Dublin 2014/15 (Anglistik)
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Dublin 2014/15 (Anglistik)
Dublin/ Irland: 2014/2015 Anfänge: Am Beginn meines Auslandsaufenthalts standen, wie bei allen anderen auch, das Bewerbungsverfahren und die vielen Formulare, die es korrekt und fristgerecht auszufüllen galt. Bis auf einige Unklarheiten bezüglich meines endgültigen Aufenthaltsortes, bei denen mir Mirjam aus dem Erasmus-Büro in Würzburg wirklich weitergeholfen hat, gab es keine Probleme. Mein AEPDozent hat ohne Probleme ein Sprachzeugnis ausgestellt und auch die übrigen Unterschriften hatte ich relativ schnell zusammen, obwohl man natürlich sagen muss, dass man dafür von einem Büro zum nächsten muss – aber das ist alles halb so wild. „Aller Anfang ist schwer“ traf bei mir vor allem auf meine Anfangszeit in Dublin zu. Eigentlich hatte ich damit gerechnet in einem Studentenwohnheim unterzukommen, doch diese Hoffnung wurde vom University College Dublin leider in einer E-Mail zunichte gemacht, in der uns mitgeteilt wurde, dass auf Grund der hohen Anzahl an international students die Erasmus-Studenten keinen Platz mehr bekommen würden und sich doch bitte ein Zimmer außerhalb suchen sollten. Das Problem daran ist, dass es von Deutschland aus schlicht unmöglich war ein Zimmer zu finden. Ich habe mich dann für die erste Woche in Dublin in einem Hostel eingebucht, was auch echt in Ordnung gewesen wäre, wenn ich nach einer Woche, die ich quasi nur bei Besichtigungen und auf der Immobilienseite „daft.ie“ verbracht habe, ein Zimmer gehabt hätte. Da dem aber nicht so war, waren die darauffolgenden Tage ziemlich stressig und belastend. Ich wusste, dass ich nicht mehr viel länger in dem Hostel unterkommen könnte und dass ich immer noch kein Zimmer hatte. Auch andere Hostels waren komplett ausgebucht und die Hotelpreise in Dublin sind unbezahlbar. Dazu kam, dass mir mein Geldbeutel mit allen wichtigen Karten, etc. gestohlen wurde und ich dann erst einmal zur deutschen Botschaft musste und Geld aus Deutschland organisieren musste. Wenn ich in dieser Zeit nicht ein Mädchen aus Italien kennengelernt hätte, die ebenfalls ein Erasmusjahr in Dublin gemacht hat und das gleiche Zimmerproblem hatte, wäre ich komplett alleine dagestanden. Man muss nämlich anmerken dass, so groß und international das UCD ist, so unpersönlich und überfordert sind sie dort auch manchmal. Hilfe bei der Zimmersuche bekamen wir nämlich keine, beziehungsweise es fühlte sich niemand zuständig. Leider blieb auch eine E-Mail an das international office in Würzburg, mit der Bitte sich mit Leuten an der Uni in Dublin in Verbindung zu setzen, unbeantwortet. Nach zwei Wochen mit einigen Zimmerwechseln und Nervenzusammenbrüchen im Hostel habe ich dann aber schließlich ein Zimmer in Dún Laoghaire gefunden. Obwohl Dún Laoghaire ziemlich außerhalb ist (ca. 1 Bus-Stunde südlich vom Stadtzentrum) und eine eigenständige Stadt ist, die nur mit Dublin zusammengebaut ist, habe ich mich dort sehr wohl gefühlt. Für Leute, die den Großstadttrubel vielleicht nicht 24/7 ertragen ist es dort perfekt. Man ist direkt am Meer und das Städchen selbst ist auch sehr schön. Freizeit: Abgesehen von den Klischees über Irland, sprich allabendliches Aufsuchen des örtlichen Pubs, kann ich beim Thema Freizeitbeschäftigung nur jedem empfehlen, die Angebote der Erasmus-society (ESN), der international students-society (ISS) und anderen societies an