Buergerforum AiA_Rede BM
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Buergerforum AiA_Rede BM
Eröffnungs-Rede zum Bürgerforum des Modellprogramms "Aktiv im Alter" am 01.04.2009 in der Marienschule Ich begrüße Sie alle ganz herzlich zum Bürgerforum des Modellprogramms "Aktiv im Alter". Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, in das Förderprogramm "Aktiv im Alter" des Ministeriums für Generationen, Familie, Frauen und Integration in NRW aufgenommen zu werden. Dies ist sicher nicht zuletzt auf das Projekt "Gestaltung des demographischen Wandels in Euskirchen" zurückzuführen – ich komme später noch darauf zurück. In NRW haben sich 61 Kommunen für eine Förderung beworben, 27 davon - darunter die Kreisstadt Euskirchen - werden als Modellkommunen durch das Bundes- bzw. durch das Landesfamilienministerium mit insgesamt 10.000 EUR bis Ende 2009 gefördert. Als ausgewählte Modellkommune hat die Stadt Euskirchen nun die einmalige Gelegenheit, ihre Seniorenarbeit auf eine noch breitere Basis zu stellen. Euskirchen ist schon heute weitgehend eine „seniorengrechte“ Stadt. Das Wohl der Euskirchener Seniorinnen und Senioren liegt mir sehr am Herzen. Aufgrund der demographischen Entwicklung wird der Anteil der Älteren in unserer Gesellschaft immer weiter zunehmen: Heute ist jeder 4. Euskirchener Bürger älter als 60 Jahre, 2025 wird es jeder 3. sein. Die Zahl der über75jährigen steigt sprunghaft an, bis 2020 ist in dieser Altersgruppe mit einem Zuwachs von über 40% zu rechnen. Noch vor 2020 werden dann die geburtenstarken Jahrgänge (ab Ende 50er und die 60er Jahre) in die Altersgruppe der über 60jährigen hineinwachsen. Dann wird auch die Altersgruppe der 60-75jährigen sprunghaft ansteigen. Dies verursacht enorm steigende Bedarfe bei den Seniorinnen und Senioren, auf die die Stadt Euskirchen mit dem Projekt „Gestaltung des demographische Wandels“ aktiv reagieren will. Parallel zur Alterung der Gesellschaft werden immer weniger Kinder geboren. Seit dem Pillenknick um 1970 fällt jede Generation um etwa 1/3tel kleiner aus als die Elterngeneration. Um die Bevölkerung stabil zu halten, müsste jede Frau durchschnittlich im Laufe ihres Lebens 2,1 Kinder bekommen. Mit dem Pillenknick Anfang der 70er Jahre ist dieser Wert schlagartig auf 1,4 Kinder pro Frau zurückgegangen und hat sich seitdem auch nicht erholt. Auch in Euskirchen liegt dieser sogenannte FertilitätsIndex nur unwesentlich höher als im Bundesdurchschnitt (13,7%). Seit 2005 gibt es in Euskirchen weniger Geburten als Sterbefälle (in 2007: 22 Sterbefälle mehr als Geburten). [Diese Entwicklungen haben dazu geführt, dass 1975 in Euskirchen auf 100 unter20jährige noch 57 über60jährige kamen, 2005 gab es schon mehr über60jährige als unter20jährige (106 auf 100), und das Verhältnis wird sich bis 2020 noch weiter auseinander entwickeln: 2020 werden 134 über60jährige auf 100 unter20jährige kommen. Anders ausgedrückt: 1975 kamen ca. 3 über60jährige auf 5 unter20jährige, 2020 werden 4 über60jährige auf 3 unter20jährige kommen.] Die Alterung ist keine neue Entwicklung, stellt uns aber vor große Herausforderungen – sowohl die Kommunalverwaltung als auch die ganze Gesellschaft. 2 Ich setze mich dafür ein, dass der demographische Wandel in Euskirchen aktiv gestaltet wird und auch die Chancen, die er bietet, genutzt werden. Um der Wichtigkeit dieses Themas gerecht zu werden, wurde auf Beschluss des Rates zum 01.03.2008 Frau Stephanie Burkhardt als Demographie-Beauftragte der Stadt Euskirchen eingestellt. Sie ist mir als Stabsstelle direkt unterstellt. Der Initiative von Frau Burkhardt ist es zu verdanken, dass die Stadt Euskirchen in das Modellprogramm „Aktiv im Alter“ aufgenommen wurde. Sie betreut das Modellprogramm federführend jedoch in enger Zusammenarbeit mit der Seniorenbeauftragten Frau Heinen. Bei der Gelegenheit möchte ich darauf hinweisen, dass Frau Burkhardts