von wegen null bock

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von wegen null bock
AUSGABE 7
frühling/sommer 2012
5,00 Euro
titelthema
VON WEGEN NULL BOCK
BLICK INS ALL Aktuelle Missionen der Weltraumforschung
VERWANDLUNGSKÜNSTLER Alte Werte neu gestaltet
Jedem sein eigenes Reich Herrschaftlich residieren mit kleinem Budget
HÖHER, SCHNELLER, WEITER – UND GRÜNER Nachhaltigkeit ist Trumpf bei Olympia 2012
GEWINNEN SIE
EINE von ZEHN designergartenfackeln!
Was gibt es Angenehmeres, als nach einem langen, heißen Sommertag
den Abend mit der Familie oder Freunden unter freiem Himmel zu verbringen?
Für eine schöne Atmosphäre sorgen Designer-Gartenfackeln mit ihrem warmen,
natürlichen Licht. 21 grad verlost zehn der attraktiven Lichtspender.
Wenn Sie an unserem Gewinnspiel teilnehmen möchten, müssen Sie nur die folgende
Frage beantworten: Wie heißt die Wissenschaft, die natürliche Phänomene für die
Entwicklung technologischer Innovationen nutzt?
Besuchen Sie unsere Website www.21-grad.de und tragen Sie dort Ihre Antwort ein.
Mit etwas Glück gewinnen Sie eine von zehn Gartenfackeln.
Teilnahmeschluss ist der 31.08.2012.
Die Gewinner werden bis zum 30.09.2012 benachrichtigt.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Mitarbeiter der Vaillant Group und deren Angehörige
ABllO
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Beste er
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21- grad
dürfen am Gewinnspiel nicht teilnehmen.
EDITORIAL
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die Jugend von heute: lustlos, oberflächlich, aggressiv? Die Wahrheit sieht oft ganz anders aus, wie unsere Titelgeschichte
zeigt. Darin stellen wir fünf junge Menschen vor, die sich, jeder auf seine Weise, für ihre Sache engagieren.
Einsatz und Engagement sind auch in der Weltraumforschung gefragt. Seit Jahrmillionen blicken die Menschen ins All,
um Erkenntnisse über unser Sonnensystem zu gewinnen und Antworten zu finden auf die Frage, ob Leben auch jenseits
unseres Blauen Planeten möglich ist. Einen Überblick über aktuelle Projekte und Missionen gibt es ab Seite 40.
Nützliche Tipps für irdische Vergnügungen liefert der Artikel „Summer in the city“: Auf den Seiten 48 und 49 finden Sie
eine kleine, feine Auswahl sommerlicher Ausflugsziele. Wer Lust auf einen Städtetrip hat, der sollte zudem einmal
Bottrop besuchen. Bei einem Streifzug durch die Klimastadt der Zukunft lässt sich manches lernen über umweltfreund­
liche Stadtentwicklung.
Auch wir bei Vaillant leisten unseren Beitrag zum Klimaschutz. Unser Erfolgsrezept heißt Energieeffizienz. Dafür haben
wir schon viel getan, etwa mit unseren KWK-Systemen ecoPOWER. Und dafür wurden wir ausgezeichnet: Im Herbst 2011
erhielt ecoPOWER 1.0 den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2011 in der Kategorie „Deutschlands nachhaltigste Produkte/
Dienstleistungen“. Eine weitere Auszeichnung erhielten wir für unser Nachhaltigkeitsengagement von der Verbraucher
Initiative e.V. Für die kommenden zwei Jahre trägt Vaillant das Siegel „Nachhaltiger Hersteller 2011“ in Bronze.
Diese Ehrungen erfüllen uns mit Stolz. Wir freuen uns sehr darüber, die Auszeichnungen bestätigen, dass wir auf dem
richtigen Weg sind, den wir auch künftig konsequent weitergehen wollen. Denn in der effizienten Nutzung von Energie
liegt unser aller Zukunft!
Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre der siebten Ausgabe von 21 grad.
Andreas Christmann
Leiter Produkt & Marketing
Andreas Epple
Leiter Vertrieb
3
10
22
NATÜRLICHE VORBILDER
VON WEGEN NULL BOCK
4
BILDSTRECKE
TEMPERATUREN
6SOMMERLAUNE IN BILDERN
titelthema
10VON WEGEN NULL BOCK
grüner wohnen
30DAS REVIER DER ZUKUNFT
weiter denken
18HöHER, SCHNELLER, WEITER –
UND GRüNER
Warum die Olympischen Spiele 2012
besonders nachhaltig sind
22NATüRLICHE VORBILDER
Bionik: Design aus der Natur
28VERWANDLUNGSKüNSTLER
Kunstvolles aus Abfall, Sperrmüll
und Schrott
38
SCHÖNE SCHATTENSPENDER
Wie sich die Stadt Bottrop für
den Klimaschutz engagiert
34TIEF DURCHATMEN, BITTE!
So wird der heimische Garten
zur Klima-Oase
38SCHÖNE SCHATTENSPENDER
Alternativen zum klassischen
Sonnenschirm
inhalt
34
TIEF DURCHATMEN, BITTE
40
58
BLICK INS ALL
Grill gut – alles gut
hasenpost
60VON EMOS, HEXEN UND
STRAIGHT EDGES
mehr wissen
besser leben
40BLICK INS ALL
50JEDEM SEIN EIGENES REICH
Aktuelle Projekte der
Weltraumforschung
46WAS WÄRE, WENN …?
55KLEIN, ABER FEIN – ECOSIGN
Menschen erzählen von ihren
Wünschen
48SUMMER IN THE CITY
Interessante Orte für den
Sommerausflug
Wie es sich auch mit kleinem Budget
herrschaftlich wohnen lässt
Interview mit Karin-Simone Fuhs,
Gründerin der Kölner Akademie für
nachhaltiges Design
58GRILL GUT – ALLES GUT
Schönes und Nützliches für die
perfekte Grillparty
Ein Blick auf jugendliche Subkulturen
5
tautropfen: 0
°
Er verwandelt Wiesen und Blätter in malerische Kunstwerke: Tau ist ein
­beschlagender Niederschlag aus flüssigem Wasser. Durch Abkühlung der Luft
unter den Taupunkt kondensiert der Wasserdampf der Luft an bodennahen
­ bjekten. Sinken die Temperaturen nach Bildung des Taus unter 0 Grad C
O
­ elsius,
so können die Tauperlen gefrieren.
sonnenblume: 7
°
Bereits um 2500 v. Chr. wurde die Sonnenblume in den Regionen rund um den
Mississippi und Mexiko-Stadt angebaut. An der optimalen Temperatur für die
Aussaat hat sich bis heute nichts geändert: 7 bis 8 Grad Celsius sollten es sein.
beachvolleyball: 10
°
Sommer, Sonne, Strand – wer nicht nur leicht bekleidet im Liegestuhl faulenzen möchte, für den ist eine Partie Beachvolleyball genau das Richtige. Profis
treffen sich regelmäßig zu Turnieren. Voraussetzung für einen offiziellen
Wettkampf ist eine Lufttemperatur von mindestens 10 Grad Celsius.
erdbeeren: 21
°
Sie sind die Stars unter den Sommerfrüchten: Erdbeeren schmecken nicht
nur pur hervorragend, sondern veredeln auch Bowlen, Longdrinks, Desserts
und Salate. Am besten können sie ihr Aroma übrigens bei Raumtemperatur
entfalten: 21 Grad Celsius.
titelthema
Von wegen
nulL bock
Die viel beschworene „Null-Bock-Generation“ ist nur
ein Mythos. Viele der heutigen Jugendlichen sind
gesellschaftlich engagiert und suchen nach Möglichkeiten, ihre individuellen Talente bestmöglich aus­
zuschöpfen. Aktiv, zielstrebig und mit einem gehörigen Schuss Optimismus gehen sie ihre Zukunft
an – und leben dabei Werte, die längst aus der Mode
schienen.
10
TEXT & INTERVIEWS JAN RITTERBACH
fotografie ute kaiser
Z
u Beginn eine gute Nachricht: Es gibt
sie noch – die ganz normalen Jugendlichen. Zugegeben, man hört wenig
von ihnen. Weder liefern sie Zeitungs­
machern Stoff für skandalträchtige Überschriften noch taugen sie für die über­
spitzten Reality-Formate des TV-Nachmittag- und Abendprogramms. Sie sind nicht
faul, nicht dumm, nicht desinteressiert
und vor allem nicht kriminell – und damit
aus ­Mediensicht völlig ungeeignet, um Auf­
lagen und Quoten zu steigern. Und trotzdem drückt die junge Generation der Gesellschaft ihren Stempel auf. Bei der aktuellen Shell-Jugendstudie, die alle vier Jahre
Jugendliche zu ihrer Lebenssituation und
ihren Wertevorstellungen befragt, gaben
beispielsweise 58 Prozent der Teilnehmer
an, es wäre für sie wichtig, sozial Benachteiligten zu helfen. Sogar 70 Prozent finden,
man müsse gegen Missstände in der Gesellschaft vorgehen. Das ist mehr als heiße
Luft, denn den Worten folgen Taten. „Drei
Viertel der heutigen Jugendlichen sind in
ihrer Freizeit für soziale Zwecke engagiert“,
erklärt Dr. Gudrun Quenzel von der Universität Bielefeld. Die Bildungsforscherin weiß,
dass gesellschaftliches Engagement sowie
ein funktionierendes soziales Umfeld für
die nachkommende Generation sehr wichtig sind. „Soziale Verantwortung hat eine
sehr hohe Bedeutung für die Jugendlichen.
Die meisten glauben auch, dass sie eine
­Familie zum Glücklichsein brauchen“, so
Quenzel. Ihr Kollege, der renommierte
­Soziologe Prof. Klaus Hurrelmann, sieht in
diesem Zusammenhang eine „Wiederhinwendung zu Werten, die wir Ältere schon
als abgeschrieben angesehen haben: Ordnung, Fleiß, Zuverlässigkeit, Disziplin.“
Jugendliche verfolgen ihre Ziele heute mit
großem Optimismus. Nach Angaben der
Jugendstudie sehen Mädchen und Jungen
ihre persönliche Zukunft heute deutlich
zuversichtlicher als noch vor fünf Jahren.
Viele ärgern sich allerdings über das Bild
des respektlosen, unselbstständigen Schulabbrechers, das sich in vielen Köpfen von
Erwachsenen verfestigt hat. Dabei ist das
Phänomen nicht neu. Schon in der Antike
sahen sich Heranwachsende mit Vorurteilen konfrontiert, die denen von heute sehr
ähneln. Berühmt ist das Zitat des Philosophen Sokrates, der vor 2.400 Jahren zu dem
Schluss kam: „Die Jugend von heute liebt
den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widerspricht ihren
Eltern, legt die Beine übereinander und
­t yrannisiert ihre Lehrer.“ So einfach lassen
sich die Jugendlichen 2012 sicher nicht über
einen Kamm scheren. Viele bringen ihr
­Talent in vielfältigster Form in die Gesellschaft ein und beweisen dabei außerordentliches Engagement – das zeigen nicht zuletzt unsere Porträts von fünf außergewöhnlichen jungen Menschen auf den folgenden Seiten. „Wir wollen verhindern,
dass es überhaupt zu
Rassismus kommt.“
Tim Lühmann
Der Brückenbauer
14 Jahre, Mitglied des Netzwerks „Schule ohne Rassismus“
Stolpersteine sind nicht beliebt. Weder im realen noch im
übertragenen Sinne sehnt sich der Mensch nach Dingen,
die ihn – auf welche Art auch immer – ins Straucheln bringen. Für Tim Lühmann hat der Begriff „Stolperstein“ jedoch eine ganz andere Bedeutung. Ganz gezielt hat er sie
in seiner Heimatstadt Schwerte gesucht, kartiert und
dazu jede Menge Recherchen angestellt. Die Rede ist von
den goldfarbenen Gedenksteinen, die an vielen Stellen der
Stadt in das Straßenpflaster eingesetzt wurden. Sie erinnern an jene jüdischen Mitbürger, die zwischen 1933 und
1945 verschleppt und ermordet wurden. „Was in der NaziZeit passiert ist, darf sich nicht wiederholen. Dafür sind
auch wir jungen Leute verantwortlich“, sagt Tim.
Als aktives Mitglied von „Schule ohne Rassismus“, einem
bundesweiten Projekt, das insgesamt über 1.000 Schulen
vernetzt, kämpft Tim jeden Tag gegen das Vergessen. Wie
titelthema
im Fall der „Stolpersteine“: Gemeinsam mit anderen engagierten Kindern und Jugendlichen sammelte er über Monate zahllose Informationen zum Leben jüdischer HolocaustOpfer. Die Ergebnisse flossen in eine Online-Dokumentation
über die Geschichte Schwertes im Dritten Reich ein. Dabei
spielen nicht nur die Stolpersteine eine Rolle, auch die Folgen der Bombenangriffe werden thematisiert. „Meine Oma
hat den Krieg als junge Frau miterlebt und mir viel darüber
erzählt. Von den Kämpfen, aber auch von den Verhaftungen und der Not“, erzählt Tim.
Tim fing an, sich in seiner Freizeit intensiv mit Geschichte
zu befassen. Im Alter von zehn Jahren wurde er Mitglied der
Arbeitsgemeinschaft, die in seiner Schule für die Projekt­
arbeit von „Schule ohne Rassismus“ zuständig ist. „Wir
wollen in der AG verhindern, dass es überhaupt zu Rassismus kommt. Aber wenn wir bestimmte Äußerungen mitkriegen, sagen wir sofort was dagegen“, erklärt Tim. Immer
wieder hat er die Erfahrung gemacht, dass Mitschüler sich
mit diskriminierenden Aussagen beleidigen. Tim hat dann
keine Angst, Stellung zu beziehen. Er wolle die anderen
nicht angreifen, sondern helfen und aufklären. Oft hat er
damit Erfolg: „Gerade ausländische Mitschüler respektieren, was ich tue“, sagt Tim.
12
Anerkennung gibt es auch von anderer Seite: Erst kürzlich
hat der Schwerter Rotary-Club die Jugendlichen von ­„Schule
ohne Rassismus“ für ihr gesellschaftliches Engagement
ausgezeichnet. Eine schöne Bestätigung, findet Tim, der
schon weitere Zukunftspläne hat. Ab der zehnten Klasse
will er in den Sanitätsdienst der Schule einsteigen und vielleicht auch als Schulsprecher kandidieren. Irgendwann einmal möchte er beruflich in einem Aussteiger-Programm
für Rechtsextreme arbeiten. Informieren und Helfen ist
eben sein Ding.
Die kleine Zauberin
13 Jahre, Preisträgerin des Bundeswettbewerbs „Jugend
musiziert“
Junge Mädchen schwärmen für angesagte Popstars wie
Justin Bieber, Pietro Lombardi oder die Jonas Brothers.
Wer allerdings im zarten Alter von 13 Jahren Chopin, Beethoven oder Verdi anhimmelt, gilt zweifellos als ungewöhnlich. So wie Ran Ebine. Die junge Düsseldorferin mit japanischen Wurzeln ist nicht nur ein Fan großer romantischer
Komponisten – sie hat in Fachkreisen auch den Ruf eines
absoluten Ausnahmetalents. Denn Ran spielt so perfekt
Klavier wie kaum ein anderes Kind in Deutschland.
