FAZ Hochschulanzeiger - Frankfurt Business Media

Transcription

FAZ Hochschulanzeiger - Frankfurt Business Media
www.hochschulanzeiger.de
2/2016
Nr. 143
Das Karrieremagazin für kluge Köpfe
2,90 Euro
Automobile Zeitenwende
D-45958
Was sich in der Autoindustrie künftig verändern wird.
Als Forscher im Unternehmen
Welche Perspektiven F&EAbteilungen bieten.
00143
4
194595
801404
Als Ingenieur im Consulting
Wie Karriere in der Beratung
aussehen kann.
www.pwc.de/big-sail-adventures
INHALT
„Eine
sichere
Bank“
Big Sail
Adventures
K
The opportunity
of a lifetime
:
Team g &
untin
Acco olling
r
Cont
016
2
.
0
02.1 llorca
Ma
den!
mel
an
Jetzt
Törn Mallorca, 02.10.2016
Team: Accounting & Controlling
Törn Sardinien, 15.10.2016
Team: Steuern
Törn Ibiza, 06.10.2016
Team: Consulting
Törn Korsika, 19.10.2016
Team: MINT
© 2016 PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Alle Rechte vorbehalten.
„PwC“ bezeichnet in diesem Dokument die PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die eine Mitgliedsgesellschaft der PricewaterhouseCoopers
International Limited (PwCIL) ist. Jede der Mitgliedsgesellschaften der PwCIL ist eine rechtlich selbstständige Gesellschaft.
Coverillustration: Daniela Mangiuca/Thinkstock/Getty Images, Marcel Salland; Fotos: picture alliance/AP Images, Gregor Anthes, Simscale/Alex Förderer
Drei Tage, die deinen Horizont erweitern
napp 15 Jahre sind vergangen, seit
die Bologna-Reform beschlossen
wurde. Ein Einschnitt, dem sich die
Ingenieurwissenschaften damals nur zögerlich
stellten. Nicht ohne Grund liegt ihnen bis heute
das Diplom am Herzen, waren und sind die
deutschen Ingenieure doch genau für diesen
Abschluss international anerkannt. Mittlerweile
sind nun aber auch die Bachelor- und Masterabschlüsse an den Universitäten integriert – und in
den Unternehmen akzeptiert, wie eine im März
veröffentlichte Studie des Verbandes Deutscher
Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), des
Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) und der
Stiftung Mercator gezeigt hat. Dort heißt es:
Die Hochschulen „können“ Bologna. Und noch
erfreulicher ist, dass die Ingenieursausbildung
in Deutschland zukunftsfähig ist. Das ist gut so.
Denn schon heute ist der Fachkräftemangel in
den Ingenieursberufen da. Und er nimmt laut
Prognosen des Instituts der deutschen Wirtschaft
(IW) weiter zu. Für Studenten der Ingenieurwissenschaften stellen sich daher vielmehr Fragen
wie: Welches spezifische Themengebiet passt zu
mir? Wie werde ich zum Spezialisten in diesem
Bereich? Wo steige ich frühzeitig ein, um praktische Erfahrungen zu sammeln? Wer hier seine
persönlichen Antworten gefunden hat, dem steht
für einen erfolgreichen Start in den Beruf nichts
mehr im Wege.
3
Inhalt
Einstieg
Von der Uni in den Beruf: Was den Wechsel
in die Arbeitswelt erleichtert.
28 Harmonie statt Hierarchie
Kurze Wege kennzeichnen die Entwicklungsaktivitäten in mittelständischen Unternehmen. Das ist bei Absolventen beliebt.
04 In Kürze
Was ein Cyber-Security-Analyst macht;
und welche Städte Absolventen beim
Berufseinstieg bevorzugen.
06 Balanceakt mit Jobaussicht
Masterarbeit im Unternehmen: Wie man
die Erwartungen von Universität und
Unternehmen in Einklang bringt.
08 Was gegen den Praxisschock hilft
Berufsanfänger haben meist große Erwartungen. Was zu tun ist, wenn die erste Zeit
im Job anders verläuft als gedacht.
10
Von A wie Aufstiegschancen
bis Z wie Ziele
So finden Berufseinsteiger den richtigen
Arbeitgeber.
32 Der Ingenieurs-Check
Drei Praktiker erklären, welche Eigenschaften jungen Ingenieuren den Berufsstart erleichtern.
34 Macher von morgen
Konzern oder Start-up? Ingenieure müssen
sich entscheiden. Über die Vor- und Nachteile beider Karrierewege.
Fokus
Orientieren und informieren: Wie die Berufswelt von jungen Ingenieuren aussieht.
TITELTHEMA
12
Julia Hoscislawski,
Verantwortliche Redakteurin
Automobile Zeitenwende
Wie die Entwicklung von Elektroautos
gepusht wird und das autonom fahrende
Auto ins Rollen kommt.
38 In zwei Welten zu Hause
Ingenieure in der Consultingbranche? Die
Erfahrung zeigt, dass diese Kombination
durchaus erfolgversprechend ist.
42 Überall willkommen
Die Berufsaussichten für Ingenieure
sind gut. Doch wo starten? Wir haben
Berufsanfänger gefragt.
18
hochschulanzeiger.de
[email protected]
@FAZ_Hanz
fb.com/hochschulanzeiger
Der nächste Hochschulanzeiger
erscheint am 18. Oktober 2016.
An der Zukunft schrauben
Unsere Mobilität wird sich verändern.
Welche Fachkräfte dabei in der Zuliefererbranche gesucht sind.
22 Ingenieure gestalten die Welt von
morgen
Gastkommentar von Dr. Reinhard Ploss,
Vorstandsvorsitzender der Infineon
Technologies AG.
24 Die Triebfedern der Konzerne
Großunternehmen investieren viel Geld in
Forschung, denn sie ist Garant für zukünftige
Geschäfte. Was Ingenieuren dort geboten wird.
Ausstieg
Aus der Redaktion: Ankündigungen
und Empfehlungen.
46 Buchempfehlungen und App-Tipps
Die Redaktion stellt vor.
48 Jobmessen
Die besten Recruiting-Events
von Juni bis Oktober.
50 Wie wird man eigentlich
Gastronomieexperte, Herr Rach?
Von der Philosophie zum Kochlöffel. Gastronomieexperte Christian Rach im Porträt.
2/2016
EINSTIEG
IN KÜRZE
In Kürze
Ein gutes Gehalt
und die Attraktivität des Standorts
ziehen Talente an
Jobs mit Zukunft:
Cyber-Security-Analyst
Begehrte junge Talente und akademische Nachwuchskräfte sind flexibel – außer beim Gehalt,
so lautet das Ergebnis des aktuellen „Deloitte
Studentenmonitors“. Für 62 Prozent der Befragten steht bei der Unternehmenswahl das Geld
an erster Stelle. Außerdem: Für eine attraktive
Stelle würden junge Talente mehrheitlich sofort
den Wohnort wechseln. Es zieht sie vor allem in
große Städte wie Hamburg, Berlin und München. Studienausrichtung und -fach spielen bei
der Standortwahl kaum eine Rolle – lediglich
München scheint vor allem für IKT-Absolventen
interessant.
Giuseppe Spagnolo, 25, ist Informatiker und arbeitet seit
Anfang des Jahres bei der Computacenter AG & Co. oHG
als Cyber-Security-Analyst im Bereich Consulting-Services –
Secure-Information.
Was muss ich tun?
Als Cyber-Security-Analyst agiere ich im Herzen der IT unserer
Kunden. Im Security-Operation-Center identifiziere ich Schwachstellen und Angriffe. Dabei muss ich immer auf dem neuesten
Stand sein, was aktuelle Bedrohungen und Angriffsmethoden
angeht. Wurden Schwachstellen oder Angriffe festgestellt, werden
entsprechende Maßnahmen eingeleitet, um Schaden vom Unternehmen abzuwenden. Dabei hat man es oft mit aktuellen MalwareSamples zu tun, die dann entsprechend identifiziert und analysiert
werden. Als Bindeglied zwischen den einzelnen IT-Spezialisten
muss ich einen Gesamtüberblick über die IT-Infrastruktur des
Kunden behalten.
Beliebteste Städte für den Berufseinstieg
München
12 %
Düsseldorf
Dresden
Nürnberg
11 %
10 %
9%
Mehrfachnennungen waren möglich
Quelle: Deloitte Studentenmonitor, 2016
„Wie hinterlasse ich
am Ende des Bewerbungsgesprächs den
besten Eindruck?“
Mein erstes Bewerbungsgespräch lief insgesamt gut. Am Ende hieß es: „Sie hören
von uns.“ Nach drei Wochen erhielt ich
dann eine Absage. Ich war enttäuscht und
gleichzeitig froh darüber, nicht mehr im
Ungewissen zu sein. Doch was kann ich tun,
um gerade am Ende des Bewerbungsgesprächs noch einmal besonders auf mich
aufmerksam zu machen? Und wie sollte
ich mich in den Tagen nach dem Gespräch
verhalten?
Sara L., per E-Mail
In diesem „Sie hören von uns“ klingt schon eine
Schieflage an, auch wenn das Gespräch gefühlt
gut verlaufen ist. Jetzt kommt es darauf an, sich
nicht hinhalten zu lassen. Schaffen Sie mehr
Verbindlichkeit, indem Sie nachhaken: „Bis wann
genau kann ich mit Ihrem Bescheid rechnen?“
Der Umgang mit HR-Abteilungen will geübt sein.
Grundsätzlich: Es liegt in Ihrer Verantwortung, sich über den aktuellen Stand Ihrer
Unterlagen zu informieren – wann immer Sie
das für richtig halten. Denn so ein Bewerbungsgespräch ist eine Vertragsverhandlung in eigener
Sache. Es liegt am persönlichen Auftritt, ob ich
als Verhandlungspartner ernst genommen werde.
Sie sollten sich also gut vorbereiten, um bei den
Fragen nicht ins Schwitzen zu geraten.
Zur Ausgangsfrage: Die Aufmerksamkeit,
die Sie sich vom Gegenüber wünschen, bekommen Sie ganz natürlich, wenn es Ihnen gelingt,
aufmerksam, verantwortungsbewusst und wertschätzend mit sich selbst umzugehen und Ihre
Interessen tatsächlich zu vertreten. Dazu gehört,
dass Sie sich nach einem Verhandlungsgespräch –
egal, wie es gelaufen ist – belohnen. In Anlehnung
an eine Rede von Charlie Chaplin fasse ich das
Erfolgsrezept einmal so zusammen: „Der Tag, an
dem ich aufhörte, mich und meine Fehler anderen
erklären zu wollen, weil ich verstanden hatte,
dass ich wertvoll und hier und jetzt genau richtig
bin – an diesem Tag bekam ich meinen ersten Job.
Heute nenne ich das Selbstvertrauen.“
Martina Rehberg-Rechtenbach ist
Bewerbungscoach mit dem Schwerpunkt
Akademikerberatung.
Hast du auch eine Frage zum Thema Bewerbung?
Dann richte sie an den Bewerbungscoach unter
[email protected]
Fünf-Punkte-Plan
Überstunden nehmen ab,
zur erfolgreichen
Gehaltsverhandlung Work-Life-Balance nimmt zu
Warum hat der Job Zukunft?
2/2016
13 %
Leipzig
Wo kann ich arbeiten?
Giuseppe Spagnolo hat die
Bedrohungen, denen Computersysteme in Unternehmen jeden Tag ausgesetzt
sind, im Blick und wendet
möglichen Schaden ab.
18 %
Stuttgart
Als Cyber-Security-Analyst ist man in allen Branchen gefragt, die
eine IT-Infrastruktur besitzen – von der Automobilindustrie über das
Finanzwesen bis zur Telekommunikationsbranche. Weltweit werden
täglich Computersysteme angegriffen und infiziert. Hier können wir
einen wichtigen Beitrag dazu leisten, diese Gefahr abzuwenden.
Besonders reizvoll finde ich das ständige Hinzulernen und die
Möglichkeit, das eigene Wissen zu vertiefen. Für mich ist hierbei der
Austausch im Team sehr wertvoll, da jeder individuelle Stärken und
Fachwissen mitbringt. Normalerweise spezialisiert man sich im Studium auf ein Gebiet wie etwa Softwareentwicklung oder Datenbankadministration. Als Cyber-Security-Analyst muss man aber in allen
Gebieten auf dem aktuellsten Stand sein, da es in jedem Bereich
Schwachstellen geben kann, die zu einem potentiellen Angriff führen
können.
18 %
Köln
Gute Grundvoraussetzungen bringen Informatiker, Mathematiker
oder Physiker mit. Darüber hinaus sollte man sich mit dem Thema
Sicherheit intensiv beschäftigt haben, sei es mit VulnerabilityManagement, Malware-Analyse oder Penetrationstests. Ein fundiertes Programmierverständnis und Script-Sprachen helfen bei der
täglichen Arbeit.
Was mag ich an meinem Job?
22 %
Frankfurt am Main
Was muss ich können?
Auf dem Arbeitsmarkt wächst der Bedarf an Cyber-Security-Analysten ständig, und es ist kein Ende dieser Entwicklung in Sicht. Das
liegt vor allem daran, dass die Komplexität der IT-Systeme stetig
zunimmt, egal um welche Branche oder um welchen Bereich es sich
handelt – ob Cloud, Industrie 4.0, Internet der Dinge oder Mobile
Devices. IT-Security muss den Entwicklungen der neuen Standards
permanent angepasst werden und oft auch einen Schritt voraus sein.
27 %
Berlin
5
Der Bewerbungscoach
33 %
Hamburg
Foto: Computacenter, Illustration: Sylvia Wolf
4
Wer das Thema Gehalt aktiv anspricht, verdient
im Schnitt 21 Prozent mehr als der, der sich
zurückhält, so das Ergebnis des „Stepstone Gehaltsreports 2016“. Doch ein erfolgreiches Gehaltsgespräch bedarf einer guten Vorbereitung:
die Gehaltsvorstellungen einordnen
den richtigen Ansprechpartner wählen
einen passenden Zeitpunkt bestimmen
den Termin gezielt vorbereiten
auf Formulierungen achten
Quelle: Stepstone Gehaltsreport, 2016
Überstunden gehören in Deutschland zum Berufsalltag dazu, doch sie werden weniger. So arbeiteten Beschäftigte im Jahr 2015 im Durchschnitt 3,73 Stunden länger in der Woche – 2016
sind es nur noch 3,21 Stunden (-14 Prozent). Laut dem aktuellen „Arbeitszeitmonitor 2016“ des
Vergütungsanalysten Compensation Partner haben 77 Prozent aller untersuchten Arbeitsverhältnisse eine Wochenstundenbasis von 36 bis 40 Stunden. Knapp die Hälfte dieser Beschäftigten arbeitet
länger als vertraglich vereinbart. Während 39 Prozent keine Überstunden machen, bleiben rund 41
Prozent bis zu fünf Stunden länger bei der Arbeit. Für 14 Prozent sind fünf bis zehn Überstunden die
Regel.
Über die Hälfte der Arbeitnehmer bis 39 Jahre hat mehrheitlich die Möglichkeit, Überstunden
auszugleichen. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl derjenigen, die den Überstundenausgleich
in Anspruch nehmen können, leicht gestiegen. „Der Trend geht in Richtung weniger Überstunden.
Einige Unternehmen gewähren ihren Mitarbeitern mittlerweile völlige Zeitkontrolle. Es zählen
Produktivität und Ergebnisse, aber eben auch das Wohlbefinden für Beschäftigte, und das wird sich in
den kommenden Jahren immer stärker herauskristallisieren“, erklärt Tim Böger, Geschäftsführer von
Compensation Partner.
Quelle: Compensation Partner, Arbeitszeitmonitor 2016
2/2016
6
MASTERARBEIT IN UNTERNEHMEN
EINSTIEG
Balanceakt
mit Jobaussicht
Die Masterarbeit in einem Unternehmen zu schreiben bietet Chancen.
Allerdings müssen zunächst die Erwartungen von Universität und
Unternehmen in Einklang gebracht werden.
Text: Lara Sogorski
Illustration: Eva Revolver/Sepia
D
ie Masterarbeit hauptsächlich hinter
Büchern und in der Bibliothek zu
schreiben – für Wiebke Lammers war
das von Anfang an ausgeschlossen.
Das Ganze zieht sich immerhin über ein halbes
Jahr. „Für mich hat die Arbeit vor allem einen
Mehrwert, wenn man sie praxisbezogen bei einem Unternehmen schreibt“, sagt die 25-Jährige. Sie sitzt seit März an ihrer Masterthesis. Als
Partner hat sie sich dafür den Automobilzulieferer Continental in Hannover ausgesucht, bei dem
die Hamburger Studentin für Human-ResourceManagement (Personalpolitik) bereits seit September vergangenen Jahres ein mehrmonatiges
Praktikum absolviert hatte.
So entstand schließlich auch die Idee für die
Masterarbeit und das Thema. Lammers beschäftigt sich mit dem Onboarding-Prozess für Professionals in MINT-Berufen. Es geht darum, wie ein
Onboarding-Prozess gestaltet sein sollte, damit
neue Mitarbeiter schnell im Unternehmen ankommen. „In jedem Fall ist es für mich ein Gewinn, meine Arbeit bei Continental zu schreiben.
Ich habe schon viele Kontakte im Unternehmen
geknüpft und bin ziemlich gut im Bild, was den
Konzern momentan bewegt“, so die Masterstudentin. Dazu kommen gemeinsame Aktionen mit
den Mitarbeitern der Personalabteilung, wie die
Teilnahme am Hamburg-Marathon. „Dadurch
wird die Verbindung zum Unternehmen noch
enger.“ Ob sie nach Abschluss der Arbeit auch
ein Jobangebot vom Unternehmen bekommt, ist
noch nicht klar. „Ich denke aber, dass ich gute
Chancen habe.“
Viele Firmen sind gern bereit, Masterstudenten bei ihrer Abschlussarbeit zu begleiten, denn
für sie ist es oft ein unkomplizierter Weg, Betriebsfragen zu lösen. Für die Studierenden ist
es die Gelegenheit, ganz nah an Führungskräfte
und Mitarbeiter heranzukommen und sich intensiv mit einem unternehmensrelevanten Thema auseinanderzusetzen. Die Masterarbeit in
einem Unternehmen zu schreiben kann deshalb
ein wichtiger Schritt zum ersten Jobangebot sein.
„Manche Firmen weisen darauf bereits von Anfang an in der Zusammenarbeit für die Masterarbeit hin“, weiß Karrierecoach Nele von Bargen.
Eine Garantie gebe es natürlich nie. „Trotzdem
spricht alles dafür, die Abschlussthesis bei einem
Unternehmen zu schreiben, außer man weiß von
Beginn an, dass man später ausschließlich in die
Wissenschaft gehen will.“
KONZERN ODER MITTELSTÄNDLER?
Einige Stolpersteine sind allerdings bei der Dreierkonstellation Universität–Unternehmen–Student zu beachten. Das fängt bei der Auswahl des
richtigen Unternehmens an und geht über die
Themenfindung bis zur Abstimmung während
des Schreibens.
Der oftmals einfachste Weg zu einer Masterarbeit in einem Unternehmen führt über die
gängigen Jobplattformen. Denn immer häufiger
stellen Firmen hier Masterthemen wie Praktikumsstellen ein und entscheiden sich am Ende
für den Kandidaten mit der ansprechendsten
Bewerbung. Gibt man etwa bei Stepstone oder
Xing das Wort „Masterarbeit“ ein, öffnet sich
eine mehrseitige Liste mit Angeboten, unter
anderem von Firmen wie Bosch, Thyssenkrupp
oder Airbus, aber auch von verschiedenen Mittelständlern. Viele Gelegenheiten für eine Masterarbeit ergeben sich zudem aus einem Praktikum. In manchen Fällen gibt es auch feste
Partnerschaften zwischen Universität und Unternehmen, woraus die Möglichkeit für Masterarbeiten entstehen kann. In diesem Fall ist häufig der Professor erster Ansprechpartner.
Bei der Auswahl des Unternehmens spielt
unter anderem eine Rolle, ob es sich um einen
Konzern oder mittelständischen Betrieb handelt.
„Bei den Großen bestehen normalerweise feste Strukturen und Verantwortlichkeiten für die
Betreuung von Masterstudenten. Bei mittleren
und kleineren Unternehmen ist das seltener der
Fall, so dass die Studenten hier gegebenenfalls
eher auf sich gestellt sind und eigenständiger arbeiten“, sagt von Bargen. Auf der anderen Seite
kann der Berufseinstieg nach Abschluss der Arbeit bei Mittelständlern unkomplizierter sein als
bei Großunternehmen, weil Letztere meist schon
auf eine ganze Mannschaft von Fachleuten zählen, der Student damit eher entbehrlich wird.
Ganz ähnlich beobachtet es auch Irene Seling,
stellvertretende Leiterin der Abteilung Beruf-
7
liche Bildung beim Arbeitgeberverband BDA.
„Für viele kleine und mittlere Firmen sind die
Masterarbeiten Gold wert, um neue Ideen zu
bekommen. Die Studierenden werden damit für
die Betriebe zu Fachleuten für bestimmte Themen, was einen Einstieg danach wahrscheinlicher macht.“ Eine Regel für die Entscheidung
zwischen Konzern oder Mittelständler gibt es
aber nicht. Das unterstreicht auch Barbara Texter
aus dem Bereich Human Resources, Corporate
Employer-Branding und Strategic Recruiting bei
Continental. „Viele Masterstudenten sind nach
Abschluss der Arbeit schon bei uns eingestiegen,
zum Beispiel auch, indem sie sich mit ihrer Thesis
ihren eigenen Posten geschaffen haben.“ Schließlich arbeite man sich über die Zeit sehr tief in ein
Gebiet vor.
Damit steht und fällt der Erfolg auch mit der
Themenwahl. Die größte Herausforderung ist es
hier, die Interessen des Unternehmens mit dem
Anspruch der Universität unter einen Hut zu
bringen und sich am Ende auch noch selbst im
Thema wiederzufinden. Man sollte im besten Fall
nur ein Thema wählen, das man später auch im
Berufsleben verfolgen würde. Den Firmen geht
es darum, ein für sie gewinnbringendes Ergebnis mit der Arbeit auf den Tisch zu bekommen.
Für die Universität dagegen kommt es fast ausschließlich auf die methodische Umsetzung an.
„Hier herrscht zum Teil ein Interessenskonflikt.
Manche Unternehmen glauben zudem, sie könnten die Studenten während der Zeit komplett vereinnahmen“, sagt Horst Schulte, Professor an der
Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW)
in Berlin. Dabei brauche die wissenschaftliche
Anfertigung viel Zeit und Ruhe.
