Die moderne Teezeremonie - johannes s. sistermanns
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Die moderne Teezeremonie - johannes s. sistermanns
Die moderne Teezeremonie - im Land der aufgehenden Getränkeautomaten Der Weg des ‚grünen Blattes’ „Die ersten Teepflanzen kamen mit der buddhistischen Lehre aus China, und nachdem die Teezeremonie zunächst nur ein Teil der buddhistischen Übung war, wurde sie im 16. Jahrhundert Bestandteil der Bildung des Herrscher- und Ritterstandes.“ 1 Im Zen-buddhistischen Kloster nutzte der Mönch die tonisierende Wirkung des grünen Tee, um bei seinen Meditationen nicht einzuschlafen. „Die Legende berichtet, er (Bodhidharma) sei einst beim meditieren in Schlaf gefallen und darüber so in Zorn geraten, dass er seine Augenlieder abschnitt, und als diese zu Boden fielen, entstand aus ihnen die erste Teepflanze.“ 2 Der im 6. Jahrhundert aus China über Korea nach Japan gebrachte Buddhismus ist von Anfang an eine Angelegenheit des Hochadels und der Aristokratie. Fischer, Bauern und Händler kommen mit ihm nicht in Berührung. Das Trinken des grünen Blatt Tees erfährt seine Verselbständigung zur ‚Teezeremonie’ in der aristokratischen Schicht und nicht im Kloster. Das grüne Blatt wird in Japan pulverisiert, was eine hohe Kultivierung und Verfeinerung des einstmaligen Ausgangsmaterials darstellt. Aristokraten halten sich einen privaten Teemeister, nur für ihre Person. In den Teehäuser der Tempel trinkt man Tee und vertieft sich eines kontemplativen Schauens in den Teegarten. Die Teezeremonie war in Form und Sinn im Lauf der Zeit vielen Veränderungen unterworfen. Grüner Tee wird in der Momoyama-Zeit (1568-1615) von Kriegern und Kaufleuten getrunken, ‚wenn sie zum Beispiel Waffenkäufe besprachen. Noch früher galt das Getränk selbst als heilkräftig; durch Verkosten des Tees die Sorte herauszufinden, war ein Gesellschafts- auch eine Art Glücksspiel.’ 3 Eine traditionelle Teezeremonie ist kein buddhistischer Ritus, jedoch ein religiöser. Unter dem Einfluss des sich ausbreitenden Taoismus und Buddhismus chinesischer Ausprägung formulieren sich in der japanischen traditionellen Teezeremonie die Werte Erfurcht (kei), Wertschätzung aller Wesen, der Harmonie (wa), aufrichtige tiefe Anteilnahme an allem, innere und äußere Reinheit (sei) und Stille (jaku) zu ihren Grundregeln. „Während der Edo-Periode hat jeder Fürst Teehäuser und Teeräume errichtet.“ 4 „Für den Zweck der Teezeremonie entstanden Teegärten, die nach dem Vorbild der Tempelgärten gestaltet wurden. (...) Sie wurden nur für den Zweck angelegt, die Teilnehmer einer Tee-Zeremonie von dem ‚Schmutz’ der Welt zu befreien und auf die stille des Teezimmers vorzubereiten. Mit der Beliebtheit der Teezeremonie im 16. Jahrhundert wuchs auch die Verbreitung dieser Gärten. Denn man benötigte kaum Grundbesitz und konnte dennoch in ‚konzentrierter’ Form den ästhetischen Reiz einer Gartenanlage genießen.“ 5 „Das eigentliche Teetrinken bildet durch einen äußerst sorgfältig ausgearbeiteten künstlerischen Prozess und spezielle Bedingungen und Umstände in sich selbst eine dynamische, anschauliche Kunst, die als eine besondere Form räumlicher Kunst betrachtet werden kann“ 6 Das moderne Teehaus : der Getränkeautomat Alle 70 bis 100 Meter steht in Japan ein Getränkeautomat. Vor allem in Städten. Sie warten nicht nur mit gekühlten Getränken auf, sondern auch mit gewärmten. Neben kaltem oder warmem Kaffee, gelegentlich auch warmgehaltener Tomaten- und Maissuppe, spuckt der Getränkeautomat auch warmen grünen Tee aus. Sie stehen einzeln oder in Reihe. Spärlich erleuchtet bis üppig von bunten Leuchtröhren