Die Gmünder Ringsage
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Die Gmünder Ringsage
Die Gmünder Ringsage Entstehung und Entwicklung einer Staufer-überlieferung Klaus Graf Als der Donzdorfer Dekan Johann Georg Schroz am 25. Juli 1762 anläßlich der feierlichen Umwandlung der Gmünder Pfarrkirche in ein Kollegiatstift die Festpredigt hielt, schmückte er seine Ausführungen mit einem Predigt-Beispiel, daszugleicheine Verbeugung vor dem Ursprung der Reichsstadt Schwäbisch Gmünd darstellte: Treu und Glauben scheinet das Fundament zu seyn, auf welches diese Stadt gegründet worden. Dann wem ist unbekannt, daß dieser Orth seine erste Ring-Mauren bekommen aus Gelegenheit eines kostbaren Trau-Rings, den die Gemahlin FRIDERICHS des Hertzogs in Schwaben daherum verlohren und wieder gefunden hat. Der Trau-Ring, ist er nicht ein Sinnbild der stärksten Treu und des Glaubens? 1 Dieses Predigt-Exempel ist die Gmünder "Ringsage", eine Oberlieferung, die sich auf das Ehepaar Herzog Friedrich von Schwaben und Agnes, Tochter Kaiser Heinrichs IV., bezieht und in ihrer einfachsten Fassung so lautet: "Auf einer Jagdpartie habe Agnes ihren Trauring verloren. Im Schmerze über dessen Verlust habe sie das Gelübde gethan, auf der Stelle, wo dieser Ring wieder gefunden würde, eine Kirche erbauen zu lassen. An dem Orte nun, wo jetzt die Johanniskirche steht, sei der fragliche Ehering gefunden und zur Erflillung des gemachten Gelübdes die Kirche erbaut worden"2 • Die bislang vorliegenden Äußerungen zur Ringsage, deren Entstehung und Alter ungeklärt ist, sind weitgehend von der einen Frage bestimmt, ob der von ihr unterstellte Zusammenhang des genannten Herzogspaares mit der Erbauung der Johanniskirche oder der Stadt Gmünd zutrifft oder nicht. Seit längerer Zeit steht ja fest, daß sich der Bericht unmöglich auf die in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts erbaute und 1225 bei Caesarius von Heisterbach erstmals erwähnte spätromanische Johanniskirche 3 beziehen kann. Allenfalls ein Bezug auf deren kleinere Vorgängerkirche, die zeitlich nicht näher zu bestimmen ist, wäre denkbar. Bei diesem frühen Kirchenbau handelt es sich wohl um eine (zuletzt staufische) Eigenkirche des Gmünder Grund- und Gerichtsherrn, die als Zubehör des an der Stelle des heutigen "Predigers" vermuteten Herrenhofs4 aufgefaßt werden kann. Rätselhaft bleibt jedoch weiterhin, weshalb und auf wessen Veranlassung nach 1200 die relativ große und aufwendig geschmückte Johanniskirche errichtet wurde, da doch die Stadt in der Vorgängerin des heutigen Münsters bereits eine Pfarrkirche besaß. Die ausführlichste Erörterung der Gmünder Ringsage findet man in Peter Sprangers grundlegender Arbeit über Schwäbisch Gmünd bis zum Untergang der Staufer. Spranger hat sich darin eingehend auch mit einer verblüffenden Österreichischen Parallele der Ringsage auseinandergesetzt, der "Schleierlegende" des Stifts Klosterneuburg bei Wien, die sich ebenfalls an die Kaisertochter und ihren Gemahl, diesmal der Habenherger Markgraf Leopold der Heilige, knüpft. Er wertet die - in einer der bekannten Fassungen auf die Erbauung der Stadt Gmünd bezogene - Ringsage als Erinnerung an den Gründungsakt der Siedlung Gmünd durch das Herzogsehepaar und will diese Vermutung durch einen Vergleich mit der Klostemeuburger Legende stützen. An dem entscheidenden Anteil der beiden Ehe129 paare, hier Friedrich und Agnes, dort Leopold und Agnes, zu zweifeln, besteht flir Spranger "kein ersichtlicher Grund, weder für Klosterneuburg noch flir Gmünd". Als wesentliche Aussage der "ihres sagenhaften Beiwerks entkleidet(en)" Ringsage glaubt Spranger festhalten zu dürfen, "daß Herzog Friedrich I. und seine junge Gemahlin die eigentlichen Gründer der späteren Stadt gewesen sind" 5 • Auch wenn es gerechtfertigt ist, historische Sagen und geschichtliche Überlieferungen auf einen möglichen "historischen Kern" abzuklopfen, so darf sich die Beschäftigung mit solchen Traditionen doch nie auf diese allzu einseitige Fragestellung beschränken. Diese ist nur ein Teil einer umfassenderen Betrachtungsweise, die Träger und Funktion geschichtlicher Überlieferungen untersucht. Neben dem Versuch, die Entstehungsumstände einer Oberlieferung zu klären und damit auch ihr Verhältnis zu realen Gegebenheiten, gilt es ihren "Träger" zu bestimmen, jenen Personenkreis also, der aus bestimmten Motiven an der Weitergabe der Überlieferung ein Interesse besaß. Als "Funktion" einer Überlieferung ist der Grund ihrer Vermittlung (Tradierung) anzusprechen, der stets mit den Interessen, dem Selbstverständnis und den Vorstellungen des jeweiligen Übermittlers in Verbindung steht6 • ijach diesen Grundsätzen soll im folgenden die Entstehung und Entwicklung der Gmünder Ringsage, einer charakteristischen Staufer-Überlieferung, behandelt werden. Als Ausgangspunkt müssen dabei die von vier schriftlichen und einer bildliehen Quelle repräsentierten Fassungen der Sage dienen. Im Anschluß daran werden die Zusammenhänge der Ringsage mit volkstümlichen Erklärungssagen einerseits und theologisch-gelehrten Grün- dungserzählungen, z. B. der Klosterneuburger Schleierlegende, andererseits darzulegen sein. Eine Erörterung, welche Schlüsse aus dem Auftreten des Herzogspaares in der Sage zu ziehen sind, wird dann auch Aufschluß darüber geben, ob Sprangers "historischer Kern" als wahrscheinlich gelten kann. Zum Abschluß der Sagen-Untersuchung sollen noch drei Gesichtspunkte ihrer Wirkungsgeschichte zur Sprache kommen: die um 1800 verbreitete Deutung der Madonna an der Johanniskirche als Herzogin Agnes, die "Entdeckung" von Heberies Ringsagengemälde durch die Romantik und schließlich die literarischen Bearbeitungen des Ringsagenstoffs. Schriftliche Zeugnisse Die verschiedenen Fassungen der Sage, die von Klaus Schreiner als "frühneuzeitliches Sagenge bilde, in dem sich mehrere Überlieferungsschichten überlagern und durchdringen"' angesprochen wird, werden von vier voneinander unabhängigen Zeugnissen vom Ende des 16. bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts überliefert. Es sind dies: die "Annales Suevici" des Martin Crusius {1595), die Salvatorbeschreibung von Leonhard Friz (1620), die Gmünder Chronik Friedrich Vogts (1674) und als bildliehe Darstellung das Ölbild des Gmünder Malers Johann Georg Heberle mit erläuternder Inschrift (1714). Im Gmünder Abschnitt seiner "Annales Suevici" von1595 berichtet der Tübinger Professor Martin Crusius im Anschluß an die Etymologie des Stadtnamens Garnundia aus Gaudia mundi (Freude der Welt), die er den Werken des württembergischen Chronisten David Wolleber und einer Gmünder Chronik entnommen hat, von einem eigenen Quellenfund hierzu: "In den Büchern der Loreher Mönche findet man eine andere Begründung des Namens Gmünd; ob wahr oder erfunden, bleibe dahingestellt. Einst verlor an jenem Ort, so erzählen sie, die Gattin Herzog Friedrichs des Alten, Frau Agnes, ihren Ehering, weshalb große Trauer entstand. Daraufhin versprach Herzog Friedrich in einem öffentlichen Ausschreiben dem Finder ein großes Geschenk. Außerdem gelobte er die Erbauung einer Stadt am Fundort des Rings. Nach langer Suche wurde dieser dort gefunden, wo jetzt Gmünd steht. Man begann nun mit dem Bau der Stadt und nannte sie Gmünd, welchen Namen ihr Friedrich beilegte, als habe er sagen wollen: Freue dich Welt (Gaude munde), der Ring ist gefunden. Aber das lasse ich beiseite, da es ungewiß ist. Denn später habe ich anderswo gefunden, nicht Gmünd, sondern ein Kloster sei aus jener Ursache gegründet worden" 8 • Die Reserve des protestantischen Historikers gegenüber der mönchischen Mär aus dem Kloster Lorch ist unverkennbar. Daß Crusius die Tendenz der Erzählung leicht verändert hat, kann nicht ausgeschlossen werden. So dürfte in seiner handschriftlichen Vorlage, die sicher vor Aufhebung des Klosters 1535 entstanden ist, der Eingriff Gottes als "wunderbare Komponente" zur Auffindung des Rings geführt haben 7 • Ähnlich wie der Tübinger Geschichtsforscher auf die Erzählung der wundergläubigen Mönche reagierte der Gmünder städtische Jurist Leonhard Friz auf volkstümliche Überlieferungen, die nicht schriftlich festgehalten waren. Im stadtgeschichtlichen Exkurs seiner Salvatorbesclueibung aus dem Jahr 1620 schreibt der gelehrte Autor: Von den ersten ge- bawen will