TuS Schladern - KreisSportBund Rhein

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TuS Schladern - KreisSportBund Rhein
„Sport für Flüchtlinge in NRW" Bewerbung des TuS 1913 Sehladern e.V.
Fußball fasziniert auf allen Kontinenten und verbindet Menschen verschiedenster Kul­
turen und Nationen - das hat die Weltmeisterschaft in Brasilien im vergangenen Jahr
eindrucksvoll gezeigt.
Fußball schweißt zusammen, beim Fußball spielt die Herkunft keine Rolle. Der Ein­
stieg in eine bestehende Mannschaft, in ein häufig komplexes Teamgefüge, fällt den­
noch oft schwer. Das gilt besonders für Flüchtlinge, die sich - herausgerissen aus ihrer
alten Heimat - hier bei uns völlig neu zurechtfinden müssen.
Deswegen möchte der TuS Sehladern mit dem Fußballprojekt „You are new in town?
With our soccer project you will quickly feel at home!" („Du bist neu im Ort? Mit unse­
rem Fußball-Projekt wirst Du Dich schnell zu Hause fühlen!") Flüchtlingen einen „bar­
rierefreien" Zugang zu einem der beliebtesten Hobbys der Welt ermöglichen, eine
„Willkommensstruktur" schaffen und Barrieren überwinden.
Das Training - geplant sind acht zweistündige Einheiten im Wochenturnus - wird Bou­
jemaa Allaoui, Trainer der Senioren-Fußballmannschaft des TuS Sehladern, überIhre Ansprechpartner:
TuS Sehladern 1913 e.V., Geschäftsführer Pierre Warisch, Sonnenhang 37, 51570 Windeck-Schladern
Tel. 0151 / 62602465, E-Mail: [email protected]
nehmen. Er kam in Marokko zur Welt und fand nach vier Profistationen auf drei Konti­
nenten den Weg nach Deutschland. Bei ihm verbinden sich Fußballverstand, interna­
tionale Erfahrung, eine offene Art und ein großes Sprachentalent. Aufgrund seiner
persönlichen Erfahrungen kann er sich optimal in die Situation der Flüchtlinge einfüh­
len.
Ausgelegt ist das Projekt auf Jugendliche/junge Erwachsene ab 16 Jahren, denn ge­
rade die fallen häufig durchs „Raster", weil Flüchtlingsprojekte z.B. häufig auf Kinder
ausgelegt sind.
Im Anschluss an das Projekt soll der Übergang in den „normalen" Senioren­
Trainingsbetrieb erfolgen, d.h. die Flüchtlinge, die Interesse haben, auch über den
Projektzeitraum hinaus regelmäßig Fußball zu spielen, werden in die bestehende Se­
nioren-Mannschaft integriert. Die ist dafür prädestiniert: Hier spielen bereits Jungs die
portugiesische, marokkanische, russische, italienische oder auch polnische Wurzeln
haben.
Honorarkosten fallen nicht an, lediglich Kosten für Trainigsmaterialien wie Bälle, Mar­
kierungshemden etc.
Wir möchten gerne mit dem geplanten Fußballprojekt einen Beitrag zur Integration der
Flüchtlinge in der Gemeinde Windeck leisten und würden uns über eine positive Nach­
richt sehr freuen. Beigefügt übersenden wir Ihnen das Bewerbungsformular sowie ein
2013 erschienenes „Portrait" unseres Trainers Boujemaa Allaoui und stehen für Rück­
fragen gerne zur Verfügung.
Mit sportlichen Grüßen
CA .
Uwe Kerper
2. Vorsitzender de TuS 1913 Sehladern e.V.
Ihre Ansprechpartner:
TuS Sehladern 1913 e.V., Geschäftsführer Pierre Warisch , Sonnenhang 37, 51570 Windeck-Schladern
Tel. 0151 / 62602465, E-Mail: gf@tus-1913 -schladern.de
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Ein blicke
M it dem Fu ßball um die Welt
Boujemaa Allaoui hat durch den Fu ßball viel gesehen und erlebt - ru nd um den
G lobus. Nach seiner Profi karriere in Marok ko, der Schweiz, Saudi-Ara bien und
Singapu r stieg er in der Sägerei bei Esch ma n nSta h l ein und ist heute Vorarbeiter.
