Projektbesscheibung erth

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Projektbesscheibung erth
earth net art
VIRTUELLE KUNST AUF GOOGLE EARTH
Bild: eiger north face memorial, Matthias Lehmann, Google
Ein Projekt zur Etablierung zeitgenössischer Kunst
im öffentlichen Google-Earth-Raum
Matthias Lehmann
Zieglerstraße 7
01217 Dresden
+491797388026
[email protected]
www.matthiaslehmann.de
© Dresden 2009
earth net art
VIRTUELLE KUNST AUF GOOGLE EARTH
Einführung
Google Earth ist eine, in der Grundform unentgeltliche Software der Google Inc. und stellt einen virtuellen
Globus dar. Sie kann Satelliten- und Luftbilder unterschiedlicher Auflösung mit Geodaten überlagern und auf
einem digitalen Höhenmodell der Erde zeigen. [...] Da sich eigene Geodaten im Keyhole Markup Language
(KML)-Format abspeichern und wieder einladen lassen, stellen zahlreiche Anwender Zusatzdaten bereit.
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Mittels sogenannter Netzwerklinks können diese Daten aktuell vom Server nachgeladen werden.
Die Eigenschaften der Software-Plattform bilden eine gute Grundlage, der virtuellen Erdoberfläche
künstlerische Inhalte hinzuzufügen, die sich auf bestimmte Orte unserer Erde beziehen. Innerhalb des
Programms lassen sich viele verschiedenen Ebenen anzeigen und als Zusatzmaterial aus dem Internet
laden, welche die Darstellung bestimmter Sachverhalte (z.B. weltweite Verkehrsdaten, Wetterinfos oder 3DModelle von Gebäuden) auf der Erdoberfläche ermöglichen.
Künstlerische Beiträge lassen sich entweder auf einem von Google unabhängigen Server bereitstellen, die
dann über einen Download auf der Google-Earth-Oberfläche betrachtet werden können oder man nutzt die
von Google bereitgestellte 3D-Galerie (http://sketchup.google.com/3dwarehouse/), um den künstlerischen
Inhalt für den potenziellen Betrachter bereitzustellen.
Das Projekt
Im Gegensatz zu Second Life, bei dem sich die virtuelle Umgebung vollkommen losgelöst entwickelt, gibt es
bei Google Earth eine unmittelbare Bindung an den virtuellen Globus. Allein auf dieser Oberfläche mit ihrem
direkten Bezug zur Erdoberfläche, ist es möglich zu agieren. Dadurch besteht immer eine Verbindung zu
dem reellen Referenzort, den die virtuelle Umgebung versucht zu simulieren.
Google Earth Globus
Google Earth Oberfläche
Wenn nun auf dieser Oberfläche künstlerische Inhalte gezeigt und hergestellt werden, beziehen diese sich
immer auf einen real existierenden Ort. Es ist also neu, dass man auch auf einer virtuellen Oberfläche von
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„Site specifity“ sprechen kann, einem Begriff, der sich bisher hauptsächlich für Kunst im öffentlichen Raum
anwenden ließ. Virtuelle Objekte, die sich auf eine materielle Umgebung beziehen, entfalten allein durch
ihren Realitätsbezug ein besonderes Potenzial. Nicht an materielle und physikalische Gesetze gebunden,
können sie sich frei entfalten ohne an Grenzen der Statik und Wirtschaftlichkeit zu stoßen. Durch ihren
Ortsbezug geben sie jedoch vor, Teil der Realität zu sein, oder beinhalten immer die Möglichkeit real
gedacht, bzw. umgesetzt zu werden. Dabei kommt es zu einer Vermischung von realen und fiktiven Inhalten,
die auch der Phantasie des Rezipienten einen großen Handlungsspielraum gewähren.
Durch die starke Präsenz des Globus und dem vorhandenen Realitätsbezug werden künstlerische Inhalte
verstärkt politisch. Sie können durch ihren Bezug globaler gedacht und verstanden werden.
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Vergl.: Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Google_Earth
Erstmals beschrieben von: Douglas Crimp: Redifining Site Specifity. in: Rosalind Krauss (ed): Richard Serra / Sculpture. Museum of
Modern Art, New York 1986
Das Projekt ist über einen längeren Zeitraum angelegt und soll ständig mit neuen Modellen ausgebaut und
erweitert werden. Dabei reagieren die „dreidimensionalen Kommentare“ nicht nur auf einen bestimmten Ort
sondern auch auf politische oder gesellschaftliche Ereignisse, die mit diesem Ort in enger Verknüpfung
stehen. Dazu gibt es in der Regel einen kurzen Text, gestaltet wie „shortnews“ bestimmter Websites, der
dem virtuellen Objekt eine Inhaltliche Ebene hinzufügt.