ich nichts sagen, die gemeine aussage ist die kirchen S. Joannis seye zum ersten gewesen, daß geschwetz vonn dem gefundenengemähe/ring der Agnes hertzogen deß Friderici laß ich in seinem werth unnd unwerth verbleiben 9 • Mit dieser Stelle vergleichbar ist Noch heute ist die Ringsage populär; der "Stauferritt" auf dem Johannisplatz 19 77 bezog sich darauf 130 Friz' Ablehnung der Überlieferung von einem unterirdischen Gang vom Näherstein (St. Salvator) nach Lorch als "gemeine(s)geschwetz" 10 • 131 Als erster Chronist der Stadt geht 1674 der Ratsherr und Baumeister Friedrich Vogt auf die Ringsage ein. Anlaß war eine Bemerkung in dem "Chronicon Parvum Sueviae" des vielgelesenen Ulmer Autors Martin Zeiller, das in der Hauptsache einen bearbeiteten deutschen Auszug aus Crusius' Werk bietet 11 • Zeiller berichtet, so begründet Vogt sein Vorhaben, ein gefundener Ring habe in Gmünd große Freude verursacht, aber da er nichts gewises davon schreibt, ... jedoch etwas daran seyn muß, wolle er der Sache nachgehen. Aus dem Umstand, daß Herzog Friedrich I. und Agnes im Schloß Lorch residiert haben und viel bewehrte Authoren Gmünd als Stätte von Jagden und anderen Lustbarkeiten erwähnen, folgert der Chronist, Agnes sei sicher auch nach Gmünd gekommen. Solchermaßen durch gelehrte Autoritäten abgesichert, kann Vogt die mündliche Sagenüberlieferung endlich wiedergeben : wie dann das allgemeine Gesag, sie [Agnes] allwo iezt S. Joannis Kirch steht, den Gemahlring verlohre[n] hab, in welchem ein so für den Schwindel gewesner Stein versezt gewesen, solchen auch an allen Orthen ausgeschickt selben zu suchen mit disem Gelübd, wo und an welchem Orth diser Ring gefunden wurde, solle ein Kirch dahin gebauet werden 12• Anders als Fri.z, dessen Werk Vogt kannte und ausschlachtete, vertraute der Baumeister der mündlichen Sage, denn er versuchte sie im Anschluß an ihre Wiedergabe durch eine originelle Deutung der figürlichen Johanniskirchenplastik zu bestätigen. Es sei gewiß, schreibt Vogt, daß die Johanniskirche der erste Bau der Stadt gewesen sei. Die Madonna mit Kind am Südwestpfeiler der Kirche solle andeuten, daß Maria dis Orths Patronin seyn soll. Während er den darunter dargestellten Jäger mit zwei Hunden so interpretiert, daß der Ort eine Wildnus gewesen sei, worinn man sich mit Jagen und Baizen ergözet, nimmt er den Reiter mit Lanze als Hinweis auf die .in Gmünd abgehaltenen Ritterspiele . Unter (i. Wirkl. über) dem Turnierreiter befinde sich ein Zweifelstrick , da man freylich wird gezweifelt haben, wo der Ring verlohren möchte Iigen. Daneben halte ein Mann mit entblößtem Haupt und langem Rock den wiedergefundenen Ring mit der rechten Hand triumphierend in die Höhe. Obwohl das alles vor ungefähr 568 Jahren geschehen sei, könne man es in Stein gehauen noch gar deutlich . .. sehen. Vogt zweifeit daher nicht daran, daß an dieser Stelle der erste Stein zur Kirche gelegt worden sei. Abschließend wendet sich der Chronist noch dem Kirchturm zu: ein gewaltiger schöner Thurn von Quaderstucken gebauet und zierlich durchbrachen, der bis auf den heutigen Tag Schwindelstein genannt werde, nur von den gemeinen Leuthen Winde/stein, vielleicht weil das rascher ausgesprochen werden könne. Wenn der Turm tatsächlich einen Schnecken oder Windelstein (steinerne Wendeltreppe) hätte, meint Vogt, könne man seinen Namen davon ableiten, aber da er außer etlichen grad eingehauene Trappen nur hölzerne Stiegen besitze, bleibt der Chronist dabei, daß der Turm seinen Namen von dem eingesezten Stein des Rings erhalten habe. Heberies Gemälde in der Johanniskirche Im Chor der Johanniskirche hängt ein Ölgemälde, das dem Betrachter das Geschehen der Ringsage vor Augen flihrt 13• Ort der Handlung ist das Tal der Rems, die sich durch den Bildmittelgrund schlängelt. Im Hintergrund dominiert der von einer vieltürmigen Ritterburg gekrönte Bergkegel des Hohenstaufens, links und rechts flankiert von den weniger ins Auge fallenden Burgen Rechberg und Lorch (vor der Umwandlung in ein Kloster). Als erstes blickt der Betrachter jedoch auf die in helles Licht getauchte Johanniskirche, die für sich allein in der Tallandschaft des rechten Vordergrunds steht. Vor ihr reitet das Herzogs- 132 Madonna an der Johanniskirche (vor der Restaurierung) paar Friedrich und Agnes mit einer adligen Jagdgesellschaft durch die nur angedeuteten Waldungen. Die Chance, die Auffindung des Rings in den Mittelpunkt der Komposition zu stellen, hat der Maler - anders als ein unten zu nennender Kopist - jedoch vergeben. Eher versteckt und zwischen Bildrand und Johanniskirche eingezwängt, steht eine Gruppe von drei Jägern hinter ihrer Jagdbeute, einem braunen Hirsch. Der Buchstabe A verweist auf die Bildunterschrift, die darüber aufklärt, daß der Ring der Herzogin im Geweih dieses Hirsches gefunden worden sei. Der Maler setzt die Akzente anders: Die in der linken unteren Bildecke dargestellte Szene der Obergabe des Rings durch einen Pagen an die sitzende Herzogin wird durch die Lichtregie besonders betont. Diagonal gegenüber, im rechten oberen Bildviertel, übernimmt eine in der Wolke über der Kirche thronende Dreiergruppe - Maria mit dem Kind und die beiden Heiligen Johannes der Täufer und der Evangelist die Verantwortung für das wunderbare Geschehen und stellt so den Bezug her zur sakralen Umgebung, in der das Gemälde hängt. Eine ausführliche Bildunterschrift gibt die nötigen Erläuterungen zur Darstellung und nennt am Schluß auch Maler und Entstehungszeit : durch Johann georg Heberlen delinirt 133 Johann Georg Heberle: Darstellung der Gmünder Ringsage (Öl auf Leinwand), 1714. Johanniskirche Schwäbisch Gmünd. Text der Bildunterschrift: "Ursprung der St. 1oanniskirche und statt gmündt. Als Fridericus Anticus Hertzog in Schwaben und seine Ehgemahl Agnes welche Kaysers Henrich IV. Tochter zu Lorch residierde und mit seiner Jagt sich belustigten, verlohr Agnes den gemahl Ring, der hier an diselbige Haltstatt, wo der Ring gefunden wurde, dann dieße Kirche erbaven laßen. welches dandurch göttliche Führung Auffolgende Weiße geschehen. A. dergemahlRing wurde in dem gewicht eines gewalten Hürsches, welcher erlegt gefunden. B. der Ring wurde der Hertzogin Agnes wieder. C. die erbaute St. 1oanniskirche sambt dem thurn der schwindelstein genannt. D. die damahlige Residende Lorch. E. daß schloß Hohenstauffen. F. die Waldungen wo dermahlen die statt gmünd stehet, sich der Ring verlohren hatte wohin die gantze gegend deß Remß-Thals durch Johann georg Heberlen delinirt und gemalt worden. A. D. Iunius 1670. 134 und gemalt worden A.D. Iunius 1670. Der Gmünder Maler Johann Georg Heberle (16521725)14 hätte die Arbeit also achtzehnjährig ausführen müssen, was höchst unwahrscheinlich ist. Die Lösung des Widerspruchs enthält eine Notiz, die der Gmünder Chronist Dominikus Debler (1756-1836) wohl aus dem Geschichtswerk des Benefiziaten Johannes Wagner von 1760 übernommen hat und die er durch einen Auszug aus der Bildunterschrift ergänzt 15 : Wie die Taffel in gemelter Kirche an der Bohrkirche hangend, welche Taffel Ao Dni 1714 Margaretha Straubenmüllerin hat machen d. i. renovieren /aßen. Der Mahler Georg Heberle, so dise Taffel gemahlt, soll das Gemählt, davon er den Riß genahmen in der herzoglichen Kunstkammer zu Stuftgart also angezeigt worden seyn. Die gemahlt Taffel praesentiert folgendes: A der Gemähl Ring wird an dem Gwicht eines gefällten Hirsch gefunden. B der Ring wurde dem Herzog praesentiert. C Sie erbauet dann die St. Joannes Kirchen samt dem Thurn Schwindelstein genannt. D die damahlige Residenz Lorch. E das Schloß HohenstaufJen F die Waldung, wo jezt Schwäbisch Gemünd stehet und der Ring verlohren worden, mithin die ganze Gegend des Rhemsthals. Somit muß der bislang unwidersprochen gebliebene zeitliche Ansatz des Bildes (1670) in 1714 korrigiert werden. Bestätigt wird diese Neudatierung durch einen Zettel im handschriftlichen Nachlaß des Donzdorfer Pfarrers Joseph A1ois Rink, der sich als Einlage in der Fragment gebliebenen, 1803 geplanten Neubearbeitung seiner im Jahr zuvor erschienenen Gmünder Geschichte erhalten hat 16 : Aufsschrift des in der S. Joannes-Kirche in Gmünd unter dem Chor aufgehangenen Gemäldes. Ursprung der S. Joannes-Kirche und Stadt Gmünd. Als Fridericus Anticus Herzog in Schwaben und seine EhegemahlAngnes welche Kaisers Heinrich des IV Tochter zu Lorch residierten und mit einer Jagd sich belustigten, verlohr Angnes den Gemahl-Ring, thate hierauf das Gelöbd allwo der Ring gefunden würde, wollte sie eine Kirch erbauen lassen, welches dan auf folgende Weiß geschehn. A. Der genant Ring wurde an dem Gewicht eines gelben fetten Hirsches verwunderlich gefunden. B. Der Ring wurde der Herzogen präsentiert. C. die erbaute Joanis-Kirch samt dem Thurm der Windelstein genannt. D. die damalige Residenz Lorch. E. das Schloß Hohenstaufen F. die Waldung wo dermalen die Stadt Gmünd stehet, und der Ring verlohren worden. Mithin die ganze Gegend des RemsThals. 