Petition

Transcription

Petition
Petition
zur Erhaltung des Mehrfarbenpudels und gegen eine
Eintragung als eigenständige Rasse
Geschichte
In der gesamten Entstehungsgeschichte der pudelartigen Hunde traten die
mehrfarbigen Vertreter genauso häufig, teilweise häufiger, auf als die einfarbigen.
Besonders auf vielen alten Stichen, Bildern und ähnlichen zeitgenössischen
Dokumenten werden pudelartige Hunde verhältnismäßig oft zweifarbig dargestellt.
Bei der Festlegung des Rassestandards „Pudel“ wurde beschlossen nur die
einfarbigen Pudel zur Weiterzucht zuzulassen. Die Gründe hierfür sind aus heutiger
Sicht und Kenntnisstand hinsichtlich Genetik und Vererbungslehre nicht
nachvollziehbar. Eventuell spielte die damals v.a. in der Pferdezucht vorherrschende
Meinung, nur einfarbige Tiere seien „gute“ Tiere eine nicht unerhebliche Rolle.
Durch gezielte Selektion auf Einfarbigkeit ging die Zahl der mehrfarbigen Pudel in der
Gesamtpopulation rasch sehr stark zurück. Die Gene für die Mehrfarbigkeit blieben
aber in den Hunden vorhanden. Durch konsequente Farbtrennung und Selektion auf
Einfarbigkeit in der Zucht kamen sie jedoch phänotypisch nur noch äußerst selten
zum Vorschein.
Dass die Gene nicht vollkommen aus der Pudelpopulation verschwanden belegen
die Mehrfarben, die zwar selten, jedoch immer wieder aus über Generationen
einfarbig gezogenen Elterntieren geworfen wurden.
Mit dem Anstieg der Farbmischverpaarungen zwischen unterschiedlich gefärbten
einfarbigen Pudeln, insbesondere mit apricot und weiß, wurden die Mehrfarbengene
auch phänotypisch wieder häufiger sichtbar. Vermutlich konnten sich die
Mehrfarbengene in diesen Farbschlägen besser halten, da sie hier aufgrund der
Färbung häufig nicht aufgefallen sind und eine Selektion gegen diese Gene dadurch
erschwert wurde.
Mit dem heutigen Stand in der (Farb)-Genforschung ist es möglich, nachzuweisen,
dass einfarbige Pudel die Gene für die Farbgebung black and tan tragen. Laboklin
bietet solch einen Farbgentest seit kurzem an.
Auch durch die heutzutage möglichen genetischen Untersuchungen, die speziell auf
die Rasse Pudel ausgerichtet sind und auch nur beim Pudel funktionieren (prcd-PRA,
Pudelcluster, Farbgenetik) ist es doch schon erwiesen, dass einfarbige und
mehrfarbige Pudel genetisch eine Rasse bilden.
Zucht
Mehrfarbige Pudel wurden schon seit Generationen von Liebhabern dieser
Farbschläge rasserein weitergezüchtet. 1991 nahmen die Pudelklubs im VDH die
Mehrfarbenpudel in ein Sonderregister ihrer jeweiligen Zuchtbücher auf.
In den Jahren 2000 bis 2007 wurden in DPK und VDP 245 Würfe der Farbe Harlekin
von insgesamt 62 verschiedenen Rüden eingetragen. Statistisch gesehen entfallen
auf jeden dieser Rüden in diesem Zeitraum 4 Würfe. Dieses Ergebnis entspricht an
sich schon einem hohen Inzuchtkoeffizienten.
Tatsächlich aber haben 39 der zur Zucht genommenen Rüden jeweils weniger als 3
Würfe gezeugt. Dagegen sind 3 Rüden die Väter von jeweils über 10 Würfen. In der
Zeit ab ca. 2003/2004 sind kaum noch blutfremde Rüden in die Zucht gekommen,
sondern fast nur noch Nachzucht der Rüden, die zwischen 2000 und 2003 gedeckt
haben. Damit steigt der Inzuchtkoeffizient sehr stark an.
Bei dem Farbschlag black and tan ist die Problematik noch verschärft. Zwischen
2000 und 2007 wurden in DPK und VDP 225 Würfe von 49 Rüden eingetragen. Dies
würde 5 Würfen pro Rüde entsprechen. Tatsächlich haben 28 der Rüden in dieser
Zeit jeweils maximal 3 Würfe gezeugt, während 7 der Rüden teilweise weit über 10
mal zur Zucht verwendet wurden.
Auch hier sind ab 2003/2004 nur noch selten blutfremde Rüden dazugekommen,
sondern überwiegend nur noch Nachzucht der bereits vorhandenen Rüden.
Der black and tan-Rüde „Erzbengel vom Alpenland“ ist Vater von 21 Würfen.
Betrachtet man nun die Ahnentafeln aller black/tans in dem Zeitraum 2000 bis 2007,
ist er in 107 Würfen bis zur vierten Generation vertreten, oftmals schon gedoppelt
und sogar dreifach.
Viele seiner Kinder und Enkel sind in der black and tan-Zucht vertreten.
Weitere häufige Vertreter sind „Junior vom Zschaschelwitzer Kreuz“ mit 23 Würfen
und „Talisman vom Alpenland“ mit 14 Würfen.
