Bedeutung der Haar- schafhaltung für eine nachhaltige Nutzung der

Transcription

Bedeutung der Haar- schafhaltung für eine nachhaltige Nutzung der
Ökologische
Ökonomie
Bedeutung der Haarschafhaltung für eine
nachhaltige Nutzung der
Regenwaldrandgebiete
Südamerikas
Ökologische
Ökonomie
Bedeutung
der
Haarschafhaltung für eine
nachhaltige Nutzung der
Regenwaldrandgebiete
Südamerikas
M.Sc. agr. Jürgen Fischer
Dipl.-Ing. agr. Cornelia Claus
Ing. Zoot. Alejandro Herrera
Dr. agr. Gerold Rahmann
Eschborn, 1999
TÖB Seriennummer: TÖB F-V/9
Herausgeber:
Deutsche
Gesellschaft
Technische
Zusammenarbeit
(GTZ)
Postfach 5180
D-65726 Eschborn
für
GmbH
Verantwortlich:
Tropenökologisches
Begleitprogramm
Dr.
Claus
[email protected]
(TÖB)
Bätke
Autoren:
M.Sc.
agr.
Jürgen
Dipl.-Ing.
agr.
Cornelia
Ing.
Zoot.
Alejandro
Dr. agr. Gerold Rahmann
Fischer
Claus
Herrera
Universität
Gesamthochschule
Kassel
FG Internationale Nutztierzucht und –haltung,
Leiter Prof. Dr. E.S. Tawfik; FG Futterbau und
Grünlandökologie; Leiter Prof. Dr. G. Spatz
Redaktion:
Michaela Hammer
Produktion:
TZ-Verlagsgesellschaft mbH, D-64380 Roßdorf
Schutzgebühr:
DM 10,-
ISBN:
© 1999 Alle Rechte vorbehalten
Vorwort
Tropische Ökosysteme sind die Lebensgrundlage des überwiegenden Teils
der Weltbevölkerung. Zunehmende Zerstörung und Degradierung der
natürlichen Ressourcen in den Entwicklungsländern gefährden die
Bemühungen um eine nachhaltige Entwicklung und wirksame
Armutsbekämpfung.
Das Tropenökologische Begleitprogramm (TÖB) möchte im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit zu einer effektiveren Aufarbeitung, Verwertung
und Umsetzung der in diesem Bereich gewonnenen Erkenntnisse und
Erfahrungen beitragen.
TÖB ist ein überregionales Service-Projekt, das im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit durchgeführt
wird.
Das Programm fördert auf Anfrage projektbegleitende Studien mit tropenökologisch relevanten Fragestellungen. Es will dazu beitragen, Konzepte zum
Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der tropischen Ökosysteme weiterzuentwickeln
und
daraus
innovative
Instrumente
für
eine
umweltverträglichere Entwicklungszusammenarbeit ableiten.
Durch die Umsetzung von wissenschaftlichen Ergebnissen in die Beratungspraxis unterstützt es die jeweiligen Projekte bei der Umsetzung internationaler
Vereinbarungen, wie der Agenda 21 und der Biodiversitätskonvention, denen
das BMZ eine besondere Bedeutung beimißt.
Wichtiges Element des Programmkonzeptes ist die gemeinsame Bearbeitung
anwendungsorientierter Fragestellungen durch deutsche und lokale Wissenschaftler. TÖB leistet damit auch einen wichtigen Beitrag zur
praxisrelevanten Fortbildung von Partnerfachkräften und zum Aufbau von
tropenökologischer Expertise in den Partnerländern.
Mit seiner Publikationsreihe macht das Tropenökologische Begleitprogramm
die Ergebnisse und Handlungsempfehlungen der projektbegleitenden Studien
den im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit tätigen Organisationen und
Institutionen sowie der umwelt- und entwicklungspolitisch interessierten
Öffentlichkeit in einer allgemein verständlichen Form zugänglich.
Dr. H. P. Schipulle
Dr. C. van Tuyll
Leiter
des
Referats
Umwelt,
Ressourcenschutz und Forstwirtschaft
Bundesministerium für wirtschaftliche
Zusammenarbeit
und
Entwicklung
(BMZ)
Leiter der Ländliche Entwicklung
Deutsche
Gesellschaft
für
Zusammenarbeit (GTZ) GmbH
Technische
Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ)
Tropenökologisches Begleitprogramm (TÖB)
Bedeutung der Haarschafhaltung für eine nachhaltige
Nutzung der Regenwaldrandgebiete Südamerikas
Abschlußbericht
Projekt Nr. 90.2136.1-03.100
Vertragsnummer: 81 00 15 23
vorgelegt von:
M.Sc. agr. Jürgen Fischer
Dipl.-Ing. agr. Cornelia Claus
Ing. Zoot. Alejandro Herrera
Dr. agr. Gerold Rahmann
Auftragnehmer:
Universität Gesamthochschule Kassel
FG Internationale Nutztierzucht und -haltung: Leiter Prof. Dr. E.S. Tawfik
FG Futterbau und Grünlandökologie: Leiter Prof. Dr. G. Spatz
Witzenhausen, den 19.01.14
Danksagung
Danksagung
An dieser Stelle sei allen, die zum Gelingen dieser Untersuchung beigetragen
haben, herzlich gedankt. Unser besonderer Dank gilt den Mitarbeitern des
PROFORS-Projektes für ihre Unterstützung während des Aufenthaltes in
Ecuador, Herrn Ing. Klinge, Herrn Ing. Boese, Herrn Ing. Salinas und den
lokalen Mitarbeitern, in Lago Agrio. Bei den Mitarbeitern der staatlichen
Forst- und Naturschutzbehörde INEFAN bedanken wir uns für die gute
Zusammenarbeit.
Die umfangreichen Felderhebungen in der Provinz Sucumbíos wären nicht
möglich gewesen ohne die freundschaftliche Zusammenarbeit mit den
Familien der Untersuchungsbetriebe und der Schafhalterorganisation
ACOAS. Für ihr außerordentliches Interesse und ihre Hilfe danken wir den
Familien herzlich. Besonders erwähnt sei hier die Familie Capa für ihr großes
Engagement. Für die praktische Arbeit vor Ort war uns die fachkundige
Unterstützung von Tierzuchtmeister Markus Klien eine große Hilfe.
Weiterhin danken wir Vet.-med. Victor Suárez herzlich für seine ergänzenden
Untersuchungen. Außerdem sei dem INIAP (Coca), Colegio Gamboa (Coca),
Herbario Nacional del Ecuador (Quito), Dr. S. Laegaard (Pontificia
Universidad Católica del Ecuador, Quito) und Dr. Ballesteros (SANREM,
Quito) für ihre wertvollen Anregungen und ihre Hilfe gedankt. Desweiteren
möchten wir die freundliche Unterstützung durch CIAT, Kolumbien und die
Universität La Molina, Lima erwähnen. Nicht zuletzt möchten wir den GTZTÖB Mitarbeitern für die Unterstützung danken.
Dr. Gerold Rahmann
Cornelia Claus
Prof. Dr. E.S. Tawfik
Jürgen Fischer
Prof. Dr. G. Spatz
Alejandro Herrera
Witzenhausen, den 19.01.14
II
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Von September 1996 bis Oktober 1998 wurde in einem interdisziplinär
ausgerichteten Forschungsvorhaben überprüft, ob die Haarschafhaltung eine
ökologisch und sozio-ökonomisch nachhaltige Landnutzung in der
ecuadorianischen Regenwald-Provinz Sucumbíos erlaubt. In der
Untersuchungsregion sind die natürlichen und sozio-ökonomischen
Voraussetzungen für die Haarschafhaltung gegeben. In den Betrieben sind
geeignete, teilweise ungenutzte Futtergrundlagen für die Schafhaltung
vorhanden. Haarschafe können sich an den perhumiden Standort anpassen
und ihr hohes Produktionspotential umsetzen. Die Integration der
Haarschafhaltung in agrosilvo- und silvopastorale Systeme ist rentabel. Bei
angepaßten Besatzstärken und entsprechendem Weidemanagement ist die
Haarschafhaltung in silvopastoralen und agrosilvopastoralen Systemen als
ökologisch akzeptabel einzuordnen.
Ergebnisse und Empfehlungen:
1. Die Beweidung von Unterwuchs in Kaffeekulturen ist aus ökologischen und
ökonomischen Gründen anzustreben.
2. Die Integration der Schafhaltung in die vorhandenen Betriebssysteme
ermöglicht eine bessere Ausnutzung der Ressource Fläche und kann zu
einem verringerten Flächenverbrauch der Betriebe beitragen.
3. Haarschafhaltung kann Rinderhaltung mittelfristig nicht ersetzen, jedoch
kann die Integration der Schaf- in die Rinderhaltung die
Flächenverwertung der Weidetierhaltung - ökologisch akzeptabel verbessern.
4. Die Förderung von Halterorganisationen auf lokaler Ebene und der
Vermarktung von Schaffleisch ist sinnvoll. Hier kann eine Beratung der
Schafhalter ansetzen, die ökologische Aspekte berücksichtigt.
5. Die Haarschafhaltung kann in unterschiedliche agrosilvopastorale Systeme
integriert und potentiell auf weitere Gebiete der Randzonen des
südamerikanischen Regenwaldes ausgedehnt werden.
III
Summary
Summary
In an interdisciplinary research project, carried out from September 1996 to
October 1998, an analysis was made whether hair sheep keeping in the
tropical rainforest of Sucumbiós/Ecuador allows an ecological and socioeconomic sustainable land use. In the region ecological and socio-economic
conditions exist which allow hair sheep keeping. The farms have unused
fodder resources which can be used by sheep. Hair sheep can adapt to tropical
humid sites and make use of their high production potential under these
conditions. The integration of hair sheep keeping into agro-silvo-pastoral and
silvo-pastoral systems is profitable. In the silvo-pastoral systems hair sheep
keeping cannot compete with cattle keeping. With adapted stocking rates and
pasture management hair sheep keeping in agro-silvo-pastoral and silvopastoral systems is ecologically acceptable.
Results:
1. Grazing of the spontaneous ground vegetation of coffee plantations can be
recommended from the ecological and economic point of view.
2. The integration of hair sheep keeping into existing farming systems
increases the output per hectare and could decrease further expansion of
land used for agriculture.
3. Hair sheep keeping does not substitute cattle keeping. However, the
integration of sheep keeping into cattle keeping can increase the output per
hectare of grazing systems in an ecologically viable way.
4. The support of the local hair sheep associations and the marketing of
mutton and lamb are viable. Ecological aspects can be implemented in
farmers´extension.
5. Ecologically acceptable hair sheep keeping can be implemented into
different farming systems and can generally expand into further regions of
of the tropical rainforest margins in Latin America.
IV
Resumen
Resumen
Dentro del marco de un proyecto científico interdisciplinario, se evaluó de
septiembre 1996 a octubre 1998 en Sucumbíos (provincia amazónica del
Ecuador), si la explotación de ovinos de pelo (africanos) está de acuerdo con
un uso de tierra sostenible desde el punto de vista ecológico y socioeconómico. Las condiciones naturales y socio-económicas de esta región
permiten el manejo de ovinos de pelo. En las fincas existe una base forrajera,
en parte sin utilizar, adecuada para el manejo de ovinos. Los ovinos de pelo se
acoplan a sitios del trópico húmedo y es posible explotar su potencial
productivo. La integración de ovinos de pelo en sistemas silvo- y
agrosilvopastoriles es rentable y mejora el uso del recurso tierra. En sistemas
silvopastoriles el manejo exclusivo de ovinos no concurre económicamente
con el manejo exclusivo de bovinos. Con un adecuado manejo de pasturas y
carga animal la explotación de ovinos de pelo en sistemas silvo- y
agrosilvopastoriles se puede clasificar como ecológicamente viable.
Resultados y recomendaciones:
1. Desde el punto de vista ecológico y económico el pastoreo de la cobertura
herbácea en los cultivos permanentes con ovinos de pelo se debe fomentar.
2. La integración de ovinos de pelo en sistemas de fincas posibilita un mejor
uso del recurso tierra y puede contribuir a una menor utilización de
superficie para uso agrario dentro de las fincas.
3. La explotación ovina no puede suplantar a mediano plazo la explotación
bovina. Sin embargo, puede ser integrada a la explotación bovina y así
mejorar el aprovechamiento de la superficie para una producción animal
ecológicamente viable.
4. Es aconsejable el fomento de organizaciones de criadores de ovinos a nivel
local, la asistencia técnica de éstos considerando aspectos ecológicos, asi
como la comercialización de carne ovina.
5. La explotación de ovinos de pelo puede ser integrada en diferentes
sistemas agrosilvopastoriles y tiene potencial de expansión a otras zonas
periféricas del bosque tropical húmedo latinoamericano.
V
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Danksagung .................................................................................................................... II
Zusammenfassung ..................................................................................................... III
Summary
................................................................................................................ IV
Resumen
.................................................................................................................. V
Inhaltsverzeichnis...................................................................................................... VI
Abbildungsverzeichnis ........................................................................................... VIII
Tabellenverzeichnis ................................................................................................ VIII
Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................ IX
Glossar
.................................................................................................................. X
1
Einleitung ...................................................................................................... 1
1.1
Problemanalyse ............................................................................................. 1
1.2
Zielsetzung ..................................................................................................... 2
1.3
Durchgeführte Aktivitäten .............................................................................. 2
1.4
Beschreibung des Projektes ........................................................................... 2
2
Auswahl der Untersuchungsbetriebe und verwendete Methoden der
Datenerhebung ............................................................................................. 3
3
Natürliche und wirtschaftliche Standortbedingungen in der
Untersuchungsregion ................................................................................... 5
3.1
Natürliche Standortbedingungen ................................................................... 5
3.2
Landerschließung und -nutzung..................................................................... 7
3.3
3.3.1
3.3.2
3.4
3.4.1
3.4.2
3.4.3
3.4.4
3.4.5
Haarschaf- und Rinderhaltung ...................................................................... 8
Entwicklung der Haarschaf- und Rinderhaltung............................................ 8
Management in der Haarschaf- und Rinderhaltung ....................................... 9
Sozio-ökonomische Standortbedingungen ................................................... 11
Betriebssysteme in der Untersuchungsregion .............................................. 11
Arbeitsverfassung auf den landwirtschaftlichen Betrieben ......................... 12
Funktionen der Haarschaf- und Rinderhaltung ............................................ 13
Akzeptanz und Status der Haarschaf- und Rinderhaltung ........................... 14
Infrastrukturelle Bedingungen für die Haarschaf- und Rinderhaltung ........ 15
VI
Abbildungsverzeichnis
4
Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe ................................................... 16
4.1
4.1.1
4.1.2
4.1.3
Weidewirtschaft ........................................................................................... 16
Weideproduktivität und Futterwert .............................................................. 16
Tragfähigkeit der Weideflächen .................................................................. 18
Wechselbeziehungen zwischen Schafen/Rindern und Weidevegetation ..... 19
4.2
4.2.1
4.2.2
Leistungen der Haarschaf- und Rinderhaltung ........................................... 21
Anpassung der Haarschafe und Rinder an den Standort.............................. 21
Produktionsleistung der Haarschafe und Rinder.......................................... 23
4.3
4.3.1
4.3.2
4.3.3
Wirtschaftlichkeit der Haarschaf- und Rinderhaltung ................................ 27
Arbeitskräftebedarf ...................................................................................... 27
Wirtschaftlichkeit und Investitionsbedarf .................................................... 28
Auswirkungen der Haarschafhaltung auf Einkommen und Subsistenz ....... 34
4.4
4.4.1
4.4.2
Ökologische Aspekte der Haarschaf- und Rinderhaltung ........................... 35
Vegetationsverschiebungen und Regenerierung der Weideflächen nach
Schaf- und Rinderbeweidung ....................................................................... 35
Einfluß der Beweidung auf Bodenparameter ............................................... 37
5
Zusammenfassende Analyse der einzelnen Ergebnisse .......................... 39
6
Anwendungsrelevanz ................................................................................. 40
6.1
6.1.1
6.1.2
6.1.3
Projektebene ................................................................................................ 40
Möglichkeit der Integration der Haarschafe in Agroforstsysteme............... 40
Anforderungen an sozio-ökonomische Rahmenbedingungen ..................... 43
Anforderungen an verbesserte Haltungssysteme für Haarschafe ................ 45
6.2
6.2.1
Verwertungszusammenhang in der Entwicklungszusammenarbeit ............. 46
Mögliche Einflüsse der Haarschafhaltung auf die fortschreitende Rodung
tropischer Regenwälder ............................................................................... 46
Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Regenwaldregionen
Südamerikas ................................................................................................. 47
6.2.2
7
Literaturverzeichnis .................................................................................. 48
8
Anhang ........................................................................................................ 54
VII
Abbildungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Die Untersuchungsregion in der Provinz Sucumbíos (Ecuador) ................... 4
Abbildung 2: Ökologische Klimadiagramme von Lago Agrio und Lumbaquí (nach
WALTER & LIETH 1960). ............................................................................. 6
Abbildung 3: Gewichtsentwicklung von Lämmern nach Altersklassen und
Betriebssystemen (in kg Lebendgewicht) (s. Anhang 5). .......................... 26
Abbildung 4: Anteil der ausgeschiedenen und zurückgehaltenen Nährstoffe von
Flächen unter Schafbeweidung (nach HAYNES & WILLIAMS 1993).......... 37
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1:
Tabelle 2:
Tabelle 3:
Tabelle 4:
Tabelle 5:
Tabelle 6:
Tabelle 7:
Tabelle 8:
Tabelle 9:
Tabelle 10:
Tabelle 11:
VIII
Entwicklung des Bestandes an Haarschafen und Rindern in der
Provinz Sucumbíos ...................................................................................... 9
Definition der Betriebssysteme der Schaf- und Rinderhaltung in der
Untersuchungsregion und die Verteilung der untersuchten Betriebe
auf die Betriebssysteme ............................................................................. 12
Gegenwärtige Funktionen der Rinder- und Schafhaltung in der
Untersuchungsregion1 ................................................................................ 13
Durchschnittliche Verkaufspreise für Rinder und Schafe 1997 (in
1.000 Sucre, ab Hof, pro Tier bzw. pro kg) ............................................... 15
Besatzstärken (VE ha-1 a-1) auf Weideflächen in Sucumbíos .................... 18
Mortalitätsrate bei Schafen und Rindern in den Untersuchungsbetrieben ..................................................................................................... 22
Reproduktionsleistung der Haarschafhaltung in den unterschiedlichen
Betriebssystemen1 ...................................................................................... 24
Arbeitszeitbedarf in verschiedenen Produktionsverfahren der
Tierhaltung (ohne Weidepflege) ................................................................ 27
Geschlechterspezifische Arbeitsverteilung in der Rinder- und
Schafhaltung (ohne Weidepflege) im Durchschnitt
der Untersuchungsbetriebe ......................................................................... 28
Partial Budget für drei Verfahren der Schafhaltung (in 1.000 Sucre
pro Mutterschaf und Jahr)1 ......................................................................... 30
Interne Verzinsung der Weidetierhaltung bei unterschiedlichen
Besatzstärken1 ............................................................................................ 32
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
A
Jahr
ACOAS
Asociación de Criadores de Ovejas Africanas de
Sucumbíos
Akh
Arbeitskraftstunde
BNF
Banco Nacional de Fomento; ecuatorianische Kreditanstalt
BS 1
Betriebssystem 1
BS 2
Betriebssystem 2
BS 3
Betriebssystem 3
BS 4
Betriebssystem 4
DB
Deckungsbeitrag; ökonomischer Rentabilitätsmaßstab:
erlöste Marktleistung minus proportionale Spezialkosten
EZ
Entwicklungszusammenarbeit
Geb.Gew.