der Uni zu nutzen. Die beiden genannten societies bieten Wochenendausflüge, Parties und viele andere Dinge an, die einem Land und Leute näher bringen. Natürlich fehlen auch 'Pub Crawls' und Besichtigungen wie z.B. der Guinness-Brauerei dabei nicht. Der Vorteil der societies ist, dass es nur 2€ kostet ihnen beizutreten und nichts verpflichtend ist. Am Anfang des Semesters gibt es auch immer ein paar Tage wo sich die einzelnen societies vorstellen und man Mitglied werden kann. Und da ist wirklich für jeden etwas dabei. Auch wenn man aber nicht mit einer society unterwes ist, sondern auf eigene Faust die Insel erkundet, gibt es viel zu erleben. Besondere highlights was Feste und Feiern über das Jahr angeht, sind zum Beispiel Halloween oder Bälle, Theateraufführungen und natürlich der St. Patrick's Day. Außerdem gibt es in Dublin viele Unternehmen, die Bustouren auf der ganzen Insel anbieten. Solche Bustouren sind nicht unbedingt teuer und man sieht recht viel von Irland, auch wenn vielleicht die Individualität bei solchen Touren etwas auf der Strecke bleibt. Zudem lernt man, falls man vorhat sich irgendwann evtl. ein Auto zu mieten, schon einmal die irischen Straßenverhältnisse und Fahrkünste kennen, was definitiv nicht schaden kann. Ich würde solche Touren und Ausflüge jederzeit wieder machen, da man einfach 'rumkommt' und interessante Leute kennenlernt. Ich war zum Beispiel in Nord-Irland (Derry, Belfast), im ziemlich wilden Westen der Insel und in den Wicklow Mountains. Irland: Irland an sich ist auf jeden Fall viele Reisen wert, vor allem weil es sich so sehr von Deutschland unterscheidet obwohl man gar nicht so weit weg ist. Irland ist in vielen Teilen sehr sehr dünn besiedelt und landwirtschaftlich geprägt. Außerdem ist mein Eindruck, dass die Natur im Allgemeinen viel weniger vom Menschen beeinflusst wurde und wird, als das in Deutschland der Fall ist. Gerade im Westen der Insel gibt es Steinwüsten, Klippen die steil ins Wasser abfallen und wunderschöne, einsame Atlantikstrände. Was mich besonders beeindruckt hat, ist die Verbundenheit der Iren zu bestimmten Orten und den damit verbundenen Sagen und Märchen. Es lohnt sich, sich ein irisches Märchenbuch auszuleihen oder dem Leprechaun Museum in Dublin einen Besuch abzustatten. Wenn man einige dieser Geschichten kennt, und die Orte besucht hat, versteht man auf einmal warum Irland so viele bekannte Autoren und Künstler hervorgebracht hat und, falls man selbst Literatur studiert, eröffnen einem solche Erlebnisse ein viel besseres Textverständnis. Auch die irische Geschichte ist, wie ich finde, ziemlich beeindruckend und in Dublin oder Belfast sehr greifbar. Uni und Anforderungen: Solche Ausflüge waren immer eine willkommene Abwechslung zum Unialltag, der in Irland schon mal stressig werden kann. Ich würde sagen, dass dort definitiv mehr Vorbereitung von einem erwartet wird und die assignments und essays teilweise auch recht umfangreich sind. Kurz vor den Prüfungen, das heißt vor Weihnachten und Ende April, ist die Bibliothek deshalb auch dauernd komplett gefüllt. Um die Klausuren einigermaßen stressfrei zu überstehen habe ich folgende Tipps: 1.) Man sollte sich darauf einstellen mit ca. 2000 Studenten verschiedenster Fachrichtungen Klausuren zu schreiben, denn in Dublin werden die Klausuren zusammen zentral geschrieben, nicht in den einzelnen Veranstaltungen selbst. 