Ähnliche Zahlen finden sich auch beim Farbschlag Harlekin: „Pani vom Langenfelder
Zwergenschlößchen“ mit 17 Würfen, „Harlekinboy Benjamin vom Sonnenhang“ mit
23 Würfen, „Colin Harlekin of Magic Starlight“ mit 12 Würfe. Auch diese Rüden sind
in beinahe jeder Ahnentafel zu finden, teilweise gedoppelt oder gar dreifach in vier
Generationen.
2005 wurden die Farbmischverpaarungen mehrfarbige mit einfarbigen Pudeln
gestattet. Zu diesem Zeitpunkt war durch den rasanten Anstieg des
Inzuchtkoeffizienten und dem immer kleiner werdenden Genpool eine gesunde Zucht
der Mehrfarbenpudel untereinander praktisch ausgeschlossen. Die Mehrfarbenpudel
wurden als Folgen der Inzuchtdepression immer schlechter im Typ und im Wesen.
Durch Verpaarungen mit einfarbigen Pudeln, die nicht mit den Mehrfarben verwandt
waren, wurde ein Ausbruch aus dieser Inzuchtfalle ermöglicht, bevor es zu
gesundheitlichen Problemen als Folge der Inzuchtdepression kommen konnte.
Gleichzeitig wurden durch diese Verpaarungen enorme Verbesserungen im Typ,
Körperbau, aber auch im Wesen der Mehrfarbenpudel vorgenommen.
Bei Farbmischverpaarungen einfarbiger Pudel mit black and tan-Pudeln wurden
bereits in der ersten Generation auch black and tan geboren. Dies ist genetisch nur
möglich, wenn auch das rein einfarbig gezogene Elternteil die für die Farbgebung
black and tan nötigen Gene an seine Nachkommen weitergegeben hat, sprich, diese
auch in sich trägt.
Mit dem Aufkommen der Farbmischverpaarungen rein einfarbig gezogener Pudel
untereinander sind auch in diesen Würfen immer wieder black and tan-gezeichnete
Welpen geboren worden. Dies zeigt, dass die Mehrfarbenpudel keine neue Rasse
sind, sondern die Mehrfarbengene in der Pudelpopulation, auch in der „einfarbigen“
enthalten sind.
(Es liegen der Petition mehrere Abstammungsnachweise bei, die dieses belegen).
Durch die Abtrennung der mehrfarbigen von den einfarbigen Pudeln und Ernennung
ersterer zu einer „eigenständigen Rasse“, wären Farbmischverpaarungen zwischen
einfarbigen und mehrfarbigen Pudeln nicht mehr möglich. Es würde sich dann um
eine unerlaubte Vermischung von Rassen handeln und damit würden Mischlinge
gezeugt. Innerhalb kürzester Zeit würde diese „Neue Rasse“ durch den viel zu
kleinen Genpool wieder eine hohe Inzuchtrate aufweisen. Krankheiten,
hervorgerufen durch Inzuchtdepression wären innerhalb kürzester Zeit das Aus für
diese „Neue Rasse“.
Auch wenn sich heute die Pudelklubs bereit erklären würden, diese „Neue Rasse“
weiterhin zu betreuen, würden sich bei einer Abtrennung innerhalb kürzester Zeit
eigenständige Klubs gründen. Diese Mitglieder, ihre Welpenzahlen und Beiträge,
würden den heutigen Pudelklubs mit Sicherheit verloren gehen.
Selbst wenn die Pudelklubs die Mehrfarben weiterhin betreuen würden, ist stark
davon aus zu gehen, dass die Züchter der Rasse Pudel, obwohl evtl. erlaubt oder
genehmigt, es ablehnen diese für Verpaarungen mit den „Deutschen Wollhunden“
zur Verfügung zu stellen.
Weltweit sind auch die Mehrfarbenpudel als Pudel bekannt, eine nicht unwesentliche
Anzahl von Mehrfarbenpudeln wird von Deutschland in das Ausland verkauft, auch
nach Frankreich und in die skandinavischen Länder. Die Mehrheit der Pudelliebhaber
weltweit steht den Mehrfarbenpudeln aufgeschlossen gegenüber. Auch wenn einige
wenige Menschen in den Vorständen der einzelnen Pudelklubs die Mehrfarbenpudel
ablehnen, sind sie doch bei den Pudelfreunden und Liebhabern dieser Farbschläge
als Pudel beliebt.
Bei Ernennung des Mehrfarbenpudels zu einer „Neuen Rasse“ werden mit Sicherheit
nicht wenige Mehrfarben-Pudelzüchter den VDH ganz verlassen, da sie es vorziehen
in den Nicht-VDH-Verbänden Pudel zu züchten anstatt im VDH/FCI eine „Neue
Rasse“.
Wollen das die Verantwortlichen wirklich?
Zuletzt sei noch folgendes gesagt:
Der Pudel sollte ein eleganter gesunder Hund mit korrektem Körperbau und
charakteristischen Temperament und Wesen sein. Das sind die Eigenschaften,
die einen Pudel zu einem Pudel machen.
Ob ein Pudel als Pudel angesehen wird, sollte nicht von der Farbe abhängig
gemacht werden.
Wir, die unterzeichnenden Züchter und Besitzer von einfarbigen und mehrfarbigen
Pudeln sprechen und hiermit ganz entschieden gegen eine Abtrennung des
Mehrfarbenpudels als eigenständige Rasse aus!