ZU EMPFEHLEN: ENGER AUSTAUSCH
MIT DEN VERANTWORTLICHEN
In der Regel hängt es vom Studenten ab, in diesem potentiellen Konfliktfeld einen Kompromiss für alle Seiten zu finden. Experten raten
dazu, von Anfang an auf einen intensiven Austausch mit allen Beteiligten zu achten. Daher
ist es auch nicht ungewöhnlich, wenn sich die
Themenfindung über mehrere Wochen hinzieht.
Auch während der Bearbeitungszeit sollten Studenten sich immer wieder mit ihrem Professor
und dem Betreuer von Unternehmensseite absprechen. „Mindestens drei- bis viermal sollte es
in dieser Zeit zu einer Abstimmung unter allen
Beteiligten kommen, damit keine Unstimmigkeiten entstehen und auch der Student weiß, ob
er immer noch auf dem richtigen Weg ist“, empfiehlt Schulte.
Ob es am Ende tatsächlich mit einem Einstieg beim Unternehmen klappt, hängt neben
der Prüfungsleistung auch von der Art ab, wie
sich Studierende persönlich ins Unternehmen
einbringen. „Es ist eine Frage der Persönlichkeit,
inwiefern man sich in sein Team integrieren kann
und ein Netzwerk zu wichtigen Personen im Unternehmen aufbaut“, erläutert Karriereberater
Jan Bohlken. Wenn die betreuende Firma eine
Übernahme ablehnt, bedeutet das jedoch keinen
großen Schaden. Häufig sind die Ergebnisse der
Masterarbeiten auch für andere Unternehmen in
der Branche interessant.
2/2016
8
EINSTIEG
Was gegen
den Praxisschock hilft
Berufsanfänger haben meist große Erwartungen. Doch die erste
Zeit im Job verläuft oft anders als gedacht. Wie viel Stress und Zweifel
sind normal? Und wann sollte man die Notbremse ziehen?
Text: Johanna Sagmeister und Sarah Sommer
Illustration: Eva Revolver/Sepia
A
uf den ersten Job nach dem Abschluss fiebern viele Absolventen
lange hin: Endlich zeigen, was man
kann. Endlich die vielen Ideen umsetzen und all das Wissen nutzen, das man im
Studium gesammelt hat. Endlich eine richtige
Arbeitsstelle mit eigener Verantwortung, eigenem Schreibtisch, eigenem Aufgabengebiet
– und richtigem Gehalt. Nicht mehr bloß das
nächste zeitlich begrenzte Praktikum oder der
Nebenjob. Endlich die Karriere starten. Endlich
ernst genommen werden.
Doch die Realität im ersten Job sieht oft erst
mal anders aus. Nicht immer decken sich die Erwartungen mit den Verhältnissen im Unternehmen. Mit welchen Startschwierigkeiten Einsteiger rechnen sollten – und wie sie damit umgehen
können.
ERSTE JOBERFAHRUNG
DIE ERSTEN TAGE:
Kollegen
kennenlernen
Der erste Tag im ersten richtigen Job nach der Uni
lässt keinen Berufseinsteiger kalt. Schon Wochen
vorher machen sich viele Absolventen Gedanken:
Was ziehe ich an? Wie sind die Kollegen, was erwartet der Chef von mir? Wie stelle ich mich vor?
Und: Wie schaffe ich es, mir all die neuen Namen
zu merken und mich nicht zu blamieren?
Bei der ganzen Aufregung sollte man allerdings
nicht vergessen, dass der persönliche Tag Null für
die neuen Kollegen ein Arbeitstag wie jeder andere ist. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass kein
ebenso aufgeregtes Empfangskomitee enthusiastisch auf die oder den Neuen wartet – sondern dass
die meisten Kollegen zunächst nur Zeit für einen
kurzen Handschlag oder ein freundliches Nicken
im Vorbeilaufen finden. Statt wie erhofft schnell
Eindruck bei Chef und Team zu machen, verbringen Einsteiger die ersten Tage oft erst mal mit Terminen bei der Personalabteilung und mit den ITExperten, die den Computer einrichten.
verständnisse gilt es unbedingt zu vermeiden“,
betont Lienke. „Es ist absolut normal und richtig,
gleich am Anfang gezielt das Gespräch zu suchen
und explizit zu fragen: Was erwartet ihr von mir?
Wo beginnt mein Verantwortungsbereich, wo
hört er auf? Und: Wen kann ich bei weiteren Fragen ansprechen?“, erklärt sie.
PRAXISTIPP: SCHREIB’S AUF
Um die vielen neuen Eindrücke der ersten
Wochen zu verarbeiten, hilft ein persönliches
Logbuch. „Man reflektiert den Tag und kann
danach besser abschalten“, erklärt Karriereberaterin Doris Brenner. Im Logbuch ist auch
Platz für Zweifel und Kritik. Denn auch wenn
man noch so enthusiastisch ist und voller
neuer Ideen steckt: „Die ersten Wochen im
neuen Job sind nicht der richtige Zeitpunkt,
um Kritik an Abläufen und Kollegen zu
äußern“, stellt Brenner klar. Also besser: erst
mal aufschreiben und nach ein paar Monaten
prüfen, ob die Idee wirklich so gut war.
DAS ERSTE HALBE JAHR:
PRAXISTIPP: BLEIB FREUNDLICH
Von Kollegen, die sich für die oder den Neuen
erst mal herzlich wenig interessieren oder sich
nicht mal den Namen merken, sollten Einsteiger sich nicht verunsichern lassen. „Das kann
im alltäglichen Stress schon mal passieren“,
sagt Karriereberaterin Doris Brenner. „Wichtig ist, dass man trotzdem freundlich auf die
Kollegen zugeht und sich kurz vorstellt, sobald
sich eine gute Gelegenheit ergibt.“
DIE ERSTEN WOCHEN:
Aufgabenbereich und
Arbeitsabläufe
Ernüchterung und
Routine
Das erste halbe Jahr im Job ist ein Meilenstein.
Denn auch wenn die Probezeit formal meist kürzer ist, greift der gesetzliche Kündigungsschutz
erst nach sechs Monaten. Jetzt können sich Einsteiger sicher sein, dass Vorgesetzte und Kollegen
ihnen den Job wirklich zutrauen und sich nicht
mehr fragen, ob sie die Stelle mit dem richtigen
Kandidaten besetzt haben.
Bei den Berufseinsteigern selbst stellt sich hingegen zu diesem Zeitpunkt meist Ernüchterung
ein. „Oft gibt es in dieser Phase eine gewisse diffuse
Unzufriedenheit“, sagt Psychologin Lienke. Gerade weil jetzt so langsam etwas Routine in den Arbeitsalltag kommt, stellen sich die Nachwuchskräfte
viele Fragen: Läuft das hier alles so, wie es soll? Ist
es normal, dass ich noch immer vor allem anderen
zuarbeite? Macht mir der Job eigentlich Spaß? Bin
ich überfordert? Bin ich unterfordert? Wie soll es
weitergehen? „Viele zweifeln auch ganz grundsätzlich an ihrer Berufsentscheidung, fragen sich, ob
sie an der richtigen Stelle sind.“ In einem solchen
Moment sei es wichtig, keine überstürzten Entscheidungen zu treffen. „Einige Monate sollte man
sich schon Zeit geben, um zu entscheiden, ob der
eingeschlagene Weg der richtige ist“, sagt Lienke.
Vor allem sei es wichtig, erst einmal herauszufinden,
woher genau die Unzufriedenheit kommt.
PRAXISTIPP: NIMM DICH ERNST
Die Kollegen nerven? Der Job macht nicht
jeden Tag Spaß? Manchmal wird es ganz
schön stressig? So weit, so normal. „Wenn es
aber so weit geht, dass man jeden Morgen
aufwacht und denkt: Ich will da nicht mehr
hin, dann ist das ein Warnsignal“, mahnt Psychologin Lienke. „Auch körperliche Symptome wie Schlaflosigkeit oder Magenprobleme
und ein Gefühl innerer Zerrissenheit sind
Zeichen, dass etwas wirklich im Argen liegt.“
Statt Sorgen und Zweifel in sich hineinzufressen, sollte man schnell das Gespräch suchen – zunächst mit Freunden und Familie,
dann auch mit Kollegen und Vorgesetzten.
Und sich klarmachen: Sich einmal für einen
falschen Job zu entscheiden ist kein Makel.
„Gerade der erste Job nach dem Studium ist
vor allem eine Gelegenheit, Erfahrungen zu
sammeln, sich auszuprobieren und herauszufinden, wo man beruflich hinwill“, sagt
Lienke. Dabei kann eben auch herauskommen, dass es besser ist, einen anderen Weg
einzuschlagen.
Frust droht auch, wenn Einsteiger der Übereifer packt und sie zu schnell durchstarten wollen.
Denn meist haben Berufsanfänger noch keine genaue Vorstellung davon, was eigentlich ganz konkret ihre Aufgaben sind, was Kollegen und Vorgesetzte von ihnen erwarten. „Gleichzeitig trauen
sie sich aber nicht, einfach offen danach zu fragen, weil sie sich keine Blöße geben wollen“, sagt
Ragna Lienke, Psychologin und Karriereberaterin beim Beratungsinstitut Artop an der Humboldt-Universität Berlin. Mancher Einsteiger legt
dann einfach auf gut Glück so los, wie er es für
richtig hält. Man soll ja schließlich Eigeninitiative
zeigen, oder? Aktionismus kann allerdings nach
hinten losgehen, warnt Lienke. „Wenn Anfänger
sich nicht ausreichend Zeit nehmen, ihren Aufgabenbereich, die Unternehmenskultur und die
Arbeitsabläufe kennenzulernen, ecken sie schnell
bei Kollegen an, überfordern sich oder machen
inhaltliche Fehler.“
Im schlimmsten Falle denken Einsteiger, die
sich voller Ehrgeiz in die Arbeit stürzen, dass alles prima läuft – und halten plötzlich und unerwartet die Kündigung in der Hand. „Solche Miss2/2016
9
2/2016
10
EINSTIEG
A BIS Z
Von A
wie Aufstiegschancen bis Z
wie Ziele
So finden Berufseinsteiger den
richtigen Arbeitgeber.
Text: Thomas Metschl
Aufstiegschancen Wer bei
seinem neuen Arbeitgeber
beruflich vorankommen
möchte, sollte sich im Vorfeld
darüber informieren, welchen
Stellenwert Weiterbildungsmöglichkeiten oder Schulungen im Unternehmen
haben. Außerdem ist im
Blick zu behalten, ob und
wie man mit steigender
Berufserfahrung in
der Firma weiterkommen kann.
2/2016
ehalt Branchenübliche Gehälter lassen
sich leicht online
finden. Wichtig
ist eine faire Bezahlung schon allein
für das Selbstwertgefühl. Wenn die
Vergütung stimmt, zeigen
Untersuchungen, kann der
Arbeitnehmer auch mal leichter über Dinge hinwegsehen,
die in einem Unternehmen
nicht ganz rund laufen.
ersönlichkeit Zufrieden
am Arbeitsplatz sind
diejenigen, bei denen
die persönliche Lebenssituation und die eigene
Persönlichkeit mit der Arbeitsstelle gut zusammenpassen. Nicht zu vernachlässigen
ist dabei: Auch private Faktoren
wie das persönliche Umfeld spielen
eine Rolle. Ist der Partner mit der
beruflichen Entscheidung einverstanden, und was denkt die Familie
über den geplanten Einstieg?
Ranking Wie komme ich an
Informationen, um mehr über
potentielle Arbeitgeber zu erfahren? Hier können Arbeitgeberrankings weiterhelfen.
Zumindest große Unternehmen
sind dort zu finden. Der Vorteil:
Firmen werden
nach denselben
Kriterien miteinander verglichen. Auch
Online-Plattformen
wie Kununu können
erste Informationen
liefern.
Sicherheit Wer sich für einen Arbeitgeber entscheidet,
möchte in der Regel langfristig dort arbeiten. Daher gilt
es zu prüfen, wie sicher die
neue Position ist. Gibt
es Anzeichen für
einen Stellenabbau, oder kann es
sein, dass der ausgewählte Standort
in absehbarer Zeit
geschlossen wird?
nternehmenskultur
Um sich im Arbeitsumfeld wohlzufühlen
und um gute Arbeit
leisten zu können,
sollte man frühzeitig
herausfinden, wie beispielsweise der Umgang
im Unternehmen ist und wie
die Hierarchien aufgebaut sind.
Passt die Kultur im Unternehmen zur eigenen Einstellung?
Auch die Frage, ob soziales Engagement in der Firma geschätzt
wird, kann ein Kriterium sein.
ork-Life-Balance
Viele Firmen bieten beispielsweise
eigene Fitnessstudios
oder Kitas für ihre
Mitarbeiter an. Auch
flexible Arbeitszeitmodelle gibt es immer
häufiger. Dank der Digitalisierung sind auch Homeoffice-Tage
möglich. Diese Angebote können
ebenfalls bei der Entscheidung
für einen Arbeitgeber helfen.
Ziele Karriere vor Augen? Dann
sollte man unbedingt in Erfahrung bringen, wie Ziele vereinbart
werden und wie deren Erreichung
festgestellt wird. Dabei ist es wichtig zu wissen, wie die Mitarbeiter
im Unternehmen bewertet werden. Nur so
kann man beurteilen,
ob man in der Lage
ist, die neuen Tätigkeiten erfolgreich auszuführen.
2/2016
11
12
INGENIEURE
FOKUS
TITELTHEMA
Automobile
Zeitenwende
Die Entwicklung von Elektroautos wird durch die Konkurrenz
aus Amerika gepusht. Das autonom fahrende Auto kommt
ins Rollen. Es wird Fahrer zu Nutzern und Hersteller zu Mobilitätsdienstleistern machen.
Text: Daniel Timme
2/2016
2/2016
13
14
FOKUS
tivste Stromer kommt derzeit aus dem Silicon
Valley. Mit dem Model S hat der kalifornische
Autobauer Tesla schon 2012 ein Vorzeigemodell
auf die Räder gestellt. Das Design und die Leistung sind beeindruckend: Reichweite, Qualität
und Sicherheitsmerkmale können sich sehen lassen. Damit entkräftet Tesla Vorurteile, mit denen
Elektroautos hierzulande kämpfen. Mehr noch:
Die Konnektivität des Model S ist zukunftsweisend. Es mag aktuell noch ein Nischenmodell mit
Schwächen sein. Aber Tesla-Chef und Visionär
Elon Musk hat damit gezeigt, was schon machbar
ist, wenn man denn will. Tesla will – und hat kurzerhand begonnen, ein eigenes Netz von Schnellladestationen zu bauen. Mut und Risikofreude
der Kalifornier taugen für die deutschen Hersteller zum Vorbild. Denn was 130 Jahre, nachdem
Carl Benz das erste Automobil gebaut hat, auf die
erfolgsverwöhnten deutschen Autobauer zurollt,
wird die Branche umkrempeln.
Die deutschen Hersteller fahren durchaus
auch elektrisch – aber mit angezogener Handbremse. E-Modelle anzubieten schien bisher
eher eine Pflichtübung zu sein. Halbherzig wurde
manchem Modell ein elektrischer Antriebsstrang
implantiert. Nur der i3 von BMW mit Karbonkarosserie wurde komplett als Elektrofahrzeug
konzipiert. Bislang scheuten die deutschen Autobauer diese kostspielige, aber notwendige Entwicklungsarbeit. Jahrelang wurde vor allem darauf gewartet, dass von anderer Seite Infrastruktur
oder Kaufanreize geschaffen werden. Leitanbieter? Bedingt. Leitmarkt? Nein.
Mit Carsharing flexibel durch Berlin:
Gerade in Großstädten sind heute schon
neue Mobilitätskonzepte sehr gefragt. In
Zukunft könnten auch autonom fahrende
Taxis, sogenannte Robocabs, zum Einsatz
kommen.
N
un ist sie also da, die Kaufprämie. Seit
Mai bekommen Neuwagenkäufer in
Deutschland 4.000 Euro Zuschuss,
wenn sie sich für ein Elektroauto entscheiden. Bund und Hersteller füllen den Fördertopf je zur Hälfte; Kritikern stößt die Subventi2/2016
onierung der Autobranche sauer auf. Für die
hiesige Automobilindustrie ist der Stotterstart
der Stromer kein Ruhmesblatt.
Deutschland will Leitmarkt für E-Mobilität
sein. Die deutsche Autobranche sieht sich als
Leitanbieter für Elektroautos. Doch der attrak-
GLÄNZENDE UMSATZZAHLEN
BEI DEN AUTOBAUERN
Aktuell steht die deutsche Autoindustrie glänzend da. Volkswagen war im ersten Quartal 2016
größter Autobauer der Welt, Daimler verkaufte
2015 mehr Autos denn je, BMW fuhr seinen bisher höchsten Gewinn ein, Audi vermeldete einen
Absatzrekord, und das einstige Sorgenkind Opel
nimmt wieder Kurs auf die Gewinnzone. Die
Umsatzmarke von 400 Milliarden Euro wurde
geknackt. Drei von vier in Deutschland produzierten Autos gingen 2015 ins Ausland: mehr als
4,4 Millionen. Für die deutsche Wirtschaft hat die
Autobranche überragende Bedeutung, bot 2015
fast 800.000 Menschen Arbeit.
Doch es gibt Probleme. Seit Herbst 2015
schwelt der Abgasskandal. Längst sind nicht nur
VW, Audi und Porsche betroffen, sondern auch
Mercedes und Opel. Abgesehen vom finanziellen
Schaden kostet das Reputation und Vertrauen.
Was noch Ausreizen rechtlicher Grauzonen und
was bereits Manipulation ist, dürfte in der öffentlichen Wahrnehmung letztlich zweitrangig sein.
Im Gedächtnis bleibt: Die Autobauer haben zum
Nachteil der Kunden gehandelt.
Dabei ist es nicht einmal der wabernde Dieselqualm, den Branchenexperten für die dunklen
Wolken am Horizont verantwortlich machen.
Eine aktuelle Studie bescheinigt dem Volkswagen-Konzern strukturelle Probleme, unter anderem zu wenig Gewinn pro verkauftem VW.
Dass ihr Stammmarkt Europa kaum noch wächst,
macht allen deutschen Autobauern zu schaffen.
Der starke SUV-Absatz ist an den niedrigen Öl-
Jonas von Malottki Leiter Digital User Experience, Deutschland (Stuttgart)
Hortense Denise Kirby HR Business Partner, USA (Dallas/Fort Worth)
Yu Chang Engineering Support Office, China (Peking)
Fünf Kontinente. Jede Menge Platz zur
persönlichen Entfaltung. Das sind wir.
Die besten Ideen passen bekanntlich auf einen Bierdeckel. Um sie zu verwirklichen,
braucht es schon etwas mehr Raum. Daimler bietet Ihnen hierfür die ganze Welt. Denn
bei uns haben Sie die Möglichkeit, auch international an herausfordernden Aufgaben zu
arbeiten. Zum Beispiel an der Entwicklung technischer Innovationen – und an der Ihrer
eigenen Persönlichkeit. Hier geht es für Sie weiter: www.daimler.com/karriere
Zum Markenportfolio der Daimler AG gehören Mercedes-Benz, Mercedes-AMG, Mercedes-Maybach, smart, Mercedes-me, Freightliner, Western Star, BharatBenz,
Fuso, Setra, Thomas Built Buses sowie die Mercedes-Benz Bank, Mercedes-Benz Financial Services, Daimler Truck Financial, moovel, car2go und mytaxi.
FOKUS
AUTOMOBILBRANCHE
preis gekoppelt. Und neue Märkte wie China
oder Russland sind nicht unerschöpflich. Autofachleute raten den Herstellern deshalb mehr
denn je zu Effizienz, Verschlankung und Kostendisziplin, um für das, was vor der Tür wartet, gewappnet zu sein.
ROBOTERAUTOS IN TESTPHASE
Autonom fahrende Taxis werden bis 2030 bis zu
40 Prozent des Gewinns der Automobilindustrie abschöpfen. Das prophezeit eine Studie der
Unternehmensberatung Roland Berger. Diese
„Robocabs“ mit Elektroantrieb dürften sich insbesondere in Ballungsräumen als günstige und
bequeme Alternative zum eigenen Auto etablieren, so die Autoren. Science-Fiction? Mitnichten.
Das vernetzte, elektrisch angetriebene, autonom
fahrende Fahrzeug ist die logische automobile
Antwort auf die Megatrends Urbanisierung, Digitalisierung und Konnektivität.
In Ballungszentren werden Wohn- und Verkehrsraum knapp. Ob sich ein eigenes Auto lohnt,
entscheiden gerade jüngere Städter heute leidenschaftslos. Für sie ist das Auto im kollabierenden
Stadtverkehr oft nur zweite oder dritte Wahl. Das
wachsende Umweltbewusstsein stützt diese pragmatische Sichtweise. Teilen entspricht dem Zeitgeist; flexible Mobilitätsangebote wie Carsharing
haben Zulauf.
Womöglich sind die Fernbusse Vorboten dessen, was bald kommt. Ihre Nutzer (nicht Fahrer)
werden günstig befördert, können dabei freies
W-Lan für Arbeit oder Unterhaltung nutzen. Das
bietet Flexibilität, gerade weil Zeit in der digital
beschleunigten Arbeitswelt ein knappes Gut ist.
Und das selbstfahrende Taxi böte sogar noch
mehr Kundennutzen: nämlich volle Flexibilität
mit individuellem Tür-zu-Tür-Transport. Der Weg
vom Fernbus zum Robocab ist womöglich kürzer
als gedacht.
Technisch steht den Roboterautos nichts im
Weg. Die Autobauer testen längst Prototypen.
BMW ließ schon 2011 ein Auto ohne Fahrereingriff auf der zum „digitalen Testfeld“ erklärten
Autobahn A 9 fahren. Seither haben die Ingenieure der Münchner rund 25.000 Testkilometer
hinter sich gebracht. Erfolgreiche Langstreckenfahrten vermelden auch andere Hersteller. Damit
hochautomatisierte oder gar fahrerlose Autos
über öffentliche Straßen rollen und Fahrer zu
Passagieren werden können, braucht es noch verkehrsrechtliche Änderungen; Versicherungs- und
Haftungsfragen sind zu klären. Aber auch das ist
auf dem Weg. Im April entschied das Bundeskabinett, dass künftig weit reichende Assistenzsysteme oder automatisierte Funktionen Einfluss auf
das Führen des Fahrzeugs haben dürfen.