1714 durch Johann Georg Heberlendeliniert und gemahlt worden Die Abweichungen dieser Aufzeichnung und der Abschrift Deblers gegenüber dem heutigen Wortlaut der Bildunterschrift erklären sich aus einer Restaurierung des Gemäldes während der Reromanisierung der Johanniskirche in den Jahren nach 1869. In seinem 1876 erschienenen Führer durcli Gmünd und Umgebung schreibt Bernhard Kaißer: "Doch bedauerte jeder Beschauer des Bildes, die unterhalb des Bildes angebrachte Inschrift nicht lesen zu können. Nach vielen, vielen Mühen ist es nun gelungen, dieselbe Wort ftir Wort zu entziffern und ist sie durch Maler Württemberger leserlich hergestellt worden" 17. Die Vermutung liegt nahe, daß man dabei nicht immer das Richtige getroffen hat. Ungeklärt bleibt jedoch die Diskrepanz zwischen der so präzisen Angabe Iunius 1670 und dem tatsächlichen Entstehungsjahr 1714 18 . 135 Die Gmünder Johanniskirche, die schon der Überlieferung des 16. Jahrhunderts als die "öltest in Gemünd" galt 19, besaß zwar die Größe einer Pfarrkirche und einen Friedhof, aber keine Pfarrechte. Der Inhalt der Ringsage bietet eine Antwort auf die Frage, aus welchem Grund und von wem die Kirche erbaut wurde. Sieht man in der Ringsage somit die Ursprungserzählung der Johanniskirche, so kann als "Motivkern" das Gelübde des Kirchenbaus bei Wiederfinden des Rings angesetzt werden. Die größten Abweichungen von diesem "Kern'', der freilich nicht als "ursprünglichste Fassung" mißverstanden werden darf, weist die älteste Version bei Crusius auf: nicht die Kirchen-, sondern die Stadtgründung geschieht aus einem Gelübde (ex Voto). Die Freude über den wiedergefundenen Ring wird mit der Namenserklärung Gaudia mundi verbunden und auch die Aussage, der Herzog habe per öffentlichem Ausschreiben zur Suche aufgefordert, steht ftir sich allein. Alle diese Züge lassen an einen gelehrten Urheber dieser Fassung denken. Friz schöpft demgegenüber aus der Gmünder Überlieferung. Seine beiläufige Erwähnung der Sage gibt ihren Kern richtig wieder: die Kausalbeziehung zwischen der Wiederentdekkung des Rings der Agnes und dem Kirchenbau. Bei Vogt kommt als zusätzliches Motiv der "Schwindelstein" am Ring hinzu, was man jedoch als spätere Ausschmückung ansehen darf, die nachträglich den Namen des Johanniskirchturms einbeziehen wollte, der wie viele andere Kirchtürme "Wendelstein" hieß 20• Zugrunde lag dieser Deutung, die im Kontext der Sage ein "blindes Motiv" ist, der Anklang an "Schwindelstein", einen Edelstein, der gegen den Schwindel helfen sollte 21 • In Heberies bildlicher Darstellung treten als neue Motive der Verlust des Rings auf der Jagd - was bei Vogt nur unausgesprochen zum Ausdruck kommt - und die Auffindung des Rings im Geweih eines e!legten Hirsches hinzu. che" 23• Hierzu ist jedoch anzumerken, daß das Hirschmotiv nicht den Motivkern betrifft und somit auch nachträgliche Zutat sein könnte. Es ist gut denkbar, daß die im Geschichtsbild von den Anfängen der Stadt Gmünd reichlich vertretenen Jagd-Motive 24 zur weiteren Ausschmückung der Ringsage herangezogen wurden. Außerdem ist gerade ftir das Hirschmotiv, wie noch zu zeigen sein wird, die Annahme einer gelehrten Herkunft nicht unwahrscheinlich25 • Unbestreitbar eine volkstümliche Erklärungs-Sage ist dagegen die erstmals bei Vogt überlieferte Interpretation der unterhalb der Madenfigur am Südwestpfeiler der Johanniskirche angebrachten Reliefs. Unter der Madonna ist ein Jäger mit Jagdhorn und zwei Jagdhunden an der Koppel dargestellt. Das nächsttiefere Relief zeigt einen Mann, der mit der Rechten einen kleinen runden Gegenstand in die Höhe hält, rechts davon ein dreistreifiges Bandgeschlinge, von Vogt als "Zweifelstrick" (Bezeichnung einer kunstvollen, "zwiefältig" gedrehten Schnur26 ) angesprochen. Das unterste Relief enthält einen tjostierenden Turnierreiter mit Lanze. Eigentlich enthält nur die Gestalt mit dem angeblichen Ring einen direkten Bezug zum Motivkern der Sage, doch drängt sich auch diese Verbindung dem unbefangenen Betrachter keineswegs auf. Man wird kaum annehmen dürfen (aber auch nicht ausschließen können), daß diese Darstellungen allein den Anlaß zur Entstehung der Sage gegeben haben. Wahrscheinlicher ist, daß ihre Interpretation im Sinn der Ringsage im nachhinein - möglicherweise erst von Vogt - vorgenommen wurde. . .. oder gelehrtes Erzeugnis? Die Ringsage- "Volkspoesie" ... Angesichts des Quellenbefundes können die Entstehungsumstände der Sage nur in Form einer Vermutung formuliert werden. Dies gilt insbesondere flir das Problem, ob man der durch Friz und Vogt bezeugten mündlichen Vermittlung oder aber dem bei Crusius angesprochenen schriftlich-gelehrten Kontext die Priorität zumessen will. Oder anders gefragt: Ist die Gmünder Ringsage ihrer Entstehung nach "Sage", also volkstümliche, mündlich weitergegebene Erklärungs-Überlieferung ftir die Johanniskirche, oder aber gelehrte, literarisch geformte und vermittelte Gründungserzählung? Die verbreitetste Form der mündlich in breiten Bevölkerungsschichten weitergegebenen geschichtsbezogenen Überlieferung war die Erklärungssage, die Aneignung eines kulturellen Relikts, einer nicht mehr verstandenen Sache oder eines Zustands mittels einer Erklärung (Aitiologie) mit Hilfe einfacher geschichtlicher Erklärungskonstanten oder eingängiger Erzählungen. So deutete man etwa vor- und frühgeschichtliche Bodendenkmale gern als Werke der "Heiden", "Hunnen" oder - nach dem Dreißigjährigen Krieg - der "Schweden". Aitiologische, erklärende Erzählungen sind in Gmünd z. B. die Baumeistersage der Johanniskirche, die sich auf ein Relief an der Westfassade bezieht, und die an eine Frauenfigur am Münster geknüpfte Sage von der Baumeisterin22 • Läßt sich die Ringsage als eine solche spielerische Ausformung durch die Volksphantasie aufgrund der an der Johanniskirche erkennbaren Architekturplastik verstehen? Peter Spranger hat die These vertreten, die Sage habe sich "entwickelt im Anschluß an die figürlichen Jagdszenen des Turmes vor allem aber im Anschluß an die Darstellung eines vor den Hunden fliehenden Hirsches oberhalb des Hauptportals an der Westfront der Kir136 Bei der Frage nach Bezügen der Ringsage zur Gelehrtenkultur kann vergleichend das Österreichische Gegenstück, die Klosterneuburger Schleierlegende, herangezogen wer-. den 27• Die 1371 erstmals aufgezeichnete Erzählung weiß zu berichten, die Herzogin Agnes der Ringsage, nunmehr dem Babenberger Markgrafen Leopold III. angetraut, habe zusammen mit ihrem Gatten eine Kirche errichten und ausstatten wollen. Als das Ehepaar den Gott gefälligen Ort durch ein übernatürliches Zeichen zu erfahren wünschte, riß ein Windstoß den Schleier vom Haupt der Agnes. Nach neun Jahren wurde er von Leopold auf der Jagd unversehrt auf einem Holunderbaum wiedergefunden und die Kirche an diesem Platz erbaut 28 • Die Übereinstimmungen sind in der Tat auffällig: beide Sagen knüpfen sich an die gleiche historische Person (Agnes); in beiden gehen Attribute des Ehestandes, Ring und Schleier, verloren; beidesmal führt ein Jagdvorgang zur Auffindung 29 • Nicht zu verkennen ist jedoch der schwerwiegende Unterschied im Motivkern der beiden Überlieferungen. Die Ringsage klärt das "warum", die Schleierlegende das "wo" des Kirchenbaus: während in der Ringsage der Verlust des Rings vor dem Gelübde zum Kirchenbau steht, ist die Schleierlegende eine typische "Bauplatzlegende ", die Ursprungserzählung einer Kultstätte, in der die von Gott getroffene Wahl des Bauplatzes durch Wunderzeichen übermittelt wird 30 • Die Bauplatzlegende gehört zur Gattung der klösterlichen Gründungsgeschichten 31 • Eines der Ziele solcher Gründungslegenden