Geburtsgewicht
INEFAN
Instituto Ecuatoriano Forestal y de Areas Naturales y Vida
Silvestre
INIAP
Instituto Nacional Autónomo de Investigaciones
Agropecuarias
LG
Lebendgewicht
M
Männlich
Mm
Bezogen auf Niederschlag: 1mm = 1 Liter pro
Quadratmeter
MS
Mutterschaf
PROFORS
Programa Forestal Sucumbíos - Cooperación Ecuador –
Alemania, GTZ-EZ-Vorhaben in Sucumbíos
TM
Trockenmasse
VE
Vieheinheiten, 1 VE = 400 kg weibliches Rind; 0,15 VE =
IX
Glossar
35 kg weibliches Schaf (s. Anhang 20)
W
Weiblich
Glossar
Ablammergebnis
Geborene Lämmer pro Mutterschaf
Agroforstsysteme
Sammelbegriff für Landnutzungssysteme, bei denen
Holzgewächse auf der gleichen Fläche wie
landwirtschaftliche Pflanzen und/oder Tiere
bewirtschaftet werden (VON MAYDELL 1986).
Silvopastorale und agrosilvopastorale Systeme sind
Agroforstsysteme.
Agrosilvopastoral
Kombination von land-, forst- und
weidewirtschaftlichen Maßnahmen innerhalb der
gleichen Betriebseinheit einer Landnutzung
Arbeitsverwertung
Deckungsbeitrag in einem bestimmten Verfahren
bezogen auf eine eingesetzte Arbeitsstunde
Barbados Blackbelly
Haarschafrasse aus Barbados
Besatzstärke
Durchschnittliche Anzahl an Vieheinheiten pro
Hektar während eines Jahres, angegeben in VE ha-1 a1
.
Bos indicus
Ursprünglich indische Buckelrinder (Zebu)
Bos taurus
Buckellose Rinder meist europäischer Abstammung
Colono
Neusiedler
Dermatobia hominis
Die Larven von Fliegen, die sich unter der Haut von
Haustieren entwickeln; lokaler Name: Tupe, Nuche.
Ektoparasiten
Auf dem Körper lebende Parasiten: hier meist
Hautparasiten
Endoparasiten
Im Körper lebende Parasiten: hier meist Würmer
Erstkalbealter
Alter der ersten Abkalbung einer jungen Kuh
X
Glossar
Flächenverwertung
Deckungsbeitrag eines bestimmten Verfahrens
bezogen auf die eingesetzte Fläche (Hektar)
Fruchtbarkeitsziffer
Gelammte Schafe pro zugelassene Schafe
Gemischte Beweidung Gemischte Beweidung einer Fläche durch mehrere
Tierarten (Rinder, Schafe)
Getrennte Beweidung
Beweidung einer Fläche mit nur einer Tierart
Gras
Gramineae
Haarschafe
Ursprünglich aus Westafrika stammende Schafe mit
kurzem Haarkleid
Interne Verzinsung
Vergleichsmaß für die Verwertung des investierten
Kapitals in Prozent
Mutterschaf
Produktionseinheit; bezieht sich auf ein erwachsenes
weibliches Schaf mit Nachzucht, Lämmern und
anteiligem Zuchtbock.
Pelibuey-West African Zwei ähnliche Haarschafrassen aus Zentral- und
Südamerika
Perhumid
Klimazone, in der die mittleren monatlichen
Niederschläge über 100 mm aufweisen (WALTER &
BRECKLE 1991)
Produktivitätsziffer
Aufgezogene Lämmer (90 Tage alt) pro zugelassenes
Mutterschaf
Proportionale
Spezialkosten
Einem bestimmten Produktionsverfahren direkt
zuordbare und mit der Ausdehnung proportional
steigende Kosten
Rotationsweide
Die Tiere werden in regelmäßigen Abständen auf
verschiedene Parzellen umgetrieben. Dadurch
wechseln sich Weidezeit und Weideruhe ab.
Sauergras
Cyperaceae
Schaumzikaden
Schädling von Brachiaria decumbens, welcher
innerhalb der zoologischen Systematik zur Familie
Cercopidae gehört. In Sucumbíos verbreitet sind
XI
Glossar
Zulia spp. und Manhanarva spp..
Silvopastoral
Kombination von forst- und weidewirtschaftlichen
Maßnahmen innerhalb der gleichen Betriebseinheit
einer Landnutzung
Standweide
Tiere weiden das ganze Jahr auf der gleichen Fläche.
Sucre
Ecuadorianische Währung 1 DM = 2.300 Sucre
(Stand 1997)
Sucumbíos
nordost-ecuadorianische Provinz
Süßgras
Gramineae, auch Gras genannt
Umtriebsdauer
(=Rotationsdauer) Bezieht sich auf die Länge der
Weideruhe und Weidetage.
Umtriebsweide
Synonym für Rotationsweide
Umtriebszeit
(= Rotationsdauer) Bezieht sich auf die Länge der
Weideruhe und Weidetage
Weideertrag
Weideaufwuchs in TM pro Hektar und Jahr
Weideverfahren
Bezieht sich auf die Art der Beweidung
Zwischenlammzeit /
Zwischenkalbezeit
Zeitdauer zwischen zwei aufeinander folgenden
Geburten eines Mutterschafes / einer Kuh
XII
Einleitung
1 Einleitung
1.1 Problemanalyse
Die perhumiden Regenwaldrandgebiete Südamerikas liegen im Einzugsgebiet
des Amazonas-Flusses und gehören zu den Staaten Brasilien, Peru, Bolivien,
Kolumbien und Ecuador. Diese Randbereiche sind immer mehr in Nutzung
genommen worden. Dabei ist der ökologisch einmalige und wertvolle
Regenwald meistens in landwirtschaftliche Nutzfläche umgewandelt worden.
Schätzungen ergeben, daß ca. 50 % dieser entwaldeten Flächen als Weiden
für die Rinderhaltung genutzt werden (LASCANO & PEZO 1994). Die dort
üblicherweise praktizierten Weidewirtschaftssysteme sind umstritten, denn sie
verursachen eine ökologische Degradation der Standorte (HECHT 1982,
SERRÃO & TOLEDO 1990). Diese ist seit Ende der sechziger Jahre auch im
östlich der Anden gelegenen Randgebiet des Regenwaldes von Ecuador der
Fall.
Mit der staatlich geförderten Besiedlung der Regenwaldrandgebiete in
Ecuador ging eine großflächige Umwandlung des Primärwaldes in
Dauerkultur- und Weideflächen in der Provinz Sucumbíos einher (ROEDER
1994). Die jährlichen Rodungsraten erreichten zwischen 1977 und 1986 in der
Region Lago Agrio Werte von 3% (PROFORS 1993). Die neu erschlossenen
Siedlungsgebiete
sollten
Zuwanderern
aus
den
traditionellen
Siedlungsgebieten im Hochland eine neue Existenzgrundlage schaffen (HICKS
1990). KAISER & KLINGE (1995) erwähnen für die Untersuchungsregion, daß
insbesondere die Rinderhaltung ökologische Schäden verursacht. Bereits
genutzte Flächen könnten durch die Umwandlung in nachhaltige
agroforstliche Systeme langfristig genutzt und eine weitere Ausdehnung der
Besiedlungsgebiete aufgrund erschöpfter Ressourcen verhindert werden.
Im Rahmen des EZ-Programmes PROFORS (INEFAN - GTZ) wird seit 1991
u.a. versucht, angepaßte agrosilvo- und silvopastorale Systeme für die Region
zu entwickeln. Im Rahmen des Vorhabens wurde auch die Einführung von
Haarschafen als Alternative und Ergänzung zur Fleischproduktion durch
Rinderhaltung gefördert. Der Vorteil der Schafhaltung wird in der leichten
Integration
in
kleinflächig
strukturierte,
agroforstwirtschaftliche
Betriebssysteme gesehen. Da die Neuerung der Haarschafhaltung von den
Neusiedlern angenommen wurde, ist eine ökologische und ökonomische
Bewertung für das PROFORS-Projekt von elementarer Bedeutung.
1
Einleitung
1.2 Zielsetzung
Basierend auf den bisherigen Erfahrungen wurde in einem interdisziplinär
ausgerichteten Forschungsvorhaben überprüft, ob die Haarschafhaltung eine
ökologisch und ökonomisch nachhaltige Landnutzung am Standort
Sucumbíos erlaubt. Vor allem wurden die Möglichkeiten und Grenzen einer
Substitution der ökologisch bedenklichen Rinderhaltungssysteme untersucht.
Die Untersuchung ist exemplarisch für die Regenwaldrandgebiete
Südamerikas. Schafhaltung könnte eine Nutzungsalternative für weite
Bereiche der Regenwaldrandgebiete darstellen.
1.3 Durchgeführte Aktivitäten
Ergebnis 1:
Die ökologischen Auswirkungen der Haarschafhaltung in
Sucumbíos sind untersucht.
Ergebnis 2:
Es ist untersucht, welche agrar- und sozio-ökonomischen
Voraussetzungen für die Haltung von Haarschafen in
Sucumbíos gegeben sind.
Ergebnis 3:
Leistungen und Klimatoleranz
immerfeuchten Regenwaldgebiet
untersucht.
Ergebnis 4:
Es ist untersucht, ob die Haarschafhaltung am Standort
Sucumbíos eine ökologisch und ökonomisch nachhaltige
Alternative zur Rinderhaltung darstellen kann.
der
von
Haarschafe im
Sucumbíos sind
1.4 Beschreibung des Projektes
Das Projekt wurde von August 1996 bis Oktober 1998 durchgeführt. M.Sc.
agr. Jürgen Fischer als Doktorand des Fachgebietes Internationale
Nutztierzucht und -haltung (Leiter Prof. Dr. E. S. Tawfik) und Dipl.-Ing. agr.
Cornelia Claus als Doktorandin des Fachgebietes Futterbau und
Grünlandökologie (Leiter Prof. Dr. G. Spatz) am Fachbereich 11 der
Universität Gesamthochschule Kassel (Steinstrasse 19; D-37213
Witzenhausen, Tel.: +49 5542 981203, Fax: +49 5542 981250) sowie Ing.
Zoot. Alejandro Herrera von der "Unidad de Producción Ovina/Caprina" der
"Escuela Técnica Superior del Chimborazo" (Panamericana Sur, km 1,5,
Riobamba - Ecuador, Tel.: +593 3 965068, Fax: +593 3 942312) haben die
Felderhebungen von November 1996 bis Mai 1998 durchgeführt. Vet.-med.
2
Auswahl der Untersuchungsbetriebe und verwendete Methoden der Datenerhebung
Victor Suárez führte ergänzende veterinärhygienische Untersuchungen durch.
Kooperationspartner in Ecuador war Ing. E. Boese, Leiter des GTZ Projektes
PROFORS ("Programa Forestal Sucumbíos"; Casilla 17-21-0546, QuitoEcuador, Tel./Fax: +593 2 504487). Die wissenschaftliche Leitung lag bei Dr.
agr. Gerold Rahmann, Fachgebiet Internationale Nutztierzucht und -haltung.
2
Auswahl der Untersuchungsbetriebe und verwendete Methoden der
Datenerhebung
Die Untersuchung wurde in der Provinz Sucumbíos (Provinzhauptstadt Nueva
Loja, umgangssprachlich Lago Agrio genannt, 0° 77° W) im nordöstlichen
Regenwaldrandgebiet Ecuadors durchgeführt. Die Untersuchungsregion
beschränkte sich auf die Kernzone der Haarschafhaltung im Siedlungsgebiet
der mestizischen Neusiedler (Colono-Betriebe) zwischen den Städten
Gonzalo Pizarro im Westen und Shushufindi im Osten. Sie erstreckt sich über
die Kantone Gonzalo Pizarro, Cascales, Lago Agrio und Shushufindi. Für die
Untersuchung kamen schaf- und rinderhaltende landwirtschaftliche
Familienbetriebe der ersten bis dritten Besiedlungslinien in Frage, deren
Haupteinkommen aus der Landwirtschaft stammt und die zu
Untersuchungsbeginn mindestens seit einem Jahr Haarschafe hielten und
einen Mindestbestand von vier Haarschafen hatten. Die Feldarbeit in
Sucumbíos fand zwischen November 1996 und Mai 1998 statt.
Zu Beginn der Untersuchung wurden aus den 50 schafhaltenden Betrieben der
Untersuchungsregion, die die Kriterien eines Untersuchungsbetriebes
erfüllten, 33 Betriebe für eine Grunderhebung zufällig ausgewählt. Hiervon
wurden anschließend 25 Betriebe für Spezialuntersuchungen bewußt
ausgewählt, die bestimmte agrosilvo- und silvopastorale Betriebssysteme mit
Schafhaltung repräsentieren sollten. Diese Betriebe sollten außerdem zu einer
Kooperation mit den Bearbeitern über ein Jahr bereit sein. Das
Managementniveau in den 25 Untersuchungsbetrieben war gegenüber dem
Durchschnitt der schafhaltenden Betriebe in der Untersuchungsregion
verbessert. In den Untersuchungsbetrieben wurde eine ausreichende
Tierbetreuung, Salzgabe und Behandlung gegen Parasiten gewährleistet.
In der Grunderhebung wurden neben einem Leitfragebogen einzelne
Methoden des Rapid Rural Appraisal (RRA) (vgl. u. a. SCHÖNHUTH 1993)
verwendet. Die Betriebe der Spezialuntersuchung wurden 1997/98 über ein
Jahr in regelmäßigen Abständen aufgesucht, um Daten für die ökologischen,
3
Auswahl der Untersuchungsbetriebe und verwendete Methoden der Datenerhebung
sozio-ökonomischen und tierhalterischen Fragen aufzuzeichnen. Durch
direkte Datenerhebung wurden Daten über Reproduktion und Produktivität
aus einem durchschnittlichen Bestand von 320 Schafen (25 Betriebe) und 160
Rindern (5 Betriebe) periodisch erhoben. Durch persönliche Interviews
wurden Daten über die Rentabilität der Schaf -und Rinderhaltung,
Familieneinkommen aus der Landwirtschaft und die sozio-ökonomischen
Rahmenbedingungen in den Spezialuntersuchungsbetrieben periodisch erfaßt.
Abbildung 1: Die Untersuchungsregion in der Provinz Sucumbíos (Ecuador)
Quelle: PROFORS 1993, verändert
Im Bereich Ökologie wurden vegetationskundliche Aufnahmen (u.a. nach
MÜLLER-DOMBOIS & ELLENBERG
1974) sowie bodenkundliche
Untersuchungen durchgeführt. Darüber hinaus wurden auf zwei Betrieben
einjährige Weideversuche durchgeführt. Hierbei wurden Weideproduktivität
4
Natürliche und wirtschaftliche Standortbedingungen in der Untersuchungsregion
und Vegetationsverschiebungen von Schaf- und Rinderbeweidung erfaßt.
Weiterhin wurde die Parasiten-Problematik in der Tierhaltung durch Vet.med. Victor Suárez untersucht. Die Auswertung der Daten für den
Abschlußbericht erfolgte von Mai bis Oktober 1998 in den entsprechenden
Fachgebieten der Universität Gesamthochschule Kassel.
3
Natürliche und wirtschaftliche
Untersuchungsregion
Standortbedingungen
in
der
3.1 Natürliche Standortbedingungen
Das Klima der Untersuchungsregion ist ein perhumides Tageszeitenklima,
denn alle Monate weisen im langjährigen Mittel sehr hohe Regenfälle (über
100 mm, in Abbildung 2 schwarze Fläche) auf und die Temperatur ist trotz
der
fast
horizontalen
Monatsmittel-Temperaturkurve
großen
Tagesschwankungen ausgesetzt (s. in Abbildung 2 die Maximum- und
Minimumtemperaturen). Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge
nimmt im Untersuchungsgebiet von Osten nach Westen stark zu. So beträgt
diese in Lago Agrio (300 m ü. NN) 3.500 mm und 70 km weiter in Lumbaquí
(500 m ü. NN) 5.400 mm. In Lago Agrio fallen im regenreichsten Monat
April 365 mm und im regenärmsten Monat Januar 192 mm. In Lumbaquí
fallen im regenreichsten Monat Mai 541 mm und im regenärmsten Monat
Januar 314 mm. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt in Lago Agrio 26,5 °C
und in Lumbaquí 23,9 °C.
Das Klima der Untersuchungsregion ist ein typisches Regenwaldklima (vgl.
WALTER & BRECKLE 1991). Regenwald ist denn auch die ursprüngliche,
natürlich vorkommende Vegetation in dieser Region.
In der Untersuchungsregion sind die Böden nach der US Soil Taxonomy den
Inceptisols zuzuordnen, das heißt, es handelt sich hier um relativ junge
Böden. Verglichen mit den Böden im zentralen Amazonasgebiet (nach
SÁNCHEZ & ISBELL (1979) hauptsächlich Oxisols und Ultisols) sind diese in
Sucumbíos durch die Nähe der Anden relativ fruchtbar (s. Anhang 17). Die
Böden sind unterschiedlich stark vulkanisch beeinflußt, was die heterogene
Bodengüte des Untersuchungsgebietes. Aus landwirtschaftlicher Sicht können
die Böden grob in sehr gute, mittelgute und schlechte Typenklassen unterteilt
werden.
5
Natürliche und wirtschaftliche Standortbedingungen in der Untersuchungsregion
Datengrundlage für Lago Agrio: Dirección General de Aviación Civil 1997;
für Lumbaquí: Mano Verde 1990; Grafiken erstellt von Sara Gottardi 1998. a:
absolutes Maximum (höchste gemessene Temperatur); b: mittleres tägliches
Maximum des wärmsten Monats; c: mittleres tägliches Minimum des
kältesten Monats; d: absolutes Minimum (tiefste gemessene Temperatur).
Abbildung 2: Ökologische Klimadiagramme von Lago Agrio und Lumbaquí
(nach WALTER & LIETH 1960).
Die besten Böden sind die dunkel gefärbten, fruchtbaren, schluffig-lehmigen,
vulkanisch geprägte Dystrandepts. Zu den mittelguten Böden zählen die andic
Dystropepts. Diese sind bräunlich gefärbte, sandig bis schluffige, relativ
fruchtbare Böden, die eine geringe Auflage an vulkanischen Aschen
aufweisen. Die Dystrandepts und die andic Dystropepts kommen zusammen
in Gebieten mit ebenen bis leicht hügeligem Relief vor. In der
Untersuchungsregion gehört 84 % der Fläche zu diesen Bodentypen (vgl.
SCHWINN 1987, PROFORS 1993).
Die schlechtesten Böden sind die typic Dystropepts. Es sind rötlich gefärbte,
tonige Böden ohne vulkanischen Einfluß mit sehr geringer Fruchtbarkeit.
Diese befinden sich insbesondere in hügeligen Gebieten (lokal als Colinas
bezeichnet). Ungefähr 13 % der Fläche der Untersuchungsregion liegt in
diesen Gebieten. Ungefähr zwei Drittel der landwirtschaftlich genutzten
6
Natürliche und wirtschaftliche Standortbedingungen in der Untersuchungsregion
Flächen des Zentrums von Sucumbíos (das wichtigste landwirtschaftliche
Gebiet und Lage der untersuchten Betriebe) gehören zu dem Dystrandeptsandic Dystropepts Bodentyp, während ein Drittel zum typic Dystropepts
gehören (vgl. SCHWINN 1987, PROFORS 1993).
In Sucumbíos herrscht ein immerfeuchtes und heißes Klima (perhumides
Tageszeitenklima). Im Vergleich zu anderen Regenwaldgebieten sind die dort
vorkommenden Böden relativ fruchtbar (Inceptisols).
3.2 Landerschließung und -nutzung
Anfang der siebziger Jahre begann die infrastrukturelle Erschließung der
Region für die Erdölförderung. Gleichzeitig setzte eine massive
Einwanderung von Neusiedlern (Colonos) aus den traditionellen
Siedlungsgebieten im Hochland und der Küste ein. Als Grundeinheit für die
Besiedlung der Provinz wurde eine Fläche von 50 Hektar pro Betrieb staatlich
vorgegeben. Die Besiedlung erfolgte in parallelen Linien zu den
Hauptverbindungstraßen. Jeder Betrieb hatte 250 m Frontseite zur Straße und
eine Tiefe von 2.000 m. Diese „Unidad Agrícola Familiar“ sollte einer
mittelgroßen Familie ein langfristiges Überleben sichern. Für den
Eigentumstitel mußte eine kontinuierliche Nutzung in Form kultivierter
Fläche nachgewiesen werden. Dem war am einfachsten durch die Anlage von
Weiden nachzukommen (s. a. ROEDER 1994). Im Jahr 1990 besaßen 51 % der
Betriebe diesen Besitztitel. Insgesamt lebten 1990 rund 56.000 Menschen in
10.000 ländlichen Haushalten in den ruralen Gebieten der Provinz Sucumbíos
(PROFORS 1993).