Der Schritt vom teilautomatischen Fahren
zum Autopiloten ist klein. Parallel wird die intelligente digitale Infrastruktur entwickelt. Bosch
arbeitet am sich selbst beparkenden Parkhaus.
Sensoren, Kameras, GPS- und Lasertechnik
machen vieles möglich. Bald werden Fahrzeuge
fortwährend Daten sammeln, miteinander kommunizieren und den Verkehrsfluss selbst organisieren. Assistenzsysteme, die heute situativ greifen – Park- und Spurhalteassistenten, Stau- und
Abstandswarner –, bilden die technische Basis für
2/2016
das autonom fahrende Auto. Modelle von BMW
und Mercedes-Benz können schon heute quasi selbstständig einparken. Doch was als weitere
technische Evolution daherkommt, wird disruptiv
wirken und Bestehendes verdrängen. Das autonome Fahren gleicht einer Revolution. Natürlich für
die Fahrer, die zu Nutzern werden. Aber auch für
die Autoindustrie: Das Auto wird neu erfunden.
Autobau und IT wachsen zusammen. Für
die zukünftige Mobilität sind Datenautobahnen
ebenso wichtig wie Autobahnen, Schlaglöcher so
ärgerlich wie Funklöcher. Die deutschen Platzhirsche bekommen Nebenbuhler aus Asien und den
USA. Tesla ist erst der Anfang; auch branchenfremde Player drängen in den Markt. Zum Beispiel Apple: Die Marke sucht neue Geschäftsfelder und bringt mit ihrem eigenen Betriebssystem
einen wichtigen Baustein für die neue Mobilität
mit. Tatsächlich wirbt Apple schon Fachkräfte
aus der PS-Branche ab – und im Netz kursiert ein
Video, das das vermeintliche iCar bei Testfahrten
zeigen soll.
Google, mit gewaltiger Finanzkraft und seinem Betriebssystem Android im Rücken, ist
schon mit einem eiförmigen Roboterauto am
Start. Gemeinsam mit Ford, Volvo und den
Fahrdienstvermittlern Uber und Lyft betreibt
der Internetriese Lobbyarbeit für selbstfahrende
Autos. Dabei verfolgen die ungleichen Koalitio-
näre je eigene Geschäftsmodelle: Ford und Volvo arbeiten an selbstfahrenden Autos, Uber und
Lyft zielen auf das Geschäft mit Robocabs. Und
Google? Hat gerade den verschuldeten FiatChrysler-Konzern als Partner gewonnen. Wenn
von Google entwickelte Sensoren und Computer
in Minivans eingebaut werden, sollen beide Seiten profitieren.
Branchenübergreifende Kooperationen und
Jointventures formieren sich. Auf den neuen
Markt drängen auch Zulieferer und Kfz-Versicherer, deren Geschäftsmodelle untauglich werden
könnten. Kooperation oder Konkurrenz? Das
fragen sich auch die deutschen Autobauer. Apple
soll bei BMW und Daimler mit seinem Vorschlag
abgeblitzt sein, gemeinsam ein Elektroauto zu
entwickeln. VW hat erklärt, nicht mit Google
und Apple kooperieren zu wollen. Womöglich
schmieden Audi, BMW und Daimler punktuell
Allianzen. Ende 2015 haben sie gemeinsam den
Online-Kartendienst Here erworben.
NEUE PLAYER, NEUER MARKT
Der Umbruch birgt große Gefahren für Deutschlands Autobauer. Werden die selbstfahrenden
Fahrzeuge geteilt und damit besser ausgelastet,
könnte es in Zukunft weniger Autos geben, dürfte
also der Absatz zurückgehen. Zugleich droht der
Kontakt zu den Kunden verlorenzugehen. Denn
„Es geht um die
Neuerfindung der
Mobilität“
Johann Jungwirth, Leiter des Bereichs Digitalisierung im Volkswagen-Konzern, im Gespräch
über selbstfahrende Autos und darüber, wie die
Digitalisierung die Branche verändert.
Herr Jungwirth, auf welche gravierenden
technologischen Veränderungen steuert
die Autobranche in naher Zukunft zu?
Die Automobilbranche erlebt durch die digitale
Transformation gerade historische Zeiten. Letztlich geht es um nicht weniger als die Neuerfindung
der Mobilität. Schon in wenigen Jahren werden
selbstfahrende Fahrzeuge für den Transport von
Menschen und Waren unterwegs sein. Bis 2025
wird es in vielen Städten und Regionen der Welt
ganz alltäglich sein, sich in selbstfahrenden Autos
von A nach B transportieren zu lassen. Im ver-
gangenen Jahrhundert war der Motor das Herz
des Automobils und der Fahrer sein Gehirn. Im
21. Jahrhundert wird das vom Fahrer eingesetzte selbstfahrende System zum Herzen des Autos
– und die Mobilitätsplattform zum Buchen von
Mobilität „on demand“ wird zu seinem Gehirn.
Wie muss man sich das konkret vorstellen?
Autonome Fahrzeuge parken selbständig außerhalb der Stadt; per Knopfdruck oder auf Startbefehl via Smartphone holen sie die Menschen direkt
an der Haustür ab. Diese neue Form der Mobili-
Fotos: picture alliance/AP Images, dpa; Illustration: Marcel Salland
16
ist der Fahrer erst Nutzer, rückt das Angebot an
Bord in den Fokus: komfortable Fahrgastzelle,
schnelles Internet, attraktives Unterhaltungsprogramm. Die Marken könnten ihre Strahlkraft
verlieren; wer das Vehikel gebaut hat, könnte
zweitrangig werden. Als Analogie wird gerne
das Fluggeschäft herangezogen: Der Flugreisende kennt zwar seine Fluggesellschaft, der Hersteller des Jets spielt bei der Buchung aber eher
keine Rolle. Doch die Autobauer haben erkannt,
dass der direkte Draht zum Kunden künftig der
Schlüssel zum Erfolg ist.
UMBAU ZU MOBILITÄTSDIENSTLEISTERN
Um sich dafür zu wappnen, betreiben die deutschen Autobauer ihren Umbau zu Mobilitätsdienstleistern. Über Servicepakete, Mobilitätsgarantien oder Carsharing versuchen sie schon jetzt,
sich breiter aufzustellen, neue Bindungen zu den
Kunden zu schaffen und weitere Einnahmequellen zu erschließen. BMW und Daimler haben
bereits eigene Carsharingangebote etabliert. Bei
BMW sieht man schon jetzt die Software als wichtige Schnittstelle zum Kunden. So erklärt Franz
Cottone, Leiter Personalmanagement Entwicklungsressort der BMW-Gruppe: „Software ist aus
unserer Sicht ein Kernelement für die kundenwahrnehmbaren Eigenschaften eines Fahrzeugs,
dessen Bedeutung weiter steigen wird. Sie ist ein
entscheidender Punkt, um sich im Wettbewerb
der Automobilhersteller zu differenzieren.“
MASCHINENBAUER UND
IT-SPEZIALISTEN GESUCHT
Der Wandel schlägt sich im Personalbedarf nieder.
„Bei uns sind heute Maschinenbauer und IT-Spezialisten gleichermaßen gefragt. Informatikern, die
die Herausforderung suchen, an ganz neuen und
gleichzeitig anwendungsorientierten Entwicklungen mitzugestalten, bieten sich heute in der Automobilindustrie unglaubliche Möglichkeiten“, sagt
Franz Cottone. BMW will noch 2016 weitere 500
IT-Spezialisten einstellen. Cottone nennt einige
Einsatzgebiete: „In der Softwareentwicklung, in
allen Bereichen von Sensorik über Vernetzung,
Enter- und Infotainment bis hin zu autonomem
Fahren und den dafür wichtigen Themen wie
Machine-Learning, künstliche Intelligenz und ITSicherheit.“ Bei VW sind unter anderem die Studienrichtungen User-Experience-Design, Elektronik
oder Robotik gefragt. Für Hochschulabsolventen
eröffnet die automobile Zeitenwende also neue
Chancen bei etablierten, aber auch neu in den
Markt eintretenden Unternehmen.
Die deutschen Autobauer müssen zunächst
zweigleisig fahren: Sie betreiben ihre erfolgreichen Geschäftsmodelle so lange wie möglich
tät ist allen Menschen zugänglich – auch denjenigen, die heute nicht in der Lage sind, selbst Auto
zu fahren. Das entlastet die Infrastruktur: Die
Straßen werden weit weniger verstopft sein, und
Flächen, die bisher durch parkende Autos belegt
sind, werden frei. Außerdem werden wir dem Ziel
des unfallfreien Fahrens nahe kommen. Heute ist
menschliches Versagen für 91 Prozent der Verkehrstoten verantwortlich. Das selbstfahrende
Auto kennt keine Übermüdung, Ablenkung oder
Alkohol, keine verzögerte Reaktion oder zu geringen Abstand. Es wird die Anzahl der Verkehrsunfälle minimieren. Für die Menschen bedeutet das
zugleich mehr Komfort, höhere Lebensqualität –
und mehr Zeit. Heute ist ein Großteil der im Auto
verbrachten Zeit unproduktiv; denken Sie an Staus
und Parkplatzsuche. Selbstfahrende Fahrzeuge
werden den Menschen diese Zeit zurückschenken,
sie kann fürs Arbeiten, Spielen, Reden oder Relaxen genutzt werden.
Was bedeuten diese Veränderungen
für VW?
Das selbstfahrende, voll vernetzte Auto ist für uns
ein riesiger Markt, der bisher brach liegt. Unser
Ziel, unsere Vision ist es, den Volkswagen-Konzern
vom Automobilhersteller zum Mobilitätsanbieter
weiterzuentwickeln. Und zwar mit der Mentalität
und der Agilität des Silicon Valley. Das selbstfahrende System auf Basis künstlicher Intelligenz mit
360-Grad-Laser, Radar, Kameras und Ultraschallsensorik, Zentralrechner und Redundanzsystemen
besteht zum großen Teil aus Software. Genauso
die Mobilitätsplattform. Es braucht komplexe Algorithmen, zum Beispiel für die Umgebungserfas-
17
weiter und stellen parallel die Weichen für die
Zukunft. Sie optimieren die Verbrennungsmotoren weiter, um der aktuellen Nachfrage und sich
verschärfenden Abgasnormen gerecht zu werden.
Zugleich müssen sie mutig und kräftig in neue
Technologien investieren – obwohl schlecht absehbar ist, was sich wann durchsetzen wird. Doch
das Risiko, den Zug Richtung Zukunft zu verpassen, ist real. Deshalb hat etwa VW 20 neue Elektro- und Hybridmodelle bis 2020 angekündigt,
trotz Abgasskandal und Unwägbarkeiten.
Wenn der Wettbewerb neu gestartet wird, haben die neuen Player aus der Digitalbranche einen
Vorsprung in Sachen Software. Als Newcomer
können sie sich auf eine einzelne Technologie fokussieren, haben keine Altlasten wie überdimensionierte Fertigungsanlagen im Schlepptau. Andererseits muss beispielsweise Tesla erst beweisen,
Massenproduktion auf höchstem Niveau zu können. Das Knowhow im Autobau, das die deutschen
Hersteller über Jahrzehnte erworben haben, ihre
Technologieführerschaft und Reputation werden
nicht über Nacht entwertet. Auch die Fahrzeuge
der Zukunft wollen zur Serienreife entwickelt und
produziert werden. Das bleibt die Kernkompetenz
der deutschen Autoindustrie und diesen Wettbewerbsvorsprung gilt es zu nutzen. Das Rennen für
VW, Daimler, BMW und Co. ist eröffnet, der Ausgang offener denn je.
sung, die Objekterkennung, die Situationsanalyse,
die Fahrtenplanung, die lernende HD-Straßenkarte oder auf künstlicher Intelligenz basierende
Entscheidungslogiken. Das bedeutet, dass wir uns
zum Teil zu einem Software- und Servicekonzern
weiterentwickeln, um diesen Wandel zu bewältigen
und um somit neue Geschäftschancen und Umsatzpotentiale zu erschließen.
Auch die Wettbewerber bringen
sich in Position; teilweise kooperieren
Hersteller mit IT-Unternehmen. Wie
stellt sich VW auf?
Um Hardware, Software und Services bestmöglich zu integrieren, werden wir bis Ende des
Jahres drei „Volkswagen Group Future Center“
gründen – in Potsdam, Kalifornien und in Peking.
Dort sollen unsere Designer und Digitalisierungsexperten gemeinsam das Auto der Zukunft entwickeln. Diese enge Verschmelzung von Digitalisierung und Design, bei der Interieur, Exterieur und
User-Experience-Design für Produkte und Services konzipiert und umgesetzt werden, ist wegweisend für die Automobilindustrie. Unser großer
Wettbewerbsvorteil ist, dass wir die Hardware
bereits perfekt beherrschen, also Produktdesign,
Entwicklung und Bau. Da unsere Zukunft davon
abhängt, werden wir die Software- und Serviceentwicklung genauso professionell und fokussiert
angehen. Ich bin der Überzeugung, dass wir bis
2025 zum führenden Mobilitätsanbieter avancieren werden. Dafür treffen wir jetzt wichtige und
richtungsweisende Entscheidungen.
Das Interview führte Daniel Timme.
2/2016
18
FOKUS
19
An der
Zukunft
schrauben
Unsere Mobilität wird sich in Zukunft verändern: erstens
durch emissionsarme Antriebe und zweitens durch die
stärkere Vernetzung von Fahrzeugen. Fachkräfte, die
diese Megatrends vorantreiben, sind in der Zuliefererbranche gesucht.
Text: Leila Haidar
2/2016
2/2016
FOKUS
ZULIEFERERBRANCHE
2/2016
„Gut Ausgebildete werden vor allem
als Tüftler
und Entwickler gefragt
sein.“
höchste Anstieg seit 2010. Der deutsche Anteil
stieg um deutliche 18,8 Prozent auf 175 Milliarden
Euro. Die gute Entwicklung ist unter anderem auf
Übernahmen zurückzuführen. So konnte sich ZF
Friedrichshafen durch die Akquise von TRW von
Platz elf 2014 auf Rang sechs im vergangenen Jahr
verbessern (Umsatz 2015: 27,4 Milliarden Euro).
Und Branchenprimus Bosch konnte sich die Poleposition nicht zuletzt aufgrund der abgeschlossenen Übernahmen von ZF Lenksysteme und dem
Batterie-Start-up Seeo sichern.
UMSATZ STEIGT WEITER AN
„Jedes Jahr die gleichen Unkenrufe zu den Zukunftsaussichten, und jedes Jahr fällt die Bilanz
dennoch weitaus positiver aus, als die Prognosen es hatten erwarten lassen“, sagt Tobias Keil
von Berylls. Die großen Drei, Bosch, Conti und
ZF, hatten jüngst über Umsatzeinbußen geklagt.
Grund war die schwächelnde Wirtschaft in Asien,
allen voran in China, einem wichtigen Handels-
partner der Deutschen. Dennoch scheint es der
Branche aber gutzugehen, die Experten von Berylls gehen von Umsatzzuwächsen zwischen fünf
und zehn Prozent aus. Firmenübernahmen sorgen parallel dafür, dass sich der Markt weiter bereinigt; die Kleinen werden von den Großen geschluckt. „Gut möglich, dass im nächsten Jahr die
Top 100 erstmals mehr Umsatz generieren als die
restlichen 3.000 Zulieferer zusammen“, so Keil.
Bosch hat unterdessen Continental als weltgrößten Zulieferer der Autoindustrie abgelöst: Mit
einem Umsatz von 41,7 Milliarden Euro im Jahr
2015 liegt das Unternehmen vor der Konkurrenz
aus Hannover (2015: 39,2 Milliarden Euro). Insgesamt sind laut Berylls 17 deutsche Unternehmen unter den 100 größten Automobilzulieferern
vertreten. Die Unternehmensberatung hat die
Rangliste für die Studie „Global Top Automotive
Suppliers 2015“ bereits zum fünften Mal erstellt.
WANDEL DURCH DIGITALISIERUNG
Während die Branchenriesen wirtschaftliche Veränderungen gut wegstecken, können die kleinen
und mittelständischen Unternehmen mit Digitalisierung und Internationalisierung – den Megatrends der Branche – nicht mithalten, so eine Studie des Instituts für Automobilwirtschaft an der
Hochschule Nürtingen-Geislingen. Mehr als die
Hälfte der kleinen und mittelständischen Firmen
leite derzeit keine umstrukturierenden Maßnahmen ein oder sei eher zögerlich. Bis zu ein Drittel
der Unternehmen mit weniger als 500 Millionen
Euro Umsatz werde daher die nächsten acht Jahre nicht überstehen, prognostiziert die Studie.
Firmen, die verschwinden, würden dabei aber
eher aufgekauft, als dass sie in die Insolvenz gingen. Denn viele „Hidden Champions“ seien auf
ihrem Gebiet technologische Weltmarktführer
und stellten ein Produkt her, auf das die großen
Autobauer nicht verzichten könnten. Außerdem
seien kleinere Unternehmen wichtige Lieferanten für Innovationen, wie sie bei den Automobilisten dringend benötigt würden.
Karrieretechnisch gesehen bieten sich für Absolventen trotz aller Veränderungen – oder gerade deswegen – gute Chancen. Zwar werden, wie
in allen Industriezweigen, einfachere Arbeiten
wegfallen oder ins Ausland verlagert. Gut Ausgebildete werden vor allem als Tüftler und Entwickler gefragt sein. „Dabei spielt es kaum eine Rolle,
welchen der sehr unterschiedlichen Studiengänge
ein Student abgeschlossen hat“, sagt Rotter, solange Naturwissenschaften, IT oder Elektronik
darin vorkommen.
Für den Einstieg sind Praktika von Vorteil. Erste
Berufserfahrung in Unternehmen habe laut Rotter
einen gewissen „Screening-Effekt“, weil zukünftige Arbeitgeber auf ein junges Potential aufmerksam werden. Wer zusätzlich noch eine Promotion
mitbringt, kann auf die überdurchschnittlich hohen Gehälter in diesem Sektor noch weitere fünf
bis zehn Prozent draufrechnen. Rotter gibt denjenigen, die sich für den Automobilbereich interessieren, noch einen Tipp: „Es kommt nicht nur auf
den Einstieg an. Der ist bloß die erste Hürde. Es
geht eher darum, wissenstechnisch immer auf dem
neusten Stand zu bleiben, um den Langstreckenlauf in der Automobilbranche zu schaffen.“
Deutsche Zulieferer unter den Top 100 weltweit
Die deutschen Automobilzulieferer nehmen unter den Top 100 insgesamt 17 Positionen ein.
In Mio. EURO
#
Unternehmen
Umsatz 2015
Umsatz 2014
Δ
Hauptprodukte
1
2
6
18
22
31
36
39
55
62
66
83
86
89
92
95
99
Bosch
Continental
ZF Friedrichshafen
MAHLE
Schaeffler
ThyssenKrupp (CT)
Brose
Hella KG Hueck
Eberspächer
Dräxlmaier
Leoni
Webasto
Mann + Hummel
KSPG
Knorr-Bremse
Infineon
Aunde
41.700
39.232
27.434
10.999
9.993
6.806
6.053
5.809
4.370
3.700
3.377
2.716
2.683
2.592
2.490
2.447
2.350
37.200
34.506
16.192
9.509
8.986
6.341
5.169
5.179
3.599
3.400
3.077
2.469
2.500
2.448
2.228
2.031
2.218
12,1%
13,7%
69,4%
15,7%
11,2%
7,3%
17,1%
12,2%
21,4%
8,8%
10,0%
10,0%
7,3%
5,9%
11,8%
20,5%
6,0%
Antriebs-, Sicherheits- und Komfortsysteme
Brems-, Fahrwerk- und Sicherheitssysteme, Reifen
Fahrwerks- und Antriebssysteme, Elektronik/Software
Kolben, Zylinder, Luft- und Kraftstoffmanagement
Motor-, Getriebe- und Fahrwerksysteme
Chassissysteme
Systeme für Türen und Sitze, Elektromotoren
Leuchtsysteme
Abgastechnik und Klimasysteme
Elektrik, Elektronik und Interieur
Bordnetzsysteme
Dachsysteme und Standheizungen
Filtertechnik
Abgasrückführsysteme, Kühlmittelpumpen, Kolben
Bremssysteme
Halbleiter
Interieursysteme
Quelle: Berylls Strategy Advisors, 2015
Branchen-Check
GEHALT
In Baden-Württemberg, dem
Autobauer-Ländle, verdienen
Mitarbeiter im Durchschnitt
5.500 Euro im Monat, in Hessen
sind es sogar 5.800. Für Ingenieure, die frisch in den Beruf
starten, sind es im bundesdeutschen Durchschnitt etwa 50.000
Euro pro Jahr.
ARBEITGEBER
Die drei größten Arbeitgeber der
Zuliefererbranche sind Bosch,
Continental und ZF Friedrichshafen. Die Zahl der Autozulieferer
in Deutschland lag 2015 bei 950.
BRANCHENENTWICKLUNG
Trotz widriger Umstände geht
es der Automobilwirtschaft insgesamt (inkl. Autobauer) sehr gut.
Regelmäßige Umsatzzuwächse
und Neueinstellungen prägen
die Branche, außerdem ein
wachsendes Fertigungsvolumen
am Standort Deutschland, eine
hohe Kapazitätsauslastung in den
Werken sowie ein starker Export
in die EU und nach China.
PERSONALSITUATION
2015 wurden in der Autobranche rund 17.000 Personen in
Deutschland neu eingestellt. Bei
den Zulieferern arbeiteten 2015
knapp 300.900 Mitarbeiter. Es
wurden rund 5.500 (2 Prozent)
neu eingestellt. Allerdings
zwingen laut aktuellen Studien
Sparmaßnahmen die Firmen
zusehends zum Stellenabbau.
KARRIERE
Autozulieferer sind sehr unterschiedlich. Genauso verschieden
sind auch die dortigen Karrierewege. Mittelständische und
familiengeführte Unternehmen
stehen aber insgesamt in dem
Ruf, flache Hierarchien und
schnelle Aufstiegsmöglichkeiten zu bieten. Wie in kleineren
Unternehmen üblich, sind viele
Benefits wie Weiterbildungen,
Dienstwagen und Firmenhandy
Verhandlungssache.
Für Sie freigehalten:
Platz inmitten netter Kollegen.
