Anhebung der Abgastemperatur am Dieselmotor durch
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Anhebung der Abgastemperatur am Dieselmotor durch
ENT WICKLUNG V ENTILTRIEB ANHEBUNG DER ABGASTEMPERATUR AM DIESELMOTOR DURCH VARIABLEN VENTILTRIEB Für eine effektive Nutzung der Abgasnachbehandlungskomponenten muss die Abgastemperatur beim Dieselmotor aktiv gesteuert werden. Die IAV hat untersucht, welche Möglichkeiten ein variabler Ventiltrieb für das Abgastemperaturmanagement bietet. 308 AUTOREN DIPL.-ING. MATTHIAS DIEZEMANN ist Technologie-Scout Dieselmotoren bei der IAV GmbH in Berlin. DIPL.-ING. RENÉ POHLKE ist Entwicklungsingenieur Vorentwicklung Dieselmotoren bei der IAV GmbH in Berlin. DR.-ING. MAXIMILIAN BRAUER ist Teamleiter Vorentwicklung Dieselmotoren bei der IAV GmbH in Berlin. DR.-ING. CHRISTOPHER SEVERIN ist Abteilungsleiter Systementwicklung und Konzepte Brennverfahren bei der IAV GmbH in Gifhorn. 04I2013 74. Jahrgang AKTIVES ABGASTEMPERATURMANAGEMENT Die EU hat für das Jahr 2020 den Zielwert der durchschnittlichen Flottenemission auf 95 g CO2/km festgelegt. Zum Erreichen dieses ambitionierten Werts kommt dem Dieselmotor insofern eine wichtige Bedeutung zu, als dass er – insbesondere bei schweren Fahrzeugen – nach wie vor eine sehr verbrauchsgünstige Antriebsoption darstellt. Im Hinblick auf die sich weiter verschärfende Emissionsgesetzgebung ist jedoch darauf zu achten, dass die notwendige Abgasnachbehandlung mit ihren Anforderungen an das Abgastemperaturniveau nicht zu Verbrauchsnachteilen führt und die dieselmotorische Verbrennung wirkungsgradoptimal kalibriert wird. Zur aktiven Steuerung der Abgastemperatur findet im Hinblick auf die Effizienz der Temperaturerzeugung seit einiger Zeit eine rege Diskussion statt. In Serie werden derzeit die folgenden konventionellen Möglichkeiten zur Erhöhung der Abgastemperatur (T3) eingesetzt: : Spätverstellung des Verbrennungsschwerpunkts : angelagerte Nacheinspritzung (NE) zur Verlängerung der Brenndauer : Ansaugluftdrosselung zur Verringerung des Motorwirkungsgrads und zur Absenkung der Brennraumladung : Erhöhung der Motorlast durch Zuschalten elektrischer Verbraucher : Anhebung der HC- und CO-Rohemission durch späte NE nach dem Erreichen der Konvertierungstemperatur (light-off) des DieselOxidationskatalysators (DOC). Diese Maßnahmen unterscheiden sich im Hinblick auf ihre energetische Bilanz, die Kosten, die Regelbarkeit und die positiven Begleiteffekte auf das Motorbetriebsverhalten (Rohemission, Geräusch und Fahrbarkeit). Für die Verbesserung des Aufheizverhaltens werden aktuell auch Ventiltriebsvariabilitäten diskutiert [1, 2, 3, 4, 5, 6, 7]. Im Folgenden werden die thermodynami- 309 ENT WICKLUNG V ENTILTRIEB AUSWAHL DES REFERENZBETRIEBSPUNKTS 100 Für die Auswahl eines relevanten Betriebspunkts wurde das Aufheizverhalten des Abgasnachbehandlungssystems (AGN) analysiert. ❶ (oben) zeigt das Aufheizverhalten des DOC und des SCR-Katalysators am Beispiel einer ty pischen Motor-Fahrzeug-Kom- bination im FTP75-Zyklus. Es ist zu erkennen, dass der DOC nach 33 s (COKonvertierung) und der SCR-Katalysator nach 127 s anspringt (light-off, jeweils 50 % Konvertierungsrate). ① (unten) zeigt die