gerahmt. Kommen schmucklos, dezent oder farbenprächtig daher. Stehen wahllos im buntesten, schrillsten Stadtraum, säumen Parkhauseinfahrten und –ausfahrten, Aufgänge, Gassen, Metrostationen. Sie unterbrechen das einheitliche Erscheinungsbild eines Dorfes mit ihren pagodenhaften Holzhausarchitekturen, oder, sind in sie diskret als modernes Inlay passgenau eingelassen. Übrigens, über Land mit dem Fahrrad fahrend, konnte ich mir auch Gemüse, bis hin zur einzelnen Möhre aus einem Automaten ziehen. Sie produzieren selbst akustische Signale als hörbare Bestätigung zeremonialem Verhaltens beim Erwerb einer Teedose. Und stehen selbst in ruhigen oder brutal sich gebärdenden Klangzonen. Bedienen den vorüberlaufenden Menschen, sein flüchtiges Durchlaufen von Gassen, Übergängen. Ein Ankommen ist woanders, Teetrinken ist beiläufig, die Dose von keinem Wert, die Wertschätzung einer keramischen Teeschale, des warmen Tees etc. kommt aus der Vergangenheit, immer das gleiche Ritual. Zeichen einer modernen Teezeremonie. ‚Sôan’, was soviel heißt wie strohgedeckte Hütte, Einsiedlerklause, ist ein alter Name für das Teehaus. Ursprünglich bezeichnete dies einen temporären Zufluchtsort eines Reisenden, der in alten Zeiten eine ungebändigte, weite Wildnis zu durchqueren hatte. Die vorgefundenen hohen Binsen wurden von ihm zu einem Graszelt gebündelt, verknotet, als Schutz für die Nacht. Mit dem Aufknoten des Zeltes am nächsten Morgen löste sich dieses Zelt von selbst wieder auf und verschwand spurlos in der Natur. Das flüchtige Gerinnen von Phänomenen und deren erneuter Auflösung symbolisiert dieses Vorgehen. Es beschreibt das Verhältnis von existenzieller Anspruchslosigkeit vor dem Hintergrund einer weit sich ausdehnenden Natur. Punkt und Meer. Es ist kein Suchen nach einem Zentrum und seiner Relation zum Kosmos als vielmehr ein SichAufhalten in der ‚Dynamik der ungewissen Balance’ 7, einem kontemplativen Feld der Asymmetrie, Unvollkommenheit, Unvollständigkeit, Formlosigkeit und gegenseitigen Durchdringung räumlicher Sphären von Licht, „tatsächlich gründet die Schönheit eines japanischen Raumes in der Abstufung der Schatten“ 8 , und Klang, „jedenfalls scheint es mir, dass die Zeit gekommen ist, ‚japanische Gärten’ sowie ‚japanische Kalligraphie’ in Betracht zu ziehen, denn sie beziehen sich unmittelbar auf die besondere Wahrnehmung des Raumes, die wir vielleicht ‚aktive Randzone’ nennen können. (...) Ich (...)würde sie sogar als ‚akustischen Raum’ (...) bezeichnen.“ 9 Dem ‚Lob des Schattens’ möchte ich den ‚Lob der Resonanz’ zur Seite stellen. Es ist der ‚wahre’ Begründer der Teezeremonie, Sôeki Sen Rikyû (1522-1591), der die bis ins 16. Jahrhundert veranstaltete Teezeremonie von Tee-Wettstreiten, Glücksspielen sowie Sauf- und Teegelagen mit Aufführungen von Farcen unter Beteiligung von Kurtisanen, Tänzerinnen und Freudenmädchen entschlackt. Er gibt ihr eine strenge Tee-Etikette mit einem Ablauf in zwölf Schritten und wendet die Aufmerksamkeit aufs Hören. „Meister Rikyû wollte jegliches Geräusch aus der Teezeremonie verbannen.“ 10 Rikyû führte die laute Teezeremonie in eine rituelle Stille. Lob der Resonanz - KlangFülle japanischen KlangAlltags Japanisches Alltagsleben hat heute sehr viele Momente extremer Überakustik. Überbordender visueller Fülle entspricht auditiver Fülle. Ob dies im allgemeinen so wahrgenommen wird, weiß ich nicht. Einzelne, klangbewußte Japaner sprechen von einem Zuviel. 