von wegen null bock
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von wegen null bock
AUSGABE 7 frühling/sommer 2012 5,00 Euro titelthema VON WEGEN NULL BOCK BLICK INS ALL Aktuelle Missionen der Weltraumforschung VERWANDLUNGSKÜNSTLER Alte Werte neu gestaltet Jedem sein eigenes Reich Herrschaftlich residieren mit kleinem Budget HÖHER, SCHNELLER, WEITER – UND GRÜNER Nachhaltigkeit ist Trumpf bei Olympia 2012 GEWINNEN SIE EINE von ZEHN designergartenfackeln! Was gibt es Angenehmeres, als nach einem langen, heißen Sommertag den Abend mit der Familie oder Freunden unter freiem Himmel zu verbringen? Für eine schöne Atmosphäre sorgen Designer-Gartenfackeln mit ihrem warmen, natürlichen Licht. 21 grad verlost zehn der attraktiven Lichtspender. Wenn Sie an unserem Gewinnspiel teilnehmen möchten, müssen Sie nur die folgende Frage beantworten: Wie heißt die Wissenschaft, die natürliche Phänomene für die Entwicklung technologischer Innovationen nutzt? Besuchen Sie unsere Website www.21-grad.de und tragen Sie dort Ihre Antwort ein. Mit etwas Glück gewinnen Sie eine von zehn Gartenfackeln. Teilnahmeschluss ist der 31.08.2012. Die Gewinner werden bis zum 30.09.2012 benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mitarbeiter der Vaillant Group und deren Angehörige ABllO ung Beste er unt .de 21- grad dürfen am Gewinnspiel nicht teilnehmen. EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser, die Jugend von heute: lustlos, oberflächlich, aggressiv? Die Wahrheit sieht oft ganz anders aus, wie unsere Titelgeschichte zeigt. Darin stellen wir fünf junge Menschen vor, die sich, jeder auf seine Weise, für ihre Sache engagieren. Einsatz und Engagement sind auch in der Weltraumforschung gefragt. Seit Jahrmillionen blicken die Menschen ins All, um Erkenntnisse über unser Sonnensystem zu gewinnen und Antworten zu finden auf die Frage, ob Leben auch jenseits unseres Blauen Planeten möglich ist. Einen Überblick über aktuelle Projekte und Missionen gibt es ab Seite 40. Nützliche Tipps für irdische Vergnügungen liefert der Artikel „Summer in the city“: Auf den Seiten 48 und 49 finden Sie eine kleine, feine Auswahl sommerlicher Ausflugsziele. Wer Lust auf einen Städtetrip hat, der sollte zudem einmal Bottrop besuchen. Bei einem Streifzug durch die Klimastadt der Zukunft lässt sich manches lernen über umweltfreund liche Stadtentwicklung. Auch wir bei Vaillant leisten unseren Beitrag zum Klimaschutz. Unser Erfolgsrezept heißt Energieeffizienz. Dafür haben wir schon viel getan, etwa mit unseren KWK-Systemen ecoPOWER. Und dafür wurden wir ausgezeichnet: Im Herbst 2011 erhielt ecoPOWER 1.0 den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2011 in der Kategorie „Deutschlands nachhaltigste Produkte/ Dienstleistungen“. Eine weitere Auszeichnung erhielten wir für unser Nachhaltigkeitsengagement von der Verbraucher Initiative e.V. Für die kommenden zwei Jahre trägt Vaillant das Siegel „Nachhaltiger Hersteller 2011“ in Bronze. Diese Ehrungen erfüllen uns mit Stolz. Wir freuen uns sehr darüber, die Auszeichnungen bestätigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind, den wir auch künftig konsequent weitergehen wollen. Denn in der effizienten Nutzung von Energie liegt unser aller Zukunft! Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre der siebten Ausgabe von 21 grad. Andreas Christmann Leiter Produkt & Marketing Andreas Epple Leiter Vertrieb 3 10 22 NATÜRLICHE VORBILDER VON WEGEN NULL BOCK 4 BILDSTRECKE TEMPERATUREN 6SOMMERLAUNE IN BILDERN titelthema 10VON WEGEN NULL BOCK grüner wohnen 30DAS REVIER DER ZUKUNFT weiter denken 18HöHER, SCHNELLER, WEITER – UND GRüNER Warum die Olympischen Spiele 2012 besonders nachhaltig sind 22NATüRLICHE VORBILDER Bionik: Design aus der Natur 28VERWANDLUNGSKüNSTLER Kunstvolles aus Abfall, Sperrmüll und Schrott 38 SCHÖNE SCHATTENSPENDER Wie sich die Stadt Bottrop für den Klimaschutz engagiert 34TIEF DURCHATMEN, BITTE! So wird der heimische Garten zur Klima-Oase 38SCHÖNE SCHATTENSPENDER Alternativen zum klassischen Sonnenschirm inhalt 34 TIEF DURCHATMEN, BITTE 40 58 BLICK INS ALL Grill gut – alles gut hasenpost 60VON EMOS, HEXEN UND STRAIGHT EDGES mehr wissen besser leben 40BLICK INS ALL 50JEDEM SEIN EIGENES REICH Aktuelle Projekte der Weltraumforschung 46WAS WÄRE, WENN …? 55KLEIN, ABER FEIN – ECOSIGN Menschen erzählen von ihren Wünschen 48SUMMER IN THE CITY Interessante Orte für den Sommerausflug Wie es sich auch mit kleinem Budget herrschaftlich wohnen lässt Interview mit Karin-Simone Fuhs, Gründerin der Kölner Akademie für nachhaltiges Design 58GRILL GUT – ALLES GUT Schönes und Nützliches für die perfekte Grillparty Ein Blick auf jugendliche Subkulturen 5 tautropfen: 0 ° Er verwandelt Wiesen und Blätter in malerische Kunstwerke: Tau ist ein beschlagender Niederschlag aus flüssigem Wasser. Durch Abkühlung der Luft unter den Taupunkt kondensiert der Wasserdampf der Luft an bodennahen bjekten. Sinken die Temperaturen nach Bildung des Taus unter 0 Grad C O elsius, so können die Tauperlen gefrieren. sonnenblume: 7 ° Bereits um 2500 v. Chr. wurde die Sonnenblume in den Regionen rund um den Mississippi und Mexiko-Stadt angebaut. An der optimalen Temperatur für die Aussaat hat sich bis heute nichts geändert: 7 bis 8 Grad Celsius sollten es sein. beachvolleyball: 10 ° Sommer, Sonne, Strand – wer nicht nur leicht bekleidet im Liegestuhl faulenzen möchte, für den ist eine Partie Beachvolleyball genau das Richtige. Profis treffen sich regelmäßig zu Turnieren. Voraussetzung für einen offiziellen Wettkampf ist eine Lufttemperatur von mindestens 10 Grad Celsius. erdbeeren: 21 ° Sie sind die Stars unter den Sommerfrüchten: Erdbeeren schmecken nicht nur pur hervorragend, sondern veredeln auch Bowlen, Longdrinks, Desserts und Salate. Am besten können sie ihr Aroma übrigens bei Raumtemperatur entfalten: 21 Grad Celsius. titelthema Von wegen nulL bock Die viel beschworene „Null-Bock-Generation“ ist nur ein Mythos. Viele der heutigen Jugendlichen sind gesellschaftlich engagiert und suchen nach Möglichkeiten, ihre individuellen Talente bestmöglich aus zuschöpfen. Aktiv, zielstrebig und mit einem gehörigen Schuss Optimismus gehen sie ihre Zukunft an – und leben dabei Werte, die längst aus der Mode schienen. 10 TEXT & INTERVIEWS JAN RITTERBACH fotografie ute kaiser Z u Beginn eine gute Nachricht: Es gibt sie noch – die ganz normalen Jugendlichen. Zugegeben, man hört wenig von ihnen. Weder liefern sie Zeitungs machern Stoff für skandalträchtige Überschriften noch taugen sie für die über spitzten Reality-Formate des TV-Nachmittag- und Abendprogramms. Sie sind nicht faul, nicht dumm, nicht desinteressiert und vor allem nicht kriminell – und damit aus Mediensicht völlig ungeeignet, um Auf lagen und Quoten zu steigern. Und trotzdem drückt die junge Generation der Gesellschaft ihren Stempel auf. Bei der aktuellen Shell-Jugendstudie, die alle vier Jahre Jugendliche zu ihrer Lebenssituation und ihren Wertevorstellungen befragt, gaben beispielsweise 58 Prozent der Teilnehmer an, es wäre für sie wichtig, sozial Benachteiligten zu helfen. Sogar 70 Prozent finden, man müsse gegen Missstände in der Gesellschaft vorgehen. Das ist mehr als heiße Luft, denn den Worten folgen Taten. „Drei Viertel der heutigen Jugendlichen sind in ihrer Freizeit für soziale Zwecke engagiert“, erklärt Dr. Gudrun Quenzel von der Universität Bielefeld. Die Bildungsforscherin weiß, dass gesellschaftliches Engagement sowie ein funktionierendes soziales Umfeld für die nachkommende Generation sehr wichtig sind. „Soziale Verantwortung hat eine sehr hohe Bedeutung für die Jugendlichen. Die meisten glauben auch, dass sie eine Familie zum Glücklichsein brauchen“, so Quenzel. Ihr Kollege, der renommierte Soziologe Prof. Klaus Hurrelmann, sieht in diesem Zusammenhang eine „Wiederhinwendung zu Werten, die wir Ältere schon als abgeschrieben angesehen haben: Ordnung, Fleiß, Zuverlässigkeit, Disziplin.“ Jugendliche verfolgen ihre Ziele heute mit großem Optimismus. Nach Angaben der Jugendstudie sehen Mädchen und Jungen ihre persönliche Zukunft heute deutlich zuversichtlicher als noch vor fünf Jahren. Viele ärgern sich allerdings über das Bild des respektlosen, unselbstständigen Schulabbrechers, das sich in vielen Köpfen von Erwachsenen verfestigt hat. Dabei ist das Phänomen nicht neu. Schon in der Antike sahen sich Heranwachsende mit Vorurteilen konfrontiert, die denen von heute sehr ähneln. Berühmt ist das Zitat des Philosophen Sokrates, der vor 2.400 Jahren zu dem Schluss kam: „Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widerspricht ihren Eltern, legt die Beine übereinander und t yrannisiert ihre Lehrer.“ So einfach lassen sich die Jugendlichen 2012 sicher nicht über einen Kamm scheren. Viele bringen ihr Talent in vielfältigster Form in die Gesellschaft ein und beweisen dabei außerordentliches Engagement – das zeigen nicht zuletzt unsere Porträts von fünf außergewöhnlichen jungen Menschen auf den folgenden Seiten. „Wir wollen verhindern, dass es überhaupt zu Rassismus kommt.“ Tim Lühmann Der Brückenbauer 14 Jahre, Mitglied des Netzwerks „Schule ohne Rassismus“ Stolpersteine sind nicht beliebt. Weder im realen noch im übertragenen Sinne sehnt sich der Mensch nach Dingen, die ihn – auf welche Art auch immer – ins Straucheln bringen. Für Tim Lühmann hat der Begriff „Stolperstein“ jedoch eine ganz andere Bedeutung. Ganz gezielt hat er sie in seiner Heimatstadt Schwerte gesucht, kartiert und dazu jede Menge Recherchen angestellt. Die Rede ist von den goldfarbenen Gedenksteinen, die an vielen Stellen der Stadt in das Straßenpflaster eingesetzt wurden. Sie erinnern an jene jüdischen Mitbürger, die zwischen 1933 und 1945 verschleppt und ermordet wurden. „Was in der NaziZeit passiert ist, darf sich nicht wiederholen. Dafür sind auch wir jungen Leute verantwortlich“, sagt Tim. Als aktives Mitglied von „Schule ohne Rassismus“, einem bundesweiten Projekt, das insgesamt über 1.000 Schulen vernetzt, kämpft Tim jeden Tag gegen das Vergessen. Wie titelthema im Fall der „Stolpersteine“: Gemeinsam mit anderen engagierten Kindern und Jugendlichen sammelte er über Monate zahllose Informationen zum Leben jüdischer HolocaustOpfer. Die Ergebnisse flossen in eine Online-Dokumentation über die Geschichte Schwertes im Dritten Reich ein. Dabei spielen nicht nur die Stolpersteine eine Rolle, auch die Folgen der Bombenangriffe werden thematisiert. „Meine Oma hat den Krieg als junge Frau miterlebt und mir viel darüber erzählt. Von den Kämpfen, aber auch von den Verhaftungen und der Not“, erzählt Tim. Tim fing an, sich in seiner Freizeit intensiv mit Geschichte zu befassen. Im Alter von zehn Jahren wurde er Mitglied der Arbeitsgemeinschaft, die in seiner Schule für die Projekt arbeit von „Schule ohne Rassismus“ zuständig ist. „Wir wollen in der AG verhindern, dass es überhaupt zu Rassismus kommt. Aber wenn wir bestimmte Äußerungen mitkriegen, sagen wir sofort was dagegen“, erklärt Tim. Immer wieder hat er die Erfahrung gemacht, dass Mitschüler sich mit diskriminierenden Aussagen beleidigen. Tim hat dann keine Angst, Stellung zu beziehen. Er wolle die anderen nicht angreifen, sondern helfen und aufklären. Oft hat er damit Erfolg: „Gerade ausländische Mitschüler respektieren, was ich tue“, sagt Tim. 12 Anerkennung gibt es auch von anderer Seite: Erst kürzlich hat der Schwerter Rotary-Club die Jugendlichen von „Schule ohne Rassismus“ für ihr gesellschaftliches Engagement ausgezeichnet. Eine schöne Bestätigung, findet Tim, der schon weitere Zukunftspläne hat. Ab der zehnten Klasse will er in den Sanitätsdienst der Schule einsteigen und vielleicht auch als Schulsprecher kandidieren. Irgendwann einmal möchte er beruflich in einem Aussteiger-Programm für Rechtsextreme arbeiten. Informieren und Helfen ist eben sein Ding. Die kleine Zauberin 13 Jahre, Preisträgerin des Bundeswettbewerbs „Jugend musiziert“ Junge Mädchen schwärmen für angesagte Popstars wie Justin Bieber, Pietro Lombardi oder die Jonas Brothers. Wer allerdings im zarten Alter von 13 Jahren Chopin, Beethoven oder Verdi anhimmelt, gilt zweifellos als ungewöhnlich. So wie Ran Ebine. Die junge Düsseldorferin mit japanischen Wurzeln ist nicht nur ein Fan großer romantischer Komponisten – sie hat in Fachkreisen auch den Ruf eines absoluten Ausnahmetalents. Denn Ran spielt so perfekt Klavier wie kaum ein anderes Kind in Deutschland. „Am Klavier bin ich wirklich glücklich. Dann bin ich die Musik.