Häufigkeitsverteilung der Betriebspunkte im Motorkennfeld über den gesamten Zyklus (linkes Diagramm) und im rechten Diagramm eine Zuordnung der emittierten CO-Roh- FTP75 0 500 1000 Zeit [s] 1500 2000 2500 100 FTP75 2,0-l-CR-Dieselmotor C-Segment-Pkw HC-Konvertierung [%] CO-light-off DOC t = 33 s 100 50 0 50 HC-light-off DOC t = 44 s 0 100 Light-off SCR t = 127 s 50 Fahrzeuggeschwindigkeit [km/h] 0 CO-Konvertierung [%] 0 NO-Konvertierung [%] Fahrzeuggeschwindigkeit [km/h] schen Mechanismen drosselfreie Absenkung der Zylinderfüllung, interne Abgasrückführung (AGR) und frühes Öffnen der Auslassventile (FAVÖ) zur T3-Anhebung untersucht. Alle Strategien sollen nach Möglichkeit verbrauchsneutral, mit einer möglichst geringen HC- und CO-Rohemission und einer Verbesserung der Verbrennungsstabilitat umgesetzt werden. 75 50 25 0 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 Zeit [s] Häufigkeitsverteilung t < 2477 s ❶ Aufheizverhalten einer typischen Motor-FahrzeugKombination im FTP75-Zyklus CO-Häufigkeitsverteilung t < 70 s 25 pmi [bar] 20 Referenzbetriebspunkt „kalter Leerlauf“ 15 10 5 0 1000 310 2000 3000 Motordrehzahl [1/min] 4000 1000 2000 3000 Motordrehzahl [1/min] 4000 MOTORDREHZAHL nM 1/min 800 INDIZIERTER MITTELDRUCK p mi bar 2,5 TÖl °C 60 T KWasser °C 35 MOTORÖLTEMPERATUR MOTORKÜHLWASSERTEMPERATUR GASTEMPERATUR IM SAUGROHR T2 °C 35 DRUCK IM SAUGROHR p2 bar 1,0 DRUCK IM ABGASKRÜMMER p3 bar 1,2 KRAFTSTOFFDRUCK IM EINSPRITZRAIL p ED bar 320 – – VH cm 3 537 HUB / BOHRUNG – mm / mm 88,3 / 88,0 VERDICHTUNGSVERHÄLTNIS ε – EINSPRITZSTRATEGIE HUBRAUM EINLASSKANÄLE – – ANZAHL VENTILE PRO ZYLINDER – – 2 VE + 1 HE + 1 NE 16 1 Tangential-/ 1 Spiralkanal 4 DOHC mit – – STEUERZEIT EINLASS ÖFFNET (2 MM HUB) EVÖ °KW n.OT 28 STEUERZEIT EINLASS SCHLIESST (2 MM HUB) EVS °KW n.OT 184 STEUERZEIT AUSLASS ÖFFNET (2 MM HUB) AVÖ °KW n.OT 535 STEUERZEIT AUSLASS SCHLIESST (2MM HUB) AVS °KW n.OT VENTILBETÄTIGUNG BEI NOCKENWELLENTRIEB Tassenstößeln 698 Bosch CRS 2.2, – – MOTORSTEUERGERÄT MSG – DÜSENLOCHANZAHL – – 7 STRAHLKEGELWINKEL – ° 153 Q Hyd – EINSPRITZSYSTEM, INJEKTORTYP DÜSENDURCHFLUSS NACH VERRUNDUNG Magnetventilinjektor IAV MPEC [9] 410 cm 3 /30 s bei 100 bar ❷ Kalibrierungswerte des Referenzbetriebspunkts und Motorkennwerte emissionen zu den durchfahrenen Kennfeldbereichen während der ersten 70 s (das heißt bis zum Erreichen einer nahezu 100-%igen CO-Konvertierung). Über diesen Zusammenhang wurde der Referenzbetriebspunkt mit den Randbedingungen in ❷ (oberer Bereich) festgelegt. Bei der Wahl der Ansauglufttemperatur T2 wurde berücksichtigt, dass die externe Hochdruck-AGR am Voll- motor während des Warmlaufs ungekühlt betrieben wird. VERSUCHSAUFBAU UND METHODIK Die Versuche wurden an einem Pkw-Einzylindermotor mit einem vollvariablen, hydraulischen Ventiltrieb vom Typ Sturman HVA-D (Hydraulic Valve Actuation – Digital) durchgeführt [7, 8]. Die weiteren Motorkenngrößen sind in ② (unten) aufgeführt. Als Führungsgröße für die Messungen wurden konstante indizierte Mitteldrücke (pmi) und diskrete Sollwerte für die Verbrennungsschwerpunktlage (VSPL) eingestellt. Diese Vorgehensweise vereinfacht den Vergleich der Indiziersignale bei unterschiedlichen Einspritz- und Ventiltriebsstrategien. Alle