der meister des horrors - YPoM – Young People on Move
Transcription
der meister des horrors - YPoM – Young People on Move
YPoM – Young People on Move Usteriweg 1, 8803 Rüschlikon, 044 772 81 42, [email protected], ypom.ch Muck's Kolumne Der Meister des Horrors, Sept. 05 Ein Schaudern packt mich. Die Welt rund um mich herum verblasst immer mehr, verschwindet im Nirgendwo. Es gibt nur noch mich und meine Lektüre, die ich bibbernd und zitternd in den Händen halte. Das nackte Grauen springt mir schwarz auf weiss gedruckt ins Gesicht, bohrt sich in meinen Augen fest. Um etwas Schutz zu gewinnen rolle ich meinen Rücken zusammen, winkle die Beine an und drücke meine Nase noch näher an das Papier heran, ohne auch nur ein einziges Mal aufzublicken. Gefesselt, gefangen in den Gedanken eines Autors, der das ganze Horror-Genre im Kollektiv als Barbie-Bilderbuch erscheinen lässt. Nein, bestimmt, ich übertreibe nicht, denn ich weiss, wovon ich rede: Ich habe „Es“, „Stark“, „Carry“ und so ziemlich alles, was mir vom so genannten Meister des Horrors, Steven King, in die Händen gefallen ist, gelesen und mir die düstersten Streifen spätabends in der Glotze zu (Un)gemüte geführt. Doch seit ich mir im Sommer die EvangelisationsComics von Chick reingezogen habe, muss ich mit Baldrian-Tee und Internetselbstanwendungs-Psychologie meine Nerven erden. Herkömmliche Horrorliteratur mit Chick zu vergleichen ist etwa das Selbe, wie Heroin mit verdünntem Koffein-frei-Kaffee. Glaubt mir, noch nie wurde das Böse so fies, hinterhältig und abartig beschrieben wie in diesen Traktaten. „Falsche Freunde“ lauern überall und warten nur auf eine Gelegenheit, einem das Feuer heiss zu machen und selbst Gott ist bei Chick - entschuldigung für die harte Wortwahl - ein XXX. Die Chick-Evangelisten lassen keine Gelegenheit aus, Angst und Schrecken zu verbreiten und wollen alles in die Hölle werfen, was nicht nach superevangelikal stinkt: Katholiken, Liberale Evangelische, gemässigt evangelikale Evangelische, Evangelikale, die mit gemässigt Evangelikalen verkehren und natürlich alle Götzenanbeter und Heiden. In einem farbigen Sammelband von rund 100 Folgen, wird detailliert und in packenden Einzelschicksalen aufgezeigt, wie die erwähnte Meute des Satans Folterprogramm zu durchlaufen hat. Und jedes Mal hört man dabei im Hinterkopf noch das grimmige Lachen des Autors: „He, he selbst schuld!“ Es ist die Vision des Grauens, die es in ihrer Abartigkeit locker mit Marlyn Manson aufnehmen kann. Ich bin überzeugt: Solche christliche Evangelisations-Literatur wird sich zum ultimativen Geheim-Tipp für alle Splatter-Fans entwickeln. Die Autoren indes, und das ist das Tragische an der Sache, nehmen ihre überdämonisierte Welt für bare Münze. Ihre Erde gleicht einem mitternächtlichen Geisterschloss. Meiner Ansicht nach, wären aber die Ghostbusters nirgends so bitter nötig wie im Hause dieser Angstprediger. Also, auf geht’s Geisterjäger: Zum Chick-Verlag, denn die guten Geister haben diese Clique längst verlassen! Euer Muck PS: Der Kolumnist ist im Übrigen nicht gegen Evangelisation, im Sinne des Wortes: „Die GUTE Nachricht bringen“, nur sieht seine Vorstellung davon ein wenig anders aus. Ich hoffe dies wird ein wenig klarer, wenn ihr auf unserer Homepage herum surft. www.ypom.ch, www.ypom.ch/support. Auf eigene Verantwortung: (http://www.chick-gospel.de/) 28.09.2005 $ YPoM ist ein selbstständiges Arbeitsgebiet des Cevi Schweiz