Kocher für den Outdooreinsatz BB_2013_05
Transcription
Kocher für den Outdooreinsatz BB_2013_05
Sicherheit/Ausrüstung Kocher für den Outdooreinsatz Von Georg Süsskraut Wer auf seiner Tour oder Expedition auf Eigenversorgung angewiesen ist, stellt sich umgehend die Frage, welcher Kocher und welcher Brennstoff für das geplante Vorhaben wohl am besten geeignet sind? Die Beantwortung dieser Frage hängt von vielen Randbedingungen ab. So kann man von vorneherein davon ausgehen, dass es den ultimativen Kocher für Camping, Rucksackreisen, Bergsteigen, Trekkingtouren und Expeditionen nicht gibt, sondern dass alle Systeme ihre Vorund Nachteile haben. Es gibt Kocher für feste, flüssige oder gasförmige Brennstoffe. Je nach Konstruktion und Brennstoff gibt es große Unterschiede hinsichtlich Preis, Gewicht, Packmaß, Brennleistung und Brenndauer, Wartungsund Reinigungsaufwand sowie Mitnahme im Flugzeug. Dies sind einige der Kriterien, die wir im folgenden betrachten wollen, wenn es um die Vor- und Nachteile der gängigen Systeme Gaskocher, Spirituskocher und Benzin- und Multifuelkocher geht. Gaskocher Gaskocher sind einfach zu handhaben, in der Regel wartungsfrei und sicher. Im Gegensatz zu Benzin- und Multifuelkochern sind Gaskocher sofort betriebsbereit, besser regulierbar und in der Regel leiser. Reinigungsarbeiten wie bei Benzinkochern sowie die Startprozedur entfallen. Die Brennleistung liegt unter der von Benzin- und Multifuelkochern, weshalb ein Windschutz besonders empfehlenswert ist. Gaskartuschen sind als Steck-, Schraub- und Ventilkartuschen überall in Europa und Nord-Amerika erhältlich. Am billigsten sind Steckkartuschen. Die Schraubkartuschen einiger Hersteller sind untereinander kompatibel, Ventilkartuschen gibt es nur von einem Hersteller (Campinggaz). Gängige Gaskartuschen enthalten in Gaskocher mit Zuleitung – Optimus Vega, Quelle: www.primus.se 10 der Regel ein Butan/Propan-Gemisch, um die Vor- und Nachteile beider Gase auszugleichen. Während Propan auch bei eisigen Temperaturen von ‑30 C° noch brennfähig ist, kann man Butan in der Kälte nicht verwenden, da es unter 0°C nicht mehr verdampft. Der Nachteil des Propans besteht darin, dass es einen höheren Druck braucht, um flüssig zu bleiben, was eine stärkere Kartuschenwand erfordert. Bei den meisten Systemen setzen die Brenner direkt auf der Kartusche auf. Gaskocher mit Zuleitung zur Kartusche haben den Vorteil, dass man die in eine Wärmequelle einpacken kann (Hände, Pullover, etc.). Etwas teurer sind kompakte Kochsysteme, die aus Gasbrenner, Topf und Deckel bestehen. Das teuerste Gerät, der Reactor Stove von MSR, ist dabei ein Sonderfall: Der Kocher kommt völlig ohne offene Flamme aus. Als Porenbrenner verbrennt hier das Gas in einem Metallschaum und produziert nur Strahlungswärme und Konvektionshitze. Absolute Windunempfindlichkeit zeichnet deshalb diesen Gaskocher aus. Einfacher Gaskocher – Campinggaz-bleut Micro Plus, Quelle: www.campingaz.com/de/ Die beliebtesten Spirituskocher kommen vom schwedischen Hersteller Trangia zu Preisen zwischen 35 und 75 €. Benzin- und Multifuelkocher Spirituskocher sind einfach zu bedienen, robust und leise. Sie bestehen