Messungen wurden bei NOx = 1,0 g/kWh durchgeführt, sodass etwaige Variationen der internen AGR-Rate durch Anpassungen der externen AGR-Rate ausgeglichen wurden. VERSUCHSERGEBNISSE In [7] wurde unter anderem der Einfluss der Abgastemperatur (T3) und des Abgasmassenstroms auf das Aufheizverhalten der AGN-Komponenten am Vollmotor untersucht. Basierend auf diesen Ergebnissen stellt sich T3 als Führungsgröße für das Aufheizverhalten des DOC heraus und wurde als Bezugsparameter für die folgenden Darstellungen gewählt. REFERENZBETRIEBSPUNKTE Die schwarze Kurve in ❸ zeigt als Referenz eine Variation des Verbrennungsschwerpunkts (VSPL) für eine Einspritzstrategie mit zwei Voreinspritzungen (VE) und einer Haupteinspritzung (HE). Hierfür wurden mit dem variablen Ventiltrieb die Steuerzeiten des Serienmotors bei 2 mm Ventilhub übernommen. Die blaue Kurve ist eine zweite Referenzkurve, bei der zusätzlich eine Nacheinspritzung (NE) angewendet wurde. Die Kurve beginnt mit einer nah angelagerten NE bei VSPL = 377,5 °KW. Der Variationsparameter ist die Spritzpause zwischen der HE und der NE. Die NE löst den Zielkonflikt der VSPL-Variation zwischen später VSPL und Verbrennungsstabilität zur Anhebung von T3 auf. Die Ergebnisse zeigen, dass die hier realisierte T3-Anhebung bei ungefähr 40 K liegt. Vorwärts mit weniger Emissionen KACO Dichtungssysteme: Für eine umweltfreundliche Mobilität 04I2013 74. Jahrgang Erfahren Sie mehr unter www.kaco.de 311 ENT WICKLUNG V ENTILTRIEB Allerdings steigen die HC- und CO-Emissionen im Vergleich zum Referenzpunkt bei VSPL = 377,5 °KW deutlich an (CO: + 80 %, HC: + 90 %). Zudem steigt der indizierte Kraftstoffverbrauch (ISFC) um 18 %. ABGASTEMPERATURANHEBUNG DURCH DROSSELFREIE BSENKUNG DER ZYLINDERFÜLLUNG Eine erste Möglichkeit zur T3-Anhebung besteht in der drosselfreien Absenkung des Ladungsüberschusses im Brennraum. Das Ganze geschieht mithilfe eines frühen Schließens (Miller-Verfahren, FEVS) oder späten Schließens (Atkinson-Verfahren, SEVS) der Einlassventile. ③ zeigt folgende Ergebnisse: : T3-Anhebung mit FEVS und SEVS ist möglich. : Der Zündverzug steigt, instabile, inakzeptable Verbrennung (σpmi/pmi > 8) bei kaltem Leerlauf mit FEVS und SEVS. nM = 800/min, pmi T2 = 35 °C p2 = 1,0 bar p3 = 1,2 bar TÖl = 60 °C ABGASTEMPERATURANHEBUNG DURCH INTERNE AGR Ein zweiter Mechanismus zur T3-Anhebung ist die Verwendung von interner AGR. Dabei besteht das Ziel, dem Zylinder das rückgeführte Abgas mit möglichst geringen Wärmeverlusten an externen Bauteilen (beispielsweise Ventile, Krümmer, Rohre) zuzuführen. Es stellen sich zwei Effekte mit Vorteilen für den Leerlaufbetrieb bei kaltem Motor ein, die zu geringeren HC- und CO-Rohemissionen sowie höherer T3 führen. Einerseits ist dies eine höhere Brenn- = 2,5 bar TKWasser = 35 °C pED = 320 bar 2 VE Kurve VSPL Variation Variation 377,5 °KW 377,5 °KW 0,4 0,2 20 HC [g/kWh] 40 310 385 VSPL [°KW] 0 375 365 74 72 70 120 140 160 180 T3 [°C] 200 220 Verbrennungsinstabilität σ pmi/pmi [%] AVL-Geräusch [dB(A)] Alle Punkte NOx = 1,0 g/kWh 10 0 210 VVT-Strategie Referenz Referenz FEVS SEVS 15 0 260 raumgastemperatur zum Zeitpunkt Einlassventil schließt und ein entsprechend höherer