29, 1, 22 keer 24, 62 kelke 40, 5 klaffen, klappen 41, 13; 55, 17 klare augen 37, 9; 44, 23; 69, 27; 94, 110 kleffer, klepper 6, 15, 25; 25, 41; 32, 10; 39, 19, 25, 26; 43, 19; 46, 11; 55, 4; 57, 11; 58, 6; 68, 16 klefferzunge 74, 35 klegliche wort 90, 143 krone weiblicher güte 25, 17 kuss 20, 26 küssen 35, 17 lachender mund 35, 16; 40, 4 landsknecht 35, 20 Landsknechtsklage 26 langweilig 46, 14 Lazarus 33, X Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Leid 1, 1, 4; NS 16, 4-5 letze 32, 17; 44, 77 keine Liebe ohne Leid 14; 44 Liebe mit Leid 28 Liebe ist blind 14, 4 Liebe wie ein Taubenhaus 93, 147 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 287 lieber wär ich tot 24, 40; 75, 44; 88, 19 viel lieber wär mir der (bittere) Tod 20, 24; 94, 89 Liebesjagd 66 Liebespfeil 79, 2 s. auch Venuspfeil die Liebste macht mich alt 16, 8 liecken 24, 13 loer 80, 8 Losbüchlein 93 lose worte 49, 5 loser wan 56, 25 lover 17, 3; 29, 11 lügen und trügen 49, 9 mai 17, 2, 9-10, 15, 21 Mantel von leid 1, 2 meiden 28, 41; 32, 5; 47, 9, 29; 54, 40; 55, 15; 59, 3; 61, 17 melden 55, 4; 57, 11 merke und melde NS 11 merteller 51, 2, 26 mincken 24, 53 moie 95, 11 mond 50, 73; 53, 1; 78, 1; NS 92, 2 morgenstern 27, 28; 31, 32; 36, 6, 33; 84, 1; 94, 7, 35 zur guten Nacht gesungen 3, 55-56; 32, 15-16 nachtigall 17, 7; 31, 36; 84, 4; 90, 119 nagelkin 27, 36 Narrenkappe 5, 11-12; NS 16 narrenschild 45, 21 narrenweise 68, 19 neider 16, 19; 31, 30; 35, 24; 41, 3; NS 60; 69, 19; 70, 26 neiderzungen 35, 24; 36, 39; NS 83, 2, 4 Neujahr 91, 19; 106 nochtans 4, 1; 26, 19 onbesmet 35, 14 ongerief 80, 2 onvermeten NS 13, 4 orden 14, 6 orient 3, 12; 94, 50 orloff 23, 23; 24, 57 overlast 94, 17 ovolgan 41, 19 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 pflicht 21, 7 Planeten 50 rachen NS 14, 8 Refrain 41; 104 nach Regen kommt Sonnenschein 3, 49; 4, 8, 25 respit 33, 10 ritterlich 26, 5 robyn 13, 5; 38, 11; 44, 27; 92, 10 rote wangen 38, 12; 40, 11; 44, 26 roter mund 4, 22; 15, 3; 20, 32; 22, 33; 27, 30; 36, 37; 37, 8; 38, 11; 39, 27; 44, 15, 27; 58, 2, 24; 69, 26; 80, 10; 84, 11; 92, 8; 105, 1 ryck got 23, 10; 24, 1 die Sache soll werden gut 8, 51; 16, 16; 20, 36; 43, 14; 76, 4; 83, 24; 93, 64; NS 94, 2; 99, 30 Salomon 104, 6 schabab NS 14, 2 scheiden 29, 23; 43, 7; 44, 7; 46, lff.; 42, 11, 22, 33 scheiden bitter dan enzian 42, 11; 75, 11 schellen 5, 13; 66, 1 shimpf und sherz 46, 5; 71, 26 schneeweiße wangen 36, 36 schwerer mut 32, 8; 43, 9 schweres leiden 44, 5 segen 20, 25 senen 28, 17 senlich verlangen 11, 18 senlicher schmerz 91, 11 senliches leid 28, 29 sonne 50, 46; 53, 2; 78, 2; NS 92, 1 stedige liebe 65, 33 stedicheit NS 40 stolchen, stolcken 36, 20; 94, 22 suchten 6, 11; 12, 13; 13, 27; 15, 8; 18, 12; 47, 4; 51, 6 tabernakel 36, 27 Tagelied 17, IV-V; 27; 31; 36; 84; 90; 94 Tanzlied 104 teufel 33, 20, 50; 34, 21; 43, 20; 56, 32-33 Tonangaben 34; 35; 105 tortagen 18, 1-2 toverlaet s. zouverlas treuer dienst 30, 17 trom 26, 30 trostlicher hort 44, 19 tuchten 13, 3; 27, 32 twenkung 62, 22 übermut 93, 185 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 