Als einer der 100 größten Automobilzulieferer weltweit bieten wir Ihnen jede
Menge Potenzial zur persönlichen Entwicklung. Ob spannender Arbeitsplatz
oder interessantes Projekt: Bei uns finden Sie Gestaltungsmöglichkeiten,
Zukunftsperspektive und die Aussicht, international zu arbeiten. Hört sich
gut an? Dann sollten Sie bei uns Platz nehmen – 11.000 Kollegen freuen sich
auf Sie! www.kspg.com
Quellen: VDA und Statistisches Bundesamt
2/2016
www.kspg.com – A Rheinmetall Company
Denn die mittelständischen Betriebe punkten mit
flexiblen Arbeitszeitmodellen, schnellen Aufstiegschancen und flachen Hierarchien. „Viele Zulieferer sind ‚Hidden Champions‘ und in ihrem Gebiet
Weltmarktführer. Fürs Karrieremachen müssen
es nicht immer nur die großen Namen sein“, weiß
Rotter. Außerdem sei es seiner Erfahrung nach
gang und gäbe, dass sich Fachkräfte innerhalb ihrer rund 40 Jahre Berufstätigkeit auch mal anders
orientieren und vom Autobauer zum Lieferanten
wechseln. „Schließlich arbeiten beide Parteien
sehr eng zusammen und ergänzen sich. Da ergeben sich schnell neue Kontakte und Jobchancen.“
Ausgehend von den Entwicklungen der vergangenen Jahre fällt die Prognose einer Studie des
Strategieberaters Berylls für die Autozulieferer
im Jahr 2016 positiv aus. Gegenüber 2014 stieg
der Umsatz der Zulieferer im vergangenen Jahr
um 13,7 Prozent auf 789 Milliarden Euro – der
21
IHR EINSTIEG
W
er sich für Technik interessiert
und zusätzlich IT oder Elektrotechnik beherrscht, wird bei
den Autozulieferern einen guten Einstieg haben“, ist sich Eckehart Rotter,
Pressesprecher des Verbands der Automobilindustrie (VDA), sicher. Und was spannende
Stellen betrifft, haben seine rund 500 Mitgliedsunternehmen aus der Zuliefererindustrie ein
sehr attraktives Angebot. Drei der sechs weltweit größten Teilelieferanten kommen aus
Deutschland: Bosch, Continental und ZF Friedrichshafen. Schon allein wegen ihrer Bedeutung
und der großen Anzahl an Zulieferern kommen
technische Absolventen fast nicht um einen Job
bei einem Lieferanten oder einem Lieferanten
des Lieferanten herum. Die kleineren Unternehmen in der Lieferkette sind sogar meist sehr
geschätzt, denn die zu 80 Prozent mittelständischen Unternehmen bieten vielseitige Arbeitsplätze in innovativem Umfeld, einen internationalen Austausch und ordentliche Gehälter.
Johannes Kern hatte einen schnellen und angenehmen Einstieg in die Autozuliefererwelt. Über
den Ingenieurdienstleister Brunel bekam der heute 34-Jährige binnen weniger Wochen den ersten
Job als Elektroingenieur. Heute arbeitet der studierte Wirtschaftsingenieur mit Fachrichtung
Elektrotechnik bei Messring Systembau. Die Firma plant und baut Anlagen für die Crashtests der
Autobauer. Bei einem Projekt, das die Herstellung
verschiedener Komponenten automatisieren soll,
ist Kern einer der Projektverantwortlichen. „Dabei
helfen mir natürlich meine technischen Kenntnisse
als Ingenieur und meine Kenntnisse der Elektrotechnik. Aber hier sind auch kaufmännische Fähigkeiten gefragt“, sagt er. So arbeitet Kern mit Kostenkalkulationen und Rechnungen – und vor allem
mit vielen Menschen, die Teilaufgaben innerhalb
des Projekts durchführen. „Die kommunikative
Seite in so einem Job ist nicht zu vernachlässigen“,
hat der Ingenieur mit Berufsausbildung zum Energieelektroniker in der Anlagentechnik die Erfahrung gemacht.
Mit seiner Ausbildung und der Berufserfahrung
sowie dem Bachelor im Wirtschaftsingenieurwesen sei es leicht gewesen, eine Stelle zu bekommen. Der junge Mann arbeitet gern für Messring
im Auftrag von Brunel. Mit seinem Gehalt ist er,
entgegen der Vorurteile gegenüber Zeitarbeitsfirmen, sehr zufrieden. Insgesamt fühlt er sich auch
von den Kollegen nicht anders behandelt als ein
beim Zulieferer Festangestellter. „Ich schätze
auch die Flexibilität, die ich habe. Wenn ich an anderer Stelle Berufserfahrung sammeln möchte, ist
der Wechsel sehr unkompliziert“, so Kern. Messring selbst strebt eine langfristige Zusammenarbeit
mit ihm an. Die erste Chance auf Übernahme hat
Kern spätestens nach einem Jahr. So stehen ihm
für die Zukunft alle Wege offen.
Klassische Innovationsfelder sieht Eckehart
Rotter vom VDA in den Bereichen Elektromobilität, Fahrerassistenzsysteme sowie vernetztes
und fahrerloses Fahren. „Wer sich in einem dieser Innovationsfelder auskennt, bekommt einen
guten Job“, bekräftigt der Sprecher. Dabei seien
Arbeitsplätze beim Autobauer direkt nicht unbedingt einer Karriere beim Zulieferer vorzuziehen.
Foto: picture alliance/Ulrich Baumgarten
20
GASTKOMMENTAR
INGENIEURE
23
THANK GOD IT’S FRIDAY.
Ingenieure gestalten
die Welt von morgen
DAS WICHTIGSTE DER WOCHE ERSCHEINT AM FREITAG.
I
n den vergangenen Jahrhunderten
n haben
technische Erfindungen immer wieder
ieder
dazu beigetragen, den Lebensstandard
ndard zu
verbessern – sei es durch die Entdeckung
deckung
der Elektrizität, die Erfindung des Automobils
omobils
oder die Entwicklung moderner Kommunikatiunikationsmittel. Jeden Tag profitieren wir von
n diesen
technologischen Errungenschaften. Gleichzeitig
ichzeitig
stehen wir vor neuen, anspruchsvollen Herausforderungen: 2050 werden mehr als neun
Milliarden Menschen auf der Erde leben
n mit
dem Wunsch nach Wohlstand, Frieden und
einer lebenswerten Zukunft. Den wachsenden
senden
Bedarf an Wohnraum, Ernährung, Energie
rgie und
Mobilität müssen wir mit knapper werdenden
enden
Ressourcen decken. Besonders dringend
d ist es,
den Klimawandel zu stoppen: Der Ausstoß
toß von
Kohlendioxid muss deutlich reduziert werden.
erden.
Durch die Verbindung der realen mit der
er digitalen Welt kann es gelingen, diese großen Herausforderungen zu lösen.
Dafür braucht es Fachkräfte, die mit Leidenschaft und Erfindergeist den technologischen
Fortschritt vorantreiben. Tiefgreifendes technisches Fachwissen ist eine Voraussetzung, reicht
aber nicht aus, um große Veränderungen zu
bewirken. Ein Ingenieur, der fachlich hervorragend ist, ist ein guter Erfinder. Damit Erfindungen zu echten Innovationen für den Menschen
werden, braucht es zusätzlich den Blick für das
große Ganze, den Nutzen der Technik für die
Menschen. Ein Ingenieur mit Weitblick versteht
Technologien und Produkte und erkennt deren
potentielle Vorteile in der Anwendung. Und
noch etwas zeichnet ihn aus: Er ist in der Lage,
Menschen zu begeistern, sie zu kreativem Denken zu ermutigen. Darüber hinaus gelingt es ihm,
die Fähigkeiten seiner Kollegen einzuschätzen,
konstruktives Feedback zu geben und Aufgaben
sinnvoll zu delegieren.
In einem Unternehmen wie Infineon sind das
die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche
Laufbahn. Deswegen sind viele Führungspositionen in technisch orientierten Unternehmen mit
Ingenieuren besetzt, die Fachkenntnis mit Menschenkenntnis und Führungsstärke verbinden. In
unserer globalisierten, komplexen Welt werden
dabei vielfältige Teams immer wichtiger, also
Teams mit Frauen und Männern aus unterschied-
2/2016
Dr. Reinhard Ploss (60) ist seit 2012 Vorstandsvorsitzender der Infineon Technologies AG. Er studierte Verfahrenstechnik an
der TU München. Nach seinem Berufseinstieg bei Siemens/Infineon war er ab 1993
in verschiedenen Leitungspositionen tätig.
Im Juni 2007 wurde Reinhard Ploss in den
Vorstand von Infineon berufen. Bis heute
unterstehen ihm die drei Bereiche Fertigung,
Human Resources und Forschung & Entwicklung.
lichen Ländern und Kulturkreisen. Denn durch
die Verbindung unterschiedlicher Perspektiven
entstehen neue Ideen.
Vor kurzem habe ich mit einer jungen Ingenieurin aus Mexiko gesprochen. Sie studiert
Power-Engineering in Deutschland, um mehr
über erneuerbare Energien zu lernen und internationale Windenergieprojekte zu unterstützen.
Menschen mit dieser Einstellung, also Kompetenz und Veränderungswillen, werden wir immer
brauchen.
Wir befinden uns heute erst am Anfang des
digitalen Zeitalters. Jetzt gilt es, die Chancen
zu ergreifen, die uns diese Entwicklung bietet.
Die Ideen von heute entscheiden darüber, wie
lebenswert die Welt von morgen sein wird.
ZUM EIS:
TENPR
STUDEN
6,95 €
M O N AT L
ICH
KOMPAKT UND FUNDIERT.
Illustration: Sylvia Wolf
22
JETZT BESTELLEN: z www.faz.net/friday
2/2016
24
FOKUS
INGENIEURE
25
Die Triebfedern
der Konzerne
Ob Pharmazie, Energie, Elektronik oder
Telekommunikation – Konzerne investieren viel
Geld in Forschung, denn sie ist der Garant für
zukünftige Geschäfte. Vier Ingenieure erzählen
von ihrer Konzern-Karriere.
Text: Anne Fischer
Fatma van Winssen forscht
bei Bayer: Ihr Schwerpunkt
ist die verfahrenstechnische
Gesamtprozessorientierung.
2/2016
M
it weißen Kitteln und Laborforschung hat Fatma van Winssens
Berufsalltag bei Bayer wenig zu
tun: „Ich forsche im Bereich der
verfahrenstechnischen Gesamtprozessoptimierung, mit Simulationsprogrammen und Analysen
am Computer, wenn nötig kombiniert mit Expe-
rimenten. Wir analysieren zum Beispiel, wie die
Kapazitäten eines Produktionsverfahrens erweitert werden können, oder erarbeiten innovative
Alternativkonzepte.“
Sie stieg mit 29 Jahren am Standort Leverkusen ein und übernahm bald die Leitung verschiedener Projekte im Bereich Pharmazie und
Crop Science, dem Agrarwirtschaftsbereich des
Konzerns. Ein Praktikum bei Bayer während ihrer Promotion führte sie in die Forschung, zuvor
hatte sie Bioingenieurwesen an der TU Dortmund studiert. Sie ist die Schnittstelle zwischen
Auftraggeber, internem Team und dem Team auf
Betriebsseite. Das bedeutet, auch koordinative
2/2016
FOKUS
INGENIEURE
Aufgaben wie die Definition von Zielen, Ergebnispräsentationen und das Controlling liegen in
ihrer Verantwortung. „Neue Technologien bringen immer neue Herausforderungen und Fragen
mit sich – ich trage dazu bei, sie zu lösen, und
leiste so einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft.“
Bayer stellt bundesweit jährlich 300 Mitarbeiter im Bereich Forschung und Entwicklung ein,
von Auszubildenden bis zu Laborleitern, vom
Naturwissenschaftler über den Ingenieur bis zum
Pharmazeuten. Der Konzern achtet bei akademischen Bewerbern neben einer guten Studienleistung auf Persönlichkeit, soziale Kompetenzen,
Kommunikations-Skills, praktische Erfahrungen
und Englischkenntnisse. Van Winssen mag die
Abwechslung ihres Jobs und überlegt, in ein paar
Jahren noch einmal ins Ausland zu gehen. Zurzeit arbeitet die 31-Jährige 40 bis 48 Stunden pro
Woche, manchmal im Homeoffice. Bayer bietet
seinen Angestellten einen Betriebskindergarten,
betriebliche Altersvorsorge und Gesundheitsförderung und bezahlt sie überwiegend übertariflich.
Ihre Kommilitonen zog es häufig ebenfalls zu
Konzernen – etwa zu Evonik, Merck und BASF.
Neben vielfältigen Aufgaben und der Relevanz
für die Gesellschaft ist die Jobsicherheit ein weiterer Aspekt, der für Konzerne spricht.
FLEXIBLE ARBEITSZEITEN
UND SICHERHEIT
Die Wirtschaftsingenieurin Susanne Manger ist
bei Vattenfall in Berlin im Bereich Wärme, genauer im Product-Development tätig. Dieser
Fokus war für sie entscheidend, den Schritt in
den Konzern zu gehen. Zudem wollte sie Praxiserfahrung sammeln. Das hatte ihr zuvor als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität
gefehlt. „Als Mutter möchte ich nicht alle drei
Jahre darüber nachdenken, wie es beruflich weitergeht. Schon die Traineestelle, über die ich zu
Vattenfall kam, war unbefristet. Ich wollte nach
meiner Elternzeit außerdem Vollzeit arbeiten.
Die dafür nötigen flexiblen Arbeitszeiten und die
gegenseitige Rücksichtnahme waren nicht bei allen Arbeitgebern, bei denen ich mich beworben
hatte, selbstverständlich.“
Das Assessment-Center für die Traineestelle
beinhaltete unter anderem eine Gruppenaufgabe, einen Test in englischer Sprache, eine kreative Aufgabe, bei der Manger ein Konzept für ein
Energieprodukt entwarf, und eine nachgespielte
Szene zum Umgang mit Konfliktsituationen.
Während der anderthalbjährigen Traineephase lernte sie alle Bereiche des Unternehmens
kennen: „Für die Stelle, auf die ich vorbereitet
wurde, war das sehr hilfreich. Ich kann erfolgreicher Produkte entwickeln, wenn ich unternehmensintern ein eigenes Netzwerk habe, wenn ich
weiß, wie Vertrieb, Einkauf, Strategie und Co.
zusammenarbeiten, und so Synergien nutzen.“
Während der Einarbeitung stand Manger ein
Mentor zur Seite, außerdem besuchte sie verschiedene Seminare, zum Beispiel zu Konfliktmanagement und Selbstwahrnehmung. Nach
einem halben Jahr übernahm sie erstmals Verantwortung bei einem größeren Projekt. Diese
Einarbeitungsphase gibt es in den meisten Kon-
zernen: Sie nehmen sich viel Zeit und setzen auf
intensive Betreuung, um die Ingenieure auf ihren Job vorzubereiten und mit ihren Strukturen
vertraut zu machen.
Manger, die 37 Stunden pro Woche arbeitet,
hat mit ihrem Manager in ihrem Vertrag klar geregelt, wie ihre Zukunft bei Vattenfall aussieht:
Ein fünfjähriger Entwicklungsplan verzeichnet,
welche Kompetenzen für ihre Stelle nötig sind
und wie sie vertieft werden können.
MISCHUNG AUS START-UP
UND GROSSKONZERN
Andreas Grögers Karriereweg ist ein gutes Beispiel für die enge Vernetzung vieler Konzerne
mit Hochschulen und ihre generell sorgfältige
Nachwuchsförderung. Der 33-Jährige arbeitet seit
2010 in der zentralen Forschung von Siemens in
Erlangen. Nach einer Ausbildung zum Energieelektroniker im Allgäu bei einem typischen Mittelstandsunternehmen absolvierte er sein Fachabitur
und anschließend eine Aufbauausbildung zum
Industrietechnologen an der Siemens-Akademie
in Erlangen. Der Konzern förderte außerdem die
Finanzierung seines Studiums: Gröger studierte
Elektro- und Informationstechnik in Nürnberg,
schloss als einer der Jahrgangsbesten ab und machte danach noch einen Masterabschluss. „Ich habe
zuerst viel mit Systemen und Applikationen zu tun
gehabt, mein Master ging dann in Richtung Forschung. Ich verbrachte ein halbes Jahr bei Siemens
Corporate Research im kalifornischen Berkeley
und lernte dort das Zusammenspiel von Trends
und die Schnelligkeit von Start-ups kennen.“
Inzwischen arbeitet Gröger im Bereich Corporate Research und forscht an neuen Technologien
im Bereich Leistungselektronik. Die Arbeitsumgebung erinnere an eine Mischung aus Start-up
und Großkonzern: „Als Ingenieur arbeite ich mit
Softwaretools. Weil Siemens Hardwareprodukte
herstellt, gibt es aber auch einen starken Praxisbezug, weil wir viel aufbauen und testen.“
Gröger sieht als Vorteil eines Konzerns die angewandte Forschung, deren Erfolg sich im besten
Fall am Markt widerspiegelt. „Ich habe mit Kommilitonen vor ein paar Jahren selbst ein kleines
Unternehmen gegründet. Ein solches Start-up
besticht durch Schnelligkeit, aber letztendlich
geht es darum, Zugang zum weltweiten Markt
und eine entsprechende Finanzierung zu finden.
Ein Konzern bietet breites Knowhow, eingespielte Prozesse, Marktzugang und viele Entwicklungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter.“
Gröger, der zurzeit an Einstellungen in seinem
Bereich beteiligt ist, sagt, Siemens achte auf die
theoretischen Grundlagen und darauf, dass sich
die besten Leute für das Unternehmen begeistern
Der dreifache Vater Marcus Berlin – hier
während eines Bühnentalks auf der Cebit in
Hannover – ist zufrieden mit den Angeboten
seines Arbeitsgebers und nutzt die Gleitzeitmöglichkeiten bei der Telekom.
2/2016
können. Etwa ein Fünftel der bundesweiten Einstellungen bei Siemens sind Ingenieure, 35 Prozent von ihnen gingen 2015 in den Bereich Forschung und Entwicklung.
Generell gilt: Alle deutschen Konzerne forschen und entwickeln, um innovativ und konkurrenzfähig zu bleiben. Demnach haben Ingenieure
eine breite Auswahl an Arbeitgebern und können
die ihnen liebste Branche wählen. Für Marcus
Berlin ist das die Telekommunikation. Der Wirtschaftsingenieur entwickelt bei den Telekom Innovation Laboratories in Berlin innovative Modelle zur Datenanalyse. Bei den T-Labs arbeiten
etwa 180 festangestellte Mitarbeiter, weit mehr
als die Hälfte sind Ingenieure.
INTERNATIONAL UND
INTERDISZIPLINÄR
Der 34-Jährige kommt ursprünglich aus dem
Bereich Automotive, stieg bei der Telekom im
Bereich Multimedia ein und beschäftigt sich
inzwischen mit Smart Data Analytics: „So vielseitige Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb
des Unternehmens können nur große Konzer-
Die Vorteile
eines Konzerns
als Arbeitgeber
+ abwechslungsreiche Aufgaben und
Projektarbeit
+ gesellschaftlich relevante, nachhaltige
Forschung
+ Marktzugang für eigene Entwicklungen
+ viele Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb
des Unternehmens
+ Internationalität
+ viele Maßnahmen zur Gesundheits- und Altersvorsorge sowie Familienfreundlichkeit
27
ne bieten.“ Berlin analysiert, wie der Konzern
Erkenntnisse aus Big Data für die Optimierung
seiner Produkte nutzen und dabei die rechtlichen Rahmenbedingungen einhalten kann. Außerdem arbeitet er an strategischen Fragen des
Bereichs Datenanalyse. Der Vater dreier Kinder
ist froh um die Gleitarbeitszeit und seinen Vertrag mit 38 Wochenstunden, die ihm Flexibilität
bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf
verschaffen. Die Telekom testet außerdem verschiedene Modelle wie Tandem-Arbeitsplätze,
ein Mentoringprogramm rund um die Elternzeit
und feste Homeoffice-Tage.
Die Telekom Innovation Laboratories sind international und interdisziplinär aufgestellt, die Arbeitssprache ist Englisch – neben den fachlichen
Anforderungen sind Sprachkenntnisse deshalb
elementar. Während seiner Einarbeitungsphase
las Berlin viel: „In einem großen Konzern müssen
sich Einsteiger erst mal mit Prozessen und Abläufen auseinandersetzen. Bei der Telekom sind wir
da noch recht locker. Diese Hierarchien und Vorgaben sind allerdings nötig, um die Arbeitsabläufe
so großer Teams zu koordinieren.“
„Präzision, Kreativität und
Offenheit für Neues“
Franz Donner, Senior Vice President Corporate Human Resources
bei der Carl Zeiss AG, über die Anforderungen an Ingenieure in
Forschungsabteilungen.
Herr Donner, welche Qualifikationen
fordern Sie von Ingenieuren im Bereich
Forschung und Entwicklung?
Fotos: Bernd Vogel, Telekom ; Illustration: Marcel Salland
26
Wir beschäftigen in den unterschiedlichen Business-Groups die gesamte Palette der MINT-Berufsfelder. Ingenieure sind besonders im Bereich der
Halbleitertechnologie sowie in der Medizin- und
Messtechnik gefragt. Die Bandbreite der Abschlüsse reicht vom Bachelor über den Master bis hin zur
Promotion. Etwa zehn Prozent unserer Mitarbeiter
in Deutschland arbeiten im Forschungs- und Entwicklungsbereich – an Basistechnologien, Trends
und digitalen Konzepten, zum Beispiel im Bereich
Machine-Learning. Uns sind insbesondere das Verständnis und die Kenntnis digitaler Prozesse sehr
wichtig, aber auch Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit,
Präzision, Kreativität und Offenheit für Neues.
Welche Anforderungen stellen junge
Ingenieure im Gegenzug?
Unserer Erfahrung nach sind ihnen ein modernes
Arbeitsumfeld, spannende Produkte, globales Ar-
beiten und ein gutes Unternehmensklima wichtig.
Neben der Vereinbarkeit von Beruf und Familie
und dem Gesundheitsmanagement spielt für sie
außerdem die betriebliche Altersvorsorge eine
immer wichtigere Rolle.
Welche Gehaltseinstiege sind bei Zeiss
möglich, und welche Maßnahmen bieten
Sie in Sachen Work-Life-Balance?
Wir bieten als tarifgebundenes Unternehmen
eine attraktive Vergütung und gute Zusatzleistungen. Mit unserem Paket im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge haben wir 2016 den
deutschen bAV-Preis für die beste betriebliche
Altersversorgung gewonnen. In Sachen WorkLife-Balance setzen wir auf ein Netz von Kooperationspartnern im medizinischen Bereich,
Kita-Plätze für die Kinder unserer Mitarbeiter,
Unterstützung bei der Pflege von Angehörigen
und Betriebssportangebote.