Massenmitteltemperaturverlauf, andererseits eine geringere Brennraumladung durch Absenkung der Gasdichte zum Zeitpunkt Einlassventil schließt und eine dadurch entsprechend höhere Massenmitteltemperatur nach Einsetzen der Verbrennung. Vier Strategien wurden untersucht und bezüglich ihrer Vor- und Nachteile bewertet: : Abgasrückhaltung durch frühes Schließen der Auslassventile (FAVS) : Abgasrückhaltung durch frühes Schließen der Auslassventile in Kombination mit einem angepassten Einlassventilöffnen (FAVS+SEVÖ) : zweiter Hub eines Einlassventils während der Ausschiebephase (2. Hub EV1) : zweiter Hub eines Auslassventils während der Einlassphase (2. Hub AV1). 30 0,0 20 312 Nacheinspritzung Ohne NE Var. Spritzpause NE Ohne NE Ohne NE 45 Externe AGR [%] Partikelmasse [g/kWh] 0,6 CO [g/kWh] bi [g/kWh] : Die HC- und CO-Emissionen steigen durch Absenkung der effektiven Verdichtung deutlich an. : Der Kraftstoffverbrauch steigt bei FEVS und SEVS deutlich an. : Das Verbrennungsgeräusch sinkt aufgrund der veränderten Prozessführung bei FEVS und SEVS. Bessere Stabilität mit Nacheinspritzung 20 10 0 120 140 160 180 T3 [°C] 200 220 ❸ Motorbetriebswerte bei frühem und spätem Schließen der Einlassventile ❹ zeigt die Ergebnisse der vier Strategien mit interner AGR im Vergleich zu den Referenzmessungen. Folgende Effekte sind zu erkennen: : Die Strategie FAVS zeigt eine Kraftstoffverbrauchsersparnis von 5 % bei T3 = 175 °C gegenüber der Referenz mit NE. : Die Maßnahme FAVS+SEVÖ zeigt eine Kraftstoffverbrauchsersparnis von 14 % bei T3 = 175 °C gegenüber der Referenz mit NE. : Beim Konzept 2. Hub EV1 ist die maximale Temperaturanhebung bis zum Punkt externe AGR = 0 % sehr gering [3], da das rückgeführte Abgas im Saugrohr stark auskühlt. : Die Strategie 2. Hub AV1 führt zu einer Kraftstoffverbrauchsersparnis von 18 % bei T3 = 175 °C gegenüber der Referenz mit NE. : Rußemissionen und Verbrennungsgeräusch steigen bei den Strategien 2. Hub AV1 (FSN = 1,3 / 73,4 dB(A)), FAVS (FSN = 1,8 / 73,7 dB(A)) und ANHEBUNG DER ABGASTEMPERATUR DURCH FRÜHES ÖFFNEN DER AUSLASSVENTILE Im Folgenden wird das Potenzial zur Erhöhung der Temperatur im Abgas- = 2,5 bar TKWasser = 35 °C pED = 320 bar 2 VE Kurve 0,6 FSN = 1,3 0,2 Externe AGR [%] FSN = 1,8 0,4 VVT-Strategie Referenz Referenz FAVS FAVS+ SEVÖ 2. Hub EV1 2. Hub AV1 20 20 10 Alle Punkte NOx = 1,0 g/kWh 15 0 10 0 385 -14 % -18 % +18 % 260 VSPL [°KW] 310 bi [g/kWh] Nacheinspritzung Ohne NE Var. Spritzpause NE Ohne NE Ohne NE Ohne NE Ohne NE krümmer (T3) durch frühes Öffnen der Auslassventile am Referenzbetriebspunkt untersucht. Als Randbedingung wurde ein NOx-Rohemissionsniveau von 1,0 g/kWh unter Anpassung der externen AGR-Rate eingestellt. ❻ zeigt eine Variation des frühen Öffnens der Auslassventile (FAVÖ). Der Verlust an Expansionsarbeit wurde durch eine Regelung auf pmi = 2,5 bar kompensiert. Die Messreihe wurde bis zum Erreichen der maximalen Ventilöffnungskraft durchgeführt (AVÖ = 437 °KW). Im Vergleich zur Messreihe mit NE sind die folgenden Effekte zu erkennen: : Die realisierbare T3-Anhebung liegt bei ∆T3 = 80 °C. : Die T3-Anhebung zeigt keine Nachteile bei der HC- und CO-Emission. : Der Kraftstoffverbrauch steigt über T3 linear an. : Das Verbrennungsgeräusch