STATIONEN ALS SPIELER
1988-1994 MAS de Fes (1. Liga, Marokko)
1994-1996 FC St. Gallen (1. Liga, Schweiz)
1996-1997 Al-Najma (1 . Liga, Saudi-Arabien)
1997-1998 MAS de Fes
(Aufstieg indie 1. Liga, Marokko)
1998-1999 Gombak United (1. Liga, Singapur)
1999-2002 SG 06 Betzdorf (Oberliga, Deutschland)
ab 2002
Spielertrainer beim TSV Dreisel und
beiFortuna lmhausen
Einblicke
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Stationen einer globalen Karriere in Afrika, Asien und Europa
Vier Profistationen auf drei Konti nenten
- trotz der G lobalisierung des Fußballs
kom men n u r wenige Kicker in ihrem Job
soweit auf der Welt heru m wie Boujemaa
Allaoui. Dass er heute bei EschmannSta hl
im oberbergischen G u m mersbach arbeitet ,
ist Zufall . Bereut hat er diesen Sch ritt nie.
Ü ber die Konta kte von Beratern wurden die
Vereine aus aller Welt i m mer auf den athle­
tischen Stürmer aus Ma rokko aufmerksa m.
Seine erste Station außerhalb der Heimat
war der schweizer Erstligist FC St. Gallen,
seinerzeit trai niert vom aus der Bu ndesli­
ga bekan nten Uwe Rapolder. Wie für viele
andere Spieler aus Afrika sollte dies das
Sprungbrett zu den großen Ligen und Clu bs
Europas sein. Doch Knieverletzungen und
die damit verbundenen Operationen warfen
diese Am bition im mer wieder zu rück.
So folgte ei n Gastspiel i n Saudi-Arabien,
bevor sich Boujemaa Allaoui entschied,
nach Marokko zurückzukeh ren, um seinem
zwischenzeitlich abgestiegenen Heimatver­
ein MAS de Fes wieder zu r Rückkehr i n die
Erstklassigkeit zu verhelfen. Hier hatte er
bereits in der Jugend gespielt, wä hrend er
noch zur Schule ging. Weil seine Leistu n­
gen gut genug waren, durfte er als Kind
auch seinem Hobby nachgehen, das später
zum Beruf wurde. „Das waren sehr professionelle Beding u ngen, schon im J u niorenbereich haben wir teilweise zweimal am Tag
trai niert", berichtet Boujemaa Allaoui aus
seiner Zeit als J ugendspieler.
Leben als Profi, als fußballerischer Welten ­
bummler und als Späteinsteiger ins „norma­
le" Berufsleben.
•
Speziell war auch die Station in Singapu r,
wo er neben Ein heimischen mit Profis aus
aller Welt i n einem Team spielte. Sprach­
barrieren gab es fü r Allaoui nicht. Die
wichtigsten Worte für den Alltag eignete er
sich von den jeweiligen Muttersprachlern
an. Seine guten Ken ntnisse i n Englisch,
Fra nzösisch und später Deutsch reichten
meistens oh nehin , u m sich zumindest mit
Hä nden u nd Füßen zu verständigen.
Der Versuch, nach Singa pur in Deutsch­
lands höchsten Spielklassen Fuß zu fassen,
scheiterte abermals wegen einer Kniever­
letzung. So wechselte er zur Ja hrta usend­
wende ins siegerländische Betzdorf in die
Oberliga Südwest, damals die vierthöchste
deutsche Spielklasse. Nach einigen weite­
ren Jah ren als Spielertrainer im u nteren
Amateurbereich beendete Boujemaa Alla­
oui seine aktive Verei nskarriere 2012.
Heute ist er Vorarbeiter in der Sägerei bei
Eschma n nSta hl. Im ESSENTIALS-Interview
auf der nächsten Seite spricht er über das
ESSENTIALS
Nr.112013
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Einblicke
„Spaß an der Arbei t
ist das Wi chtigste."
Im Interview berichtet Boujemaa Allaoui
über seinen Weg als Fußballprofi.