Die kleinbäuerlichen Betriebe befinden sich in Privateigentum. Die
Verpachtung von Betrieben oder Flächen hat keine nennenswerte Bedeutung.
Typisch für die Region ist jedoch ein häufiger Eigentümerwechsel. In den
Untersuchungsbetrieben wird 41 % der Fläche als Weide, 14 % für den
Dauerkulturanbau und 4 % für sonstiges (Hof, Garten etc.) genutzt.
Durchschnittlich bestehen noch 41 % der Betriebsfläche als Primär- und
Sekundärwald. In der Dauerkultur- und Weidewirtschaft herrscht eine
extensive Nutzung mit niedrigen Intensitäten und Erträgen vor.
7
Natürliche und wirtschaftliche Standortbedingungen in der Untersuchungsregion
In den älteren Betrieben der ersten Besiedlungslinien (Untersuchungsbetriebe)
ist der Anteil der genutzten Fläche höher und die Bedeutung der
Weidewirtschaft wesentlich größer, als in den jüngeren Betrieben der hinteren
Besiedlungslinien (s. a. ROEDER 1994). Die Entwicklung der Betriebe in den
vorderen Linien wiederholt sich anscheinend mit zeitlicher Verzögerung in
den hinteren Linien, obwohl heute wesentlich weniger Kapital und
Einkommensquellen, als zu Beginn der Erdölgewinnung zur Verfügung
stehen. Diese veränderten Bedingungen bewirken für die jüngeren Betriebe
einen langsameren Aufbau ihrer Rindviehbestände.
In den Untersuchungsbetrieben wird 41 % der Fläche als Weide, 14 % für
den Dauerkulturanbau und 4 % für sonstiges (Hof, Garten etc.).
Durchschnittlich bestehen noch 41 % der Betriebsflächen aus Wald.
Kapitalmangel erschwert für jüngere Betriebe den Einstieg in die
Rinderhaltung. Der Einstieg in die Haarschafhaltung ist leichter zu
finanzieren.
3.3 Haarschaf- und Rinderhaltung
3.3.1 Entwicklung der Haarschaf- und Rinderhaltung
Schafhaltung: In der Provinz Sucumbíos begann die Haarschafhaltung 1990
mit dem Import von 100 Tieren durch das PROFORS-Projekt (vgl. Tabelle 1).
1994 wurden weitere 170 Tiere in die Provinz eingeführt. In beiden Fällen
wurden die Tiere an interessierte Bauern verkauft. Der aktuelle Bestand an
Haarschafen in der Provinz beträgt rund 1.000 Tiere. 120 bis 140 Betriebe in
der Provinz halten Haarschafe mit einem durchschnittlichen Bestand von
sieben bis acht Schafen pro Betrieb. Mit jeweils knapp 40 % haben die Rassen
Barbados Blackbelly (Lokaler Name: Barriga Negra) und Pelibuey-West
African (Lokaler Name: Sudan) den größten Anteil. Der Rest entfällt auf sehr
heterogene Kreuzungen, zum Teil mit Wollschafen. Die Bestände
konzentrieren sich in der ersten (62 %) und zweiten (23 %) Besiedlungslinie,
d.h. in den älteren Betrieben mit einem größeren Anteil an Weidewirtschaft.
Es lassen sich Zentren der Schafhaltung um die Städte Gonzalo Pizarro,
Cascales und Lago Agrio feststellen.
8
Natürliche und wirtschaftliche Standortbedingungen in der Untersuchungsregion
Tabelle 1:
Jahr
Entwicklung des Bestandes an Haarschafen und Rindern in der
Provinz Sucumbíos
Bestand an Haarschafen
Bestand an Rindern
1990
1001
38.0002
1994
300 – 4003
41.0002
1998
900 – 10004
42.0003
Quellen: 1) STOCK 1991; 2) INEC 1994; 3) eigene Schätzung; 4) eigene
Erhebung
Rinderhaltung: In den 80er Jahren nahmen die Rindviehbestände in der
Provinz Napo/Sucumbíos mit sieben bis acht Prozent doppelt so schnell zu
wie für ganz Ecuador. In der ersten Hälfte der neunziger Jahren ging das
Wachstum jedoch auf 2 bis 3 % zurück. Dies läßt sich vor allem auf die
verschlechterten Kreditbedingungen und eine insgesamt verringerte
Kreditmenge zurückführen (BANCO NACIONAL DE FOMENTO 1995/96). Es
werden hauptsächlich Kreuzungsrinder (Bos indicus x Bos taurus) zur
Doppelnutzung für die Milch- und Fleischproduktion gehalten. Im Jahre 1990
gehörten 56 % der Tiere zum Bereich Milchproduktion und 44% zum Bereich
Fleischproduktion (INEC 1990).
Die Haarschafhaltung konnte sich seit 1994 ohne weitere Importe ausdehnen.
Der Bestand an Haarschafen hat sich in dieser Zeit in der Provinz mehr als
verdoppelt.
3.3.2 Management in der Haarschaf- und Rinderhaltung
Haltung: In der Mehrzahl der Betriebe der Untersuchungsregion werden die
Haarschafe freilaufend ohne spezielle Schafzäune gehalten. Als
Futtergrundlage stehen ihnen Rinderweiden und der Unterwuchs in
Dauerkulturen (Kaffee, Kakao) zur Verfügung. Nur selten wird die
arbeitsaufwendige Methode des Anpflockens gewählt (vor allem bei geringer
Herdengröße). In einigen Betrieben werden die Schafe getrennt von den
9
Natürliche und wirtschaftliche Standortbedingungen in der Untersuchungsregion
Rindern auf Standweiden und in seltenen Fällen auf Rotationsweiden
gehalten. Hierfür sind spezielle Zäune nötig, bei denen die übereinander
liegenden Stacheldrahtreihen eng schließen müssen. Deshalb werden in der
Schafhaltung mehr parallele Stacheldrahtreihen (ca. 7) an einem Pfosten
benötigt als in der Rinderhaltung (ca. 3-5).
Schafe benötigen einen Unterstand als Schutz gegen Starkregenfälle. Rinder
sind robuster und benötigen keine Unterstände. Die Schafe finden meist
Unterschlupf unter den auf Pfählen stehenden Häusern. Für die Gesundheit
der Tiere ist jedoch ein erhöht liegender und trockener Unterstand zum Schutz
vor Klauenproblemen und Krankheiten besser geeignet. Außerdem erleichtert
ein geschlossener Unterstand die Arbeit mit den Tieren.
Rinder werden auf angesäten Weiden (z. B. Brachiaria decumbens) im
Rotationsweideverfahren gehalten. In der Rinderhaltung wurden regelmäßige
Behandlungen gegen Endo- und Ektoparasiten sowie Impfungen gegen
bestimmte Krankheiten durchgeführt. In der Schafhaltung wurden die Tiere in
der Provinz kaum gegen Endoparasiten und weniger als in der Rinderhaltung
gegen Ektoparasiten behandelt.
Zufütterung: In der Schaf- und Rinderhaltung ist die regelmäßige Gabe von
Kochsalz üblich. Mineralsalz wird in der Schafhaltung kaum und in der
Rinderhaltung gelegentlich, vor allem in der Milchviehhaltung, zugefüttert.
Die Zufütterung von Kraftfutter an Rinder oder Schafe ist unüblich. Die
Schafe fressen gerne heruntergefallene Früchte (z. B. Psidium guajava) und
bekommen etwa einmal pro Woche eine Zufütterung aus selbstproduzierten
Bananen.
Zucht/Reproduktion: In der Schafhaltung erfolgte in keinem Betrieb der
Untersuchungsregion eine Herdentrennung. Meist handelt es sich um
gemischtrassige Herden. Es besteht keine Kontrolle über den zum Decken
eingesetzten Bock, da keine Kastration der Jungböcke erfolgt und meist
mehrere Böcke in der Herde laufen. Gibt es einen speziellen Zuchtbock
verbleibt dieser meist mehrere Jahre in der Herde. Die geringe Selektion bei
den Zuchtböcken und eine fehlende Selektion bei den Mutterschafen führt bei
der schnellen Generationenfolge der Haarschafe gelegentlich zu Problemen
mit Inzucht. In der Rinderhaltung erfolgt eine Herdentrennung und ein
kontrolliertes Decken durch Zuchtbullen.
10
Natürliche und wirtschaftliche Standortbedingungen in der Untersuchungsregion
Das Management in der Rinderhaltung ist ausgeprägter als für die
Schafhaltung. In der Schafhaltung fehlen oft die grundlegendsten
Managementmaßnahmen. Schafe benötigen im Gegensatz zu Rindern
grundsätzlich eine aufwendigere Infrastruktur mit Unterstand und
veränderten Zäunen.
3.4 Sozio-ökonomische Standortbedingungen
3.4.1 Betriebssysteme in der Untersuchungsregion
Die landwirtschaftlichen Betriebe in der Untersuchungsregion sind marktund subsistenzorientierte kleinbäuerliche Familienbetriebe. Sie befinden sich
in Familieneigentum und arbeiten auf der Handarbeitsstufe, vorwiegend mit
Familienarbeitskräften.
Die Betriebssysteme in der gesamten Untersuchungsregion lassen sich in vier
Gruppen einteilen (s. Anhang 1). Die marktorientierten Betriebszweige sind
der
Dauerkulturanbau
(Kaffee,
Kakao)
und
die
Weidewirtschaft/Rinderhaltung. Die größte Bedeutung in der Region haben
die Betriebssysteme mit Dauerkulturanbau und Weidewirtschaft (s. Anhang 1,
Gruppe 3). In der Rinderhaltung hat die kombinierte Milch- und
Fleischproduktion mit Doppelnutzungsrassen (s. Anhang 1, Gruppe 3.1.1) die
größte Bedeutung. In der Schafhaltung sind die gemischte Haltung von
Rindern und Schafen auf angesäten Weideflächen (s. Anhang 1, Gruppe
3.2.1a) und die kombinierte Haltung von Schafen in Dauerkulturen und
gemeinsam mit Rindern auf angesäten Weideflächen (s. Anhang 1, Gruppe
3.2.1b) am meisten verbreitet.
In allen Betriebssystemen besteht eine Futtergrundlage für die Schafhaltung,
da Weideflächen unter Dauerkulturen oder angesäte Weiden zur Verfügung
stehen. Innerhalb der Betriebssysteme wurden für die Untersuchung
Subsysteme der Schaf-/Rinderhaltung definiert (Tabelle 2). Diese Subsysteme
werden im folgenden für die Einteilung der Untersuchungsbetriebe benutzt.
In allen Betriebssystemen besteht eine Futtergrundlage für die Schafhaltung.
11
Natürliche und wirtschaftliche Standortbedingungen in der Untersuchungsregion
Tabelle 2:
Definition der Betriebssysteme der Schaf- und Rinderhaltung
in der Untersuchungsregion und die Verteilung der
untersuchten Betriebe auf die Betriebssysteme
Name
Beschreibung
Betriebe
Silvopastoral:
Betriebssystem 1
Betriebssystem 2
Getrenntbeweidung von Schafen und Rindern
auf angesäten Weiden im Rotationsweideverfahren
4
Gemischtbeweidung von Schafen und Rindern
auf angesäten Weiden; Rinderhaltung im
Rotationsweideverfahren; Schaf weiden im
Standweideverfahrene oder frei
9
Getrenntbeweidung von Schafen und Rindern
auf dem natürlichen Unterwuchs von
Dauerkulturen (Kaffee-, Kakaosträucher)
3
Getrenntbeweidung auf dem natürlichen
Unterwuchs von Dauerkulturen (BS 3)
kombiniert mit Gemischtbeweidung mit
Rindern auf angesäten Weiden (BS 2)
9
Agrosilvopastoral:
Betriebssystem 3
Betriebssystem 4
3.4.2 Arbeitsverfassung auf den landwirtschaftlichen Betrieben
Die
kleinbäuerlichen
Betriebe
der
Provinz
haben
eine
Familienarbeitsverfassung. Viele ältere Betriebe können wegen der
Abwanderung von Familienmitgliedern nicht die gesamten gerodeten Flächen
bewirtschaften
(s. a.
ROEDER
1994).
Sie
leiden
unter
Familienarbeitskräfteknappheit, insbesondere in der Zeit der Kaffee-Ernte von
Mai bis Dezember. In dieser Zeit werden Fremdarbeitskräfte (Tagelöhner) im
Kaffeeanbau aber auch zum Säubern der Weiden beschäftigt. Den Betrieben
stehen ganzjährig ausreichend Fremdarbeitskräfte zur Verfügung.
12
Natürliche und wirtschaftliche Standortbedingungen in der Untersuchungsregion
In den landwirtschaftlichen Betrieben gibt es keine strenge Arbeitsaufteilung
zwischen den Geschlechtern. Männer und erwachsene Söhne übernehmen
jedoch meist die körperlich ansprengenden Tätigkeiten im Wald und das
Säubern der Weiden. Frauen sind neben dem Haushalt meistens noch für die
Subsistenzproduktion (Garten, Kleintiere) und das Melken der Kühe
zuständig. Jugendliche aber auch Kinder übernehmen kleinere Arbeiten im
Betrieb.
In den kleinbäuerlichen Betrieben herrscht Familienarbeitskräfteknappheit,
insbesondere während der Kaffee-Ernte.
3.4.3 Funktionen der Haarschaf- und Rinderhaltung
Die Rinder dienen einerseits als Geldanlage, beispielsweise für die Erträge
aus den Dauerkulturen, andererseits als arbeitsextensive Nutzungsmöglichkeit
der Betriebsfläche. Die Rinderhaltung trägt als Ergänzung zum Kaffeeanbau
weiterhin zur Verteilung des betrieblichen Risikos, insbesondere durch
Preisschwankungen bei Kaffee oder Krankheiten, bei (s. SERÉ & JARVIS
1992). Wichtige Voraussetzung für diese Funktionen ist ein geregelter
Rindviehmarkt. Nicht vergessen werden sollte die Subsistenzversorgung mit
Milch durch die Rinderhaltung, die oft eine wichtige Stellung der
Proteinversorgung (Milch, Käse) der Familien übernimmt.
Die Schafhaltung besitzt eine wichtige Funktion in der Subsistenzversorgung,
aber auch hier wird der überwiegende Teil der Produktion, meist als
Zuchttiere, verkauft. Sie dient weiterhin der Versorgung mit qualitativ
hochwertigem Fleisch für besondere Gelegenheiten (Feste, gemeinschaftliche
Arbeiten usw.) Durch die innerbetriebliche Verbundfunktion der Schafhaltung
(Einstieg in die Dungwirtschaft; Einsparung von Arbeit zur Säuberung von
Unterwuchs in Dauerkulturen) kommt es erstmals zu einer Integration von
Tierhaltung und Pflanzenbau in den Betrieben der Untersuchungsregion. Die
Funktionen der Rinder- und Schafhaltung ergänzen sich gut.
Tabelle 3:
Gegenwärtige Funktionen der Rinder- und Schafhaltung in der
Untersuchungsregion1
13
Natürliche und wirtschaftliche Standortbedingungen in der Untersuchungsregion
Rinderhaltung
Schafhaltung
1. Einkommensfunktion
1. Einkommensfunktion
2. Sparfunktion (Liquiditätsreserve)
2. Subsistenzfunktion
3. Risikominimierungsfunktion
3. Innerbetriebliche Verbundfunktion
4. Statusfunktion
4. Sparfunktion (Liquiditätsreserve)
5. Subsistenzfunktion
5. Risikominimierungsfunktion
1
In der Rangfolge abnehmender Bedeutung für die Betriebe
Die Rinderhaltung hat für die Betriebe wichtige Funktionen. Die
Schafhaltung kann diese Funktionen momentan nicht gleichwärtig
übernehmen.
3.4.4 Akzeptanz und Status der Haarschaf- und Rinderhaltung
Allgemein wird die Tierhaltung von den Bauern in der Untersuchungsregion
hoch eingeschätzt. Insbesondere der Status der Rinderhaltung ist traditionell
in Lateinamerika hoch. Im andinen Hochland, dem Herkunftsgebiet der
meisten Bauernfamilien in Sucumbíos, gilt das Rind als das Tier der
Großgrundbesitzer. Je mehr Rinder ein Bauer besitzt, desto höher sein
Reichtum bzw. sein Ansehen. Die Arbeit in der Rinderhaltung wird von den
Bauern als leicht im Vergleich zur Arbeit im Kaffeeanbau eingeschätzt.
In vielen Herkunftsgebieten der Colonos hat die Schafhaltung Tradition und
traditionelle Gerichte mit Schaffleisch sind populär. Im Hochland werden die
dort vorhandenen Wollschafe vorwiegend von Kleinbauern gehalten.
Dementsprechend ist ihr Status geringer als der von Rindern.
Eine ergänzend durchgeführte, stichprobenhafte Befragung ergab, daß 80 %
der Bauern der Untersuchungsregion Haarschafe bekannt sind. Sie werden
von ihnen grundsätzlich akzeptiert. Die Haarschafe werden als Ergänzung zur
Rinderhaltung angesehen, nicht aber als Ersatz. Der Geschmack des
Haarschaffleisches wird von den Schafhaltern als außerordentlich gut
bewertet und als Delikatesse, ähnlich wie Wild, betrachtet.
14
Natürliche und wirtschaftliche Standortbedingungen in der Untersuchungsregion
Es besteht eine grundsätzlich gute Akzeptanz der Schafhaltung. Die Bauern
im Untersuchungsgebiet bevorzugen aber die Rinderhaltung.
3.4.5 Infrastrukturelle Bedingungen für die Haarschaf- und Rinderhaltung
Kapitalmarkt: Für die Kreditversorgung der Landwirtschaft ist die staatliche
„Banco Nacional de Fomento” (BNF) zuständig, die mit einer Filiale in der
Provinzhauptstadt Lago Agrio vertreten ist. In der Tierhaltung wird die
Anschaffung von Kühen, Jungbullen und die Anlage von Weiden gefördert.
Pro Hektar oder Tiereinheit standen 1997 maximal 250 bis 375 US-Dollar zur
Verfügung. Der Zinssatz lag 1997 bei 40 - 45 % pro Jahr bei einer
Inflationsrate von 30,6 %. Voraussetzung für die Kreditvergabe ist der
Besitztitel der Finca. Für die Schafhaltung stehen aufgrund mangelnder
Rentabilitätsdaten keine Kredite der BNF zur Verfügung.
Tabelle 4:
Durchschnittliche Verkaufspreise für Rinder und Schafe 1997
(in 1.000 Sucre, ab Hof, pro Tier bzw. pro kg)
Kategorie
Jungtiere (Bestandsergänzung)
Muttertiere
Männliche Zuchttiere
Fleisch auf dem Markt (pro kg)
Rinder
Schafe
1.000 - 1.200
90 - 110
1.200
140
1.500 - 4.000
180 – 250
8,22
Nicht vorhanden
(1997: 1 DM = 2.300 Sucre)
Absatzmarkt für Rinder: Die Rindviehmärkte in der Untersuchungsregion
sind gut organisiert. Rinder werden entweder von Händlern direkt auf den
Betrieben oder auf dem wöchtlichen Viehmarkt in Lago Agrio (bzw.
kleineren Viehmärkten) ge- und verkauft. Die Erfassung der Rinder durch
Händler ist flächendeckend für das Untersuchungsgebiet. Die Tiere werden in
der Region, in Quito oder in Kolumbien vermarktet. Die Nachfrage nach
Rindfleisch in der Untersuchungsregion ist groß und die Preise sind stabil. In
Lago Agrio und einigen größeren Städten existieren Schlachthöfe.