im wesentlichen aus einem Brenner und einem Gestell, auf dem der Kochtopf sicher abgestellt werden kann. Nachteilig ist der geringe Heizwert des Spiritus (Ethanol), er beträgt ca. die Hälfte des Heizwertes von Benzin. Bei Minusgraden sowie dünner Luft ist der Kocher wenig leistungsfähig, der Spiritus muss vorgewärmt werden. Von Vorteil ist, dass Spiritus in der Regel auch im Ausland leicht zu beschaffen ist. Benzin- und Multifuelkocher werden häufig bei Expeditionen und beim Trekking eingesetzt. Die Kocher arbeiten mit Benzin, Petroleum, Kerosin, Dieselkraftstoff, Heizöl und/oder Flüssiggas. Da (abgesehen vom Flüssiggas) alle diese Brennstoffe vor der Verbrennung durch Erhitzen in den gasförmigen Zustand überführt werden müssen, sind dafür geeignete Kocher relativ kompliziert in Konstruktion und Handhabung. Die Inbetriebnahme dauert meistens länger als bei anderen Brennstoffen (Gas, Spiritus), da zunächst mit einer speziellen Pumpe in der separaten Treibstoffflasche ein Überdruck erzeugt werden muss. Die Verdampfung des Brennstoffs erfolgt in einem rohrförmigen Verdampfer, der sich unmittelbar vor der Düse befindet. Schließlich wird der Brennstoff im gasförmigen Zustand durch die Düse ausgestoßen. Um eine bessere Vermischung mit der Luft zu erreichen, wird Kompaktes Kochsystem (Gas) – Primuseta-solo, Quelle: www.optimus.se Windumempfindliches Spezialsystem (Gas) – der MSR Reactor-Stove, Quelle: www.msr-outdoor.de Preise: 30 bis 180 € Anbieter: Campingaz, Jetboil, MSR, Optimus Primus Spirituskocher Berliner Bergsteiger 05/2013 Sicherheit/Ausrüstung dieser Gasstrahl entweder durch ein Rohr mit seitlichen Bohrungen oder gegen eine Prallplatte geleitet. Zur Anpassung an die unterschiedlichen Eigenschaften von Benzin, Petroleum und Diesel werden bei Multifuelkochern wechselbare Düsen verwendet. Leider sind die verschiedenen Quellen in ihren Aussagen nicht ganz deckungsgleich. Nachstehend auszugsweise einige Beispiele aus den Voschriften: Preise: 50 bis 230 € Anbieter: Coleman, Juwel, MSR, Optimus Primus Die folgenden Güter dürfen auf keinen Fall im Passagiergepäck mitgeführt werden: Problemfall Flugreise Gaskocher Die Mitnahme von Gasflaschen und Gaskartuschen ist prinzipiell verboten, den Brenner darf man in der Regel mitnehmen. Man sollte sich vor einer Flugreise in jedem Falle informieren, ob am Zielort geeignete Gaskartuschen überhaupt erhältlich sind, sonst kann man den Brenner gleich zu Hause lassen. Benzin- und Multifuelkocher Hierfür gelten die Vorgaben der IATA, der International Air Transport Association. Ob ein Transport an Bord möglich ist und unter welchen Voraussetzungen, das entscheidet die jeweilige Fluggesellschaft. Richtet sich diese nach den IATA-Vorgaben, kann man den Kocher mit an Bord nehmen, aber nur, wenn man ihn zuvor von jeglichen Brennstoffresten gereinigt hat. Der Kocher muss außerdem geruchsfrei sein. Bei Benzinkochern lässt sich das folgendermaßen bewerkstelligen: Den Kocher gründlich ausbrennen lassen und dann Pumpe und Flasche abtrennen und alles getrennt voneinander gut lüften. Die Flasche sollte man dann mit Speiseöl füllen und das Öl durch Düse und Leitung pumpen; anschließend