und die Rußemission nehmen geringfügig zu. 30 0,0 0 375 365 74 72 70 120 140 160 180 T3 [°C] 04I2013 74. Jahrgang 200 220 Verbrennungsinstabilität σ pmi/pmi [%] 210 AVL-Geräusch [dB(A)] VSPL Variation Variation 377,5 °KW 377,5 °KW 377,5 °KW 377,5 °KW 45 FSN = 2,14 HC [g/kWh] CO [g/kWh] Partikelmasse [g/kWh] nM = 800/min, pmi T2 = 35 °C p2 = 1,0 bar p3 = 1,2 bar TÖl = 60 °C FAVS+SEVÖ (FSN = 2,1 / 74,3 dB(A)) bei maximalem T3. ❺ zeigt im p-V Diagramm die Ladungswechselschleife für die Strategien mit interner AGR. Der Flächeninhalt repräsentiert die Verlustarbeit. Die folgenden Effekte sind zu erkennen: : FAVS führt zu hohen Ladungswechselverlusten durch die Restgaskompression. : FAVS+SEVÖ zeigt reduzierte Ladungswechselverluste im Vergleich zu FAVS aufgrund der vollständigen Restgasexpansion. : 2. Hub AV1 zeigt im Vergleich der drei dargestellten Strategien mit interner AGR die geringsten Ladungswechselverluste. 8 4 0 120 140 160 180 200 220 ❹ Motorbetriebswerte bei verschiedenen Strategien für interne AGR T3 [°C] 313 ENT WICKLUNG V ENTILTRIEB 100 16 80 14 12 40 20 10 Zylinderdruck [bar] η [%] 60 NE-Spritzpause FAVS FAVS + SEVÖ 2. Hub AV1 T3 = 180 °C 0 ηLW 8 NE-Spritzpause FAVS FAVS + SEVÖ 2. Hub AV1 T3 = 180 °C 6 4 2 0 100 0 200 300 400 500 600 ❺ Ladungswechselschleifen im p-V-Diagramm und Verlustteilung Zylindervolumen [cm ] 3 = 2,5 bar TKWasser = 35 °C pED = 320 bar 2 VE Kurve 0,4 FSN = 0,5 0,2 0 20 20 10 Grenze Ventilöffnungskraft HVA-D 10 0 + 30 °C 260 + 80 °C 385 VSPL [°KW] 310 375 365 74 72 70 125 150 175 200 T3 [°C] 225 250 Verbrennungsinstabilität σ pmi/pmi [%] bi [g/kWh] VVT-Strategie Referenz Referenz FAVÖ Alle Punkte NOx = 1,0 g/kWh 15 0,0 210 AVL-Geräusch [dB (A)] Nacheinspritzung Ohne NE Var. Spritzpause NE Ohne NE Die zukünftigen Fahrzyklen werden mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem flächendeckenden Einsatz von aktiver DeNOx-Abgasnachbehandlung führen. Die beschriebenen Versuche im Referenzbetriebspunkt „kalter Leerlauf“ zeigen, dass Ventiltriebsvariabilitäten eine sehr vielversprechende Heizmaßnahme für Dieselmotoren darstellen. Die Strategien zur drosselfreien Absenkung der Zylinderladung haben sich für den Leerlaufbetriebspunkt bei kalten Randbedingungen als nicht geeignet herausgestellt. Die T3-Anhebung geht hier mit einer deutlichen Verschlechterung der Verbrennungsstabilität und einem deutlichen Anstieg der HC- und CO-Emissionen einher. Die geringen Drücke und Temperaturen bei dieser Art der Motorprozessführung führen zu einer Verlängerung des Zündverzugs und zu einer deutlich schlechteren Umsetzung des Kraftstoffs. Der Vergleich der Strategien zur Nutzung von interner AGR-Rate zeigt, dass 30 0 314 VSPL Variation Variation 377,5 °KW 45 Externe AGR [%] 0,6 HC [g/kWh] CO [g/kWh] Partikelmasse [g/kWh] nM = 800/min, pmi T2 = 35 °C p2 = 1,0 bar p3 = 1,2 bar TÖl = 60 °C ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK Bessere Stabilität mit Nacheinspritzung 8 4 0 125 150 175 200 T3 [°C] 225 250 ❻ Motorbetriebswerte bei frühem Öffnen des Auslassventils (FAVÖ) ein Doppelhub auf der Einlassseite nur geringes Potenzial zur T3-Anhebung hat. Beim Vergleich der Strategien mit Auslassdoppelhub und frühem Schließen des