“ Ran Ebine titelthema Schon als Fünfährige packte sie die Leidenschaft für das klassische Tasteninstrument, das von nun an zum Mittelpunkt ihres Lebens werden sollte. Wie so oft stand dabei der Zufall Pate, denn eigentlich hatten die Eltern ihre Tochter nur zum Ballett anmelden wollen. Weil Ran das Training aber keinen Spaß machte, suchte sich das zierliche Mädchen mit der runden Harry-Potter-Brille eine andere Beschäftigung. Sie entdeckte das E-Piano ihrer Mutter, klimperte ein paarmal auf den Tasten und schon war es um sie geschehen. Bereits zwei Jahre später spielte Ran bei einem inter national besetzten Gala-Konzert der UNICEF. Der Auftritt machte nicht nur bei den geladenen Gästen Eindruck. Auf dem Videoportal YouTube hat der Mitschnitt von Rans Interpretation der „Ballade pour Adeline“ von Richard C layderman mittlerweile rund 120.000 Klicks. Die meisten Kommentatoren sind sich einig: „wonderful“, „excellent“ und „amazing“ – oder gehen sogar noch weiter. Einige sagen der jungen Künstlerin eine große Zukunft voraus. Die Voraussetzungen dafür hat sie: Ran ist es bislang gelungen, ihr musikalisches Niveau stetig zu steigern. 2011 erhielt sie in ihrer Altersklasse den ersten Preis im renommierten Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ im Bereich „Klavier solo“. Die Kategorie gilt bei Experten aufgrund der riesigen Konkurrenz als schwerste überhaupt. In so einem Vergleich mit anderen Hochbegabten zu bestehen und sich durchzusetzen, erfordert jede Menge Fleiß und Disziplin. Umso schöner war es für Ran, mit der Auszeichnung den Lohn für all die Mühe einzufahren. „Ich konnte es kaum glauben und war total stolz. Vor allem, weil ich viel geübt hatte und das sehr anstrengend fand“, erinnert sich Ran. Angesichts der Doppelbelastung durch Schule und Musikunterricht vergeht auch der kleinen Pianistin manchmal die Lust. Tests, Hausaufgaben, Klassenarbeiten – da gebe es Momente, in denen selbst sie „keinen Bock“ mehr habe. In diesen Momenten treibt sie nur noch ihr immenser Ehrgeiz an, immer besser zu werden – so gut wie ihr großes Idol, der japanische Virtuose und Weltstar Lang Lang. Dafür übt sie jeden Tag bis zu zwei Stunden, allein oder angeleitet durch die Klavierlehrerin. Und wenn es richtig gut läuft, werden die Anwesenden dabei Zeuge einer geradezu magischen Verwandlung. Einer Art Trancezustand bei dem Rans Hände trotz atemberaubenden Tempos mit traumwandlerischer Präzision über die weißen und schwarzen Tasten tanzen und sich mit dem Klavier zu verbinden scheinen. Dann ist es fast so, als würde sie jedes Gefühl für Raum und Zeit verlieren und als Teil der Melodie mit zu ihren Zuhörern schweben. Für Ran gibt es nichts Schöneres: „Dann bin ich wirklich glücklich. Dann bin ich die Musik.“ Die Einflussreiche 18 Jahre, Mitglied des Jugendparlaments Hilden Zeit ist für Maike ein kostbares Gut. Mitten im Abi-Stress muss die 18-Jährige nicht nur den Stoff für die anstehenden Klausuren büffeln, sondern auch dafür sorgen, dass ihre jugendpolitische Aufgabe nicht zu kurz kommt. „Von der Schule gehe ich häufig direkt zum Jueck, wo wir unsere Sitzungsräume haben“, erzählt Maike. Das „Jueck“ ist eine Jugendeinrichtung in Hilden, gleichzeitig Sitz der Jugendförderung und Tagungsort des städtischen Jugendparlaments. Dort engagiert sich Maike seit mehr als sechs Jahren für die Belange von Kindern und Jugendlichen: „Ich finde es total wichtig, dass sich junge Leute in politische Prozesse einbringen. Wir wissen schließlich am besten, was unsere Altersgruppe bewegt.“ Im überparteilichen Jugendparlament erhalten insgesamt 30 gewählte Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 13 und 21 Jahren die Möglichkeit, direkten Einfluss auf die Stadtentwicklung zu nehmen. „Wir stellen offizielle Anfragen und präsentieren dann unsere Anliegen dem Jugendhilfe- und Finanzausschuss – ganz ähnlich wie es die Politiker machen“, erklärt Maike. Die Themen der Jugendlichen sind vielfältig: Schule, Freizeit, Verkehr, Umwelt, Gesundheit und friedliches Zusammenleben. Maike, der vor allem interkultureller Austausch und Integration wichtig sind, setzt sich besonders stark für das Projekt „Du + Ich = Wir – Frieden fängt bei uns an“ ein. „Fast jeder ist doch schon mal mit Diskriminierung in Kontakt gekommen. Ich finde das schlimm und möchte dagegen ein Zeichen setzen“, so Maike. 13 titelthema die sonnenfänger 17 und 18 Jahre, Sieger des Umweltpreises bei „Jugend forscht“ Daniel Burckhardt und Alexej Ballhausen kennen einen Trick, um den sie jeder Magier beneidet. Das hat nichts mit Zauberei zu tun, sondern mit Köpfchen: Die beiden Schüler aus Berlin-Wilmersdorf haben einen Weg gefunden, Energie zu verstecken. Im Rahmen des Wissenschaftswettbewerbs „Jugend forscht“ entwickelten sie eine solarthermische Anlage, mit der man die Wärme des Sonnenlichts auf besondere Weise speichern kann. Dazu verwenden Alexej und Daniel einfaches Kerzenwachs. Dies hat die Eigenschaft, sich nach Erreichen der Schmelztemperatur nicht weiter zu erhitzen, sondern praktisch alle darüber hinaus zugeführte Energie zu verschlucken. „Wachse können Unmengen von Wärme im Phasenübergang von fest zu flüssig verstecken“, erklärt Alexej. „Der Spaß an der Sache ist mir sehr wichtig, man muss für seine Ziele aber auch kämpfen können.“ Maike Beier Sich einmischen, Dinge aktiv gestalten – das hat die lebenslustige Nachwuchsparlamentarierin praktisch mit der Muttermilch aufgesogen. Auch ihre Eltern sind politisch engagiert und haben sie früh darin bestärkt, Verantwortung zu übernehmen. „Der Spaß an der Sache ist mir sehr wichtig, man muss für seine Ziele aber auch kämpfen können.“ Gemeinsam mit den anderen Mitgliedern hat sie die Kompetenz des Jugendparlaments in den vergangenen Jahren Stück für Stück ausgebaut. Wie lange sie selbst noch in den Sitzungen mitmischen möchte, weiß die angehende Abiturientin aber noch nicht. Gut möglich, dass sie sich nach dem Schul abschluss anders orientiert. „Ich werde aber immer ver suchen, auf das, was um mich herum passiert, Einfluss zu nehmen“, sagt Maike. Wie das später aussehen könnte, weiß sie auch schon: „Vielleicht kann ich ja später beim Auswärtigen Amt arbeiten.“ Exakt das gleiche Prinzip nutzen etwa regenerierbare Hand- oder Taschenwärmer. Die Erfindung von Alexej und Daniel hat jedoch eine ganz andere Qualität. Sie könnte es beispielsweise Menschen in Katastrophengebieten oder Entwicklungsländern ermöglichen, ohne Strom oder den Ausstoß von Schadstoffemissionen zu heizen. „Über einen parabelförmigen Spiegel bündeln wir das Sonnenlicht auf einem schmalen mit Öl gefüllten Rohr“, erklärt Daniel. Das Trägermedium nimmt die Solarenergie auf – und gibt sie über eine Kupferspirale an das Speicher medium in einem Behälter ab. Die dort gesicherte Energie kann nun jederzeit über einen Wasserkreislauf mit an geschlossenem Heizkörper genutzt werden. „Menschen, die keinen Zugang zur öffentlichen Energieversorgung haben, brauchen mit unserer Erfindung nicht mehr zu frieren.“ Insgesamt sechs Monate brauchten die Abiturienten, um die Anlage zu konzipieren. Wochenlang hämmerten, frästen und schweißten die Jungingenieure in einem L abor des Bildungs- und Forschungszentrums Berlin um die Wette. Im Juli 2011 präsentierten Alexej und Daniel „Das Projekt hat uns gezeigt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ Daniel Burckhardt und Alexej Ballhausen titelthema 15 ihre Arbeit erstmals der Öffentlichkeit. „Der Bau war mit wenigen Hundert Euro vergleichsweise billig und trotzdem ist das Gerät sehr effizient“, sagt Alexej. Dem entsprechend hat ihre Erfindung in der Fachwelt für mächtiges Aufsehen gesorgt. Im Bundeswettbewerb von „Jugend forscht“ gewannen sie 2011 den Umweltpreis und auf der IdeenExpo beglückwünschte sie sogar der Bundespräsident. Angestachelt von ihrem Erfolg, wollen die beiden auch künftig Forschung und Wissenschaft treu bleiben. Alexej will Medizin studieren, Daniel Physik. Daran, dass sie das schaffen, haben sie keine Zweifel. „Das Projekt hat uns gezeigt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, so Daniel. Der mit dem Ball tanzt 16 Jahre, U-17-Jugend-Fußballer des 1. FC Köln Der Weg in den Profifußball ist nicht nur schwierig, sondern manchmal auch sehr weit. Im Fall von Leon Pomnitz beträgt er sage und schreibe 270 Kilometer. Diese Distanz liegt zwischen seinem kleinen Heimatdorf Hünfeld und dem Sportinternat Köln, wo er heute zu Hause ist. Gemeinsam mit 34 weiteren Nachwuchskickern des 1. FC Köln lebt Leon hier den Traum vom Fußballprofi. Für sein Ziel, irgendwann einmal in der Bundesliga zu spielen, hat er schon in jungen Jahren viel aufgegeben: „Meine Eltern „In der Regel habe ich einen Zwölf-Stunden-Tag. Aber das ist okay. Ich weiß ja, warum ich das mache.“ Leon Pomnitz sehe ich nur noch alle zwei Wochen und auch meine Freundin und Freunde treffe ich jetzt natürlich viel seltener“, so Leon. Mit gerade mal 16 Jahren ist er zu Hause ausgezogen, um in der Domstadt den Grundstein für eine große Karriere zu legen. Doch so verlockend die Perspektive, so hart ist auch die tägliche Arbeit: Bis zu sieben Mal in der Woche hat Leon Training, an den Wochenenden stehen die Meisterschaftsspiele auf dem Plan. Dazu kommt ein normaler Schulalltag im Gymnasium, der vonseiten des Vereins mit einer Hausaufgabenbetreuung und – falls nötig – mit Nachholunterricht ergänzt wird. „In der Regel habe ich einen Zwölf-Stunden-Tag. Aber das ist okay. Ich weiß ja, warum ich das mache“, sagt Leon. Sein Ehrgeiz, aber auch seine pragmatische Sicht der D inge nötigen den Verantwortlichen beim FC Respekt ab. Christoph Henkel, Geschäftsführer des Nachwuchszen trums und Autor des Buches „Karriereziel Fußballprofi“, lobt Leon als „wirklich schlauen Jungen mit außergewöhnlicher Spielintelligenz“. Dazu kommen Zweikampfstärke, Technik und die seltene Gabe eines starken linken Fußes – ein Merkmal vieler großer Kölner Spieler wie Wolfgang Overath oder Lukas Podolski. Kein Wunder also, dass die Jugendabteilung des FC bei Leons Verpflichtung nicht lange fackelte. Im Sommer 2011 wurde der Klub erstmals auf das Mittelfeldtalent aufmerksam. Zwei Pro- betrainings später war für Trainer Boris Schommers klar: „Den müssen wir haben.“ Bislang hat Leon seine Chance eindrucksvoll genutzt. Auch ohne Familie fühlt er sich in seiner neuen Heimat wohl und ist auf Anhieb Stammspieler geworden. Im Team nimmt er jene strategisch wichtige Rolle ein, die in der deutschen Nationalmannschaft beispielsweise Bastian Schweinsteiger ausfüllt. Bei aller Coolness, die Leon in seinem Auftreten an den Tag legt, spürt er aber auch den Druck: „Wir wollen dieses Jahr auf jeden Fall wieder Westdeutscher Meister werden – dieses Ziel hat der Trainer vor der Saison vorgegeben.“ Doch nicht nur das Kollektiv, sondern auch er persönlich muss sich kontinuierlich beweisen. Bereits heute beschäftigt ihn die nächste Spielzeit, in der er sich für Aufgaben in der höheren Alters klasse empfehlen will. „Um weiterzukommen, muss ich vor allem körperlich zulegen“, weiß Leon. Extraschichten im Kraftraum, individuelle Trainingseinheiten – das sei für ihn kein Problem, so der smarte Techniker. Nur wenn es draußen kalt wird, wünscht er sich ab und zu eine Auszeit. Vielleicht noch ein Grund mehr, warum Leon alles tut, um seinem großen Idol Xavi nachzueifern: Der spanische Nationalspieler gilt nicht nur als einer der besten Fußballer der Welt, er spielt auch beim FC Barcelona. Und an der Costa Brava machen sie sich um das Wetter keine Sorgen. Herman Melville hinterließ der Welt mit Moby Dick einen bekannten Roman. Auch wenn Sie kein berühmter Autor sind: Sie können etwas Bleibendes für die Nachwelt schaffen. Mit einem Testament oder einer Stiftung zugunsten von UNICEF. Wir informieren Sie gern: UNICEF, Höninger Weg 104, 50969 Köln, Tel. 0221/93650-252, www.unicef.de. weiter denken Höher, schneller, weiter – und grüner Superlative gehören bei Olympia zur Tagesordnung. Die Macher der Wettkämpfe 2012 in London haben sich indes ein ganz besonderes Ziel gesetzt: Sie möchten die grünsten Spiele aller Zeiten veranstalten. TEXT werner tewes 18 O lympia – das war schon immer die große Jagd nach Rekorden. Auf der einen Seite sind es die Sportler, die sich alle vier Jahre gegenseitig zu Höchstleistungen antreiben. Auf der anderen Seite sind es aber auch die Veranstalter, die sich stets aufs Neue übertreffen, um mit Superlativen zu glänzen. Höher, größer, schneller, weiter? Die Macher der Sommer olympiade 2012 in London haben sich ein anderes Ziel gesetzt: Sie möchten in der englischen Hauptstadt die grünsten Wettkämpfe aller Zeiten auf die Beine stellen. „Wir sind auf dem Weg, die ersten wirklich nachhaltigen Olympischen Spiele zu veranstalten“, heißt es vonseiten der Orga nisatoren. London