Tornado stürzte in die Ostsee: Besatzung tot

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Tornado stürzte in die Ostsee: Besatzung tot
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Mittwoch, 8. September 1993
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Preis 1,20 DM
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Unabhängige Landeszeitung
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Kieler Zeitung 1864 • Kieler Neueste Nachrichten 1894
für Schieswig-Hoistein
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Tornado stürzte in die
Ostsee: Besatzung tot
Eckernförde (FB) Das tragische
Ende eines Übungsfluges vor der
Eckerniörder Bucht: Gestern mittag stürzte ein . Tornado' <Kampfflugzeug des 2. Marinefliegergeschwaders (MFG) aus Eggebek bei
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Die Unglücksstelle: Die "Spiekeroog" mit Tauchern bei der Bergungsaktion. DieTornado-Besatzung kam bei dem Absturz um.
Foto: Behling
Die Insassen, der 28jährige Pilot und ein 31jähriger Waffensystemoffizier, kamen dabei
ums Leben. Ihre Leichen wurden kurze Zeit
später durch Marinesoldaten geborgen. Der
Unfall ereignete sich
bei einem Ubungsanflug auf' eine Einheit
des 2. Schnellbootgeschwaders aus Olpenitz, wobei das Flugzeug haarscharf neben
dem Boot ins Wasser
stürzte, Die 34 Besatzungsmitglieder
an
Bord des Schnellbootes
der Klasse 143 kamen.
Flensburg in die Ostsee. Bei dem
Aufprall auf das Wasser brach die
Maschine auseinander
und versank innerhalb kürzester Zeit: Die
Unglücksursache ist bislang noch
ungeklärt.
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Seite 7
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Schieswig-Hoistein
7
Hamburg
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Ende eines Ubungsfluges
"Tornado" bei "Angriff" auf Schnellboot in die Ostsee gestürzt - Beide Besatzungsmitglieder tot
Eggebek - Es riecht nach Kerosin, ein breiter stinkender Ölfilm schwimmt auf dem Wasser,
rund 24 Kilometer von Damp
entfernt vor der Eckernförder
Bucht. Um den Ölfleck herum
dümpeln in stiller See acht
Hilfs- und Kampfschiffe der
Bundesmarine - die Szene unmittelbar nach dem dramatischen Absturz des "Tornado"Kampfflugzeugs.
Die Maschine des Marinefliegergeschwaders (MFG) 2 aus
Eggebek bei Flensburg war um
11.45 Uhr bei einem Übungsflug
- haarscharf an einem Schnellboot vorbei - aus ungeklärter
Ursache auf dem Wasser aufgeschlagen. Das Flugzeug brach
sofort auseinander und sank auf
den 15 Meter tiefen Grund der
Ostsee. Die Besatzung - der 28jährige Pilot und ein 31jähriger
Waffensystemoffizier - waren
vermutlich auf der Stelle tot. Ihre Leichen wurden kurze Zeit
später geborgen. Der Systemoffizier hinterläßt Frau und Kind.
Rund
10000 Übungsflüge
starten pro Jahr von dem Fliegerhorst Eggebek. Um 11.13
Uhr waren gestern zwei "Tornados" aufgestiegen, um eine "Air
defense exercise" (eine Luftangriffsübung gegen Schiffe) zu
fliegen. Im Tief- oder Sturzflug
werden bei dieser Übung Schiffe - in diesem Fall die Einheiten
des 2. Schnellbootgeschwaders
aus Olpenitz - in geringer En-
.
Vergebliche Suche: Schlauchboot und Barkasse des Tenders "Donau" am Absturzort.
fernung und mit hoher Geschwindigkeit überflogen. Die
Besatzungen der Schnellboote
sollen so die Abwehr von Luftangriffen' trainieren.
Eine halbe Stunde nach dem
Start flogen die beiden Maschinen auf offener See einen "Angriff' gegen ein Schnellboot mit
34 Mann an Bord. In unmittel-
barer Nähe des Schiffes schlug
einer der beiden Jets mit einer
Geschwindigkeit von 850 km/h
auf das Wasser auf.
Dieses Unglück war bereits
der achte Absturz eines "Tornado" der Marineflieger über
Norddeutschland
seit Einführung des Waffensystems Anfang
der 80er Jahre. Die Luftwaffe
Foto Behling
verlor in dieser Zeit weitere
zehn "Tornados". Die jüngsten
Unfälle geschahen im Januar
1992 südlich von Bremen (zwei
Leichtverletzte) sowie im Oktober 1991 beim Zusammenstoß
zweier "Tornados" über dem
Skagerrak (ein Toter).
F. BEHLING/B. KRÜGER
Mehrzweck-Kampfflugzeug
Tornado in der Marine-Version.
Foto: dpa
Marine- Tornado stürzt
in Ostsee - Zwei Tote
Kampfflugzeug aus Eggebek zerschellte bei Übungsflug
GLÜCKSBURG (rsg). Ein
Übungsflug über der Ostsee
endete gestern für zwei Piloten des Marinefliegergeschwaders2
aus Eggebek
tödlich. Mit ihrem Tornado
waren sie um 11.13 Uhr zusammen mit einer zweiten
Maschine vom Fliegerhorst
aufgestiegen, um im Zusammenspiel mit Schiffen des
Schnellbootgeschwaders 2
aus Olpenitz über der Kieler
Förde zu üben.
Etwa zwölf Seemeilen (20
Kilometer) östlich der Bohrinsel Schwedeneck sei das
Flugzeug um 11.45 Uhr
"Der 28jährige Pilot war
plötzlich ins Meer gestürzt, ledig, der 31jährige Waffenberichteten
Soldaten der _ systemoffizier
hinterläßt
Schnellboote,
die
sofort Frau und Kind", sagte Frenach den Piloten suchten. gattenkapitän Erich Dams,
Kein Fallschirm war zu se- Sprecher des Flottenkomhen und die Befürchtung
mandos in Glücksburg. Zur
wurde Gewißheit: Die Jet- Ursache des Unglücks konnBesatzung hatte sich nicht te er gestern noch keine Anmehr mit dem Schleudersitz
gaben machen. Fest stehe
retten können.
nur, daß die Maschine im
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"Alltägliche Ubung"
GLÜCKSBURG (rsg). Die
Sicherheit der Piloten habe
Priorität im Übungsbetrieb
der Marineflieger, betont
Fregattenkapitän
Erich
Dams, Sprecher des Flottenkommandos in Glücksburg.
Der abgestürzte
Tornado
habe sich auf einem Routi-
neflug befunden, wie er zum
täglichen Ubungsprogramm
der Piloten gehöre. Konsequenzen aus dem Unglück
müsse die Marine nur dann
ziehen, wenn sich technisches Versagen als Ursache
herausstelle.
Interview Seite 3
Zielanflug auf eines der '
Schiffe abgestürzt sei.
Mit der Maschine aus Eggebek hat die Bundeswehr
insgesamt 18 von 357 Tornado-Jets verloren. Das Mehrzweck- Kampfflugzeug
mit
den
charakteristischen
Schwenkflügeln wurde gemeinsam von Deutschland,
Italien und Großbritannien
entwickelt. Im Tiefflug gilt
es mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1400 Kilometern pro Stunde als schnellstes
Kampfflugzeug
der
Welt.
In
Schleswig-Holstein
sind Tornados beim derzeit
aufzulösenden
Marinefliegergeschwader 1 in J agel
und beim Geschwader in
Eggebek im Einsatz.