„Am Klavier bin ich wirklich
glücklich. Dann bin ich die
Musik.“ Ran Ebine
titelthema
Schon als Fünfährige packte sie die Leidenschaft für das
klassische Tasteninstrument, das von nun an zum Mittelpunkt ihres Lebens werden sollte. Wie so oft stand dabei
der Zufall Pate, denn eigentlich hatten die Eltern ihre Tochter nur zum Ballett anmelden wollen. Weil Ran das Training
aber keinen Spaß machte, suchte sich das zierliche Mädchen mit der runden Harry-Potter-Brille eine andere
Beschäftigung. Sie entdeckte das E-Piano ihrer Mutter,
­
klimperte ein paarmal auf den Tasten und schon war es um
sie geschehen.
Bereits zwei Jahre später spielte Ran bei einem inter­
national besetzten Gala-Konzert der UNICEF. Der Auftritt
machte nicht nur bei den geladenen Gästen Eindruck. Auf
dem Videoportal YouTube hat der Mitschnitt von Rans
Interpretation der „Ballade pour Adeline“ von Richard
­
­C layderman mittlerweile rund 120.000 Klicks. Die meisten Kommentatoren sind sich einig: „wonderful“, „excellent“ und „amazing“ – oder gehen sogar noch weiter. Einige
sagen der jungen Künstlerin eine große Zukunft voraus.
Die Voraussetzungen dafür hat sie: Ran ist es bislang gelungen, ihr musikalisches Niveau stetig zu steigern. 2011
erhielt sie in ihrer Altersklasse den ersten Preis im renommierten Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ im Bereich
„Klavier solo“. Die Kategorie gilt bei Experten aufgrund
der riesigen Konkurrenz als schwerste überhaupt. In so
­einem Vergleich mit anderen Hochbegabten zu bestehen
und sich durchzusetzen, erfordert jede Menge Fleiß und
Disziplin. Umso schöner war es für Ran, mit der Auszeichnung den Lohn für all die Mühe einzufahren. „Ich konnte
es kaum glauben und war total stolz. Vor allem, weil ich
viel geübt hatte und das sehr anstrengend fand“, erinnert
sich Ran.
Angesichts der Doppelbelastung durch Schule und Musikunterricht vergeht auch der kleinen Pianistin manchmal
die Lust. Tests, Hausaufgaben, Klassenarbeiten – da gebe
es Momente, in denen selbst sie „keinen Bock“ mehr habe.
In diesen Momenten treibt sie nur noch ihr immenser Ehrgeiz an, immer besser zu werden – so gut wie ihr großes
Idol, der japanische Virtuose und Weltstar Lang Lang.
Dafür übt sie jeden Tag bis zu zwei Stunden, allein oder
angeleitet durch die Klavierlehrerin. Und wenn es richtig
gut läuft, werden die Anwesenden dabei Zeuge einer geradezu magischen Verwandlung. Einer Art Trancezustand
bei dem Rans Hände trotz atemberaubenden Tempos
mit traumwandlerischer Präzision über die weißen und
schwarzen Tasten tanzen und sich mit dem Klavier zu
verbinden scheinen. Dann ist es fast so, als würde sie
­jedes Gefühl für Raum und Zeit verlieren und als Teil der
Melodie mit zu ihren Zuhörern schweben. Für Ran gibt es
nichts Schöneres: „Dann bin ich wirklich glücklich. Dann
bin ich die Musik.“
Die Einflussreiche
18 Jahre, Mitglied des Jugendparlaments Hilden
Zeit ist für Maike ein kostbares Gut. Mitten im Abi-Stress
muss die 18-Jährige nicht nur den Stoff für die anstehenden Klausuren büffeln, sondern auch dafür sorgen, dass
ihre jugendpolitische Aufgabe nicht zu kurz kommt.
„Von der Schule gehe ich häufig direkt zum Jueck, wo wir
unsere Sitzungsräume haben“, erzählt Maike. Das „Jueck“
ist eine Jugendeinrichtung in Hilden, gleichzeitig Sitz der
Jugendförderung und Tagungsort des städtischen Jugendparlaments. Dort engagiert sich Maike seit mehr als sechs
Jahren für die Belange von Kindern und Jugendlichen: „Ich
finde es total wichtig, dass sich junge Leute in politische
Prozesse einbringen. Wir wissen schließlich am besten,
was unsere Altersgruppe bewegt.“
Im überparteilichen Jugendparlament erhalten insgesamt 30 gewählte Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 13 und 21 Jahren die Möglichkeit, direkten Einfluss
auf die Stadtentwicklung zu nehmen. „Wir stellen offizielle
Anfragen und präsentieren dann unsere Anliegen dem
­Jugendhilfe- und Finanzausschuss – ganz ähnlich wie es
die Politiker machen“, erklärt Maike. Die Themen der
Jugendlichen sind vielfältig: Schule, Freizeit, Verkehr,
­
Umwelt, Gesundheit und friedliches Zusammenleben.
­
Maike, der vor allem interkultureller Austausch und Integration wichtig sind, setzt sich besonders stark für das
Projekt „Du + Ich = Wir – Frieden fängt bei uns an“ ein.
„Fast jeder ist doch schon mal mit Diskriminierung in
Kontakt gekommen. Ich finde das schlimm und möchte
dagegen ein Zeichen setzen“, so Maike.
13
titelthema
die sonnenfänger
17 und 18 Jahre, Sieger des Umweltpreises bei
„Jugend forscht“
Daniel Burckhardt und Alexej Ballhausen kennen einen
Trick, um den sie jeder Magier beneidet. Das hat nichts
mit Zauberei zu tun, sondern mit Köpfchen: Die beiden
Schüler aus Berlin-Wilmersdorf haben einen Weg gefunden, Energie zu verstecken. Im Rahmen des Wissenschaftswettbewerbs „Jugend forscht“ entwickelten sie
eine solarthermische Anlage, mit der man die Wärme
des Sonnenlichts auf besondere Weise speichern kann.
Dazu verwenden Alexej und Daniel einfaches Kerzenwachs. Dies hat die Eigenschaft, sich nach Erreichen der
Schmelztemperatur nicht weiter zu erhitzen, sondern
praktisch alle darüber hinaus zugeführte Energie zu verschlucken. „Wachse können Unmengen von Wärme im
Phasenübergang von fest zu flüssig verstecken“, erklärt
Alexej.
„Der Spaß an der Sache ist mir sehr
wichtig, man muss für seine Ziele
aber auch kämpfen können.“
Maike Beier
Sich einmischen, Dinge aktiv gestalten – das hat die
­lebenslustige Nachwuchsparlamentarierin praktisch mit
der Muttermilch aufgesogen. Auch ihre Eltern sind politisch engagiert und haben sie früh darin bestärkt, Verantwortung zu übernehmen. „Der Spaß an der Sache ist
mir sehr wichtig, man muss für seine Ziele aber auch
kämpfen können.“ Gemeinsam mit den anderen Mitgliedern hat sie die Kompetenz des Jugendparlaments in den
vergangenen Jahren Stück für Stück ausgebaut.
Wie lange sie selbst noch in den Sitzungen mitmischen
möchte, weiß die angehende Abiturientin aber noch
nicht. Gut möglich, dass sie sich nach dem Schul­
abschluss anders orientiert. „Ich werde aber immer ver­
suchen, auf das, was um mich herum passiert, Einfluss zu
nehmen“, sagt Maike. Wie das später aussehen könnte,
weiß sie auch schon: „Vielleicht kann ich ja später beim
Auswärtigen Amt arbeiten.“
Exakt das gleiche Prinzip nutzen etwa regenerierbare
Hand- oder Taschenwärmer. Die Erfindung von Alexej und
Daniel hat jedoch eine ganz andere Qualität. Sie könnte
es beispielsweise Menschen in Katastrophengebieten
oder Entwicklungsländern ermöglichen, ohne Strom oder
den Ausstoß von Schadstoffemissionen zu heizen. „Über
einen parabelförmigen Spiegel bündeln wir das Sonnenlicht auf einem schmalen mit Öl gefüllten Rohr“, erklärt
Daniel. Das Trägermedium nimmt die Solarenergie auf –
und gibt sie über eine Kupferspirale an das Speicher­
medium in einem Behälter ab. Die dort gesicherte Energie
kann nun jederzeit über einen Wasserkreislauf mit an­
geschlossenem Heizkörper genutzt werden. „Menschen,
die keinen Zugang zur öffentlichen Energieversorgung
haben, brauchen mit unserer Erfindung nicht mehr zu
frieren.“
Insgesamt sechs Monate brauchten die Abiturienten,
um die Anlage zu konzipieren. Wochenlang hämmerten,
frästen und schweißten die Jungingenieure in einem
­L abor des Bildungs- und Forschungszentrums Berlin um
die Wette. Im Juli 2011 präsentierten Alexej und Daniel
„Das Projekt hat uns gezeigt:
Wo ein Wille ist, ist auch ein
Weg.“ Daniel Burckhardt
und Alexej Ballhausen
titelthema
15
ihre Arbeit erstmals der Öffentlichkeit. „Der Bau war mit
wenigen Hundert Euro vergleichsweise billig und trotzdem ist das Gerät sehr effizient“, sagt Alexej. Dem­
entsprechend hat ihre Erfindung in der Fachwelt für
mächtiges Aufsehen gesorgt. Im Bundeswettbewerb
von „Jugend forscht“ gewannen sie 2011 den Umweltpreis und auf der IdeenExpo beglückwünschte sie sogar
der Bundespräsident.
Angestachelt von ihrem Erfolg, wollen die beiden auch
künftig Forschung und Wissenschaft treu bleiben. Alexej
will Medizin studieren, Daniel Physik. Daran, dass sie das
schaffen, haben sie keine Zweifel. „Das Projekt hat uns
gezeigt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, so Daniel.
Der mit dem Ball tanzt
16 Jahre, U-17-Jugend-Fußballer des 1. FC Köln
Der Weg in den Profifußball ist nicht nur schwierig, sondern
manchmal auch sehr weit. Im Fall von Leon Pomnitz beträgt er sage und schreibe 270 Kilometer. Diese Distanz
liegt zwischen seinem kleinen Heimatdorf Hünfeld und
dem Sportinternat Köln, wo er heute zu Hause ist. Gemeinsam mit 34 weiteren Nachwuchskickern des 1. FC Köln
lebt Leon hier den Traum vom Fußballprofi. Für sein Ziel,
­irgendwann einmal in der Bundesliga zu spielen, hat er
schon in jungen Jahren viel aufgegeben: „Meine Eltern
„In der Regel habe ich einen
Zwölf-Stunden-Tag. Aber das
ist okay. Ich weiß ja, warum
ich das mache.“
Leon Pomnitz
sehe ich nur noch alle zwei Wochen und auch meine Freundin und ­Freunde treffe ich jetzt natürlich viel seltener“,
so Leon.
Mit gerade mal 16 Jahren ist er zu Hause ausgezogen, um
in der Domstadt den Grundstein für eine große Karriere
zu legen. Doch so verlockend die Perspektive, so hart ist
auch die tägliche Arbeit: Bis zu sieben Mal in der Woche
hat Leon Training, an den Wochenenden stehen die Meisterschaftsspiele auf dem Plan. Dazu kommt ein normaler
Schulalltag im Gymnasium, der vonseiten des Vereins
mit einer Hausaufgabenbetreuung und – falls nötig – mit
Nachholunterricht ergänzt wird. „In der Regel habe ich
­einen Zwölf-Stunden-Tag. Aber das ist okay. Ich weiß ja,
warum ich das mache“, sagt Leon.
Sein Ehrgeiz, aber auch seine pragmatische Sicht der
­D inge nötigen den Verantwortlichen beim FC Respekt ab.
Christoph Henkel, Geschäftsführer des Nachwuchszen­
trums und Autor des Buches „Karriereziel Fußballprofi“,
lobt Leon als „wirklich schlauen Jungen mit außergewöhnlicher Spielintelligenz“. Dazu kommen Zweikampfstärke, Technik und die seltene Gabe eines starken linken
Fußes – ein Merkmal vieler großer Kölner Spieler wie
­Wolfgang Overath oder Lukas Podolski. Kein Wunder also,
dass die Jugendabteilung des FC bei Leons Verpflichtung
nicht lange fackelte. Im Sommer 2011 wurde der Klub
erstmals auf das Mittelfeldtalent aufmerksam. Zwei Pro-
betrainings später war für Trainer Boris Schommers klar:
„Den müssen wir haben.“
Bislang hat Leon seine Chance eindrucksvoll genutzt.
Auch ohne Familie fühlt er sich in seiner neuen Heimat
wohl und ist auf Anhieb Stammspieler geworden. Im Team
nimmt er jene strategisch wichtige Rolle ein, die in der
deutschen Nationalmannschaft beispielsweise Bastian
Schweinsteiger ausfüllt. Bei aller Coolness, die Leon in
seinem Auftreten an den Tag legt, spürt er aber auch den
Druck: „Wir wollen dieses Jahr auf jeden Fall wieder Westdeutscher Meister werden – dieses Ziel hat der Trainer vor
der Saison vorgegeben.“ Doch nicht nur das Kollektiv,
sondern auch er persönlich muss sich kontinuierlich beweisen. Bereits heute beschäftigt ihn die nächste Spielzeit, in der er sich für Aufgaben in der höheren Alters­
klasse empfehlen will. „Um weiterzukommen, muss ich
vor allem körperlich zulegen“, weiß Leon.
Extraschichten im Kraftraum, individuelle Trainingseinheiten – das sei für ihn kein Problem, so der smarte Techniker. Nur wenn es draußen kalt wird, wünscht er sich
ab und zu eine Auszeit. Vielleicht noch ein Grund mehr,
warum Leon alles tut, um seinem großen Idol Xavi
­
nachzu­eifern: Der spanische Nationalspieler gilt nicht nur
als ­einer der besten Fußballer der Welt, er spielt auch
beim FC Barcelona. Und an der Costa Brava machen sie
sich um das Wetter keine Sorgen.
Herman Melville hinterließ der Welt mit Moby Dick einen
bekannten Roman. Auch wenn Sie kein berühmter Autor
sind: Sie können etwas Bleibendes für die Nachwelt schaffen. Mit einem Testament oder einer Stiftung zugunsten
von UNICEF. Wir informieren Sie gern: UNICEF, Höninger
Weg 104, 50969 Köln, Tel. 0221/93650-252, www.unicef.de.
weiter denken
Höher, schneller,
weiter – und grüner
Superlative gehören bei Olympia zur Tagesordnung.
Die Macher der Wettkämpfe 2012 in London haben
sich indes ein ganz besonderes Ziel gesetzt: Sie
möchten die grünsten Spiele aller Zeiten veranstalten.