Das Interview führte Anne Fischer.
2/2016
28
FOKUS
INGENIEURE
29
Harmonie
statt
Hierarchie
Kurze Wege kennzeichnen die Forschungs- und
Entwicklungsaktivitäten in mittelständischen Unternehmen.
Das ist auch bei Hochschulabsolventen beliebt.
Text: Torsten Holler
B
Bei Knauer in Berlin werden flache
Hierarchien gelebt: Marc Diener (links),
Hardware-Entwicklungsleiter, und
Friedrich Lassak (rechts), Absolvent.
2/2016
eim Audiospezialisten Sennheiser
kommt es auf den guten Ton an. Anderswo gehört ein Faible für Tiere dazu.
„Unser spannendster Auftrag war, eines unserer Laborgeräte so weiterzuentwickeln,
dass man damit Dopingproben bei Rennkamelen
durchführen konnte“, erinnert sich Alexandra
Knauer, Inhaberin des Berliner Familienunternehmens Knauer Wissenschaftliche Geräte GmbH.
Und im baden-württembergischen Engen gehören
bei der Förster-Technik GmbH regelmäßige Stallbesuche beim Landwirt zum Aufgabenportfolio
der dortigen Ingenieure – das Unternehmen aus
Süddeutschland ist weltweiter Marktführer in der
Herstellung von Fütterungsautomaten für Kälber.
Während die Kopfhörer und Mikrofone von
Sennheiser von einer breiten Öffentlichkeit und
vielen Musikstars genutzt werden und das Unternehmen eine international bekannte Marke ist,
stehen Unternehmen wie Knauer oder FörsterTechnik eher selten im Rampenlicht. Alle drei
zeichnet freilich aus, dass sie zu den Markführern oder Hidden Champions in ihrer Branche
gehören und zudem inhabergeführt sind. Was die
Aktivitäten in Forschung und Entwicklung betrifft, „sind wir ebenso gefordert wie die großen
Konzerne“, sagt Marc Diener, Hardware-Entwicklungsleiter bei Knauer. Jährlich werden zehn
Prozent des Jahresumsatzes, der bei 18 Millionen
Euro liegt, in Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten investiert. Die kleineren mittelständischen Unternehmen stellen daher regelmäßig
Hochschulabsolventen ein, wenn es auch nur zwei
oder drei im Jahr sind.
Bei Förster-Technik mit seinen 115 Beschäftigten arbeiten 20 Mitarbeiter im Bereich Forschung
und Entwicklung, bei Knauer sind es 14 Mitarbeiter im Bereich Hardwareentwicklung und sechs
Mitarbeiter im Bereich Softwareentwicklung. Je
größer das Unternehmen, desto mehr Stellen gibt
es für die frisch ausgebildeten Akademiker.
2.700 Mitarbeiter beschäftigt die Sennheiser
Electronic GmbH & Co. KG weltweit, 338 von
ihnen sind an vier Forschungs- und Entwicklungsstandorten am Stammsitz im niedersächsischen Wennebostel, in Zürich, Singapur und San
Francisco mit der Neu- und Weiterentwicklung
von Audiotechnik beschäftigt. Pro Jahr kommen
zwischen 15 und 20 neue Absolventen in diesem
Bereich dazu. Gut die Hälfte seines Umsatzes
von 635 Millionen Euro macht Sennheiser mit
2/2016
FOKUS
INGENIEURE
dem landwirtschaftlichen Betrieb in der Region
ebenso beherrschen wie mit einem Großkonzern“, sagt Förster. Das setzt beim gesamten Entwicklungsteam die Bereitschaft voraus, sich permanent weiterzubilden, etwa um die spezifischen
Anforderungen in einzelnen Ländern bei den
dortigen Maschinennormen zu beachten oder
um sich in die Mentalität des jeweiligen Landes
hineinzuversetzen. Die Förster-Brüder legen
auch Wert darauf, dass sich die Mitarbeiter ihrer
Entwicklungsabteilung auch verständlich ausdrücken können. „Über interessante Neuerungen
müssen unsere Mitarbeiter auch schon mal in
der Fachpresse einen Artikel publizieren können.
Und sie müssen weltweit Schulungen bei Kunden
durchführen und bekommen auf diese Weise ein
direktes Feedback zum neuentwickelten Produkt“, erläutert Förster.
Die Firma Förster-Technik in Süddeutschland: Hier werden Fütterungsautomaten für Kälber
hergestellt – und dann weltweit vertrieben.
Kopfhörern für den Endverbraucher, den anderen Teil mit professionellen Produkten wie Mikrofonen und drahtlosen Übertragungssystemen.
Sennheiser hat sich in seiner Branche den Ruf
eines Innovationstreibers erworben: Der erste
offene Kopfhörer wurde in Wennebostel entwickelt. Heute geht es auch um spezielle Entwicklungen, etwa wenn die amerikanische Popsängerin
Pink bei ihren Shows artistische Saltos am Trapez
schlagen will und dabei ein Mikrofon am Körper
tragen muss, das alle Töne sauber zum Klingen
bringt. „Unsere Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten sind international aufgestellt. In San
Francisco haben wir die Nähe zum Silicon Valley
und arbeiten an zukunftsweisenden Technologien,
in Singapur entwickeln wir Consumer-Produkte,
und in Zürich arbeiten wir an Zukunftskonzepten,
wie unsere Kunden in fünf bis zehn Jahren unsere
Produkte verwenden“, so Wolfgang Isermann, Direktor People Development bei Sennheiser.
Bei aller Internationalität bleibt der Mittelständler bodenständig: Die Forschungsergebnisse aus aller Welt werden auf dem firmeneigenen
Innovationscampus in Wennebostel zusammengetragen und dort in die verschiedenen Projekte
übertragen. „Das ist der Schmelztiegel. Man muss
nicht alle Stationen und Länder durchlaufen“, so
Isermann. „Hier trifft man in der Projektphase
die Kollegen, hier gibt es ruhige Ecken, wo beim
Kaffee die Kommunikation gefördert wird.“
WELTWEIT AGIEREN
Welche Größe mittelständische Unternehmen
auch immer haben: Viele agieren auf internationalen Märkten. Die Labormessgeräte von Knauer
finden sich in 60 Ländern, die Fütterungsautomaten von Förster-Technik werden in 50 Ländern
vertrieben. „Jährlich vergeben wir vier Masterarbeiten, die sich oft an internationalen Themenschwerpunkten orientieren und Projekte aus der
2/2016
Sicht des chinesischen oder kanadischen Kunden
betrachten und vor allem die Tiergesundheit in
den Mittelpunkt stellen. Mit diesen Arbeiten
können die Absolventen uns und wir sie besser
kennenlernen“, sagt Thomas Förster, gemeinsam
mit seinem Bruder Markus Inhaber des badischen Anlagenbauers, der jährlich zwischen drei
und fünf Absolventen einstellt.
Weil sich sein Unternehmen nicht nur auf
komplette Anlagen konzentriert, sondern darüber hinaus auch noch als Komponentenzulieferer tätig ist, „muss man die Verhandlungen mit
Das Headquarter von Sennheiser in
Wennebostel: Auf dem Innovationscampus werden die firmeneigenen,
internationalen Forschungsergebnisse zusammengetragen.
FLACHE HIERARCHIEN
Es ist ein spannender Arbeitsalltag in den Unternehmen, zumeist geprägt von flachen Hierarchien. „Unsere Projektteams arbeiten abteilungsübergreifend, technologisches Knowhow, das wir
im Unternehmen nicht haben, suchen wir uns
gezielt durch die Kooperationen mit Universitäten“, so Marc Diener von Knauer. „Das erfordert
ein interdisziplinäres Arbeiten, unabhängig von
Alter und Betriebszugehörigkeit.“ Das wissen
auch die beiden Absolventen Bruno Becker, 30,
und Friedrich Lassak, 28, zu schätzen: „Man kann
hier mehr ausprobieren und frische Ideen in das
Projekt einbringen“, so Lassak.
In seinem Arbeitsalltag hat er zu schätzen
gelernt, dass er recht schnell an die praktischen
Anforderungen herangeführt wird, die er an der
Uni nicht mitbekommen hatte: „Themen wie
die Entwicklung nach DIN-Normen gab es dort
nicht im Studienalltag.“ Sein Kollege Becker
schätzt die kurzen Entscheidungswege im Alltag:
Fotos: Gregor Anthes, Förster-Technik, Sennheiser Electronic ; Illustration: Marcel Salland
30
„Wenn ich etwas entwickle, geben die verschiedenen Fachrichtungen Konstruktion, Elektronik
und Software Input. Durch die enge Zusammenarbeit bekomme ich ein schnelles Feedback aus
den anderen Abteilungen. Das ermöglicht beim
Entwicklungsprozess zielgerichtete Tests und
damit eine ständige Verbesserung der Geräte.
Ich persönlich kann mich in verschiedenen Disziplinen weiterbilden und mein Wissen ständig
erweitern.“
Finn-Arne Böhner, 33, der als Digital SignalProcessing-Engineer im vergangenen Jahr zu
Sennheiser kam, hatte seine Berufsausbildung als
Fachinformatiker in der Rüstungsindustrie begonnen und dann an Universitäten in Osnabrück
und Berlin seinen Bachelor und Master gemacht.
„Doch ich wollte in eine Branche, die mir wirklich
Spaß macht.“ Böhner hörte in sich hinein. Seit
seinem 14. Lebensjahr hatte er zu Hause selbst
Musik aufgenommen, sich vom Geld der Konfirmation einen Sennheiser-Kopfhörer gekauft
und seither auch regelmäßig die Musikmesse in
Frankfurt am Main besucht. Er bewarb sich bei
dem Audiounternehmen und wurde genommen.
„Eine traumhafte Kombination. Ich bin sehr zufrieden“, so Böhner. Was Personalmanager Wolfgang Isermann an ihm schätzte: „Er hatte schon
viele Stationen in seinem beruflichen Leben
Die Vorteile
eines Mittelständlers
als Arbeitgeber
+ sofortiger Einsatz in aktuellen Projekten
+ sehr praxisnahes Arbeiten
+ intensiver Austausch und Zusammenarbeit
mit internationalen Niederlassungen und
Projektpartnern
+ Nutzung von externem Wissen
+ flache Hierarchien und kurze Wege
+ Zusammenarbeit mit allen Abteilungen
des Unternehmens
+ familiäre Arbeitsatmosphäre im Team
31
durchlaufen und damit viele praktische Erfahrungen gesammelt. Wir sehen es sehr gern, wenn
jemand Praktika absolviert hat oder vorher als
Werksstudent tätig war. Das garantiert uns, dass
der theoretische Background von der Universität
schnell und direkt in die Praxis umgesetzt werden
kann. Und es zeigt uns, dass derjenige eine lernhungrige Persönlichkeit ist.“
Sennheiser, Knauer, Förster-Technik. Bei den
mittelständischen Familienunternehmen und
Hidden Champions geht es mehr um eine Atmosphäre des Wohlfühlens im Unternehmen, um
möglichst viele gute Hochschulabsolventen zu gewinnen. Striktes Karrieredenken und ein Aufstieg
in der firmeninternen Hierarchie sind eher selten
zu finden, weil die Abteilungen und Teams übergreifend arbeiten. Für den Zusammenhalt der
Belegschaft werden zusätzliche Aktivitäten für
die Work-Life-Balance organisiert. Bei Knauer
gibt es gemeinsame Radtouren für den Weg zur
Arbeit oder Programme im Fitnessstudio. Und
auch wenn Wolfgang Isermann beteuert, man
müsse kein Musiker sein, um bei Sennheiser
eine gute Perspektive für die Zukunft zu haben,
so künden doch mehrere unternehmenseigene
Bands davon, dass am Zusammenspiel für einen
perfekten Ton auch außerhalb der Arbeitszeit gefeilt wird.
„Von Anbeginn
verantwortungsvolle Aufgaben“
Alexandra Knauer, Inhaberin der Knauer Wissenschaftliche Geräte GmbH,
Berlin, im Gespräch über Karriere im Mittelstand.
Frau Knauer, warum sollte sich ein Hochschulabsolvent für ein mittelständisches
Familienunternehmen mit 127 Beschäftigten entscheiden statt für die Karriere
in einem Großkonzern?
Weil wir als Mittelständler ebenso im Bereich der
Forschung und Entwicklung gefordert sind wie
ein Konzern. Dafür sind bei uns die Entscheidungswege gerade im Bereich Forschung und
Entwicklung kürzer. Und der Absolvent erhält
bei uns gleich von Anbeginn verantwortungsvolle
Aufgaben.
Welche Qualifikationen und Zusatzqualifikation braucht ein Berufseinsteiger in
Ihrem Unternehmen?
Zunächst einmal will ich erfahren, ob derjenige,
der bei uns anfangen will, auch für das Unternehmen brennt. Da unsere Labormessgeräte in den
verschiedensten Branchen Anwendung finden,
sind Elektronikstudenten ebenso wie Lebensmitteltechnologen gefragt. Wir müssen unsere
Geräte sehr oft auf spezielle Kundenwünsche
modifizieren, daher müssen wir die Projekte
interdisziplinär, mit verschiedenen Fachrichtungen, in gemischten Teams mit Berufseinsteigern und erfahrenen Ingenieuren ausrichten.
Nicht selten werden auch die Facharbeiter wie
Mechatroniker miteinbezogen, hier kommt es
darauf an, dass sich der Ingenieur auch in das
Denken eines Facharbeiters hineinversetzen
kann. Schlussendlich: Wir liefern in 60 Länder
der Welt, da ist Englisch eine unabdingbare Zusatzqualifikation.
Wie ist die interne Vernetzung organisiert?
Bei uns gibt es neben den üblichen Teamsitzungen
jeden Montag ein sogenanntes Mehrwertfrühstück, wo wir alle Mitarbeiter unseres Unternehmens abteilungsübergreifend zusammenbringen.
Damit haben wir die Garantie, dass jeder unserer
Mitarbeiter darüber informiert ist, welche Projekte und Geräte wir gerade entwickeln.
Das Interview führte Torsten Holler.
2/2016
32
INGENIEURE
FOKUS
DER URSNIE K
E
G
IN HEC
C
Drei Praktiker
erklären, welche
Eigenschaften jungen
Ingenieuren den
Berufsstart erleichtern.
Text: Johanna Sagmeister
Junge Ingenieure
müssen selbstbewusst
sein und verständlich
argumentieren können
– dafür brauchen sie
Praxiserfahrung.
Wer erfolgreich gründen will, muss sein
Produkt kritisch betrachten und dessen
Markttauglichkeit einschätzen können.
Konzerne verlangen
von Berufseinsteigern
neben guten Noten
Persönlichkeit, soziale und interkulturelle
Kompetenz.
A
I
F
ls Engineering-Dienstleister unterstützen wir Industrieunternehmen
bei der Entwicklung neuer Produkte
und Technologien. Dafür arbeiten
unsere Mitarbeiter entweder als Fachkräfte
direkt im Kundenunternehmen, oder eines
unserer technischen Büros übernimmt gleich
den ganzen Entwicklungsprozess. Projektarbeit erfordert sehr gute Kommunikationsfähigkeiten der einzelnen Teammitglieder. Deshalb
sollten Ingenieure selbstbewusst sein und verständlich argumentieren können. Berufseinsteiger haben dafür oft noch nicht die nötige
Erfahrung, deshalb bieten wir Seminare zur
Schulung der Präsentations- und Kommunikationsfähigkeiten an.
Bei uns können Berufseinsteiger innerhalb
weniger Jahre eine große Bandbreite an Projekten und Kundenunternehmen kennenlernen. Um
hier erfolgreich zu sein, braucht ein Ingenieur
natürlich fachliches Wissen, aber auch die Kompetenz, flexibel auf neue Herausforderungen zu
reagieren und Probleme kreativ zu lösen.
Wer sich bei uns als Hochschulabsolvent bewirbt, sollte unbedingt praktische Erfahrung
mitbringen. Wir erleben es immer wieder, dass
sich viele Studenten ausschließlich am Institut
engagieren. Das hilft ihnen zwar, falls sie später
in der Forschung arbeiten wollen. Aber die Studienzeit sollte auch dafür genutzt werden, verschiedene Berufsfelder kennenzulernen. Über
diesen Weg erhalten Studenten zudem Einblicke in wichtige Software-Tools der Industrie,
deren Lizenzen für Universitäten leider oft zu
teuer sind.
Elisa Wicke, Manager Recruitment bei
Ferchau Engineering
2/2016
33
n der Region Aachen erkennen wir einen
klaren Trend hin zum Unternehmertum.
Viele Studenten kommen mit ihren Ideen,
Forschungs- oder Promotionsergebnissen
zu uns ins Gründerzentrum, um daraus ein Geschäftsmodell zu entwickeln. Jedes Gründerteam
bekommt dafür einen Berater zur Seite gestellt,
der die Schwierigkeiten bei der Gründung technikbasierter Unternehmen kennt.
Auch wenn die technologieorientierte Gründerszene besonders im internationalen Vergleich
noch Luft nach oben hat, sehen wir in Deutschland ein enormes Potential für Ausgründungen
im Ingenieurwesen. Technische Innovationen bieten eine sehr gute Ausgangssituation für erfolgreiche Gründungsvorhaben.
Es kommt immer wieder vor, dass junge Ingenieure die Marktfähigkeit ihrer Entwicklung
vernachlässigen und den Kundennutzen ihrer
Innovation nicht konsequent genug hinterfragen.
Wir erklären ihnen dann, dass ein technisch einwandfreies Produkt nicht gleichzeitig auch unternehmerischen Erfolg bedeutet.
Erfolgreiche Gründer zeichnet die Fähigkeit
aus, offen für Anregungen oder Kritik zu sein und
flexibel sowie pragmatisch auf unerwartete Situationen reagieren zu können. Zudem gibt es viele
Möglichkeiten, sich fehlendes betriebswirtschaftliches Wissen anzueignen. Zum Beispiel in Universitätskursen rund um Entrepreneurship, Gründertrainings oder in Seminaren der Industrie- und
Handelskammer. Gründerteams, die unterschiedliche Kompetenzen vereinigen, sind zudem oft erfolgreicher als Teams, bei denen alle Gründer in
sehr ähnlichen Bereichen ausgebildet sind.
Martin Heese, Leiter des Gründerzentrums der RWTH Aachen
ür uns ist ein Bewerber aus dem Ingenieurwesen vor allem interessant, wenn
wir neben seinen fachlichen Kompetenzen auch ein klares Profil mit seinen persönlichen Interessen erkennen können.
Ingenieure punkten nicht mehr ausschließlich mit
guten Noten und ihrer Leidenschaft fürs Automobil. Wir wollen wissen: Welche Interessen hat
jemand? Engagiert er sich in sozialen Projekten?
Hat er eine breite Allgemeinbildung? Uns ist der
Gesamteindruck aus fachlichen, sozialen und interkulturellen Fähigkeiten ebenso wichtig wie ein
Topabschluss.
Als Weltkonzern erwarten wir außerdem sehr
gute Englischkenntnisse. Heutzutage darf Englisch für Ingenieure kein Problem mehr sein. Im
Vergleich zu früher beobachten wir eine deutliche Verbesserung. Das ist gut, trotzdem besteht
bei den Absolventen natur- und ingenieurwissenschaftlicher Fächer immer noch Nachholbedarf.
Damit die Zusammenarbeit von Ingenieuren in
zunehmend internationalen Teams funktioniert,
sind auch interkulturelle Kompetenzen gefragt.
Deshalb rate ich Ingenieuren, im Studium unbedingt ein Auslandssemester oder ein internationales Praktikum zu absolvieren.
Aber auch im Hinblick auf die fachliche
Kompetenz haben sich die Anforderungen stark
verändert. Den klassischen Ingenieur gibt es
noch immer, jedoch bilden Ingenieure heute
in vielen Funktionen die Schnittstelle zwischen
Technik und IT. Von daher sollten sich Absolventen interdisziplinäre Kenntnisse aneignen,
zum Beispiel in technischer Informatik oder
Kybernetik.
Anna-Maria Karl, Leiterin Global Talent
Sourcing bei Daimler
2/2016
34
FOKUS
INGENIEURE
Macher
von morgen
Angehende Ingenieure müssen sich entscheiden: große Freiheit für
kleines Geld oder großes Geld für weniger Freiheit. Einen Königsweg
gibt es nicht. Ob Start-up oder Konzern, beide Karrieren haben ihre
Vor- und Nachteile.
Text: Josephine Pabst
Von der Start-up-Branche halten sich Ingenieure eher fern.
Doch dass sich Gründen für diese durchaus lohnen kann, zeigt das
Start-up Simscale mit Sitz in München. Gründer David Heiny und seine
vier Mitgründer sind mit ihren webbasierten, ingenieurtechnischen
Simulationen sehr erfolgreich.
2/2016
2/2016
35
FOKUS
INGENIEURE
L
ars Boolzen studiert an der Universität
in Nürnberg Elektrotechnik, es ist sein
letztes Semester. Als Ingenieur hat er
hervorragende Karrierechancen: Schon
im ersten Semester fingen kleinere und größere Unternehmen aus der Region an, um ihn zu
werben. Sie alle sind auf der Suche nach vielversprechendem Nachwuchs, nach gut ausgebildeten
Fachkräften. Bei Lars Boolzen werden sie allerdings kein Glück haben: „Ich möchte auf jeden
Fall nach dem Studium gerne gründen, wenn mir
bis dahin eine gute Idee kommt.“
Boolzen wollte sich von Anfang an selbständig
machen. Vor zwei Jahren hat er gemeinsam mit
zwei Kommilitonen das studentische Ingenieurbüro FutureING gegründet. Etwa zehn Studenten sind regelmäßig für das Unternehmen tätig.
Auftraggeber sind Firmen aus der Region, die
sich von den Studenten Produktkonzepte oder
Marktstudien entwickeln lassen. „Wir sammeln
hier die Praxiserfahrung, die wir im Studium vermisst haben, und knüpfen gleichzeitig Kontakte
zu potentiellen Arbeitgebern oder Kunden aus
der Region“, sagt Boolzen. Es geht nicht darum,
Gewinn zu erwirtschaften, sondern eher darum,
in Sachen Unternehmertum erste praktische Erfahrungen zu sammeln.
Der Student gehört einer Minderheit an.
