Was eine Geburt einzigartig macht - Frauenklinik Dr. Geisenhofer

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Was eine Geburt einzigartig macht - Frauenklinik Dr. Geisenhofer
18 AZ-SERIE
ABENDZEITUNG
28./29.5. 2014
W W W. A Z - M U E N C H E N . D E
Der AZ-Klinik-Report 2014: Eine Entbindung ist im Vorfeld nicht vollständig planbar
Was eine Geburt einzigartig macht
In welchen Kliniken die Münchnerinnen ihre Babys zur Welt bringen
Eine glückliche Mutter mit ihrem
Sohn: Martina Kiermeir (39) und
Vinzent. Bei der Geburt wog er
3220 Gramm und war 53 Zentimeter groß.
Foto: Katharina Alt
Klinikum der Univ. München,
Campus Innenstadt/Großhadern
4252
Frauenklinik Dr. Geisenhofer
2424
Rotkreuzklinikum
3309
Klinikum Dritter Orden
2095
Städtisches Klinikum München,
Klinikum Schwabing
2029
Frauenklinik München West / Krüsmannklinik
727
Klinikum München Pasing
420
Städtisches Klinikum München,
Klinikum Harlaching
2130
Klinikum rechts der Isar der TU München
1688
Städtisches Klinikum München,
Klinikum Neuperlach
996
Wolfart-Klinik Gräfelfing
653
Amper Kliniken Dachau
830
Klinikum Starnberg
2094
AZ-Grafik: Schemberg
2014 veröffentlicht: Die offiziellen und aktuellsten Fallzahlen der Münchner Kliniken für die Qualitätssicherung der medizinischen Versorgung – die Daten stammen aus dem Jahr 2012.
Quelle: Techniker Krankenkasse
GEBURTSHILFE: DIE ERGEBNISSE DER QUALITÄTSBERICHTE
Gruppe
Klinik
Sehr gut: Diese Kliniken haben A Klinikum der Univ. München, Maistraße
alle sieben geforderten ZielA Klinikum Dritter Orden
werte erreicht.
A Städtisches Klinikum München, Klinikum Harlaching
A Wolfart-Klinik Gräfelfing
A Amper Kliniken Dachau
Gut: Diese Kliniken wurden
auf eine rechnerische Auffälligkeit hingewiesen oder haben
bei einem Zielwert eine unvollständige oder falsche Dokumentation.
Die Entscheidung, wo für sie und das Baby der
beste Ort für die Entbindung ist, sollten werdende
Eltern nach eingehender Beratung bewusst treffen
– und sich danach ohne Plan überraschen lassen
V
on der Decke hängen Bänder, schräg dahinter befindet sich eine Sprossenwand, auf dem Boden liegen
große Gummibälle und Kunststoffmatten herum und gleich
daneben gibt es auch noch einen Raum mit einer großen Badewanne. Auf den ersten Blick
glaubt man, sich in einem
Turn-, Wellness- oder Gymnastikzimmer zu befinden. Die
acht „Entbindungsräume“ auf
der Geburtsstation im Klinikum Dritter Orden strahlen
Wohlfühl-Ambiente aus und
bieten viele Möglichkeiten.
„Unseren Hebammen ist es
sehr wichtig, dass Frauen für
eine Geburt bei uns nicht nur
die herkömmliche Position auf
dem Rücken liegend zur Verfügung steht“, sagt Dr. Franz Edler von Koch, Chefarzt der Geburtshilfe im Klinikum Dritter
Orden: „Denn für jede Frau
kann eine andere Stellung individuell am besten und angenehmsten sein.“ Erst auf den
zweiten Blick fallen hinter dem
in fast jede Position verstellbaren Bett die versteckten medizinischen High-Tech-Apparaturen für den Notfall auf.
Der Münchner
Klinik-Report
AZ-SERIE FOLGE 10
Der aktuelle Münchner
Klinik-Report 2014 ist ein
Kooperationsprojekt der
Abendzeitung mit der
Techniker Krankenkasse
(TK) in Bayern.
beiter und im Hintergrund die
modernste Technik vor“, sagt
von Koch.