TEXT werner tewes
18
O
lympia – das war schon immer die
große Jagd nach Rekorden. Auf der
einen Seite sind es die Sportler, die
sich alle vier Jahre gegenseitig zu Höchstleistungen antreiben. Auf der anderen
­Seite sind es aber auch die Veranstalter, die
sich stets aufs Neue übertreffen, um mit
Superlativen zu glänzen. Höher, größer,
schneller, weiter? Die Macher der Sommer­
olympiade 2012 in London haben sich ein
anderes Ziel gesetzt: Sie möchten in der
englischen Hauptstadt die grünsten Wettkämpfe aller Zeiten auf die Beine stellen.
„Wir sind auf dem Weg, die ersten wirklich
nachhaltigen Olympischen Spiele zu veranstalten“, heißt es vonseiten der Orga­
nisatoren.
London ist nicht Peking
London ist eben nicht Peking. Das zeigt ein
kurzer Rückblick: Vor vier Jahren war Olympia im Reich der Mitte zu Gast. Eindrucksvoll, geradezu bombastisch inszenierten
die Chinesen die Veranstaltung. Riesengroße Sportstätten entstanden innerhalb kürzester Zeit quasi aus dem Nichts, die Eröffnungsfeier begeisterte die Welt mit einem
nie dagewesenen Feuerwerksspektakel und
einer perfekten Massenchoreografie, die
Spiele selber waren geprägt von einer wah-
ren Schwemme an sportlichen Rekorden.
Peking 2008, so die einhellige Meinung der
Experten, ist als die bis dahin größte Olympiade in die Geschichte eingegangen. Eine
Bürde für die eigenen Spiele folgern die Londoner daraus aber nicht. Der Bürgermeister
der britischen Metropole, Boris Johnson,
hatte die olympische Flagge noch gar nicht
von seinem Pekinger Amtskollegen übernommen, da ließ er die Öffentlichkeit schon
wissen: London fehlten zwar die finanziellen Mittel, die Peking zur Verfügung standen, dafür aber mangele es nicht an kreativen Ideen. „Ich glaube, dass wir mit unserem Humor und unserer Erfindungsgabe
fantastische Olympische Spiele veranstalten können, auch wenn unsere Bevölkerung
viel kleiner ist und wir nicht auf dieselben
Ressourcen zurückgreifen können“, sagte
Johnson. Die Londoner haben aus ihrer Not
eine Tugend gemacht. Statt einer pompösen
Inszenierung haben sie sich das Thema
Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben.
Das Schicksal Pekings soll der englischen
Metropole damit erspart bleiben. Die chinesischen Wettkämpfe werden als monumentale, aber auch Energie fressende Spiele in
Erinnerung bleiben, deren Erbe sich im
heutigen Stadtbild vor allem in leer stehen-
den oder kaum genutzten Stadien und Wettkampfarenen widerspiegelt. Die Briten
möchten hingegen eine umweltschonende
und nachhaltige Veranstaltung für ihre
Hauptstadt organisieren. Umgerechnet rund
elf Milliarden Euro haben sie ursprünglich
für den Auf- und Ausbau der olympischen
Infrastruktur veranschlagt. Das ist weniger
als die Hälfte des offiziellen Etats, mit dem
die Organisatoren in Peking wuchern konnten. Tragisch ist das aber nicht. Denn erstens sind in London mit dem Tennisstadion
in Wimbledon, dem Fußballstadion in
Wembley und der O2-Arena viele der für
Olympia benötigten Sportstätten bereits
vorhanden und müssen nicht erst neu gebaut werden. Zweitens wird die Stadt von
den für die Wettkämpfe angestoßenen Projekten nicht nur während der Spiele profitieren, sie werden sich auch in der Zeit danach positiv auf das Stadtbild auswirken.
Wie Phönix aus der Asche
Nach Angaben des London Organising
Committee of the Olympic Games and Paralympic Games – kurz LOCOG – fließen allein
drei Viertel der elf Milliarden Euro schweren Investitionssumme in die nachhaltige
Entwicklung des Londoner East Ends. Im
traditionellen Industrie- und Arbeitervier-
weiter denken
weiter denken
Auf die Begeisterungsfähigkeit
der Fans setzen die OlympiaMacher beim Maskottchen-Duo
der Veranstaltungen: Im Internet
kann man Wenlock und Mandeville, zwei silbern glänzenden
einäugigen Stahltropfen, ein
Outfit nach Wunsch verpassen.
Ob Unterhemd, Minirock oder
Wikingerhelm: Der Fantasie sind
kaum Grenzen gesetzt. Auf www.
mascot-games.london2012.com
gibt es zudem lustige Spiele und
vieles mehr.
Rechts oben: Blick auf die Baustelle des zukünftigen Olympiaparks
tel, das heute zu den ärmsten Gegenden
Englands zählt, befindet sich das Zentrum
der Sommerspiele 2012. Ein Grund, den
Stadtteil regelrecht herauszuputzen. So hat
das Organisationskomitee beispielsweise
den Olympic Park errichten lassen – eine
250 Hektar große Grünanlage mit zahl­
reichen Wasserläufen, über die 36 Brücken
führen. In und um den Park werden bis
Olympiastart rund 400.000 Pflanzen neu
gesetzt. Auch haben Arbeiter auf einem
­Gelände, das bis vor Kurzem noch als Müllhalde genutzt wurde, 2,5 Quadratkilometer
Land abgetragen, um dort das olympische
Dorf zu errichten. Überhaupt sollen rund
3.000 Sportlerunterkünfte nach den Spielen zur dauerhaften Nutzung zur Verfügung
stehen – was die Kapazitäten an Wohnraum
im traditionell schwierigen Immobilienmarkt der Themse-Metropole zumindest
etwas erhöht.
Auch an die derzeitigen Bewohner des East
Ends haben die Organisatoren gedacht:
­Soziale Nachhaltigkeit spielt eine wichtige
Rolle im Londoner Olympia-Konzept. Deshalb stammen nach offiziellen Angaben
24 Prozent der bei den Bauarbeiten für die
Olympiastätten beteiligten Arbeitskräfte
aus den vier umliegenden Bezirken OstLondons. Jeder fünfte Beschäftigte sei zuvor arbeitslos gewesen, heißt es.
Weniger ist mehr
Doch damit nicht genug, aus den Fehlern
vergangener Spiele zieht London eben-
falls Konsequenzen: Bauliche Altlasten in
Form leer stehender Sportstätten will man
zwingend vermeiden. Deshalb wird das
neue Olympiastadion nach den Wettkämpfen zum Teil zurückgebaut: Die Zuschauerkapazität soll dann von 80.000 auf
20.000 gesenkt werden – es sei denn, der
Fußballverein West Ham United will das
Rund nutzen. Dann sollen hier noch
60.000 oder – je nach Bedarf – 45.000 Menschen Platz finden. Die Schwimmarena ist
derweil so angelegt, dass sie problemlos
von 17.500 Zuschauerplätzen auf 2.500 verkleinert werden kann. Bei der Basketballhalle wiederum ist sicher, dass sie nach
den Spielen komplett abgebaut und an
­a nderer Stelle wieder hochgezogen wird.
Dem Vernehmen nach haben die Organi­
satoren der Olympischen Sommerspiele
2016 in Rio de Janeiro bereits Interesse an
dem mobilen Gebäude signalisiert. Das
Pressezentrum schließlich wird nach Abzug der Olympioniken zum Bürohaus umfunktioniert.
An der Optimierung des Nahverkehrs­
systems sind die Macher ebenfalls dran,
etwa mit dem Bau eines neuen internationalen Bahnhofs im East End, an dem bei
Olympia die Zuschauer und im Anschluss
daran Geschäftsleute, Touristen und Anwohner ankommen sollen. Ohnehin legt
Großbritannien Wert auf den Ausbau des
örtlichen Nahverkehrs. 7,8 Milliarden Euro,
die zu den eigentlichen Kosten für die
Olympia-Infrastruktur hinzukommen, hat
weiter denken
„Ich glaube, dass wir mit unserem
Humor und unserer Erfindungsgabe
fantastische Olympische Spiele veranstalten können.“
Boris Johnson
das Land in diesen Bereich investiert. Die
Verantwortlichen wollen damit erreichen,
dass die Olympiagäste auf ihr Auto ver­
zichten und stattdessen Busse und Bahnen
nutzen, um zur Großveranstaltung zu gelangen. Weitere Maßnahmen, um die Umwelt zu schonen, sind: die Säuberung des
Flusses Lee, der sich durch das Olympia­
gelände schlängelt; die Nutzung von Regenwasser für die Toilettenspülungen; die Verwendung umweltfreundlicher Materialien
im Vorfeld sowie während der Großveranstaltung; der vermehrte Gebrauch erneuerbarer Energien und vieles mehr.
Nachhaltig dokumentiert
Für Olympia haben sich die Organisatoren
sogar auf konkret fassbare Ziele festgelegt.
Etwa was die Energieeffizienz der dauerhaften Olympiagebäude angeht: Deren CO2Ausstoß soll den seit 2006 in Großbritannien geltenden Referenzwert für Neubauten
im Schnitt um 15 Prozent unterschreiten.
Der Trinkwasserverbrauch in den Wettkampfstätten wiederum soll um 40 Prozent
und im olympischen Dorf um 35 Prozent
unter dem Durchschnittswert in London
liegen. Ferner sieht der Plan vor, 50 Prozent
aller Baumaterialien für die olympische
­Infrastruktur per Bahn oder auf dem Wasserweg zu transportieren und 90 Prozent
aller auf dem Veranstaltungsgelände an­
fallenden Abbruchmaterialien wiederzuverwenden. Experten gehen davon aus, dass
diese Ziele erreicht werden können. Als
nicht realisierbar hat sich dagegen das Vor-
haben herausgestellt, 20 Prozent des Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen zu
decken. Eine ursprünglich geplante 120 Meter hohe Windkraftanlage auf dem Olympiagelände musste laut den Verantwort­
lichen „aus technischen Gründen“ gestrichen werden. Photovoltaikanlagen und ein
Drei-Megawatt-Biomasse-Heizwerk sollen
aber immerhin neun bis zehn Prozent des
Gesamtenergieverbrauchs beisteuern.
Ob sich diese Vorgaben auch tatsächlich alle
verwirklichen lassen, dokumentiert London
in einem eigens für die Veranstaltung erstellten Nachhaltigkeitsbericht, ein Novum
bei Olympia. Das Werk ist dreigeteilt und
beschreibt die Umweltauswirkungen, die
durch die Spiele entstehen – und zwar von
der Vorbereitung bis zur Abschlussfeier.
Entsprechend erstreckt sich der erfasste
Zeitraum vom Jahr 2005, als London den
Zuschlag für die Spiele erhielt, bis 2012.
Im Osten was Neues
Olympia, das ist klar, ist momentan ein
großes Thema in London. Wer sich dieser
Tage in der britischen Hauptstadt aufhält,
hört die Einwohner oft sagen: „Der Osten
leuchtet.“ In diesen Worten schwingt die
Hoffnung mit, dass das nicht nur vor und
während der Olympischen Spiele so ist,
sondern auch danach. Die Chancen, dass
sich ihre Wünsche erfüllen, stehen nicht
schlecht.
VAILLANT GROUP IN GROSSBRITANNIEN
Die Vaillant Group ist eng mit Großbritannien verbunden: Mit der
Übernahme der Londoner Firma Hepworth im Jahr 2001 – dem
größten Zukauf in der Unternehmensgeschichte – ist der Heiz-, Lüftungs- und Klimatechnikspezialist zu einem der bedeutendsten
­Hersteller seiner Branche in Europa geworden. Das britische Headquarter befindet sich in Rochester in der Grafschaft Kent. In Belper,
einer Kleinstadt in Derbyshire, betreibt die Vaillant Group zudem einen eigenen Produktionsstandort. Auch in Großbritannien gehört
das Unternehmen zu den führenden Anbietern von Heiz- und Lüftungstechnologie. Angeboten wird die komplette Produktpalette angefangen von klassischen Wärmeerzeugern über Lüftungsanlagen
bis zu Wärmepumpen und Solarkollektoren.
21
weiter denken
Natürliche
Vorbilder
Naturphänomene beobachten,
sie kopieren, transformieren
und für den Menschen nutzbar
machen – darum geht es in der
Bionik. Zahlreiche technische
Errungenschaften haben ihren
Ursprung in der Tier- oder
Pflanzenwelt.
TEXT werner tewes V
ielen ist Leonardo da Vinci als bedeutender
Künstler bekannt. Weit weniger Menschen wissen, dass der Maler der weltberühmten Mona Lisa
auch als Begründer der Bionik gilt. Jener Zweig der Wissenschaft, der biologische Eigenschaften von Tieren
und Pflanzen in technische Entwicklungen transformiert. Da Vinci versuchte im 16. Jahrhundert ver­gebens,
Bewegungen von Vögeln zu kopieren, um funktionstüchtige Flugmaschinen zu bauen. Hier einige Bei­
spiele, bei denen die Bionik erfolgreicher war.
weiter denken
23
GEMEINSAM INTELLIGENTER
Ob Rohstoffsorgen, Energieprobleme oder soziale Streitigkeiten: Bei Tieren tauchen viele der Menschheitsprobleme
selten bis gar nicht auf. Dennoch sind manche Arten zu einem vielschichtigen sozialen Zusammenleben in der Lage –
zum Beispiel Ameisen oder Bienen, die in Staaten zusammenleben, in denen es gesellschaftliche „Kasten“ gibt und
Arbeitsteilung herrscht. Grund dafür ist die Schwarmintelligenz: Jedes Tier übernimmt seine Aufgabe, im Zusammenspiel mit den anderen werden gemeinsam Herausforderungen bewältigt, zu denen ein Einzelner gar nicht fähig wäre.
Ein Beispiel für die Menschheit: In modernen Management-Theorien kommt Schwarmintelligenz zum Tragen.
SAUBERE SACHE
Obwohl sie im Schlamm wächst, sind die Blätter der
­Lotuspflanze stets sauber. Der Grund: Die Oberfläche der
Pflanze besteht aus vielen kleinen, glitschigen Noppen.
Gelangt Schmutz auf das Gewächs, wird dieser von
­Noppe zu Noppe weitergereicht und perlt wie von Geisterhand ab. Eine Eigenschaft, die sich Menschen etwa bei
Fassaden- oder Badfarbe zunutze machen. Schmutzige
Hausoberflächen und nasse Badezimmerkeramik, ade.
Extra Haftkraft
Jeder kennt Saugnäpfe. Sie sorgen dafür, dass
Badematten nicht wegrutschen, dass das
­Navigationssystem nicht einfach von der Auto­
scheibe herunterfällt – und sie haben ihren
­Ursprung in der Natur: Kraken, Gelbrandkäfer
und Blutegel standen bei der Entwicklung der
Saugnäpfe Pate.
weiter denken
25
Blumiger Fallschirm
Jedes Kind kennt sie: die Pusteblume. Einmal kräftig
geblasen, rieseln die Samen der Korbblütler langsam,
gleichmäßig und stabil gen Boden. Ein Phänomen, das
sich die Bionik-Forschung zunutze machte: Sie hat die
Pusteblume studiert, um die Entwicklung des Fallschirms voranzutreiben.
weiter denken
Fliegen wie ein Hai
Haie haben eine Haut, rau wie Schmirgel­
papier. Wenn das Raubtier schwimmt, entstehen dadurch viele kleine Wasserwirbel,
die ihm dabei helfen, mühelos durch die
Meere zu gleiten. Dieses Prinzip hat die Bionik auf den Luftraum übertragen: Sie hat
eine Folie entwickelt, die der rauen Haut des
Hais nachempfunden ist und auf Flugzeugen
angebracht wird. Folge: ein niedrigerer
­Kerosinverbrauch.