Gründungen sind bei Ingenieuren nicht gerade
beliebt: Von 1,72 Millionen Ingenieuren arbeiten gerade einmal 150.000 selbständig, meist in
Ein-Mann-Büros, beispielsweise als selbständige
Gutachter. Und auch diese Ingenieure entscheiden sich in vielen Fällen erst nach einigen Jahren Berufserfahrung für eine Karriere im eigenen
Unternehmen, sagt Markus Finck vom Verein
Deutscher Ingenieure: „Auf dem Arbeitsmarkt
haben wir eine Konkurrenz um die besten Köpfe
und derzeit annähernd Vollbeschäftigung“, sagt
Finck. „Eine Tendenz zur Gründung beobachten
wir eigentlich immer dann, wenn der Arbeitsmarkt gerade schwächelt.“ Das ist aktuell nicht
der Fall und auch in Zukunft nicht absehbar.
600.000 deutsche Ingenieure sind bereits heute
50 Jahre alt oder älter, und es gibt nicht annähernd genug Nachwuchs, um sie zu beerben.
Zukünftig dürfte die Suche nach neuen fähigen
Fachkräften also eher noch schwieriger werden.
Und wenn Jobs so leicht zu bekommen sind, ist
die Selbständigkeit für viele wenig attraktiv.
RISIKO DER START-UPS: CHANCE UND
UNSICHERHEIT ZUGLEICH
Das bekommen vor allem Start-ups zu spüren,
bei denen noch nicht absehbar ist, ob sie einmal erfolgreich sein werden oder nicht. Auch
sie konkurrieren mit Konzernen wie Eon, Linde
oder VW, die Einstiegsjahresgehälter von 45.000
Euro brutto und mehr bieten können. „Um bei
einem kleinen, innovativen Start-up anzufangen,
muss man schon für die Sache brennen und die
Welt verändern wollen“, sagt Nicolas Zimmer,
Vorstandsvorsitzender der Technologiestiftung
Berlin und selbst Start-up-Gründer. „Neun von
zehn Start-ups scheitern in den ersten Jahren,
und selbst die zehn Prozent, bei denen es gut
läuft, können erst einmal keine hohen Gehälter
zahlen.“ Stattdessen gibt es Unternehmensantei2/2016
le, die mit etwas Glück irgendwann hohe Erlöse
abwerfen – sicher ist das aber nicht. Viele angehende Ingenieure lassen sich von diesem Risiko
abschrecken und wählen lieber die sichere Karriere im Großunternehmen. Die Folge: Ein Großteil aller Start-ups arbeitet mit Ingenieuren und
Technikern aus Osteuropa zusammen. „Im Moment haben wir sehr wenige wirklich nachhaltige
Gründungen und hinken im internationalen Vergleich hinterher“, sagt Zimmer. „Das liegt vor allem daran, dass sich viele angehende Ingenieure
nicht für das innovative Start-up, sondern für den
Konzern entscheiden. Und dort versickern ihre
Innovationen dann.“
Angehende Ingenieure können wählen: Wer
im Konzern durchstartet, kann mit Anfang 20
schon seine erste Eigentumswohnung abbezahlen und seine Familie ernähren. Eine Karriere
im Start-up dagegen kann jeden Tag vorbei sein,
dafür bietet sie spannende Kontakte bei abendlichen Grillrunden auf Berliner Dachterrassen
sowie viel Freiheit, um zu experimentieren und
sich auszutoben. „Die schnellen Zyklen in Startups ermöglichen Innovationen, wie sie in keinem
Konzern möglich sind“, sagt Nicolas Zimmer.
„Gerade am Anfang der Karriere kann das für
viele Ingenieure sehr bereichernd sein.“
KONZERNE AUF NEUEN WEGEN
Die Konzerne sind sich dessen bewusst. Im Vergleich zu kleineren Unternehmen sind sie träger,
behäbiger. Entscheidungen müssen über verschiedene Ebenen abgesegnet werden, ziehen sich oft
in die Länge, über neue Ausgaben wird manchmal monatelang debattiert. „Natürlich wird in
einem Konzern anders gearbeitet als in einem
Start-up, das liegt einfach am größeren Rahmen“,
sagt Kristina Brehm, die beim Energieversorger
ENBW für das Recruiting zuständig ist. Sie kennt
die gängigen Vorurteile vieler Ingenieure, die oft
nicht zutreffen, aber immer wieder potentielle
Kandidaten abschrecken. Deshalb geht ENBW
aktiv dagegen vor, mit Infoveranstaltungen und
Projekten direkt an den Universitäten, beispielsweise an der RWTH Aachen, die als Eliteuni für
Ingenieure gilt. Dort entwickelt der Konzern gemeinsam mit Studenten Projekte und zeigt, dass
er durchaus in der Lage ist, dynamisch zu sein.
„Der Markt wandelt sich und mit ihm die Ansprüche junger Nachwuchskräfte“, sagt Brehm. „Wir
Fotos: Simscale/Alex Förderer, ENBW; Illustration: Marcel Salland
36
müssen uns weiterentwickeln, um zukunftsfähig
zu bleiben.“
Auch im Alltagsbetrieb von ENBW werden
Innovationen gefördert: In der Unternehmenszentrale in Karlsruhe gibt es seit zwei Jahren
einen Innovationscampus. Der Campus ist ein
Zufluchtsort für Teams, die an internen Projekten
arbeiten und außerhalb der Konzernstrukturen
Ideen professionell entwickeln wollen. „Gerade
in der Energiebranche sind Innovationen sehr
relevant, viele Nachwuchsmitarbeiter haben Spaß
daran. Für uns ist es deshalb wichtig, diese Themen neben dem klassischen Geschäft im Blick zu
haben“, sagt Brehm.
Der Gründer des studentischen Ingenieursbüros FutureING, Lars Boolzen, lässt sich von solchen Angeboten nicht überzeugen. „Ich möchte
auf jeden Fall meine eigenen Ideen nach meinen
Vorstellungen verwirklichen können“, sagt der
Student. „Natürlich kann es schiefgehen, dann
sitze ich in ein paar Jahren bei meinen Eltern und
esse Cornflakes. Oder ich entwickle eine Idee,
die von Microsoft für ein paar Milliarden gekauft
wird, das weiß ja niemand. Aber das Risiko ist es
mir wert, es zu probieren.“
37
„Es war schon immer
mein Lebenstraum,
eine eigene Firma zu
betreiben“
David Wenger, seit 2007 Geschäftsführer
der Wenger Engineering GmbH in Ulm,
erzählt warum die eigene Firma sein
Lebenstraum ist.
Herr Wenger, Sie sind nach Ihrem
Ingenieursstudium bei einem großen
Automobilhersteller als Doktorand
und später als Projektingenieur tätig
gewesen, bevor Sie Ihr eigenes Büro
gegründet haben. Warum haben Sie
sich selbständig gemacht?
Im Konzern ist man nach einigen Jahren eine
Nummer, und je nach Wetterlage wird man
hin- und hergeschoben. Um dort Karriere zu
machen, hätte ich entsprechende Spielregeln
beachten müssen, ich wäre abhängig von den
Entscheidungen der Chefs gewesen. Sie hätten
entschieden, ob ich eine Aufgabe übernehmen
darf oder nicht, was ich wann mache, wo und
wie ich arbeite. Das war nicht die Karriere, die
ich mir vorgestellt habe.
Inwiefern unterscheidet sich der Arbeitsalltag im eigenen Unternehmen
vom Konzernalltag?
Wer im Konzern arbeitet, erhält verhältnismäßig viel Geld. Das kann ein kleineres Unternehmen einfach nicht leisten. Im Konzern geht
man zur Gewerkschaft, wenn es nicht läuft, und
dann kümmert sich jemand. Jetzt stehe ich auf
meinen eigenen Beinen, habe 23 Mitarbeiter
und weltweit Kunden. Ich bin dem Kunden und
mir selbst verpflichtet und sonst niemandem.
Ich arbeite härter als viele Konzernmitarbeiter
und biete meinen Angestellten eine Lernkurve,
die steiler nicht sein könnte.
Vermissen Sie manchmal Ihren früheren Arbeitsalltag?
Auch Konzerne müssen sich wandeln,
um zukunftsfähig zu bleiben. Bei
der ENBW ist so der firmeneigene
Innovationscampus entstanden. Hier
arbeiten Teams an internen Projekten.
Nein. Es war schon immer mein Lebenstraum,
eine eigene Firma zu betreiben, auch wenn ich
mir früher noch nicht vorstellen konnte, wie
das genau aussehen würde. Ich wollte immer
mein eigener Chef sein.
Viele angehende Ingenieure trauen
sich die Gründung nicht zu, weil ihnen
dieser Weg zu unsicher erscheint. Was
würden Sie in solchen Fällen raten?
Man muss nicht mutig sein, um zu gründen,
sondern mutig, um sich auf Quartalszahlen und
starre Hierarchien einzulassen. Ich habe auf 25
Quadratmetern angefangen, mit einem gemieteten Tisch, einem gemieteten Stuhl und einem gemieteten Regal. Meine erste große Anschaffung
war ein Flipchart. Heute betreue ich mit meinen
Mitarbeitern Projekte in den USA, in China und
in Brasilien – und es ist mein Lebenstraum.
Haben Sie Schwierigkeiten, Nachwuchs
zu finden?
Nein, und ich verstehe auch nicht, warum die
Leute immer über den Fachkräftemangel klagen. Bei uns gibt es ihn nicht. Vielleicht liegt es
daran, dass die Leute sich bei uns ausprobieren
dürfen. Wir vermitteln, dass es auf jeden Einzelnen ankommt. Wer hier anfängt, muss zwar
ins eiskalte Wasser springen, lernt dabei aber
in sechs Monaten mehr als anderswo in sechs
Jahren. Ich bringe die Leute zur Klippe, und
manche lernen dann zu fliegen.
Das Interview führte Josephine Pabst.
2/2016
38
FOKUS
INGENIEURE
39
Hat sein Ziel fast erreicht: Der
promovierte Luftfahrtingenieur
Holger Lipowsky arbeitet heute
als Principal bei Roland Berger.
Bis zum Partnerstatus fehlt nicht
mehr viel.
In zwei
Welten zu
Hause
Ingenieure in der Consultingbranche? Die Erfahrung zeigt,
dass diese Kombination durchaus erfolgversprechend ist.
Ein Überblick über Einstieg und Aufstieg in der Beratung.
Text: Julia Hoscislawski
I
ngenieure sind im Consulting gefragt. Sie
erfüllen viele Anforderungen, die in der
Beraterrolle wichtig sind: Sie sind faktenorientiert, stark in der Problemanalyse,
haben ein strukturiertes Denken und vor allem
Durchhaltevermögen, gerade dann, wenn es mal
richtig anstrengend wird. „Dieser Qualitäten sind
2/2016
sich Ingenieure meist gar nicht bewusst“, erklärt
Holger Lipowsky, promovierter Luftfahrtingenieur und heute Principal im Bereich „Engineered
Products & High Tech“ bei Roland Berger.
Lipowsky spricht aus eigener Erfahrung:
Nach der Promotion im Bereich Luftfahrt an
der Universität Stuttgart stieg er 2009 im Con-
sulting ein, doch das war nicht von langer Hand
geplant: „Von der Welt des Consultings hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt kein detailliertes Bild, und ich wusste nicht wirklich, welche
Herausforderungen auf mich als Ingenieur zukommen“, sagt der 37-Jährige. Über Doktorandenkollegen wurde er auf das Betätigungsfeld
2/2016
INGENIEURE
FOKUS
aufmerksam. Nach dem Besuch einiger gängiger
Recruiting-Events war klar, „dass Ingenieure
dort sehr wohl ein spannendes Arbeitsfeld vorfinden“, so Lipowsky.
Etwas anders gestaltete sich der erste Kontakt mit Consulting für Mark Andre Nix, den
diplomierten Maschinenbauer mit den Schwerpunkten Fahrzeugtechnik und Produktion. Für
ihn war das Thema Consulting schon im Studium
präsent: Damals arbeitete er als Werkstudent bei
der Continental AG und absolvierte verschiedene Praktika. „Meine Diplomarbeit habe ich über
Prozessoptimierung in der Produktion geschrieben. Da wusste ich, dass mich das Thema begeistert. Bei einer Managementberatung kann ich
meine Kompetenzen besonders gut weiterentwickeln.“ Seit einem Jahr arbeitet der 31-jährige
Nix nun bei Porsche Consulting im Bereich Konsumgüter und Handel.
WIRTSCHAFTSINGENIEURE SIND
BREIT AUFGESTELLT
Auch die Wirtschaftsingenieurin Anna-Maria
Straßmeier kam mit dem Beruf des Consultants
schon während ihres Masters in technologie- und
managementorientierter Betriebswirtschaftslehre an der TU München in Berührung und entschloss sich, über Praktika das Arbeitsumfeld
näher kennenzulernen. So fand sie auch schon
früh den Weg zur weltweit tätigen Managementberatung Horváth & Partners. Nach einem viermonatigen Praktikum blieb die 28-Jährige damals mit dem Beratungsunternehmen über das
Studentennetzwerk „Horváth Student Club“ in
Kontakt. „Der regelmäßige Austausch mit den
ehemaligen Kollegen und die nachhaltige Bindung führten dazu, dass ich nach dem Master
bei Horváth gestartet bin.“ Sie arbeitet dort seit
November 2014 als Consultant.
Horváth & Partners stellt jedes Jahr im
Durchschnitt 60 Absolventen ein – ein Drittel
davon sind Ingenieure. Dabei liege die Präferenz
auf Wirtschaftsingenieuren, so Sonja Baltes,
Senior-HR-Managerin bei Horváth & Partners.
Wirtschaftsingenieure seien vor allem aufgrund
der Verbindung von betriebswirtschaftlicher
Komponente und ingenieurswissenschaftlichem
Knowhow geschätzt.
Bei den Beratungshäusern Porsche Consulting
und Roland Berger sind die Beratungsschwerpunkte technischer ausgerichtet. Gerade hier
bietet sich der Einstieg als klassischer Ingenieur
an. Bei Porsche Consulting ist die konzerninterne Nähe zur Porsche AG der Grund für die
technische Ausrichtung: „Unsere Berater sind
Praktiker. Und große Teile unseres Praxiswissens
stammen aus unserer Heimatbranche – der Automobilindustrie. Unsere Klienten sind insbesondere an dieser Expertise interessiert“, so Stefan
Stock, Leiter Personal bei Porsche Consulting.
„Wir brauchen dafür Leute, die die Wertschöpfungskette des Kunden in ihrer Tiefe und Breite
verstehen – Berater, die zum Beispiel die Schnittstellen zwischen Produktion und Entwicklung in
der Realität begreifen.“ Von etwa 70 neuen Beratern, die Porsche Consulting jährlich einstellt,
haben daher rund 60 Prozent einen ingenieurswissenschaftlichen Hintergrund.
2/2016
überhaupt“, erklärt Lipowsky. Nix etwa leitete in
seinem ersten Jahr schon Projekte bei einem Getränkehersteller, bei einem holzverarbeitenden
Unternehmen, bei einem Sportartikelhersteller
und in der Möbelindustrie.
Ziel der Beratungsunternehmen ist es, Einsteiger schnell und durch praktische Erfahrungen an
die Projekte heranzuführen. Das gelingt vor allem
anhand von strukturierten Kompetenzmodellen,
die zugleich die Aufstiegsmöglichkeiten und Karriereschritte transparent machen. „Sobald man
als Mitarbeiter das Gefühl hat, auf einer Hierarchieebene allen Anforderungen gerecht zu werden, geht es relativ schnell auf die nächste Stufe“,
beschreibt Lipowsky die Vorgehensweise.
Der klassische Einstieg erfolgt als Junior Consultant – unabhängig vom Studienfach. Darauf
folgt dann der Consultant. „Wer mit Bachelorabschluss einsteigt, beginnt bei uns als Junior Consultant. Masterabsolventen sowie Kandidaten
mit erster Berufserfahrung steigen bei uns als
Consultant ein “, sagt Sonja Baltes von Horváth
& Partners.
Mark Andre Nix stieg bei Porsche Consulting
als Junior Consultant ein, bekam nach nur knapp
einem halben Jahr schon seine erste Beförderung
zum Consultant. Lipowsky, der schon während
der Promotion Praxiserfahrung in der Industrie
gesammelt hatte, stieg direkt als Consultant ein.
„Das war gut, denn so hatte ich das Gefühl, dass
sich die Promotion gelohnt hat und die Zeit, die
ich dafür aufgewendet habe, auch wertgeschätzt
wird. Doch die Erwartungen an mich als Einsteiger waren natürlich extrem hoch“, fügt er hinzu.
Grundsätzlich ist – zumindest bei Horváth &
Partners – eine Promotion allein aber kein Grund
für eine Beförderung, erklärt Baltes.
Das Gehalt ist für Mark Andre
Nix nebensächlich: Den Maschinenbauingenieur bei Porsche
Consulting reizen am Consulting
vor allem die Karrierechancen
und Entwicklungsmöglichkeiten.
AUFSTIEG NACH PLAN:
Die Karrierestufen
im Consulting
Junior Consultant
Consultant
Senior Consultant/Managing Consultant
(Senior-)Projektmanager/Projektleiter
Principal
Partner
Wer sich als Ingenieur für die Beratung interessiert, sollte darüber hinaus ein Grundinteresse
an wirtschaftlichen Zusammenhängen mitbringen und den Wunsch verspüren, einen Job machen zu wollen, der über den Laptop hinausgeht.
„Consulting ist ein ‚People Business‘, hier gilt es,
verschiedene Ansichten zu verstehen, zusammenzubringen und dann daraus etwas Neues zu
gestalten“, sagt Lipowsky. Aber auch Flexibilität und Reisefreudigkeit sind wichtige Faktoren:
Unter der Woche arbeiten die Berater meist vier
Tage beim Kunden und freitags an einem der eigenen Standorte oder auch mal im Homeoffice.
„Viele Bewerber reizt gerade diese Abwechslung
im Beruf“, so Stock.
PRAKTISCHE ERFAHRUNGEN
VON ANFANG AN
Dass die Verdienstmöglichkeiten in den Ingenieurswissenschaften sehr attraktiv sind, ist bekannt. Entsprechend wird auch in der Beratung
Fotos: Thorsten Jochim, Jörg Eberl, Porsche Consulting
40
gut bezahlt. Doch für Nix waren vielmehr die
Karrierechancen, die Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten, wie etwa das Aufbauen von
Führungskompetenzen, Gründe für den Schritt
in die Beratung. Auch für Straßmeier spielte das
Gehalt eine weniger wichtige Rolle: „Ich wollte
mich von Anfang an weiterentwickeln, und die
Lernkurve ist, im Vergleich zu anderen Einstiegspositionen in der Wirtschaft, im Consulting
sehr steil.“
Wer in die Beratung einsteigt, lernt sehr
schnell eine Vielzahl von verschiedenen Unternehmen und Unternehmenskulturen kennen und
bekommt einen großflächigen Überblick über die
Problemstellungen der Unternehmen und auch
darüber, wie eine Gesamtfirma als Ökosystem
funktioniert. „Das sind Einblicke in Unternehmensbereiche, die man als klassischer Ingenieur
sonst nicht so schnell erhält. Je nachdem in welcher Position man in der Industrie einsteigt, passiert das vielleicht erst nach 10 bis 15 Jahren, wenn
KOLLEGIALER AUSTAUSCH
UND TRAININGSTAGE
Der Aufstieg im Unternehmen beginnt von Tag
eins an: für Berufsanfänger bei Roland Berger
beispielsweise mit einem zweiwöchigen Kick-offProgramm – einem Crashkurs, bei dem die Basics
der Beratung vermittelt werden. Dabei geht es
um Themen wie Corporate Finance, die Grundlagen des Projektmanagements, Marketing oder
Sales. Ähnlich sieht es bei Porsche Consulting
aus. Im dreiwöchigen Onboarding-Prozess lernen die Absolventen die Porsche-Kultur kennen.
„Das heißt, wir besuchen unter anderem mit den
Neuen unser Porsche-Stammwerk in Zuffenhausen und das Werk in Leipzig, wo die Modelle
Panamera, Cayenne und Macan produziert werden“, sagt Stock. Die Einarbeitung in das erste
Projekt verläuft dann über Fallstudien und einen
persönlichen Mentor.
Auch bei Horváth & Partners gibt es einen
ähnlichen Prozess. „Zudem schauen wir sehr individuell, was der Einzelne braucht, um sein Potential auszuschöpfen“, so Baltes. Ein Mentor begleitet die gesamte Karriereentwicklung. Mit ihm
werden die persönlichen Entwicklungsschritte besprochen und die Zielvereinbarungen festgelegt.
Neben Mentoren begleiten auch erfahrene
Mitarbeiter und Vorgesetzte die jungen Kollegen kontinuierlich. Die Feedbackkultur ist in
der gesamten Branche sehr ausgeprägt: „Wir
41
lernen voneinander, sprechen über neue Lösungsansätze und diskutieren diese dann auch“,
sagt Straßmeier. Zusätzlich gibt es in den meisten Beratungsunternehmen eine feste Anzahl
an Trainingstagen, die jeder absolviert. Dabei
geht es darum, die Mitarbeiter umfassend inhaltlich, fachlich, methodisch und persönlich
weiterzubringen. Um Mitarbeiter langfristig
zu binden, bieten viele auch wissenschaftliche
Weiterbildungen an. Dazu zählen der Masterabschluss, der MBA oder auch eine Promotion.
Im mittleren Lebensalter oder in der Phase der
Familiengründung werden dann oftmals andere
Angebote wie Sabbaticals oder Teilzeitregelungen genutzt.
Wer bereits Consultant ist, wird im nächsten
Schritt zum Senior Consultant – auch Managing
Consultant genannt. Die Projektverantwortung
nimmt zu, die Methodenkompetenz wird vertieft,
und die Führungskompetenzen werden weiter geschult. Dann folgt der Schritt zum Projektleiter,
auch (Senior-) Projektmanager. Dieser hat disziplinarische Führungs- und Projektverantwortung
und ist an der Akquise neuer Kunden und an der
Kundenbetreuung beteiligt. Die durchschnittliche
Verweildauer in den einzelnen Schritten kann je
nach Beratungsunternehmen und persönlichem
Fortschritt sehr unterschiedlich sein.
DER SCHRITT ZUM PARTNER-STATUS
Spätestens mit dem nächsten Schritt zum Principal ändert sich die Arbeitsweise grundlegend:
von der inhaltlichen Arbeit zur Akquise. Das
heißt, neue Aufträge für das Unternehmen
müssen gewonnen, viele Gespräche mit potentiellen Kunden geführt werden. „Das ist ein
Wendepunkt“, sagt Lipowsky. „Man wird Teil
des Managements der Firma und für die Projektakquise mitverantwortlich. Es ist allerdings
auch Teil des Geschäftsmodells im Consulting,
dass nicht alle Kollegen diesen Schritt gehen.