ist nicht Peking London ist eben nicht Peking. Das zeigt ein kurzer Rückblick: Vor vier Jahren war Olympia im Reich der Mitte zu Gast. Eindrucksvoll, geradezu bombastisch inszenierten die Chinesen die Veranstaltung. Riesengroße Sportstätten entstanden innerhalb kürzester Zeit quasi aus dem Nichts, die Eröffnungsfeier begeisterte die Welt mit einem nie dagewesenen Feuerwerksspektakel und einer perfekten Massenchoreografie, die Spiele selber waren geprägt von einer wah- ren Schwemme an sportlichen Rekorden. Peking 2008, so die einhellige Meinung der Experten, ist als die bis dahin größte Olympiade in die Geschichte eingegangen. Eine Bürde für die eigenen Spiele folgern die Londoner daraus aber nicht. Der Bürgermeister der britischen Metropole, Boris Johnson, hatte die olympische Flagge noch gar nicht von seinem Pekinger Amtskollegen übernommen, da ließ er die Öffentlichkeit schon wissen: London fehlten zwar die finanziellen Mittel, die Peking zur Verfügung standen, dafür aber mangele es nicht an kreativen Ideen. „Ich glaube, dass wir mit unserem Humor und unserer Erfindungsgabe fantastische Olympische Spiele veranstalten können, auch wenn unsere Bevölkerung viel kleiner ist und wir nicht auf dieselben Ressourcen zurückgreifen können“, sagte Johnson. Die Londoner haben aus ihrer Not eine Tugend gemacht. Statt einer pompösen Inszenierung haben sie sich das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben. Das Schicksal Pekings soll der englischen Metropole damit erspart bleiben. Die chinesischen Wettkämpfe werden als monumentale, aber auch Energie fressende Spiele in Erinnerung bleiben, deren Erbe sich im heutigen Stadtbild vor allem in leer stehen- den oder kaum genutzten Stadien und Wettkampfarenen widerspiegelt. Die Briten möchten hingegen eine umweltschonende und nachhaltige Veranstaltung für ihre Hauptstadt organisieren. Umgerechnet rund elf Milliarden Euro haben sie ursprünglich für den Auf- und Ausbau der olympischen Infrastruktur veranschlagt. Das ist weniger als die Hälfte des offiziellen Etats, mit dem die Organisatoren in Peking wuchern konnten. Tragisch ist das aber nicht. Denn erstens sind in London mit dem Tennisstadion in Wimbledon, dem Fußballstadion in Wembley und der O2-Arena viele der für Olympia benötigten Sportstätten bereits vorhanden und müssen nicht erst neu gebaut werden. Zweitens wird die Stadt von den für die Wettkämpfe angestoßenen Projekten nicht nur während der Spiele profitieren, sie werden sich auch in der Zeit danach positiv auf das Stadtbild auswirken. Wie Phönix aus der Asche Nach Angaben des London Organising Committee of the Olympic Games and Paralympic Games – kurz LOCOG – fließen allein drei Viertel der elf Milliarden Euro schweren Investitionssumme in die nachhaltige Entwicklung des Londoner East Ends. Im traditionellen Industrie- und Arbeitervier- weiter denken weiter denken Auf die Begeisterungsfähigkeit der Fans setzen die OlympiaMacher beim Maskottchen-Duo der Veranstaltungen: Im Internet kann man Wenlock und Mandeville, zwei silbern glänzenden einäugigen Stahltropfen, ein Outfit nach Wunsch verpassen. Ob Unterhemd, Minirock oder Wikingerhelm: Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Auf www. mascot-games.london2012.com gibt es zudem lustige Spiele und vieles mehr. Rechts oben: Blick auf die Baustelle des zukünftigen Olympiaparks tel, das heute zu den ärmsten Gegenden Englands zählt, befindet sich das Zentrum der Sommerspiele 2012. Ein Grund, den Stadtteil regelrecht herauszuputzen. So hat das Organisationskomitee beispielsweise den Olympic Park errichten lassen – eine 250 Hektar große Grünanlage mit zahl reichen Wasserläufen, über die 36 Brücken führen. In und um den Park werden bis Olympiastart rund 400.000 Pflanzen neu gesetzt. Auch haben Arbeiter auf einem Gelände, das bis vor Kurzem noch als Müllhalde genutzt wurde, 2,5 Quadratkilometer Land abgetragen, um dort das olympische Dorf zu errichten. Überhaupt sollen rund 3.000 Sportlerunterkünfte nach den Spielen zur dauerhaften Nutzung zur Verfügung stehen – was die Kapazitäten an Wohnraum im traditionell schwierigen Immobilienmarkt der Themse-Metropole zumindest etwas erhöht. Auch an die derzeitigen Bewohner des East Ends haben die Organisatoren gedacht: Soziale Nachhaltigkeit spielt eine wichtige Rolle im Londoner Olympia-Konzept. Deshalb stammen nach offiziellen Angaben 24 Prozent der bei den Bauarbeiten für die Olympiastätten beteiligten Arbeitskräfte aus den vier umliegenden Bezirken OstLondons. Jeder fünfte Beschäftigte sei zuvor arbeitslos gewesen, heißt es. Weniger ist mehr Doch damit nicht genug, aus den Fehlern vergangener Spiele zieht London eben- falls Konsequenzen: Bauliche Altlasten in Form leer stehender Sportstätten will man zwingend vermeiden. Deshalb wird das neue Olympiastadion nach den Wettkämpfen zum Teil zurückgebaut: Die Zuschauerkapazität soll dann von 80.000 auf 20.000 gesenkt werden – es sei denn, der Fußballverein West Ham United will das Rund nutzen. Dann sollen hier noch 60.000 oder – je nach Bedarf – 45.000 Menschen Platz finden. Die Schwimmarena ist derweil so angelegt, dass sie problemlos von 17.500 Zuschauerplätzen auf 2.500 verkleinert werden kann. Bei der Basketballhalle wiederum ist sicher, dass sie nach den Spielen komplett abgebaut und an a nderer Stelle wieder hochgezogen wird. Dem Vernehmen nach haben die Organi satoren der Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro bereits Interesse an dem mobilen Gebäude signalisiert. Das Pressezentrum schließlich wird nach Abzug der Olympioniken zum Bürohaus umfunktioniert. An der Optimierung des Nahverkehrs systems sind die Macher ebenfalls dran, etwa mit dem Bau eines neuen internationalen Bahnhofs im East End, an dem bei Olympia die Zuschauer und im Anschluss daran Geschäftsleute, Touristen und Anwohner ankommen sollen. Ohnehin legt Großbritannien Wert auf den Ausbau des örtlichen Nahverkehrs. 7,8 Milliarden Euro, die zu den eigentlichen Kosten für die Olympia-Infrastruktur hinzukommen, hat weiter denken „Ich glaube, dass wir mit unserem Humor und unserer Erfindungsgabe fantastische Olympische Spiele veranstalten können.“ Boris Johnson das Land in diesen Bereich investiert. Die Verantwortlichen wollen damit erreichen, dass die Olympiagäste auf ihr Auto ver zichten und stattdessen Busse und Bahnen nutzen, um zur Großveranstaltung zu gelangen. Weitere Maßnahmen, um die Umwelt zu schonen, sind: die Säuberung des Flusses Lee, der sich durch das Olympia gelände schlängelt; die Nutzung von Regenwasser für die Toilettenspülungen; die Verwendung umweltfreundlicher Materialien im Vorfeld sowie während der Großveranstaltung; der vermehrte Gebrauch erneuerbarer Energien und vieles mehr. Nachhaltig dokumentiert Für Olympia haben sich die Organisatoren sogar auf konkret fassbare Ziele festgelegt. Etwa was die Energieeffizienz der dauerhaften Olympiagebäude angeht: Deren CO2Ausstoß soll den seit 2006 in Großbritannien geltenden Referenzwert für Neubauten im Schnitt um 15 Prozent unterschreiten. Der Trinkwasserverbrauch in den Wettkampfstätten wiederum soll um 40 Prozent und im olympischen Dorf um 35 Prozent unter dem Durchschnittswert in London liegen. Ferner sieht der Plan vor, 50 Prozent aller Baumaterialien für die olympische Infrastruktur per Bahn oder auf dem Wasserweg zu transportieren und 90 Prozent aller auf dem Veranstaltungsgelände an fallenden Abbruchmaterialien wiederzuverwenden. Experten gehen davon aus, dass diese Ziele erreicht werden können. Als nicht realisierbar hat sich dagegen das Vor- haben herausgestellt, 20 Prozent des Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen zu decken. Eine ursprünglich geplante 120 Meter hohe Windkraftanlage auf dem Olympiagelände musste laut den Verantwort lichen „aus technischen Gründen“ gestrichen werden. Photovoltaikanlagen und ein Drei-Megawatt-Biomasse-Heizwerk sollen aber immerhin neun bis zehn Prozent des Gesamtenergieverbrauchs beisteuern. Ob sich diese Vorgaben auch tatsächlich alle verwirklichen lassen, dokumentiert London in einem eigens für die Veranstaltung erstellten Nachhaltigkeitsbericht, ein Novum bei Olympia. Das Werk ist dreigeteilt und beschreibt die Umweltauswirkungen, die durch die Spiele entstehen – und zwar von der Vorbereitung bis zur Abschlussfeier. Entsprechend erstreckt sich der erfasste Zeitraum vom Jahr 2005, als London den Zuschlag für die Spiele erhielt, bis 2012. Im Osten was Neues Olympia, das ist klar, ist momentan ein großes Thema in London. Wer sich dieser Tage in der britischen Hauptstadt aufhält, hört die Einwohner oft sagen: „Der Osten leuchtet.“ In diesen Worten schwingt die Hoffnung mit, dass das nicht nur vor und während der Olympischen Spiele so ist, sondern auch danach. Die Chancen, dass sich ihre Wünsche erfüllen, stehen nicht schlecht. VAILLANT GROUP IN GROSSBRITANNIEN Die Vaillant Group ist eng mit Großbritannien verbunden: Mit der Übernahme der Londoner Firma Hepworth im Jahr 2001 – dem größten Zukauf in der Unternehmensgeschichte – ist der Heiz-, Lüftungs- und Klimatechnikspezialist zu einem der bedeutendsten Hersteller seiner Branche in Europa geworden. Das britische Headquarter befindet sich in Rochester in der Grafschaft Kent. In Belper, einer Kleinstadt in Derbyshire, betreibt die Vaillant Group zudem einen eigenen Produktionsstandort. Auch in Großbritannien gehört das Unternehmen zu den führenden Anbietern von Heiz- und Lüftungstechnologie. Angeboten wird die komplette Produktpalette angefangen von klassischen Wärmeerzeugern über Lüftungsanlagen bis zu Wärmepumpen und Solarkollektoren. 21 weiter denken Natürliche Vorbilder Naturphänomene beobachten, sie kopieren, transformieren und für den Menschen nutzbar machen – darum geht es in der Bionik. Zahlreiche technische Errungenschaften haben ihren Ursprung in der Tier- oder Pflanzenwelt. TEXT werner tewes V ielen ist Leonardo da Vinci als bedeutender Künstler bekannt. Weit weniger Menschen wissen, dass der Maler der weltberühmten Mona Lisa auch als Begründer der Bionik gilt. Jener Zweig der Wissenschaft, der biologische Eigenschaften von Tieren und Pflanzen in technische Entwicklungen transformiert. Da Vinci versuchte im 16. Jahrhundert vergebens, Bewegungen von Vögeln zu kopieren, um funktionstüchtige Flugmaschinen zu bauen. Hier einige Bei spiele, bei denen die Bionik erfolgreicher war. weiter denken 23 GEMEINSAM INTELLIGENTER Ob Rohstoffsorgen, Energieprobleme oder soziale Streitigkeiten: Bei Tieren tauchen viele der Menschheitsprobleme selten bis gar nicht auf. Dennoch sind manche Arten zu einem vielschichtigen sozialen Zusammenleben in der Lage – zum Beispiel Ameisen oder Bienen, die in Staaten zusammenleben, in denen es gesellschaftliche „Kasten“ gibt und Arbeitsteilung herrscht. Grund dafür ist die Schwarmintelligenz: Jedes Tier übernimmt seine Aufgabe, im Zusammenspiel mit den anderen werden gemeinsam Herausforderungen bewältigt, zu denen ein Einzelner gar nicht fähig wäre. Ein Beispiel für die Menschheit: In modernen Management-Theorien kommt Schwarmintelligenz zum Tragen. SAUBERE SACHE Obwohl sie im Schlamm wächst, sind die Blätter der Lotuspflanze stets sauber. Der Grund: Die Oberfläche der Pflanze besteht aus vielen kleinen, glitschigen Noppen. Gelangt Schmutz auf das Gewächs, wird dieser von Noppe zu Noppe weitergereicht und perlt wie von Geisterhand ab. Eine Eigenschaft, die sich Menschen etwa bei Fassaden- oder Badfarbe zunutze machen. Schmutzige Hausoberflächen und nasse Badezimmerkeramik, ade. Extra Haftkraft Jeder kennt Saugnäpfe. Sie sorgen dafür, dass Badematten nicht wegrutschen, dass das Navigationssystem nicht einfach von der Auto scheibe herunterfällt – und sie haben ihren Ursprung in der Natur: Kraken, Gelbrandkäfer und Blutegel standen bei der Entwicklung der Saugnäpfe Pate. weiter denken 25 Blumiger Fallschirm Jedes Kind kennt sie: die Pusteblume. Einmal kräftig geblasen, rieseln die Samen der Korbblütler langsam, gleichmäßig und stabil gen Boden. Ein Phänomen, das sich die Bionik-Forschung zunutze machte: Sie hat die Pusteblume studiert, um die Entwicklung des Fallschirms voranzutreiben. weiter denken Fliegen wie ein Hai Haie haben eine Haut, rau wie Schmirgel papier. Wenn das Raubtier schwimmt, entstehen dadurch viele kleine Wasserwirbel, die ihm dabei helfen, mühelos durch die Meere zu gleiten. Dieses Prinzip hat die Bionik auf den Luftraum übertragen: Sie hat eine Folie entwickelt, die der rauen Haut des Hais nachempfunden ist und auf Flugzeugen angebracht wird. Folge: ein niedrigerer Kerosinverbrauch. NEU Gehört werden. Hören. Bose® Bluetooth® Headset Endlich: Bessere Wiedergabequalität beim Telefonieren – an beiden Enden. ® Headset ® IE2 von Wir stellen vor: Das erste Bluetooth Bose, das all das kann, was andere nicht können. Mit dem Bose Audio Headphones. Bose® Bluetooth® Headset hören Sie perfekt und werden perfekt gehört – sogar wenn der Lautstärkepegel Unsere besten In-Ear Headphones – jetzt noch besser! in Ihrer Umgebung stark schwankt. Das Headset wurde mit US-patentierten Technologien entwickelt, damit Stimmen so natürlich wie möglich klingen, und damit Sie das Gesagte besser als jemals zuvor verstehen. 