war es, das Kloster mittels Wunderbericht und "Allegorese" (eine vor allem auf die Bibel angewandte Art der Textinterpretation, die den tieferen Sinn der Worte erschließen wollte) als Manifestation des Heiligen, als Ort vertrautester "communicatio" zwischen Gott und Mensch zu erweisen 32 • Die Schleierlegende ist also keineswegs eine "Volkssage", sondern ihrem Ursprung nach ein auf den heiligge137 ten wurde dem Volk die Passion Christi zuweilen durch die Schilderung einer Hirsch· jagd nahegebracht3 7• Man mag die vorstehende - sicher recht befremdliche - Ringsagen-lnterpretation, die wohl nie bewiesen werden kann, als nutzlose Spielerei abtun. Eines stellt die Möglichkeit einer solchen Deutung jedoch unter Beweis: daß die vermeintliche "Volkssage" ebensogut das Erzeugnis gelehrter Bemühungen sein kann, konstruiert, um dem Volk auf der Kanzel den Begriff der "Fides" mit einer eingängigen Erzählung zu verge· genwärtigen. Das Stifterpaar Friedrich und Agnes Rueland Frueauf d. J. : Auftindung des Schleiers durch den hl. Leopold ( Flügelbild eines · Leopold-Altars, 1505 Stift Klosterneuburg aus A. Stange, Rueland Frueaufd. J., 1971) sprochenen Markgrafen Leopold bezogener hagiographischer Text, das Ergebnis klerikaler, literarisch vermittelter und an der allegoretischen Textauslegung geschulter Bemühungen. Auch in der Gmünder Ringsage Jassen sich, wenn man die ausftihrlichste Version auf dem Gemälde Heberies heranzieht, Anhaltspunkte einer solchen gelehrten Entstehung ausmachen. Auszugehen ist von dem Kirchenpatron, dem Bußprediger Johannes dem Täufer. Die Erbauung des Gotteshauses kann also als Akt der Buße interpretiert werden. Darauf verweist auch die Portalplastik der Kirche, die von Richard Wiebel schlüssig mit der kirchlichen Rußdisziplin in Verbindung gebracht wurde 33• Der doppelte Jagdvorgang der Ringsage soll offenbar eine theologische Aussage vorführen: Da in klösterlichen Gründungserzählungen die Jagd flir den Kampf des Guten mit dem Bösen steht 34 , darf der Verlust des Rings auf der Jagd als Sieg der Sünde verstanden werden. Der Ring selbst kann- wie dies auch der eingangs zitierte Dekan Schroz tat - als Symbol der "fides", der Treue und des Glaubens aufgefaßt werden. Diese Deutung steht im Einklang mit der kirchlichen Ring-Allegorese: schon seit dem frühen Mittelalter galt der Ring als "Signum fidei" 35 • Das Kirchenbau-Gelübde bezeichnet die Umkehr und Hinwendung zum Guten, das bei der zweiten Jagd folgerichtig triumphiert. Wenn der Ririg im Geweih eines erlegten Hirsches wiedergefunden wird, so steht der Hirsch flir Christus, durch dessen Opfertod die Erlösung der Welt vollzogen wird 36 • Auch diese Auslegung ist keineswegs ungewöhnlich: in Predig- 138 Der Motivkern der Ringsage enthält nichts, was sich zwingend auf Schwäbisch Gmünd oder die Johanniskirche bezieht - es könnte sich bei ihr ebensogut um die Gründungserzählung einer anderen Kirche, eines Klosters oder einer Kapelle handeln. Auch wenn der Erzähltyp "Kirchenbau erfolgt aufgrund Gelübde zur Wiederfindung einer verlorenen Sache (hier: Ehering)" nicht allgemein verbreitet war 38, so läßt eine Bemerkung bei Crusius doch aufhorchen: er habe die Ringsage anderswo als Klostergründungserzählung vorgefunden. Daß er damit die Klosterneuburger Schleierlegende im Sinn gehabt hat, ist nicht gesagt. Eine historische Sage, eine Staufer-überlieferung wird aus der überalllokalisierbaren Ringerzählung erst durch das Auftreten des Stifterpaares Friedrich und Agnes 39 • Dem "romantischen" Sagenbegriff folgend, könnte man annehmen, daß sich die Erinnerung an Friedrich und Agnes jahrhundertelang, womöglich von breiten Volkskreisen mündlich weitervermittelt, gehalten hat, bevor sie ins Licht der Schriftlichkeit eintrat - eine ähnliche Vorstellung scheint auch Sprangers Sicht des "historischen Kerns" der Ringsage zugrundezuliegen. Doch gilt es, von solchen Voraussetzungen, zumindest was Traditionen über historische Personen betrifft, weitgehend Abschied zu nehmen. Daran, daß als Träger der Ringsage am ehesten die Führungs- und Oberschicht der Reichsstadt in Betracht kam, die auch die städtische Staufer- und Gründungserinnerung gepflegt hat, kann ernsthaft nicht gezweifelt werden. Auch wenn man eine nicht-gelehrte Entstehung der Sage erwägt, wird man zu beachten haben, daß das wichtigste Requisit der Sage, der Ehering, im wesentlichen ein Gegenstand der Oberschichtkultur war: Die Ringgabe bei Verlöbnis und Trauung wurde im Mittelalter und in der frühen Neuzeit ,,nicht allgemein, sondern von einer zahlenmäßig verhältnismäßig kleinen, traditionell gebundenen Oberschicht geübt", im ländlichen Raum war sie unter Ärmeren noch im letzten Jahrhundert unüblich, in Städten wurde sie erst im 16. Jahrhundert zum festen Brauch40 • Geht man von den Verhältnissen des 16. Jahrhunderts aus, so dürfte das Paar FriedrichAgnes auch dem durch die Lektüre verbreiteter gedruckter Geschichtswerke historisch Gebildeten vertraut gewesen sein. In der Regel fand man auch in reichsgeschichtlichen Dar-stellungen die übertragung des schwäbischen Herzogtums an den Erbauer der Burg Hohenstaufen und Stammvater des Kaisergeschlechts Friedrich I. und seine Heirat mit der Kaisertochter Agnes. Wichtiger freilich war in Schwäbisch Gmünd die regionale und lokale Traditionsbildung: Friedrich und Agnes waren die Gründer des benachbarten Hausklosters Lorch, das im Spätmittelalter und verstärkt seit dem Humanismus seinen Stiftern ein ehrendes Gedenken bewahrte 41 • Die Gründungstradition der Stadt Gmünd war um die Mitte des 16. Jahrhunderts auf keinen bestimmten Stifter festgelegt; zwar nennt die älte- 139 ste Stadtchronik von Paul Goldstainer das Jahr 1110, und folglich sah die spätere Geschichtsschreibung in Herzog Friedrich II. , dem Sohn der Agnes, den Gründer der Stadt42 , doch konnte sich neben ihm auch die Erinnerung an Friedeich I. behaupten. So reklamierte der Gmünder Stadtpfarrer und Stauferforscher Jakob Spindler um 1562 das Herzogspaar als stiffter und anfenger dess closters Lorch unnd diser reichstat42 , und noch 1620 nennt der städtische Jurist Leonhard Friz Herzog Friedrich I. als Gmünder Rodungsherrn, der im Remstal habe den waldt außhawen lassen 44 • Wie immer man die Herkunft der Ringerzählung sehen will, ob tatsächlich als Ausfabulierung anhand des den "Ring" hochhaltenden Männleins unter der Madonna oder - was wahrscheinlicher ist - als übertragung eines Erzähltyps möglicherweise gelehrter Herkunft auf die Gmünder Johanniskirche - die handelnden Personen Friedrich und Agnes sind wohl nicht einem jahrhundertelang lebendig gebliebenen Quell mündlicher überlieferung, sondern der historischen Bildung der reichsstädtischen Oberschicht und der aus ihr resultierenden Staufertradition entnommen. Sprangers Schluß auf eine Beteiligung des Ehepaares an der Siedlungs- bzw. Marktgründung Schwäbisch Gmünd muß aus überlieferungskritischen Erwägungen somit zurückgewiesen, die Ringsage als historische Quelle für die Ge~chichte der Stauferzeit ausgeschieden werden. Nichtjede Staufer-Oberlieferung ist auch eine stauferzeitliche überlieferung. Man geht wohl nicht zu weit, wenn man die Entstehung der Sage in einen Zusammenhang mit den heimatgeschichtlichen Bestrebungen der Bildungsbewegung des Humanismus im 15. und 16. Jahrhundert bringt. Besonderes Gewicht kann dabei die Tatsache für sich beanspruchen, daß die älteste Version von Crusius "in den Büchern der Loreher Mönche" entdeckt wurde. Bei den vielfältigen Beziehungen zwischen Lorch und Gmünd - so war der Schreiber des um 1500 angelegten bekannten Loreher "Roten Buchs", Augustin Seiz, ein gebürtiger Gmünder45 - und angesichts des Loreher Stifterpaars als Hauptpersonen der Sage wird man eine mögliche Beteiligung der Loreher Mönche an der Entstehung der "Gmünder" Ringsage nicht ausschließen können. Die wahrscheinlichste Version zur Entstehung der Gmünder Ringsage scheint mir die folgende zu sein: es handelte sich ursprünglich um eine nicht lokalisierte, möglicherweise als theologisches Exemplum (Predigtbeispiel) erdachte Erzählung. Im Zeitalter des Humanismus, in der zweiten Hälfte des 15. oder am Anfang des 16. Jahrhunderts, wurde sie vielleicht unter Mitwirkung Loreher Mönche - auf die Gmünder Johanniskirche übertragen und mit dem der historischen