Der Ausstieg als Senior Consultant oder Projektleiter in Richtung Industrie ist ebenfalls
ein sehr attraktiver Schritt, da einem nach der
Zeit in der Beratung entsprechend spannende
Positionen in der Industrie offenstehen.“ Interessant sei dabei, dass überdurchschnittlich
viele Ingenieure bleiben. Wer intern weitermacht, kann in einem letzten Schritt vom Principal zum Partner und somit Teil der Eigentümergemeinschaft werden. Dann generiert man
das tatsächliche Geschäft und entwickelt aktiv
Kundenbeziehungen weiter.
Lipowsky selbst ist mit seiner beruflichen Entscheidung sehr zufrieden: „Für mich hat alles
sehr gut funktioniert“, sagt er. „Ich war in meinen sieben Jahren bei Roland Berger immer auf
Projekten unterwegs, bei denen ein technisches
Produkt oder eine technische Fragestellung involviert waren. Trotzdem stand immer der größere
Zusammenhang im Fokus – etwa die Wachstumsstrategie oder die Unternehmenstransformation
des Kunden.“ Und wie sieht die Zukunft für ihn
aus? Die Arbeit macht ihm sehr viel Spaß. Am
liebsten würde er bald Partner werden, dann
könnte er mit seinem Kundennetzwerk eigenes
Geschäft generieren und selbstverantwortlich
Kunden betreuen.
2/2016
42
KARRIEREWEG
FOKUS
HELENA FUERGUT
Überall
willkommen
Um die Berufsaussichten für
Ingenieure steht es gut, der Einstieg
ist entsprechend einfach. Doch
wo starten – bei so vielen Wahlmöglichkeiten? Wir haben bei
Berufsanfängern nachgefragt.
Die Interviews führte Julia Hoscislawski.
Illustration: Sylvia Wolf
„Blickt über
den Tellerrand
hinaus“
Vor meinem Fachabitur hatte ich bereits eine
Ausbildung zur technischen Zeichnerin absolviert. Während der Studienzeit an der Fachhochschule habe ich dann bei meinem jetzigen
Arbeitgeber als Werkstudentin in verschiedenen
Abteilungen gearbeitet und ein Praktikum in der
Niederlassung in Italien gemacht. So konnte ich
bereits Berufserfahrung und auch Erfahrung im
Unternehmen vorweisen und direkt in meinen
jetzigen Job einsteigen.
Was war Ihren Ansprechpartnern im
Bewerbungsgespräch wichtig? Wie ist
das Bewerbungsgespräch abgelaufen?
Mein Bewerbungsgespräch lief eher unkonventionell ab, da wir uns – mein Arbeitgeber und ich
– bereits seit Jahren kannten. Wichtig war dem
Unternehmen vor allem, dass ich eine genaue
Vorstellung von meinem zukünftigen Job habe
und gut in das Team passe.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?
Ich werfe einen ersten Blick in die aktuellen Anfragen unserer Vertriebszentren, um einen Überblick zu bekommen. Als Bindeglied zwischen Vertrieb und Produktion kläre ich dann die einzelnen
Themen mit der Auftragsabwicklung und Produktionsplanung in der jeweiligen Niederlassung.
Dabei erfolgen 90 Prozent der Kommunikation
auf Englisch oder Italienisch. In der Regel arbeite
Herr Konkel, welchen Berufseinstieg
haben Sie gewählt und warum?
Ich wollte meine Masterarbeit gern in einem Unternehmen schreiben. Statt bei einem Hersteller
einzusteigen, fand ich es spannend, die Seite eines Zertifizierers kennenzulernen. Vor Ort stand
für mich relativ schnell fest, dass ich nach dem
Abschluss gern in dem Bereich anfangen würde.
Ich habe über mein Interesse mit meinem Chef
gesprochen und mich auf eine offene Stelle beworben.
Was war Ihren Ansprechpartnern
im Bewerbungsgespräch wichtig?
Wie ist das Bewerbungsgespräch
abgelaufen?
Nach meiner Online-Bewerbung bin ich zu einem
persönlichen Vorstellungsgespräch eingeladen
worden. Das Gespräch fand in kleiner, persönlicher Runde statt. Meinem direkten Vorgesetzten war es wichtig, dass die fachliche Kompetenz,
aber auch die persönliche Motivation stimmt und
ich kommunikationsfähig bin. Neben meinem
Abschluss waren auch die Projekte während des
Studiums und meine Abschlussarbeiten mit dem
Themenschwerpunkt Windenergie besonders
wichtig.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?
Da ich für die meisten Tätigkeiten auf einen
Rechner angewiesen bin, arbeite ich fast ausschließlich im Büro. Die Arbeitszeit dort kann ich
mir flexibel einteilen.
2/2016
Frau Fuergut, welchen Berufseinstieg
haben Sie gewählt und warum?
43
ich täglich 8 bis 9 Stunden, wobei ich – dank Gleitzeit – in der Zeitgestaltung flexibel bin.
Was sind Ihre Hauptaufgaben?
Ich bin verantwortlich für die technische Unterstützung unserer Vertriebskollegen, wenn Kunden Sonderprodukte für ihre Anwendung benötigen. Das beginnt mit der Klärung der ersten
technischen und kommerziellen Machbarkeit und
geht bis hin zum Angebot für die kundenspezifische Sonderlösung. Darüber hinaus bin ich abteilungsintern Ansprechpartnerin für die Klärung
und Aufarbeitung technischer Themen, die unsere Niederlassungen weltweit betreffen.
Was würden Sie Studierenden der
Ingenieurswissenschaften für ihre
Karriere raten?
Beschränkt euch nicht nur auf die technischen Inhalte, sondern blickt über den Tellerrand hinaus.
Auch als Ingenieur benötigt man ein Grundverständnis für wirtschaftliche, interkulturelle und
organisatorische Zusammenhänge. Deshalb sollte man die Studienzeit nutzen, Erfahrungen, etwa
in Vereinen oder im Ausland, zu sammeln.
Helena Fuergut, 26, ist Applikationsingenieurin
in der Abteilung Customer Projects and Special Products bei der Firma Endress+Hauser
Wetzer GmbH & Co. KG. Sie hat ihr Maschinenbaustudium an der Fachhochschule Kempten 2015 mit Diplom abgeschlossen.
Was sind Ihre Hauptaufgaben?
KONSTANTIN KONKEL
„Das Gespräch
fand in kleiner,
persönlicher
Runde statt“
Zum Auslegen der einzelnen Komponenten einer
Windenergieanlage ist es entscheidend zu wissen,
welche Belastungen auf diese wirken. Dabei spielen Prozesse wie die Steuerung der Anlage, die
Geschwindigkeit und die Turbulenz des Windes
sowie die Schwingungen von Bauteilen und der
Gesamtanlage eine große Rolle. Ich bin dafür
verantwortlich, die Lasten und Lastannahmen im
Rahmen der Prüfdienstleistungen von TÜV Nord
für deutsche und internationale Kunden zu prüfen. Vorab werden alle zur Prüfung eingereichten
Unterlagen auf Vollständigkeit und Plausibilität
gecheckt. Im Anschluss muss ich die ermittelten
Belastungen durch Vergleichsrechnungen verifizieren. Zum Abschluss eines Projektes folgt die
schriftliche Stellungnahme.
Was würden Sie Studierenden der
Ingenieurswissenschaften für ihre
Karriere raten?
Im Studium die Möglichkeit nutzen, verschiedene
Fachgebiete und Aufgabenfelder kennenzulernen,
bis man gefunden hat, für was man sich begeistert.
Für mich war bei der beruflichen Entscheidung
mein persönliches Interesse maßgebend.
Konstantin Konkel, 28, ist Sachverständiger
für Lastberechnungen in der Windenergie
bei TÜV Nord. Er hat an der Hochschule für
Angewandte Wissenschaften Hamburg studiert und seinen Master of Science (Berechnung und Simulation) 2015 abgeschlossen.
2/2016
FOKUS
KARRIEREWEG
Herr Eder, welchen Berufseinstieg haben
Sie gewählt und warum?
Parallel zum Studium war ich bereits bei einem
Automobilhersteller in München als Werkstudent
tätig, dort konnte ich auch meine Abschlussarbeit
schreiben. Durch die fachbereichsübergreifende
Arbeit habe ich damals Kollegen von der ESG kennengelernt. Die Möglichkeit, bei der ESG in unterschiedlichen Projekten bei verschiedenen Auftraggebern tätig zu sein, fand ich sehr spannend. Ich
bin dann direkt nach dem Abschluss eingestiegen.
FLORIAN EDER
„Ausgleich
ist wichtig“
suche ich täglich rund acht Stunden zu arbeiten.
Gerade in meiner Position als Projektmanager
gibt es aber immer wieder Situationen, die punktuell eine längere Arbeitszeit erfordern. Hier ist
ein entsprechender Ausgleich wichtig – bei uns
gibt es glücklicherweise ein entsprechendes Gleitzeitmodell, aber auch Brückentage, an denen die
gesamte Firma geschlossen bleibt.
Als Projektmanager für Groupware-Systeme
plane und steuere ich Termine, Kosten und die
Qualität der Projekte. Außerdem übernehme ich
die fachliche Ausplanung der internen Mitarbeiter, steuere die Unterauftragnehmer, organisiere
Besprechungen mit Auftraggebern, Mitarbeitern
und Management und begleite Vertragsverhandlungen mit dem Kunden.
Ich war in zwei Gesprächen: zuerst mit dem Leiter
der Fachabteilung. Hier ging es um meine fachlichen Kenntnisse und darum, einen Einblick in den
zukünftigen Tätigkeitsbereich zu bekommen. Danach wurde ich zu einem Vorstellungsgespräch in
die Personalabteilung eingeladen. Hier ging es um
Soft Skills und meine Motivation. Alle Gesprächspartner waren sehr freundlich und offen, das hat
bei mir einen sehr positiven Eindruck hinterlassen.
Was würden Sie Studierenden der
Ingenieurswissenschaften für ihre
Karriere raten?
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei
Ihnen aus?
Viele verschiedene Tätigkeitsbereiche durch Praktika oder Werkstudententätigkeiten in möglichst
unterschiedlichen Firmen ausprobieren. Das erleichtert den Einstieg in das richtige Tätigkeitsgebiet und wird bei der Einstellung gern gesehen.
Der typische Arbeitstag – wenn es ihn überhaupt
gibt – ist geprägt vom Wechsel zwischen konkreter
Projektarbeit und Aufgaben im Bereich Akquise,
Planung und Vertrieb. Mir ist eine ausgewogene
Work-Life-Balance mit ausreichend Zeit für Familie, Freunde und Hobbys wichtig, deshalb ver-
Florian Eder, 34, ist Projektmanager bei der
ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH.
Er hat Automatisierungstechnik und Systems
Engineering an der Hochschule München
studiert.
„Einen typischen Arbeitstag gibt es bei
mir nicht“
Frau Knechtel, welchen Berufseinstieg
haben Sie gewählt und warum?
Ich habe es nach dem sehr intensiven dualen Studium langsam angehen lassen. Nach dem Diplom bin
ich erst einmal für einen neunmonatigen Auslandsaufenthalt nach Australien. Zurück in Deutschland,
habe ich mich auf die Suche nach einer Einstiegsposition gemacht, bei der ich mich auch persönlich
weiterentwickeln kann. Das war bei FTI, einem mittelständischen Luftfahrtunternehmen, gut möglich.
Was war Ihren Ansprechpartnern im Bewerbungsgespräch wichtig? Wie ist das
Bewerbungsgespräch abgelaufen?
Das Bewerbungsgespräch lief zu meinem Erstaunen sehr locker und entspannt ab. Die anfängliche Nervosität verfiel recht schnell. Von Beginn
an gefiel mir das gute Arbeitsklima. Besonders
wichtig waren den Personalverantwortlichen meine Praxiserfahrung in der Luftfahrt und damit
verbundene Branchenkenntnisse, die ich durch
das duale Studium hatte. Überzeugend waren außerdem mein Interesse an der FTI Engineering
Network GmbH und eine klare Vorstellung meiner zukünftigen Aufgaben.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei
Ihnen aus?
Einen typischen Arbeitstag gibt es bei mir nicht
– jeder Tag ist anders. Für mich ist es Herausforderung und Abwechslung zugleich, morgens ins
Büro zu kommen und nicht zu wissen, welcher
2/2016
„Seht kritische
Fragen eurer
Dozenten
als Herausforderung“
Was sind Ihre Hauptaufgaben?
Was war Ihren Ansprechpartnern im Bewerbungsgespräch wichtig? Wie ist das
Bewerbungsgespräch abgelaufen?
SOPHIE KNECHTEL
ALEXANDER SCHMIDT
Kunde heute mit seinen Fragen bei mir anruft.
Abends gehe ich mit dem Gefühl nach Hause, die
neuen Aufgaben erfolgreich und kundenorientiert bearbeitet zu haben.
Was sind Ihre Hauptaufgaben?
Ich bin vor allem erster Ansprechpartner für alle
Kundenbelange nach der Erstauslieferung unserer Produkte und stelle die Auftragsabwicklung
von Customer-Service-Belangen wie Ersatzteilbestellungen oder Reparaturen sicher. Ich erstelle
Angebote und überwache die Auftragserfassung,
Terminverfolgung und Auslieferung der Produkte.
Was würden Sie Studierenden der
Ingenieurswissenschaften für ihre
Karriere raten?
Da zwischen Theorie und Praxis Welten liegen:
Fangt so schnell wie möglich an, praktische Erfahrung zu sammeln! Egal, ob es sich um ein Praktikum
oder einen Minijob handelt: Die gesammelten Erfahrungen sind wichtig, um zu erkennen, in welchem
Bereich ihr einmal arbeiten wollt. Und es ist ein
Vorteil gegenüber anderen Bewerbern, die sich mit
weniger bis keiner praktischen Erfahrung bewerben.
Sophie Knechtel, 25, ist im Bereich Customer Service and Sales Office bei der FTI
Group tätig. Sie hat an der Berufsakademie
Sachsen/Staatliche Studienakademie Plauen
Technisches Management studiert und 2013
mit Diplom (BA) abgeschlossen.
Herr Schmidt, welchen Berufseinstieg
haben Sie gewählt und warum?
Nach meinem Praktikum und der Abschlussarbeit in der Probenahme des Edelmetallrecyclings
habe ich mich direkt in diesem Bereich beworben.
Hier hatte ich schon in der Praktikumszeit sehr
viele Kenntnisse gewinnen können.
Was war Ihren Ansprechpartnern im Bewerbungsgespräch wichtig? Wie ist das
Bewerbungsgespräch abgelaufen?
In meinem Bewerbungsgespräch waren meine
Chemiekenntnisse und mein Wissen über mechanische und thermische Verfahrenstechnik gefragt.
Natürlich spielten auch meine Leistungen im
Praktikum und in der Abschlussarbeit eine Rolle.
Mein Arbeitgeber hat außerdem auf meine sozialen Fähigkeiten geachtet, da eine gute Teamarbeit
in diesem Bereich sehr wichtig ist.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei
Ihnen aus?
An einem normalen Arbeitstag arbeite ich
zwischen siebeneinhalb und neun Stunden. Typischerweise beantworte ich viele technische
Fragen von Kunden- und Vertriebsseite – alles
per E-Mail. Sofern Kundenmuster ankommen,
begutachte ich diese und stimme die Verarbeitung mit meinen Kollegen aus der Produktion ab. Natürlich nehme ich auch regelmäßig
an Besprechungen zur Verbesserung von Pro-
Fotos: Endress Hausser, TÜV NORD/Frauke Schumann, ESG, FTI Engineering, Heraeus Holding, Körber AG
44
Herr Soppert, welchen Berufseinstieg
haben Sie gewählt und warum?
Ich hatte das große Glück, über ein Praktikum im
Inhouse-Consulting bereits im Studium einen Einblick in die Körber AG zu bekommen. Da ich dort
gute Erfahrungen gemacht hatte, lag es auf der
Hand, nach einer Position im Konzern Ausschau
zu halten. Eine Assistenzstelle hat mich gereizt:
Hier ist man nah an den Entscheidungen der Geschäftsführung dran und hilft bei deren Umsetzung. Außerdem fand ich es sehr spannend, die Arbeitsabläufe auf oberster Ebene kennenzulernen.
Was war Ihren Ansprechpartnern im Bewerbungsgespräch wichtig? Wie ist das
Bewerbungsgespräch abgelaufen?
Zum Bewerbungsverfahren gehörten ein OnlineAssessment-Center, ein Telefoninterview und
ein persönliches Vorstellungsgespräch. Da ich
das Assessment-Center schon für ein Stipendium
durchlaufen hatte, bin ich direkt in den zweistufigen Prozess mit Videokonferenz und persönlichem
Gespräch eingestiegen. Der Fokus lag auf dem
fachlichen Knowhow, auf meiner Persönlichkeit
und meinen Zielen. Ich glaube, dass das Thema
Selbsteinschätzung und das Bewusstsein über eigene Stärken und Schwächen besonders wichtig
waren. Darüber habe ich sehr offen gesprochen.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei
Ihnen aus?
Meine Arbeitstage sind sehr abwechslungsreich.
Ich bin in die unterschiedlichsten Tätigkeiten ein-
MATTHIAS SOPPERT
„Selbsteinschätzung
ist besonders
wichtig“
45
zessen oder an Projektbesprechungen mit Kollegen teil.
Was sind Ihre Hauptaufgaben?
Ich betreue Kunden, die in Reststoffen und Metallschrott enthaltene Edelmetalle zurückgewinnen
möchten, das ist das sogenannte Edelmetallrecycling. Ich prüfe die Anfragen der Kunden technisch,
entwickle den Aufarbeitungsprozess und errechne die Prozesskosten. Weiter betreue ich unsere
Kunden bei technischen Fragen auch vor Ort und
überwache externe Probenahmen. Außerdem soll
ich Prozesse in meinem Bereich weiterentwickeln
und stetig verbessern.
Was würden Sie Studierenden der Ingenieurswissenschaften für Ihre Karriere raten?
Nutzt alle Möglichkeiten, euch über die Grenzen
eures Studiums hinaus weiterzubilden. Das hilft
ungemein. Seht kritische Fragen eurer Dozenten
als Herausforderung. Die gleichen Fragen werden später auch von Kunden oder Vorgesetzten
gestellt, und dann habt ihr schon die Erfahrung,
damit umzugehen.
Alexander Schmidt, 28, ist Head of Technical Customer Support bei Heraeus Metal
Management. Sein Studium der Bioverfahrenstechnik hat er 2012 an der University
of Applied Science in Frankfurt am Main
abgeschlossen.
gebunden, das geht von M&A-Projekten bis hin zu
Themen, die weitreichende Konsequenzen für unser Geschäftsfeld haben. Aber auch die Umsetzung
von Konzerninitiativen, wie etwa Industrie 4.0 oder
Technologie- und Innovationsmanagement, gehört
dazu. Weil ich die Geschäftsführung regelmäßig auf
Termine begleite, bin ich mehrmals im Monat beruflich auf Reisen. Auch das ist sehr spannend.
Was sind Ihre Hauptaufgaben?
Als Assistent unterstütze ich die Geschäftsführung im Entscheidungsfindungsprozess. Grundsätzlich besteht diese Arbeit im Zusammentragen
und Aufbereiten von Informationen. Außerdem
ist das Kommunizieren und Nachhalten von Aufgaben seitens der Geschäftsführung wichtiger Bestandteil meiner Aufgaben.
Was würden Sie Studierenden der Ingenieurswissenschaften für Ihre Karriere raten?
Die Kombination von Ingenieurswissenschaft und
Betriebswirtschaft ist sehr mächtig. Ingenieursstudenten, die ihre berufliche Zukunft in der Wirtschaft sehen, sollten die manchmal vermeintlich
„lästigen“ Wahlpflichtfächer nicht unterschätzen.
Matthias Soppert, 27, ist Assistent der Geschäftsführung der Körber Medipak Systems
AG. Er hat an der Technischen Universität
Hamburg Theoretischen Maschinenbau und
am Northern Institute of Technology Management Hamburg Technologie-Management studiert.
2/2016
46
AUSSTIEG
Buchempfehlungen
D Geschichte der
Die
M
Mensch-MaschineIn
Interaktion
Th
Thomas
Rid: Maschinendämmerung.
Ei
Eine kurze Geschichte der Kybernetik
erschienen im Propyläen Verlag
ISBN 978-3-549-07469-5
24 EURO/22,99 EURO (als E-Book)
Ob Cyber-Space, Cyber-Krieg oder Cyber-Security: Begriffe, die heute allgegenwärtig sind, deren
Prä
Präfix „Cyber“ sich jedoch schwer fassen lässt.
An
Angestoßen durch zahlreiche Anfragen seiner
Stu
Studenten zu Bedeutung und Ursprung des Wortes, hat sich der Professor für Sicherheitsstudien
Tho
Thomas Rid in seinem aktuellen Buch auf die
Suc
Suche nach Antworten begeben zu den Fragen:
Wa
Was bedeutet „Cyber“? Wie ist die Geschichte
die
dieser Idee? Und woher kommt dieser Begriff
eig
eigentlich?
A
Auf über 400 Seiten gibt der Autor einen eindrü
drücklichen Aufriss der Geschichte der Kybernetik,
die in den 1940er Jahren entstand und aus deren
Ide
Ideen der Cyber-Begriff hervorgegangen ist.
Der Ursprung dieser damals neuen Wissensch
schaft, die sich schon bald als allgemeine Theorie
der Maschinen verstand und bei der sich alles um
die Themen Computer, Steuerung, Sicherheit
und die stetige Weiterentwicklung der Interaktion von Mensch und Maschine dreht, lag in den
tec
technischen Herausforderungen, die sich für die
Vereinigten Staaten aus den im Zweiten Weltkrieg stetig beschleunigten Kriegshandlungen,
vor allem bei der Luftwaffe, ergaben.
Von hier aus zeichnet Rid in chronologischer
Reihenfolge technische und kulturelle Entwicklungen detailreich nach, die die kybernetische
Idee über die gesamte zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts bis heute beeinflussten und veränderten.
Der Autor fokussiert sich dabei vor allem auf
eine amerikanische Sichtweise, nimmt spannende
Persönlichkeiten wie hochbegabte Ingenieure
und Wissenschaftler sowie Forschungseinrichtungen wie das MIT in den Blick, zeigt aber
auch politische Intentionen auf und macht auf
Unternehmer aufmerksam, die zu wichtigen
Fortschritten beitrugen. Angesprochen werden
in den zehn Kapiteln unter anderem weitere
militärische Anforderungen, wie sie sich etwa aus
dem Vietnam-Krieg ergaben, die Entwicklung des
Science-Fiction-Kultes, aber auch Phänomene wie
das der Krypto-Anarchisten.
