Gesextes Sperma - Bayern Genetik Bayern Genetik
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Gesextes Sperma Vorteile und Anwendungshinweise Gesextes Sperma l Dr. Jakob Scherzer Selbst bei der Doppelnutzungsrasse Fleckvieh kann es in bestimmten Fällen von Vorteil sein, gesextes Sperma einzusetzen und so das Geschlecht des Kalbes von vornherein zu bestimmen. 18 FLECKVIEHWELT 2/2014 Gesextes Sperma Die derzeit einzige wissenschaftlich fundierte Methode zur Auftrennung eines Ejakulates in weibliche und männliche Spermazellen beruht auf der Flowzytometrie und wurde beim Rind erstmals in den frühen neunziger Jahren von Forschern der Colorado State University in den USA erfolgreich angewandt. Dieses Verfahren macht sich den kleinen Unterschied im DNA-Gehalt zwischen den beiden Geschlechtern zu Nutze, wobei weibliche Rinderspermien, abhängig von der Rasse, um 3,7 - 4,2 % mehr DNA enthalten. Nach Anfärbung und darauffolgender Anregung zur Fluoreszenz mittels eines Lasers, werden die Spermien in einem elektrischen Feld aufgeladen und in die beiden Geschlechter getrennt. Nicht eindeutig als weiblich oder männlich identifizierbare Spermienzellen, bzw. auch abnormale und tote Spermien, werden eliminiert. Diese durch ein Patent geschützte Methode wird weltweit nur von der Firma Sexing Technologies (ST) angeboten. Früher mussten dafür die Bullen an die mit dem Labor örtlich in Verbindung stehende Station überstellt werden. Mittlerweile ist es auf Grund von Verbesserungen im Bereich der Samentransportmedien und der darauffolgenden Auftrennungsgeschwindigkeit im Labor möglich, das an der Heimatstation des betreffenden Bullen gewonnene Eja- l Vom Bullen Steinadler PP ist sowohl männliches als auch weibliches gesextes Sperma erhältlich. Foto: Gruber / Bayern-Genetik FLECKVIEHWELT 2/2014 19 Gesextes Sperma l Tabelle 1: Derzeit bei der BAYERN-GENETIK verfügbares gesextes Sperma Name Bulle Herdbuchnummer Waldbrand Steinadler Waldhoer Zauber Ilion Helderberg Wallenstein Mercator 10/192441 10/403084 10/172544 10/170014 10/185090 10/179658 10/192421 10/172474 kulat zu einem Labor von SexingTechnologies zu transportieren. Ejakulate von Bullen der BAYERN-GENETIK werden zum größeren Teil im Labor in Cloppenburg verarbeitet, ein kleinerer Anteil wird zu einem Labor in Italien trans- Preis pro Portion w: 46,00 6 m + w: jeweils 46,00 6 w: 38,00 6 w: 46,00 6 w: 38,00 6 w: 46,00 6 w: 38,00 6 w: 32,00 6 portiert. Da der Termin für die Samenverarbeitung durch SexingTechnologies schon lange im Voraus reserviert werden muss und vor dem „Sexing“ hohe Qualitätsanforderungen erfüllt werden müssen, werden immer Ejakulate von zwei Bullen angeliefert, damit sichergestellt wird, dass eines davon verarbeitet werden kann. Eine „gesexte“ Spermaportion enthält deutlich weniger Spermien als eine konventionelle Paillette (2,1 Millionen im Vergleich zu 15 - 20 Millionen). Die geringere Spermienmenge ist durch den aufwändigen und zeiterfordernden Auftrennprozess bedingt. Speziell für den Einsatz im Rahmen des Embryotransfers können auch „gesexte“ Besamungsportionen mit größerer Spermienmenge produziert werden, dies schlägt sich allerdings dann auch im Preis nieder. Von der BAYERN-GENETIK wird nur Sperma nachkommengeprüfter Bullen gesext angeboten, um auf der weiblichen Nachkommenseite eine höchstmögliche Sicherheit zu gewährleisten. Ein Großteil der „gesexten“ Besamungsportionen von Bullen der BAYERN-GENETIK geht in den Verkauf sowohl national als auch international. Für Aufmerksamkeit gesorgt hat eine an Holsteinrindern durchgeführte Studie. Diese Auswertung ergab (2,39 Millionen Milchleistungen von 1,49 Millionen Kühen), dass Rin- l Zauber-Tochter Barbara. Vom Bullen Zauber 10/170014 ist gesextes Sperma erhältlich. Foto: Menop 20 FLECKVIEHWELT 2/2014 Gesextes Sperma rung im Laufe der Jahre soweit verfeinert, dass mittlerweile in Bezug auf das gewünschte Geschlecht eine Reinheit von durchschnittlich über 90 % erreicht wird. Auch die oft erwähnte Schädigung der Spermien