2 Vielfach jedoch hatte ich den Eindruck, dass dies nicht als störend oder gar irritierend wahrgenommen wird. Viele, ob bewusst oder unbewusst, lassen sich auf diese Klänge ein, zumindest jedoch sich von ihnen widerstandslos umgeben. Die KlangSituation während der Teezeremonie ist vergleichbar, nicht in der Art und Weise der zu hörenden Klänge, jedoch im schlichten Vorhandensein des und Hören auf den klingend umgebenden Gartenraum, den ‚akustischen Raum’ und seiner Resonanz im Teehaus selbst. Das Teehaus ist in einem angelegten Garten aufgebaut. In ihm befinden sich kleine Bäche, Wasserfälle, mit Wasser volllaufende hohle Bambusrohre, die mit einem akzentuierten ‚Klack’ nach vorne kippen und hierdurch wieder das gesammelte Wasser ausschütten und leer zurück in die Ausgangsstellung fallen. Vom Wind bewegte Baumblätter, das Rufen der ständig irgendwo schreienden Krähen, Glockenklang, Vogelgezwitscher. Die im Teehaus selbst ablaufende Zeremonie macht mit dem Wasserkochen und den zeremoniellen Handbewegungen und den TeeUtensilien ihrerseits raschelnde, zischende, leise Geräusche. Hierbei spielt das Hören als sinnliche Wahrnehmung eines Resonanzphänomens eine bedeutende Rolle. Sei es als hörende Aufmerksamkeit auf den äußeren Naturklang, auf instrumentales Spiel im Hausinnern, z. B. der Shakuhachi Bambusflöte oder auf das Sprechen und während des Schweigens untereinander. Der das Teehaus umgebende NaturKlang ist nah und weiträumig zugleich. Die Wände des Teehauses sind dünn, die Innentüren papierbezogen, die Fenster aus geflochtenem Bambus oder Holzstäben unterteilt, sonst aber offen. Alles markiert Durchlässigkeit für jeden Klang von außen nach innen. Im Inneren des Teehauses werden dann diese Umgebungsklänge gehört und ganz selbstverständlich als Teil des sich vollziehenden Ritus akzeptiert. Hier ist das Teehaus Resonanz für den Außenklang. In der Umkehrbewegung wird die Teezeremonie in diesen Umgebungsklang aber auch wieder hineingelegt. Das Instrumentalspiel, das Sprechen und Schweigen korrespondiert hiermit, indem es die Umgebung als Klangraum kooperierend in sich aufnimmt. Es wird nichts unternommen, diesen UmgebungsKlang zu vermeiden. Die Situation wird immer als eine für diesen Moment vollständige und gültige in all ihren Facetten respektiert und gehört. „Das schöpferische Pulsieren des ‚Feldes’, das seinen Umkreis in alle Richtungen jenseits der Umfriedung von Raum und Teehäuschen ausdehnt, sich mit den Lauten des Windes vermischt und mit den schwankenden Bewegungen der Bäume übereinstimmt, wird so empfunden, dass es am Ende mit der metaphysischen Dynamik des Kosmos in seiner unaufhörlichen Kreativität eins wird, d. h. mit der Aktivität der hervorbringenden Artikulierung, nämlich dem ‚Hineinziehen’ und dem ‚Entfalten’ in und aus dem nichtartikulierten Ganzen.“ 11 Das, was sich außerhalb Asiens in Soundsocape-, Landscape- und environmental soundKompositionen als atmosphärisches Vibrieren in den letzten circa 25 Jahren musikalisch zurückerobert wurde, ich möchte es als ‚integrales Raumhören’ beschriften, ist der japanischen Teezeremonie und Kultur überhaupt rituell schon immer inhärent. Die japanische Teezeremonie ist somit auch ein akustisches Environment miteinander spielender Räume. Erst dieses akustische Environment aus gespielter Musik, Sprechen und Schweigen sowie Naturklang bildet in der traditionellen japanischen Teezeremonie den integralen Raum der Klänge. Während dieser Raum der Klänge in sich asymmetrisch ausbalanciert wird durch bewusste künstlerische, architektonische und geistige Gestaltung sowie anwesende Personen, scheint der öffentliche und alltägliche Stadtraum heute vielfach übervoll, verwüstet, unbeachtet, kraftraubend. So scheint, also würde der organischen Ausdehnung eines akustischen Raumes kaum