15
Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe
Absatzmarkt für Schafe: Schafe werden vor allem für den Eigenverbrauch
geschlachtet. Lebende Schafe werden gelegentlich auf dem wöchentlichen
Viehmarkt in Lago Agrio angeboten. Das Angebot ist jedoch noch zu klein,
um einen regelmäßigen Lebendviehmarkt für Schafe zu gewährleisten.
Gleiches gilt für den Schaffleischmarkt. Nur für Zuchttiere besteht ein
begrenzter Markt. Hier ist die Nachfrage größer als das Angebot. Die
Strukturen für einen Schaf- bzw. Schaffleischmarkt sind durch den oben
erwähnten Markt für Rinder bzw. Rindfleisch vorhanden. Bei entsprechender
Angebotsmenge ist damit zu rechnen, daß sich die Märkte für Schafe und
Schaffleisch von selbst entwickeln.
Landwirtschaftliche
Beratung:
Eine
veterinärmedizinische
oder
tierhalterische Beratung für die Schaf- und Rinderhalter existiert in der
Untersuchungsregion kaum. Zur Zeit befindet sich eine Beratungs- und
Interessengemeinschaft der Schafhalter (ACOAS) im Aufbau. Insgesamt läßt
sich enormer Mangel an Wissen über Tierhaltung und Tierhygiene bei vielen
Bauern feststellen.
Die Vermarktung von Rindern ist gut organisiert. Das Angebot an Schafen ist
noch zu gering für eine geregelte Vermarktung von Schafen bzw. Schaffleisch.
Die Beratung über die Tierhygiene, -ernährung und -zucht ist äußerst
mangelhaft.
4
Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe
4.1 Weidewirtschaft
4.1.1 Weideproduktivität und Futterwert
In Sucumbíos ist Brachiaria decumbens, wegen seiner geringen
Standortansprüche das am häufigsten angesäte Gras. Der Weideertrag von
Brachiaria decumbens-Weiden liegt zwischen 65 und 110 dt TM pro Hektar
und Jahr (s. Anhang 7). Einerseits können die Erträge in Sucumbíos durch den
Befall an Schaumzikaden (lokal als Salivazo bezeichnet) stark reduziert
werden, andererseits können sie durch kurze Umtriebszeiten erhöht werden,
da der Wiederaustrieb von Brachiaria decumbens durch häufigen Verbiß
gefördert wird (FISHER & KERRIDGE 1996). Der Futterwert von Brachiaria
16
Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe
decumbens hängt vom Entwicklungsstadium ab (s. Anhang 8).
Dementsprechend beeinflußt die Dauer der Weideruhe die Güte des
Weidefutters. Für Schafe kann die Futtergüte von Brachiaria decumbens nach
21-tägiger Ruhezeit als angemessen gelten. Auf einer Brachiaria decumbensSchafweide (Ertrag von 110 dt TM ha-1 a-1; 3,6 VE ha-1 a-1; geringe
Zusatzfütterung von 8,3 kg Mais pro ausgewachsenes Schaf à 35 kg und Jahr)
kann eine durchschnittliche Weideleistung von 443 kg LG Schaf pro Hektar
und Jahr erzielt werden. Der Ertrag der spontanen Krautschicht unter
Kaffeekultur ist mit 10 bis 28 dt TM pro Hektar und Jahr wesentlich geringer
als derjenige angesäter Weiden. Die Erträge hängen hauptsächlich von
Lichteinfall und Pflanzenzusammensetzung der Krautschicht ab.
Unter Dauerkultur wachsende Pflanzenarten, die als Futtergrundlage für
Schafe dienen (z. B. Axonopus compressus), weisen hohe Proteingehalte auf,
ihre Verdaulichkeit ist jedoch im Vergleich mit Brachiaria decumbens
geringer (s. Anhang 9). Auf der Krautschicht unter durch Schafe beweideten
Dauerkulturen werden momentan 43 kg LG Schaf pro Hektar und Jahr (s.
Anhang 7) produziert.
17
Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe
Auf einer Brachiaria decumbens-Umtriebsweide mit höheren Besatzstärken
als in Sucumbíos üblich können ca. 440 kg LG Schaf pro Hektar und Jahr
produziert werden (bei geringer Maiszufütterung). Auf der Krautschicht von
Dauerkulturen werden momentan ca. 40 kg LG Schaf pro Hektar und Jahr
produziert.
4.1.2 Tragfähigkeit der Weideflächen
Im allgemeinen werden die Schaf- und Rinderweiden in Sucumbíos
unterbeweidet (s. Tabelle 5). Die gegenwärtige Besatzstärke von
Rinderrotationsweiden (Brachiaria decumbens) liegt bei 0,6 VE pro Hektar
und Jahr. Bei Gemischtbeweidung von Schafen und Rindern auf Brachiaria
decumbens-Weiden, werden in Sucumbíos zusätzlich zu den Rindern noch
0,5 VE Schafe pro Hektar und Jahr im Standweideverfahren gehalten. Das
bedeutet, daß durch die Gemischtbeweidung eine bessere Futterausnutzung
erreicht werden kann. Die Besatzstärke auf Brachiaria decumbens-Weiden,
die ausschließlich von Schafen beweidet werden, beträgt in Sucumbíos
0,9 VE pro Hektar und Jahr.
Tabelle 5:
Besatzstärken (VE ha-1 a-1) auf Weideflächen in Sucumbíos
Standbeweidung
Umtriebsbeweidung
Summe
Weidefläche
VE Schaf VE Rind VE Schaf VE Rind
VE
Brachiaria
0,9
0,9
1
decumbens
(2,7)
2,7
0,6 (2,4) 1
0,6 (2,4)
2
2
0,5 (0,7)
0,6 (0,8)
1,1 (1,5)
Dauerkultur
0,5
0,5
1
(0,8)
(0,8)
1
2
Ermittelt anhand von Beweidungsversuchen. Geschätzt anhand der
Weideversuche in Anmerkung 1 und der Erfahrungswerte in Sucumbíos.
Außerhalb der Klammer stehende Zahlen beziehen sich auf in Sucumbíos
übliche Besatzstärken, innerhalb der Klammer stehen mögliche
Besatzstärken.
18
Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe
Daß Brachiaria decumbens-Weiden eine höhere Besatzstärke erlauben als
gegenwärtig praktiziert wird, konnte bei einem Beweidungsversuch
festgestellt werden. Durch Einführung eines Rotationssystems mit kurzen
Umtriebszeiten (die Futterausnutzung ist bei jüngerem Gras höher als bei
älterem Gras), konnte unter Zufütterung von 200 kg Mais pro Hektar und Jahr
eine Besatzstärke von 3,6 VE Schafe pro Hektar und Jahr erreicht werden.
Auf einer Rotationsweide konnten unter dem in Sucumbíos üblichen
Managementsystem 1,8 VE Rinder pro Hektar und Jahr gehalten werden (s.
Anhang 7). Zum Vergleich der Besatzstärken von Schaf- und Rinderweiden
wurden diese Zahlen korrigiert, so daß bei durchschnittlichen
Weidebedingungen davon ausgegangen werden kann, daß ohne Zufütterung
auf einer Brachiaria decumbens-Weide 2,7 VE Schafe und 2,4 VE Rinder
gehalten werden können (s. Anhang 10).
Unter Dauerkultur wird keine Fleischrinderhaltung betrieben. Nur selten
werden hier Milchkühe angepflockt. Damit steht eine ungenutzte
Futtergrundlage für die Schafhaltung zur Verfügung. Eine Besatzstärke von
0,5 VE pro Hektar und Jahr (2 ausgewachsene Schafe mit 4 Lämmern) wird
als optimal angesehen. Bei höherer Besatzstärke kommt es zu Anzeichen
einer Überbeweidung.
Auf Brachiaria decumbens-Rotationsweiden können 2,7 VE Schafe (ca.
18 ausgewachsene Schafe) oder 2,4 VE Rinder über ein Jahr auf einem
Hektar gehalten werden. Unter Dauerkultur ist eine Besatzstärke von 0,5 VE
Schafe (2 ausgewachsene Schafe und 4 Lämmer) über ein Jahr auf einem
Hektar angemessen.
4.1.3 Wechselbeziehungen zwischen Schafen/Rindern und Weidevegetation
Unter Dauerkultur gehören die Gräser Panicum stoloniferum, Panicum
polygonatum und Axonopus compressus zu den am häufigsten vorkommenden
Pflanzenarten. Von insgesamt 34 identifizierten Pflanzenarten der
Krautschicht unter Dauerkultur wurden von Schafen 15 Arten sehr gut, fünf
Arten gut und 14 Arten nicht oder ungern gefressen (s. Anhang 11). Anhand
dieser Pflanzenarten konnte ermittelt werden, daß je nach dem Vegetationstyp
zwischen 2 % (beim Panicum polygonatum - Vegetationstyp) bis 81 % (beim
19
Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe
Axonopus compressus - Vegetationstyp) der Frischmasse der Krautschicht gut
bis sehr gut von Schafen gefressen werden (s. Anhang 12).
Schafe fressen manche staudige und holzige Pflanzenarten, die sowohl unter
Dauerkultur als auch auf angesäten Weiden wachsen. Hierzu zählen unter
anderem Vernonia spp. (lokal Chilca genannt) und die Verjüngung von
Psidium guajava (lokal Guayava genannt). Beide Pflanzenarten sind
aggressive, schwer zu bekämpfende Unkräuter. Somit können Schafe einen
Beitrag zur Sauberhaltung von Dauerkulturen und Weiden leisten. Eventuell
befressen Schafe aber auch Keimlinge von Holzbäumen, was einer
erwünschten Holzbaumverjüngung entgegenwirken könnte.
Schafe fressen die heruntergefallenen Früchte der in Dauerkultur und auf
angesäten Weiden wachsenden Fruchtbäume, wie z. B. Artocarpus spp. (lokal
Frutipán genannt) und Psidium guajava. Es kann vorkommen, daß Schafe die
Kakaofrüchte in ihrer Reichweite befressen. Saisonale Feldkulturen, z. B.
Mais, sollten gegen den Zutritt freigrasender Schafe eingezäunt werden.
Wenn für Schafe keine schmackhaften Pflanzenarten oder -teile in der
Krautschicht von Dauerkulturen vorhanden sind, kann es vorkommen, daß sie
die Rinden der Bäume schälen. Hiervon können auch die Rinden junger
Zitrus- und Kaffeebäume betroffen sein. Auch Gewohnheiten der Schafe
können zum Rindenbefraß beitragen. Der Befraß an Rinden ist durch
Managementmaßnahmen kontrollierbar; z. B. durch angemessenen
Beweidungsdruck, durch die Entnahme rindenfressender Tiere aus der Herde,
durch das Einschmieren der Rinden junger Bäume mit Tierkot und durch
angemessene Mineralzufütterung.
Vergleicht man das Selektionsverhalten von Rindern und Schafen auf
Brachiaria decumbens-Weiden, kann beobachtet werden, daß Rinder eher
nach Brachiaria decumbens selektieren als Schafe und eher Sauergräser
vermeiden. Nach DEMMENT & VAN SOEST (1983, zit. aus GLATZLE 1990) ist
das Selektionsverhalten nach Futter guter Qualität von Schafen größer als das
von Rindern.
20
Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe
In Sucumbíos ist die Futtergrundlage für Schafe in der Krautschicht von
Dauerkulturen und auf Brachiaria decumbens-Weiden gegeben. Unter
Dauerkultur hat der Axonopus compressus-Vegetationstyp den größten Anteil an
Futterpflanzen für Schafe. Das Schälen der Baumrinden durch Schafe kann bei
unsachgemäßer Beweidung unter Dauerkultur ein Problem darstellen.
4.2 Leistungen der Haarschaf- und Rinderhaltung
4.2.1 Anpassung der Haarschafe und Rinder an den Standort
Über die Anpassung von Haarschafen an den perhumiden Standort in den
südamerikanischen Regenwaldrandgebieten liegen, im Gegensatz zur
Rinderhaltung, nur wenige Untersuchungen vor, wie z. B. die von CALLE
1994. Aufgrund der im nachfolgenden Kapitel beschriebenen Reproduktionsund Produktionsleistungen der Haarschafe und Rinder können grundsätzliche
Anpassungsprobleme
der
Tiere
in
den
Untersuchungsbetrieben
ausgeschlossen werden. Der feuchtheiße Standort und das Management haben
aber besonderen Einfluß auf den Krankheitsbefall und die Mortalitätsrate.
Bei den Schafen und Rindern der Untersuchungsbetriebe ist das Auftreten von
Infektionskrankheiten am bedeutsamsten. In der Schafhaltung ist dies vor
allem die Nabelinfektion von neugeborenen Lämmern. Darüber hinaus
kommt es bei der Rasse Barbados Blackbelly aufgrund häufiger
Mehrlingsgeburten vermehrt zu Lämmern mit unterdurchschnittlichem
Geburtsgewicht. Diese Lämmer haben geringe Überlebenschancen in den
praktizierten Haltungssystemen. Außerdem haben Unfälle, wie die Tötung
von neugeborenen Lämmern durch andere Herdenmitglieder oder Haustiere
(Hunde, Schweine), einen bedeutenden Anteil an der hohen Mortalität der
Jungtiere.
In einzelnen Betrieben mit ungenügendem Management beträgt die
Mortalitätsrate der Lämmer oft 50 %. Im Durchschnitt der im Management
verbesserten Untersuchungsbetriebe jedoch nur noch 23 % (Tabelle 6). Die
erhöhte Mortalitätsrate der Lämmer gegenüber den Kälbern ist durch die hohe
Vermehrungsrate bedingt und kann als normal bezeichnet werden (FITZHUGH
& BRADFORD 1983). Schafe sind außerdem anfällig für Klauenkrankheiten
wie Moderhinke. Durch entsprechendes Management läßt sich auch hier der
Befall auf ein akzeptables Maß senken.
21
Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe
Tabelle 6:
Mortalitätsrate bei Schafen und Rindern in den
Untersuchungs-betrieben
Alter
Haarschafe
Rinder
bis zum Absetzen (N)
23 % (284)
14 % (138)
Erwachsene Tiere (N)
3 % (182)
2 % (284)
N = untersuchte Tiere
Bei Rindern stehen Tollwut und Durchfall (Jungtiere) an erster Stelle der
Ursachen der Mortalität. Bei Schafen wurde von den Betrieben kein Fall von
Tollwut erwähnt. Auch LEGEL (1989) erwähnt eine geringe Anfälligkeit von
Schafen als von Rindern für Tollwut. Wie bei Schafen haben auch bei
Rindern haben Unfälle/Verletzungen eine große Bedeutung.
Ein hygienisches Problem ist der Befall mit Larven von Dermatobia hominis
(lokal als Tupe oder Nuche bezeichnet). Rinder sind nach qualitativen
Beobachtungen in den Untersuchungsbetrieben dafür anscheinend stärker
anfällig als Schafe. Eine regelmäßige Behandlung der Rinder mit
systemischen oder äußerlich wirkenden Mitteln ist unbedingt notwendig. Der
Endoparasitenbefall von Rindern und Schafen kann durch die handelsüblichen
Mittel gut kontrolliert werden und stellt kein besonderes Problem dar, wie die
betreuten Betriebe belegen.
Bei der Untersuchung auf Blutparasiten konnten Anaplasmose und Babesiose
durch Antikörpertests nicht festgestellt werden. Aber 71 % der Schafe und 75
% der Rinder waren mit Trypanosoma vivax befallen (IFAT-Test). Da jedoch
keine Krankheitszeichen festgestellt wurden, kann davon ausgegangen
werden, daß sie nicht pathogen wirken.
22
Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe
Sowohl Schafe als auch Rinder konnten sich in den Untersuchungsbetrieben
an den feuchtheißen Standort anpassen. Die Mortalitätsrate in der
Schafhaltung wird mehr vom Management als vom Standort beeinflußt. Sie
läßt sich durch geeignete Managementmaßnahmen auf ein mit anderen
Standorten vergleichbares Niveau senken. Hämoparasiten konnten festgestellt
werden (Trypanosoma vivax), sie scheinen aber nicht pathogen zu sein.
4.2.2 Produktionsleistung der Haarschafe und Rinder
Die in der Untersuchungsregion gehaltenen Schafrassen Barbados Blackbelly
und Pelibuey West-African sind asaisonal, jedoch mit einer verstärkten
Ablammungshäufigkeit in den regenärmeren Monaten August und September.
Das Ablammergebnis von 1,4 Lämmer pro Lammung ist als durchschnittlich
zu bezeichnen. 62 % aller Lammungen waren Einlingsgeburten und 33 %
Zwillingsgeburten, vor allem der Rasse Barbados Blackbelly.
Durchschnittlich hat jedes Mutterschaf 1,4 Lammungen pro Jahr
(Fruchtbarkeitsziffer), was ebenfalls als mittelmäßig einzuordnen ist. Hieraus
ergibt sich eine Reproduktionsleistung von rund 2 lebend geborenen
Lämmern pro Mutterschaf und Jahr im Durchschnitt aller
Untersuchungsbetriebe. Das Erstlammalter der Haarschafe lag zwischen 9
und 15 Monaten, die durchschnittliche Zwischenlammzeit lag bei 214 Tagen
(N = 84).
Innerhalb der Betriebssysteme der Schafhaltung ergaben sich unterschiedliche
Reproduktionsleistungen
(
23
Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe
Tabelle 7). Deutlich über dem Durchschnitt lag hierbei die Schafhaltung unter
Dauerkulturen und auf angesäten Weiden (BS 4). Die Schafhaltung unter
Dauerkulturen (BS 3) schnitt in der Anzahl der geborenen Lämmer
unterdurchschnittlich ab, konnte dies aber durch eine geringere Mortalitätsrate
ausgleichen. Diese Trends lassen sich auf Grund vielfältiger Einflußfaktoren
und einer relativ kleinen Stichprobe statistisch nicht absichern. Berücksichtigt
man aber die Futtergrundlage in den jeweiligen Betriebssystemen, so scheinen
diese Trends plausibel.
24
Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe
Tabelle 7:
Reproduktionsleistung der Haarschafhaltung in den unterschiedlichen Betriebssystemen1
Betriebssystem
1
2
3
4
Anzahl Lammungen
28
30
15
38
111
Geborene Lämmer pro MS
und Jahr
1,79
1,83
1,60
2,34
1,96
Mortalitätsrate bis zum
Absetzen 2
27,40
23,30
17,20
24,70
22,70
Abgesetzte Lämmer pro MS
und Jahr 3
1,31
1,38
1,32
1,73
1,51
1
Definition Betriebssysteme s. Tabelle 2. 2Errechnet auf Basis von Stichprobe
mit insgesamt 284 Lämmern. 3Errechnet aus Anzahl der geborenen Lämmer
und der in 1 ermittelten Mortalitätsrate.
Trotz der einfachen Haltungsbedingungen sind die täglichen Zunahmen der
Lämmer gut. Zwischen Geburt und 270 Lebenstagen erreichen die Tiere
Tageszunahmen von rund 100 Gramm (s. Anhang 4). Beim Vergleich der
Betriebssysteme der Schafhaltung liegt die Haltung unter Dauerkulturen (BS
3) in den täglichen Zunahmen schlechter als die anderen Systeme (Abbildung
3). Auch dies läßt sich, bedingt durch die kleine Stichprobe, statistisch nicht
absichern, durch die Futtergrundlage aber gut erklären.
Die gesamten Reproduktionsdaten und die täglichen Zunahmen der Lämmer
in den Untersuchungsbetrieben entsprechen den in der Literatur
dokumentierten Werten für die Rassen Barbados Blackbelly und PelibueyWest African für gemäßigt tropische Standorte und den wenigen Daten für
feucht-tropische Standorte (FITZHUGH & BRADFORD 1983, INIAP 1993,
CALLE 1994).
25
Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe
40
35
Lebendgewicht in kg
30
25
20
15
10
5
Geb.Gew .