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VERWANDLUNGSKÜNSTLER
Der Dadaist Kurt Schwitters sprach Anfang des
20. Jahrhunderts vom „verborgenen Sinn weggeworfener Dinge“. Sinnsuche fünfmal anders.
TEXT DIANE SELLENMERTEN
Aufgemöbelt
28
Aus Billy wird Frank – das ist die Idee hinter dem Kult­
möbelstück des Kölners Oliver Schübbe. Von der Seiten­
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weiter denken
gestapelt
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papiernen Skulpturen. Doch die Klage um den
Verlust der Printmedien wird gleich in der Kunst
widerlegt: Lang lebe das gedruckte Wort!
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Einge-PET-tet
Auf Plastik baut der Architekt Arthur Huang bei seinem
EcoArk-Projekt in Taipeh. 1,5 Millionen PET-Flaschen
presste er zu Bausteinen, die zusammengesteckt die
Fassade des neunstöckigen Gebäudes formen. Damit
hat er mehr als den Jahresverbrauch an Plastikflaschen
der taiwanesischen Hauptstadt recycelt. Schöner Neben­
effekt: Die Hülle lässt viel Licht ins Innere.
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beschwingt
Regenrinnen, Garagentorfedern oder Folienscheiben von
Bohrmaschinen – Christof Schläger bringt alles zum
­K lingen. Seit den 1980er-Jahren baut der gebürtige Oberschlesier Instrumente aus Maschinen und Bauteilen.
Schiffshörner, Windpfeifen oder Druckluftsirenen wie bei
den monumentalen Industrieopern sind da im Vergleich
schon fast konventionell.
www.christofschlaeger.de
grüner WOHNEN
Das Revier
der Zukunft
In zehn Jahren will Bottrop als erfolgreiche Klimastadt glänzen. Eine echte Herausforderung.
Impressionen aus der InnovationCity Ruhr.
TEXT ulrich nitsche
30
D
ie Stadt am Nordwestrand des Ruhrgebiets hat es nicht immer leicht:
„Kommste nach Bottrop, krisse aum
Kopp drop“, lautet ein alter Reim im Revier.
Auch die Auszeichnung als „Männlichste
Stadt in NRW“ ist wenig schmeichelhaft –
verliehen für landesweit die meisten Kegelbahnen, Imbissbuden und Baumärkte. Doch
jetzt gibt es einen Titel, auf den Stadtväter
und Einwohner gleichermaßen stolz sein
können: Bottrop ist InnovationCity Ruhr.
Hinter dem sperrigen Begriff verbirgt sich
ein ambitioniertes Ziel. Innerhalb von zehn
Jahren soll hier die Niedrigenergiestadt der
Zukunft entstehen.
Begonnen hat alles im Frühjahr 2010. „Blauer
Himmel, grüne Stadt“ – unter diesem Motto hatte der Initiativkreis Ruhr gemeinsam
mit dem Land Nordrhein-Westfalen einen
Wettbewerb für die Klimastadt der Zukunft
ins Leben gerufen. Insgesamt 16 Städte bewarben sich mit kreativen Konzepten, am
Ende fiel die Entscheidung der unabhängigen Jury auf Bottrop. „Ab heute steht Bottrop
für den Aufbruch“, verkündete der Initiativ­
kreis-Moderator Wulf Bernotat.
Stadterneuerung im Bestand hat sich die
­InnovationCity Ruhr auf die Fahnen geschrie­
ben. Konkret bedeutet das: Ganze Straßen­
züge einstiger Bergmannshäuser und Bau­
sünden der 1970er-Jahre umwandeln in Niedrigenergiebauten nach neuesten Maßstäben.
Den Stromverbrauch durch intelligente
Steuerung ebenso senken wie durch nachhaltige Modernisierung. Und dank elek­
trisch betriebener Autos und Fahrräder Vorreiter in Sachen Mobilität werden. Nicht
zuletzt will man Sonne, Wind und Wasser
genauso zur Energiegewinnung nutzen wie
die Wärme aus den Tiefen von Bergwerken
und Halden. Auf einer bebauten Fläche von
2.500 Hektar sollen so innerhalb eines Jahrzehnts 72 Prozent Strom und 74 Prozent Kohlendioxid eingespart werden. Hinzu kommen noch 30 Prozent weniger Abgase aus
dem Straßenverkehr.
Schritt für Schritt verwandelt sich Bottrop
in eine Modellstadt, in der unterschiedlichste Lösungen für Energieeffizienz Anwendung finden. Ein Projekt, das in dieser
Form und Größe weltweit einzigartig ist. Die
Stadt solle eine Blaupause werden, sagt
Oberbürgermeister Bernd Tischler, „nicht
nur für das Ruhrgebiet, sondern deutschlandweit, vielleicht sogar europaweit.“ Um
dieses Ziel zu erreichen, haben die Macher
der InnovationCity Ruhr verschiedene Handlungsfelder definiert: Wohnen, Arbeiten,
Energie, Stadt und Mobilität. Rund einhundert Projekte umfasst der detaillierte Masterplan. Viele davon befinden sich bereits in
der Umsetzung, einige sind sogar schon abgeschlossen – und noch immer kommen
neue Ideen hinzu.
Energietechnik erleben
Grau ist alle Theorie, das Zentrum für Information und Beratung ist bunt. Hier, im
Südringcenter im Herzen Bottrops, finden
alle, die sich am ökologischen Umbau beteiligen wollen, umfangreiche Informationsund Beratungsangebote. Zum Beispiel auf
dem „Marktplatz Klimaschutz“, wo 25 Unternehmen ihre Energiespar-Techniken präsentieren. Auch Vaillant ist hier vertreten. Am
Stand von Martin Sowa trifft man vor allem
Privatleute. Der Vaillant Kundenberater präsentiert innovative Produkte für Haus- und
Eigenheimbesitzer, die über eine Renovierung nachdenken. „Was hier gezeigt wird, ist
Stand der Technik und darüber hinaus“,
sagt Burkhard Drescher, der Geschäftsführer der InnovationCity Management GmbH.
Seit seiner Eröffnung hat sich der Marktplatz
zur ersten Adresse für Ideen und Lösungen
in Sachen Klimaschutz entwickelt. Kein
Wunder, warten doch interaktive Touchscreens und zahlreiche Exponate auf mehr
als 600 Quadratmetern darauf, entdeckt zu
werden. Egal ob Wärmepumpen, Solaranlagen oder gedämmte Wände im Querschnitt:
Hier lässt sich moderne Energietechnik entdecken und erleben.
grüner WOHNEN
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100 %
35 % Wand
10 %
100
1
10 %
Wasser Abwärme aus
Bergwerken
minus 30 % ABGASE
minus 72 % Strom
elektrisch betriebene
fahrräder und autos
SANIERUNG VON
BERGMANNSHÄUSERN
und BAUSÜNDEN
CO 2
50 %
CO2
… ZUR KLIMASTADT
DER ZUKUNFT
grüner WOHNEN
Erfolgsprojekt
Kindergarten
32
Ortswechsel. Im städtischen Kindergarten
„Im Brinkmannsfeld“ erleben schon die
Kleinsten, wie wichtig Energiesparen ist.
Das Gebäude wurde im Rahmen der InnovationCity Ruhr mit der sogenannten SmartHome-Technik ausgestattet. Dahinter verbirgt sich eine neu entwickelte Software,
die eine zeitgemäße Haussteuerung von
elektrischen Geräten und Heizung ermöglicht. Das Einsparpotenzial ist groß, sowohl
der Energieverbrauch als auch der CO2-Ausstoß können so halbiert werden. Davon profitieren auch die Kleinsten. Angela Evers
von der Leitung des Kindergartens freut
sich: „Wir können den Kindern hier ganz
praktisch vermitteln, worum es bei Umweltthemen geht.“ Und Burkhard Drescher
ergänzt: „InnovationCity ist eine Kreativwerkstatt für Klimaschutz mit Hunderten
von Puzzleteilen. Wenn die Kleinsten nun
schon ein Stück von diesen Bemühungen
mitbekommen, dann ist dies ein wichtiges
Signal.“
Luftige Wärme
Ein weiterer Baustein der energietechnischen Erneuerung findet sich an der Wagen­
feldschule im Stadtteil Boy. Auf dem Lehrerparkplatz steht eine Gaswärmepumpe.
Der Unterschied zur bekannten, konventionellen Wärmepumpe liegt im Antrieb.
­Üblicherweise betreibt Strom die Pumpe,
hier kommt ein Gasbrenner zum Einsatz.
Vorteil: Reicht die über die Wärmepumpe
gewonnene Energie nicht aus, um die
­Räume zu heizen, wird zusätzlich mit dem
Gasbrenner geheizt. „Pro Kilowattstunde
Erdgas können mit dieser Technik bis zu
1,6 Kilowattstunden Heizwärme erzeugt
werden“, erklärt Mareike van Laak, die das
Projekt betreut. Das entspreche einem
­Wirkungsgrad von 160 Prozent. „Selbst im
Winter kann so die Anlage noch Wärme aus
der Luft gewinnen.“ Dabei liegt der CO2Ausstoß um 30 Prozent niedriger als bei herkömmlichen Heizungen.
„Dieses Projekt ist insofern besonders, als
hier eine technische Neuerung zur Energieeffizienz-Steigerung und CO2-Reduzierung
getestet werden kann“, betont Bottrops
Oberbürgermeister Bernd Tischler. Wie
beim Kindergarten Im Brinkmannsfeld
„Die Stadt soll eine Blaupause für
Klimaschutz werden.“
Bernd Tischler, OB Bottrop
sieht er auch hier einen pädagogischen
Wert. So könne die Anlage zur Anschauung
in die Unterrichtsgestaltung der Grundschule eingebunden werden. „Das Engagement der Kinder und Jugendlichen im Rahmen von InnovationCity Ruhr ist sehr wichtig“, sagt Tischler, schließlich seien die
Heranwachsenden von heute die Entscheider von morgen.
Ein weiter Weg
nahmen: den Vertikaldreher im Gewerbe­
gebiet Kruppwald zum Beispiel. Oder das
Projekt „Wärme auf Rädern“, bei dem die
Abwärme der Kokerei Prosper per Lkw nach
Ebel gebracht wird und dort die Schule
heizt – das alles seien Erfolgsbeispiele der
InnovationCity Ruhr. Hinzu kommen eher
unspektakulärere Projekte wie der Anschluss von 140 Wohnungen ans Fernwärmenetz, die bisher durch Strom beheizt
wurden.
Die skizzierten Leuchtturm-Projekte erregen Aufmerksamkeit weit über die Grenzen
Bottrops hinaus. Bei manchen Bewohnern
ist die Euphorie noch gebremst. „Das Problem der InnovationCity ist, man sieht davon
zu wenig“, sagen Passanten in der Fußgängerzone. Slogans wie „Be green. Be inno­
vative. Be Bottrop“ kommen nicht überall
gut an: „Zu viel Marketing, zu wenig Konkretes.“ Bernd Tischler wirbt um Geduld,
das Zehn-Jahres-Projekt brauche seine Zeit.
Und er verweist auf bereits realisierte Maß-
So wächst letztendlich die Erkenntnis: Es
tut sich was im Revier der Zukunft. Bottrop
ist jetzt Forschungsstadt. Bottrop ist Sieger
beim European Energy Award für EnergieEffizienz und Klimaschutz. Und Bottrop
entwickelt sich zusehends zur InnovationCity Ruhr. Stadtoberhaupt Tischler ist
überzeugt: „Wir haben uns als Klimastadt
der Zukunft einen neuen, sehr Erfolg versprechenden Handlungsschwerpunkt gesetzt.“
Vaillant ist offizieller Partner der InnovationCity
Vaillant ist offizieller Partner der InnovationCity. „Wir beteiligen uns
an dem Modellprojekt, um am Beispiel der Stadt Bottrop die Bedeutung
innovativer Heiztechnologie für die Energieversorgung der Zukunft
zu unterstreichen“, erläutert Dr. Marc Andree Groos, Geschäftsführer
Vaillant Deutschland. Vaillant präsentiert seine Ideen und Lösungen am
Marktplatz Klimaschutz. Darüber hinaus hat der Heiz- und Lüftungstechnikspezialist den Wettbewerb „Älteste Heizungen Bottrops“ initiiert.
Zehn Besitzer von Einfamilienhäusern in Bottrop, die über eine mehr
als 20 Jahre alte Heizung verfügen, können sich nun freuen: Sie haben
ein neues Vaillant Heizsystem erhalten, das exakt auf den individuellen
Energiebedarf zugeschnitten ist.
Vaillant präsentiert seine Ideen und Lösungen am Marktplatz Klimaschutz im Bochumer Südringcenter, wo sich interessierte Bürger über
die zahlreichen Aspekte des Klimaschutzes informieren und beraten
lassen können.Denn in die Jahre gekommene, mangelhaft isolierte
­Gebäude mit veralteter Heiztechnik gehören europaweit zu den größten Energiefressern. Vor diesem Hintergrund setzt Vaillant mit
der E
­ igenheimsanierung in Bottrop am größten Hebel an, den die
Stadt in Sachen Energieeffizienz zu bieten hat.
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grüner WOHNEN
Tief durchatmen,
bitte!
Einheitsrasen mit Heckenzaun war einmal. Trend ist,
den eigenen Garten in ein naturbelassenes Refugium
für Mensch und Tier zu verwandeln. Zehn Tipps, die
aus jedem Garten eine Klimaoase machen.
TEXT LEONIE Kitscha
34
E
s gibt mehr als 20 Millionen Gärten in
Deutschland. Und etwa 15 Millionen
Hobbygärtner, die in ihnen zupfen,
jäten, graben. Gartenarbeit ist Volkssport.
Selbst Laubenkolonien sind längst kein
Spießer-Idyll mehr, sondern Zufluchtsort
für junge Großstadt-Familien. Der hecken­
umsäumte Einheitsrasen, auf dem im
Sommer Grill, Plastikliege und Plansch­
becken stehen, reicht immer mehr von
­ihnen jedoch nicht. Sie wollen ihr Fleckchen Erde so gestalten, dass auch Schmetterling, Spitzmaus und Hummel gern mal
zu Besuch kommen. Einen Naturgarten.
Biologisch, ökologisch, nachhaltig. Gerade in den Städten und Vororten sollen die
Gärten die immer wichtigere Funktion
­einer grünen Klimaoase übernehmen, in
der Mensch und Tier auf- und durchatmen
können. Doch: Wie kommt mehr Natur in
den Garten?
Legt hin die Harken
Selbst ein englischer Formschnittgarten
oder ein klassisch angelegter Garten mit
Pool kann eine naturnahe Klimaoase sein.