Aufgabengebiet nicht zu verwechseln ist mit der Funktion der Seniorenbeauftragten Frau Heinen aus dem Fachbereich 6. Frau Burkhardt beschäftigt sich mit allen Aspekten des demographischen Wandels: von Kindern, Jugend und Familie, über Bildung und Arbeitswelt - auch mit der Alterung der Gesellschaft und den Senioren. Aus diesem Grund überschneiden sich bei meinen beiden Mitarbeiterinnen die Arbeitsfelder im Bereich Seniorenarbeit zwangsläufig. Dabei ergänzen sie sich jedoch sehr gut, wie sich beim Modellprogramm "Aktiv im Alter" deutlich zeigt. Gemeinsam mit der eingesetzten Lenkungsgruppe haben sie den Fragebogen entwickelt und das heutige Bürgerforum organisiert. Mein Dank gilt den Mitgliedern der Lenkungsgruppe, die zum Teil ehrenamtlich tätig sind: Herrn Rudolf Crämer, Herrn Karl-Heinz Beck, Herrn Hubert Dobers, Frau Rebekka Oostendorp, Herrn Winfried Rick und Herrn Carl Schlesinger. Seit den Sommerferien 2008 beschäftigen sich vier DemographieArbeitskreise damit, ein Maßnahmen- und Handlungskonzept zum demographischen Wandel zu erarbeiten: die Demographie-Arbeitskreise… 3 • Kinder- und Jugendfreundlichkeit • Bildung • Arbeitswelt • Euskirchener Senioren Meine Demographiebeauftragte Frau Burkhardt wird darüber später berichten. Mittlerweile haben die Arbeitskreise je 8mal getagt, eine Stärken- und Schwächen-Analyse durchgeführt und Ziele für die weitere Entwicklung Euskirchens definiert. Der Entwurf des von den DemographieArbeitskreisen erarbeiteten Konzeptes zum demographischen Wandel wird in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am 30.04.2009 erstmals vorgestellt und beraten werden. Diese Arbeit, insbesondere die Ergebnisse des Demographie-Arbeitskreises Euskirchener Senioren, kommen dem Modellprogramm "Aktiv im Alter" jetzt zugute. Der Demographie-Arbeitskreis Euskirchener Senioren hat festgestellt, dass für Senioren in Euskirchener sehr viel geboten wird: So viel, dass selbst den Demographie-Arbeitskreis-Mitgliedern nicht alle Freizeit-, Informationsund Unterstützungs-Angebote bekannt waren. Diese Erkenntnis hat dazu geführt, dass ich Ihnen heute vorschlage, bei den weiteren Projekten im Modellprogramm "Aktiv im Alter" einen Schwerpunkt auf die Weitergabe von Informationen für Senioren zu legen: Wie sind Seniorinnen und Senioren am besten zu erreichen? Wie kann das umfangreiche Angebot für Seniorinnen und Senioren transparenter gemacht werden? Der Einsatz welcher Medien ist dafür sinnvoll? 4 Bereits im Oktober 1995 hat die Stadt Euskirchen erkannt, dass ältere Menschen in gesellschaftlicher und politischer Hinsicht mehr eingebunden werden müssen. Der „Runde Tisch“ - der heutige Arbeitskreis Seniorenarbeit - wurde ins Leben gerufen. Im Arbeitskreis wird nicht nur erörtert und diskutiert, sondern es wird sich auch der Belange der älteren Bevölkerung angenommen und Freizeitaktivitäten werden organisiert. Der Arbeitskreis besteht z.Z. aus 32 Vertretern der Wohlfahrtsverbände, der politischen Gremien, der kirchlichen Seniorenarbeit, der Bildungseinrichtungen und der Seniorenheime. Kurze Zeit später, im Oktober 1996, wurde die Koordinierungsstelle für Seniorenfragen bei der Stadt eingerichtet. Sie ist für die Geschäftsführung des Arbeitskreises Seniorenarbeit und für die Zusammenarbeit der örtlichen Seniorenorganisationen zuständig sowie Ansprechpartnerin für hilfesuchende Seniorinnen und Senioren. Das Seniorentelefon mit der einfach zu merkenden Durchwahl 222 wurde eingerichtet. Die Seniorenbeauftragte, Frau Heinen, bietet unter anderem regelmäßig das Seniorenkino in Zusammenarbeit mit dem Kinocenter Galleria an. Durchschnittlich 180 Seniorinnen und Senioren treffen sich zunächst bei Kaffee und Kuchen, um anschließend gemeinsam einen Kino-Film zu sehen. Zum Ende der heutigen Veranstaltung werden wir unter den Teilnehmern des Bürgerforums 10 Freikarten für das Seniorenkino verlosen. Ich bitte Sie, dazu im Laufe des Abends den Rückmeldebogen, der gleichzeitig als Los dient, auszufüllen. Die kommunalpolitische Senioren-Arbeit findet im Ausschuss für Schulen, Generationen und Soziales statt. 