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Sinnsuche fünfmal anders. TEXT DIANE SELLENMERTEN Aufgemöbelt 28 Aus Billy wird Frank – das ist die Idee hinter dem Kult möbelstück des Kölners Oliver Schübbe. Von der Seiten platte bis zur Rückwand findet sich im wunderbar windschiefen Designregal alles vom alten Ikea-Gefährten wieder. Das Regal lässt sich individuell zusammenstellen und wird trotzdem günstig in Serie produziert. Mit ein Grund, warum sich bereits 20.000 Käufer von der Sperrmüllkunst begeistern ließen. www.os2-designgroup.de ausgezeichnet Höhl ihn aus, den Bären! Die Schweizer Designer Lea Gerber und Samuel Coendet hauchen alten Stofftieren neues Leben ein, indem sie das Innenfutter herausholen und außen neu vernähen. Die derangiert-niedlichen „Outsider“ haben die Jury des deutschen RecyclingDesignpreises 2012 überzeugt. Ihr Urteil: nützlich, umweltverträglich, zukunftsträchtig. www.recyclingdesignpreis.org weiter denken gestapelt Papier-Elegien nennt Nick Georgiou seine (alt-) papiernen Skulpturen. Doch die Klage um den Verlust der Printmedien wird gleich in der Kunst widerlegt: Lang lebe das gedruckte Wort! www.myhumancomputer.blogspot.com Einge-PET-tet Auf Plastik baut der Architekt Arthur Huang bei seinem EcoArk-Projekt in Taipeh. 1,5 Millionen PET-Flaschen presste er zu Bausteinen, die zusammengesteckt die Fassade des neunstöckigen Gebäudes formen. Damit hat er mehr als den Jahresverbrauch an Plastikflaschen der taiwanesischen Hauptstadt recycelt. Schöner Neben effekt: Die Hülle lässt viel Licht ins Innere. www.miniwiz.com beschwingt Regenrinnen, Garagentorfedern oder Folienscheiben von Bohrmaschinen – Christof Schläger bringt alles zum K lingen. Seit den 1980er-Jahren baut der gebürtige Oberschlesier Instrumente aus Maschinen und Bauteilen. Schiffshörner, Windpfeifen oder Druckluftsirenen wie bei den monumentalen Industrieopern sind da im Vergleich schon fast konventionell. www.christofschlaeger.de grüner WOHNEN Das Revier der Zukunft In zehn Jahren will Bottrop als erfolgreiche Klimastadt glänzen. Eine echte Herausforderung. Impressionen aus der InnovationCity Ruhr. TEXT ulrich nitsche 30 D ie Stadt am Nordwestrand des Ruhrgebiets hat es nicht immer leicht: „Kommste nach Bottrop, krisse aum Kopp drop“, lautet ein alter Reim im Revier. Auch die Auszeichnung als „Männlichste Stadt in NRW“ ist wenig schmeichelhaft – verliehen für landesweit die meisten Kegelbahnen, Imbissbuden und Baumärkte. Doch jetzt gibt es einen Titel, auf den Stadtväter und Einwohner gleichermaßen stolz sein können: Bottrop ist InnovationCity Ruhr. Hinter dem sperrigen Begriff verbirgt sich ein ambitioniertes Ziel. Innerhalb von zehn Jahren soll hier die Niedrigenergiestadt der Zukunft entstehen. Begonnen hat alles im Frühjahr 2010. „Blauer Himmel, grüne Stadt“ – unter diesem Motto hatte der Initiativkreis Ruhr gemeinsam mit dem Land Nordrhein-Westfalen einen Wettbewerb für die Klimastadt der Zukunft ins Leben gerufen. Insgesamt 16 Städte bewarben sich mit kreativen Konzepten, am Ende fiel die Entscheidung der unabhängigen Jury auf Bottrop. „Ab heute steht Bottrop für den Aufbruch“, verkündete der Initiativ kreis-Moderator Wulf Bernotat. Stadterneuerung im Bestand hat sich die InnovationCity Ruhr auf die Fahnen geschrie ben. Konkret bedeutet das: Ganze Straßen züge einstiger Bergmannshäuser und Bau sünden der 1970er-Jahre umwandeln in Niedrigenergiebauten nach neuesten Maßstäben. Den Stromverbrauch durch intelligente Steuerung ebenso senken wie durch nachhaltige Modernisierung. Und dank elek trisch betriebener Autos und Fahrräder Vorreiter in Sachen Mobilität werden. Nicht zuletzt will man Sonne, Wind und Wasser genauso zur Energiegewinnung nutzen wie die Wärme aus den Tiefen von Bergwerken und Halden. Auf einer bebauten Fläche von 2.500 Hektar sollen so innerhalb eines Jahrzehnts 72 Prozent Strom und 74 Prozent Kohlendioxid eingespart werden. Hinzu kommen noch 30 Prozent weniger Abgase aus dem Straßenverkehr. Schritt für Schritt verwandelt sich Bottrop in eine Modellstadt, in der unterschiedlichste Lösungen für Energieeffizienz Anwendung finden. Ein Projekt, das in dieser Form und Größe weltweit einzigartig ist. Die Stadt solle eine Blaupause werden, sagt Oberbürgermeister Bernd Tischler, „nicht nur für das Ruhrgebiet, sondern deutschlandweit, vielleicht sogar europaweit.“ Um dieses Ziel zu erreichen, haben die Macher der InnovationCity Ruhr verschiedene Handlungsfelder definiert: Wohnen, Arbeiten, Energie, Stadt und Mobilität. Rund einhundert Projekte umfasst der detaillierte Masterplan. Viele davon befinden sich bereits in der Umsetzung, einige sind sogar schon abgeschlossen – und noch immer kommen neue Ideen hinzu. Energietechnik erleben Grau ist alle Theorie, das Zentrum für Information und Beratung ist bunt. Hier, im Südringcenter im Herzen Bottrops, finden alle, die sich am ökologischen Umbau beteiligen wollen, umfangreiche Informationsund Beratungsangebote. Zum Beispiel auf dem „Marktplatz Klimaschutz“, wo 25 Unternehmen ihre Energiespar-Techniken präsentieren. Auch Vaillant ist hier vertreten. Am Stand von Martin Sowa trifft man vor allem Privatleute. Der Vaillant Kundenberater präsentiert innovative Produkte für Haus- und Eigenheimbesitzer, die über eine Renovierung nachdenken. „Was hier gezeigt wird, ist Stand der Technik und darüber hinaus“, sagt Burkhard Drescher, der Geschäftsführer der InnovationCity Management GmbH. Seit seiner Eröffnung hat sich der Marktplatz zur ersten Adresse für Ideen und Lösungen in Sachen Klimaschutz entwickelt. Kein Wunder, warten doch interaktive Touchscreens und zahlreiche Exponate auf mehr als 600 Quadratmetern darauf, entdeckt zu werden. Egal ob Wärmepumpen, Solaranlagen oder gedämmte Wände im Querschnitt: Hier lässt sich moderne Energietechnik entdecken und erleben. grüner WOHNEN VON DER MÄNNLICHSTEN STADT IN NRW … 5 2.500 HEKTAR ENERGIE-EINSPARPOTENzIAL BEI HÄUSERSANIERUNG: Dach 20 % 10 JAHRE handlungsfelder: ENERGIE Fenster mobilität STADT Keller ENERGIE-MIX: PROJEKTE Fenster Wind Gas WOHNEN ARBEITEN MASTERPLAN 100 % 35 % Wand 10 % 100 1 10 % Wasser Abwärme aus Bergwerken minus 30 % ABGASE minus 72 % Strom elektrisch betriebene fahrräder und autos SANIERUNG VON BERGMANNSHÄUSERN und BAUSÜNDEN CO 2 50 % CO2 … ZUR KLIMASTADT DER ZUKUNFT grüner WOHNEN Erfolgsprojekt Kindergarten 32 Ortswechsel. Im städtischen Kindergarten „Im Brinkmannsfeld“ erleben schon die Kleinsten, wie wichtig Energiesparen ist. Das Gebäude wurde im Rahmen der InnovationCity Ruhr mit der sogenannten SmartHome-Technik ausgestattet. Dahinter verbirgt sich eine neu entwickelte Software, die eine zeitgemäße Haussteuerung von elektrischen Geräten und Heizung ermöglicht. Das Einsparpotenzial ist groß, sowohl der Energieverbrauch als auch der CO2-Ausstoß können so halbiert werden. Davon profitieren auch die Kleinsten. Angela Evers von der Leitung des Kindergartens freut sich: „Wir können den Kindern hier ganz praktisch vermitteln, worum es bei Umweltthemen geht.“ Und Burkhard Drescher ergänzt: „InnovationCity ist eine Kreativwerkstatt für Klimaschutz mit Hunderten von Puzzleteilen. Wenn die Kleinsten nun schon ein Stück von diesen Bemühungen mitbekommen, dann ist dies ein wichtiges Signal.“ Luftige Wärme Ein weiterer Baustein der energietechnischen Erneuerung findet sich an der Wagen feldschule im Stadtteil Boy. Auf dem Lehrerparkplatz steht eine Gaswärmepumpe. Der Unterschied zur bekannten, konventionellen Wärmepumpe liegt im Antrieb. Üblicherweise betreibt Strom die Pumpe, hier kommt ein Gasbrenner zum Einsatz. Vorteil: Reicht die über die Wärmepumpe gewonnene Energie nicht aus, um die Räume zu heizen, wird zusätzlich mit dem Gasbrenner geheizt. „Pro Kilowattstunde Erdgas können mit dieser Technik bis zu 1,6 Kilowattstunden Heizwärme erzeugt werden“, erklärt Mareike van Laak, die das Projekt betreut. Das entspreche einem Wirkungsgrad von 160 Prozent. „Selbst im Winter kann so die Anlage noch Wärme aus der Luft gewinnen.“ Dabei liegt der CO2Ausstoß um 30 Prozent niedriger als bei herkömmlichen Heizungen. „Dieses Projekt ist insofern besonders, als hier eine technische Neuerung zur Energieeffizienz-Steigerung und CO2-Reduzierung getestet werden kann“, betont Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler. Wie beim Kindergarten Im Brinkmannsfeld „Die Stadt soll eine Blaupause für Klimaschutz werden.“ Bernd Tischler, OB Bottrop sieht er auch hier einen pädagogischen Wert. So könne die Anlage zur Anschauung in die Unterrichtsgestaltung der Grundschule eingebunden werden. „Das Engagement der Kinder und Jugendlichen im Rahmen von InnovationCity Ruhr ist sehr wichtig“, sagt Tischler, schließlich seien die Heranwachsenden von heute die Entscheider von morgen. Ein weiter Weg nahmen: den Vertikaldreher im Gewerbe gebiet Kruppwald zum Beispiel. Oder das Projekt „Wärme auf Rädern“, bei dem die Abwärme der Kokerei Prosper per Lkw nach Ebel gebracht wird und dort die Schule heizt – das alles seien Erfolgsbeispiele der InnovationCity Ruhr. Hinzu kommen eher unspektakulärere Projekte wie der Anschluss von 140 Wohnungen ans Fernwärmenetz, die bisher durch Strom beheizt wurden. Die skizzierten Leuchtturm-Projekte erregen Aufmerksamkeit weit über die Grenzen Bottrops hinaus. Bei manchen Bewohnern ist die Euphorie noch gebremst. „Das Problem der InnovationCity ist, man sieht davon zu wenig“, sagen Passanten in der Fußgängerzone. Slogans wie „Be green. Be inno vative. Be Bottrop“ kommen nicht überall gut an: „Zu viel Marketing, zu wenig Konkretes.“ Bernd Tischler wirbt um Geduld, das Zehn-Jahres-Projekt brauche seine Zeit. Und er verweist auf bereits realisierte Maß- So wächst letztendlich die Erkenntnis: Es tut sich was im Revier der Zukunft. Bottrop ist jetzt Forschungsstadt. Bottrop ist Sieger beim European Energy Award für EnergieEffizienz und Klimaschutz. Und Bottrop entwickelt sich zusehends zur InnovationCity Ruhr. Stadtoberhaupt Tischler ist überzeugt: „Wir haben uns als Klimastadt der Zukunft einen neuen, sehr Erfolg versprechenden Handlungsschwerpunkt gesetzt.“ Vaillant ist offizieller Partner der InnovationCity Vaillant ist offizieller Partner der InnovationCity. „Wir beteiligen uns an dem Modellprojekt, um am Beispiel der Stadt Bottrop die Bedeutung innovativer Heiztechnologie für die Energieversorgung der Zukunft zu unterstreichen“, erläutert Dr. Marc Andree Groos, Geschäftsführer Vaillant Deutschland. Vaillant präsentiert seine Ideen und Lösungen am Marktplatz Klimaschutz. Darüber hinaus hat der Heiz- und Lüftungstechnikspezialist den Wettbewerb „Älteste Heizungen Bottrops“ initiiert. Zehn Besitzer von Einfamilienhäusern in Bottrop, die über eine mehr als 20 Jahre alte Heizung verfügen, können sich nun freuen: Sie haben ein neues Vaillant Heizsystem erhalten, das exakt auf den individuellen Energiebedarf zugeschnitten ist. Vaillant präsentiert seine Ideen und Lösungen am Marktplatz Klimaschutz im Bochumer Südringcenter, wo sich interessierte Bürger über die zahlreichen Aspekte des Klimaschutzes informieren und beraten lassen können.Denn in die Jahre gekommene, mangelhaft isolierte Gebäude mit veralteter Heiztechnik gehören europaweit zu den größten Energiefressern. Vor diesem Hintergrund setzt Vaillant mit der E igenheimsanierung in Bottrop am größten Hebel an, den die Stadt in Sachen Energieeffizienz zu bieten hat. Romantik Hotel Muottas Muragl, Samedan ROMANTIK 4.0 Ein Lebensgefühl gestern, heute, morgen * Ankommen, wohlfühlen, genießen ... ... in Hotels, in denen Tradition und regionale Verbundenheit gelebt werden. Erleben Sie den individuellen Charme unserer inhabergeführten Häuser. Genießen Sie regionale Spezialitäten und die hohe Kunst der Gourmet-Küche oder entspannen Sie sich in einem unserer Wellness-Hotels. * seit 40 Jahren und heute in über 200 Romantik Hotels in Europa. 