Denn ein Biogarten ist nicht immer gleich
ein „wilder Garten“. Es kommt vor allem
darauf an, ihn als eigenes kleines Ökosystem zu begreifen, der vielfältige Lebensräume für Pflanzen und Tiere bietet. Dazu
gehört auch, nicht direkt mit der Harke
gegen jedes scheinbare Unkraut vorzu­
gehen und den Garten ein bisschen sich
selbst zu überlassen. Gut beobachten, nicht
betüddeln, lautet ein wichtiger Grundsatz.
Weitere sind Wasser zu sparen, auf Pestizide zu verzichten und natürliche Mittel wie
Kompost sinnvoll einzusetzen, mit hiesigen Pflanzen und Bäumen die biologische
Vielfalt zu fördern sowie bewusst ökologische Produkte einzukaufen.
Klimaschützer mit
Krönchen
Der einfachste Weg, seinen Garten in eine
Klimaoase zu verwandeln, ist es, Bäume
und Sträucher zu pflanzen. Wie grüne
Lungen filtern sie Schadstoffe aus der
Luft und binden sie auf Jahrzehnte in
­i hren Wurzeln, Stämmen und Ästen. Zugleich produzieren sie Sauerstoff und sorgen für ein angenehmes Mikroklima an
warmen Sommertagen. Eine große Rotbuche stellt zum Beispiel bei reichlich
Sonnenschein etwa so viel Sauerstoff in
der Stunde her, wie eine große Gartenparty
in dieser Zeit verbraucht. Ganz nebenbei
bindet sie noch rund 2.300 Gramm Kohlendioxid und schenkt mit ihrer Blätterkrone
Mensch, Maus und Meise ein schattiges
Plätzchen zum Erholen.
Auch wer keinen Platz für einen Baum hat,
kann sich solche Klimaschützer zulegen:
Büsche und Sträucher passen auch in den
kleinsten Vorgarten. Zum Beispiel Kornelkirsche, Weißdorn, Eberesche oder Maulbeere, die in den hiesigen Breitengraden
beheimatet und ideal an die Klimabedingungen angepasst sind. Anders als die
­herkömmlichen Thuja-, Wacholder- oder
Kirschlorbeerhecken bieten diese Sträucher und Büsche zahlreichen Vögeln, Bienen, Schmetterlingen und anderen Tieren
einen Lebens- und Nahrungsraum – selbst
wenn sie in Form geschnitten sind.
Tonne statt Trinkwasser
Wer nachhaltig gärtnern will, für den ist
Wassersparen Pflicht. Das gilt insbeson­
dere für Trinkwasser. Gärten sind wahre
Schluckspechte. Ein mehrere Meter hoher
Baum verbraucht an einem heißen Sommertag bis zu 1.000 Liter Wasser. Auch
wenn die Eichen, Birken oder Kirschbäume
in den meisten Garten eher kleiner sind,
läppert sich der Wasserkonsum von Bäumen und Pflanzen. Jeder Biogarten braucht
daher eine Tonne oder eine unterirdische
Zisterne, um das Regenwasser aufzufangen. Gesammelt wird das kostbare Gut über
das Haus- oder Gartenhausdach. Bereits
eine Dachfläche von einem Quadratmeter
TIPP 1
BIODIVERSITÄT
FÖRDERN
Bieten Sie unterschiedlichsten
Kleintieren einen Lebensraum,
indem Sie Schattenbeete, Steingärten und einen Teich anlegen.
Lassen Sie in einem abgeschotteten Winkel totes Holz oder
Zweige herumliegen – mal sehen,
wer sich dort einnistet.
TIPP 2
Sonnige
Gartenhelfer
Viele Gartengeräte wie Rasenmäher, Teichpumpen oder Wegleuchten gibt es heute mit Solarantrieb: Einmal angeschafft,
spenden sie die notwendige
Energie vollkommen kabel- und
kostenlos.
35
Grüner Wohnen
36
TIPP 3
Kein TropeNholz
TIPP 4
Frischluft
pflanzen
TIPP 5
EINHEIMISCHE
STATT EXOTEN
TIPP 6
VARIIEREN UND
MISCHEN
Gartenmöbel müssen nicht
aus Teak sein. Heimische Hölzer
wie Eiche oder Robinie sind genauso robust und müssen nicht
über Tausende Kilometer transportiert werden.
Kugelahorn, Blumenesche
und viele Obstbäume wie die
Säulenkirsche werden nur
bis zu zehn Meter hoch – ideal
für kleine Gärten. Wer viel Platz
hat, kann auch Esskastanie,
­Birke oder Pyramideneiche
pflanzen. Sie wachsen etwa
20 Meter in die Höhe.
Pflanzen aus der Region haben
Heimvorteile: Sie sind an das
Klima angepasst und daher
­pflegeleichter und robuster gegen Schädlinge und Krankheiten.
Zudem bieten sie vielen heimischen Tieren Nahrung und
Schutz.
Vermeiden Sie Monokulturen,
indem Sie verschiedene Arten
pflanzen und ineinander über­
gehen lassen. Selbst ein grüner
Rasen lässt sich ökologisch
durch vereinzelte Blumeninseln
aufwerten.
Grüner Wohnen
liefert in einem halben Jahr rund 300 Liter
Gießwasser – und zwar kostenlos.
„Schwarzes Gold“ zum
­Düngen
Genauso günstig für die Haushaltskasse
und für die Umwelt ist es, seine Pflanzennahrung selbst herzustellen. Denn synthetischer Dünger und Pflanzenschutzmittel
haben in einer nachhaltigen Gartenpflege
keinen Platz. Dafür aber ein Komposthaufen, der nicht nur die Haushaltsabfälle um
bis zu 40 Prozent reduziert, sondern auch
einen nahezu geschlossenen Nährstoffkreislauf im Garten ermöglicht. In einem
einfachen Holzgerüst, direkt auf die Erde
gebaut, werden Garten- und Küchenabfälle
zusammen mit ein paar Handvoll torffreier
Gartenerde locker-luftig aufgeschichtet.
Milliarden von Mikroorganismen beginnen, die Blätter, Äste, rohe Kartoffel- oder
Eierschalen langsam zu zersetzen und in
nährstoffreichen Humus umzuwandeln.
Nach rund acht Monaten ist das „schwarze
Gold“ dann reif und gibt den Pflanzen im Garten alles, was sie zum Gedeihen brauchen.
Multikulti auf der Wiese
Deutschlands Gärten nehmen zusammen
etwa die Fläche von einer Million Fußballplätzen ein. Und wie die Arenen werden sie
oft von einem immergrünen Rechteck dominiert: Rasen. Aus ökologischem Gesichtspunkt eine Schande, denn die mal mehr
oder weniger gestutzten Grasflächen sind
ausgesprochene Monokulturen. Eine Wildblumenwiese mit Klee, Günsel und Löwenzahn oder ein Kräuterrasen mit verschie­
denen Thymiangewächsen hingegen sind
ökologisch wertvoller und geben dem Garten zugleich ein individuelles Gesicht. Ein
­weiterer Vorteil: Wildblumen- und Kräuterwiesen sind wesentlich pflegeleichter als
ein grüner Rasen und müssen nur zwei- bis
dreimal im Jahr gemäht werden. So bleibt
gerade in den Sommermonaten mehr Zeit,
den vielen tierischen Besuchern zuzusehen,
die vom Duft der Kräuter und Wildblumen
angelockt werden, zum Beispiel die vom
Aussterben bedrohte Hummel. So kommt,
mit brummendem Flügelschlag und ganz
entspannt, mehr Natur in den Garten.
TIPP 7
Kompostieren
statt düngen
Kompost liefert Pflanzen alle
notwendigen Nährstoffe. Bereits
100 Kilogramm Grünabfall ergeben rund 35 Kilogramm Kompost. Das reicht für mehr als ein
großes Gemüsebeet.
TIPP 8
Torffreie Erde
Torf ist ein endlicher, fossiler
Rohstoff und gehört nicht aufs
Bio-Beet. Er wird aus trockengelegten Mooren abgebaut, die
sonst Lebensraum für viele Tiere
bieten und CO2 speichern.
Wärmepumpen: neue App für HAUSBESITZER und Fachhandwerkspartner
Augmented Reality – so heißt die
Technik, mit der die neue Vaillant
App „Info Wärmepumpe geoCHECK“
arbeitet, um dem künftigen Besitzer
zu zeigen, wie sich beispielsweise
eine Vaillant Wärmepumpe in seinem
Garten macht. Ein Foto genügt und
schon lässt sich das Außengerät virtuell in das eigene Grundstück einbinden. Und die Software kann noch viel
mehr: Mit der neuen App lernt der
Hausbesitzer alles über die Vor- und
Nachteile der einzelnen Energiequellen kennen, die für eine Wärmepumpe
infrage kommen. Dazu kann er sich
Videos und Animationen ansehen
und dann eine Wärmequelle auswählen. Über einen Standortcheck kann
innerhalb der App direkt der jeweils
zuständige geologische Dienst mit
seinen Kontaktdaten angezeigt wer-
den. Dieser gibt darüber Auskunft, ob
es möglich ist, am jeweiligen Standort eine Erdbohrung durchzuführen.
Steht eine Entscheidung für eine
Energiequelle fest, berechnet die App
nach VDI 4650 überschlägig die mögliche Jahresarbeitszahl der Wärmepumpe. Dafür müssen entsprechende
Daten des individuellen Gebäudes
eingegeben werden. Darauf aufbauend bietet die App eine Verbindung
zur aktuellen Förder-Datenbank und
zeigt alle Fördermodelle auf, die für
Wärmepumpen relevant sind. Schließlich kann innerhalb einer Checkliste
abgehakt werden, an welche Details
bei der Entscheidung für eine Wärmepumpe gedacht werden muss – zum
Teil mit allgemeinen Fakten wie der
Vorlauftemperatur, aber auch zum
Teil mit individuellen Angaben analog
zur gewählten Energiequelle. Die neue
App wird ab sofort kostenfrei über den
App Store und den Android Play Store
angeboten.
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Grüner Wohnen
schöne
schattenspender
Lange Tage – heiße Sonne. Dem Hitzeschock entkommt, wer sich beizeiten in
den Schatten flüchtet. Aber nicht irgendein Schatten! Hier einige schicke SiestaFluchten.
TEXT JAN UPHUES
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TWO IN ONE
Hersteller: Dedon
Preis: ca. 2.950 Euro
Schirm und Liege in einem: Federngleich wölbt sich das integrierte
Stoffdach des Beach Chairs über den ruhenden Gast. Schirm und Liege
sind unabhängig voneinander drehbar – ein dicker Pluspunkt, denn
dadurch ist den ganzen Tag für angenehmen Schatten gesorgt. Die
klassische Sonnenliege bekommt so ein neues, innovatives Gesicht.
www.dedon.de
(K)EINE BLENDENDE ERSCHEINUNG
Vertrieb: proidee.de
Preis: ca. 149 Euro
Wer Glühwürmchen mag, wird an diesem Schirm seine helle Freude
­haben. Tagsüber ein Sonnenschutz mit knapp drei Meter Durchmesser,
verbreitet er abends ein stimmungsvolles Licht. Eine Solarzelle an der
Schirmspitze sammelt tagsüber Energie und gibt sie dann an 24 LEDs
mit Milchglaskappen ab. So wird der nächtliche Gartenplausch noch
viel gemütlicher.
www.proidee.de
Grüner Wohnen
comeback
Hersteller: Loom Living
Preis: ca. 2.980 Euro
Die Diva aus der Filmwelt swingt wieder: Ganz im Zeichen
des Retro-Trends erobert die Hollywoodschaukel wieder
ihren Platz im Garten. Die einst plüschige, geblümte
­Kuschelecke mit grellbuntem Dach ist nun auch in stylisher Optik zu haben. Die Verarbeitung aus Edelstahl
und Kambalaholz sowie der Sonnenschutz aus Polycarbonat machen die Hollywoodschaukel „Swing“ zum edlen Gartenmöbel.
www.loom-living.de
MEET ’N’ GRILL
Hersteller: Garpa
Preis: ab ca. 2.750 Euro
Ein Platz für Schattengewächse: Beim sommerlichen Grillfest
mit Freunden hat der Sonnenbrand keine Chance – sofern man
vorher unter dem Sonnendach „Antibes“ Platz genommen hat.
Die Bespannung aus imprägniertem Polyacryl ist in den Farben
Elfenbein oder Taupe erhältlich. Das Aluminiumgestell ist stabil
genug für zusätzliche Seitenwände.
www.garpa.de
BEACH FEELING
Hersteller: Skia
Preis: 2.400 Euro
Fast so schön wie echte Palmen: Einzelne Sonnenschirme, alle
in einem Edelstahlfuß verankert, erinnern mit ihren verschiedenen Farben spielerisch an eine Pflanze. Die 90 x 120 Zentimeter
großen Schattensegel lassen sich an 300 Zentimeter langen
Stängeln beliebig in der Höhe verstellen. Deren Neigung ist
­variabel: Ein Lochraster im Edelstahlfuß lässt tausend und eine
Variante zu.
www.skia.de
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mehr wissen
Blick ins All
Wer in einer klaren Sommernacht in den Himmel schaut, erlebt
­grenzenlose Weite. Der Anblick von Abermillionen silbrig leuchtender
Himmelskörper regt die Fantasie an: Wie es da oben wohl aussieht?
Ob es dort irgendwo Leben gibt? Antworten auf diese Fragen erhoffen sich Astronomen seit Jahrtausenden. Ein Blick auf die Geschichte
der Weltraumwissenschaft und aktuelle Forschungsmissionen.
TEXT SABINE SCHRÖR
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D
ie Bemühungen, Licht in die Geheimnisse des Alls zu bringen, ziehen sich durch die gesamte Kulturgeschichte. Wandmalereien in der Höhle
von Lascaux, die vermutlich die Plejaden,
das ist eine Sternengruppe, die mit bloßem
Auge erkennbar ist, oder den Tierkreis
­darstellen, werden auf den Zeitraum zwischen 17000 und 15000 vor Christus datiert. Dank des Forscherdrangs unserer
­Vorfahren wissen wir heute so manches
über das Universum und speziell über unser
Sonnensystem. Rasante Fortschritte machte die Astronomie Ende der 1950er-Jahre mit
dem Beginn der Raumfahrt. Ambitionierte
Weltraummissionen liefern seitdem mitunter spektakuläre Erkenntnisse über die
Planeten unseres Sonnensystems. Etwa
über den Mars.
