Geologische Karte der Westlichen Dolomiten

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Geologische Karte der Westlichen Dolomiten
PANGEO-TAGUNG INNSBRUCK, 2006
Geologische Karte der Westlichen Dolomiten (1:25.000)
Rainer Brandner 1, Alfred Gruber2, Johann Gruber1 & Lorenz Keim1, 3
1
Institut für Geologie & Paläontologie, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Innrain 52, A-6020 Innsbruck
([email protected];[email protected]);
Geologische Bundesanstalt, Neulinggasse 38, A-1030 Wien ([email protected])
3
Amt für Geologie & Baustoffprüfung, Autonome Provinz Bozen, Eggentalerstr. 48, I-39053 Kardaun (BZ)
2
Die „Geologische Karte der Westlichen Dolomiten (1:25.000)“ ist nach der „Geologischen Wanderkarte der
Sextner Dolomiten“ (Brandner, Gruber & Lutz, 2004) ein weiteres Produkt des mehrjährigen Projektes „Geologische Basiskarte Südtirol – Sedimentanteil“, das von der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol finanziert wurde.
Wir schließen damit an die alte Kartiertradition des Innsbrucker Institutes für Geologie und Paläontologie in den
Dolomiten an. Vor allem in der Zwischenkriegszeit gingen aus diesem Institut zahlreiche, neu aufgenommene
geologische Karten im Maßstab 1:25.000 hervor.
Die neue „Geologische Karte der Westlichen Dolomiten“ umfasst ca. 600 km2 und erstreckt sich über das Gebiet
zwischen dem Eisacktal im Westen, dem Tierser Tal, Durontal und Cordevole Tal im Süden, der Kreuzkofelgruppe im Osten sowie der Raschötz und den Villnösser Geislern im Norden.
Die Dolomiten sind neben ihrer phantastischen Landschaft weltweit auch berühmt für ihre Geologie. Der oft zitierte Ausspruch von Leopold von Buch (1824) „Tirol ist der Schlüssel zur geognostischen Kenntnis der Alpen“
(er meinte hier in erster Linie das Fassatal) gilt heute wohl nur mehr eingeschränkt, jedoch erlangten die Dolomiten hinsichtlich der seismischen Stratigraphie und Sequenzstratigraphie mit ihren „seismic-scale-outcrops“ geologisch neuerlich Weltruf. Seit der Epoche machenden Arbeit von Mojsisovics (1879) mit der Erkenntnis der Faziesheteropie und – isopie, die am Beispiel der Dolomiten erarbeitet wurde, haben wir hier gelernt, dass Faziesentwicklungen und stratigraphische Geometrien nur kartierenderweise erfasst und verstanden werden können.
In den Dolomiten ist es möglich, Faziesentwicklungen entlang von Isochronen vom Flachwasser bis in hunderte
Meter tiefe Meeresbecken direkt zu verfolgen. Hier kann den grundsätzlichen Fragen nachgegangen werden, wie
sich Fazieszonen bei Meeresspiegelschwankungen verschieben und sich der lithologische Aufbau von
Zyklothemen verändert, oder wie sich das Nebeneinander von Riff-Fazies und Vulkaniten entwickelt und wie
Formationsgrenzen vertikal und lateral korrekt gezogen werden, um sie auf der geologischen Karte darstellen zu
können (siehe Keim et al., dieser Band).
Detaillierte stratigraphische Auflösung gemeinsam mit moderner Strukturgeologie erlaubte in diesem Gebiet
auch den Nachweis mehrphasiger, synsedimentärer Tektonik im Permomesozoikum und deren nachhaltigen
Auswirkungen mit Remobilisation von Störungsflächen bis zur jüngsten alpidischen Deformationsgeschichte.
Mit der Neuaufnahme der quartären Ablagerungen, der Massenbewegungen und der Entwicklung der Landschaftsformen gelang die kartenmäßige Darstellung der wechselhaften jüngsten geologischen Geschichte (siehe
Gruber et. al., dieser Band).
Besonders in den stark erschlossenen Dolomiten hat die Kartierung direkt auch einen hohen praktischen Wert
und kann Antworten geben bezüglich Raumplanungsfragen mit der nur beschränkt möglichen Weiterentwicklung des Siedlungsraumes im alpinen Raum und der zukünftigen wirtschaftlichen Nutzung.