Bei all diesen Entwicklungen, so Rid, schwang
von Anfang an immer der sogenannte kybernetische Mythos von Gut und Böse mit: etwa
die Hoffnung, dass Maschinen das Leben der
Menschen zum Positiven wenden, oder – dem
entgegenstehend – pessimistische Zukunftsvisionen über die Übermacht der Maschinen. Dieser
Mythos besteht bis in die Gegenwart: Denn so
hörte man nach dem Sieg des Google-Programms
AlphaGo gegen den bisher von Maschinen
unbesiegten Go-Spitzenspieler Lee Sedol in
diesem Frühjahr: Es sei nur eine Frage der Zeit,
bis Maschinen den Menschen den Rang ablaufen.
In seinem Buch ordnet Rid dies alles verständlich
und übersichtlich ein: hochspannend, kurzweilig
und aktueller denn je.
App-Tipps
WolframAlpha
Einen allwissenden technischen Helfer kann man sich
mit dieser App auf das Smartphone holen – ganz egal,
ob es um Mathematik, Ingenieurswissenschaften oder
Geographie geht. Selbst die iPhone-Assistentin Siri
bezieht ihr Wissen teilweise aus dieser Datenbank.
Durch die ständige Erweiterung bleiben das digitale
Nachschlagewerk und die eingebauten Werkzeuge
wie Währungsumrechner immer aktuell.
Erhältlich für Android und iOS
3,33 EURO/2,99 EURO
Linguee – Wörterbuch
Wer kennt das nicht: Das englische Wort liegt einem
auf der Zunge, aber es will einfach nicht raus. Hier
kann dieses Wörterbuch weiterhelfen. Das Besondere: Es kennt sich nicht nur mit einzelnen Wörtern
aus, sondern erfasst auch den Sinn von Wortgruppen.
Außerdem helfen Aufnahmen von Muttersprachlern
bei der richtigen Aussprache und Satzbeispiele bei
der richtigen Verwendung des Wortes. Ein Vorteil ist
auch die Möglichkeit, die App offline zu nutzen.
Erhältlich für Android und iOS
Christoph Keese:
Thorsten Reiter:
Silicon Valley
Start Up – Jetzt!
Was aus dem mächtigsten Tal der
Welt auf uns zukommt
Endlich loslegen und es richtig machen
Zentrale Player der digitalen Wirtschaft wie
etwa Google, Facebook und Youtube sitzen im
Silicon Valley. Von dort haben sie schon heute
großen Einfluss auf globale wirtschaftliche
Entwicklungen. Und sie haben Vorbildcharakter: In dem Tal an Amerikas Westküste entstehen ständig neue Internetfirmen, Start-ups, die
sich nichts weniger auf die Fahnen geschrieben
haben als die disruptive Transformation. Sie arbeiten gegen ineffiziente Geschäftsmodelle und bringen so ganze Branchen ins Schwanken. Der Autor
war 2013 für Axel Springer ein halbes Jahr vor Ort. In seinem Buch geht er
dem Phänomen Silicon Valley nach. Er erzählt, was das Tal und seine Arbeitskultur ausmacht, und beschreibt, welche Konsequenzen sich heute und
zukünftig aus den dortigen Entwicklungen ableiten lassen. Da kann einem
zwischendurch schon mal unbehaglich werden. Eine spannende Reportage,
die einen ungewöhnlichen Einblick in das Silicon Valley gewährt.
Deutschland braucht mehr Gründer, davon ist Thorsten Reiter, Vertreter der Generation Y, überzeugt. In
seinem ersten Buch nimmt sich der erprobte Gründer
genau dieses Themas an und setzt sich mit allen
wichtigen Aspekten auseinander, die eine Start-upIdee braucht, um erfolgreich zu werden: etwa die
konzeptuelle Ausarbeitung des Produkts, der Aufbau
des richtigen Start-up-Teams, die Finanzierung, der
Businessplan, das entsprechende Marketing und,
nicht zu vergessen, das Networking. Dabei plaudert er
vor allem aus seinem reichen Erfahrungsschatz und lässt erfolgreiche Gründer
zu Wort kommen. Einzigartig und motivierend zugleich: die Aufbereitung.
Neben kurzen Statements, lockerem Layout und kleinen Kästen für den Überblick wird der Leser direkt mit Du angesprochen. Für alle, die übers Gründen
nachdenken. Und alle, die darüber nicht nachdenken. Denn neben mentalem
Coaching ist das Buch auch ein Augenöffner für klassische Arbeitgeber. Fazit:
Bei allem immer eine klare Linie verfolgen.
erschienen im Albrecht Knaus Verlag, ISBN 978-3-6411-2258-4
19,99 EURO/15,99 EURO (als E-Book)
erschienen bei Campus, ISBN 978-3-5935-0027-0
17,99 EURO plus E-Book inside
2/2016
Mein Beitrag:
Licht ins Dunkel bringen
Dimitri Petker,
Ingenieur für Lösungsentwicklungen
in der Energieversorgung bei
Phoenix Contact
Zukunftsgestalter
gesucht
GRATIS
Phoenix Contact entwickelt und produziert hochwertige elektrotechnische
Komponenten und Lösungen für viele
Industrien. In unserem Vorsprung an
Qualität und Innovation sehen wir den
Schlüssel für die Lösung technischer
Herausforderungen von morgen.
(Offtime)
Unsere weltweit über 14.500 Mitarbeiter verstehen ihre Arbeit daher als
Beitrag für die Gestaltung einer
nachhaltigen Zukunft.
Egal, ob man sich ausruhen oder konzentriert arbeiten möchte: Das Smartphone ist immer dabei und
stört uns oft. Digital Detox heißt das Stichwort und
lässt sich dank dieser App ganz entspannt und nebenbei durchführen. Offtime blockiert dann Anrufe und
Benachrichtigungen. Bei Bedarf werden Nachrichten
als Abwesenheitsnotiz an Anrufer gesendet. Man
bekommt zudem eine Analyse des Verhaltens mit
dem Smartphone. Nach einer Auszeit sind dann alle
Benachrichtigungen in der App in einer übersichtlichen Liste dargestellt.
Werden auch Sie Zukunftsgestalter: phoenixcontact.de/karriereblog
Erhältlich für Android und iOS
GRATIS
PM 01-15.002.L1
© PHOENIX CONTACT 2016
48
AUSSTIEG
JOBMESSEN
Vorschau
Der nächste
Hochschulanzeiger
erscheint am 18. Oktober 2016.
Mit Fokus auf:
Karriere für Rechts- und Wirtschaftswissenschaftler
Aus dem Inhalt:
Als Profi ins Assessment-Center
Wie man sich auf die Bewerbungsrunden und das Assessment-Center
am besten vorbereitet.
Ob Schmuck, Kosmetikartikel
oder Audiogeräte
Die Konsumgüter- und speziell
die High-End-Branche bietet viele
interessante Perspektiven. Wie der
Einstieg gelingt.
Im Einsatz für Europa
In den EU-Institutionen sind
Juristen besonders gefragt. Welche
Aufgaben übernehmen sie, und wie
sieht der Arbeitsalltag aus?
Personalverantwortung
Im Bereich Human Resources arbeiten Kollegen mit unterschiedlichen
fachlichen Hintergründen. Wer in
diesem Bereich gesucht wird.
Interesse, den Hochschulanzeiger im Abonnement zu beziehen?
Weitere Infos und den Hochschulanzeiger zum Download findet ihr unter
www.hochschulanzeiger.de.
Die besten
Recruiting-Events von
Juni bis Oktober
17. Juni 2016
Absolventenkongress in Hamburg
Der Absolventenkongress ist eine der
größten Jobmessen in Deutschland.
Seine regionalen Ableger richten sich
an Studenten, Absolventen und Young
Professionals, die in der jeweiligen Region bleiben möchten und auf der Suche
nach dem richtigen Unternehmen für
sich sind.
www.absolventenkongress.de
Handelskammer Hamburg
Weitere Termine:
24. Juni 2016 in Stuttgart
1. Juli 2016 in Frankfurt am Main
8. Juli 2016 in München
14. Juli 2016
www. her-CAREER.com
JURAcon in
Düsseldorf
Die JURAcon Düsseldorf bietet JuraStudenten, Referendaren und Volljuristen die Gelegenheit, Vertreter bekannter
Kanzleien und Unternehmen in Einzelgesprächen kennenzulernen und sich über
die unterschiedlichen Einstiegs- und Karrieremöglichkeiten zu informieren.
„Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass erfolgreiche Frauen
andere Frauen in ihrem Karriereweg unterstützen und ihnen
Entscheidend sind ein gezielter Erfahrungs- und Informationsaustausch, das Vermitteln von Kontakten und die Unterstützung
herCAREER bietet eine herausragende
Möglichkeit für einen direkten Austausch und eine Plattform,


www.iqb.de/juracon
Miriam Kraus, Senior Vice President Global Governance, Risk &
Compliance SAP SE und ehem. Aufsichtsrätin der Sky Deutschland
Steigenberger Parkhotel Düsseldorf
2. September 2016
CAREER
Die Karrieremesse für Absolventinnen,
Frauen in Fach- und Führungspositionen
und Existenzgründerinnen
50 % Preisnachlass*
beim Ticket-Kauf unter
www.her-career.com/
ticketshop
Manuela Schwesig
Bundesministerin für
Familie, Senioren, Frauen
und Jugend
Keynote-Speakerin &
Table Captain
Table Captain
13. Oktober 2016
Der Netzwerkevent mit
ca. 35 Table Captains!
(Auszug)
Dr. Rebekka Reinhard
Philosophin und SpiegelBestseller-Autorin
präsentiert von Women
Speaker Foundation
Dr. Dorothee Ritz
General Managerin,
Microsoft Österreich
GmbH
Anmeldung unter
her-career.com/atNight
Hannah Whitney-Steele
Human Resources
Business Partner,
Google Germany GmbH
* Studentinnen erhalten kostenlosen Eintritt nach Online-Registrierung und Vorlage ihres gültigen,
personalisierten Studentenausweises vor Ort
2/2016
Die VDI nachrichten Recruiting-Tage
sind eintägige Karrieremessen für stellensuchende und wechselwillige Ingenieure. Sie werden deutschlandweit an
verschiedenen Standorten ausgerichtet.
www.ingenieurkarriere.de/recruiting-tag
Kongresszentrum Westfalenhallen
Dortmund
Weitere Termine:
6. September 2016 in Berlin
16. September 2016 in Darmstadt
22. September 2016 in Stuttgart
6. Oktober 2016 in Köln
28. September 2016
Jobvector career
day in Berlin
Der Jobvector career day richtet sich
an Studenten und Absolventen der Naturwissenschaften, der Medizin und der
Ingenieurwissenschaften. Sie erhalten
hier Informationen über Karrierewege
aus erster Hand. Toparbeitgeber stellen
sich vor und stehen für persönliche Gespräche zur Verfügung.
www.jobvector.de
Classic Remise Berlin
',3/20$
Impressum
Verlag
Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH,
Hellerhofstraße 2–4,
60327 Frankfurt am Main
(zugleich ladungsfähige Anschrift
für die im Impressum genannten
Verantwortlichen und Vertretungsberechtigten)
Autoren
Anne Fischer, Leila Haidar, Torsten
Holler, Thomas Metschl, Josephine
Pabst, Johanna Sagmeister, Lara Sogorski, Sarah Sommer, Daniel Timme
Geschäftsführer
Thomas Lindner (Vorsitzender),
Burkhard Petzold
Druck
Westdeutsche Verlagsund Druckerei GmbH,
Kurhessenstraße 4–6,
64546 Mörfelden-Walldorf,
www.wvd-online.de
Verantwortlich für Anzeigen
Ingo Müller;
für Anzeigenproduktion:
Andreas Gierth
Verantwortlich für den
redaktionellen Inhalt:
Frankfurt Business Media GmbH –
Der F.A.Z.-Fachverlag
Bismarckstraße 24,
61169 Friedberg
Lektorat
Juliane Streicher
Vertrieb
[email protected]
Anzeigen
Telefon (069) 7591-3400
[email protected]
Redaktionsleitung
Julia Hoscislawski (V.i.S.d.P.)
Anschrift Anzeigen und Vertrieb
Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH,
Hellerhofstraße 2–4,
60327 Frankfurt am Main
Art Direktor
Marcel Salland,
F.A.Z. Creative Solutions
Redaktion
Telefon (06031) 7386-0
[email protected]
Berufsbegleitend
studieren an der HFH
in Ihrer Nähe.
Online
www.hochschulanzeiger.de
Frist von 20 Tagen zum Ende des berechneten Bezugszeitraumes möglich.
Abonnentenservice
Telefon (0180) 2 344 677*
(*6 Cent pro Anruf aus dem
dt. Festnetz, aus Mobilfunknetzen
maximal 42 Cent pro Minute)
Mitteilung aufgrund § 5 Abs. 2, 3 und 5
des Hessischen Gesetzes über Freiheit
und Recht der Presse: Geschäftsführung
der Frankfurter Allgemeine Zeitung
GmbH: Thomas Lindner, Vorsitzender
(Frankfurt), Burkhard Petzold (Bad
Homburg), Gesellschafter der Frankfurter
Allgemeine Zeitung GmbH mit einer
Beteiligung von 93,7 vom Hundert ist
die FAZIT-STIFTUNG Gemeinnützige
Verlagsgesellschaft mbH, Frankfurt am
Main, Geschäftsführung: Karl Dietrich
Seikel (Hamburg), Michael Spankus
(Darmstadt). Gesellschafter der FAZITSTIFTUNG Gemeinnützige Verlagsgesellschaft mbH mit einer Beteiligung von
je 11,1 vom Hundert sind: Karl Dietrich
Seikel (Hamburg), Dr. Thomas Schmitt
(Fulda), Professor Dr. Dr. Andreas Barner
(Ingelheim am Rhein), Professor Dr.
h.c. Ludwig Georg Braun (Melsungen),
Professor Dr. Michael Hoffmann-Becking
(Düsseldorf), Marija Korsch (Frankfurt),
Dr. Jens Odewald (Bergisch Gladbach).
Der F.A.Z. Hochschulanzeiger erscheint
viermal im Jahr. Alle in ihm enthaltenen
Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme
der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine
Verwertung ohne Einwilligung des Verlages nicht zulässig. Preise für das Abonnement des F.A.Z. Hochschulanzeigers
bei vier Ausgaben pro Jahr: Inland und
Ausland 10,40 Euro inkl. Versandkosten
und MwSt., Lieferung im Abonnement
im Inland nur gegen Bankeinzug des
Zeitungsbezugsgeldes möglich. Studierende erhalten den F.A.Z. Hochschulanzeiger
im Rahmen ihres vergünstigten F.A.Z.
Studentenabonnements nach Erscheinen
der neuen Ausgabe automatisch per Post.
Abonnementskündigungen sind mit einer
Mein Traum.
Als Ingenieurin und Ingenieur
die Welt bewegen.
13. und 14. Oktober 2016
Hercareer in
München
Die Hercareer ist die erste Messe
Deutschlands, die alle Aspekte einer
weiblichen und familiären Karriereplanung berücksichtigt. Im Fokus stehen
vor allem Angebote für Jobeinsteigerinnen, Aufsteigerinnen und Gründerinnen.
Rund 1900 Besucher informieren sich
hier über Themen wie die bessere Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Pflege.
www.her-career.com
MTC house of fashion München
Nutzen Sie die Vorteile eines Fernstudiums und informieren Sie
sich über unsere staatlich anerkannten Studiengänge im Bereich
Technik
Table Captain
herCAREER@Night
© Tanja Kernweiss
© Bundesregierung Denzel
Schirmherrin
13. - 14. OKTOBER 2016
MTC, MÜNCHEN
VDI nachrichten
Recruiting-Tag in
Dortmund
Young Professionals, erfahrene Ingenieure oder technische Fach- und Führungskräfte treffen hier auf renommierte
Unternehmen. Die Veranstaltungen sind
kostenfrei. Für die Teilnahme an einer
der Karrieremessen ist eine Online-Registrierung erforderlich.
"ACHELOR-ASTER-"!
3ULYDWHVWDDWOLFKDQHUNDQQWH+RFKVFKXOH
8QLYHUVLW\RI$SSOLHG6FLHQFHV
6WXGLXPQHEHQGHP%HUXIRGHU$XVELOGXQJ
‡:LUWVFKDIW‡5HFKW‡7HFKQLN
‡*HVXQGKHLW6R]LDOHV‡*UDILN'HVLJQ
.RPSOHWWHV6WXGLHQDQJHERWXQG
%HUDWXQJVWHUPLQHDXIZZZGLSORPDGH
+RWOLQH
49
MBA General Management (MBA)
Wirtschaftsingenieurwesen (B.Eng.)
Maschinenbau (M.Eng.)
In Kooperation mit der
Hochschule Heilbronn
Fordern Sie jetzt kostenlos Infomaterial an.
hfh-fernstudium.de
ET
Fachbereich Elektrotechnik
und Informationstechnik
studiere-deinen-traum.de
2/2016
50
AUSSTIEG
Wie wird man eigentlich . . .
Gastronomieexperte,
Herr Rach?
Von Kant zum Kochlöffel: Christian Rach
hat Philosophie und
Mathematik studiert.
Den Weg in die Küche
ging er fast nebenbei.
Text: Thomas Metschl
D
2/2016
GESTALTEN SIE DIE
ZUKUNFT. STATT AUF
SIE ZU WARTEN.
Rach, der Restauranttester: Er hat sich der Esskultur verschrieben.
Nach Stationen unter anderem im Nobelrestaurant von Philippe Boissou in Grenoble und als
Souschef im „Korso“ in Wien kehrte er 1986
nach Deutschland zurück und eröffnete für einen ehemaligen Chef das Restaurant „Leopold“
in Hamburg. Drei Jahre später machte er sich
selbständig mit seinem ersten eigenen Lokal,
dem Tafelhaus.
Hier zeigte sich, was es heißt, sich Dinge in
den Kopf zu setzen. Die Arbeitsbelastung war
zu der Zeit sehr hoch, unter der Woche meist
um die 80 Stunden. Doch die harte Arbeit zahlte sich aus. Er kann heute auf viele Auszeichnungen und sogar auf einen Michelin-Stern zurückblicken.
Neben seiner TV-Laufbahn betreibt er in den
2010er Jahren zahlreiche Restaurantprojekte in
Hamburg. Mittlerweile hat er die Kochjacke aber
an den Nagel gehängt. Er wäre nicht Rach, wenn
er nicht immer wieder zu neuen Ufern aufbrechen würde.
Doch bei aller Wandlungsfähigkeit ist das Thema Essen fast nebenbei zu seinem Lebensthema
geworden. Seine Mission, so erzählt er im persönlichen Gespräch in der Lobby eines Kölner Hotels:
weiterhin die Esskultur der Deutschen verbessern.
Und hier – weit weg von Kamera und Scheinwerferlicht – wird eines deutlich: Ruhig und nachdenklich, wie er aus seinem Leben erzählt, kommt so
auch seine philosophische Art zum Vorschein.
Stellenmarkt
Foto: Steven Haberland
ie meisten kennen ihn aus dem Fernsehen. Sein Markenzeichen: ausufernde Gesten und vernichtende
Kommentare über schlechtes Essen.
Mit dem Start seiner TV-Sendungen „In Teufels
Küche“ und vor allem mit „Rach, der Restauranttester“ 2005 wurde Christian Rach deutschlandweit bekannt.
In den vergangenen zehn Jahren folgten viele
weitere TV-Formate: etwa „Rachs Restaurantschule“ oder die Doku-Reihe „Rach deckt auf“.
Im September 2015 startete er auf RTL – nach einem zwischenzeitlichen Wechsel zum ZDF – eine
neue Reihe, „Rach Undercover“.
Der TV-Star ist umtriebig – nicht nur im Fernsehen. Das lässt sich an seinen Lebensstationen
erkennen. Spannend dabei: Er folgte immer seinem Bauchgefühl. Zunächst begann er in Hamburg Philosophie zu studieren. Die Begeisterung
darüber hielt sich im Elternhaus in Grenzen.
Rach nahm, auch um die Eltern zu beruhigen,
Mathematik als weiteres Fach hinzu und beendete sein Studium 1983 scheinfrei.
Zu dem Zeitpunkt hatte er eine neue Leidenschaft entdeckt. Durch Nebenjobs in der Gastronomie kam er zum Kochen. Schon damals
ging er lieber einmal weniger ins Restaurant,
gab dann aber etwas mehr Geld für ein gutes
Abendessen aus.
Er geht gern unkonventionelle Wege und
nutzt Chancen, die sich ihm bieten. Als sich
bald die Gelegenheit ergab, in einem französischen Restaurant mitzuarbeiten, entschied er
sich kurzum dafür. Sich an einem Ort niederlassen war damals für ihn keine Option. Sein
Weg führte ihn in die Welt; ihn interessierten
unterschiedliche Geschmäcker und Kulturen.
GEHEN SIE JETZT DEN NÄCHSTEN KARRIERESCHRITT UND
ENTDECKEN SIE DEN NEUEN STELLENMARKT DER F.A.Z.
VWHOOHQPDUNWID]QHW
Þ$WWUDNWLYH6WHOOHQDQJHERWHI¿U)DFKXQG)¿KUXQJVNU§IWH
Þ$ NWXHOOH$UWLNHO]X%HUXI.DUULHUHXQG0DQDJHPHQW
Þ( ;(&87,9(&+$11(/PLWKRFKNDU§WLJHQ9DNDQ]HQI¿UOHLWHQGH
3RVLWLRQHQVRZLH%HLWU§JHQ]X)¿KUXQJ1HWZRUNLQJXQG*HKDOW
Tanja Notheiß, IT-Projektleiterin Informationssysteme
„Die Zukunft des Sportwagens.
Warum nicht auch Ihre?“
www.porsche.de/karriere
Porsche bringt zukunftsweisende Fahrzeugkonzepte auf die Straße. Schreiben Sie mit
am nächsten Kapitel der Zukunft des Sportwagens. Nutzen Sie die vielfältigen
Einstiegsmöglichkeiten, übernehmen Sie spannende Aufgaben, und erleben Sie, was
Porsche darüber hinaus als ausgezeichneter Arbeitgeber bietet.
918 Spyder: Kraftstoffverbrauch (in l/100 km) kombiniert 3,1–3,0 · CO2 -Emissionen 72–70 g/km · Stromverbrauch 12,7 kWh/100 km

Documents pareils