Bedeutung der Haar- schafhaltung für eine nachhaltige Nutzung der
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Bedeutung der Haar- schafhaltung für eine nachhaltige Nutzung der
Ökologische Ökonomie Bedeutung der Haarschafhaltung für eine nachhaltige Nutzung der Regenwaldrandgebiete Südamerikas Ökologische Ökonomie Bedeutung der Haarschafhaltung für eine nachhaltige Nutzung der Regenwaldrandgebiete Südamerikas M.Sc. agr. Jürgen Fischer Dipl.-Ing. agr. Cornelia Claus Ing. Zoot. Alejandro Herrera Dr. agr. Gerold Rahmann Eschborn, 1999 TÖB Seriennummer: TÖB F-V/9 Herausgeber: Deutsche Gesellschaft Technische Zusammenarbeit (GTZ) Postfach 5180 D-65726 Eschborn für GmbH Verantwortlich: Tropenökologisches Begleitprogramm Dr. Claus [email protected] (TÖB) Bätke Autoren: M.Sc. agr. Jürgen Dipl.-Ing. agr. Cornelia Ing. Zoot. Alejandro Dr. agr. Gerold Rahmann Fischer Claus Herrera Universität Gesamthochschule Kassel FG Internationale Nutztierzucht und –haltung, Leiter Prof. Dr. E.S. Tawfik; FG Futterbau und Grünlandökologie; Leiter Prof. Dr. G. Spatz Redaktion: Michaela Hammer Produktion: TZ-Verlagsgesellschaft mbH, D-64380 Roßdorf Schutzgebühr: DM 10,- ISBN: © 1999 Alle Rechte vorbehalten Vorwort Tropische Ökosysteme sind die Lebensgrundlage des überwiegenden Teils der Weltbevölkerung. Zunehmende Zerstörung und Degradierung der natürlichen Ressourcen in den Entwicklungsländern gefährden die Bemühungen um eine nachhaltige Entwicklung und wirksame Armutsbekämpfung. Das Tropenökologische Begleitprogramm (TÖB) möchte im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit zu einer effektiveren Aufarbeitung, Verwertung und Umsetzung der in diesem Bereich gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen beitragen. TÖB ist ein überregionales Service-Projekt, das im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit durchgeführt wird. Das Programm fördert auf Anfrage projektbegleitende Studien mit tropenökologisch relevanten Fragestellungen. Es will dazu beitragen, Konzepte zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der tropischen Ökosysteme weiterzuentwickeln und daraus innovative Instrumente für eine umweltverträglichere Entwicklungszusammenarbeit ableiten. Durch die Umsetzung von wissenschaftlichen Ergebnissen in die Beratungspraxis unterstützt es die jeweiligen Projekte bei der Umsetzung internationaler Vereinbarungen, wie der Agenda 21 und der Biodiversitätskonvention, denen das BMZ eine besondere Bedeutung beimißt. Wichtiges Element des Programmkonzeptes ist die gemeinsame Bearbeitung anwendungsorientierter Fragestellungen durch deutsche und lokale Wissenschaftler. TÖB leistet damit auch einen wichtigen Beitrag zur praxisrelevanten Fortbildung von Partnerfachkräften und zum Aufbau von tropenökologischer Expertise in den Partnerländern. Mit seiner Publikationsreihe macht das Tropenökologische Begleitprogramm die Ergebnisse und Handlungsempfehlungen der projektbegleitenden Studien den im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit tätigen Organisationen und Institutionen sowie der umwelt- und entwicklungspolitisch interessierten Öffentlichkeit in einer allgemein verständlichen Form zugänglich. Dr. H. P. Schipulle Dr. C. van Tuyll Leiter des Referats Umwelt, Ressourcenschutz und Forstwirtschaft Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Leiter der Ländliche Entwicklung Deutsche Gesellschaft für Zusammenarbeit (GTZ) GmbH Technische Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) Tropenökologisches Begleitprogramm (TÖB) Bedeutung der Haarschafhaltung für eine nachhaltige Nutzung der Regenwaldrandgebiete Südamerikas Abschlußbericht Projekt Nr. 90.2136.1-03.100 Vertragsnummer: 81 00 15 23 vorgelegt von: M.Sc. agr. Jürgen Fischer Dipl.-Ing. agr. Cornelia Claus Ing. Zoot. Alejandro Herrera Dr. agr. Gerold Rahmann Auftragnehmer: Universität Gesamthochschule Kassel FG Internationale Nutztierzucht und -haltung: Leiter Prof. Dr. E.S. Tawfik FG Futterbau und Grünlandökologie: Leiter Prof. Dr. G. Spatz Witzenhausen, den 19.01.14 Danksagung Danksagung An dieser Stelle sei allen, die zum Gelingen dieser Untersuchung beigetragen haben, herzlich gedankt. Unser besonderer Dank gilt den Mitarbeitern des PROFORS-Projektes für ihre Unterstützung während des Aufenthaltes in Ecuador, Herrn Ing. Klinge, Herrn Ing. Boese, Herrn Ing. Salinas und den lokalen Mitarbeitern, in Lago Agrio. Bei den Mitarbeitern der staatlichen Forst- und Naturschutzbehörde INEFAN bedanken wir uns für die gute Zusammenarbeit. Die umfangreichen Felderhebungen in der Provinz Sucumbíos wären nicht möglich gewesen ohne die freundschaftliche Zusammenarbeit mit den Familien der Untersuchungsbetriebe und der Schafhalterorganisation ACOAS. Für ihr außerordentliches Interesse und ihre Hilfe danken wir den Familien herzlich. Besonders erwähnt sei hier die Familie Capa für ihr großes Engagement. Für die praktische Arbeit vor Ort war uns die fachkundige Unterstützung von Tierzuchtmeister Markus Klien eine große Hilfe. Weiterhin danken wir Vet.-med. Victor Suárez herzlich für seine ergänzenden Untersuchungen. Außerdem sei dem INIAP (Coca), Colegio Gamboa (Coca), Herbario Nacional del Ecuador (Quito), Dr. S. Laegaard (Pontificia Universidad Católica del Ecuador, Quito) und Dr. Ballesteros (SANREM, Quito) für ihre wertvollen Anregungen und ihre Hilfe gedankt. Desweiteren möchten wir die freundliche Unterstützung durch CIAT, Kolumbien und die Universität La Molina, Lima erwähnen. Nicht zuletzt möchten wir den GTZTÖB Mitarbeitern für die Unterstützung danken. Dr. Gerold Rahmann Cornelia Claus Prof. Dr. E.S. Tawfik Jürgen Fischer Prof. Dr. G. Spatz Alejandro Herrera Witzenhausen, den 19.01.14 II Zusammenfassung Zusammenfassung Von September 1996 bis Oktober 1998 wurde in einem interdisziplinär ausgerichteten Forschungsvorhaben überprüft, ob die Haarschafhaltung eine ökologisch und sozio-ökonomisch nachhaltige Landnutzung in der ecuadorianischen Regenwald-Provinz Sucumbíos erlaubt. In der Untersuchungsregion sind die natürlichen und sozio-ökonomischen Voraussetzungen für die Haarschafhaltung gegeben. In den Betrieben sind geeignete, teilweise ungenutzte Futtergrundlagen für die Schafhaltung vorhanden. Haarschafe können sich an den perhumiden Standort anpassen und ihr hohes Produktionspotential umsetzen. Die Integration der Haarschafhaltung in agrosilvo- und silvopastorale Systeme ist rentabel. Bei angepaßten Besatzstärken und entsprechendem Weidemanagement ist die Haarschafhaltung in silvopastoralen und agrosilvopastoralen Systemen als ökologisch akzeptabel einzuordnen. Ergebnisse und Empfehlungen: 1. Die Beweidung von Unterwuchs in Kaffeekulturen ist aus ökologischen und ökonomischen Gründen anzustreben. 2. Die Integration der Schafhaltung in die vorhandenen Betriebssysteme ermöglicht eine bessere Ausnutzung der Ressource Fläche und kann zu einem verringerten Flächenverbrauch der Betriebe beitragen. 3. Haarschafhaltung kann Rinderhaltung mittelfristig nicht ersetzen, jedoch kann die Integration der Schaf- in die Rinderhaltung die Flächenverwertung der Weidetierhaltung - ökologisch akzeptabel verbessern. 4. Die Förderung von Halterorganisationen auf lokaler Ebene und der Vermarktung von Schaffleisch ist sinnvoll. Hier kann eine Beratung der Schafhalter ansetzen, die ökologische Aspekte berücksichtigt. 5. Die Haarschafhaltung kann in unterschiedliche agrosilvopastorale Systeme integriert und potentiell auf weitere Gebiete der Randzonen des südamerikanischen Regenwaldes ausgedehnt werden. III Summary Summary In an interdisciplinary research project, carried out from September 1996 to October 1998, an analysis was made whether hair sheep keeping in the tropical rainforest of Sucumbiós/Ecuador allows an ecological and socioeconomic sustainable land use. In the region ecological and socio-economic conditions exist which allow hair sheep keeping. The farms have unused fodder resources which can be used by sheep. Hair sheep can adapt to tropical humid sites and make use of their high production potential under these conditions. The integration of hair sheep keeping into agro-silvo-pastoral and silvo-pastoral systems is profitable. In the silvo-pastoral systems hair sheep keeping cannot compete with cattle keeping. With adapted stocking rates and pasture management hair sheep keeping in agro-silvo-pastoral and silvopastoral systems is ecologically acceptable. Results: 1. Grazing of the spontaneous ground vegetation of coffee plantations can be recommended from the ecological and economic point of view. 2. The integration of hair sheep keeping into existing farming systems increases the output per hectare and could decrease further expansion of land used for agriculture. 3. Hair sheep keeping does not substitute cattle keeping. However, the integration of sheep keeping into cattle keeping can increase the output per hectare of grazing systems in an ecologically viable way. 4. The support of the local hair sheep associations and the marketing of mutton and lamb are viable. Ecological aspects can be implemented in farmers´extension. 5. Ecologically acceptable hair sheep keeping can be implemented into different farming systems and can generally expand into further regions of of the tropical rainforest margins in Latin America. IV Resumen Resumen Dentro del marco de un proyecto científico interdisciplinario, se evaluó de septiembre 1996 a octubre 1998 en Sucumbíos (provincia amazónica del Ecuador), si la explotación de ovinos de pelo (africanos) está de acuerdo con un uso de tierra sostenible desde el punto de vista ecológico y socioeconómico. Las condiciones naturales y socio-económicas de esta región permiten el manejo de ovinos de pelo. En las fincas existe una base forrajera, en parte sin utilizar, adecuada para el manejo de ovinos. Los ovinos de pelo se acoplan a sitios del trópico húmedo y es posible explotar su potencial productivo. La integración de ovinos de pelo en sistemas silvo- y agrosilvopastoriles es rentable y mejora el uso del recurso tierra. En sistemas silvopastoriles el manejo exclusivo de ovinos no concurre económicamente con el manejo exclusivo de bovinos. Con un adecuado manejo de pasturas y carga animal la explotación de ovinos de pelo en sistemas silvo- y agrosilvopastoriles se puede clasificar como ecológicamente viable. Resultados y recomendaciones: 1. Desde el punto de vista ecológico y económico el pastoreo de la cobertura herbácea en los cultivos permanentes con ovinos de pelo se debe fomentar. 2. La integración de ovinos de pelo en sistemas de fincas posibilita un mejor uso del recurso tierra y puede contribuir a una menor utilización de superficie para uso agrario dentro de las fincas. 3. La explotación ovina no puede suplantar a mediano plazo la explotación bovina. Sin embargo, puede ser integrada a la explotación bovina y así mejorar el aprovechamiento de la superficie para una producción animal ecológicamente viable. 4. Es aconsejable el fomento de organizaciones de criadores de ovinos a nivel local, la asistencia técnica de éstos considerando aspectos ecológicos, asi como la comercialización de carne ovina. 5. La explotación de ovinos de pelo puede ser integrada en diferentes sistemas agrosilvopastoriles y tiene potencial de expansión a otras zonas periféricas del bosque tropical húmedo latinoamericano. V Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Danksagung .................................................................................................................... II Zusammenfassung ..................................................................................................... III Summary ................................................................................................................ IV Resumen .................................................................................................................. V Inhaltsverzeichnis...................................................................................................... VI Abbildungsverzeichnis ........................................................................................... VIII Tabellenverzeichnis ................................................................................................ VIII Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................ IX Glossar .................................................................................................................. X 1 Einleitung ...................................................................................................... 1 1.1 Problemanalyse ............................................................................................. 1 1.2 Zielsetzung ..................................................................................................... 2 1.3 Durchgeführte Aktivitäten .............................................................................. 2 1.4 Beschreibung des Projektes ........................................................................... 2 2 Auswahl der Untersuchungsbetriebe und verwendete Methoden der Datenerhebung ............................................................................................. 3 3 Natürliche und wirtschaftliche Standortbedingungen in der Untersuchungsregion ................................................................................... 5 3.1 Natürliche Standortbedingungen ................................................................... 5 3.2 Landerschließung und -nutzung..................................................................... 7 3.3 3.3.1 3.3.2 3.4 3.4.1 3.4.2 3.4.3 3.4.4 3.4.5 Haarschaf- und Rinderhaltung ...................................................................... 8 Entwicklung der Haarschaf- und Rinderhaltung............................................ 8 Management in der Haarschaf- und Rinderhaltung ....................................... 9 Sozio-ökonomische Standortbedingungen ................................................... 11 Betriebssysteme in der Untersuchungsregion .............................................. 11 Arbeitsverfassung auf den landwirtschaftlichen Betrieben ......................... 12 Funktionen der Haarschaf- und Rinderhaltung ............................................ 13 Akzeptanz und Status der Haarschaf- und Rinderhaltung ........................... 14 Infrastrukturelle Bedingungen für die Haarschaf- und Rinderhaltung ........ 15 VI Abbildungsverzeichnis 4 Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe ................................................... 16 4.1 4.1.1 4.1.2 4.1.3 Weidewirtschaft ........................................................................................... 16 Weideproduktivität und Futterwert .............................................................. 16 Tragfähigkeit der Weideflächen .................................................................. 18 Wechselbeziehungen zwischen Schafen/Rindern und Weidevegetation ..... 19 4.2 4.2.1 4.2.2 Leistungen der Haarschaf- und Rinderhaltung ........................................... 21 Anpassung der Haarschafe und Rinder an den Standort.............................. 21 Produktionsleistung der Haarschafe und Rinder.......................................... 23 4.3 4.3.1 4.3.2 4.3.3 Wirtschaftlichkeit der Haarschaf- und Rinderhaltung ................................ 27 Arbeitskräftebedarf ...................................................................................... 27 Wirtschaftlichkeit und Investitionsbedarf .................................................... 28 Auswirkungen der Haarschafhaltung auf Einkommen und Subsistenz ....... 34 4.4 4.4.1 4.4.2 Ökologische Aspekte der Haarschaf- und Rinderhaltung ........................... 35 Vegetationsverschiebungen und Regenerierung der Weideflächen nach Schaf- und Rinderbeweidung ....................................................................... 35 Einfluß der Beweidung auf Bodenparameter ............................................... 37 5 Zusammenfassende Analyse der einzelnen Ergebnisse .......................... 39 6 Anwendungsrelevanz ................................................................................. 40 6.1 6.1.1 6.1.2 6.1.3 Projektebene ................................................................................................ 40 Möglichkeit der Integration der Haarschafe in Agroforstsysteme............... 