1-30
30-90
90-180
BS 4 (m)
BS 4 (w)
BS 3 (m)
BS 3 (w)
BS 2 (m)
BS 2 (w)
BS 1 (m)
BS 1 (w)
0
180-270
BS 1: Getrenntbeweidung Weide; BS 2: Gemischtbeweidung Rinder und
Schafe auf angesäten Weiden; BS 3: Getrenntbeweidung in Dauerkulturen;
BS 4: Getrenntbeweidung in Dauerkulturen und Gemischtbeweidung Rinder
und Schafe auf angesäten Weiden; w = weiblich; m = männlich
Abbildung 3: Gewichtsentwicklung von Lämmern nach Altersklassen und
Betriebssystemen (in kg Lebendgewicht) (s. Anhang 5).
Das Erstkalbealter der Rinder lag bei 28,5 Monaten, die Zwischenkalbezeit
betrug knapp 15 Monate. Insgesamt haben die 72 durchschnittlich
vorhandenen Kühe im Untersuchungsjahr fünfzigmal gekalbt, was eine
Befruchtungsziffer von 69 % bedeutet. Die Mortalitätsrate der Kälber bis zum
Absetzen betrug rund 14 % und führte zu einer Produktivitätsziffer von 0,6
abgesetzten Kälbern pro Kuh und Jahr. Die Tageszunahmen von der Geburt
bis zu einem Alter von 12 Monaten lagen zwischen 420 g und 536 Gramm
pro Tag (Anhang 6). Die Reproduktionsdaten und die täglichen Zunahmen
der Jungtiere entsprechen vergleichbaren Daten der Literatur (u. a. PLASSE et
al. 1998, VERA & SERÉ 1989).
26
Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe
Die verwendeten Haarschafrassen konnten ihr für Schafe hohes
Produktionspotential auch am perhumiden Standort realisieren. Pro Jahr
kann mit zwei Lämmern pro Mutterschaf gerechnet werden. Die
Produktionsleistung der Schafhaltung unter Dauerkulturen (BS 3) war
unterdurchschnittlich.
4.3 Wirtschaftlichkeit der Haarschaf- und Rinderhaltung
4.3.1 Arbeitskräftebedarf
Tabelle 8 bietet einen Überblick über den Arbeitszeitbedarf in der Schaf- und
Rinderhaltung. Es wird deutlich, daß die Schafhaltungsverfahren pro
Vieheinheit mehr Arbeitszeit benötigen als das Verfahren der Rinderhaltung.
Tabelle 8:
Arbeitszeitbedarf in verschiedenen Produktionsverfahren der
Tierhaltung (ohne Weidepflege)
Produktionsverfahren
Akh/VE/
Jahr
Rinderhaltung:
Milch- u. Fleischproduktion mit Doppelnutzungsrassen (BS
45
1
1)
Schafhaltung:
Mutterschafhaltung in BS 12
60 - 77
3
Komponente Mutterschafhaltung in BS 2, BS 3, BS 4
80
1
Herdengröße: 10 Kühe und Nachzucht, Kälber und Jungbullen.
2
Herdengröße: 17,5 Mutterschafe und Nachzucht, Lämmer und Zuchtbock.
3
Herdengröße: 8 Mutterschafe und Nachzucht, Lämmer und Zuchtbock.
In der Schafhaltung wird der Arbeitszeitbedarf neben dem Haltungsverfahren
stark von der Herdengröße bestimmt.
In der Schafhaltung wird etwa ein Drittel der Arbeit von Kindern und
Jugendlichen erledigt (s. Tabelle 9). Hierdurch wird in der Schafhaltung eine
zusätzliche Arbeitsressource genutzt, welche in der Rinderhaltung nicht in
27
Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe
dem Maße einsetzbar wäre, wohl aber in anderen Aktivitäten. Dieses ist
kritisch zu hinterfragen, jedoch nicht unüblich für die Region.
Tabelle 9:
Geschlechterspezifische Arbeitsverteilung in der Rinder- und
Schafhaltung (ohne Weidepflege) im Durchschnitt der
Untersuchungsbetriebe
Rinderhaltun
g
Schafhaltung
Gesamtarbeitszeit pro Herde und Tag (Std.)
3,01
0,52
Gesamtarbeitszeit pro VE und Tag (Std.)
0,18
0,30
Anteil Männer
46 %
42 %
Anteil Frauen
30 %
25 %
Anteil Jugendliche, Kinder
16 %
31 %
8%
2%
Fremdarbeitskräfte
In der Schafhaltung wird pro Vieheinheit mehr Arbeitszeit benötigt als in der
Rinderhaltung.
4.3.2 Wirtschaftlichkeit und Investitionsbedarf
Die Produktionsverfahren der Schafhaltung können in zwei Gruppen unterteilt
werden. Zum einen können Schafe in bereits vorhandenen betriebliche
Aktivitäten integriert werden. Dort erbringen sie dann eine zusätzliche
Leistung zu dem Hauptproduktionsverfahren Kaffeeanbau oder Rinderhaltung
(BS 2, BS 3, BS 4). Zum anderen kann die Schafhaltung ein eigenständiges
Produktionsverfahren auf angesäten Weiden (BS 1) bilden. Als
eigenständiges Verfahren bildet die Schafhaltung eine Alternative zur
Weidenutzung durch Rinder.
Sofern die Schafhaltung nicht ungenutzte betriebliche Ressourcen wie
Naturweide unter Dauerkulturen oder freie Familienarbeitskapazitäten nutzt,
konkurriert sie mit den anderen betrieblichen Aktivitäten um die betrieblichen
Faktoren Weidefläche, Arbeit und Kapital. Die Verwertung dieser Faktoren
28
Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe
durch die Produktionsverfahren gibt Aufschluß über die Rentabilität der
Produktionsverfahren in Bezug auf die jeweiligen Faktoren (z.B.
Deckungsbeitrag pro Hektar). Entscheidend ist hierbei die Verwertung des
jeweils knappen Faktors.
Da die angesäten Weideflächen meist durch niedrigen Tierbesatz genutzt
werden oder zum Teil ganz brach fallen, sind diese nicht als knapper Faktor
einzuordnen. Gleiches gilt für den Faktor Arbeit, da finanzierbare
Fremdarbeitskraft zur Verfügung steht. Entscheidendes Kriterium für die
Wirtschaftlichkeit der Weidetierhaltung ist die Kapitalverwertung, denn die
Weidetierhaltung hat, wie weiter oben beschrieben, u. a. die Funktion einer
Kapitalanlage für überschüssige Barmittel.
Schafhaltung als Zusatzleistung: In den Betriebssystemen 2 bis 4 bildet die
Schafhaltung eine Zusatzleistung zur Hauptleistung aus der Rinderhaltung
oder
dem
Kaffeeanbau.
In
der
29
Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe
Tabelle 10 werden die zusätzlichen Leistungen und Kosten, die bei der
Integration der Schafhaltung in die bestehenden Produktionverfahren
entstehen, gegenüber gestellt (partial budget).
Die Marktleistungen unterscheiden sich entsprechend der Anzahl der
erzeugten Lämmern und der Mortalitätsrate in den Betriebssystemen.
Außerdem kann bei der Haltung von Schafen unter Dauerkulturen (BS 3
und 4) Pflegearbeit bei der Säuberung des Unterwuchses in den Kaffeeflächen
in Form einer innerbetrieblichen Leistung eingespart werden.
Der Verbiß durch die Schafe reduziert den Aufwuchs von Unkräutern. Die
variablen Kosten der Schafhaltung sind in den drei Verfahren in etwa gleich.
Auch die Investitionskosten für die Ställe und Zäune sind in allen Verfahren
gleich. Je nach betrieblicher Situation kann sich der Aufwand für den
Zaunbau durch das Ausnutzen von natürlichen Hindernissen für die Schafe,
wie z. B. Bäche, reduzieren.
30
Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe
Tabelle 10:
Partial Budget für drei Verfahren der Schafhaltung (in 1.000
Sucre pro Mutterschaf und Jahr)1
Betriebssystem
Herdengröße in Muttertieren
Kunstweidefläche/MS
Weide unter Dauerkultur/MS
Arbeitseinsatz/MS2 (Akh)
Erzeugte Lämmer
Marktleistung
Innerbetriebliche Leistung
Zusatzleistung
Kosten für Zuchtbock
Veterinärmedizinische Kosten
Kosten für Salz, Mineralstoffe
Sonstiges
Zinsen für Vieh, Umlaufkapital
Zusätzliche variable Kosten2
2
8
0,5
155
21
8
6
5
4
44
0,5
19,5
1,6
149
40
189
21
8
8
5
4
46
4
8
0,25
0,25
19,5
2,3
190
20
210
21
8
8
5
4
46
Fixe Kosten für Schafstall3
16
16
16
Fixe Kosten für Weidezäune3
30
30
30
19,5
1,8
155
3
8
Zusätzliche fixe Kosten
46
46
46
Zusatzkosten
90
92
92
Zusatznutzen/MS
65
97
118
Zusatznutzen/ha
130
194
236
4
Zusatznutzen/Akh
3,3
5,0
6,0
1
Jeweils nur bezogen auf die Komponente Schafhaltung, ohne
Nutzungskosten für Familien-AK und Fläche (1997: 1 DM=2.300 Sucres).
2
ohne Weidepflege. 3Unterstellte Nutzungsdauer Stall 7,5, Weidepfosten 15,
Weidedraht 10 Jahre. 4Vergleichslöhne liegen bei 2.000 bis 4.000
Sucres/Akh.
Die Berechnungen führen zu positiven Ergebnissen für alle drei Systeme der
Schafhaltung. Die agrosilvopastoralen Systeme der Schafhaltung (BS 3 und
BS 4) sind dem silvopastoralen System (BS 2) jedoch überlegen. Auch eine
ergänzende Investitionsrechnung ergibt gute Verzinsungen für das in die
31
Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe
Verfahren investierte Kapital (Anhang 3). Über eine Laufzeit von 15 Jahren
errechnet sich eine interne Verzinsung von 17 % für BS 3 und 15 % für BS 4
im Familienbetrieb (ohne Ansatz der Lohnkosten der Schafhaltung).
Schafhaltung als eigenständiger Betriebszweig: Als eigenständiger
Betriebszweig konkurriert die Schafhaltung mit der Rinderhaltung und der
gemischten Rinder- und Schafhaltung. In der Schafhaltung wird die
Getrennthaltung von Schafen in Betriebssystem 1 bei 0,6 bzw. 1,2 VE/ha als
Standweideverfahren oder bei 3,6 VE/ha als Rotationsweideverfahren
diskutiert. Unter den Verfahren der Rinderhaltung sind Mutterkuhhaltung und
Kälberaufzucht wenig verbreitet und Berechnungen weisen sie als unrentabel
aus. Die spezialisierte Weidebullenmast hat stark an Bedeutung verloren. Hier
besteht ein hoher Kapitalbedarf zur Anschaffung der Masttiere und günstige
Kredite stehen nicht mehr zur Verfügung. Das Verfahren Milchkuhhaltung,
Kälberaufzucht und Mast selbsterzeugter Bullen hat die größte Bedeutung in
der Region und wird als einziges Verfahren der Rinderhaltung nachfolgend
berücksichtigt. Die Kombination des zuletztgenannten Verfahrens mit der
Schafhaltung entspricht dem Betriebssystem 2.
Tabelle 11:
Interne Verzinsung der Weidetierhaltung bei unterschiedlichen
Besatzstärken1
Besatzstärke in VE/ha
0,6
1,2
3,6
Schafhaltung (BS 1) 2
Stark negativ
6%
13 %
-1 %
22 %
Rinderhaltung3
Rinder- und Schafhaltung (BS 2)4
10 %
1
Annahme: Konstante Deckungsbeiträge und Preise; 15-jährige
Nutzungsdauer. 2bei 0,6 und 1,2 VE/ha: Standweideverfahren, bei 3,6 VE/ha:
Rotationsweideverfahren. 3Produktionseinheit: 1 Milchkuh (462 l
Jahresmilchleistung), Nachzucht, 0,7 Kälber, 0,3 selbsterzeugte Mastbullen;
4
Produktionseinheit: wie 3 plus 5,6 Mutterschafe mit Nachzucht, Lämmer und
Anteil Zuchtbock (1,1 VE/ha).
Der Deckungsbeitrag wird hauptsächlich beeinflußt von den Kosten der
Weidepflege. Je höher der Tierbesatz, desto geringer sind die Kosten der
32
Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe
Weidepflege pro Tiereinheit. Bei der in der Region üblichen niedrigen
Besatzstärke von 0,6 Vieheinheiten pro Hektar (VE/ha) führt die Schafhaltung
nicht zu einer Deckung der variablen Kosten, inklusive Weidepflege. Eine
Deckung der variablen Kosten wird im Familienbetrieb bei einem Besatz von
0,7 VE/ha erreicht. Die Rinderhaltung führt als einziges Verfahren bei einer
Besatzdichte von 0,6 VE/ha zu einer positiven Verwertung der
Produktionsfaktoren (Anhang 2). Die Investitionsrechnung weist jedoch einen
negativen internen Zinsfuß von –1 % aus (s. Tabelle 11). Bei einer
Besatzstärke von 1,2 Vieheinheiten pro Hektar schneiden alle drei Verfahren
deutlich besser ab. Die Investition in die Rinderhaltung liefert hierbei eine
interne Verzinsung von 22 %. Die interne Verzinsung der Investition in die
Schafhaltung liegt mit 6 % deutlich darunter. Auch die gemischte Beweidung
von Rindern und Schafen kann nur eine interne Verzinsung von 10 %
erreichen. In der Untersuchungsregion wurden Sparguthaben auf der Bank
1997 inflationsbereinigt mit rund 2 % verzinst.
Schließlich soll das intensive Schafhaltungsverfahren Betriebssystem 1 mit
einer Besatzstärke von 3,6 Vieheinheiten pro Hektar betrachtet werden. Es hat
einen sehr hohen Investitionsbedarf, insbesondere für die Anschaffung der
Schafe und Weidezäune (Anhang 3). Zwar kann das Betriebssystem 1 in der
Flächenrentabilität, bedingt durch die hohe Besatzdichte, höhere Werte als
alle anderen Systeme aufweisen (Anhang 2), aber in der Kapitalrentabilität
erreicht das semiintensive Verfahren, mit einer internen Verzinsung von 13
%, nur durchschnittliche Werte. In der Verwertung der eingesetzten
Arbeitszeit (DB/Akh) erreicht die relativ arbeitsaufwendige Schafhaltung nur
geringe Werte. Im Vergleich der silvopastoralen Weideverfahren bei
gleichem Viehbesatz ist die Rinderhaltung der gemischten Schaf- und
Rinderhaltung und insbesondere der Schafhaltung überlegen.
Die Integration von Haarschafen in agrosilvopastorale Systeme ist rentabel
und führt zu einer guten Verzinsung des eingesetzten Kapitals. Als
eigenständiger Betriebszweig kann die Schafhaltung in silvopastoralen
Systemen nicht mit der Rinderhaltung konkurrieren.
33
Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe
4.3.3 Auswirkungen der Haarschafhaltung auf Einkommen und Subsistenz
In der Schafhaltung wurde im Untersuchungszeitraum die Hälfte der
Produktion der 33 Untersuchungsbetriebe verkauft, ein Drittel entfiel auf den
Eigenverbrauch und rund 16 % auf Bestandsaufstockungen. Die
Haarschafhaltung ist somit keineswegs nur subsistenzorientiert. Der Anteil
der Schafhaltung an den gesamten Einnahmen aus der Landwirtschaft betrug
im Untersuchungsjahr rund 2 % im Durchschnitt aller Untersuchungsbetriebe.
Es muß jedoch berücksichtigt werden, daß sich die Schafbestände noch im
Aufbau befinden. Bei einer durchschnittlichen Herdengröße von 11 Schafen
pro Untersuchungsbetrieb kann die Schafhaltung keinen großen Einfluß auf
das Familieneinkommen haben.
Die Versorgung mit Fleisch stellt für die ärmeren Bevölkerungsgruppen der
Untersuchungsregion
ein
Problem
dar.
Diese
können
ihre
Subsistenzversorgung mit Fleisch durch die Haltung von Haarschafen auf
Basis bisher ungenutzter Futter- und Arbeitsressourcen verbessern. In den 33
Untersuchungsbetrieben wurden im Durchschnitt 58,1 kg Schafe (LG) für den
Eigenverbrauch genutzt. Dies würde einem durchschnittlichen wöchentlichen
Verbrauch von rund 400 g knochenfreiem Schaffleisch pro Familie
entsprechen.
Für junge und kapitalarme Betriebe (s. Kapitel 3.2) kann die Schafhaltung als
Alternative zur Rinderhaltung an Bedeutung gewinnen. Der Einstieg in die
Weidetierhaltung ist in der Schafhaltung mit weniger Kapital und in kleinen
Schritten möglich. Die Schafe könnten zunächst, ohne großen Kapitaleinsatz
in angesäte Weiden, unter Dauerkulturen gehalten werden.
Positive ökonomische Auswirkungen der Haarschafhaltung:
• Möglichkeit der Einkommensdiversifizierung
• Nutzung bisher ungenutzter Ressourcen (Arbeit und Futter)
• Verbesserte Subsistenzversorgung mit Fleisch
• Erhöhung des Familieneinkommens aus der Landwirtschaft
• Einstieg in die Weidetierhaltung für junge und kapitalarme Betriebe
34
Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe
4.4 Ökologische Aspekte der Haarschaf- und Rinderhaltung
4.4.1 Vegetationsverschiebungen und Regenerierung der Weideflächen nach
Schaf- und Rinderbeweidung
Vegetationsverschiebungen auf Weideflächen werden verursacht durch die
selektive Futteraufnahme der Weidetiere, durch fehlende Beweidungstoleranz
der Pflanzen und durch das Managementsystem (z. B. kurze Weideruhezeiten,
Dauerbeweidung, hohe Besatzstärken) (vgl. GLATZLE 1990).
Auf Standweiden haben diejenigen Pflanzen einen Konkurrenznachteil, die
von den Tieren gerne gefressen werden. Das bewirkt, daß diese Pflanzen mit
der Zeit im Pflanzenbestand stark abnehmen. Dieses bestätigt sich anhand von
Behauptungen von Schafhaltern, daß das von Schafen gern gefressene Gras
Paspalum conjugatum auf Standweideflächen langsam verschwindet.
Umtriebsbeweidung kann durch die Weideruhezeiten der Weidefläche die
Möglichkeit geben, sich vor einer erneuten Beweidung zu regenerieren. Somit
können bei angepaßter Besatzstärke nicht erwünschte Vegetationsveränderungen vermieden werden.
Die Beweidung von Schafen mit einer Besatzstärke von 3,6 VE pro Hektar
und Jahr auf einer Brachiaria decumbens-Rotationsweide bewirkte
erwünschte Vegetationsverschiebungen, und zwar eine Verbreitung von
Brachiaria decumbens und eine Dezimierung von Sauergräsern (s. Anhang
13). Das Schafweidemanagement beinhaltete kurze Rotationszeiten mit
Weideruhen von ca. 20 Tagen, was eine Grashöhe von ca. 30 cm bewirkte. Es
ist anzunehmen, daß dieses Management den Befall an Schaumzikaden
(Cercopidae) von Brachiaria decumbens reduziert, was wiederum ihr
Wachstum fördert (vgl. VALERIO et al. 1996) (s. Anhang 14). Zusätzlich zeigt
Brachiaria decumbens durch starken Befraß ein schnelles Wachstum (vgl.
FISHER & KERRIDGE 1996). Auch von anderen Brachiaria-Arten ist bekannt,
daß ihr Wachstum durch Schafbefraß gefördert wird (vgl. CÁRDENAS &
LASCANO 1988).
Auf einer Brachiaria decumbens-Rotationsweide, welche mit einer
Besatzstärke von 1,8 VE Rinder pro Hektar und Jahr beweidet wurde,
konnten keine signifikanten Veränderungen in der Verbreitung von
Brachiaria decumbens nachgewiesen werden. Bei den Sauergräsern konnte
keine eindeutige Tendenz in der Vegetationsverschiebung erkannt werden,
35
Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe
denn bei den zwei am meisten verbreiteten Sauergras-Arten konnte zum einen
eine Erhöhung, zum anderen eine Dezimierung des Vorkommens erkannt
werden (s. Anhang 13). Es kann behauptet werden, daß es sich bei dieser
Besatzstärke mit Rindern um ein angepaßtes Weidemanagement handelt.
