Einzigartiges Tramuntana

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Einzigartiges Tramuntana
Mallorca Zeitung - Leben - Einzigartiges Tramuntana-Gebirge auf Mallorca
Donnerstag, 01. April 2010
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Einzigartiges Tramuntana-Gebirge auf Mallorca
Überwältigend schön und steinalt – die Serra de Tramuntana soll von der Unesco zum Welterbe erklärt
werden. Die Entscheidung fällt im Juni 2011, und die Chancen stehen nicht schlecht
01-04-2010 DIESE NACHRICHT BEWERTEN
SILKE DROLL Sie ist einzigartig. Wie eine Insel auf
der Insel, ein abgegrenzter Natur- und Kulturraum,
ragt sie aus dem Meer und der Ebene. Sie hat eine
lange Geschichte, bis heute sind dort die Spuren der
Vergangenheit zu bewundern: jahrhundertealte
Köhlerplätze etwa oder Terrassen aus der Zeit der
Araber. Sie ist ganz anders als ähnliche
Bergregionen im Mittelmeerraum. Ab 2011 soll
Mallorcas Serra de Tramuntana von der Unesco
zum Welterbe erklärt werden.
Das hätte Caspar David Friedrich auch nicht besser
hinbekommen: Blick auf den Wachturm von Sa Calobra in der
Gemeinde Escorca. Inselrat
Fotogalerie: So schön ist die Tramuntana
Dafür sorgen will vor allem Maria Luïsa Dubon. Die Raumordnungsdezernentin beim Inselrat treibt das Projekt
seit zwei Jahren mit vollem Einsatz voran. „Die wichtigste Voraussetzung für diese Auszeichnung ist die
Außergewöhnlichkeit eines Orts", erklärt sie. Nachdem Spanien Anfang Februar die aus vier Bänden
bestehende und rund zehn Zentimeter dicke Bewerbungsschrift aus Mallorca als einzige des ganzen Landes
in dieser Kategorie bei der Unesco eingereicht hat, ist die Tramuntana bereits offiziell als Kandidatin akzeptiert
worden.
Nun geht der Bewerbungsmarathon in die heiße Phase. Inspektoren der Unesco werden inkognito nach
Mallorca reisen und die Beschreibungen vor Ort überprüfen, indessen läuft auf der Insel die
Öffentlichkeitsarbeit auf Hochtouren. Eine umfassende Internetseite mit spektakulären Bildern und allen
Einzelheiten zu dem Projekt, eine täglich wachsende Fan-Gemeinde auf Facebook, Vorträge, Workshops in
Schulen und Anzeigen sollen das Thema zur Herzensangelegenheit der Insel-Bewohner machen. „Die
Unterstützung durch die Bevölkerung hat ebenfalls großen Einfluss auf die Entscheidung der Unesco", sagt
Dubon.
Einen Makel allerdings kann sie nicht auswetzen. Spanien hat schon sehr viele Unesco-Titel, im Vergleich zu
anderen Ländern nach Italien die meisten. Dies könnte der Tramuntana zum Nachteil gereichen, denn
eigentlich sollen jetzt Staaten zum Zug kommen, die bisher noch weniger von Welterbe-Ehren profitieren.
Entschieden wird von einem internationalen Komitee im Juni 2011 in Bahrein.
Falls sich die Tramuntana durchsetzt, würde das mit mehr Kultur- und Wandertouristen die oftmals als zu
schwach beklagte Nebensaison beleben, glaubt Dubon. Und das Selbstwertgefühl der Einheimischen heben.
„Wir Mallorquiner glauben ja oft, wir haben hier mit der Bebauung der Küste und dem Massentourismus alles
falsch gemacht. So einen Schatz wie ein Unesco-Welterbe zu besitzen, würde die Leute stolz machen und sie
auch dazu bewegen, diesen Ort zu schützen."
Mit dem Welterbe-Status würde zudem die Bewahrung der Kulturlandschaft gefördert werden. Denn viele der
weitläufigen Ländereien (possessions) – 70 Prozent der Fläche, die ausgezeichnet werden soll, ist Privatbesitz
– sind unrentabel und verwahrlosen. Ohne aktive Pflege verfallen die Trockensteinmauern, verwildern die
Olivenhaine. Gleichzeitig ärgern sich die Wanderer über die vielen von Privatleuten versperrten Wege in der
imposanten Landschaft. Manche sind tatsächlich privat, andere verschlossen, obwohl sie öffentlich sind. „Wir
wollen eindeutig klären, welcher Weg benutzt werden kann und welcher nicht und zum Beispiel Abkommen mit
Eigentümern treffen, so dass diese ihre Wege oder Häuser zur Besichtigung öffnen. Dafür bekommen sie
dann Hilfen zur Erhaltung ihres Landguts."
Gleichzeitig sollen die erwarteten Besucherströme in dem Gebirge auf verschiedene Themen-Routen – zum
Beispiel auf Spuren des Erzherzogs Ludwig Salvator oder entlang alter Bewässerungssysteme – gelenkt
werden, um die Belastung für die Landschaft gering zu halten. „Wanderwege sollen auch mit dem Zug oder
mit Kleinbussen erreichbar sein, um möglichst wenig Autos und vor allem keine Reisebusse im Gebirge zu
haben. Einen Massentourismus wollen wir dort nicht", sagt Dubon. Dann wäre es ja auch nicht mehr die
Tramuntana.
Die Tramuntana-Bewerbung in allen Details im Internet (spanisch, katalanisch, englisch).
Fan der Tramuntana-Bewerbung bei facebook werden.
In der Printausgabe vom 1. April (Nummer 517) lesen Sie außerdem:
– Selbstversuch: Die Fahrt mit dem Elektro-Rad
– Schön hier: Mallorcas beste Picknickplätze
http://www.mallorcazeitung.es/leben/2010/04/01/einzigartiges-tramuntana-gebirge-m... 07/04/2010