40 Anforderungen an sozio-ökonomische Rahmenbedingungen ..................... 43 Anforderungen an verbesserte Haltungssysteme für Haarschafe ................ 45 6.2 6.2.1 Verwertungszusammenhang in der Entwicklungszusammenarbeit ............. 46 Mögliche Einflüsse der Haarschafhaltung auf die fortschreitende Rodung tropischer Regenwälder ............................................................................... 46 Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Regenwaldregionen Südamerikas ................................................................................................. 47 6.2.2 7 Literaturverzeichnis .................................................................................. 48 8 Anhang ........................................................................................................ 54 VII Abbildungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Die Untersuchungsregion in der Provinz Sucumbíos (Ecuador) ................... 4 Abbildung 2: Ökologische Klimadiagramme von Lago Agrio und Lumbaquí (nach WALTER & LIETH 1960). ............................................................................. 6 Abbildung 3: Gewichtsentwicklung von Lämmern nach Altersklassen und Betriebssystemen (in kg Lebendgewicht) (s. Anhang 5). .......................... 26 Abbildung 4: Anteil der ausgeschiedenen und zurückgehaltenen Nährstoffe von Flächen unter Schafbeweidung (nach HAYNES & WILLIAMS 1993).......... 37 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Tabelle 2: Tabelle 3: Tabelle 4: Tabelle 5: Tabelle 6: Tabelle 7: Tabelle 8: Tabelle 9: Tabelle 10: Tabelle 11: VIII Entwicklung des Bestandes an Haarschafen und Rindern in der Provinz Sucumbíos ...................................................................................... 9 Definition der Betriebssysteme der Schaf- und Rinderhaltung in der Untersuchungsregion und die Verteilung der untersuchten Betriebe auf die Betriebssysteme ............................................................................. 12 Gegenwärtige Funktionen der Rinder- und Schafhaltung in der Untersuchungsregion1 ................................................................................ 13 Durchschnittliche Verkaufspreise für Rinder und Schafe 1997 (in 1.000 Sucre, ab Hof, pro Tier bzw. pro kg) ............................................... 15 Besatzstärken (VE ha-1 a-1) auf Weideflächen in Sucumbíos .................... 18 Mortalitätsrate bei Schafen und Rindern in den Untersuchungsbetrieben ..................................................................................................... 22 Reproduktionsleistung der Haarschafhaltung in den unterschiedlichen Betriebssystemen1 ...................................................................................... 24 Arbeitszeitbedarf in verschiedenen Produktionsverfahren der Tierhaltung (ohne Weidepflege) ................................................................ 27 Geschlechterspezifische Arbeitsverteilung in der Rinder- und Schafhaltung (ohne Weidepflege) im Durchschnitt der Untersuchungsbetriebe ......................................................................... 28 Partial Budget für drei Verfahren der Schafhaltung (in 1.000 Sucre pro Mutterschaf und Jahr)1 ......................................................................... 30 Interne Verzinsung der Weidetierhaltung bei unterschiedlichen Besatzstärken1 ............................................................................................ 32 Abkürzungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis A Jahr ACOAS Asociación de Criadores de Ovejas Africanas de Sucumbíos Akh Arbeitskraftstunde BNF Banco Nacional de Fomento; ecuatorianische Kreditanstalt BS 1 Betriebssystem 1 BS 2 Betriebssystem 2 BS 3 Betriebssystem 3 BS 4 Betriebssystem 4 DB Deckungsbeitrag; ökonomischer Rentabilitätsmaßstab: erlöste Marktleistung minus proportionale Spezialkosten EZ Entwicklungszusammenarbeit Geb.Gew. Geburtsgewicht INEFAN Instituto Ecuatoriano Forestal y de Areas Naturales y Vida Silvestre INIAP Instituto Nacional Autónomo de Investigaciones Agropecuarias LG Lebendgewicht M Männlich Mm Bezogen auf Niederschlag: 1mm = 1 Liter pro Quadratmeter MS Mutterschaf PROFORS Programa Forestal Sucumbíos - Cooperación Ecuador – Alemania, GTZ-EZ-Vorhaben in Sucumbíos TM Trockenmasse VE Vieheinheiten, 1 VE = 400 kg weibliches Rind; 0,15 VE = IX Glossar 35 kg weibliches Schaf (s. Anhang 20) W Weiblich Glossar Ablammergebnis Geborene Lämmer pro Mutterschaf Agroforstsysteme Sammelbegriff für Landnutzungssysteme, bei denen Holzgewächse auf der gleichen Fläche wie landwirtschaftliche Pflanzen und/oder Tiere bewirtschaftet werden (VON MAYDELL 1986). Silvopastorale und agrosilvopastorale Systeme sind Agroforstsysteme. Agrosilvopastoral Kombination von land-, forst- und weidewirtschaftlichen Maßnahmen innerhalb der gleichen Betriebseinheit einer Landnutzung Arbeitsverwertung Deckungsbeitrag in einem bestimmten Verfahren bezogen auf eine eingesetzte Arbeitsstunde Barbados Blackbelly Haarschafrasse aus Barbados Besatzstärke Durchschnittliche Anzahl an Vieheinheiten pro Hektar während eines Jahres, angegeben in VE ha-1 a1 . Bos indicus Ursprünglich indische Buckelrinder (Zebu) Bos taurus Buckellose Rinder meist europäischer Abstammung Colono Neusiedler Dermatobia hominis Die Larven von Fliegen, die sich unter der Haut von Haustieren entwickeln; lokaler Name: Tupe, Nuche. Ektoparasiten Auf dem Körper lebende Parasiten: hier meist Hautparasiten Endoparasiten Im Körper lebende Parasiten: hier meist Würmer Erstkalbealter Alter der ersten Abkalbung einer jungen Kuh X Glossar Flächenverwertung Deckungsbeitrag eines bestimmten Verfahrens bezogen auf die eingesetzte Fläche (Hektar) Fruchtbarkeitsziffer Gelammte Schafe pro zugelassene Schafe Gemischte Beweidung Gemischte Beweidung einer Fläche durch mehrere Tierarten (Rinder, Schafe) Getrennte Beweidung Beweidung einer Fläche mit nur einer Tierart Gras Gramineae Haarschafe Ursprünglich aus Westafrika stammende Schafe mit kurzem Haarkleid Interne Verzinsung Vergleichsmaß für die Verwertung des investierten Kapitals in Prozent Mutterschaf Produktionseinheit; bezieht sich auf ein erwachsenes weibliches Schaf mit Nachzucht, Lämmern und anteiligem Zuchtbock. Pelibuey-West African Zwei ähnliche Haarschafrassen aus Zentral- und Südamerika Perhumid Klimazone, in der die mittleren monatlichen Niederschläge über 100 mm aufweisen (WALTER & BRECKLE 1991) Produktivitätsziffer Aufgezogene Lämmer (90 Tage alt) pro zugelassenes Mutterschaf Proportionale Spezialkosten Einem bestimmten Produktionsverfahren direkt zuordbare und mit der Ausdehnung proportional steigende Kosten Rotationsweide Die Tiere werden in regelmäßigen Abständen auf verschiedene Parzellen umgetrieben. Dadurch wechseln sich Weidezeit und Weideruhe ab. Sauergras Cyperaceae Schaumzikaden Schädling von Brachiaria decumbens, welcher innerhalb der zoologischen Systematik zur Familie Cercopidae gehört. In Sucumbíos verbreitet sind XI Glossar Zulia spp. und Manhanarva spp.. Silvopastoral Kombination von forst- und weidewirtschaftlichen Maßnahmen innerhalb der gleichen Betriebseinheit einer Landnutzung Standweide Tiere weiden das ganze Jahr auf der gleichen Fläche. Sucre Ecuadorianische Währung 1 DM = 2.300 Sucre (Stand 1997) Sucumbíos nordost-ecuadorianische Provinz Süßgras Gramineae, auch Gras genannt Umtriebsdauer (=Rotationsdauer) Bezieht sich auf die Länge der Weideruhe und Weidetage. Umtriebsweide Synonym für Rotationsweide Umtriebszeit (= Rotationsdauer) Bezieht sich auf die Länge der Weideruhe und Weidetage Weideertrag Weideaufwuchs in TM pro Hektar und Jahr Weideverfahren Bezieht sich auf die Art der Beweidung Zwischenlammzeit / Zwischenkalbezeit Zeitdauer zwischen zwei aufeinander folgenden Geburten eines Mutterschafes / einer Kuh XII Einleitung 1 Einleitung 1.1 Problemanalyse Die perhumiden Regenwaldrandgebiete Südamerikas liegen im Einzugsgebiet des Amazonas-Flusses und gehören zu den Staaten Brasilien, Peru, Bolivien, Kolumbien und Ecuador. Diese Randbereiche sind immer mehr in Nutzung genommen worden. Dabei ist der ökologisch einmalige und wertvolle Regenwald meistens in landwirtschaftliche Nutzfläche umgewandelt worden. Schätzungen ergeben, daß ca. 50 % dieser entwaldeten Flächen als Weiden für die Rinderhaltung genutzt werden (LASCANO & PEZO 1994). Die dort üblicherweise praktizierten Weidewirtschaftssysteme sind umstritten, denn sie verursachen eine ökologische Degradation der Standorte (HECHT 1982, SERRÃO & TOLEDO 1990). Diese ist seit Ende der sechziger Jahre auch im östlich der Anden gelegenen Randgebiet des Regenwaldes von Ecuador der Fall. Mit der staatlich geförderten Besiedlung der Regenwaldrandgebiete in Ecuador ging eine großflächige Umwandlung des Primärwaldes in Dauerkultur- und Weideflächen in der Provinz Sucumbíos einher (ROEDER 1994). Die jährlichen Rodungsraten erreichten zwischen 1977 und 1986 in der Region Lago Agrio Werte von 3% (PROFORS 1993). Die neu erschlossenen Siedlungsgebiete sollten Zuwanderern aus den traditionellen Siedlungsgebieten im Hochland eine neue Existenzgrundlage schaffen (HICKS 1990). KAISER & KLINGE (1995) erwähnen für die Untersuchungsregion, daß insbesondere die Rinderhaltung ökologische Schäden verursacht. Bereits genutzte Flächen könnten durch die Umwandlung in nachhaltige agroforstliche Systeme langfristig genutzt und eine weitere Ausdehnung der Besiedlungsgebiete aufgrund erschöpfter Ressourcen verhindert werden. Im Rahmen des EZ-Programmes PROFORS (INEFAN - GTZ) wird seit 1991 u.a. versucht, angepaßte agrosilvo- und silvopastorale Systeme für die Region zu entwickeln. Im Rahmen des Vorhabens wurde auch die Einführung von Haarschafen als Alternative und Ergänzung zur Fleischproduktion durch Rinderhaltung gefördert. Der Vorteil der Schafhaltung wird in der leichten Integration in kleinflächig strukturierte, agroforstwirtschaftliche Betriebssysteme gesehen. Da die Neuerung der Haarschafhaltung von den Neusiedlern angenommen wurde, ist eine ökologische und ökonomische Bewertung für das PROFORS-Projekt von elementarer Bedeutung. 1 Einleitung 1.2 Zielsetzung Basierend auf den bisherigen Erfahrungen wurde in einem interdisziplinär ausgerichteten Forschungsvorhaben überprüft, ob die Haarschafhaltung eine ökologisch und ökonomisch nachhaltige Landnutzung am Standort Sucumbíos erlaubt. Vor allem wurden die Möglichkeiten und Grenzen einer Substitution der ökologisch bedenklichen Rinderhaltungssysteme untersucht. Die Untersuchung ist exemplarisch für die Regenwaldrandgebiete Südamerikas. Schafhaltung könnte eine Nutzungsalternative für weite Bereiche der Regenwaldrandgebiete darstellen. 1.3 Durchgeführte Aktivitäten Ergebnis 1: Die ökologischen Auswirkungen der Haarschafhaltung in Sucumbíos sind untersucht. Ergebnis 2: Es ist untersucht, welche agrar- und sozio-ökonomischen Voraussetzungen für die Haltung von Haarschafen in Sucumbíos gegeben sind. Ergebnis 3: Leistungen und Klimatoleranz immerfeuchten Regenwaldgebiet untersucht. Ergebnis 4: Es ist untersucht, ob die Haarschafhaltung am Standort Sucumbíos eine ökologisch und ökonomisch nachhaltige Alternative zur Rinderhaltung darstellen kann. der von Haarschafe im Sucumbíos sind 1.4 Beschreibung des Projektes Das Projekt wurde von August 1996 bis Oktober 1998 durchgeführt. M.Sc. agr. Jürgen Fischer als Doktorand des Fachgebietes Internationale Nutztierzucht und -haltung (Leiter Prof. Dr. E. S. Tawfik) und Dipl.-Ing. agr. Cornelia Claus als Doktorandin des Fachgebietes Futterbau und Grünlandökologie (Leiter Prof. Dr. G. Spatz) am Fachbereich 11 der Universität Gesamthochschule Kassel (Steinstrasse 19; D-37213 Witzenhausen, Tel.: +49 5542 981203, Fax: +49 5542 981250) sowie Ing. Zoot. Alejandro Herrera von der "Unidad de Producción Ovina/Caprina" der "Escuela Técnica Superior del Chimborazo" (Panamericana Sur, km 1,5, Riobamba - Ecuador, Tel.: +593 3 965068, Fax: +593 3 942312) haben die Felderhebungen von November 1996 bis Mai 1998 durchgeführt. Vet.-med. 2 Auswahl der Untersuchungsbetriebe und verwendete Methoden der Datenerhebung Victor Suárez führte ergänzende veterinärhygienische Untersuchungen durch. Kooperationspartner in Ecuador war Ing. E. Boese, Leiter des GTZ Projektes PROFORS ("Programa Forestal Sucumbíos"; Casilla 17-21-0546, QuitoEcuador, Tel./Fax: +593 2 504487). Die wissenschaftliche Leitung lag bei Dr. agr. Gerold Rahmann, Fachgebiet Internationale Nutztierzucht und -haltung. 2 Auswahl der Untersuchungsbetriebe und verwendete Methoden der Datenerhebung Die Untersuchung wurde in der Provinz Sucumbíos (Provinzhauptstadt Nueva Loja, umgangssprachlich Lago Agrio genannt, 0° 77° W) im nordöstlichen Regenwaldrandgebiet Ecuadors durchgeführt. Die Untersuchungsregion beschränkte sich auf die Kernzone der Haarschafhaltung im Siedlungsgebiet der mestizischen Neusiedler (Colono-Betriebe) zwischen den Städten Gonzalo Pizarro im Westen und Shushufindi im Osten. Sie erstreckt sich über die Kantone Gonzalo Pizarro, Cascales, Lago Agrio und Shushufindi. Für die Untersuchung kamen schaf- und rinderhaltende landwirtschaftliche Familienbetriebe der ersten bis dritten Besiedlungslinien in Frage, deren Haupteinkommen aus der Landwirtschaft stammt und die zu Untersuchungsbeginn mindestens seit einem Jahr Haarschafe hielten und einen Mindestbestand von vier Haarschafen hatten. Die Feldarbeit in Sucumbíos fand zwischen November 1996 und Mai 1998 statt. Zu Beginn der Untersuchung wurden aus den 50 schafhaltenden Betrieben der Untersuchungsregion, die die Kriterien eines Untersuchungsbetriebes erfüllten, 33 Betriebe für eine Grunderhebung zufällig ausgewählt. Hiervon wurden anschließend 25 Betriebe für Spezialuntersuchungen bewußt ausgewählt, die bestimmte agrosilvo- und silvopastorale Betriebssysteme mit Schafhaltung repräsentieren sollten. Diese Betriebe sollten außerdem zu einer Kooperation mit den Bearbeitern über ein Jahr bereit sein. Das Managementniveau in den 25 Untersuchungsbetrieben war gegenüber dem Durchschnitt der schafhaltenden Betriebe in der Untersuchungsregion verbessert. In den Untersuchungsbetrieben wurde eine ausreichende Tierbetreuung, Salzgabe und Behandlung gegen Parasiten gewährleistet. In der Grunderhebung wurden neben einem Leitfragebogen einzelne Methoden des Rapid Rural Appraisal (RRA) (vgl. u. a. SCHÖNHUTH 1993) verwendet. Die Betriebe der Spezialuntersuchung wurden 1997/98 über ein Jahr in regelmäßigen Abständen aufgesucht, um Daten für die ökologischen, 3 Auswahl der Untersuchungsbetriebe und verwendete Methoden der Datenerhebung sozio-ökonomischen und tierhalterischen Fragen aufzuzeichnen. Durch direkte Datenerhebung wurden Daten über Reproduktion und Produktivität aus einem durchschnittlichen Bestand von 320 Schafen (25 Betriebe) und 160 Rindern (5 Betriebe) periodisch erhoben. Durch persönliche Interviews wurden Daten über die Rentabilität der Schaf -und Rinderhaltung, Familieneinkommen aus der Landwirtschaft und die sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen in den Spezialuntersuchungsbetrieben periodisch erfaßt. Abbildung 1: Die Untersuchungsregion in der Provinz Sucumbíos (Ecuador) Quelle: PROFORS 1993, verändert Im Bereich Ökologie wurden vegetationskundliche Aufnahmen (u.a. nach MÜLLER-DOMBOIS & ELLENBERG 1974) sowie bodenkundliche Untersuchungen durchgeführt. Darüber hinaus wurden auf zwei Betrieben einjährige Weideversuche durchgeführt. Hierbei wurden Weideproduktivität 4 Natürliche und wirtschaftliche Standortbedingungen in der Untersuchungsregion und Vegetationsverschiebungen von Schaf- und Rinderbeweidung erfaßt. Weiterhin wurde die Parasiten-Problematik in der Tierhaltung durch Vet.med. Victor Suárez untersucht. Die Auswertung der Daten für den Abschlußbericht erfolgte von Mai bis Oktober 1998 in den entsprechenden Fachgebieten der Universität Gesamthochschule Kassel. 3 Natürliche und wirtschaftliche Untersuchungsregion Standortbedingungen in der 3.1 Natürliche Standortbedingungen Das Klima der Untersuchungsregion ist ein perhumides Tageszeitenklima, denn alle Monate weisen im langjährigen Mittel sehr hohe Regenfälle (über 100 mm, in Abbildung 2 schwarze Fläche) auf und die Temperatur ist trotz der fast horizontalen Monatsmittel-Temperaturkurve großen Tagesschwankungen ausgesetzt (s. in Abbildung 2 die Maximum- und Minimumtemperaturen). Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge nimmt im Untersuchungsgebiet von Osten nach Westen stark zu. So beträgt diese in Lago Agrio (300 m ü. NN) 3.500 mm und 70 km weiter in Lumbaquí (500 m ü. NN) 5.400 mm. In Lago Agrio fallen im regenreichsten Monat April 365 mm und im regenärmsten Monat Januar 192 mm. In Lumbaquí fallen im regenreichsten Monat Mai 541 mm und im regenärmsten Monat Januar 314 mm. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt in Lago Agrio 26,5 °C und in Lumbaquí 23,9 °C. Das Klima der Untersuchungsregion ist ein typisches Regenwaldklima (vgl. WALTER & BRECKLE 1991). Regenwald ist denn auch die ursprüngliche, natürlich vorkommende Vegetation in dieser Region. In der Untersuchungsregion sind die Böden nach der US Soil Taxonomy den Inceptisols zuzuordnen, das heißt, es handelt sich hier um relativ junge Böden. Verglichen mit den Böden im zentralen Amazonasgebiet (nach SÁNCHEZ & ISBELL (1979) hauptsächlich Oxisols und Ultisols) sind diese in Sucumbíos durch die Nähe der Anden relativ fruchtbar (s. Anhang 17). Die Böden sind unterschiedlich stark vulkanisch beeinflußt, was die heterogene Bodengüte des Untersuchungsgebietes. Aus landwirtschaftlicher Sicht können die Böden grob in sehr gute, mittelgute und schlechte Typenklassen unterteilt werden. 5 Natürliche und wirtschaftliche Standortbedingungen in der Untersuchungsregion Datengrundlage für Lago Agrio: Dirección General de Aviación Civil 1997; für Lumbaquí: Mano Verde 1990; Grafiken erstellt von Sara Gottardi 1998. a: absolutes Maximum (höchste gemessene Temperatur); b: mittleres tägliches Maximum des wärmsten Monats; c: mittleres tägliches Minimum des kältesten Monats; d: absolutes Minimum (tiefste gemessene Temperatur). Abbildung 2: Ökologische Klimadiagramme von Lago Agrio und Lumbaquí (nach WALTER & LIETH 1960). Die besten Böden sind die dunkel gefärbten, fruchtbaren, schluffig-lehmigen, vulkanisch geprägte Dystrandepts. Zu den mittelguten Böden zählen die andic Dystropepts. Diese sind bräunlich gefärbte, sandig bis schluffige, relativ fruchtbare Böden, die eine geringe Auflage an vulkanischen Aschen aufweisen. Die Dystrandepts und die andic Dystropepts kommen zusammen in Gebieten mit ebenen bis leicht hügeligem Relief vor. In der Untersuchungsregion gehört 84 % der Fläche zu diesen Bodentypen (vgl. SCHWINN 1987, PROFORS 1993). Die schlechtesten Böden sind die typic Dystropepts. Es sind rötlich gefärbte, tonige Böden ohne vulkanischen Einfluß mit sehr geringer Fruchtbarkeit. Diese befinden sich insbesondere in hügeligen Gebieten (lokal als Colinas bezeichnet). Ungefähr 13 % der Fläche der Untersuchungsregion liegt in diesen Gebieten. Ungefähr zwei Drittel der landwirtschaftlich genutzten 6 Natürliche und wirtschaftliche Standortbedingungen in der Untersuchungsregion Flächen des Zentrums von Sucumbíos (das wichtigste landwirtschaftliche Gebiet und Lage der untersuchten Betriebe) gehören zu dem Dystrandeptsandic Dystropepts Bodentyp, während ein Drittel zum typic Dystropepts gehören (vgl. SCHWINN 1987, PROFORS 1993). In Sucumbíos herrscht ein immerfeuchtes und heißes Klima (perhumides Tageszeitenklima). Im Vergleich zu anderen Regenwaldgebieten sind die dort vorkommenden Böden relativ fruchtbar (Inceptisols). 3.2 Landerschließung und -nutzung Anfang der siebziger Jahre begann die infrastrukturelle Erschließung der Region für die Erdölförderung. Gleichzeitig setzte eine massive Einwanderung von Neusiedlern (Colonos) aus den traditionellen Siedlungsgebieten im Hochland und der Küste ein. Als Grundeinheit für die Besiedlung der Provinz wurde eine Fläche von 50 Hektar pro Betrieb staatlich vorgegeben. Die Besiedlung erfolgte in parallelen Linien zu den Hauptverbindungstraßen. Jeder Betrieb hatte 250 m Frontseite zur Straße und eine Tiefe von 2.000 m. Diese „Unidad Agrícola Familiar“ sollte einer mittelgroßen Familie ein langfristiges Überleben sichern. Für den Eigentumstitel mußte eine kontinuierliche Nutzung in Form kultivierter Fläche nachgewiesen werden. Dem war am einfachsten durch die Anlage von Weiden nachzukommen (s. a. ROEDER 1994). Im Jahr 1990 besaßen 51 % der Betriebe diesen Besitztitel. Insgesamt lebten 1990 rund 56.000 Menschen in 10.000 ländlichen Haushalten in den ruralen Gebieten der Provinz Sucumbíos (PROFORS 1993). Die kleinbäuerlichen Betriebe befinden sich in Privateigentum. Die Verpachtung von Betrieben oder Flächen hat keine nennenswerte Bedeutung. Typisch für die Region ist jedoch ein häufiger Eigentümerwechsel. In den Untersuchungsbetrieben wird 41 % der Fläche als Weide, 14 % für den Dauerkulturanbau und 4 % für sonstiges (Hof, Garten etc.) genutzt. Durchschnittlich bestehen noch 41 % der Betriebsfläche als Primär- und Sekundärwald. In der Dauerkultur- und Weidewirtschaft herrscht eine extensive Nutzung mit niedrigen Intensitäten und Erträgen vor. 7 Natürliche und wirtschaftliche Standortbedingungen in der Untersuchungsregion In den älteren Betrieben der ersten Besiedlungslinien (Untersuchungsbetriebe) ist der Anteil der genutzten Fläche höher und die Bedeutung der Weidewirtschaft wesentlich größer, als in den jüngeren Betrieben der hinteren Besiedlungslinien (s. a. ROEDER 1994). Die Entwicklung der Betriebe in den vorderen Linien wiederholt sich anscheinend mit zeitlicher Verzögerung in den hinteren Linien, obwohl heute wesentlich weniger Kapital und Einkommensquellen, als zu Beginn der Erdölgewinnung zur Verfügung stehen. Diese veränderten Bedingungen bewirken für die jüngeren Betriebe einen langsameren Aufbau ihrer Rindviehbestände. In den Untersuchungsbetrieben wird 41 % der Fläche als Weide, 14 % für den Dauerkulturanbau und 4 % für sonstiges (Hof, Garten etc.). Durchschnittlich bestehen noch 41 % der Betriebsflächen aus Wald. Kapitalmangel erschwert für jüngere Betriebe den Einstieg in die Rinderhaltung. Der Einstieg in die Haarschafhaltung ist leichter zu finanzieren. 3.3 Haarschaf- und Rinderhaltung 3.3.1 Entwicklung der Haarschaf- und Rinderhaltung Schafhaltung: In der Provinz Sucumbíos begann die Haarschafhaltung 1990 mit dem Import von 100 Tieren durch das PROFORS-Projekt (vgl. Tabelle 1). 1994 wurden weitere 170 Tiere in die Provinz eingeführt. In beiden Fällen wurden die Tiere an interessierte Bauern verkauft. Der aktuelle Bestand an Haarschafen in der Provinz beträgt rund 1.000 Tiere. 120 bis 140 Betriebe in der Provinz halten Haarschafe mit einem durchschnittlichen Bestand von sieben bis acht Schafen pro Betrieb. Mit jeweils knapp 40 % haben die Rassen Barbados Blackbelly (Lokaler Name: Barriga Negra) und Pelibuey-West African (Lokaler Name: Sudan) den größten Anteil. Der Rest entfällt auf sehr heterogene Kreuzungen, zum Teil mit Wollschafen. Die Bestände konzentrieren sich in der ersten (62 %) und zweiten (23 %) Besiedlungslinie, d.h. in den älteren Betrieben mit einem größeren Anteil an Weidewirtschaft. Es lassen sich Zentren der Schafhaltung um die Städte Gonzalo Pizarro, Cascales und Lago Agrio feststellen. 8 Natürliche und wirtschaftliche Standortbedingungen in der Untersuchungsregion Tabelle 1: Jahr Entwicklung des Bestandes an Haarschafen und Rindern in der Provinz Sucumbíos Bestand an Haarschafen Bestand an Rindern 1990 1001 38.0002 1994 300 – 4003 41.0002 1998 900 – 10004 42.0003 Quellen: 1) STOCK 1991; 2) INEC 1994; 3) eigene Schätzung; 4) eigene Erhebung Rinderhaltung: In den 80er Jahren nahmen die Rindviehbestände in der Provinz Napo/Sucumbíos mit sieben bis acht Prozent doppelt so schnell zu wie für ganz Ecuador. In der ersten Hälfte der neunziger Jahren ging das Wachstum jedoch auf 2 bis 3 % zurück. Dies läßt sich vor allem auf die verschlechterten Kreditbedingungen und eine insgesamt verringerte Kreditmenge zurückführen (BANCO NACIONAL DE FOMENTO 1995/96). Es werden hauptsächlich Kreuzungsrinder (Bos indicus x Bos taurus) zur Doppelnutzung für die Milch- und Fleischproduktion gehalten. Im Jahre 1990 gehörten 56 % der Tiere zum Bereich Milchproduktion und 44% zum Bereich Fleischproduktion (INEC 1990). Die Haarschafhaltung konnte sich seit 1994 ohne weitere Importe ausdehnen. Der Bestand an Haarschafen hat sich in dieser Zeit in der Provinz mehr als verdoppelt. 3.3.2 Management in der Haarschaf- und Rinderhaltung Haltung: In der Mehrzahl der Betriebe der Untersuchungsregion werden die Haarschafe freilaufend ohne spezielle Schafzäune gehalten. Als Futtergrundlage stehen ihnen Rinderweiden und der Unterwuchs in Dauerkulturen (Kaffee, Kakao) zur Verfügung. Nur selten wird die arbeitsaufwendige Methode des Anpflockens gewählt (vor allem bei geringer Herdengröße). In einigen Betrieben werden die Schafe getrennt von den 9 Natürliche und wirtschaftliche Standortbedingungen in der Untersuchungsregion Rindern auf Standweiden und in seltenen Fällen auf Rotationsweiden gehalten. Hierfür sind spezielle Zäune nötig, bei denen die übereinander liegenden Stacheldrahtreihen eng schließen müssen. Deshalb werden in der Schafhaltung mehr parallele Stacheldrahtreihen (ca. 7) an einem Pfosten benötigt als in der Rinderhaltung (ca. 3-5). Schafe benötigen einen Unterstand als Schutz gegen Starkregenfälle. Rinder sind robuster und benötigen keine Unterstände. Die Schafe finden meist Unterschlupf unter den auf Pfählen stehenden Häusern. Für die Gesundheit der Tiere ist jedoch ein erhöht liegender und trockener Unterstand zum Schutz vor Klauenproblemen und Krankheiten besser geeignet. Außerdem erleichtert ein geschlossener Unterstand die Arbeit mit den Tieren. Rinder werden auf angesäten Weiden (z. B. Brachiaria decumbens) im Rotationsweideverfahren gehalten. In der Rinderhaltung wurden regelmäßige Behandlungen gegen Endo- und Ektoparasiten sowie Impfungen gegen bestimmte Krankheiten durchgeführt. In der Schafhaltung wurden die Tiere in der Provinz kaum gegen Endoparasiten und weniger als in der Rinderhaltung gegen Ektoparasiten behandelt. Zufütterung: In der Schaf- und Rinderhaltung ist die regelmäßige Gabe von Kochsalz üblich. Mineralsalz wird in der Schafhaltung kaum und in der Rinderhaltung gelegentlich, vor allem in der Milchviehhaltung, zugefüttert. Die Zufütterung von Kraftfutter an Rinder oder Schafe ist unüblich. Die Schafe fressen gerne heruntergefallene Früchte (z. B. Psidium guajava) und bekommen etwa einmal pro Woche eine Zufütterung aus selbstproduzierten Bananen. Zucht/Reproduktion: In der Schafhaltung erfolgte in keinem Betrieb der Untersuchungsregion eine Herdentrennung. Meist handelt es sich um gemischtrassige Herden. Es besteht keine Kontrolle über den zum Decken eingesetzten Bock, da keine Kastration der Jungböcke erfolgt und meist mehrere Böcke in der Herde laufen. Gibt es einen speziellen Zuchtbock verbleibt dieser meist mehrere Jahre in der Herde. Die geringe Selektion bei den Zuchtböcken und eine fehlende Selektion bei den Mutterschafen führt bei der schnellen Generationenfolge der Haarschafe gelegentlich zu Problemen mit Inzucht. In der Rinderhaltung erfolgt eine Herdentrennung und ein kontrolliertes Decken durch Zuchtbullen. 10 Natürliche und wirtschaftliche Standortbedingungen in der Untersuchungsregion Das Management in der Rinderhaltung ist ausgeprägter als für die Schafhaltung. In der Schafhaltung fehlen oft die grundlegendsten Managementmaßnahmen. Schafe benötigen im Gegensatz zu Rindern grundsätzlich eine aufwendigere Infrastruktur mit Unterstand und veränderten Zäunen. 3.4 Sozio-ökonomische Standortbedingungen 3.4.1 Betriebssysteme in der Untersuchungsregion Die landwirtschaftlichen Betriebe in der Untersuchungsregion sind marktund subsistenzorientierte kleinbäuerliche Familienbetriebe. Sie befinden sich in Familieneigentum und arbeiten auf der Handarbeitsstufe, vorwiegend mit Familienarbeitskräften. Die Betriebssysteme in der gesamten Untersuchungsregion lassen sich in vier Gruppen einteilen (s. Anhang 1). Die marktorientierten Betriebszweige sind der Dauerkulturanbau (Kaffee, Kakao) und die Weidewirtschaft/Rinderhaltung. Die größte Bedeutung in der Region haben die Betriebssysteme mit Dauerkulturanbau und Weidewirtschaft (s. Anhang 1, Gruppe 3). In der Rinderhaltung hat die kombinierte Milch- und Fleischproduktion mit Doppelnutzungsrassen (s. Anhang 1, Gruppe 3.1.1) die größte Bedeutung. In der Schafhaltung sind die gemischte Haltung von Rindern und Schafen auf angesäten Weideflächen (s. Anhang 1, Gruppe 3.2.1a) und die kombinierte Haltung von Schafen in Dauerkulturen und gemeinsam mit Rindern auf angesäten Weideflächen (s. Anhang 1, Gruppe 3.2.1b) am meisten verbreitet. In allen Betriebssystemen besteht eine Futtergrundlage für die Schafhaltung, da Weideflächen unter Dauerkulturen oder angesäte Weiden zur Verfügung stehen. Innerhalb der Betriebssysteme wurden für die Untersuchung Subsysteme der Schaf-/Rinderhaltung definiert (Tabelle 2). Diese Subsysteme werden im folgenden für die Einteilung der Untersuchungsbetriebe benutzt. In allen Betriebssystemen besteht eine Futtergrundlage für die Schafhaltung. 11 Natürliche und wirtschaftliche Standortbedingungen in der Untersuchungsregion Tabelle 2: Definition der Betriebssysteme der Schaf- und Rinderhaltung in der Untersuchungsregion und die Verteilung der untersuchten Betriebe auf die Betriebssysteme Name Beschreibung Betriebe Silvopastoral: Betriebssystem 1 Betriebssystem 2 Getrenntbeweidung von Schafen und Rindern auf angesäten Weiden im Rotationsweideverfahren 4 Gemischtbeweidung von Schafen und Rindern auf angesäten Weiden; Rinderhaltung im Rotationsweideverfahren; Schaf weiden im Standweideverfahrene oder frei 9 Getrenntbeweidung von Schafen und Rindern auf dem natürlichen Unterwuchs von Dauerkulturen (Kaffee-, Kakaosträucher) 3 Getrenntbeweidung auf dem natürlichen Unterwuchs von Dauerkulturen (BS 3) kombiniert mit Gemischtbeweidung mit Rindern auf angesäten Weiden (BS 2) 9 Agrosilvopastoral: Betriebssystem 3 Betriebssystem 4 3.4.2 Arbeitsverfassung auf den landwirtschaftlichen Betrieben Die kleinbäuerlichen Betriebe der Provinz haben eine Familienarbeitsverfassung. Viele ältere Betriebe können wegen der Abwanderung von Familienmitgliedern nicht die gesamten gerodeten Flächen bewirtschaften (s. a. ROEDER 1994). Sie leiden unter Familienarbeitskräfteknappheit, insbesondere in der Zeit der Kaffee-Ernte von Mai bis Dezember. In dieser Zeit werden Fremdarbeitskräfte (Tagelöhner) im Kaffeeanbau aber auch zum Säubern der Weiden beschäftigt. Den Betrieben stehen ganzjährig ausreichend Fremdarbeitskräfte zur Verfügung. 12 Natürliche und wirtschaftliche Standortbedingungen in der Untersuchungsregion In den landwirtschaftlichen Betrieben gibt es keine strenge Arbeitsaufteilung zwischen den Geschlechtern. Männer und erwachsene Söhne übernehmen jedoch meist die körperlich ansprengenden Tätigkeiten im Wald und das Säubern der Weiden. Frauen sind neben dem Haushalt meistens noch für die Subsistenzproduktion (Garten, Kleintiere) und das Melken der Kühe zuständig. Jugendliche aber auch Kinder übernehmen kleinere Arbeiten im Betrieb. In den kleinbäuerlichen Betrieben herrscht Familienarbeitskräfteknappheit, insbesondere während der Kaffee-Ernte. 3.4.3 Funktionen der Haarschaf- und Rinderhaltung Die Rinder dienen einerseits als Geldanlage, beispielsweise für die Erträge aus den Dauerkulturen, andererseits als arbeitsextensive Nutzungsmöglichkeit der Betriebsfläche. Die Rinderhaltung trägt als Ergänzung zum Kaffeeanbau weiterhin zur Verteilung des betrieblichen Risikos, insbesondere durch Preisschwankungen bei Kaffee oder Krankheiten, bei (s. SERÉ & JARVIS 1992). Wichtige Voraussetzung für diese Funktionen ist ein geregelter Rindviehmarkt. Nicht vergessen werden sollte die Subsistenzversorgung mit Milch durch die Rinderhaltung, die oft eine wichtige Stellung der Proteinversorgung (Milch, Käse) der Familien übernimmt. Die Schafhaltung besitzt eine wichtige Funktion in der Subsistenzversorgung, aber auch hier wird der überwiegende Teil der Produktion, meist als Zuchttiere, verkauft. Sie dient weiterhin der Versorgung mit qualitativ hochwertigem Fleisch für besondere Gelegenheiten (Feste, gemeinschaftliche Arbeiten usw.) Durch die innerbetriebliche Verbundfunktion der Schafhaltung (Einstieg in die Dungwirtschaft; Einsparung von Arbeit zur Säuberung von Unterwuchs in Dauerkulturen) kommt es erstmals zu einer Integration von Tierhaltung und Pflanzenbau in den Betrieben der Untersuchungsregion. Die Funktionen der Rinder- und Schafhaltung ergänzen sich gut. Tabelle 3: Gegenwärtige Funktionen der Rinder- und Schafhaltung in der Untersuchungsregion1 13 Natürliche und wirtschaftliche Standortbedingungen in der Untersuchungsregion Rinderhaltung Schafhaltung 1. Einkommensfunktion 1. Einkommensfunktion 2. Sparfunktion (Liquiditätsreserve) 2. Subsistenzfunktion 3. Risikominimierungsfunktion 3. Innerbetriebliche Verbundfunktion 4. Statusfunktion 4. Sparfunktion (Liquiditätsreserve) 5. Subsistenzfunktion 5. Risikominimierungsfunktion 1 In der Rangfolge abnehmender Bedeutung für die Betriebe Die Rinderhaltung hat für die Betriebe wichtige Funktionen. Die Schafhaltung kann diese Funktionen momentan nicht gleichwärtig übernehmen. 