Die Umtriebsbeweidung von Schafen unter Dauerkulturen ist wegen der
Heterogenität der Krautschicht und wegen der Verbißpräferenzen der Schafe
schwierig. Die Krautschicht einer Kaffeekultur, welche mit einer jährlichen
Besatzstärke von 1,1 VE/ha Schafe (ca. 8 weibliche erwachsene Schafe) in
einem Umtriebsweideverfahren (Ruhezeiten von 68 Tagen) beweidet wurde,
erfuhr eine Verbreitung der Pflanzen, die von Schafen verschmäht wurden.
Dagegen erfolgte eine Dezimierung der Pflanzen, die von Schafen gerne
gefressen wurden und die nicht beweidungsresistent sind. So verbreitete sich
unter Dauerkultur das bei Schafen unbeliebte Gras Panicum stoloniferum,
während die von Schafen gern gefressenen zweikeimblättrigen Pflanzen
zurückgingen, da sie nicht beweidungsresistent sind. Das spontan
vorkommende Futtergras Axonopus compressus, welches als beweidungsfest
gilt, erfuhr keine signifikanten Veränderungen in seiner Verbreitung (s.
Anhang 16).
Um dem oben geschilderten Konkurrenzvorteil der nicht gern gefressenen
Pflanzen entgegenzuwirken, wäre es sinnvoll, maximal nach jeder Beweidung
und mindestens alle sechs Monate die Krautschicht der Dauerkultur durch
einen Säuberungsschnitt, z. B. mit einer Machete, zu enfernen. Außerdem ist
anhand der als negativ zu bewertenden Vegetationsverschiebungen zu
erkennen, daß das Managementsystem nicht optimal war. Die jährliche
Besatzstärke sollte verringert werden, z. B. indem die Ruhezeiten verlängert
werden. Es gibt in Sucumbíos unter den Schafhaltern noch keine Erfahrungen
zur Umtriebsbeweidung mit Schafen unter Dauerkultur.
Wenn Schafe auf Brachiaria decumbens-Weiden umgetrieben werden, ist es
möglich hohe Besatzstärken von 3,6 VE Schafe ha-1 a-1 zu erreichen, ohne daß
verstärkte Weidedegradations-Erscheinungen festzustellen waren. Bei einer
Besatzstärke von 1,1 VE Schafe ha-1 a-1 unter Dauerkulturen kann mittelfristig
eine Verbreitung der nicht von Schafen gefressenen Pflanzen erfolgen.
36
Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe
4.4.2 Einfluß der Beweidung auf Bodenparameter
Die Beweidung von Tieren beeinflußt die chemischen und physikalischen
Eigenschaften des Bodens von Weideflächen. Die chemischen
Bodeneigenschaften werden dadurch beeinflußt, daß dem Boden durch
Entnahme von Futterpflanzen Nährstoffe entzogen werden, die zum Teil in
Form von Kot und Urin wieder rückgeführt werden. Anhand von Abbildung 4
ist zu erkennen, daß nur ein sehr geringer Teil der von den Tieren
aufgenommenen Nährstoffe für die Bildung von tierischen Produkten benutzt
wird.
100%
Anteil der
aufgenommenen Nährstoffe
90%
80%
70%
67%
60%
92%
50%
88%
40%
Ausscheidung in Form von
Dung
Aufnahme für tierische
Produkte
30%
20%
Ausscheidung in Form von
Urin
25%
10%
11%
0%
N
P
K
Nährstoffe
Abbildung 4: Anteil der ausgeschiedenen und zurückgehaltenen Nährstoffe
von Flächen unter Schafbeweidung (nach HAYNES &
WILLIAMS 1993)
Wichtiger als die Nährstoffentnahme zur Bildung von tierischen Produkten ist
die Nährstofftranslokation und -konzentration auf der Weidefläche, die durch
Beweidung hervorgerufen wird. Nährstofftranslokation findet statt, da die
Weidetiere die Tendenz haben, an ihren Lagerstätten häufiger zu urinieren
und defäkieren als auf der restlichen Weidefläche, so daß an diesen Stellen
eine Anhäufung von Nährstoffen stattfindet. Bei Schafen ist dieses Phänomen
37
Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe
stärker ausgeprägt als bei Rindern, denn Schafe suchen eher als Rinder
Unterstandmöglichkeiten auf (hauptsächlich bei Regen und in der Nacht). Auf
einer Schafweidefläche konnte nachgewiesen werden, daß durch
Schafbeweidung eine Nährstoffumverteilung von den abgelegeneren
Weideflächen zum Unterstand hin stattfindet (s. Anhang 15 und Anhang 18).
Wenn Tiere beim Grasen auf der Weidefläche defäkieren, findet eine
Nährstoffkonzentration auf den Dung- und Urinstellen statt. Dieses ist bei
Rindern ausgeprägter als bei Schafen, da Schafe kleinere Exkrementmengen
pro Abgabe ausscheiden und diese auf der Weidefläche gleichmäßiger
verteilen als Rinder. Ebenso ist die Kotform von Schafen nicht
pflanzenabdeckend, jedoch bei Rindern („Kuhfladen“).
Auf den Stellen, wo Exkremente angehäuft werden (an den
Unterstandmöglichkeiten, den Dung- und Urinflecken) findet ein
Nährstoffverlust statt. Die punktuell hohe Konzentration von Nährstoffen
kann nicht kurzfristig von den dort wachsenden Pflanzen aufgenommen
werden, so daß sie ausgewaschen werden oder gasförmig entschwinden
(hauptsächlich bei Stickstoff) (HAYNES & WILLIAMS 1993). Somit gibt es auf
Weiden, je älter diese werden, langfristig einen Nährstoffverlust. Anhand von
Untersuchungen konnte jedoch keine Beziehung zwischen dem Alter
(bezogen auf das Jahr der Waldrodung) und den Bodenparametern von 9 bis
26 Jahre alten Brachiaria decumbens-Weiden und 19 bis 26 Jahre alten
beweideten Dauerkulturflächen nachgewiesen werden (s. Anhang 17). Wie
aber für andere Standorte beschrieben (vgl. SERRÃO & TOLEDO 1990, SERRÃO
et al. 1979), so ist auch hier anzunehmen, daß ab der Rodung des Waldes eine
Bodendegradation stattfindet. Dieses könnte bestätigt werden anhand der
Aussagen der Bauern, daß die anspruchsvollen Gräser (z. B. Axonopus
scorparius, Pennisetum purpureum) mit der Zeit abnehmen und Nach- bzw.
Neuansaaten durch weniger anspruchsvolle Grasarten (z. B. Brachiaria
decumbens) erfolgen müssen. Zur Gewährleistung der Nachhaltigkeit von
Weideflächen ist eine ausgeglichene Nährstoffbilanz jedoch Voraussetzung.
Bodenerosion wird durch Tritt und Überbeweidung an hängigen Lagen
verursacht. Es konnten in der Untersuchungsregion keine gravierenden
Erosionschäden beobachtet werden.
Die physikalischen Bodeneigenschaften werden hauptsächlich durch den Tritt
der Tiere verändert, da der Tritt Bodenverdichtung verursachen kann.
38
Zusammenfassende Analyse der einzelnen Ergebnisse
Untersuchungen zur Veränderung des Eindringwiderstandes (Maß für die
Bodenverdichtung) an den Unterständen einer Schaf- bzw. Rinderweide nach
achtmonatiger Beweidung ergaben keine signifikanten Unterschiede in der
Bodenstruktur. Es konnte allerdings nachgewiesen werden, daß Rinder einen
verdichtenden Effekt in den Tiefen von 3 bis 6 cm, Schafe hingegen nur in
den Tiefen von 3 bis 4 cm bewirken (s. Anhang 19).
Um das Potential der verdichtenden Wirkung von Schafen und Rindern
abzuschätzen, wurde für beide Tiere das Lebendgewicht pro
Quadratzentimeter Huffläche errechnet und verglichen. Für Schafe beträgt es
0,6 Kilogramm pro Quadratzentimeter, für Rinder 1,3 Kilogramm pro
Quadratzentimeter. Anhand dieser Daten wird plausibel, daß Rinder eher zur
Bodenverdichtung beitragen als Schafe.
Es kann davon ausgegangen werden, daß Weiden langfristig einen
Nährstoffverlust erleiden. Trotzdem konnten Weidenutzungen von bis zu 30
Jahren festgestellt werden. Auf Schafweiden findet eine Nährstoffumverteilung
statt. Es konnten lediglich Tendenzen im Hinblick auf eine größere
Trittbelastung durch Rinder als durch Schafe aufgezeigt werden.
5
Zusammenfassende Analyse der einzelnen Ergebnisse
Die Untersuchungsregion Sucumbíos gehört zu den Randgebieten des
tropischen Regenwaldes von Südamerika. Im Vergleich zu den Böden in den
Kernzonen tropischer Regenwälder sind die in der Region vorkommenden
Böden relativ fruchtbar.
In allen Betriebssystemen der Untersuchungsregion stehen Brachiaria
decumbens-Weiden oder der spontane Unterwuchs von Dauerkulturen für die
Schafbeweidung zur Verfügung. Beides ist als Futtergrundlage für die
Schafhaltung geeignet. Auf Rinderweiden (Brachiaria decumbens) kann die
Futterausnutzung durch die zusätzliche Beweidung von Schafen verbessert
und die Produktivität der Weiden erhöht werden.
Die sozio-ökonomischen Voraussetzungen für die Haarschafhaltung sind
gegeben. Es besteht unter den Bauern grundsätzlich Interesse und Akzeptanz
gegenüber der Schafhaltung. Die Akzeptanz der Rinderhaltung ist jedoch
39
Anwendungsrelevanz
größer. Die Rinderhaltung hat eine bedeutende Funktion für die Betriebe, die
momentan nicht von der Schafhaltung übernommen werden kann.
Voraussetzung für eine Erweiterung der Funktionen der Schafhaltung ist ein
funktionsfähiger Markt für Zuchttiere bzw. Schaffleisch.
Die verwendeten Haarschafrassen konnten sich gut an den perhumiden
Standort anpassen und ihr Produktionspotential ausschöpfen. Die erzielten
Leistungen entsprechen vergleichbaren Daten aus den gemäßigten Tropen.
Die Integration der Schafhaltung in vorhandene Kaffeeanbau- oder
Rinderhaltungssysteme ist rentabel. Höchste Rentabilität erbringen Schafe in
agrosilvopastoralen Systemen unter Dauerkulturen (Kaffee). Aus
ökonomischer Sicht ist die Schafhaltung als Alternative zur Rinderhaltung auf
angesäten Weiden (silvopastorale Systeme) nicht geeignet. Sie erlaubt aber
einen höheren Viehbesatz als die Rinderhaltung, ohne ökologische Schäden in
den silvopastoralen Systemen hervorzurufen.
Schafbeweidung wirkt positiv auf die Reduzierung von unerwünschten
Pflanzen in angesäten Weiden und unter Dauerkulturen. Bei angepaßten
Besatzstärken und Weidemanagement können Schafe als ökologisch
verträgliche Komponenten silvopastoraler und agrosilvopastoraler Systeme
eingeordnet werden.
6
Anwendungsrelevanz
6.1 Projektebene
6.1.1 Möglichkeit der Integration der Haarschafe in Agroforstsysteme
Haarschafe werden in Sucumbíos in agrosilvopastoralen und silvopastoralen
Systemen gehalten.
Beim silvopastoralen System weiden Schafe auf Brachiaria decumbensWeiden, auf denen Wertholzbäume (z. B. Cordia alliodora, lokal als Laurel
bezeichnet) und eventuell einige nicht-kommerzielle Fruchtbäume (z. B.
Psidium guajava) wachsen. In diesem System weiden Schafe entweder alleine
oder gemischt mit Rindern; letzteres ist üblicher. Beim silvopastoralen
System mit alleiniger Schafnutzung ist Standbeweidung das übliche
Weideverfahren. Bei diesem Weideverfahren wird die Futterressource von
den Schafen nicht ausreichend ausgenutzt. Eine Erhöhung der momentan
üblichen Besatzstärke würde nicht unbedingt eine gleichzeitige Erhöhung der
40
Anwendungsrelevanz
Futterausnutzung bewirken. Schafe fressen überwiegend die jüngeren
Pflanzenteile von Brachiaria decumbens und würden die älteren Pflanzenteile
trotz erhöhter Besatzstärke verschmähen. Zur besseren Futterausnutzung einer
Brachiaria decumbens-Weide
wäre
ein
Umtriebsweideverfahren
wünschenswert. Eine Umtriebsbeweidung mit mindestens vier Koppeln,
kurzen Rotationszeiten (Weideruhen von ca. 21 Tagen) und mindestens einem
Reinigungsschnitt pro Jahr ist zu empfehlen. Aus ökonomischer Sicht ist
unter den momentanen Bedingungen die alleinige Nutzung des
silvopastoralen Systems durch Schafe, sowohl als Standweide als auch als
Umtriebsweide, weniger rentabel als die alternative Nutzung durch Rinder
oder die gemischte Nutzung von Schafen und Rindern.
Bei der Gemischtbeweidung von Schafen und Rindern weiden Schafe ständig
auf der Weidefläche, auf die Rinder periodisch aufgetrieben werden. Durch
die Gemischtbeweidung ist die Futterausnutzung höher als bei alleiniger
Schafbeweidung, da beide Tierarten verschiedene Pflanzenteile von
Brachiaria decumbens unterschiedlich selektieren. Da Brachiaria decumbens
weidefest ist, ist eine Gemischtbeweidung mit angepaßter Besatzstärke (s.
Seite 18) auf gut etablierten Brachiaria decumbens-Weiden, die eine
durchgehende Grasnarbe aufweisen und durchschnittliche Erträge haben,
ökologisch sinnvoll.
In einer ökologisch verträglichen Weidetierhaltung in silvopastoralen
Systemen kann Schafhaltung mit einem höheren Viehbesatz betrieben werden
als Rinderhaltung. Für eine umweltverträgliche Intensivierung bestehender
Systeme durch einen erhöhten Viehbesatz bietet sich die Integration der
Schafhaltung in Rinderhaltungssysteme an. Die Integration führt zu
geringeren ökologischen Schäden (Bodenverdichtung) und einer besseren
Ausnutzung des vorhandenen Futterspektrums. Es besteht noch
Forschungsbedarf über intensivere Systeme mit gemischter Schaf- und
Rinderbeweidung unter den vorliegenden Standortbedingungen.
Beim agrosilvopastoralen System weiden Schafe im Standweideverfahren
auf der natürlichen Krautschicht von etablierten Dauerkulturen, in denen
Wertholzbäume (z. B. Jacaranda copaia) und eventuell andere Fruchtbäume
(z. B. Artocarpus spp.) wachsen. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um
Kaffeekulturen, jedoch ist es auch möglich Schafe unter nicht traditionellen
Dauerkulturen zu halten, dessen Früchte nicht in der Reichweite der Schafe
41
Anwendungsrelevanz
wachsen, wie z. B. Bactris gasipaes (lokal Chonta duro genannt), Hevea spp..
Schafe sind in der Lage ihre Diät durch Selektion zu verbessern und für eine
ausreichende Nährstoffversorgung zu sorgen.
Die Kaffeeproduktion stellt für viele junge Betriebe die einzige Möglichkeit
zur Erzielung von Bareinnahmen dar. Durch die Kombination der
Kaffeeproduktion mit der Schafhaltung wird diesen Betrieben ein Einstieg in
die Weidetierhaltung ohne große Investitionen ermöglicht. In diesem System
ist die Komponente Schafhaltung ein rentables Verfahren und eine Investition
in Schafe, Unterstand und Zäune sinnvoll. Durch die Integration der
Schafhaltung in den Pflanzenbau ergeben sich innerbetriebliche Leistungen,
wie das Einsparen von Arbeit zum Säubern der Kaffeeplantage im Wert von
ca. 40.000 Sucres pro Mutterschaf und Jahr.
Das momentane Weideverfahren der Standbeweidung ist aus
weideökologischer Sicht nicht empfehlenswert, denn es führt dazu, daß die
gern gefressenen Pflanzen in der Krautschicht verdrängt werden, und sich
somit langfristig (mehrere Jahre) die Futterqualität für die Schafe
verschlechtert. Dementsprechend wäre es sinnvoll, eine Umtriebsbeweidung
unter Dauerkultur einzuführen. Eine Investition in zusätzliche Zäune für eine
Umtriebsbeweidung läßt sich durch die Einnahmen aus der Schafhaltung
abdecken.
In Sucumbíos besteht Beratungsbedarf bezüglich der Einbringung von
Leguminosen in pastorale Systeme, was zur Gründüngung und zur
Verbesserung der tierischen Leistung beiträgt. Eine in Sucumbíos an
Bekanntheit gewinnende krautige Leguminose ist Arachis pintoi. Sie hat
folgende Vorteile: sie gedeiht auf phosphorarmen Böden, kann vegetativ
vermehrt werden, sie ist schattenfest, beweidungstolerant (auch bei
Standweideverfahren) und kompatibel mit agressiv wachsenden Gräsern. Ein
Nachteil ist, daß sie eine lange Etablierungszeit hat (vgl. PIZARRO & RINCÓN
1995). Sie ist sowohl für das silvopastorale (sie gedeiht gut in Assoziation mit
Brachiaria decumbens) als auch das für agrosilvopastorale System geeignet.
Interessant wäre ein agrosilvopastorales System, dessen Krautschicht etwa zu
30 % aus Arachis pintoi und zu 70 % aus beweidungstoleranten spontanen
Futterpflanzen (z. B. Axonopus compressus) besteht. Das würde eine ausreichende Futtergrundlage für Schafe darstellen und dem bei
Umtriebsbeweidung eventuellem Schälen von Baumrinde entgegenwirken.
42
Anwendungsrelevanz
Andere an den Standort Sucumbíos angepaßte Leguminosen, die in Agroforstsysteme integriert werden könnten, sind: Stylosantes quianensis, Centrosema
spp., Codariocalyx gyroides, Inga spp. (vgl. INIAP 1997).
Speziell im silvopastoralen System besteht Beratungsbedarf im Hinblick auf
das Anpflanzen (Stehenlassen) von weideangepaßten Wertholzbäumen mit
angemessener Baumzahl pro Hektar (zwischen 4 und 25 Bäume pro Hektar
(s. BOESE 1992). Wertholzbäume haben nicht nur einen wirtschaftlichen, sondern auch einen hohen ökologischen Wert.
Durch die Konzentration des Schafkots unter dem Stall besteht die
Möglichkeit für die Schafhalter zum Einstieg in die Dungwirtschaft. Ein
Schaf liefert pro Jahr durchschnittlich 74 kg Kot mit den entsprechenden
Nährstoffen (s. Anhang 18). Ökologisch am sinnvollsten wäre es, die
anfallenden Kotmengen den Weideflächen wieder zuzuführen. Sie könnten
aber auch für die gezielte Düngung wirtschaftlich wertvoller Pflanzen genutzt
werden. Dabei sollte beachtet werden, daß die Weidefläche durch die
Entnahme des Unterstandkots langfristig einen Nährstoffverlust,
hauptsächlich bezüglich Stickstoff und Phosphor, erfährt. Stickstoff kann der
Weidefläche kostengünstig durch Gründungung (Leguminosenansaat) wieder
zugeführt werden, Phosphor durch Mineraldüngung. Momentan ist es in
Sucumbíos nicht üblich, Phosphor zu düngen. Forschungsbedarf besteht in
der Entwicklung rentabler Strategien zur Phosphordüngung, die die Nutzung
von lokalen Phosphorquellen, wie z. B. phosphorhaltige Gestein (roca
fosfórica) miteinbeziehen (vgl. CIAT 1986, CIAT 1982).
Haarschafe werden in Sucumbíos u. a. in Agroforstsystemen gehalten.