alle Ölreste gründlich entfernen und die Bestandteile des Kochers nach der Reinigung in Küchenpapier, Zeitung oder auch ein Handtuch wickeln. Dann packt man am besten jedes einzelne Teil einzeln in eine durchsichtige Plastiktüte. Robuster Spirituskocher, Quelle: www.trangia.se Berliner Bergsteiger 05/2013 Luftfahrtbundesamt: – Komprimierte, verflüssigte, unter Druck gelöste oder tiefgekühlte Gase (zum Beispiel Campinggas-Kartuschen) – Entzündbare Feststoffe und entzündliche Flüssigkeiten einschließlich selbstentzündlicher oder wasserreaktiver Stoffe (zum Beispiel Farben, Lacke, Verdünner, Streichhölzer) – Reiner Alkohol Lufthansa: Aus Sicherheitsgründen verbieten die Gesetze aller Länder die Mitnahme folgender Gegenstände im aufgegebenen Gepäck oder im Handgepäck: – Behälter mit Gasen, beispielsweise Reizgase, Selbstverteidigungsspray, Campingkocher – Behälter mit entflammbaren Flüssigkeiten, z. B. Feuerzeugbenzin, Farben, Lacke, Reinigungsmittel – Leicht entzündliche Stoffe, z. B. Streichhölzer – Substanzen, die bei Kontakt mit Wasser entflammbare Gase entwickeln Flughafen Frankfurt: Um Gefährdungen des Luftverkehrs auszuschließen, ist die Mitnahme von im Luftverkehr als gefährlich eingestuften Gegenständen verboten. Sofern bei der Reisegepäck-Kontrolle ein Gefahrgut im Röntgen-Gerät erkannt wird, wird dieser Gegenstand entnommen und ab einem geschätzten Wert von 50,00 € je Stück für maximal vier Wochen aufbewahrt. Benzinkocher – Coleman Sportster Petrol Stove, Quelle: www.coleman.eu/de/ Feuerzeug Gemäß der internationalen Gefahrgutvorschriften darf pro Passagier nur ein Gasfeuerzeug mitgeführt werden. Dieses muss am Körper befördert werden. Der Transport im Hand- oder im aufgegebenen Gepäck ist nicht erlaubt. Feuerzeuge werden im Rahmen der 100 %-igen Reisegepäckkontrolle entnommen und umgehend der Vernichtung zugeführt. Benzin- und Sturmfeuerzeuge wie beispielsweise der Marke Zippo, dürfen überhaupt nicht im Flugzeug transportiert werden. Streichhölzer Gemäß der internationalen Gefahrgutvorschriften darf pro Person nur eine Schachtel Streichhölzer am Körper befördert werden. Der Transport im Hand- oder Reisegepäck ist nicht erlaubt. Streichhölzer werden im Rahmen der 100 %-igen Reisegepäckkontrolle entnommen und sofort vernichtet. Campingkocher Campingkocher dürfen gemäß der internationalen Gefahrgutvorschriften weder im aufgegebenen noch im Handgepäck transportiert werden, da diese komprimierte, verflüssigte oder unter Druck stehende Gase beinhalten. Und in diesem Zusammenhang ist für Bergsportler übrigens auch noch interessant: Lawinen-Rettungs-Rucksack Pro Passagier darf ein Lawinenrettungsrucksack entweder im Hand- oder im aufgegebenen Gepäck mitgeführt werden. Von der Fluggesellschaft muss vorab eine ausdrückliche Zustimmung eingeholt werden. Diese ist dem Reisegepäck beizulegen. Die Mitnahme einer oder mehrerer Ersatzpatronen ist nicht zulässig. Der Auslösemechanismus darf nicht mehr als 200 mg Nettogewicht an explosiven Stoffen der Unterklasse 1.4S und nicht mehr als 250 mg verdichtetes Gas der Unterklasse 2.2 enthalten. Mulitifuelkocher – Primus OmniLite-TiStove-Lo, Quelle: www.primus.se 11