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Thailands Papierindustrie auf Expansionskurs
20.03.2014
Wachstumsraten von 4 bis 5% erwartet / Nachhaltigkeit stärker im Blickpunkt / Von Waldemar Duscha
Bangkok (gtai) - Thailands Zellstoff- und Papierindustrie ist breit aufgestellt und profitiert von der regionalen
Integration und dem hohen Nachholbedarf in den Nachbarländern. Marktführende Unternehmen wie Double A
oder SCG Paper stocken ihre Kapazität auf, während Norske Skog als der größte Hersteller von Zeitungspapier
von der thailändischen Charoen Aksorn Group übernommen wurde. Bis 2016 soll der nationale Papierkonsum
um insgesamt 17% auf 4,6 Mio. Tonnen ansteigen. (Internetadressen)
Thailands Papier- und Zelluloseindustrie profitiert von einer reichen agrarischen Rohstoffbasis und dem stei­
genden Bedarf im Inland wie auch in den Nachbarländern. Die Umsetzung der vollen Wirtschaftsgemeinschaft
der Association of South East Asian Nations (ASEAN) fördert die Entwicklung als regionale Drehscheibe ab 2016
für eine Reihe überaus wettbewerbsfähiger Industriezweige, darunter auch Papier und Pappe. Und das beson­
dere Augenmerk gilt den Partnerländern Myanmar, Kambodscha, Laos und Vietnam in der Greater Mekong Sub­
region, welche deutlich niedrigere Reifegrade im Papier- und Druckgeschäft aufweisen.
Exportintensität beflügelt Branche
Begünstigt wird die Branche insbesondere von der hohen Exportintensität führender Industriebranchen wie zu­
vorderst dem Automobilbau, der Nahrungsmittelverarbeitung sowie der Elektro- und Elektronikindustrie. Im
Jahr 2012 belief sich Thailands Gesamtexport auf 229 Mrd. US$, was fast 63% des Bruttoinlandsprodukts (BIP)
entsprach. Dies generiert zweifellos eine bedeutende Nachfrage nach Verpackungsmaterialien aus Papier und
Karton.
Dieser vorteilhafte Hintergrund verhalf der Branche im vergangenen Jahrzehnt zu einem gewissen Wachstum in
Kapazität und Produktion, wenn auch längst nicht so stark wie in der Gesamtindustrie. Laut der Central Bank of
Thailand stieg der Manufacturing Production Index (MPI) für die gesamte Industrie vom Basisjahr 2000 bis 2012
von 100,0 auf 181,6 Punkte, während es der MPI für Papier und Papierprodukte nur auf 118,2 Punkte schaffte.
Zyklische Oszillationen prägen den Verlauf der Indexkurve, während Naturkatastrophen (Erdbeben in Japan,
Flutkatastrophe in Thailand) oder eine Abschwächung der Weltkonjunktur längere Talfahrten mit sich bringen.
Die gesamte Industriebranche zählt an die 3.000 Betriebe, überwiegend kleine und mittlere Unternehmen
(KMU). Die Industrievereinigung Thai Pulp and Paper Industries Association (TPPIA) zählt 28 Unternehmen, doch
sind nicht alle Großbetriebe Mitglied. Unternehmensdaten mit Angaben zu Produkten, Herstellung und Kapazi­
tät finden sich im "2010-2012 Directory" der TPPIA.
Bei Produkten differenziert die TPPIA zwischen Zellstoff und Papier, letzteres aufgeteilt in die fünf Rubriken
Kraftpapier, Druck- und Schreibpapier, Pappe, Zeitungspapier und Hygienepapier. Die Zeitreihe über den Fünf­
jahreszeitraum 2008 bis 2012 zeigte nur geringe Veränderungen. Bei Zellstoff (ausschließlich Kurzfaser) lag die
Produktion 2012 mit voraussichtlich 1,1 Mio. t gleich hoch wie 2008, während die Papierherstellung nur leicht
von 4,2 Mio. auf knapp 4,4 Mio. t (+3,0%) anstieg.
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Markt für Zellstoff und Papier 2012 (in 1.000 t)*)
Produkt
Kapazität
Produktion
Import
Export
Konsum
Zellstoff
1.242
1.107
448
104
1.452
Papier
5.132
4.385
994
1.035
3.920
Kraftpapier
3.053
2.624
179
349
2.254
Druck- und Schreibpapier
1.355
1.126
367
527
886
Pappe
458
390
114
10
463
Zeitungspapier
135
125
101
20
205
Hygienepapier
131
121
56
65
112
*) vorläufig
Quelle: TPPIA (September 2013)
Stärker zugelegt hat über den Zeitraum 2008 bis 2012 aber der Import sowohl bei Zellstoff (+19,8%) wie auch
Papier (+11,1%). Der Zellstoffimport besteht zu drei Vierteln aus Langfasern mit den Hauptlieferländern Kanada,
Schweden, Neuseeland und Südafrika. Thailands Gesamtexport verringerte sich hingegen, sehr ausgeprägt bei
Zellstoff (-46,1%) und etwas geringer bei Papier (-6,1%). Die wichtigsten Absatzmärkte sind VR China, USA, Ko­
rea (Rep.) sowie die ASEAN-Länder.