Ökonomisch und ökologisch sinnvoll ist die Gemischtbeweidung von Schafen
und Rindern in silvopastoralen Systemen und die alleinige Beweidung von
Schafen in agrosilvopastoralen Dauerkultursystemen. Beide Systeme sind
verbesserungsfähig.
6.1.2 Anforderungen an sozio-ökonomische Rahmenbedingungen
Folgende sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen sind für die weitere
Ausdehnung der Haarschafhaltung von Bedeutung und sollten gefördert
werden.
43
Anwendungsrelevanz
Vermarktung: Eine Voraussetzung für eine wirtschaftliche Schafhaltung ist
ein funktionsfähiger Absatzmarkt mit stabilen Preisen. Eine Nachfrage nach
Schaffleisch besteht nach Meinung von Vermarktern schon heute. Nach ihnen
könnte pro Jahr etwa die Hälfte der jährlichen Produktion der
Untersuchungsregion (260 Schafe) in Lago Agrio vermarktet werden. Durch
einen funktionsfähigen Absatzmarkt würde sich die Spar-, Einkommens- und
Risikofunktion der Schafhaltung verbessern und die Haarschafhaltung könnte
an Bedeutung gewinnen.
Aufgrund seines besonderen Geschmacks könnten dem Haarschaffleisch auch
gute potentielle Absatzchancen im überregionalen Qualitätsfleischmarkt
gegeben werden. Es fehlt den dortigen Verbrauchern und Vermarktern bisher
jedoch an Kenntnis über die Existenz und Qualität von Haarschaffleisch.
Nachfrage nach Zuchttieren: Die große Nachfrage nach Zuchttieren wurde
bereits erwähnt. Da in Ecuador die Bestände an Haarschafen sehr begrenzt
sind, bieten sich für die Ausdehnung der Haarschafhaltung Importe aus dem
nahegelegenen Kolumbien an.
Beratung: Die Beratung der Schafhalter könnte von der bereits existierenden
Schafhalterorganisation ACOAS übernommen werden. Neben den oben
erwähnten tierhalterischen Maßnahmen ist eine Beratung über das
Weidemanagement der gemischten Haltung von Schafen und Rindern auf
angesäten Weide und der Schafhaltung unter Dauerkulturen sinnvoll.
Ebenfalls ist eine tierhygienische Beratung notwendig. Hierfür könnten
Multiplikatoren aus der Schafhalterorganisation ausgebildet werden, die
Vertrauen bei den Schafhaltern geniessen und regelmäßige Kontakte
zueinander pflegen.
Kredite: Ein verbesserter Zugang zu Krediten wäre über eine Verbreitung der
Produktivitäts- und Rentabilitätsdaten der Schafhaltung unter den
entsprechenden Kreditinstitutionen (v. a. BNF) zu erreichen.
Die Existenz einer geregelten Vermarktung von Schafen bzw. Schaffleisch
bildet eine wichtige Voraussetzung für die Marktintegration und Ausdehnung
der Schafhaltung in der Region. Für eine Verbreitung von Beratungsinhalten
könnte auf den Strukturen einer existierenden Schafhalterorganisation
ACOAS aufgebaut werden.
44
Anwendungsrelevanz
6.1.3 Anforderungen an verbesserte Haltungssysteme für Haarschafe
Nachfolgende Maßnahmen tragen zu einer verbesserten Leistungsfähigkeit
der Haarschafhaltung bei. Sie sollen als Orientierungshilfe für die weitere
Förderungs- und Beratungstätigkeit durch das PROFORS-Projekt und die
Schafhaltervereinigung ACOAS dienen, die einem partizipativen Ansatz zu
folgen haben.
Hygiene: Hier sind zuerst Maßnahmen zur Verringerung der
Lämmermortalität
zu
nennen.
Dies
sind
Hygieneund
Managementmaßnahmen bei der Geburt der Lämmer (u.a. Nabeldesinfektion,
Trennung von Mutterschafen und Lämmern von der Herde nach der Geburt).
Weiterhin sind Maßnahmen zur Verhinderung von Klauenkrankheiten zu
erwähnen. Neben trockenen Unterständen ist dies vor allem eine regelmäßige
Klauenpflege. Bislang stellen viele typische Rinder- und Schafkrankheiten in
der Region kein akutes Problem dar, dies könnte sich durch die
Einschleppung von Krankheiten aber änderen.
Fütterung: Hier sollte die Beratung auf den erhöhten Energiebedarf von
hochtragenden und laktierenden Mutterschafen hinweisen und Möglichkeiten
eines Ausgleichs durch gezielte Zufütterung aufzeigen. Weiterhin sollte die
Bedeutung einer bedarfsgerechten Mineralstoffversorgung der Schafe
verdeutlicht werden. Schließlich wäre auf die stark verbesserte
Proteinversorgung der Tiere durch die Integration von Arachis pintoi in
agrosilvo- und silvopastorile Systeme hinzuweisen (s. 6.1.1).
Haltung: Die Bauweise geeigneter Unterstände wurde bereits durch
PROFORS-Mitarbeiter entwickelt und erprobt. Dies sollte nun in der
Zielgruppe verbreitet werden. Die Entwicklung kostengünstiger Zäune stellt
eine wesentliche Voraussetzung für die weitere Verbreitung der Haarschafe
dar. Deshalb sollte die Bauweise einfacher und kostengünstiger Schafzäune
und trockene Unterstände weiter entwickelt und verbreitet werden. Hier kann
PROFORS in Zusammenarbeit und dem Wissen der Bauern unterstützend
helfen.
Zucht: Die Selektion unter den Zuchtböcken sollte gefördert werden.
Selektionsmaßnahmen, Zeitpunkt und Kriterien der Selektion sollten den
Schafhaltern vermittelt werden. Diese kann in der Zusammenarbeit mit der
45
Anwendungsrelevanz
Schafhaltervereinigung ACOAS durch die Fortbildung von Multiplikatoren
stattfinden, die regelmäßige Kontakte zu und Vertrauen bei den Schafhaltern
haben.
Vermittlung von grundlegenden Maßnahmen im Bereich Tierhygiene,
Fütterung, Haltung und Zucht kann die Leistungsfähigkeit der
Haarschafhaltung in der Region deutlich verbessern. Diese kann durch
Beratung von bestehende Institutionen wie dem Schafzuchtverband ACOAS
aber auch durch das Verbreiten von Wissen einzelner Schafhalter auf andere
Betriebe erfolgen.
6.2 Verwertungszusammenhang in der Entwicklungszusammenarbeit
6.2.1 Mögliche Einflüsse der Haarschafhaltung auf die fortschreitende
Rodung tropischer Regenwälder
Die Rodung der Regenwälder von Sucumbíos hat ihre wichtigste Ursache in
der Zuwanderung von neuen Siedlern: „man without land move towards land
without man“. Sie wandern vor allem von der Sierra in die Randgebiete der
bereits erschlossenen Regionen ein. Die Rodung innerhalb bereits bestehender
Betriebe ist aus Kapital- und Arbeitskräftemangel gegenüber den
Anfangsjahren stark zurückgegangen (s. a. ROEDER 1994). Für die älteren
Betriebe der vorderen Besiedlungslinien sind zusätzliche Komponenten zu
bereits bestehenden Systemen interessant, wenn diese rentabel sind.
Die Haarschafhaltung unter Dauerkulturen bildet eine solche zusätzliche
Komponente. Sie bietet eine rentable Investitionsmöglichkeit für die geringen
Überschüsse der Betriebe. Die agrosilvopastoralen Systeme (BS 3 und BS 4)
verfügen über eine hohe Kapital- und Arbeitsrentabilität. Die Schafhaltung
kann bei entsprechendem Management als ökologisch verträglich eingestuft
werden. Dies gilt besonders für die Schafhaltung in agrosilvopastoralen
Systemen.
Die jüngeren Betriebe der hinteren Besiedlungslinien (entfernt von den
Verbindungsstraßen) sind kapitalarm, aber meist gut mit Arbeitskräften
ausgestattet. Sie verfügen noch über einen relativ großen Anteil an
46
Anwendungsrelevanz
Primärwald. Durch die verbesserte Nutzung der Ressource Fläche könnte die
Entwaldungsrate in diesen Betrieben verringert werden.
Die Haarschafhaltung trägt zur Verbesserung der Subsistenzversorgung der
kleinbäuerlichen Betriebe bei. Somit könnte der Anreiz zur Jagd auf Wild
verringert und der Schutz natürlicher Wildbestände gefördert werden.
Der Beitrag der Haarschafhaltung zum Erhalt des Regenwaldes kann in einer
Verbesserung bestehender agrosilvopastoraler Dauerkultursysteme gesehen
werden. Diese Systeme gelten als ökologisch relativ gut an die
Standortbedingungen angepaßt. Dies ist jedoch nur ein Ansatz unter vielen.
Die eigentliche Ursache für die fortschreitende Entwaldung liegt in einer
ungebremsten Zuwanderung, bedingt durch Fehlentwicklungen in anderen
Regionen. Hierbei sollte beachtet werden, daß eine extreme Verbesserung der
Rentabilität der Betriebe den Zuwanderungsdruck auf die Regenwaldgebiete
erhöhen kann.
6.2.2 Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Regenwaldregionen
Südamerikas
In den dichtbevölkerten humiden Tropen Afrikas werden Haarschafe in
großer Zahl gehalten (LEEUW & REY 1995). Die Produktivität und Rentabilität
der Haarschafhaltung in den kleinbäuerlichen Systemen unter einfachsten
Haltungsbedingungen wurde durch verschiedene Untersuchungen bestätigt
(u. a. ITTY et al. 1995). In der Plantagenwirtschaft Asiens erlangt die
Integration von Haarschafen zunehmende Bedeutung (TAJUDDIN 1986;
SANCHEZ 1995). Auch in den südamerikanischen Regenwaldrandgebieten
kann die Haarschafhaltung, vor dem Hintergrund einer zu verbesserter
Ressourcennutzung genötigten Landwirtschaft, an Bedeutung gewinnen
(STAVER et al. 1994). Durch die Integration von Haarschafen in nachhaltige
agrosilvopastorale Dauerkultursysteme läßt sich die Flächennutzung mit
einfachen Mitteln intensivieren, ohne ökologische Schäden hervorzurufen.
In den ecuadorianischen Regenwaldrandgebieten stehen in den Provinzen
Sucumbíos und Napo 52.000 ha Kaffeekulturen für die Integration der
Haarschafhaltung zur Verfügung (INEC 1996). Haarschafe lassen sich
darüber hinaus flexibel in ganz unterschiedliche Betriebssysteme und
Dauerkultursysteme integrieren, wie z. B. Ölpalme, Kautschuk (s. SANCHEZ
1995). Die Bedeutung der Haarschafhaltung beschränkt sich somit nicht nur
47
Literaturverzeichnis
auf die verbesserte Nutzung vorhandener Kaffeeflächen, sondern sie kann
allgemein zur Verbesserung agrosilvopastoraler Systeme in den Randgebieten
des südamerikanischen Regenwaldes beitragen. Eine Förderung der
Haarschafhaltung in Lateinamerika würde vor allem die Verbreitung von
Haarschafen und die Beratung über angepaßte Produktionstechnik betreffen.
7
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53
Anhang
8
Anhang
Anhang 1:
Betriebssysteme der Colono-Betriebe in der Provinz
Sucumbíos
1. Dauerkulturanbau ohne Weidewirtschaft und ohne Weidetierhaltung
1.1 Kaffeeanbau
1.2 Kaffee- und Kakaoanbau
1.3 Sonstiges:
z.B. Ölpalmenanbau
2. Dauerkulturanbau ohne Weidewirtschaft mit Weidetierhaltung
2.1 Kaffeeanbau und
Schafhaltung
2.2 Kaffee- und Kakaoanbau
und Schafhaltung
2.3 Ölpalmenanbau und
Schafhaltung
3. Dauerkulturanbau und Weidewirtschaft (Angesäte Weiden)
3.1 mit Rinderhaltung
3.2 mit gemischter Rinderund Schafhaltung
3.3 mit Schafhaltung
3.1.1 Doppelnutzungsrassen
zur Milch- und
Fleischproduktion
3.2.1 Doppelnutzungsrassen
zur Milch- und
Fleischproduktion und
Mutterschafhaltung
3.3.1 Mutterschafhaltung auf
Angesäte Weide
3.1.2 Mutterkuhhaltung
3.2.2 Mutterkuh- und
Mutterschafhaltung
3.3.2 Mutterschafhaltung auf
Angesäte Weide und in
Dauerkulturen
3.1.3 Spez. Weidebullenmast
3.2.3 Spez. Weidebullenmast
und Mutterschafhaltung
3.1.4 Spez. Milchproduktion
3.2.4 Spez. Milchproduktion
und Mutterschafhaltung
4. Weidewirtschaft (Angesäte Weiden) ohne Dauerkulturanbau
4.1 mit Rinderhaltung
4.2 mit gemischter Rinderund Schafhaltung
4.3 mit Schafhaltung
4.1.1 Doppelnutzungsrassen
zur Milch- und Fleischproduktion
4.2.1 Doppelnutzungsrassen
zur Milch- und Fleischproduktion und
Mutterschafhaltung
4.3.1 Mutterschafhaltung auf
Angesäte Weide
4.1.2 Mutterkuhhaltung
4.2.2 Mutterkuh- und
Mutterschafhaltung
4.1.3 Spez. Weidebullenmast
4.2.3 Spez. Weidebullenmast
und Mutterschafhaltung
4.1.4 Spez. Milchproduktion
4.2.4 Spez. Milchproduktion
und Mutterschafhaltung
Quelle: in Anlehnung an RUTHENBERG 1983
54
Anhang
Anhang 2:
Deckungsbeitragsberechnungen für silvopastorale
Betriebssysteme der Schaf- und Rinderhaltung
(in 1.000 Sucres pro Produktionseinheit und Jahr)
Betriebssystem
Rinderhaltung (BS 1) Rinder- und
Schafhaltung (BS 1)
Schafhaltung (BS 2)
Besatzstärke (VE/ha)
0,6
1
1,1
3,6
Produktionseinheit
1 Milchkuh , 0,7
wie Rinderhaltung
1 Mutterschaf, 1,8
(Menge)
Kälber, 0,3 Mast
plus 5,6 Mutter-
Lämmer, 0,2 Nach-
selbsterzeugter
schafe, Nachzucht,
zucht, Zuchtbock
Bullen, 0,1 Nach-
Lämmer, Anteil
zucht, Anteil Bulle
Zuchtbock
Marktleistungen2
1.338
2.207
138
Kosten Zuchttiere
115
235
10
Vet.med. Kosten
53
96
10
42
75
Kosten für Salz,
Mineralstoffe
Kraftfutterkosten
19
29
26
945
945
19
17
45
1.172
1.425
2,8
2,8
0,06
77,3
186,0
17,8
DB/VE
98
252
218
DB/ha
59
279
881
2,1
4,2
Weidesäuberung
Zinsen für Vieh,
Umlaufkap.
Proportionale
Spezialkosten
4
88
Faktoransprüche:
Angesäte Weidefläche
Arbeitseinsatz
DB/Akh3
1
2,8
2
(1997: 1 DM = 2.300 Sucres). 462 Liter Jahresmilchleistung. inklusive Verkauf von
Alttieren. 3Vergleichslöhne liegen bei 2.000 bis 4.000 Sucres pro Akh. Geringfügige
Abweichungen durch Rundungen.
55
Anhang
Anhang 3:
Investitionsbedarf unterschiedlicher Betriebsysteme der Schafund Rinderhaltung (in 1.000 Sucres pro Hektar für eine
Laufzeit von 15 Jahren)
Schafhaltung
Betriebs-
1
3
4
Rinder-
Schaf- und
haltung
Rinderhaltung
1
2
system
Produktions- Mutterschaf,
Mutterschaf,
Mutterschaf,
Milchkuh1,
Wie Rinder-
einheit
Zutreter,
Zutreter,
0,7 Kälber,
haltung plus
(Produktions Zuchtbock,
Zuchtbock,
Zuchtbock,
0,3 Mast
5,6 Mutter-
-umfang)
Lämmer (17,5
Lämmer (8
Lämmer(8
selbsterz.
schafe inkl.
Produktions-
Produktions-
Produktions-
Bullen, Anteil Zutreter,
einheiten)
einheiten)
einheiten)
Zuchtbulle (1
Lämmer,
Produktions-
Anteil Zucht-
einheit)
bock (1 Prod.-
Zutreter,
einheit
Flächenbedarf
(Besatz)
1 ha
(3,6 VE/ha)
4 ha
(0,5 VE/ha)
4 ha
2,8 ha
2,8 ha
(0,5 VE/ha) (0,6 VE/ha) (1,1 VE/ha)
Anschaffungskosten pro Hektar
Tiere
2.625
328
328
500
800
136
600
600
Weide2
600
Stall3
900
225
225
Zäune4
1.590
475
475
400
475
Summe
5.715
1.028
1.164
1.500
2.100
900
225
225
445
119
119
225
Erneuerung
Stall nach
225
7,5 Jahren
Erneuerung
Weidedraht
nach 10
100
119
Jahren
1
achtjährige Laufzeit. 2ohne Rodungskosten. 3Nutzungsdauer 7,5 Jahre. 4Nutzungsdauer
Pfosten 15 Jahre, Weidedraht 10 Jahre.
56
Anhang
Anhang 4:
Tageszunahme von Lämmern nach Altersabschnitten und
Rasse (in g/Tag)
Barriga Negra
weibliche Lämmer
Sudan Typ
Kreuzungen
n
∅
s
n
∅
s
n
Tageszunahme bis 30 Tage
21
140
72
18
137
63
3
270 104
Tageszunahme 31 bis 90 Tage
38
110
50
31
120
45
7
149
75
Tageszunahme 91 bis 180 Tage
35
a
51
31
83
33
8
61
21
a
83
b
s
∅
Tageszunahme 181 bis 270 Tage
22
52
34
18
69
30
7
51
21
Tageszunahmen 1 bis 270 Tage
22
85
52
18
93
43
7
101
55
n
∅
s
n
∅
s
n
∅
S
Tageszunahme bis 30 Tage
17
125
51
20
159
86
5
191
84
Tageszunahme 31 bis 90 Tage
33
124
43
26
113
45
5
83
28
männliche Lämmer
a
b
38
35
116
39
9
107
43
Tageszunahme 91 bis 180 Tage
38 107
Tageszunahme 181 bis 270 Tage
15
77 a
41
17
70
30
4
81
24
Tageszunahmen 1 bis 270 Tage
15
103
43
17
105
50
4
102
45
Anmerkungen: a: Signifikanz auf dem Niveau 0,05 (1-seitig) für Geschlecht und
Tageszunahmen für Korrelationen nach PEARSON. b: Signifikanz auf dem Niveau 0,01.
n: Anzahl Wiegungen, ∅: Mittelwert, s=Standardabweichung
57
Anhang
Anhang 5:
Tageszunahmen von Lämmern nach Lebensabschnitten und
Betriebssystemen (in g/Tag)
BS 1
weibliche Lämmer
n
BS 2
∅
s
bis 30 Tage
13 138
31 bis 90 Tage
n
BS 3
∅
s
n
53
6 138
73
17 123
34
18 137
62
13
91 bis 180 Tage
20 102
41
17
70
26
181 bis 270 Tage
10
73
24
12
57
1 bis 270 Tage
10 101
38
12
n
BS 4
∅
s
2 145
n
∅
s
40
21 157
88
95
30
28 113
58
13
65
52
24
79
41
26
8
67
53
17
47
23
88
47
8
81
44
17
85
52
∅
s
n
∅
s
n
∅
s
männliche Lämmer
n
∅
s
bis 30 Tage
4 146
25
14 162
66
3 141
36
21 142
91
31 bis 90 Tage
13 119
28
24 110
41
7
91
21
19 133
57
91 bis 180 Tage
16 128
47
28 104
25
9
77
53
28 119
34
28
14
37
3
76
39
13
30
181 bis 270 Tage
5
69
89
62
1 bis 270 Tage
5 108 32 14 107
42
3 87 37 13 106 53
N: Anzahl Wiegungen, ∅: Mittelwert, s=Standardabweichung; BS 1: Getrenntbeweidung
Weide; BS 2: Gemischtbeweidung Rinder und Schafe auf Weide; BS 3:
Getrenntbeweidung
in
Dauerkulturen;
BS
4:
Getrenntbeweidung
in
Dauerkulturen/Gemischtbeweidung Rinder und Schafe auf Weide.