2.) Man sollte sich nicht von der Masse des Stoffs einschüchtern lassen, die man im Kurs bearbeitet. Ich habe mir jeweils 3-4 Themen ausgesucht, auf die ich mich in aller Tiefe vorbereitet habe und die ich dann in der Klausur bearbeitet habe. Die Klausuren sind meist so konzipiert, dass man Aufgaben auswählt und als Antworten Aufsätze schreibt. Abgesehen von dieser besonderen Form der Prüfung, wäre es beim Umfang der behandelten Aspekte gar nicht möglich alles zu lernen und auch die irischen Studenten gehen nach diesem „Mut zur Lücke“-Prinzip vor. Vor den Klausuren ist man dann aber höchstwahrscheinlich trotzdem nervös, ich kann aber versichern, dass alles machbar ist. So habe ich es jedenfalls erlebt. Lasst euch einfach, so gut es eben geht, nicht von dem Stress der Iren vor den Klausuren anstecken, denn als Erasmus-Studenten habt ihr meistens eh weniger Vorlesungen und Seminare und die Iren sind wirklich schlimmer dran... auf wundersame Weise schaffen es aber auch die immer. Die Professoren und Dozenten sind, meiner Erfahrung nach, alle nett und sehr hilfsbereit, falls es mit einer Aufgabe doch einmal Probleme geben sollte. Bei Problemen darf man sich also ruhig trauen im Notfall auch mehrmals nachzufragen, E-Mails zu schicken oder in die 'office hours' zu kommen. Generell kann man damit rechnen, dass zum Beispiel E-Mails noch am selben Tag beantwortet werden. Zur Uni im Allgemeinen muss man sagen, dass sie sehr groß ist und man sich am Anfang schon einmal verlaufen bzw. die verteilten Lagepläne gut gebrauchen kann. Es wird dafür aber auch unglaublich viel auf dem Campus angeboten: es gibt einen Postschalter, eine Apotheke, einen Supermarkt, mehrere 'Restaurants' oder Kaffees, eine Arztpraxis, ein Sportzentrum mit Hallenbad & mehreren Fitnesscentern, usw. Lessons learned: Mir hat mein Aufenthalt in Irland vor allem gezeigt zu was man fähig ist, auch wenn die äußeren Umstände manchmal noch so unvorteilhaft sein können. Es gehört, so denke ich mittlerweile darüber, sicher auch zu einem Erasmusstudium dazu, dass man sich durch solche Situationen durchbeißt und nicht immer alles perfekt läuft. Natürlich kostet es Zeit und Nerven sich in einer komplett neuen Umgebung zurecht zu finden, aber es lohnt sich und man merkt auch schnell, dass man meistens nicht alleine mit dem ein oder anderen Problem ist. Man schließt schnell neue Freundschaften und diese sind, finde ich, dann umso stärker weil man alles mögliche miteinander erlebt. Traut euch, Leute anzusprechen und auf Ausflüge/ events zu gehen, auch wenn ihr vielleicht noch niemanden kennt, der mitkommt. Natürlich freue ich mich darüber, inzwischen wieder in Deutschland und bei meinen Freunden hier zu sein, aber ich vermisse die Leute die ich in Irland kennengelernt habe schrecklich. Das tolle ist, dass man nach so einer Zeit quasi überall auf der Welt einen Schlafplatz auf einer Couch sicher hat, wenn man in die Heimat von diesen Erasmus-Freunden reist. Das Reisen ist deshalb auch mit dem Ende eines Aufenthalts nicht vorbei, sondern es ergeben sich dadurch immer neue Möglichkeiten um die Welt zu entdecken. Mein Fazit ist, obwohl ich weiß wie hart es teilweise war, dass ich einen solchen Erasmus Aufenthalt auf jeden Fall noch einmal machen würde und dass es für mich persönlich ein wahnsinniges Erlebnis war, das ich nicht missen möchte. Ich wünsche allen, die auch nach Dublin gehen, viel Spaß dort. Falls ihr Fragen habt, könnt ihr mich gerne über meine E-Mail anschreiben.