Impressionen von einer Reise ins gelobte

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Impressionen von einer Reise ins gelobte
Magazin
AutomatenMarkt
Impressionen von einer Reise
ins gelobte Spielerparadies
Auf Entdeckungstour in Las Vegas: In einem persönlichen Erfahrungsbericht schildert Rolf Fritz, Automatenunternehmer aus Naumburg, anschaulich seine jüngsten
Eindrücke und Erlebnisse aus der Spielermetropole. Die
Amerikaner staunen über die deutsche Vergnügungssteuer: „You have to pay tax, when you are happy?!“
Dialog mit Vizepräsidentin
eit rund 30 Jahren habe ich
es mir zu einer Gewohnheit
gemacht, mindestens einmal
jährlich nach Las Vegas zu fliegen,
um dort die neuesten Trends
und technischen Neuheiten zu
­beobachten, sowie auch an den
­verschiedenen Automatenmessen
teilzunehmen.
Vor allem aber die Themenwelten,
deren Ausgestaltung und das dort
praktizierte Casinomarketing lassen
keine Wünsche offen. So konnte
ich schon viele Ideen von dort
mitbringen und in meine Betriebe
einfließen lassen.
An einem sonnigen Juni-Tag –
Abflug mit der Condor DE 2082
von Berlin-Tegel nach Las Vegas.
Ein Direktflug – Flugzeit knapp
11 Stunden. Aufgrund der Einführung einer Supereconomy-Klasse
(etwas mehr Beinfreiheit und rund
200 Euro Preisaufschlag) muss man
als Economy-Passagier ohne Preis-
abschlag mit gefühlten zehn Zentimetern weniger Platz auskommen.
Infolge dessen kann man als XLReisender den Klapptisch praktisch
nicht mehr herunterlassen. Nutznießer dieser Umstände ist alleine
die Airline, wir Kunden haben das
Nachsehen.
In Las Vegas angekommen, habe
ich in einem der interessantesten
Casinos am Strip, Caesars Palace,
eingecheckt. Nach einem erholsamen Bad im zimmereigenen Whirlpool machte ich mich auf den Weg,
mein neues Zuhause für die nächsten Tage zu erkunden.
Das Caesars Palace existiert seit
1966 und wurde seitdem stetig
erweitert und modernisiert. Es verfügt heute über vier Hoteltürme mit
einer monumentalen Poolanlage,
dem Garden of the Gods, eingebettet inmitten der Hoteltürme.
Der Casinobereich verfügt über
rund 2 500 Slotmachines, rund 80
Am Spielbereich angebaut befindet
sich eine exklusive Shoppingmall
mit über einen Kilometer Länge auf
bis zu drei Etagen. Ein weiteres
Highlight ist das riesige Theater für
mehrere tausend Besucher, welches
zurzeit von Künstlerlegenden wie
Celine Dion, Elton John oder Rod
Stewart bespielt wird.
Einen sehr grossen Anteil der Casinos in Las Vegas und nicht nur dort
hält die Harrah`s Entertainment
Gruppe. Zu ihr gehören unter anderem: Caesars, Ballys, Paris, Flamingo
Hilton und Imperial Palace.
Ich nutzte die Möglichkeit zu einem
Gespräch mit der Vizepräsidentin,
Frau Marie Tabet, zuständig für
Europa und den mittleren Osten.
Aus den angesetzten 30 Minuten
wurde weit mehr als eine Stunde, in
der ein reger Erfahrungsaustausch
stattfand.
Das Thema Vergnügungssteuer (frei
ins Englische übersetzt „happinestax“), welches uns in Deutschland
In der Shopping Mall wie auch im
Casino des Caesars Palace verliert
der Gast jedes Zeitgefühl.
Die Fassaden des luxuriösen Hotelcasinos, 1966 im Stil eines antiken
römischen Palastes errichtet.
Flipper-Enthusiast Tim Arnold.
In der Pinball Hall of Fame kann
man 150 Top-Geräte erleben.
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Spieltische für Roulette, Karten und
Würfel, sowie einem abgegrenzten
High-Roller-Bereich für VIP-Gäste.
Rauchen und der Genuss von alkoholischen Getränken ist im Casinobereich überall erlaubt.
AutomatenMarkt
August 2013
Spiegel der Branche
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Ein Ford Mustang Cabrio als Leihwagen. Es empfiehlt sich eine
Online-Buchung vor Reiseantritt.