Anhang 6:
Gewichtszunahmen (kg) und Tageszunahmen (g/Tag) von
Rindern in Altersabschnitten
weibliche Rinder
männliche Rinder
n
∅
s
n
∅
s
Zunahme bis 6 Monate
13
87,0
43,9
7
93,1
14,9
Zunahme 6 bis 12 Monate
16
96,6
19,7
11
94,6
11,4
Zunahme 12 bis 24 Monate
26
151,4
55,5
8
172,3
88,1
Tageszunahme bis 6 Monate
13
483
244
7
517
83
Tageszunahme 6 bis 12 Monate
16
420
154
11
479
245
Tageszunahme 12 bis 24 Monate
26
536
109
8
526
63
Lebendgewicht mit 12 Monaten
29
218,6
31,8
18
22,7
13,1
Lebendgewicht mit 24 Monaten
55
370,0
39,7
26
395,4
38,1
Anmerkungen: N: Anzahl Wiegungen, ∅: Mittelwert, s=Standardabweichung
58
Anhang
Anhang 7:
Ermittelte Erträge, Schaumzikadenbefall, tierische Leistung,
jährliche Besatzstärken von Weideflächen.
BS
WE
dt TM
Weide
Brachiaria
decumbens
sp Ks; ub,
Kaffeekultur
sp Ks, üb
n
WV A
217
U
329
U
71
U
172
S
182
S
30
30
25
26
30
SZ
ha-1 a-1
ZF
sh
64,94
0
g
109,92
m
92,33
ü
-
28,41
ü
-
9,56
FG: 7 dt TM
sp Ks, üb,
Kaffeekultur
189
U
22
-
24,75
TL
ha-1 a-1
kg LG ha-1 a-1
1,8 VE
Rind
198,3 kg KM
3,6 VE
ha-1 a-1
Schaf
-1
Kaffeekultur
VE
0,9 VE
Schaf
0,43 VE
Schaf
-1
0,58 VE
ha a , ü
Schaf
-
1,1 VE
321
443
-
37
48
-
Schaf
Anmerkungen: n: Anzahl der gemessenen Tage; WV: Weideverfahren; U:
Umtriebsbeweidung; S: Standbeweidung; A: Jahre seit Rodung des Waldes; SZ: Ausmaß
des Schaumzikadenbefalls nach ENKERLIN & MORALES (1979); sh: sehr hoch (54
Nymphen pro m² und 20 Imagines pro 50 Kescher-Schläge, gemessen am 15.05.1998); g:
gering (7 Nymphen pro m² und 8 Imagines pro Kescher-Schläge); m: mittel hoch
(geschätzt); WE: Weideertrag; ZF: Zusatzfütterung; ü: in Sucumbíos übliche
Zusatzfütterung (betriebseigene Früchte); KM: Körnermais; FG: Futtergras; BS:
Besatzstärke; TL: Tierische Leistung; sp Ks: spontane Krautschicht, ub: unterbeweidet; üb:
überbeweidet.
59
Anhang
Anhang 8:
Durchschnittliche Futterwerte von 21 Brachiaria decumbens
Proben, welche nach 14 bis 49 Tagen Weideruhe geerntet
wurden.
Fraktion
% Mittelwerte
% Minimum
% Maximum
1
NDF (Gerüstsubstanzen)
69,74
59,60
78,34
Lignin 1
3,65
1,80
5,91
1
Zellulose
35,11
29,68
42,66
Hemizellulose 1
30,98
25,60
43,72
2
Rohprotein nach 14 Tage Ruhezeit
15,56
12,91
17,35
Nach 24 Tage Ruhezeit
14,29
11,18
17,49
Nach 44 Tage Ruhezeit
7,97
6,07
9,49
Phosphor
0,18
0,08
0,34
3
in-vitro-Verdaulichkeit
54,57
42,98
63,95
Analysiert vom „Departamento de Nutrición y Calidad, Estación Experimental Santa
Catalina, INIAP“, Quito, Ecuador. 1nach VAN SOEST, 2anhand der WEENDER Analyse;
3
nach TILLY & TERRY mit Pansensaft aus Schafen, bei denen nicht bekannt ist, welches
Futter sie vorher eingenommen haben.
Anhang 9:
Futterwerte einiger unter Dauerkultur wachsender
Pflanzenarten.
n
RP %
P%
HZ %
Z%
L%
NDF %
Süßgräser, ∅
60. Weideruhetage1
3
13,55
0,15
26,40
42,13
8,13
76,66 32,64
Axonopus compressus, ∅
57. Weideruhetag
2
13,40
0,23
31,66
40,42
6,73
78,80 33,85
Oplismenus burmannii, ∅
70. Weideruhetage
3
15,69
0,23
30,17
38,71
5,57
74,45 43,07
Panicum polygonatum, ∅
57. Weideruhetage
2
14,23
0,20
27,27
39,65
6,99
73,91 39,38
Panicum stoloniferum,
48. Weideruhetage
1
12,54
0,19
27,71
41,46
6,07
75,24 46,09
Cyathula achyranthoides,
72. Weideruhetage
1
18,99
0,14
17,51
27,92
8,60
54,04 44,93
Analysiert vom „Departamento de Nutrición y Calidad, Estación Experimental Santa
Catalina, INIAP“, Quito, Ecuador. 1Hauptbestandsbildner ist Axonopus compressus. n:
Anzahl der Wiederholungen; RP: Rohprotein nach der WEENDER Analyse, P: Phosphor,
HZ: Hemizellulose, Z: Zellulose, L: Lignin; NDF: Gerüstsubstanzen; HZ, Z, L und NDF
nach VAN SOEST, V : in-vitro-Verdaulichkeit nach TILLY & TERRY mit Pansensaft von
Schafen, deren Futtergrundlage nicht bekannt ist.
60
V%
Anhang
Anhang 10:
Korrektur der Besatzstärken einer Schaf- und
Rinderumtriebsweide der Vergleichbarkeit wegen.
Schafweide
Rinderweide
110
65
198,3 kg Körnemais
(2319 MJ ME)
-
Tatsächliche Besatzstärke
3,59
1,81
Korrigierte Besatzstärke2
3,42
-
Vergleichbare Besatzstärken3
2,72
2,44
Weideertrag dt TM ha-1 a-1
Zusatzfütterung
(Umsetzbare Energie1)
1
nach DLG (1997); 2es wurden 0,17 VE abgezogen, da 198,3 kg Körnermais den
Erhaltungsbedarf von 1,1 Schafen à 35 kg LG über ein Jahr decken (DLG 1997); 3unter der
Annahme, daß der mittlere Weideertrag 88 dt TM ha-1 a-1 beträgt.
Anhang 11:
Futterpräferenz der Schafe für Pflanzenarten der natürlich
vorkommenden Krautschicht von Dauerkulturen
Sehr gut gefressen
Desmodium adscendens
Cyathula achyranthoides
Bignoniaceae
Phyllanthus sp.
Paspalum conjugatum
Orthoclada laxa
L
Z
Z
Z
G
G
Witheringia solanaceae
Bignoniaceae
Lantana sp.
Vernonia sp.
Aegiphila sp.
Piper sp.
Acalypha diversifolia
Z
Z
Z
Z
Z
Z
Z
Psidium guajava
Artocarpus sp.
Z
Z
Gut gefressen
Gräser und Kräuter
Desmodium axillare
Axonopus compressus
Oplismenus burmannii
Rhynchospora sp.
Cyperus chalaranthus
nicht/ungern gefressen
L
G
G
S
S
Geophila macropoda
Borreria ocimoides
Panicum stoloniferum
Panicum polygonatum
Tonina fluviatilis
Scleria melaleuca
Cyperus luzulae
Farn
Z
Z
G
G
E
S
S
Clidemia hirta
Urera baccifera
Z
Z
Stauden
Sträucher/Baumverjüngungen
Mimosoideae
L
Citharexylum poepigii Z
Citrus sp.
Z
Coffea sp.
Z
E: Einkeimblättrige Pflanze, die kein Süß- und Sauergras ist; G: Süßgras; L: Leguminose;
S: Sauergras; Z: Zweikeimblättrige Pflanze, die keine Leguminose ist.
61
Anhang
Anhang 12:
Mittlere Verbreitung typischer Vegetationstypen unter
Dauerkultur und deren mittlere Anteile an gut bis sehr gut von
Schafen befressenen Pflanzen
Vegetationstyp je nach
Flächenprozente
Anteil gut bis sehr gut
befressen Pflanzenarten
Hauptbestandsbildner1
n
∅
Min.
Max.
ca. 40 % Panicum stoloniferum
2
20
0
51
28 %
ca. 35 % Hyptis aff. pectinata 3
3
14
0
43
22 %
14
0
61
x5
10
0
31
81 %
8
0
15
x6
Staudenfluren 4
ca. 80 % Axonopus compressus
2
zu 75 % unbedeckte Fläche
(Biomassenprozente)
ca. 25 % Panicum polygonatum
1
8
0
35
35 %
ca. 35 % Sauergräser
1
6
0
12
x7
ca. 80 % Panicum polygonatum
2
5
0
20
2%
ca. 80 % Panicum stoloniferum
2
4
0
20
8%
ca. 75 % Tonina fluviatilis
2
3
0
20
ca. 70 % Oplismenus burmannii
2
3
Andere Vegetationstypen
5
Die Pflanze mit dem größten Biomasseanteil. n: Anzahl der Wiederholungen 3lokal als
Tres Filos bekannt; 4mit Urena lobata (lokal als Cadillo bekannt), Sida spp. (lokal als
Escoba bekannt), Bignoniaceae, Piper spp. (lokal als Matico bekannt), etc.; 5Pflanzen
werden punktuell befressen, hängt von den Staudenarten ab; 6ist für die Ernährung von
Schafen nicht interessant, da der Ertrag niedrig ist; 7hängt von der Art der Sauergräser ab,
die Hauptbestandsbildner sind.
1
62
Anhang
Anhang 13:
Mittlere Deckungsprozente1 ausgewählter Pflanzenarten vor
und nach einjähriger Beweidung2 einer Brachiaria decumbensUmtriebsweide.
Schafweide
Pflanzenart
Rinderweide
Deckungs-%1
Statistische
Deckungs-%1
1997
1998
Signifikanz3
1997
1998
Signifikanz3
statistische
Brachiaria decumbens
G
69,5
80,7
hoch signif.
65,5
60,6
nicht signif.
Panicum polygonatum
G
20,8
18,7
nicht signif.
20,5
13,3
nicht signif.
Paspalum conjugatum
G
1,5
1,0
nicht signif.
1,9
3,6
hoch signif.
Panicum stoloniferum
G
1,1
1,0
nicht signif.
2,8
2,8
nicht signif.
Panicum laxum
G
1,1
1,8
nicht signif.
0,4
0,5
nicht signif.
Axonopus compressus
G
0,1
0,2
nicht signif.
1,7
2,1
nicht signif.
Scleria melaleuca
S
22,4
12,5
hoch signif.
12,2
19,6
signifikant
Cyperus luzulae
S
15,1
5,1
höchst signif.
16,7
9,9
hoch signif.
Rhynchospora radicans S
0,7
0,1
signifikant
0,7
0,1
*
Fimbristylis dichotoma
S
0,7
0,5
nicht signif.
1,1
2,5
hoch signif.
Piper sp.
Z
0,3
0,1
*
0,2
0,1
*
Sabicea villosa
Z
0,2
0,2
*
0,3
0,3
*
Cyathula
Z
0,1
0,1
*
1,0
0,7
*
Z
0,0
0,0
*
2,5
6,8
nicht signif.
Desmodium adscendens L
0,7
0,2
signifikant
0,9
2,6
nicht signif.
Desmodium axillare
1,3
0,0
höchst signif.
1,0
0,4
signifikant
achyranthoides
Pseudelephantopus
spiralis
L
1
Bezieht sich auf „porcentaje de cobertura“ nach PALADINES (1992) gemessen in 16-facher
Wiederholung; 2Meßzeitpunkte im April 1997 und im Mai 1998; 3statistische Bewertung
der Unterschiede der Deckungsprozente von April 1997 und Mai 1998 ermittelt mit dem
WILCOXON Test für Paardifferenzen (KÖHLER et al. 1996); * keine statistische Auswertung
möglich, da die Pflanzenart auf weniger als sechs Meßstandorten vorkommt.
63
Anhang
Anhang 14:
Schaumzikadenbefall (Homoptera: Cercopidae) von zwei
Brachiaria decumbens-Weiden in unmittelbarer Nähe vor und
nach dem eingesetzten Weidemanagement von kurzen bzw.
langen Rotationen.
Kurze Rotationen
Lange Rotationen
3,6 VE Schafe
1,8 VE Rinder
Durchschnittliche Weidetage
13
14
Durchschnittliche Weideruhetage
21
40
Hoch3
hoch3
Larven und Nymphen pro m²
46
36
Imagines pro 50 Kescher-Schläge
20
Besatzstärke VE ha-1a-1
Schaumzikadenbefall Anfang1
Schaumzikadenbefall Ende
2
17
Niedrig
3
hoch3
Larven und Nymphen pro m²
7
54
Imagines pro 50 Kescher-Schläge
8
20
Anmerkungen 1Gemessen am 20.08.1997; 2Gemessen am 15.05.98; 3Bewertung nach
ENKERLIN & MORALES 1979.
Bodeneigenschaften auf einer Schafweide in Abhängigkeit des
Abstandes zum Unterstand.
14
4
12
3,5
Organische
Subtanz in %
N gesamt in %
3
10
C organisch in %
2,5
8
2
6
1,5
4
meq/ml
%, ppm, C/N, pH
Anhang 15:
1
2
0,5
0
0
6
10
17
25
Entfernung zum Unterstand in Meter
2
Summe von K, Na, Mg, Ca; Analyse Methoden wie in Anhang 17.
64
C/N
P in ppm
pH
Summe der
Basen² in meq/ml
Anhang
Anhang 16:
Frequenz1 von Pflanzenarten unter einer Kaffeekultur vor und
nach elfmonatiger2 Schafbeweidung mit einer Besatzstärke
über ein Jahr von 1,1 VE pro Hektar.
Mittlere Frequenz in %
Pflanzenart
1997
1998
statistische
Signifikanz3
Axonopus compressus
G
32
28
nicht signifikant
Panicum stoloniferum
G
24
48
Hoch signifikant
Panicum polygonatum
G
21
12
Nicht signifikant
Oplismenus burmannii
G
15
3
signifikant
Orthoclada laxa
G
3
2
Nicht signifikant
Panicum laxum
G
1
1
Nicht signifikant
Scleria melaleuca
S
14
22
Nicht signifikant
Cyperus chlanaranthus
S
11
16
Nicht signifikant
Rhynchospora sp.
S
6
9
Nicht signifikant
Cyperus luzulae
S
2
2
Nicht signifikant
Cyathula achyranthoides
Z
46
13
Höchst signifikant
Geophila macropoda
Z
21
13
Nicht signifikant
Clidemia hirta
Z
2
2
Nicht signifikant
Borreria ocimoides
Z
1
1
Nicht signifikant
Desmodium sp.
L
1
0
*
Desmodium axillare
L
1
0
*
Desmodium adscendens
L
2
0
*
Psidium guajava
V
1
1
Nicht signifikant
Coffea sp.
V
12
5
Hoch signifikant
1: gemessen mit einem 1 m² großen Quadranten mit 100 Teilflächen á 1 dm² in 15-facher
Wiederholung (MUELLER-DOMBOIS & ELLENBERG 1974); 2: Meßzeitpunkte: Juni 1997 und
Mai 1998; 3: statistische Bewertung der Unterschiede in der Frequenz von Juni 1997 und
Mai 1998 mit dem WILCOXON Test für Paardifferenzen (KÖHLER et al. 1996) S: Sauergras;
Z: zweikeimblättrige Pflanze, die keine Leguminose ist; L: Leguminose; G: Süßgras; V:
Verjüngung von holzigen zweikeimblättrigen Pflanzen; * keine statistische Auswertung
möglich, da die Pflanzenart auf weniger als sechs Meßstandorten vorkommt.
65
Anhang
Anhang 17:
Bodenparameter1 von Weiden und Dauerkulturflächen, und
deren Korrelation zum Alter (gemessen ab dem Jahr der
Rodung) der Flächen.
9 bis 26 Jahre alte Brachiaria
decumbens-Weiden
19 bis 26 Jahre alte beweidete
Dauerkulturflächen
Bodenparameter
n
Mittelwert
R
n
Mittelwert
R
organische Substanz2
33
9,7 %
0,279
20
10,5 %
0,172
27
10
0,069
20
10
0,191
P
33
3 ppm
-0,151
20
4 ppm
0,081
Basengehalt4
33
6,8 meq / 100 ml
-0,014
20
5,8 meq / 100 ml -0,324
pH-Wert5
33
4,9
-0,021
20
5,1
-0,004
Eindringwiderstand6
33
32 Schläge / 32
cm Bodentiefe
0,124
19
30 Schläge / 32
cm Bodentiefe
-0,438
C/N
3
Anmerkungen: Analysiert vom „Departamento de Manejo de Suelos y Aguas, Estación
Experimental Santa Catalina, INIAP“, Quito, Ecuador; 1chemische Parameter wurden bis
zu einer Bodentiefe von 20 cm gemessen; 2nach WALKLEY-BLACK; 3N semi-micro
Kjeldahl Methode angepaßt nach BREMNER; 4Summe von K, Ca, Mg und Na, nach OLSEN;
5
nach 1:2,5 Boden:H2O Extrakt; 6nach HARGE & HORN (1992); n: Anzahl der
Wiederholungen; R: Rangkorrelationskoeffizient nach Spearman (KÖHLER et al. 1996);
P: Phosphor nach OLSEN C: Kohlenstoff; N: Stickstoff.
Anhang 18:
Anfallende Kotmengen und Nährstoffe pro Schaf (35 kg LG)
und Jahr unter einem Unterstand einer Brachiaria decumbensUmtriebsweide mit Mais-Zufütterung (eigene Erhebungen).
kg TM Kot pro Schaf
und Jahr
74
Anhang 19:
66
N
P
Ca
Mg
K
Na
Anteile an
Nährstoffen
2,39 %
0,94 %
1,81 %
0,84 %
0,69 %
0,22 %
kg Nährstoffe pro
Jahr und Schaf
1,8
0,7
1,3
0,6
0,5
0,2
Gemessene Eindringwiderstände an den Unterständen einer
von Schafen und einer von Rindern beweideten
Anhang
Brachiaria decumbens-Weide, vor und nach achtmonatiger
Beweidung.
Eindringw iderstand (kg/cm ²)
0
0,5
1
1,5
2
0
Schafe ´97
-5
Tiefe (cm)
Schafe ´98
Rinder ´97
-10
Rinder ´98
-15
-20
-25
Anmerkungen: Bodentextur nach US Soil Taxonomy: sandiger Lehm, Gehalt an
organischer Substanz: 8 %, Wassergehalt des Bodens im August 1997: 40 % und im April
1998: 30 %.
Anhang 20:
Definition der Vieheinheiten (VE)
Vieheinheiten (VE) = 400 kg LG
1
1,25
0,8
0,9
0,4
0,5
0,15
0,2
0,1
0,05
Definition
1 weibliches Rind > 2,5 Jahre (400 kg)
1 männliches Rind > 2,5 Jahre
1 weibliches Rind 1 - 2,5 Jahre
1 männliches Rind 1 - 2,5 Jahre
1 weibliches Rind < 1 Jahr
1 männliches Rind < 1 Jahr
1 weibliches Schaf (35 kg)
1 männliches Schaf > 1 Jahr
1 Lamm 3 - 12 Monate
1 Lamm < 3 Monate
Quelle: eigene Festlegung anhand der gemessenen Lebendgewichte.
67

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