3.4.4 Akzeptanz und Status der Haarschaf- und Rinderhaltung Allgemein wird die Tierhaltung von den Bauern in der Untersuchungsregion hoch eingeschätzt. Insbesondere der Status der Rinderhaltung ist traditionell in Lateinamerika hoch. Im andinen Hochland, dem Herkunftsgebiet der meisten Bauernfamilien in Sucumbíos, gilt das Rind als das Tier der Großgrundbesitzer. Je mehr Rinder ein Bauer besitzt, desto höher sein Reichtum bzw. sein Ansehen. Die Arbeit in der Rinderhaltung wird von den Bauern als leicht im Vergleich zur Arbeit im Kaffeeanbau eingeschätzt. In vielen Herkunftsgebieten der Colonos hat die Schafhaltung Tradition und traditionelle Gerichte mit Schaffleisch sind populär. Im Hochland werden die dort vorhandenen Wollschafe vorwiegend von Kleinbauern gehalten. Dementsprechend ist ihr Status geringer als der von Rindern. Eine ergänzend durchgeführte, stichprobenhafte Befragung ergab, daß 80 % der Bauern der Untersuchungsregion Haarschafe bekannt sind. Sie werden von ihnen grundsätzlich akzeptiert. Die Haarschafe werden als Ergänzung zur Rinderhaltung angesehen, nicht aber als Ersatz. Der Geschmack des Haarschaffleisches wird von den Schafhaltern als außerordentlich gut bewertet und als Delikatesse, ähnlich wie Wild, betrachtet. 14 Natürliche und wirtschaftliche Standortbedingungen in der Untersuchungsregion Es besteht eine grundsätzlich gute Akzeptanz der Schafhaltung. Die Bauern im Untersuchungsgebiet bevorzugen aber die Rinderhaltung. 3.4.5 Infrastrukturelle Bedingungen für die Haarschaf- und Rinderhaltung Kapitalmarkt: Für die Kreditversorgung der Landwirtschaft ist die staatliche „Banco Nacional de Fomento” (BNF) zuständig, die mit einer Filiale in der Provinzhauptstadt Lago Agrio vertreten ist. In der Tierhaltung wird die Anschaffung von Kühen, Jungbullen und die Anlage von Weiden gefördert. Pro Hektar oder Tiereinheit standen 1997 maximal 250 bis 375 US-Dollar zur Verfügung. Der Zinssatz lag 1997 bei 40 - 45 % pro Jahr bei einer Inflationsrate von 30,6 %. Voraussetzung für die Kreditvergabe ist der Besitztitel der Finca. Für die Schafhaltung stehen aufgrund mangelnder Rentabilitätsdaten keine Kredite der BNF zur Verfügung. Tabelle 4: Durchschnittliche Verkaufspreise für Rinder und Schafe 1997 (in 1.000 Sucre, ab Hof, pro Tier bzw. pro kg) Kategorie Jungtiere (Bestandsergänzung) Muttertiere Männliche Zuchttiere Fleisch auf dem Markt (pro kg) Rinder Schafe 1.000 - 1.200 90 - 110 1.200 140 1.500 - 4.000 180 – 250 8,22 Nicht vorhanden (1997: 1 DM = 2.300 Sucre) Absatzmarkt für Rinder: Die Rindviehmärkte in der Untersuchungsregion sind gut organisiert. Rinder werden entweder von Händlern direkt auf den Betrieben oder auf dem wöchtlichen Viehmarkt in Lago Agrio (bzw. kleineren Viehmärkten) ge- und verkauft. Die Erfassung der Rinder durch Händler ist flächendeckend für das Untersuchungsgebiet. Die Tiere werden in der Region, in Quito oder in Kolumbien vermarktet. Die Nachfrage nach Rindfleisch in der Untersuchungsregion ist groß und die Preise sind stabil. In Lago Agrio und einigen größeren Städten existieren Schlachthöfe. 15 Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe Absatzmarkt für Schafe: Schafe werden vor allem für den Eigenverbrauch geschlachtet. Lebende Schafe werden gelegentlich auf dem wöchentlichen Viehmarkt in Lago Agrio angeboten. Das Angebot ist jedoch noch zu klein, um einen regelmäßigen Lebendviehmarkt für Schafe zu gewährleisten. Gleiches gilt für den Schaffleischmarkt. Nur für Zuchttiere besteht ein begrenzter Markt. Hier ist die Nachfrage größer als das Angebot. Die Strukturen für einen Schaf- bzw. Schaffleischmarkt sind durch den oben erwähnten Markt für Rinder bzw. Rindfleisch vorhanden. Bei entsprechender Angebotsmenge ist damit zu rechnen, daß sich die Märkte für Schafe und Schaffleisch von selbst entwickeln. Landwirtschaftliche Beratung: Eine veterinärmedizinische oder tierhalterische Beratung für die Schaf- und Rinderhalter existiert in der Untersuchungsregion kaum. Zur Zeit befindet sich eine Beratungs- und Interessengemeinschaft der Schafhalter (ACOAS) im Aufbau. Insgesamt läßt sich enormer Mangel an Wissen über Tierhaltung und Tierhygiene bei vielen Bauern feststellen. Die Vermarktung von Rindern ist gut organisiert. Das Angebot an Schafen ist noch zu gering für eine geregelte Vermarktung von Schafen bzw. Schaffleisch. Die Beratung über die Tierhygiene, -ernährung und -zucht ist äußerst mangelhaft. 4 Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe 4.1 Weidewirtschaft 4.1.1 Weideproduktivität und Futterwert In Sucumbíos ist Brachiaria decumbens, wegen seiner geringen Standortansprüche das am häufigsten angesäte Gras. Der Weideertrag von Brachiaria decumbens-Weiden liegt zwischen 65 und 110 dt TM pro Hektar und Jahr (s. Anhang 7). Einerseits können die Erträge in Sucumbíos durch den Befall an Schaumzikaden (lokal als Salivazo bezeichnet) stark reduziert werden, andererseits können sie durch kurze Umtriebszeiten erhöht werden, da der Wiederaustrieb von Brachiaria decumbens durch häufigen Verbiß gefördert wird (FISHER & KERRIDGE 1996). Der Futterwert von Brachiaria 16 Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe decumbens hängt vom Entwicklungsstadium ab (s. Anhang 8). Dementsprechend beeinflußt die Dauer der Weideruhe die Güte des Weidefutters. Für Schafe kann die Futtergüte von Brachiaria decumbens nach 21-tägiger Ruhezeit als angemessen gelten. Auf einer Brachiaria decumbensSchafweide (Ertrag von 110 dt TM ha-1 a-1; 3,6 VE ha-1 a-1; geringe Zusatzfütterung von 8,3 kg Mais pro ausgewachsenes Schaf à 35 kg und Jahr) kann eine durchschnittliche Weideleistung von 443 kg LG Schaf pro Hektar und Jahr erzielt werden. Der Ertrag der spontanen Krautschicht unter Kaffeekultur ist mit 10 bis 28 dt TM pro Hektar und Jahr wesentlich geringer als derjenige angesäter Weiden. Die Erträge hängen hauptsächlich von Lichteinfall und Pflanzenzusammensetzung der Krautschicht ab. Unter Dauerkultur wachsende Pflanzenarten, die als Futtergrundlage für Schafe dienen (z. B. Axonopus compressus), weisen hohe Proteingehalte auf, ihre Verdaulichkeit ist jedoch im Vergleich mit Brachiaria decumbens geringer (s. Anhang 9). Auf der Krautschicht unter durch Schafe beweideten Dauerkulturen werden momentan 43 kg LG Schaf pro Hektar und Jahr (s. Anhang 7) produziert. 17 Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe Auf einer Brachiaria decumbens-Umtriebsweide mit höheren Besatzstärken als in Sucumbíos üblich können ca. 440 kg LG Schaf pro Hektar und Jahr produziert werden (bei geringer Maiszufütterung). Auf der Krautschicht von Dauerkulturen werden momentan ca. 40 kg LG Schaf pro Hektar und Jahr produziert. 4.1.2 Tragfähigkeit der Weideflächen Im allgemeinen werden die Schaf- und Rinderweiden in Sucumbíos unterbeweidet (s. Tabelle 5). Die gegenwärtige Besatzstärke von Rinderrotationsweiden (Brachiaria decumbens) liegt bei 0,6 VE pro Hektar und Jahr. Bei Gemischtbeweidung von Schafen und Rindern auf Brachiaria decumbens-Weiden, werden in Sucumbíos zusätzlich zu den Rindern noch 0,5 VE Schafe pro Hektar und Jahr im Standweideverfahren gehalten. Das bedeutet, daß durch die Gemischtbeweidung eine bessere Futterausnutzung erreicht werden kann. Die Besatzstärke auf Brachiaria decumbens-Weiden, die ausschließlich von Schafen beweidet werden, beträgt in Sucumbíos 0,9 VE pro Hektar und Jahr. Tabelle 5: Besatzstärken (VE ha-1 a-1) auf Weideflächen in Sucumbíos Standbeweidung Umtriebsbeweidung Summe Weidefläche VE Schaf VE Rind VE Schaf VE Rind VE Brachiaria 0,9 0,9 1 decumbens (2,7) 2,7 0,6 (2,4) 1 0,6 (2,4) 2 2 0,5 (0,7) 0,6 (0,8) 1,1 (1,5) Dauerkultur 0,5 0,5 1 (0,8) (0,8) 1 2 Ermittelt anhand von Beweidungsversuchen. Geschätzt anhand der Weideversuche in Anmerkung 1 und der Erfahrungswerte in Sucumbíos. Außerhalb der Klammer stehende Zahlen beziehen sich auf in Sucumbíos übliche Besatzstärken, innerhalb der Klammer stehen mögliche Besatzstärken. 18 Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe Daß Brachiaria decumbens-Weiden eine höhere Besatzstärke erlauben als gegenwärtig praktiziert wird, konnte bei einem Beweidungsversuch festgestellt werden. Durch Einführung eines Rotationssystems mit kurzen Umtriebszeiten (die Futterausnutzung ist bei jüngerem Gras höher als bei älterem Gras), konnte unter Zufütterung von 200 kg Mais pro Hektar und Jahr eine Besatzstärke von 3,6 VE Schafe pro Hektar und Jahr erreicht werden. Auf einer Rotationsweide konnten unter dem in Sucumbíos üblichen Managementsystem 1,8 VE Rinder pro Hektar und Jahr gehalten werden (s. Anhang 7). Zum Vergleich der Besatzstärken von Schaf- und Rinderweiden wurden diese Zahlen korrigiert, so daß bei durchschnittlichen Weidebedingungen davon ausgegangen werden kann, daß ohne Zufütterung auf einer Brachiaria decumbens-Weide 2,7 VE Schafe und 2,4 VE Rinder gehalten werden können (s. Anhang 10). Unter Dauerkultur wird keine Fleischrinderhaltung betrieben. Nur selten werden hier Milchkühe angepflockt. Damit steht eine ungenutzte Futtergrundlage für die Schafhaltung zur Verfügung. Eine Besatzstärke von 0,5 VE pro Hektar und Jahr (2 ausgewachsene Schafe mit 4 Lämmern) wird als optimal angesehen. Bei höherer Besatzstärke kommt es zu Anzeichen einer Überbeweidung. Auf Brachiaria decumbens-Rotationsweiden können 2,7 VE Schafe (ca. 18 ausgewachsene Schafe) oder 2,4 VE Rinder über ein Jahr auf einem Hektar gehalten werden. Unter Dauerkultur ist eine Besatzstärke von 0,5 VE Schafe (2 ausgewachsene Schafe und 4 Lämmer) über ein Jahr auf einem Hektar angemessen. 4.1.3 Wechselbeziehungen zwischen Schafen/Rindern und Weidevegetation Unter Dauerkultur gehören die Gräser Panicum stoloniferum, Panicum polygonatum und Axonopus compressus zu den am häufigsten vorkommenden Pflanzenarten. Von insgesamt 34 identifizierten Pflanzenarten der Krautschicht unter Dauerkultur wurden von Schafen 15 Arten sehr gut, fünf Arten gut und 14 Arten nicht oder ungern gefressen (s. Anhang 11). Anhand dieser Pflanzenarten konnte ermittelt werden, daß je nach dem Vegetationstyp zwischen 2 % (beim Panicum polygonatum - Vegetationstyp) bis 81 % (beim 19 Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe Axonopus compressus - Vegetationstyp) der Frischmasse der Krautschicht gut bis sehr gut von Schafen gefressen werden (s. Anhang 12). Schafe fressen manche staudige und holzige Pflanzenarten, die sowohl unter Dauerkultur als auch auf angesäten Weiden wachsen. Hierzu zählen unter anderem Vernonia spp. (lokal Chilca genannt) und die Verjüngung von Psidium guajava (lokal Guayava genannt). Beide Pflanzenarten sind aggressive, schwer zu bekämpfende Unkräuter. Somit können Schafe einen Beitrag zur Sauberhaltung von Dauerkulturen und Weiden leisten. Eventuell befressen Schafe aber auch Keimlinge von Holzbäumen, was einer erwünschten Holzbaumverjüngung entgegenwirken könnte. Schafe fressen die heruntergefallenen Früchte der in Dauerkultur und auf angesäten Weiden wachsenden Fruchtbäume, wie z. B. Artocarpus spp. (lokal Frutipán genannt) und Psidium guajava. Es kann vorkommen, daß Schafe die Kakaofrüchte in ihrer Reichweite befressen. Saisonale Feldkulturen, z. B. Mais, sollten gegen den Zutritt freigrasender Schafe eingezäunt werden. Wenn für Schafe keine schmackhaften Pflanzenarten oder -teile in der Krautschicht von Dauerkulturen vorhanden sind, kann es vorkommen, daß sie die Rinden der Bäume schälen. Hiervon können auch die Rinden junger Zitrus- und Kaffeebäume betroffen sein. Auch Gewohnheiten der Schafe können zum Rindenbefraß beitragen. Der Befraß an Rinden ist durch Managementmaßnahmen kontrollierbar; z. B. durch angemessenen Beweidungsdruck, durch die Entnahme rindenfressender Tiere aus der Herde, durch das Einschmieren der Rinden junger Bäume mit Tierkot und durch angemessene Mineralzufütterung. Vergleicht man das Selektionsverhalten von Rindern und Schafen auf Brachiaria decumbens-Weiden, kann beobachtet werden, daß Rinder eher nach Brachiaria decumbens selektieren als Schafe und eher Sauergräser vermeiden. Nach DEMMENT & VAN SOEST (1983, zit. aus GLATZLE 1990) ist das Selektionsverhalten nach Futter guter Qualität von Schafen größer als das von Rindern. 20 Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe In Sucumbíos ist die Futtergrundlage für Schafe in der Krautschicht von Dauerkulturen und auf Brachiaria decumbens-Weiden gegeben. Unter Dauerkultur hat der Axonopus compressus-Vegetationstyp den größten Anteil an Futterpflanzen für Schafe. Das Schälen der Baumrinden durch Schafe kann bei unsachgemäßer Beweidung unter Dauerkultur ein Problem darstellen. 4.2 Leistungen der Haarschaf- und Rinderhaltung 4.2.1 Anpassung der Haarschafe und Rinder an den Standort Über die Anpassung von Haarschafen an den perhumiden Standort in den südamerikanischen Regenwaldrandgebieten liegen, im Gegensatz zur Rinderhaltung, nur wenige Untersuchungen vor, wie z. B. die von CALLE 1994. Aufgrund der im nachfolgenden Kapitel beschriebenen Reproduktionsund Produktionsleistungen der Haarschafe und Rinder können grundsätzliche Anpassungsprobleme der Tiere in den Untersuchungsbetrieben ausgeschlossen werden. Der feuchtheiße Standort und das Management haben aber besonderen Einfluß auf den Krankheitsbefall und die Mortalitätsrate. Bei den Schafen und Rindern der Untersuchungsbetriebe ist das Auftreten von Infektionskrankheiten am bedeutsamsten. In der Schafhaltung ist dies vor allem die Nabelinfektion von neugeborenen Lämmern. Darüber hinaus kommt es bei der Rasse Barbados Blackbelly aufgrund häufiger Mehrlingsgeburten vermehrt zu Lämmern mit unterdurchschnittlichem Geburtsgewicht. Diese Lämmer haben geringe Überlebenschancen in den praktizierten Haltungssystemen. Außerdem haben Unfälle, wie die Tötung von neugeborenen Lämmern durch andere Herdenmitglieder oder Haustiere (Hunde, Schweine), einen bedeutenden Anteil an der hohen Mortalität der Jungtiere. In einzelnen Betrieben mit ungenügendem Management beträgt die Mortalitätsrate der Lämmer oft 50 %. Im Durchschnitt der im Management verbesserten Untersuchungsbetriebe jedoch nur noch 23 % (Tabelle 6). Die erhöhte Mortalitätsrate der Lämmer gegenüber den Kälbern ist durch die hohe Vermehrungsrate bedingt und kann als normal bezeichnet werden (FITZHUGH & BRADFORD 1983). Schafe sind außerdem anfällig für Klauenkrankheiten wie Moderhinke. Durch entsprechendes Management läßt sich auch hier der Befall auf ein akzeptables Maß senken. 21 Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe Tabelle 6: Mortalitätsrate bei Schafen und Rindern in den Untersuchungs-betrieben Alter Haarschafe Rinder bis zum Absetzen (N) 23 % (284) 14 % (138) Erwachsene Tiere (N) 3 % (182) 2 % (284) N = untersuchte Tiere Bei Rindern stehen Tollwut und Durchfall (Jungtiere) an erster Stelle der Ursachen der Mortalität. Bei Schafen wurde von den Betrieben kein Fall von Tollwut erwähnt. Auch LEGEL (1989) erwähnt eine geringe Anfälligkeit von Schafen als von Rindern für Tollwut. Wie bei Schafen haben auch bei Rindern haben Unfälle/Verletzungen eine große Bedeutung. Ein hygienisches Problem ist der Befall mit Larven von Dermatobia hominis (lokal als Tupe oder Nuche bezeichnet). Rinder sind nach qualitativen Beobachtungen in den Untersuchungsbetrieben dafür anscheinend stärker anfällig als Schafe. Eine regelmäßige Behandlung der Rinder mit systemischen oder äußerlich wirkenden Mitteln ist unbedingt notwendig. Der Endoparasitenbefall von Rindern und Schafen kann durch die handelsüblichen Mittel gut kontrolliert werden und stellt kein besonderes Problem dar, wie die betreuten Betriebe belegen. Bei der Untersuchung auf Blutparasiten konnten Anaplasmose und Babesiose durch Antikörpertests nicht festgestellt werden. Aber 71 % der Schafe und 75 % der Rinder waren mit Trypanosoma vivax befallen (IFAT-Test). Da jedoch keine Krankheitszeichen festgestellt wurden, kann davon ausgegangen werden, daß sie nicht pathogen wirken. 