Bildung und der Staufertradition der Gmünder Oberschicht entnommenen Herzogspaar Friedrich und Agnes verbunden, vielleicht auch schon mit den figürlichen Darstellungen unterhalb der Madonna. Auch wenn diese Auffassung angesichts der Quellenlage nur als Vermutung bezeichnet werden kann, so stellt sie doch einen Fortschritt gegenüber bisherigen Ansätzen dar, die, zu sehr auf den "historischen Kern" fixiert, die wichtigen Gesichtspunkte des möglichen geistlich-gelehrten Kontextes und der oberschichtliehen Vermittlung außeracht gelassen haben. Die Ringsage als Summe ihrer Versionen Während die kritische Klärung der Sagenentstehung spätere Oberlagerungen nach Möglichkeit abzuschälen und auszuscheiden hatte, muß eine Würdigung der Ringsage als "Sage", als überlieferung, deren Entwicklung sich auch unabhängig von Entstehung oder "historischem Kern" vollziehen konnte, von einem anderen methodischen Grundsatz bestimmt 140 sein. Es gilt nämlich, jede vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart weitergegebene Fassung gleichermaßen als Ausformung und überlieferungszeuge der Sage anzuerkennen . Diese fächert sich in ihrer Wirkungsgeschichte somit in verschiedene Versionen auf, deren Gestalt von dem jeweiligen Träger und seinen Interessen, also der Funktion der übermittlung, bestimmt wird. Als gemeinsamer Nenner und allgemeinster Oberlieferungsgrund kann allenfalls die erklärende, aitiologische Funktion der Sage angesprochen werden, die durch ihre Festmachung an einer zu erklärenden Sache, hier der Johanniskirche, anderen Oberlieferungsbedingungen unterliegt als historische "Volkssagen"46 , die sich auf Ereignisse oder Personen beziehen - solange die Johanniskirche steht, "veraltet" auch die Ringsage nicht. Auf dieser Grundlage konnte das die Einzelfassungen formende Erzählmotiv zum Tragen kommen, das von den Interessen des die Sage Erzählenden abhängig ist. Aus den Funktionen der Ringsage bzw. ihrer Fassungen ergibt sich ihre gattungsmäßige Einordnung in Oberlieferungskategorien. Die Ringsage war Staufer-Überlieferung, wenn sie von den Ratsherren oder anderen historisch Interessierten aus der städtischen Oberoder Mittelschicht - eine genauere Bestimmung des Trägers scheitert an der Quellenlage - weitergegeben wurde, um mit dem jedem stauferbegeisterten schwäbischen Patrioten bekannten Herzogspaar Friedrich - Agnes die für das städtische Selbstverständnis so wichtige staufisehe Glanzzeit und den damaligen Ruhm der eigenen Stadt vor Augen zu führen47. Sie war aitiologische Sage, wenn die Stadtbevölkerung in ihr die Erklärung der rätselhaften Bildwerke der Johanniskirche fand. Sie war Erzählung , wenn sie von Bürgern als unterhaltsame Geschichte aus grauer Vorzeit kolportiert wurde oder die literarische Phantasie von Schriftstellern zur weiteren Ausformung reizte. Sie war Predigtexempel, wenn sie von Geistlichen zur Veranschaulichung des richtigen Vertrauens in das Wirken Gottes verwendet wurde. Daß diese verschiedenen Betrachtungsweisen, die meist auch nicht sorgsam voneinander abzulösen sind, sich vielfach gegenseitig durchdringen konnten und können, braucht wohl nicht eigens betont zu werden. Madonna oder Henogin Agnes? Die oben vorgestellte Deutung der Johanniskirchenplastik im Sinn der Ringsage bei Friedrich Vc;>gt wurde über die eifrige Benutzung seines Werks ein fester Bestandteil der späteren städtischen Chronistik 48 . Daneben scheint diese Interpretation auch mündlich in der Stadtbevölkerung überliefert worden zu sein, wobei die Tatsache, daß es sich bei der gekrönten Figur an der Südwestecke der Kirche um Maria handelt, in Vergessenheit geriet. Man sah in der aus der Mitte des 13. Jahrhunderts stammenden Plastik49 am Anfang des 19. Jahrhunderts nämlich merkwürdigerweise die Herzogin Agnes, was als erster 1802 Joseph Alois Rink bezeugt: "Die Frauensperson macht die Volkssage zur Herzogin Agnes, welche ihren Ehering verloren, die Bretzen Figur zu einem ineinander verwickelten Strick, Zweifels Strick (was ist das?). Das Männchen mit dem Horn und den Hunden, zu dem Jäger, welcher den Ring gefunden" 50• Ausflihrlicher -geht auf diese Deutung der in Gmünd tätige Arzt Franz Joseph Werfer in seinem "Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd" von 1813 ein: "Die bisher bekannte (!) Deutungen der Hieroglyphen an derselben [Johanniskirche] scheinen Volkssagen zu seyn". Er nennt für die "gekrönte Frauensperson" zunächst als Möglichkeit Maria "als die Schutzpatronin des Orts", verweist dann aber auf die Meinung anderer, es handle sich um Agnes. Die weiteren Darstellungen deutet er ebenso wie Vogt, auch den 141 "Zweifelstrick": " ... daß man nämlich lange in Zweifel gestanden, wo der Herzogin Agnes ihr Ehering verloren gegangen, und wieder gefunden werden möge, indem in jenen fmsteren Zeiten, wo Weibertreue dem Weibe noch so hohe Tugend war, demselben gewiß auch viel an dem Verlust des Eherings gelegen seyn mochte, wie überhaupt damals noch so mimehe schöne stille Tugenden als lichte Sterne in des Menschen Leben leuchteten, die in unseren Tagen vor lauter Licht nicht mehr wohlleuchten können und dürfen" 51 • Eine besonders originelle Interpretation der Madonna und der anderen Skulpturen am Südwestpfeiler liefert der aufklärerisch gesinnte Erforscher der limpurgischen Geschichte, Heinrich Prescher (1749-1827), Pfarrer von Gschwend. Im 1805 erschienenen zweiten und letzten Heft seines Magazins "Alt-Germanien, oder vergnügende und belehrende Unterhaltungen über antiquarische Gegenstände, die teutsche Vorwelt und Vorzeit betreffend" kommt er im Rahmen eines Staufer-Aufsatzes auch auf die Gmünder Johanniskirche zu sprechen: "Die Johanniskirche, welche noch stehet, war die Pfarrkirche; sie zeigt mit ihrer ganzen Bauart, die überaus fest und dabey schön ist, mit ihrem schönen bis auf die oberste Spitze ganz massiv gebaueten Thum, der Schwindelstein genannt, und mit vielen hieroglyphischen Bildern, die man an dieser Kirche in erhabener Arbeit siehet, in die graue Vorzeit, und nicht nur auf einem mehr als gemeinen Baumeister, sondern auch auf einen erhabenen, reichen und großmüthigen Bauherrn". In einer Anmerkung verweist Prescher auf RinksAusführungen und versucht sich anschließend an einer phantasievollen Interpretation der an der Johanniskirche befindlichen "Hieroglyphen": "Sollten sie aber so unerklärlich sein? Die abentheuerlichen Erzählungen, womit das Volkbey ihrem Anschauen sich unterhält, mögen der Mythologie heimfallen. Aber dennoqh könnte die an der Kirche in Stein abgebildete Königin mit dem Kind, und dem Engel über ihnen, die Herzogin Agnes,K. Heinrichs des Vierten Tochter, seyn, wie die alte überlieferung sagt. Der Schutzengel mit ausgestreckten Händen deutet wohl auf irgend eine besondere Errettung aus einer Gefahr; und da so viel Jäger, Hunde und Thiere zugleich auf den Steinen hin und wieder vorkommen, so möchte man wohl daraus abnehmen, daß die Begebenheit auf dem Feld, und beyeiner Jagd sich zugetragen habe. Drohte ihr vielleicht während der Schwangerschaft eine Gefahr, die ihr Schutzgeist abwendete? Und wäre das Kind vielleicht K. Konrad der Dritte? Dann wäre es ganz erklärlich, warum sie hier diese Kirche mit solchen Hieroglyphen bauete, und warum so wohl K. Konrad, ihr Sohn, als K. Friedrich, ihr Enkel, der Stadt Gmünd vorzüglich gewogen waren" 52• Die "erstaunliche Fehldeutung" (P. Spranger) der romanischen Muttergottes als Herzogin Agnes hielt sich relativ lang - noch 1827 sprach ein unten zu nennendes Gedicht Lehrer Epples die Plastik als die Kaisertochter an. Heberies Bild und die Staufer-Romantik öffentlich zugänglich in Gmünds zweitgrößter Kirche aufgehängt, mußte Heberies Ringsagen-Illustration die Aufmerksamkeit aller an Gmünds Geschichte Interessierten auf sich ziehen. Das Interesse an dem Bild beweisen insbesondere seine Kopien. Im Juni 1982 tauchte im Stuttgarter Kunsthandel eine 52 x 73 cm große Gouache mit dem Thema der Ringsage auf. Bei diesem flir das Städtische Museum Schwäbisch Gmünd erworbenen Bild handelt es sich deutlich um eine Kopie von Heberies Ölgemälde, die freilich in einigen Punkten von ihrer Vorlage abweicht. So läßt der naive Maler, der den Waldreichtum des Remstals mit aufgeklebten Moosen zu verdeutlichen suchte, die herzogliche Jagdgesell- 142 Das Städtische Museum