Auslassventils hat sich bei gleichem T3 ein Kraftstoffverbrauchsvorteil von 18 % für den Auslassdoppelhub im Vergleich zur Referenz mit angelagerter NE ergeben. Der Auslassdoppelhub ermöglicht im Vergleich zur Referenz ohne NE einen T3-Zuwachs von 35 K ohne Verbrauchsnachteil. Die Analyse hat gezeigt, dass die Verkürzung des Expansionstakts mit einer T3-Anhebung von 80 °C die wirkungsvollste und für die Verbrennung neutralste Maßnahme ist. Ein besonderes Augenmerk muss dabei aber auf die Geräuschabstrahlung und das Mündungsgeräusch der Abgasleitung gelegt werden [3]. Eine schaltbare Kombination aus frühem Auslassventilöffnen und Auslassventilzweithub könnte eine zielführende Strategie für das Aufheizen des DOC und eine nachgelagerte SCR-Heizmaßnahme sein. Der benötigte Umfang der Variabilität am Vollmotor hängt letztlich von der benötigen T3-Anhebung bei der jeweiligen Motor-Fahrzeug-Anwendung ab. Für die genaue Definition der Ventiltriebsvariabilität für eine Vollmotoranwendung müssen weitere Einzylinderversuche zum Aufheizen mit höheren Lastpunkten durchgeführt werden. Anschließend lassen sich die Erkenntnisse in die Vollmotor- und Abgasnachbehand lungssimulation übertragen. Hierdurch kann eine Auslegung der erforderlichen Nockenkonturen unter Abbildung der realen Randbedingungen für den Motor (Abgasgegendruck, 1D-Effekte) und für die Abgasnachbehandlung (Umschaltzeitpunkte gemäß erreichter DOC-Konvertierungstemperatur) erfolgen. LITERATURHINWEISE [1] Becker, M. et al.: Konzentrische Verstellnockenwellen für Otto- und Dieselmotoren. 4. MTZ-Fachtagung Ladungswechsel im Verbrennungsmotor, Stuttgart, 2011 [2] Cutrona, R. et al.: Was kann die „CamInCam“Technologie beim Otto- und Dieselmotor? 4. MTZFachtagung Ladungswechsel im Verbrennungsmotor, Stuttgart, 2011 [3] Messner, A. et al.: Ventiltriebsvariabilität zur effektiveren DeNO xierung bei modernen Dieselbrennverfahren. 7. Internationales Forum Abgasund Partikel-Emissionen, 2012 [4] Peter, F. et al.: Thermodynamische Potentiale eines vollvariablen Ventiltriebs am Pkw-Dieselmotor. 10. Tagung Motorische Verbrennung, 2011 [5] Sakono, T. et al.: Mazda Skyactiv-D 2.2-l Diesel Engine. 20. Aachener Kolloquium Fahrzeug- und Motorentechnik, 2011 [6] Temp, A. et al.: Potenziale von Ventiltriebsvariabilität am Pkw-Dieselmotor. 4. MTZ-Fachtagung Ladungswechsel im Verbrennungsmotor, Stuttgart, 2011 [7] Brauer, M. et al.: Variabler Ventiltrieb – aktives Abgastemperaturmanagement am Dieselmotor. 5. MTZ-Fachtagung Ladungswechsel im Verbrennungsmotor, Stuttgart, 2012 [8] Blumenröder, K. et al.: Variable Ventiltriebe in Pkw-Dieselmotoren – Potenziale, Grenzen und Realisierungschancen. 27. Internationales Wiener Motorensymposium, 2006 [9] Rempel, A. et al.: Flexible Motorprozessregelung für neue Brennverfahren. Autoreg, 2008 DOWNLOAD DES BEITRAGS www.MTZonline.de READ THE ENGLISH E-MAGAZINE order your test issue now: [email protected] Actuating for life Reliable robustness. Dependable precision. Optimal efficiency always. Life demands it, and Sonceboz supplies it. No matter how harsh the environment, no matter how intricate the needed motion. Specify Sonceboz actuators. 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