22 Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe Sowohl Schafe als auch Rinder konnten sich in den Untersuchungsbetrieben an den feuchtheißen Standort anpassen. Die Mortalitätsrate in der Schafhaltung wird mehr vom Management als vom Standort beeinflußt. Sie läßt sich durch geeignete Managementmaßnahmen auf ein mit anderen Standorten vergleichbares Niveau senken. Hämoparasiten konnten festgestellt werden (Trypanosoma vivax), sie scheinen aber nicht pathogen zu sein. 4.2.2 Produktionsleistung der Haarschafe und Rinder Die in der Untersuchungsregion gehaltenen Schafrassen Barbados Blackbelly und Pelibuey West-African sind asaisonal, jedoch mit einer verstärkten Ablammungshäufigkeit in den regenärmeren Monaten August und September. Das Ablammergebnis von 1,4 Lämmer pro Lammung ist als durchschnittlich zu bezeichnen. 62 % aller Lammungen waren Einlingsgeburten und 33 % Zwillingsgeburten, vor allem der Rasse Barbados Blackbelly. Durchschnittlich hat jedes Mutterschaf 1,4 Lammungen pro Jahr (Fruchtbarkeitsziffer), was ebenfalls als mittelmäßig einzuordnen ist. Hieraus ergibt sich eine Reproduktionsleistung von rund 2 lebend geborenen Lämmern pro Mutterschaf und Jahr im Durchschnitt aller Untersuchungsbetriebe. Das Erstlammalter der Haarschafe lag zwischen 9 und 15 Monaten, die durchschnittliche Zwischenlammzeit lag bei 214 Tagen (N = 84). Innerhalb der Betriebssysteme der Schafhaltung ergaben sich unterschiedliche Reproduktionsleistungen ( 23 Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe Tabelle 7). Deutlich über dem Durchschnitt lag hierbei die Schafhaltung unter Dauerkulturen und auf angesäten Weiden (BS 4). Die Schafhaltung unter Dauerkulturen (BS 3) schnitt in der Anzahl der geborenen Lämmer unterdurchschnittlich ab, konnte dies aber durch eine geringere Mortalitätsrate ausgleichen. Diese Trends lassen sich auf Grund vielfältiger Einflußfaktoren und einer relativ kleinen Stichprobe statistisch nicht absichern. Berücksichtigt man aber die Futtergrundlage in den jeweiligen Betriebssystemen, so scheinen diese Trends plausibel. 24 Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe Tabelle 7: Reproduktionsleistung der Haarschafhaltung in den unterschiedlichen Betriebssystemen1 Betriebssystem 1 2 3 4 Anzahl Lammungen 28 30 15 38 111 Geborene Lämmer pro MS und Jahr 1,79 1,83 1,60 2,34 1,96 Mortalitätsrate bis zum Absetzen 2 27,40 23,30 17,20 24,70 22,70 Abgesetzte Lämmer pro MS und Jahr 3 1,31 1,38 1,32 1,73 1,51 1 Definition Betriebssysteme s. Tabelle 2. 2Errechnet auf Basis von Stichprobe mit insgesamt 284 Lämmern. 3Errechnet aus Anzahl der geborenen Lämmer und der in 1 ermittelten Mortalitätsrate. Trotz der einfachen Haltungsbedingungen sind die täglichen Zunahmen der Lämmer gut. Zwischen Geburt und 270 Lebenstagen erreichen die Tiere Tageszunahmen von rund 100 Gramm (s. Anhang 4). Beim Vergleich der Betriebssysteme der Schafhaltung liegt die Haltung unter Dauerkulturen (BS 3) in den täglichen Zunahmen schlechter als die anderen Systeme (Abbildung 3). Auch dies läßt sich, bedingt durch die kleine Stichprobe, statistisch nicht absichern, durch die Futtergrundlage aber gut erklären. Die gesamten Reproduktionsdaten und die täglichen Zunahmen der Lämmer in den Untersuchungsbetrieben entsprechen den in der Literatur dokumentierten Werten für die Rassen Barbados Blackbelly und PelibueyWest African für gemäßigt tropische Standorte und den wenigen Daten für feucht-tropische Standorte (FITZHUGH & BRADFORD 1983, INIAP 1993, CALLE 1994). 25 Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe 40 35 Lebendgewicht in kg 30 25 20 15 10 5 Geb.Gew . 1-30 30-90 90-180 BS 4 (m) BS 4 (w) BS 3 (m) BS 3 (w) BS 2 (m) BS 2 (w) BS 1 (m) BS 1 (w) 0 180-270 BS 1: Getrenntbeweidung Weide; BS 2: Gemischtbeweidung Rinder und Schafe auf angesäten Weiden; BS 3: Getrenntbeweidung in Dauerkulturen; BS 4: Getrenntbeweidung in Dauerkulturen und Gemischtbeweidung Rinder und Schafe auf angesäten Weiden; w = weiblich; m = männlich Abbildung 3: Gewichtsentwicklung von Lämmern nach Altersklassen und Betriebssystemen (in kg Lebendgewicht) (s. Anhang 5). Das Erstkalbealter der Rinder lag bei 28,5 Monaten, die Zwischenkalbezeit betrug knapp 15 Monate. Insgesamt haben die 72 durchschnittlich vorhandenen Kühe im Untersuchungsjahr fünfzigmal gekalbt, was eine Befruchtungsziffer von 69 % bedeutet. Die Mortalitätsrate der Kälber bis zum Absetzen betrug rund 14 % und führte zu einer Produktivitätsziffer von 0,6 abgesetzten Kälbern pro Kuh und Jahr. Die Tageszunahmen von der Geburt bis zu einem Alter von 12 Monaten lagen zwischen 420 g und 536 Gramm pro Tag (Anhang 6). Die Reproduktionsdaten und die täglichen Zunahmen der Jungtiere entsprechen vergleichbaren Daten der Literatur (u. a. PLASSE et al. 1998, VERA & SERÉ 1989). 26 Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe Die verwendeten Haarschafrassen konnten ihr für Schafe hohes Produktionspotential auch am perhumiden Standort realisieren. Pro Jahr kann mit zwei Lämmern pro Mutterschaf gerechnet werden. Die Produktionsleistung der Schafhaltung unter Dauerkulturen (BS 3) war unterdurchschnittlich. 4.3 Wirtschaftlichkeit der Haarschaf- und Rinderhaltung 4.3.1 Arbeitskräftebedarf Tabelle 8 bietet einen Überblick über den Arbeitszeitbedarf in der Schaf- und Rinderhaltung. Es wird deutlich, daß die Schafhaltungsverfahren pro Vieheinheit mehr Arbeitszeit benötigen als das Verfahren der Rinderhaltung. Tabelle 8: Arbeitszeitbedarf in verschiedenen Produktionsverfahren der Tierhaltung (ohne Weidepflege) Produktionsverfahren Akh/VE/ Jahr Rinderhaltung: Milch- u. Fleischproduktion mit Doppelnutzungsrassen (BS 45 1 1) Schafhaltung: Mutterschafhaltung in BS 12 60 - 77 3 Komponente Mutterschafhaltung in BS 2, BS 3, BS 4 80 1 Herdengröße: 10 Kühe und Nachzucht, Kälber und Jungbullen. 2 Herdengröße: 17,5 Mutterschafe und Nachzucht, Lämmer und Zuchtbock. 3 Herdengröße: 8 Mutterschafe und Nachzucht, Lämmer und Zuchtbock. In der Schafhaltung wird der Arbeitszeitbedarf neben dem Haltungsverfahren stark von der Herdengröße bestimmt. In der Schafhaltung wird etwa ein Drittel der Arbeit von Kindern und Jugendlichen erledigt (s. Tabelle 9). Hierdurch wird in der Schafhaltung eine zusätzliche Arbeitsressource genutzt, welche in der Rinderhaltung nicht in 27 Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe dem Maße einsetzbar wäre, wohl aber in anderen Aktivitäten. Dieses ist kritisch zu hinterfragen, jedoch nicht unüblich für die Region. Tabelle 9: Geschlechterspezifische Arbeitsverteilung in der Rinder- und Schafhaltung (ohne Weidepflege) im Durchschnitt der Untersuchungsbetriebe Rinderhaltun g Schafhaltung Gesamtarbeitszeit pro Herde und Tag (Std.) 3,01 0,52 Gesamtarbeitszeit pro VE und Tag (Std.) 0,18 0,30 Anteil Männer 46 % 42 % Anteil Frauen 30 % 25 % Anteil Jugendliche, Kinder 16 % 31 % 8% 2% Fremdarbeitskräfte In der Schafhaltung wird pro Vieheinheit mehr Arbeitszeit benötigt als in der Rinderhaltung. 4.3.2 Wirtschaftlichkeit und Investitionsbedarf Die Produktionsverfahren der Schafhaltung können in zwei Gruppen unterteilt werden. Zum einen können Schafe in bereits vorhandenen betriebliche Aktivitäten integriert werden. Dort erbringen sie dann eine zusätzliche Leistung zu dem Hauptproduktionsverfahren Kaffeeanbau oder Rinderhaltung (BS 2, BS 3, BS 4). Zum anderen kann die Schafhaltung ein eigenständiges Produktionsverfahren auf angesäten Weiden (BS 1) bilden. Als eigenständiges Verfahren bildet die Schafhaltung eine Alternative zur Weidenutzung durch Rinder. Sofern die Schafhaltung nicht ungenutzte betriebliche Ressourcen wie Naturweide unter Dauerkulturen oder freie Familienarbeitskapazitäten nutzt, konkurriert sie mit den anderen betrieblichen Aktivitäten um die betrieblichen Faktoren Weidefläche, Arbeit und Kapital. Die Verwertung dieser Faktoren 28 Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe durch die Produktionsverfahren gibt Aufschluß über die Rentabilität der Produktionsverfahren in Bezug auf die jeweiligen Faktoren (z.B. Deckungsbeitrag pro Hektar). Entscheidend ist hierbei die Verwertung des jeweils knappen Faktors. Da die angesäten Weideflächen meist durch niedrigen Tierbesatz genutzt werden oder zum Teil ganz brach fallen, sind diese nicht als knapper Faktor einzuordnen. Gleiches gilt für den Faktor Arbeit, da finanzierbare Fremdarbeitskraft zur Verfügung steht. Entscheidendes Kriterium für die Wirtschaftlichkeit der Weidetierhaltung ist die Kapitalverwertung, denn die Weidetierhaltung hat, wie weiter oben beschrieben, u. a. die Funktion einer Kapitalanlage für überschüssige Barmittel. Schafhaltung als Zusatzleistung: In den Betriebssystemen 2 bis 4 bildet die Schafhaltung eine Zusatzleistung zur Hauptleistung aus der Rinderhaltung oder dem Kaffeeanbau. In der 29 Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe Tabelle 10 werden die zusätzlichen Leistungen und Kosten, die bei der Integration der Schafhaltung in die bestehenden Produktionverfahren entstehen, gegenüber gestellt (partial budget). Die Marktleistungen unterscheiden sich entsprechend der Anzahl der erzeugten Lämmern und der Mortalitätsrate in den Betriebssystemen. Außerdem kann bei der Haltung von Schafen unter Dauerkulturen (BS 3 und 4) Pflegearbeit bei der Säuberung des Unterwuchses in den Kaffeeflächen in Form einer innerbetrieblichen Leistung eingespart werden. Der Verbiß durch die Schafe reduziert den Aufwuchs von Unkräutern. Die variablen Kosten der Schafhaltung sind in den drei Verfahren in etwa gleich. Auch die Investitionskosten für die Ställe und Zäune sind in allen Verfahren gleich. Je nach betrieblicher Situation kann sich der Aufwand für den Zaunbau durch das Ausnutzen von natürlichen Hindernissen für die Schafe, wie z. B. Bäche, reduzieren. 30 Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe Tabelle 10: Partial Budget für drei Verfahren der Schafhaltung (in 1.000 Sucre pro Mutterschaf und Jahr)1 Betriebssystem Herdengröße in Muttertieren Kunstweidefläche/MS Weide unter Dauerkultur/MS Arbeitseinsatz/MS2 (Akh) Erzeugte Lämmer Marktleistung Innerbetriebliche Leistung Zusatzleistung Kosten für Zuchtbock Veterinärmedizinische Kosten Kosten für Salz, Mineralstoffe Sonstiges Zinsen für Vieh, Umlaufkapital Zusätzliche variable Kosten2 2 8 0,5 155 21 8 6 5 4 44 0,5 19,5 1,6 149 40 189 21 8 8 5 4 46 4 8 0,25 0,25 19,5 2,3 190 20 210 21 8 8 5 4 46 Fixe Kosten für Schafstall3 16 16 16 Fixe Kosten für Weidezäune3 30 30 30 19,5 1,8 155 3 8 Zusätzliche fixe Kosten 46 46 46 Zusatzkosten 90 92 92 Zusatznutzen/MS 65 97 118 Zusatznutzen/ha 130 194 236 4 Zusatznutzen/Akh 3,3 5,0 6,0 1 Jeweils nur bezogen auf die Komponente Schafhaltung, ohne Nutzungskosten für Familien-AK und Fläche (1997: 1 DM=2.300 Sucres). 2 ohne Weidepflege. 3Unterstellte Nutzungsdauer Stall 7,5, Weidepfosten 15, Weidedraht 10 Jahre. 4Vergleichslöhne liegen bei 2.000 bis 4.000 Sucres/Akh. Die Berechnungen führen zu positiven Ergebnissen für alle drei Systeme der Schafhaltung. Die agrosilvopastoralen Systeme der Schafhaltung (BS 3 und BS 4) sind dem silvopastoralen System (BS 2) jedoch überlegen. Auch eine ergänzende Investitionsrechnung ergibt gute Verzinsungen für das in die 31 Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe Verfahren investierte Kapital (Anhang 3). Über eine Laufzeit von 15 Jahren errechnet sich eine interne Verzinsung von 17 % für BS 3 und 15 % für BS 4 im Familienbetrieb (ohne Ansatz der Lohnkosten der Schafhaltung). Schafhaltung als eigenständiger Betriebszweig: Als eigenständiger Betriebszweig konkurriert die Schafhaltung mit der Rinderhaltung und der gemischten Rinder- und Schafhaltung. In der Schafhaltung wird die Getrennthaltung von Schafen in Betriebssystem 1 bei 0,6 bzw. 1,2 VE/ha als Standweideverfahren oder bei 3,6 VE/ha als Rotationsweideverfahren diskutiert. Unter den Verfahren der Rinderhaltung sind Mutterkuhhaltung und Kälberaufzucht wenig verbreitet und Berechnungen weisen sie als unrentabel aus. Die spezialisierte Weidebullenmast hat stark an Bedeutung verloren. Hier besteht ein hoher Kapitalbedarf zur Anschaffung der Masttiere und günstige Kredite stehen nicht mehr zur Verfügung. Das Verfahren Milchkuhhaltung, Kälberaufzucht und Mast selbsterzeugter Bullen hat die größte Bedeutung in der Region und wird als einziges Verfahren der Rinderhaltung nachfolgend berücksichtigt. Die Kombination des zuletztgenannten Verfahrens mit der Schafhaltung entspricht dem Betriebssystem 2. Tabelle 11: Interne Verzinsung der Weidetierhaltung bei unterschiedlichen Besatzstärken1 Besatzstärke in VE/ha 0,6 1,2 3,6 Schafhaltung (BS 1) 2 Stark negativ 6% 13 % -1 % 22 % Rinderhaltung3 Rinder- und Schafhaltung (BS 2)4 10 % 1 Annahme: Konstante Deckungsbeiträge und Preise; 15-jährige Nutzungsdauer. 2bei 0,6 und 1,2 VE/ha: Standweideverfahren, bei 3,6 VE/ha: Rotationsweideverfahren. 3Produktionseinheit: 1 Milchkuh (462 l Jahresmilchleistung), Nachzucht, 0,7 Kälber, 0,3 selbsterzeugte Mastbullen; 4 Produktionseinheit: wie 3 plus 5,6 Mutterschafe mit Nachzucht, Lämmer und Anteil Zuchtbock (1,1 VE/ha). Der Deckungsbeitrag wird hauptsächlich beeinflußt von den Kosten der Weidepflege. Je höher der Tierbesatz, desto geringer sind die Kosten der 32 Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe Weidepflege pro Tiereinheit. Bei der in der Region üblichen niedrigen Besatzstärke von 0,6 Vieheinheiten pro Hektar (VE/ha) führt die Schafhaltung nicht zu einer Deckung der variablen Kosten, inklusive Weidepflege. Eine Deckung der variablen Kosten wird im Familienbetrieb bei einem Besatz von 0,7 VE/ha erreicht. Die Rinderhaltung führt als einziges Verfahren bei einer Besatzdichte von 0,6 VE/ha zu einer positiven Verwertung der Produktionsfaktoren (Anhang 2). Die Investitionsrechnung weist jedoch einen negativen internen Zinsfuß von –1 % aus (s. Tabelle 11). Bei einer Besatzstärke von 1,2 Vieheinheiten pro Hektar schneiden alle drei Verfahren deutlich besser ab. Die Investition in die Rinderhaltung liefert hierbei eine interne Verzinsung von 22 %. Die interne Verzinsung der Investition in die Schafhaltung liegt mit 6 % deutlich darunter. Auch die gemischte Beweidung von Rindern und Schafen kann nur eine interne Verzinsung von 10 % erreichen. In der Untersuchungsregion wurden Sparguthaben auf der Bank 1997 inflationsbereinigt mit rund 2 % verzinst. Schließlich soll das intensive Schafhaltungsverfahren Betriebssystem 1 mit einer Besatzstärke von 3,6 Vieheinheiten pro Hektar betrachtet werden. Es hat einen sehr hohen Investitionsbedarf, insbesondere für die Anschaffung der Schafe und Weidezäune (Anhang 3). Zwar kann das Betriebssystem 1 in der Flächenrentabilität, bedingt durch die hohe Besatzdichte, höhere Werte als alle anderen Systeme aufweisen (Anhang 2), aber in der Kapitalrentabilität erreicht das semiintensive Verfahren, mit einer internen Verzinsung von 13 %, nur durchschnittliche Werte. In der Verwertung der eingesetzten Arbeitszeit (DB/Akh) erreicht die relativ arbeitsaufwendige Schafhaltung nur geringe Werte. Im Vergleich der silvopastoralen Weideverfahren bei gleichem Viehbesatz ist die Rinderhaltung der gemischten Schaf- und Rinderhaltung und insbesondere der Schafhaltung überlegen. Die Integration von Haarschafen in agrosilvopastorale Systeme ist rentabel und führt zu einer guten Verzinsung des eingesetzten Kapitals. Als eigenständiger Betriebszweig kann die Schafhaltung in silvopastoralen Systemen nicht mit der Rinderhaltung konkurrieren. 