Die Konstruktion der Modelle folgt eher Ihrer Inhaltlichen Bestimmung. So gibt es Modelle, die in ihrem
Aufbau sehr einfach sind, in ihrem Kontext aber eine besondere Wirkung entfalten.
Vorerst wurden 12 Modelle für virtuelle Kunst im öffentlichen Google-Earth-Raum gebaut.
Beispiele können unter www.matthiaslehmann.de über die entsprechenden Links vom Google-Server
heruntergeladen und über Google Earth 4.0 und neuer (kostenlos erhältlich unter
http://earth.google.com/intl/de/) angeschaut werden.
Auf der Google 3D-Galerie (http://sketchup.google.com/3dwarehouse/), findet man das Projekt auch unter
der Sucheingabe „earth net art“. Dort lassen sich alle Arbeiten mit dem entsprechenden Google-Earth-Plugin
auch direkt auf dem Internetbrowser anschauen.
earth net art
Beispiele (die Bilder sind mit den entsprechenden Modellen im Internet verlinkt, bitte draufklicken)
go west
350 Betonfiguren, 3 x 106 x 198 Meter
31º 21'16.80"N, 25º 34'41.55"E, Libysche Wüste, November 2008
Bild: go west, Matthias Lehmann, Google
350 identische menschliche Betonfiguren laufen, einen Pfeil bildend, aus der Libyschen Wüste Richtung
Europa. Sie flüchten vor Hunger, Trockenheit und Bürgerkrieg. Ihr Ziel sind der vermeintliche Wohlstand
und die ebenso vermeintliche Sicherheit des Westens.
eiger north face memorial
Polyester, goldbeschichtet, Ø 62 x 90 Meter
46º 34'38.72"N, 8º 0'17.82"E, Eiger Nordwand, Schweiz, November 2008
Bild: eiger north face memorial, Matthias Lehmann, Google
Die Eiger Nordwand ist eine der berüchtigsten Kletterwände der Alpen. Zum einen, weil sie eine der größten
Herausforderungen für Bergsteiger und Kletterer bis heute darstellt (hier kamen von der Erstbesteigung bis
2007 mindestens 65 Bergsteiger ums Leben), zum anderen weil die Möglichkeit besteht, dass sie in ihrer
bizarren Schönheit nicht mehr lange existiert. Durch die Erderwärmung taut im Gestein gefrorenes Eis auf
und verringert die Stabilität des Felsmassivs. Am 13. Juli 2006 um 19.24 Uhr stürzten rund 500.000
Kubikmeter Felsbrocken auf den unteren Grindelwaldgletscher ab.
Aufgrund dieser Ereignisse wurde nach größten Anstrengungen des ansässigen Alpenvereines am 1.
Dezember 2008 das beeindruckende Mahnmal eiger north face memorial am Gipfel des 3970 Meter hohen
Berges eingeweiht. Die Höhe des Berges überschreitet damit die 4000er Marke und beträgt nun 4025 Meter.
raketenabwehrsystem für schwyz
Stahlseilgeflecht, 750 x 200 Meter,
47º 2'3.03"N, 8º 41'5.99"E, Schwyz, Schweiz, Dezember 2008
Bild: Raketenabwehrsysthem für Schwyz, Matthias Lehmann, Google
In einer eidgenössischen Abstimmung des Kantons Schwyz in der Schweiz, kam es zur mehrheitlichen
Befürwortung für den Bau eines Raketenabwehrsystems. Das Thema sei schon seit mehreren Jahren
aufgrund der Nichtmitgliedschaft der Schweiz in der NATO brisant gewesen, aber immer wieder verschoben
worden. Dadurch müsse man verstärkt nach eigenen Lösungen suchen. Bedauerlich ist, dass es nun zu
einem Alleingang des Kantons Schwyz kommt, nachdem sich alle anderen Kantone aus ästhetischen
Gründen dagegen ausgesprochen hatten.