mehr Beachtung geschenkt. Die vielfältigen Klangräume sind so eng beieinander, dass sie sich übereinander zu schieben scheinen. Dies macht den einen ‚akustischen Raum’ kaum mehr auffindbar. Die moderne Teezeremonie ereignet sich in einer Stadt als die „Gesamtheit eines fließenden und symbolischen dynamischen Feldes“ 12 Kooperierende Klangräume – asymmetrische Balance 3 Vielleicht geschieht heute die dynamische, asymmetrische Balance weniger in ‚einem’ Raum, als es vielmehr Stadtraum, Naturraum und Tempelbezirk sind, also die Gleichzeitigkeit dieser voneinander getrennt lebenden Räume, die in asymmetrischer Balance zueinander im heutigen Japan stehen, oder sich selbst suchen. Ein Japaner trinkt nicht auf der Straße, genauso wenig wie er auf der Straße isst oder nach dem Weg fragt. Das eine tut man nicht (trinken, essen), das andere weiß man (den Weg). „In der traditionellen Teezeremonie stellt die Schönheit der Natur einen positiven ästhetischen Wert dar, deren Wertschätzung nicht im Moment des Höhepunktes z. B. einer aufgehenden Blüte gesehen wurde, sondern eher im Prozess des Sich-Verflüchtigens und Abnehmens oder nur noch in den Spuren, die sie nach ihrem Verschwinden zeichnet. Der für die alte Teezeremonie wichtige Zustand von ‚wabi’ wie Mangel, Verlust, Hoffnungslosigkeit, Verlorensein wurde mit der existenziellen Wirklichkeit des Menschen gleichgesetzt. Sie fanden hierin einen ‚Aufenthaltsort ethisch-ästhetischer Genügsamkeit’“ 13 Die moderne Teezeremonie hat keinen befriedeten, abgegrenzten, rituellen Bezirk, sie vollzieht sich überall. Ihr ist nichts mehr heilig. Das Moment der existenziellen Gewahrwerdung ist der bequemen Darreichungsform eines Endproduktes gewichen, das man nicht mehr herstellen, aufgießen, wärmen, pflegen, säubern muss. Man muss nur eines: das Geld haben, es zu erwerben. D. h. man muss mit etwas Anderem woanders dieses Geld verdient haben, dann kann man seine moderne Teezeremonie als Instant-Ereignis abrufen. Im Moment des Verlangens nach grünem, warmem Tee, des Geldsuchens im Portemonnaie, seines Einwerfens in den Automaten, Abwartens des vertrauten Geräusches einer durch den Automaten hinunterrasenden Teedose, hier Aufschlagen in das blecherne Auffangbehältnis, das Zurückschieben des Öffnungsschlitzes mit der einen, das Herausholen der Teedose mit der anderen Hand, und dann das Öffnen zum Trinken des warmen grünen Tees: all das ist die heutige moderne Teezeremonie. Interaktion Mensch - Getränkeautomat: moderne Teezeremonie Das GetränkeSelbst, oder der GetränkeAutomat (autós, griech. Selbst) ist der verknappte Vollzug einer ehemals mehrstündigen Teezeremonie. Auf kürzeste Distanz, in aller zeitlichen Kürze, räumlich komprimiert, die zwischen Geldeinwurf und Ausspucken des warmen grünen Tees in Gestalt einer Dose liegt, sind diese drei Sekunden Substrat moderner Teezeremonie, sowie Repräsentant und Erinnerungszeit an die Zeremonie traditionellen Teetrinkens. Der Automat gibt nur mehr dem Tee und seiner Dose ein Haus, nicht dem vorübereilenden Reisenden. Er leistet keine Gesellschaft, spricht nicht, tauscht lauwarmen Tee gegen harte Münzen. Ver’selbst’ändigt den Durst zu einer körperlichen Funktion und hält kein spirituelles, sinnliches Ansprechen und Wahrnehmen für nötig. Der Durstige selbst vollzieht die Zeremonie. Innere Beteiligung am gemeinsamen Vollzug der Teezubereitung, in spirituellem Lichte und demütiger Haltung einen Tee angerichtet und serviert zu bekommen, ist nicht sein Verlangen. Im Moment der modernen Teezeremonie ist der Automat Teehaus, Partner und Zeremonienmeister. Die Stadt mutiert zum klangrauschenden