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Biologisch, ökologisch, nachhaltig. Gerade in den Städten und Vororten sollen die Gärten die immer wichtigere Funktion einer grünen Klimaoase übernehmen, in der Mensch und Tier auf- und durchatmen können. Doch: Wie kommt mehr Natur in den Garten? Legt hin die Harken Selbst ein englischer Formschnittgarten oder ein klassisch angelegter Garten mit Pool kann eine naturnahe Klimaoase sein. Denn ein Biogarten ist nicht immer gleich ein „wilder Garten“. Es kommt vor allem darauf an, ihn als eigenes kleines Ökosystem zu begreifen, der vielfältige Lebensräume für Pflanzen und Tiere bietet. Dazu gehört auch, nicht direkt mit der Harke gegen jedes scheinbare Unkraut vorzu gehen und den Garten ein bisschen sich selbst zu überlassen. Gut beobachten, nicht betüddeln, lautet ein wichtiger Grundsatz. Weitere sind Wasser zu sparen, auf Pestizide zu verzichten und natürliche Mittel wie Kompost sinnvoll einzusetzen, mit hiesigen Pflanzen und Bäumen die biologische Vielfalt zu fördern sowie bewusst ökologische Produkte einzukaufen. Klimaschützer mit Krönchen Der einfachste Weg, seinen Garten in eine Klimaoase zu verwandeln, ist es, Bäume und Sträucher zu pflanzen. Wie grüne Lungen filtern sie Schadstoffe aus der Luft und binden sie auf Jahrzehnte in i hren Wurzeln, Stämmen und Ästen. Zugleich produzieren sie Sauerstoff und sorgen für ein angenehmes Mikroklima an warmen Sommertagen. Eine große Rotbuche stellt zum Beispiel bei reichlich Sonnenschein etwa so viel Sauerstoff in der Stunde her, wie eine große Gartenparty in dieser Zeit verbraucht. Ganz nebenbei bindet sie noch rund 2.300 Gramm Kohlendioxid und schenkt mit ihrer Blätterkrone Mensch, Maus und Meise ein schattiges Plätzchen zum Erholen. Auch wer keinen Platz für einen Baum hat, kann sich solche Klimaschützer zulegen: Büsche und Sträucher passen auch in den kleinsten Vorgarten. Zum Beispiel Kornelkirsche, Weißdorn, Eberesche oder Maulbeere, die in den hiesigen Breitengraden beheimatet und ideal an die Klimabedingungen angepasst sind. Anders als die herkömmlichen Thuja-, Wacholder- oder Kirschlorbeerhecken bieten diese Sträucher und Büsche zahlreichen Vögeln, Bienen, Schmetterlingen und anderen Tieren einen Lebens- und Nahrungsraum – selbst wenn sie in Form geschnitten sind. Tonne statt Trinkwasser Wer nachhaltig gärtnern will, für den ist Wassersparen Pflicht. Das gilt insbeson dere für Trinkwasser. Gärten sind wahre Schluckspechte. Ein mehrere Meter hoher Baum verbraucht an einem heißen Sommertag bis zu 1.000 Liter Wasser. Auch wenn die Eichen, Birken oder Kirschbäume in den meisten Garten eher kleiner sind, läppert sich der Wasserkonsum von Bäumen und Pflanzen. Jeder Biogarten braucht daher eine Tonne oder eine unterirdische Zisterne, um das Regenwasser aufzufangen. Gesammelt wird das kostbare Gut über das Haus- oder Gartenhausdach. Bereits eine Dachfläche von einem Quadratmeter TIPP 1 BIODIVERSITÄT FÖRDERN Bieten Sie unterschiedlichsten Kleintieren einen Lebensraum, indem Sie Schattenbeete, Steingärten und einen Teich anlegen. Lassen Sie in einem abgeschotteten Winkel totes Holz oder Zweige herumliegen – mal sehen, wer sich dort einnistet. TIPP 2 Sonnige Gartenhelfer Viele Gartengeräte wie Rasenmäher, Teichpumpen oder Wegleuchten gibt es heute mit Solarantrieb: Einmal angeschafft, spenden sie die notwendige Energie vollkommen kabel- und kostenlos. 35 Grüner Wohnen 36 TIPP 3 Kein TropeNholz TIPP 4 Frischluft pflanzen TIPP 5 EINHEIMISCHE STATT EXOTEN TIPP 6 VARIIEREN UND MISCHEN Gartenmöbel müssen nicht aus Teak sein. Heimische Hölzer wie Eiche oder Robinie sind genauso robust und müssen nicht über Tausende Kilometer transportiert werden. Kugelahorn, Blumenesche und viele Obstbäume wie die Säulenkirsche werden nur bis zu zehn Meter hoch – ideal für kleine Gärten. Wer viel Platz hat, kann auch Esskastanie, Birke oder Pyramideneiche pflanzen. Sie wachsen etwa 20 Meter in die Höhe. Pflanzen aus der Region haben Heimvorteile: Sie sind an das Klima angepasst und daher pflegeleichter und robuster gegen Schädlinge und Krankheiten. Zudem bieten sie vielen heimischen Tieren Nahrung und Schutz. Vermeiden Sie Monokulturen, indem Sie verschiedene Arten pflanzen und ineinander über gehen lassen. Selbst ein grüner Rasen lässt sich ökologisch durch vereinzelte Blumeninseln aufwerten. Grüner Wohnen liefert in einem halben Jahr rund 300 Liter Gießwasser – und zwar kostenlos. „Schwarzes Gold“ zum Düngen Genauso günstig für die Haushaltskasse und für die Umwelt ist es, seine Pflanzennahrung selbst herzustellen. Denn synthetischer Dünger und Pflanzenschutzmittel haben in einer nachhaltigen Gartenpflege keinen Platz. Dafür aber ein Komposthaufen, der nicht nur die Haushaltsabfälle um bis zu 40 Prozent reduziert, sondern auch einen nahezu geschlossenen Nährstoffkreislauf im Garten ermöglicht. In einem einfachen Holzgerüst, direkt auf die Erde gebaut, werden Garten- und Küchenabfälle zusammen mit ein paar Handvoll torffreier Gartenerde locker-luftig aufgeschichtet. Milliarden von Mikroorganismen beginnen, die Blätter, Äste, rohe Kartoffel- oder Eierschalen langsam zu zersetzen und in nährstoffreichen Humus umzuwandeln. Nach rund acht Monaten ist das „schwarze Gold“ dann reif und gibt den Pflanzen im Garten alles, was sie zum Gedeihen brauchen. Multikulti auf der Wiese Deutschlands Gärten nehmen zusammen etwa die Fläche von einer Million Fußballplätzen ein. Und wie die Arenen werden sie oft von einem immergrünen Rechteck dominiert: Rasen. Aus ökologischem Gesichtspunkt eine Schande, denn die mal mehr oder weniger gestutzten Grasflächen sind ausgesprochene Monokulturen. Eine Wildblumenwiese mit Klee, Günsel und Löwenzahn oder ein Kräuterrasen mit verschie denen Thymiangewächsen hingegen sind ökologisch wertvoller und geben dem Garten zugleich ein individuelles Gesicht. Ein weiterer Vorteil: Wildblumen- und Kräuterwiesen sind wesentlich pflegeleichter als ein grüner Rasen und müssen nur zwei- bis dreimal im Jahr gemäht werden. So bleibt gerade in den Sommermonaten mehr Zeit, den vielen tierischen Besuchern zuzusehen, die vom Duft der Kräuter und Wildblumen angelockt werden, zum Beispiel die vom Aussterben bedrohte Hummel. So kommt, mit brummendem Flügelschlag und ganz entspannt, mehr Natur in den Garten. TIPP 7 Kompostieren statt düngen Kompost liefert Pflanzen alle notwendigen Nährstoffe. Bereits 100 Kilogramm Grünabfall ergeben rund 35 Kilogramm Kompost. Das reicht für mehr als ein großes Gemüsebeet. TIPP 8 Torffreie Erde Torf ist ein endlicher, fossiler Rohstoff und gehört nicht aufs Bio-Beet. Er wird aus trockengelegten Mooren abgebaut, die sonst Lebensraum für viele Tiere bieten und CO2 speichern. Wärmepumpen: neue App für HAUSBESITZER und Fachhandwerkspartner Augmented Reality – so heißt die Technik, mit der die neue Vaillant App „Info Wärmepumpe geoCHECK“ arbeitet, um dem künftigen Besitzer zu zeigen, wie sich beispielsweise eine Vaillant Wärmepumpe in seinem Garten macht. Ein Foto genügt und schon lässt sich das Außengerät virtuell in das eigene Grundstück einbinden. Und die Software kann noch viel mehr: Mit der neuen App lernt der Hausbesitzer alles über die Vor- und Nachteile der einzelnen Energiequellen kennen, die für eine Wärmepumpe infrage kommen. Dazu kann er sich Videos und Animationen ansehen und dann eine Wärmequelle auswählen. Über einen Standortcheck kann innerhalb der App direkt der jeweils zuständige geologische Dienst mit seinen Kontaktdaten angezeigt wer- den. Dieser gibt darüber Auskunft, ob es möglich ist, am jeweiligen Standort eine Erdbohrung durchzuführen. Steht eine Entscheidung für eine Energiequelle fest, berechnet die App nach VDI 4650 überschlägig die mögliche Jahresarbeitszahl der Wärmepumpe. Dafür müssen entsprechende Daten des individuellen Gebäudes eingegeben werden. Darauf aufbauend bietet die App eine Verbindung zur aktuellen Förder-Datenbank und zeigt alle Fördermodelle auf, die für Wärmepumpen relevant sind. Schließlich kann innerhalb einer Checkliste abgehakt werden, an welche Details bei der Entscheidung für eine Wärmepumpe gedacht werden muss – zum Teil mit allgemeinen Fakten wie der Vorlauftemperatur, aber auch zum Teil mit individuellen Angaben analog zur gewählten Energiequelle. Die neue App wird ab sofort kostenfrei über den App Store und den Android Play Store angeboten. 37 Grüner Wohnen schöne schattenspender Lange Tage – heiße Sonne. Dem Hitzeschock entkommt, wer sich beizeiten in den Schatten flüchtet. Aber nicht irgendein Schatten! Hier einige schicke SiestaFluchten. TEXT JAN UPHUES 38 TWO IN ONE Hersteller: Dedon Preis: ca. 2.950 Euro Schirm und Liege in einem: Federngleich wölbt sich das integrierte Stoffdach des Beach Chairs über den ruhenden Gast. Schirm und Liege sind unabhängig voneinander drehbar – ein dicker Pluspunkt, denn dadurch ist den ganzen Tag für angenehmen Schatten gesorgt. Die klassische Sonnenliege bekommt so ein neues, innovatives Gesicht. www.dedon.de (K)EINE BLENDENDE ERSCHEINUNG Vertrieb: proidee.de Preis: ca. 149 Euro Wer Glühwürmchen mag, wird an diesem Schirm seine helle Freude haben. Tagsüber ein Sonnenschutz mit knapp drei Meter Durchmesser, verbreitet er abends ein stimmungsvolles Licht. Eine Solarzelle an der Schirmspitze sammelt tagsüber Energie und gibt sie dann an 24 LEDs mit Milchglaskappen ab. So wird der nächtliche Gartenplausch noch viel gemütlicher. www.proidee.de Grüner Wohnen comeback Hersteller: Loom Living Preis: ca. 2.980 Euro Die Diva aus der Filmwelt swingt wieder: Ganz im Zeichen des Retro-Trends erobert die Hollywoodschaukel wieder ihren Platz im Garten. Die einst plüschige, geblümte Kuschelecke mit grellbuntem Dach ist nun auch in stylisher Optik zu haben. Die Verarbeitung aus Edelstahl und Kambalaholz sowie der Sonnenschutz aus Polycarbonat machen die Hollywoodschaukel „Swing“ zum edlen Gartenmöbel. www.loom-living.de MEET ’N’ GRILL Hersteller: Garpa Preis: ab ca. 2.750 Euro Ein Platz für Schattengewächse: Beim sommerlichen Grillfest mit Freunden hat der Sonnenbrand keine Chance – sofern man vorher unter dem Sonnendach „Antibes“ Platz genommen hat. Die Bespannung aus imprägniertem Polyacryl ist in den Farben Elfenbein oder Taupe erhältlich. Das Aluminiumgestell ist stabil genug für zusätzliche Seitenwände. www.garpa.de BEACH FEELING Hersteller: Skia Preis: 2.400 Euro Fast so schön wie echte Palmen: Einzelne Sonnenschirme, alle in einem Edelstahlfuß verankert, erinnern mit ihren verschiedenen Farben spielerisch an eine Pflanze. Die 90 x 120 Zentimeter großen Schattensegel lassen sich an 300 Zentimeter langen Stängeln beliebig in der Höhe verstellen. Deren Neigung ist variabel: Ein Lochraster im Edelstahlfuß lässt tausend und eine Variante zu. www.skia.de 39 mehr wissen Blick ins All Wer in einer klaren Sommernacht in den Himmel schaut, erlebt grenzenlose Weite. Der Anblick von Abermillionen silbrig leuchtender Himmelskörper regt die Fantasie an: Wie es da oben wohl aussieht? Ob es dort irgendwo Leben gibt? Antworten auf diese Fragen erhoffen sich Astronomen seit Jahrtausenden. Ein Blick auf die Geschichte der Weltraumwissenschaft und aktuelle Forschungsmissionen. TEXT SABINE SCHRÖR mehr wissen D ie Bemühungen, Licht in die Geheimnisse des Alls zu bringen, ziehen sich durch die gesamte Kulturgeschichte. Wandmalereien in der Höhle von Lascaux, die vermutlich die Plejaden, das ist eine Sternengruppe, die mit bloßem Auge erkennbar ist, oder den Tierkreis darstellen, werden auf den Zeitraum zwischen 17000 und 15000 vor Christus datiert. Dank des Forscherdrangs unserer Vorfahren wissen wir heute so manches über das Universum und speziell über unser Sonnensystem. Rasante Fortschritte machte die Astronomie Ende der 1950er-Jahre mit dem Beginn der Raumfahrt. Ambitionierte Weltraummissionen liefern seitdem mitunter spektakuläre Erkenntnisse über die Planeten unseres Sonnensystems. Etwa über den Mars. Mars macht mobil Lange Zeit galt der Rote Planet unter Wissenschaftlern als tote Welt. Diese Annahme hat sich jedoch in den vergangenen Jahren dramatisch gewandelt. Denn neuere Satellitenbilder der Marsoberfläche lassen da rauf schließen, dass dort in der Frühzeit große Mengen Wasser geflossen sind. Ein Teil dieses Wassers befindet sich heute sehr wahrscheinlich in Form von Permafrost und Eis unter der Mars-Oberfläche. Anhand von Ausflusskanälen und ausgetrockneten Flüssen, Kraterseen und ähnlichen Strukturen findet man Hinweise, dass die Kruste des Planeten ein Hunderte Meter tiefes Was- serreservoir besaß. Außerdem zeigen die Bilder Spuren von Gletschern, die ebenfalls vor Jahrmillionen auf dem Planeten existiert haben könnten. Diese Erkenntnisse haben der Marsforschung zu neuer Dynamik verholfen. Denn Wasser heißt Leben, auch wenn dieses etwa nur in Form von M ikroorganismen vorkommen mag. Wei teren Aufschluss darüber, ob es auf dem Roten Planeten jemals Leben gab, versprechen sich die Forscher von ihrer aktuellen Marsmission. Ende 2011 hat die NASA den neuen Mars-Rover ins All geschickt. Verläuft alles nach Plan, wird die Marssonde ihr Ziel im August 2012 erreichen und den etwa autogroßen Mars-Rover Curiosity auf dem Roten Planeten aussetzen. Er soll he rausfinden, ob der Mars lebensfreundlich ist oder es jemals war. Curiosity ist ein mobiles Wissenschaftslabor, mit seinem Bohrer und seinem Laser kann der Rover die chemische Zusammensetzung des Marsbodens in einem Radius von rund sechs Metern erfassen. Außerdem ist Curiosity mit Kameras ausgestattet, die dreidimensionale Fotos und erstmals auch Videoaufnahmen vom Marsboden ermöglichen. Dem Leiter der Mission, Doug McCuistion, zufolge ist die aktuelle Mission für die Erforschung des Planeten Mars der Beginn einer neuen Ära. Er hofft, dass die Wissenschaftler mehr A rbeit haben werden, als sie bewältigen können. „Nach der Landung werden sie alle mit Daten eingedeckt, die sie nie zuvor gesehen haben“, so McCuistion. 