Schwäbisch Gmünd erwarb 1982 diese Darstellung der Ringsage (Gouache mit aufgeklebten Moosen); sie stammt von einem anonymen Heiligenmaler des 18. Jahrhunderts. schaft im Mittelgrund den fliehenden Hirsch verfolgen, wodurch Heberies ungeschickte Komposition der Handlung verbessert wird 53• Eine weitere undatierte, wohl am Ende des 18. Jahrhunderts entstandene Kopie ·(öl auf Holz) besitzt ebenfalls das Städtische Museum Schwäbisch Gmünd. Eine dritte Kopie ist verschollen 54• In den Jahren nach 1800 wurde das Gemälde Heberies von der romantischen Stauferbegeisterung "entdeckt", die in ihm eine authentische Darstellung des frühstaufischen Landschaftsbildes vermutete. So schreibt der bekannte Publizist Johann Gottfried Pahl (17681839) in einem 1813 erschienenen Essay über das obere Remstal anläßlich der Beschreibung der Gmünder Johanniskirche: "In ihr hängt ein Gemählde, welches das Remsthal darstellt, wie es vor Erbauung der Stadt Gmünd ausgesehen. Das Stück ist offenbar idealisiert, dem ungeachtet aber von einem sehr hohen Alter, und in so ferne als Nachbildung dieser Gegend, ihrer Burgen, Klöster, Dörfer etc. aus einem seit Jahrhunderten vorüber gegangenen Zeitalter interessant. Herr Baumeister, erster Lehrer an der hiesigen Zeichnungsschule, dessen angenehme und zarte Manier in der Aufnahme von Naturscenen auch dem größern Publikum bekannt ist, hat dieses Gemählde copirt, und die Ansicht des Remsthals in seiner jetzigen Gestalt, als Seitenstück, dazu geliefert. Beide Blätter sind eines vorzüglichen Platzes in einer Sammlung vaterländischer Darstellung würdig; ohnehin bieten sie dem vergleichenden Blicke ein besonderes Interesse durch die Bemerkung dar, wie sehr im Hinlaufe der Zeit auch die Oberfläche der Erde sich verändere" 55 • Zwar ist die von Pahl erwähnte Arbeit von Sebald Baumeister (1775-1823) im Original verschollen, doch hat der Gmünder Chronist Dominikus Debler (V, 20) unbeholfen 143 serburg auf dem Hohenstaufen vor ihrer Zerstörung im Bauernkrieg 1525 zu besitzen. überflüssig zu betonen, daß der modernen Forschung zufolge der Maler in Wirklichkeit nur die Vorstellung seiner eigenen Zeit von der staufiseben Stammburg als "Fürstenschloß der Renaissance mit hohen Staffelgiebelbauten, einem runden Bergfried und zahlreichen weiteren Türmen" auf die Leinwand gebracht hat 57. Als "Kristallisationspunkt vaterländischer Staufet begeisterung"(Baumunk-Brune) war der Hohenstaufen ftir das gebildete Bürgertum des 19. Jahrhunderts ein Wallfahrtsort, auf dem man staufiseher und nationaler Größe gedachte 58. Als Vergegenwärtigung dieses Ideals konnte Heberies sehr "imperial" geratene Burgansicht in besonderem Maße dienen. Die Verbreitung der Darstellung im Zuge der schwäbischen Romantik beginnt wohl mit einem Kupfer der Burg Hohenstaufen von C. Heideloff im "Schwäbischen Taschenbuch auf das Jahr 1820" nach dem "vor kurzem entdecken" Gemälde in der Gmünder Johanniskirche59. Drei Jahre später mutmaßte Gustav Schwab, das Bild scheine "überhaupt die Burg in noch älterer Gestalt darzustellen, als Crusius sie sah"60, und auch der Verfasser einer 1835 anonym erschienenen "Malerischen Reise" von Aalen nach Kloster Lorch illustrierte sein Buch mit einer lithographischen Zeichnung des Hohenstaurens "nach einem alten Ölgemälde ... in der St. J ohanneskirche in Gmünd, links am Choraltar"61 • Literarische Bearbeitungen Nicht übergangen werden darf die literarische Adaption des Ringsagenstoffs, die die Zwitterfunktion der geschichtlichen Sage wiederspiegelt, nämlich zugleich Geschichte, Geschehenes wiederzugeben, und Geschichte, Erzählung zu sein. Sie beginnt mit einem über 44 vierzeilige Strophen hingequälten Gedicht ,,Der wiedergefundene Ehe-Ring oder: Die Johannes-Kirche in Schwäbisch Gmünd (Eine Legende)" im Gmünder "Bei-Blatt zum Gemeinnützigen Wochenblatt" vom 20. und 27. April 1827 6~ 9er Verfasser des Werks ist der Gmünder Lehrer und Literat Joseph Epple (1789-1846), der sich dabei von Heberies Gemälde inspirieren ließ, das einer Anmerkung Epples zufolge damals "verwahrlost" und ungerahmt war. Ein wenig Dramatik bringt der Biedermeier-Autor in das langatmige Dichtwerk dadurch, daß Herzog Friedrich seirle Gemahlin nach dem Verlust des Rings in den Kerker werfen läßt. Als Kostprobe die zwei entscheidenden Strophen: Dominikus Debler: zwei Stadtansichten Gmünds, 11. und 19. Jh. (nach 1800) eine Gegenüberstellungzweier Ansichten Gmünds im 11. und im 19. Jahrhundert abgezeichnet, wofür wohl Baumeisters Bild die Vorlage abgegeben hat. Der Zustand Gmünds im 11. Jahrhundert entspricht bei Debler ganz der Darstellung auf Heberies Ölgemälde: die Siedlung besteht nur aus der in das Remstal gestellten Johanniskirche. Dem übermächtigen Wunsch gegenüber, sich ein Bild vom Aussehen der Heimat in der Zeit um 1100 machen zu können, verhallte die bereits 1802 von Joseph Alois Rink ausgesprochene Warnung, Heberies Gemälde sei "die Erfindung eines Mahlers aus neuerer Zeit und habe in den Augen des Altertbumsforschers keinen Wert" weitgehend ungehört56• Es war ein eher undeutlich ausgeführtes Detail des Bildes, das die Herzen der Romantiker höher schlagen ließ - glaubte man doch in Heberies Werk die einzige alte Ansicht der Kai144 .,Den Eh '-Ring, Gemahl! ach ich hab ' ihn nicht mehr! ( 0 wär ich doch niemals geboren!) Ich hab' ihn, ich schwör es bei Gott und bei Ehr', Im Walde, o Jammer! verloren." ., Verloren?! mich täuschet Ihr wahrlich so nicht! Ihr gabt ihn dem Buhlen! - Man stoße Das Weib, so vergeßen konnt' eh/iche Pflicht Ins Burgverließ gleich - die Gottlose! Ein knappes Jahrzehnt später nahm sich der junge J ohannes Scherr, der spätere bek~n te Schriftsteller und Kulturhistoriker (181 7-1886), die Sage vor. Mit energischem Zugriff dichtete er in seinen 1836 unter dem irreführenden Titel "Sagen aus Schwabenland" publizierten ersten literarischen Gehversuchen in Prosa eine romantische Liebesgeschichte hirtzu, die er angeblich von einem Greis in der Johanniskirche gehört hat63• Scherrs Erzählung von dem in einem Jägerhaus lebenden Waidmann Ekart, seiner Frau Irmengard und 145 Titelkupfer zu Luise Pichler: Der Ring der Herzogin {3. Auflage 1878) seinem Sohn Horsa, der dadurch, daß er den auf der Jagd verlorenen Ehering der Herzogin wiederfindet, endlich die Hand von Hermengild, der Tochter des flirstlichen Kanzlers erhält, wurde in gekürzter und leicht veränderter Form und ohne Nennung ihres Urhebers Scherr auch in das 1860 erstmals erschienene Sagenbuch von Ottmar Schönhuth übernommen64. 1861 kam in erster Auflage das Büchlein "Der Ring der Herzogin. Eine Erzählung ftir die Jugend und das Volk" der Erfolgsschriftstellerin Luise Piehier alias Zeller ( 1823-1889) heraus, die mit einer Massenproduktion historischer Erzählungen die Lesebedürfnisse eines breiten Publikums befriedigte. Pichlers mit 95 Seiten in der dritten Auflage umfangreich~ ste Prosabearbeitung des Stoffs verbrämte diesen mit Elementen des Schicksalromans. Im Tal der Rems verbirgt sich als Köhler ein ungetreuer Dienstmann Herzog Friedrichs mit seinem schönen Töchterlein Blanka und seinem Diener Kuno vor dem Zorn seines Herrn. Als dieser ihn zufällig aufspürt, beschließt er zu fliehen, wird jedoch auf der Flucht durch herabfallende Steine einer alten römischen Ruine schwer verwundet und muß sich von einem Loreher Mönch mit den Sakramenten versehen lassen. Blanka hat jedoch beim Beerensammeln den schmerzlich vermißten Ring der Herzogin gefunden und wird mit ihmauf 146 den Hohenstaufen geschickt. Es gelingt ihr, den Herzog dazu zu bewegen, daß er sich mit ihrem Vater versöhnt, der so in Ruhe sterben kann. Nach zwei Jahren heiratet Blanka, nun auch wieder im Besitz der eingezogenen väterlichen Güter, einen Ritter von Scharfenstein. Bei dem aufgrund des herzoglichen Gelübdes im Tal errichteten Kirchenbau aber entwikkelt sich ein ansehnlicher Ort, die Stadt Gmünd. Den Stil des Ganzen beleuchtet am besten ein Ausschnitt aus der Szene, in der geschildert wird, wie die Herzogin den Ring zurückerhält65 : "Der Ring gefunden!" rief auch der Herzog mit lebhafter Bewegung aus, indem er denselben aus den Händen seiner Gemahlin nahm und betrachtete, als ob er sich selbst erst von der Wirklichkeit überzeugen müßte. "Gott sei gelobt" sprach er dann aus der Tiefe seines Herzens. "Ich baue auf den Platz, wo der Ring gefunden ward, eine Kirche, wie ich es gelobt habe. Empfange ihn denn zum zweitenmale aus meinen Händen mit dem Schwure meiner Liebe und Treue! Gott möge unsern Bund segnen, wie er ihn bisher gesegnet hat!" Mit diesen Worten steckte er den Ring an den Finger der Herzogin, die ihn mit Freudenthränen empfing, und stramm hielten sich eine Zeit lang ihre Hände umfaßt. 