5 Ein wesentlicher Faktor der demographischen Entwicklung ist die Tatsache, dass wir immer älter werden. Im Durchschnitt steigt die Lebenserwartung mit jedem Jahr um weitere 3 Monate. Gleichzeitig bleiben wir länger fit und gesund. Senioren, die heute in Rente gehen, können im Schnitt mit einer weiteren Lebensdauer im Rentenalter von 20 bis 25 Jahren rechnen. Das ist viel Zeit! Gleichzeitig haben die Seniorinnen und Senioren ein großes Erfahrungswissen, sowohl was ihre Berufstätigkeit als auch was soziale Kompetenzen betrifft. Viele Rentnerinnen und Rentner sind heute schon damit befasst, ihre Potentiale in freiwilligem Engagement und Ehrenamt in die Gesellschaft einzubringen. Sie übernehmen Verantwortung und leisten einen wichtigen Beitrag zum Funktionieren des Gemeinwesens. In Euskirchen Seniorenorganisationen, die nur gibt es durch eine Vielzahl bürgerliches von Engagement handlungsfähig sind. Hierzu zählen die Angebote der Seniorenclubs in der Innenstadt sowie in den Außenorten, die Angebote der ZWAR-Gruppe, des Vereins „Älterwerden in Euskirchen“, des „Netzwerks offene Altenarbeit“ der evangelischen Kirche und einige mehr. Die vielfältigen Angebote finden Sie in dem Flyer „Senioren aktiv“, der (auf den Tischen?) ausliegt. Ich möchte diese Gelegenheit dazu nutzen, allen ehrenamtlich Tätigen für ihre Arbeit ausdrücklich zu danken! Auch für das Modellprogramm "Aktiv im Alter" ist das bürgerschaftliche Engagement eine wichtige demographischen Wandel Engagement heben zu Säule. Ziel wachsende und die ist es, Potential Seniorinnen das für und durch den ehrenamtliches Senioren bei entsprechenden Projekten, die sie interessieren, zu unterstützen. Dazu gehört auch die Bildung von Netzwerken untereinander. Die gesellschaftliche Teilhabe der Seniorinnen und Senioren wird unterstützt und das Miteinander der Generationen (Alt und Jung) gefördert. Deshalb 6 schlage ich für die weitere Projektarbeit im Modellprogramm eine intensive Beschäftigung mit diesem Thema vor: Welche Angebote für bürgerschaftliches Engagement gibt es schon in Euskirchen? Können die Projekte vernetzt werden? Was fehlt? Und wie können Ehrenamtliche gewonnen werden? Sie als Seniorinnen und Senioren sind aufgerufen, hier konkrete Projekte „von und für Senioren“ zu entwickeln. Herr Beck vom Netzwerk offene Altenarbeit (NOA) der evangelischen Kirchengemeinde wird im Verlauf des Abends die Ehrenamtsbörse „Feder“ als Beispiel für ein bereits laufendes Projekt in diesem Bereich vorstellen. Ich kenne den Wunsch vieler älterer Mitbürger, in gewohnter Umgebung weitestgehend selbstständig und zufrieden zu leben. Eine entsprechende Infrastruktur, aber auch Versorgungseinrichtungen des täglichen sowie des medizinisch-pflegerischen Bedarfs sind hierfür unbedingt notwendig. Das Thema „Wohnen im Alter“ wird daher sicher auch ein Handlungsfeld für die Entwicklung von Projekten im Modellprogramm sein: Welche Angebote gibt es in Euskirchen? Was fehlt? Welche Bedarfe haben Seniorinnen und Senioren an ihr Wohnen und an ihr Wohnumfeld? Und wie kann häusliche Pflege unterstützt werden? Euskirchen ist nicht nur eine seniorenfreundliche Stadt, sie fördert auch das Miteinander der Generationen. Dieses zeigt sich unter anderem am heutigen Veranstaltungsort, der auch Austragungsort des Seniorentages 2008 war. Die Zusammenarbeit mit der Jugend zeigt sich in der musikalischen Begleitung durch die Bläserklasse der Marienschule und in Form der technischen Hilfestellung. Hier einen herzlichen Dank an die Schülerinnen und Schüler der Bläserklasse unter Leitung von Herrn Luke und an den Schulleiter der Marienschule, Herrn Antwerpen. 