41 mehr wissen 42 Lange Zeit galt der Rote Planet als tote Welt. Diese Annahme hat sich jedoch in den vergangenen Jahren dramatisch gewandelt. Mond intim Oben: Drei Generationen von „Curiosity“, dem Roboter, der 2011 von der NASA zum Mars (rechts) geschickt wurde Seit der Apollo-Mission 1969 ist es ruhig um die Mondforschung geworden. Doch die Wissenschaft weiß erstaunlich wenig über den Erdtrabanten. Aufschluss über die innere Struktur des Mondes, seine Entstehung und daraus ableitbare Rückschlüsse auf die Entstehungsgeschichte der Erde erhoffen sich Wissenschaftler von der aktuellen NASA-Mondmission: Ende 2011 erreichten die beiden Sonden Grail A und Grail B ihre Umlaufbahn, auf der sie 82 Tage lang das Schwerkraftfeld des Mondes in nie gekannter Präzision vermessen und kartiert haben. Aus diesen Aufzeichnungen lassen sich Rückschlüsse auf die innere Beschaffenheit des Erdtrabanten ziehen, woraus sich wiederum Erkenntnisse zur Entstehung des Mondes ableiten lassen – wertvolles Wissen, das aller Wahrscheinlichkeit nach auch auf die Entstehungsgeschichte unserer Erde übertragbar sein wird. Außerdem spannend: Aus den Messergebnissen lässt sich voraussichtlich ableiten, ob es in grauer Vorzeit zwei Erdmonde gab, aus deren Zusammenprall unser heutiger Mond entstanden ist. „Nach dieser Mission werden die Fachbücher über die Entstehung des Mondes neu geschrieben werden müssen“, sagt Maria Zuber vom beteiligten Massachusetts Institute of Technology (MIT). Hallo Kleiner! Bisher war alles an ihm vorbeigeflogen, unterwegs zu vermeintlich lohnenswerteren Zielen. Doch Ende 2011 bekam auch der kleinste Planet unseres Sonnensystems irdischen Besuch: Die Raumsonde Messenger schwenkte in die Umlaufbahn des Merkurs ein. An Bord hat Messenger sieben verschiedene Instrumente. Unter anderem sollen die Oberfläche kartografiert und topogra mehr wissen fische Daten gesammelt werden. Außerdem ist geplant, dass die Sonde Daten über atmosphärische Gase und Mineralien auf der Planetenoberfläche zur Erde schickt. Die Astronomen erhoffen sich auch weitere Erkenntnisse über das Magnetfeld des kleinen Felsenplaneten. Die Bilder, die Messenger bisher übermittelt hat, haben bereits für Aufregung gesorgt: Sie zeigen kilometer dicke Lava-Schichten und lassen auf Schwefel an der Oberfläche sowie ein stark verzerrtes Magnetfeld schließen. Fakten, die bisher nicht bekannt waren und darauf schließen lassen, dass die Geschichte des Merkurs stark von Vulkanismus geprägt ist, der die Oberflächengestaltung maßgeblich bestimmt haben dürfte. Komet am Haken Kometen sind noch nahezu unerforscht, obwohl sie den Ruf haben, viel zum Verständnis des Universums beitragen zu können. Da die kleinen Himmelskörper aber nur wenige Kilometer Durchmesser haben, ist ihre Schwerkraft zu gering, als dass ein Raumschiff auf ihnen landen könnte. Um dennoch beispielsweise Bodenproben entnehmen zu können, hatte die Europäische Raumfahrtagentur ESA eine pragmatische Idee: eine Art Harpune abzufeuern, mit der Landegeräte auf den Kometen befestigt werden können. 2014 soll die Idee erstmals in die Tat umgesetzt werden. Dann soll die europäische Raumsonde Rosetta ll das Landegerät Philae auf der Oberfläche des Kometen Tschurjumow-Gerasimenko absetzen und mit einer Harpune befestigen. Der Lander wird Proben von der Kometenoberfläche entnehmen und Nahaufnahmen zur Erde schicken. 43 Neues vom Herrn der Ringe Zu den bedeutendsten aktuellen Forschungsprojekten gehört ohne Frage die europäischamerikanische Mission Cassini-Huygens. Am 15. Oktober 1997 startete der Orbiter Cassini in Richtung Saturn, um den Planeten aus einer Umlaufbahn heraus zu erforschen. Mit an Bord war der Lander Huygens. Ziel war es, Huygens von Cassini abzu koppeln und auf dem Saturn-Mond Titan landen zu lassen. Am 1. Juli 2004 schwenkte Cassini in die Umlaufbahn um den Saturn ein, am 14. Januar 2005 landete Huygens drei Wochen nach der Trennung von Cassini Oben: Der gute alte Mond Unten: Acht Monate benötigt die Rakete Atlas V, um den Roboter „Curiosity“ zum Mars zu bringen ERDE Durchmesser Umfang Umlauf um die Sonne Drehung um sich selbst Entfernung zur Sonne Temperatur Atmosphäre 12.765,28 km 40.075 km 365 Tage 23 h 56 min 4 sek 149,6 Mio. km –60° bis +50° C Vorwiegend Stickstoff und Sauerstoff, auch Wasser und Kohlendioxid NEPTUN Durchmesser Umfang Umlauf um die Sonne Drehung um sich selbst Entfernung zur Sonne Temperatur Atmosphäre 49.532 km 155.604 km 164,80 km 16 h 3 min 4.504 Mio. km –200° C Vorwiegend Wasserstoff, Helium und Methan mars Durchmesser Umfang Umlauf um die Sonne Drehung um sich selbst Entfernung zur Sonne Temperatur Atmosphäre 6.794 km 21.343 km 686 Tage 24 h und 37 min 227 Mio. km –150° bis +20° C 95 % Kohlendioxid sonne MERKUR VENUS Durchmesser Umfang Umlauf um die Sonne Drehung um sich selbst Entfernung zur Sonne Temperatur Atmosphäre 12.104 km 38.024 km 225 Tage 243 Tage 108 Mio. km 480° C 95 % Kohlendioxid Durchmesser Umfang Umlauf um die Sonne Drehung um sich selbst Entfernung zur Sonne Temperatur Atmosphäre 4.878 km 15.330 km 88 Tage 59 Tage 58 Mio. km –180° bis +430° C keine mehr wissen JUPITER Durchmesser Umfang Umlauf um die Sonne Drehung um sich selbst Entfernung zur Sonne Temperatur Atmosphäre 142.984 km 449.184 km 11,86 Jahre 9 h und 55 min 778 Mio. km –130° C 85 % Wasserstoff und 14 % Helium URANUS Durchmesser Umfang Umlauf um die Sonne Drehung um sich selbst Entfernung zur Sonne Temperatur Atmosphäre 51.118 km 160.587 km 84,02 Jahre 16 h 50 min 2.871 Mio km –183° C Vorwiegend Wasserstoff, Helium und Methan SATURN Durchmesser Umfang Umlauf um die Sonne Drehung um sich selbst Entfernung zur Sonne Temperatur Atmosphäre 120.536 km 378.664 km 29,46 Jahre 10 h 14 min 1.429 Mio km –150° C Hauptsächlich Wasserstoff und Helium auf Titan und sandte 72 Minuten lang Daten, die das Verständnis über den Mond deutlich verbesserten. Auch der CassiniOrbiter hat mit seiner umfangreichen Ausstattung an wissenschaftlichen Instrumen ten viele neue, teils revolutionäre Erkenntnisse in Bezug auf Saturn und seine Monde geliefert. Neues Wissen brachte etwa der Flug durch die Saturn-Ringe. Dabei stellte sich heraus, dass diese nicht primär aus Eis, wie früher angenommen, sondern überwiegend aus Staub bestehen. Darüber hinaus wurde eine ungewöhnlich hohe Konzentration von atomarem Sauerstoff am Rand der Ringe entdeckt. Zudem wurden zwei neue Monde aufgespürt, die bislang nicht bekannt waren. Auch lieferte Cassini Bilder des Saturn-Mondes Phoebe: Diese zeigen einen sehr alten Himmelskörper, der im Wesentlichen aus Eis besteht und mit einer mehrere Hundert Meter dicken Schicht aus dunklerem Material bedeckt ist. Die Oberfläche von Phoebe weist eine große Zahl von Einschlagkratern auf, was von einigen Wissenschaftlern als Hinweis da rauf gesehen wird, dass der Mond ein Überbleibsel aus der Entstehungszeit des Sonnensystems vor rund 4,5 Milliarden Jahren ist. Manche Krater besitzen einen Durchmesser von bis zu 50 Kilometern und haben die Oberfläche massiv umgestaltet. Aufgrund dieser und vieler weitere Entdeckungen wurde die Cassini-Huygens-Mission mehrfach verlängert, aktuell ist ihr Ende für 2017 geplant. „Dank Cassini bleiben wir nun für längere Beobachtungen und Analysen vor Ort. Mit Huygens werden wir noch einen Schritt weiter gehen und nicht nur in eine außerirdische Atmosphäre vordringen, sondern auch in eine Atmosphäre, die der frühen Erde ähnelt“, erklärte Professor David Southwood, ESA-Wissenschaftsdirek tor, anlässlich des Erreichens der Umlaufbahn. „Dies bedeutet, dass wir mehrere Milliarden Jahre in unsere Vergangenheit zurückblicken, um einem der hartnäckigsten Geheimnisse unseres Kosmos auf den Grund zu gehen, nämlich der Entstehung des Lebens.“ 45 mehr wissen Was wäre, wenn …? Frühling steht für Aufbruch, Offenheit und Wandel. Er inspiriert dazu, die Gedanken schweifen zu lassen, den Blick zu weiten, die ureigenen Wünsche und Bedürfnisse zu erforschen, das Unmögliche zu denken … kurz, die Frage zu beantworten: Was wäre, wenn ich einen Wunsch frei hätte? 46 Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir wünschen, dass ich mit meiner besten Freundin Emma dieses Jahr in eine Schulklasse komme. Mia Kromayer, 6, Kindergartenkind TEXT jan uphues Für mich persönlich wichtig sind ein erfülltes Familienleben, viele echte Freunde, Gesundheit und Zufriedenheit. Für uns alle wünsche ich mir sozialen Frieden und ein Leben frei von Zukunftsängsten. Rainer Saalfeld, 58, Gas- und Wasser-Installateurmeister Auf einem Fleckchen Grün, umgeben von Wäldern, ziehe ich mich auf meinen Pferdehof zurück. Als kleines Familienunternehmen pflanzen mein Mann und ich unser eigenes Gemüse und Obst, während der Nachwuchs inmitten von Pferden, Hunden, Katzen und Hühnern groß wird. Daria Zygowski, 29, Projektmanagerin Mein Herzenswunsch ist ein Haus in meiner Lieblingsstadt Istanbul direkt am Bosporus in Beykoz. Ich liebe es, mich dort vom Klang und Rhythmus der Stadt treiben zu lassen und die Sonne zu genießen. Ein Hund dazu wäre nicht schlecht. Yasemin Uygun, 29, Kommunikationsberaterin mehr wissen Mein Wunsch wäre, dass unsere Kinder auf dem Arbeitsmarkt etwas mehr Sicherheiten hätten – und dass meine Ehe weiterhin so erfüllt und vertrauensvoll bleibt. Das ist nicht selbstverständlich. Ursula Porta, 58, Verwaltungsfachangestellte Ich hätte gerne meine eigene Bar an der Binnenalster – es wäre eine Kölschbar mit viel Karnevalsmusik im Hintergrund. So könnte ich mir ein Stückchen meiner zweiten Heimat Köln nach Hamburg holen. Andreas Schalow, 34, Finance Manager Ich stelle mir die Wolken, die ich von oben sehe, immer ganz weich und wattig vor. Natürlich weiß ich, dass das real nicht geht – aber ich würde gerne mal einen Tag auf so einer Wolke Platz nehmen, mich treiben lassen und mir alles von oben anschauen. Nicola Weber-Krings, 43, Flugbegleiterin Seit ich einmal Fotos von den Seychellen gesehen habe, möchte ich unbedingt einmal für drei Wochen dorthin. Ein Freund von mir war kürzlich dort und er fand es traumhaft. Silke Faßbender, 43, Bautechnikerin Als großer Israel-Fan möchte ich auf einer großen Reise durch die Wüste Negev wandern, im Toten Meer baden und die Steine der Klagemauer in der Jerusalemer Altstadt berühren. Diese Orte der biblischen Geschichte würden mich sehr ergreifen und glücklich machen. Jurek Szponar, 52, Krankenpfleger Mein Traum ist es, mal mit Take That als Tour friseur auf Konzertreise zu gehen. Anschließend würde ich mit meiner Tochter und dem vielen Geld, das ich dann habe, eine Rundreise durch die USA machen. Sebastian Minderjahn, 31, Friseurmeister 47 mehr wissen SUMMER IN THE CITY Ausflüge gehören zum Sommer wie Freibad, Grillabende und Erdbeereis. Damit keine Minute der wertvollen Freizeit für die Ideensuche draufgeht, haben wir schon mal fünf Gute-LauneGaranten zusammengestellt. Und für alle, die sich nicht entscheiden können, ob Sport oder Kultur, drinnen oder draußen – unser Tipp: einfach alles ausprobieren! TEXT SILKE BUTKE Anseilen im Baumwipfel 48 Dreifachswing, Snowboardrutsche, Kletterwand – mit Highlights wie diesen lockt der Profi-Parcours im Abenteuerpark Immenstaad am Bodensee. Doch nicht nur Könner kommen dort auf ihre Kosten. Insgesamt gibt es elf verschiedene Kletterwege, vom grünen Parcours für Kids ab sieben über den Labyrinth-Parcours bis hin zum Schwarzen Parcours für absolute Profis. „Björns Welt“ bietet zudem kleineren Kindern zwischen fünf und sieben Jahren die Möglichkeit, in