Mars macht mobil
Lange Zeit galt der Rote Planet unter Wissenschaftlern als tote Welt. Diese Annahme
hat sich jedoch in den vergangenen Jahren
dramatisch gewandelt. Denn neuere Satellitenbilder der Marsoberfläche lassen da­
rauf schließen, dass dort in der Frühzeit
­große Mengen Wasser geflossen sind. Ein
Teil dieses Wassers befindet sich heute sehr
wahrscheinlich in Form von Permafrost
und Eis unter der Mars-Oberfläche. Anhand
von Ausflusskanälen und ausgetrockneten
Flüssen, Kraterseen und ähnlichen Strukturen findet man Hinweise, dass die Kruste
des Planeten ein Hunderte Meter tiefes Was-
serreservoir besaß. Außerdem zeigen die
Bilder Spuren von Gletschern, die ebenfalls
vor Jahrmillionen auf dem Planeten existiert haben könnten. Diese Erkenntnisse
haben der Marsforschung zu neuer Dynamik verholfen. Denn Wasser heißt Leben,
auch wenn dieses etwa nur in Form von
­M ikroorganismen vorkommen mag. Wei­
teren Aufschluss darüber, ob es auf dem
Roten Planeten jemals Leben gab, versprechen sich die Forscher von ihrer aktuellen
Marsmission. Ende 2011 hat die NASA den
neuen Mars-Rover ins All geschickt. Verläuft alles nach Plan, wird die Marssonde
ihr Ziel im August 2012 erreichen und den
etwa autogroßen Mars-Rover Curiosity auf
dem Roten Planeten aussetzen. Er soll he­
rausfinden, ob der Mars lebensfreundlich ist
oder es jemals war. Curiosity ist ein mobiles
Wissenschaftslabor, mit seinem Bohrer
und seinem Laser kann der Rover die chemische Zusammensetzung des Marsbodens in
einem Radius von rund sechs Metern erfassen. Außerdem ist Curiosity mit Kameras
ausgestattet, die dreidimensionale Fotos
und erstmals auch Videoaufnahmen vom
Marsboden ermöglichen. Dem Leiter der
Mission, Doug McCuistion, zufolge ist die
aktuelle Mission für die Erforschung des
Planeten Mars der Beginn einer neuen Ära.
Er hofft, dass die Wissenschaftler mehr
­A rbeit haben werden, als sie bewältigen
können. „Nach der Landung werden sie alle
mit Daten eingedeckt, die sie nie zuvor gesehen haben“, so McCuistion.
41
mehr wissen
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Lange Zeit galt der Rote Planet als tote Welt.
Diese Annahme hat sich jedoch in den
vergangenen Jahren dramatisch gewandelt.
Mond intim
Oben: Drei Generationen von
„Curiosity“, dem Roboter, der
2011 von der NASA zum Mars
(rechts) geschickt wurde
Seit der Apollo-Mission 1969 ist es ruhig um
die Mondforschung geworden. Doch die
Wissenschaft weiß erstaunlich wenig über
den Erdtrabanten. Aufschluss über die innere Struktur des Mondes, seine Entstehung und daraus ableitbare Rückschlüsse
auf die Entstehungsgeschichte der Erde erhoffen sich Wissenschaftler von der aktuellen NASA-Mondmission: Ende 2011 erreichten die beiden Sonden Grail A und Grail B
ihre Umlaufbahn, auf der sie 82 Tage lang
das Schwerkraftfeld des Mondes in nie gekannter Präzision vermessen und kartiert
haben. Aus diesen Aufzeichnungen lassen
sich Rückschlüsse auf die innere Beschaffenheit des Erdtrabanten ziehen, woraus
sich wiederum Erkenntnisse zur Entstehung des Mondes ableiten lassen – wertvolles Wissen, das aller Wahrscheinlichkeit
nach auch auf die Entstehungsgeschichte
unserer Erde übertragbar sein wird. Außerdem spannend: Aus den Messergebnissen
lässt sich voraussichtlich ableiten, ob es in
grauer Vorzeit zwei Erdmonde gab, aus deren Zusammenprall unser heutiger Mond
entstanden ist. „Nach dieser Mission werden die Fachbücher über die Entstehung des
Mondes neu geschrieben werden müssen“,
sagt Maria Zuber vom beteiligten Massachusetts Institute of Technology (MIT).
Hallo Kleiner!
Bisher war alles an ihm vorbeigeflogen, unterwegs zu vermeintlich lohnenswerteren
Zielen. Doch Ende 2011 bekam auch der
kleinste Planet unseres Sonnensystems irdischen Besuch: Die Raumsonde Messenger
schwenkte in die Umlaufbahn des Merkurs
ein. An Bord hat Messenger sieben verschiedene Instrumente. Unter anderem sollen
die Oberfläche kartografiert und topogra­
mehr wissen
fische Daten gesammelt werden. Außerdem ist geplant, dass die Sonde Daten über
atmosphärische Gase und Mineralien auf
der Planetenoberfläche zur Erde schickt.
Die Astronomen erhoffen sich auch weitere
Erkenntnisse über das Magnetfeld des kleinen Felsenplaneten. Die Bilder, die Messenger bisher übermittelt hat, haben bereits für
Aufregung gesorgt: Sie zeigen kilometer­
dicke Lava-Schichten und lassen auf Schwefel an der Oberfläche sowie ein stark verzerrtes Magnetfeld schließen. Fakten, die
bisher nicht bekannt waren und darauf
schließen lassen, dass die Geschichte des
Merkurs stark von Vulkanismus geprägt ist,
der die Oberflächengestaltung maßgeblich
bestimmt haben dürfte.
Komet am Haken
Kometen sind noch nahezu unerforscht, obwohl sie den Ruf haben, viel zum Verständnis des Universums beitragen zu können.
Da die kleinen Himmelskörper aber nur
wenige Kilometer Durchmesser haben, ist
ihre Schwerkraft zu gering, als dass ein
Raumschiff auf ihnen landen könnte. Um
dennoch beispielsweise Bodenproben entnehmen zu können, hatte die Europäische
Raumfahrtagentur ESA eine pragmatische
Idee: eine Art Harpune abzufeuern, mit der
Landegeräte auf den Kometen befestigt werden können. 2014 soll die Idee erstmals in
die Tat umgesetzt werden. Dann soll die europäische Raumsonde Rosetta ll das Landegerät Philae auf der Oberfläche des Kometen
Tschurjumow-Gerasimenko absetzen und
mit einer Harpune befestigen. Der Lander
wird Proben von der Kometenoberfläche
entnehmen und Nahaufnahmen zur Erde
schicken.
43
Neues vom Herrn der Ringe
Zu den bedeutendsten aktuellen Forschungsprojekten gehört ohne Frage die europäischamerikanische Mission Cassini-Huygens.
Am 15. Oktober 1997 startete der Orbiter
­Cassini in Richtung Saturn, um den Planeten aus einer Umlaufbahn heraus zu erforschen. Mit an Bord war der Lander Huygens.
Ziel war es, Huygens von Cassini abzu­
koppeln und auf dem Saturn-Mond Titan
landen zu lassen. Am 1. Juli 2004 schwenkte
Cassini in die Umlaufbahn um den Saturn
ein, am 14. Januar 2005 landete Huygens
drei Wochen nach der Trennung von ­Cassini
Oben: Der gute alte Mond
Unten: Acht Monate benötigt die
Rakete Atlas V, um den Roboter
„Curiosity“ zum Mars zu bringen
ERDE
Durchmesser
Umfang
Umlauf um die Sonne
Drehung um sich selbst
Entfernung zur Sonne
Temperatur
Atmosphäre
12.765,28 km
40.075 km
365 Tage
23 h 56 min 4 sek
149,6 Mio. km
–60° bis +50° C
Vorwiegend Stickstoff und Sauerstoff,
auch Wasser und
Kohlendioxid
NEPTUN
Durchmesser
Umfang
Umlauf um die Sonne
Drehung um sich selbst
Entfernung zur Sonne
Temperatur
Atmosphäre
49.532 km
155.604 km
164,80 km
16 h 3 min
4.504 Mio. km
–200° C
Vorwiegend Wasserstoff, Helium und
­Methan
mars
Durchmesser
Umfang
Umlauf um die Sonne
Drehung um sich selbst
Entfernung zur Sonne
Temperatur
Atmosphäre
6.794 km
21.343 km
686 Tage
24 h und 37 min
227 Mio. km
–150° bis +20° C
95 % Kohlendioxid
sonne
MERKUR
VENUS
Durchmesser
Umfang
Umlauf um die Sonne
Drehung um sich selbst
Entfernung zur Sonne
Temperatur
Atmosphäre
12.104 km
38.024 km
225 Tage
243 Tage
108 Mio. km
480° C
95 % Kohlendioxid
Durchmesser
Umfang
Umlauf um die Sonne
Drehung um sich selbst
Entfernung zur Sonne
Temperatur
Atmosphäre
4.878 km
15.330 km
88 Tage
59 Tage
58 Mio. km
–180° bis +430° C
keine
mehr wissen
JUPITER
Durchmesser
Umfang
Umlauf um die Sonne
Drehung um sich selbst
Entfernung zur Sonne
Temperatur
Atmosphäre
142.984 km
449.184 km
11,86 Jahre
9 h und 55 min
778 Mio. km
–130° C
85 % Wasserstoff
und 14 % Helium
URANUS
Durchmesser
Umfang
Umlauf um die Sonne
Drehung um sich selbst
Entfernung zur Sonne
Temperatur
Atmosphäre
51.118 km
160.587 km
84,02 Jahre
16 h 50 min
2.871 Mio km
–183° C
Vorwiegend Wasserstoff, Helium und
Methan
SATURN
Durchmesser
Umfang
Umlauf um die Sonne
Drehung um sich selbst
Entfernung zur Sonne
Temperatur
Atmosphäre
120.536 km
378.664 km
29,46 Jahre
10 h 14 min
1.429 Mio km
–150° C
Hauptsächlich
­Wasserstoff und
­Helium
auf Titan und sandte 72 Minuten lang
­Daten, die das Verständnis über den Mond
deutlich verbesserten. Auch der CassiniOrbiter hat mit seiner umfangreichen Ausstattung an wissenschaftlichen Instrumen­
ten viele neue, teils revolutionäre Erkenntnisse in Bezug auf Saturn und seine Monde
geliefert. Neues Wissen brachte etwa der
Flug durch die Saturn-Ringe. Dabei stellte
sich heraus, dass diese nicht primär aus Eis,
wie früher angenommen, sondern überwiegend aus Staub bestehen. Darüber hinaus
wurde eine ungewöhnlich hohe Konzentration von atomarem Sauerstoff am Rand der
Ringe entdeckt. Zudem wurden zwei neue
Monde aufgespürt, die bislang nicht bekannt waren. Auch lieferte Cassini Bilder
des ­Saturn-Mondes Phoebe: Diese zeigen
einen sehr alten Himmelskörper, der im
Wesentlichen aus Eis besteht und mit einer
meh­rere Hundert Meter dicken Schicht aus
dunklerem Material bedeckt ist.
Die Oberfläche von Phoebe weist eine große
Zahl von Einschlagkratern auf, was von
­einigen Wissenschaftlern als Hinweis da­
rauf gesehen wird, dass der Mond ein Überbleibsel aus der Entstehungszeit des Sonnensystems vor rund 4,5 Milliarden Jahren
ist. Manche Krater besitzen einen Durchmesser von bis zu 50 Kilometern und haben
die Oberfläche massiv umgestaltet. Aufgrund dieser und vieler weitere Entdeckungen wurde die Cassini-Huygens-Mission
mehrfach verlängert, aktuell ist ihr Ende
für 2017 geplant. „Dank Cassini bleiben wir
nun für längere Beobachtungen und Analysen vor Ort. Mit Huygens werden wir noch
einen Schritt weiter gehen und nicht nur in
eine außerirdische Atmosphäre vordringen, sondern auch in eine Atmosphäre, die
der frühen Erde ähnelt“, erklärte Professor
David Southwood, ESA-Wissenschaftsdirek­
tor, anlässlich des Erreichens der Umlaufbahn. „Dies bedeutet, dass wir mehrere
Milliarden Jahre in unsere Vergangenheit
zurückblicken, um einem der hartnäckigsten Geheimnisse unseres Kosmos auf den
Grund zu gehen, nämlich der Entstehung
des Lebens.“ 45
mehr wissen
Was wäre,
wenn …?
Frühling steht für Aufbruch, Offenheit und
Wandel. Er inspiriert dazu, die Gedanken
schweifen zu lassen, den Blick zu weiten, die
ureigenen Wünsche und Bedürfnisse zu erforschen, das Unmögliche zu denken … kurz,
die Frage zu beantworten: Was wäre, wenn ich
einen Wunsch frei hätte?
46
Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde
ich mir wünschen, dass ich mit meiner
­besten Freundin Emma dieses Jahr in eine
Schulklasse komme.
Mia Kromayer, 6, Kindergartenkind
TEXT jan uphues
Für mich persönlich wichtig sind ein
erfülltes Familienleben, viele echte
Freunde, Gesundheit und Zufriedenheit. Für uns alle wünsche ich mir
­sozialen Frieden und ein Leben frei
von Zukunftsängsten.
Rainer Saalfeld, 58, Gas- und
Wasser-Installateurmeister
Auf einem Fleckchen Grün, umgeben von Wäldern,
ziehe ich mich auf meinen Pferdehof zurück. Als kleines
Familienunternehmen pflanzen mein Mann und ich
unser eigenes Gemüse und Obst, während der Nachwuchs inmitten von Pferden, Hunden, Katzen und
Hühnern groß wird.
Daria Zygowski, 29, Projektmanagerin
Mein Herzenswunsch ist ein
Haus in meiner Lieblingsstadt
Istanbul direkt am Bosporus in
Beykoz. Ich liebe es, mich dort
vom Klang und Rhythmus der
Stadt treiben zu lassen und die
Sonne zu genießen. Ein Hund
dazu wäre nicht schlecht.
Yasemin Uygun, 29,
Kommunikationsberaterin
mehr wissen
Mein Wunsch wäre, dass unsere
Kinder auf dem Arbeitsmarkt ­
etwas mehr Sicherheiten hätten –
und dass meine Ehe weiterhin
so erfüllt und vertrauensvoll bleibt.
Das ist nicht selbstverständlich.
Ursula Porta, 58,
Verwaltungsfachangestellte
Ich hätte gerne meine eigene Bar an der Binnenalster –
es wäre eine Kölschbar mit viel Karnevalsmusik im
­Hintergrund. So könnte ich mir ein Stückchen meiner
zweiten Heimat Köln nach Hamburg holen.
Andreas Schalow, 34, Finance Manager
Ich stelle mir die Wolken, die ich von oben
sehe, immer ganz weich und wattig vor.
­Natürlich weiß ich, dass das real nicht geht –
aber ich würde gerne mal einen Tag auf
so einer Wolke Platz nehmen, mich treiben
lassen und mir alles von oben anschauen.
Nicola Weber-Krings, 43,
Flugbegleiterin
Seit ich einmal Fotos von den Seychellen gesehen
habe, möchte ich unbedingt einmal für drei Wochen
dorthin. Ein Freund von mir war kürzlich dort und
er fand es traumhaft.
Silke Faßbender, 43, Bautechnikerin
Als großer Israel-Fan möchte ich auf
einer großen Reise durch die Wüste
Negev wandern, im Toten Meer baden
und die Steine der Klagemauer in der
Jerusalemer Altstadt berühren. Diese
Orte der biblischen Geschichte würden
mich sehr ergreifen und glücklich
­machen.
Jurek Szponar, 52,
Krankenpfleger
Mein Traum ist es, mal mit Take That als Tour­
friseur auf Konzertreise zu gehen. Anschließend
würde ich mit meiner Tochter und dem vielen
Geld, das ich dann habe, eine Rundreise durch die
USA machen.