Je nach Charakter und Tradition in der eigenen Familie
stellt sich für viele werdende Eltern die spannende Frage, wie
und wo die Geburt ihres Kindes
am besten stattfinden sollte.
Eine einzig gültige Antwort
gibt es darauf nicht – heute
existieren viele gute Möglichkeiten: „München hat die privilegierte Situation der Auswahl
von gut betreuten Hausgeburten, Geburtszentren von Hebammen über Geburtskliniken
bis hin zu Level-I-Perinatalzentren, die für Mutter und Kind in
jeder Situation die bestmögliche medizinische Versorgung
bei Komplikationen anbieten
können“, sagt der Geburtshelfer. Werdende Eltern rät er, sich
je nach eigener Verfassung und
Ängstlichkeit, dem Verlauf der
Schwangerschaft und der objektiven medizinischen Beurteilung der Situation für eine Variante zu entscheiden.
Davor sollten sich Schwangere und ihre Partner bei Freundinnen, Bekannten, Angehörigen und Fachärzten unbedingt
auch nach guten Erfahrungen
umhören. „Schauen Sie sich anschließend in Ruhe die Orte,
die für Sie infrage kommen, bei
Infoabenden an, und entscheiden Sie sich für das Team und
den Ort, an dem Sie sich gut aufgehoben fühlen“, rät von Koch.
Die Angst vor Schmerzen sei
heute zum Beispiel kein Grund
mehr dafür, einen Kaiser-
„Unser Hauptziel ist,
dass am Ende wirklich
alle zufrieden sind“
„Bei einer gelungenen Geburt sollen am Ende alle zufrieden sein – Mutter, Vater, Kind,
Hebammen und Ärzte. Das ist
unser Hauptziel“, sagt von
Koch. Eine Geburt sei ein außergewöhnliches und wahrscheinlich für viele Frauen sogar das
gefährlichste Ereignis in ihrem
Leben. Danach sollten Mutter
und Kind gesund sein. „Wir wollen Geborgenheit und optimale
Sicherheit in einem Ambiente
anbieten. Deshalb halten wir
trainierte und routinierte Mitar-
schnitt zu planen: „Wir können
Schwangeren heute eine große
Auswahl der verschiedensten
Schmerztherapien anbieten“,
bestätigt von Koch. Das reicht
von Akupunktur während der
Schwangerschaft und der Geburt über Homöopathie, Aromatherapie, Entspannungsbäder, Massagen, schmerzstillende und entspannende Medikamente bis zur Peridural-Anästhesie (PDA), bei der der
Schmerz weitestgehend ausgeblendet werden kann.
In Deutschland greifen bis zu
40 Prozent der Gebärenden auf
dieses letzte Mittel gegen zu
heftige Schmerzen zurück:
„Viele wollen vorher absolut
keine, andere sofort – in der
Realität sieht aber alles oft
ganz anders aus“, weiß von
Koch: Gerade Erstgebärende
könnten sich nicht vorstellen,
was auf sie zukomme.
„Ärzte und Schwangere sollten sich überraschen lassen“,
rät von Koch: „Bei einer Geburt
ist nicht alles vorhersehbar.
Das macht jede Geburt so besonders und einzigartig – auch
für uns.“ Auf keinen Fall sollten
sich Eltern eine genaue Liste
oder einen Masterplan für die
Entbindung zurechtlegen: „Eltern sollten dieses nicht planbares Ereignis offen angehen“,
sagt von Koch: „Sonst kann es
Enttäuschungen geben.“
Den Vorteil einer unvoreingenommen Haltung kennt Martina Kiermeir aus eigener Erfahrung: „Die Schwangerschaft
verlief super, dann wurde es
doch noch ein Kaiserschnitt –
es kommt immer anders als
man vorher denkt.“ Und ihr
Mann Michael Molata rät anderen Paaren: „Es hilft zu versuchen, locker und gemeinsam
ranzugehen. Dabei hilft ein gesundes Grundvertrauen zu den
Hebammen, Ärzten und Pflegekräften. Wir sind deshalb auch
im Nachhinein so froh, dass wir
uns bewusst entschieden haben, wo wir zur Geburt hingehen.“
Michael Backmund
Am Freitag lesen Sie:
Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe: Dr. Franz Edler
von Koch hat schon viele Kinder zur Welt gebracht. Foto: Gregor Feindt
Oberschenkelhalsbruch:
Wie man sich schützen kann
A Klinikum der Univ. München, Frauenklinik Großhadern
A Frauenklinik Dr. Geisenhofer
A Rotkreuzklinikum
A Städt. Klinikum München, Klinikum Schwabing
A Frauenklinik München West/Krüsmannklinik
A Klinikum München Pasing
A Klinikum rechts der Isar der TU München
A Klinikum Starnberg
Befriedigend: Dieses Klinik
A Städtisches Klinikum München, Klinikum Neuperlach
hat eine rechnerische Auffälligkeit und einen Softwarefehler.