Begleitung ihrer Eltern erste Kletter-Erfahrungen zu machen. Ein sportlicher Spaß für die ganze Familie. www.abenteuerpark.com Abtauchen im Revier Wer Industriekultur schätzt, wird den Tauch-Gasometer im Landschaftspark Duisburg lieben. Der ehemalige Gasbehälter der Hochofenanlage dient heute als künstliches Tauchrevier. In dem 13 Meter tiefen Becken können auch Anfänger beim Schnuppertauchen auf Entdeckungsreise gehen: Statt Katzenhaien und Korallen gibt es hier ein künstliches Riff, ein Schiffswrack, einen Kleintransporter und sogar ein Cessna-Propellerflugzeug. www.tauchrevier-gasometer.de mehr wissen AUFSCHAUEN ZU DEN GIGANTEN Dinosaurier – welches Kind ist nicht fasziniert von ihnen? In Sachsen können kleine und große Besucher die urzeit lichen Giganten in Lebensgröße bestaunen. Der Saurierpark Kleinwelka bei Bautzen zeigt mehr als 200 bis ins kleinste Detail liebevoll modellierte Dino-Plastiken in freiem Gelände. Darunter der berühmte Tyranno saurus Rex und der 15 Meter hohe Brachiosaurus. Ein besonderes Highlight ist die Themenwelt zum Jura- Zeitalter. Unter dem Titel: „Im Reich der Giganten“ werden dort sieben urzeitliche Szenen mit 80 Dinosauriern präsentiert. Der als besonders familienfreundlich ausgezeichnete Park bietet zudem verschiedene Erlebnisstationen, eine vielfältige Gastronomie sowie abwechslungsreiche Spielwelten. www.saurierpark.de Annähern an die Kunst Warum nicht einfach mal durch ein Museum radeln? Im Kröller-Müller Museum ist das nicht nur erlaubt, sondern sogar Teil des Konzepts. Mitten im Nationalpark „De Hoge Veluwe“ bei Arnhem gelegen, schafft die Sammlung eine unkomplizierte Verbindung von Kunst und entspanntem Freizeitspaß: Der Skulpturengarten mit Plastiken vom 19. Jahrhundert bis zur Moderne lässt sich bequem per Rad erkunden. Rund 1.700 weiße Drahtesel stehen dafür an den Eingängen des Parks bereit. Alternativ bieten sich dem Besucher 5.500 Hektar Natur mit Heideflächen, Kiefernwäldchen, Buchen- und Eichenalleen – ebenfalls sehenswert. www.kmm.nl Austoben im maisfeld Was vor 15 Jahren als Geheimtipp startete, hat sich mittlerweile zur Sommerattraktion für die ganze Familie gemausert: das Maislabyrinth in Jersbek bei Hamburg. In diesem Jahr öffnet der natürliche Irrgarten am 14. Juli wieder seine Pforten. Kleine und große Ratefüchse sind dann wieder aufgerufen, querfeldein das Maisrätsel zu lösen und mit dem gesuchten Kennwort den Maistresor zu knacken. Während der Suche sorgen Kleinkünstler für Unterhaltung und das Maisgespenst wird sicher dem ein oder anderen einen wohligen Schauer über den Rücken jagen. Stärkung gibt es an der Beachbar, die mit leckeren Speisen und Getränken lockt. Bis zum 26. September ist die vom Stadt magazin PRINZ zur „Kinder Top Location 2011/2012“ gekürte Anlage in diesem Jahr geöffnet. www.einlabyrinthimirrgarten.de 49 besser leben JEDEM SEIN EIGENES REICH Ein Trend aus den Niederlanden erobert Deutschland. Der Anbieter Camelot erfüllt seinen „Hauswächtern” Wohnträume für kleines Geld – allerdings auf Zeit. Drei Beispiele aus dem Land, wo das Prinzip groß geworden ist. TEXT DIANE SELLENMERTEN fotografie JÖRG LETZ 50 D ie ersten Tage tanzte Annemarie Janssen durch ihr neues Zuhause. Ihr war einfach danach, wenn sie den Treppenaufgang mit den bodenlangen Fenstern betrat und die 17 Zimmer erkun dete. Oder sie trat mit ihrem Mann Dennis Melgert auf den Balkon und spielte König und Königin. Das Paar wohnt, vielmehr residiert in einem Herrenhaus in Rotterdam auf 600 Quadratmetern – und zahlt 480 Euro im Monat dafür. Die Agentur Camelot macht es möglich. „Wir vermitteln Immobilien, die noch auf ihren Käufer warten und in der Zwischenzeit vor Vandal ismus, Einbruch und Hausbesetzung geschützt werden“, sagt Karsten Linde, der Camelot derzeit nach Deutschland bringt. „Mitmachen können verantwortungsvolle Berufstätige, die einmal in besonderem Flair wohnen möchten und flexibel sind.“ Denn die Hauswächter lassen sich auf eine Kündigungsfrist von vier Wochen ein und müssen die Immobilie schonen: keine Partys, keine Familien, keine Haustiere. Mit Kaufinteressenten kann Camelot jederzeit hereinschneien, ein Kontrollbesuch pro Monat ist Pflicht. Einschränkungen, die Annemarie Janssen und Dennis Melgert gern in Kauf nehmen. Für sie ist das Camelot-Prinzip eine Philosophie. „Wir wollen frei sein und Spaß haben“, sagt Dennis Melgert. Vor zwei Jahren lebten die beiden noch in einem eigenen Häuschen in Friesland, bis sie in der Wirtschaftskrise ihre Jobs verloren. Sie verkauften ihr Eigentum, entrümpelten radikal und reisten ein paar Monate um die Welt. Im Anschluss d aran war klar: Konventionell will das Paar nicht mehr leben. Nach einem ersten Kompromiss als Hauswächter auf dem Land h atten sie das Glück, in die weiße Villa umziehen zu dürfen – nur schnell musste es gehen, binnen 48 Stunden. Jetzt wohnen der 39-jährige Sozialarbeiter und die 42-jährige Haushaltshilfe in einem originellen Gebäude. Außen neoklassizistisch, innen modern-funktional. Flügeltüren sucht man hier vergeblich, denn zuletzt diente ihre Bleibe als Nervenanstalt. Im ehemaligen Behandlungszimmer machen es sich die beiden heute vor dem Fernseher gemütlich. Das Paar besitzt so wenige Dinge, dass es nur zwei der zehn Zimmer be- BESSER LEBEN 51 besser leben 52 wohnt. „Viele Freunde finden uns verrückt“, erzählt Annemarie Janssen. „Sie halten an Haus, Job und Besitz fest. Wir haben gemerkt, dass man im Leben nichts planen kann, und leben seitdem im Hier und Jetzt. Das befreit ungemein.“ Die beiden sind i nnerlich auf dem Sprung zur nächsten Camelot-Unterkunft. Insgeheim – so verraten sie – hoffen sie aber, zumindest bis zum Ende des Sommers wie Royals durch den Park „ihres“ Herrenhauses zu schreiten. Amsterdam zum Spottpreis Vielleicht haben die Rotterdamer ja so viel Glück wie Bart Korthals. Der 25-Jährige bewohnt nun schon seit zweieinhalb Jahren für 190 Euro die Hälfte eines alten Deichgrafenhauses bei Amsterdam. Für CamelotVerhältnisse eine lange Zeit. Die meisten Bewohner bleiben durchschnittlich ein Jahr. Vorher lebte er schon in einer Polizeistation inklusive authentischer Gefängniszellen im Keller und in einem Bürokomplex „Wir haben gemerkt, dass man im Leben nichts planen kann, und leben seitdem im Hier und Jetzt.“ Annemarie Janssen und Dennis Melgert mitten in der City. „Mich faszinieren un gewöhnliche Gebäude“, sagt er, der selbst als Immobilienmakler arbeitet. Ausschlaggebend war für ihn aber der Preis. Nach dem Studium fand er keine günstige Wohnung in Amsterdam, wollte aber nicht pendeln und auch nicht auf Platz verzichten. Jetzt lebt er mit seiner Freundin auf 200 Quadratmetern in historischen Gemäuern aus dem 17. Jahrhundert, in denen nicht nur eine Reihe Deichgrafen, sondern auch schon Schriftsteller gelebt haben. „Wenige Meter vom Ijsselmeer entfernt und 15 Minuten von der Innenstadt, das ist für Normalverdiener in Amsterdam unerschwinglich“, sagt er. 20 Euro pro Quadratmeter sind in der zehntteuersten Stadt der Welt keine Seltenheit. Der Sparpreis ist mit ein Grund, warum nun schon 10.000 Menschen europaweit nach dem Camelot-Prinzip leben – in Schlössern, Bürogebäuden, Schulen, ja sogar in einem Gefängnis und einem ehemaligen Bordell. Anfang der 1990er-Jahre gründete Camelot-Erfinder Joost van Gestel als einer der Ersten eine Hauswächter-Agentur. „Damals ging es nicht bloß um knappen Wohnraum, sondern um eine Lösung, der Hausbesetzer-Szene zu begegnen“, erzählt Karsten Linde. Nach damaligem Recht durfte jedes Gebäude, das länger als ein Jahr leer stand, legal besetzt werden. Die Eigentümer mussten sich kostspielig wieder einklagen. „Durch die Hauswächter war ihre Immobilie geschützt. Nicht nur vor Eindringlingen, sondern auch vor dem Verfall“, sagt Linde. „Gebäude, die regelmäßig beheizt wer- besser leben „Camelot gibt mir die Möglichkeit, unabhängig zu leben.“ 54 Babs van der Graaf den, setzen seltener Schimmel an und behalten so ihren Wert.“ Auch beim Haus von Bart Korthals merkt man das Alter nur an einigen charmanten Details. An der Haustür gibt es noch die Möglichkeit, mit einem schweren Messing-Türklopfer auf sich aufmerksam zu machen. Auf dem Dach befindet sich eine Sturmglocke. Und im Dachgeschoss hat der Besucher das Gefühl, auf hoher See unterwegs zu sein: Der Boden hat einen halben Meter Schlagseite. Bis auf dieses kleine Manko sind die Wohnräume in einwandfreiem Zustand. Trotzdem ist die Bleibe für Bart und seine Freundin nur ein Übergang: „Ein eigenes Häuschen wäre schon toll. Wir sparen schon einmal darauf hin.“ Einmal Prinzessin Das Gebäude, in dem Babs van der Graaf lebt, kennt jedes Kind in Drunen. Früher verbrachten Familien ihre Wochenenden im Freizeitpark „Het Land van Ooit“ und begegneten Märchenfiguren im pinken Schloss. Die 34-Jährige hatte selbst einmal dort gejobbt als Schülerin. Seit seiner Schließung 2007 wartet der Park auf einen Käufer und Camelot lässt ihn bewachen. Die Plätze im Kleinmädchentraum waren heiß begehrt und wurden damals im Radio verlost. „Ich war erst einmal enttäuscht, weil mir ein langweiliges Verwaltungsgebäude zugeteilt wurde“, erzählt Babs van der Graaf, doch vor einem Jahr durfte sie nachrücken. „Wow, das ist mein eigener Park?“, war ihr erster Gedanke beim Anblick des Areals. 34 Hektar Garten gehören zum Schloss, das sie sich mit zwei anderen Hauswächtern teilt. „Camelot gibt mir die Möglichkeit, unabhängig zu leben.“ Bevor sich die freiberufliche Flötistin für diese Lebensart entschieden hat, wohnte sie nach dem Studium für den Übergang bei ihren Eltern. Für 185 Euro monatlich kann sie als Hauswächterin auf eigenen Beinen stehen und sich in Ruhe eine Existenz als Künstlerin aufbauen. Auch ein Vorteil: Sie hat nicht nur jede Menge Platz, sondern auch gleich das richtige Ambiente für ihre Berufung: Wer kann schon von sich behaupten, gleich im Theatersaal zu proben? Mehr zu Camelot unter de.cameloteurope.com BESSER LEBEN Klein, aber fein – ecosign 1992 war die Idee geboren, 1994 startete das erste Semester: Vor annähernd 20 Jahren gründete Karin-Simone Fuhs die Akademie ecosign in Köln, die deutschlandweit einzige Bildungseinrichtung für nachhaltiges Kommunikations- und Produktdesign. TEXT jan uphues fotografie ecosign, simon dirsing, thomas schorn Frau Fuhs, setzt die Akademie ecosign mit dem Thema Nachhaltigkeit einen Trend oder folgt sie dem Trend? Der Zeitgeist hat uns eingeholt. Als wir die Schule gegründet haben, war Nachhaltigkeit noch überhaupt kein Thema, weder in der akademischen Designerlehre noch in der freien Wirtschaft. Dabei ist das Lehrkonzept im Grundsatz das gleiche geblieben – aber erst seit ein paar Jahren werden wir als innovativ wahrgenommen. Was hat Sie damals zur Gründung motiviert? Ich bin in Kairo aufgewachsen und wurde dort schon als Kind mit extrem unterschiedlichen Kulturen und riesigen sozialen Unterschieden konfrontiert. Als ich nach Deutschland kam, fand ich einen konsumorientierten Lebensstil vor, mit wenig Bewusstsein für die sozialen Probleme in anderen Ländern. Schon das hat mich sehr geprägt. Als ich später mein Designstudium begann, lernte ich nur, wie man Produkte und etwa Werbemittel so gestaltet, dass sie sich gut vermarkten lassen. Das hat mir nicht gereicht. Die Konsequenz war für mich, diese Schule zu gründen. Was lernen die Studenten bei Ihnen, was sie anderswo nicht lernen können? besser leben 56 „Für uns bedeutet Nachhaltigkeit, in komplexen Zusammenhängen zu denken und zu handeln.