7 Das Miteinander der Generation in unserer Stadt ist zwar schon gut, aber nichts ist so gut, dass es nicht noch besser werden könnte! Die Demographie-Arbeitskreise haben sich immer wieder mit diesem Thema befasst. Mit dem Modellprogramm "Aktiv im Alter" besteht nun die Möglichkeit, konkrete Projekte im Miteinander der Generationen zu entwickeln: Mit welchen konkreten Projekten kann der Dialog zwischen Alt und Jung gefördert werden? Wo und wie kann mehr Begegnung zwischen den Generationen stattfinden? Das Förderprogramm "Aktiv im Alter" läuft seit Ende 2008. Den ersten Schritt machte eine Bedarfsermittlung unter den Euskirchener Seniorinnen und Senioren. Heute findet das Bürgerforum statt, und im weiteren Verlauf ist die Entwicklung von konkreten Projekten „von und für Senioren“ geplant. In diesem Zusammenhang werden im Laufe des Jahres weitere Foren und Veranstaltungen stattfinden, die inhaltlich ausgerichtet werden an den Wünschen und Bedürfnissen der Euskirchener Senioren. Ich darf Sie in diesem Zusammenhang schon einmal hinweisen auf einen Kurs der vhs Euskirchen: In Kooperation mit der Stabsstelle Demographie findet dort am Samstag, dem 09.05.09, von 9-13 Uhr die Veranstaltung „Fit für das Ehrenamt“ statt. In kompakter Form werden dort Informationen Rahmenbedingungen über von die rechtlichen freiwilligem und Engagement organisatorischen gegeben. Die Teilnahme ist im Rahmen des Modellprogramms "Aktiv im Alter" entgeltfrei, jedoch wird aus organisatorischen Gründen um Anmeldung bei der vhs gebeten. (Flyer sind ausgelegt) 8 Ende Februar 2009 habe ich über 1.300 Euskirchener Seniorinnen und Senioren angeschrieben: 10 % der über 60 Jährigen in der Kernstadt und 10% eines jeden Ortsteils. Diese, nach dem Zufallsprinzip ausgewählten Bürgerinnen und Bürger wurden unter dem Motto „Wie wollen wir morgen leben?“ darum gebeten, einen vierseitigen Fragebögen auszufüllen, der sich mit (fast) allen Aspekten des Lebens im Alter beschäftigt hat. Die Befragung war selbstverständlich anonym und die Teilnahme freiwillig. Ziel war es, die Wünsche und Bedürfnisse älterer Menschen in Euskirchen zu ermitteln und Handlungsoptionen für unsere Stadt aufzuzeigen. Viele, der heute hier Anwesenden, sind angeschrieben und in diesem Zusammenhang zum Bürgerforum eingeladen worden. Ich möchte mich bei der Gelegenheit ganz herzlich über den regen Rücklauf bei Ihnen bedanken. Wir hatten einen Rücklauf von über 30%. Das ist für eine derartige Unfrage ein großer Erfolg! Frau Oostendorp, die als Studentin des Geogr. Instituts der Uni Bonn im Rahmen des Modellprogramms "Aktiv im Alter" an ihrer Diplomarbeit schreibt, wird im Folgenden die wissenschaftliche Auswertung der Fragebögen und die konkreten Ergebnisse der Befragung vorstellen. Sie plant im Rahmen ihrer Diplomarbeit auch Einzelinterviews. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich einige von Ihnen bereit erklärten, sich für ein persönliches Interview mit Frau Oostendorp zur Verfügung zu stellen. Auf dem Rückmeldebogen, den Sie beim Eingang erhalten haben, ist hierfür ein Kästchen zum Ankreuzen vorgesehen. 9 Heute, am „Tag der älteren Generation1“, möchte die Euskirchener Seniorinnen und Senioren zur Mitarbeit aufrufen: Bürgerinnen und Bürger, die Vorstellungen über die Zukunft älterer Menschen in Euskirchen haben, bekommen mit Hilfe der Projektgruppen, die aus dem heutigen Bürgerforum entstehen sollen, noch mehr Gelegenheiten ihre Wünsche zu äußern, mitzureden und mit zu entscheiden. Sie alle sind aufgerufen, sich in die Entwicklung von Projekten „von und für Senioren“ einzubringen! 1 Dieser Tag wurde in Deutschland 1968 durch die Kasseler Lebensabendbewegung (LAB) ins Leben gerufen. Seitdem wird an jedem ersten Mittwoch im April durch Aktionen und Veröffentlichungen auf die Rolle der Senioren in der Gesellschaft aufmerksam gemacht Der internationale Tag der älteren Generation wird auf Beschluss der Vereinten Nationen seit 1990 an jedem 1. Oktober begangen. 10