Sebastian Minderjahn, 31, Friseurmeister
47
mehr wissen
SUMMER IN THE CITY
Ausflüge gehören zum Sommer wie Freibad, Grillabende und
Erdbeereis. Damit keine Minute der wertvollen Freizeit für die
Ideensuche draufgeht, haben wir schon mal fünf Gute-LauneGaranten zusammengestellt. Und für alle, die sich nicht entscheiden können, ob Sport oder Kultur, drinnen oder draußen –
unser Tipp: einfach alles ausprobieren!
TEXT SILKE BUTKE
Anseilen im Baumwipfel
48
Dreifachswing, Snowboardrutsche, Kletterwand – mit Highlights wie diesen lockt der Profi-Parcours im Abenteuerpark
Immenstaad am Bodensee. Doch nicht nur Könner kommen
dort auf ihre Kosten. Insgesamt gibt es elf verschiedene
Kletterwege, vom grünen Parcours für Kids ab sieben über
den Labyrinth-Parcours bis hin zum Schwarzen Parcours
für absolute Profis. „Björns Welt“ bietet zudem kleineren
Kindern zwischen fünf und sieben Jahren die Möglichkeit,
in Begleitung ihrer Eltern erste Kletter-Erfahrungen zu
­machen. Ein sportlicher Spaß für die ganze Familie.
www.abenteuerpark.com
Abtauchen im Revier
Wer Industriekultur schätzt, wird den Tauch-Gasometer im
Landschaftspark Duisburg lieben. Der ehemalige Gasbehälter der Hochofenanlage dient heute als künstliches Tauchrevier. In dem 13 Meter tiefen Becken können auch Anfänger
beim Schnuppertauchen auf Entdeckungsreise gehen:
Statt Katzenhaien und Korallen gibt es hier ein künstliches
Riff, ein Schiffswrack, einen Kleintransporter und sogar
ein Cessna-Propellerflugzeug.
www.tauchrevier-gasometer.de
mehr wissen
AUFSCHAUEN
ZU DEN GIGANTEN
Dinosaurier – welches Kind ist nicht fasziniert von ihnen?
In Sachsen können kleine und große Besucher die urzeit­
lichen Giganten in Lebensgröße bestaunen. Der Saurierpark Kleinwelka bei Bautzen zeigt mehr als 200 bis
ins kleinste Detail liebevoll modellierte Dino-Plastiken
in freiem Gelände. Darunter der berühmte Tyranno­
saurus Rex und der 15 Meter hohe Brachiosaurus. Ein
besonderes Highlight ist die Themenwelt zum Jura-­
Zeitalter. ­Unter dem Titel: „Im Reich der Giganten“ werden
dort sieben urzeitliche Szenen mit 80 Dinosauriern
­präsentiert. Der als besonders familienfreundlich ausgezeichnete Park bietet zudem verschiedene Erlebnisstationen, eine vielfältige Gastronomie sowie abwechslungsreiche Spielwelten.
www.saurierpark.de
Annähern an die Kunst
Warum nicht einfach mal durch ein Museum radeln? Im Kröller-Müller
Museum ist das nicht nur erlaubt, sondern sogar Teil des Konzepts.
Mitten im Nationalpark „De Hoge Veluwe“ bei Arnhem gelegen, schafft
die Sammlung eine unkomplizierte Verbindung von Kunst und entspanntem Freizeitspaß: Der Skulpturengarten mit Plastiken vom
19. Jahrhundert bis zur Moderne lässt sich bequem per Rad erkunden.
Rund 1.700 weiße Drahtesel stehen dafür an den Eingängen des Parks
bereit. Alternativ bieten sich dem Besucher 5.500 Hektar Natur mit
Heideflächen, Kiefernwäldchen, Buchen- und Eichenalleen – ebenfalls
sehenswert.
www.kmm.nl
Austoben im maisfeld
Was vor 15 Jahren als Geheimtipp startete, hat sich mittlerweile zur
Sommerattraktion für die ganze Familie gemausert: das Maislabyrinth
in Jersbek bei Hamburg. In diesem Jahr öffnet der natürliche Irrgarten
am 14. Juli wieder seine Pforten. Kleine und große Ratefüchse sind
dann wieder aufgerufen, querfeldein das Maisrätsel zu lösen und mit
dem gesuchten Kennwort den Maistresor zu knacken. Während der
­Suche sorgen Kleinkünstler für Unterhaltung und das Maisgespenst
wird sicher dem ein oder anderen einen wohligen Schauer über den
­Rücken jagen. Stärkung gibt es an der Beachbar, die mit leckeren Speisen und Getränken lockt. Bis zum 26. September ist die vom Stadt­
magazin PRINZ zur „Kinder Top Location 2011/2012“ gekürte Anlage in
diesem Jahr geöffnet.
www.einlabyrinthimirrgarten.de
49
besser leben
JEDEM SEIN
EIGENES REICH
Ein Trend aus den Niederlanden erobert Deutschland. Der Anbieter Camelot erfüllt seinen „Hauswächtern” Wohnträume für kleines Geld – allerdings auf Zeit. Drei Beispiele aus dem Land, wo
das Prinzip groß geworden ist.
TEXT DIANE SELLENMERTEN
fotografie JÖRG LETZ
50
D
ie ersten Tage tanzte Annemarie
Janssen durch ihr neues Zuhause. Ihr
war einfach danach, wenn sie den
Treppenaufgang mit den bodenlangen
Fenstern betrat und die 17 Zimmer erkun­
dete. Oder sie trat mit ihrem Mann Dennis
Melgert auf den Balkon und spielte König
und Königin. Das Paar wohnt, vielmehr residiert in einem Herrenhaus in Rotterdam
auf 600 Quadratmetern – und zahlt 480 Euro
im Monat dafür. Die Agentur Camelot
macht es möglich. „Wir vermitteln Immobilien, die noch auf ihren Käufer warten
und in der Zwischenzeit vor Vanda­l ismus,
Einbruch und Hausbesetzung geschützt
werden“, sagt Karsten Linde, der Camelot
derzeit nach Deutschland bringt. „Mitmachen können verantwortungsvolle Berufstätige, die einmal in besonderem Flair wohnen möchten und flexibel sind.“ Denn die
Hauswächter lassen sich auf eine Kündigungsfrist von vier Wochen ein und müssen die Immobilie schonen: keine Partys,
keine Familien, keine Haustiere. Mit Kaufinteressenten kann Camelot jederzeit hereinschneien, ein Kontrollbesuch pro Monat ist
Pflicht.
Einschränkungen, die Annemarie Janssen
und Dennis Melgert gern in Kauf nehmen.
Für sie ist das Camelot-Prinzip eine Philosophie. „Wir wollen frei sein und Spaß haben“,
sagt Dennis Melgert. Vor zwei Jahren lebten
die beiden noch in einem eigenen Häuschen
in Friesland, bis sie in der Wirtschaftskrise
ihre Jobs verloren. Sie verkauften ihr Eigentum, entrümpelten radikal und reisten ein
paar Monate um die Welt. Im Anschluss
­d aran war klar: Konventionell will das Paar
nicht mehr leben. Nach einem ersten Kompromiss als Hauswächter auf dem Land
­h atten sie das Glück, in die weiße Villa umziehen zu dürfen – nur schnell musste es
gehen, binnen 48 Stunden.
Jetzt wohnen der 39-jährige Sozialarbeiter
und die 42-jährige Haushaltshilfe in einem
originellen Gebäude. Außen neoklassizistisch, innen modern-funktional. Flügeltüren sucht man hier vergeblich, denn zuletzt
diente ihre Bleibe als Nervenanstalt. Im
ehemaligen Behandlungszimmer machen
es sich die beiden heute vor dem Fernseher
gemütlich. Das Paar besitzt so wenige Dinge, dass es nur zwei der zehn Zimmer be-
BESSER LEBEN
51
besser leben
52
wohnt. „Viele Freunde finden uns verrückt“,
erzählt Annemarie Janssen. „Sie halten an
Haus, Job und Besitz fest. Wir haben gemerkt, dass man im Leben nichts planen
kann, und leben seitdem im Hier und Jetzt.
Das befreit ungemein.“ Die beiden sind
i nnerlich auf dem Sprung zur nächsten
­
Camelot-Unterkunft. Insgeheim – so verraten sie – hoffen sie aber, zumindest bis zum
Ende des Sommers wie Royals durch den
Park „ihres“ Herrenhauses zu schreiten.
Amsterdam zum Spottpreis
Vielleicht haben die Rotterdamer ja so viel
Glück wie Bart Korthals. Der 25-Jährige bewohnt nun schon seit zweieinhalb Jahren
für 190 Euro die Hälfte eines alten Deichgrafenhauses bei Amsterdam. Für CamelotVerhältnisse eine lange Zeit. Die meisten
Bewohner bleiben durchschnittlich ein
Jahr. Vorher lebte er schon in einer Polizeistation inklusive authentischer Gefängniszellen im Keller und in einem Bürokomplex
„Wir haben gemerkt, dass man im Leben
nichts planen kann, und leben seitdem
im Hier und Jetzt.“
Annemarie Janssen und Dennis Melgert
mitten in der City. „Mich faszinieren un­
gewöhnliche Gebäude“, sagt er, der selbst
als Immobilienmakler arbeitet. Ausschlaggebend war für ihn aber der Preis. Nach dem
Studium fand er keine günstige Wohnung
in Amsterdam, wollte aber nicht pendeln
und auch nicht auf Platz verzichten. Jetzt
lebt er mit seiner Freundin auf 200 Quadratmetern in historischen Gemäuern aus
dem 17. Jahrhundert, in denen nicht nur
eine ­
Reihe Deichgrafen, sondern auch
schon Schriftsteller gelebt haben. „Wenige
Meter vom Ijsselmeer entfernt und 15 Minuten von der Innenstadt, das ist für Normalverdiener in Amsterdam unerschwinglich“,
sagt er. 20 Euro pro Quadratmeter sind in
der zehntteuersten Stadt der Welt keine
­Seltenheit.
Der Sparpreis ist mit ein Grund, warum nun
schon 10.000 Menschen europaweit nach dem
Camelot-Prinzip leben – in Schlössern, Bürogebäuden, Schulen, ja sogar in einem Gefängnis und einem ehemaligen Bordell. Anfang
der 1990er-Jahre gründete Camelot-Erfinder
Joost van Gestel als einer der Ersten eine Hauswächter-Agentur. „Damals ging es nicht bloß
um knappen Wohnraum, sondern um eine
Lösung, der Hausbesetzer-Szene zu begegnen“, erzählt Karsten Linde. Nach damaligem
Recht durfte jedes Gebäude, das länger als
ein Jahr leer stand, legal besetzt werden. Die
Eigentümer mussten sich kostspielig wieder
einklagen. „Durch die Hauswächter war ihre
Immobilie geschützt. Nicht nur vor Eindringlingen, sondern auch vor dem Verfall“, sagt
Linde. „Gebäude, die regelmäßig beheizt wer-
besser leben
„Camelot gibt mir die
Möglichkeit, unabhängig zu leben.“
54
Babs van der Graaf
den, setzen seltener Schimmel an und behalten so ihren Wert.“
Auch beim Haus von Bart Korthals merkt man
das Alter nur an einigen charmanten Details.
An der Haustür gibt es noch die Möglichkeit,
mit einem schweren Messing-Türklopfer auf
sich aufmerksam zu machen. Auf dem Dach
befindet sich eine Sturmglocke. Und im Dachgeschoss hat der Besucher das Gefühl, auf
hoher See unterwegs zu sein: Der Boden hat
einen halben Meter Schlagseite. Bis auf dieses
kleine Manko sind die Wohnräume in einwandfreiem Zustand. Trotzdem ist die Bleibe
für Bart und seine Freundin nur ein Übergang: „Ein eigenes Häuschen wäre schon toll.
Wir sparen schon einmal darauf hin.“
Einmal Prinzessin
Das Gebäude, in dem Babs van der Graaf
lebt, kennt jedes Kind in Drunen. Früher
verbrachten Familien ihre Wochenenden
im Freizeitpark „Het Land van Ooit“ und
begegneten Märchenfiguren im pinken
Schloss. Die 34-Jährige hatte selbst einmal
dort gejobbt als Schülerin. Seit seiner
Schließung 2007 wartet der Park auf einen
Käufer und Camelot lässt ihn bewachen. Die
Plätze im Kleinmädchentraum waren heiß
begehrt und wurden damals im Radio verlost. „Ich war erst einmal enttäuscht, weil
mir ein langweiliges Verwaltungsgebäude
zugeteilt wurde“, erzählt Babs van der
Graaf, doch vor einem Jahr durfte sie nachrücken. „Wow, das ist mein eigener Park?“,
war ihr erster Gedanke beim Anblick des
Areals. 34 Hektar Garten gehören zum
Schloss, das sie sich mit zwei anderen Hauswächtern teilt. „Camelot gibt mir die Möglichkeit, unabhängig zu leben.“ Bevor sich
die freiberufliche Flötistin für diese Lebensart entschieden hat, wohnte sie nach
dem Studium für den Übergang bei ihren
Eltern. Für 185 Euro monatlich kann sie als
Hauswächterin auf eigenen Beinen stehen
und sich in Ruhe eine Existenz als Künstlerin aufbauen. Auch ein Vorteil: Sie hat nicht
nur jede Menge Platz, sondern auch gleich
das richtige Ambiente für ihre Berufung:
Wer kann schon von sich behaupten, gleich
im Theatersaal zu proben? Mehr zu Camelot unter de.cameloteurope.com
BESSER LEBEN
Klein, aber
fein – ecosign
1992 war die Idee geboren, 1994 startete das erste Semester: Vor
annähernd 20 Jahren gründete Karin-Simone Fuhs die Akademie
ecosign in Köln, die deutschlandweit einzige Bildungseinrichtung für
nachhal­tiges Kommunikations- und Produktdesign.
TEXT jan uphues
fotografie ecosign, simon dirsing, thomas schorn
Frau Fuhs, setzt die Akademie ecosign
mit dem Thema Nachhaltigkeit einen
Trend oder folgt sie dem Trend?
Der Zeitgeist hat uns eingeholt. Als wir die
Schule gegründet haben, war Nachhaltigkeit noch überhaupt kein Thema, weder in
der akademischen Designerlehre noch in
der freien Wirtschaft. Dabei ist das Lehrkonzept im Grundsatz das gleiche geblieben – aber erst seit ein paar Jahren werden
wir als innovativ wahrgenommen.
Was hat Sie damals zur Gründung motiviert?
Ich bin in Kairo aufgewachsen und wurde
dort schon als Kind mit extrem unterschiedlichen Kulturen und riesigen sozialen Unterschieden konfrontiert. Als ich
nach Deutschland kam, fand ich einen
konsumorientierten Lebensstil vor, mit
­
­wenig Bewusstsein für die sozialen Probleme in anderen Ländern. Schon das hat mich
sehr geprägt. Als ich später mein Designstudium begann, lernte ich nur, wie man
Produkte und etwa Werbemittel so gestaltet, dass sie sich gut vermarkten lassen. Das
hat mir nicht gereicht. Die Konsequenz war
für mich, diese Schule zu gründen.