“ Karin-Simone Fuhs Designer, die heute starten, müssen sehr komplex denken können. Sie müssen verschiedene, teilweise gegenläufige Anforderungen in Einklang bringen. Ein Beispiel: Sie möchten ein fair gehandeltes Bio-T-Shirt designen und auf den Markt bringen. Sie bekommen fair gehandelte Baumwolle aus Bio-Anbau. Irgendwann stellen Sie fest, dass der Stoff während seiner Verarbeitung zweimal um die Welt geflogen ist – eine verheerende Öko-Bilanz. Ein nachhaltiger Designer muss so etwas im Blick behalten und diese Probleme lösen können. Theorie und Praxis vereint: In den Räumen der Akademie sind Arbeiten der Studenten ausgestellt Reicht das, um ein ecosign-Designer zu sein? Nein, es gibt viele übergeordnete Lernziele. Fast die Hälfte der Fächer ist Theorie, etwa Kulturwissenschaften und Philosophie. Die Studenten sollen lernen: Wer bin ich und wie denke ich? Durch eine danach einsetzende Selbstreflexion kommen viel bessere Arbeiten zustande. Uns geht es nicht nur um Ausbildung, sondern auch um die Bil- dung der Persönlichkeit. Das gibt es sonst an keiner Designschule. Wir sind zudem die Einzigen in Deutschland, bei denen Nachhaltigkeit integraler Bestandteil der Lehre ist und nicht nur schmückendes Beiwerk. Ist dieses Konzept nicht etwas zu schöngeistig für die heutige Arbeitswelt? Nein, ganz im Gegenteil. Heute werden Urteilsvermögen und konzeptionelles Den- Ecosign-Gründerin und -Direktorin Karin-Simone Fuhs ken verlangt, egal ob man etwa in einer Agentur arbeitet oder als Freiberufler einem Kunden gegenübersteht. Das verlangt Bildung, Wissen um Zusammenhänge und Selbstreflexion. Wer nur Fähigkeiten auf einzelnen Gebieten hat, indem er etwa bestimmte Computerprogramme beherrscht, kann nicht als Führungskraft Verantwortung in übergeordneten Prozessen übernehmen. Wie definieren Sie Nachhaltigkeit? In der öffentlichen Wahrnehmung wird meist nur ein Aspekt gesehen, nämlich der ökonomische. Er besagt, dass wir der Erde nicht mehr Rohstoffe entnehmen sollten, als zur gleichen Zeit nachwachsen. Für uns besteht Nachhaltigkeit aus drei Säulen: Ökonomie, Ökologie und Soziales. Allerdings lassen sich diese drei Säulen nicht fein säuberlich trennen, sondern sie stehen in einem komplexen Wechselverhältnis. Alle drei wollen wir hier am Institut nicht nur vermitteln, sondern leben. Wie tun Sie das konkret? Nur ein paar Beispiele: Unsere Wände sind mit Ökofarben gestrichen, wir beziehen ausschließlich grüne Energie. Unser Papier ist recycelt. Wir haben Bewegungsmelder, damit das Licht nicht lange in Räumen brennt, in denen sich keiner aufhält. Auch eine Feng-Shui-Beratung haben wir gehabt. Für einige mag sich das sehr ungewöhnlich anhören, aber wir sehen es als ein Angebot, mit dem man sich geistig beschäftigen kann. Es ist aber kein Dogma. Wir möchten unsere Studenten informieren, ihr Bewusstsein und ihr Urteils- wie Reflexionsvermögen erweitern. Ein Dogma würde viele gedank liche Freiheiten einschränken. Ecosign nimmt konstant nicht mehr als rund 50 Studenten pro Jahr auf und hat so nicht mehr als 250 insgesamt. Warum? Auch das hat einen Nachhaltigkeitsaspekt. Ich habe mich in den ersten Jahren nach der Gründung, als wir schnell wuchsen, mit den Prozessen der Gruppendynamik beschäftigt. Mir ist aufgefallen, dass wir bei mehr als 250 Studenten immer weniger persönlich gesprochen haben, es kippte ins Ano nyme. Seitdem haben wir diese Maximalzahl festgelegt, denn auf direkte Feedbacks in kleineren Gruppen legen wir viel Wert. KLEIN, ABER OHO ecoPOWER 1.0 gewinnt den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2011 Nachhaltigkeit steht auch bei Vaillant ganz weit oben auf der Agenda. Das zeigt zum Beispiel der Gewinn des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2011, mit dem das Familienkraftwerk ecoPOWER 1.0 ausgezeichnet wurde. Eine renommierte Fachjury wählte das Mikro-Kraft-Wärmekopplungssystem für Einfamilienhäuser auf den ersten Platz in der Kategorie „Deutschlands nachhaltigste Produkte/ Dienstleistungen“. Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis prämiert Unternehmen, die vorbildlich wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Verantwortung und Schonung der Umwelt verbinden und damit besonders den Gedanken einer zukunftsfähigen Gesellschaft fördern. Schirmherrin der begehrten Auszeichnung ist Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel. besser leben Grill gut – alles gut! Sommer und Grillen gehören einfach zusammen. Besonders viel Spaß macht das Spiel mit dem Feuer mit diesen hochwertigen Accessoires. TEXT SARAH MEISENBERG Spiel ohne Feuer Hersteller: Selecta Preis: ca. 150 Euro 58 Früh übt sich, wer ein guter Griller werden möchte. Mit dem großen Holz-Spielgrill von Selecta können auch schon die Kleinen den perfekten Umgang mit Grillzange, Gemüsespieß und Kohle im Kinderzimmer üben. Der Kindergrill hat alles, was auch ein echter hat: vom herausnehmbaren Rost bis zu den Rädern zum Ziehen. Natürlich alles ohne Feuer – dafür aber mit viel Spaß und Fantasie. www.selecta-spielzeug.de Markier Dein Tier Hersteller: Michelin Besteckfabrik Preis: ca. 12 Euro Der eine will Geflügel, der andere lieber Rind. Wenn das marinierte Fleisch erst einmal auf dem Grillrost brutzelt, wird es manchmal schwierig mit der Zuordnung. Wer wollte noch mal was? Und welches Stück liegt jetzt schon länger drauf? Mit den Grill-Brandeisen MICHELANGELO aus der Michelin Besteckfabrik kann man seinem Stück Fleisch ein individuelles Branding verpassen und damit gleich die Besitzansprüche klarstellen. www.michelin-besteckfabrik.de Besser Leben Fackeln im Wind Hersteller: blomus Preis: ca. 37,50 Euro Für ein stilvolles Ambiente sorgen diese Fackeln aus Edelstahl und Hartholz. 1,45 Meter ragen sie gen Himmel und weisen so jedem Gast den Weg zur Feier. In einer lauen Sommernacht kann man damit ganz auf elektrisches Licht verzichten: Grill-Romantik pur! www.myblomus.de Klein, aber oho! Hersteller: Klein & More Preis: ca. 79 Euro Der kompakte Laptop-Grill nimmt keinen Platz weg und lässt sich bequem überallhin mitnehmen. Der integrierte Griff sorgt für den praktischen Transport, das elegante Design für den nötigen Stil. So verschwendet man keine Zeit beim Aufbau, sondern kann sich gleich den kulinarischen Köstlichkeiten widmen. Ideal für Outdoor-Spezialisten und Wohnmobil-Urlauber. Selbst auf den einzigartigen Kohlegeschmack muss nicht verzichtet werden. Einfach Rost auflegen und die Holzkohle kann glühen! www.kleinundmore.de FEINES vom Fass Hersteller: Eva Solo Preis: ca. 1.215 Euro Stilvoll grillen – das geht mit dem Designer-Grill-Fass von Eva Solo. Der stylishe Kohlegrill macht sich besonders gut bei der Grillparty auf der großen Sonnenterrasse. Der Grill bringt nicht nur Gourmetwürstchen und Garnelenspieße auf den Punkt. Einmal angezündet, eignet er sich auch als geschmackvolle F ackel, die bei den Partygästen garantiert für romantische Stimmung sorgt. www.evasolo.com Hasenpost von Emos, Hexen und Straight Edges Im Dschungel jugendlicher Subkulturen TEXT SABINE SCHRÖR 60 Ich glaube, ich werde alt. So richtig gemerkt habe ich das neulich, als mein Ältester seinen 17. Geburtstag feierte. Als gute Mutter brachte ich ihm und seinen Gästen ein Tablett mit Schnittchen in den Partykeller. Dabei fragte ich den leicht pickeligen Kapuzenpulli, der etwas derangiert neben meinem Sohn an der Bar lehnte, ob das nicht eine coole Fete sei. Ich erntete ein verächtliches Lächeln und die Antwort: „Nimm Rentner-Bravo und geh hartzen.“ Was so viel heißt wie: „Nimm dir deine Apotheken Umschau und leg dich aufs Sofa“, wie mir mein Filius später – unter uns – erklärte. Ich ging dann nicht hartzen, sondern zur Bushaltestelle, um mit meinem Liebsten ins Kino zu fahren. Während wir warteten, beobachteten wir eine Gruppe Jugendlicher, die sich neben uns lautstark unterhielt. „Der Justin ist doch voll Emo“, schnaubte einer. „Quatsch, du bist Emo! Justin ist Straight Edge!“, konterte ein in farbenfrohe, mittelalterlich anmutende Gewänder gehülltes Mädchen. „Ey, Hexe, das checkst du voll nicht“, erwiderte der vermeintliche Emo beleidigt. Mein Mann und ich schauten uns verständnislos an – und ich sehnte mich plötzlich zurück in die 1980er Jahre. Damals war die Welt noch in Ordnung. Dafür sorgten einige wenige, dafür aber klar erkennbare Schubladen, in die man seine Altersgenossen stecken konnte. Da war der konformistische, stets frisch geföhnte und gebügelte Popper. Leicht zu erkennen an der charakteristischen Pony frisur, die meistens mindestens ein Auge verdeckte und gerne lässig- arrogant nach hinten geworfen w urde. Sein Gegenstück: der Punk. Anarchisch, schrill und laut zeigte er gern und oft den Mittelfinger und hatte ansonsten null Bock auf gar nichts. Daneben tummelten sich noch wenige weitere Typen, zum Beispiel der düster-melancholische Gothic oder der Jutebeutel tragende Öko. Doch das waren sie dann auch schon im Großen und Ganzen, die jugendlichen Subkulturen der goldenen Achtziger. Heute dagegen herrscht das reinste Chaos: Gefühlte Hundertschaften unterschiedlicher Gruppierungen bevölkern Schulen, Clubs und Einkaufszentren. Zum Beispiel der Emotional Hardcore, kurz Emo. Er steht zu seinen weichen Seiten, ist gut zu seinen Mitmenschen und legt großen Wert darauf, die Dinge auszudiskutieren. Eng verwandt ist der Straight Edge, allerdings mit starker Tendenz in Richtung Askese. Nicht trinken, nicht rauchen, kein Sex vor der Ehe lauten die moralischen Werte, an denen er sein Leben ausrichtet. Hedonistischer sind die Raver unterwegs, die ihr Leben ganz klar an ihrer Lieblingsmusik ausrichten und physische Durchhänger nach durchtanztem Wochenende gern mal mit ein wenig frischer Energie in Pillenform bekämpfen. Losgelöst von solch irdischen Vergnügungen dagegen sind die Junghexen. Sie kommen mystisch daher, glauben an die heilenden Kräfte der Natur und der Spiritualität und versuchen damit wohl, sich den Anforderungen unserer technisierten, schnelllebigen Welt ein Stück weit zu entziehen. Wie auch immer, die heutige Jugend zeigt viele Facetten. Von angepasst bis revolutionär, von leistungsorientiert bis lustbetont. Aber eins haben sie alle gemeinsam: Irgendwann werden auch sie älter und müssen sich mit der nächsten und übernächsten Generation herumschlagen. Dieser Gedanke gibt mir Kraft und hält mich aufrecht, wenn ich wieder mal von so einem durchgepiercten, halbwüchsigen Exzentriker, der sich als mein Sohn ausgibt, höre: „Mutter, willste schon wieder nach Münzmallorca?“, wenn ich mir gegen die Altersdepression ein wenig künstliche Sonne gönnen möchte. IMPRESSUM Herausgeber (V.i.S.d.P.) Vaillant Deutschland GmbH & Co. KG, Julia Narwark und Marcus Scherf, Berghauser Straße 40, 42859 Remscheid Konzeption und Realisation Ketchum Pleon GmbH, Düsseldorf Chefredaktion Sabine Schrör Projektleitung Anke Heuser Art Direktion Isabel Schaller Autoren dieser Ausgabe Silke Butke, Leonie Kitscha, Sarah Meisenberg, Ulrich Nitsche, Jan Ritterbach, Sabine Schrör, Diane Sellenmerten, Werner Tewes, Jan Uphues Fotos Ute Kaiser (S. 10–16), Jörg Letz (S. 50–54) Produktionsüberwachung Stefanie Strieker Lithografie Digibox, Düsseldorf Druck Druckstudio GmbH, Düsseldorf Bildnachweis wwww.christofschlaeger.de (S. 29), www.dedon.de (S. 38), Depositphotos: S. 35, ecosign, Simone Dirsing, Thomas Schorn (S. 55–57), www.einlabyrinthimirrgarten.de (S. 49), www.etenders.london2012.com (S. 20), www.evasolo.com (S. 59), fotolia: (S. 48), www.garpa.de (S. 39), iStockphoto: (Titel, S. 2, S. 4–9, S. 19–26, S.31, S.36, S. 40–49, S.60), www.kleinundmore.de (S. 59), www.kmm.nl (S. 49), www.loom-living.de (S. 39), www.michelin-besteckfabrik.de (S. 58), www.miniwiz.de (S. 29), www.myblomus.de (S. 59), www.myhumancomputer.blogspot.com (S. 29), www.nasa.gov (S. 40), www.os2-designgroup.de (S. 28), www.proidee.de (S. 38), www.recyclingdesignpreis.org (S. 28), www.saurierpark.de (S. 49), www.selecta-spielzeug.de (S. 58), www.skia.de (S. 39) Der Herausgeber hat sich bis Produktionsschluss intensiv bemüht, alle Inhaber von Abbildungsrechten ausfindig zu machen. Personen und Unternehmen, die möglicherweise nicht erreicht wurden und Rechte an verwendeten Abbildungen beanspruchen, mögen sich nachträglich mit dem Herausgeber in Verbindung setzen. Eine Verwertung des urheberrechtlich geschützten Magazins und aller in ihm enthaltenen Beiträge und Abbildungen, insbesondere durch Vervielfältigung oder Verbreitung, ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung der Vaillant GmbH unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrechtsgesetz nichts anderes ergibt. Insbesondere ist eine Einspeicherung oder Verarbeitung des auch in elektronischer Form vertriebenen Magazins in Datensystemen ohne Zustimmung der Vaillant GmbH unzulässig. Bestellnummer: 0020079369 Klimaneutral gedruckt auf EU-Blume- und FSC®-zertifiziertem Papier Hergestellt aus Papier, das mit dem EU-Umweltzeichen Reg.-Nr. FI/11/001 ausgezeichnet ist, geliefert von UPM. Warum Vaillant geoTHERM? Weil man im Garten nichts von Ihrer Heizung hören sollte. Höchste Effizienz, minimale Geräuschentwicklung: das ressourcenschonende Luft-Wärmepumpensystem geoTHERM. Mit Vaillant geoTHERM schonen Sie nicht nur die Umwelt, sondern auch die Ohren. Die Außeneinheit des Systems zieht die Wärme für Ihren Haushalt direkt aus der Umgebung – bleibt dabei aber mit maximal 55 dB angenehm leise und stört die Idylle Ihres Gartens nicht. Im Gegenteil, dank des prämierten Designs passt sich das Gerät auch optisch perfekt in die Natur ein. In Kombination mit der geoTHERM Inneneinheit liefert Ihr Garten so höchst effizient Wärme für Ihr Haus und bleibt dennoch ein Ort der Ruhe. Das lässt sich doch hören. Weitere Details bei Ihrem Vaillant Fachpartner oder unter www.vaillant.de