Undankbarkeit der Herren bei Hofe 30 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 288 ungebonden NS 99, 2 ungefall, unfall 12, 5, 8; 15, 5, 13; 26, 4; 28, 26; 36, 11; 46, 9, 16; 62, 2; 67, 1; 76, 15, 24; 83, 1; 89; 79; 93, 8, 189; 94, 96 ungemach 59, 26 unstedig 103, 10 Untreue der Welt 45 unvermeten NS 17, 1 unwert gast 51, 21, 25; 99, 14 vechten 26, 18, 29 Venus 74, 25; 79, 11; 80, 5; 99, 1 Venuspfeil 10, 14; 63, 14 Venusflammen 44, 16 Venus not 100, 4 Venusorden 97, 8 Venussohn 5, 9 Venusdierken 40, 1 verbeden 20, 37 verblyden NS 16, 5-6 verdriet 1, 3, 9, 10; 24, 2, 14; 36, 31; 79, 16 Verfasserstrophe s. Erzählerstrophe Vergänglichkeit aller Dinge 33, 5 ff. vergiffenis 33, 77 Vergißmeinnicht 64, 7 verheven 80, 17 verlorenes spiel 48, 24; 60, 9 verspieden 31, 30 versteken 24, 15 versturtzen 34, 10 vergeidt 19, 5 verswynden 8, 7; 14, 36 verwund in jammers not 15, 1; 94, 88 verwundetes herz 15, 1; 44, 14 vögel 31, 34 wächter op der moren (zinnen) 17, 27, 33; 27, 15; 31, 25; 84, 5 Wächterstrophe 17, IV; 27, II; 31, IV; 36, I; 84, II; 90, III-IV; 94, I, VI waldvögelein 17, 8; 47, 34; 49, 14; 84, 2 Wanderstrophe 27, V; 80, II wankelmut 97, 21 Wankelmütigkeit des Glücks 5, 3 wederfart 46, 8; 90, 198 weifen 12, 7 weiße hand 31, 20 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 weißer arm 35, 13 Welt ist voll Arglist 53, 18 Welt Welt sein lassen 33, 4 wencken 22, 10; 31, 52 werben 20, 13 werder gast 54, 28; 90, 135; 94, 1, 14 widermot 20, 34 Widmungsstrophe 74, IX; 104, III Wiederkommen bringt uns Freuden 71, 7 winter 32, 2 wollusticheit 39, 23 Würfelorakel 93 wunde 20, 3 zouverlas 15, 17; 23, 26 zufrieden 33, 2 zwei Hunde an einem Bein 103, 19 Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 289 Bildtafeln Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 291 Abb. 1 Titelblatt (Bl. 1 ro) Abb. 9 Lied Nr. 86, Str. IV und Kryptogramm (Bl. 97 ro) Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 292 Abb. 2 Aus dem 1. Teil des Wappenbuches (Bl. 2 vo) Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 293 Abb. 3 Lied Nr. 6 (Bl. 14 vo) Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 294 Abb. 4 Lied Nr. 13 (Bl. 22 vo) Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 295 Abb. 5 Lied Nr. 16 (Bl. 24 ro) Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 296 Abb. 6 Lied Nr. 19 (Bl. 26 vo) Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 297 Abb. 7 Lied Nr. 40, Str. II-III (Bl. 37 ro) Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 298 Abb. 8 Lied Nr. 67 (Bl. 69 vo) Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 299 Abb. 10 Anfang des Losbüchleins Nr. 93 (Bl. 102 ro) Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 300 Abb. 11 Lied Nr. 104 (Bl. 110 vo) Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 301 Abb. 12 Einband der Handschrift (Rückseite) Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565 303 Abb. 1-12: Greve & Brummel, Münster / Archiv für westfälische Volkskunde, Münster Katharina van Bronckhorst en Batenborch, Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565