33 Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe 4.3.3 Auswirkungen der Haarschafhaltung auf Einkommen und Subsistenz In der Schafhaltung wurde im Untersuchungszeitraum die Hälfte der Produktion der 33 Untersuchungsbetriebe verkauft, ein Drittel entfiel auf den Eigenverbrauch und rund 16 % auf Bestandsaufstockungen. Die Haarschafhaltung ist somit keineswegs nur subsistenzorientiert. Der Anteil der Schafhaltung an den gesamten Einnahmen aus der Landwirtschaft betrug im Untersuchungsjahr rund 2 % im Durchschnitt aller Untersuchungsbetriebe. Es muß jedoch berücksichtigt werden, daß sich die Schafbestände noch im Aufbau befinden. Bei einer durchschnittlichen Herdengröße von 11 Schafen pro Untersuchungsbetrieb kann die Schafhaltung keinen großen Einfluß auf das Familieneinkommen haben. Die Versorgung mit Fleisch stellt für die ärmeren Bevölkerungsgruppen der Untersuchungsregion ein Problem dar. Diese können ihre Subsistenzversorgung mit Fleisch durch die Haltung von Haarschafen auf Basis bisher ungenutzter Futter- und Arbeitsressourcen verbessern. In den 33 Untersuchungsbetrieben wurden im Durchschnitt 58,1 kg Schafe (LG) für den Eigenverbrauch genutzt. Dies würde einem durchschnittlichen wöchentlichen Verbrauch von rund 400 g knochenfreiem Schaffleisch pro Familie entsprechen. Für junge und kapitalarme Betriebe (s. Kapitel 3.2) kann die Schafhaltung als Alternative zur Rinderhaltung an Bedeutung gewinnen. Der Einstieg in die Weidetierhaltung ist in der Schafhaltung mit weniger Kapital und in kleinen Schritten möglich. Die Schafe könnten zunächst, ohne großen Kapitaleinsatz in angesäte Weiden, unter Dauerkulturen gehalten werden. Positive ökonomische Auswirkungen der Haarschafhaltung: • Möglichkeit der Einkommensdiversifizierung • Nutzung bisher ungenutzter Ressourcen (Arbeit und Futter) • Verbesserte Subsistenzversorgung mit Fleisch • Erhöhung des Familieneinkommens aus der Landwirtschaft • Einstieg in die Weidetierhaltung für junge und kapitalarme Betriebe 34 Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe 4.4 Ökologische Aspekte der Haarschaf- und Rinderhaltung 4.4.1 Vegetationsverschiebungen und Regenerierung der Weideflächen nach Schaf- und Rinderbeweidung Vegetationsverschiebungen auf Weideflächen werden verursacht durch die selektive Futteraufnahme der Weidetiere, durch fehlende Beweidungstoleranz der Pflanzen und durch das Managementsystem (z. B. kurze Weideruhezeiten, Dauerbeweidung, hohe Besatzstärken) (vgl. GLATZLE 1990). Auf Standweiden haben diejenigen Pflanzen einen Konkurrenznachteil, die von den Tieren gerne gefressen werden. Das bewirkt, daß diese Pflanzen mit der Zeit im Pflanzenbestand stark abnehmen. Dieses bestätigt sich anhand von Behauptungen von Schafhaltern, daß das von Schafen gern gefressene Gras Paspalum conjugatum auf Standweideflächen langsam verschwindet. Umtriebsbeweidung kann durch die Weideruhezeiten der Weidefläche die Möglichkeit geben, sich vor einer erneuten Beweidung zu regenerieren. Somit können bei angepaßter Besatzstärke nicht erwünschte Vegetationsveränderungen vermieden werden. Die Beweidung von Schafen mit einer Besatzstärke von 3,6 VE pro Hektar und Jahr auf einer Brachiaria decumbens-Rotationsweide bewirkte erwünschte Vegetationsverschiebungen, und zwar eine Verbreitung von Brachiaria decumbens und eine Dezimierung von Sauergräsern (s. Anhang 13). Das Schafweidemanagement beinhaltete kurze Rotationszeiten mit Weideruhen von ca. 20 Tagen, was eine Grashöhe von ca. 30 cm bewirkte. Es ist anzunehmen, daß dieses Management den Befall an Schaumzikaden (Cercopidae) von Brachiaria decumbens reduziert, was wiederum ihr Wachstum fördert (vgl. VALERIO et al. 1996) (s. Anhang 14). Zusätzlich zeigt Brachiaria decumbens durch starken Befraß ein schnelles Wachstum (vgl. FISHER & KERRIDGE 1996). Auch von anderen Brachiaria-Arten ist bekannt, daß ihr Wachstum durch Schafbefraß gefördert wird (vgl. CÁRDENAS & LASCANO 1988). Auf einer Brachiaria decumbens-Rotationsweide, welche mit einer Besatzstärke von 1,8 VE Rinder pro Hektar und Jahr beweidet wurde, konnten keine signifikanten Veränderungen in der Verbreitung von Brachiaria decumbens nachgewiesen werden. Bei den Sauergräsern konnte keine eindeutige Tendenz in der Vegetationsverschiebung erkannt werden, 35 Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe denn bei den zwei am meisten verbreiteten Sauergras-Arten konnte zum einen eine Erhöhung, zum anderen eine Dezimierung des Vorkommens erkannt werden (s. Anhang 13). Es kann behauptet werden, daß es sich bei dieser Besatzstärke mit Rindern um ein angepaßtes Weidemanagement handelt. Die Umtriebsbeweidung von Schafen unter Dauerkulturen ist wegen der Heterogenität der Krautschicht und wegen der Verbißpräferenzen der Schafe schwierig. Die Krautschicht einer Kaffeekultur, welche mit einer jährlichen Besatzstärke von 1,1 VE/ha Schafe (ca. 8 weibliche erwachsene Schafe) in einem Umtriebsweideverfahren (Ruhezeiten von 68 Tagen) beweidet wurde, erfuhr eine Verbreitung der Pflanzen, die von Schafen verschmäht wurden. Dagegen erfolgte eine Dezimierung der Pflanzen, die von Schafen gerne gefressen wurden und die nicht beweidungsresistent sind. So verbreitete sich unter Dauerkultur das bei Schafen unbeliebte Gras Panicum stoloniferum, während die von Schafen gern gefressenen zweikeimblättrigen Pflanzen zurückgingen, da sie nicht beweidungsresistent sind. Das spontan vorkommende Futtergras Axonopus compressus, welches als beweidungsfest gilt, erfuhr keine signifikanten Veränderungen in seiner Verbreitung (s. Anhang 16). Um dem oben geschilderten Konkurrenzvorteil der nicht gern gefressenen Pflanzen entgegenzuwirken, wäre es sinnvoll, maximal nach jeder Beweidung und mindestens alle sechs Monate die Krautschicht der Dauerkultur durch einen Säuberungsschnitt, z. B. mit einer Machete, zu enfernen. Außerdem ist anhand der als negativ zu bewertenden Vegetationsverschiebungen zu erkennen, daß das Managementsystem nicht optimal war. Die jährliche Besatzstärke sollte verringert werden, z. B. indem die Ruhezeiten verlängert werden. Es gibt in Sucumbíos unter den Schafhaltern noch keine Erfahrungen zur Umtriebsbeweidung mit Schafen unter Dauerkultur. Wenn Schafe auf Brachiaria decumbens-Weiden umgetrieben werden, ist es möglich hohe Besatzstärken von 3,6 VE Schafe ha-1 a-1 zu erreichen, ohne daß verstärkte Weidedegradations-Erscheinungen festzustellen waren. Bei einer Besatzstärke von 1,1 VE Schafe ha-1 a-1 unter Dauerkulturen kann mittelfristig eine Verbreitung der nicht von Schafen gefressenen Pflanzen erfolgen. 36 Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe 4.4.2 Einfluß der Beweidung auf Bodenparameter Die Beweidung von Tieren beeinflußt die chemischen und physikalischen Eigenschaften des Bodens von Weideflächen. Die chemischen Bodeneigenschaften werden dadurch beeinflußt, daß dem Boden durch Entnahme von Futterpflanzen Nährstoffe entzogen werden, die zum Teil in Form von Kot und Urin wieder rückgeführt werden. Anhand von Abbildung 4 ist zu erkennen, daß nur ein sehr geringer Teil der von den Tieren aufgenommenen Nährstoffe für die Bildung von tierischen Produkten benutzt wird. 100% Anteil der aufgenommenen Nährstoffe 90% 80% 70% 67% 60% 92% 50% 88% 40% Ausscheidung in Form von Dung Aufnahme für tierische Produkte 30% 20% Ausscheidung in Form von Urin 25% 10% 11% 0% N P K Nährstoffe Abbildung 4: Anteil der ausgeschiedenen und zurückgehaltenen Nährstoffe von Flächen unter Schafbeweidung (nach HAYNES & WILLIAMS 1993) Wichtiger als die Nährstoffentnahme zur Bildung von tierischen Produkten ist die Nährstofftranslokation und -konzentration auf der Weidefläche, die durch Beweidung hervorgerufen wird. Nährstofftranslokation findet statt, da die Weidetiere die Tendenz haben, an ihren Lagerstätten häufiger zu urinieren und defäkieren als auf der restlichen Weidefläche, so daß an diesen Stellen eine Anhäufung von Nährstoffen stattfindet. Bei Schafen ist dieses Phänomen 37 Ergebnisse der Untersuchungsbetriebe stärker ausgeprägt als bei Rindern, denn Schafe suchen eher als Rinder Unterstandmöglichkeiten auf (hauptsächlich bei Regen und in der Nacht). Auf einer Schafweidefläche konnte nachgewiesen werden, daß durch Schafbeweidung eine Nährstoffumverteilung von den abgelegeneren Weideflächen zum Unterstand hin stattfindet (s. Anhang 15 und Anhang 18). Wenn Tiere beim Grasen auf der Weidefläche defäkieren, findet eine Nährstoffkonzentration auf den Dung- und Urinstellen statt. Dieses ist bei Rindern ausgeprägter als bei Schafen, da Schafe kleinere Exkrementmengen pro Abgabe ausscheiden und diese auf der Weidefläche gleichmäßiger verteilen als Rinder. Ebenso ist die Kotform von Schafen nicht pflanzenabdeckend, jedoch bei Rindern („Kuhfladen“). Auf den Stellen, wo Exkremente angehäuft werden (an den Unterstandmöglichkeiten, den Dung- und Urinflecken) findet ein Nährstoffverlust statt. Die punktuell hohe Konzentration von Nährstoffen kann nicht kurzfristig von den dort wachsenden Pflanzen aufgenommen werden, so daß sie ausgewaschen werden oder gasförmig entschwinden (hauptsächlich bei Stickstoff) (HAYNES & WILLIAMS 1993). Somit gibt es auf Weiden, je älter diese werden, langfristig einen Nährstoffverlust. Anhand von Untersuchungen konnte jedoch keine Beziehung zwischen dem Alter (bezogen auf das Jahr der Waldrodung) und den Bodenparametern von 9 bis 26 Jahre alten Brachiaria decumbens-Weiden und 19 bis 26 Jahre alten beweideten Dauerkulturflächen nachgewiesen werden (s. Anhang 17). Wie aber für andere Standorte beschrieben (vgl. SERRÃO & TOLEDO 1990, SERRÃO et al. 1979), so ist auch hier anzunehmen, daß ab der Rodung des Waldes eine Bodendegradation stattfindet. Dieses könnte bestätigt werden anhand der Aussagen der Bauern, daß die anspruchsvollen Gräser (z. B. Axonopus scorparius, Pennisetum purpureum) mit der Zeit abnehmen und Nach- bzw. Neuansaaten durch weniger anspruchsvolle Grasarten (z. B. Brachiaria decumbens) erfolgen müssen. Zur Gewährleistung der Nachhaltigkeit von Weideflächen ist eine ausgeglichene Nährstoffbilanz jedoch Voraussetzung. Bodenerosion wird durch Tritt und Überbeweidung an hängigen Lagen verursacht. Es konnten in der Untersuchungsregion keine gravierenden Erosionschäden beobachtet werden. Die physikalischen Bodeneigenschaften werden hauptsächlich durch den Tritt der Tiere verändert, da der Tritt Bodenverdichtung verursachen kann. 38 Zusammenfassende Analyse der einzelnen Ergebnisse Untersuchungen zur Veränderung des Eindringwiderstandes (Maß für die Bodenverdichtung) an den Unterständen einer Schaf- bzw. Rinderweide nach achtmonatiger Beweidung ergaben keine signifikanten Unterschiede in der Bodenstruktur. Es konnte allerdings nachgewiesen werden, daß Rinder einen verdichtenden Effekt in den Tiefen von 3 bis 6 cm, Schafe hingegen nur in den Tiefen von 3 bis 4 cm bewirken (s. Anhang 19). Um das Potential der verdichtenden Wirkung von Schafen und Rindern abzuschätzen, wurde für beide Tiere das Lebendgewicht pro Quadratzentimeter Huffläche errechnet und verglichen. Für Schafe beträgt es 0,6 Kilogramm pro Quadratzentimeter, für Rinder 1,3 Kilogramm pro Quadratzentimeter. Anhand dieser Daten wird plausibel, daß Rinder eher zur Bodenverdichtung beitragen als Schafe. Es kann davon ausgegangen werden, daß Weiden langfristig einen Nährstoffverlust erleiden. Trotzdem konnten Weidenutzungen von bis zu 30 Jahren festgestellt werden. Auf Schafweiden findet eine Nährstoffumverteilung statt. Es konnten lediglich Tendenzen im Hinblick auf eine größere Trittbelastung durch Rinder als durch Schafe aufgezeigt werden. 5 Zusammenfassende Analyse der einzelnen Ergebnisse Die Untersuchungsregion Sucumbíos gehört zu den Randgebieten des tropischen Regenwaldes von Südamerika. Im Vergleich zu den Böden in den Kernzonen tropischer Regenwälder sind die in der Region vorkommenden Böden relativ fruchtbar. In allen Betriebssystemen der Untersuchungsregion stehen Brachiaria decumbens-Weiden oder der spontane Unterwuchs von Dauerkulturen für die Schafbeweidung zur Verfügung. Beides ist als Futtergrundlage für die Schafhaltung geeignet. Auf Rinderweiden (Brachiaria decumbens) kann die Futterausnutzung durch die zusätzliche Beweidung von Schafen verbessert und die Produktivität der Weiden erhöht werden. Die sozio-ökonomischen Voraussetzungen für die Haarschafhaltung sind gegeben. Es besteht unter den Bauern grundsätzlich Interesse und Akzeptanz gegenüber der Schafhaltung. Die Akzeptanz der Rinderhaltung ist jedoch 39 Anwendungsrelevanz größer. Die Rinderhaltung hat eine bedeutende Funktion für die Betriebe, die momentan nicht von der Schafhaltung übernommen werden kann. Voraussetzung für eine Erweiterung der Funktionen der Schafhaltung ist ein funktionsfähiger Markt für Zuchttiere bzw. Schaffleisch. Die verwendeten Haarschafrassen konnten sich gut an den perhumiden Standort anpassen und ihr Produktionspotential ausschöpfen. Die erzielten Leistungen entsprechen vergleichbaren Daten aus den gemäßigten Tropen. Die Integration der Schafhaltung in vorhandene Kaffeeanbau- oder Rinderhaltungssysteme ist rentabel. Höchste Rentabilität erbringen Schafe in agrosilvopastoralen Systemen unter Dauerkulturen (Kaffee). Aus ökonomischer Sicht ist die Schafhaltung als Alternative zur Rinderhaltung auf angesäten Weiden (silvopastorale Systeme) nicht geeignet. Sie erlaubt aber einen höheren Viehbesatz als die Rinderhaltung, ohne ökologische Schäden in den silvopastoralen Systemen hervorzurufen. Schafbeweidung wirkt positiv auf die Reduzierung von unerwünschten Pflanzen in angesäten Weiden und unter Dauerkulturen. Bei angepaßten Besatzstärken und Weidemanagement können Schafe als ökologisch verträgliche Komponenten silvopastoraler und agrosilvopastoraler Systeme eingeordnet werden. 6 Anwendungsrelevanz 6.1 Projektebene 6.1.1 Möglichkeit der Integration der Haarschafe in Agroforstsysteme Haarschafe werden in Sucumbíos in agrosilvopastoralen und silvopastoralen Systemen gehalten. Beim silvopastoralen System weiden Schafe auf Brachiaria decumbensWeiden, auf denen Wertholzbäume (z. B. Cordia alliodora, lokal als Laurel bezeichnet) und eventuell einige nicht-kommerzielle Fruchtbäume (z. B. Psidium guajava) wachsen. In diesem System weiden Schafe entweder alleine oder gemischt mit Rindern; letzteres ist üblicher. Beim silvopastoralen System mit alleiniger Schafnutzung ist Standbeweidung das übliche Weideverfahren. Bei diesem Weideverfahren wird die Futterressource von den Schafen nicht ausreichend ausgenutzt. Eine Erhöhung der momentan üblichen Besatzstärke würde nicht unbedingt eine gleichzeitige Erhöhung der 40 Anwendungsrelevanz Futterausnutzung bewirken. Schafe fressen überwiegend die jüngeren Pflanzenteile von Brachiaria decumbens und würden die älteren Pflanzenteile trotz erhöhter Besatzstärke verschmähen. Zur besseren Futterausnutzung einer Brachiaria decumbens-Weide wäre ein Umtriebsweideverfahren wünschenswert. Eine Umtriebsbeweidung mit mindestens vier Koppeln, kurzen Rotationszeiten (Weideruhen von ca. 21 Tagen) und mindestens einem Reinigungsschnitt pro Jahr ist zu empfehlen. Aus ökonomischer Sicht ist unter den momentanen Bedingungen die alleinige Nutzung des silvopastoralen Systems durch Schafe, sowohl als Standweide als auch als Umtriebsweide, weniger rentabel als die alternative Nutzung durch Rinder oder die gemischte Nutzung von Schafen und Rindern. Bei der Gemischtbeweidung von Schafen und Rindern weiden Schafe ständig auf der Weidefläche, auf die Rinder periodisch aufgetrieben werden. Durch die Gemischtbeweidung ist die Futterausnutzung höher als bei alleiniger Schafbeweidung, da beide Tierarten verschiedene Pflanzenteile von Brachiaria decumbens unterschiedlich selektieren. Da Brachiaria decumbens weidefest ist, ist eine Gemischtbeweidung mit angepaßter Besatzstärke (s. Seite 18) auf gut etablierten Brachiaria decumbens-Weiden, die eine durchgehende Grasnarbe aufweisen und durchschnittliche Erträge haben, ökologisch sinnvoll. In einer ökologisch verträglichen Weidetierhaltung in silvopastoralen Systemen kann Schafhaltung mit einem höheren Viehbesatz betrieben werden als Rinderhaltung. Für eine umweltverträgliche Intensivierung bestehender Systeme durch einen erhöhten Viehbesatz bietet sich die Integration der Schafhaltung in Rinderhaltungssysteme an. Die Integration führt zu geringeren ökologischen Schäden (Bodenverdichtung) und einer besseren Ausnutzung des vorhandenen Futterspektrums. Es besteht noch Forschungsbedarf über intensivere Systeme mit gemischter Schaf- und Rinderbeweidung unter den vorliegenden Standortbedingungen. Beim agrosilvopastoralen System weiden Schafe im Standweideverfahren auf der natürlichen Krautschicht von etablierten Dauerkulturen, in denen Wertholzbäume (z. B. Jacaranda copaia) und eventuell andere Fruchtbäume (z. B. Artocarpus spp.) wachsen. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um Kaffeekulturen, jedoch ist es auch möglich Schafe unter nicht traditionellen Dauerkulturen zu halten, dessen Früchte nicht in der Reichweite der Schafe 41 Anwendungsrelevanz wachsen, wie z. B. Bactris gasipaes (lokal Chonta duro genannt), Hevea spp.. Schafe sind in der Lage ihre Diät durch Selektion zu verbessern und für eine ausreichende Nährstoffversorgung zu sorgen. Die Kaffeeproduktion stellt für viele junge Betriebe die einzige Möglichkeit zur Erzielung von Bareinnahmen dar. Durch die Kombination der Kaffeeproduktion mit der Schafhaltung wird diesen Betrieben ein Einstieg in die Weidetierhaltung ohne große Investitionen ermöglicht. In diesem System ist die Komponente Schafhaltung ein rentables Verfahren und eine Investition in Schafe, Unterstand und Zäune sinnvoll. Durch die Integration der Schafhaltung in den Pflanzenbau ergeben sich innerbetriebliche Leistungen, wie das Einsparen von Arbeit zum Säubern der Kaffeeplantage im Wert von ca. 40.000 Sucres pro Mutterschaf und Jahr. Das momentane Weideverfahren der Standbeweidung ist aus weideökologischer Sicht nicht empfehlenswert, denn es führt dazu, daß die gern gefressenen Pflanzen in der Krautschicht verdrängt werden, und sich somit langfristig (mehrere Jahre) die Futterqualität für die Schafe verschlechtert. Dementsprechend wäre es sinnvoll, eine Umtriebsbeweidung unter Dauerkultur einzuführen. Eine Investition in zusätzliche Zäune für eine Umtriebsbeweidung läßt sich durch die Einnahmen aus der Schafhaltung abdecken. In Sucumbíos besteht Beratungsbedarf bezüglich der Einbringung von Leguminosen in pastorale Systeme, was zur Gründüngung und zur Verbesserung der tierischen Leistung beiträgt. Eine in Sucumbíos an Bekanntheit gewinnende krautige Leguminose ist Arachis pintoi. Sie hat folgende Vorteile: sie gedeiht auf phosphorarmen Böden, kann vegetativ vermehrt werden, sie ist schattenfest, beweidungstolerant (auch bei Standweideverfahren) und kompatibel mit agressiv wachsenden Gräsern. Ein Nachteil ist, daß sie eine lange Etablierungszeit hat (vgl. PIZARRO & RINCÓN 1995). Sie ist sowohl für das silvopastorale (sie gedeiht gut in Assoziation mit Brachiaria decumbens) als auch das für agrosilvopastorale System geeignet. Interessant wäre ein agrosilvopastorales System, dessen Krautschicht etwa zu 30 % aus Arachis pintoi und zu 70 % aus beweidungstoleranten spontanen Futterpflanzen (z. B. Axonopus compressus) besteht. Das würde eine ausreichende Futtergrundlage für Schafe darstellen und dem bei Umtriebsbeweidung eventuellem Schälen von Baumrinde entgegenwirken. 42 Anwendungsrelevanz Andere an den Standort Sucumbíos angepaßte Leguminosen, die in Agroforstsysteme integriert werden könnten, sind: Stylosantes quianensis, Centrosema spp., Codariocalyx gyroides, Inga spp. (vgl. INIAP 1997). Speziell im silvopastoralen System besteht Beratungsbedarf im Hinblick auf das Anpflanzen (Stehenlassen) von weideangepaßten Wertholzbäumen mit angemessener Baumzahl pro Hektar (zwischen 4 und 25 Bäume pro Hektar (s. BOESE 1992). Wertholzbäume haben nicht nur einen wirtschaftlichen, sondern auch einen hohen ökologischen Wert. Durch die Konzentration des Schafkots unter dem Stall besteht die Möglichkeit für die Schafhalter zum Einstieg in die Dungwirtschaft. Ein Schaf liefert pro Jahr durchschnittlich 74 kg Kot mit den entsprechenden Nährstoffen (s. Anhang 18). Ökologisch am sinnvollsten wäre es, die anfallenden Kotmengen den Weideflächen wieder zuzuführen. Sie könnten aber auch für die gezielte Düngung wirtschaftlich wertvoller Pflanzen genutzt werden. Dabei sollte beachtet werden, daß die Weidefläche durch die Entnahme des Unterstandkots langfristig einen Nährstoffverlust, hauptsächlich bezüglich Stickstoff und Phosphor, erfährt. Stickstoff kann der Weidefläche kostengünstig durch Gründungung (Leguminosenansaat) wieder zugeführt werden, Phosphor durch Mineraldüngung. Momentan ist es in Sucumbíos nicht üblich, Phosphor zu düngen. Forschungsbedarf besteht in der Entwicklung rentabler Strategien zur Phosphordüngung, die die Nutzung von lokalen Phosphorquellen, wie z. B. phosphorhaltige Gestein (roca fosfórica) miteinbeziehen (vgl. CIAT 1986, CIAT 1982). Haarschafe werden in Sucumbíos u. a. in Agroforstsystemen gehalten. Ökonomisch und ökologisch sinnvoll ist die Gemischtbeweidung von Schafen und Rindern in silvopastoralen Systemen und die alleinige Beweidung von Schafen in agrosilvopastoralen Dauerkultursystemen. Beide Systeme sind verbesserungsfähig. 6.1.2 Anforderungen an sozio-ökonomische Rahmenbedingungen Folgende sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen sind für die weitere Ausdehnung der Haarschafhaltung von Bedeutung und sollten gefördert werden. 43 Anwendungsrelevanz Vermarktung: Eine Voraussetzung für eine wirtschaftliche Schafhaltung ist ein funktionsfähiger Absatzmarkt mit stabilen Preisen. Eine Nachfrage nach Schaffleisch besteht nach Meinung von Vermarktern schon heute. Nach ihnen könnte pro Jahr etwa die Hälfte der jährlichen Produktion der Untersuchungsregion (260 Schafe) in Lago Agrio vermarktet werden. Durch einen funktionsfähigen Absatzmarkt würde sich die Spar-, Einkommens- und Risikofunktion der Schafhaltung verbessern und die Haarschafhaltung könnte an Bedeutung gewinnen. Aufgrund seines besonderen Geschmacks könnten dem Haarschaffleisch auch gute potentielle Absatzchancen im überregionalen Qualitätsfleischmarkt gegeben werden. Es fehlt den dortigen Verbrauchern und Vermarktern bisher jedoch an Kenntnis über die Existenz und Qualität von Haarschaffleisch. Nachfrage nach Zuchttieren: Die große Nachfrage nach Zuchttieren wurde bereits erwähnt. Da in Ecuador die Bestände an Haarschafen sehr begrenzt sind, bieten sich für die Ausdehnung der Haarschafhaltung Importe aus dem nahegelegenen Kolumbien an. Beratung: Die Beratung der Schafhalter könnte von der bereits existierenden Schafhalterorganisation ACOAS übernommen werden. Neben den oben erwähnten tierhalterischen Maßnahmen ist eine Beratung über das Weidemanagement der gemischten Haltung von Schafen und Rindern auf angesäten Weide und der Schafhaltung unter Dauerkulturen sinnvoll. Ebenfalls ist eine tierhygienische Beratung notwendig. Hierfür könnten Multiplikatoren aus der Schafhalterorganisation ausgebildet werden, die Vertrauen bei den Schafhaltern geniessen und regelmäßige Kontakte zueinander pflegen. Kredite: Ein verbesserter Zugang zu Krediten wäre über eine Verbreitung der Produktivitäts- und Rentabilitätsdaten der Schafhaltung unter den entsprechenden Kreditinstitutionen (v. a. BNF) zu erreichen. Die Existenz einer geregelten Vermarktung von Schafen bzw. Schaffleisch bildet eine wichtige Voraussetzung für die Marktintegration und Ausdehnung der Schafhaltung in der Region. Für eine Verbreitung von Beratungsinhalten könnte auf den Strukturen einer existierenden Schafhalterorganisation ACOAS aufgebaut werden. 44 Anwendungsrelevanz 6.1.3 Anforderungen an verbesserte Haltungssysteme für Haarschafe Nachfolgende Maßnahmen tragen zu einer verbesserten Leistungsfähigkeit der Haarschafhaltung bei. Sie sollen als Orientierungshilfe für die weitere Förderungs- und Beratungstätigkeit durch das PROFORS-Projekt und die Schafhaltervereinigung ACOAS dienen, die einem partizipativen Ansatz zu folgen haben. Hygiene: Hier sind zuerst Maßnahmen zur Verringerung der Lämmermortalität zu nennen. Dies sind Hygieneund Managementmaßnahmen bei der Geburt der Lämmer (u.a. Nabeldesinfektion, Trennung von Mutterschafen und Lämmern von der Herde nach der Geburt). Weiterhin sind Maßnahmen zur Verhinderung von Klauenkrankheiten zu erwähnen. Neben trockenen Unterständen ist dies vor allem eine regelmäßige Klauenpflege. Bislang stellen viele typische Rinder- und Schafkrankheiten in der Region kein akutes Problem dar, dies könnte sich durch die Einschleppung von Krankheiten aber änderen. Fütterung: Hier sollte die Beratung auf den erhöhten Energiebedarf von hochtragenden und laktierenden Mutterschafen hinweisen und Möglichkeiten eines Ausgleichs durch gezielte Zufütterung aufzeigen. Weiterhin sollte die Bedeutung einer bedarfsgerechten Mineralstoffversorgung der Schafe verdeutlicht werden. Schließlich wäre auf die stark verbesserte Proteinversorgung der Tiere durch die Integration von Arachis pintoi in agrosilvo- und silvopastorile Systeme hinzuweisen (s. 6.1.1). Haltung: Die Bauweise geeigneter Unterstände wurde bereits durch PROFORS-Mitarbeiter entwickelt und erprobt. Dies sollte nun in der Zielgruppe verbreitet werden. Die Entwicklung kostengünstiger Zäune stellt eine wesentliche Voraussetzung für die weitere Verbreitung der Haarschafe dar. Deshalb sollte die Bauweise einfacher und kostengünstiger Schafzäune und trockene Unterstände weiter entwickelt und verbreitet werden. Hier kann PROFORS in Zusammenarbeit und dem Wissen der Bauern unterstützend helfen. Zucht: Die Selektion unter den Zuchtböcken sollte gefördert werden. Selektionsmaßnahmen, Zeitpunkt und Kriterien der Selektion sollten den Schafhaltern vermittelt werden. Diese kann in der Zusammenarbeit mit der 45 Anwendungsrelevanz Schafhaltervereinigung ACOAS durch die Fortbildung von Multiplikatoren stattfinden, die regelmäßige Kontakte zu und Vertrauen bei den Schafhaltern haben. Vermittlung von grundlegenden Maßnahmen im Bereich Tierhygiene, Fütterung, Haltung und Zucht kann die Leistungsfähigkeit der Haarschafhaltung in der Region deutlich verbessern. Diese kann durch Beratung von bestehende Institutionen wie dem Schafzuchtverband ACOAS aber auch durch das Verbreiten von Wissen einzelner Schafhalter auf andere Betriebe erfolgen. 6.2 Verwertungszusammenhang in der Entwicklungszusammenarbeit 6.2.1 Mögliche Einflüsse der Haarschafhaltung auf die fortschreitende Rodung tropischer Regenwälder Die Rodung der Regenwälder von Sucumbíos hat ihre wichtigste Ursache in der Zuwanderung von neuen Siedlern: „man without land move towards land without man“. Sie wandern vor allem von der Sierra in die Randgebiete der bereits erschlossenen Regionen ein. Die Rodung innerhalb bereits bestehender Betriebe ist aus Kapital- und Arbeitskräftemangel gegenüber den Anfangsjahren stark zurückgegangen (s. a. ROEDER 1994). Für die älteren Betriebe der vorderen Besiedlungslinien sind zusätzliche Komponenten zu bereits bestehenden Systemen interessant, wenn diese rentabel sind. Die Haarschafhaltung unter Dauerkulturen bildet eine solche zusätzliche Komponente. Sie bietet eine rentable Investitionsmöglichkeit für die geringen Überschüsse der Betriebe. Die agrosilvopastoralen Systeme (BS 3 und BS 4) verfügen über eine hohe Kapital- und Arbeitsrentabilität. Die Schafhaltung kann bei entsprechendem Management als ökologisch verträglich eingestuft werden. Dies gilt besonders für die Schafhaltung in agrosilvopastoralen Systemen. Die jüngeren Betriebe der hinteren Besiedlungslinien (entfernt von den Verbindungsstraßen) sind kapitalarm, aber meist gut mit Arbeitskräften ausgestattet. Sie verfügen noch über einen relativ großen Anteil an 46 Anwendungsrelevanz Primärwald. Durch die verbesserte Nutzung der Ressource Fläche könnte die Entwaldungsrate in diesen Betrieben verringert werden. Die Haarschafhaltung trägt zur Verbesserung der Subsistenzversorgung der kleinbäuerlichen Betriebe bei. Somit könnte der Anreiz zur Jagd auf Wild verringert und der Schutz natürlicher Wildbestände gefördert werden. Der Beitrag der Haarschafhaltung zum Erhalt des Regenwaldes kann in einer Verbesserung bestehender agrosilvopastoraler Dauerkultursysteme gesehen werden. Diese Systeme gelten als ökologisch relativ gut an die Standortbedingungen angepaßt. Dies ist jedoch nur ein Ansatz unter vielen. Die eigentliche Ursache für die fortschreitende Entwaldung liegt in einer ungebremsten Zuwanderung, bedingt durch Fehlentwicklungen in anderen Regionen. Hierbei sollte beachtet werden, daß eine extreme Verbesserung der Rentabilität der Betriebe den Zuwanderungsdruck auf die Regenwaldgebiete erhöhen kann. 6.2.2 Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Regenwaldregionen Südamerikas In den dichtbevölkerten humiden Tropen Afrikas werden Haarschafe in großer Zahl gehalten (LEEUW & REY 1995). Die Produktivität und Rentabilität der Haarschafhaltung in den kleinbäuerlichen Systemen unter einfachsten Haltungsbedingungen wurde durch verschiedene Untersuchungen bestätigt (u. a. ITTY et al. 1995). In der Plantagenwirtschaft Asiens erlangt die Integration von Haarschafen zunehmende Bedeutung (TAJUDDIN 1986; SANCHEZ 1995). Auch in den südamerikanischen Regenwaldrandgebieten kann die Haarschafhaltung, vor dem Hintergrund einer zu verbesserter Ressourcennutzung genötigten Landwirtschaft, an Bedeutung gewinnen (STAVER et al. 1994). Durch die Integration von Haarschafen in nachhaltige agrosilvopastorale Dauerkultursysteme läßt sich die Flächennutzung mit einfachen Mitteln intensivieren, ohne ökologische Schäden hervorzurufen. In den ecuadorianischen Regenwaldrandgebieten stehen in den Provinzen Sucumbíos und Napo 52.000 ha Kaffeekulturen für die Integration der Haarschafhaltung zur Verfügung (INEC 1996). Haarschafe lassen sich darüber hinaus flexibel in ganz unterschiedliche Betriebssysteme und Dauerkultursysteme integrieren, wie z. B. Ölpalme, Kautschuk (s. SANCHEZ 1995). Die Bedeutung der Haarschafhaltung beschränkt sich somit nicht nur 47 Literaturverzeichnis auf die verbesserte Nutzung vorhandener Kaffeeflächen, sondern sie kann allgemein zur Verbesserung agrosilvopastoraler Systeme in den Randgebieten des südamerikanischen Regenwaldes beitragen. Eine Förderung der Haarschafhaltung in Lateinamerika würde vor allem die Verbreitung von Haarschafen und die Beratung über angepaßte Produktionstechnik betreffen. 7 Literaturverzeichnis Banco Nacional de Fomento (BNF), 1996: Gerencia de Planificación. Quito, Ecuador BOESE, E., 1992: Actividades Agroforestales y Silviculturales en la Región Amazónica Ecuatoriana. Experiencias y Resultados 1985 1990 en la Región de Lumbaquí, Provincia de Sucumbíos. Red Agroforestal Ecuatoriana. Quito, Ecuador CALLE, R., 1994: Producción de Ovinos Tropicales. Universidad Nacional Agraria La Molina. Lima, Peru CAMPERO, J. R., 1997: La función de los ovinos tropicales en el Chapere. World Animal Review 88, 48-55 CÁRDENAS, E. 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Jena 53 Anhang 8 Anhang Anhang 1: Betriebssysteme der Colono-Betriebe in der Provinz Sucumbíos 1. Dauerkulturanbau ohne Weidewirtschaft und ohne Weidetierhaltung 1.1 Kaffeeanbau 1.2 Kaffee- und Kakaoanbau 1.3 Sonstiges: z.B. Ölpalmenanbau 2. Dauerkulturanbau ohne Weidewirtschaft mit Weidetierhaltung 2.1 Kaffeeanbau und Schafhaltung 2.2 Kaffee- und Kakaoanbau und Schafhaltung 2.3 Ölpalmenanbau und Schafhaltung 3. Dauerkulturanbau und Weidewirtschaft (Angesäte Weiden) 3.1 mit Rinderhaltung 3.2 mit gemischter Rinderund Schafhaltung 3.3 mit Schafhaltung 3.1.1 Doppelnutzungsrassen zur Milch- und Fleischproduktion 3.2.1 Doppelnutzungsrassen zur Milch- und Fleischproduktion und Mutterschafhaltung 3.3.1 Mutterschafhaltung auf Angesäte Weide 3.1.2 Mutterkuhhaltung 3.2.2 Mutterkuh- und Mutterschafhaltung 3.3.2 Mutterschafhaltung auf Angesäte Weide und in Dauerkulturen 3.1.3 Spez. Weidebullenmast 3.2.3 Spez. Weidebullenmast und Mutterschafhaltung 3.1.4 Spez. Milchproduktion 3.2.4 Spez. Milchproduktion und Mutterschafhaltung 4. Weidewirtschaft (Angesäte Weiden) ohne Dauerkulturanbau 4.1 mit Rinderhaltung 4.2 mit gemischter Rinderund Schafhaltung 4.3 mit Schafhaltung 4.1.1 Doppelnutzungsrassen zur Milch- und Fleischproduktion 4.2.1 Doppelnutzungsrassen zur Milch- und Fleischproduktion und Mutterschafhaltung 4.3.1 Mutterschafhaltung auf Angesäte Weide 4.1.2 Mutterkuhhaltung 4.2.2 Mutterkuh- und Mutterschafhaltung 4.1.3 Spez. Weidebullenmast 4.2.3 Spez. Weidebullenmast und Mutterschafhaltung 4.1.4 Spez. Milchproduktion 4.2.4 Spez. Milchproduktion und Mutterschafhaltung Quelle: in Anlehnung an RUTHENBERG 1983 54 Anhang Anhang 2: Deckungsbeitragsberechnungen für silvopastorale Betriebssysteme der Schaf- und Rinderhaltung (in 1.000 Sucres pro Produktionseinheit und Jahr) Betriebssystem Rinderhaltung (BS 1) Rinder- und Schafhaltung (BS 1) Schafhaltung (BS 2) Besatzstärke (VE/ha) 0,6 1 1,1 3,6 Produktionseinheit 1 Milchkuh , 0,7 wie Rinderhaltung 1 Mutterschaf, 1,8 (Menge) Kälber, 0,3 Mast plus 5,6 Mutter- Lämmer, 0,2 Nach- selbsterzeugter schafe, Nachzucht, zucht, Zuchtbock Bullen, 0,1 Nach- Lämmer, Anteil zucht, Anteil Bulle Zuchtbock Marktleistungen2 1.338 2.207 138 Kosten Zuchttiere 115 235 10 Vet.med. Kosten 53 96 10 42 75 Kosten für Salz, Mineralstoffe Kraftfutterkosten 19 29 26 945 945 19 17 45 1.172 1.425 2,8 2,8 0,06 77,3 186,0 17,8 DB/VE 98 252 218 DB/ha 59 279 881 2,1 4,2 Weidesäuberung Zinsen für Vieh, Umlaufkap. Proportionale Spezialkosten 4 88 Faktoransprüche: Angesäte Weidefläche Arbeitseinsatz DB/Akh3 1 2,8 2 (1997: 1 DM = 2.300 Sucres). 462 Liter Jahresmilchleistung. inklusive Verkauf von Alttieren. 3Vergleichslöhne liegen bei 2.000 bis 4.000 Sucres pro Akh. Geringfügige Abweichungen durch Rundungen. 