OLED-Bildschirme liegen stark im
Trend. Die Abkürzung steht für
„organic light emitting diode“.
zu überfordern droht, ist in den
Vereinigten Staaten gänzlich unbekannt und wurde mit Erstaunen
kommentiert: „You have to pay tax,
when you are happy?!“
Auch unsere politisch gewollte
Überregulierung stieß auf pures
Entsetzen. Sinngemäß kam die
Casino-Managerin auf den Gedanken, man solle doch ehrlicherweise
die gewerblichen Casinos ganz verbieten und die Branche in Deutschland angemessen entschädigen.
Am nächsten Tag besuchte ich das
Flippermuseum „Pinball Hall of
Fame“ in Las Vegas. Dort stehen
etwa 150 Flipperautomaten, die
von ehrenamtlichen Enthusiasten
gepflegt und gehegt werden. Ein
komplettes Jahres-Einspielergebnis
in Höhe von 400 000 US-Dollar
wurde der Heilsarmee gespendet.
Tim, einer der ehrenamtlichen und
bienenfleißigen Direktoren – seit
1969 vor allem auf die Reparatur
von uralten Flippern und die Herstellung von Ersatzteilen spezialisiert – zeigte mir zahlreiche Schätze,
beispielsweise einen nie in Serie
produzierten Vertikalflipper von
Williams mit dem Namen „Circus“.
Natürlich fand ich auch meinen
ersten im Jahre 1981 aufgestellten
Flipperautomaten, einen Bally Evel
Tipps von Rolf Fritz für Ihre Las Vegas-Reise
• Flüge gibt es im Internet am günstigsten, jedoch wird für die USA
eine Einreisebestätigung benötigt (ESTA – zwei Jahre Gültigkeit).
• Um mobil zu sein, empfiehlt es sich einen Mietwagen anzumieten,
am besten online bei Mietwagenmarkt.de, holidaycars.de oder ähnlichen Plattformen. Ich hatte einen Ford Mustang Cabrio mit Vollkasko
und unbegrenzten Kilometern für neun Tage für 307 Euro gemietet.
• Der Umtausch von Euro in US-Dollar ist vor Ort in den Casinos meist
billiger und einfacher als in Deutschland.
• In fast allen Casinos werden kostenlose Spielerclubkarten angeboten,
deren Nutzung sinnvoll ist. Die Karten haben Bankkartenformat. Man
führt sie vor dem Spiel in den vorgesehenen Einzug ein. Es werden
Einsatz und Spielzeit gezählt, dafür werden dann Punkte aufgebucht,
die zum Beispiel mit der Hotelrechnung oder in hoteleigenen Restaurants und Shops eingelöst werden können.
• Es besteht auch die Möglichkeit sich in Casino-Zulieferbetrieben umzusehen und an ausgefallene Deko- und Werbe-Artikel mit günstigem
Preis-Leistungs-Verhältnis heranzukommen.
• Unsere Leserinnen und Leser können Rolf Fritz gerne bei Fragen und
Anregungen unter [email protected] kontaktieren.
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August 2013
Unser Autor Rolf Fritz ist ein USAKenner. In den frühen Neunzigerjahren lebte er drei Jahre in Florida.
Knievel, den ich damals für 700
D-Mark gebraucht bei der Firma
Westav in meiner Heimatstadt
Mannheim erstand.
Ticketsystem statt Bargeld
Bei meinen Streifzügen durch die
verschiedensten Las Vegas-Casinos
fielen mir technische Neuheiten
auf, insbesondere OLED (OrganicLED)-Bildschirme an verschiedenen
Slotmachines. Diese sind biegsam
und man kann hervorragend eine
Spielwalze optisch nachbilden.
Deutlich wurde auch die mittlerweile komplett abgeschlossene Abschaffung von Münzeinwurf und
Münzauszahlung. Die Münzauszahlungen werden nur noch akustisch simuliert. Das Guthaben wird
über ein Barcode-Ticket am Automaten ausgedruckt und kann an
einem beliebigen Cash-Terminal im
jeweiligen Casino jederzeit eingelöst werden.
Viele Geräte der neuesten Generation verfügen über eine brillante
3D-Technik, die keine Wünsche
offen lässt. Vereinzelt sind auch
Modelle auf dem Markt, die je nach
Spielablauf vibrieren, sich bewegen
und über ein weiteres Soundsystem
im Spielersessel verfügen. ❒
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