1925 erschien eine noch umfangreichere Bearbeitung: aus der Feder von Christian Hinderer "Der Ring. Romantische Sage aus dem elften Jahrhundert in 21 Gesängen". Sie wurde sowohl in Fortsetzungen in der Rems-Zeitung vom 4. bis 30. Juni 1925 als auch als selbständige Broschüre mit 119 Seiten Umfang veröffentlicht 66 • In seiner zähen Versifikation nimmt Hinderer die Version von Scherr bzw. Schönhuth wieder auf, fügtjedoch Eigenes hinzu: Horsa lernt von einem neapolitanischen Spielmann Garnund das Goldschmieden und gibt seinem Sohn aus Dankbarkeit ebenfalls diesen Namen, nach dem dann die spätere Stadt Gmünd benannt wird. Bezeichnend ist die Rückführung des Gmünder Goldschmiedegewerbes auf die Stauferzeit, die auch bei Luise Piehier begegnet: ,,Die Stadt Gmünd blüht heute noch fröhlich und legt in ihrer Goldschmiedeindustrie ... ein Zeugnis davon ab, daß einst die Stadt dem Fürstenhofe nahe gelegen war" 67. Auch Hermann Fischer vermutete in seinem Schwäbischen Wörterbuch: "die Sage von der Erbauung Gmünds an der Stelle, wo Barbarossas Frau (!) den Trauring verloren, mag auf das blühende Goldschmiedegewerbe zurückgehen"68. Schluß Wenn in diesem Aufsatz so ausfUhrlieh auf die Entstehung der Ringsage eingegangen wurde, so ist das ein Tribut, der der herkömmlichen Ausrichtung am "historischen Kern" der Sage gezollt werden mußte. Doch dürfte trotzdem klargeworden sein, wo eine gerechtere Würdigung derGmünder Ringsage, flir die hier das mir bekannteMaterial zusammengestellt werden sollte, anzusetzen haben wird: an der Erkenntnis nämlich, daß eine geschichtliche Sage in ihren verschiedenen Fassungen lebt, deren Überlieferung von den zeit- und schichtenabhängigen Interessen und Zielen des sie Überliefernden bestimmt ist. Die Sage ist das wechselnde Kleid, das ihrem Inhalt angepaßt wird. Oder, wenn man das Bild etwas abwandelt: Das Sagengewand hat seinen Reiz als Ausdruck der jeweiligen Mode, mithin als Spiegel seiner Zeit, aber auch als Ausdruck seines jeweiligen Trägers, als Zeichen seines Standes oder seiner Gesinnung. Daneben trifft auch ftir die Ringsage zu, was 1805 Heinrich Prescher, durchaus ein 147 Verfechter aufgeklärt-kritischer Forschung, bei der Behandlung einer anderen Staufer· Oberlieferung schrieb: ,,Die alten Geschichten sind mit Fabeln durchwebt, ~ie man von einander sichten muß, wo man kann. Aber diese Fabeln haben oft etwas Anmuthiges; sie dienen zu Ruheplätzen ftir den Geist, wenn er sich durch ermüdende Untersuchungen hindurch gewunden hat; sie bringen, da sie häufig Träume und Erscheinungen in sich fassen, den Himmel und die Erde einander nahe, und können daher noch immer zu etwas gut seyn, wenn man sie nur gehörig würdiget" 69 • Anmerkungen 1 J. G. Schroz, Sors noVa ECCLeslae gaMVnDianae, zitiert nach dem Wiederabdruck in: Gmünder Chronik 2 (1908) 15. - Für verschiedentliehe Hinweise und Unterstützung danke ich E. Brockmüller, W. Dürr, Prof. Dr. W. Fleischhauer, Dr. F. Geiger, E. Heise, Prof. Dr. H. Kissling, Sr. Erlaucht A. Graf von Rechberg-Rotenlöwen, Dr. P. Spranger, H. J. Uther (Redaktion Enzyklopädie des Märchens, Göttingen). 2 So Anton Pfitzer, Die Johanniskirche zuGmünd .. . (1888) 5. 3 Nachweis der Ersterwähnung und Erörterung der frühen kirchlichen Verhältnisse Gmünds bei K. Graf, Eine Himmelserscheinung im Jahr 1225 und die St.-Johannis-Kirche in Schwäbisch Gmünd, ostalb/einhorn 6 (1979) H. 23, 284-288. 4 K. Graf, Herrenhof oder Jägerhaus, einhorn-Jb. 1979, 142-155. 5 P. Spranger, Schwäbisch Gmünd bis zum Untergang der Staufer (1972) 43, zur Ringsage ebd. 25 - 28 (anders als Spranger spreche ich von ,.Ringsage" statt ,.Ringlegende", da der Begriff Legende für das hagiographische Genus reserviert bleiben sollte). Zur Historizität der Klosterneuburger Legende meint Floridus Röhrig im Katalog 1000 Jahre Babenberger in Österreich (1976) 267, es sei noch nicht einmal sicher, ob Klosterneuburg überhaupt eine Babenberger-Stiftung sei. Daran ändert auch nichts die von der KNA (232/11/78) 1978 verbreitete Meldung, daß der dort aufbewahrte angebliche Agnes-Schleier mindestens aus dem 12. Jh. stamme, wahrscheinlich sogar etwas älter sei. - Nach Spranger äußerten sich zur Ringsage: Klaus Schreiner, in: Die Zeit der Staufer 3 (1977) 259; K. Graf, Rems-Ztg. (RZ) Nr. 56 v. 8.3.1978 S. 10, Nr. 248 v. 26.10.1978 S. 14; Wilhelm Glässner, Agnes von Waiblingen, Waibl. in Vergangenheit u. Gegenwart 6 (1980) 64f., 72. 6 Methodisch grundlegend: Frantilek Graus, Lebendige Vergangenheit (1975). Auf Gmünder Überlieferungen angewendet habe ich diesen Ansatz in meiner Magisterarbeit Untersuchungen zur Geschichtsschreibung der Reichsst. Schwäbisch Gmünd im 16. Jh., masch. Tübingen 1981. Vorliegender Aufsatz ist die erweiterte Fassung des in ihr enthaltenen Ringsagenabschnitts (S. 230- 240). 7 Schreiner (wie Anm. 5) 259. 8 Von mir frei übersetzt; vgl. M. Crusius, Annales Suevici 2, Frankfurt a. M. 1595, 316f.: "Reperta est et altera causa appelationis Gamundae, in libris Lorchensium Monachorum: sive vera, sive facta. Quodam tempore, inquiunt, uxor Friderici Antiqui, Domina Agnes, annulum desponsationis suae, illo in loco perdiderat: magnoque inde dolore affecta erat. Turn Dux Fridericus, publico scripto munus egregium repertori promisit. Oppidi etiam in loco aedificationem, ubi annulus esse repertus, vovit. lgitur cum diu quaereretur: ibi repertus est, ubi nunc Gamunda cernitur. Cuius oppidi tune initium factum, et Gamunda vocata, putatur: quod nomen ei a Friderico impositum sit: quasi diceret: Gaude Munde, annulus. repertus est. Sed haec mittamus, cum certa non sint. Nam postea inveni: non Gamundam, sed coenobium quoddam, illa causa conditum fuisse". 9 Friz, Beschreibung des Eppersteins, zit. nach Hs. UB München 40 Cod. ms. 287, f. 44v (Hs. im Kaplaneihaus St. Salvator, S. 59f.). Hinweis bei Walter Klein, Gmünder Heimatbll. 9 (1936) 121 (nach der verschollenen Hs. des Stadtarchivs Schw. Gmünd (Stadt AG) S. 71). Zu Autor und Werk vgl. K. Graf, Die Geschichtsschreibung der Reichsstadt Schw. Gmünd im 17. u. 18. Jh., in: Barock in Schw. Gmünd (1981) 196ff. Eine Abhängigkeit Friz' von c;rusius kann ausgeschlossen werden. 10 Vgl Graf (wie Anm. 6) 225; Ders. (wie Anm. 9) 198. 11 M. Zeiller, Chronicon . .. , Ulm 1653, 274. 12 Vogt zit. nach Hs. StadtAG Ch 2, S. 462; vgl. Graf (wie Anm. 9) 232. 13 Gute Abb. mit Wiedergabe der Unterschrift bei Spranger (wie Anm. 5) Abb. 2 nach S. 24. -Was man bei Georg Stütz, Sagen der Heimat (3 1981)21 über eine auf die Ringsage bezügliche Mauerinschrift lesen kann, beruht auf einem Irrtum. 14 Zu im vgl. Albert Deibele, Gmünder Heimatbll. 26 (1965) 28f.; Ders., Das Katharinenspital ... (1969) 93f.; Hermann Kissling, Kunst im Städt. Museum in Schw. Gmünd (1979) 51-54. 148 15 Dom. Debler, Chronica (Hs. StadtAG Ch 6) 1,78 (zu Wagner vgl. Graf, wie Anm. 9, 215). Die Nachricht über die Entstehung 1714 findet sich inhaltlich übereinstimmend auch bei Dom. Debler V, 221 (von Michael Grimm, Gesch. d. ehern. Reichsst. Gmünd, 1867, 340 falsch interpretiert). 16 Gräfl. Rechbergisches Archiv Donzdorf, A 704. 17 B. Kaißer, Führer durch Gmünd und Umgebung (1876) 61. 18 Folgende Möglichkeit erscheint mir denkbar. Nach Dom. Debler soll Heberle den Entwurf ~iner Vorlage in der herzog!. württ. Kunstkammer in Stuttgart verdanken (Herr Pr~f. J?r. W.· Fletschhauer, Stuttgart, teilte mir hierzu jedoch mit, ihm sei aus den Inventaren kem Btld dteses .!hemas bekannt). Es könnte sein, daß Heberle einen Besitz- oder Inventurvermerk seiner Vorlage ubernommen hat, da die Kunstkammer 1670 neu organisiert und durch eine Gemäldegalerie erweitert wurde. Am 22. Juni 1670 erließ Herzog Eberhard III. eine Verordnung über die Kunstkammer. Im selben Jahr wurde auch ein Gesamtinventar angelegt (W. Fleischhauer, Die Gesch. d. Kunstkammer der Herzöge v. Württ., 1976, 69ff., 77ff., Württ. Jbb. 1836, 196f.). 