2012_03_10 Chris Rea
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2012_03_10 Chris Rea
Chris Rea LUX-Esch/Alzette, Rockhal, Main Hall, 10. März 2012 Kleiner Mann ganz groß Er hat auf jeder Tour Neues im Gepäck und bleibt dennoch unverwechselbar: Chris Rea, der kleine, große Gitarrist mit der rauchigen Stimme, stellt in der Luxemburger Rockhal sein neues Album "Santo Spirito Blues" vor und überrascht mit alten Hits in Rockversion. "Santo Spirito Blues" - Chris Rea hat sein erstes Studioalbum seit zehn Jahren nach einer Kirche in Florenz benannt. Das hat wohl mit dem spirituellen Ansatz des gesamten Projekts dieses Namens zu tun. Neben dem Album kann man in der Box auch zwei DVDs erwerben. Es sind experimentelle Feature-Filme (Regie und Soundtracks stammen von Chris Rea), in denen ein Matador den Stierkampf aus seiner Sicht beschreibt und sich in Florenz ein Mann auf die Suche nach der Wahrheit begibt. Schwere, mystische Kost und wohl als multimediale Fortsetzung seines künstlerischen Schaffens zu verstehen, nachdem sich Chris Rea nach seiner Krebserkrankung vor zehn Jahren auch schon der Malerei, der Grafik und der Literatur gewidmet hat. Songs, die ins Ohr gehen Dagegen ist der Songwriter musikalisch dem treu geblieben, was ihn vier Jahrzehnte lang ausgezeichnet und durch 30 Millionen verkaufte Alben reich gemacht hat: Ins Ohr gehende, herrlich groovende Songs zum Mitsingen, Tanzen und Träumen. Wie kein Zweiter schafft es Rea, unterschiedliche Musikstile wie Pop, Rock, Blues, Latin und Reggae zu vermischen und dennoch musikalisch unverwechselbar zu bleiben. Nach mehreren Blues-Projekten im vergangenen Jahrzehnt, die diese Bezeichnung nur bedingt verdient haben, muss man sich diesmal allerdings erst recht die Frage stellen, was dieser Zusatz im Titel zu suchen hat. Blues-Puristen ist die melancholische Rock-PopWohlfühlmischung des umtriebigen, mittlerweile 60-jährigen Musikers viel zu weichgespült. Blues-Rock wäre wohl treffender. Mit viel Schwung Dennoch: Vergleich man seinen Auftritt vom Samstag in Luxemburg mit dem von 2008 ("The Fabulour Hofner Blue Notes") kommt Rea viel schwungvoller und fetziger, ja fast schon rockig rüber. Das gilt nicht nur für seine neuen Songs, wie etwa "The Last Open Road" oder "Never Tie Me Down", sondern auch für Klassiker wie "Stony Road" und "Julia". Außerdem taut der sonst eher reservierte Künstler in der nicht ganz ausverkauften Rockhal auf: seine Fender-Gitarren wild schwenkend, auf der Bühne tänzelnd und steppend - so ausgelassen haben die etwa 5000 Besucher den kleinen, großen Briten selten gesehen. Text: Albert Follmann / Trierischer Volksfreund Der Funke sprang über Chris Rea auf „Santo Spirito Blues Tour“ – Etappe in der Rockhal Während die letzten Fans von Chris Rea noch schnell ihre Plätze in der bestuhlten, fast ausverkauften Rockhal einnahmen, begann am Samstagabend um Punkt 20 Uhr das „Santo Spirito-Blueskonzert“ des charissmatischen britischen Singer-Songwriters, der schon 2006 und 2008 in Esch zu Gast war. Durch die Bühnen-Leinwandshow katapultierte Chris Rea das Publikum virtuell nach Florenz: in jene Stadt, die ihn zum rezenten, kolossalen Werk inspiriert hat (bestehend aus drei CDs und zwei DVDs). Er interpretiert dabei den Song „The Last Open Road“ und seine typisch rauchige Stimme mit dem markanten, warmen Timbre