Flaschenbecher» – eine Erfindung Made in Rüti
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Flaschenbecher» – eine Erfindung Made in Rüti
42 Nr. 86 Juni 2015 «Flaschenbecher» – eine Erfindung Made in Rüti CIM-Projekt der Berufsschule Rüti 2015 schentypen aufgesteckt werden, darum der Name Flaschenbecher. Die Asche und die Zigarettenstummel fallen über den Becher in die Flasche.» Für den Aussenstehenden ist die Idee, die damit verfolgt wurde, zu Hause über einen speziellen Aschenbecher zu verfügen, nachvollziehbar. Dass man aber PET- oder Glasflaschen mit Zigarettenstummeln und Asche – ohne sie zu entleeren – entsorgt, ist mehr als fragwürdig. Dessen ungeachtet geht es beim CIM-Projekt der Berufsschule Rüti in erster Linie darum zu prüfen, ob die Abschlussklassen im Maschinenbau in der Lage sind, selbständig ein Projekt von A bis Z zu entwickeln und als Fertigprodukt zu präsentieren. Das ist zumindest gelungen. Alljährlich werden die Abschlussklassen im Maschinenbau aufgefordert an einer freiwilligen Projektarbeit mitzuwirken. Ein Drittel – 27 Lernende – liessen sich überzeugen und haben in über 150 Arbeitsstunden einen «Flaschenbecher» entwickelt und produziert. In der Projektarbeit sollen die angehenden Berufsleute lernen im Team, unter Zeitdruck in verschiedenen Chargen und mit eigenen Ideen ein Produkt von der Idee bis zur Serienfertigung zu erstellen. Vor der ausführlichen Präsentation anlässlich der Projektvorstellung 2015 begrüsste Rektor Kurt Eisenbart eine interessierte Zuhörerschaft, die sich vorwiegend aus Lehrmeistern und Ausbildnern zusammensetzte. Es freue ihn, dass wieder rund ein Drittel der Lernenden im Sektor Maschinenbau am freiwilligen CIM-Projekt (Computer-Integrated Manufacturing = computerintegrierte Produktion) der Berufsschule Rüti mitgewirkt hätten. Auch er sei gespannt, was die 27 am Projekt Beteiligten in rund drei Monaten zustande gebracht hätten. Der angehenden Konstrukteurin Melanie Altorfer war es vorenthalten, das eher aussergewöhnliche, in dieser Form noch nie dagewesene Unikat vorzustellen. Denn wer wusste bis zu diesem Zeitpunkt, was ein Flaschenbecher ist und welche Funktionen er erfüllen muss? Melanie Altorfer, angehende Konstrukteurin, führt gekonnt das Projekt vor. Fertige Flaschenbecher im Einsatz und in verpackter Version. Aus dem Aschenbecher wurde ein Flaschenbecher Als Projektleiter fungierte der Polymechaniker Joël Hirt, der im Gespräch mit dem «Rütner/Dürntner» erklärte, wie sich die freiwillige Projektarbeit entwickelte. «Ausser einigen Bedingungen punkto Grösse und Material waren wir in der Produktewahl frei. Im Plenum setzte sich ein Aschenbecher, der mindestens ein Drehund ein Frästeil enthalten soll, durch. Die Montierbarkeit musste mit den vorhandenen Robotern der Berufsschule vollautomatisch gewährleistet sein. Nach der Erstellung von ersten Skizzen entstand die Idee, einen originellen Aschenbecher zu entwickeln, der auf Flaschen aufgesetzt werden kann. Zwei verschiedene Adapter, die am eigentlichen Aschenbecher (Trichter) eingeschraubt werden, können auf praktisch alle Fla- Intensive und lehrreiche drei Monate Unter den Projektteilnehmern war man sich einig, dass viel und intensiv in den einzelnen Gruppen gearbeitet wurde. Konkret ausgedrückt haben die jungen Berufsleute gelernt unternehmerisch zu denken und zu handeln. Mit der faktischen Gründung einer Kleinfirma mit einem Projektleiter, einer Konstruktionsabteilung, einer Fertigungsgruppe, einer Abteilung die sich mit der Automatisierung (Robotik) befasst und schliesslich einer Mediengruppe. Während der Projektleiter jederzeit die Übersicht behalten muss und mit Rat und Tat Diskussion in der Gruppe während der Planungsphase. Nr. 86 Juni 2015 43 Ziel erreicht Mit diesen Abschlussarbeiten übernehmen die Berufsschulen nebst der theoretischen Ausbildung eine ihr zugedachte, wichtige Aufgabe, die letztlich der gesamten Wirtschaft zu Nutze kommt. Zielsetzung ist und bleibt bei solchen Projekten, den angehenden Berufsleuten die Möglichkeit zu geben, die Komplexität eines anspruchsvollen Projektes aufzuzeigen. Zusammenhänge zu erkennen, unter Zeitdruck produktiv zu sein und vor allem Teamarbeit zu fördern. Erfreulich ist dabei die Tatsache, dass sich immerhin 30 Prozent der Maschinenbaulehrlinge freiwillig zur Verfügung gestellt haben. Während Attraktiv gestalteter Schaukasten. die Gruppen unterstützt, fällt der Gruppe Konstruktion und Verpackung die Aufgabe zu, möglichst speditiv Konstruktionszeichnungen zu erstellen. Ab diesem Zeitpunkt kann die zuständige Fertigungsgruppe sich mit der Problematik der Herstellung aller Komponenten befassen. Die Fabrikation auf Fräs- und Drehmaschine sowie der Transport zum Montageplatz müssen gelöst werden, während für das Programmieren der Roboter viel Zeit und gute Nerven benötigt werden. Parallel dazu befasst sich die Mediengruppe damit, ein Firmenleitbild mit Logo, Schaukasten und einer ausführlichen Dokumentation zu erstellen. drei Monaten sind viele Stunden in der Freizeit für das Projekt aufgewendet worden. Das Schlusswort in der ausführlichen Dokumentation des «Flaschenbechers» könnte dabei nicht treffender sein: «Wir alle haben gemerkt, dass es nicht einfach ist, von der Idee bis zum Produkt alles zu planen und in so kurzer Zeit fertigzustellen. Das CIM-Projekt war sehr lehrreich und hat sowohl Spass gemacht, aber auch an den Nerven gezerrt. Es ist eine tolle Idee der Schule, dieses Freifach anzubieten», so die Meinung der 27 Maschinenbaulehrlinge, die gut gerüstet ins Berufsleben entlassen werden. Paul Kluser Die «Flaschenbecher»-Gruppe mit den drei Lehrpersonen. 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