Garten. Es gibt Klänge en masse. Im Raum- und Zeitverlauf einer Stadt ist der Getränkeautomat farbiger Tupfer in abwechslungsreichen Oberflächen. In dieser Raum-Zeit-Mensch Konstellation sehe ich eine Form der modernen Teezeremonie. Ich begann das soziale Umfeld und die Darreichungsform des grünen Tees aus dem Getränkeautomat aufzunehmen. Und ich begriff, dass der Tee mithört. Genauso, wie mein Trommelfell Resonanz für alle Klänge ist, hört das Teewasser, die Teedose mit und ist Resonanz für jedes gesprochene Wort. Ich klebte kleine Piezo-Membrane Mikrophone an ausgetrunkene Teedosen und ging durch Pachinkohallen (jap. Spielha/öllen), Einkaufspassagen, Kaufhäuser, neu entstehenden Cafes, 4 Straßen, U-Bahnstationen, Bahnhöfen und Seitenstrassen und nahm ihre Resonanz in der leeren Teedose auf. In der Fußgängerzone Teramachi-dori von Kyoto entstand das Video von der Performance ‚silent tea at teramichi’ Um das Teetrinken und der Vielfalt der akustischen Situationen, in denen die moderne Teezeremonie zelebriert wird (vom Geldsuchen, -einschmeißen, bis zum Auswerfen der heißen Teedose), der Klang des sozialen Umfeldes, Klang der Teedose, Getränkeautomaten und den hierin handelnden Menschen entstand die ‚electric tea ceremony’: Stimme, Dose Teeblätter, Monochord, Originaltonaufnahmen aus Kyoto und Tokyo, live-sampling mit Laptop und selbstgeschriebener Soundbearbeitungssoftware, Video. Alltagsgegenstände und Alltagsgeräusche als Repräsentanten aktueller Wirklichkeitserfahrung sind künstlerischen Material in Klangfindung und Klangobjekt. Und zu diesem Zeitpunkt, als ich zum erstenmal an die ‚moderne Teezeremonie’ dachte, wusste ich nicht, das bis ins 16. Jahrhundert die in feudalistisch-adligen Zirkeln zelebrierte Teezeremonie ein Ausbund an akustischer Überschwänglichkeit, theatralischer Raffinesse und erotischer Atmosphäre gewesen ist. Mithin eine Buntheit und Lebendigkeit gehabt haben muss, wovon die heutige, moderne Teezeremonie ein automatisiert-reduziertes Großraumecho sein könnte. „At present, over 10 million people study the tea ceremony in Japan, over 90 percent of them women. (...) The tea ceremony is presented variously, daily in some homes, once or twice a year in others. It may be performed on any occasion and for no reason other than for itself, simply as tea for friends.“ 14 © Johannes S. Sistermanns, 2003 veröffentlicht in: Conceptualisms in Musik, Kunst und Film, Christoph Metzer (Hrsg.) Pfau Verlag/Saarbrücken, S. 221-227 (Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung in der ‚Akademie der Künste Berlin’ 2003) 5 Literaturverzeichnis 1 Gudrun Moede ‚Die hohe Kunst der Teezeremonie’, in: Japan Magazin, 12/2000, S. 18 2 Alan W. Watts, Zen-Buddhismus, Hamburg 1961, S. 112, 233f 3 Teiji Itoh, Die Gärten Japans, Köln 1999, S. 147 4 Gudrun Moede ‚Die hohe Kunst der Teezeremonie’, in: Japan Magazin, 12/2000, S. 19 5 C.-René Tietzer, ‚Japans Gärten’ in: Japan Magazin, 12/1990, S. 6 6 Toshihiko und Toyo Izutsu ‚Die Theorie des Schönen in Japan, Köln 1988, S. 81 7 Toshihiko und Toyo Izutsu ‚Die Theorie des Schönen in Japan, Köln 1988, S. 80 8 Tanizaki Jun’Ichiro, Lob des Schattens, Zürich 1987, S. 33f 9 Shin Takamatsu, Shin Takamatsu, ein Architekt aus Kyoto, Berlin 1995, S. 100f 10 Shin Nakagawa, Kyoto – Klänge des Kosmos, Berlin 2000, S. 72 11 Toshihiko und Toyo Izutsu ‚Die Theorie des Schönen in Japan, Köln 1988, S. 87f 12 Shin Takamatsu, Shin Takamatsu, ein Architekt aus Kyoto, Berlin 1995, S. 100f 13 Toshihiko und Toyo Izutsu ‚Die Theorie des Schönen in Japan, Köln 1988, S. 73 14 Kondasha Encyclopedia of Japan, Tokyo 1983, S. 365 6