durch die Auftrennung mittels Flowzytometer und Laser konnte verringert werden, sodass die Fruchtbarkeit des „gesexten“ Spermas durchschnittlich nur etwa 10 % unter der von konventionellem Sperma liegt. Eine Auswertung der Non-Return-Rate 56 Tage nach der Verwendung von „gesextem“ Sperma des Bullen Wallenstein in von Besamungstechnikern der BAYERN-GENETIK bzw. Tierärzten betreuten Betrieben bestätigt dies. Die NRR56 von Wallenstein konventionell liegt bei 72,84 %, „gesext“ bei beachtlichen 64,86 %. der mit einem weiblichen Fötus während der ersten Trächtigkeit in den ersten beiden Laktationen um 445 kg mehr Milch geben, auch wenn danach ein Bullenkalb folgt (Publikation „Holsteins Favor Heifers, Not Bulls: Biased Milk Production Programmed during Pregnancy as a Function of Fetal Sex“ online verfügbar unter www. plosone.org). Als einzige Besamungsorganisation kann die BAYERN-GENETIK mit Steinadler PP auch einen nachkommengeprüften Bullen im Fleischbzw. Hornlosbereich mit männlich „gesextem“ Sperma anbieten. Dieser derzeit weltweit am meisten eingesetzte Fleckvieh- Fleischbulle bringt 100 % hornlose Kälber, ist bestens für Kalbinnen geeignet und überzeugt durch herausragende Kälberqualitäten und beste Handelsklasseneinstufung. SexingTechnologies hat den Prozess der Spermiensortie- l Abbildung 1: Konzeptionsraten nach Besamungszeit- punkt bei sortiertem Sperma 51,8 % 50,0 % 40,0 % 55,8 % 45,5 % 37,7 % 30,0 % N = 134 0,0% N = 234 10,0 % N = 164 20,0 % N = 106 Konzeptionsrate 60,0 % 12 - 16 Std. 16 - 20 Std. 20 - 24 Std. 24 - 30 Std. Abstand Brunstbeginn bis Besamung nach: J. Moreno, Workshop AETE 2013 Abdruck mit freundlicher Genehmigung der VOST-ET Station Georgsheil. FLECKVIEHWELT 2/2014 Empfehlungen zur Handhabung von gesextem Sperma lEinsatz von gesextem Sperma nur auf Jungrinder oder Kühe mit sehr guter Fruchtbarkeit. lAuftauregime: Während gesextes Sperma früher länger aufgetaut wurde, empfiehlt SexingTechnologies jetzt das Auftauen wie bei konventionellen Besamungsportionen (38 °C für 12 Sekunden). l Ablageort des Samens in der Gebärmutter: Nach derzeitigem Kenntnisstand ist die Besamung wie mit konventionellem Sperma durchzuführen, d.h. Deponierung des Samens in den Gebärmutterkörper. Auf Grund der geringeren Besamungsdosis sollte man vermuten, dass die Platzierung des Samens in das Gebärmutterhorn, auf dessen korrespondierendem Eierstock sich auch der Brunstfollikel befindet, von Vorteil wäre. Tatsächlich wurde allerdings noch von keiner wissenschaftlichen Studie beim Rind ein positiver Effekt der Besamung ins „richtige“ Gebärmutterhorn nachgewiesen. Nachteilig kann sich hier das Suchen und Abtasten der Eierstöcke auf der Suche nach dem Brunstfollikel auswirken. Dadurch wird unter Umständen der Fimbrientrichter des Eileiters, der die Eizelle auffangen soll, verschoben. Außerdem können durch unsachgemäßes Vorschieben des Besamungsgerätes tiefer ins Gebärmutterhorn Mikroverletzungen gesetzt werden; daraus resultierendes Blut hat eine spermienabtötende Wirkung. Und zu guter Letzt kann man auch Keime mit dem Besamungsgerät tiefer in die Gebärmutter verschleppen; eine daraus entstehende subklinische Infektion führt in weiterer Folge zum Absterben des Embryos. l Besamungsgerätschaften: Es können die Standardbesamungsgerätschaften verwendet werden, möglichst mit Hygieneüberzug über das Besamungsgerät, der erst beim Einführen der Besamungspistole in den Muttermund zurückgezogen wird; dadurch wird eine Keimeinschleppung in die Gebärmutter vermieden. Sollte doch eine tief intra-uterine Besamung gewünscht sein, wären dafür eine etwas längere Pistole, atraumatische Besamungshüllen und, wie erwähnt, Hygieneüberzüge empfehlenswert. Die BAYERN-GENETIK hat alles, das Besamungsgerät „Kombicolor“, die „Alpha Hüllen“ und die Hygieneüberzüge, im Programm. l Besamungszeitpunkt: Laut einer Studie von SexingTechnologies wirkt sich ein späterer Besamungszeitpunkt, d.h. 20-24 Stunden nach dem ersten Stehen, positiv auf die Befruchtungsergebnisse aus. 21