14.04.08 Wenn das Knie schmerzt

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14.04.08 Wenn das Knie schmerzt
ARD-MORGENMAGAZIN – SERVICE 08.04.2014
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Autor:
EXPERTE IM STUDIO:
Funktion:
WENN DAS KNIE SCHMERZT
Hubert Feller
CHRISTOPH SCHNURR
Facharzt für Orthopädie
Nicht nur Fußballer, auch wir können Probleme mit dem Knie bekommen. Verschleiß,
Überlastung, Fehlstellung: Schmerzen können verschiedene Ursachen haben. Gerade
jetzt, wo viele wieder mit dem Joggen beginnen, steigt die Zahl der Kniebeschwerden
rapide an.
Ursachen
Schmerzen im Knie können zahlreiche Gründe haben. Die häufigsten sind eine Fehlstellung der Beine, funktionelle Beschwerden durch einen gereizten Knorpel hinter der
Kniescheibe und vor allem eine geschwollene Gelenkkapsel. Dies kann entweder durch
Überbelastung – oft durch Übergewicht –, einen Unfall oder durch eine beginnende
Arthrose ausgelöst werden. Bei Fortschreitung der Arthrose reiben die Knochen im Knie
aufeinander und verursachen den sogenannten Knochenschmerz. Aber auch durch zu
geringen Gebrauch des Gelenks und fehlendes Training der entsprechenden Muskulatur können Schmerzen im Knie entstehen.
Aber nicht alle Schäden am Knie äußern sich als Gelenkschmerz. Auch Schmerzen in
der Kniekehle können ein Hinweis auf einen Schaden im Kniegelenk sein. In anderen
Fällen können Knieschmerzen ausstrahlen und sich in der umgebenden Muskulatur
äußern. Auch umgekehrt können Schmerzen im Knie auf einen Schaden in der Wirbelsäule oder im Hüftgelenk hinweisen.
Grundsätzlich sind Schmerzen im Knie ein Warnzeichen, das geschädigte Gelenk nicht
zu belasten. Bei verschleißbedingten Knieschmerzen gilt allerdings oft das Gegenteil:
Eine zu starke Schonung des betroffenen Gelenks kann sogar schädlich sein.
Diagnose und Behandlung
Um die Ursache der Knieschmerzen herauszufinden, wird der Orthopäde in der Regel
zunächst eine Menge Fragen stellen, z.B. an welcher Stelle es wann genau schmerzt
und wie beweglich der Patient noch ist. Nach einer genauen Untersuchung durch Abtasten und Anschauen werden erst im zweiten Schritt bildgebende Verfahren benutzt.
Arthrose oder ein Bruch werden mithilfe von Röntgenbildern analysiert, bei einem Meniskusriss oder Knorpelschäden wird die Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt.
Bei der Diagnose Arthrose gilt vor allem: in Bewegung bleiben, um den Knochen zu
ernähren und zu vermeiden, dass die Bänder sich verkürzen oder steif werden. Zu
empfehlende Sportarten sind Fahrradfahren, Schwimmen oder Nordic Walking. AquaJogging ist hilfreich für Übergewichtige, da sie ihre Körperlast dabei nicht so stark spüren. Wird der Schmerz durch die Arthrose zu stark, können auch kurzzeitig lindernde
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Medikamente gegeben werden. Eine weitere Möglichkeit ist das Glätten des Knorpels
im Knie bei einer Gelenkspiegelung. Dabei werden auch störende Weichteile oder ein
möglicher Meniskusriss beseitigt. Auch die Gabe von Hyaluronspritzen, die selbst gezahlt werden müssen, kann Beschwerden verbessern: Das Zuckermolekül dient unter
anderem als „Schmiermittel“ für die Gelenke. Allerdings wird mit dieser Methode der
Knorpel nicht wieder aufgebaut, sondern lediglich der Reibe-Effekt im Knie vermindert.
Wurden bei fortgeschrittener Arthrose alle Behandlungsmethoden ohne Linderung oder
Behebung der Schmerzen ausprobiert, steht die Überlegung im Raum, ein künstliches
Kniegelenk einzusetzen. Bevor dies geschieht, gibt es noch die wenig bekannte Möglichkeit einer Kniegelenks-Denervation (Nervenausschaltung). Operativ werden hier
schmerzleitende Nerven, die sich um das Kniegelenk herum befinden, durchtrennt, damit sie keine Schmerzsignale mehr an das Gehirn weiterleiten können. Die Denervation
kann auch sinnvoll sein, nachdem ein künstliches Gelenk oder auch ein Teilersatz eingesetzt wurde, um möglicherweise bleibende Schmerzen zu beheben.
Was Sie selbst tun können
Falls eine akute Verletzung die Ursache des Schmerzes ist, heißt es, erst einmal
schmerzstillende und abschwellende Maßnahmen zu ergreifen.
Maßnahmen sind:
Ruhigstellen, Hochlegen und Kühlen mit Eis oder Quark.
Ein Druckverband hilft zusätzlich ein Anwachsen der Schwellung zu verhindern, und
gibt gleichzeitig Stabilität.
Um dauerhaft Verletzungen und Überlastungen des Knies von vornherein zu verhindern, gibt es einige präventive Maßnahmen:
- Reduzierung des Körpergewichts.
- Kräftigung und Dehnung der Beinmuskulatur, insbesondere der Oberschenkelmuskulatur, da diese das Kniegelenk bei seinen Bewegungen führt und stabilisiert.
- Überlastungen vermeiden, d. h. nicht zu viel trainieren. Beim Bücken und vor allem
Lasten heben nicht mit maximaler Kniebeuge agieren.
-
im Sitzen Positionen oft verändern und keine „spitzen Knie“ machen.
Gutes Schuhwerk mit abpolsternden Sohlen verwenden;
Schuhe mit hohen Absätzen vermeiden.
Auf die Beinstellung achten, d. h. Ober- und Unterschenkel sollen eine gerade Linie
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bilden.
- Regelmäßig Sport treiben, insbesondere Radfahren und Schwimmen; Sportarten mit
abrupten Richtungswechseln und schnellen Bewegungen sind eher belastend.
Wann sollte man zum Arzt gehen
Halten nach dem abklingen von Verletzungen die Beschwerden an oder sind keine
akuten Vorkommnisse die Ursache, sollte ein Facharzt aufgesucht werden. Beschwerden können in einer falschen Belastung liegen, Schädigungen der Gelenkstrukturen wie
Bänder oder Knorpel, aber auch entzündlich - rheumatischer Natur sein.