So ist wenigstens hier der Großteil der Bevölkerung sicher, für alles, was aus Richtung Osten kommt.
frische brise in schöppingen
Ventilator mit E-Motorenantrieb, Betonsockel, 140x95x70 Meter
52° 5'30.99"N, 7°14'53.22"E, Schöppingen, Deutschland, Mai 2009
Bild: frische prise in schöppingen, Matthias Lehmann, Google
Wenn anderenorts aufgrund anhaltender Flauten die Windräder stillstehen, kann man in Schöppingen immer
noch eine frische Prise spüren. Schuld an dem anhaltenden Luftstrom im Ort ist ein Modellprojekt der
Bundesregierung, bei dem der Bau eines riesigen Ventilators auch bei Windflauten den stetigen Betrieb des
ansässigen Windparks am Schöppinger Berg garantiert. Die Anlage rechnet sich, da der Ventilator mit
„billigerem Atomstrom“ betrieben wird.
dinner is ready
Metallkonstruktion, lackiert, 570 x 25 Meter
33° 57'42.62"S, 18° 24'56.55"E, Tafelberg, Kapstadt, Südafrika, Mai 2009
Bild: dinner is ready, Matthias Lehmann, Google
Die Intervention eines noch unbekannten deutschen Künstlers, bestehend aus einem riesigen Schriftzug mit
den Lettern “DINNER IS READY!“, der in leuchtenden Farben am Tafelberg bei Kapstadt installiert wurde,
löste internationale Proteste aus. Die UNESCO und verschiedene Umweltorganisationen beklagen die
Beeinträchtigung der natürlichen Wirkung des imposanten Bergmassivs. Gegenwärtig wird über die
Demontage des durch Spendengelder finanzierten Kunstwerkes debattiert.
he is back again
Skulptur, verschiedene Materialien, 38x 23x25 Meter
40° 42'18.38"N, 73° 59'21.72"W, Manhatten-Bridge, New York, USA, Mai 2009
Bild: he is back again, Matthias Lehmann, Google
Eine Skulptur des koreanischen Künstlers Dong Hingkong auf der Manhatten-Bridge in New York,
verursachte nach ihrer Enthüllung ein unerwartetes Verkehrschaos. Einige Verkehrteilnehmer gerieten in
Panik, weil sie dachten, sie hätten es mit dem wiedergekehrten leibhaftigen Riesengorilla zu tun. Große
Warnschilder sollen nun die Autofahrer auf die zu passierende Skulptur vorbereiten.
moeraki boulders octopus
Skulptur, verschiedene Materialien, 30x75x55 Meter
45° 20'42.92"S, 170°49'38.23"E, Moeraki Boulders, New Zealand, Mai 2009
Bild: moeraki boulders octopus, Matthias Lehmann, Google
Der Touristenanziehungspunkt „Moeraki Boulders“, bestehend aus über 30 am Sandstrand liegenden
natürlichen Steinkugeln, die durch vulkanische Prozesse entstanden sind, soll nach der Fertigstellung einer
Kraken-Skulptur, der sonst strukturschwachen Region an der Ostküste New Zealands auf die Beine
verhelfen. Man erhofft sich einen hohen Ansturm von Reisenden, die durch das spektakuläre Seeungeheuer
angezogen werden.
freiheits-und einheitsdenkmal
Rolltreppe, Edelstahl, Spannbeton, Glas, 10,5x4,2x5,5 Meter
52° 30'59.35"N, 13° 24'0.03"E, Schlossfreiheit, Berlin, Mai 2009
Bild: freiheits-und einheitsdenkmal, Matthias Lehmann, Google
Der Deutsche Bundestag hat am 9. November 2007 beschlossen, dass die Bundesrepublik Deutschland
zum Gedenken an die friedliche Revolution im Herbst 1989 und an die Wiedergewinnung der staatlichen
Einheit Deutschlands ein Freiheits- und Einheitsdenkmal errichtet. In einem vergleichsweise kurzen
Entscheidungsprozess wurde der Entwurf eines noch relativ unbedeutenden deutschen Künstlers, eine
freischwebende Rolltreppe, deren Stufen beim Herausfahren historische Wegmarken deutscher Einheitsund Freiheitsbestrebungen offen legen, zur Ausführung gebracht.
valentina tereschkowa monument
Granitsockel, Granitskulptur, bemalt, 52x15x15 Meter
45° 42'8.81"N, 63° 20'25.78"E, Kosmodrom Baiqongyr , Kasachstan, Mai 2009
Valentina Tereschkowa flog am 16. Juni 1963 als erste Frau ins Weltall. Mit einem Jahr Verspätung wurde
nun das zum 45. Jahrestag geplante Monument zur Ehren von Valentina Tereschkowa eingeweiht. Es steht
auf einer kleinen Anhöhe, 6 Kilometer nördlich des Kosmodroms Baiqongyr, im südlichen Kasachstan, wo
die berühmte Raumfahrt im Juni 1963 startete. Baiqongyr ist heute noch der größte Raketenstartplatz der
Welt. Nach offiziellen Angaben erstreckt er sich 2004 über eine Fläche von 6.717 Quadratkilometern. Das
Modell der in ihrem Raumanzug eingepackten Valentina Tereschkowa stammt von dem Schweizer Künstler
Max Grüter.

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