ESSE NTIALS: Herr Allaoui , nachdem Sie a uf drei Konti­
nenten professionell Fußball gespielt haben, arbeiten
Sie heute i n einem vergleichsweise gewöhn lichen Job.
Beschrei ben Sie, wie Sie letztlich bei Esch ma n nSta hl
gela ndet sind.
Sicher wa r das so nie vorauszusehen, als ich mit acht
Ja hren in Marokko began n, im Verein Fußball zu spie­
len. Der Weg führte mich über verschiedene Teams
dahin, wo ich jetzt bi n. In einer solchen Profi karrie­
re beei nflusst auch der Zufall, wo ma n landet. Wen n
ich nicht nach Betzdorf gewechselt wäre, dann würde
ich jetzt höchstwa h rschein lich nicht hier arbeiten.
So ka n n man das im mer weiter zurückdrehen. Viel­
leicht ist es auch Schicksal. Doch ganz gleich, wie
es gekom men ist: Ich bin froh, dass alles so ist und
fü hle mich sehr wohl im Unterneh men. Auch wen n
die Umstellu ng auf einen „normalen" Beruf zu nächst
schwierig war - heute ka n n ich mir mei n Leben oh ne
den Job nicht mehr vorstellen.
ESSENTIALS : Was ist i n Ihrem heutige n Job anders als
in der Zeit als Fußballer?
Natürlich gibt es einige Unterschiede. Aber gru ndsätz­
lich ist auch das Fußballspielen ei n Beruf, ei n Job,
dem ma n jeden Tag nachgeht. Klar ist es toll, sein
Hobby zum Beruf zu machen. Aber es gibt auch Tage,
an denen einem das Spiel zum Hals heraus hängt.
Fü r mich haben die positiven Seiten überwogen. Ma n
kommt i n der Welt heru m, lernt viele Menschen u nd
neue Sprachen ken nen. Wen n die Fa ns dem Tea m zu­
jubeln, ist das ein un beschrei bliches Gefü hl. Das sind
ganz besondere Momente, die man nie vergisst u nd
die ma n in einem regulä ren Beruf in aller Regel nicht
erleben da rf.
ESSENTIALS
Nr.112013
ESSENTIALS : Welche Momente oder Erlebnisse würden
Sie besonders hera usheben ?
Ganz oben auf der Liste steht ei n Treffen mit dem
ma rokkanischen König Moha mmed im Ra h men des
Pokalfinales. Diese Möglich keit hatte ich sicher n u r,
weil ich Fußballprofi wa r. Besonders stolz macht es
mich, wen n auch nach meiner aktiven Zeit in den
Medien über mei ne Erfolge berichtet wird. Da sieht
ma n, dass ma n Dinge erreicht hat, die einem niema nd
meh r neh men ka n n: Ma n ist beliebt u nd respektiert ,
in guter Erin neru ng. Das ist eine schöne Verga ngen­
heit. Heute habe ich meinen Platz bei Eschman nSta hl
gefunden und bin gena uso stolz auf das, was ich hier
erreicht habe.
ESSENTIALS : Was ha ben Ih re „zwei Karrieren " sonst
noch gemei nsa m?
Leistu ng wird belohnt. Als ich hier im Unterneh men
als Säger angefa ngen habe, wusste ich: Egal wie nett
die Kollegen sind - auf Da uer muss jeder seine Leis­
tung bri ngen. Dan n macht es auch Spaß, man fü hlt
sich, genau wie im Fußball, als Teil eines erfolgreichen
Teams. Wen n ma n mit einem Lächeln den Arbeitstag
begin nt, stra hlt das auf alle anderen ab. Spaß an der
Arbeit ist das Wichtigste. Kla r gibt es auch Konkur­
renzdenken, aber letztlich wollen alle das Beste fü r
die Ma n nschaft. Da ist jeder wichtig und man fühlt
sich z u Ha use. Dieses gute G efü h l gibt ma n mi r
hie r bei Esch ma n nSta hl - dafü r bi n ich insbesondere
den Kollegen Axel Maerevoet und Andreas Höller seh r
dan kbar.
ESSENTIA LS: Herr Allaoui , wi r da nken Ih nen fü r das
Gespräch .
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