Branche wächst im Rhythmus des BIP
Bei ihren Prognosen für die kommenden drei Jahre (2014 bis 2016) setzt die TPPIA auf Wachstum. Bei Zellstoff
soll die Produktion bis 2016 auf 1,4 Mio. t, die Kapazität auf 1,6 Mio. t und der Konsum auf 1,7 Mio. t ansteigen.
Bei Papier wird bis 2016 eine leichte Erhöhung der Kapazität auf knapp 5,3 Mio. t antizipiert, während der Kon­
sum aber kontinuierlich stark auf 4,6 Mio. t zulegen soll. Für den Zeitraum 2012 bis 2016 ergäbe sich somit ein
Zuwachs des Papierkonsums um insgesamt 17%.
Prognose zum Papiermarkt 2016 (in 1.000 t)
Produkt
Kapazität
Konsum
Überschuss
Kraftpapier
3.068
2.580
488
Druck- und Schreibpapier
1.374
1.086
288
Pappe
484
565
-81
Zeitungspapier
218
244
-26
Hygienepapier
141
139
2
Gesamt
5.285
4.614
671
Quelle: TPPIA
Führende Unternehmen gehen davon aus, dass die Branche im Prinzip im Rhythmus des BIP wachsen wird. Inso­
fern Thailand für die kommenden Jahre durchweg Zuwachsraten von 4 bis 5% unterstellt werden, wäre somit
auch der langfristige Marktausblick positiv. Den Inlandsmarkt beliefern Dutzende von größeren lokalen Papier-
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und Zellstoffbetrieben, angeführt von SCG Paper und Double A. Zu den größeren regionalen Papierlieferanten
zählt vor allem die in Singapur registrierte Asia Pulp and Paper mit mehreren Produktionswerken in der Region,
darunter auch Indonesien und VR China.
Marktführer bei Zellstoff ist Double A mit einer Jahreskapazität von 560.000 t, danach folgen Phoenix Pulp &
Paper (235.000 t), Panjapol Pulp Industry (110.000 t), SCG Paper (105.000 t), Environment Pulp & Paper (100.000
t) und Siam Cellulose (86.000 t). Bei Kraftpapier dominieren die Unternehmen Thai Kraft Paper Industry
(600.000 t), Hiang Seng Fibre Container (500.000 t), Siam Kraft Industry 380.000 t), Panjapol Paper Industry
(300.000 t), Thai Cane Paper (285.000 t) und Asia Kraft Paper (240.000 t). Bei Druck- und Schreibpapier führt
auch wiederum Double A (550.000 t) vor Thai Paper (293.000 t) und Phoenix Pulp & Paper (200.000 t), die beide
Tochterunternehmen von SCG Paper sind. Bei Pappe liegt die Thai Union Paper Industry (157.00 t) vorn, bei Zei­
tungspapier Norske Skog (135.000 t) und bei Hygienepapier stehen Berli Jucker Cellox (41.910 t) und KimberlyClark Thailand (37.000 t) an der Spitze.
Papierhersteller auf Expansionskurs
SCG Paper produziert Zellstoff, Schreib- und Druckpapier, Verpackungspapier sowie Wellpappe und verbesserte
2011 den Umsatz um 6% auf umgerechnet rund 1,4 Mrd. Euro. Der Aktionsradius schließt zunehmend auch Groß­
anlagen in anderen ASEAN-Ländern wie Malaysia, Singapur, Philippinen und vor allem Vietnam (Vina Kraft Pa­
per, Alcamex Packaging) ein. Gemeinsam mit der Nippon Paper Group errichtet SCG Paper für umgerechnet
rund 70 Mio. US$ eine Anlage für maschinengeglättetes MG-Papier in Thailand, wobei Nippon Paper mit 55% die
Mehrheit am Joint Venture hält.
Ebenfalls auf Expansionskurs befindet sich Double A. Bei Druck- und Schreibpapier wird die bisherige Jahreska­
pazität von 620.000 t mit der neuen Advance Paper Mill 3 um weitere 220.000 t aufgestockt. Überdies sicherte
sich die Gruppe auch ein gewichtiges Standbein in Myanmar. Gegen vier internationale Mitbewerber gewann
Double A die Ausschreibung für den Betrieb der Papiermühle in Thapaung in der Region Ayeyarwady - wie es
heißt wegen des höheren Beschäftigungseffekts und der geringeren Umweltbelastung. Aktuell beschäftigt die
Mühle 1.800 Arbeitskräfte. Zusätzlich ist eine neue Papieranlage für 300 Mio. US$ mit einer Jahreskapazität von
300.000 t geplant. Der meist verwendete Rohstoff in Myanmar ist Bambus.