55 Anhang Anhang 3: Investitionsbedarf unterschiedlicher Betriebsysteme der Schafund Rinderhaltung (in 1.000 Sucres pro Hektar für eine Laufzeit von 15 Jahren) Schafhaltung Betriebs- 1 3 4 Rinder- Schaf- und haltung Rinderhaltung 1 2 system Produktions- Mutterschaf, Mutterschaf, Mutterschaf, Milchkuh1, Wie Rinder- einheit Zutreter, Zutreter, 0,7 Kälber, haltung plus (Produktions Zuchtbock, Zuchtbock, Zuchtbock, 0,3 Mast 5,6 Mutter- -umfang) Lämmer (17,5 Lämmer (8 Lämmer(8 selbsterz. schafe inkl. Produktions- Produktions- Produktions- Bullen, Anteil Zutreter, einheiten) einheiten) einheiten) Zuchtbulle (1 Lämmer, Produktions- Anteil Zucht- einheit) bock (1 Prod.- Zutreter, einheit Flächenbedarf (Besatz) 1 ha (3,6 VE/ha) 4 ha (0,5 VE/ha) 4 ha 2,8 ha 2,8 ha (0,5 VE/ha) (0,6 VE/ha) (1,1 VE/ha) Anschaffungskosten pro Hektar Tiere 2.625 328 328 500 800 136 600 600 Weide2 600 Stall3 900 225 225 Zäune4 1.590 475 475 400 475 Summe 5.715 1.028 1.164 1.500 2.100 900 225 225 445 119 119 225 Erneuerung Stall nach 225 7,5 Jahren Erneuerung Weidedraht nach 10 100 119 Jahren 1 achtjährige Laufzeit. 2ohne Rodungskosten. 3Nutzungsdauer 7,5 Jahre. 4Nutzungsdauer Pfosten 15 Jahre, Weidedraht 10 Jahre. 56 Anhang Anhang 4: Tageszunahme von Lämmern nach Altersabschnitten und Rasse (in g/Tag) Barriga Negra weibliche Lämmer Sudan Typ Kreuzungen n ∅ s n ∅ s n Tageszunahme bis 30 Tage 21 140 72 18 137 63 3 270 104 Tageszunahme 31 bis 90 Tage 38 110 50 31 120 45 7 149 75 Tageszunahme 91 bis 180 Tage 35 a 51 31 83 33 8 61 21 a 83 b s ∅ Tageszunahme 181 bis 270 Tage 22 52 34 18 69 30 7 51 21 Tageszunahmen 1 bis 270 Tage 22 85 52 18 93 43 7 101 55 n ∅ s n ∅ s n ∅ S Tageszunahme bis 30 Tage 17 125 51 20 159 86 5 191 84 Tageszunahme 31 bis 90 Tage 33 124 43 26 113 45 5 83 28 männliche Lämmer a b 38 35 116 39 9 107 43 Tageszunahme 91 bis 180 Tage 38 107 Tageszunahme 181 bis 270 Tage 15 77 a 41 17 70 30 4 81 24 Tageszunahmen 1 bis 270 Tage 15 103 43 17 105 50 4 102 45 Anmerkungen: a: Signifikanz auf dem Niveau 0,05 (1-seitig) für Geschlecht und Tageszunahmen für Korrelationen nach PEARSON. b: Signifikanz auf dem Niveau 0,01. n: Anzahl Wiegungen, ∅: Mittelwert, s=Standardabweichung 57 Anhang Anhang 5: Tageszunahmen von Lämmern nach Lebensabschnitten und Betriebssystemen (in g/Tag) BS 1 weibliche Lämmer n BS 2 ∅ s bis 30 Tage 13 138 31 bis 90 Tage n BS 3 ∅ s n 53 6 138 73 17 123 34 18 137 62 13 91 bis 180 Tage 20 102 41 17 70 26 181 bis 270 Tage 10 73 24 12 57 1 bis 270 Tage 10 101 38 12 n BS 4 ∅ s 2 145 n ∅ s 40 21 157 88 95 30 28 113 58 13 65 52 24 79 41 26 8 67 53 17 47 23 88 47 8 81 44 17 85 52 ∅ s n ∅ s n ∅ s männliche Lämmer n ∅ s bis 30 Tage 4 146 25 14 162 66 3 141 36 21 142 91 31 bis 90 Tage 13 119 28 24 110 41 7 91 21 19 133 57 91 bis 180 Tage 16 128 47 28 104 25 9 77 53 28 119 34 28 14 37 3 76 39 13 30 181 bis 270 Tage 5 69 89 62 1 bis 270 Tage 5 108 32 14 107 42 3 87 37 13 106 53 N: Anzahl Wiegungen, ∅: Mittelwert, s=Standardabweichung; BS 1: Getrenntbeweidung Weide; BS 2: Gemischtbeweidung Rinder und Schafe auf Weide; BS 3: Getrenntbeweidung in Dauerkulturen; BS 4: Getrenntbeweidung in Dauerkulturen/Gemischtbeweidung Rinder und Schafe auf Weide. Anhang 6: Gewichtszunahmen (kg) und Tageszunahmen (g/Tag) von Rindern in Altersabschnitten weibliche Rinder männliche Rinder n ∅ s n ∅ s Zunahme bis 6 Monate 13 87,0 43,9 7 93,1 14,9 Zunahme 6 bis 12 Monate 16 96,6 19,7 11 94,6 11,4 Zunahme 12 bis 24 Monate 26 151,4 55,5 8 172,3 88,1 Tageszunahme bis 6 Monate 13 483 244 7 517 83 Tageszunahme 6 bis 12 Monate 16 420 154 11 479 245 Tageszunahme 12 bis 24 Monate 26 536 109 8 526 63 Lebendgewicht mit 12 Monaten 29 218,6 31,8 18 22,7 13,1 Lebendgewicht mit 24 Monaten 55 370,0 39,7 26 395,4 38,1 Anmerkungen: N: Anzahl Wiegungen, ∅: Mittelwert, s=Standardabweichung 58 Anhang Anhang 7: Ermittelte Erträge, Schaumzikadenbefall, tierische Leistung, jährliche Besatzstärken von Weideflächen. BS WE dt TM Weide Brachiaria decumbens sp Ks; ub, Kaffeekultur sp Ks, üb n WV A 217 U 329 U 71 U 172 S 182 S 30 30 25 26 30 SZ ha-1 a-1 ZF sh 64,94 0 g 109,92 m 92,33 ü - 28,41 ü - 9,56 FG: 7 dt TM sp Ks, üb, Kaffeekultur 189 U 22 - 24,75 TL ha-1 a-1 kg LG ha-1 a-1 1,8 VE Rind 198,3 kg KM 3,6 VE ha-1 a-1 Schaf -1 Kaffeekultur VE 0,9 VE Schaf 0,43 VE Schaf -1 0,58 VE ha a , ü Schaf - 1,1 VE 321 443 - 37 48 - Schaf Anmerkungen: n: Anzahl der gemessenen Tage; WV: Weideverfahren; U: Umtriebsbeweidung; S: Standbeweidung; A: Jahre seit Rodung des Waldes; SZ: Ausmaß des Schaumzikadenbefalls nach ENKERLIN & MORALES (1979); sh: sehr hoch (54 Nymphen pro m² und 20 Imagines pro 50 Kescher-Schläge, gemessen am 15.05.1998); g: gering (7 Nymphen pro m² und 8 Imagines pro Kescher-Schläge); m: mittel hoch (geschätzt); WE: Weideertrag; ZF: Zusatzfütterung; ü: in Sucumbíos übliche Zusatzfütterung (betriebseigene Früchte); KM: Körnermais; FG: Futtergras; BS: Besatzstärke; TL: Tierische Leistung; sp Ks: spontane Krautschicht, ub: unterbeweidet; üb: überbeweidet. 59 Anhang Anhang 8: Durchschnittliche Futterwerte von 21 Brachiaria decumbens Proben, welche nach 14 bis 49 Tagen Weideruhe geerntet wurden. Fraktion % Mittelwerte % Minimum % Maximum 1 NDF (Gerüstsubstanzen) 69,74 59,60 78,34 Lignin 1 3,65 1,80 5,91 1 Zellulose 35,11 29,68 42,66 Hemizellulose 1 30,98 25,60 43,72 2 Rohprotein nach 14 Tage Ruhezeit 15,56 12,91 17,35 Nach 24 Tage Ruhezeit 14,29 11,18 17,49 Nach 44 Tage Ruhezeit 7,97 6,07 9,49 Phosphor 0,18 0,08 0,34 3 in-vitro-Verdaulichkeit 54,57 42,98 63,95 Analysiert vom „Departamento de Nutrición y Calidad, Estación Experimental Santa Catalina, INIAP“, Quito, Ecuador. 1nach VAN SOEST, 2anhand der WEENDER Analyse; 3 nach TILLY & TERRY mit Pansensaft aus Schafen, bei denen nicht bekannt ist, welches Futter sie vorher eingenommen haben. Anhang 9: Futterwerte einiger unter Dauerkultur wachsender Pflanzenarten. n RP % P% HZ % Z% L% NDF % Süßgräser, ∅ 60. Weideruhetage1 3 13,55 0,15 26,40 42,13 8,13 76,66 32,64 Axonopus compressus, ∅ 57. Weideruhetag 2 13,40 0,23 31,66 40,42 6,73 78,80 33,85 Oplismenus burmannii, ∅ 70. Weideruhetage 3 15,69 0,23 30,17 38,71 5,57 74,45 43,07 Panicum polygonatum, ∅ 57. Weideruhetage 2 14,23 0,20 27,27 39,65 6,99 73,91 39,38 Panicum stoloniferum, 48. Weideruhetage 1 12,54 0,19 27,71 41,46 6,07 75,24 46,09 Cyathula achyranthoides, 72. Weideruhetage 1 18,99 0,14 17,51 27,92 8,60 54,04 44,93 Analysiert vom „Departamento de Nutrición y Calidad, Estación Experimental Santa Catalina, INIAP“, Quito, Ecuador. 1Hauptbestandsbildner ist Axonopus compressus. n: Anzahl der Wiederholungen; RP: Rohprotein nach der WEENDER Analyse, P: Phosphor, HZ: Hemizellulose, Z: Zellulose, L: Lignin; NDF: Gerüstsubstanzen; HZ, Z, L und NDF nach VAN SOEST, V : in-vitro-Verdaulichkeit nach TILLY & TERRY mit Pansensaft von Schafen, deren Futtergrundlage nicht bekannt ist. 60 V% Anhang Anhang 10: Korrektur der Besatzstärken einer Schaf- und Rinderumtriebsweide der Vergleichbarkeit wegen. Schafweide Rinderweide 110 65 198,3 kg Körnemais (2319 MJ ME) - Tatsächliche Besatzstärke 3,59 1,81 Korrigierte Besatzstärke2 3,42 - Vergleichbare Besatzstärken3 2,72 2,44 Weideertrag dt TM ha-1 a-1 Zusatzfütterung (Umsetzbare Energie1) 1 nach DLG (1997); 2es wurden 0,17 VE abgezogen, da 198,3 kg Körnermais den Erhaltungsbedarf von 1,1 Schafen à 35 kg LG über ein Jahr decken (DLG 1997); 3unter der Annahme, daß der mittlere Weideertrag 88 dt TM ha-1 a-1 beträgt. Anhang 11: Futterpräferenz der Schafe für Pflanzenarten der natürlich vorkommenden Krautschicht von Dauerkulturen Sehr gut gefressen Desmodium adscendens Cyathula achyranthoides Bignoniaceae Phyllanthus sp. Paspalum conjugatum Orthoclada laxa L Z Z Z G G Witheringia solanaceae Bignoniaceae Lantana sp. Vernonia sp. Aegiphila sp. Piper sp. Acalypha diversifolia Z Z Z Z Z Z Z Psidium guajava Artocarpus sp. Z Z Gut gefressen Gräser und Kräuter Desmodium axillare Axonopus compressus Oplismenus burmannii Rhynchospora sp. Cyperus chalaranthus nicht/ungern gefressen L G G S S Geophila macropoda Borreria ocimoides Panicum stoloniferum Panicum polygonatum Tonina fluviatilis Scleria melaleuca Cyperus luzulae Farn Z Z G G E S S Clidemia hirta Urera baccifera Z Z Stauden Sträucher/Baumverjüngungen Mimosoideae L Citharexylum poepigii Z Citrus sp. Z Coffea sp. Z E: Einkeimblättrige Pflanze, die kein Süß- und Sauergras ist; G: Süßgras; L: Leguminose; S: Sauergras; Z: Zweikeimblättrige Pflanze, die keine Leguminose ist. 61 Anhang Anhang 12: Mittlere Verbreitung typischer Vegetationstypen unter Dauerkultur und deren mittlere Anteile an gut bis sehr gut von Schafen befressenen Pflanzen Vegetationstyp je nach Flächenprozente Anteil gut bis sehr gut befressen Pflanzenarten Hauptbestandsbildner1 n ∅ Min. Max. ca. 40 % Panicum stoloniferum 2 20 0 51 28 % ca. 35 % Hyptis aff. pectinata 3 3 14 0 43 22 % 14 0 61 x5 10 0 31 81 % 8 0 15 x6 Staudenfluren 4 ca. 80 % Axonopus compressus 2 zu 75 % unbedeckte Fläche (Biomassenprozente) ca. 25 % Panicum polygonatum 1 8 0 35 35 % ca. 35 % Sauergräser 1 6 0 12 x7 ca. 80 % Panicum polygonatum 2 5 0 20 2% ca. 80 % Panicum stoloniferum 2 4 0 20 8% ca. 75 % Tonina fluviatilis 2 3 0 20 ca. 70 % Oplismenus burmannii 2 3 Andere Vegetationstypen 5 Die Pflanze mit dem größten Biomasseanteil. n: Anzahl der Wiederholungen 3lokal als Tres Filos bekannt; 4mit Urena lobata (lokal als Cadillo bekannt), Sida spp. (lokal als Escoba bekannt), Bignoniaceae, Piper spp. (lokal als Matico bekannt), etc.; 5Pflanzen werden punktuell befressen, hängt von den Staudenarten ab; 6ist für die Ernährung von Schafen nicht interessant, da der Ertrag niedrig ist; 7hängt von der Art der Sauergräser ab, die Hauptbestandsbildner sind. 1 62 Anhang Anhang 13: Mittlere Deckungsprozente1 ausgewählter Pflanzenarten vor und nach einjähriger Beweidung2 einer Brachiaria decumbensUmtriebsweide. Schafweide Pflanzenart Rinderweide Deckungs-%1 Statistische Deckungs-%1 1997 1998 Signifikanz3 1997 1998 Signifikanz3 statistische Brachiaria decumbens G 69,5 80,7 hoch signif. 65,5 60,6 nicht signif. Panicum polygonatum G 20,8 18,7 nicht signif. 20,5 13,3 nicht signif. Paspalum conjugatum G 1,5 1,0 nicht signif. 1,9 3,6 hoch signif. Panicum stoloniferum G 1,1 1,0 nicht signif. 2,8 2,8 nicht signif. Panicum laxum G 1,1 1,8 nicht signif. 0,4 0,5 nicht signif. Axonopus compressus G 0,1 0,2 nicht signif. 1,7 2,1 nicht signif. Scleria melaleuca S 22,4 12,5 hoch signif. 12,2 19,6 signifikant Cyperus luzulae S 15,1 5,1 höchst signif. 16,7 9,9 hoch signif. Rhynchospora radicans S 0,7 0,1 signifikant 0,7 0,1 * Fimbristylis dichotoma S 0,7 0,5 nicht signif. 1,1 2,5 hoch signif. Piper sp. Z 0,3 0,1 * 0,2 0,1 * Sabicea villosa Z 0,2 0,2 * 0,3 0,3 * Cyathula Z 0,1 0,1 * 1,0 0,7 * Z 0,0 0,0 * 2,5 6,8 nicht signif. Desmodium adscendens L 0,7 0,2 signifikant 0,9 2,6 nicht signif. Desmodium axillare 1,3 0,0 höchst signif. 1,0 0,4 signifikant achyranthoides Pseudelephantopus spiralis L 1 Bezieht sich auf „porcentaje de cobertura“ nach PALADINES (1992) gemessen in 16-facher Wiederholung; 2Meßzeitpunkte im April 1997 und im Mai 1998; 3statistische Bewertung der Unterschiede der Deckungsprozente von April 1997 und Mai 1998 ermittelt mit dem WILCOXON Test für Paardifferenzen (KÖHLER et al. 1996); * keine statistische Auswertung möglich, da die Pflanzenart auf weniger als sechs Meßstandorten vorkommt. 63 Anhang Anhang 14: Schaumzikadenbefall (Homoptera: Cercopidae) von zwei Brachiaria decumbens-Weiden in unmittelbarer Nähe vor und nach dem eingesetzten Weidemanagement von kurzen bzw. langen Rotationen. Kurze Rotationen Lange Rotationen 3,6 VE Schafe 1,8 VE Rinder Durchschnittliche Weidetage 13 14 Durchschnittliche Weideruhetage 21 40 Hoch3 hoch3 Larven und Nymphen pro m² 46 36 Imagines pro 50 Kescher-Schläge 20 Besatzstärke VE ha-1a-1 Schaumzikadenbefall Anfang1 Schaumzikadenbefall Ende 2 17 Niedrig 3 hoch3 Larven und Nymphen pro m² 7 54 Imagines pro 50 Kescher-Schläge 8 20 Anmerkungen 1Gemessen am 20.08.1997; 2Gemessen am 15.05.98; 3Bewertung nach ENKERLIN & MORALES 1979. Bodeneigenschaften auf einer Schafweide in Abhängigkeit des Abstandes zum Unterstand. 14 4 12 3,5 Organische Subtanz in % N gesamt in % 3 10 C organisch in % 2,5 8 2 6 1,5 4 meq/ml %, ppm, C/N, pH Anhang 15: 1 2 0,5 0 0 6 10 17 25 Entfernung zum Unterstand in Meter 2 Summe von K, Na, Mg, Ca; Analyse Methoden wie in Anhang 17. 64 C/N P in ppm pH Summe der Basen² in meq/ml Anhang Anhang 16: Frequenz1 von Pflanzenarten unter einer Kaffeekultur vor und nach elfmonatiger2 Schafbeweidung mit einer Besatzstärke über ein Jahr von 1,1 VE pro Hektar. Mittlere Frequenz in % Pflanzenart 1997 1998 statistische Signifikanz3 Axonopus compressus G 32 28 nicht signifikant Panicum stoloniferum G 24 48 Hoch signifikant Panicum polygonatum G 21 12 Nicht signifikant Oplismenus burmannii G 15 3 signifikant Orthoclada laxa G 3 2 Nicht signifikant Panicum laxum G 1 1 Nicht signifikant Scleria melaleuca S 14 22 Nicht signifikant Cyperus chlanaranthus S 11 16 Nicht signifikant Rhynchospora sp. S 6 9 Nicht signifikant Cyperus luzulae S 2 2 Nicht signifikant Cyathula achyranthoides Z 46 13 Höchst signifikant Geophila macropoda Z 21 13 Nicht signifikant Clidemia hirta Z 2 2 Nicht signifikant Borreria ocimoides Z 1 1 Nicht signifikant Desmodium sp. L 1 0 * Desmodium axillare L 1 0 * Desmodium adscendens L 2 0 * Psidium guajava V 1 1 Nicht signifikant Coffea sp. V 12 5 Hoch signifikant 1: gemessen mit einem 1 m² großen Quadranten mit 100 Teilflächen á 1 dm² in 15-facher Wiederholung (MUELLER-DOMBOIS & ELLENBERG 1974); 2: Meßzeitpunkte: Juni 1997 und Mai 1998; 3: statistische Bewertung der Unterschiede in der Frequenz von Juni 1997 und Mai 1998 mit dem WILCOXON Test für Paardifferenzen (KÖHLER et al. 1996) S: Sauergras; Z: zweikeimblättrige Pflanze, die keine Leguminose ist; L: Leguminose; G: Süßgras; V: Verjüngung von holzigen zweikeimblättrigen Pflanzen; * keine statistische Auswertung möglich, da die Pflanzenart auf weniger als sechs Meßstandorten vorkommt. 65 Anhang Anhang 17: Bodenparameter1 von Weiden und Dauerkulturflächen, und deren Korrelation zum Alter (gemessen ab dem Jahr der Rodung) der Flächen. 9 bis 26 Jahre alte Brachiaria decumbens-Weiden 19 bis 26 Jahre alte beweidete Dauerkulturflächen Bodenparameter n Mittelwert R n Mittelwert R organische Substanz2 33 9,7 % 0,279 20 10,5 % 0,172 27 10 0,069 20 10 0,191 P 33 3 ppm -0,151 20 4 ppm 0,081 Basengehalt4 33 6,8 meq / 100 ml -0,014 20 5,8 meq / 100 ml -0,324 pH-Wert5 33 4,9 -0,021 20 5,1 -0,004 Eindringwiderstand6 33 32 Schläge / 32 cm Bodentiefe 0,124 19 30 Schläge / 32 cm Bodentiefe -0,438 C/N 3 Anmerkungen: Analysiert vom „Departamento de Manejo de Suelos y Aguas, Estación Experimental Santa Catalina, INIAP“, Quito, Ecuador; 1chemische Parameter wurden bis zu einer Bodentiefe von 20 cm gemessen; 2nach WALKLEY-BLACK; 3N semi-micro Kjeldahl Methode angepaßt nach BREMNER; 4Summe von K, Ca, Mg und Na, nach OLSEN; 5 nach 1:2,5 Boden:H2O Extrakt; 6nach HARGE & HORN (1992); n: Anzahl der Wiederholungen; R: Rangkorrelationskoeffizient nach Spearman (KÖHLER et al. 1996); P: Phosphor nach OLSEN C: Kohlenstoff; N: Stickstoff. Anhang 18: Anfallende Kotmengen und Nährstoffe pro Schaf (35 kg LG) und Jahr unter einem Unterstand einer Brachiaria decumbensUmtriebsweide mit Mais-Zufütterung (eigene Erhebungen). kg TM Kot pro Schaf und Jahr 74 Anhang 19: 66 N P Ca Mg K Na Anteile an Nährstoffen 2,39 % 0,94 % 1,81 % 0,84 % 0,69 % 0,22 % kg Nährstoffe pro Jahr und Schaf 1,8 0,7 1,3 0,6 0,5 0,2 Gemessene Eindringwiderstände an den Unterständen einer von Schafen und einer von Rindern beweideten Anhang Brachiaria decumbens-Weide, vor und nach achtmonatiger Beweidung. Eindringw iderstand (kg/cm ²) 0 0,5 1 1,5 2 0 Schafe ´97 -5 Tiefe (cm) Schafe ´98 Rinder ´97 -10 Rinder ´98 -15 -20 -25 Anmerkungen: Bodentextur nach US Soil Taxonomy: sandiger Lehm, Gehalt an organischer Substanz: 8 %, Wassergehalt des Bodens im August 1997: 40 % und im April 1998: 30 %. Anhang 20: Definition der Vieheinheiten (VE) Vieheinheiten (VE) = 400 kg LG 1 1,25 0,8 0,9 0,4 0,5 0,15 0,2 0,1 0,05 Definition 1 weibliches Rind > 2,5 Jahre (400 kg) 1 männliches Rind > 2,5 Jahre 1 weibliches Rind 1 - 2,5 Jahre 1 männliches Rind 1 - 2,5 Jahre 1 weibliches Rind < 1 Jahr 1 männliches Rind < 1 Jahr 1 weibliches Schaf (35 kg) 1 männliches Schaf > 1 Jahr 1 Lamm 3 - 12 Monate 1 Lamm < 3 Monate Quelle: eigene Festlegung anhand der gemessenen Lebendgewichte. 67