sowie sein gekonntes Gitarrenspiel wussten sofort zu überzeugen. Von den 13 brandneuen „Santo Spirito-Songs“ sang er auf der Bühne aber nur dieses als Auftaktlied. Eigentlich komisch, trägt die Tournee ja eigens den Namen des Albums! Wahrscheinlich störte das niemanden, denn die weiteren 15 Songs des Konzertes waren ein kunterbunter Mix aus beliebten Melodien aus verschiedenen Schaffensperioden seiner 30-jährigen Karriere, die man immer wieder gerne hört: „Where The Blues Come From“, „Julia“, „Looking For The Summer“, „Easy Rider“, „Stony Road“, „Come So Far, Yet Still So Far To Go“, „The Road To Hell (Part I, Part II)“, „ On The Beach“, „Let’s Dance“ und viele mehr. Mit fünfköpfiger Band live gespielt, reich an gefühlvollen Slide-Gitarrenvariationen und mächtigen Klavoerbegleitungen, umrahmt von einer schlichten, aber effektvollen Lightshow, besitzen sie das gewisse Etwas, das sie grandios macht. Außerdem gab Chris Rea den Anschein, sich immer noch selber dabei zu amüsieren und stolz auf die Töne zu sein, die er, vor allem mit dem BottleneckZusatz an der linken Hand, seinen Gitarren entlockt. Chris Rea kam, spielte und ging: Dem Publikum gefiel’s! Foto Fabrizio Pizzolante Ob also einfühlsame Bluesballaden aus seiner postoperativen Zeit, in denen das Wort „pain“ ssich hauptsächlich auf physischen Schmerz bezieht, ob kitschiger Schmusepop aus seinen Debütalben, dem er mit groovig-rockigen Arrangements neues Leben schenkt, ob ReggaeDance – das Publikum genoss alles und wagte sich bei den Zugaben aus den Stühlen, um mitzuklatschen und sich im Rhythmus zu bewegen. Wortkarg Dabei sprach der wortkarge Brite während des Konzertes kein einziges Wort mit seinen Fans, bedankte sich nur mit breitem Lächeln, minimalen Gesten und Verbeugungen, doch der Funke sprang trotzdem über. Nicht nur Musik, Gestik und Lichtspiele verwendet er nämlich, um die richtige Atmosphäre zu schaffen, sondern als Allround-Künstler weiß er auch seine Malerei und seine Leidenschaft für Film und Dokumentation suggestiv einzusetzen. Gigantische, von ihm gezeichnete Gitarren, schmückten die Bühne, darunter seine beliebte Italia Maranello Classic-Guitar, mit der er seine Blues-Seele am besten auszudrücken pflegt. Auf der riesigen Leinwand bestärkten Videos die Aussagekraft der Songs: dramatisch die Szenen von Schrecken und Gewalt bei „The Road To Hell“, amüsant hingegen bei „Let’s Dance“ die Revue der tanzenden Menschen, von Hollywoodstar Gene Kelly bis zu akrobatischen Streetdancers. Spiritueller Abgang Kurz vor 22 Uhr endete das Konzert und somit auch die thematische Reise nach Florenz und die introspektive Suche nach der Wahrheit, die Chris mit seinen Fans geteilt hat: Eine Reise von der Piazza del Duomo bis ins Weltall und in andere Galaxien. Chris Rea verschwand hinter der Bühne, während vom Band seine Stimme mit dem Santo-Spirito Blues-Soundtrack „Somewhere Between The Stars“ weiter ertönte. Ein gelungener, ungewöhnlicher und recht spiritueller Abgang – hätte nicht schon während der Filmprojektion ein übereiliger Techniker sich vors Bild gesetzt, um seiner weniger metaphysischen Tätigkeit nachzugehn, nämlich Mikrofone abzubauen und Material wegzuräumen. Kurz darauf ging das Licht im Saal wieder an und die Besucher wurden abrupt zurück in die Realität versetzt. Text: Delia Pifarotti, Luxemburger Tageblatt OPROW