Was lernen die Studenten bei Ihnen, was
sie anderswo nicht lernen können?
besser leben
56
„Für uns bedeutet Nachhaltigkeit, in komplexen
Zusammenhängen zu denken und zu handeln.“
Karin-Simone Fuhs
Designer, die heute starten, müssen sehr
komplex denken können. Sie müssen verschiedene, teilweise gegenläufige Anforderungen in Einklang bringen. Ein Beispiel:
Sie möchten ein fair gehandeltes Bio-T-Shirt
designen und auf den Markt bringen. Sie
bekommen fair gehandelte Baumwolle aus
Bio-Anbau. Irgendwann stellen Sie fest,
dass der Stoff während seiner Verarbeitung
zweimal um die Welt geflogen ist – eine
­verheerende Öko-Bilanz. Ein nachhaltiger
­Designer muss so etwas im Blick behalten
und diese Probleme lösen können.
Theorie und Praxis vereint:
In den Räumen der Akademie
sind Arbeiten der Studenten
­ausgestellt
Reicht das, um ein ecosign-Designer zu
sein?
Nein, es gibt viele übergeordnete Lernziele.
Fast die Hälfte der Fächer ist Theorie, etwa
Kulturwissenschaften und Philosophie. Die
Studenten sollen lernen: Wer bin ich und
wie denke ich? Durch eine danach einsetzende Selbstreflexion kommen viel bessere
Arbeiten zustande. Uns geht es nicht nur
um Ausbildung, sondern auch um die Bil-
dung der Persönlichkeit. Das gibt es sonst
an keiner Designschule. Wir sind zudem die
Einzigen in Deutschland, bei denen Nachhaltigkeit integraler Bestandteil der Lehre
ist und nicht nur schmückendes Beiwerk.
Ist dieses Konzept nicht etwas zu schöngeistig für die heutige Arbeitswelt?
Nein, ganz im Gegenteil. Heute werden
­Urteilsvermögen und konzeptionelles Den-
Ecosign-Gründerin
und -Direktorin
Karin-Simone Fuhs
ken verlangt, egal ob man etwa in einer
Agentur arbeitet oder als Freiberufler einem
Kunden gegenübersteht. Das verlangt Bildung, Wissen um Zusammenhänge und
Selbstreflexion. Wer nur Fähigkeiten auf
einzelnen Gebieten hat, indem er etwa bestimmte Computerprogramme beherrscht,
kann nicht als Führungskraft Verantwortung in übergeordneten Prozessen übernehmen.
Wie definieren Sie Nachhaltigkeit?
In der öffentlichen Wahrnehmung wird
meist nur ein Aspekt gesehen, nämlich der
ökonomische. Er besagt, dass wir der Erde
nicht mehr Rohstoffe entnehmen sollten,
als zur gleichen Zeit nachwachsen. Für uns
besteht Nachhaltigkeit aus drei Säulen:
Ökonomie, Ökologie und Soziales. Allerdings lassen sich diese drei Säulen nicht
fein säuberlich trennen, sondern sie stehen
in einem komplexen Wechselverhältnis.
Alle drei wollen wir hier am Institut nicht
nur vermitteln, sondern leben.
Wie tun Sie das konkret?
Nur ein paar Beispiele: Unsere Wände sind
mit Ökofarben gestrichen, wir beziehen ausschließlich grüne Energie. Unser Papier ist
recycelt. Wir haben Bewegungsmelder, damit das Licht nicht lange in Räumen brennt,
in denen sich keiner aufhält. Auch eine
Feng-Shui-Beratung haben wir gehabt. Für
einige mag sich das sehr ungewöhnlich anhören, aber wir sehen es als ein Angebot, mit
dem man sich geistig beschäftigen kann. Es
ist aber kein Dogma. Wir möchten unsere
Studenten informieren, ihr Bewusstsein
und ihr Urteils- wie Reflexionsvermögen
erweitern. Ein Dogma würde viele gedank­
liche Freiheiten einschränken.
Ecosign nimmt konstant nicht mehr als
rund 50 Studenten pro Jahr auf und hat so
nicht mehr als 250 insgesamt. Warum?
Auch das hat einen Nachhaltigkeitsaspekt.
Ich habe mich in den ersten Jahren nach der
Gründung, als wir schnell wuchsen, mit den
Prozessen der Gruppendynamik beschäftigt. Mir ist aufgefallen, dass wir bei mehr
als 250 Studenten immer weniger persönlich gesprochen haben, es kippte ins Ano­
nyme. Seitdem haben wir diese Maximalzahl
festgelegt, denn auf direkte Feedbacks in
kleineren Gruppen legen wir viel Wert.
KLEIN, ABER OHO
ecoPOWER 1.0 gewinnt den Deutschen
Nachhaltigkeitspreis 2011
Nachhaltigkeit steht auch bei Vaillant ganz weit oben
auf der Agenda. Das zeigt zum Beispiel der Gewinn des
Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2011, mit dem das
­Familienkraftwerk ecoPOWER 1.0 ausgezeichnet wurde.
Eine renommierte Fachjury wählte das Mikro-Kraft-Wärmekopplungssystem für Einfamilienhäuser auf den ersten
Platz in der Kategorie „Deutschlands nachhaltigste Produkte/
Dienstleistungen“. Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis prämiert Unternehmen, die vorbildlich wirtschaftlichen Erfolg
mit sozialer Verantwortung und Schonung der Umwelt verbinden und damit besonders den Gedanken einer zukunftsfähigen Gesellschaft fördern. Schirmherrin der begehrten
Auszeichnung ist Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel.
besser leben
Grill gut – alles gut!
Sommer und Grillen gehören einfach zusammen.
Besonders viel Spaß macht das Spiel mit dem
Feuer mit diesen hochwertigen Accessoires.
TEXT SARAH MEISENBERG
Spiel ohne Feuer
Hersteller: Selecta
Preis: ca. 150 Euro
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Früh übt sich, wer ein guter Griller werden möchte. Mit
dem großen Holz-Spielgrill von Selecta können auch
schon die Kleinen den perfekten Umgang mit Grillzange,
Gemüsespieß und Kohle im Kinderzimmer üben. Der
Kindergrill hat alles, was auch ein echter hat: vom
­herausnehmbaren Rost bis zu den Rädern zum Ziehen.
­Natürlich alles ohne Feuer – dafür aber mit viel Spaß
und Fantasie.
www.selecta-spielzeug.de
Markier Dein Tier
Hersteller: Michelin Besteckfabrik
Preis: ca. 12 Euro
Der eine will Geflügel, der andere lieber Rind. Wenn das marinierte
Fleisch erst einmal auf dem Grillrost brutzelt, wird es manchmal schwierig mit der Zuordnung. Wer wollte noch mal was? Und
­welches Stück liegt jetzt schon länger drauf? Mit den Grill-Brandeisen
­MICHELANGELO aus der Michelin Besteckfabrik kann man seinem
Stück Fleisch ein individuelles Branding verpassen und damit gleich
die Besitzansprüche klarstellen.
www.michelin-besteckfabrik.de
Besser Leben
Fackeln im Wind
Hersteller: blomus
Preis: ca. 37,50 Euro
Für ein stilvolles Ambiente sorgen diese Fackeln aus Edelstahl und Hartholz. 1,45 Meter ragen sie gen Himmel und
weisen so jedem Gast den Weg zur Feier. In einer lauen
Sommernacht kann man damit ganz auf elektrisches Licht
verzichten: Grill-Romantik pur!
www.myblomus.de
Klein, aber oho!
Hersteller: Klein & More
Preis: ca. 79 Euro
Der kompakte Laptop-Grill nimmt keinen Platz weg und lässt sich
­bequem überallhin mitnehmen. Der integrierte Griff sorgt für den praktischen Transport, das elegante Design für den nötigen Stil. So verschwendet man keine Zeit beim Aufbau, sondern kann sich gleich den
kulinarischen Köstlichkeiten widmen. Ideal für Outdoor-Spezialisten
und Wohnmobil-Urlauber. Selbst auf den einzigartigen Kohlegeschmack
muss nicht verzichtet werden. Einfach Rost auflegen und die Holzkohle
kann glühen!
www.kleinundmore.de
FEINES vom Fass
Hersteller: Eva Solo
Preis: ca. 1.215 Euro
Stilvoll grillen – das geht mit dem Designer-Grill-Fass von Eva
Solo. Der stylishe Kohlegrill macht sich besonders gut bei der
Grillparty auf der großen Sonnenterrasse. Der Grill bringt nicht
nur Gourmetwürstchen und Garnelenspieße auf den Punkt. Einmal angezündet, eignet er sich auch als geschmackvolle F
­ ackel,
die bei den Partygästen garantiert für romantische Stimmung
sorgt.
www.evasolo.com
Hasenpost
von Emos, Hexen und Straight Edges
Im Dschungel jugendlicher Subkulturen
TEXT SABINE SCHRÖR
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Ich glaube, ich werde alt. So richtig gemerkt habe ich das neulich,
als mein Ältester seinen 17. Geburtstag feierte. Als gute Mutter
brachte ich ihm und seinen Gästen ein Tablett mit Schnittchen in
den Partykeller. Dabei fragte ich den leicht pickeligen ­Kapuzenpulli,
der etwas derangiert neben meinem Sohn an der Bar lehnte, ob das
nicht eine coole Fete sei. Ich erntete ein verächtliches Lächeln und
die Antwort: „Nimm Rentner-Bravo und geh hartzen.“ Was so viel
heißt wie: „Nimm dir deine Apotheken Umschau und leg dich aufs
Sofa“, wie mir mein Filius später – unter uns – erklärte. Ich ging
dann nicht hartzen, sondern zur Bushaltestelle, um mit meinem
Liebsten ins Kino zu fahren. Während wir warteten, be­obach­teten
wir eine Gruppe Jugendlicher, die sich neben uns lautstark unterhielt. „Der Justin ist doch voll Emo“, schnaubte einer. „Quatsch, du
bist Emo! Justin ist Straight Edge!“, konterte ein in farbenfrohe,
mittelalterlich anmutende Gewänder gehülltes Mädchen. „Ey, Hexe,
das checkst du voll nicht“, erwiderte der vermeintliche Emo beleidigt. Mein Mann und ich schauten uns verständnislos an – und ich
sehnte mich plötzlich zurück in die 1980er Jahre. Damals war die
Welt noch in Ordnung. Dafür sorgten einige wenige, dafür aber klar
erkennbare Schubladen, in die man seine Alters­genossen stecken
konnte. Da war der konformistische, stets frisch geföhnte und gebügelte Popper. Leicht zu erkennen an der charakteristischen Pony­
frisur, die meistens mindestens ein Auge verdeckte und gerne lässig-­
arrogant nach hinten geworfen ­w urde. Sein Gegenstück: der Punk.
Anarchisch, schrill und laut zeigte er gern und oft den Mittelfinger
und hatte ansonsten null Bock auf gar nichts. Daneben tummelten
sich noch wenige weitere Typen, zum Beispiel der düster-melancholische Gothic oder der Jutebeutel tragende Öko. Doch das waren
sie dann auch schon im Großen und Ganzen, die jugendlichen Subkulturen der goldenen Achtziger. Heute dagegen herrscht das reinste
Chaos: Gefühlte Hundertschaften unterschiedlicher Gruppierungen bevölkern Schulen, Clubs und Einkaufszentren. Zum Beispiel
der Emotional Hardcore, kurz Emo. Er steht zu seinen weichen Seiten, ist gut zu seinen Mitmenschen und legt großen Wert darauf,
die Dinge auszudiskutieren. Eng verwandt ist der Straight Edge,
allerdings mit starker Tendenz in Richtung Askese. Nicht trinken,
nicht rauchen, kein Sex vor der Ehe lauten die moralischen Werte,
an denen er sein Leben ausrichtet. Hedonistischer sind die Raver
unterwegs, die ihr Leben ganz klar an ihrer Lieblingsmusik ausrichten und physische Durchhänger nach durchtanztem Wochenende gern mal mit ein wenig frischer Energie in Pillenform bekämpfen. Losgelöst von solch irdischen Vergnügungen dagegen
sind die Junghexen. Sie kommen mystisch daher, glauben an die
heilenden Kräfte der Natur und der Spiritualität und versuchen
damit wohl, sich den Anforderungen unserer technisierten, schnelllebigen Welt ein Stück weit zu entziehen.
Wie auch immer, die heutige Jugend zeigt viele Facetten. Von angepasst bis revolutionär, von leistungsorientiert bis lustbetont. Aber
eins haben sie alle gemeinsam: Irgendwann werden auch sie älter und
müssen sich mit der nächsten und übernächsten Generation herumschlagen. Dieser Gedanke gibt mir Kraft und hält mich aufrecht,
wenn ich wieder mal von so einem durchgepiercten, halbwüchsigen
Exzentriker, der sich als mein Sohn ausgibt, höre: „Mutter, willste
schon wieder nach Münzmallorca?“, wenn ich mir gegen die Altersdepression ein wenig künstliche Sonne gönnen möchte.
IMPRESSUM Herausgeber (V.i.S.d.P.) Vaillant Deutschland GmbH & Co. KG, Julia Narwark und Marcus Scherf, Berghauser Straße 40, 42859 Remscheid Konzeption und Realisation Ketchum Pleon GmbH, Düsseldorf
Chefredaktion Sabine Schrör Projektleitung Anke Heuser Art Direktion Isabel Schaller Autoren dieser Ausgabe Silke Butke, Leonie Kitscha, Sarah Meisenberg, Ulrich Nitsche, Jan Ritterbach, Sabine Schrör, Diane Sellenmerten, Werner Tewes,
Jan Uphues Fotos Ute Kaiser (S. 10–16), Jörg Letz (S. 50–54) Produktionsüberwachung Stefanie Strieker Lithografie Digibox, Düsseldorf Druck Druckstudio GmbH, Düsseldorf Bildnachweis wwww.christofschlaeger.de (S. 29),
www.dedon.de (S. 38), Depositphotos: S. 35, ecosign, Simone Dirsing, Thomas Schorn (S. 55–57), www.einlabyrinthimirrgarten.de (S. 49), www.etenders.london2012.com (S. 20), www.evasolo.com (S. 59), fotolia: (S. 48), www.garpa.de (S. 39),
iStockphoto: (Titel, S. 2, S. 4–9, S. 19–26, S.31, S.36, S. 40–49, S.60), www.kleinundmore.de (S. 59), www.kmm.nl (S. 49), www.loom-living.de (S. 39), www.michelin-besteckfabrik.de (S. 58), www.miniwiz.de (S. 29), www.myblomus.de (S. 59),­
www.myhumancomputer.blogspot.com (S. 29), www.nasa.gov (S. 40), www.os2-designgroup.de (S. 28), www.proidee.de (S. 38), www.recyclingdesignpreis.org (S. 28), www.saurierpark.de (S. 49), www.selecta-spielzeug.de (S. 58), www.skia.de (S. 39)
Der Herausgeber hat sich bis Produktionsschluss intensiv bemüht, alle Inhaber von Abbildungsrechten ausfindig zu machen. Personen und Unternehmen, die möglicherweise nicht erreicht wurden und Rechte an verwendeten Abbildungen beanspruchen,
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Eine Verwertung des urheberrechtlich geschützten Magazins und aller in ihm enthaltenen Beiträge und Abbildungen, insbesondere durch Vervielfältigung oder Verbreitung, ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung der Vaillant GmbH unzulässig
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