INFOS ZU DEN KRITERIEN
Um die „gute Qualität“ der
Geburtshilfe einer Klinik
und damit die Sicherheit für
Mutter und Kind zu prüfen,
wurden insgesamt sieben
Zielwerte gemessen und
kontrolliert: Dazu gehört
die Anwesenheit eines
Kinderarztes bei Frühgeburten, ein maximaler Zeitraum von 20 Minuten zwi-
schen Entschluss zum Notfallkaiserschnitt und der
Geburt des Kindes, die
Bestimmung des Säuregehaltes im Nabelschnurblut
von Neugeborenen, die
Gabe von Cortison bei
drohender Frühgeburt bei
mindestens zwei Tagen
Krankenhausaufenthalt vor
der Entbindung.
Fünf Münchner Kliniken
haben alle sieben Zielwerte
im Rahmen der Referenzwerte erreicht, acht hatten
nur eine rechnerische Auffälligkeit und eine Klinik zwei.
Kein einziges Krankenhaus
wurde als „qualitativ auffällig“ bewertet. Ein guter Ort,
um auf die Welt zu kommen. mb/Tabelle & Darstellung: AZ
Offenheit ist sehr wichtig
Für Martina Kiermeir
war es die erste Geburt.
Und es kam alles anders
als vorher gedacht
V
inzent wollte pünktlich
auf die Welt kommen:
Der Tag seines errechneten Geburtsdatums war noch
keine Stunde alt, da begannen
bei Martina Kiermeir (39) um
ein Uhr früh am 4. April 2014
die Wehen. Dann platzte die
Fruchtblase und um fünf Uhr
traf die 39-Jährige mit ihrem
Mann Michael Molata (41) im
Klinikum Dritter Orden ein:
„Das hatten wir uns vorher angeschaut und uns bewusst für
dieses Haus entschieden. Da
ist alles unter einem Dach,
auch im Falle von Komplikationen – es war ja meine erste Geburt.“
Doch dann hatte es Vinzent
nicht mehr eilig: „Nach 21
Stunden Wehen war ich im
Ausnahmezustand“, sagt Frau
Kiermeir: „Ich hatte jede erdenkliche Stellung – ob an der
Sprossenwand, am Boden
oder in der Wanne für Wassergeburten – und jeden Ratschlag meiner Hebamme ausprobiert.“ Um 22 Uhr fiel auf
Rat der Ärztin die Entscheidung für einen Kaiserschnitt
mit örtlicher Betäubung. Die
Infektionsgefahr für das Kind
Ein Entbindungszimmer mit Stoffbändern: Im Klinikum Dritter Orden
können Frauen verschiedene Positionen ausprobieren.
wäre sonst zu groß geworden,
weil die Fruchtblase bereits so
lange geplatzt war.
„Für mich war es toll, dass
ich bei Bewusstsein war und
alles mitbekommen habe“,
sagt die glückliche Mutter:
„Als er draußen war und ich
den kräftigen Schrei gehört
habe, wusste ich sofort, dass
alles gut gegangen ist und er
ein gesundes, kräftiges Kerlchen ist.“ Vinzent war 3220
Gramm schwer und 53 Zentimeter groß bei seiner Geburt.
Sein (fast) perfektes Timing
hält Vinzent übrigens bisher
weiter ein: Immer pünktlich
nach exakt vier Stunden will
er etwas zu essen.
mb

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