19 1n den jüngeren Werken David Wollebers, vgl. Graf (wie Anm. 6) 110; zuerst in LB Stuttgart Cod. bist. 20 934, f. 64v (Zitat). 20 Vgl. Hermann Fischer, Schwäb. Wb. 6/1, 675f., Spranger (wie Anm. 5) 27 Anm. 10. Der Turmname ist in Gmünd erstmals 1337 als "sant Johannes wendenlstain" belegt (Graf, wie Anm. 4, 146). 21 Ein frühneuzeitliches Inventar aus Franken verzeichnet "silberne Ringe mit Schwindelstein, Gichtringe genannt" (Württ. Franken 8, 1869, 248, vgl. Fischer, Schwäb. Wb. 5, 1290). Auch der Kristall hieß Schwindelstein, vgl. Handwb. d. dt. Aberglaubens 5, 576. 22 Vgl Graf (wie Anm. 6) 223ff. 23 Spranger (wie Anm. 5) 26. Für eine mir mündlich mitgeteilte Version der Sage, der Ring ~i nicht im Geweih eines Hirsches sondern im Horn des Gmünder Einhorns (Symbol der Keuschhett!) entdeckt worden, besitze ich keinen schriftlichen Beleg. . 24 Graf (wie Anm. 6) 158f. 25 Zum Hirsch-Motiv existiert eine Ulmer Parallele. Der Ulmer Dominikaner Felix Fabri (Tractatus de civitate Ulmensi ... , hg. v. G. Veesenmeyer 1889, 15) gibt Ende des 15. Jh. eine Ursprungsüberlieferung der Stadt U).m wieder (mit der Bemerkung "das Volk erzählt" - "vulgares referunt"), wonach man an der Stelle der Stadt ("loco . .. tune silvoso" ) gejagt und einen großen Hirsch mit einem goldenen Kreuz auf der Stirn gefangen habe. Dort s~i die Kapelle zum hL K~e'!z. (vgl. A:. Rieber/K. Reutter. Die Pfalzkapelle in Ulm, 1974, !Off.) ernchtet worden und dabet etmge Gebaude, woraus sich die Stadt entwickelt habe. Schon jetzt sei auf die Anleihe der "volkstümlichen" Überlieferung bei der bekannten Hubertus- bzw. Eustachius-Legende hingewiesen, weiteres unten Anm. 30. 26 Fischer, Schwäb. Wb. 6/2, 1429f. 27 Vgl. ausfUhrlieh Spranger (wie Anm. 5) 40-43; Floridus Röhrig, Echte und falsche BabenbergerÜberlieferungen in Klosterneuburg, in: Babenberger-Forschungen (1976) 236f., 243f. 28 Spranger (wie Anm. 5) 40f. . . 29 Eine (freilich kaum aussagekräftige) ikonographische Parallele besteht zwtschen dem Btld Heberles, in dem Maria mit dem Kind über der Kirche schwebt, und der ältesten bildliehen Darstellung der Schleierlegende auf dem Flügelbild eines Leopold-Altars von Rueland Frueauf d. J. (1505), das die Muttergottes in einer Glorie über dem Holunderbusch zeigt (vgl. Alfred Stange, Rueland Frueauf d. J., 1971, 12, 152 Nr. 3, Tafeln 46-49). 30 Vgl Maria-Verena BUmmel, Bauplatzlegende, Enzykl. d. Märchens 1, 1401-1404. Auch das U~er Motiv (vgl. o. Anm. 25) "Hirsch mit Kreuz im Geweih erscheint" gehört zum Motivfundus dteses Legendentyps (ebd. 1402 mit Anm. 31). 31 Zu ihr vgl ausführlich Jörg Kastner, Historia fundationum monasteriorum (1974) bes. 94ff. 32 Ebd. 96. 33 Magazin f. Pädagogik 98 (1935) 437-440, auch in R. Wiebel, Die geistige Botschaft romanischer Bauplastik (1940) 38- 41. 34 Kastner (wie Anm. 31) 104ff. 35 Zur Ring-Allegorese vgl. Verena Labhart, Zur Rechtssymbolik des Bischofsrings (1963) 35f., 44ff.; weitere Hinweise auf den theologischen Symbolgehalt des Rings als Zeichen flir den Bund GottMensch vgl im Wb. der Symbolik, hg. v. M. Lurker (1979) 294,418,456, 613, 620. 36 Kastner (wie Anm. 31) .U4f. mit Anm. 545. 37 So z. B. in einer Jagdpredigt des 14. Jh., vgl. den Katalog Die Zeit der frühen Habsburger. Dome und Klöster 1279- 1379 (1979) 368 Nr. 125 . 38 Außer der Ringsage wüßte ich für ihn - ohne freilich systematisch gesucht zu haben - nur n~ch eine Alemannia 10 (1882) 127 mitgeteilte Kapellengründungserzählung aus dem 18. Jh. anzufuhren : die Grafen von Fürstenberg verloren bei einer Jagd alle Hunde und Jäger und gelobten daraufhin, eine Kapelle erbauen zu lassen. 39 Treffende methodische Überlegungen zur historischen Personen-Sage finden sich jüngst bei Helge 149 Gerndt, Das Nachleben Heinrichs des Löwen in der Sage, in: Heinrich der Löwe, hg. v. W. D. Mohrmann (1980) 440-465. Literaturtitel zum "Nachleben" historischer Persönlichkeiten stellt Dagmar Jank, Archiv f. Kulturgesch. 61 (1979) 69f. Anm. 1 zusammen. 40 Handwb. z. dt. Rechtsgesch. 1, 842. 41 Graf (wie Anm. 6) 150. 42 Ebd. 156f. u. ö. 43 Ebd. 151 nach Abschrift im Weser-Nachlaß StadtAG Bd. 6, S. 369. 44 Ebd. 158 nach Friz (wie Anm. 9) f. 35v. 45 Vgl. Werner Gebhardt, in: Die Schriftmuster des Laurentius Autenrieth ... (1979) 76 mit Anm. 39. 46 Methodisch weiterführend: Hermann Bausinger, Volkssage und Geschichte (Die Waidenburger Fastnacht), Württ. Franken 41 (1957) 107- 130. 47 Zu Träger und Funktion Gmünder Staufertraditionen vgl. ausführlich Graf (wie Anm. 6). 48 "Herlikofer Dominikanerchronik" (Hs. Pfarrarchiv Herlikofen) f. 3-3v; Franz Xaver Debler (Hs. Stad.tAG Ch 2) S. 228-232 (Druck: Der Bote vom Remsthal 1862, 637); Dom. Debler (wie Anm. 15) I, 77f. Zur Rezeption Vogts und zu den genannten Werken vgl. Graf (wie Anm. 9), Ders., Gmünder Chronisten im 19. Jh., einhorn-Jb. 1981, 177-185. 49 Vgl. Hugo Schnells kleinen Kirchenflihrer St. Johannis, 10; Hermann Kissling, Gmünder Heimatbll. 26 (1965) 12; vgl. auch K. Graf,Madonna oder Herzogin Agnes, RZ Nr. 248 v. 26.4.1978 S. 14. SO Kurzgefaßte Gesch. u. Beschreibung d. Reichsst. Schwäbisch Gmünd, Gmünd 1802, 86f. Ebd. 15 lehnt Rink die Identifizierung mit Agnes ab, unterläßt aber auch den zutreffenden Hinweis auf Maria (Spranger, wie Anm. 5, 27 Anm. 11). S 1 Gmünd 1813, Zitate 28f. Zu Werfer vgl. Graf (wie Anm. 48) 180. .52 Ellwangen 12 (1805) Zitate 31f., 32 Anm.*. 53 Vgl den Katalog des Stuttgarter Kunstauktionshauses Dr. Fritz Nagel, 297. Auktion, 105 Nr. 1095, Abb. S. 107 (letzter Besitzer im Reuttinger Raum, angesetzt mit 1800 DM). Die Schrift auf der Rückseite lautet: "Die Gegend der Schwäb. Stadt Gmündt vnd die Jagd Friedrich's Barbarossa Kaiser von De.utschland in den Jahren 1080-1152 (!)". Vgl. auch K. Graf, RZ Nr. 174 v. 2.8.82 S. 10. 54 Vgl. Anton Nägele, Die Heilig-Kreuzkirehe in Schwäbisch Gmünd (1925) 240: "Eine spätere reliefartig ausgestaltete Kopie von der Hand des Franziskus Franz von 1800 (?) besitzt die J. E. G. A.Sammlung und der Verfasser". Laut Mitteilung d~s Museums ist dieses Stück der J. Erhardschen Altertümersammlung heute nicht mehr vorhanden. 55 Sammlung vermischter Aufsätze zum Nutzen und Vergnügen flir gebildete Leser 2, Ludwigsburg 1813,5-50, hier 27f. 56 Rink (wie Anm. SO) 87. Vgl hierzu auch Prescher (wie Anm. 52) 13 Anm. *über die Tafel in der Johanniskirche: "Aber sie ist nicht alt, und der Maler hat wohl auch keine alte Ansicht der Burg [Hohenstaufen) kopirt". 57 Manfred Akermann, Das Bild der Burg Hohenstaufen, Schwäb. Heimat 21 (1970) 104, 106. 58 Zur Rolle des Hohenstaufens im Geschichtsbild des 19. Jh. vgl. Friedrich Weigend/Bodo M. Baumunk/Thomas Brune, Keine Ruhe im Kyffhäuser (1978) 83ff. (Zitat 83); Th. Brune, Staufertraditionalismus im Spiegel einer Lokalzeitung seit 1863 (1977) 17; Die Zeit der Staufer 3 (1977) 319ff., 327ff. 59 Tafel nach S. XII mit Erläuterung ebd. XIVf. 60 Gustav Schwab, Die Neckarseite der Schwäbischen Alb, Stuttgart 1823, 214. 61 Malerische Reise von der Oberamtsstadt Aalen . .. , Gmünd 1835, 76. Skeptischer ist J . L. Alle'; Aussichten auf dem Hohen-Rechberge . .. , Gmünd 1834, 97f., der von einem "dem Anschein nach erst in späterer Zeit gefertigten Oelgemälde" spricht. - Zu einem 1831 in der Kirche angebrachten lateinischen Chronogramm zur Ringsage vgl. K. Graf, in: Barock (wie Anm. 9) 132 mit Anm. 34. 62 Anonym im Bei-Blatt • . . Nr. 12f., S. 45-52 (Wiederabdruck: K. Graf, SonderbeiL "25 Jahre Baden-Württemberg" zur Gmünder Tagespost Nr. 93 v. 23.4.1977). Zu Epple vgl. jüngst K. Graf (wie Anm. 48) 181f. Ohne Autorenangabe übernommen in das handschriftl. "Deutsches Declamatorium flir Elementarschüler, ges. v. J. Pfletschinger" (vgl. P. Spranger, Der Geiger von Gmünd, 1981, 98), Hs. StadtAG, S. 244- 252. 63 Reuttingen 1836, 115-119. 64 Die Burgen, Klöster, Kirchen und Kapellen Württembergs . . . 1, Stuttgart 1860, 160- 162. 65 Stuttgart-Leipzig o. J. (31878) 76f. 66 Gmünd 1925 (Exemplar: LB Stuttgart). 67 Wie Anm. 65, 93. 68 Bd. 3, 348; weitere Belege zur Gmünder "Goldschmiedstradition", worunter die Zuriickflihrung des heutigen Renommiergewerbes und der früheren Hauptindustrie in möglichst frühe Zeit und ihre Aufwertung als Kunst-Gewerbe zu verstehen ist, finden sich bei Spranger (wie Anm. 62) 85 mit Anm. 126f.; K. Graf, RZ Nr. 85 v. 14.4.1982 S. 12; Alle (wie Anm. 61)94. 69 Prescher (wie Anm. 52) 48. 150