Die norwegische Norske Skog Group verabschiedete sich im November 2013 aus Thailand als ihrem letzten
Standort in Asien. Der größte Produzent von Zeitungspapier wurde für 1 Mrd. Baht (B; circa 23 Mio. Euro; 1 Euro
= 43,7 B) von der Charoen Aksorn Group (CAS) übernommen, einem thailändischen Hersteller von Druckereibe­
darf. Laut der Tageszeitung Bangkok Post war der über die letzten vier Jahre auf 70 Mio. B akkumulierte Verlust
für den Ausstieg verantwortlich, während der jetzige Eigentümer mit der umfirmierten CAS Paper Mill zum
größten Hersteller von Andruckpapier avancieren will.
Thailands Bedarf an Andruckpapier für die Tageszeitungen beträgt 230.000 t pro Jahr. Die Hälfte bestreitet die
CAS Group, die aus Korea (Rep.), USA und Schweden importiert, während der Rest aus der Anlage von Norske
Skog in Singburi kam. Die Industriegruppe erwartet für 2014 einen Umsatz von 2,5 Mrd. B, wobei sich der Anteil
des Papierzweigs von 50 auf 65% erhöhen soll. CAS selbst will nochmals rund 250 Mio. B in neue Drucktechniken
investieren zwecks Senkung von Kosten und Produktpreisen.
Gewinn durch Umweltfreundlichkeit
Der Aspekt der Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit ist in den letzten Jahren stärker in den Blickpunkt der
größeren Unternehmen und ihrer Branchenvereinigung TPPIA gerückt. Pressemeldungen zufolge sollen mehrere
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Zellstoff- und Papierhersteller bemüht sein, mehr umweltfreundliche Geschäftspraktiken einzuführen, um ne­
gative Publizität zu vermeiden.
Aufmerksamkeit erzielte beispielsweise Double A mit ihrem Papierprogramm Khan-Na (deutsch: Grad). Das Pro­
gramm involviert rund 1,5 Mio. Reisbauern in der Pflanzung von Bäumen in den Leerflächen zwischen den Reis­
feldern, was den Farmern zusätzliche Einkommen generiert. Nach eigenen Angaben werden jährlich 390 Mio.
Bäume gepflanzt, die 6,7 Mio. t CO2-Ausstoß absorbieren, während der Abfall als Biomasse zur Energieerzeu­
gung in den eigenen Papiermühlen genutzt werde. Mit Khan-Na gewann Double A im Jahr 2011 den "Asia Corpo­
rate Responsibility Award for Poverty Alleviation".
Auch SCG Paper bemühte sich um die Einführung umweltfreundlicher Produkte. Darunter finden sich beispiels­
weise "grüne" Wellkartonagen mit einem geringeren Papiereinsatz oder eine neue Papierform aus ausschließlich
recyceltem Papier, zertifiziert vom Forest Stewardship Council. Überdies sind die meisten Großanlagen in der
Erzeugung erneuerbarer Energien durch eigene Biomasseanlagen engagiert.
Für die Reduktion von CO2 und anderen Grünhausgasen (GHG) wurden drei Carbon Footprint-Projekte für Pro­
dukte, Industrien und Organisationen initiiert. Immer mehr Produkten wurde ein "Green Label" verliehen, das
durch das Thai Industrial Standards Institute (TISI) und das Thai Environmental Institute (TEI) implementiert
wurde. Überdies sind laut TPPIA bereits zehn Zellstoff-und Papierhersteller nach dem Umweltstandard CSRDIW zertifiziert (Corporate Social Responsibility - Departement of Industrial Works), der nach dem Standardzer­
tifikat ISO 26000 ausgerichtet ist. Verantwortlich für Effizienzsteigerungen im Recycling von Papiermaterialien
ist der Thai Pulp and Paper Industry Club unter dem Industrieverband Federation of Thai Industries (FTI) in Ko­
operation mit dem Umweltinstitut Thailand Institute of Packaging and Recycling Management of Sustainable
Environment (TIPMSE).
Internetadressen:
The Thai Pulp and Paper Industries Association - TPPIA (http://www.hktdc.com )
Thai Corrugated Packaging Association (http://www.thaicorrugated.com )
Association of Suppliers to the Paper Industry - ASPI (http://www.aspinet.org )
Federation of Thai Industries - FTI (http://www.fti.or.th )
Thailand Institute of Packaging and Recycling Management of Sustainable Environment - TIPMSE (http://
www.tipmse.or.th/en/ )
Wilma Knipp | © GTAI
KONTAKT
Wilma Knipp
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